CORONAVIRUS LEITFADEN FÜR ÖSTERREICH - BAKER MCKENZIE

Die Seite wird erstellt Ilka Petersen
 
WEITER LESEN
Coronavirus                 Wir unterstützen Sie mit regelmäßigen
                            Updates zu allen relevanten rechtlichen
Leitfaden für Österreich    Fragestellungen rund um die Corona-
                            Pandemie.
 4   Status 3. April 2020   Unser Team ist voll einsatzfähig, um
                            Sie in diesen herausfordernden Zeiten zu
                            begleiten. Bitte zögern Sie nicht, mit uns
                            in Kontakt zu treten.
4   Neue & aktualisierte Bereiche
    Öffentliche Beschaffung         Schiedsgerichte
    Gesundheitssektor und           Insolvenzordnung,
    Gesundheitsprodukte             Exekutionsordnung
    Steuererleichterungen           Weiterführung von Baustellen
    Finanzielle Hilfen              Ausgangs- &
                                    Zutrittsbeschränkungen
    Finanzmarkt-Aufsicht
                                    Arbeitsrecht
    Kapitalmarkt
                                    Sonderbetreuungszeit
    Hauptversammlungen,
    Gewinnausschüttung              Schutzmaßnahmen für
                                    Wohnungsmieter
    Fristen, Gebühren, Zustellung
Öffentliche Beschaffung (1)
   [NEU] Gibt es immer noch                Mit der Verabschiedung des 2. COVID-19-Gesetzespaketes wurden die Fristen in den anhängigen Prüfungsverfahren
   Fristverlängerungen für                 einschließlich der Verfahren für vorläufige Maßnahmen vor den Verwaltungsgerichten bis zum 1. Mai 2020 ausgesetzt. Mit
   anhängige                               dem vorgeschlagenen 4. COVID-19-Gesetzespaket, das heute im Parlament verabschiedet werden soll und dann am 6.
   Nachprüfungsverfahren?                  April in Kraft treten könnte, endet diese Aussetzung der Fristen am 6. April. Ab dem 7. April beginnen die Fristen
                                           wieder zu laufen. Der 7. April wird das maßgebliche Datum für die Berechnung der Fristen sein.

   [NEU] Gibt es immer noch                Die im COVID-19 VwBG vorgesehene Fristverlängerung für die Anfechtung von Entscheidungen öffentlicher Auftraggeber
   Fristverlängerungen bezüglich           sowie die Beantragung einstweiliger Verfügungen endet mit dem Inkrafttreten des 4. COVID-19-Gesetzespaketes und
   der Anfechtung von                      daher laufen die durch das 2. COVID-19 Gesetz gestoppten Anfechtungsfristen mit 7. April so wieder weiter, wie sie
   Entscheidungen von                      am 22. März gestoppt wurden!
   Auftraggebern in den aktuellen          Es kann also sein, dass die Frist für die Anfechtung einer Entscheidung des Auftraggebers innerhalb von ein paar
   öffentlichen Vergabeverfahren?          Tagen oder weniger endet! Prüfen Sie daher allfällige Fristen sehr sorgfältig. Wir stehen Ihnen hierfür auch sehr gerne
                                           unter covidsupport@bakermckenzie.com bzw. persönlich zur Verfügung.

   [NEU] Gibt es Änderungen bei            Das vorgeschlagene 4. COVID-19-Gesetzespaket sieht vor, dass in besonderen Fällen im Zusammenhang mit COVID-19
   einstweiligen Verfügungen?              oder aus Gründen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung im Zusammenhang mit COVID-19 Anträgen auf
                                           Erlassung einer einstweiligen Verfügung zur Untersagung der Angebotsöffnung, des Abschlusses einer
                                           Rahmenvereinbarung und der Erteilung des Zuschlages keine aufschiebende Wirkung zukommt.

                                                           Dr. Kathrin Hornbanger, MBA
                                                           Counsel
                                                           T: +43 1 24 250-273
                                                           kathrin.hornbanger@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     3
Öffentliche Beschaffung (2)
   [NEU] Muss ich bei dringenden           Ja. Das Bundesministerium für Justiz hat mitgeteilt, dass die Ausnahme betreffend den „Schutz wesentlicher
   Beschaffungen das                       Sicherheitsinteressen der Republik Österreich“ zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zum Tragen kommt, da die
   Vergaberecht anwenden?                  Beschaffungen weder geheim sind, noch die innere Sicherheit (derzeit) in einem solchen Ausmaß gefährdet ist, dass der
                                           Bestand des Staates als solches gefährdet wäre. Auch der EuGH verlangt zuerst den Einsatz „gelinderer Mittel“ wie etwa
                                           die Durchführung von Sonderverfahren.
                                           Diese Sonderverfahren erlauben im Wege der Durchführung von Verhandlungsverfahren ohne Bekanntmachung die
                                           Beschaffung von Bauleistungen, Waren und Dienstleistungen in klassischen Notsituationen wie im Falle der Covid-19
                                           Pandemie.

   [NEU] Muss ich öffentlich               Laut BVergG 2018 kann ein Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung durchgeführt werden, wenn
   bekanntmachen?                          „äußerst dringliche, zwingende Gründe, die nicht dem Verhalten des öffentlichen Auftraggebers/des
                                           Sektorenauftraggebers zuzuschreiben sind, im Zusammenhang mit Ereignissen, die der öffentliche Auftraggeber/der
                                           Sektorenauftraggeber nicht voraussehen konnte, es nicht zulassen, die [regulären] Fristen einzuhalten“. Die Covid-19
                                           Pandemie ist ein derartiger unvorhersehbarer dringlicher Grund. Unmittelbare Bedürfnisse der Erkrankten, aber auch der
                                           Einsatzkräfte und der Betreiber kritischer Infrastruktur müssen umgehend erfüllt werden, damit eine weitere Verbreitung
                                           von Covid-19 effektiv verhindert werden kann.
                                           Die Gründe für die Wahl des Sonderverfahrens sind im jeweiligen Vergabeakt genau zu dokumentieren; die Beweislast
                                           für das Vorliegen der Voraussetzungen trifft den Auftraggeber.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     4
Öffentliche Beschaffung (3)
   [NEU] Kann ich auch direkt              Laut ständiger Rechtsmeinung der EU-Kommission ist „eine direkte Vergabe des Auftrags an einen vorab ausgewählten
   vergeben?                               Wirtschaftsteilnehmer ausschließlich dann möglich, wenn nur ein Wirtschaftsteilnehmer in der Lage sein wird, den
                                           Auftrag unter den durch die zwingende Dringlichkeit auferlegten technischen und zeitlichen Zwängen zu erfüllen“.
                                           Gerade die Verknappung kritischer Produkte auf den Weltmärkten reduziert aber derzeit oft die Anzahl potentieller
                                           Lieferanten. Dies muss aber zumindest „rasch überprüft“ werden, so zB durch Telefonate oder Mails. Zur Überbrückung
                                           ist es nach Ansicht des Bundesministerium für Justiz bei bestimmten Gütern, die durch die derzeitige außergewöhnliche
                                           Nachfrage nicht mehr allgemein am Markt verfügbar sind, möglich, diesen dringenden, kurzfristigen Bedarf bei einem
                                           einzigen Lieferanten, der zB die Lieferfristen einhalten kann, zu decken.
                                           Die bestehenden Regelungen zur Direktvergabe im BVergG 2018 bleiben aufrecht.

   [NEU] Welchen Fristen bin ich           Da beim Verhandlungsverfahren ohne vorherige Bekanntmachung keine gesetzlichen Mindestfristen (z.B. für
   unterworfen?                            Angebotsabgaben) zu beachten sind, kann dieses Verfahren auch äußerst rasch abgewickelt werden. Allerdings müssen
                                           die Fristen dennoch angemessen sein. Reguläre Fristen können aus Gründen der Dringlichkeit verkürzt werden. In
                                           vielen Fällen werden in laufenden Verfahren Teilnahme- bzw Angebotsfristen im Sinne der Aufrechterhaltung eines
                                           Wettbewerbes zu verlängern sein, weil die aktuellen Einschränkungen im Arbeitsalltag („Home-Office“) die Prozesse der
                                           Unternehmen verlangsamen bzw. verunmöglichen. Unternehmen sind angeraten, ihre jeweilige Angebotsbindefrist zu
                                           prüfen und gegebenenfalls zu verlängern.

   [NEU] Auf welche Dauer dürfen           Die neu abgeschlossenen Verträge ohne Bekanntmachung dürfen nur zur Überbrückung dienen, bis langfristigere
   die neuen Verträge                      Lösungen gefunden sind. Starten Sie daher parallel gleich reguläre Vergabeverfahren, um möglichst bald auf das
   abgeschlossen werden?                   reguläre Vergaberegime umsteigen zu können. Angesichts der derzeitigen Ungewissheit empfiehlt sich der Abschluss von
                                           Rahmenvereinbarungen.
                                           Sorgen Sie jedenfalls für eine gute interne Dokumentation, für welchen Zeitraum Sie die Überbrückungslösung
                                           gerechtfertigt sehen.

   [NEU] Gibt es spezielle                 Im Bereich des BVergGVS 2012 stehen zusätzlich die Sonderverfahren ohne vorherige Bekanntmachung für
   Vorgaben für den                        „Krisenbeschaffungen“ und für „zusätzliche, nicht vorhergesehene Bau- oder Dienstleistungen“ zur Verfügung.
   Sicherheitsbereich?

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   5
Öffentliche Beschaffung (4)
   [NEU] Muss ich den                      Alle vergebenen Aufträge im Bereich der Bundesvollziehung mit einem Auftragswert ab EUR 50.000 sind im Open
   Vertragsabschluss bekannt               Government Data System (OGD-System) bekannt zu geben, im Oberschwellenbereich überdies in TED. Achtung: Dies
   machen?                                 gilt auch für Abrufe aus bestehenden Rahmenvereinbarungen!
                                           Eine Verletzung dieser Bekanntmachungspflichten gilt als Verwaltungsübertretung und ist mit Geldstrafe bis zu EUR
                                           50.000,- sanktioniert.
                                           Im Bereich der Landesvollziehung sind alle vergebenen Aufträge im Oberschwellenbereich in TED und im OGD-System
                                           bekannt zu geben.
                                           Im Bereich des BVergGVS 2012 beschränkt sich die Bekanntgabepflicht auf eine Publikation in TED.

   [NEU] Verändern sich Fristen für        Nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz hat der (öffentliche) Auftraggeber Fristen so zu bemessen, dass den von der
   laufende Vergabeverfahren?              Fristsetzung betroffenen Unternehmern ausreichend Zeit für die Vornahme der entsprechenden Handlungen verbleibt.
                                           Das BMJ hält Verlängerungen der Teilnahme- und Angebotsfristen auch bei einfachen Ausschreibungen für geboten,
                                           da viele Unternehmen durch verstärktes Homeoffice derzeit nur eingeschränkt agieren können. Bemessen Sie also
                                           Fristen großzügig bzw. verlängern Sie laufende Fristen. Bedenken Sie auch, dass elektronische Teilnahmeanträge und
                                           Angebote mit einer qualifizierten elektronischen Signatur versehen werden müssen und dass das Signieren und
                                           Hochladen von Teilnahmeanträgen oder Angeboten im Moment mehr Zeit in Anspruch nimmt also sonst bereits
                                           üblich und treffen Sie rechtzeitig die entsprechenden Vorkehrungen. Wir sind Ihnen auch diesbezüglich sehr gerne
                                           behilflich und unterstützen Sie mit einer elektronischen Signatur oder einer entsprechenden Schulung Ihrer
                                           Mitarbeiter.

   [NEU] Wie kann ich physischen           Angebotsöffnungen, Hearings und Verhandlungsrunden können auch über Videokonferenz-Systeme durchgeführt
   Kontakt vermeiden?                      werden.

   [NEU] Kann ich die                      Für „wesentliche“ Vertragsänderungen muss - wie auch schon bisher - ein neues Vergabeverfahren durchgeführt werden.
   Auftragssumme überschreiten?            Eine Überschreitung des Auftragsvolumens gilt aber unter folgenden Bedingungen als „nicht wesentliche“ (de-minimis)
                                           Vertragsänderung:
                                              Die jeweils anwendbaren EU Schwellenwerte UND
                                              10% der ursprünglichen Auftragssumme (der Konzession) bei Lieferaufträgen, Dienstleistungsaufträgen und
                                               Konzessionsverträgen bzw. 15% bei Bauaufträgen werden nicht überschritten.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                 6
Öffentliche Beschaffung (5)
   [NEU] Sind auch mehr als 10 bzw.          Ja, sofern die Änderung „aufgrund von Umständen erforderlich [wurde], die ein seiner Sorgfaltspflicht nachkommender
   15% Überschreitung möglich?               Auftraggeber nicht vorhersehen konnte, und [sich] der Gesamtcharakter des Auftrages … aufgrund der Änderung nicht
                                             [verändert]“, allerdings darf der Gesamtwert dieser Änderungen 50% des ursprünglichen Auftrages nicht übersteigen.
                                             Die mangelnde Vorhersehbarkeit der Covid-Pandemie wurde vom BMJ insbesondere in Folge der Dynamik der
                                             Verbreitung von Covid-19 anerkannt.
                                             Keine Änderung des Gesamtcharakters liegt daher vor, wenn lediglich die Liefermengen der vereinbarten Leistung
                                             erhöht werden oder ein bestehender Liefervertrag über bestimmte medizinische Hilfsmittel um weitere gleichartige
                                             Lieferungen ergänzt wird. Es darf aber nicht zur Änderung des Leistungstyps (Waren vs. Dienstleistung) kommen.
                                             Eine derartige Vertragsänderung muss im Oberschwellenbereich bekanntgegeben werden.

   [NEU] Können Leistungszeiträume Ja, die Änderung von Leistungszeiträumen bzw. der Austausch von Schlüsselpersonal bei Dienstleistungen wird
   angepasst werden?               unter den aktuellen Umständen als unwesentliche Vertragsänderung zu qualifizieren sein.

   [NEU] Werden Auftraggeber                 Das BMJ hat den öffentlichen Auftraggebern nahegelegt, zur Stützung der Liquidität der Lieferanten alle Zahlungen
   rascher bezahlen?                         umgehend vorzunehmen.

   [NEU] Ist eine E-Vergabe im               Ja. Im Oberschwellenbereich ist Durchführung eines elektronischen Vergabeverfahrens bereits verpflichtend, sie ist
   Unterschwellenbereich möglich?            jedoch auch im Unterschwellenbereich möglich, gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Situation infolge der
                                             Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Es ist jedoch dabei zu bedenken, dass die Ausstellung einer qualifizierten
                                             elektronischen Signatur und deren Handhabung in der derzeitigen Situation nur eingeschränkt möglich sein kann.
                                             Entsprechende Vorkehrungen sollten rasch und rechtzeitig getroffen werden.
                                             Wir stehen auch hierbei sehr gerne unterstützend zur Verfügung (covidsupport@bakermckenzie.com).

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   7
Gesundheitssektor und Gesundheitsprodukte (1)
   [NEU] Welche rechtlichen                Es wird eine Sonderverordnungsermächtigung für klinische Prüfungen betreffend Arzneimittel und Medizinprodukte
   Auswirkungen hat die                    eingefügt. Es erfolgt damit eine Ausweitung der Sonderbestimmungen im Zusammenhang mit Krisensituationen (§ 94d
   Pandemiekrise auf klinische             Abs 1 AMG, § 113a MPG), sodass in solchen Fällen abweichende Regelungen getroffen werden können. Der
   Prüfungen?                              Bundesminister kann nun im Falle einer Pandemie ebenfalls für den Bereich der klinischen Prüfungen wenn die
                                           notwendige Versorgung der Bevölkerung sonst ernstlich und erheblich gefährdet wäre Regelungen über Versorgungs-
                                           und Bereitstellungsverpflichtungen für Zulassungsinhaber, Hersteller, Depositeure, Arzneimittel-Großhändler bzw.
                                           Vollgroßhändler, Bevollmächtigte und öffentliche Apotheken bzw. Abgabestellen von Medizinprodukten erlassen, wenn
                                           und solange dies auf Grund der besonderen Situation erforderlich ist.

   [NEU] Welche rechtlichen                Sonderabweichungsrechte der Landesgesetzgeber (Bundesländer) von den Anforderungen des Krankenanstaltenrechts
   Auswirkungen hat die                    in Krisenzeit (§ 42 f KaKuG), etwa werden die Vorgaben des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG) nicht mehr
   Pandemiekrise auf                       eingehalten werden, wenn Krankenanstalten entgegen ihrem sonstigen Versorgungsauftrag prioritär als COVID-19-
   HCOs/Krankenanstalten?                  Krankenanstalten genutzt werden sollen. Zudem könnten Bewilligungsverfahren in Meldeverfahren umgewandelt werden
                                           oder Änderungen in der Anstaltsordnung (etwa beim Besuchsrecht) erfolgen. Dies wenn und solange dies auf Grund der
                                           besonderen Situation erforderlich ist und der Schutz des Lebens und der Gesundheit von Menschen gewahrt bleibt.

   [NEU] Welche rechtlichen                Epidemieärzte (§ 27 Abs. 1 Epidemiegesetz) werden Amtsärzten gleichgestellt (§ 41 Abs 8 ÄrzteG). Dies, wenn in den
   Auswirkungen hat die                    betroffenen Gebieten die zur Verfügung stehenden Ärzte (in erster Linie Amtsärzte), nicht ausreichen, um die Krankheit
   Pandemiekrise auf Ärzte?                wirksam zu bekämpfen.

   [NEU] Welche rechtlichen                Zum Schutz vor Übertragungs- und Ansteckungsgefahren im Rahmen einer Pandemie können die mindestens zweimal
   Auswirkungen hat die                    pro Halbjahr vorgegebenen Sitzungen des Psychotherapiebeirats vom Bundesminister ausgesetzt werden (§ 22a Abs 1
   Pandemiekrise auf                       Psychotherapiegesetzes). In diesem Zusammenhang wird für diesen Zeitraum auch die beratende Tätigkeit des
   Psychotherapeuten?                      Psychotherapiebeirates ausgesetzt.

                                                           Daniel Larcher
                                                           Senior Associate
                                                           T: +43 1 24 250-422
                                                           daniel.larcher@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                    8
Gesundheitssektor und Gesundheitsprodukte (2)
   [NEU] Welche rechtlichen                Für die im Zusammenhang mit einer Pandemie (2. COVID-19-Gesetz) geschaffenen Sonderberechtigungen (zB
   Auswirkungen hat die                    Abstrichnahmen, Durchführung von Laboruntersuchungen durch ohne ärztliche Anordnung etc) wird die Bekämpfung der
   Pandemiekrise auf Sanitäter und         Ausbreitung des Erregers SARS-CoV-2 (COVID-19) als ausschließlicher Anwendungsbereich festgelegt bzw.
   den MTD?                                eingeschränkt (§ 69 Abs 9 Sanitätergesetz; 36 Abs 25 MTD Gesetz). Berechtigungen auf Grund dieser Bestimmungen
                                           bestehen noch nach der Pandemie weiter, längstens jedoch bis zum Ablauf des 31. März 2021.

   [NEU] Welche rechtlichen                Aufgrund des verstärkten Bedarfs an Intensivpflegepersonal sowie gegebenenfalls an anderen Spezialsierungen, wie
   Auswirkungen hat die                    Krankenhaushygiene und Anästhesiepflege, erfolgt eine vorübergehende Lockerung von Qualifikationsvoraussetzungen,
   Pandemiekrise auf                       um Einsatz des Diplompflegepersonals in der kritischen Zeit sowie einen flexibleren Personaleinsatz des
   Krankenpflegepersonal?                  Pflegepersonals auch in den anderen Fachbereichen zu ermöglichen (§ 17 Abs 3a). Für die im Zusammenhang mit einer
                                           Pandemie (2. COVID-19-Gesetz) geschaffenen Sonderberechtigungen wird die Bekämpfung der Ausbreitung des
                                           Erregers SARS-CoV-2 (COVID-19) als ausschließlicher Anwendungsbereich festgelegt (§ 117 Abs 33); diese bestehen
                                           noch nach der Pandemie weiter, längstens jedoch bis zum Ablauf des 31. März 2021.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                               9
Steuererleichterungen (1)
   [UPDATE] Welche                         Mit dem 3. COVID-19-Gesetz werden einerseits neue Entlastungen von der Einkommensteuer beschlossen (insb
   Steuererleichterungen bringt            für staatliche Zuschüsse); andererseits wurde sichergestellt, dass bisherige steuerliche Abzugsmöglichkeiten
   das 3. COVID-19-Gesetz in der           wie zB das Pendlerpauschale auch im Home-Office oder bei Kurzarbeit oder Telearbeit erhalten bleiben.
   Einkommensteuer?                        Gemäß § 124b Z 348 EStG 1988 sollen ab dem 01.03.2020 - als neue Entlastung – die folgenden staatlichen
                                           Zuwendungen bzw Zuschüsse steuerfrei sein:
                                           a)   Zuwendungen, die aus Mitteln des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds gemäß dem Bundesgesetz über die
                                                Errichtung des COVID-19-Krisenbewältigungsfonds – COVID-19-FondsG, BGBl. I Nr. 12/2020, aufgebracht werden.
                                           b)   Zuschüsse aus dem Härtefallfonds gemäß dem Bundesgesetz über die Errichtung eines Härtefallfonds
                                                (Härtefallfondsgesetz, BGBl. I Nr. 16/2020).
                                           c)   Zuschüsse aus dem Corona-Krisenfonds.
                                           d)   Sonstige Zuwendungen der Bundesländer, Gemeinden und Interessenvertretungen, die für die Bewältigung der
                                                COVID-19-Krisensituation geleistet werden.
                                           Gemäß § 124b Z 349 EStG 1988 wird sichergestellt, dass bisherige Steuerentlastungen wie das Pendlerpauschale
                                           (§ 16 Abs 1 Z 6 lit h) und bestimmte Zulagen und Zuschläge (§ 68 Abs 7 EStG) auch im Falle von COVID-19-
                                           Kurzarbeit, Telearbeit bzw Dienstverhinderungen wegen der COVID-19-Krise anwendbar sind.
                                           Gemäß § 124b Z. 351 EStG 1988 wird eine Steuerbefreiung gewährt für Boni, die wegen Leistungen in
                                           Zusammenhang mit der Corona-Krise gewährt werden:
                                           a)   Zulagen und Bonuszahlungen, die aufgrund der COVID-19-Krise zusätzlich geleistet werden, sind im Kalenderjahr
                                                2020 bis 3.000 Euro. steuerfrei. Es muss sich dabei um zusätzliche Zahlungen handeln, die ausschließlich zu
                                                diesem Zweck geleistet werden und üblicherweise bisher nicht gewährt wurden. Sie erhöhen nicht das
                                                Jahressechstel gemäß § 67 Abs 2 und werden nicht auf das Jahressechstel angerechnet.
                                           b)   Soweit Zulagen und Bonuszahlungen nicht durch lit a erfasst werden, sind sie nach dem Tarif zu versteuern.

                                                           Univ.-Prof. MMag. Dr. Christoph Urtz
                                                           Counsel
                                                           T: +43 1 24 250-233
                                                           christoph.urtz@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                10
Steuererleichterungen (2)
   [UPDATE] Welche                         Schließlich wurde noch eine Befreiung von den Rechtsgeschäftsgebühren beschlossen (§ 35 Abs 8 GebG):
   Steuererleichterungen brachte           „Rechtsgeschäfte, die zur Durchführung der Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bewältigung der COVID-19-
   das 3. COVID-19-Gesetz für              Krisensituation notwendig sind, sind von den Hundertsatzgebühren befreit.“
   Rechtsgeschäftsgebühren?

   [UPDATE] Gibt es generelle              Durch das 2. Covic-Gesetzespaket ist eine generelle Fristverlängerung im Abgabenverfahren normiert:
   Fristerstreckungen?                     Gemäß § 323c Abs 1 BAO werden alle in anhängigen behördlichen Verfahren der Abgabenbehörden, im ordentlichen
                                           Rechtsmittelverfahren (7. Abschnitt Unterabschnitt A) vorgesehenen Fristen, deren fristauslösendes Ereignis in die Zeit
                                           nach dem 16. März 2020 fällt, sowie Fristen, die bis zum 16. März noch nicht abgelaufen sind, bis zum Ablauf des 30.
                                           April 2020 unterbrochen. Dies bedeutet, dass diese Rechtsmittelfristen - wie insbesondere die Beschwerdefrist
                                           oder die Vorlagefrist - mit 1. Mai 2020 neu zu laufen beginnen.
                                           Zusätzlich kann ein Antrag auf Fristverlängerung im Einzelfall gestellt werden. Das BMF hat außerdem unter anderem
                                           vorgesehen, dass Säumniszuschläge – die eine wichtige Sanktion im Falle einer Fristversäumnis sind – herabgesetzt
                                           werden können (siehe unten).

   [UPDATE] Welche                         Neben der oben erwähnten Fristverlängerung hat das BMF außerdem fünf Maßnahmen insbesondere zur Vermeidung
   Steuererleichterungen gibt es           von Liquiditätsengpässen beim Steuerpflichtigen vorgesehen (Details unter
   derzeit zur Vermeidung von              https://www.bmf.gv.at/public/informationen/coronavirus-hilfe.html):
   Liquditätsengpässen?                       Bezüglich fälliger Steuern soll eine Steuerstundung oder ein Antrag auf Ratenzahlung (§ 212 BAO) zukünftig
                                               vereinfacht und ohne Zinsenbelastung erfolgen (derzeit betragen die Stundungszinsen 3,88 % jährlich). Stundung
                                               bzw. Ratenzahlung und Erlass der Zinsen müssen beantragt werden (zum Antrag siehe unten).
                                              Zweitens soll der Antrag auf Einkommen- oder Körperschaftsteuervorauszahlungen erleichtert werden; die
                                               Vorauszahlungen können sogar auf Null herabgesetzt werden (zum Antrag siehe unten). Nachforderungszinsen –
                                               das sind (Anspruchs-)Zinsen (§ 205 BAO), die im Falle einer Nachforderung als Folge der herabgesetzten
                                               Vorauszahlungen verhängt werden (derzeit 1,38%) – werden automatisch nicht erhoben.
                                              Drittens können auf Antrag die „Strafzuschläge“ (Säumniszuschläge) für verspätete Zahlungen fälliger
                                               Abgabenschulden gem § 217 BAO ebenso ermäßigt oder auf Null herabgesetzt werden (zum Antrag siehe unten).
                                               Dies betrifft vor allem verspätet abgegebene Umsatzsteuervoranmeldungen, aber zB auch die Lohnsteuer oder eine
                                               verspätete Zahlung der mit Bescheid vorgeschriebenen Einkommen- oder Körperschaftsteuer.
                                              Viertens ist eine Fristerstreckung für die Abgabe von Jahressteuererklärungen für 2019 (Einkommen-, Körperschaft-,
                                               und Umsatzsteuer bis 31.08.2020 vorgesehen (diese Maßnahme wurde erst am 24.03. angekündigt).
                                              Fünftens werden Verspätungszuschläge gem § 135 BAO für verspätete Abgabenerklärungen bis 31.08.2020
                                               „automatisch“ nicht festgesetzt.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     11
Steuererleichterungen (3)
   [UPDATE] Wie beantrage ich              Diese Maßnahmen müssen – sofern sie nicht wie erwähnt „automatisch“ erfolgen – beantragt werden, was in einem
   diese Erleichterungen?                  einheitlichen Formular erfolgen kann. Dieses Formular ist bereits online verfügbar unter
                                           https://www.bmf.gv.at/public/informationen/coronavirus-hilfe.html.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                           12
Finanzielle Hilfen (1)
   Was bringt das 38-Mrd-Paket?            Das umfangreiche Hilfspaket im Umfang von bis zu EUR 38 Mrd. soll sich aus EUR 15 Mrd. Notfallhilfen für besonders
                                           betroffene Branchen, EUR 10 Mrd. für Steuerstundungen und EUR 9 Mrd. für Garantien und Haftungen für laufende
                                           Kredite betroffener Unternehmen zusammensetzen. Das Hilfspaket soll durch einen Instrumentenmix, angepasst an die
                                           jeweiligen Bedürfnisse der Branchen, zur Verfügung gestellt werden. An den Details, insbesondere in welcher Form die
                                           Hilfsmittel an die Unternehmen fließen sollen, wird laut Angaben der Bundesregierung noch gearbeitet.

   [UPDATE] Wen unterstützt der            Für betroffene EPU und Kleinstunternehmer (weniger als 10 Mitarbeiter und unter EUR 2 Mio Umsatz bzw.
   Härtefall-Fonds?                        Bilanzsumme) hat die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket von vorerst EUR 1 Mrd (eine Erhöhung auf EUR 2 Mrd
                                           wurde angekündigt) geschnürt. Dieser so genannte Härtefall-Fonds soll jene Selbstständige unterstützen, die durch die
                                           COVID-19-Krise keine Umsätze mehr erzielen können und in eine akute finanzielle Notlage geraten sind. Die Gelder sind
                                           als einmalige Zuschüsse ausgestaltet und müssen nicht mehr zurückgezahlt werden.
                                           In der ersten Auszahlungsphase, die bereits seit 30. März läuft, wird eine „Soforthilfe“ in Höhe von EUR 1.000 gewährt,
                                           wobei strenge Anspruchskriterien zu erfüllen sind (u.a. Gründung des Unternehmens vor Jahresende 2019, Ober- und
                                           Untergrenzen des Einkommens, keine weiteren monatlichen Einkünfte über der Geringfügigkeitsgrenze).
                                           Die zweite Phase soll nach Ostern starten, wobei die Anspruchskriterien nach Ankündigung der Regierung deutlich
                                           gelockert werden sollen. In Phase zwei soll es maximal drei Zahlungen von bis zu EUR 2.000 geben, nähere Details sind
                                           allerdings noch nicht bekannt. Im Rahmen des dritten 3. COVID-19-Gesetz, welches am 03. April im Nationalrat
                                           beschlossen werden soll, wird der Kreis der im Rahmen der zweiten Phase förderungswürdigen Personen auf
                                           Privatzimmerviermieter, die nicht der Gewerbeordnung unterliegen, und auf land- und forstwirtschaftliche
                                           Betriebe ausgedehnt.

                                                           Dr. Georg Diwok                                                  Dr. Robert Wippel
                                                           Partner                                                          Counsel
                                                           T: +43 1 24 250-430                                              T: +43 1 24 250-544
                                                           georg.diwok@bakermckenzie.com                                    robert.wippel@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     13
Finanzielle Hilfen (2)
   [NEU] Wer darf die Notfallhilfen        Im Rahmen einer Pressekonferenz am 3. April 2020 hat die Bundesregierung einige Punkte zur Konkretisierung der
   in Anspruch nehmen?                     Notfallhilfen für besonders betroffene Unternehmen angedeutet. So soll die Obergrenze bei drei Monatsumsätzen
                                           oder EUR 120 Mio. liegen, wobei ein Instrumentenmix aus Garantien, Krediten sowie Zuschüssen zu erwarten ist.
                                           Der Kreis der Anspruchsberechtigten soll jene Unternehmen umfassen, die Umsatzeinbußen von mehr als 40% aufgrund
                                           der von der Bundesregierung verordneten Maßnahmen verzeichnen mussten. Die Abwicklung der Hilfsgelder soll über
                                           die Hausbanken erfolgen.

   [UPDATE] Was ist der COV19-             Der Bund richtet einen Fonds von zunächst EUR 4 Mrd. im Wege der Gründung von Finanzierungsgesellschaften ein.
   Fonds?                                  Er bedient sich dazu der aus der Causa Hypo bekannten AbbaubeteiligungAG („ABBAG“). Mit dem dritten 3. COVID-
                                           19-Gesetz, das am 3. April im Nationalrat beschlossen werden soll, erhöht die Bundesregierung die Mittel des
                                           Fonds auf bis zu EUR 28 Mrd.
                                           Dabei handelt es sich primär um finanzielle Maßnahmen, die zur „Erhaltung der Zahlungsfähigkeit und Überbrückung
                                           von Liquiditätsschwierigkeiten dieser Unternehmen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Erregers SARS-CoV-
                                           2 und den dadurch verursachten wirtschaftlichen Auswirkungen geboten sind.“
                                           Die bankkaufmännische Beurteilung der Notwendigkeit und Angemessenheit der Maßnahmen, also die Prüfung der
                                           Zulässigkeit, der Zweckmäßigkeit, des Betrages und die Festsetzung der Konditionen der beantragten
                                           Finanzierungshilfen wird der BMF an in Österreich konzessionierte Banken auslagern. Die Verfahren sollen jenen nach
                                           dem Exportförderungsgesetz und dem Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetz nachgebildet werden. Dies wird mittels
                                           Bevollmächtigung der Banken, v.a. der OeKB, geschehen.
                                           Letzteres spricht dafür, dass die Unterstützung überwiegend durch hinsichtlich Laufzeit, Konditionen und
                                           Kündigungsbestimmungen gegenüber dem Markt vergünstigte Kredite erfolgen soll. Das bringt die Stützungs-
                                           Maßnahmen in ein Spannungs- und ggf. Konkurrenzverhältnis zu den Tätigkeiten von Geschäftsbanken, weshalb
                                           beihilfenrechtliche Schranken beachtet werden müssen.

   Wer ist antragsberechtigt?              Finanzielle Maßnahmen nach dem COV19FG dürfen nur zu Gunsten von Unternehmen gesetzt werden, die ihren Sitz
                                           oder eine Betriebsstätte in Österreich haben und ihre „wesentliche operative Tätigkeit“ in Österreich ausüben. Das
                                           bedeutet zweierlei:
                                           Neben der registerrechtlich unschwer zu klärenden Voraussetzung eines Inlandssitzes muss das antragstellende
                                           Unternehmen seine wesentliche operative Tätigkeit im Inland entfalten. Darunter wird man wohl zu verstehen haben,
                                           dass ausländische Aktivitäten nicht „wesentlicher“ sein dürfen als die im Inland. Als Daumenregel kann uE gelten, dass
                                           diese Voraussetzten erfüllt, wer den überwiegenden Teil seines Umsatzes aufgrund von im Inland entfalteten
                                           Aktivitäten erzielt. Bei Umsätzen in mehreren Ländern ist das wohl anzunehmen, wenn der Anteil des Inlandsumsatzes
                                           größer ist als der, der in jedem anderen Land erzielt wird, auch wenn dieser Inlands-Anteil unter 50% des
                                           Gesamtumsatzes liegt.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                    14
Finanzielle Hilfen (3)
   Wie komme ich zur COV19-                Der BMF hat unter Beachtung des EU-Beihilfenrechtes per Verordnung Richtlinien zu erlassen, die insbesondere
   Förderung?                              Folgendes regeln:
                                              Festlegung des Kreises der begünstigten Unternehmen. Begünstigt sollen an sich gesunde, durch das COV19 in
                                               „Schieflage“ geratene Unternehmen mit Geschäftstätigkeit im Inland werden. Die Wortfolge „zu Gunsten von
                                               Unternehmen“ ist so zu verstehen, dass die Förderabwicklung auch über eine Gesellschaft mit Sitz im Ausland
                                               erfolgen kann, sofern die Dienstleistung bzw. die finanzielle Maßnahme der inländischen Konzerntochter
                                               wirtschaftlich zugutekommt. Entscheidend ist demzufolge nicht, wer die Inlandsaktivität kontrolliert und dass die
                                               Gesellschaft im Inland organisatorisch hinreichend selbständig ist, um die Förderung auch abzuwickeln;
                                              Ausgestaltung und Verwendungszweck der finanziellen Maßnahmen;
                                              Art und Höhe der finanziellen Maßnahmen: „Dies umfasst insbesondere auch die Gewährung von
                                               Überbrückungskrediten und Betriebsmittelfinanzierungen zur Deckung der laufenden unvermeidbaren Kosten
                                               während der Dauer der eingeschränkten Geschäftstätigkeit.“ Mit nicht rückzahlbaren Förderungen soll den durch
                                               COV19 hervorgerufenen Liquiditätsengpässen daher nicht begegnet werden;
                                              Laufzeit der finanziellen Maßnahmen;
                                              Auskunfts- und Einsichtsrechte des Bundes oder des Bevollmächtigten.

   Was ist förderungswürdig?               Folgende nach den Erläuternden Bemerkungen nicht abschließende Aktivitäten bzw. Verluste (Einbußen) aus der
                                           Geschäftstätigkeit sind förderungs- bzw. ersatzfähig:
                                              Einnahmenausfälle können sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmen betreffen und können durch finanzielle
                                               Mittel des Fonds abgemildert werden. Der Förderungswerber hat darzulegen, dass und wie er bedingt durch das
                                               COV19 unverschuldet in Liquiditätsschwierigkeiten kam;
                                              Beihilfen bei Kurzarbeit, oder weitere Förderprogramme, beispielsweise des AMS;
                                              bestehende Förderprogramme (z.B. der AWS, FFG, ÖHT) können ausgebaut werden;
                                              Mehrkosten im Zusammenhang mit den Vorgaben für die Bildungseinrichtungen.
                                           „Die ABBAG kann sämtliche Dienstleistungen erbringen und finanzielle Maßnahmen jeder Art zugunsten der …
                                           betroffenen Unternehmen ergreifen, die zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit und der Überbrückung von
                                           Liquiditätsschwierigkeiten im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Erregers SARS-CoV-2 und der Bekämpfung
                                           der Ausbreitung geboten sind.“ Dies umfasst insbesondere auch die Gewährung von Überbrückungskrediten und
                                           Betriebsmittelfinanzierungen zur Deckung der laufenden sog. „unvermeidbaren“ Kosten während der Dauer der
                                           eingeschränkten Geschäftstätigkeit. Es ist zu erwarten, dass die Förderungsverwaltung von den Unternehmen verlangt,
                                           die nachteiligen Folgen des COV19 zu minimieren. Dazu wird auch die Einführung von Kurzarbeit zählen.
                                           Die Ausgestaltung der Formulare bleibt abzuwarten; jedes betroffene Unternehmen kann, wenn ihm COV19-bedingte
                                           Ausfälle oder Mehrkosten entstehen, die Forderung beantragen.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   15
Finanzielle Hilfen (4)
   [NEU] Kreditstundungen                  Das 4. COVID-19-Gesetz sieht vor, dass die Ansprüche der Kreditgeber aus Kreditverträgen, die vor dem 15. März 2020
                                           von Verbrauchern oder Kleinstunternehmen abgeschlossen wurden und zwischen 1. April und 30. Juni fällig wären,
                                           jeweils für die Dauer von drei Monaten gestundet werden. Der Kreditnehmer muss jedoch nachweisen aufgrund der
                                           durch die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie hervorgerufenen außergewöhnlichen Verhältnisse Einkommensausfälle
                                           zu haben, die dazu führen, dass ihm die Erbringung der geschuldeten Leistung (sprich die Zahlung der fälligen
                                           Kreditraten samt Zinsen) nicht zumutbar ist.
                                           Den Vertragsparteien wird jedoch das Recht eingeräumt, abweichende Regelungen zu vereinbaren (wie beispielsweise
                                           die fortlaufende Leistung im Rahmen des im Kreditvertrag vereinbarten Tilgungsplans). Insbesondere fordert der
                                           Gesetzgeber dazu auf, einvernehmliche Regelungen über mögliche Unterstützungsmaßnahmen zu finden. Wir
                                           empfehlen daher betroffenen Kreditinstituten die proaktive Kommunikation an Kreditnehmer mit entsprechenden
                                           Vorschlägen zur Umsetzung der Stundung, um die zu erwartende Anfragenflut möglichst gering zu halten.
                                           Kündigungen des Kreditgebers wegen Zahlungsverzugs oder wesentlicher Verschlechterung der Vermögensverhältnisse
                                           des Kreditnehmers sind bis zum Ablauf der Stundung jedenfalls ausgeschlossen. Zudem dürfen Kreditgeber im
                                           Stundungszeitraum für Zahlungsrückstande ungeachtet abweichender vertraglicher Vereinbarungen höchstens die
                                           gesetzlichen Zinsen (derzeit 4 % gemäß § 1000 Abs. 1 ABGB) verrechnen. Kreditnehmer sind zudem nicht verpflichtet,
                                           die Kosten von außergerichtlichen Betreibungs- oder Einbringungsmaßnahmen zu ersetzen.

   [UPDATE] Gibt es                        Zusätzlich zu den Mitteln aus dem mit bis zu vier Mrd. Euro dotiertem COVID-19-Krisenbewältigungsfonds hat die
   Betriebsmittelkredite für               Bundesregierung angekündigt, betroffene Unternehmen durch zusätzliche Kreditmittel in der Höhe von zwei Mrd.
   Exporteure?                             Euro über die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) zu unterstützen. Exportunternehmen können bei der OeKB
                                           einen Kreditrahmen in Höhe von 10 % (Großunternehmen) bzw. 15 % (KMU) ihres Exportumsatzes beantragen. Der pro
                                           Kunde zur Verfügung gestellte Kreditbetrag ist mit 60 Millionen Euro gedeckelt. Voraussetzung für die Gewährung dieses
                                           Kredites ist die exportorientierte Ausrichtung des von den COVID-19-Auswirkungen betroffenen und an sich wirtschaftlich
                                           gesunden Unternehmens.
                                           Diese Unterstützungsmaßnahme ist bereits angelaufen. Die Abwicklung erfolgt in Kooperation mit den jeweiligen
                                           Hausbanken der Exporteure, bei welchen die Anträge einzubringen sind.

   Was enthält das                         Auf europäischer Ebene hat die EZB angekündigt, ein Notkaufprogramm für Wertpapiere (Pandemic Emergency
   Notkaufprogramm der EZB?                Purchase Programme) in Höhe von EUR 750 Mrd. aufzulegen. Durch diese Hilfsmaßnahme soll der aufgrund der
                                           Ausbreitung von COVID-19 eingetretene Wirtschaftseinbruch zum Teil abgefedert werden. Das Notkaufprogramm soll
                                           zumindest bis Jahresende laufen und sämtlichen unter dem regulären Asset Purchase Programme (APP) der EZB
                                           erlaubten Wertpapierklassen offenstehen. Die EZB hat weiters signalisiert, das Programm bei Bedarf auszuweiten.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     16
Finanzielle Hilfen (5)
   [NEU] Was ist die COFAG und            In der Transparenzdatenbank sind eigene Leistungsansätze für Leistungen iZm Covid-19 vorzusehen, so dass erkennbar
   wozu dient sie?                        ist, welche Leistungen spezifisch aus dem Grund der Covid-19-Krise erbracht wurden.
                                          Zur Durchführung finanzieller Maßnahmen iZm der Covid-19-Krise hat der Bund eine eigene Tochtergesellschaft der
                                          ABBAG (Abbaueinheit des Bundes AG, ehemals Hypo-Abbaugesellschaft) gegründet, die COFAG. Nach dem 3. Covid-
                                          Gesetz stattet der Bund diese Gesellschaft stets mit den erforderlichen Mitteln aus, was eine hohe Sicherheit bei
                                          Transaktionen mit der COFAG bietet.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                               17
Beihilfen- und Wettbewerbsrecht (1)
   Fallen die beschlossenen                Soweit Unternehmen Zahlungen/Förderungen oder andere Vorteile erhalten, können diese Maßnahmen eine Beihilfe iSd
   Maßnahmen unter die EU-                 Art 107 AEUV darstellen. Allerdings hat die Europäische Kommission bereits klargestellt, dass der derzeitige COVID-19-
   Beihilfenregelungen?                    Ausbruch ein außergewöhnliches Ereignis darstellt, das nicht vorhersehbar war und erhebliche Auswirkungen auf die
                                           Wirtschaft hat. Folglich sind Sondermaßnahmen der Mitgliedstaaten zum Ausgleich von Schäden, die auf den Ausbruch
                                           zurückzuführen sind, im Regelfall gerechtfertigt. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission signalisiert, dass sie
                                           bereit ist, die nationalen Unterstützungsmaßnahmen zur Bewältigung des COVID-19-Ausbruchs im Einklang mit den
                                           Beihilfevorschriften zügig zu genehmigen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die von Österreich
                                           beschlossenen Maßnahmen im Einklang mit den EU Beihilfenregelungen stehen.

   Welche Grundsätze sind                     Nach den EU-Beihilfevorschriften, insbesondere den Rettungs- und Umstrukturierungsleitlinien, die sich auf Artikel
   anwendbar?                                  107 Absatz 3 Buchstabe c AEUV stützen, können die Mitgliedstaaten Unternehmen helfen, Liquiditätsengpässe zu
                                               überwinden, wenn diese Rettungsbeihilfen benötigen. Die Mitgliedstaaten können dann z.B. Förderregelungen für
                                               kleine und mittlere Unternehmen (KMU) auflegen, um deren Liquiditätsbedarf bis zu 18 Monate lang zu decken.
                                              Nach Artikel 107 Absatz 2 Buchstabe b können Mitgliedstaaten Unternehmen für direkt durch Naturkatastrophen oder
                                               außergewöhnliche Ereignisse verursachte Schäden entschädigen.
                                              In einer besonders schwierigen Lage können die Mitgliedstaaten nach Artikel 107 Absatz 3 Buchstabe b AEUV
                                               Beihilfen gewähren, um eine beträchtliche Störung in ihrem Wirtschaftsleben zu beheben.
                                              Finanzhilfen aus EU-Mitteln oder Mitteln des betroffenen Mitgliedstaats, die Gesundheitsdiensten oder anderen
                                               öffentlichen Stellen zur Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit COVID-19 gewährt werden,
                                               fallen nicht unter die Beihilfenkontrolle. Gleiches gilt für Finanzhilfen öffentlicher Stellen, die den Bürgern direkt
                                               gewährt werden.
                                              Unterstützungsmaßnahmen, die allen Unternehmen zugänglich sind (z.B. die Verlängerung der Zahlungsfristen für
                                               die Körperschaftsteuer), fallen nicht unter die Beihilfenkontrolle, denn sie gehen nicht mit einem selektiven Vorteil für
                                               bestimmte Unternehmen gegenüber ihren Wettbewerbern einher. Solche Maßnahmen können die Mitgliedstaaten
                                               ohne vorherige beihilferechtliche Genehmigung der Kommission durchführen.

                                                           Mag. Andreas Traugott, LL.M.
                                                           Partner
                                                           T: +43 1 24 250-443
                                                           andreas.traugott@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                           18
Beihilfen- und Wettbewerbsrecht (2)
   Können Zusammenschlüsse                 Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat bekanntgegeben, dass sie nun die Möglichkeit anbietet, Anmeldungen von
   elektronisch angemeldet                 Zusammenschlüssen in elektronischer Form via webERV einzureichen. Für Zusammenschlussanmeldungen, die vor
   werden?                                 dem 30. April 2020 bei der Bundeswettbewerbsbehörde einlangen, läuft die Frist für den Prüfungsantrag gem. dem 2.
                                           COVID-19-Gesetz erst ab dem 1. Mai 2020.
                                           Die BWB bietet nach wie vor keinen Parteienverkehr und bittet daher die Öffentlichkeit, Unternehmen und Parteien, sie
                                           elektronisch zu kontaktieren.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   19
Finanzmarktaufsicht (1)
   [NEU] Fristenverlängerung im            Sieht ein der FMA zur Vollziehung zugewiesenes Gesetz, wie das BWG, VAG, WAG, Anzeige-, Melde-, Vorlage-,
   Rahmen der                              Veröffentlichungs- oder sonstige Einbringungspflichten vor, kann die FMA die Frist für deren Erledigung nunmehr
   Finanzmarktaufsicht                     erstrecken. Voraussetzung ist ein begründeter Antrag der beaufsichtigten Gesellschaft. Als Gründe der Fristverlängerung
                                           nennen die Materialien etwa COVID-19-bedingt verspätet abgehaltene Haupt- oder Generalversammlungen. Es werden
                                           wohl auch andere Gründe (zB COVID-19-bedingter Ausfall von Schlüsselpersonal zB einer Bank) anzuerkennen sein.
                                           Diese Änderung macht Sinn, zumal sie nicht ausdrücklich auf COVID-19-Szenarien beschränkt ist.
                                           Nach unserer Lesart dieser neuen Bestimmung müsste ein solcher Antrag enthalten:
                                              Bezugnahme auf die Ausnahmevorschrift des § 22 ABs. 13 FMABG;
                                              den Grund der Verhinderung;
                                              die Dauer der Verhinderung; und
                                              den Zeitpunkt bis zu dem die Gesellschaft ihrer Pflicht nachkommen kann.

                                                           Dr. Georg Diwok                                                  Dr. Robert Wippel
                                                           Partner                                                          Counsel
                                                           T: +43 1 24 250-430                                              T: +43 1 24 250-544
                                                           georg.diwok@bakermckenzie.com                                    robert.wippel@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     20
Kapitalmarkt (1)
   [NEU] ESMA Empfehlung:                 In einem Statement vom 27. März 2020 hat die Europäische Wertpapieraufsicht (ESMA) den nationalen
   Absehen von                            Aufsichtsbehörden empfohlen, bei einer verspäteten Veröffentlichung von Finanzberichten (Jahres- und
   Aufsichtsmaßnahmen für                 Halbjahresberichten) von Aufsichtsmaßnahmen vorübergehend abzusehen, wenn die Berichtsperiode vor dem 1. April
   verspätete Veröffentlichung von        2020 endet. Damit soll möglichen Schwierigkeiten bei der Finalisierung der Finanzberichterstattung aufgrund der Corona-
   Finanzberichten                        Pandemie Rechnung getragen werden. Bei Jahresfinanzberichten soll für einen (Verspätungs-)Zeitraum von zwei
                                          Monaten, bei Halbjahresfinanzberichten für einen (Verspätungs-)Zeitraum von einem Monat nicht sanktioniert werden.
                                          Die Behörde und der Markt sind im Fall einer verspäteten Veröffentlichung unverzüglich zu informieren. Dabei sind die
                                          spezifischen Gründe für die Verspätung darzulegen (z.B. weil relevante Mitarbeiter erkrankt sind, weil relevante
                                          Tätigkeiten nicht remote erbracht werden können, weil relevante IT-Systeme aufgrund verstärkten Home Offices
                                          überlastet sind, etc.) und es ist der erwartete Veröffentlichungszeitpunkt bekannt zu geben. Sollte sich dieser erneut nach
                                          hinten verschieben, so wäre auch eine erneute Verschiebung nach denselben Grundsätzen an die Behörde und den
                                          Markt zu kommunizieren.
                                          Klargestellt wurde von der ESMA, dass von der Erleichterung lediglich mögliche Verspätungen bei der
                                          Regelberichterstattung nach Transparenzrichtlinie erfasst sind; die Verpflichtung nach Art. 17
                                          Marktmissbrauchsverordnung zur unverzüglichen Veröffentlichung von Insiderinformationen, die unmittelbar den
                                          Emittenten betreffen, bleibt aufrecht und muss auch weiterhin sanktioniert werden.
                                          Die FMA hat auf ihrer Website mitgeteilt, diesen Empfehlungen folgen zu wollen (siehe www.fma.gv.at/covid-19/ -
                                          „Kapitalmärkte“).

                                                           Dr. Eva-Maria Ségur-Cabanac, LL.M.
                                                           Partner
                                                           T: +43 1 24 250-426
                                                           eva.segurcabanac@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                        21
Kapitalmarkt (2)
   Verbot von Leerverkäufen                Am 18. März 2020 wurde von der FMA als Reaktion auf die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund der
                                           Ausbreitung von COVID-19 und den damit verbundenen massiven Verlusten des österreichischen Leitindex ATX ein
                                           Verbot für Leerverkäufe von allen Aktien, die zum amtlichen Handel an der Wiener Börse zugelassen sind, erlassen
                                           (Verordnung der FMA über die Beschränkung von Leerverkäufen von bestimmten Finanzinstrumenten in einer
                                           Ausnahmesituation). Aufgrund der Dringlichkeit des Leerverkaufsverbotes trat die Verordnung mit Veröffentlichung auf
                                           der FMA-Webseite in Kraft.
                                           Vom Verbot sind jene Geschäfte ausgenommen, die ein Institut im Zuge seiner Funktion als Market Maker tätigt, aber
                                           auch Geschäfte in Bezug auf Finanzinstrumente, die lediglich zu mittelbaren Short-Positionen führen. Darunter fallen
                                           beispielsweise Finanzinstrumente, die sich auf einen Index oder Wertpapierkorb beziehen, aber auch börsegehandelte
                                           Fonds (ETF).

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                  22
Hauptversammlungen, Gewinnausschüttungen (1)
   [UPDATE] Können                         Das gesellschaftsrechtliche COVID-19-Gesetz (COVID-19-GesG) in der nunmehr durch das 4. COVID-19-Gesetz
   Hauptversammlungen                      geänderten Fassung sieht vor, dass Haupt- und Gesellschafterversammlungen bei GmbHs und AGs nunmehr auch
   elektronisch abgehalten                 ohne physische Anwesenheit der Teilnehmer durchgeführt werden dürfen. Dies ist vor allem für die
   werden?                                 Hauptversammlungen (HVs) von börsennotierten Aktiengesellschaften von Bedeutung, bei denen eine rechtskonforme
                                           Abhaltung von HVs - wie im vorangegangen Newsletter ausgeführt - derzeit aufgrund der geltenden
                                           Versammlungsverbote faktisch unmöglich ist.
                                           Die Details für die Abhaltung von Nicht-Präsenzversammlungen (also wohl per Online-Videokonferenz) werden
                                           demnächst in einer Verordnung der Justizministerin präzisiert. Das COVID-19-GesG ermöglicht auch die Abhaltung
                                           von Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen ohne physische Präsenz der Mitglieder, wobei dies nach den Satzungen und
                                           Geschäftsordnungen der Gesellschaften typischerweise auch bereits bisher möglich war.

   [UPDATE] Wie lange kann ich             Trotz der Möglichkeit der nunmehr geschaffenen Möglichkeit der Abhaltung von virtuellen HVs und
   eine Hauptversammlung                   Gesellschafterversammlungen muss wohl weiterhin davon ausgegangen werden, dass zahlreiche AGs ihre
   verschieben?                            Hauptversammlungen verschieben werden müssen. Auch bei GmbHs kann je nach Situation und Satzungsgestaltung
                                           die Abhaltung von Generalversammlungen unmöglich bzw. problematisch sein. Die jüngsten gesetzlichen Maßnahmen
                                           sehen daher weiters vor, dass die Frist für die Abhaltung von Gesellschafterversammlungen temporär von acht auf
                                           zwölf Monate verlängert wird, was insbesondere für Gesellschaften, deren Geschäftsjahr vergangenen Herbst geendet
                                           hat, von Bedeutung ist. Die Regelung gilt nunmehr auch für GmbHs und Genossenschaften.
                                           Die Regelung sieht nunmehr auch für alle in Satzungen allenfalls vorgesehene zusätzliche Versammlungen vor, dass
                                           diese bis Ende des Jahres 2020 durchgeführt werden können.

   Welche Maßnahmen brauchen               Die jüngsten gesetzlichen Änderungen bedeuten, dass – vielfach dringend erforderliche - gesellschaftsrechtliche
   zwingend eine HV?                       Maßnahmen die zwingend von der Hauptversammlung zu beschließen sind, in der Zukunft wohl auch bei Andauern der
                                           aktuellen Situation virtuell beschlossen werden können. Dies gilt insbesondere für im derzeitigen Umfeld möglicherweise
                                           sehr bedeutsame Kapitalerhöhungen, soweit Genehmigungen nicht bereits vorab erteilt wurden.

                                                           Dr. Gerhard Hermann, LL.M.                                       Dr. Eva-Maria Ségur-Cabanac, LL.M.
                                                           Partner                                                          Partner
                                                           T: +43 1 24 250-424                                              T: +43 1 24 250-426
                                                           gerhard.hermann@bakermckenzie.com                                eva.segurcabanac@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                     23
Hauptversammlungen, Gewinnausschüttungen (2)
   [NEU] Aufstellung des                   Das 4. COVID Gesetz sieht nunmehr zudem vor, dass die Frist zur Aufstellung des Jahresabschlusses und anderer
   Jahresabschlusses                       Rechnungslegungsunterlagen sanktionsfrei um bis zu 4 Monate überschritten werden darf.

   Darf ich in der aktuellen               Eine Gewinnausschüttung ist dank elektronischer Abhaltung der Hauptversammlung grundsätzlich wieder möglich,
   Situation eine                          wenngleich eine Verringerung der Unternehmensliquidität angesichts der derzeitigen Situation oft
   Gewinnausschüttung                      betriebswirtschaftlich nicht ratsam sein wird und unter Umständen auch rechtswidrig und haftungsträchtig sein kann,
   vornehmen?                              etwa wenn dem Unternehmen durch die Zahlung betriebsnotwendige Mittel entzogen werden oder eine Insolvenz
                                           herbeigeführt (oder „vertieft“) wird.

   Was sollte man jetzt ad-hoc             Da die Entwicklungen zwar allgemein öffentlich bekannt sind, sich die genauen Auswirkungen auf einzelne Unternehmen
   bekanntgeben?                           aber doch signifikant unterscheiden, sollten börsenotierte Aktiengesellschaften jedenfalls ihre diesbezüglichen Pläne
                                           sowie allgemein die bereits absehbaren, aber nicht öffentlich bekannten Auswirkungen auf ihre Unternehmen ad-hoc
                                           bekanntgeben. Das betrifft insbesondere auch die mit einer wahrscheinlichen Absage der ordentlichen
                                           Hauptversammlung einhergehende Verzögerung vom Markt erwarteter Dividendenzahlungen.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   24
Fristen, Gebühren, Zustellung (1)
   [UPDATE] Welche Fristen                 Die Einhaltung von Fristen ist für Unternehmen von Bedeutung, weil durch Versäumung Rechte, Geschäftschancen und
   werden geändert?                        Geld verloren gehen können. Es gibt materiellrechtliche Fristen (wie die Verjährungsfrist), prozessuale Fristen (für
                                           Rechtsmittel usw.) und verwaltungsrechtliche Fristen (wie etwa für die Wartung von Aufzügen und anderen Anlagen, den
                                           Beginn der Bauführung nach Baugenehmigung usw.) und Fristen des Verwaltungsverfahrens (z.B. Beschwerde gegen
                                           Steuer- oder Strafbescheid).
                                           Der Gesetzgeber hat ein Sondergesetz erlassen, mit dem Sonderregelungen zu materiellrechtlichen Fristen und
                                           prozessualen Fristen bei Gerichten und Verwaltungsbehörden geschaffen werden.
                                           Die Unterbrechung von Fristen wurde nun ausgedehnt, aber teilweise wieder anders geregelt als bisher.
                                           Außerdem nahm der Gesetzgeber einige kleinere Präzisierungen vor.
                                           Die Fristen (4 Wochen) für die Meldung in das Wirtschaftliche-Eigentümer-Register, die am 16. März 2020 noch
                                           nicht abgelaufen waren, sind nun ebenfalls unterbrochen. Sie beginnen am 1. Mai 2020 neu zu laufen.
                                           Im Finanzstrafverfahren vor der Finanzstrafbehörde ist nun ebenfalls nachgezogen worden. IW Rechtsmittel-
                                           und Wiederaufnahmefristen beginnen dort mit 1. Mai 2020 neu zu laufen. Spruchsenate und das
                                           Bundesfinanzgericht können im Umlaufweg entscheiden, wenn bis zum 30. September 2020 keine mündliche
                                           Verhandlung stattgefunden hat.
                                           Auch verwaltungsrechtliche Verjährungsfristen werden gehemmt (von 22. März bis 30. April).
                                           Entscheidungsfristen für Behörden verlängern sich um sechs Wochen (wenn ursprünglich kürzer, verdoppeln
                                           sie sich). Für das Bezahlen von Organstrafverfügungen hat man nun vier statt zwei Wochen und für die
                                           Begleichung von Strafverfügungen sechs Wochen Zeit.
                                           Kraftfahrrechtliche Fristen werden gehemmt bis 31. Mai 2020. Befristete Dokumente behalten Gültigkeit bis
                                           (längstens) 31. Mai 2020.

                                                             Mag. Georg Krakow, MBA                                          DDr. Alexander Petsche, MAES
                                                             Partner                                                         Partner
                                                             T: +43 1 24 250-244                                             T: +43 1 24 250-510
                                                             georg.krakow@bakermckenzie.com                                  alexander.petsche@bakermckenzie.com

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                   25
Fristen, Gebühren, Zustellung (2)

   Wie werden prozessrechtliche           Prozessrechtliche Fristen vor Zivilgerichten, Verwaltungs-, Verwaltungsstraf- und Abgabenbehörden, die am 22.
   Fristen geändert?                      März 2020 (in Abgabensachen: 16. März 2020) noch nicht abgelaufen waren, werden unterbrochen. Sie beginnen
                                          mit 1. Mai 2020 neu zu laufen. Hat eine solche Frist in der „Vor-Corona-Zeit“ begonnen, ist aber noch nicht abgelaufen,
                                          dann wird sie unterbrochen und beginnt mit 1. Mai 2020 in voller Länge neu zu laufen. Hat eine solche Frist nach Erlass
                                          der Einschränkungen begonnen, dann wird sie ebenfalls unterbrochen und beginnt ebenfalls mit 1. Mai 2020 in voller
                                          Länge neu zu laufen. Von Bedeutung ist noch, dass auch die Verfolgungsverjährung (die Zeit nach der Tat, innerhalb der
                                          eine Behörde ein Verfahren einleiten darf) unterbrochen wird (für Verwaltungsübertretungen).
                                          Für Strafverfahren ist eine gleichlaufende Regelung geplant, aber bislang nicht umgesetzt. Das Gesetz hat die
                                          Justizministerin diesbezüglich ermächtigt, eine Verordnung zu erlassen.
                                          Achtung: Leistungsfristen vor Zivilgerichten (eine Anordnung in einem Urteil oder Beschluss, binnen welcher
                                          Zeit dem Gegner zu leisten ist) werden nicht unterbrochen.

   Was passiert mit                       Materiellrechtliche Fristen (Verjährung, Besitzstörung, etc.) werden gehemmt. Das bedeutet, dass diese Fristen um die
   materiellrechtlichen Fristen?          Zeit vom Inkrafttreten des Sondergesetzes am 22. März 2020 bis zum 30. April 2020 (also um 39 Tage) verlängert
                                          werden.

   Gibt es Pläne für                      Für die – teilweise in die Zuständigkeit der Länder fallenden – verwaltungsrechtlichen Fristen (Aufzüge, Anlagen, etc.) ist
   verwaltungsrechtliche Fristen?         derzeit keine Sonderregelung geplant.

   Gibt es Änderungen für                 Die Frist, innerhalb der man einen Insolvenzantrag stellen muss, wird verlängert. Bisher hatte man 60 Tage ab
   Insolvenzverfahren?                    Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung Zeit. Dieser Zeitraum wird auf 120 Tage verlängert werden, um mehr Zeit für
                                          Sanierungsversuche – z.B. durch Förderungen oder Stützungen der öffentlichen Hand iZm Corona – zu geben.

   Was bedeutet das für Verfahren         Alle Sonderregelungen zu Fristen würden naturgemäß nur die österreichische Rechtslage betreffen, nicht aber Verfahren
   im Ausland?                            vor ausländischen Gerichten oder Behörden oder Verträge nach ausländischem Recht. Für eine Beurteilung solcher
                                          Konstellationen ist eine Prüfung nach dem jeweils geltenden Recht notwendig.

Stand 3. April 2020 | Die hier gegebenen Orientierungshilfen sind nicht als umfassende Rechtsberatung im Einzelfall zu verstehen                                        26
Sie können auch lesen