Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten

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Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten
AUDIO
Digitalisierungsbericht

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Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten
Digitalisierungsbericht 2020
Audio

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Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten
Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation in der
Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Angaben beziehen
sich immer auf Angehörige aller Geschlechter.

Herausgeberin
die medienanstalten – ALM GbR
Friedrichstraße 60
10117 Berlin

Tel: + 49 30 206 46 90 - 0
Fax: + 49 30 206 46 90 - 99

E-Mail: info@die-medienanstalten.de
Website: https://www.die-medienanstalten.de

Verantwortlich
Dr. Wolfgang Kreißig – Vorsitzender der Direktorenkonferenz
der Landesmedienanstalten (DLM)
Thomas Fuchs – Koordinator des Fachausschusses Netze,
Technik, Konvergenz der ZAK/DLM

Redaktion
Cornelia Bergner, Uwe Haaß, Dr. Abel Reiberg,
Gemeinsame Geschäftsstelle der Medienanstalten, Berlin

Copyright © 2020 by
die medienanstalten – ALM GbR

Bildnachweis:
S. 4, Foto Thomas Fuchs: Achim Multhaupt
S. 49, Foto Simon Berghofer: Jens Jeske
S. 49, Foto Regina Deck: Andreas Grzesiak
S. 50, Foto Steffen Meyer-Tippach: Nikolaus Brade
S. 51, Foto Siegfried Schneider: C- Hag Gabriele Hartmann
Illustrationen: © Rosendahl x Borngräber UG, Daniela Sattler

Stand: Oktober 2020
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-948350-02-4

Design, Bildkonzept, Illustrationen und Satz
Rosendahl x Borngräber UG
Website: www.rosendahl-berlin.de

Druck
PIEREG Druckcenter Berlin GmbH

Der Digitalisierungsbericht wird klimaneutral
und nach FSC Standards gedruckt.
Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten
Digitalisierungsbericht 2020
Audio

herausgegeben von
die medienanstalten – ALM GbR
Vorwort

                          Thomas Fuchs
                          Fachausschuss Netze, Technik,
                          Konvergenz der ZAK / DLM

Wer hätte das gedacht? Das Jahr 2020 hatte so             Internet an zweiter Stelle als Informationsquelle
harmonisch und fließend angefangen. Der neue              für das lokale Geschehen. Der Rundfunk zeigt sich
Medienstaatsvertrag werde ein Aufgabenschwer-             als systemrelevantes ­Medium. Aber die private Sei-
punkt und die Entwicklung unserer Satzungen               te des dualen Systems rutscht aufgrund der ohne
dazu eine Herausforderung, dachten wir. Und               Vorwarnung wegbrechenden Werbeeinnahmen in
plötzlich stehen wir mitten in einer Krise, die uns       eine wirtschaftliche Krise. Deshalb unterstützen
vor Augen führt, wie fragil unsere Medien- und            der Bund, die Länder und die Landesmedienanstal-
Konsumwelten aufgebaut und miteinander ver-               ten die Hörfunksender mit Hilfsfonds, die teilweise
zahnt sind. Wenn Geschäfte geschlossen sind, kann         die Verbreitungskosten übernehmen.
man nichts verkaufen. Wenn nichts gekauft wer-
den kann, bucht niemand Werbung. Wenn keine               Zu einem Radioverbreitungsweg ist inzwischen
Werbung gebucht wird, steht man als privater Hör-         auch der Smart Speaker geworden. Längst sind alle
funksender ohne Einnahmen da. Plötzlich finden            Radiosender auf Smart Speakern verfügbar. Ent-
keine lokalen und regionalen Sportveranstaltungen         weder als eigener Skill oder über einen ­Aggregator
mehr statt. Alle Gemeindefeste, Kulturveranstal-          wie TuneIn oder den Radioplayer. Aber wie finde ich
tungen, Straßenumzüge, medial begleitete Veran-           meinen Lieblingssender auf diesen­­Geräten? Was
staltungen in Möbel- und Autohäusern werden ab-           muss ich ihm zurufen? Oder von der anderen S­ eite
gesagt. Die Kultur- und Sportredaktionen werden           betrachtet: Was muss ich programmieren? Wel-
langsam unruhig. Was sollen sie denn berichten?           chen Start-Satz muss ich im Radioprogramm im-
Gleichzeitig steigt das Informationsbedürfnis der         mer wieder beispielhaft wiederholen, damit mein
Bevölkerung. Gerade lokale Informationen über             treuer Hörer schon beim ersten Zuruf seinen Sen-
die weltweite Corona-Pandemie werden nachge-              der wiederfindet? Siegfried Schneider widmet sich
fragt. Mehr als 11 Prozent Zuwachs werden in die-         in seinem Artikel der Auffindbarkeit von Hörfunk-
sem Bereich in unserer aktuellen Mediengewich-            sendern auf Smart Speakern. Gab es im vergan-
tungsstudie gemessen. Das Radio steht nach dem            genen Jahr noch eine große ­Unzufriedenheit bei

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den ­Sendern und Verbänden, wurde in den letzten       dem letzten Jahr ihren gelegentlichen Nutzer-
­Monaten vom Marktführer Amazon eine Entwick-          kreis erheblich erweitert. Das starke Wachstum
 lung angestoßen, die eine verbesserte Auffindbar-     der Nutzung digitaler Audioinhalte mag durch die
 keit, mehr Synonyme in der Ansprache, weitere         ­Corona-Krise zwar zusätzlich getriggert worden
 Funktionen und vor Allem eine Priorisierung ge-        sein, tatsächlich steht dahinter aber ein langfris-
 genüber den Aggregatoren ankündigt.                    tiger Trend. Regina Deck (BLM) und Steffen Meyer-
                                                        Tippach (mabb) analysieren die diesjährigen Er-
Die Ergebnisse der diesjährigen bevölkerungsre-         gebnisse des Online-Audio-Monitors. So entdecken
präsentativen Befragung, erläutert von Dr. Simon        z. B. weitere Altersgruppen die Onlineangebote, der
Berghofer, zeigen deutlich: Die Digitalisierung des     größte Zuwachs zeigt sich hier bei den ab 50-Jähri-
Hörfunks schreitet stetig voran. Die „Netto-Digi-       gen. Bei Musikstreamingdiensten steigt insbeson-
talisierungsquote“ steigt auf über 63 Prozent, d. h.    dere die Nachfrage im Bereich Podcasts.
zwei von drei Personen in Deutschland haben Zu-
gang zu einem digitalen Radioempfangsgerät oder        Insgesamt verzeichnen wir einen weiteren Zu-
hören Webradio. Im Detail zeigt sich, dass DAB+        wachs digitaler Endgeräte und deren Nutzung.
weiter zulegt – mittlerweile hat mehr als ein Vier-    Die Auffindbarkeit der Inhalte auf den Plattfor-
tel der Menschen in Deutschland Zugang zu einem        men ist für große Anbieter kein Problem, regiona-
Empfangsgerät mit dem digitalen terrestrischen         le Programme finden jedoch oftmals kein Gehör.
Standard.                                              Die S­icherung der Angebotsvielfalt in der digitalen
                                                       Welt und der chancengleiche Zugang zu digitalen
Aber auch die IP- und Webradionutzung steigt           Verbreitungsmedien bleibt daher eine wichtige
weiter und treibt die Hörfunkübertragung im-           Aufgabe der Medienanstalten.
mer weiter in Richtung digital. Ob Hörbücher und
Hörspiele, Podcasts, Musikstreaming-Dienste oder
Webradio – alle Online-Audioangebote haben seit

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Inhalt
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten?   9
Siegfried Schneider

Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland

Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland       16
Dr. Simon Berghofer

Methodik                                                                     28

Online-Audio dreht auf                                                       30
Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2020
Regina Deck / Steffen Meyer-Tippach

Die Aufgaben der ­Landesmedienanstalten im Hörfunk                           47

Autoren                                                                      49

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Auffindbarkeit über Smart
Speaker – vertraue ich meinem
Sprachassistenten?
Siegfried Schneider

Immer mehr Menschen hören Online-Audio über           Smartphone das bevorzugte Empfangsgerät (76
Smart Speaker. Die kleinen Lautsprecher, die zu-      Prozent), aber bereits 14 Prozent verwenden dafür
hören, erobern seit einigen Jahren die Wohnzim-       einen digitalen Sprachassistenten.
mer – und mit ihnen globale Player wie Amazon,
Google oder Apple, aber auch Unternehmen wie          Welches Potenzial in dieser Entwicklung steckt, zei-
die Deutsche Telekom. Ausgestattet mit Mikro-         gen die Zahlen aus den USA: Dort ist die ohnehin
fonen stellen Smart Speaker die Verbindung mit        höhere Nutzung von Smart Speakern während der
Sprachassistenten wie Alexa oder Siri her, die ei-    Corona-Krise nochmals deutlich gestiegen, so der
nem auf Zuruf all das abnehmen, was man bisher        „Smart Audio Report 2020“ von NPR und E      ­ dison
via Maus, Tastatur oder Touchscreen erledigt hat.     Research. 77 Prozent der Amerikaner nutzen die Ge-
Ganz egal, ob man seinen Radiosender vor Ort, das     räte deutlich mehr als vor Ausbruch der Pandemie
TV-Programm vom Feierabend oder Büroartikel für       – am häufigsten um Musik abzuspielen, das Wetter
den nächsten Home-Office-Tag haben möchte – die       zu erfragen oder sich wecken zu lassen. Mehr als
cleveren Helfer kümmern sich darum.                   die Hälfte gibt an, seit Corona auch häufiger Nach-
                                                      richten über die digitalen Assistenten zu hören.
Das ist erst einmal gut für die Gattung Radio. Denn
durch Sprachsteuerung kehrt das Radioprogramm         Man muss kein Prophet sein, um zu vermuten,
mit vielen Zusatz-Optionen ins Wohnzimmer zu-         dass – analog zum angestiegenen Medien­konsum
rück. Während die klassischen Geräte – abgese-        insgesamt – Smart Speaker auch in Deutschland
hen vom Autoradio – bisher meist in der Küche, im     während des Lockdowns verstärkt zum Einsatz
Bad oder im Schlafzimmer standen, werden Smart        ­kamen.
Speaker vor allem im Wohnzimmer installiert. Zwar
ist bei Hörern von Online-Audio-Angeboten laut        Die Nutzungsmotive bei uns sind ganz ähnlich wie
dem Online-Audio-Monitor 2020 eindeutig das           in den USA: Laut Online-Audio-Monitor werden
                                                      Smart Speaker auch hierzulande für den Abruf
                                                      ­verschiedener Service-Leistungen wie zum Beispiel

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Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten?

dem Wetterbericht und für Nachrichten genutzt.                       schirm bedeutet. Die heranwachsende „Generation
Mit Abstand am häufigsten kommen die intelligen-                     Voice“, wie sie Trushar Barot vom Nieman Institut
ten Lautsprecher aber für das Abspielen von Radio,                   für Journalismus an der Harvard University nennt,
Musik oder anderen Audio-Inhalten wie zum Bei-                       stellt bereits heute 20 Prozent aller Suchanfragen
spiel Podcasts oder Hörbücher zum Einsatz: Mehr                      per Stimme. Ein Zukunftstrend, der enorme Aus-
als neun von zehn derjenigen, die Online-Audio-                      wirkungen hat, sei es auf Suchmaschinenoptimie-
Inhalte aus dem Netz abrufen, nutzen dafür ihren                     rung oder Onlinemarketing.
Smart Speaker. Das entspricht mittlerweile rund
7,6 Millionen Personen ab 14 Jahren.                                 Aufgrund der steigenden Bedeutung von Smart
                                                                     Speakern im Allgemeinen und für den Hörfunk im
Die Ergebnisse des Online-Audio-Monitors ­zeigen                     Besonderen beschäftigen sich die Medienanstalten
zudem, dass sich die Audionutzung mit der                            schon seit einigen Jahren intensiv mit der Verfüg-
­Anschaffung eines Smart Speakers aber nicht nur                     barkeit und Auffindbarkeit von Radioprogrammen
 einfach auf ein anderes Gerät verlagert. Ein be-                    über Smart Speaker. In dem Zusammenhang hat
 trächtlicher Teil gibt vielmehr an, dass sie mehr                   sich die Smart Speaker AG der Technischen Kon-
 Zeit mit Radiohören und Audioinhalten auf Abruf                     ferenz der Landesmedienanstalten (TKLM) mit
 verbringen, seit sie einen Smart Speaker besitzen.                  möglichen technischen Restriktionen befasst. Die
                                                                     Ergebnisse sollen im Folgenden skizziert werden.

Smart Speaker – in der Entwicklung
steckt viel Musik                                                    Weniger Diskriminierung, mehr Transparenz:
Die Hörfunknutzung über Smart Speaker lässt sich                     Radio muss gleichberechtigt auffindbar sein
noch genauer beziffern. Nach den Ergebnissen der                     Ausgangspunkt der ausführlichen Recherche der
ARD/ZDF Onlinestudie 2019 greifen 11 Prozent der-                    Smart Speaker AG der TKLM war, dass Hörfunkver-
jenigen, die oft Livestreams von Hörfunkprogram-                     anstalter und ihre Verbände Probleme bezüglich
men nutzen, via Smart Speaker darauf zu. Das                         der gleichberechtigten Auffindbarkeit und Ansteu-
bedeutet: Rund 1,6 Millionen Personen hören ihr                      erbarkeit von Hörfunkprogrammen beklagt hatten.
Hörfunkprogramm im Livestream via Smart Spea-
ker. Gemessen an einer generellen Tagesreichweite                    Wie komplex das Thema ist, verdeutlichen die
der Gattung Hörfunk von rund 54 Millionen Hörern                     ­Fragen, die in dem Zusammenhang immer wie-
insgesamt ist die Marktrelevanz der Nutzung via                       der thematisiert werden:
Smart Speaker zwar derzeit noch begrenzt, in der
Entwicklung dürfte aber – im ­doppelten Wortsinn                     • W ie kann sichergestellt werden, dass alle Radio-
– noch viel Musik stecken.                                              angebote – ohne Umweg – auch über sprach­
                                                                        gesteuerte Systeme aufgefunden werden?
Ich bin davon überzeugt: In Sachen Sprach­                           • Wer reguliert den Zugang, wenn Inhalte durch
assistenten stehen wir erst am Anfang, denn die                         das Nadelöhr von Sprachassistenten zu den Hö-
intelligenten Lautsprecher läuten bereits den                           rern gelangen müssen?
nächsten Evolutionsschritt des Internets ein – die                   • Sind Hörer in ihrer Informa­tionsbeschaffung un-
Zero-Screen-Ära, was schlicht Websuche ohne Bild-                       abhängig?

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Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten?

• W ie können lokale und kulturelle Besonderhei-     Die Endgeräte daheim sind nicht dauerhaft mit der
   ten des Radiomarkts bewahrt und die Vielfalt       Sprachassistenten-Software, also mit der Cloud
   gesichert werden?                                  des Anbieters, verbunden. Gleichwohl lauschen
• Sollen Public-Value-Inhalte bevorzugt auffind-     die Mikrofone laufend und leiten die Geräusche an
   bar sein, indem man zum Beispiel lizenzierte       die Elektronik im Gerät vor Ort weiter. Diese prüft,
   Radioangebote – egal ob öffentlich-rechtlich       ob das Aktivierungswort (bei Amazon „Alexa“, bei
   oder privat – bei der Empfehlung bevorzugt?        Google „OK Google“, beim Telekom Smart Speaker
                                                      „Hallo Magenta“) gefallen ist. Wenn das Aktivie-
Fragen wie diese umfassend zu beantworten bleibt      rungswort erkannt wurde, startet eine Aufnahme
eine große Herausforderung für die Medienpoli-        und es folgen die weiteren Schritte inklusive dem
tik. Um hierzu ihren Beitrag zu leisten, haben die    Verbindungsaufbau und dem Streaming des Auf-
Medienanstalten die technische Funktionsweise         genommenen an den Cloud-Dienst.
der Geräte näher untersucht. Auch haben wir uns
mit dem Unternehmen Amazon zur Hörfunknut-            Hier beginnt die entscheidende Verarbeitung –
zung über die Plattform Echo ausgetauscht. Am         also die Ermittlung des eigentlichen Inhalts der
Beispiel von Amazon, dem eindeutigen Marktfüh-        Anfrage, deren Bearbeitung und die auszugebende
rer für Smart Speaker in Deutschland, sollen die      Antwort. Diese wird an das entsprechende Gerät
Funktion, die Möglichkeiten und die Grenzen der       ­zurückgeschickt und dort ausgegeben.
Sprachsteuerung eines Hörfunkprogramms erläu-
tert werden.
                                                      Wie sind welche Hörfunkanbieter auffindbar?
                                                      Die Problematik fängt schon bei der Erfassung des
Zur Funktionsweise von Sprachassistenten              Namens einer Radiostation, der regionalen Zuord-
Für das Funktionieren von Smart Speakern gibt es      nung und der Priorisierung eines verfügbaren Skills
mindestens zwei Orte, die zusammenspielen müs-        (so nennt Amazon die Anwendungen seiner Smart
sen: die Hardware, also das Gerät vor Ort, und die    Speaker) gegenüber einem Aggregator an.
Erkennungssoftware im Rechenzentrum des jewei-
ligen Anbieters. Die Geräte zu Hause benötigen im-    Wie lässt sich für die Zukunft sicherstellen, dass
mer eine Verbindung zu diesem Cloud-Dienst, um        unsere lokalen, regionalen und landesweiten
die eingesprochenen Anfragen dort zu verarbeiten      ­Hörfunkangebote im Wettbewerb mit den Audio-
und Antworten zu generieren.                           Angeboten der globalen Hersteller gleichberechtigt
                                                       auffindbar und ansteuerbar sind?
Im Fall von Hörfunkangeboten kommt noch ein
weiterer Aspekt hinzu: die Bereitstellung des         Laut Online-Audio-Monitor 2020 geben 80 Pro-
Streams eines Hörfunkveranstalters über eine          zent aller Nutzer, über ihren Smart Speaker nicht
Schnittstelle. Voraussetzung ist die Programmie-      immer die gewünschten Inhalte zu erhalten. Fakt
rung einer App von Seiten eines Anbieters, damit      ist: Aktuell gibt es in Sachen Auffindbarkeit vielfach
die Inhalte über das Smart-Speaker-System ausge-      noch Probleme, die im Folgenden am Beispiel Alexa
spielt werden können.                                 dargestellt werden.

                                                                                                                    12
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten?

Bei Alexa können Hörfunkanbieter – nach Formu-
lierung des Befehls, zum Beispiel „Alexa, spiele“                    Nach Angaben von Amazon gab es in den vergan-
oder „Alexa, öffne“ – konkret auf mehrere Arten                      genen drei Jahren mehrere Workshops zu Alexa
für ihre Auffindbarkeit sorgen:                                      mit Radioveranstaltern, der Radiozentrale, dem
                                                                     Radioplayer, dem VAUNET und AS&S. Kleineren
1. Erreichbarkeit über einen vorinstallierten                        Radiosendern sei über Handlungsempfehlungen
Audio-Aggregator wie TuneIn. TuneIn bündelt                          und ein Skill Template Hilfe angeboten worden.
die meisten – aber eben nicht alle – deutschen
­Radioangebote. Ist ein Hörfunk-Programm auf                         Bei Amazon Alexa sind alle Hörfunkprogram-
 dem Aggregator TuneIn vertreten, kann es mit                        me, die entweder bei TuneIn gelistet sind oder
 Amazon-Echo-Geräten, ohne vorheriges Zutun des                      einen Skill programmiert haben, auf der ers-
 Nutzers, einfach durch Aufrufen gestartet werden.                   ten Ebene auffindbar. Bei Veranstaltern, die
                                                                     verschiedene regionale Angebote verbrei-
Der Haken daran: TuneIn verfolgt eigene wirt-                        ten (z. B. Energy) erfolgt eine Nachfrage, wel-
schaftliche Interessen und trifft deshalb eine Vor­                  ches regionale Programm gespielt werden soll.
auswahl. Der Aggregator entscheidet darüber, ob
und wie ein Programm zu seinen Hörern gelangt.                       3. Auch die Erreichbarkeit über einen nicht vorinstal-
Auch Informationen über Daten und Nutzungs-                          lierten Aggregator ist möglich. Dazu muss ein Aggre-
verhalten verwertet TuneIn selbst. Je mehr Daten                     gator ebenfalls eine eigene A ­ pplikation program-
man hat, desto individueller kann man auf die                        mieren, die dann von den Nutzern zu installieren ist.
Bedürfnisse der Nutzer eingehen. Die Auswahl-
kriterien aber sind intransparent – und die Daten   4. Zudem hat Amazon das so genannte Radio
bleiben dem ausgewählten Sender vorenthalten.       Skills Kit als zusätzliches Werkzeug entwickelt, das
                                                    seit zwei Jahren mit der ARD (ARD Audiothek) und
2. Veranstalter können sich mit Hilfe des A  ­ lexa einem nicht genannten privaten Veranstalter getes-
Skills Kit (ASK) eine eigene Applikation pro- tet wird. Nach Auskunft des Unternehmens richtet
grammieren. Um einen solchen Custom Skill es sich an Radioveranstalter, um diesen eine d        ­ irekte
zu ­ erstellen, benötigt man einen Amazon-­ Interaktion mit den Endnutzern zu ­erlauben und
Developer-Account. Im Developer-Portal können künftig den Umweg über fremde Aggregato-
Skills erstellt und konfiguriert werden, ­wobei ren zu vermeiden. Für die bessere Auffindbarkeit
u. a. der Startbegriff definiert werden muss. ­eines ­Radiosenders würden darüber hinaus wei-
                                                    tere Parameter bereitgestellt, wie z. B. optiona-
Der Mehraufwand für die Erstellung eines Skills le Stationsnamen, Synonyme, UKW-Frequenzen
zur (einfachen) „Stream-Wiedergabe“ liegt beim und Geo-Daten zur Auswahl der Regionalfenster.
Veranstalter. Dabei können auch Funktionen über Multiroom-­Möglichkeiten (in verschiedenen Räu-
den Stream hinaus produziert werden, wie etwa men die gleiche Musik über mehrere Lautsprecher
Nachrichtenabrufe, Wetter oder auch Podcasts und hören) und Radiowecker werden als neue Funktio-
Einzelabrufe. Damit ein Skill auf einem Endgerät nen angekündigt.
wirksam wird, muss dieser in der Regel nutzerseitig
aktiviert werden – eine nicht unwesentliche Hürde.

13
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten?

Lösung in Sicht                                         Die Dominanz von Aggregatoren wird durch diese,
Die TKLM und die Medienanstalten haben die Pro-         von Amazon veranlasste, neue Priorisierung der
blematik der Auffindbarkeit an das Unternehmen          Skills deutlich reduziert. Zudem will Amazon Hör-
Amazon herangetragen – Gespräche mit weite-             funkveranstaltern eine werbetechnische Vermark-
ren Marktteilnehmern wie Apple, Google oder der         tung – auch mit Pre-Rolls – einräumen.
Deutschen Telekom werden folgen. Amazon war
von Beginn an sehr an einem Austausch interes-          Werden diese Verbesserungen realisiert, können
siert. Die Gespräche mit dem Marktführer waren          die Probleme bezüglich der gleichberechtigten
konstruktiv – eine Lösung zeichnet sich nun ab:         Auffindbarkeit und Ansteuerbarkeit von Hörfunk-
                                                        programmen mittels Smart Speakern als weitge-
Das Radio Skills Kit soll nach Beendigung der Test-     hend beseitigt gelten. Unabhängig von Regulie-
phase in 2020 allen Radiosendern zur Verfügung          rungsaspekten realisiert Amazon als Marktführer
gestellt werden.                                        ­damit – zumindest mit Blick auf den Hörfunk – ein
                                                         ­wichtiges Maß an Gleichbehandlung, Auffindbar-
Bei Aufruf eines Radiosenders soll es zukünftig         keit und Transparenz.
nach wie vor drei Prioritätsstufen innerhalb der
Skills geben. Diese werden aber völlig neu gewich-      Was die angesprochenen Regulierungsfragen be-
tet: Die höchste Priorität hat dann das Radio Skills    trifft, bleiben die Medienanstalten ebenfalls aktiv.
Kit, das ohne Umweg den direkten Draht zu den           Die Kriterien der Auffindbarkeit, Transparenz und
Hörern eines Senders herstellt. An zweiter Stelle       Diskriminierungsfreiheit müssen auch hier gelten.
folgt der Custom Skill eines ­Veranstalters und erst
an dritter Stelle kommt der Aggregator TuneIn.          Mit ihrer Änderung in Sachen Auffindbarkeit zu-
                                                        gunsten der Radiosender bei Amazons Alexa hat
Bis dahin wird bei einem neuen Nutzer, der erst-        das Unternehmen eine wichtige Entscheidung ge-
mals einen Smart Speaker von Amazon in Betrieb          troffen und damit Standards gesetzt. Ein großer
nimmt, der Sprachbefehl „Spiele …[Name des              Erfolg – zumal damit zu rechnen ist, dass sich die
­Radiosenders]“ zunächst an TuneIn weitergeleitet.      anderen Marktteilnehmer in ihren Entscheidungen
 Bei allen anderen Startwörtern („starte“, „öffne“,     am Marktführer orientieren werden.
 „aktiviere“) wird der Custom Skill des Radiosenders
 installiert und gestartet.

Ab 2021 soll dann zunächst der Custom Skill
­aktiviert werden, da die künstliche Intelligenz
 d­avon ausgehen wird, dass der Kunde das Radio­
 programm lieber über den Custom Skill hören will
 als über den Aggregator TuneIn. Dennoch bleibt
 durch den Satz „spiele [Name des Radiosenders]
 über TuneIn“ weiterhin der Weg über TuneIn
 ­bestehen.

                                                                                                                      14
Daten & Fakten
zur Digitalisierung
in Deutschland

                      16
Stand und Entwicklung der
­Digitalisierung des Hörfunks
 in Deutschland
September 2020
Dr. Simon Berghofer

Unberührt von allen Corona-Turbulenzen in d   ­ iesem    Den kompletten Forschungsbericht zur Studie
ungewöhnlichen Jahr setzt sich der Trend hin zur         ­finden Sie hier: https://www.die-medienanstalten.
­digitalen Hörfunkübertragung weiter fort. Das zei-       de/publikationen/digitalisierungsbericht-audio/
 gen die Ergebnisse der im Auftrag der Medienan-
 stalten, ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast
 und Vodafone durch Kantar durchgeführten be-            Digitaler Radioempfang weiter auf dem
 völkerungsrepräsentativen Befragung. Zwar sind          ­Vormarsch, UKW leicht rückläufig
 die meisten Radios in deutschen Haushalten nach          Die Zahl der Radiohaushalte bleibt auf einem kon-
 wie vor analoge UKW-Radios, ihre Zahl ist aber seit      stant hohen Niveau. Mehr als 94 Prozent, d. h. mehr
 mehreren Jahren rückläufig. Zugleich gewinnt der         als neun von zehn Haushalten in Deutschland, ver-
 digitale Empfang immer mehr an Bedeutung. Die            fügen über mindestens ein Radiogerät. Dabei
 Haushaltsausstattung mit DAB+ und IP-Radios so-          ­dominieren noch die analogen UKW-Geräte, der
 wie auch die Webradionutzung hat weiter zuge-             Trend geht aber hin zur Neuausstattung mit digi-
 legt. Die Netto-Digitalisierungsquote erreicht mitt-      talen Empfängern.
 lerweile 63 Prozent, das heißt, fast zwei Drittel der
 Personen ab 14 Jahren in Deutschland hören (auch)       In gut neun von zehn Haushalten finden sich nach
 Digitalradio. In den allermeisten Haushalten führen     wie vor noch analoge UKW-Radios, was auch dar-
 digitale und analoge Radios eine friedliche Koexis-     an liegt, dass jeder Haushalt im Durchschnitt über
 tenz, digital ist aber beliebter. Denn wenn ein digi-   knapp 4 Radiogeräte verfügt – darin eingeschlos-
 taler Radioempfänger im Haushalt vorhanden ist,         sen sind alle Radios im Haus, vom analogen Radio-
 dann wird vorzugsweise damit gehört. Und es gibt        wecker bis hin zum Duschradio. Jeder Haushalt,
 auch sie schon: die „digital-only“-Radiohaushalte.      in dem sich noch mindestens ein gelegentlich ge-
 Ihre Zahl ist noch gering – wächst aber stetig.         nutzter UKW-Empfänger befindet, wird (auch) als

17
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

                                                                                                    Die Haushalts-
                                                                                                   ausstattung mit
                                                                                                  mindestens einem
                                                                                                 digitalen Radioemp-
Abb. 1
                                                                                                   fangsgerät liegt
                                                                                                       bei 44 %
Haushaltsausstattung mit Radiogeräten im Trend

Mind. eine Empfangsmöglichkeit
                                                                                                                                94,7
                                                                                                                                94,3
                                                                                                                                94,3
                                                                                                                                94,7
                                                                                                                                94,3

Digitalradio DAB+
                 12,6
                     15,1
                         17,0
                                   22,7
                                       24,3

IP-Radio
           8,6
            9,7
             10,9
                 12,3
                    14,3

TV-Kabel / SAT
                                               29,0
                                              27,7
                                   22,8
                                   22,9
                                   23,2

UKW / analog
                                                                                                                            93,3
                                                                                                                            92,9
                                                                                                                           92,2
                                                                                                                           92,0
                                                                                                                         91,2

0%                                        25 %                      50%                               75 %                            100 %

   2016           2017          2018      2019        2020

Jeweils mindestens ein Radiogerät der Empfangsart im Haushalt; Quelle: Kantar;
Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland

                                                                                                                                        18
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

UKW-Haushalt mitgezählt. Dennoch deutet sich                             Berücksichtigt man alle digitalen Empfangswege,
im Fünfjahrestrend ein langsamer aber anhalten-                          also DAB+, IP-Radio sowie digitalen Radioempfang
der Rückgang des UKW-Empfangs an.                                        über Satellit und Kabel, steht in mehr als vier von
                                                                         zehn Haushalten ein digitales Radioempfangsge-
Zugleich wächst die Zahl der Haushalte, die mit                          rät. Von diesen mehr als 18 Mio. digital empfan-
mindestens einem Digitalradio ausgestattet sind.                         genden Haushalten haben etwa 1,3 Mio. k­ eine
In etwa jedem vierten Haushalt in Deutschland                            analogen UKW-Radios mehr im Haus, sondern aus-
(24 Prozent) steht ein DAB+-Empfänger. Das ent-                          schließlich Zugang zu digitalem Radioempfang. Die
spricht einer Zunahme von 7 Prozent g   ­ egenüber                       „digital only“-Quote liegt somit bei 3,2 Prozent der
dem Vorjahreswert, so dass die Zahl der DAB+-                            Haushalte in Deutschland. Nicht berücksichtigt ist
Haushalte bei fast 10 Millionen liegt. Der positive                      hierbei allerdings die Webradionutzung über kon-
Trend der letzten Jahre setzt sich also fort, auch                       vergente Endgeräte wie z. B. Smartphones oder
wenn das Wachstum der DAB+-Haushalte etwas                               Tablets.
geringer als im Vorjahr ausfällt.

Die Haushaltsausstattung mit IP-Radiogeräten –                           DAB+-Ausstattung im Ländervergleich: Bayern
also mit Radiogeräten, die ihr Programmsignal über                       und Sachsen setzen sich vom Hauptfeld ab
das Internet empfangen – hat ebenfalls zugenom-                          Die Haushaltsausstattung mit DAB+-Geräten ist
men und liegt mit 14 Prozent zwei Prozentpunkte                          im Vergleich zum Vorjahr erwartungsgemäß in fast
höher als im Vorjahr. Mit knapp 6 Mio. Haushalten                        allen Bundesländern weiter angestiegen. In Rela-
bleibt sie aber nach wie vor deutlich hinter der Zahl                    tion zur Anzahl der Haushalte im Bundesland, neh-
der DAB+-Haushalte zurück. Sowohl bei der Aus-                           men Bayern und Sachsen die Spitzenpositionen
stattung mit DAB+ als auch bei den IP-Radiogerä-                         ein. Knapp jeder dritte Haushalt in den beiden Frei-
ten sind 3,3 Mio. Hybridgeräte mitberücksichtigt,                        staaten verfügt über ein DAB+-fähiges Radiogerät.
die beide Empfangstechnologien beherrschen.                              In Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bre-
                                                                         men sowie dem Saarland und Rheinland-Pfalz liegt
Der Radioempfang über Kabel oder Satellit bleibt                         die Haushaltsausstattung mit DAB+-Empfängern
weitgehend stabil. Knapp 12 Prozent verfügen über                        knapp unter einem Viertel der Haushalte – und
einen digitalen Satellitenanschluss über den sie                         damit nur leicht unter dem bundesweiten Durch-
Radioprogramme empfangen etwas weniger als                               schnittswert. In den Bundesländern Nordrhein-
11 Prozent der Haushalte empfangen ihr Radiosig-                         Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein so-
nal digital über ihren Kabelanschluss. Im Zuge der                       wie Berlin und Brandenburg verfügt etwa jeder
Digitalisierung der Kabelnetze wurde die analoge                         fünfte Haushalt über ein Digitalradio mit terrest-
Hörfunkübertragung über das Kabelnetz weitge-                            rischem Empfang.
hend eingestellt – etwa zweieinhalb Prozent der
Haushalte in Deutschland haben ihr Radiogerät                            Die stärksten Zuwächse beim Digitalradio verzeich-
noch an die analoge Kabelbuchse angeschlossen.                           nen Sachsen (+ 16 Prozent), Berlin und Branden-
                                                                         burg (+ 14 Prozent) sowie Rheinland-Pfalz und das
                                                                         Saarland (+ 13 Prozent). In absoluten Zahlen finden

19
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

                                                                                                                     Ausstattung
                                                                                                                      mit DAB+:
                                                                                                                     2020 lag der
                                                                                                                    Durchschnitt
Abb. 2
                                                                                                                   in Deutschland
                                                                                                                      bei 24,3 %
DAB+-Haushaltsausstattung in den Bundesländern im Trend

Alle                                                                               Niedersachsen, Bremen
                        15,1                                                                        12,7
                              17,0                                                                       14,3
                                            22,7                                                                         21,9
                                               24,3                9,875 Mio.                                               23,9                1,021 Mio.

Berlin / Brandenburg                                                               Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein,
                   13,9                                                            Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern

                         16,2                                                                       13,0
                              17,0                                                                        15,1
                                 19,3 + 14                         0,622 Mio.                                       21,0

Baden-Württemberg                                                                                                         22,6                  1,694 Mio.
                         16,2                                                      Nordrhein-Westfalen
                                18,7                                                                  14,0
                                              23,9                                                       14,7
                                              24,1                 1,245 Mio.                                            22,0

Bayern                                                                                                                   22,0                   1,916 Mio.
                                     19,6                                          Rheinland-Pfalz, Saarland
                                            22,3                                                      13,9
                                                      29,7                                                15,0
                                                          31,0     1,946 Mio.                                        21,3

Hessen                                                                                              24,1                    24,1 + 13           0,585 Mio.
                   13,8                                                            Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
                       14,4                                                                                15,7
                               18,0                                                                               19,2
                                     20,0 + 11                     0,603 Mio.                                               24,1

Hamburg, Schleswig-Holstein                                                                                                        28,9 + 20    1,264 Mio.
                   14,1                                                            0%             10 %                   20 %           30 %         40 %
                         15,7
                                     19,8                                             2017     2018      2019      2020        absoluter Wert (in Mio.)
                                                                                      Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent)
                                      20,5                         0,497 Mio.

Niedersachsen                                                                      Einige Bundesländer fallzahlbedingt nur zusammengefasst darstell-
                 12,7                                                              bar; Quelle: Kantar; Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684
                                                                                   Mio. Haushalte in Deutschland
                   14,1
                                        21,8
                                              23,9 + 10            0,934 Mio.

0%              10 %                    20 %               30 %        40 %

                                                                                                                                                       20
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

sich die ­meisten DAB+-Haushalte erwartungsge-                           Mit dem Ausbau der Infrastruktur und des Pro-
mäß in den bevölkerungsreichen Flächenländern                            grammangebots wird DAB+ auch in Zukunft noch
­Bayern und Nordrhein-Westfalen, mit jeweils et-                         attraktiver werden. Die Vorbereitungen für den
 was mehr als 1,9 Mio. DAB+-Haushalten, sowie                            zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex laufen auf
 Baden-Württemberg mit etwas mehr als 1,2 Mio.                           Hochtouren – ab Herbst 2020 werden nunmehr
 DAB+-Haushalten.                                                        insgesamt 29 national verbreitete Hörfunkpro-
                                                                         gramme im Digitalstandard DAB+ empfangbar
                                                                         sein. Zugleich wurde in diesem Jahr der regionale
                                                                         Ausbau, z. B. in Nordrhein-Westfalen, Hamburg/

Abb. 3

Zahl der DAB+ und IP-Radios in der Wohnung / Auto im Trend in Mio.

IP

2016
         4,092                           0,544

2017                                                                            44,476
          4,563                          0,576

2018                                                                                                      2020        101,869
             5,581                       0,345                                                       Radios gesamt:
                                                                                                      146,345 Mio.
2019
                  6,634                  0,562

2020
                     7,538               0,433

DAB +

2016
            5,157                         3,086

2017
                 6,201                      3,709
                                                                                                         2020
2018
                                                                                                      DAB+ und IP
                     7,428                       4,407                                                 gesamt:
2019                                                                                                  24.594 Mio.
                         8,037                           6,598

2020
                                 9,855                   6,768

     Wohnung*        Auto

Quelle: Kantar; Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland
*inkl. tragbarer Radios und Handys mit UKW-Empfang; DAB+- und IP-Radios jeweils inkl. Hybridgeräte

21
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

Schleswig-Holstein, Brandenburg oder dem Saar-            Zahl der DAB+-Radios steigt –
land weiter vorangetrieben, so dass zahlreiche            insbesondere Inhouse
­regionale Programme ihren Betrieb aufnehmen              Zugleich empfangen immer mehr Radios in
 konnten oder in naher Zukunft aufnehmen wer-             Deutschland digitale Programme. Die Zahl der
 den. Aber auch auf lokaler Ebene setzt sich DAB+         DAB+-Empfänger ist im letzten Jahr um weitere 2
 in lokalen Multiplexen oder auch mithilfe des            Millionen auf 16,6 Mio. angewachsen. Zugenom-
 small-scale DAB+-Ansatzes, bei dem kleine Sende-         men hat insbesondere die Zahl der Geräte, die im
 anlagen mit Open-Source-Technik zum Einsatz              Haus verwendet werden. Sie ist um gut 1,8 Mio.
 kommen, immer weiter durch. Zuletzt hat man in           auf mittlerweile knapp 9,9 Mio. Geräte gestiegen,
 Bayern im Rahmen eines Pilotprojektes erfolgreich        das entspricht gut 59 Prozent der DAB+-Radios in
 zeigen können, wie eine Regionalisierung von             Deutschland. Bei den restlichen 6,8 Mio. DAB+-
 DAB+-Programmen mithilfe dynamischer Rekonfi-            Empfängern handelt es sich um Autoradios. Eben-
 guration umgesetzt werden kann. Mit dem konti-           falls zugenommen hat die Zahl der IP-Radios, sie
 nuierlich wachsenden Programmangebot wächst              liegt mit knapp 8 Millionen Geräten etwa halb so
 auch der Anreiz, sein analoges Radio gegen ein           hoch wie die der DAB+-Empfänger.
 ­Digitalradio zu tauschen.

                                                          DAB+ treibt den digitalen
Zahl der analogen Radios hat in 5 Jahren um               Radioempfang im Auto voran
10 Prozent abgenommen                                     Auch für den Radiokonsum im Auto wird digitales
In einem Radiohaushalt finden sich im Durch-              Radio immer wichtiger. Knapp 16 Prozent der Auto-
schnitt knapp 4 Radiogeräte, Autoradios mitge-            radios beherrschen mittlerweile mindestens eine
zählt. Die Gesamtzahl der Geräte liegt somit bei          digitale Empfangsart. Zum Vergleich: Vor 5 Jahren
über 146 Mio. auf einem konstant hohen Niveau             lag der Anteil der Autoradios mit digitalem Emp-
und ohne nennenswerte Veränderungen gegen-                fang noch bei knappen 9 Prozent. D. h. die Digitali-
über dem Vorjahr. Differenziert nach Gerätetyp            sierungsquote im Auto ist in nur 5 Jahren um mehr
zeigt sich allerdings, dass die Zahl der ausschließ-      als 80 Prozent gestiegen. Dabei dominiert DAB+
lich analog empfangenden UKW-Radios weiter-               eindeutig. Im Auto sind in Deutschland gut 6,7 Mio.
hin rückläufig ist. Ihre Zahl liegt aktuell bei etwa      DAB+-Geräte verbaut. Dem stehen knapp 320.000
125 Mio., was gut 2,5 Mio. bzw. 2 Prozent weniger         IP-Autoradios gegenüber. Hinzu kommen jeweils
als im Vorjahr entspricht. Der Rückgang ist im län-       noch etwa 114.000 hybride Geräte, die beide digita-
gerfristigen Trend bemerkenswert stabil. Seit dem         len Empfangstechnologien beherrschen. Der Anteil
Jahr 2016 hat die Zahl der UKW-Empfänger in deut-         der Geräte mit IP-Empfang stagniert in den letzten
schen Haushalten um etwas mehr als 14 Mio. Ge-            Jahren folglich bei etwa 1 Prozent. DAB+-fähige Ge-
räte abgenommen, ein Rückgang von 10 Prozent              räte machen hingegen mittlerweile gut 15 Prozent
in 5 Jahren.                                              aller Autoradios in Deutschland aus.

                                                          Das Wachstum im Autoradiobereich ist im Ver-
                                                          gleich zum Vorjahr etwas schwächer ausgefal-
                                                          len, allerdings ist ein Digitalisierungsschub in den

                                                                                                                         22
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

­ utos in den kommenden Jahren zu erwarten. Mit
A                                                                                    digitalen Radioempfänger ausgestattet werden,
Umsetzung der Interoperabilitätsverpflichtung                                        was sich voraussichtlich vor allem zugunsten von
müssen ab Dezember alle Neuwagen mit einem                                           DAB+-Autoradios auswirken wird.

Abb. 4

Webradionutzung nach verwendetem Gerät im Trend

Smartphone                                                                           Tablet
                           18,4                                                             6,3
                             20,7                                                             7,8
                                     24,6                                                     7,7
                                         25,9                                                 7,3

Laptop                                                                               IP-Radio zu Hause
             10,2                                                                      4,5
                 11,7                                                                      6,2
                 11,3                                                                        6,9
                 11,1                                                                       6,5

PC                                                                                   Smart Speaker**
              10,4
             10,2                                                                          2,8
              9,9                                                                         6,0
             10,3                                                                         6,0

IP-Radio im Auto*                                                                    Smartwatch**
     5,2
       6,3                                                                            0,3
             8,7                                                                      0,3
           8,0                                                                         0,5

Smart TV-Gerät                                                                       Netto
     4,8                                                                                                                33,5
      5,9                                                                                                                      37,7
      6,1                                                                                                                             41,5
           7,8                                                                                                                               44,8

0%                 10%            20 %             30%          40 %      50 %      0%             10%       20 %     30%            40 %         50 %

     2017           2018      2019          2020         2017 Netto     2018 Netto        2019 Netto      2020 Netto

Quelle: Kantar; Basis: Basis: 69,241 / 69,563 / 70,094 / 70,445 / 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland
*über Smartphone, Tablet oder fest installiertes IP-Radiogerät im Auto; ** 2018 zum ersten Mal berücksichtigt

23
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

Abb. 5

Digitalisierungsquote Hörfunk im Trend

Digitalradio DAB+
                              23,9
                               25,3

Internetradio                                                                                                     63,1 %
                                                         41,5                                                  der Personen
                                                                44,8                                           ab 14 Jahren
                                                                                                            haben hierzulande
Radio über digitales Kabel                                                                                Zugang zu mind. einer
          9,0                                                                                              digitalen Empfangs-
          10,2                                                                                               möglichkeit oder
                                                                                                                Webradio.
Radio über Satellit
            11,8
                12,3

Mind. 1 digitales Radiogerät im Haushalt oder nutzt Internetradio
                                                                         53,1
                                                                                  58,1
                                                                                         63,1 + 8,6

0%                                   25 %                               50 %                              75 %                          100 %

   2018         2019   2020          Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent)

Internetradio definiert als: Nutzt Internetradio zumindest gelegentlich an irgendeinem Gerät;
Quelle: Kantar; Basis: 70,094 / 70,445 / 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland

Zahl der Digital- und Webradiohörer steigt                                     sowohl das im Multicast verbreitete Programman-
Analog zur Haushaltsausstattung steigt auch die                                gebot etablierter Sender, als auch ausschließlich
Zahl der Personen mit Zugang zu mindestens                                     über das Web verbreitete Radioprogramme (siehe
­einem Radio mit digitalem Empfang weiter. Gut                                 hierzu auch die Ergebnisse des Online-Audio-­
 32 Mio. Personen ab 14 Jahren haben in Deutsch-                               Monitors auf S. 30).
 land Zugriff auf ein Digitalradio. Das ist etwas we-
 niger als die Hälfte der Bevölkerung (46 Prozent)                             Die Zahl der Webradionutzer hat weiter angezo-
 und entspricht einer Steigerung von 7 Prozent ge-                             gen und liegt bei knapp 45 Prozent der Personen
 genüber dem Vorjahr. Radio wird aber schon lange                              ab 14 Jahren in Deutschland. Differenziert nach
 nicht mehr nur über Radiogeräte gehört, vielmehr                              Empfangsgerät ist die Nutzung am Smartphone
 spielen Smartphones, Smart-TVs und andere kon-                                mit Abstand am weitesten verbreitet. Mehr als ein
 vergente Endgeräte eine immer wichtigere Rolle                                Viertel der Personen ab 14 Jahren (26 Prozent) hört
 bei der Radionutzung. Dabei nutzen Radiohörer                                 Webradio über das Mobiltelefon, Tendenz steigend.

                                                                                                                                           24
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

Etwa jeder Zehnte nutzt für den Empfang der IP-                          Meistgenutzte Empfangsart: UKW verliert
Radiostreams seinen PC oder Laptop. Zugelegt hat                         deutlich – stärkstes Wachstum bei DAB+
neben den Smartphones insbesondere die Web-                              Auch bei der meistgenutzten Empfangsart g ­ ewinnt
radionutzung über Smart TV. Knapp 8 Prozent der                          der digitale Radioempfang deutlich hinzu. Nach
Personen in Deutschland nutzen den Fernseher für                         seiner am häufigsten genutzten Radioempfangsart
den Webradioempfang – tatsächlich wird es durch                          gefragt, nennt jeder Vierte einen digitalen Emp-
die Vernetzung der Haushalte – Stichwort Smart                           fangsweg, das entspricht mehr als 19 Mio. Perso-
Home – auch immer einfacher, unterschiedliche                            nen. Die Zahl derjenigen, die primär digital emp-
Geräte im Haushalt für die Radiowiedergabe an-                           fangen, ist damit um 6 Prozentpunkte gegenüber
zusteuern. Apps wie der Radioplayer oder TuneIn                          dem Vorjahr gestiegen. Den stärksten Zugewinn
sind schon länger auch auf Fernsehgeräten verfüg-                        verzeichnet DAB+. Der digital-terrestrische Stan-
bar und können direkt am TV-Gerät oder über das                          dard legt um mehr als 3 Prozentpunkte auf 10,4
Smartphone oder einen Smart Speaker angesteu-                            Prozent zu. Einen nur leicht schwächeren Zuwachs
ert werden. Mit letzteren kann Radio aber auch                           verzeichnet die Webradionutzung, die von 14 Pro-
direkt abgespielt werden. 6 Prozent der Personen                         zent der Bevölkerung als meistgenutzte ­digitale
ab 14 Jahren in Deutschland nutzen Smart Speaker,                        Empfangsart bevorzugt wird. Der digitale Kabel-
um Webradio zu hören.                                                    und Satellitenempfang ist dagegen mit zusammen
                                                                         gut 3 Prozentpunkten abgeschlagen. Komplemen-
                                                                         tär zu den Zugewinnen beim digitalen Radioemp-
Netto Digitalisierungsquote: Knapp zwei                                  fang als meistgenutzte Radioempfangsart hat die
­Drittel der Bevölkerung empfangen digital                               analoge UKW-Übertragung Einbußen hinnehmen
 oder hören Webradio                                                     müssen und liegt nunmehr bei knappen 64 Prozent
 Fasst man alle Möglichkeiten des digitalen Radio-                       der Personen ab 14 Jahren in Deutschland, das sind
 empfangs zusammen, zeigt sich, dass zwei von                            knapp 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
 drei Personen ab 14 Jahren (63 Prozent) Zugang zu
 ­einem digitalen Radioempfänger haben oder Web-                         Betrachtet man die Entwicklung im Detail, zeigt
  radio nutzen. Die Digitalisierungsquote im Hör-                        sich, dass die stärksten Veränderungen bei den Prä-
  funk steigt damit im Bevölkerungsdurchschnitt um                       ferenzen für eine analoge oder digitale Empfangs-
  5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. In den                          art bei den sogenannten Mid-Agern zu finden ist.
  jüngeren Bevölkerungssegmenten fällt die Netto-­                       In der Alterskohorte der 30 bis 49-Jährigen sinkt
  Digitalisierungsquote erwartungsgemäß höher                            die Nutzung des analogen UKW-Radios als meist-
  aus. Drei von vier (75 Prozent) der unter 30-Jähri-                    genutzte Empfangsart deutlich um mehr als
  gen haben Zugang zu digitalen Hörfunkangeboten                         8 ­Prozentpunkte – der digitale Empfang steigt
  oder nutzen Webradio.                                                  gleichzeitig sogar um gut 10 Prozentpunkte. In die-
                                                                         ser Altersgruppe nennen zudem jeweils 50 Prozent
                                                                         mehr als im letzten Jahr Webradio oder DAB+ als
                                                                         die am häufigsten genutzte Empfangsart.

25
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

Abb. 6

Meistgenutzte Radioempfangsart 2020

                                                   −7                                                + 44               + 27
2020                                                                                      63,8           10,4                  14,0 3,1    4,7    4,0

2019                                                                                             68,7      7,2                11,0 3,5    5,7     4,1

2018                                                                                             68,8     5,7            9,6 3,6          8,1     4,2

2017                                                                                              69,8    5,0           7,7    4,2        8,5     4,8

2016                                                                                                     74,4 3,4        5,9 3,6          8,6     4,1

         0%                             25 %                              50 %                                  75 %                            100 %

  UKW / analog      DAB+      Webradio        Kabel/Sat
  Keine meistgenutzte Empfangsmöglichkeit        (Nutze) keine Empfangsmöglichkeit
  Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent)

Die Angaben zur am häufigsten genutzten Radioempfangsart beziehen sich auf die zum Haushalt gehörenden Radiogeräte
(in der Wohnung oder im Auto). Nicht berücksichtigt ist die „Außer Haus“-Nutzung an fremden Geräten;
Quelle: Kantar; Basis: 70,214 / 70,326 / 70,525 / 69,241 / 69,563 / 70,094 / 70,445 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland

DAB+ überholt UKW erstmals als meistge-                                    In DAB+-Haushalten liegt DAB+ vor a  ­ llem bei den
nutzte Empfangsart Digitalradiohaushalten                                  30 bis 49-Jährigen deutlich vor UKW als meistge-
Ein detaillierter Blick lohnt sich auch auf die DAB+-                      nutzter Weg zum Radioempfang, fast die Hälfte
Haushalte, also solche Haushalte, die über mindes-                         (48 Prozent) dieser Altersgruppe nutzt vorzugswei-
tens einen digital-terrestrischen Radioempfänger                           se ihr DAB+-Radiogerät. Zum Vergleich: UKW-Radio
verfügen. Hier dominiert der digitale Radioemp-                            wird von lediglich etwas mehr als einem Viertel der
fang ebenfalls deutlich. Weit mehr als die Hälfte                          Mid-Ager genannt (28 Prozent).
(59 Prozent) der Personen in DAB+-Haushalten ge-
ben eine digitale Empfangsmöglichkeit als meist-
genutzte Empfangsart an. Mehr als vier von zehn                            Fazit
Personen (41 Prozent) nutzen vorzugsweise ihr                              Die Digitalisierung des Hörfunks ist weiterhin
DAB+-Radio, knapp 16 Prozent nennen Webradio                               auf Kurs. Die Zahl der Haushalte mit ausschließ-
als meistgenutzte Empfangsart. Damit überholt                              lich analogem Radioempfang sinkt, genauso wie
DAB+ den UKW-Empfang erstmals als meistge-                                 die Zahl der analogen Radiogeräte insgesamt. Der
nutzte Empfangsart in Haushalten mit digital-                              digitale Radioempfang ist damit weiter auf dem
terrestrischem Radioempfang. Angetrieben wird                              Vormarsch. Mit dem Start des zweiten nationalen
diese Entwicklung ebenfalls von den Mid-Agern.                             DAB+-Multiplex im Herbst dieses Jahres wird der

                                                                                                                                                  26
Stand und Entwicklung der ­Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland

digital-terrestrische Standard einen starken Attrak-                     mit der Integration der DAB+-Reichweitenstudie
tivitätsschub erhalten. Das über DAB+ empfangba-                         in die ma Audio der agma bereits deutlich gewor-
re Programmangebot mit nationaler Reichweite                             den. Darüber hinaus kommt selbst bei den bisher
wird sich schlagartig mehr als verdoppeln, und                           eher zurückhaltenden Werbevermarktern Bewe-
die potenzielle technische Reichweite des zwei-                          gung auf. Einerseits hat sich mit AS&S einer der
ten nationalen Multiplex von etwa 67 Mio. Perso-                         beiden großen Oligopolisten in der Werbevermark-
nen bundesweit macht Investitionen in die Zukunft                        tung nun mit Vermarktung der DAB+ Radiokombi
des Digitalradios auch für die Radiosender immer                         Deutschland auch für die digitale Terrestrik geöff-
attraktiver. Die geplante Programmbelegung des                           net. Andererseits engagiert sich der Außen- und
zweiten bundesweiten Multiplex zeigt deutlich,                           Onlinevermarkter Ströer gemeinsam mit Anten-
dass mit DAB+ sowohl auf ein massenattraktives                           ne Deutschland mit Ad.Audio nun in der DAB+-­
Programm als auch auf spezielle Programmnischen                          Werbevermarktung.
gesetzt werden kann – und das dient letztlich vor
allem der Programmvielfalt. So wird neben eta-                           Sowohl die Hörer als auch der Radiomarkt bereiten
blierten Sendermarken ab Herbst beispielsweise                           sich also auf den anstehenden Umbruch auf dem
auch ein Comedy- und ein Heimwerkerprogramm                              Hörfunkmarkt vor. Damit sind sie gut beraten. Wie
bundesweit zu hören sein. Neben den national ver-                        die Ergebnisse der aktuellen Erhebung verdeutli-
breiteten Programmen, sind für die Hörer insbe-                          chen, befindet sich die digitale Hörfunkübertra-
sondere auch die zahlreichen regionalen und lo-                          gung und DAB+ weiterhin auf Wachstumskurs. Mit
kalen Programmangebote von großer Bedeutung,                             Inkrafttreten der Interoperabilitätsverpflichtung ab
die entweder im Simulcast oder exklusiv auf DAB+                         Dezember 2020 wird die digitale Hörfunkübertra-
verbreitet werden. Auch hier stehen die Zeichen                          gung einen weiteren Schub erfahren. DAB+ wird
auf Ausbau: zum einen steigern die neuen regio-                          wesentlich von dieser Entwicklung profitieren.
nalen Multiplexe das Programmangebot und die                             Bleibt letztlich nur noch die Frage, wie lange man
­Attraktivität von DAB+ – aber auch die Erfolge bei                      sich das nebeneinander unterschiedlicher terrestri-
 der regionalisierten Ausspielung durch dynami-                          scher Übertragungstechnologien noch leisten will
 sche Rekonfiguration1, erhöhen die Vielfalt im lo-                      – gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie emp-
 kalen Programm und zeigen, dass DAB+ technisch                          findlich der Hörfunkmarkt auf die wirtschaftliche
 noch nicht ausgereizt ist.                                              Gesamtlage reagiert und welchen Anteil die ana-
                                                                         logen Übertragungskosten an den Fixkosten der
Aber nicht nur die Hörer interessieren sich immer                        Radiosender haben.
mehr für den digital-terrestrischen Standard. Auch
die Radio- und Werbewirtschaft sieht zu, dass sie
den Anschluss an die Entwicklungen im digita-
len Hörfunkmarkt nicht verliert. Die immer grö-
ßer werdende ökonomische Relevanz von DAB+ ist

1 Bei der dynamischen Rekonfiguration handelt es sich um ein
  ­Verfahren, dass die zielgenaue Aussteuerung lokaler Programme
   ermöglicht. Siehe auch: https://www.dabplus.de/2020/01/24/­dab-
   radioprogramme-regional-abbilden-pilotprojekt-im-funkhaus-­
   regensburg-gestartet/

27
28
Methodik

Erhebungsmethode und Grundgesamtheit                 Die Stichprobe wurde disproportional angelegt,
der Radio-Erhebung                                   um für jedes einzelne Bundesland eine Mindest-
Die Studie wurde im Auftrag der Medienanstal-        fallzahl zu gewährleisten. Pro Bundesland wurden
ten unter Beteiligung der ARD, Deutschlandradio,­    mindestens 200 Interviews geführt. Um die Ergeb-
­Media Broadcast und Vodafone durch das For-         nisse auch weniger bevölkerungsreicher Bundes-
 schungsinstitut Kantar durchgeführt. Sie erfolgte   länder separat ausweisen zu können, wurde auf
 wie in den Vorjahren per computergestützter tele-   Wunsch einzelner Landesmedienanstalten die
 fonischer Interviews (CATI).                        Anzahl der Interviews in den jeweiligen Bundes-
                                                     ländern auf 500 aufgestockt (Berlin, Brandenburg,
Um dem gestiegenen Anteil von nur bzw. haupt-        Bremen, Hessen, Sachsen). Der disproportionale
sächlich über Mobilfunk erreichbaren Personen in     Stichprobenansatz wurde später im Rahmen der
der Bevölkerung besser Rechnung zu tragen, wurde     Gewichtung wieder ausgeglichen, um repräsenta-
sie als sogenannte Dual-Frame-Telefonbefragung       tive Ergebnisse auf Basis „Gesamt“ bzw. alle Perso-
durchgeführt, d. h. mit einem kombinierten An-       nen/Haushalte ausweisen zu können.
satz aus Festnetz- und Mobilfunknummern (80
zu 20 Prozent). Auswahlgrundlage war das ADM-        Die telefonische Erreichbarkeit der jüngeren Be-
Telefonstichprobensystem für Fest- und Mobilnetz-    völkerung, insbesondere der 14- bis 29-Jährigen,
nummern. Die Befragung wurde zwischen dem            ist seit Jahren rückläufig. Auch die Mobilfunkstich-
04.05.2020 und dem 22.06.2020 durchgeführt.          probe löst diese Herausforderung nur begrenzt.
                                                     Daher wurden in einer Teilstichprobe gezielt Per-
Die Grundgesamtheit dieser Erhebung bildet die       sonen der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre befragt, um
deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.       deren Anteil in der Nettostichprobe zu erhöhen.
Sie entspricht damit der Definition, die auch der    In Haushalten mit mehr als einer Person in dieser
Media-Analyse (ma) zugrunde liegt (= deutsche        Altersgruppe wurde eine dieser 14- bis 29-jährigen
Haushalte plus Haushalte mit EU-28-Haushalts-        Personen per Zufall ausgewählt.
Vorstand plus Haushalte mit Nicht-EU-Haushalts-
Vorstand mit abgeschlossener Schulausbildung).       Die beiden Sampling-Frames (Festnetz und Mobil)
Die Grundgesamtheit umfasst in diesem Jahr           sowie die „Altersklassen-Interviews 14 bis 29“ wur-
70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in 40,684 Mio.     den mittels Designgewichtung zusammengeführt,
Haushalten.                                          damit sie ein repräsentatives Abbild der Grundge-
                                                     samtheit geben.

Sampling und Fallzahlen
Die Erhebung basiert 2020 auf einer Nettofallzahl    Erfassung der Radioempfangswege und
von 7.127 Interviews. Wie bereits in den letzten 6   am häufigsten genutzte Radioempfangsart
Jahren wurden die befragten Personen zufällig        Die Definition der Radioempfangswege ­erfolgt
ausgewählt, um die personenbezogene Nutzung          auf Basis der Ausstattung der Haushalte mit
berichten zu können.                                 verschiedenen Radiogeräten (ausschließlich
                                                     UKW-Radio­geräte, DAB+/Digitalradiogeräte, IP-/
                                                     WLAN-­Radiogeräte, Radioempfang über TV-Kabel-

29
Methodik

anschluss oder Satellit) sowie der Nutzung von
­Internetradio an weiteren Geräten wie Smart­
 phone, Laptop, PC, Smart-TV-Gerät u. a.

Die Frage nach der am häufigsten genutzten
­Radioempfangsart bezieht sich auf die im Haushalt
 zur Verfügung stehenden bzw. für Internetradio
 persönlich genutzten Geräte. Nicht berücksichtigt
 ist hierbei die Radionutzung an fremden Radioge-
 räten außer Haus (z. B. Radiohören bei der Arbeit).

                                                            30
Online-Audio dreht auf
Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2020
Regina Deck / Steffen Meyer-Tippach

Der Audiomarkt boomt, das Wachstum ist rasant.         Online-Audionutzung steigt auf 50 Millionen
Die Radionutzung über das Internet steigt, Pod-        Auch der aktuelle Online-Audio-Monitor (OAM)
casts kommen raus aus der Nische und sind in aller     zeigt einen deutlichen Anstieg der Nutzung von
Ohr. Die Aufzählung der positiven Schlagzeilen und     Online-Audioinhalten. Sieben von zehn Befragten
Erfolgsmeldungen rund um die Audionutzung der          geben an, dass sie zumindest gelegentlich Audio-
letzten Monate ließe sich beliebig fortführen. Nicht   angebote aus oder über das Internet hören. Mit
zuletzt die „Währungshüter“ für Radio und Audio,       70,8 Prozent liegt der Anteil der Online-Audio-Nut-
die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, hat in den      zer in der Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland
vergangenen Monaten mehrfach einen coronabe-           rund 9 Prozentpunkte höher als im Vorjahr (Abb. 1).
dingten Anstieg der Online-Audionutzung verkün-        Das entspricht einem Anstieg um 6,1 Millionen auf
det. Noch mehr Menschen als zuvor haben in den         aktuell 50 Millionen Personen ab 14 Jahren.
Wochen des Lockdowns und der anschließenden
Phase der sukzessiven Lockerungen Audioinhalte
über das Internet live oder auf Abruf gehört. Diese    Der Corona-Effekt
Diagnose reiht sich nahtlos in ähnliche Meldungen      Ein Teil des rasanten Zuwachses ist dabei sicher
bezüglich anderer Mediengattungen ein, die eben-       ­Corona zuzuschreiben, denn die Interviews star-
so von Rekordzahlen und Allzeithochs im Zuge der        teten bereits im April 2020, als sich Deutschland
Corona-Pandemie berichten. Online-Audio dreht           mitten im Lockdown befand. Die Befragungen dau-
jedoch nicht erst seit Corona auf. Vielmehr schlie-     erten bis Mitte Juni 2020 und lagen damit vollends
ßen die Erfolgsnachrichten nahtlos an die vielen        in einem Zeitraum, in dem Kontakt- und Ausgangs-
Meldungen zu steigenden Nutzungszahlen, Neu-            beschränkungen den Alltag der deutschen Bevölke-
gründungen, Aufkäufen und Investitionen von Un-         rung bestimmten. Prinzipiell ist man bei Trendstu-
ternehmen und Plattformen rund um die Produkti-         dien gut beraten, kurzfristige Ereignisse, die einen
on und Vermarktung von Online-Audioinhalten aus         verzerrenden Einfluss auf die Ergebnisse nehmen
den Monaten vor Corona an. Das starke Wachstum          können, möglichst zu umgehen. Dass es sich bei
der Nutzung digitaler Audioinhalte mag durch die        der Corona-Pandemie aber nicht um ein kurzfris-
Corona-Krise zwar zusätzlich getriggert worden          tiges Ereignis handelt, war schon vor Feldstart der
sein, tatsächlich steht dahinter aber ein langfris-     Studie klar. Nicht absehbar war hingegen, wann
tiger Trend.                                            die Rückkehr in die Normalität vollzogen oder eine

31
Online-Audio dreht auf

Abb. 1

Nutzung Online-Audioangebote

Online-Audioangebote gesamt
                                                                                                                     70,8
                                                                                                      62,2

On-Demand-Angebote gesamt
                                                                                                             64,7
                                                                                            54,5

… davon Musik / Audioinhalte über Videoplattformen
                                                                                              56,1
                                                                             44,0

… davon Musikstreaming-Dienste
                                                               39,1
                                                   32,2

… davon Podcasts & Radiosendungen auf Abruf
                                        24,4
                        16,8

… davon Hörbücher oder Hörspiele im Internet
                               20,2
                    14,9

Webradio gesamt
                                                                                     50,9
                                                                      41,5

0%                               20 %                                 40 %                           60 %                           80%

   2020     2019

Quelle: Online-Audio-Monitor 2020; Basis: 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland

„neue Normalität“ erreicht sein würde. Die Auf-                              Zum dritten Mal in Folge liegen nun also die
traggeber des OAM 2020 – wie in den beiden Vor-                              ­Ergebnisse vor. Der OAM nimmt die Nutzung von
jahren bestehend aus den Landesmedienanstalten                                Online-Audioangeboten auf Basis einer bevölke-
aus Bayern (BLM), Berlin-Brandenburg (mabb), Ba-                              rungsrepräsentativen Umfrage unter rund 8.400
den-Württemberg (LFK) und Nordrhein-Westfalen                                 Personen ab 14 Jahren in Deutschland in den Fokus.
(Medienanstalt NRW) in Kooperation mit dem Bun-                               Inhaltlich komplettiert er damit die Erhebung der
desverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und dem                                 Verbreitung von Radiogeräten und die Nutzung der
Verband Privater Medien (VAUNET) – haben daher                                einzelnen Radioübertragungswege, die im Rahmen
beschlossen, den OAM planmäßig durchzuführen.                                 des Digitalisierungsberichts durch die Landesme-
                                                                              dienanstalten abgefragt werden.

                                                                                                                                      32
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