26 2020 STIKO-EMPFEHLUNG ZUR GRUND-IMMUNISIERUNG MIT DEM 6-FACH-IMPFSTOFF DTAP-IPV-HIB-HEPB IM SÄUGLINGSALTER NACH DEM 2+1-IMPFSCHEMA ...

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                 ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH

  26 Epidemiologisches
2020 Bulletin
 25. Juni 2020

                 STIKO-Empfehlung zur Grund­
                 immunisierung mit dem 6-fach-Impfstoff
                 DTaP-IPV-Hib-HepB im Säuglingsalter ­
                 nach dem 2­ +1-Impfschema
Epidemiologisches Bulletin          26 | 2020       25. Juni 2020                                                          2

  Inhalt

  Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung zur Grundimmunisierung gegen Diphtherie,
  Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B mit dem
  6-fach-Impfstoff im Säuglingsalter nach dem 2+1-Impfschema                                                                    3
  Seit 1994 wurde für die Sechsfachimpfung bei Säuglingen ein 3+1-Impfschema empfohlen. Nach der neuen
  STIKO-Empfehlung sollen Säuglinge die Sechsfachimpfung zukünftig nach dem 2+1-Schema erhalten, das
  Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten vorsieht. Die bisherige zweite Impfstoffdosis im Alter von 3 Mo-
  naten entfällt. Dadurch wird ein Impftermin in den ersten vier Lebensmonaten eingespart. Nur Frühgeborene
  sollten weiter nach dem 3+1-Schema geimpft werden.

  Erfassung der SARS-CoV-2-Testzahlen in Deutschland (Update vom 25.6.2020)                                                    22

  Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten                                                                    24

  Impressum
  Herausgeber                                                       Allgmeine Hinweise/Nachdruck
  Robert Koch-Institut                                              Die Ausgaben ab 1996 stehen im Internet zur Verfügung:
  Nordufer 20, 13353 Berlin                                         www.rki.de/epidbull
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  Redaktion                                                         die Meinung des Robert Koch-Instituts wider.
  Dr. med. Jamela Seedat
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  Claudia Paape, Judith Petschelt
  E-Mail: EpiBull@rki.de

                                                                    ISSN 2569-5266

         Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.
Epidemiologisches Bulletin         26 | 2020       25. Juni 2020                                                   3

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut

  Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung zur
  Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
  Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B
  mit dem 6-fach-Impfstoff im Säuglingsalter nach dem
  2+1-Impfschema                                                                                                            Seit
                                                                                                                            fun
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                                                                                                                            KO
                                                                                                                            Sec
  Aktualisierung der Empfehlung zur Grundimmunisie­                impfungen verwendet werden sollen, um die Zahl
                                                                                                                            2+1-
  rung gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Polio­myelitis,       der Injektionen gering zu halten. Zu diesem Zeit-        Alte
  Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B im                  punkt waren Impfstoffe mit unterschiedlichen An-         Die
  Säuglingsalter mit dem 6-fach-Impfstoff (DTaP-IPV-               tigenkombinationen von Diphtherie (D), Tetanus           Alte
  Hib-HepB)                                                        (T), azellulärer Pertussis (aP) und Haemophilus          wird
                                                                   ­influenzae Typ B (Hib) bereits verfügbar oder in Vor-   Leb
                                                                                                                            bore
  Für die Impfung von reifgeborenen Säuglingen mit                  bereitung. Im Jahr 1998 wurde in Deutschland von
                                                                                                                            ma
  einem 6-fach-Impfstoff (DTaP-IPV-Hib-HepB) zur                    oraler Polio-Vakzine (OPV) auf inaktivierte Polio-­
  Grundimmunisierung gegen Diphtherie, Tetanus,                     Vakzine (IPV) umgestellt. Seit dem Jahr 2001 sind
  Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus ­influenzae                 6-fach-Impfstoffe, die auch die Hepatitis B-(Hep B-)
  Typ b und Hepatitis B wird ein reduziertes Impf-                  Komponente enthalten, für das Säuglingsalter in
  schema empfohlen. Reifgeborene Säuglinge sollen                   Deutschland verfügbar. Bis heute sind die Impf-
  zukünftig mit 3 Impfstoffdosen nach dem 2+1-Schema                stoffkomponenten für die empfohlene 6-fach-Imp-
  im Alter von 2, 4 und 11 Monaten geimpft werden.                  fung unverändert geblieben (DTaP-IPV-Hib-Hep B).
  Frühgeborene, die vor der vollendeten 37. Schwan-                 Für Monoimpfstoffe und Kombinationsimpfstoffe
  gerschaftswoche geboren sind, sollen weiterhin mit                ohne die Pertussis-Komponente war laut Fachinfor-
  4 Impfstoffdosen nach dem 3+1-Impfschema im                       mationen ein 2+1-Schema mit Impfungen im Alter
  ­Alter 2, 3, 4 und 11 Monaten geimpft werden. Säug-               von 2 und 4 Monaten sowie einer weiteren Impfung
   linge, die bereits die 2. Impfstoffdosis vor dem Alter           zum Abschluss der Grundimmunisierung im Alter
   von 4 Monaten erhalten haben, sollen nach dem                    von 11–14 Monaten empfohlen. Im Jahr 1994 wurde
   3+1-Schema weitergeimpft werden.                                 die azelluläre Pertussis-Komponente (aP) einge-
                                                                    führt und in die Kombinationsimpfstoffe integriert.
  Für die 6-fach-Impfung nach dem 2+1-Schema ste-                   Seither wird ein 3+1-Schema empfohlen. Das 3+1-­­
  hen zurzeit die folgenden Impfstoffe zur Verfü-                   Impfschema sieht Impfungen im Alter von 2, 3 und
  gung: Hexyon, Infanrix hexa und Vaxelis. Von den                  4 Monaten sowie eine weitere Impfung zum Ab-
  5-fach-Impfstoffen ist nur Infanrix-IPV + Hib für ein             schluss der Grundimmunisierung im Alter von
  2+1-Impfschema zugelassen. Die STIKO weist darauf-                11–14 Monaten vor. In einer Fußnote im Impfkalen-
  hin, dass ein rechtzeitiger Beginn der Impfserie und              der wird angemerkt, dass für die HepB-, Hib- und
  das Einhalten der empfohlenen Impftermine für ei-                 IPV-Impfungen die Dosis im Alter von 3 Monaten
  nen sicheren Impfschutz besonders wichtig sind.                   bei Verwendung von Einzelimpfstoffen entfallen
                                                                    kann. Bei der Tetanus- und Diphtherie-Impfung
                                                                    wird diese Anmerkung nicht gemacht, da keine
  1    Hintergrund                                                  ­Monoimpfstoffe in der DT-Formulierung für diese
  In den Empfehlungen der Ständigen Impfkommis-                      beiden Antigenkomponenten verfügbar sind und
  sion (STIKO) von 1997 (Epid Bull 15/1997) wird erst-               die Td-Kombinationsimpfstoffe aufgrund ihrer An-
  mals explizit darauf hingewiesen, dass nach Mög-                   tigenkonzentration nicht für die Säuglingsimmuni-
  lichkeit Kombinationsimpfstoffe für Säuglings­                     sierung geeignet sind.
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  Die historische Betrachtung zeigt, dass das 3+1-                ­influenzae Typ b und Hepatitis B mit dem
  Schema einzig aufgrund der azellulären Pertussis-­               6-fach-Impfstoff im Säuglingsalter nach dem
  Komponente eingeführt wurde, während für die an-                 2+1-Impfschema gehört ein Anhang, der weitere In-
  deren Komponenten ein 2+1-Schema als ausreichend                 formationen zu dem durchgeführten systemati-
  wirksam erachtet wurde.                                          schen Review enthält und zum Download zur Ver-
                                                                   fügung steht. Eine Modellierung wurde für die
  Die STIKO hat eine Arbeitsgruppe beauftragt, die                 Evaluation der Reduktion des Impfschemas nicht
  Evidenz für den Wirksamkeitsvergleich zwischen                   als notwendig erachtet.
  dem 3+1- und dem 2+1-Schema aufzuarbeiten, um zu
  prüfen, ob eine Reduktion der 6-fach-Impfung um
  eine Impfstoffdosis zu einem geringeren Schutz ge-              2 Epidemiologie
  gen Pertussis der Säuglinge bzw. Kleinkinder führt.             Die aktuelle Epidemiologie der sechs impfpräventa-
  Ziele einer möglichen Reduktion der 6-fach-Impf-                blen Erkrankungen, die mit dem 6-fach-Impfstoff
  stoffdosen wären, (i) den Impfplan zu vereinfachen,             verhütet werden sollen, wird auf Basis der Melde­
  (ii) die Fülle des Impfplans zu verringern und damit            daten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG), bzw. wo
  (iii) eine bessere Umsetzung für Ärzte und Eltern               diese nicht vorliegen auf Basis der Daten der Kran-
  zu ermöglichen, (iv) zeitgerechtes und vollständiges            kenhausentlassungsdiagnose- und Todesursachen-
  Impfen zu vereinfachen, (v) eine Vereinheitlichung              statistik des Statistischen Bundesamtes (www.gbe-
  europäischer Impfpläne herbeizuführen und ange-                 bund.de), beschrieben.
  sichts der immer wieder auftretenden Liefereng­
  pässe zu (vi) einer Einsparung von Impfstoffen und              2.1 Tetanus
  deren Kosten beizutragen. Die Angleichung an das                Für Tetanus gibt es aktuell keine IfSG-Meldepflicht
  2+1-Impfschema für die Pneumokokken-Impfung,                    in Deutschland. Da die Krankheit nicht ansteckend
  das seit Sommer 2015 (Epid Bull 36/2015) von der                ist, vermittelt die Impfung ausschließlich einen in-
  STIKO empfohlen ist, stellt darüber hinaus eine or-             dividuellen Schutz. Daten zur Epidemiologie der Te-
  ganisatorische Vereinfachung und verbesserte Um-                tanus in Deutschland liefert die Krankenhausentlas-
  setzbarkeit für Eltern und Ärzte dar.                           sungsdiagnose- und Todesursachenstatistik des Sta-
                                                                  tistischen Bundesamtes (www.gbe-bund.de). Die
  Auch wenn eine Umstellung des Impfschemas für                   routinemäßige Impfung gegen Tetanus im Säug-
  die anderen in den 6-fach-Impfstoffen enthaltenen               lingsalter ist in den STIKO-Impfempfehlungen seit
  Antigene keine Rolle im Sinne einer verminderten                1976 aufgeführt. Im Zeitraum von 2000 – 2017 sind
  Wirksamkeit spielen sollte, wird nachfolgend die                in der Statistik der Krankenhausentlassungsdiagno-
  ­aktuelle Epidemiologie aller sechs Erkrankungen in             sen des Statistischen Bundesamtes 283 Tetanus-­Fälle
   Deutschland dargestellt. Es wurde beschlossen, ei-             (IC D-10: A33 [Tetanus neonatorum], A34 [Tetanus
   nen systematischen Review zur Wirksamkeit des                  während der Schwangerschaft, der Geburt und des
   ­reduzierten Impfschemas zum Schutz vor Pertussis              Wochenbettes] und A35 [Sonstiger Tetanus]) aufge-
    im Vergleich zum bisher empfohlenen 3+1-Impf-                 führt. Davon ist mit 61  % der überwiegende Teil bei
    schema durchzuführen. In diesem Review sollte                 Personen im Alter ≥ 65 Jahren (n = 174) aufgetreten,
    insbesondere der Zeitraum im Alter von 5 – 11 Mona-           17 % bei 45 – 64-Jährigen (n = 48), 15 % (n = 43) bei den
    ten zwischen der 2. bzw. 3. Impfstoffdosis und der            15 – 44-Jährigen und 7 % (n = 18) bei den < 15-Jährigen.
    abschließenden Impfung nach weiteren 6 Monaten                Darunter war ein Fall (2015) bei einem < 1-jährigen
    betrachtet werden. Da im systematischen Review                Kind. Über den Impfstatus liegen keine Informatio­
    deutlich wurde, dass in den identifizierten Studien           nen vor. Im Zeitraum von 1998 – 2016 sind in der
    ausschließlich der Beobachtungszeitraum im Alter              Todesursachenstatistik des Statistischen Bundes­
    von 6 – 11 (bzw. 12) Monaten betrachtet wurde, ist die        amtes 36 Todesfälle an Tetanus aufgeführt. Davon
    Fragestellung entsprechend angepasst worden. Zur              sind 33 (92 %) bei ≥ 65-Jährigen aufgetreten; kein Fall
    wissenschaftlichen Begründung für die Empfeh-                 wurde bei unter 15-Jährigen gemeldet. Seit dem Jahr
    lung zur Grundimmunisierung gegen Diphtherie,                 2000 wurden 0 – 2 Todesfälle jährlich gemeldet.
    Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus
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  2.2 Diphtherie                                                zurückzuführen, und zum anderen auf die zuneh-
  Die Diphtherie (Hauptverlaufsformen: respiratori-             mende Verwendung des MALDI-­TOF-MS-Verfahrens
  sche Diphtherie, Hautdiphtherie) wird klassischer-            als Nachweismethode. So kommen auch Zufallsbe-
  weise durch Diphtherie-Toxin-produzierende Stäm-              funde z. B. bei Hautinfektionen (z. T. auch mit meh-
  me von Corynebacterium (C.) diphtheriae oder selte-           reren Erregern) zustande, bei denen zunächst kein
  ner C. ulcerans, nicht-sporulierende, unbekapselte,           klinischer Diphtherieverdacht bestand. Da Daten
  grampositive Stäbchenbakterien, verursacht. Die               zum Impfstatus (inkl. Anzahl und Zeitpunkt von
  zoonotische Spezies C. ulcerans ist dabei vorwiegend          Impfungen) größtenteils nicht verfügbar sind, ist
  mit dem klinischen Bild der Hautdiphtherie assozi-            unklar, ob auch eine mit dem Alter abnehmende
  iert, kann jedoch auch eine respiratorische Diphthe-          Immunität in der Bevölkerung aufgrund versäum-
  rie verursachen. Das Diphtherie-Toxin ist verant-             ter Auffrischimpfungen für Diphtheriefälle ursäch-
  wortlich für die Entstehung des klinischen Bildes             lich sein könnte.3
  der akuten Diphtherie. Die respiratorische Diphthe-
  rie manifestiert sich an Pharynx, Tonsillen, Larynx           2.3 Poliomyelitis
  und Nase. Die klassische Tonsillen-/Rachendiphthe-            Polioviren, die Verursacher der Poliomyelitis, sind
  rie geht mit grau-weißen, blutig tingierten, fest haf-        kleine, unbehüllte RNA-Viren, die dem Genus
  tenden Pseudomembranen einher, die sich bis zum               Enterovis und der Familie der Picornaviridae zuge-
  Kehlkopf ausbreiten können. Die Kehlkopfdiphthe-              ordnet werden. Die Übertragung erfolgt vor allem
  rie, die vor allem bei Kindern vorkommt, tritt entwe-         fäkal-oral über den Stuhl infizierter Menschen. Die
  der als Primäraffektion oder als Komplikation einer           Mehrzahl der Polioinfektionen verlaufen asympto-
  Rachendiphtherie auf.1 Kleine Verletzungen oder               matisch. Bei 4 – 8 % der Infizierten kommt es zu ei-
  Insektenstiche dienen als Eintrittspforte der Haut-           ner selbstlimitierenden Gastroenteritis mit Fieber,
  oder Wunddiphtherie. Es entstehen Ulzerationen                Übelkeit, Halsschmerzen, Myalgien und Kopf-
  mit schmierigen Belägen. Meist handelt es sich um             schmerzen. Infiziert das Poliovirus jedoch Zellen
  Mischinfektionen mit Streptokokken und/oder Sta-              des zentralen Nervensystems (ZNS), kommt es ent-
  phylokokken. Hautdiphtherie wird häufig in den                weder zu einer nichtparalytischen (2 – 4 %) Polio­
  Tropen oder Subtropen erworben, kann aber auch                myelitis mit aseptischer Meningitis oder zu einer
  von Haustieren übertragen werden.1                            paralytischen (0,1 – 1 %) Poliomyelitis mit motori-
                                                                schen Paresen. Die motorische Schwäche tritt übli-
  Seit Beginn der 1960er Jahre gibt es eine Diphthe-            cherweise asymmetrisch auf und kann Bein- (am
  rie-Impfempfehlung für Säuglinge in Deutschland.              häufigsten), Arm-, Bauch-, Thorax- oder Augenmus-
  Seit Einführung der IfSG-Meldepflicht im Jahr 2001,           keln betreffen. Typischerweise bilden sich die Läh-
  die auch Diphtherie umfasst, wurden in Deutsch-               mungen teilweise, aber nicht vollständig zurück.
  land weder Fälle von Rachen- noch von Hautdiph­               Jahre oder Jahrzehnte nach der Erkrankung kann es
  therie bei Kindern im ersten Lebensjahr registriert.          zu einer Zunahme der Paresen mit Muskelschwund
  Fälle von Rachendiphtherie sind in Deutschland                kommen, dem sog. Postpolio-Syndrom.
  insgesamt sehr selten. Seit 2001 wurden zwei Ra-
  chendiphtheriefälle (je 1 Fall 2017 und 2018) unter           Seit Anfang der 1960er Jahre wurden in beiden Tei-
  Erwachsenen mit unbekanntem, bzw. unvollstän­                 len Deutschlands orale Polio-Lebendimpfstoffe ein-
  digem Impfstatus registriert. Beide Fälle hatten die          gesetzt. Seit 1998 empfiehlt die STIKO die Impfung
  Infektion in Deutschland erworben.2, 3 In den Jahren          mit einer inaktivierten Polio-Vakzine für alle Säug-
  2002 – 2014 wurden jährlich 1 – 8 Fälle von Haut-             linge.1
  diphtherie registriert. In den Jahren 2015 – 2017
  ­haben diese Fälle auf 9 – 14 pro Jahr, im Jahr 2018          Seit dem Jahr 2000 wurde in Deutschland kein kli-
   auf 25 zugenommen3 und im Jahr 2019 wurden                   nischer Fall einer Poliomyelitis mehr beobachtet.
   15 Fälle gemeldet (noch nicht publizierte IfSG Mel-          Zuletzt trat im Jahr 2000 bei einer erwachsenen
   dedaten, Robert Koch-Institut (RKI)). Dies ist zum           Frau mit Antikörpermangelsyndrom, die 1998 mit
   einen auf die im Rahmen der IfSG-Novellie­rung aus-          oralem Polio-Lebendimpfstoff geimpft worden war,
   geweitete Meldepflicht für toxinbildende C. ulcerans         eine Poliomyelitis auf, die mit dem Impfvirus in Zu-
Epidemiologisches Bulletin     26 | 2020      25. Juni 2020                                                                        6

  sammenhang gebracht wurde. Die letzte in Deutsch-           auf perinatal erworbene Infektionen hin, die durch
  land erworbene Poliomyelitis durch ein Wildvirus            die Impfung nicht verhindert werden konnten.
  wurde 1990 erfasst. Importierte Fälle (aus Ägypten
  und Indien) wurden zuletzt 1992 registriert.3               Von den 35 übermittelten Hepatitis-B-Erkrankun-
                                                              gen bei Säuglingen aus dem Zeitraum 2010 – 2019
  2.4 Hepatitis B                                             (s. Abb. 2) waren 10 geimpft, 16 ungeimpft und bei
  Hepatitis B ist eine weltweit beim Menschen vor-            9 Fällen fehlten die Angaben zum Impfstatus. Un-
  kommende, durch Hepatitis-B-Viren ausgelöste Le-            ter den geimpften Säuglingen waren 5 Kinder 1-mal
  berentzündung, die vorwiegend sexuell und durch             geimpft, 3 Kinder 2-mal, ein Kind 6-mal und für 1
  Kontakt mit kontaminiertem Blut oder anderen Kör-           Kind fehlten die Angaben zum Impfstatus. Todes-
  perflüssigkeiten übertragen wird. Bei Infektion im          fälle an Hepatitis B wurden bei Säuglingen nicht
  Erwachsenenalter heilt sie meistens aus, kann aber          ­berichtet.
  in ca. 5 – 10 % der Fälle chronisch verlaufen und in
  eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom                          20
                                                                                  labordiagnostisch bei
  übergehen. Bei Erkrankungen im Säuglings- und                          18       unbekannter Klinik

  Kleinkindalter ist das Risiko für einen chronischen                             labordiagnostisch bei
                                                                         16       nicht erfüllter Klinik
  Verlauf mit bis zu 90 % deutlich höher. Seit 1995
                                                                                  klinisch-labordiagnostisch
  empfiehlt die STIKO die routinemäßige Hepatitis-­B-                    14
  Impfung für Säuglinge.                                                 12
                                                              Fallzahl

                                                                         10
  Bis 2014 waren nur klinisch-laborbestätige Hepati­
  tis-B-­Fälle nach dem IfSG meldepflichtig. Da jedoch                    8
  bei einer akuten Hepatitis-B-Infektion häufig keine
                                                                          6
  klinischen Symptome vorliegen, wurde die Melde-
  pflicht 2015 erweitert; seitdem erfüllen auch Fälle                     4

  die Referenzdefinition, wenn das klinische Bild                         2
  nicht erfüllt oder unbekannt ist. Diese Umstellung
                                                                          0
  bedingt hauptsächlich den seitdem beobachteten                              2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
  Anstieg der Meldezahlen (s. Abb. 1).
                                                              Abb. 1 | Anzahl der jährlichen Hepatitis-B-Fälle bei
                                                              < 5-Jährigen in Deutschland, 2010 – 2019
  Bei den
Epidemiologisches Bulletin      26 | 2020       25. Juni 2020                                                                              7

  2.5 Haemophilus influenzae Typ b                                  140
  Bakterien (v. a. bekapselte) der Spezies Haemophilus
  ­influenzae verursachen invasive Erkrankungen wie
                                                                    120
   Meningitis, Epiglottitis, Sepsis, Phlegmonen, Arthri­
   tis und Osteomyelitis. Die Übertragung erfolgt
   durch Tröpfcheninfektion oder durch direkten Kon-                100
   takt. H. ­influenzae können als bekapselte (Kapsel­
   typen a – f) oder unbekapselte Typen auftreten. Die
                                                                       80
   Impfung richtet sich gegen den Kapseltyp b und
   wurde 1990 von der STIKO für Säuglinge und
   Kleinkinder empfohlen. Vor Einführung der Imp-                      60

   fung erkrankte in Deutschland etwa jedes 500. Kind
   in den ersten 5 Lebensjahren an einer invasiven                     40
   H.-influenzae-Typ-b-(Hib-)Infektion,4 danach gingen
   die Fallzahlen rapide zurück. Mit Inkrafttreten des
                                                                       20
   IfSG wurde das klinische Bild einer invasiven Infek-
   tion meldepflichtig, die durch den Nachweis von
   H. influenzae, unabhängig von dem verursachenden                        0
                                                                                    0            1              2            3             4
   Kapseltyp, im Blut oder Liquor diagnostiziert wer-                                                   Alter in Jahren
   den. 2016 wurde die Meldepflicht auf die labordia­
   gnostisch nachgewiesenen Infektionen unabhängig                          nicht erhoben            Kapseltyp a         NTHI
                                                                            andere/sonstige          Kapseltyp e         Kapseltyp non-b
   vom klinischen Bild ausgeweitet.
                                                                            nicht ermittelbar        Kapseltyp f         Kapseltyp b

  Invasive H.-influenzae-Infektionen gehören heute              Abb. 3 | Anzahl der Haemophilus-influenzae-Infektionen nach
  zu den seltenen meldepflichtigen Ereignissen. Im              Alter in Jahren für die < 5-Jährigen in Deutschland inklusive
                                                                der Typisierungsergebnisse (NTHI = Nicht typisierbare
  Zeitraum von 2010 – 2019 wurden insgesamt 5.477               Haemophilus influenzae), 2010 – 2019
  invasive H.-influenzae-Erkrankungen an das RKI
  übermittelt. Der überwiegende Teil betraf Erwach-
  sene im Alter > 65 Jahren (3.681 Fälle; 67 %). Es tra-
  ten 312 (6 %) Erkrankungen bei Kindern im Alter                          25
                                                                                                     Typ b           sonstige
  < 5 Jahren auf. Von den Erkrankungen bei < 5-jähri-
  gen Kindern entfielen 125 Fälle (40 %) auf Säuglinge
                                                                           20
  im Alter < 12 Monaten (s. Abb. 3). Für die Eingren-
  zung der Erkrankungen auf mögliche impfpräven-
  table Fälle sind die Typisierungsergebnisse uner-                        15
  lässlich. Die Zahl der Erkrankungen ohne Typisie-
  rungsergebnis ist in dem betrachteten Zeitraum
                                                                Fallzahl

  von 59 % auf 32 % kontinuierlich zurückgegangen.                         10
  Bei den Säuglingen können 17 Fälle (14 %) dem Typ b
  zugeordnet werden (Hib), für 26 Fälle (21 %) fehlen
  ­allerdings die Angaben zum Serotyp (s. Abb. 4). Fast                     5
   zwei Drittel (59 %) der Hib-Fälle betraf Säuglinge im
   Alter < 6 Monaten. Es traten im Beobachtungszeit-
   raum 5 Hib-Erkrankungen bei geimpften Säuglin-                           0
                                                                                0       1   2    3    4     5    6   7       8   9    10       11
   gen auf. Betroffen waren zwei 4 Monate alte, 1-mal                                                 Alter in Monaten
   geimpfte Kinder, ein 5 Monate altes Kind ohne An-            Abb. 4 | Anzahl der Haemophilus-influenzae-Infektionen bei
   gabe zu den verabreichten Impfstoffdosen, ein                Säuglingen nach Alter in Monaten in Deutschland für
   3-mal geimpftes 9 Monate altes Kind und ein 11 Mo-           Haemophilus-influenzae-Typ-b-Infektionen und sonstige
                                                                Typen, 2010–2019
   nate altes Kind ohne Angaben zu den verabreichten
Epidemiologisches Bulletin     26 | 2020      25. Juni 2020                                                   8

  Impfstoffdosen. Von den übrigen 12 Säuglingen wa-           azelluläre Pertussis-Impfstoffe in Deutschland zu-
  ren 11 ungeimpft und bei einem Fall fehlten Anga-           gelassen. Daraufhin wurden beide Impfstofftypen
  ben. Im Zeitraum von 2010 – 2019 sind 4 Säuglinge           parallel verwendet, bis im Jahr 2000 vollständig
  an ­einer H.-influenzae-Infektion verstorben; keine         zum alleinigen Gebrauch von azellulären Impfstof-
  Erkrankung war durch den Typ b verursacht.                  fen gewechselt wurde (STIKO Archiv, Tabelle).

  2.6 Pertussis                                               Seit 2013 besteht in Deutschland eine bundesweite
  Keuchhusten wird durch Bordetella pertussis verur-          Meldepflicht für Keuchhusten (Pertussis) nach § 6
  sacht, ein gramnegatives, bekapseltes, aerobes Stäb-        (Verdacht, Erkrankung und Tod) und § 7 IfSG (la­
  chenbakterium, das eine Vielzahl von Toxinen und            bordiagnostischer Nachweis von B. pertussis sowie
  Virulenzfaktoren bildet. Bordetellen bedingen eine          B. parapertussis). Mit einer jährlichen Inzidenz zwi-
  lokale Zerstörung der Atemwegsmukosa. Die Über-             schen 11 und 20 Erkrankten pro 100.000 Einwohner
  tragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion (Husten,           gehört Pertussis zu den zehn häufigsten Infektions-
  Niesen, Sprechen). Pertussis ist hoch kontagiös. Die        krankheiten, für die derzeit Surveillancedaten im
  Erkrankung kann mehrere Wochen bis Monate an-               Rahmen des IfSG erhoben werden. Pertussis ist
  dauern. Die typische Erstinfektion bei Ungeimpften          eine Erkrankung, die überwiegend im Kindes- und
  verläuft in drei Stadien: Das Stadium catarrhale mit        Jugendalter auftritt. Insbesondere Säuglinge erkran-
  erkältungsähnlichen Symptomen, das Stadium con-             ken sehr häufig an Pertussis und zwar vornehmlich
  vulsivum mit den klassischen Symptomen der anfalls-         in den ersten 6 Lebensmonaten (s. Abb. 5). Die
  weise auftretenden Hustenstöße (Stakkatohusten), ge-        durchschnittliche jährliche Inzidenz im Zeitraum
  folgt von inspiratorischem Ziehen oder Erbrechen,           2014 – 2018 liegt in Deutschland bei 50 Pertussis-­
  und das Stadium decrementi, während dessen es zum           Fällen pro 100.000 Säuglinge (Lebensalter < 1 Jahr).11
  allmählichen Abklingen der Hustenanfälle kommt.             Eine Capture-Recapture-Studie bei Säuglingen zu
  Bei Säuglingen verläuft die Krankheit oftmals unty-         Pertussis-Hospitalisierungen in Deutschland hat
  pisch: Im Stadium convulsivum können statt der              zudem eine hohe Untererfassung der Surveillance-
  Hustenanfälle Luftschnappen, Würgen, hervortre-             daten für Pertussis von 39 % für den Zeitraum
  tende Augen, Bradykardie, Apnoen, Zyanose oder              1.7.2013 – 30.6.2015 geschätzt.12
  Erbrechen im Vordergrund stehen.5 Säuglinge haben
  das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikati-           Gemittelt über 6 Jahre (2014 – 2019) traten bei Säug-
  onen mit einem hohen Anteil an Hospitalisierun-             lingen 444 Erkrankungen pro Jahr auf. 72,5 % die-
  gen. Die häufigste Komplikation einer Pertussis             ser erkrankten Säuglinge waren ungeimpft und 44 %
  (10 % aller erkrankten Säuglinge) ist die Pneumonie         der Geimpften mit Angabe der Anzahl der Dosen
  durch eine bakterielle Superinfektion. Als seltene          hatten nur eine Impfung erhalten. Bei Säuglingen
  neurologische Komplikationen vor allem bei Säug-            im Alter von < 3 Monaten, die aufgrund ihres Alters
  lingen können zerebrale Krampfanfälle und Enze­             noch ungeimpft waren oder laut STIKO Empfehlung
  pha­lopathien auftreten.6 Die Todesursache bei Säug-        lediglich eine Dosis erhalten haben, also noch keinen
  lingen ist häufig eine Hyperleukozytose mit Lym-            ausreichenden Impfschutz haben konnten, traten
  phozytose (bis zu 100.000 Zellen/mm3), durch die            30 – 186 Erkrankungen pro Jahr auf (im Mittel 109/
  es zu einer schweren Hypoxämie und pulmonalen               Jahr). Im Alter zwischen 3 und 11 Monaten, also nach
  Hypertension, gefolgt von akutem Organversagen              der empfohlenen 2. bzw. 3. Dosis der Grund­im­mu­
  kommt.11                                                    ni­sierung und vor dem ersten Booster traten pro Jahr
                                                              131 – 388 (im Mittel 239) Erkrankungen auf. Tatsäch-
  Seit 1991 empfiehlt die STIKO eine Grundimmu­               lich hatten von den Säuglingen, die im Alter zwi-
  nisierung gegen Pertussis wieder als Standard­              schen 3 und 11 Monaten an Pertussis erkrankt wa-
  impfung für Säuglinge, nachdem sie 1974 wegen               ren, 58 % keine und 23 % der Geimpften mit ­An­gabe
  Sicherheitsbedenken der damaligen Ganzkeim-­                der Anzahl der Dosen nur eine Impfung e­ r­halten.
  Pertussis-Impfstoffe ausgesetzt worden war. Zu-             Unter den 89 erkrankten Säuglingen im ­Alter von
  nächst wurde diese wieder mit einem Ganzkeim-­              mindestens 11 Monaten mit Angaben zu Impfungen
  Pertussis-Impfstoff durchgeführt. Ab 1994 wurden            waren 66 % ungeimpft (IfSG-Melde­daten, RKI).
Epidemiologisches Bulletin                                                                    26 | 2020           25. Juni 2020                                                               9

                                    250

                                    200
  Pertussiserkrankungen

                                    150

                                    100

                                                      50

                                                                0
                                                                    0     2   4   6   8   10    12    14     16   18    20   22   24    26   28   30   32      34   36   38   40   42   44   46
                                                                                                      Lebensalter (Monate) zu Beginn der Pertussiserkrankung

  Abb. 5 | Verteilung der Pertussis in den ersten 48 Lebensmonaten. Abgebildet sind Fallzahlen nach IfSG für Erkrankte im Alter ­
  < 4 Jahren im Meldezeitraum 2014–2018, für die Erkrankungsbeginn und Geburtsdatum übermittelt wurden (n = 3.587).
  (IfSG Meldedaten, RKI)

  Im Säuglingsalter, besonders in den ersten 6 Le­                                                                                lich Säuglinge im Alter von < 4 Monaten. Seit Beginn
  bens­­monaten, muss ein hoher Anteil erkrankter                                                                                 der Meldepflicht in Deutschland im Jahr 2013 wurden
  Säuglinge aufgrund der Schwere der Erkrankung                                                                                   2 ungeimpfte Säuglinge im Alter von 2 und 4 Mona­
  hospitalisiert werden (s. Abb. 6). Pertussis-bedingte                                                                           ten als an Pertussis verstorben gemeldet (IfSG-­
  Todes­fälle im Kindesalter betreffen fast ausschließ-                                                                           Meldedaten, RKI).

                                                                100%

                                                                    90%
                   Relativer Anteil an Hospitalisierungen (%)

                                                                    80%

                                                                    70%

                                                                    60%

                                                                    50%

                                                                    40%

                                                                    30%

                                                                    20%

                                                                    10%

                                                                    0%
                                                                          0   2   4   6   8    10    12    14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34                         36   38   40   42   44   46
                                                                                                          Lebensalter (Monate) zu Beginn der Pertussiserkrankung

  Abb. 6 | Anteil der Hospitalisierung bei Pertussis-Erkrankten nach Lebensmonat für die ersten 48 Lebensmonate. Angaben zu
  Erkrankungsbeginn, Geburtsdatum und Krankenhausbehandlung wurden bei n = 3.138 Fällen im Alter < 4 Jahre im Meldezeit-
  raum 2014–2018 übermittelt (dunkelblau: Hospitalisierung wegen einer Pertussis; mittleres blau: Hospitalisierungsgrund
  unbekannt oder Angabe eines anderen Hospitalisierungsgrundes bei gleichzeitig bestehender Pertussis; hellblau: nicht
  hospitalisiert). (IfSG-Meldedaten, RKI)
Epidemiologisches Bulletin        26 | 2020      25. Juni 2020                                                   10

  3 Impfstoffzusammensetzung und                                 Für die Identifizierung von Studien zur Effektivität
    zugelassene Impfschemata für die                             gegen Pertussis (Erkrankung, Hospitalisierung und
    DTaP-IPV-Hib-HepB-Impfungen im                               Tod) der beiden Impfschemata wurde eine systema-
    Säuglingsalter                                               tische Literaturrecherche in EMBASE und Medline
  In Tabelle 1 sind die für die Grundimmunisierung               durchgeführt. Die komplette Suchstrategie, das
  von Säuglingen in Deutschland zugelassenen                     Fließschema (Abb. 1 im Anhang) sowie die Ein- und
  6-fach- und 5-fach-Impfstoffe, ihre Impfstoffzusam-            Ausschlusskriterien (Tab. 2 im Anhang) sind im An-
  mensetzung und die empfohlenen Impfschemata                    hang dargestellt (letztes Suchdatum: 1. August 2019).
  aufgelistet.                                                   Zusätzlich wurden die Referenzlisten der einge-
                                                                 schlossenen Studien nach weiteren potenziell rele-
                                                                 vanten Studien durchsucht. Es wurden keine Ein-
  4      Methodik des systematischen                             schränkungen hinsichtlich des Publikationsstatus
         ­Reviews zur Effektivität der Pertussis-­               und der Publikationssprache getroffen.
          Impfung mit 2 Impfstoffdosen im
          Vergleich zu ­3 Impfstoffdosen im                      Das Screening der Titel, Abstracts und Volltexte auf
          Alter von 6 – 1112 Monaten                             relevante Publikationen wurde von zwei Wissen-
  Es wurde ein systematischer Review mit der Frage               schaftlerinnen (SVB, JK) unabhängig voneinander
  durchgeführt, ob eine Impfung nach dem 3+1-Sche-               durchgeführt. Alle Volltexte von Publikationen, die
  ma einen signifikant besseren Schutz vor Pertussis             von mindestens einer der beiden Wissenschaftlerin-
  im Alter von 6 – 1112 Monaten vermittelt, als eine             nen für wichtig erachtet wurden, wurden auf ihre
  Impfung nach dem 2+1-Schema (Differenz VE von                  Relevanz geprüft und dann ein Konsensus bezüg-
  3+1 und 2+1). Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz             lich des Einschlusses erreicht. Aus den die Ein-
  wurde mit Hilfe der GRADE-Methodik bewertet                    schlusskriterien erfüllenden Originalstudien wur-
  (GRADE-Tabelle im Anhang).                                     den die relevanten Studiencharakteristika mittels
                                                                 standardisierter Extraktionsbögen durch zwei von-
  Die Studien, die in den Review eingeschlossen wur-             einander unabhängige Untersucherinnen (SVB, JK)
  den, sollten folgende Kriterien erfüllen:                      erfasst. Zur Bewertung des Verzerrungsrisikos (Risk
                                                                 of Bias, RoB) in Beobachtungsstudien (sowohl Ko-
  ▶▶   Studiendesign: Beobachtungsstudien oder RCTs              horten- als auch Fall-Kontroll-Studien) wurde das
                                                                 Robins-I-Tool verwendet.13 Das RoB wurde unab-
  ▶▶   Bericht von Vakzineeffektivitäten (VE) gegen              hängig voneinander von zwei Wissenschaftlerinnen
       Pertussis für das 2+1- UND das 3+1-Schema                 (SVB, JK) bewertet und im Anschluss diskutiert.
       (paarweise gleiche Falldefinition und gleiche
       ­Adjustierung oder fehlende Adjustierung)                 Die Studienergebnisse wurden nicht durch Meta-­
                                                                 Analysen zusammengefasst, da sich die Studien­
  ▶▶   Betrachtung der Altersgruppe 6 – 1112 Monate              designs der potenziell zu poolenden Studien unter-
                                                                 schieden und nicht einheitlich über adjustierte oder
  ▶▶   Ausschließliche oder überwiegende Verwendung              unadjustierte Schätzer berichtet wurde.
       azellulärer Pertussis-Impfstoffe in den Studien
                                                                 Um die Zahl der zu erwartenden zusätzlichen Fälle
  ▶▶   Bericht zu mindestens einem der folgenden                 zu berechnen, wenn statt der Impfung nach dem
       klini­schen Endpunkte: Pertussis jeglicher                3+1-Impfschema das 2+1-Schema benutzt wird, wur-
       Schwere, Pertussis-bedingte Hospitalisierung,             de die Differenz zwischen den Punktschätzern für
       Pertussis-bedingter Tod.                                  die VE zur Verhinderung einer Pertussis-bedingten
                                                                 Hospitalisierung sowie einer Pertussis-Erkrankung
  Die „PICO-Kriterien“ (Population, Intervention, Com­           jeglicher Schwere nach 2 und 3 Impfstoffdosen für
  parator und Outcomes) sind in Tabelle 1 im Anhang              jede Studie gebildet und mit der durchschnittlichen
  zusammengefasst.                                               Anzahl der in den Jahren 2014 – 2019 gemeldeten,
                                                                 2- oder 3-mal geimpften Fälle im Alter von 5 – 11 Mo-
Epidemiologisches Bulletin                    26 | 2020          25. Juni 2020                                                                 11

                                                                          Impfalter und -schemata laut Fachinformation*
   Impfstoffname (Hersteller)       Impfstoffzusammensetzung              3+1-Impfstoffdosen                     2+1-Impfstoffdosen
   6-fach-Impfstoffe (DTaP-IPV-Hib-HepB)
   Infanrix hexa (GSK)              Diphtherie 30 I.E.; Tetanus 40 I.E;   Ab dem Alter von 2 Monaten:            Ab dem Alter von 2 Monaten:
                                    Pertussis: 3 Antigene 25/25/8 µg;     GI mit 3 Dosen im Abstand von          GI mit 2 Dosen im Abstand von
                                    Polio 3 Typen 40/8/32 Ag-Einheiten;   mind. 4 Wochen; Auffrischimpfung       mind. 4 Wochen; Auffrischimpfung
                                    Hepatitis B 10 µg; Hib 10 µg          jeweils frühestens 6 Monate nach der   jeweils frühestens 6 Monate nach der
                                                                          letzten Dosis zur GI; vorzugsweise     letzten Dosis zur GI; vorzugsweise
                                                                          zwischen dem vollendeten 11. und       zwischen dem vollendeten 11. und
                                                                          13. Lebensmonat                        13. Lebensmonat
   Hexyon (Sanofi Pasteur)          Diphtherie 20 I.E.; Tetanus 40 I.E;   Ab dem Alter von 6 Wochen:             Ab dem Alter von 6 Wochen:
                                    Pertussis: 2 Antigene 25/25 µg; ­     GI mit 3 Dosen im Abstand von          GI mit 2 Dosen im Abstand von
                                    Polio 3 Typen 40/8/32 Ag-Einheiten;   mind. 4 Wochen; Auffrischimpfung       mind. 8 Wochen; Auffrischimpfung
                                    Hepatitis B 10 µg; Hib 12 µg          frühestens 6 Monate nach der letzten   jeweils frühestens 6 Monate nach der
                                                                          Dosis zur GI                           letzten Dosis zur GI
   Vaxelis (MSD)                    Diphtherie 20 I.E.; Tetanus 40 I.E;   Ab dem Alter von 6 Wochen:             Ab dem Alter von 6 Wochen:
                                    Pertussis: 5 Antigene 20/20/3/5/5     GI mit 3 Dosen im Abstand von          GI mit 2 Dosen im Abstand von
                                    µg; Polio 3 Typen 40/8/32 Ag-Ein­     mind. 1 Monat; Auffrischimpfung        mind. 1 Monat Auffrischimpfung
                                    heiten; Hepatitis B 10 µg; Hib 3 µg   frühestens 6 Monate nach der letzten   jeweils frühestens 6 Monate nach der
                                                                          Dosis zur GI                           letzten Dosis zur GI
   5-fach-Impfstoffe (DTaP-IPV-Hib)
   Infanrix-IPV + Hib (GSK)         Diphtherie 30 I.E.; Tetanus 40 I.E;   Ab dem Alter von 2 Monaten:            Ab dem Alter von 2 Monaten:
                                    Pertussis: 3 Antigene 25/25/8 µg;     GI mit 3 Dosen im Abstand von          GI mit 2 Dosen im Abstand von
                                    Polio 3 Typen 40/8/32 Ag-Einheiten;   mind. 4 Wochen; Auffrischimpfung       mind. 4 Wochen; Auffrischimpfung
                                    Hib 10 µg                             frühestens 6 Monate nach der letzten   frühestens 6 Monate nach der letzten
                                                                          Dosis zur GI; vorzugsweise zwischen    Dosis zur GI; vorzugsweise zwischen
                                                                          dem vollendeten 11. und 13.            dem vollendeten 11. und 13.
                                                                          Lebens­­monat                          Lebensmonat
   Pentavac (Sanofi Pasteur)        Diphtherie 20 I.E.; Tetanus 40 I.E;   Ab dem Alter von 2 Monaten: GI mit Nicht zugelassen
                                    Pertussis: 2 Antigene 25/25 µg;       3 Dosen im Abstand von jeweils 4 – 8
                                    Polio 3 Typen 40/8/32 Ag-Einheiten;   Wochen; Auffrischimpfung im
                                    Hib 12 µg                             zweiten Lebensjahr, 6 – 12 Monate
                                                                          nach der dritten Impfstoffgabe.
   GI: Grundimmunisierung; I.E.: internationale Einheiten

  Tab. 1 | In Deutschland zugelassene 6-fach- und 5-fach-Impfstoffe für die Grundimmunisierung im Säuglingsalter –
  Zusammensetzung, Impfalter und Impfschemata laut Fachinformation

  naten multipliziert. Diese Anzahl gemeldeter Fälle                             waren insgesamt 11.486 Säuglinge eingeschlossen,
  war zuvor mit einem Faktor von 1,39 multipliziert                              davon hatten 661 Pertussis-Fälle und 10.825 Kontrol-
  worden, um für die Untererfassung zu korrigieren.                              len bzw. Nicht-Fälle eine Impfung zum Schutz ge-
  Dieser Korrekturfaktor war in einer capture-recap-                             gen Pertussis erhalten.
  ture-Studie im Zeitraum vom 1.7.2013 – 30.6.201514
  ermittelt worden.                                                              Das Verzerrungsrisiko wurde in allen drei Studien
                                                                                 aufgrund von unzureichender16, 17 oder fehlender15
                                                                                 Adjustierung und dem daraus resultierenden Risiko
  5 Ergebnisse des systematischen                                                für Confounding als serious eingestuft. Es kann nicht
    ­Reviews zur Effektivität der Pertussis-­                                    ausgeschlossen werden, dass Confounder gleich­
     Impfung mit 2 Impfstoffdosen im                                             zeitig die Inanspruchnahme der Impfung und das
     Vergleich zu 3 Impfstoffdosen im                                            Outcome (z. B. Pertussis) beeinflussen. Vorstellbar
     Alter von 6 – 1112 Monaten                                                  wäre dies für den sozio-ökonomischen S     ­ tatus, die
  Nach dem Screening von Titeln und Abstracts von                                Anzahl der Kinder in der Familie, Zigarettenrau-
  1.918 Studien wurden 39 Volltextartikel evaluiert                              chen im Haushalt, etc. So könnte bspw.
  (siehe Fließschema (Abb. 2) im Anhang). Drei Stu-                              ­Zigarettenrauchen im Haushalt auf geringes Ge-
  dien, zwei Fall-Kontroll-Studien15, 16 und eine Kohor-                          sundheitsbewusstsein hinweisen, welches wieder-
  tenstudie17, erfüllten die Einschlusskriterien. Die                             um mit einer verminderten Inanspruchnahme von
  Studien wurden in Australien15, Deutschland17 und                               Impfungen (und damit einer geringen Wahrschein-
  Israel16 durchgeführt (Tab. 2). In diesen 3 Studien                             lichkeit für das Kind, geimpft zu werden) einher-
Epidemiologisches Bulletin                     26 | 2020             25. Juni 2020                                                                               12

                             Definition der                                                  Anzahl                  Alter
   Studie                    Endpunkte                 Studiendesign                         Studienteilnehmer       (Monate)      Verwendete Impfstoffe
   Quinn et al., 2014;       laborbestätigt:           Fall-Kontroll-Studie: Meldefälle, Fälle: 528,                 6 – 11        azelluärer Kombinationsimpf-
   Australien,               ▶▶ Pertussis              Alters-gematchte Kontrollen       Kontrollen: 10.479                        stoff (DTaP)
   2005 – 200915             ▶▶ Hospitalisierung       aus Impfregister; keine
                                                       Adjustierung
   Zamir et al., 2015;       klinische oder            Fall-Kontroll-Studie: Meldefälle, Fälle: 70,                  6 – 12#       In den ersten 4 Jahren*
   Israel,                   laborbestätigte           Alters- und Wohnort-gematchte Kontrollen: 210                               Ganzkeimimpfstoff; in den
   1998 – 201116             Pertussis                 Kontrollen aus Geburtenregister;                                            folgenden 8 Jahren* azellulärer
                                                       keine Angabe zur Adjustierung                                               Kombinationsimpfstoff
                                                                                                                                   (DTaP–IPV–Hib)
   Juretzko et al., 2002;    Hospitalisierung          Kohortenstudie: Fälle über            Fälle: 63,              6 – 11        90 % azellulärer Impfstoff
   Deutschland,              aufgrund von              ESPED-, Kontrollen über               Bevölkerungs­                         (nicht weiter spezifiziert)
   1996–199817               klinischer od.            Telefonsurvey; Screening-­            bezogene
                             laborbestätigter          Methode; Altersadjustierung           Stichprobe: 136
                             Pertussis
   * Keine getrennte Darstellung der VE für beide Impfstoff-Perioden, aber laut Autoren wurde dies untersucht und kein signifikanter Unterschied gesehen.
   #
     Einschluss bei geringer Studienanzahl trotz Altersspanne bis 12 Monate
   DTaP: Diphtherie-Tetanus-azellulärer Pertussis-Impfstoff
   DTaP-IPV-Hib: Diphtherie-Tetanus-azellulärer Pertussis-inaktivierte Poliovakzine-Haemophilus influenzae-Impfstoff
   ESPED: Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen

  Tab. 2 | Überblick zu den in den systematischen Review eingeschlossenen Studien zur Effektivität des 2+1- und des 3+1-Impf­
  schemas zum Schutz vor Pertussis

  geht. Gleichzeitig könnte ein damit einhergehender                                     Verhinderung einer Pertussis im Alter von
  schlechterer Allgemeinzustand des Kindes dessen                                        6 – 11 bzw. 6 – 12 Monaten
  Suszeptibilität für Pertussis (und damit seine Wahr-                                   Über die Effektivität der Pertussis-Impfung zur Ver-
  scheinlichkeit, an Pertussis zu erkranken) erhöhen.                                    hinderung von Pertussis im Alter von 6 – 11 bzw.
  Die VE würde damit überschätzt werden. Die Diffe-                                      6 – 12 Monaten berichteten die beiden eingeschlos-
  renz der VE der beiden Impfschemata dürfte aller-                                      senen Fall-Kontroll-Studien15, 16 (s. Tab. 2). Während
  dings nicht beeinflusst werden, da diese sich paral-                                   in der Studie von Quinn et al.15 alle Fälle laborbestä-
  lel verschieben sollten. Es ist daher anzunehmen,                                      tigt w
                                                                                              ­ aren, traf dies nur für 78 % der Fälle in der Stu-
  dass das oben beschriebene Confounding sich weni-                                      die von Zamir et al.16 zu. Die VE nach 2 Impfstoff-
  ger auf die Differenz der VE auswirken, als auf die                                    dosen lag bei 81 % (95 % KI 74 – 86)15 und 89 %
  einzelnen VE.                                                                          (95 % KI 70 – 96)16, die Effektivität nach 3 Impfstoff-
                                                                                         dosen bei 84 % (95 % KI 79 – 87)15, bzw. 99 % (95 %
  Weiterhin waren in den Studien von Zamir et al.16                                      KI 86 – 100)16, wobei in beiden Studien die 95 %-Kon-
  und Juretzko et al.17 nicht alle Fälle laborbestätigt,                                 fidenzintervalle zwischen der VE für 2 und für 3
  woraus eine ungenaue Bestimmung der Endpunkte                                          Impfstoffdosen überlappten.
  „Pertussis“, bzw. „Hospitalisierung aufgrund von
  Pertussis“ resultierte. Diese inakkurate Endpunkt-                                     Verhinderung einer Pertussis-bedingten
  definition galt jedoch sowohl für geimpfte als auch                                    Hospitalisierung im Alter von 6 – 11 Monaten
  für ungeimpfte Fälle. Da diese Mängel beide Grup-                                      Über die VE der Pertussis-Impfung zur Verhin­
  pen gleichermaßen betrafen, wurde das resultieren-                                     derung von Pertussis-bedingten Hospitalisierungen
  de Biasrisiko als „moderat“ bewertet. In den betrof-                                   im Alter von 6-11 Monaten berichteten zwei Stu­
  fenen Studien könnte es dadurch zu einer Unter-                                        dien15, 17 (s. Tab. 3). Während in der Studie von Quinn
  schätzung der VE gekommen sein.                                                        et al.15 alle Fälle laborbestätigt waren, war der Anteil
                                                                                         an Fällen, die nur eine klinische Diagnose hatten, in
  Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wurde für die                                     der Studie von Juretzko et al.17 unklar. Die adjustier-
  Endpunkte Verhinderung von Pertussis und Pertus-                                       ten Punktschätzer für die VE nach 2 Impfstoffdosen
  sis-bedingter Hospitalisierung als niedrig eingestuft                                  lagen bei 92 % (95 % KI 85 – 96)17 und 81 % (95 % KI
  (siehe GRADE-Evidenzprofil im Anhang).                                                 63 – 91)15, für 3 Impfstoffdosen bei 100 % (95 % KI
                                                                                         99 – 100)17 bzw. 85 % (95 % KI 75–91)15. Die 95 %-Kon-
                                                                                         fidenzintervalle für die Punktschätzer für 2 und für
Epidemiologisches Bulletin                     26 | 2020             25. Juni 2020                                                                                13

                                   Pertussis-Fälle                                  Nicht-Fälle/Kontrollen                               VE in % (95 % KI)
                                  2 Dosen                3 Dosen                      2 Dosen               3 Dosen               2 Dosen                3 Dosen
   Studie          N          n          %           n         %          N          n          %          n         %          roh        adj.        roh        adj.
   Verhinderung einer Pertussis (alle Fälle)
   Quinn15        528        70          13          295      55,9     10.479      1.698      16,2      7.991        76         81                     84
                                                                                                                             (74 – 86)               (79-87)
   Zamir16        70         16          23          20       28,6       210        53        25,2       136         65                     89                     99
                                                                                                                                         (70 – 96)             (86 – 100)
   Verhinderung einer Pertussis-bedingten Hospitalisierung
   Juretzko17     63#         8        12,7          1         1,6      136         25        18,4        97         71                     92                   100
                                                                                                                                         (85–96)               (99–100)
   Quinn15       117         16        13,7          59       50,4     2.337       416        17,8      1734        74,2       81                      85
                                                                                                                             (63–91)                 (75–91)
   ** selbst berechnet mittels Screening-Methode (Kontrollen sind Befragte einer Bevölkerungsstudie); # Fälle mit unklarem Impfstatus wurden nicht berücksichtigt.

  Tab. 3 | Ergebnisse zur Vakzineeffektivität (VE) gegen Pertussis nach zwei bzw. drei Impfstoffdosen eines azellulären Pertussis-­
  haltigen Kombinationsimpfstoffs im Alter von 6 – 11 (12 Monaten)

  3 Impfstoffdosen in der Studie von Quinn et al. (15)                                     3 Impfstoffdosen lagen in der Studie von Quinn et
  überlappten vollständig.                                                                 al.15 bei 4 % und in der Studie von Juretzko et al.17 bei
                                                                                           8 %. Im Vergleich zu einem 3+1-Dosen-Schema muss
  Berechnung erwarteter, zusätzlicher Fälle im                                             demnach mit maximal einem zusätzlichen hospita-
  Alter von 6 – 11 bzw. 6 – 12 Monaten bei einem                                           lisierten Pertussis-Fall alle zwei Jahre (11,4 × 0,04
  Impfschemawechsel von 3 auf 2 Impfstoff­                                                 (Quinn)) bzw. einem zusätzlichen hospitalisierten
  dosen zur Grundimmunisierung                                                             Pertussis-Fall pro Jahr (11,4 × 0,08 (Juretzko)) gerech-
  In den Jahren 2014 – 2019 wurden in Deutschland                                          net werden, wenn nach dem 2+1-Impfschema
  durchschnittlich pro Jahr 115 Pertussis-Fälle bei                                        geimpft wird.
  6 – 12 Monate alten Säuglingen gemeldet, von denen
  28,5 % 2-mal oder 3-mal geimpft waren; also bei An-                                      Die Aussagekraft dieser Berechnungen ist dadurch
  nahme eines 2+1- bzw. 3+1-Impfschemas altersgerecht                                      limitiert, dass nur 3 Studien die Einschlusskriterien
  geimpft waren. Unter Berücksichtigung der Unter­                                         erfüllten, alle diese Studien mit einem serious RoB
  erfassung (s. o.) und Anwendung des Korrekturfak-                                        auf Grund von Confounding bewertet wurden und
  tors von 1,39 ergibt sich eine tatsächliche Zahl von                                     die 95 %-Konfidenzintervalle für die VE nach 2 und
  160 Pertussis-Fällen/Jahr. Unter diesen sind daher                                       3 Impfstoffdosen in zwei Studien überlappten. Zu-
  maximal 45,6 Fälle (28,5 % von 160 Fällen) altersge-                                     sammenfassend lässt sich sagen, dass die Punkt-
  recht 2-mal oder 3-mal geimpft. Die Differenz zwi-                                       schätzer für die VE der Pertussis-Impfung im Alter
  schen den Punktschätzern für die VE zur Verhinde-                                        von 6 – 12 Monaten nach 2 Impfstoffdosen im Ver-
  rung von Pertussis nach 2 und 3 Impfstoffdosen lag                                       gleich zu 3 Impfstoffdosen um 4 – 10 %-Punkte nie­
  in der Studie von Zamir et al.16 bei 10 %. Im Ver-                                       driger lagen. Bei einer Änderung des Impfschemas
  gleich zu einem 3+1-Dosen-Schema muss demnach                                            von 3 auf 2 Impfstoffdosen muss mit etwa 5 zusätz-
  maximal mit 4,6 zusätzlichen Pertussis-Fällen                                            lichen Pertussis-Fällen und einer zusätz­lichen Hos-
  (45,6 × 0,1) pro Jahr gerechnet werden, wenn nach                                        pitalisierung pro Jahr gerechnet werden.
  einem 2+1-Dosen-Schema geimpft wird.

  Die tatsächlich geschätzte Zahl der 2-mal oder 3-mal                                     6 Langzeitpersistenz der Pertussis-­­­Ak-
  geimpften hospitalisierten Pertussis-Fälle im Alter                                        Antwort bei Impfung nach dem
  von 6 – 12 Monaten betrug nach Anwendung des                                               2 + 1-Impfschema im Vergleich zum
  Korrekturfaktors im Durchschnitt 11,4 Hospitalisie-                                        3 + 1-Schema
  rungen pro Jahr. Die Differenzen zwischen den                                            Zur Bestimmung der Seroprotektion nach Pertussis-­
  Punkt­schätzern für die VE zur Verhinderung von                                          Impfung existiert kein zuverlässiges serologisches
  Pertussis-bedingten Hospitalisierungen nach 2 und                                        Korrelat. Mittels der Antikörper-Bestimmung gegen
Epidemiologisches Bulletin       26 | 2020        25. Juni 2020                                                   14

  die Impfantigene Pertussis-Toxoid (PT), Filamentö-              3+1-Schema geimpft worden waren und 80 % bzw.
  ses Hämagglutinin (FHA) und Pertactin (PRN) sind                70 % der Säuglinge, die nach dem 2+1-Schema
  daher nur Aussagen über eine erfolgte Serokon­                  geimpft worden waren.
  version und über die Höhe der gemessenen Anti-
  körperkonzentration möglich, die das Ausmaß der                 Die Autoren schlussfolgern trotz niedrigerer Anti-
  Immunantwort einschätzen lassen. Es gibt mehrere                körpertiter im Zeitraum zwischen der 2. und der
  Studien, die die Immunogenität gegenüber den                    ­abschließenden Impfung, die bei dem reduziertem
  ­Pertussis-Antigenen nach Anwendung eines 3+1-                   Impf­schema bestehen, dass Säuglinge unabhängig
   ­Impfschemas und eines 2+1-Impfschemas zu ver-                  vom verwendeten Impfschema e­ ffektiv geschützt
    schiedenen Zeitpunkten vergleichen.                            sind.

  Carlsson et al. führten in Schweden zwischen No-                In einer Follow-up-Studie wurden die Antikörper-­
  vember 1994 und April 1996 eine offene randomi-                 Konzentrationen bei 180 (76 %) der vormals 236
  sierte Phase-II-Studie zur Sicherheit und Immuno-               eingeschlossenen Säuglinge im Abstand von 4,5 Jah-
  genität des 5-fach-Impfstoffs Pentavac (DTaP-IPV-               ren zu den Voruntersuchungen erneut bestimmt.19
  Hib) nach Verabreichung in zwei verschiedenen                   Ziel der Studie war es, die Persistenz der Antiköper
  Impfschemata durch.18 Der Impfstoff enthielt die                nach Impfung im Säuglingsalter und vor Durchfüh-
  Pertussis-Antigene Pertussis-Toxoid (25 µg) und                 rung der abschließenden Impfung im Einschulalter
  ­Filamentöses Hämagglutinin (25 µg). 236 Säuglinge              zu untersuchen. Zum Nachweis von Pertussis-spe-
   wurden entweder nach dem 3+1-Schema im Alter                   zifischen Ak wurden die gleichen Nachweisverfah-
   von 2, 4, 6 und 13 Monaten geimpft oder nach dem               ren wie bei der Primärstudie verwendet. Von den
   reduzierten 2+1-Schema im Alter von 3, 5 und 12 Mo-            180 eingeschlossenen Probanden waren n = 92 nach
   naten. Beide Gruppen erhielten die letzte Dosis im             dem 2+1-Impfschema und 88 nach dem 3+1-Schema
   Abstand von 7 Monaten nach der 2. bzw. 3 Impfung.              geimpft worden. Zwischen den beiden Gruppen gab
   Antikörperbestimmungen gegen die verschiedenen                 es hinsichtlich der Ak gegen PT und FHA keine
   Impfantigene wurden vor Beginn der Impfserie,                  ­signifikanten Unterschiede. Gegen PT konnten nur
   nach den ersten 2 bzw. 3 Impfstoffdosen sowie vor               bei 44 % der Probanden Ak mittels ELISA nachge-
   und nach der abschließenden Impfung durchge-                    wiesen werden, während im Neutralisationstest der
   führt. Die Antiköper gegen PT und FHA wurden im                 Anteil mit nachweisbaren Ak bei 99 % lag. Gegen
   ELISA bestimmt. In einem Subset von 76 Säuglin-                 FHA wurden bei 94 % AK nachgewiesen. Die Ergeb­
   gen wurden neutralisierende Antikörper gegen PT                 nisse der Langzeitstudie bestätigen die Ergebnisse
   bestimmt. Säuglinge, die nach dem 3+1-Schema                    der Primärstudie und zeigen, dass es keine relevan-
   geimpft worden waren, hatten höhere geometrische                ten Unterschiede bei den Ak-Konzentrationen gibt,
   Mitteltiter (GMT) gegen PT und FHA nach den ers-                unabhängig davon, ob die Kinder nach einem 2+1-
   ten 3 Impfstoffdosen als Säuglinge nach 2 Dosen,                oder 3+1-Impfschema geimpft worden waren.
   die nach dem 2+1-Schema geimpft wurden; dies traf
   ebenfalls für die Messung vor der abschließenden               In einer weiteren Studie wurde der Langzeitschutz
   Impfung zu. Nach den abschließenden Impfungen                  der 6-fach-Impfung (Infanrix hexa) untersucht,
   bestanden jedoch keine GMT-Unterschiede zwi-                   wenn die Impfung nach dem reduzierten Impfsche-
   schen den beiden Impfschemata. Unabhängig vom                  ma (3, 5 und 11 – 12 Monate) verabreicht worden
   verwen­deten Impf­­schema zeigten alle Säuglinge               war.20 Es handelte sich um eine Phase-IV-Anschluss-
   eine Immunantwort nach den ersten 2 oder 3 Impf-               studie, die in Schweden und Norwegen im Jahr 2011
   stoffdosen und einen als schützend einzuschätzen-              durchgeführt worden war. Von den n = 200 in der
   den Titer nach der abschließenden Impfung. In bei-             Primärstudie eingeschlossenen Teilnehmern konn-
   den Gruppen betrug der ­Anteil mit einem mehr als              ten n = 57 für eine Antikörperbestimmung im Alter
   ­4-fachen Titer­anstieg nach den ersten 2 oder 3 Impf-         von 5 Jahren vor der Verabreichung des Vorschul-
    stoffdosen > 90 %. E­ inen 4
                               ­ -fachen­Titeranstieg nach        boosters rekrutiert werden. Der häufigste Ausschluss­
    der abschließenden Impfung gegen PT und FHA                   grund, der eine wiederholte Teilnahme unmöglich
    zeigten 92 % und 89 % der Säuglinge, die nach dem             machte, war die bereits erfolgte Impfung im Vor-
Epidemiologisches Bulletin      26 | 2020       25. Juni 2020                                                                        15

  schulalter. Antikörper gegen PT konnten bei 16 %,                                                    Impfzeitpunkte nach Alter
  gegen FHA bei 93 % und gegen Pertaktin (PRN) bei              Land                                   in Monaten
                                                                2+1 – Impfschema
  30 % der Probanden nachgewiesen werden. Die Au-
                                                                Dänemark                               3, 5, 12 Monate
  toren stellen fest, dass die gemessene Seropositivität
                                                                Finnland                               3, 5, 12 Monate
  und die Höhe der nachgewiesenen Antikörperkon-
                                                                Frankreich                             2, 4, 11 Monate
  zentrationen mit den Ergebnissen vergleichbar sind,
                                                                Island                                 3, 5, 12 Monate
  die in Studien gemessen wurden, die die Immun-
                                                                Italien                                3, 5, 11 Monate
  antwort nach dem 3+1-Schema untersucht haben.21, 22
                                                                Lichtenstein                           2, 4, 12 Monate
                                                                Norwegen                               3, 5, 12 Monate
                                                                Österreich                             2, 4, 11 Monate
  7    Wirkung des azellulären Impfstoffs                       Rumänien                               2, 4, 11 Monate
       gegen die nasale Kolonisation mit                        Schweden                               3, 5, 12 Monate
       Bordetella pertussis                                     Schweiz                                2, 4, 12 Monate
  Ergebnisse aus Challenge-Studien am Menschen                  Slowakei                               2, 4, 10 Monate
  sind aufgrund ethischer und logistischer Probleme             Slowenien                              3, 5, 11 Monate
  (Gefahr einer schweren Erkrankung, fehlende ad-               Spanien                                2, 4, 11 Monate
  äquate Therapieoptionen nach Erkrankung und der               Tschechien                             3, 5, 11 – 13 Monate
  hohen Ansteckungsgefahr) nach Einführung der                  3+1 – Impfschema
  azellulären Pertussis-Vakzine nicht leicht durch­             Belgien                                2, 3, 4, 15 Monate
  zuführen. Durch die Entwicklung eines nicht-hu-               Bulgarien                              2, 3, 4, 16 Monate
  manen Primaten-Modells, das Pertussis in Pavianen             Estland                                3, 4 – 5, 6 Monate, 2 Jahre
  untersucht, konnten Studien zur Wirkung des azel-             Griechenland                           2, 4, 6, 12 Monate
  lulären Pertussis-Impfstoffs gegen die nasale Kolo-           Kroatien                               2, 4, 6, 15  – 18 Monate
  nisation durchgeführt werden.23 Paviane entwickeln            Lettland                               2, 4, 6, 12  – 15 Monate

  nach Infektion mit B. pertussis eine Erkrankung, die          Litauen                                2, 4, 6, 18 Monate

  dem beim Menschen auftretenden Keuchhusten                    Luxemburg                              2, 3, 4, 13 Monate

  ähnlich ist. Dieses Tiermodell wurde von Warfel et al.        Malta                                  2, 3, 4, 18 Monate

  genutzt, um die Wirkung des azellulären Impfstoffs            Niederlande                            2, 3, 4, 11 Monate

  auf die Kolonisation zu untersuchen. Die Analysen             Portugal                               2, 4, 6, 18 Monate
                                                                Ungarn                                 2, 3, 4, 18 Monate
  zeigten, dass der ap-Impfstoff beim Pavian einen
                                                                Zypern                                 2, 4, 6, 15  – 18 Monate
  ­sicheren Schutz vor einer schweren Erkrankung
                                                                3+0 Impfschema
   vermittelt. Die ap-Impfstoffe können jedoch die Be-
                                                                                                       2, 4, 6 Monate;
   siedlung nach direkter Exposition oder natürlicher           Irland                                 13 Monate: nur Hib Booster
   Übertragung nicht verhindern. Die Unfähigkeit der            Vereinigtes Königreich und             8,12,16 Wochen;
   ap-Impfstoffe, die Kolonisation mit B. pertussis zu          Republik Nordirland                    12 Monate: nur Hib Booster

   verhindern und die schnell nachlassende Immuni-              Quelle: https://vaccine – schedule.ecdc.europa.eu

   tät dieser Impfstoffe erklären die nach wie vor beob-        Tab. 4 | Empfohlene Impfschemata der 6-fach-Impfung in
   achteten hohen Keuchhusten-Inzidenzen.23–25                  anderen europäischen Ländern

  8 Impfschemata der 6-fach-Impfung in                          9 Umsetzung der 6-fach-Impfung bei
    anderen europäischen Ländern                                  Kindern im Alter von < 24 Monaten in
  Die derzeit weltweit empfohlenen Impfschemata                   Deutschland
  unterscheiden sich hinsichtlich der Anzahl der                Nach der neuen STIKO-Empfehlung sollen Säuglin-
  Impfstoffdosen, dem Impfbeginn und den Impf-                  ge die 6-fach-Impfung nach dem 2+1-Schema erhal-
  zeitpunkten. Nach den Angaben des ECDC (Stand                 ten, das Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten
  März 2020) verwenden aktuell 13 europäische Län-              vorsieht. Die bisherige 2. Impfstoffdosis im Alter
  der ein 3+1-Impfschema, 15 ein 2+1-Impfschema und             von 3 Monaten entfällt. Die Impfserie soll vor dem
  3 Länder ein anderes Schema (s. Tab. 4).                      1. Geburtstag abgeschlossen sein.
Epidemiologisches Bulletin               26 | 2020          25. Juni 2020                                                                 16

  Um einen sicheren Impfschutz zu vermitteln, ist es                           naten abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass mehr
  bei diesem reduzierten Impfschema besonders                                  als die Hälfte der Kinder ihre Impfungen nicht im
  wichtig, die einzelnen Impfungen zu den empfoh-                              empfohlenen Alter bekommen. Die Effektivität der
  lenen Zeitpunkten durchzuführen und das Impf-                                6-fach-Impfung ist von der Einhaltung der Impfter-
  schema rechtzeitig abzuschließen. Für einen Über-                            mine abhängig. Um eine bessere Umsetzung zu er-
  blick über die zeitliche Umsetzung der bisherigen                            reichen, wurde der Impfzeitpunkt für den Ab-
  Impfempfehlung wurden die Abrechnungsdaten                                   schluss der Impfserie auf einen Lebensmonat fest-
  der Kassenärztlichen Vereinigungen (RKI-Impfsur-                             gesetzt und nicht mehr als Intervall angegeben. Die
  veillance) analysiert. Da auch aktuell schon ein ge-                         STIKO rät der impfenden Ärzteschaft dringend, die
  ringer Teil der Säuglinge die 6-fach-Impfung nach                            Impfserie im Alter von 11 Monaten abzuschließen.
  dem reduzierten Schema erhält, wurden die Impf-                              Hierzu kann der Untersuchungstermin der U6 im
  zeitpunkte für beide Impfschemata analysiert.                                Alter von 10 – 12 Monaten genutzt werden.

  Eingeschlossen wurden Kinder, die 2014 geboren
  waren, über einen Zeitraum von 24 Monaten beob-                              10 I mplementierung des reduzierten
  achtet werden konnten und bei denen die Impfzeit-                                2+1-Impfschemas
  punkte für alle Impfstoffdosen eines 3+1-Schemas                             Reifgeborene Säuglinge sollen 3 Impfstoffdosen der
  oder eines 2+1-Schemas dokumentiert waren. In                                6-fach-Impfung (DTaP-IPV-Hib-Hep B) im Alter von
  den Abbildungen 7 und 8 sind die Impfzeitpunkte                              2, 4 und 11 Monaten erhalten. Zwischen den ­ersten
  für die abschließende 4. Impfstoffdosis eines                                beiden Impfungen soll ein Mindestabstand von 8
  3+1-Impfschemas und die abschließende 3. Impf-                               Wochen liegen; zwischen der 2. und der 3. Impfstoff­
  stoffdosis eines 2+1-Impfschemas aufgetragen. Es                             dosis ist ein Mindestabstand von 6 Monaten ein­zu­
  fällt auf, dass die letzte Impfstoffdosis bei Kindern,                       halten. Der Impfstoff wird intramuskulär vorzugs-
  die nach dem reduzierten 2+1-Impfschema geimpft                              weise in den anterolateralen Bereich des Oberschen-
  werden, etwas früher verabreicht wird. Insgesamt                             kels injiziert. Die Impfungen der Impfserie können
  kann man jedoch feststellen, dass unabhängig vom                             zeitgleich mit den Impfungen gegen Pneumo­
  Impfschema nur bei 42 % der Säuglinge die Impf-                              kokken an verschiedenen Körperstellen erfolgen.
  serie bis zum bisher empfohlenen Alter von 14 Mo-                            Während für die 1. Impfung im Alter von 2 Monaten

                                                     3. Impfstoffdosis (2+1)     4. Impfstoffdosis (3+1)
                18

                16

                14

                12

                10
   Anteil (%)

                 8

                 6

                 4

                 2

                 0
                     0   1   2   3   4   5   6   7     8     9   10    11 12 13        14   15    16   17   18   19   20   21   22   23    24
                                                                      Lebensmonate

  Abb. 7 | Verteilung der Impfzeitpunkte für die 6-fach-Impfung in den ersten 24 Lebensmonaten für die abschließende 4. Impf­
  stoffdosis des 3+1-Impfschemas und der 3. Impfstoffdosis des 2+1-Impfschemas im Geburtsjahrgang 2014 (Daten der RKI­-
  Impfsurveillance)
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