2022 Waldzustandsbericht - SaarForst Landesbetrieb Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Waldzustandsbericht 2022 w Lö e lin aro r. C :D F oto SaarForst Landesbetrieb Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz
Impressum Herausgeber Durchführung, Auswertung und Gestaltung Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Zentralstelle der Forstverwaltung Agrar und Verbraucherschutz Saarland Forschungsanstalt für Waldökologie und Keplerstr. 18 Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz 66117 Saarbrücken Hauptstr. 16 67705 Trippstadt Ansprechpartner: Telefon: 06306 911-0, Fax: 06306 911-300 Erich Fritz zdf.fawf@wald-rlp.de Telefon: 0681 9712-116 www.fawf.wald.rlp.de e.fritz@umwelt.saarland.de Mitwirkung Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz SaarForst Landesbetrieb Don-Bosco-Str. 1 Von der Heydt 12 66119 Saarbrücken 66115 Saarbrücken Telefon: 0681 8500-0, Fax: 0681 8500-1384 Telefon: 0681 9712-01, Fax: 0681 9712-150 lua@lua.saarland.de poststelle@sfl.saarland.de www.saarforst-saarland.de Universität Trier FB VI, Geobotanik 54286 Trier Telefon: 0651 201-0 www.uni-trier.de Saarbrücken, Dezember 2022 als Download www.saarland.de/waldzustandsbericht Titelbild: Abgestorbenes Buchenaltholz und Absterbeerscheinungen im Eichenüberhalt und in der Buchennaturverjüngung (Foto: Caroline Löw) 2
WALDZUSTANDS- BERICHT 2022 Seite Vorwort 4 Waldzustand 2022 - Ein Überblick 6 Waldzustandserhebung (WZE) 10 Einflüsse auf den Waldzustand Entwicklung der Luftschadstoffbelastung 29 Klimawandel und Witterungsverhältnisse 37 Waldschutz 41 Die dritte bundesweite Bodenzustandserhebung - Ein umfassendes Bild über den Zustand und die Entwicklung der Waldböden in Deutschland 46 Biodiversität und Schalenwildmanagement in Wirtschaftswäldern (Biowild-Projekt) 50 Bedeutung des Wasserrückhaltes imWald für die Risikovorsorge gegen die Entstehung von Sturzfluten und für eine nachhaltigere Grundwasserneubildung 56 Anhänge Zeitreihentabellen der Anteile der Schadstufen 68 Probebaumkollektiv 2022 74 Zusammensetzung des Probebaumkollektives nach Altersklassen 75 Statistische Signifikanz der Veränderungen der mittleren Kronenverlichtung 76 Ausmaß und Ursachen des Ausscheidens von Probebäumen 77 Abkommen und gesetzliche Regelungen zur Luftreinhaltung 79 3
VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, Wie steht es heute um unser Ökosystem Wald liebe Saarländerinnen und Saarländer, und der Vitalität unserer Bäume? Seit dem Dürresommer 2018 hat sich unser Wald mit Niedrigwasser, aufreißenden Waldwegen, stark verändert und rückt zunehmend in den Fokus ausgetrockneten Bach- und Flussläufen sowie Hit- der Öffentlichkeit. Vorzeitiger Laubabwurf und zerekorden verzeichnete das Jahr 2022 einen der vermehrter Schädlingsbefall sind augenfällig, Bor- wärmsten und trockensten Sommer seit 1881. Da- kenkäferschäden sind seit den Trockenjahren 2018, rüber hinaus gab es europaweitgesehen noch nie so 2019, 2020 und 2022 allgegenwärtig. Anfang des viele Waldbrände wie im Jahr 2022. Insgesamt sind Sommers 2022, zum Zeitpunkt der WZE-Inven- 750.000 Hektar Wald von Waldbränden betrof- tur, wies der Kronenzustand über alle Baumarten fen, in Deutschland 4293 Hektar. Im Saarland sind hinweg kaum Veränderungen zum Vorjahr auf. bislang 28 Waldbrände mit einer Fläche von rund Während sich der Zustand der Eiche und Buche 40 ha zu verzeichnen. Die zu trockenen Böden, die tendenziell sogar verbessert hat, ist ein Anstieg des großen Kahlflächen in Folge des Käferbefalls, und Schadniveaus bei Fichte, Kiefer, Lärche, Esche und die durch Trockenschäden aufgelichteten Wälder Birke zu verzeichnen. In den ersten drei Quartalen mit vielen Dürrständern erhöhten das Waldbrand- des Jahres 2022 sind bis Oktober 2022 fast 38.000 risiko erheblich. Durch Unachtsamtkeit, aber auch m3 Schadholz im Staatswald angefallen. Diese ver- Mutwill der Menschen wurden in diesem Jahr zahl- teilen sich auf fast 29.000 m³ im Nadelholz und reiche Waldbrände ausgelöst. rund 9.000 m3 im Laubholz. Auffallend im Ver- gleich zum letzten Jahr sind einerseits die deutlich Bereits zu Beginn der Vegetationsperiode im März reduzierten biotisch bedingten Schadholzmengen war es im Saarland viel zu trocken. Die durch- von rund 22.000 m³ im Vergleich zu 42.000 m³. schnittlich hohen Niederschläge im April konnten Andererseits die deutlich gestiegenen abiotischen diesen Mangel zwar nicht ausgleichen, führten aber Schäden wie bspw. die Sturmschäden, die sich um zu einem üppigen Austrieb der Bäume. Es folgten mehr als das Neunfache erhöht haben (4901 m³). dann vier Trockenmonate mit überdurchschnitt- Gänzlich frei von Schadsymptomen ist nur noch lich hohen Temperaturen und Sonnenstunden. jeder fünfte Baum. Das führte zu einer weiteren Austrocknung der Böden in weiten Teilen unserer Landschaft. Für die Die beträchtlichen Schäden und Ausfälle der Bäume bedeutet das zunehmend Trockenstress. Fichtenbestände, hervorgerufen durch ein Zu- Eine 100-jährige Buche - Baum des Jahres 2022 - sammenspiel aus Vitalitätsschwäche und der Mas- verdunstet mehrere Hundert Liter Wasser pro Tag. senvermehrung von Borkenkäfern, waren die ersten Reißt die Wasserzufuhr in den Leitungsbahnen des sichtbaren Reaktionen auf die genannten Klima Baumes ab, kann Luft ungehindert eindringen. Das ereignisse. Die ohnehin geringen Fichtenanteile im stört nicht nur den Wassertransport, sondern kann saarländischen Wald sind dadurch stark rückläufig. zu vorzeitigem Laubabwurf und im schlimmsten Fall Es ist anzunehmen, dass auch die verbleibenden zum Absterben durch Austrocknen führen. Insbe- Fichtenwälder vom Borkenkäferbefall gezeichnet sondere die älteren Wälder zeigen im Spätsommer werden. Hiermit sind nicht nur gravierende wirt- die größten Ausfälle, denn altersbedingt sind sie schaftliche Einbußen, sondern auch notwendige längst nicht mehr so anpassungsfähig und können Investitionen zur Wiederbewaldung der entstan- dauerhaft in dieser Trockenheit nicht überleben. denen Kahlflächen verbunden. 4
Neben den Nadelbäumen sind auch unsere Laub- bäume durch die extremen Witterungsbedingungen und dem damit einhergehenden Trockenstress in ihrer Vitalität geschwächt. Das Saarland mit seiner zentralen Lage im Ver- breitungsgebiet der Rotbuche hat eine besondere Verantwortung für den Erhalt von Buchenwald- Ökosystemen. Seit dem ersten massiven Trockenjahr 2018 meh- ©MUKMAV/Sebastian Bauer ren sich massive Schäden insbesondere bei Altbu- chen, bpsw. durch spärliche Belaubung, gänzlich Die Anforderungen an unseren Wald und die damit abgestorbene Baumkronen oder Kronenteile. Be- verbundene Waldbewirtschaftung nehmen ste- reits ab der ersten Augusthälfte kam es in diesem tig zu. Hinsichtlich der Prognose künftiger wald- Jahr zu Grünblattabwurf, später zu schneller Blatt- baulicher Entwicklungen stellen sie das bisherige welke und Braunfärbung. Das Ausmaß der Schä- Waldbauwissen in Frage. Oberstes Ziel und Leit- den zeigt im Saarland standörtliche und regionale bild einer künftigen Waldentwicklung sollte es Unterschiede. Neben den ökonomischen und öko- sein, vielfältige, resiliente Wälder zu entwickeln, logischen Schäden nimmt auch das Gefahrenpo- die mit den Veränderungen des Klimawandels zu- tential für Waldbesucher und Forstwirte bei ihrer rechtkommen, sich anpassen oder neu organisie- täglichen Arbeit zu. ren und dabei ihre grundlegenden Funktionen und ökologischen Leistungen beibehalten. Seit über 30 Auch die Esche zeigt bereits seit Jahren erhebliche Jahren bewirtschaften wir unseren Staatswald na- Beeinträchtigungen. Diese gehen jedoch vorrangig turnah. Das ist eine gute Grundlage für klimastabile auf einen Pilz, das Falsche Weiße Stängelbecher- Wälder. Dennoch: Waldumbau benötigt Zeit und chen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) und dessen ist mit der naturnahen Waldbewirtschaftung noch Sekundärschädlinge zurück. Auf nährstoffreichen, längst nicht abgeschlossen. Wälder müssen immer bisher eschenreichen Waldstandorten und in den stärker als Ökosysteme betrachtet werden, die Muschelkalkgebieten des Saar- und Bliesgaus sind neben der Holzerzeugung vielfältige und wichtige die Wälder von absterbenden und teilweise bereits ökologische Leistungen für Natur und Gesellschaft zusammengebrochenen Eschen stark gezeichnet erbringen. Es ist unsere Aufgabe, die Entwicklung und verlichtet. Bislang ist weder ein Trend im In- des Waldes zu beobachten, wissenschaftlich zu be- fektionsverlauf noch ein Ende in Sicht. gleiten und die Ergebnisse in einen klimastabilen Waldbau einfließen zu lassen. Hierbei gewinnt die 2022 sind zusätzlich Naturverjüngungen von Tro- Dauerwaldentwicklung zur nachhaltigen Erhaltung ckenschäden gezeichnet. Selbst bei geschützten, unseres Waldes für künftige Generationen zuneh- bereits meterhohen Verjüngungshorsten treten mend an Bedeutung. Sie in diesem Prozess auf dem starke Verbraunungen der Belaubung auf, manche Laufenden zu halten, mitzunehmen und zu infor- Verjüngungsteile sind gänzlich abgestorben, häufig mieren, ist uns ein wichtiges Anliegen. auf sommertrockenen Standorten und schweren Tonböden. Der vorliegende Bericht informiert Sie ausführlich über die diesjährigen Erkenntnisse zum Zustand des Dagegen zählen die Eiche und Hainbuchen, aber saarländischen Waldes. auch die Mischbaumarten Elsbeere, Feldahorn und Weißtanne als die besser angepassten Baumarten, die mit den niederschlagsarmen und heißen Som- mern gut zurechtkommen. Hier ist das Schadauf- Petra Berg kommen generell niedriger einzustufen. Ministerin für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz 5
Die Waldschadensinventuren werden jedes Jahr gebirge die vollständige Entwicklung von drei Kä- zum gleichen Zeitraum - nach vollem Laubaustrieb fergenerationen. - durchgeführt. Im Jahr 2022 hat sich der Kronenzu- stand gegenüber dem Vorjahr über alle Baumarten Für die Buche scheint mittlerweile starker Fruchtbe- kaum verändert. Doch die Entwicklung ist unein- hang im zweijährigen Rhythmus normal und wirkt heitlich, dem Anstieg des Schadniveaus bei Fichte, als zusätzlicher Stressfaktor. So wird die Verbes- Kiefer, Lärche, Esche und Birke steht eine Verbesse- serung des Belaubungszustandes bei den Buchen rung bei Eiche und Buche gegenüber. Die Anteile der durch den Fruchtbehang beeinträchtigt und bei abgestorbenen und stark geschädigten Probebäume stärkerem Fruchtbehang in Gänze verhindert. Die (Schadstufe 4 und 3) sind leicht angestiegen und bis in den August anhaltende Trockenheit hemmt auch die Absterberate ist besonders bei der Fichte die Bildung von Knospen und Reservestoffen der weiter erhöht. Alle Kennwerte der Waldzustandser- Waldbäume. Damit ist zu befürchten, dass im Jahr hebung unterstreichen die anhaltende Schädigung 2023 das Wachstum der jungen Triebe und die Ent- und Vitalitätsschwäche der Waldbäume. wicklung der Belaubung entsprechend zurückbleibt. Die letzten Jahre waren geprägt von deutlichen Tro- Im Jahr 2022 wurde mit der dritten Bodenzustand- ckenstressphasen für die Bäume. Lediglich das Jahr serhebung (BZE III) begonnen. Sie umfasst auch 2021 zeigte einen verhältnismäßig günstigen Wit- Untersuchungen zur Nährstoffversorgung der terungsverlauf innerhalb der Vegetationsperiode. Waldbäume und zum Zustand der Bodenvegeta- Alle anderen Jahre waren zu warm und zu trocken, tion. Zusammen mit den Ergebnissen der jährlichen mit ausgeprägten Hitzephasen bei gleichzeitig tief- Waldzustandserhebung bietet sich so ein umfas- gründig ausgetrockneten Waldböden während der sendes Monitoring und macht eine Beschreibung Vegetationsperiode. Unsere Wälder leiden weiter unserer Wälder als komplexes Ökosystem möglich. unter Dürrestress infolge des Klimawandels. Das Biowildprojekt, an dem das Saarland aktiv Im Verlauf der letzten Jahren sind keine wesent- beteiligt ist, betrachtet unsere heimischen Scha- lichen Verbesserungen bezüglich der Luftschad- lenwildarten und entsprechende Jagdstrategien. stoffsituation zu verzeichnen. Die Säure- und Die erforderliche Verjüngung der Wälder und die Schadstoffbelastung übersteigt trotz der Redukti- jagdliche Bewirtschaftung unserer Schalenwildbe- onserfolge bei Schwefeldioxid und Schwermetallen stände hängen eng zusammen und auch hier bedarf weiterhin das Pufferpotential vieler Waldstand- es eines Monitorings. orte. Die Stickstoffeinträge liegen weiter über dem Schwellenwert der Ökosystemverträglichkeit. Die Die mit dem Klimawandel einhergehenden Verän- Verträglichkeitsgrenzen von Ozon für Waldbäume derungen im Witterungsgeschehen erfordern Ant- werden fast an allen Messstandorten überschritten. worten auf die Frage, wie ungleichmäßig verteilte All diese Belastungen durch Luftschadstoffe wirken Niederschläge, insbesondere Starkregenereignisse nicht nur für sich waldschädigend, sondern verstär- im Wald gehalten werden können, um der Gefahr ken noch den Trockenstress der Bäume. von Sturzfluten vorzubeugen, die Bodenwasser- vorräte aufzufüllen und möglichst auch die Sicker- Bei der Fichte setzt sich die Borkenkäferkalamität wasserspende für das Grundwasser zu erhöhen. So fort. Die hohe Ausgangspopulation im Frühjahr werden bereits 2005 begonnene Untersuchungs- und Vorschädigungen aus dem Vorjahr führten zu projekte um neue Fragestellungen erweitert und weiterhin hohen Mengen an Kalamitätsholz. Die konsequent fortgeführt. Dabei konnten bereits warme, trockene Witterung bot günstige Bedin- die Ursachen schnellen Wasserabflusses im Wald gungen für das Schwärmen der Borkenkäfer und aufgedeckt, Gegenmaßnahmen entwickelt und auf ermöglichte auch in den höheren Lagen der Mittel- ihre Wirksamkeit geprüft werden. S. 6: Unterschiedlich stark geschädigte Eichen am Aufnahme- punkt Nr. 16 im Nalbacher Wald am Litermont; Foto: F. Engels 7
Anteil der Baumarten an der Stichprobe Fichte Sonstige 13 % 26 % Kiefer 10 % Eiche Buche 29 % 22 % 6FKDGVWXIHQDQWHLOHLQ>@ Fichte Kiefer Buche )LFKWH .LHIHU %XFKH 8
Entwicklung der Waldschäden von 1984 bis 2022 im Saarland schwach geschädigt (Stufe 1) VFKZDFKJHVFKlGLJWmittelstark 6WXIH geschädigt (Stufe 2) stark geschädigt und abgestorben (Stufe 3 + 4) PLWWHOVWDUNJHVFKlGLJW 6WXIH VWDUNJHVFKlGLJWXQGDEJHVWRUEHQ 6WXIH Eiche sonstige Baumarten alle Baumarten (LFKH 6RQVWLJH %DXPDUWHQ DOOH%DXPDUWHQ 9
Die jährliche Waldzustandserhebung stützt sich auf den Kronenzustand als Indikator für die Vitalität der Waldbäume. Veränderungen des Kronenzustands sind eine Reaktion auf Belas tungen durch natürliche und durch menschenverursachte Stresseinflüsse. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren im Schadkomplex variiert zwischen den einzelnen Baumarten und von Jahr zu Jahr. Im Jahr 2022 hat sich der Kronenzustand bis Anfang August gegenüber dem Vorjahr über alle Baumarten kaum verändert. Doch die Entwicklung ist uneinheitlich, dem Anstieg des Schadni- veaus bei Fichte, Kiefer, Lärche, Esche und Birke steht eine Verbesserung bei Eiche und Buche gegenüber. Die Anteile der abgestorbenen und stark geschädigten Probebäume (Schadstufe 4 und 3) sind leicht angestiegen und auch die Absterberate ist besonders bei Fichte weiter erhöht. Durchführung Probebäume nach den verschiedenen Baumarten und ihrer Verteilung nach Altersklassen findet sich Die Waldzustandserhebung (WZE) erfolgt seit 1984 im Anhang des Berichtes. auf einem systematischen, landesweiten Stichpro- benraster. Bis 1988 wurde die Erhebung in einem Waldzustand allgemein 4x4 km-Raster mit den Daten des Waldschadens- katasters ergänzt. Im Jahr 1989 wurde das 4x4 Für die gesamte Waldfläche des Saarlandes hat sich km-Raster zu einem 2x4 km-Gitternetz verdichtet, über alle Baumarten und Altersstufen hinweg der auf dem seitdem die jährliche Erhebung durchge- Zustand des Waldes gegenüber dem Vorjahr kaum führt wird. Nur in 1990 musste die WZE infolge der verändert. Der Anteil an Probebäumen mit deut- Schäden der Frühjahrsstürme Vivian und Wiebke lichen Schäden ist unverändert. Der Anteil an Pro- ausfallen. 2021 wurde das WZE-Raster auf neu bebäumen ohne sichtbare Schadmerkmale ist um 5 entstandenen Wald überprüft und 8 Aufnahme- Prozentpunkte zurückgegangen, der Anteil schwach punkte erstmalig angelegt. Damit umfasst das Auf- geschädigter Probebäume ist entsprechend ange- nahmeraster zur Zeit 106 Aufnahmepunkte. 2022 stiegen. wurden an insgesamt 100 Aufnahmepunkten 2400 Stichprobenbäume begutachtet. An 6 Aufnahme- punkten war keine Erhebung möglich. Die Außenaufnahmen erfolgten einschließlich Ab- stimmungsübung und Kontrollaufnahmen in der Sechs Aufnahmepunkte sind zugleich Teil des Zeit vom 18. Juli bis 05. August 2022. europaweiten Level I-Monitoringnetzes zum Die Stichprobe erlaubt statistisch abgesicherte Aus- Waldzustand. Die auf diesen Punkten erhobenen sagen zur Schadensentwicklung auf Landesebene Daten gehen in die bundesdeutsche und europä- für den Wald allgemein und die häufigsten Baumar- ische Waldzustandserhebung ein. ten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Für die weniger Weitere Informationen finden Sie im Internet häufigen Baumarten Birke, Esche, Lärche, Douglasie unter und Ahorn sind ebenfalls Aussagen möglich, jedoch https://www.thuenen.de/de/bodenzustandser bei geringerer statistischer Sicherheit. Eine Über- hebung sicht über die Zusammensetzung des Kollektivs der und www.futmon.org und www.icp-forests.org S. 10: Fichten bei einem trocken gefallenen Quellmoor am Aufnahmepunkt Nr. 19 im Hangbereich des Schim- melkopf bei Weiskirchen; Foto: F. Engels 11
Kombinierte Schadstufe aufgrund von Nadel-/Blattverlusten und Vergilbung Kronenverlichtung Vergilbung der vorhandenen Nadeln/Blätter Nadel-/Blattverluste 0 1 2 3 Vergilbungsstufe Verluststufe Verlustprozent 0 - 10 % 11 - 25 % 26 - 60 % 61 - 100 % Vergilbungsprozent 0 0 - 10 % 0 0 1 2 1 11 - 25 % 1 1 2 2 Kombinations- 2 26 - 60 % 2 2 3 3 schadstufe 3 61 - 99 % 3 3 3 3 4 100 % 4 (abgestorben) Bezeichnung der Stufen: 0 ohne sichtbare Schadmerkmale; 1 schwach geschädigt; 2 mittelstark geschädigt; 3 stark geschädigt; 4 abgestorben; die Stufen 2-4 werden als „deutlich geschädigt“ zusammengefasst Verbessert hat sich der Kronenzustand bei Eiche der mittleren Kronenverlichtung gegenüber dem und Buche und tendenziell auch bei Douglasie. Vorjahr finden sich im Anhang des Berichtes (An- Fichte, Kiefer, Esche, Lärche, Birke und Ahorn haben hang 4). sich in ihrem Kronenzustand verschlechtert. Durch die Gegenüberstellung der sowohl 2021 als auch Die Winterniederschläge 2021/22 reichten nicht 2022 erhobenen Probebaumindividuen (idente aus, um die Bodenwasservorräte vollständig aufzu- Probebäume) lässt sich die beobachtete Entwick- füllen, insbesondere die Grundwasserspende blieb lung genauer analysieren und statistisch absichern. defizitär. Der Austrieb der Waldbäume im Frühjahr Hierauf wird bei den betreffenden Baumarten ein- 2022 konnte jedoch relativ ungehindert erfolgen. gegangen. Eine Beschreibung und eine Tabelle mit Die Frühjahrs- und Sommerniederschläge waren den Ergebnissen zur Signifikanz der Veränderung spärlich, ungleichmäßig verteilt und kamen häu- Entwicklung der Schadstufenverteilung über alle Baumarten 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 abgestorben ohne sichtbare Schadmerkmale mittelstark geschädigt schwach geschädigt (Warnstufe) stark geschädigt 12
fig als Starkregenereignisse. Lokale Gewitter ver- auch nicht übermäßige Blüte und Fruchtansatz ursachten neben Starkregen auch Schäden durch zu beobachten. Die Intensität blieb meist geringer Sturmböen oder Hagel. Die bis in den Spätsommer als vor 2 Jahren. Jede Fruchtbildung bedeutet eine anhaltende Trockenheit führte bei fruchttragenden zusätzliche Inanspruchnahme für die Wasser- und Bäumen teilweise zu vorzeitigem Abwurf unreifer Nährstoffversorgung. In einem Trockenjahr wie oder notreifer Früchte. Auch die Möglichkeit Re- 2022 führte dies lokal zu einem vorzeitigen Abwurf servestoffe zu bilden, war für die Bäume einge- der unreifen Früchte. schränkt. Es ist zu erwarten, dass sich dies auf den Austrieb im folgenden Jahr auswirken wird. Die Absterberate Waldzustandserhebung wurde Anfang August ab- geschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Tro- Die Absterberate beschreibt den Anteil der Pro- ckenschäden erst auf den besonders exponierten, bebäume, die im Jahr der Erhebung tot (100 % flachgründigen Standorten sichtbar geworden, Nadel-/Blattverlust) sind, nachdem sie im Vorjahr schritten aber im Laufe des Augustes rasch fort. In noch gelebt hatten. Im bewirtschafteten Wald ist den vergangenen fünf Jahren wies nur das Jahr 2021 eine natürliche oder durch Schädigungen bedingte einen für den Wald vergleichsweise günstigen Wit- Absterberate jedoch nicht in allen Fällen zuverläs- terungsverlauf auf, alle anderen Jahre waren durch sig abzuleiten. Da die Mehrzahl der betreffenden Hitze- und Trockenperioden geprägt. Dieser andau- Probebäume planmäßig oder außerplanmäßig zur ernde Trockenstress führt die Waldökosysteme an Holznutzung entnommen wird, ist nicht zu erken- ihre klimaökologische Grenze und erzwingt vielfäl- nen, ob sie ohne menschlichen Eingriff tatsächlich tige Anpassungen. abgestorben wären oder überlebt hätten. Die Be- trachtung der Zeitreihe zeigt, dass ab 1992 fast Nachdem im Vorjahr nur an vergleichsweise we- jedes Jahr keine oder höchstens einzelne Probe- nigen Bäumen Fruchtbehang gebildet wurde, war bäume frisch abgestorben sind. Die Absterberate 2022 bei vielen Baumarten wieder gute, wenn war somit bis 2019 unbedeutend. Ab 2019 führen Jährliche Absterberaten im Kollektiv der Waldzustandserhebung 10% 9% 8% 7% 6% Fichte 5% Alle 4% Kiefer 3% 2% Buche 1% Eiche 0% 1991 bis 2022 13
die extremen Borkenkäferschäden bei der Fichte zu Im letzten Jahrzehnt trugen die Buchen nahezu wesentlich höheren Werten, die in 2022 noch ein- jedes zweite Jahr Bucheckern. Nachdem im Vor- mal angestiegen sind. Bei Kiefer ist die Absterberate jahr nur wenige Buchen Früchte (3 % der Probe- ab 2020 durchgängig erhöht und ab 2021 tendenzi- bäume) trugen, war 2022 ein moderates Fruchtjahr, ell auch bei Buche. 42 % der Probebäume zeigten Fruchtansatz, jedoch überwiegend schwach. Nur 11 % wiesen stärkere Buche Fruchtbildung auf. In Folge der sommerlichen Tro- Die Buche ist im Saarland mit 23 % Flächenanteil ckenperiode wurden die Früchte aber nicht immer die wichtigste Baumart und zugleich Leitbaumart vollständig ausgebildet. Die Fruchtbildung hat der natürlich vorkommenden Waldgesellschaften. einen schon mehrfach belegten Einfluss auf die In der Stichprobe der WZE ist sie mit einem Anteil Kronenzustandsentwicklung der Buche. Stärkerer von 22 % vertreten. Fruchtbehang löst in der Regel einen Anstieg der Kronenverlichtung aus. In 2022 zeigt sich, dass die Das Schadniveau bei Buche ist gegenüber dem Vor- allgemeine Erholung der Buche durch den stärkeren jahr weiter zurückgegangen. Der Anteil der deut- Fruchtbehang behindert wurde. lichen Schäden ist um 8 Prozentpunkte niedriger, der Anteil an Probebäumen ohne sichtbare Schad- Loch- und Minierfraß durch den Buchenspring- merkmale ist um 4 Prozentpunkte höher. Die mitt- rüssler (Rhynchaenus fagi) war an rund 6 % der lere Kronenverlichtung liegt um 2,3 Prozentpunkte Buchen-Probebäume (Vorjahr 12 %) mit meist unter dem Vorjahreswert; diese Veränderung ist geringer Intensität aufgetreten und blieb ohne signifikant. Unverändert hoch geblieben ist aller- Einfluss auf den Kronenzustand. Ebenso der Befall dings der Anteil der stark geschädigten oder abge- durch Blattpilze, wie der Blattbräune (Apiognomo- storbenen Probebäume. Frisch abgestorben sind 2 nia errabunda), der nur in unbedeutendem Ausmaß Einzelbäume (Absterberate 0,4 %). beobachtet wurde. An 11 Probebäumen (2,1 %) wurde Schleimfluss an der Rinde beobachtet, der Das Schadniveau bleibt damit hoch, aber unter auf Borkenkäfer- oder Pilzbefall hindeuten kann. den Werten der Jahre 2016 und 2006. Seit Beginn Blattvergilbung war in 2022 häufiger zu beobach- der Zeitreihe der WZE 1984 stieg die Kronenver- ten, an 5 % der Probebäume wurden schwache lichtung bei der Buche an. Im Jahr 1995 wurde ein und an 1 % stärkere Vergilbungserscheinungen erstes Maximum erreicht, in den Folgejahren zeigte festgestellt. Die stärkeren Vergilbungen betreffen sich bis 2003 ein Erholungstrend. In der Folge vornehmlich Buchen, die auch starke Blattverluste des Trockensommers 2003 verschlechterte sich aufweisen. der Kronenzustand jedoch wieder und erreichte 2006 ein neuerliches Maximum. In den Folgejah- Dürres Feinreisig und abgestorbene Äste im Licht- ren konnte die Buche ihren Kronenzustand unter kronenbereich gehen anteilsmäßig in die Beur- günstigen Bedingungen dann wieder verbessern, teilung des Blattverlustes mit ein. In 2022 wurde unter schlechten Bedingungen stieg die Kronenver- an 21 % der Buchen-Probebäume (Vorjahr 30 %) lichtung entsprechend wieder an. In Trockenjahren Dürrreisig beobachtet. Das feine, dürre Reisig bricht wird vielerorts die Anlage ausreichend versorgter bei Buche in der Regel im Laufe eines Jahres heraus, Blattknospen und die Bildung von Reservestoffen was bedeutet, dass das beobachtete dürre Feinrei- behindert. Die Erfahrungen der letzten Jahre lassen sig überwiegend seit der letzten Erhebung frisch befürchten, dass in der Folge der Neuaustrieb und abgestorben ist. die Blattentwicklung im kommenden Jahr einge- schränkt sein wird. 14
Veränderung der mittleren Kronenverlichtung der über 60-jährigen, lebenden Buchen in Prozentpunkten von 2021 auf 2022 bei unterschiedlicher Intensität des Fruchtbehanges deutlich N = 56 schwach1 N = 139 ohne N = 219 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Verbesserung Verschlechterung des Kronenzustandes Buche Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 15
Buche Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung 50 45 40 Mittlere Kronenverlichtung in % 35 30 25 20 15 10 5 0 1991 bis 2022 Eiche Die Eiche hat im Saarland einen Flächenanteil von Die Eichen erleiden regelmäßig mehr oder min- 21 %, im Kollektiv der WZE ist sie mit knapp 29 % der starke Schäden durch blattfressende Insekten. die am häufigsten vertretene Baumart. Häufig wird der Wiederaustrieb durch den Eichen- mehltau (Microsphaera alphitoides), ein Anfang des Der Kronenzustand der Eichen hat sich in 2022 vorigen Jahrhunderts nach Europa eingeschleppter verbessert. Der Anteil deutlich geschädigter Pro- Blattpilz, befallen. In 2022 wurden an 22 % der bebäume ist um 9 Prozentpunkte gegenüber dem Probebäume Fraßschäden beobachtet und damit Vorjahr zurückgegangen, der Anteil ohne sichtbare seltener als im Vorjahr (39 %). Befall durch den Schadmerkmale liegt um 2 Prozentpunkt höher. Die Mehltaupilz wurde an 4 % der Probebäume fest- mittlere Kronenverlichtung ging um 3,8 Prozent- gestellt, ebenfalls seltener als im Vorjahr (8 %). punkte gegenüber dem Vorjahreswert zurück; diese Der Insektenfraß oder Mehltaubefall ist überwie- Veränderung ist signifikant. Stark geschädigt oder gend gering (um 5 % der Blattmasse), an etwa 3,8 abgestorben sind 2,0 % der Probebäume, frisch % der Probebäume war aber ein stärkeres Ausmaß abgestorben ist ein Probebaum (0,15 %). Die Aus- oder kombinierter Befall durch beide Schadorganis- scheiderate liegt mit 1,3 % unter dem Schnitt der men festzustellen. Insektenfraß und Mehltaubefall letzten Jahre und ist hauptsächlich durch reguläre haben sich wiederholt als bedeutsamer Einflussfak- Holzernte verursacht. Trotz dieser Entspannung tor auf die Entwicklung des Kronenzustandes bei verharrt die Eiche weiterhin auf dem vergleichs- Eiche erwiesen. weise hohen Schadniveau der letzten 15 Jahre mit relativ ausgeprägten Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren. 16
Eiche Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 Eiche Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung 50 45 40 Mittlere Kronenverlichtung in % 35 30 25 20 15 10 5 0 1991 bis 2022 17
In den Jahren, in denen Fruchtbehang bei Eiche wie bebäumen. Der Anteil der deutlich geschädigten 2022 beobachtet werden konnten, ergaben die Probebäume ist um 7 Prozentpunkte angestiegen. Auswertungen keinen Zusammenhang zwischen Der Anteil an Probebäumen ohne sichtbare Schad- der Entwicklung der Kronenverlichtung und der In- merkmale ist um 4 Prozentpunkte zurückgegan- tensität des Fruchtbehanges. gen. Die mittlere Kronenverlichtung liegt um 4,9 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Mit 23 frisch An einigen Eichen werden immer wieder gelbliche abgestorbenen Probebäumen hat die Absterbe- Verfärbungen der Blätter oder hellgrüne bis gelb- rate mit 6,9 % einen bedauerlichen Höchstwert liche Partien zwischen den Blattrippen beobachtet. in der bisherigen Beobachtungsreihe erreicht. Der Echte deutliche Gelbfärbungen der Blätter wurden Anteil abgestorbener Probebäume (Schadstufe 4) 2022 jedoch nicht beobachtet. ist dadurch auf 17,9 % angestiegen, ebenfalls ein neuer Höchstwert in der Zeitreihe. Dieser Anstieg Fichte ist auch im Wesentlichen ursächlich für den starken Die Fichte hatte im Saarland vor der Borkenkäfer- Anstieg des Schadniveaus. Der Verlauf der Zeitreihe kalamität der letzten Jahre einen Flächenanteil von ab 1984 zeigt ein erstes ausgeprägtes Maximum 15 %; im Aufnahmekollektiv der WZE macht sie im Jahr 2006. In den Folgejahren verbesserte sich einen Anteil von knapp 13 % aus. der Kronenzustand dann wieder. Das Schadniveau bleibt jedoch merklich höher als in den Jahren zu Die Fichte hat sich in ihrer Kronenverlichtung ge- Beginn der Zeitreihe und verzeichnet ab 2019 einen genüber dem Vorjahr verschlechtert. Die Vertei- weiteren starken Anstieg. lung zeigt je einen Maximalwert bei den schwach geschädigten und bei den abgestorbenen Pro- Fichte Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 18
Fichte Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung 50 45 40 Mittlere Kronenverlichtung in % 35 30 25 20 15 10 5 0 1991 bis 2022 Die Schadsituation der Fichte wird, wie schon in An 72 % der Probebäume war frischer Zapfenbe- den Vorjahren, durch den Borkenkäferbefall be- hang festzustellen (Vorjahr 4 %). Die Fruchtbildung stimmt. An allen abgestorbenen Probebäumen bedeutet eine zusätzliche Belastung für die Fichten, wurde Borkenkäferbefall als Ursache festgestellt. ein Einfluss der Fruktifikation auf die Entwicklung Diese Probebäume konzentrieren sich an wenigen der Kronenverlichtung ist aus den Daten aber nicht Aufnahmepunkten, an denen die Käferbäume nicht abzuleiten. gefällt und entnommen wurden. Darüber hinaus ist die Ausscheiderate mit 13 % weiterhin sehr hoch, Nadelvergilbungen in nennenswertem Umfang auch hier war fast ausschließlich Borkenkäferbe- wurde in 2022 an 5 Fichten-Probebäumen be fall die Ursache für die Fällung der Probebäume. obachtet. Bis in die 1980er Jahre war Vergilbung Die Anzahl der Fichten im Probebaumkollektiv und besonders in den Höhenlagen der Mittelgebirge ein auch die Anzahl der Aufnahmepunkte mit Fichte weitverbreitetes Phänomen bei Fichte, seit Mitte hat in den letzten sechs Jahren kontinuierlich ab- der 1990er Jahre ist sie jedoch stark zurückgegan- genommen. gen. Im Jahr 2022 konnte wieder intensive Blüte und Zapfenbildung bei der Fichte beobachtet werden. 19
Kiefer Die Kiefer hat im Saarland einen Flächenanteil von sich der Kronenzustand wieder. Mit dem Anstieg knapp 6 %. In der Stichprobe der WZE beträgt ihr dieses Jahres liegt das Schadniveau merklich höher Anteil 10 %, wobei Waldkiefer und Schwarzkiefer als zu Beginn der Beobachtungen 1984, bleibt aber als eine Baumartengruppe ausgewertet werden. deutlich unterhalb des Maximums der Jahre 2005 bis 2010 zurück. Bei anhaltender Trockenheit neigt Bei der Kiefer hat sich der Kronenzustand gegen- die Kiefer dazu, ihren dritten Nadeljahrgang vorzei- über dem Vorjahr merklich verschlechtert. Der tig zu verfärben und abzuwerfen, was während der Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden diesjährigen Erhebung bereits Ende Juli beobach- ist um 11 Prozentpunkte angestiegen, der Anteil an tet werden konnte. Dieser an sich natürliche Pro- Probebäumen ohne sichtbare Schadmerkmale ist zess setzt unter normalen Witterungsbedingungen um 16 Prozentpunkte zurückgegangen. Die mittlere erst im Herbst (Oktober) ein. Diese vorzeitige Na- Kronenverlichtung liegt um 4,1 Prozentpunkte über delschütte ist offenbar mitverantwortlich für den dem Vorjahreswert. Auch die Anteile stark geschä- Anstieg der Kronenverlichtung in 2022. Mit nur 3 digter und abgestorbener Probebäume (Schadstu- Nadeljahrgängen reagiert die Kiefer vergleichs- fen 3 und 4) sind unverändert hoch. Wie schon im weise flexibel mit variierender Benadelungsdichte Vorjahr waren landesweit wiederholt abgestorbene und kann Verluste aus dem Vorjahr, die sich auf den Kiefern zu beobachten, meist nur einzelne Bäume ältesten Nadeljahrgang beschränken, auch gut wie- oder Gruppen. Im Verlauf der Zeitreihe ab 1984 der ausgleichen. zeigt sich ein ausgeprägtes Maximum des Schadni- veaus im Jahr 2006. In den Folgejahren verbesserte Kiefer Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 20
Kiefer Entwicklung der mittleren Kronenverlichtung 50 45 40 Mittlere Kronenverlichtung in % 35 30 25 20 15 10 5 0 1991 bis 2022 Im Berichtsjahr war an rund 16 % der Kiefern (Vor- den, meist durch Nassschnee. Bei starker Wind- jahr 17 %), Reifefraß durch Waldgärtner (Tomicus bewegung können die Zweigspitzen benachbarter piniperda und T. minor) zu beobachten. Durch den Baumkronen aneinanderschlagen und so Nadeln Reifefraß dieser auf Kiefern spezialisierten Bor- verlieren. Diese rein mechanischen Schäden werden kenkäfer sterben einjährige Triebe ab. Bei wieder- an Kiefern regelmäßig beobachtet und soweit wie holtem Befall kann es dadurch zu Störungen in der möglich bei der Begutachtung des Nadelverlustes Verzweigung kommen, die dann zu einem schlech- ausgeklammert. Die Ansprache der Kronenverlich- teren Kronenzustand führen. Pilzbefall der Nadeln tung ist dadurch aber erschwert, da insbesondere (Kiefernschütte) wurde in 2022 an 21 % der Probe- ältere Kiefern einmal entstandene Lücken nicht bäume festgestellt (im Vorjahr an keinem). mehr durch Ersatztriebe ausfüllen. An 9,5 % der Probebäume wurden abgestorbene Die Kiefern haben in 2022 gut geblüht und zeigen Äste im Bereich der Lichtkrone oder auch braune auch sonst regelmäßigen und reichlichen Frucht- Nadeln in der Kronenspitze beobachtet, was auf behang. Dieser hat jedoch keinen erkennbaren Ein- einen Befall der Triebe mit Rindenpilzen wie Kien- fluss auf den Kronenzustand. Merkliche Vergilbung zopf (Cronartium flaccidum) oder Diplodia-Trieb- war in 2022 an keinem der Kiefernprobebäume be- sterben (Sphaeropsis sapinea) hindeuten kann. obachtet worden. Befall durch Mistel wurde an den Probebäumen nicht beobachtet. In 2022 waren an 12 Probebäumen Kronenbrüche oder Abrisse stärkerer Äste festgestellt worden. Die Kiefer erleidet immer wieder derartige Schä- 21
Andere Baumarten In unseren saarländischen Wäldern finden sich Esche. Bei der WZE gehen die infolge der Erkrankung neben den bereits genannten noch eine Vielzahl abgestorbenen Triebe oder Blätter in die Bewertung anderer Baumarten, die insgesamt einen Flächen- der Kronenverlichtung mit ein. Bei der aktuellen Er- anteil von 34 % ausmachen. Die WZE erfasst mit hebung wurden bei 72 % (im Vorjahr 43 %) aller ihrem Kollektiv insgesamt 26 weitere Baumarten, begutachteten Eschen Infektionsmerkmale festge- die zusammen einen Anteil von 26 % an dem Pro- stellt. Drei der Eschen-Probebäume waren in 2022 bebaumkollektiv haben. Einige werden nur mit ein- frisch abgestorben. Die Intensität der Schäden ist zelnen Exemplaren, andere aber auch mit mehr als an den Aufnahmepunkten recht unterschiedlich. An 50 Probebäumen erfasst, für die eine baumarten- einigen Aufnahmepunkten stehen stark betroffene spezifische Aussage zum Kronenzustand möglich in unmittelbarer Nachbarschaft von wenig betrof- ist. Wegen des geringeren Stichprobenumfangs ist fenen Eschen. Seit 2015 ist die Anzahl der Eschen- diese jedoch mit höheren Unsicherheiten behaftet. Probebäume zurückgegangen. Scheiden Eschen aus Veränderungen zwischen den Jahren sind daher nur dem Probebaumkollektiv aus, werden sie aber häu- im längeren Verlauf der Zeitreihe sinnvoll zu bewer- fig durch Probebäume anderer Arten ersetzt. Dies ten. bedeutet allerdings auch, dass die Esche an den Aufnahmepunkten in Mischbeständen wächst und Die Entwicklung der Kronenverlichtung ist bei den die Eschen zwar immer weniger werden, das Wald- Nebenbaumarten insgesamt ungünstig verlaufen. gefüge als solches aber erhalten bleibt. Im Laufe der Das Schadniveau und die Veränderungen sind spe- letzten drei Jahre wurden an fast allen Aufnahme- zifisch sehr unterschiedlich ausgeprägt. punkten mit Eschen-Probebäumen Symptome des Eschentriebsterbens festgestellt, es ist daher davon Esche auszugehen, dass der Erreger in allen Eschenbe- Bei der Esche ist das Schadniveau in 2022 auf ein ständen gegenwärtig ist. Die Symptome sind un- neues Maximum angestiegen. Der Anteil deut- terschiedlich stark und von Jahr zu Jahr wechselnd lich geschädigter Probebäume liegt um 40 Pro- ausgeprägt. In 2022 wurden bei 70 von insgesamt zentpunkte über dem Vorjahreswert, die mittlere 92 Probebäumen dürre Äste notiert (Vorjahr 37). Kronenverlichtung um 20,4 Prozentpunkte höher. Die frisch abgestorbenen, feinen Dürräste sind ein Eschen mit guter Belaubung sind kaum noch im wichtiges, leicht erkennbares (und daher auch na- Kollektiv der Probebäume zu finden. Der Anteil mensgebendes) Symptom des Eschentriebsterbens. stark geschädigter und abgestorbener Probebäume Kann die Esche gut Ersatztriebe bilden und brechen (Schadstufen 3 und 4) ist gegenüber dem Vorjahr mehr Dürräste heraus als frisch absterben, so re- angestiegen und hat mit 38 % ebenfalls ein neuer- generiert die Esche aus dem Kroneninneren heraus liches Maximum erreicht. und zeigt äußerlich eine geringere Kronenverlich- Bis in das Jahr 2011 hielt sich die Esche auf einem tung, verliert dabei aber an Kronenvolumen. konstant niedrigen Schadniveau und galt auf ge- Insektenfraß war an 8,7 % der Probebäume be eigneten Standorten als stabile, zukunftsträchtige obachtet worden, blieb aber ohne Bedeutung für Baumart. Ab 2011 kam es dann zu einem rasanten die Kronenverlichtung. Blattvergilbung wurde an Anstieg der Kronenschäden, die sich seit 2013 auf einem Probebaum festgestellt. Fruchtbehang war einem hohen Niveau halten. Ursächlich dafür ist an 18 % der Probebäume zu beobachten. das massive Auftreten des Eschentriebsterbens, das durch eine Pilzinfektion mit dem „Falschen Weißen Stängelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus) verursacht wird. Das Eschentriebsterben tritt lan- desweit in bestandsbedrohendem Ausmaß auf und prägt das Erscheinungsbild und Schadniveau der 22
Esche Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 Douglasie Die Douglasie hat im Saarland einen Flächenanteil Eine Ursache für dieses hohe Schadniveau ist der von 4,2 %. In der Stichprobe der WZE ist sie mit chronische Befall durch die Rußige Douglasi- einem Anteil von 2,7 % weniger häufig vertreten. enschütte (Phaeocryptopus gaeumannii), die im Die Douglasie zeigte in 2022 eine tendenzielle Ver- ganzen Land verbreitet ist. Im Verlauf der letzten besserung des Kronenzustandes, der Anteil deutlich Jahre wurden an fast allen Aufnahmepunkten mit geschädigter Probebäume ist gegenüber dem Vor- Douglasien-Probebäumen Schüttesymptome be jahr um 5 Prozentpunkte, die mittlere Kronenver- obachtet. Je nach Witterungsverlauf und Befallsin- lichtung um 1,2 Prozentpunkte zurückgegangen. tensität können befallene Nadeln mehrere Jahre Der Anteil stark geschädigter Probebäume ist mit am Baum verbleiben, die Nadelschütte selbst 3 % unverändert, abgestorben ist keiner der Pro- erfolgt meist in Kombination mit kalter Winter- bebäume. witterung. In 2022 waren an 18 % der Douglasien- Probebäume Schüttesymptome notiert worden Das Schadniveau liegt aber weiter auf dem relativ (Vorjahr 61 %). Fruchtbehang war 2022 an 25 % hohen Niveau ab 2012. der Probebäume zu sehen. 23
Douglasie Entwicklung der Schadstufenverteilung 100% 90% 80% 70% 60% Anteile 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1984 bis 2022 Birke Lärche Bei der Birke hat sich der Kronenzustand in 2022 Die Lärche zeigt in 2022 eine Verschlechterung verschlechtert, der Anteil deutlich geschädigter in ihrem Kronenzustand, der Anteil deutlich ge- Probebäume ist um 9 Prozentpunkte, die mittlere schädigter Probebäume ist um 7 Prozentpunkte, Kronenverlichtung um 3,8 Prozentpunkte angestie- die mittlere Kronenverlichtung um 4,9 Prozent- gen. An 61 % der Probebäume war Fruchtbehang zu punkte angestiegen. Frisch abgestorbene Probe- beobachten, damit doppelt so hoch wie im Vorjahr bäume wurden 2022 bei Lärche nicht erfasst. Bei (30 %). An 5 % der Probebäume waren dürre Zweige der Lärche zeigen sich starke Veränderungen zwi- oder auch Äste festzustellen. Schäden durch Pilzbe- schen den Jahren mit einem Maximum in 2007, es fall oder Insektenfraß an den Blättern wurden an 4 ist aber kein gerichteter Trend in der Entwicklung bzw. 2 Probebäume beobachtet. Blattvergilbungen der gesamten Zeitreihe erkennbar. In 2022 wurde wurden an 10 % der Probebäume festgestellt, hier- an 76 % der Lärchen (Vorjahr 33 %) Zapfenbehang bei dürfte es sich auch um erste Reaktionen auf die festgestellt. Insektenbefall an den Nadeln (Lärchen- anhaltende Trockenheit handeln. Die Birke reagiert miniermotte) wurde an 4 Probebäumen beobach- auf ein eingeschränktes Wasserangebot mit rascher tet, Pilzbefall der Nadeln oder Nadel-Vergilbung Verfärbung und nachfolgendem Abwurf einzelner traten nicht auf. Blätter, um die Transpiration einzuschränken. Das Schadniveau der Birke zeigt seit Beginn der WZE Ahorn insgesamt einen leicht ansteigenden Trend; im Jahr Die Ahorne (Berg-, Spitz- und Feldahorn) zeigen 2015 wurde ein erstes, in 2018 ein zweites Maxi- gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung im mum erreicht. Insgesamt bleibt die Birke in der Kronenzustand, der Anteil deutlich geschädigter Zeitreihe aber auf einem eher moderaten Schadni- Probebäume ist ebenso wie die mittlere Kronen- veau, jedoch mit einem nicht zu übersehenden An- verlichtung um 3 Prozentpunkte angestiegen. Die teil stark geschädigter Probebäume (6 %). Ahorne zeigen recht regelmäßig Fruchtbehang, sehr 24
Andere Baumarten Entwicklung der Schadstufenverteilung Baumart Jahr Anzahl an Anteile der Schadstufen (in mittlere %) (bzw. Gattung) Probebäumen 0 1 2-4 Kronenverlichtung Birke 2022 100 21 54 25 23,2 2021 101 31 53 16 19,4 2020 87 21 48 31 22,5 2011 89 45 52 3 13,4 2001 65 60 40 0 10,9 1991 67 57 34 9 11,2 Lärche 2022 91 15 52 33 28,5 2021 91 29 45 26 23,6 2020 82 7 51 42 29,8 2011 90 20 61 19 19,8 2001 84 21 75 4 17,4 1991 89 83 14 3 9,3 Ahorn 2022 102 72 21 7 10,7 2021 101 85 11 4 7,7 2020 63 62 32 6 13,6 2011 41 64 34 2 11,0 2001 38 95 5 0 4,3 1991 39 79 18 3 4,7 weitere andere 2022 180 22 56 22 23,4 Baumarten 2021 184 42 44 14 18,5 2020 141 25 54 21 22,0 2011 116 62 29 9 12,3 2001 164 87 11 2 6,5 1991 155 84 13 3 6,4 starker Fruchtbehang führt tendenziell zu einer hö- Einfluss ausgeschiedener und ersetzter Probe- heren Verlichtung, bei geringerem Fruchtbehang ist bäume kein Einfluss erkennbar. An einzelnen Probebäumen wurden besondere Belastungen wie Insektenfraß Von den markierten Stichprobebäumen scheiden oder Pilzbefall beobachtet, beides in geringer Inten- jedes Jahr einige aus dem Beobachtungskollektiv sität. Das Schadniveau ist im Laufe der gesamten aus. Die Waldteile, in denen die Aufnahmepunkte Zeitreihe vergleichsweise niedrig, ohne ausgeprägte der Waldzustandserhebung angelegt und die Pro- Maxima. bebäume markiert sind, werden meist regulär forstlich bewirtschaftet. Maßgeblich sind dabei die Ziele und Wünsche der jeweiligen Waldbesit- 25
Eine eingehende Beschreibung der Methodik zenden. Einzelne Probebäume werden daher im finden Sie auf der Website Zuge von Durchforstungen gefällt. Zudem werden https://saarland.de/waldzustandsbericht infolge Sturmwurf, Schneebruch oder Insektenbe- fall betroffene Bäume entnommen. Probebäume scheiden aber auch, ohne dass sie entnommen wurden, nach Sturmwurf, einem Kronenbruch oder wenn sie von Nachbarbäumen überwachsen wur- Ausscheidens von Probebäumen und eine Gegen- den, aus dem Stichprobenkollektiv aus. Ein Ersatz überstellung der Schadstufenverteilung der ausge- ausgeschiedener Probebäume ist notwendig, damit schiedenen Probebäume mit der ihrer Ersatzbäume die WZE den aktuellen Zustand des Waldes wider- findet sich im Anhang 5. spiegelt. Im Jahr 2022 sind insgesamt 72 Probebäume aus- Regionale Verteilung geschieden, von denen 48 ersetzt werden konnten. Die Ausscheiderate beträgt damit 3,0 % des Kollek- Der Anteil deutlich geschädigter Probebäume va- tivs der Stichprobe und liegt damit weiterhin über riiert an den einzelnen Aufnahmepunkten erheb- dem Mittel von 2,7 % der letzten 30 Jahre. Auch im lich. Punkte, die keine oder nur wenige deutlich Jahr 2022 ist ein Aufnahmepunkt komplett ausge- geschädigte Probebäume aufweisen, liegen in di- schieden. Von den ausgeschiedenen Probebäumen rekter Nachbarschaft von solchen, an denen über wurden rund 68 % zwangsweise vorzeitig wegen die Hälfte der Probebäume deutlich geschädigt Insektenschäden oder Sturmschäden geerntet oder ist. Wegen der starken Unterschiede der Kronen- sind vom Sturm geworfen im Wald noch liegend schäden bei den verschiedenen Baumarten und Al- vorhanden. tersstufen wird das Niveau der Kronenschäden am Der überwiegende Teil (78 %) der ausgeschie- einzelnen Aufnahmepunkt in erster Linie durch die denen Probebäume wurde für die Holznutzung Verteilung der Baumarten und dem Alter der Pro- aufgearbeitet. Der andere Teil ist zwar noch am bebäume am Aufnahmepunkt beeinflusst. Werden Aufnahmepunkt vorhanden, die Bäume können verschiedene Regionen miteinander verglichen, ist aber nicht in ihrem Kronenzustand bewertet wer- daher die Baumarten- und Alterszusammenset- den, da der Probebaum nicht mehr am Kronendach zung zu beachten. Weitere Bestimmungsgrößen des Waldbestandes beteiligt ist oder der Zugang wie standörtliche Parameter, Witterung oder Im- zu den Probebäumen nicht möglich ist. Stehende missions- und Depositionssituation variieren weni- abgestorbene Probebäume verbleiben mit 100 % ger stark und überprägen den Einfluss von Baumart Nadel-/Blattverlust als bewertbare Probebäume im und Alter im Regelfall nicht. Der am einzelnen Auf- Aufnahmekollektiv, bis das Feinreisig aus der Krone nahmepunkt festgestellte Grad der Schädigung herausgebrochen ist oder sie von den Nachbarbäu- sagt unmittelbar nur etwas über die Probebäume men überwachsen wurden. Danach werden sie aus selbst und allenfalls über den in Artenzusammen- dem Probebaumkollektiv entfernt, auch wenn sie setzung und Alter entsprechenden umgebenden weiterhin als stehendes Totholz im Wald verblei- Waldbestand aus. Erst die Zusammenfassung einer ben. In 2022 wurden 7 Probebäume aus diesem gewissen Anzahl an Aufnahmepunkten erlaubt eine Grund ersetzt. Insgesamt wurden 83 abgestorbene repräsentative Aussage für das jeweilige Bezugsge- Probebäume im Kollektiv vermerkt, von denen 48 biet. Je höher dabei die Zahl der Stichprobebäume bereits beim letzten Erhebungstermin 2021 tot ist, umso zuverlässiger ist die gewonnene Aussage. waren. Die Rate der frisch abgestorbenen Probe- Die ruhenden Aufnahmepunkte, an denen kein bäume liegt damit bei 1,4 % (Vorjahr 1,2 %) weiter Waldbestand etabliert ist, aus dem die erforder- merklich über dem Mittel von 0,4 % der letzten lichen 24 Probebäume ausgewählt werden können, 30 Jahre. Eine Übersicht über die Ursachen des sind zufällig im ganzen Land verteilt. 26
Anteil der deutlich geschädigten Probebäume an den einzelnen Aufnahmepunkten 2022 Herbststimmung im Buchenwald; Foto: W. Lappel 27
EINFLÜSSE AUF DEN WALDZUSTAND 28
Der Zustand unseres Waldes wird von einer Vielzahl natürlicher und menschenverursachter Faktoren beeinflusst. Die Messreihen des Forstlichen Umweltmonitorings belegen die Erfolge der Luftreinhaltemaß- nahmen, zeigen aber auch noch bestehende Defizite auf. Der Eintrag an Schwefel und Schwer- metallen ist deutlich zurückgegangen. Die Stickstoffeinträge sind demgegenüber nur wenig reduziert und übersteigen die Schwellenwerte der Ökosystemverträglichkeit. Zudem liegt die Säurebelastung - ohne Gegenmaßnahmen wie die Bodenschutzkalkung - noch über dem Puf- ferpotenzial vieler Waldstandorte. Auch Ozon wirkt sich nach wie vor waldschädigend aus. Im Rahmen des Forstlichen Umweltmonitorings Luftverunreinigungen, die von Wolken- und Regen- werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf tropfen aufgenommen oder von den Baumkronen den Waldzustand erfasst und die Reaktionen der ausgefiltert werden und dann mit den nachfol- Waldökosysteme auf die komplexen Stresseinwir- genden Niederschlägen auf den Boden gelangen, kungen untersucht. Ausgewertet werden zudem die beeinflussen die Waldökosysteme über den Bo- Meldungen der Forstreviere und die Hinweise der denpfad. Sie verändern das chemische Bodenmilieu Waldbesitzenden zum Auftreten von Waldschäd- insbesondere über Versauerung und Eutrophie- lingen oder von Schäden durch extreme Witte- rung und können vor allem über Veränderungen rungseinflüsse. Nachfolgend sind die wichtigsten im Nährelementangebot und die Schädigung der Befunde zusammengefasst. Baumwurzeln den Wasser- und Nährstoffhaushalt der Bäume beeinträchtigen. Nicht zuletzt beein- ENTWICKLUNG DER LUFTSCHADSTOFF- trächtigen sie das hochvernetzte tierische, pflanz- BELASTUNG liche, mikrobielle Bodenleben. Die Einwirkungen von Luftverunreinigungen auf In dem Stressorenkomplex, der auf den Wald ein- die Waldökosysteme erfolgen sowohl über den wirkt, stellen Luftschadstoffe meist eine chronische Luftpfad als auch über den Bodenpfad. Über den Belastung dar, die langfristig destabilisierend wirkt. Luftpfad wirken vor allem gasförmige Luftverun- Die Waldökosysteme werden hierdurch anfällig reinigungen wie Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, gegenüber kurzfristig einwirkenden Stressfaktoren Ammoniak und Ozon unmittelbar auf die Nadeln wie Witterungsextremen, Insektenfraß, Pilzbefall und Blätter der Bäume ein und verursachen phy oder starke Fruchtbildung. siologisch-biochemische Stressreaktionen. S. 28: Einflüsse auf den Waldzustand (von links oben nach rechts unten): Viehhaltung, Energieerzeugung, Verkehr, Borkenkäfer Fotos: F. Schmidt, R.M. Kreten, H. W. Schröck, I. Lamour 29
Entwicklung der Schadstoffemissionen in Deutschland Schadstoffe in Veränderungen in % Kilotonnen 1980 1990 2000 2010 2020 1990 - 2020 Schwefeldioxid (SO2) 7514 5460 643 403 233 - 96 % Stickoxide (NOx) 3334 2839 1893 1445 978 - 66 % Ammoniak (NH3) 835 718 624 619 537 - 25 % Flüchtige organische 3224 3892 1806 1362 1036 - 73 % Verbindungen [ohne Methan] (NMVOC) Quelle: Umweltbundesamt (Januar 2022): https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in- deutschland#entwicklung-der-luftschadstoffbelstun-; für 1980: UNECE 2021: www.emep.int; NOx gerechnet als NO2 Verteilung der Emissionsquellen wichtiger Luftschadstoffe in Deutschland Schwefeldioxid (SO2) Stickstoffoxide (NOx) Haushalte/ Landwirtschaft 11% Sonstiges 3% Sonstiges 1% Kleinverbr. 6% Haushalte/ Kleinverbr. 12% Verkehr 40% Industrie/ Industrie/ Gewerbe 39% Gewerbe 14% Energiewirtschaft 52% Energiewirtschaft 22% Ammoniak (NH3) Flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC) Sonstiges 5% Industrie/Gewerbe 2% Sonstiges 1% Verkehr 2% Haushalte/ Kleinverbr. 6% Verkehr 8% Industrie/ Gewerbe 52% Landwirtschaft 29% Landwirtschaft 95% Quelle: Umweltbundesamt (2022) 30
Sie können auch lesen