2022 Waldzustandsbericht - SaarForst Landesbetrieb Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und ...

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Waldzustandsbericht

    2022

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SaarForst
Landesbetrieb
Landesamt für Umwelt-
und Arbeitsschutz
Ministerium für Umwelt,
Klima, Mobilität, Agrar
und Verbraucherschutz
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Impressum

    Herausgeber                                       Durchführung, Auswertung und Gestaltung
    Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität,         Zentralstelle der Forstverwaltung
    Agrar und Verbraucherschutz Saarland              Forschungsanstalt für Waldökologie und
    Keplerstr. 18                                     Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz
    66117 Saarbrücken                                 Hauptstr. 16
                                                      67705 Trippstadt
    Ansprechpartner:                                  Telefon: 06306 911-0, Fax: 06306 911-300
    Erich Fritz                                       zdf.fawf@wald-rlp.de
    Telefon: 0681 9712-116                            www.fawf.wald.rlp.de
    e.fritz@umwelt.saarland.de

                                                Mitwirkung

    Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz          SaarForst Landesbetrieb
    Don-Bosco-Str. 1                                 Von der Heydt 12
    66119 Saarbrücken                                66115 Saarbrücken
    Telefon: 0681 8500-0, Fax: 0681 8500-1384        Telefon: 0681 9712-01, Fax: 0681 9712-150
    lua@lua.saarland.de                              poststelle@sfl.saarland.de
                                                     www.saarforst-saarland.de
    Universität Trier
    FB VI, Geobotanik
    54286 Trier
    Telefon: 0651 201-0
    www.uni-trier.de

    Saarbrücken, Dezember 2022
    als Download
    www.saarland.de/waldzustandsbericht

    Titelbild:
    Abgestorbenes Buchenaltholz und Absterbeerscheinungen im Eichenüberhalt
    und in der Buchennaturverjüngung (Foto: Caroline Löw)

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WALDZUSTANDS-
BERICHT 2022
                                                                               Seite
Vorwort                                                                          4
Waldzustand 2022 - Ein Überblick                                                  6
Waldzustandserhebung (WZE)                                                       10
Einflüsse auf den Waldzustand
  „ Entwicklung der Luftschadstoffbelastung                                      29
  „ Klimawandel und Witterungsverhältnisse                                       37
  „ Waldschutz                                                                   41
Die dritte bundesweite Bodenzustandserhebung - Ein umfassendes
Bild über den Zustand und die Entwicklung der Waldböden
in Deutschland                                                                  46
Biodiversität und Schalenwildmanagement in
Wirtschaftswäldern (Biowild-Projekt)                                            50
Bedeutung des Wasserrückhaltes imWald für die Risikovorsorge
gegen die Entstehung von Sturzfluten und für eine nachhaltigere
Grundwasserneubildung                                                            56

Anhänge

 Zeitreihentabellen der Anteile der Schadstufen                                68
 Probebaumkollektiv 2022                                                       74

 Zusammensetzung des Probebaumkollektives nach Altersklassen                   75

 Statistische Signifikanz der Veränderungen der mittleren Kronenverlichtung    76

 Ausmaß und Ursachen des Ausscheidens von Probebäumen                          77

 Abkommen und gesetzliche Regelungen zur Luftreinhaltung                       79

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VORWORT
    Sehr geehrte Damen und Herren,                       Wie steht es heute um unser Ökosystem Wald
    liebe Saarländerinnen und Saarländer,                und der Vitalität unserer Bäume?
                                                         Seit dem Dürresommer 2018 hat sich unser Wald
    mit Niedrigwasser, aufreißenden Waldwegen,           stark verändert und rückt zunehmend in den Fokus
    ausgetrockneten Bach- und Flussläufen sowie Hit-     der Öffentlichkeit. Vorzeitiger Laubabwurf und
    zerekorden verzeichnete das Jahr 2022 einen der      vermehrter Schädlingsbefall sind augenfällig, Bor-
    wärmsten und trockensten Sommer seit 1881. Da-       kenkäferschäden sind seit den Trockenjahren 2018,
    rüber hinaus gab es europaweitgesehen noch nie so    2019, 2020 und 2022 allgegenwärtig. Anfang des
    viele Waldbrände wie im Jahr 2022. Insgesamt sind    Sommers 2022, zum Zeitpunkt der WZE-Inven-
    750.000 Hektar Wald von Waldbränden betrof-          tur, wies der Kronenzustand über alle Baumarten
    fen, in Deutschland 4293 Hektar. Im Saarland sind    hinweg kaum Veränderungen zum Vorjahr auf.
    bislang 28 Waldbrände mit einer Fläche von rund      Während sich der Zustand der Eiche und Buche
    40 ha zu verzeichnen. Die zu trockenen Böden, die    tendenziell sogar verbessert hat, ist ein Anstieg des
    großen Kahlflächen in Folge des Käferbefalls, und    Schadniveaus bei Fichte, Kiefer, Lärche, Esche und
    die durch Trockenschäden aufgelichteten Wälder       Birke zu verzeichnen. In den ersten drei Quartalen
    mit vielen Dürrständern erhöhten das Waldbrand-      des Jahres 2022 sind bis Oktober 2022 fast 38.000
    risiko erheblich. Durch Unachtsamtkeit, aber auch    m3 Schadholz im Staatswald angefallen. Diese ver-
    Mutwill der Menschen wurden in diesem Jahr zahl-     teilen sich auf fast 29.000 m³ im Nadelholz und
    reiche Waldbrände ausgelöst.                         rund 9.000 m3 im Laubholz. Auffallend im Ver-
                                                         gleich zum letzten Jahr sind einerseits die deutlich
    Bereits zu Beginn der Vegetationsperiode im März     reduzierten biotisch bedingten Schadholzmengen
    war es im Saarland viel zu trocken. Die durch-       von rund 22.000 m³ im Vergleich zu 42.000 m³.
    schnittlich hohen Niederschläge im April konnten     Andererseits die deutlich gestiegenen abiotischen
    diesen Mangel zwar nicht ausgleichen, führten aber   Schäden wie bspw. die Sturmschäden, die sich um
    zu einem üppigen Austrieb der Bäume. Es folgten      mehr als das Neunfache erhöht haben (4901 m³).
    dann vier Trockenmonate mit überdurchschnitt-        Gänzlich frei von Schadsymptomen ist nur noch
    lich hohen Temperaturen und Sonnenstunden.           jeder fünfte Baum.
    Das führte zu einer weiteren Austrocknung der
    Böden in weiten Teilen unserer Landschaft. Für die   Die beträchtlichen Schäden und Ausfälle der
    Bäume bedeutet das zunehmend Trockenstress.          Fichtenbestände, hervorgerufen durch ein Zu-
    Eine 100-jährige Buche - Baum des Jahres 2022 -      sammenspiel aus Vitalitätsschwäche und der Mas-
    verdunstet mehrere Hundert Liter Wasser pro Tag.     senvermehrung von Borkenkäfern, waren die ersten
    Reißt die Wasserzufuhr in den Leitungsbahnen des     sichtbaren Reaktionen auf die genannten Klima­
    Baumes ab, kann Luft ungehindert eindringen. Das     ereignisse. Die ohnehin geringen Fichtenanteile im
    stört nicht nur den Wassertransport, sondern kann    saarländischen Wald sind dadurch stark rückläufig.
    zu vorzeitigem Laubabwurf und im schlimmsten Fall    Es ist anzunehmen, dass auch die verbleibenden
    zum Absterben durch Austrocknen führen. Insbe-       Fichtenwälder vom Borkenkäferbefall gezeichnet
    sondere die älteren Wälder zeigen im Spätsommer      werden. Hiermit sind nicht nur gravierende wirt-
    die größten Ausfälle, denn altersbedingt sind sie    schaftliche Einbußen, sondern auch notwendige
    längst nicht mehr so anpassungsfähig und können      Investitionen zur Wiederbewaldung der entstan-
    dauerhaft in dieser Trockenheit nicht überleben.     denen Kahlflächen verbunden.

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Neben den Nadelbäumen sind auch unsere Laub-
bäume durch die extremen Witterungsbedingungen
und dem damit einhergehenden Trockenstress in
ihrer Vitalität geschwächt.

Das Saarland mit seiner zentralen Lage im Ver-
breitungsgebiet der Rotbuche hat eine besondere
Verantwortung für den Erhalt von Buchenwald-
Ökosystemen.
Seit dem ersten massiven Trockenjahr 2018 meh-                                              ©MUKMAV/Sebastian Bauer
ren sich massive Schäden insbesondere bei Altbu-
chen, bpsw. durch spärliche Belaubung, gänzlich       Die Anforderungen an unseren Wald und die damit
abgestorbene Baumkronen oder Kronenteile. Be-         verbundene Waldbewirtschaftung nehmen ste-
reits ab der ersten Augusthälfte kam es in diesem     tig zu. Hinsichtlich der Prognose künftiger wald-
Jahr zu Grünblattabwurf, später zu schneller Blatt-   baulicher Entwicklungen stellen sie das bisherige
welke und Braunfärbung. Das Ausmaß der Schä-          Waldbauwissen in Frage. Oberstes Ziel und Leit-
den zeigt im Saarland standörtliche und regionale     bild einer künftigen Waldentwicklung sollte es
Unterschiede. Neben den ökonomischen und öko-         sein, vielfältige, resiliente Wälder zu entwickeln,
logischen Schäden nimmt auch das Gefahrenpo-          die mit den Veränderungen des Klimawandels zu-
tential für Waldbesucher und Forstwirte bei ihrer     rechtkommen, sich anpassen oder neu organisie-
täglichen Arbeit zu.                                  ren und dabei ihre grundlegenden Funktionen und
                                                      ökologischen Leistungen beibehalten. Seit über 30
Auch die Esche zeigt bereits seit Jahren erhebliche   Jahren bewirtschaften wir unseren Staatswald na-
Beeinträchtigungen. Diese gehen jedoch vorrangig      turnah. Das ist eine gute Grundlage für klimastabile
auf einen Pilz, das Falsche Weiße Stängelbecher-      Wälder. Dennoch: Waldumbau benötigt Zeit und
chen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) und dessen         ist mit der naturnahen Waldbewirtschaftung noch
Sekundärschädlinge zurück. Auf nährstoffreichen,      längst nicht abgeschlossen. Wälder müssen immer
bisher eschenreichen Waldstandorten und in den        stärker als Ökosysteme betrachtet werden, die
Muschelkalkgebieten des Saar- und Bliesgaus sind      neben der Holzerzeugung vielfältige und wichtige
die Wälder von absterbenden und teilweise bereits     ökologische Leistungen für Natur und Gesellschaft
zusammengebrochenen Eschen stark gezeichnet           erbringen. Es ist unsere Aufgabe, die Entwicklung
und verlichtet. Bislang ist weder ein Trend im In-    des Waldes zu beobachten, wissenschaftlich zu be-
fektionsverlauf noch ein Ende in Sicht.               gleiten und die Ergebnisse in einen klimastabilen
                                                      Waldbau einfließen zu lassen. Hierbei gewinnt die
2022 sind zusätzlich Naturverjüngungen von Tro-       Dauerwaldentwicklung zur nachhaltigen Erhaltung
ckenschäden gezeichnet. Selbst bei geschützten,       unseres Waldes für künftige Generationen zuneh-
bereits meterhohen Verjüngungshorsten treten          mend an Bedeutung. Sie in diesem Prozess auf dem
starke Verbraunungen der Belaubung auf, manche        Laufenden zu halten, mitzunehmen und zu infor-
Verjüngungsteile sind gänzlich abgestorben, häufig    mieren, ist uns ein wichtiges Anliegen.
auf sommertrockenen Standorten und schweren
Tonböden.                                             Der vorliegende Bericht informiert Sie ausführlich
                                                      über die diesjährigen Erkenntnisse zum Zustand des
Dagegen zählen die Eiche und Hainbuchen, aber         saarländischen Waldes.
auch die Mischbaumarten Elsbeere, Feldahorn und
Weißtanne als die besser angepassten Baumarten,
die mit den niederschlagsarmen und heißen Som-
mern gut zurechtkommen. Hier ist das Schadauf-        Petra Berg
kommen generell niedriger einzustufen.                Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar
                                                      und Verbraucherschutz

                                                                                                             5
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WALDZUSTAND 2022
    EIN ÜBERBLICK

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Die Waldschadensinventuren werden jedes Jahr               gebirge die vollständige Entwicklung von drei Kä-
zum gleichen Zeitraum - nach vollem Laubaustrieb           fergenerationen.
- durchgeführt. Im Jahr 2022 hat sich der Kronenzu-
stand gegenüber dem Vorjahr über alle Baumarten            Für die Buche scheint mittlerweile starker Fruchtbe-
kaum verändert. Doch die Entwicklung ist unein-            hang im zweijährigen Rhythmus normal und wirkt
heitlich, dem Anstieg des Schadniveaus bei Fichte,         als zusätzlicher Stressfaktor. So wird die Verbes-
Kiefer, Lärche, Esche und Birke steht eine Verbesse-       serung des Belaubungszustandes bei den Buchen
rung bei Eiche und Buche gegenüber. Die Anteile der        durch den Fruchtbehang beeinträchtigt und bei
abgestorbenen und stark geschädigten Probebäume            stärkerem Fruchtbehang in Gänze verhindert. Die
(Schadstufe 4 und 3) sind leicht angestiegen und           bis in den August anhaltende Trockenheit hemmt
auch die Absterberate ist besonders bei der Fichte         die Bildung von Knospen und Reservestoffen der
weiter erhöht. Alle Kennwerte der Waldzustandser-          Waldbäume. Damit ist zu befürchten, dass im Jahr
hebung unterstreichen die anhaltende Schädigung            2023 das Wachstum der jungen Triebe und die Ent-
und Vitalitätsschwäche der Waldbäume.                      wicklung der Belaubung entsprechend zurückbleibt.

Die letzten Jahre waren geprägt von deutlichen Tro-        Im Jahr 2022 wurde mit der dritten Bodenzustand-
ckenstressphasen für die Bäume. Lediglich das Jahr         serhebung (BZE III) begonnen. Sie umfasst auch
2021 zeigte einen verhältnismäßig günstigen Wit-           Untersuchungen zur Nährstoffversorgung der
terungsverlauf innerhalb der Vegetationsperiode.           Waldbäume und zum Zustand der Bodenvegeta-
Alle anderen Jahre waren zu warm und zu trocken,           tion. Zusammen mit den Ergebnissen der jährlichen
mit ausgeprägten Hitzephasen bei gleichzeitig tief-        Waldzustandserhebung bietet sich so ein umfas-
gründig ausgetrockneten Waldböden während der              sendes Monitoring und macht eine Beschreibung
Vegetationsperiode. Unsere Wälder leiden weiter            unserer Wälder als komplexes Ökosystem möglich.
unter Dürrestress infolge des Klimawandels.
                                                           Das Biowildprojekt, an dem das Saarland aktiv
Im Verlauf der letzten Jahren sind keine wesent-           beteiligt ist, betrachtet unsere heimischen Scha-
lichen Verbesserungen bezüglich der Luftschad-             lenwildarten und entsprechende Jagdstrategien.
stoffsituation zu verzeichnen. Die Säure- und              Die erforderliche Verjüngung der Wälder und die
Schadstoffbelas­tung übersteigt trotz der Redukti-         jagdliche Bewirtschaftung unserer Schalenwildbe-
onserfolge bei Schwefeldioxid und Schwermetallen           stände hängen eng zusammen und auch hier bedarf
weiterhin das Pufferpotential vieler Waldstand-            es eines Monitorings.
orte. Die Stickstoffeinträge liegen weiter über dem
Schwellenwert der Ökosystemverträglichkeit. Die            Die mit dem Klimawandel einhergehenden Verän-
Verträglichkeitsgrenzen von Ozon für Waldbäume             derungen im Witterungsgeschehen erfordern Ant-
werden fast an allen Messstandorten überschritten.         worten auf die Frage, wie ungleichmäßig verteilte
All diese Belas­tungen durch Luftschadstoffe wirken        Niederschläge, insbesondere Starkregenereignisse
nicht nur für sich waldschädigend, sondern verstär-        im Wald gehalten werden können, um der Gefahr
ken noch den Trockenstress der Bäume.                      von Sturzfluten vorzubeugen, die Bodenwasser-
                                                           vorräte aufzufüllen und möglichst auch die Sicker-
Bei der Fichte setzt sich die Borkenkäferkalamität         wasserspende für das Grundwasser zu erhöhen. So
fort. Die hohe Ausgangspopulation im Frühjahr              werden bereits 2005 begonnene Untersuchungs-
und Vorschädigungen aus dem Vorjahr führten zu             projekte um neue Fragestellungen erweitert und
weiterhin hohen Mengen an Kalamitätsholz. Die              konsequent fortgeführt. Dabei konnten bereits
warme, trockene Witterung bot günstige Bedin-              die Ursachen schnellen Wasserabflusses im Wald
gungen für das Schwärmen der Borkenkäfer und               aufgedeckt, Gegenmaßnahmen entwickelt und auf
ermöglichte auch in den höheren Lagen der Mittel-          ihre Wirksamkeit geprüft werden.

S. 6:   Unterschiedlich stark geschädigte Eichen am Aufnahme-
        punkt Nr. 16 im Nalbacher Wald am Litermont;
        Foto: F. Engels
                                                                                                                  7
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Anteil der Baumarten
                                          an der Stichprobe

                                                     Fichte
                                          Sonstige   13 %
                                           26 %            Kiefer
                                                            10 %

                                           Eiche       Buche
                                           29 %        22 %
                           

                                  
    6FKDGVWXIHQDQWHLOHLQ>@

                                  

                                  

                                  

                                  
                                                                  
                                           Fichte                      Kiefer        Buche
                                           )LFKWH                      .LHIHU       %XFKH

8
2022 Waldzustandsbericht - SaarForst Landesbetrieb Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und ...
Entwicklung der Waldschäden von 1984 bis 2022 im Saarland

                                                     schwach geschädigt (Stufe 1)
                                VFKZDFKJHVFKlGLJWmittelstark
                                                       6WXIH geschädigt (Stufe 2)
                                                     stark geschädigt und abgestorben (Stufe 3 + 4)
                                PLWWHOVWDUNJHVFKlGLJW 6WXIH

                                VWDUNJHVFKlGLJWXQGDEJHVWRUEHQ 6WXIH

                                                    
           Eiche                   sonstige Baumarten                 alle Baumarten
           (LFKH               6RQVWLJH %DXPDUWHQ                  DOOH%DXPDUWHQ

                                                                                                      9
2022 Waldzustandsbericht - SaarForst Landesbetrieb Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und ...
WALDZUSTANDS-
     ERHEBUNG (WZE)

10
Die jährliche Waldzustandserhebung stützt sich auf den Kronenzustand als Indikator für die
Vitalität der Waldbäume. Veränderungen des Kronenzustands sind eine Reaktion auf Belas­
tungen durch natürliche und durch menschenverursachte Stresseinflüsse. Die Gewichtung der
einzelnen Faktoren im Schadkomplex variiert zwischen den einzelnen Baumarten und von Jahr
zu Jahr.

Im Jahr 2022 hat sich der Kronenzustand bis Anfang August gegenüber dem Vorjahr über alle
Baumarten kaum verändert. Doch die Entwicklung ist uneinheitlich, dem Anstieg des Schadni-
veaus bei Fichte, Kiefer, Lärche, Esche und Birke steht eine Verbesserung bei Eiche und Buche
gegenüber. Die Anteile der abgestorbenen und stark geschädigten Probebäume (Schadstufe 4
und 3) sind leicht angestiegen und auch die Absterberate ist besonders bei Fichte weiter erhöht.

Durchführung                                         Probebäume nach den verschiedenen Baumarten
                                                     und ihrer Verteilung nach Altersklassen findet sich
Die Waldzustandserhebung (WZE) erfolgt seit 1984 im Anhang des Berichtes.
auf einem systematischen, landesweiten Stichpro-
benraster. Bis 1988 wurde die Erhebung in einem Waldzustand allgemein
4x4 km-Raster mit den Daten des Waldschadens-
katasters ergänzt. Im Jahr 1989 wurde das 4x4 Für die gesamte Waldfläche des Saarlandes hat sich
km-Raster zu einem 2x4 km-Gitternetz verdichtet, über alle Baumarten und Altersstufen hinweg der
auf dem seitdem die jährliche Erhebung durchge- Zustand des Waldes gegenüber dem Vorjahr kaum
führt wird. Nur in 1990 musste die WZE infolge der verändert. Der Anteil an Probebäumen mit deut-
Schäden der Frühjahrsstürme Vivian und Wiebke lichen Schäden ist unverändert. Der Anteil an Pro-
ausfallen. 2021 wurde das WZE-Raster auf neu bebäumen ohne sichtbare Schadmerkmale ist um 5
entstandenen Wald überprüft und 8 Aufnahme- Prozentpunkte zurückgegangen, der Anteil schwach
punkte erstmalig angelegt. Damit umfasst das Auf- geschädigter Probebäume ist entsprechend ange-
nahmeraster zur Zeit 106 Aufnahmepunkte. 2022 stiegen.
wurden an insgesamt 100 Aufnahmepunkten 2400
Stichprobenbäume begutachtet. An 6 Aufnahme-
punkten war keine Erhebung möglich.
Die Außenaufnahmen erfolgten einschließlich Ab-
stimmungsübung und Kontrollaufnahmen in der             Sechs Aufnahmepunkte sind zugleich Teil des
Zeit vom 18. Juli bis 05. August 2022.                  europaweiten Level I-Monitoringnetzes zum
Die Stichprobe erlaubt statistisch abgesicherte Aus-    Waldzustand. Die auf diesen Punkten erhobenen
sagen zur Schadensentwicklung auf Landesebene           Daten gehen in die bundesdeutsche und europä-
für den Wald allgemein und die häufigsten Baumar-       ische Waldzustandserhebung ein.
ten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Für die weniger    Weitere Informationen finden Sie im Internet
häufigen Baumarten Birke, Esche, Lärche, Douglasie      unter
und Ahorn sind ebenfalls Aussagen möglich, jedoch       https://www.thuenen.de/de/bodenzustandser­
bei geringerer statistischer Sicherheit. Eine Über-     hebung
sicht über die Zusammensetzung des Kollektivs der       und www.futmon.org und www.icp-forests.org

S. 10: Fichten bei einem trocken gefallenen Quellmoor am
       Aufnahmepunkt Nr. 19 im Hangbereich des Schim-
       melkopf bei Weiskirchen; Foto: F. Engels
                                                                                                           11
Kombinierte Schadstufe aufgrund von Nadel-/Blattverlusten und Vergilbung

                Kronenverlichtung                              Vergilbung der vorhandenen Nadeln/Blätter
               Nadel-/Blattverluste                0           1          2           3          Vergilbungsstufe
         Verluststufe    Verlustprozent        0 - 10 %   11 - 25 % 26 - 60 % 61 - 100 %        Vergilbungsprozent
                 0             0 - 10 %            0         0           1                 2
                 1            11 - 25 %            1         1           2                 2
                                                                                                       Kombinations-
                 2            26 - 60 %            2         2           3                 3             schadstufe
                 3            61 - 99 %            3         3           3                 3
                 4              100 %                        4 (abgestorben)
       Bezeichnung der Stufen: 0 ohne sichtbare Schadmerkmale; 1 schwach geschädigt; 2 mittelstark geschädigt;
       3 stark geschädigt; 4 abgestorben; die Stufen 2-4 werden als „deutlich geschädigt“ zusammengefasst

     Verbessert hat sich der Kronenzustand bei Eiche               der mittleren Kronenverlichtung gegenüber dem
     und Buche und tendenziell auch bei Douglasie.                 Vorjahr finden sich im Anhang des Berichtes (An-
     Fichte, Kiefer, Esche, Lärche, Birke und Ahorn haben          hang 4).
     sich in ihrem Kronenzustand verschlechtert. Durch
     die Gegenüberstellung der sowohl 2021 als auch                Die Winterniederschläge 2021/22 reichten nicht
     2022 erhobenen Probebaumindividuen (idente                    aus, um die Bodenwasservorräte vollständig aufzu-
     Probebäume) lässt sich die beobachtete Entwick-               füllen, insbesondere die Grundwasserspende blieb
     lung genauer analysieren und statistisch absichern.           defizitär. Der Austrieb der Waldbäume im Frühjahr
     Hierauf wird bei den betreffenden Baumarten ein-              2022 konnte jedoch relativ ungehindert erfolgen.
     gegangen. Eine Beschreibung und eine Tabelle mit              Die Frühjahrs- und Sommerniederschläge waren
     den Ergebnissen zur Signifikanz der Veränderung               spärlich, ungleichmäßig verteilt und kamen häu-

       Entwicklung der Schadstufenverteilung über alle Baumarten

           100%

               90%

               80%

               70%

               60%
     Anteile

               50%

               40%

               30%

               20%

               10%

               0%
                     1984                                         bis                                               2022
                                                                                                            abgestorben
                        ohne sichtbare Schadmerkmale                    mittelstark geschädigt
                        schwach geschädigt (Warnstufe)
                                                                        stark geschädigt

12
fig als Starkregenereignisse. Lokale Gewitter ver-      auch nicht übermäßige Blüte und Fruchtansatz
ursachten neben Starkregen auch Schäden durch           zu be­obachten. Die Intensität blieb meist geringer
Sturmböen oder Hagel. Die bis in den Spätsommer         als vor 2 Jahren. Jede Fruchtbildung bedeutet eine
anhaltende Trockenheit führte bei fruchttragenden       zusätzliche Inanspruchnahme für die Wasser- und
Bäumen teilweise zu vorzeitigem Abwurf unreifer         Nährstoffversorgung. In einem Trockenjahr wie
oder notreifer Früchte. Auch die Möglichkeit Re-        2022 führte dies lokal zu einem vorzeitigen Abwurf
servestoffe zu bilden, war für die Bäume einge-         der unreifen Früchte.
schränkt. Es ist zu erwarten, dass sich dies auf den
Austrieb im folgenden Jahr auswirken wird. Die          Absterberate
Waldzustandserhebung wurde Anfang August ab-
geschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Tro-         Die Absterberate beschreibt den Anteil der Pro-
ckenschäden erst auf den besonders exponierten,         bebäume, die im Jahr der Erhebung tot (100 %
flachgründigen Standorten sichtbar geworden,            Nadel-/Blattverlust) sind, nachdem sie im Vorjahr
schritten aber im Laufe des Augustes rasch fort. In     noch gelebt hatten. Im bewirtschafteten Wald ist
den vergangenen fünf Jahren wies nur das Jahr 2021      eine natürliche oder durch Schädigungen bedingte
einen für den Wald vergleichsweise günstigen Wit-       Absterberate jedoch nicht in allen Fällen zuverläs-
terungsverlauf auf, alle anderen Jahre waren durch      sig abzuleiten. Da die Mehrzahl der betreffenden
Hitze- und Trockenperioden geprägt. Dieser andau-       Probebäume planmäßig oder außerplanmäßig zur
ernde Trockenstress führt die Waldökosysteme an         Holznutzung entnommen wird, ist nicht zu erken-
ihre klimaökologische Grenze und erzwingt vielfäl-      nen, ob sie ohne menschlichen Eingriff tatsächlich
tige Anpassungen.                                       abgestorben wären oder überlebt hätten. Die Be-
                                                        trachtung der Zeitreihe zeigt, dass ab 1992 fast
Nachdem im Vorjahr nur an vergleichsweise we-           jedes Jahr keine oder höchstens einzelne Probe-
nigen Bäumen Fruchtbehang gebildet wurde, war           bäume frisch abgestorben sind. Die Absterberate
2022 bei vielen Baumarten wieder gute, wenn             war somit bis 2019 unbedeutend. Ab 2019 führen

 Jährliche Absterberaten im Kollektiv der Waldzustandserhebung

  10%

   9%

   8%

   7%

   6%                                                                                              Fichte

   5%
                                                                                                   Alle
   4%
                                                                                                   Kiefer
   3%

   2%                                                                                              Buche

   1%
                                                                                                   Eiche
   0%
        1991                                      bis                                      2022

                                                                                                              13
die extremen Borkenkäferschäden bei der Fichte zu       Im letzten Jahrzehnt trugen die Buchen nahezu
     wesentlich höheren Werten, die in 2022 noch ein-        jedes zweite Jahr Bucheckern. Nachdem im Vor-
     mal angestiegen sind. Bei Kiefer ist die Absterberate   jahr nur wenige Buchen Früchte (3 % der Probe-
     ab 2020 durchgängig erhöht und ab 2021 tendenzi-        bäume) trugen, war 2022 ein moderates Fruchtjahr,
     ell auch bei Buche.                                     42 % der Probebäume zeigten Fruchtansatz, jedoch
                                                             überwiegend schwach. Nur 11 % wiesen stärkere
     Buche                                                   Fruchtbildung auf. In Folge der sommerlichen Tro-
     Die Buche ist im Saarland mit 23 % Flächenanteil        ckenperiode wurden die Früchte aber nicht immer
     die wichtigste Baumart und zugleich Leitbaumart         vollständig ausgebildet. Die Fruchtbildung hat
     der natürlich vorkommenden Waldgesellschaften.          einen schon mehrfach belegten Einfluss auf die
     In der Stichprobe der WZE ist sie mit einem Anteil      Kronenzustandsentwicklung der Buche. Stärkerer
     von 22 % vertreten.                                     Fruchtbehang löst in der Regel einen Anstieg der
                                                             Kronenverlichtung aus. In 2022 zeigt sich, dass die
     Das Schadniveau bei Buche ist gegenüber dem Vor-        allgemeine Erholung der Buche durch den stärkeren
     jahr weiter zurückgegangen. Der Anteil der deut-        Fruchtbehang behindert wurde.
     lichen Schäden ist um 8 Prozentpunkte niedriger,
     der Anteil an Probebäumen ohne sichtbare Schad-         Loch- und Minierfraß durch den Buchenspring-
     merkmale ist um 4 Prozentpunkte höher. Die mitt-        rüssler (Rhynchaenus fagi) war an rund 6 % der
     lere Kronenverlichtung liegt um 2,3 Prozentpunkte       Buchen-Probebäume (Vorjahr 12 %) mit meist
     unter dem Vorjahreswert; diese Veränderung ist          geringer Intensität aufgetreten und blieb ohne
     signifikant. Unverändert hoch geblieben ist aller-      Einfluss auf den Kronenzustand. Ebenso der Befall
     dings der Anteil der stark geschädigten oder abge-      durch Blattpilze, wie der Blattbräune (Apiognomo-
     storbenen Probebäume. Frisch abgestorben sind 2         nia errabunda), der nur in unbedeutendem Ausmaß
     Einzelbäume (Absterberate 0,4 %).                       beobachtet wurde. An 11 Probebäumen (2,1 %)
                                                             wurde Schleimfluss an der Rinde beobachtet, der
     Das Schadniveau bleibt damit hoch, aber unter           auf Borkenkäfer- oder Pilzbefall hindeuten kann.
     den Werten der Jahre 2016 und 2006. Seit Beginn         Blattvergilbung war in 2022 häufiger zu beobach-
     der Zeitreihe der WZE 1984 stieg die Kronenver-         ten, an 5 % der Probebäume wurden schwache
     lichtung bei der Buche an. Im Jahr 1995 wurde ein       und an 1 % stärkere Vergilbungserscheinungen
     erstes Maximum erreicht, in den Folgejahren zeigte      festgestellt. Die stärkeren Vergilbungen betreffen
     sich bis 2003 ein Erholungstrend. In der Folge          vornehmlich Buchen, die auch starke Blattverluste
     des Trockensommers 2003 verschlechterte sich            aufweisen.
     der Kronenzustand jedoch wieder und erreichte
     2006 ein neuerliches Maximum. In den Folgejah-          Dürres Feinreisig und abgestorbene Äste im Licht-
     ren konnte die Buche ihren Kronenzustand unter          kronenbereich gehen anteilsmäßig in die Beur-
     günstigen Bedingungen dann wieder verbessern,           teilung des Blattverlustes mit ein. In 2022 wurde
     unter schlechten Bedingungen stieg die Kronenver-       an 21 % der Buchen-Probebäume (Vorjahr 30 %)
     lichtung entsprechend wieder an. In Trockenjahren       Dürrreisig beobachtet. Das feine, dürre Reisig bricht
     wird vielerorts die Anlage ausreichend versorgter       bei Buche in der Regel im Laufe eines Jahres heraus,
     Blattknospen und die Bildung von Reservestoffen         was bedeutet, dass das beobachtete dürre Feinrei-
     behindert. Die Erfahrungen der letzten Jahre lassen     sig überwiegend seit der letzten Erhebung frisch
     befürchten, dass in der Folge der Neuaustrieb und       abgestorben ist.
     die Blattentwicklung im kommenden Jahr einge-
     schränkt sein wird.

14
Veränderung der mittleren Kronenverlichtung der über 60-jährigen, lebenden Buchen in Prozentpunkten
  von 2021 auf 2022 bei unterschiedlicher Intensität des Fruchtbehanges

                                                                      deutlich
                                                                      N = 56

                                                                      schwach1
                                                                      N = 139

                                                                      ohne
                                                                      N = 219

     -6                -5   -4        -3          -2             -1              0     1           2
                                                             Verbesserung  Verschlechterung
                                                                     des Kronenzustandes

                                                        Buche

                                                        Entwicklung der Schadstufenverteilung

      100%

          90%

          80%

          70%

          60%
Anteile

          50%

          40%

          30%

          20%

          10%

          0%
                1984                                   bis                                      2022

                                                                                                        15
Buche

                Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung

                                       50

                                       45

                                       40
     Mittlere Kronenverlichtung in %

                                       35

                                       30

                                       25

                                       20

                                       15

                                       10

                                       5

                                       0
                                            1991                    bis                                 2022

     Eiche
     Die Eiche hat im Saarland einen Flächenanteil von        Die Eichen erleiden regelmäßig mehr oder min-
     21 %, im Kollektiv der WZE ist sie mit knapp 29 %        der starke Schäden durch blattfressende Insekten.
     die am häufigsten vertretene Baumart.                    Häufig wird der Wiederaustrieb durch den Eichen-
                                                              mehltau (Microsphaera alphitoides), ein Anfang des
     Der Kronenzustand der Eichen hat sich in 2022            vorigen Jahrhunderts nach Europa eingeschleppter
     verbessert. Der Anteil deutlich geschädigter Pro-        Blattpilz, befallen. In 2022 wurden an 22 % der
     bebäume ist um 9 Prozentpunkte gegenüber dem             Probebäume Fraßschäden beobachtet und damit
     Vorjahr zurückgegangen, der Anteil ohne sichtbare        seltener als im Vorjahr (39 %). Befall durch den
     Schadmerkmale liegt um 2 Prozentpunkt höher. Die         Mehltaupilz wurde an 4 % der Probebäume fest-
     mittlere Kronenverlichtung ging um 3,8 Prozent-          gestellt, ebenfalls seltener als im Vorjahr (8 %).
     punkte gegenüber dem Vorjahreswert zurück; diese         Der Insektenfraß oder Mehltaubefall ist überwie-
     Veränderung ist signifikant. Stark geschädigt oder       gend gering (um 5 % der Blattmasse), an etwa 3,8
     abgestorben sind 2,0 % der Probebäume, frisch            % der Probebäume war aber ein stärkeres Ausmaß
     abgestorben ist ein Probebaum (0,15 %). Die Aus-         oder kombinierter Befall durch beide Schadorganis-
     scheiderate liegt mit 1,3 % unter dem Schnitt der        men festzustellen. Insektenfraß und Mehltaubefall
     letzten Jahre und ist hauptsächlich durch reguläre       haben sich wiederholt als bedeutsamer Einflussfak-
     Holzernte verursacht. Trotz dieser Entspannung           tor auf die Entwicklung des Kronenzustandes bei
     verharrt die Eiche weiterhin auf dem vergleichs-         Eiche erwiesen.
     weise hohen Schadniveau der letzten 15 Jahre mit
     relativ ausgeprägten Schwankungen zwischen den
     einzelnen Jahren.

16
Eiche

                                                        Entwicklung der Schadstufenverteilung

                                  100%

                                  90%

                                  80%

                                  70%

                                  60%
Anteile

                                  50%

                                  40%

                                  30%

                                  20%

                                  10%

                                   0%
                                         1984          bis                                      2022

                                                        Eiche

                                                        Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung

                                   50

                                   45

                                   40
Mittlere Kronenverlichtung in %

                                   35

                                   30

                                   25

                                   20

                                   15

                                   10

                                    5

                                    0
                                                1991            bis                             2022

                                                                                                       17
In den Jahren, in denen Fruchtbehang bei Eiche wie    bebäumen. Der Anteil der deutlich geschädigten
     2022 beobachtet werden konnten, ergaben die           Probebäume ist um 7 Prozentpunkte angestiegen.
     Auswertungen keinen Zusammenhang zwischen             Der Anteil an Probebäumen ohne sichtbare Schad-
     der Entwicklung der Kronenverlichtung und der In-     merkmale ist um 4 Prozentpunkte zurückgegan-
     tensität des Fruchtbehanges.                          gen. Die mittlere Kronenverlichtung liegt um 4,9
                                                           Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Mit 23 frisch
     An einigen Eichen werden immer wieder gelbliche       abgestorbenen Probebäumen hat die Absterbe-
     Verfärbungen der Blätter oder hellgrüne bis gelb-     rate mit 6,9 % einen bedauerlichen Höchstwert
     liche Partien zwischen den Blattrippen beobachtet.    in der bisherigen Beobachtungsreihe erreicht. Der
     Echte deutliche Gelbfärbungen der Blätter wurden      Anteil abgestorbener Probebäume (Schadstufe 4)
     2022 jedoch nicht beobachtet.                         ist dadurch auf 17,9 % angestiegen, ebenfalls ein
                                                           neuer Höchstwert in der Zeitreihe. Dieser Anstieg
     Fichte                                                ist auch im Wesentlichen ursächlich für den starken
     Die Fichte hatte im Saarland vor der Borkenkäfer-     Anstieg des Schadniveaus. Der Verlauf der Zeitreihe
     kalamität der letzten Jahre einen Flächenanteil von   ab 1984 zeigt ein erstes ausgeprägtes Maximum
     15 %; im Aufnahmekollektiv der WZE macht sie          im Jahr 2006. In den Folgejahren verbesserte sich
     einen Anteil von knapp 13 % aus.                      der Kronenzustand dann wieder. Das Schadniveau
                                                           bleibt jedoch merklich höher als in den Jahren zu
     Die Fichte hat sich in ihrer Kronenverlichtung ge-    Beginn der Zeitreihe und verzeichnet ab 2019 einen
     genüber dem Vorjahr verschlechtert. Die Vertei-       weiteren starken Anstieg.
     lung zeigt je einen Maximalwert bei den schwach
     geschädigten und bei den abgestorbenen Pro-

       Fichte

       Entwicklung der Schadstufenverteilung

               100%

               90%

               80%

               70%

               60%
     Anteile

               50%

               40%

               30%

               20%

               10%

                0%
                      1984                                 bis                                       2022

18
Fichte

                                                      Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung

                                  50

                                  45

                                  40
Mittlere Kronenverlichtung in %

                                  35

                                  30

                                  25

                                  20

                                  15

                                  10

                                   5

                                   0
                                       1991                    bis                              2022

Die Schadsituation der Fichte wird, wie schon in     An 72 % der Probebäume war frischer Zapfenbe-
den Vorjahren, durch den Borkenkäferbefall be-       hang festzustellen (Vorjahr 4 %). Die Fruchtbildung
stimmt. An allen abgestorbenen Probebäumen           bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Fichten,
wurde Borkenkäferbefall als Ursache festgestellt.    ein Einfluss der Fruktifikation auf die Entwicklung
Diese Probebäume konzentrieren sich an wenigen       der Kronenverlichtung ist aus den Daten aber nicht
Aufnahmepunkten, an denen die Käferbäume nicht       abzuleiten.
gefällt und entnommen wurden. Darüber hinaus ist
die Ausscheiderate mit 13 % weiterhin sehr hoch,     Nadelvergilbungen in nennenswertem Umfang
auch hier war fast ausschließlich Borkenkäferbe-     wurde in 2022 an 5 Fichten-Probebäumen be­
fall die Ursache für die Fällung der Probebäume.     obachtet. Bis in die 1980er Jahre war Vergilbung
Die Anzahl der Fichten im Probebaumkollektiv und     besonders in den Höhenlagen der Mittelgebirge ein
auch die Anzahl der Aufnahmepunkte mit Fichte        weitverbreitetes Phänomen bei Fichte, seit Mitte
hat in den letzten sechs Jahren kontinuierlich ab-   der 1990er Jahre ist sie jedoch stark zurückgegan-
genommen.                                            gen.

Im Jahr 2022 konnte wieder intensive Blüte und
Zapfenbildung bei der Fichte beobachtet werden.

                                                                                                            19
Kiefer
     Die Kiefer hat im Saarland einen Flächenanteil von   sich der Kronenzustand wieder. Mit dem Anstieg
     knapp 6 %. In der Stichprobe der WZE beträgt ihr     dieses Jahres liegt das Schadniveau merklich höher
     Anteil 10 %, wobei Waldkiefer und Schwarzkiefer      als zu Beginn der Beobachtungen 1984, bleibt aber
     als eine Baumartengruppe ausgewertet werden.         deutlich unterhalb des Maximums der Jahre 2005
                                                          bis 2010 zurück. Bei anhaltender Trockenheit neigt
     Bei der Kiefer hat sich der Kronenzustand gegen-     die Kiefer dazu, ihren dritten Nadeljahrgang vorzei-
     über dem Vorjahr merklich verschlechtert. Der        tig zu verfärben und abzuwerfen, was während der
     Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden         diesjährigen Erhebung bereits Ende Juli beobach-
     ist um 11 Prozentpunkte angestiegen, der Anteil an   tet werden konnte. Dieser an sich natürliche Pro-
     Probebäumen ohne sichtbare Schadmerkmale ist         zess setzt unter normalen Witterungsbedingungen
     um 16 Prozentpunkte zurückgegangen. Die mittlere     erst im Herbst (Oktober) ein. Diese vorzeitige Na-
     Kronenverlichtung liegt um 4,1 Prozentpunkte über    delschütte ist offenbar mitverantwortlich für den
     dem Vorjahreswert. Auch die Anteile stark geschä-    Anstieg der Kronenverlichtung in 2022. Mit nur 3
     digter und abgestorbener Probebäume (Schadstu-       Nadeljahrgängen reagiert die Kiefer vergleichs-
     fen 3 und 4) sind unverändert hoch. Wie schon im     weise flexibel mit variierender Benadelungsdichte
     Vorjahr waren landesweit wiederholt abgestorbene     und kann Verluste aus dem Vorjahr, die sich auf den
     Kiefern zu beobachten, meist nur einzelne Bäume      ältesten Nadeljahrgang beschränken, auch gut wie-
     oder Gruppen. Im Verlauf der Zeitreihe ab 1984       der ausgleichen.
     zeigt sich ein ausgeprägtes Maximum des Schadni-
     veaus im Jahr 2006. In den Folgejahren verbesserte

       Kiefer

       Entwicklung der Schadstufenverteilung

               100%

               90%

               80%

               70%

               60%
     Anteile

               50%

               40%

               30%

               20%

               10%

                0%
                      1984                                bis                                        2022

20
Kiefer

                                                      Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung

                                  50

                                  45

                                  40
Mittlere Kronenverlichtung in %

                                  35

                                  30

                                  25

                                  20

                                  15

                                  10

                                   5

                                   0
                                       1991                    bis                            2022

Im Berichtsjahr war an rund 16 % der Kiefern (Vor-   den, meist durch Nassschnee. Bei starker Wind-
jahr 17 %), Reifefraß durch Waldgärtner (Tomicus     bewegung können die Zweigspitzen benachbarter
piniperda und T. minor) zu beobachten. Durch den     Baumkronen aneinanderschlagen und so Nadeln
Reifefraß dieser auf Kiefern spezialisierten Bor-    verlieren. Diese rein mechanischen Schäden werden
kenkäfer sterben einjährige Triebe ab. Bei wieder-   an Kiefern regelmäßig beobachtet und soweit wie
holtem Befall kann es dadurch zu Störungen in der    möglich bei der Begutachtung des Nadelverlustes
Verzweigung kommen, die dann zu einem schlech-       ausgeklammert. Die Ansprache der Kronenverlich-
teren Kronenzustand führen. Pilzbefall der Nadeln    tung ist dadurch aber erschwert, da insbesondere
(Kiefernschütte) wurde in 2022 an 21 % der Probe-    ältere Kiefern einmal entstandene Lücken nicht
bäume festgestellt (im Vorjahr an keinem).           mehr durch Ersatztriebe ausfüllen.

An 9,5 % der Probebäume wurden abgestorbene          Die Kiefern haben in 2022 gut geblüht und zeigen
Äste im Bereich der Lichtkrone oder auch braune      auch sonst regelmäßigen und reichlichen Frucht-
Nadeln in der Kronenspitze beobachtet, was auf       behang. Dieser hat jedoch keinen erkennbaren Ein-
einen Befall der Triebe mit Rindenpilzen wie Kien-   fluss auf den Kronenzustand. Merkliche Vergilbung
zopf (Cronartium flaccidum) oder Diplodia-Trieb-     war in 2022 an keinem der Kiefernprobebäume be-
sterben (Sphaeropsis sapinea) hindeuten kann.        obachtet worden.
Befall durch Mistel wurde an den Probebäumen
nicht beobachtet.

In 2022 waren an 12 Probebäumen Kronenbrüche
oder Abrisse stärkerer Äste festgestellt worden.
Die Kiefer erleidet immer wieder derartige Schä-

                                                                                                         21
Andere Baumarten
     In unseren saarländischen Wäldern finden sich          Esche. Bei der WZE gehen die infolge der Erkrankung
     neben den bereits genannten noch eine Vielzahl         abgestorbenen Triebe oder Blätter in die Bewertung
     anderer Baumarten, die insgesamt einen Flächen-        der Kronenverlichtung mit ein. Bei der aktuellen Er-
     anteil von 34 % ausmachen. Die WZE erfasst mit         hebung wurden bei 72 % (im Vorjahr 43 %) aller
     ihrem Kollektiv insgesamt 26 weitere Baumarten,        begutachteten Eschen Infektionsmerkmale festge-
     die zusammen einen Anteil von 26 % an dem Pro-         stellt. Drei der Eschen-Probebäume waren in 2022
     bebaumkollektiv haben. Einige werden nur mit ein-      frisch abgestorben. Die Intensität der Schäden ist
     zelnen Exemplaren, andere aber auch mit mehr als       an den Aufnahmepunkten recht unterschiedlich. An
     50 Probebäumen erfasst, für die eine baumarten-        einigen Aufnahmepunkten stehen stark betroffene
     spezifische Aussage zum Kronenzustand möglich          in unmittelbarer Nachbarschaft von wenig betrof-
     ist. Wegen des geringeren Stichprobenumfangs ist       fenen Eschen. Seit 2015 ist die Anzahl der Eschen-
     diese jedoch mit höheren Unsicherheiten behaftet.      Probebäume zurückgegangen. Scheiden Eschen aus
     Veränderungen zwischen den Jahren sind daher nur       dem Probebaumkollektiv aus, werden sie aber häu-
     im längeren Verlauf der Zeitreihe sinnvoll zu bewer-   fig durch Probebäume anderer Arten ersetzt. Dies
     ten.                                                   bedeutet allerdings auch, dass die Esche an den
                                                            Aufnahmepunkten in Mischbeständen wächst und
     Die Entwicklung der Kronenverlichtung ist bei den      die Eschen zwar immer weniger werden, das Wald-
     Nebenbaumarten insgesamt ungünstig verlaufen.          gefüge als solches aber erhalten bleibt. Im Laufe der
     Das Schadniveau und die Veränderungen sind spe-        letzten drei Jahre wurden an fast allen Aufnahme-
     zifisch sehr unterschiedlich ausgeprägt.               punkten mit Eschen-Probebäumen Symptome des
                                                            Eschentriebsterbens festgestellt, es ist daher davon
     Esche                                                  auszugehen, dass der Erreger in allen Eschenbe-
     Bei der Esche ist das Schadniveau in 2022 auf ein      ständen gegenwärtig ist. Die Symptome sind un-
     neues Maximum angestiegen. Der Anteil deut-            terschiedlich stark und von Jahr zu Jahr wechselnd
     lich geschädigter Probebäume liegt um 40 Pro-          ausgeprägt. In 2022 wurden bei 70 von insgesamt
     zentpunkte über dem Vorjahreswert, die mittlere        92 Probebäumen dürre Äste notiert (Vorjahr 37).
     Kronenverlichtung um 20,4 Prozentpunkte höher.         Die frisch abgestorbenen, feinen Dürräste sind ein
     Eschen mit guter Belaubung sind kaum noch im           wichtiges, leicht erkennbares (und daher auch na-
     Kollektiv der Probebäume zu finden. Der Anteil         mensgebendes) Symptom des Eschentriebsterbens.
     stark geschädigter und abgestorbener Probebäume        Kann die Esche gut Ersatztriebe bilden und brechen
     (Schadstufen 3 und 4) ist gegenüber dem Vorjahr        mehr Dürräste heraus als frisch absterben, so re-
     angestiegen und hat mit 38 % ebenfalls ein neuer-      generiert die Esche aus dem Kroneninneren heraus
     liches Maximum erreicht.                               und zeigt äußerlich eine geringere Kronenverlich-
     Bis in das Jahr 2011 hielt sich die Esche auf einem    tung, verliert dabei aber an Kronenvolumen.
     konstant niedrigen Schadniveau und galt auf ge-        Insektenfraß war an 8,7 % der Probebäume be­
     eigneten Standorten als stabile, zukunftsträchtige     obachtet worden, blieb aber ohne Bedeutung für
     Baumart. Ab 2011 kam es dann zu einem rasanten         die Kronenverlichtung. Blattvergilbung wurde an
     Anstieg der Kronenschäden, die sich seit 2013 auf      einem Probebaum festgestellt. Fruchtbehang war
     einem hohen Niveau halten. Ursächlich dafür ist        an 18 % der Probebäume zu beobachten.
     das massive Auftreten des Eschentriebsterbens, das
     durch eine Pilzinfektion mit dem „Falschen Weißen
     Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus)
     verursacht wird. Das Eschentriebsterben tritt lan-
     desweit in bestandsbedrohendem Ausmaß auf und
     prägt das Erscheinungsbild und Schadniveau der

22
Esche

                                                       Entwicklung der Schadstufenverteilung

          100%

          90%

          80%

          70%

          60%
Anteile

          50%

          40%

          30%

          20%

          10%

           0%
                 1984                                 bis                                       2022

Douglasie
Die Douglasie hat im Saarland einen Flächenanteil     Eine Ursache für dieses hohe Schadniveau ist der
von 4,2 %. In der Stichprobe der WZE ist sie mit      chronische Befall durch die Rußige Douglasi-
einem Anteil von 2,7 % weniger häufig vertreten.      enschütte (Phaeocryptopus gaeumannii), die im
Die Douglasie zeigte in 2022 eine tendenzielle Ver-   ganzen Land verbreitet ist. Im Verlauf der letzten
besserung des Kronenzustandes, der Anteil deutlich    Jahre wurden an fast allen Aufnahmepunkten mit
geschädigter Probebäume ist gegenüber dem Vor-        Douglasien-Probebäumen Schüttesymptome be­
jahr um 5 Prozentpunkte, die mittlere Kronenver-      obachtet. Je nach Witterungsverlauf und Befallsin-
lichtung um 1,2 Prozentpunkte zurückgegangen.         tensität können befallene Nadeln mehrere Jahre
Der Anteil stark geschädigter Probebäume ist mit      am Baum verbleiben, die Nadelschütte selbst
3 % unverändert, abgestorben ist keiner der Pro-      erfolgt meist in Kombination mit kalter Winter-
bebäume.                                              witterung. In 2022 waren an 18 % der Douglasien-
                                                      Probebäume Schüttesymptome notiert worden
Das Schadniveau liegt aber weiter auf dem relativ     (Vorjahr 61 %). Fruchtbehang war 2022 an 25 %
hohen Niveau ab 2012.                                 der Probebäume zu sehen.

                                                                                                           23
Douglasie

       Entwicklung der Schadstufenverteilung

           100%

               90%

               80%

               70%

               60%
     Anteile

               50%

               40%

               30%

               20%

               10%

               0%
                     1984                                  bis                                        2022

     Birke                                                 Lärche
     Bei der Birke hat sich der Kronenzustand in 2022      Die Lärche zeigt in 2022 eine Verschlechterung
     verschlechtert, der Anteil deutlich geschädigter      in ihrem Kronenzustand, der Anteil deutlich ge-
     Probebäume ist um 9 Prozentpunkte, die mittlere       schädigter Probebäume ist um 7 Prozentpunkte,
     Kronenverlichtung um 3,8 Prozentpunkte angestie-      die mittlere Kronenverlichtung um 4,9 Prozent-
     gen. An 61 % der Probebäume war Fruchtbehang zu       punkte angestiegen. Frisch abgestorbene Probe-
     beobachten, damit doppelt so hoch wie im Vorjahr      bäume wurden 2022 bei Lärche nicht erfasst. Bei
     (30 %). An 5 % der Probebäume waren dürre Zweige      der Lärche zeigen sich starke Veränderungen zwi-
     oder auch Äste festzustellen. Schäden durch Pilzbe-   schen den Jahren mit einem Maximum in 2007, es
     fall oder Insektenfraß an den Blättern wurden an 4    ist aber kein gerichteter Trend in der Entwicklung
     bzw. 2 Probebäume beobachtet. Blattvergilbungen       der gesamten Zeitreihe erkennbar. In 2022 wurde
     wurden an 10 % der Probebäume festgestellt, hier-     an 76 % der Lärchen (Vorjahr 33 %) Zapfenbehang
     bei dürfte es sich auch um erste Reaktionen auf die   festgestellt. Insektenbefall an den Nadeln (Lärchen-
     anhaltende Trockenheit handeln. Die Birke reagiert    miniermotte) wurde an 4 Probebäumen beobach-
     auf ein eingeschränktes Wasserangebot mit rascher     tet, Pilzbefall der Nadeln oder Nadel-Vergilbung
     Verfärbung und nachfolgendem Abwurf einzelner         traten nicht auf.
     Blätter, um die Transpiration einzuschränken. Das
     Schadniveau der Birke zeigt seit Beginn der WZE       Ahorn
     insgesamt einen leicht ansteigenden Trend; im Jahr    Die Ahorne (Berg-, Spitz- und Feldahorn) zeigen
     2015 wurde ein erstes, in 2018 ein zweites Maxi-      gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung im
     mum erreicht. Insgesamt bleibt die Birke in der       Kronenzustand, der Anteil deutlich geschädigter
     Zeitreihe aber auf einem eher moderaten Schadni-      Probebäume ist ebenso wie die mittlere Kronen-
     veau, jedoch mit einem nicht zu übersehenden An-      verlichtung um 3 Prozentpunkte angestiegen. Die
     teil stark geschädigter Probebäume (6 %).             Ahorne zeigen recht regelmäßig Fruchtbehang, sehr

24
Andere Baumarten

                                                          Entwicklung der Schadstufenverteilung

   Baumart              Jahr        Anzahl an      Anteile der Schadstufen (in          mittlere
                                                                %)
   (bzw. Gattung)                 Probebäumen       0         1         2-4         Kronenverlichtung
   Birke                2022           100          21        54          25              23,2
                        2021           101          31        53          16              19,4
                        2020            87          21        48          31              22,5
                        2011            89          45        52           3              13,4
                        2001            65          60        40          0               10,9
                        1991            67          57        34           9              11,2

   Lärche               2022            91          15        52          33              28,5
                        2021            91          29        45          26              23,6
                        2020            82           7        51          42              29,8
                        2011            90          20        61          19              19,8
                        2001            84          21        75          4               17,4
                        1991            89          83        14           3               9,3

   Ahorn                2022           102          72        21          7               10,7
                        2021           101          85        11          4                7,7
                        2020           63           62        32          6               13,6
                        2011            41          64        34          2               11,0
                        2001           38           95         5          0               4,3
                        1991            39          79        18          3                4,7

   weitere andere       2022           180          22        56          22              23,4
   Baumarten            2021           184          42        44          14              18,5
                        2020           141          25        54          21              22,0
                        2011           116          62        29           9              12,3
                        2001           164          87        11           2               6,5
                        1991           155          84        13           3              6,4

starker Fruchtbehang führt tendenziell zu einer hö-      Einfluss ausgeschiedener und ersetzter Probe-
heren Verlichtung, bei geringerem Fruchtbehang ist       bäume
kein Einfluss erkennbar. An einzelnen Probebäumen
wurden besondere Belastungen wie Insektenfraß            Von den markierten Stichprobebäumen scheiden
oder Pilzbefall beobachtet, beides in geringer Inten-    jedes Jahr einige aus dem Beobachtungskollektiv
sität. Das Schadniveau ist im Laufe der gesamten         aus. Die Waldteile, in denen die Aufnahmepunkte
Zeitreihe vergleichsweise niedrig, ohne ausgeprägte      der Waldzustandserhebung angelegt und die Pro-
Maxima.                                                  bebäume markiert sind, werden meist regulär
                                                         forstlich bewirtschaftet. Maßgeblich sind dabei
                                                         die Ziele und Wünsche der jeweiligen Waldbesit-

                                                                                                           25
Eine eingehende Beschreibung der Methodik
     zenden. Einzelne Probebäume werden daher im            finden Sie auf der Website
     Zuge von Durchforstungen gefällt. Zudem werden         https://saarland.de/waldzustandsbericht
     infolge Sturmwurf, Schneebruch oder Insektenbe-
     fall betroffene Bäume entnommen. Probebäume
     scheiden aber auch, ohne dass sie entnommen
     wurden, nach Sturmwurf, einem Kronenbruch oder
     wenn sie von Nachbarbäumen überwachsen wur-           Ausscheidens von Probebäumen und eine Gegen-
     den, aus dem Stichprobenkollektiv aus. Ein Ersatz     überstellung der Schadstufenverteilung der ausge-
     ausgeschiedener Probebäume ist notwendig, damit       schiedenen Probebäume mit der ihrer Ersatzbäume
     die WZE den aktuellen Zustand des Waldes wider-       findet sich im Anhang 5.
     spiegelt.

     Im Jahr 2022 sind insgesamt 72 Probebäume aus-        Regionale Verteilung
     geschieden, von denen 48 ersetzt werden konnten.
     Die Ausscheiderate beträgt damit 3,0 % des Kollek-    Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume va-
     tivs der Stichprobe und liegt damit weiterhin über    riiert an den einzelnen Aufnahmepunkten erheb-
     dem Mittel von 2,7 % der letzten 30 Jahre. Auch im    lich. Punkte, die keine oder nur wenige deutlich
     Jahr 2022 ist ein Aufnahmepunkt komplett ausge-       geschädigte Probebäume aufweisen, liegen in di-
     schieden. Von den ausgeschiedenen Probebäumen         rekter Nachbarschaft von solchen, an denen über
     wurden rund 68 % zwangsweise vorzeitig wegen          die Hälfte der Probebäume deutlich geschädigt
     Insektenschäden oder Sturmschäden geerntet oder       ist. Wegen der starken Unterschiede der Kronen-
     sind vom Sturm geworfen im Wald noch liegend          schäden bei den verschiedenen Baumarten und Al-
     vorhanden.                                            tersstufen wird das Niveau der Kronenschäden am
     Der überwiegende Teil (78 %) der ausgeschie-          einzelnen Aufnahmepunkt in erster Linie durch die
     denen Probebäume wurde für die Holznutzung            Verteilung der Baumarten und dem Alter der Pro-
     aufgearbeitet. Der andere Teil ist zwar noch am       bebäume am Aufnahmepunkt beeinflusst. Werden
     Aufnahmepunkt vorhanden, die Bäume können             verschiedene Regionen miteinander verglichen, ist
     aber nicht in ihrem Kronenzustand bewertet wer-       daher die Baumarten- und Alterszusammenset-
     den, da der Probebaum nicht mehr am Kronendach        zung zu beachten. Weitere Bestimmungsgrößen
     des Waldbestandes beteiligt ist oder der Zugang       wie standörtliche Parameter, Witterung oder Im-
     zu den Probebäumen nicht möglich ist. Stehende        missions- und Depositionssituation variieren weni-
     abgestorbene Probebäume verbleiben mit 100 %          ger stark und überprägen den Einfluss von Baumart
     Nadel-/Blattverlust als bewertbare Probebäume im      und Alter im Regelfall nicht. Der am einzelnen Auf-
     Aufnahmekollektiv, bis das Feinreisig aus der Krone   nahmepunkt festgestellte Grad der Schädigung
     herausgebrochen ist oder sie von den Nachbarbäu-      sagt unmittelbar nur etwas über die Probebäume
     men überwachsen wurden. Danach werden sie aus         selbst und allenfalls über den in Artenzusammen-
     dem Probebaumkollektiv entfernt, auch wenn sie        setzung und Alter entsprechenden umgebenden
     weiterhin als stehendes Totholz im Wald verblei-      Waldbestand aus. Erst die Zusammenfassung einer
     ben. In 2022 wurden 7 Probebäume aus diesem           gewissen Anzahl an Aufnahmepunkten erlaubt eine
     Grund ersetzt. Insgesamt wurden 83 abgestorbene       repräsentative Aussage für das jeweilige Bezugsge-
     Probebäume im Kollektiv vermerkt, von denen 48        biet. Je höher dabei die Zahl der Stichprobebäume
     bereits beim letzten Erhebungstermin 2021 tot         ist, umso zuverlässiger ist die gewonnene Aussage.
     waren. Die Rate der frisch abgestorbenen Probe-       Die ruhenden Aufnahmepunkte, an denen kein
     bäume liegt damit bei 1,4 % (Vorjahr 1,2 %) weiter    Waldbestand etabliert ist, aus dem die erforder-
     merklich über dem Mittel von 0,4 % der letzten        lichen 24 Probebäume ausgewählt werden können,
     30 Jahre. Eine Übersicht über die Ursachen des        sind zufällig im ganzen Land verteilt.

26
Anteil der deutlich geschädigten Probebäume an den einzelnen Aufnahmepunkten 2022

      Herbststimmung im Buchenwald; Foto: W. Lappel

                                                                                    27
EINFLÜSSE AUF DEN
     WALDZUSTAND

28
Der Zustand unseres Waldes wird von einer Vielzahl natürlicher und menschenverursachter
Faktoren beeinflusst.

Die Messreihen des Forstlichen Umweltmonitorings belegen die Erfolge der Luftreinhaltemaß-
nahmen, zeigen aber auch noch bestehende Defizite auf. Der Eintrag an Schwefel und Schwer-
metallen ist deutlich zurückgegangen. Die Stickstoffeinträge sind demgegenüber nur wenig
reduziert und übersteigen die Schwellenwerte der Ökosystemverträglichkeit. Zudem liegt die
Säurebelastung - ohne Gegenmaßnahmen wie die Bodenschutzkalkung - noch über dem Puf-
ferpotenzial vieler Waldstandorte. Auch Ozon wirkt sich nach wie vor waldschädigend aus.

Im Rahmen des Forstlichen Umweltmonitorings                 Luftverunreinigungen, die von Wolken- und Regen-
werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf                tropfen aufgenommen oder von den Baumkronen
den Waldzustand erfasst und die Reaktionen der              ausgefiltert werden und dann mit den nachfol-
Waldökosysteme auf die komplexen Stresseinwir-              genden Niederschlägen auf den Boden gelangen,
kungen untersucht. Ausgewertet werden zudem die             beeinflussen die Waldökosysteme über den Bo-
Meldungen der Forstreviere und die Hinweise der             denpfad. Sie verändern das chemische Bodenmilieu
Waldbesitzenden zum Auftreten von Waldschäd-                insbesondere über Versauerung und Eutrophie-
lingen oder von Schäden durch extreme Witte-                rung und können vor allem über Veränderungen
rungseinflüsse. Nachfolgend sind die wichtigsten            im Nähr­elementangebot und die Schädigung der
Befunde zusammengefasst.                                    Baumwurzeln den Wasser- und Nährstoffhaushalt
                                                            der Bäume beeinträchtigen. Nicht zuletzt beein-
ENTWICKLUNG DER LUFTSCHADSTOFF-                             trächtigen sie das hochvernetzte tierische, pflanz-
BELASTUNG                                                   liche, mikrobielle Bodenleben.

Die Einwirkungen von Luftverunreinigungen auf               In dem Stressorenkomplex, der auf den Wald ein-
die Waldökosysteme erfolgen sowohl über den                 wirkt, stellen Luftschadstoffe meist eine chronische
Luftpfad als auch über den Bodenpfad. Über den              Belastung dar, die langfristig destabilisierend wirkt.
Luftpfad wirken vor allem gasförmige Luftverun-             Die Waldökosysteme werden hierdurch anfällig
reinigungen wie Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid,           gegenüber kurzfristig einwirkenden Stressfaktoren
Ammoniak und Ozon unmittelbar auf die Nadeln                wie Witterungsextremen, Insektenfraß, Pilzbefall
und Blätter der Bäume ein und verursachen phy­              oder starke Fruchtbildung.
siologisch-biochemische Stressreaktionen.

S. 28: Einflüsse auf den Waldzustand (von links oben nach rechts unten):
       Viehhaltung, Energieerzeugung, Verkehr, Borkenkäfer
       Fotos: F. Schmidt, R.M. Kreten, H. W. Schröck, I. Lamour
                                                                                                                     29
Entwicklung der Schadstoffemissionen in Deutschland

      Schadstoffe in                                                                                        Veränderungen in %
      Kilotonnen                         1980          1990          2000          2010          2020           1990 - 2020
      Schwefeldioxid (SO2)                7514         5460           643           403            233                - 96 %
      Stickoxide (NOx)                   3334          2839          1893          1445            978                - 66 %
      Ammoniak (NH3)                       835           718           624           619           537                - 25 %
      Flüchtige organische               3224          3892          1806           1362          1036                - 73 %
      Verbindungen
      [ohne Methan] (NMVOC)

     Quelle: Umweltbundesamt (Januar 2022): https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-
             deutschland#entwicklung-der-luftschadstoffbelstun-;
             für 1980: UNECE 2021: www.emep.int; NOx gerechnet als NO2

      Verteilung der Emissionsquellen wichtiger Luftschadstoffe in Deutschland

                         Schwefeldioxid (SO2)                                                 Stickstoffoxide (NOx)

           Haushalte/                                                          Landwirtschaft 11%
                                    Sonstiges 3%                                                          Sonstiges 1%
           Kleinverbr. 6%
                                                                          Haushalte/
                                                                          Kleinverbr.
                                                                             12%

                                                                                                                          Verkehr
                                                                                                                           40%
      Industrie/                                                           Industrie/
      Gewerbe 39%                                                           Gewerbe
                                                                              14%

                                      Energiewirtschaft 52%
                                                                                        Energiewirtschaft 22%

                            Ammoniak (NH3)                                   Flüchtige organische Verbindungen ohne Methan
                                                                                                (NMVOC)

                                                                                                  Sonstiges 5%
           Industrie/Gewerbe 2%          Sonstiges 1%
                 Verkehr 2%                                                  Haushalte/
                                                                             Kleinverbr. 6%

                                                                             Verkehr 8%

                                                                                                                          Industrie/
                                                                                                                           Gewerbe
                                                                                                                             52%

                                                                         Landwirtschaft
                                                                             29%
                          Landwirtschaft 95%

     Quelle: Umweltbundesamt (2022)

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