Digitalisierungsbericht - AUDIO - Die Medienanstalten
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Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation in der Regel das generische Maskulinum verwendet. Die Angaben beziehen sich immer auf Angehörige aller Geschlechter. Herausgeberin die medienanstalten – ALM GbR Friedrichstraße 60 10117 Berlin Tel: + 49 30 206 46 90 - 0 Fax: + 49 30 206 46 90 - 99 E-Mail: info@die-medienanstalten.de Website: https://www.die-medienanstalten.de Verantwortlich Dr. Wolfgang Kreißig – Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) Thomas Fuchs – Koordinator des Fachausschusses Netze, Technik, Konvergenz der ZAK/DLM Redaktion Cornelia Bergner, Uwe Haaß, Dr. Abel Reiberg, Gemeinsame Geschäftsstelle der Medienanstalten, Berlin Copyright © 2020 by die medienanstalten – ALM GbR Bildnachweis: S. 4, Foto Thomas Fuchs: Achim Multhaupt S. 49, Foto Simon Berghofer: Jens Jeske S. 49, Foto Regina Deck: Andreas Grzesiak S. 50, Foto Steffen Meyer-Tippach: Nikolaus Brade S. 51, Foto Siegfried Schneider: C- Hag Gabriele Hartmann Illustrationen: © Rosendahl x Borngräber UG, Daniela Sattler Stand: Oktober 2020 Alle Rechte vorbehalten ISBN: 978-3-948350-02-4 Design, Bildkonzept, Illustrationen und Satz Rosendahl x Borngräber UG Website: www.rosendahl-berlin.de Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH Der Digitalisierungsbericht wird klimaneutral und nach FSC Standards gedruckt.
Vorwort Thomas Fuchs Fachausschuss Netze, Technik, Konvergenz der ZAK / DLM Wer hätte das gedacht? Das Jahr 2020 hatte so Internet an zweiter Stelle als Informationsquelle harmonisch und fließend angefangen. Der neue für das lokale Geschehen. Der Rundfunk zeigt sich Medienstaatsvertrag werde ein Aufgabenschwer- als systemrelevantes Medium. Aber die private Sei- punkt und die Entwicklung unserer Satzungen te des dualen Systems rutscht aufgrund der ohne dazu eine Herausforderung, dachten wir. Und Vorwarnung wegbrechenden Werbeeinnahmen in plötzlich stehen wir mitten in einer Krise, die uns eine wirtschaftliche Krise. Deshalb unterstützen vor Augen führt, wie fragil unsere Medien- und der Bund, die Länder und die Landesmedienanstal- Konsumwelten aufgebaut und miteinander ver- ten die Hörfunksender mit Hilfsfonds, die teilweise zahnt sind. Wenn Geschäfte geschlossen sind, kann die Verbreitungskosten übernehmen. man nichts verkaufen. Wenn nichts gekauft wer- den kann, bucht niemand Werbung. Wenn keine Zu einem Radioverbreitungsweg ist inzwischen Werbung gebucht wird, steht man als privater Hör- auch der Smart Speaker geworden. Längst sind alle funksender ohne Einnahmen da. Plötzlich finden Radiosender auf Smart Speakern verfügbar. Ent- keine lokalen und regionalen Sportveranstaltungen weder als eigener Skill oder über einen Aggregator mehr statt. Alle Gemeindefeste, Kulturveranstal- wie TuneIn oder den Radioplayer. Aber wie finde ich tungen, Straßenumzüge, medial begleitete Veran- meinen Lieblingssender auf diesenGeräten? Was staltungen in Möbel- und Autohäusern werden ab- muss ich ihm zurufen? Oder von der anderen S eite gesagt. Die Kultur- und Sportredaktionen werden betrachtet: Was muss ich programmieren? Wel- langsam unruhig. Was sollen sie denn berichten? chen Start-Satz muss ich im Radioprogramm im- Gleichzeitig steigt das Informationsbedürfnis der mer wieder beispielhaft wiederholen, damit mein Bevölkerung. Gerade lokale Informationen über treuer Hörer schon beim ersten Zuruf seinen Sen- die weltweite Corona-Pandemie werden nachge- der wiederfindet? Siegfried Schneider widmet sich fragt. Mehr als 11 Prozent Zuwachs werden in die- in seinem Artikel der Auffindbarkeit von Hörfunk- sem Bereich in unserer aktuellen Mediengewich- sendern auf Smart Speakern. Gab es im vergan- tungsstudie gemessen. Das Radio steht nach dem genen Jahr noch eine große Unzufriedenheit bei 5
den Sendern und Verbänden, wurde in den letzten dem letzten Jahr ihren gelegentlichen Nutzer- Monaten vom Marktführer Amazon eine Entwick- kreis erheblich erweitert. Das starke Wachstum lung angestoßen, die eine verbesserte Auffindbar- der Nutzung digitaler Audioinhalte mag durch die keit, mehr Synonyme in der Ansprache, weitere Corona-Krise zwar zusätzlich getriggert worden Funktionen und vor Allem eine Priorisierung ge- sein, tatsächlich steht dahinter aber ein langfris- genüber den Aggregatoren ankündigt. tiger Trend. Regina Deck (BLM) und Steffen Meyer- Tippach (mabb) analysieren die diesjährigen Er- Die Ergebnisse der diesjährigen bevölkerungsre- gebnisse des Online-Audio-Monitors. So entdecken präsentativen Befragung, erläutert von Dr. Simon z. B. weitere Altersgruppen die Onlineangebote, der Berghofer, zeigen deutlich: Die Digitalisierung des größte Zuwachs zeigt sich hier bei den ab 50-Jähri- Hörfunks schreitet stetig voran. Die „Netto-Digi- gen. Bei Musikstreamingdiensten steigt insbeson- talisierungsquote“ steigt auf über 63 Prozent, d. h. dere die Nachfrage im Bereich Podcasts. zwei von drei Personen in Deutschland haben Zu- gang zu einem digitalen Radioempfangsgerät oder Insgesamt verzeichnen wir einen weiteren Zu- hören Webradio. Im Detail zeigt sich, dass DAB+ wachs digitaler Endgeräte und deren Nutzung. weiter zulegt – mittlerweile hat mehr als ein Vier- Die Auffindbarkeit der Inhalte auf den Plattfor- tel der Menschen in Deutschland Zugang zu einem men ist für große Anbieter kein Problem, regiona- Empfangsgerät mit dem digitalen terrestrischen le Programme finden jedoch oftmals kein Gehör. Standard. Die Sicherung der Angebotsvielfalt in der digitalen Welt und der chancengleiche Zugang zu digitalen Aber auch die IP- und Webradionutzung steigt Verbreitungsmedien bleibt daher eine wichtige weiter und treibt die Hörfunkübertragung im- Aufgabe der Medienanstalten. mer weiter in Richtung digital. Ob Hörbücher und Hörspiele, Podcasts, Musikstreaming-Dienste oder Webradio – alle Online-Audioangebote haben seit 6
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Inhalt Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? 9 Siegfried Schneider Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland 16 Dr. Simon Berghofer Methodik 28 Online-Audio dreht auf 30 Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2020 Regina Deck / Steffen Meyer-Tippach Die Aufgaben der Landesmedienanstalten im Hörfunk 47 Autoren 49 8
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? Siegfried Schneider Immer mehr Menschen hören Online-Audio über Smartphone das bevorzugte Empfangsgerät (76 Smart Speaker. Die kleinen Lautsprecher, die zu- Prozent), aber bereits 14 Prozent verwenden dafür hören, erobern seit einigen Jahren die Wohnzim- einen digitalen Sprachassistenten. mer – und mit ihnen globale Player wie Amazon, Google oder Apple, aber auch Unternehmen wie Welches Potenzial in dieser Entwicklung steckt, zei- die Deutsche Telekom. Ausgestattet mit Mikro- gen die Zahlen aus den USA: Dort ist die ohnehin fonen stellen Smart Speaker die Verbindung mit höhere Nutzung von Smart Speakern während der Sprachassistenten wie Alexa oder Siri her, die ei- Corona-Krise nochmals deutlich gestiegen, so der nem auf Zuruf all das abnehmen, was man bisher „Smart Audio Report 2020“ von NPR und E dison via Maus, Tastatur oder Touchscreen erledigt hat. Research. 77 Prozent der Amerikaner nutzen die Ge- Ganz egal, ob man seinen Radiosender vor Ort, das räte deutlich mehr als vor Ausbruch der Pandemie TV-Programm vom Feierabend oder Büroartikel für – am häufigsten um Musik abzuspielen, das Wetter den nächsten Home-Office-Tag haben möchte – die zu erfragen oder sich wecken zu lassen. Mehr als cleveren Helfer kümmern sich darum. die Hälfte gibt an, seit Corona auch häufiger Nach- richten über die digitalen Assistenten zu hören. Das ist erst einmal gut für die Gattung Radio. Denn durch Sprachsteuerung kehrt das Radioprogramm Man muss kein Prophet sein, um zu vermuten, mit vielen Zusatz-Optionen ins Wohnzimmer zu- dass – analog zum angestiegenen Medienkonsum rück. Während die klassischen Geräte – abgese- insgesamt – Smart Speaker auch in Deutschland hen vom Autoradio – bisher meist in der Küche, im während des Lockdowns verstärkt zum Einsatz Bad oder im Schlafzimmer standen, werden Smart kamen. Speaker vor allem im Wohnzimmer installiert. Zwar ist bei Hörern von Online-Audio-Angeboten laut Die Nutzungsmotive bei uns sind ganz ähnlich wie dem Online-Audio-Monitor 2020 eindeutig das in den USA: Laut Online-Audio-Monitor werden Smart Speaker auch hierzulande für den Abruf verschiedener Service-Leistungen wie zum Beispiel 10
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? dem Wetterbericht und für Nachrichten genutzt. schirm bedeutet. Die heranwachsende „Generation Mit Abstand am häufigsten kommen die intelligen- Voice“, wie sie Trushar Barot vom Nieman Institut ten Lautsprecher aber für das Abspielen von Radio, für Journalismus an der Harvard University nennt, Musik oder anderen Audio-Inhalten wie zum Bei- stellt bereits heute 20 Prozent aller Suchanfragen spiel Podcasts oder Hörbücher zum Einsatz: Mehr per Stimme. Ein Zukunftstrend, der enorme Aus- als neun von zehn derjenigen, die Online-Audio- wirkungen hat, sei es auf Suchmaschinenoptimie- Inhalte aus dem Netz abrufen, nutzen dafür ihren rung oder Onlinemarketing. Smart Speaker. Das entspricht mittlerweile rund 7,6 Millionen Personen ab 14 Jahren. Aufgrund der steigenden Bedeutung von Smart Speakern im Allgemeinen und für den Hörfunk im Die Ergebnisse des Online-Audio-Monitors zeigen Besonderen beschäftigen sich die Medienanstalten zudem, dass sich die Audionutzung mit der schon seit einigen Jahren intensiv mit der Verfüg- Anschaffung eines Smart Speakers aber nicht nur barkeit und Auffindbarkeit von Radioprogrammen einfach auf ein anderes Gerät verlagert. Ein be- über Smart Speaker. In dem Zusammenhang hat trächtlicher Teil gibt vielmehr an, dass sie mehr sich die Smart Speaker AG der Technischen Kon- Zeit mit Radiohören und Audioinhalten auf Abruf ferenz der Landesmedienanstalten (TKLM) mit verbringen, seit sie einen Smart Speaker besitzen. möglichen technischen Restriktionen befasst. Die Ergebnisse sollen im Folgenden skizziert werden. Smart Speaker – in der Entwicklung steckt viel Musik Weniger Diskriminierung, mehr Transparenz: Die Hörfunknutzung über Smart Speaker lässt sich Radio muss gleichberechtigt auffindbar sein noch genauer beziffern. Nach den Ergebnissen der Ausgangspunkt der ausführlichen Recherche der ARD/ZDF Onlinestudie 2019 greifen 11 Prozent der- Smart Speaker AG der TKLM war, dass Hörfunkver- jenigen, die oft Livestreams von Hörfunkprogram- anstalter und ihre Verbände Probleme bezüglich men nutzen, via Smart Speaker darauf zu. Das der gleichberechtigten Auffindbarkeit und Ansteu- bedeutet: Rund 1,6 Millionen Personen hören ihr erbarkeit von Hörfunkprogrammen beklagt hatten. Hörfunkprogramm im Livestream via Smart Spea- ker. Gemessen an einer generellen Tagesreichweite Wie komplex das Thema ist, verdeutlichen die der Gattung Hörfunk von rund 54 Millionen Hörern Fragen, die in dem Zusammenhang immer wie- insgesamt ist die Marktrelevanz der Nutzung via der thematisiert werden: Smart Speaker zwar derzeit noch begrenzt, in der Entwicklung dürfte aber – im doppelten Wortsinn • W ie kann sichergestellt werden, dass alle Radio- – noch viel Musik stecken. angebote – ohne Umweg – auch über sprach gesteuerte Systeme aufgefunden werden? Ich bin davon überzeugt: In Sachen Sprach • Wer reguliert den Zugang, wenn Inhalte durch assistenten stehen wir erst am Anfang, denn die das Nadelöhr von Sprachassistenten zu den Hö- intelligenten Lautsprecher läuten bereits den rern gelangen müssen? nächsten Evolutionsschritt des Internets ein – die • Sind Hörer in ihrer Informationsbeschaffung un- Zero-Screen-Ära, was schlicht Websuche ohne Bild- abhängig? 11
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? • W ie können lokale und kulturelle Besonderhei- Die Endgeräte daheim sind nicht dauerhaft mit der ten des Radiomarkts bewahrt und die Vielfalt Sprachassistenten-Software, also mit der Cloud gesichert werden? des Anbieters, verbunden. Gleichwohl lauschen • Sollen Public-Value-Inhalte bevorzugt auffind- die Mikrofone laufend und leiten die Geräusche an bar sein, indem man zum Beispiel lizenzierte die Elektronik im Gerät vor Ort weiter. Diese prüft, Radioangebote – egal ob öffentlich-rechtlich ob das Aktivierungswort (bei Amazon „Alexa“, bei oder privat – bei der Empfehlung bevorzugt? Google „OK Google“, beim Telekom Smart Speaker „Hallo Magenta“) gefallen ist. Wenn das Aktivie- Fragen wie diese umfassend zu beantworten bleibt rungswort erkannt wurde, startet eine Aufnahme eine große Herausforderung für die Medienpoli- und es folgen die weiteren Schritte inklusive dem tik. Um hierzu ihren Beitrag zu leisten, haben die Verbindungsaufbau und dem Streaming des Auf- Medienanstalten die technische Funktionsweise genommenen an den Cloud-Dienst. der Geräte näher untersucht. Auch haben wir uns mit dem Unternehmen Amazon zur Hörfunknut- Hier beginnt die entscheidende Verarbeitung – zung über die Plattform Echo ausgetauscht. Am also die Ermittlung des eigentlichen Inhalts der Beispiel von Amazon, dem eindeutigen Marktfüh- Anfrage, deren Bearbeitung und die auszugebende rer für Smart Speaker in Deutschland, sollen die Antwort. Diese wird an das entsprechende Gerät Funktion, die Möglichkeiten und die Grenzen der zurückgeschickt und dort ausgegeben. Sprachsteuerung eines Hörfunkprogramms erläu- tert werden. Wie sind welche Hörfunkanbieter auffindbar? Die Problematik fängt schon bei der Erfassung des Zur Funktionsweise von Sprachassistenten Namens einer Radiostation, der regionalen Zuord- Für das Funktionieren von Smart Speakern gibt es nung und der Priorisierung eines verfügbaren Skills mindestens zwei Orte, die zusammenspielen müs- (so nennt Amazon die Anwendungen seiner Smart sen: die Hardware, also das Gerät vor Ort, und die Speaker) gegenüber einem Aggregator an. Erkennungssoftware im Rechenzentrum des jewei- ligen Anbieters. Die Geräte zu Hause benötigen im- Wie lässt sich für die Zukunft sicherstellen, dass mer eine Verbindung zu diesem Cloud-Dienst, um unsere lokalen, regionalen und landesweiten die eingesprochenen Anfragen dort zu verarbeiten Hörfunkangebote im Wettbewerb mit den Audio- und Antworten zu generieren. Angeboten der globalen Hersteller gleichberechtigt auffindbar und ansteuerbar sind? Im Fall von Hörfunkangeboten kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: die Bereitstellung des Laut Online-Audio-Monitor 2020 geben 80 Pro- Streams eines Hörfunkveranstalters über eine zent aller Nutzer, über ihren Smart Speaker nicht Schnittstelle. Voraussetzung ist die Programmie- immer die gewünschten Inhalte zu erhalten. Fakt rung einer App von Seiten eines Anbieters, damit ist: Aktuell gibt es in Sachen Auffindbarkeit vielfach die Inhalte über das Smart-Speaker-System ausge- noch Probleme, die im Folgenden am Beispiel Alexa spielt werden können. dargestellt werden. 12
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? Bei Alexa können Hörfunkanbieter – nach Formu- lierung des Befehls, zum Beispiel „Alexa, spiele“ Nach Angaben von Amazon gab es in den vergan- oder „Alexa, öffne“ – konkret auf mehrere Arten genen drei Jahren mehrere Workshops zu Alexa für ihre Auffindbarkeit sorgen: mit Radioveranstaltern, der Radiozentrale, dem Radioplayer, dem VAUNET und AS&S. Kleineren 1. Erreichbarkeit über einen vorinstallierten Radiosendern sei über Handlungsempfehlungen Audio-Aggregator wie TuneIn. TuneIn bündelt und ein Skill Template Hilfe angeboten worden. die meisten – aber eben nicht alle – deutschen Radioangebote. Ist ein Hörfunk-Programm auf Bei Amazon Alexa sind alle Hörfunkprogram- dem Aggregator TuneIn vertreten, kann es mit me, die entweder bei TuneIn gelistet sind oder Amazon-Echo-Geräten, ohne vorheriges Zutun des einen Skill programmiert haben, auf der ers- Nutzers, einfach durch Aufrufen gestartet werden. ten Ebene auffindbar. Bei Veranstaltern, die verschiedene regionale Angebote verbrei- Der Haken daran: TuneIn verfolgt eigene wirt- ten (z. B. Energy) erfolgt eine Nachfrage, wel- schaftliche Interessen und trifft deshalb eine Vor ches regionale Programm gespielt werden soll. auswahl. Der Aggregator entscheidet darüber, ob und wie ein Programm zu seinen Hörern gelangt. 3. Auch die Erreichbarkeit über einen nicht vorinstal- Auch Informationen über Daten und Nutzungs- lierten Aggregator ist möglich. Dazu muss ein Aggre- verhalten verwertet TuneIn selbst. Je mehr Daten gator ebenfalls eine eigene A pplikation program- man hat, desto individueller kann man auf die mieren, die dann von den Nutzern zu installieren ist. Bedürfnisse der Nutzer eingehen. Die Auswahl- kriterien aber sind intransparent – und die Daten 4. Zudem hat Amazon das so genannte Radio bleiben dem ausgewählten Sender vorenthalten. Skills Kit als zusätzliches Werkzeug entwickelt, das seit zwei Jahren mit der ARD (ARD Audiothek) und 2. Veranstalter können sich mit Hilfe des A lexa einem nicht genannten privaten Veranstalter getes- Skills Kit (ASK) eine eigene Applikation pro- tet wird. Nach Auskunft des Unternehmens richtet grammieren. Um einen solchen Custom Skill es sich an Radioveranstalter, um diesen eine d irekte zu erstellen, benötigt man einen Amazon- Interaktion mit den Endnutzern zu erlauben und Developer-Account. Im Developer-Portal können künftig den Umweg über fremde Aggregato- Skills erstellt und konfiguriert werden, wobei ren zu vermeiden. Für die bessere Auffindbarkeit u. a. der Startbegriff definiert werden muss. eines Radiosenders würden darüber hinaus wei- tere Parameter bereitgestellt, wie z. B. optiona- Der Mehraufwand für die Erstellung eines Skills le Stationsnamen, Synonyme, UKW-Frequenzen zur (einfachen) „Stream-Wiedergabe“ liegt beim und Geo-Daten zur Auswahl der Regionalfenster. Veranstalter. Dabei können auch Funktionen über Multiroom-Möglichkeiten (in verschiedenen Räu- den Stream hinaus produziert werden, wie etwa men die gleiche Musik über mehrere Lautsprecher Nachrichtenabrufe, Wetter oder auch Podcasts und hören) und Radiowecker werden als neue Funktio- Einzelabrufe. Damit ein Skill auf einem Endgerät nen angekündigt. wirksam wird, muss dieser in der Regel nutzerseitig aktiviert werden – eine nicht unwesentliche Hürde. 13
Auffindbarkeit über Smart Speaker – vertraue ich meinem Sprachassistenten? Lösung in Sicht Die Dominanz von Aggregatoren wird durch diese, Die TKLM und die Medienanstalten haben die Pro- von Amazon veranlasste, neue Priorisierung der blematik der Auffindbarkeit an das Unternehmen Skills deutlich reduziert. Zudem will Amazon Hör- Amazon herangetragen – Gespräche mit weite- funkveranstaltern eine werbetechnische Vermark- ren Marktteilnehmern wie Apple, Google oder der tung – auch mit Pre-Rolls – einräumen. Deutschen Telekom werden folgen. Amazon war von Beginn an sehr an einem Austausch interes- Werden diese Verbesserungen realisiert, können siert. Die Gespräche mit dem Marktführer waren die Probleme bezüglich der gleichberechtigten konstruktiv – eine Lösung zeichnet sich nun ab: Auffindbarkeit und Ansteuerbarkeit von Hörfunk- programmen mittels Smart Speakern als weitge- Das Radio Skills Kit soll nach Beendigung der Test- hend beseitigt gelten. Unabhängig von Regulie- phase in 2020 allen Radiosendern zur Verfügung rungsaspekten realisiert Amazon als Marktführer gestellt werden. damit – zumindest mit Blick auf den Hörfunk – ein wichtiges Maß an Gleichbehandlung, Auffindbar- Bei Aufruf eines Radiosenders soll es zukünftig keit und Transparenz. nach wie vor drei Prioritätsstufen innerhalb der Skills geben. Diese werden aber völlig neu gewich- Was die angesprochenen Regulierungsfragen be- tet: Die höchste Priorität hat dann das Radio Skills trifft, bleiben die Medienanstalten ebenfalls aktiv. Kit, das ohne Umweg den direkten Draht zu den Die Kriterien der Auffindbarkeit, Transparenz und Hörern eines Senders herstellt. An zweiter Stelle Diskriminierungsfreiheit müssen auch hier gelten. folgt der Custom Skill eines Veranstalters und erst an dritter Stelle kommt der Aggregator TuneIn. Mit ihrer Änderung in Sachen Auffindbarkeit zu- gunsten der Radiosender bei Amazons Alexa hat Bis dahin wird bei einem neuen Nutzer, der erst- das Unternehmen eine wichtige Entscheidung ge- mals einen Smart Speaker von Amazon in Betrieb troffen und damit Standards gesetzt. Ein großer nimmt, der Sprachbefehl „Spiele …[Name des Erfolg – zumal damit zu rechnen ist, dass sich die Radiosenders]“ zunächst an TuneIn weitergeleitet. anderen Marktteilnehmer in ihren Entscheidungen Bei allen anderen Startwörtern („starte“, „öffne“, am Marktführer orientieren werden. „aktiviere“) wird der Custom Skill des Radiosenders installiert und gestartet. Ab 2021 soll dann zunächst der Custom Skill aktiviert werden, da die künstliche Intelligenz davon ausgehen wird, dass der Kunde das Radio programm lieber über den Custom Skill hören will als über den Aggregator TuneIn. Dennoch bleibt durch den Satz „spiele [Name des Radiosenders] über TuneIn“ weiterhin der Weg über TuneIn bestehen. 14
Daten & Fakten zur Digitalisierung in Deutschland 16
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland September 2020 Dr. Simon Berghofer Unberührt von allen Corona-Turbulenzen in d iesem Den kompletten Forschungsbericht zur Studie ungewöhnlichen Jahr setzt sich der Trend hin zur finden Sie hier: https://www.die-medienanstalten. digitalen Hörfunkübertragung weiter fort. Das zei- de/publikationen/digitalisierungsbericht-audio/ gen die Ergebnisse der im Auftrag der Medienan- stalten, ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast und Vodafone durch Kantar durchgeführten be- Digitaler Radioempfang weiter auf dem völkerungsrepräsentativen Befragung. Zwar sind Vormarsch, UKW leicht rückläufig die meisten Radios in deutschen Haushalten nach Die Zahl der Radiohaushalte bleibt auf einem kon- wie vor analoge UKW-Radios, ihre Zahl ist aber seit stant hohen Niveau. Mehr als 94 Prozent, d. h. mehr mehreren Jahren rückläufig. Zugleich gewinnt der als neun von zehn Haushalten in Deutschland, ver- digitale Empfang immer mehr an Bedeutung. Die fügen über mindestens ein Radiogerät. Dabei Haushaltsausstattung mit DAB+ und IP-Radios so- dominieren noch die analogen UKW-Geräte, der wie auch die Webradionutzung hat weiter zuge- Trend geht aber hin zur Neuausstattung mit digi- legt. Die Netto-Digitalisierungsquote erreicht mitt- talen Empfängern. lerweile 63 Prozent, das heißt, fast zwei Drittel der Personen ab 14 Jahren in Deutschland hören (auch) In gut neun von zehn Haushalten finden sich nach Digitalradio. In den allermeisten Haushalten führen wie vor noch analoge UKW-Radios, was auch dar- digitale und analoge Radios eine friedliche Koexis- an liegt, dass jeder Haushalt im Durchschnitt über tenz, digital ist aber beliebter. Denn wenn ein digi- knapp 4 Radiogeräte verfügt – darin eingeschlos- taler Radioempfänger im Haushalt vorhanden ist, sen sind alle Radios im Haus, vom analogen Radio- dann wird vorzugsweise damit gehört. Und es gibt wecker bis hin zum Duschradio. Jeder Haushalt, auch sie schon: die „digital-only“-Radiohaushalte. in dem sich noch mindestens ein gelegentlich ge- Ihre Zahl ist noch gering – wächst aber stetig. nutzter UKW-Empfänger befindet, wird (auch) als 17
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Die Haushalts- ausstattung mit mindestens einem digitalen Radioemp- Abb. 1 fangsgerät liegt bei 44 % Haushaltsausstattung mit Radiogeräten im Trend Mind. eine Empfangsmöglichkeit 94,7 94,3 94,3 94,7 94,3 Digitalradio DAB+ 12,6 15,1 17,0 22,7 24,3 IP-Radio 8,6 9,7 10,9 12,3 14,3 TV-Kabel / SAT 29,0 27,7 22,8 22,9 23,2 UKW / analog 93,3 92,9 92,2 92,0 91,2 0% 25 % 50% 75 % 100 % 2016 2017 2018 2019 2020 Jeweils mindestens ein Radiogerät der Empfangsart im Haushalt; Quelle: Kantar; Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland 18
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland UKW-Haushalt mitgezählt. Dennoch deutet sich Berücksichtigt man alle digitalen Empfangswege, im Fünfjahrestrend ein langsamer aber anhalten- also DAB+, IP-Radio sowie digitalen Radioempfang der Rückgang des UKW-Empfangs an. über Satellit und Kabel, steht in mehr als vier von zehn Haushalten ein digitales Radioempfangsge- Zugleich wächst die Zahl der Haushalte, die mit rät. Von diesen mehr als 18 Mio. digital empfan- mindestens einem Digitalradio ausgestattet sind. genden Haushalten haben etwa 1,3 Mio. k eine In etwa jedem vierten Haushalt in Deutschland analogen UKW-Radios mehr im Haus, sondern aus- (24 Prozent) steht ein DAB+-Empfänger. Das ent- schließlich Zugang zu digitalem Radioempfang. Die spricht einer Zunahme von 7 Prozent g egenüber „digital only“-Quote liegt somit bei 3,2 Prozent der dem Vorjahreswert, so dass die Zahl der DAB+- Haushalte in Deutschland. Nicht berücksichtigt ist Haushalte bei fast 10 Millionen liegt. Der positive hierbei allerdings die Webradionutzung über kon- Trend der letzten Jahre setzt sich also fort, auch vergente Endgeräte wie z. B. Smartphones oder wenn das Wachstum der DAB+-Haushalte etwas Tablets. geringer als im Vorjahr ausfällt. Die Haushaltsausstattung mit IP-Radiogeräten – DAB+-Ausstattung im Ländervergleich: Bayern also mit Radiogeräten, die ihr Programmsignal über und Sachsen setzen sich vom Hauptfeld ab das Internet empfangen – hat ebenfalls zugenom- Die Haushaltsausstattung mit DAB+-Geräten ist men und liegt mit 14 Prozent zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr erwartungsgemäß in fast höher als im Vorjahr. Mit knapp 6 Mio. Haushalten allen Bundesländern weiter angestiegen. In Rela- bleibt sie aber nach wie vor deutlich hinter der Zahl tion zur Anzahl der Haushalte im Bundesland, neh- der DAB+-Haushalte zurück. Sowohl bei der Aus- men Bayern und Sachsen die Spitzenpositionen stattung mit DAB+ als auch bei den IP-Radiogerä- ein. Knapp jeder dritte Haushalt in den beiden Frei- ten sind 3,3 Mio. Hybridgeräte mitberücksichtigt, staaten verfügt über ein DAB+-fähiges Radiogerät. die beide Empfangstechnologien beherrschen. In Baden-Württemberg, Niedersachsen und Bre- men sowie dem Saarland und Rheinland-Pfalz liegt Der Radioempfang über Kabel oder Satellit bleibt die Haushaltsausstattung mit DAB+-Empfängern weitgehend stabil. Knapp 12 Prozent verfügen über knapp unter einem Viertel der Haushalte – und einen digitalen Satellitenanschluss über den sie damit nur leicht unter dem bundesweiten Durch- Radioprogramme empfangen etwas weniger als schnittswert. In den Bundesländern Nordrhein- 11 Prozent der Haushalte empfangen ihr Radiosig- Westfalen, Hamburg und Schleswig-Holstein so- nal digital über ihren Kabelanschluss. Im Zuge der wie Berlin und Brandenburg verfügt etwa jeder Digitalisierung der Kabelnetze wurde die analoge fünfte Haushalt über ein Digitalradio mit terrest- Hörfunkübertragung über das Kabelnetz weitge- rischem Empfang. hend eingestellt – etwa zweieinhalb Prozent der Haushalte in Deutschland haben ihr Radiogerät Die stärksten Zuwächse beim Digitalradio verzeich- noch an die analoge Kabelbuchse angeschlossen. nen Sachsen (+ 16 Prozent), Berlin und Branden- burg (+ 14 Prozent) sowie Rheinland-Pfalz und das Saarland (+ 13 Prozent). In absoluten Zahlen finden 19
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Ausstattung mit DAB+: 2020 lag der Durchschnitt Abb. 2 in Deutschland bei 24,3 % DAB+-Haushaltsausstattung in den Bundesländern im Trend Alle Niedersachsen, Bremen 15,1 12,7 17,0 14,3 22,7 21,9 24,3 9,875 Mio. 23,9 1,021 Mio. Berlin / Brandenburg Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, 13,9 Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern 16,2 13,0 17,0 15,1 19,3 + 14 0,622 Mio. 21,0 Baden-Württemberg 22,6 1,694 Mio. 16,2 Nordrhein-Westfalen 18,7 14,0 23,9 14,7 24,1 1,245 Mio. 22,0 Bayern 22,0 1,916 Mio. 19,6 Rheinland-Pfalz, Saarland 22,3 13,9 29,7 15,0 31,0 1,946 Mio. 21,3 Hessen 24,1 24,1 + 13 0,585 Mio. 13,8 Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen 14,4 15,7 18,0 19,2 20,0 + 11 0,603 Mio. 24,1 Hamburg, Schleswig-Holstein 28,9 + 20 1,264 Mio. 14,1 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 15,7 19,8 2017 2018 2019 2020 absoluter Wert (in Mio.) Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent) 20,5 0,497 Mio. Niedersachsen Einige Bundesländer fallzahlbedingt nur zusammengefasst darstell- 12,7 bar; Quelle: Kantar; Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland 14,1 21,8 23,9 + 10 0,934 Mio. 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 20
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland sich die meisten DAB+-Haushalte erwartungsge- Mit dem Ausbau der Infrastruktur und des Pro- mäß in den bevölkerungsreichen Flächenländern grammangebots wird DAB+ auch in Zukunft noch Bayern und Nordrhein-Westfalen, mit jeweils et- attraktiver werden. Die Vorbereitungen für den was mehr als 1,9 Mio. DAB+-Haushalten, sowie zweiten bundesweiten DAB+-Multiplex laufen auf Baden-Württemberg mit etwas mehr als 1,2 Mio. Hochtouren – ab Herbst 2020 werden nunmehr DAB+-Haushalten. insgesamt 29 national verbreitete Hörfunkpro- gramme im Digitalstandard DAB+ empfangbar sein. Zugleich wurde in diesem Jahr der regionale Ausbau, z. B. in Nordrhein-Westfalen, Hamburg/ Abb. 3 Zahl der DAB+ und IP-Radios in der Wohnung / Auto im Trend in Mio. IP 2016 4,092 0,544 2017 44,476 4,563 0,576 2018 2020 101,869 5,581 0,345 Radios gesamt: 146,345 Mio. 2019 6,634 0,562 2020 7,538 0,433 DAB + 2016 5,157 3,086 2017 6,201 3,709 2020 2018 DAB+ und IP 7,428 4,407 gesamt: 2019 24.594 Mio. 8,037 6,598 2020 9,855 6,768 Wohnung* Auto Quelle: Kantar; Basis: 39,372 / 39,672 / 40,219 / 40,350 / 40,684 Mio. Haushalte in Deutschland *inkl. tragbarer Radios und Handys mit UKW-Empfang; DAB+- und IP-Radios jeweils inkl. Hybridgeräte 21
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Schleswig-Holstein, Brandenburg oder dem Saar- Zahl der DAB+-Radios steigt – land weiter vorangetrieben, so dass zahlreiche insbesondere Inhouse regionale Programme ihren Betrieb aufnehmen Zugleich empfangen immer mehr Radios in konnten oder in naher Zukunft aufnehmen wer- Deutschland digitale Programme. Die Zahl der den. Aber auch auf lokaler Ebene setzt sich DAB+ DAB+-Empfänger ist im letzten Jahr um weitere 2 in lokalen Multiplexen oder auch mithilfe des Millionen auf 16,6 Mio. angewachsen. Zugenom- small-scale DAB+-Ansatzes, bei dem kleine Sende- men hat insbesondere die Zahl der Geräte, die im anlagen mit Open-Source-Technik zum Einsatz Haus verwendet werden. Sie ist um gut 1,8 Mio. kommen, immer weiter durch. Zuletzt hat man in auf mittlerweile knapp 9,9 Mio. Geräte gestiegen, Bayern im Rahmen eines Pilotprojektes erfolgreich das entspricht gut 59 Prozent der DAB+-Radios in zeigen können, wie eine Regionalisierung von Deutschland. Bei den restlichen 6,8 Mio. DAB+- DAB+-Programmen mithilfe dynamischer Rekonfi- Empfängern handelt es sich um Autoradios. Eben- guration umgesetzt werden kann. Mit dem konti- falls zugenommen hat die Zahl der IP-Radios, sie nuierlich wachsenden Programmangebot wächst liegt mit knapp 8 Millionen Geräten etwa halb so auch der Anreiz, sein analoges Radio gegen ein hoch wie die der DAB+-Empfänger. Digitalradio zu tauschen. DAB+ treibt den digitalen Zahl der analogen Radios hat in 5 Jahren um Radioempfang im Auto voran 10 Prozent abgenommen Auch für den Radiokonsum im Auto wird digitales In einem Radiohaushalt finden sich im Durch- Radio immer wichtiger. Knapp 16 Prozent der Auto- schnitt knapp 4 Radiogeräte, Autoradios mitge- radios beherrschen mittlerweile mindestens eine zählt. Die Gesamtzahl der Geräte liegt somit bei digitale Empfangsart. Zum Vergleich: Vor 5 Jahren über 146 Mio. auf einem konstant hohen Niveau lag der Anteil der Autoradios mit digitalem Emp- und ohne nennenswerte Veränderungen gegen- fang noch bei knappen 9 Prozent. D. h. die Digitali- über dem Vorjahr. Differenziert nach Gerätetyp sierungsquote im Auto ist in nur 5 Jahren um mehr zeigt sich allerdings, dass die Zahl der ausschließ- als 80 Prozent gestiegen. Dabei dominiert DAB+ lich analog empfangenden UKW-Radios weiter- eindeutig. Im Auto sind in Deutschland gut 6,7 Mio. hin rückläufig ist. Ihre Zahl liegt aktuell bei etwa DAB+-Geräte verbaut. Dem stehen knapp 320.000 125 Mio., was gut 2,5 Mio. bzw. 2 Prozent weniger IP-Autoradios gegenüber. Hinzu kommen jeweils als im Vorjahr entspricht. Der Rückgang ist im län- noch etwa 114.000 hybride Geräte, die beide digita- gerfristigen Trend bemerkenswert stabil. Seit dem len Empfangstechnologien beherrschen. Der Anteil Jahr 2016 hat die Zahl der UKW-Empfänger in deut- der Geräte mit IP-Empfang stagniert in den letzten schen Haushalten um etwas mehr als 14 Mio. Ge- Jahren folglich bei etwa 1 Prozent. DAB+-fähige Ge- räte abgenommen, ein Rückgang von 10 Prozent räte machen hingegen mittlerweile gut 15 Prozent in 5 Jahren. aller Autoradios in Deutschland aus. Das Wachstum im Autoradiobereich ist im Ver- gleich zum Vorjahr etwas schwächer ausgefal- len, allerdings ist ein Digitalisierungsschub in den 22
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland utos in den kommenden Jahren zu erwarten. Mit A digitalen Radioempfänger ausgestattet werden, Umsetzung der Interoperabilitätsverpflichtung was sich voraussichtlich vor allem zugunsten von müssen ab Dezember alle Neuwagen mit einem DAB+-Autoradios auswirken wird. Abb. 4 Webradionutzung nach verwendetem Gerät im Trend Smartphone Tablet 18,4 6,3 20,7 7,8 24,6 7,7 25,9 7,3 Laptop IP-Radio zu Hause 10,2 4,5 11,7 6,2 11,3 6,9 11,1 6,5 PC Smart Speaker** 10,4 10,2 2,8 9,9 6,0 10,3 6,0 IP-Radio im Auto* Smartwatch** 5,2 6,3 0,3 8,7 0,3 8,0 0,5 Smart TV-Gerät Netto 4,8 33,5 5,9 37,7 6,1 41,5 7,8 44,8 0% 10% 20 % 30% 40 % 50 % 0% 10% 20 % 30% 40 % 50 % 2017 2018 2019 2020 2017 Netto 2018 Netto 2019 Netto 2020 Netto Quelle: Kantar; Basis: Basis: 69,241 / 69,563 / 70,094 / 70,445 / 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland *über Smartphone, Tablet oder fest installiertes IP-Radiogerät im Auto; ** 2018 zum ersten Mal berücksichtigt 23
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 5 Digitalisierungsquote Hörfunk im Trend Digitalradio DAB+ 23,9 25,3 Internetradio 63,1 % 41,5 der Personen 44,8 ab 14 Jahren haben hierzulande Radio über digitales Kabel Zugang zu mind. einer 9,0 digitalen Empfangs- 10,2 möglichkeit oder Webradio. Radio über Satellit 11,8 12,3 Mind. 1 digitales Radiogerät im Haushalt oder nutzt Internetradio 53,1 58,1 63,1 + 8,6 0% 25 % 50 % 75 % 100 % 2018 2019 2020 Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent) Internetradio definiert als: Nutzt Internetradio zumindest gelegentlich an irgendeinem Gerät; Quelle: Kantar; Basis: 70,094 / 70,445 / 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland Zahl der Digital- und Webradiohörer steigt sowohl das im Multicast verbreitete Programman- Analog zur Haushaltsausstattung steigt auch die gebot etablierter Sender, als auch ausschließlich Zahl der Personen mit Zugang zu mindestens über das Web verbreitete Radioprogramme (siehe einem Radio mit digitalem Empfang weiter. Gut hierzu auch die Ergebnisse des Online-Audio- 32 Mio. Personen ab 14 Jahren haben in Deutsch- Monitors auf S. 30). land Zugriff auf ein Digitalradio. Das ist etwas we- niger als die Hälfte der Bevölkerung (46 Prozent) Die Zahl der Webradionutzer hat weiter angezo- und entspricht einer Steigerung von 7 Prozent ge- gen und liegt bei knapp 45 Prozent der Personen genüber dem Vorjahr. Radio wird aber schon lange ab 14 Jahren in Deutschland. Differenziert nach nicht mehr nur über Radiogeräte gehört, vielmehr Empfangsgerät ist die Nutzung am Smartphone spielen Smartphones, Smart-TVs und andere kon- mit Abstand am weitesten verbreitet. Mehr als ein vergente Endgeräte eine immer wichtigere Rolle Viertel der Personen ab 14 Jahren (26 Prozent) hört bei der Radionutzung. Dabei nutzen Radiohörer Webradio über das Mobiltelefon, Tendenz steigend. 24
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Etwa jeder Zehnte nutzt für den Empfang der IP- Meistgenutzte Empfangsart: UKW verliert Radiostreams seinen PC oder Laptop. Zugelegt hat deutlich – stärkstes Wachstum bei DAB+ neben den Smartphones insbesondere die Web- Auch bei der meistgenutzten Empfangsart g ewinnt radionutzung über Smart TV. Knapp 8 Prozent der der digitale Radioempfang deutlich hinzu. Nach Personen in Deutschland nutzen den Fernseher für seiner am häufigsten genutzten Radioempfangsart den Webradioempfang – tatsächlich wird es durch gefragt, nennt jeder Vierte einen digitalen Emp- die Vernetzung der Haushalte – Stichwort Smart fangsweg, das entspricht mehr als 19 Mio. Perso- Home – auch immer einfacher, unterschiedliche nen. Die Zahl derjenigen, die primär digital emp- Geräte im Haushalt für die Radiowiedergabe an- fangen, ist damit um 6 Prozentpunkte gegenüber zusteuern. Apps wie der Radioplayer oder TuneIn dem Vorjahr gestiegen. Den stärksten Zugewinn sind schon länger auch auf Fernsehgeräten verfüg- verzeichnet DAB+. Der digital-terrestrische Stan- bar und können direkt am TV-Gerät oder über das dard legt um mehr als 3 Prozentpunkte auf 10,4 Smartphone oder einen Smart Speaker angesteu- Prozent zu. Einen nur leicht schwächeren Zuwachs ert werden. Mit letzteren kann Radio aber auch verzeichnet die Webradionutzung, die von 14 Pro- direkt abgespielt werden. 6 Prozent der Personen zent der Bevölkerung als meistgenutzte digitale ab 14 Jahren in Deutschland nutzen Smart Speaker, Empfangsart bevorzugt wird. Der digitale Kabel- um Webradio zu hören. und Satellitenempfang ist dagegen mit zusammen gut 3 Prozentpunkten abgeschlagen. Komplemen- tär zu den Zugewinnen beim digitalen Radioemp- Netto Digitalisierungsquote: Knapp zwei fang als meistgenutzte Radioempfangsart hat die Drittel der Bevölkerung empfangen digital analoge UKW-Übertragung Einbußen hinnehmen oder hören Webradio müssen und liegt nunmehr bei knappen 64 Prozent Fasst man alle Möglichkeiten des digitalen Radio- der Personen ab 14 Jahren in Deutschland, das sind empfangs zusammen, zeigt sich, dass zwei von knapp 5 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. drei Personen ab 14 Jahren (63 Prozent) Zugang zu einem digitalen Radioempfänger haben oder Web- Betrachtet man die Entwicklung im Detail, zeigt radio nutzen. Die Digitalisierungsquote im Hör- sich, dass die stärksten Veränderungen bei den Prä- funk steigt damit im Bevölkerungsdurchschnitt um ferenzen für eine analoge oder digitale Empfangs- 5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. In den art bei den sogenannten Mid-Agern zu finden ist. jüngeren Bevölkerungssegmenten fällt die Netto- In der Alterskohorte der 30 bis 49-Jährigen sinkt Digitalisierungsquote erwartungsgemäß höher die Nutzung des analogen UKW-Radios als meist- aus. Drei von vier (75 Prozent) der unter 30-Jähri- genutzte Empfangsart deutlich um mehr als gen haben Zugang zu digitalen Hörfunkangeboten 8 Prozentpunkte – der digitale Empfang steigt oder nutzen Webradio. gleichzeitig sogar um gut 10 Prozentpunkte. In die- ser Altersgruppe nennen zudem jeweils 50 Prozent mehr als im letzten Jahr Webradio oder DAB+ als die am häufigsten genutzte Empfangsart. 25
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland Abb. 6 Meistgenutzte Radioempfangsart 2020 −7 + 44 + 27 2020 63,8 10,4 14,0 3,1 4,7 4,0 2019 68,7 7,2 11,0 3,5 5,7 4,1 2018 68,8 5,7 9,6 3,6 8,1 4,2 2017 69,8 5,0 7,7 4,2 8,5 4,8 2016 74,4 3,4 5,9 3,6 8,6 4,1 0% 25 % 50 % 75 % 100 % UKW / analog DAB+ Webradio Kabel/Sat Keine meistgenutzte Empfangsmöglichkeit (Nutze) keine Empfangsmöglichkeit Veränderung im Vergleich zum Vorjahr (in Prozent) Die Angaben zur am häufigsten genutzten Radioempfangsart beziehen sich auf die zum Haushalt gehörenden Radiogeräte (in der Wohnung oder im Auto). Nicht berücksichtigt ist die „Außer Haus“-Nutzung an fremden Geräten; Quelle: Kantar; Basis: 70,214 / 70,326 / 70,525 / 69,241 / 69,563 / 70,094 / 70,445 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland DAB+ überholt UKW erstmals als meistge- In DAB+-Haushalten liegt DAB+ vor a llem bei den nutzte Empfangsart Digitalradiohaushalten 30 bis 49-Jährigen deutlich vor UKW als meistge- Ein detaillierter Blick lohnt sich auch auf die DAB+- nutzter Weg zum Radioempfang, fast die Hälfte Haushalte, also solche Haushalte, die über mindes- (48 Prozent) dieser Altersgruppe nutzt vorzugswei- tens einen digital-terrestrischen Radioempfänger se ihr DAB+-Radiogerät. Zum Vergleich: UKW-Radio verfügen. Hier dominiert der digitale Radioemp- wird von lediglich etwas mehr als einem Viertel der fang ebenfalls deutlich. Weit mehr als die Hälfte Mid-Ager genannt (28 Prozent). (59 Prozent) der Personen in DAB+-Haushalten ge- ben eine digitale Empfangsmöglichkeit als meist- genutzte Empfangsart an. Mehr als vier von zehn Fazit Personen (41 Prozent) nutzen vorzugsweise ihr Die Digitalisierung des Hörfunks ist weiterhin DAB+-Radio, knapp 16 Prozent nennen Webradio auf Kurs. Die Zahl der Haushalte mit ausschließ- als meistgenutzte Empfangsart. Damit überholt lich analogem Radioempfang sinkt, genauso wie DAB+ den UKW-Empfang erstmals als meistge- die Zahl der analogen Radiogeräte insgesamt. Der nutzte Empfangsart in Haushalten mit digital- digitale Radioempfang ist damit weiter auf dem terrestrischem Radioempfang. Angetrieben wird Vormarsch. Mit dem Start des zweiten nationalen diese Entwicklung ebenfalls von den Mid-Agern. DAB+-Multiplex im Herbst dieses Jahres wird der 26
Stand und Entwicklung der Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland digital-terrestrische Standard einen starken Attrak- mit der Integration der DAB+-Reichweitenstudie tivitätsschub erhalten. Das über DAB+ empfangba- in die ma Audio der agma bereits deutlich gewor- re Programmangebot mit nationaler Reichweite den. Darüber hinaus kommt selbst bei den bisher wird sich schlagartig mehr als verdoppeln, und eher zurückhaltenden Werbevermarktern Bewe- die potenzielle technische Reichweite des zwei- gung auf. Einerseits hat sich mit AS&S einer der ten nationalen Multiplex von etwa 67 Mio. Perso- beiden großen Oligopolisten in der Werbevermark- nen bundesweit macht Investitionen in die Zukunft tung nun mit Vermarktung der DAB+ Radiokombi des Digitalradios auch für die Radiosender immer Deutschland auch für die digitale Terrestrik geöff- attraktiver. Die geplante Programmbelegung des net. Andererseits engagiert sich der Außen- und zweiten bundesweiten Multiplex zeigt deutlich, Onlinevermarkter Ströer gemeinsam mit Anten- dass mit DAB+ sowohl auf ein massenattraktives ne Deutschland mit Ad.Audio nun in der DAB+- Programm als auch auf spezielle Programmnischen Werbevermarktung. gesetzt werden kann – und das dient letztlich vor allem der Programmvielfalt. So wird neben eta- Sowohl die Hörer als auch der Radiomarkt bereiten blierten Sendermarken ab Herbst beispielsweise sich also auf den anstehenden Umbruch auf dem auch ein Comedy- und ein Heimwerkerprogramm Hörfunkmarkt vor. Damit sind sie gut beraten. Wie bundesweit zu hören sein. Neben den national ver- die Ergebnisse der aktuellen Erhebung verdeutli- breiteten Programmen, sind für die Hörer insbe- chen, befindet sich die digitale Hörfunkübertra- sondere auch die zahlreichen regionalen und lo- gung und DAB+ weiterhin auf Wachstumskurs. Mit kalen Programmangebote von großer Bedeutung, Inkrafttreten der Interoperabilitätsverpflichtung ab die entweder im Simulcast oder exklusiv auf DAB+ Dezember 2020 wird die digitale Hörfunkübertra- verbreitet werden. Auch hier stehen die Zeichen gung einen weiteren Schub erfahren. DAB+ wird auf Ausbau: zum einen steigern die neuen regio- wesentlich von dieser Entwicklung profitieren. nalen Multiplexe das Programmangebot und die Bleibt letztlich nur noch die Frage, wie lange man Attraktivität von DAB+ – aber auch die Erfolge bei sich das nebeneinander unterschiedlicher terrestri- der regionalisierten Ausspielung durch dynami- scher Übertragungstechnologien noch leisten will sche Rekonfiguration1, erhöhen die Vielfalt im lo- – gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie emp- kalen Programm und zeigen, dass DAB+ technisch findlich der Hörfunkmarkt auf die wirtschaftliche noch nicht ausgereizt ist. Gesamtlage reagiert und welchen Anteil die ana- logen Übertragungskosten an den Fixkosten der Aber nicht nur die Hörer interessieren sich immer Radiosender haben. mehr für den digital-terrestrischen Standard. Auch die Radio- und Werbewirtschaft sieht zu, dass sie den Anschluss an die Entwicklungen im digita- len Hörfunkmarkt nicht verliert. Die immer grö- ßer werdende ökonomische Relevanz von DAB+ ist 1 Bei der dynamischen Rekonfiguration handelt es sich um ein Verfahren, dass die zielgenaue Aussteuerung lokaler Programme ermöglicht. Siehe auch: https://www.dabplus.de/2020/01/24/dab- radioprogramme-regional-abbilden-pilotprojekt-im-funkhaus- regensburg-gestartet/ 27
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Methodik Erhebungsmethode und Grundgesamtheit Die Stichprobe wurde disproportional angelegt, der Radio-Erhebung um für jedes einzelne Bundesland eine Mindest- Die Studie wurde im Auftrag der Medienanstal- fallzahl zu gewährleisten. Pro Bundesland wurden ten unter Beteiligung der ARD, Deutschlandradio, mindestens 200 Interviews geführt. Um die Ergeb- Media Broadcast und Vodafone durch das For- nisse auch weniger bevölkerungsreicher Bundes- schungsinstitut Kantar durchgeführt. Sie erfolgte länder separat ausweisen zu können, wurde auf wie in den Vorjahren per computergestützter tele- Wunsch einzelner Landesmedienanstalten die fonischer Interviews (CATI). Anzahl der Interviews in den jeweiligen Bundes- ländern auf 500 aufgestockt (Berlin, Brandenburg, Um dem gestiegenen Anteil von nur bzw. haupt- Bremen, Hessen, Sachsen). Der disproportionale sächlich über Mobilfunk erreichbaren Personen in Stichprobenansatz wurde später im Rahmen der der Bevölkerung besser Rechnung zu tragen, wurde Gewichtung wieder ausgeglichen, um repräsenta- sie als sogenannte Dual-Frame-Telefonbefragung tive Ergebnisse auf Basis „Gesamt“ bzw. alle Perso- durchgeführt, d. h. mit einem kombinierten An- nen/Haushalte ausweisen zu können. satz aus Festnetz- und Mobilfunknummern (80 zu 20 Prozent). Auswahlgrundlage war das ADM- Die telefonische Erreichbarkeit der jüngeren Be- Telefonstichprobensystem für Fest- und Mobilnetz- völkerung, insbesondere der 14- bis 29-Jährigen, nummern. Die Befragung wurde zwischen dem ist seit Jahren rückläufig. Auch die Mobilfunkstich- 04.05.2020 und dem 22.06.2020 durchgeführt. probe löst diese Herausforderung nur begrenzt. Daher wurden in einer Teilstichprobe gezielt Per- Die Grundgesamtheit dieser Erhebung bildet die sonen der Altersgruppe 14 bis 29 Jahre befragt, um deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. deren Anteil in der Nettostichprobe zu erhöhen. Sie entspricht damit der Definition, die auch der In Haushalten mit mehr als einer Person in dieser Media-Analyse (ma) zugrunde liegt (= deutsche Altersgruppe wurde eine dieser 14- bis 29-jährigen Haushalte plus Haushalte mit EU-28-Haushalts- Personen per Zufall ausgewählt. Vorstand plus Haushalte mit Nicht-EU-Haushalts- Vorstand mit abgeschlossener Schulausbildung). Die beiden Sampling-Frames (Festnetz und Mobil) Die Grundgesamtheit umfasst in diesem Jahr sowie die „Altersklassen-Interviews 14 bis 29“ wur- 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in 40,684 Mio. den mittels Designgewichtung zusammengeführt, Haushalten. damit sie ein repräsentatives Abbild der Grundge- samtheit geben. Sampling und Fallzahlen Die Erhebung basiert 2020 auf einer Nettofallzahl Erfassung der Radioempfangswege und von 7.127 Interviews. Wie bereits in den letzten 6 am häufigsten genutzte Radioempfangsart Jahren wurden die befragten Personen zufällig Die Definition der Radioempfangswege erfolgt ausgewählt, um die personenbezogene Nutzung auf Basis der Ausstattung der Haushalte mit berichten zu können. verschiedenen Radiogeräten (ausschließlich UKW-Radiogeräte, DAB+/Digitalradiogeräte, IP-/ WLAN-Radiogeräte, Radioempfang über TV-Kabel- 29
Methodik anschluss oder Satellit) sowie der Nutzung von Internetradio an weiteren Geräten wie Smart phone, Laptop, PC, Smart-TV-Gerät u. a. Die Frage nach der am häufigsten genutzten Radioempfangsart bezieht sich auf die im Haushalt zur Verfügung stehenden bzw. für Internetradio persönlich genutzten Geräte. Nicht berücksichtigt ist hierbei die Radionutzung an fremden Radioge- räten außer Haus (z. B. Radiohören bei der Arbeit). 30
Online-Audio dreht auf Ergebnisse des Online-Audio-Monitors 2020 Regina Deck / Steffen Meyer-Tippach Der Audiomarkt boomt, das Wachstum ist rasant. Online-Audionutzung steigt auf 50 Millionen Die Radionutzung über das Internet steigt, Pod- Auch der aktuelle Online-Audio-Monitor (OAM) casts kommen raus aus der Nische und sind in aller zeigt einen deutlichen Anstieg der Nutzung von Ohr. Die Aufzählung der positiven Schlagzeilen und Online-Audioinhalten. Sieben von zehn Befragten Erfolgsmeldungen rund um die Audionutzung der geben an, dass sie zumindest gelegentlich Audio- letzten Monate ließe sich beliebig fortführen. Nicht angebote aus oder über das Internet hören. Mit zuletzt die „Währungshüter“ für Radio und Audio, 70,8 Prozent liegt der Anteil der Online-Audio-Nut- die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, hat in den zer in der Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland vergangenen Monaten mehrfach einen coronabe- rund 9 Prozentpunkte höher als im Vorjahr (Abb. 1). dingten Anstieg der Online-Audionutzung verkün- Das entspricht einem Anstieg um 6,1 Millionen auf det. Noch mehr Menschen als zuvor haben in den aktuell 50 Millionen Personen ab 14 Jahren. Wochen des Lockdowns und der anschließenden Phase der sukzessiven Lockerungen Audioinhalte über das Internet live oder auf Abruf gehört. Diese Der Corona-Effekt Diagnose reiht sich nahtlos in ähnliche Meldungen Ein Teil des rasanten Zuwachses ist dabei sicher bezüglich anderer Mediengattungen ein, die eben- Corona zuzuschreiben, denn die Interviews star- so von Rekordzahlen und Allzeithochs im Zuge der teten bereits im April 2020, als sich Deutschland Corona-Pandemie berichten. Online-Audio dreht mitten im Lockdown befand. Die Befragungen dau- jedoch nicht erst seit Corona auf. Vielmehr schlie- erten bis Mitte Juni 2020 und lagen damit vollends ßen die Erfolgsnachrichten nahtlos an die vielen in einem Zeitraum, in dem Kontakt- und Ausgangs- Meldungen zu steigenden Nutzungszahlen, Neu- beschränkungen den Alltag der deutschen Bevölke- gründungen, Aufkäufen und Investitionen von Un- rung bestimmten. Prinzipiell ist man bei Trendstu- ternehmen und Plattformen rund um die Produkti- dien gut beraten, kurzfristige Ereignisse, die einen on und Vermarktung von Online-Audioinhalten aus verzerrenden Einfluss auf die Ergebnisse nehmen den Monaten vor Corona an. Das starke Wachstum können, möglichst zu umgehen. Dass es sich bei der Nutzung digitaler Audioinhalte mag durch die der Corona-Pandemie aber nicht um ein kurzfris- Corona-Krise zwar zusätzlich getriggert worden tiges Ereignis handelt, war schon vor Feldstart der sein, tatsächlich steht dahinter aber ein langfris- Studie klar. Nicht absehbar war hingegen, wann tiger Trend. die Rückkehr in die Normalität vollzogen oder eine 31
Online-Audio dreht auf Abb. 1 Nutzung Online-Audioangebote Online-Audioangebote gesamt 70,8 62,2 On-Demand-Angebote gesamt 64,7 54,5 … davon Musik / Audioinhalte über Videoplattformen 56,1 44,0 … davon Musikstreaming-Dienste 39,1 32,2 … davon Podcasts & Radiosendungen auf Abruf 24,4 16,8 … davon Hörbücher oder Hörspiele im Internet 20,2 14,9 Webradio gesamt 50,9 41,5 0% 20 % 40 % 60 % 80% 2020 2019 Quelle: Online-Audio-Monitor 2020; Basis: 70,598 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland „neue Normalität“ erreicht sein würde. Die Auf- Zum dritten Mal in Folge liegen nun also die traggeber des OAM 2020 – wie in den beiden Vor- Ergebnisse vor. Der OAM nimmt die Nutzung von jahren bestehend aus den Landesmedienanstalten Online-Audioangeboten auf Basis einer bevölke- aus Bayern (BLM), Berlin-Brandenburg (mabb), Ba- rungsrepräsentativen Umfrage unter rund 8.400 den-Württemberg (LFK) und Nordrhein-Westfalen Personen ab 14 Jahren in Deutschland in den Fokus. (Medienanstalt NRW) in Kooperation mit dem Bun- Inhaltlich komplettiert er damit die Erhebung der desverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und dem Verbreitung von Radiogeräten und die Nutzung der Verband Privater Medien (VAUNET) – haben daher einzelnen Radioübertragungswege, die im Rahmen beschlossen, den OAM planmäßig durchzuführen. des Digitalisierungsberichts durch die Landesme- dienanstalten abgefragt werden. 32
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