49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...

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49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
49   MAGAZIN | Januar 2022

 HERZSCHLAG                  GESUNDHEIT UND LEBEN IM HERZ-JESU-KRANKENHAUS

     Jubiläum
     25 Jahre Nephrologisches
     Schwerpunktzentrum am HJK

     Neurologie
     Neue Telestroke-Unit

     Ehrenamt
     40 Jahre Christliche
     Krankenhaushilfe
49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
02
                Vor 25 Jahren entstand am Herz-Jesu-Krankenhaus das Nephrologische
        FÖRDERVEREIN
         Schwerpunktzentrum. Alles dreht sich hier um die Nierenfunktion und den
        Bluthochdruck. Nephrologen sind für die Diagnostik und möglichst frühzeiti-
                 ge Behandlung der Nieren und Hochdruckerkrankungen zuständig. Im
               Ernstfall ersetzen sie die Nierenfunktion durch die Dialyse. Sie helfen so,
                Leben und Lebensqualität zu erhalten. Rund 100.000 Menschen sind in
             Deutschland auf ein Nierenersatzverfahren angewiesen. Das Jubiläum der
            Nephrologie wurde mit einem wissenschaftlichen Symposium und namhaf-
                                                              ten Referenten begangen.       04

     EDITORIAL                                                                               INHALT
     LIEBE LESERINNEN UND LESER,                                                             03      BEMERKENSWERTES
     Jubiläen bedeuten immer auch eine Zäsur, denn man kommt bei den
     Feierlichkeiten nicht umhin, zum einen auf Anfänge zurückzuschauen,                     04      TITELTHEMA NEPHROLOGIE
     zum anderen in die Zukunft zu blicken. Natürlich gibt es auch die                               25 Jahre Nephrologisches
     Quantensprünge, zum Beispiel bei der Anschaffung imposanter neuer                               Schwerpunktzentrum am HJK
     Medizintechnik, an denen man punktuell Entwicklung ganz deutlich
     miterlebt. Aber eigentlich geschieht sie größtenteils „nebenbei“, mal                   08      NEUROLOGIE
     hier, mal dort in kleinen Schritten. Dann ist man ganz überrascht, was                          Neue Telestroke-Unit: Beim Schlaganfall
     sich da alles so geändert und sich den Erfordernissen angepasst hat im                          spielt der Zeitfaktor eine zentrale Rolle
     Laufe der Zeit. Insofern gehört auch der Blick in die Zukunft dazu: Man
     weiß, dass ständig weiter Veränderung geschehen wird. Wir leben                         10      KALEIDOSKOP
     quasi aktuell im Rückblick von morgen.                                                          Schöne Anblicke – realistische Einblicke
                                                                                                     Zweierlei Bilder von der Baustelle
     In diesem Heft gibt es gleich drei bemerkenswerte Jahreszahlen in den
     Beiträgen: 25 Jahre Nephrologie, 40 Jahre Christliche Krankenhaus-                      12      WOCHENSTATION
     hilfe und 45 Jahre Dienst als Kinderkrankenschwester. Was für eine                              „Im Dienst der jüngsten Erdenbürger“
     schöne Fügung, dass damit auch drei wesentliche Säulen im Kranken-                              Agnes Gaelings nach 45 Jahren im Ruhestand
     haus repräsentiert werden: Medizin, Ehrenamt und Pflege. Freuen Sie
     sich also nicht nur auf Information, sondern auch auf ein bisschen                      14      NEUBAU
     Historie aus dem Herz-Jesu-Krankenhaus.                                                         Den Tagen mehr Leben geben:
                                                                                                     Werden Sie Spender für die Palliativstation
     Bei einem besonderen Vorhaben können Sie sogar zu den „Bauhelfern“
     gehören: Wir bitten um Spenden für unsere neue Palliativstation. Das                    16      EHRENAMT
     umfangreiche Projekt zur individuellen Versorgung und fürsorglichen                             Von der Erfüllung, für andere da zu sein:
     Betreuung für Patienten mit begrenzter Lebenserwartung stellen wir                              40 Jahre Christliche Krankenhaushilfe
     Ihnen ab Seite 14 vor.
                                                                                             18      HERZLICHST ...
     Für Ihre eigenen Projekte im neuen Jahr wünschen wir Ihnen natürlich                            „Abschied“ – die ev. Seelsorgerin
     auch viel Erfolg, eine gute Portion Glück und vor allem Gesundheit!                             Dr. Friederike Barth verlässt das HJK

     Ihre                                                                                    19      IMPRESSUM / KONTAKT

      08                                                                                     16

      Eine gute und schnelle ärztliche Versorgung bei                                        Seit der Gründung der Christlichen Kranken-
      Schlaganfällen ist nun dank Telemedizin auch für                                       haushilfe (CKH) im Herz-Jesu-Krankenhaus
      Menschen aus dem Nordosten des Kreises Waren-                                          (HJK) durch Elisabeth Wansing im Jahr 1981
      dorf sichergestellt. In der neuen Telestroke-Unit                                      haben sich die unterschiedlichsten Menschen
      kooperieren die St. Franziskus-Stiftung und das                                        in diesem Team engagiert. Zwei Dinge aber
      Josephs-Hospital Warendorf trägerübergreifend.                                         hatten und haben alle engagierten Helfer
      Seit dem 1. September versorgen die Neurologen                                         gemeinsam: Allen Ehrenamtlern ist es ein
      vom Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK) gemeinsam                                              Herzensanliegen, kranken und hilfsbedürf­
      mit den Kardiologen in Warendorf die Patientin-                                        tigen Menschen beizustehen, und allen ist
      nen und Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall.                                       der Kodex der Bescheidenheit vornehme
      Dank dieser internistisch geführten und                                                Verpflichtung. In diesem Jahr feiert die CKH
      neurologisch unterstützten Telestroke-Unit                                             am Herz-Jesu-Krankenhaus ihr 40-jähriges
      werden auch die Patienten in dieser Region                                             Bestehen. Zu diesem Anlass sprach HERZ-
      schneller einer qualifizierten Behandlung                                              SCHLAG mit der langjährigen ehemaligen
      zugeführt.                                                                             Leiterin ROSEMARIE („ROSI“) OPOLKA sowie
                                                                                             mit ihrem Nachfolger VOLKMAR BAGE.
49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
HERZSCHLAG 49 | Januar 2022                                                                                           BEMERKENSWERTES 03

                                                                  UNSERE JUBILARE UND RENTNER 2021
         Zu den schönsten Traditionen im Herz-Jesu-Krankhaus gehört der besonders feierliche Tag, an
         dem die Dienstjubilare geehrt und die neuen Rentner verabschiedet werden. Für Ulrike Peterz
         (Zentralküche) fielen die beiden Ereignisse auf besonders seltene Art zusammen: Mit der Ehrung
         für ihre 50-jährige Diensttreue wurde sie gleichzeitig in den Ruhestand verabschiedet. Auch
         dürfte es für den Ärztlichen Direktor Dr. Wolfgang Kusch, der nach dem Gottesdienst mit Seelsor-
                                                                                                                         Ob Jubilare und/oder Rentner: Allen galt der herzliche Dank des
         ger Andreas Garthaus die Ansprache beim feierlichen Beisammensein hielt, etwas Besonderes
                                                                                                                         Direktoriums und der Kollegenschaft für jahrelanges Engage-
         gewesen sein, gleich drei Missionsschwestern (Sr. Engelharda, Sr. Ursula und Sr. Ursula-Maria) in
                                                                                                                         ment, verbunden mit allen guten Wünschen für die Zukunft.
         die Rente zu verabschieden.

                                                                    DAS DIREKTORIUM LUD ZUM GRILLEN EIN
                                                                    Diese unverhoffte Hausmitteilung ließ aufhorchen: Das HJK-Team war im Juli „einfach so“ zum
                                                                    Grillen eingeladen. Da blieb die Cafeteria einfach einmal geschlossen, stattdessen durften sich alle
                                                                    bedienen lassen. Bratwurstduft erfüllte den Platz am Parkdeck, das bei eventuellem Regen auch
                                                                    Schutz geboten hätte. Die Mitarbeiter waren begeistert und ließen nicht auf sich warten. Die Kü-
                                                                    che hatte in bewährter Weise leckere Salate beigesteuert und auch den Brotkorb nicht vergessen.

V. l.: Julia Schnetgöke (Verwaltungsleitung), Magnus Engeln
(Pflegedirektor), Dr. Wolfgang Kusch (Ärztlicher Direktor), Tim                                                                          EIN HINWEIS
Richwien (Geschäftsführer) und Prof. Dr. Rüdiger Horstmann                                                                            IN EIGENER SACHE:
(Ärztlicher Direktor).
                                                                                                                             Die im Laufe der Produktionszeit
                                                                                                                            dieser Ausgabe entstandenen Fotos
                                                                                                                             wurden unter den jeweils aktuell
                                                                                                                            geltenden Corona-Hygiene-Regeln
                                                                                                                                      aufgenommen.

                                                                    SICHERHEIT VOM ERSTEN ATEMZUG AN
                                                                    Sicher vom ersten Atemzug an sind Neugeborene nur, wenn die Aufsichtsperso-
                                                                    nen auch für lebensbedrohende Alltagsfallen sensibilisiert werden. Zum Welttag
                                                                    der Patienten­sicher­heit am 17. September widmete sich das Herz-Jesu-Kranken-
Das Aktionsteam (v.l.) rund um die werdende Mutter
                                                                    haus in diesem Jahr dem Thema Geburt. Ein eigens zu diesem Anlass erstelltes
Annemarie Hülsmann (3.v.r.): Qualitätsmanagerin Daniela
                                                                    und zum Dauerverbleib be­stim­mtes Poster stellt in präganten Bildpaaren Gefahren-
Reker-Kühn, Hebamme Maja Greiner, Fachpflegeleitung
                                                                    situationen für das Baby und deren Abwendung dar. Zudem wurden Elterngespräche geführt
Manuela Wendt, Oberärztin Cornelia Menke und Geschäfts-
                                                                    und die Broschüre „Sicherheit für Neugeborene“ verteilt. Ergänzt wird die Aktion durch ein Video
führer Tim Richwien.
                                                                    zur Baby-Sicherheit auf den Social Media Kanälen des HJK.

         SR. ENGELHARDA, MSC, IN DEN RUHESTAND VERABSCHIEDET
                 Dieser Moment fiel allen schwer: Sr.               und Stolz wahrgenommen. Sie sorgte unzähli-
                  Engelharda verabschiedete sich nach               ge Male dafür, dass es nicht nur in den
                   53 Jahren Tätigkeit im Herz-Jesu-                Konferenzräumen an nichts mangelte, was
                   Krankenhaus in den Ruhestand. Wie                Leib und Seele zusammenhält, sie hatte auch
                  sie in ihren Abschiedsworten aus-                 immer Zeit und ein offenes Ohr für die Belange
                führte, hat sie ihren Dienst immer gern             ihrer Mitmenschen. Sr. Engelharda (von Kolle-
         getan und große Erfüllung darin gefunden.                  ginnen und Kollegen oft auch liebevoll
         1968 kam die Herz-Jesu-Schwester Engelharda                „Engelchen“ genannt) wurde zu einem jener
         ans Hiltruper Krankenhaus: Die Bergmanns-                  guten Geister, die auch für Patienten den
         tochter aus dem Ruhrgebiet hatte gerade ihr                Krankenhaus-Aufenthalt mit Lichtblicken ver-
         Noviziat beendet und sollte die Teeküche der               sehen. Nicht nur die Tür zu ihrer Teeküche
         inneren Frauen-Station betreuen. Seitdem hat               stand immer offen, auch ihr Herz.
         sie mehrfach ihren Einsatzort gewechselt                   Angesichts solch eines langen und intensiven
         wann immer Bedarf war, jeden Umbau erlebt,                 Wirkens für das Herz-Jesu-Krankenhaus war          mit vielen schönen Erinnerungen an alte Zei-
         viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kom-                der Dank des Direktoriums bei der Geschenk-        ten, die ihr Leben erfüllt haben. Einen Trost
         men und gehen gesehen, jede Weiter­       ent­
                                                      -             übergabe mit vielen Worten des Respekts            gibt es, denn dem Studiowellenteam bleibt sie
         wicklung in „ihrem“ Krankenhaus mit Freude                 verbunden. Sr. Engelharda geht, wie sie sagte,     weiterhin erhalten.
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04   TITELTHEMA NEPHROLOGIE

                                 Wenn die Nieren
                                     versagen …
                            25 Jahre Nephrologisches Schwerpunkt-
                                zentrum am Herz-Jesu-Krankenhaus

     Vor 25 Jahren entstand am Herz-Jesu-Krankenhaus das Nephrologische Schwer-
     punktzentrum. Alles dreht sich hier um Erkrankungen der Niere und den Blut-
     hochdruck. Alles, was nicht operiert werden muss, konkretisiert DR. WOLFGANG
     CLASEN. Das ist dann Sache der Urologen. Nephrologen sind für die Diagnostik
     und möglichst frühzeitige Behandlung der Nieren und Hochdruckerkrankungen
     zuständig. Im Ernstfall ersetzen sie die Nierenfunktion durch die Dialyse. Sie hel-
     fen so, Leben und Lebensqualität zu erhalten. Rund 100.000 Menschen sind in
     Deutschland auf ein Nierenersatzverfahren angewiesen.                                                Eine Routineuntersuchung ist in der Nephrologie-
                                                                                                          Abteilung die bildgebende Sonografie.
     Für die Nierensteine sind die Urologen zuständig, fügt der Chefarzt augenzwinkernd hinzu, be-        Assistenzarzt Dr. Christian von Kölln überprüft mit
     tont aber – wieder ganz ernst – die wichtige und effektive Zusammenarbeit mit den operativ           der besser als Ultraschall bekannten Methode die
     tätigen Kolleginnen und Kollegen der Schwerpunktklinik Urologie im Herz-Jesu-Krankenhaus             Nieren eines Patienten.
     (HJK), wenn es um Harnwegsinfektion, Nierensteinleiden, Tumoren oder Abflussstörungen der
     Harnwege geht.
                                                                                                         HJK WAR DIALYSE-PIONIER
     Das silberne Jubiläum der Nephrologie – am 11. September mit einem wissenschaftlichen Sym-          Im kommenden Jahr kann das HJK ein weite-
     posium und namhaften Referenten in der Stadthalle Hiltrup gebührend begangen – ist eng mit          res Jubiläum begehen. 2022 ist es 50 Jahre her,
     dem Namen Wolfgang Clasen verbunden. Er hat den Bereich Nephrologie aufgebaut und bis               dass eine Blutwäsche hier erstmals zum Ein-
     heute zum überregional etablierten Zentrum weiterentwickelt. 1989 wechselte Clasen von Aa-          satz kam. „Damals war das Herz-Jesu-
     chen als Oberarzt an das Herz-Jesu-Krankenhaus (HJK) in Hiltrup. Dann bot sich für ihn im Mai       Krankenhaus ein Pionier in der Dialyse“, be-
     1996 die Gelegenheit, die neu gegründeten Fachabteilung zu übernehmen. Seitdem ist er einer         tont Clasen. Es bot als eines der ersten
     der beiden Chefärzte der Klinik für Innere Medizin und in dieser Funktion federführend zustän-      Krankenhäuser in Norddeutschland diese Be-
     dig für die Nephrologie und das Dialysezentrum. „Ich bin sehr gerne hiergeblieben“, blickt der      handlung an. 1972 startete alles bescheiden
     Mediziner zurück. Er habe in dieser Zeit viel gestalten können. „Der beste Lohn für mich und mein   mit zwei Räumen. Der Flur davor diente in der
     Team sind sehr viele sehr dankbare Patienten.“                                                      Anfangszeit gleichzeitig als Umkleideraum,
                                                                                                         Schwesternzimmer und Besprechungsraum…

                                                                                     Ein Bild aus den    Seitdem hat sich viel getan. „Ich durfte den
                                                                                     Anfängen der        Neubau mitplanen“, ist Dr. Clasen dankbar,
                                                                                     Nephrologie am      dass er dazu beitragen konnte, „eine patiente-
                                                                                     Herz-Jesu-          norientierte Einrichtung“ voranzubringen. Ein
                                                                                     Krankenhaus:        Beispiel ist der für den Neubau angelegte
                                                                                     Die Dialyse-        Brunnen im Innenhof. Denn Luftfeuchtigkeit
                                                                                     Station in den      bedeutet ein Stück Lebensqualität für Dialyse-
                                                                                     80er Jahren.        patienten, die wegen fehlender Urinaus­      -
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HERZSCHLAG 49 | Januar 2022                                                                           TITELTHEMA NEPHROLOGIE 05

„Das gewählte Dialyseverfahren
muss in das individuelle Leben
passen“ DR. WOLFGANG CLASEN

scheidung täglich nur sehr wenig trinken dür-      landweit nutzen lediglich acht Prozent der                NACHTDIALYSE FÜR BERUFSTÄTIGE
fen. Auch der Lichttherapie-Raum trägt dazu        Patientinnen und Patienten diese Therapie-                Seit rund sechs Jahren ist am HJK zudem die
bei, denn der mit einer Niereninsuffizienz ein-    form, am Herz-Jesu-Krankenhaus sind es                    Nachtdialyse etabliert. Dafür kommen die Pa-
hergehende Juckreiz wird hier gelindert. Auch      dagegen schon rund 20 Prozent. In den Nieder-             tienten dreimal wöchentlich, verbringen hier
die Zahlen dokumentieren den Aufschwung            landen und in Skandinavien sei diese Methode              die Nacht und durchlaufen im Schlaf eine
am HJK: Wurden vor rund 30 Jahren 2.000 bis        allerdings viel stärker verbreitet, so Clasen.            achtstündige Dialyse. Dies sei besonders für
2.500 Dialysen jährlich durchgeführt, sind es                                                                Berufstätige eine attraktive Option, da sie
heute um die 16.000. Zudem versorgt das            Dieses Nierenersatzverfahren bietet eine                  tagsüber ganz normal ihrem Beruf nachgehen
Nephrologische Schwerpunktzentrum etwa             wertvolle Alternative für Patienten, die Dialyse          können. Durch die lange Entgiftungszeit kann
1.000 Patienten im Jahr stationär, etwa um         als Heimdialyse in ihr gewohntes Lebensum-                die Anzahl der notwendigen Tabletten stark
Nierengewebeproben zu entnehmen oder               feld einbinden wollen. Bei der Peritoneal­     -          reduziert werden. Hier findet der Chefarzt lo-
akute, schwere Nierenerkrankungen zu the­          dialyse wird das Blut im Körper mithilfe des              bende Worte für das zusätzliche Engagement
rapieren bis hin zur intensivmedizinischen         Bauchfells gereinigt, das ähnlich wie die Nie-            von Ärzten und Pflegekräften, die für dieses
Betreuung. In der Ambulanz für Nieren-,            ren als Filter funktioniert. Die Dialyse erfolgt          Angebot auch nachts arbeiten müssen. „Alle
Hochdruck- und Herz/Kreislauferkrankungen          dabei über einen Zeitraum, der weitgehend                 im Team haben mitgezogen.“ Dies sei neben
werden die Weichen durch Früherkennung             der normalen Funktionszeit der Nieren ent-                dem Neubau sicherlich ein Meilenstein in der
gestellt. Alle heute möglichen Therapieverfah-     spricht.                                                  Behandlung von Dialyse-Patienten gewesen,
ren können so je nach Schweregrad ambulant                                                                   betont Clasen.
oder stationär behandelt werden.

SCHONENDE BAUCHFELLDIALYSE
Neben der bekannten Hämodialyse (Blutwä-
sche), bei der Patienten in der Regel dreimal
wöchentlich für vier bis sechs Stunden in der
Klinik an die Dialysegeräte angeschlossen
werden, führte Dr. Clasen am HJK als Behand-
lungsschwerpunkt die Bauchfelldialyse ein
– medizinisch Peritonealdialyse genannt. Über
einen fest im Körper verankerten Silikon-
schlauch, den die Chirurgen einsetzen, wird
bei dieser Methode eine Spüllösung in den
Bauchraum eingebracht. Diese fließt nach ei-
niger Zeit samt den Giftstoffen wieder ab und
wird durch eine neue Dialyselösung ersetzt.
Mit dieser „sehr schonenden“ Behandlungs-           Die Bauchfelldialyse ist ein Behandlungschwerpunkt der Nephrologie am Herz-Jesu-Krankenhaus. Michael
form erreiche man eine kontinuierliche              Ellebracht (li.), pflegerische Leitung Dialyse-Abteilung, arbeitet hier seinen Kollegen, den Fachkrankenpfleger
Blutwäsche rund um die Uhr. „Der Patient be-        Martin Abeln, in die Funktionen und Hygienevorgaben des Gerätes ein, das den Patientinnen und Patienten zu
kommt durch die kontinuierliche Entgiftung          Hause dank einer kontinuierlichen Entgiftung viele Freiheiten beschert.
der Bauchfelldialyse viele Freiheiten.“ Deutsch­
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06   TITELTHEMA NEPHROLOGIE

              Visite auf der Dialyse-Station bei Patientin
                 Ursula Siemers-Nowak. Dabei sind (v. li.)
               Abteilungs­pflegeleiter Michael Ellebracht,
                  Chefarzt Dr. Wolfgang Clasen, Oberarzt
          Dr. Matthias Masla, Gesundheits- und Kranken­
                       pflegerin Olga Stern und Oberarzt
                                        Dr. Martin Loyen.

                                                             Als weiteren wichtigen Schritt wertet er die        kümmert sich ein erfahrenes medizinisches
     DREI MÖGLICH-                                           Entscheidung der Kassenärztlichen Vereini-          Team von Nephrologen, Internisten, nephrolo-

     KEITEN DER                                              gung und den Krankenkassen, die Nephrologie
                                                             im Herz-Jesu-Krankenhaus direkt für Kassen-
                                                                                                                 gischen Fachschwestern und Fachpflegern
                                                                                                                 sowie Diabetologen, Diabetesberatern und
     BEHANDLUNG                                              patienten anbieten zu können. Mit Über­      -      Diätassistenten um die Patientinnen und Pati-
                                                             weisung durch einen behandelnden Arzt oder          enten.
     Es gibt drei Möglichkeiten, eine Erkran-                direkt mit ihrer Versichertenkarte können sie
     kung der Nieren zu behandeln. Die Dialyse               direkt zur Untersuchung ins Nephrologische          LEBEN RETTEN MIT ORGANSPENDE
     als Blutwäsche wird dreimal wöchentlich                 Schwerpunktzentrum kommen. Für die Früh-            Als eine weitere mögliche Lösung in der The­
     für vier bis acht Stunden im Zentrum                    erkennung und die Prävention ist dies von           rapie bleibt schließlich noch die Nieren­­    -
     durchgeführt. Eine zweite Möglichkeit ist               großem Vorteil. Denn grundsätzlich gilt: Je         trans­plantation. Manchmal ist dies die einzige
     die Bauchfelldialyse als Heimdialyseform.               eher eine genaue Diagnose gestellt wird, desto      Option, die noch helfen kann. Ein postmortal
     Dritte Option ist eine Transplantation.                 besser kann der Krankheitsverlauf positiv be-       entnommenes Spenderorgan zu bekommen,
     Über alle Möglichkeiten und die individu-               einflusst werden. In vielen Fällen geschieht        ist allerdings nicht einfach. Derzeit müssen
     ell passende Therapieform informieren die               dies ambulant und in Kooperation mit den            Betroffene durchschnittlich knapp acht Jahre
     Mediziner am Nephrologisches Schwer-                    Hausärzten.                                         auf eine Niere warten. Die Spendenbereit-
     punktzentrum des Herz-Jesu-Kranken-                                                                         schaft in Deutschland nimmt ab, beklagt Dr.
     hauses die Patientinnen und Patienten                   NIEREN SIND                                         Clasen, verbunden mit einem deutlichen Ap-
     natürlich ausführlich, wenn die Diagnose                HOCHLEISTUNGSORGANE                                 pell: „Ich lege allen die Bereitschaft zur
     eine Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)                Aber trotz aller medizinischen Fortschritte         Organspende ans Herz, um damit Leben zu
     aufzeigt.                                               stellt Dr. Wolfgang Clasen eines klar. „Die Blut-   retten.“ Jede vierte Spende ist heute übrigens
                                                             wäsche kann nie so gut sein wie die normale         eine Lebendspende, oft von Eltern oder Ehe-
                                                             Nierenfunktion.“ Denn die Nieren sind wahre         partnern. In der Transplantationssprechstunde
                                                             Hochleistungsorgane, die den Körper ein Le-         des Nephrologischen Schwerpunktzentrums
                                                             ben lang entwässern und entgiften, den Blut­-       erfahren Betroffene und Angehörige von den
                                                             druck regulieren und dazu noch die Herz­            Fachmedizinern alles über diesen Eingriff. Sta-
                                                             tätigkeit, den Knochenstoffwechsel und die          tistiken zeigen, dass die Erfolgsaussichten
                                                             Blutbildung steuern. Bei einer Erkrankung der       einer Nierentransplantation durchaus gut
                                                             Nieren sei es immer eine individuelle Ent-          sind. Weit mehr als 90 Prozent der Transplan-
                                                             scheidung, welches Therapieverfahren das            tate funktionieren nach Ablauf des ersten
                                                             Beste ist. Schließlich bedeutet die Dialyse für     Jahres. Auch wächst die Zahl der noch nach
                                                             die Betroffenen immer eine Einschränkung,           Jahrzehnten funktionierenden Organe stetig.
                                                             die den Alltag prägt. „Das gewählte Dialysever-
                                                             fahren muss in das individuelle Leben passen.“      Im Fall einer zusätzlichen Diabeteserkran-
                                                             Ziel sollte jedenfalls die berufliche und soziale   kung kommt auch eine kombinierte Nieren-
                                                             Rehabilitation sein, fügt der Mediziner hinzu.      und Bauspeicheldrüsentransplantation in
                                                                                                                 Betracht. Auch auf diese Operation bereitet
                                                             Neben der besten medizinischen Behandlung           das Team der Nephrologie die Patienten vor
                                                             und Versorgung ist es dem Team des Nephro-          und übernimmt die Nachsorge. Bei allen
                                                             logischen Schwerpunktzentrums ein Anliegen,         Transplantationen besteht eine enge Koope-
                                                             den Patienten eine angenehme Atmosphäre             ration mit den Transplantationszentren
                                                             zu bieten. In den modern ausgestatteten Be-         Münster und Bochum.
                                                             handlungsräumen im Herz-Jesu-Krankenhaus
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„Ich lege allen die Bereitschaft
zur Organspende ans Herz, um
damit Leben zu retten.“
DR. WOLFGANG CLASEN

DAS BLUTHOCHDRUCKZENTRUM
Zum Nephrologischen Schwerpunktzentrum
gehört auch das von der Deutschen Hoch-
druckliga zertifizierte Bluthochdruckzentrum
mit Ambulanz und im Bedarfsfall auch mit
stationärer Versorgung. Dr. Clasen verdeutlicht
die Verbindung zur Niere mit einem Blick auf
„die uralte Weisheit der Psalmen“. Dort hieß es
schon vor Jahrtausenden „Prüfe mich auf Herz
und Nieren“. Das Herz produziert den Blut-
druck, mit dem die Niere arbeitet. Auf der
anderen Seite steuert die Niere mit Hilfe von
Hormonen, wie viel Blutdruck das Herz er-
zeugt, erklärt der Mediziner. Beide Organe
bilden also ein System und arbeiten – ebenso

                                                   Teambesprechung im Nephrologischen Schwerpunktzentrum des Herz-Jesu-Krankenhauses:
                                                   Chefarzt Dr. Wolfgang Clasen (mi.) mit (v. li.) Oberarzt Dr. Martin Loyen, Pflegeleiter Michael Ellebracht,
   FRÜHERKENNUNG                                   Oberarzt Dr. Matthias Masla und Assistenzarzt Dr. Christian von Kölln.

   IST WICHTIG
                                                  wie Kardiologen und Nephrologen es tun – als               wicklungen von Medikamenten und Behand­-
   Drei Punkte sind wichtig, wenn es um           Einheit eng zusammen. Ein Schwerpunkt im                   lungsmöglichkeiten bei genetisch bedingten
   die Früherkennung einer Nierenerkran-          Herz-Jesu-Krankenhaus ist folgerichtig das                 Erkrankungen voran. Viele von ihnen sind
   kung geht:                                     sogenannte Kardio-Renale Syndrom, also Er-                 mittlerweile heilbar. Dass heute Hormone wie

1.
                                                  krankungen, die gleichzeitig Herz und Nieren               das Blutbildungshormon Erythropoeitin und
    Ein einfacher Selbstcheck mit Blick auf       betreffen oder bei denen sich die Organe ge-               sogar fehlende Enzyme ersetzt werden kön-
         genetische Faktoren ist folgende
  FOTOS: NEUMANN                                  genseitig in ihrer Funktion beeinträchtigen.               nen, hätte sich Dr. Wolfgang Clasen vor 30
        Frage: Habe ich Blutsverwandte                                                                       Jahren noch nicht träumen lassen. So etwa bei
        mit Nierenerkrankungen oder               Bleibt Bluthochdruck, medizinisch Hypertonie               der Stoffwechselerkrankung „Morbus Fabry“,
        Bluthochdruck­problemen?                  genannt, längere Zeit unentdeckt und unbe-                 bei der ein fehlendes Enzym Herz- und Nieren-

2.
                                                  handelt, können Herz, Blutgefäße, Gehirn und               krankheiten bedingen kann. Dieses Enzym
    Einen zweiten Faktor kann der                 ebenso die Nieren Schaden nehmen. In der                   kann heute medikamentös zugeführt werden.
       Hausarzt mit einem Urintest                Spezialambulanz des HJK werden alle Hoch-                  Es gehe bei diesen Verfahren allerdings darum,
       schnell überprüfen. Gibt es hier           druckerkrankungen behandelt. Bei frühzeitiger              die Effekte zu behandeln und nicht etwa die
       Auffälligkeiten, sollten diese             Diagnose können unter anderem das Entste-                  Gene auszutauschen, macht Clasen deutlich.
       umgehend abgeklärt werden.                 hen einer Herzinsuffizienz oder eine Nieren­-

3.
                                                  schwäche schnell erkannt und kompetent                     Auch Autoimmunerkrankungen können die
    Der dritte Punkt kann im Selbstcheck          behandelt werden – auch in Kooperation mit                 Nieren angreifen. Bei rheumatischen Erkran-
       oder beim Hausarzt kontrolliert            den Hausärzten.                                            kungen etwa, welche die Nieren angreifen
       werden. Die Frage lautet: Habe ich                                                                    und zerstören können, helfen mittlerweile
       selber einen zu hohen Blutdruck?           GENETISCH BEDINGTE                                         Antikörpertherapien. Im Idealfall und bei frü-
                                                  ERKRANKUNGEN                                               her Diagnosestellung sind sogar Heilungen
                                                  Rasant schritten in den letzten Jahren die Ent-            möglich. | MICHAEL NEUMANN
49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
08    NEUROLOGIE: NEUE TELESTROKE-UNIT

                                                                  Beim Schlaganfall
                                                                  spielt der Zeitfaktor
                                                                  eine zentrale Rolle
                                                                  „Je früher, je besser!“ DR. WOLFGANG KUSCH lässt keinen Zweifel, dass der Zeit-
                                                                  faktor bei der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten bedeutend ist. „Time is
                                                                  brain“ – „Zeit ist Gehirn“. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Herz-Jesu-
                                                                  Krankenhaus betont mit dieser Kurzformel die Dringlichkeit einer schnellen Be-
                                                                  handlung. Denn: Je weniger Hirngewebe geschädigt wird, desto geringer sind
                                                                  mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen.

                                                                  Eine gute und schnelle ärztliche Versorgung       einer qualifizierten Behandlung zugeführt“,
                                                                  bei Schlaganfällen ist nun dank Telemedizin       freut sich Dr. Kusch.
                                                                  auch für Menschen aus dem Nordosten des
                                                                  Kreises Warendorf sichergestellt. In der neuen    Ein Neurologe des Hiltruper Stroke-Teams für
                                                                  Telestroke-Unit kooperieren die St. Franziskus-   Warendorf – bestehend aus fünf in der Schlag-
                                                                  Stiftung und das Josephs-Hospital Warendorf       anfallbehandlung erfahrenen Fachärztinnen
                                                                  trägerübergreifend. Seit dem 1. September ver-    und Fachärzten für Neurologie – ist rund um
                                                                  sorgen die Neurologen vom Herz-Jesu-Kran-         die Uhr erreichbar. Der Chefarzt beschreibt
                                                                  kenhaus (HJK) gemeinsam mit den Kardio­           ein Szenario: Samstag, 22 Uhr. In der Notauf-
       „Ein Schlaganfall ist
                                                                  logen in Warendorf die Patientinnen und           nahme Warendorf besteht der Verdacht auf
       genauso ein Notfall                                        Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall. „Dank    Schlaganfall. Per Video wird der Hiltruper
                                                                  dieser internistisch geführten und neuro­     -   Neu­rologe zugeschaltet und bewertet den Pa-
       wie ein Herzinfarkt.“
                                                                  lo­gisch unterstützten Telestroke-Unit werden     tienten. Arme hochhalten oder Finger bewe-
       DR. WOLFGANG KUSCH                                         auch die Patienten in dieser Region schneller     gen – unter anderem daran kann der erfahre-
                                                                                                                    ne Arzt schon viel erkennen. Parallel checkt er
                                                                                                                    die Laborwerte und Bilder der Computer­
                                                                                                                    tomografie (CT), die das Josephs-Hospital für
                                                                                                                    die Diagnose übermittelt.

                                                                                                                    ZWEI WEGE DER BEHANDLUNG
                                                                                                                    Danach trifft der Neurologe die Entscheidung
                                                                                                                    für eine effektive Akut-Therapie. Das alles soll-
                                                                                                                    te maximal 30 Minuten dauern, so Dr. Kusch.
                                                                                                                    Bei der sogenannten Thrombolyse verabreicht
                                                                                                                    ein Arzt in Warendorf nach Anweisungen aus
                                                                                                                    Hiltrup intravenös Medikamente, um Blutge-
                                                                                                                    rinnsel aufzulösen und die Normalisierung
                                                                                                                    der Durchblutung des Gehirns zu erreichen.
                                                                                                                    Offenbaren die CT-Aufnahmen einen großen
       Wöchentliche Besprechung zur neuen Telestroke-Unit:                                                          Verschluss in den Blutgefäßen, ist eine Throm-
Dr. Wolfgang Kusch (li.), Chefarzt der Klinik für Neurologie im                                                     bolyse alleine nicht ausreichend und eine zu-
Herz-Jesu-Krankenhaus, tauscht sich gerade in der Startphase                                                        sätzliche mechanische Behandlung mittels
 regelmäßig mit dem Warendorfer Team aus, (v.li.) Mahmoud                                                           Katheter wird nötig. Für diesen Thrombek­
  Teleb, Dr. Jakob Kreczi und Dr. Laura Wendland. Sie alle sind                                                     tomie genannten Eingriff steht rund um die
Fachärzte für Neurologie und Oberärzte am Josephs-Hospital.                                                         Uhr ein spezialisiertes neuroradiologisches
                                                                                                                    und anästhesiologisches Team am Herz-Jesu-
49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
HERZSCHLAG 49 | Januar 2022                                                        NEUROLOGIE: NEUE TELESTROKE-UNIT 09

                                                           VERSORGUNGSLÜCKE GESCHLOSSEN
                                                           Die Initiative zum Aufbau und Betrieb einer Einheit zur Versorgung von Schlaganfallpatienten
                                                           im Josephs-Hospital Warendorf mittels telemedizinischer Expertise kam von NRW-Gesund-
                                                           heitsminister Karl-Josef Laumann. Als Gast der 175-Jahrfeier der eigenständigen Stiftung
                                                           Josephs-Hospitals im Jahr 2018 brachte er die Zusage der Landesregierung zur Einrichtung
                                                           einer Stroke-Unit mit. Kooperationspartner wurde das Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup.

                                                           Seit September verfügt das Josephs-Hospital über eine Einheit zur Akutbehandlung von
                                                           Schlaganfallpatienten, die nun nicht mehr in weiter entfernte neurologische Fachkliniken
                                                           verbracht werden müssen. Die vorher eher schwierige Versorgungssituation mit weiten We-
Dieses Bild einer Computertomografie zeigt eine            gen im nordöstlichen Teil des Kreises Warendorf endete, die geografische Lücke in der an-
Stenose (Engstelle) der mit dem Pfeil gekennzeichne-       sonsten exzellenten Versorgung von Schlaganfallpatienten im Münsterland ist geschlossen.
ten Arterie im Gehirn. Bei einer solchen Angiographie
werden die Gefäße mit Kontrastmittel gefüllt.

Kran­ken­
        haus bereit, um das Blutgerinnsel
mechanisch zu entfernen. Die Thrombolyse
beginnt im Regelfall schon in Warendorf und
wird während des Transportes nach Hiltrup
fortgeführt.

ÜBERREGIONAL ZERTIFIZIERT
Federführend betreut Chefarzt Dr. Wolfgang
Kusch das neue Kooperationsprojekt seit den
ersten Gesprächen im Sommer 2018. Neben
dem Uni-Klinikum Münster ist das HJK als
einziges weiteres Krankenhaus in der Region
                                                           Bei der wöchentlichen Besprechung zur neuen Telestroke-Unit tauscht sich Dr. Wolfgang Kusch (2. v. re.li.),
als überregionale Stroke-Unit zertifiziert. Seit
                                                         Chefarzt der Klinik für Neurologie im Herz-Jesu-Krankenhaus, gerade in der Startphase regelmäßig mit dem
2019 werden im HJK Thrombektomien durch-
                                                             Warendorfer Team aus, (v.li.) Dr. Laura Wendland, Mahmoud Teleb und Dr. Jakob Kreczi und. Sie alle sind
geführt, schon 2007 erfolgte eine Zertifizie-
                                                                                                       Fachärzte für Neurologie und Oberärzte am Josephs-Hospital.
rung als regionale Stroke Unit. Diese langjäh-
rige Spezialisierung und die über die Jahre
entwickelte hohe Expertise von Ärzten mit               tes Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physio-              90 Prozent und es sollte direkt die Notrufnum-
entsprechenden Zertifikaten sei wichtig, be-            und Ergotherapeuten sowie Logopäden zur                  mer 112 gewählt werden, appelliert der Medi-
tont der Mediziner. „Ein Thrombektomie-                 Seite.                                                   ziner. „Ein Schlaganfall ist genauso ein Notfall
Eingriff ist nicht ganz ungefährlich. Die Neuro-                                                                 wie ein Herzinfarkt.“
radiologen gehen mit dem Katheter in die                F A S T: EIN EINFACHER TEST
feinsten Gefäße.“ Auch die für die Stroke-Unit          In etwa 80 Prozent der Fälle ist eine Mangel-            DIE HÄUFIGSTEN RISIKOFAKTOREN
genutzte Video-Technik ist im HJK bestens               durchblutung mit daraus folgendem Sauer-                 Das Zeitfenster für eine Thrombolyse sollte so
etabliert, kommt sie doch seit über zehn Jah-           stoffmangel im Gehirn verantwortlich für den             kurz wie möglich sein, sechs Stunden aber in
ren in der ambulanten Parkinson-Therapie                Schlaganfall. In 20 Prozent der Fälle platzt ein         der Regel nicht überschreiten. Je schneller die
zum Einsatz.                                            Gefäß. Die resultierende Einblutung drückt im            Thrombolyse beginnt, desto mehr Hirnge­webe
                                                        Gehirn auf Zellen und zerstört diese. Die Sym-           kann gerettet werden, so der Chefarzt. Die
INTERDISZIPLINÄRES TEAM                                ptome seien allerdings dieselben, erläutert              möglichen Behinderungen nach einem Schlag-
Von den rund 1.400 möglichen Verdachtsfäl-              Kusch. Aus diesem Grund komme nach der                   anfall können von Sprachstörungen, Lähmun-
len jährlich bleiben immerhin noch etwa                 ersten Diagnose immer die CT-Bildgebung                  gen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörun-
1.000 für eine nähere Untersuchung, erklärt             zum Einsatz. Mit dem einfachen Test „FAST“               gen bis zur Berufsunfähigkeit reichen. Auch
Dr. Kusch. In der Stroke-Unit am HJK stehen             (Face Arm Speech-Test, also Gesicht Arm                  Inkontinenz oder Schluckstörungen können
zehn Monitorbetten für die Betreuung in der             Sprach-Test) können auch Laien und Ret-                  auftreten. Bei den Risikofaktoren steht Blut-
Akutphase des Schlaganfalls zur Verfügung.              tungspersonal erkennen, ob ein Schlaganfall              hochdruck an erster Stelle. Es folgen erhöhte
Kontinuierlich werden hier Blutdruck, Puls,             vorliegen könnte. Erkennbare Symptome                    Cholesterinwerte und Diabetes mellitus. Ne-
Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung, Körper-              können ein hängender Mundwinkel, ebenso                  ben Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörun-
temperatur, Blutzuckerspiegel und Flüssig-              Sprachstörungen wie undeutliche Artikulati-              gen) erhöhen auch Rauchen und Alkoholkon-
keitshaushalt überwacht. Die bestmögliche              on, Wortsalat oder Wortfindungsstörungen                 sum das Schlaganfall-Risiko. Während gene­-
Versorgung der Schlaganfallpatienten benö­              sein. Hebt der Betroffene beide Arme und ein             tische Faktoren selbstredend nicht beeinfluss-
tigt eine optimale interdisziplinäre Zusam-            Arm sackt ab, ist dies ebenfalls ein Signal. Tritt       bar sind, können und müssen die anderen Fak-
menarbeit, betont der Chefarzt. Im HJK steht            eines dieser drei Symptome auf, liegt die                toren angegangen werden“, sagt Dr. Kusch.
den Patienten deshalb ein besonders geschul-            Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall bei            I MICHAEL NEUMANN
49 MAGAZIN | Januar 2022 HERZSCHLAG - Jubiläum 25 Jahre Nephrologisches Schwerpunktzentrum am HJK Neurologie Neue Telestroke-Unit Ehrenamt 40 ...
10   KALEIDOSKOP

                       Malerisch schöne
                               Anblicke –
                 realistisch interessante
                                 Einblicke
     Zweierlei   Wie wir Ihnen in der vorhergehenden Herzschlag-Ausgabe berichtet haben, betraf eine unse-
                 rer Umbaumaßnahmen den Bereich Stroke Unit (übersetzt: Schlaganfall-Einheit). Zur

Bilder von der   Erinnerung oder als Erklärung für unsere neuen Leser: Hier entstand ein neues IMC-Segment.
                 Die Abkürzung „IMC“ steht für „Immediate Care“ und löst allmählich den vielen Menschen

     Baustelle   noch geläufigeren Begriff „Observationsstation“ ab. Nach dem Umbau wird die Stroke Unit
                 nun dauerhaft mit zehn Betten betrieben, gleichzeitig stehen acht IMC-Bettenplätze zur Verfü-
                 gung.

                 „Bauzäune“ sind auch beziehungsweise gerade im Krankenhaus notwendig, will man Men-
                 schen, Geräte und Mobiliar doch vor Staub, Schutt und – so gut es geht – vor Geräuschen
                 schützen.
                 Schön ist so eine Wand ja nun wirklich nicht, deshalb haben wir uns sehr gefreut, dass die
                 städtische KINDERTAGESSTÄTTE BURGWALL unserem Aufruf zur Malaktion gefolgt ist. Wir
                 erhielten viele schöne Bilder zum Thema „Krankenhaus“, so abwechslungsreich an Motiven und
                 Darstellungsstil wie die Persönlichkeiten der jungen Künstler selbst. Die Bilder stellen zum Bei-
                 spiel den Aufbau eines Krankenhauses dar, die Patientenversorgung oder auch Rettungswagen
                 – der Kreativität waren da keine Grenzen gesetzt. Selbstverständlich erhielten die fleißigen
                 Teilnehmer eine vergleichbar bunte Mischung Süßes als Belohnung.

                 Aber ganz ehrlich: Auch die „Bilder“ – besser ausgedrückt: Impressionen – von so einer Baustelle
                 sind natürlich einmalig. So hat man (s)ein Krankenhaus ja nie gesehen. Deshalb wollen wir Ihnen
                 diese Eindrücke auch nicht vorenthalten und zeigen Ihnen hier auch, was der zur Galerie verschö-
                 nerte Bauzaun verdeckte. Viel Vergnügen mit dem Bilderbogen. | KLAUDIA MALESKA
HERZSCHLAG 49 | Januar 2022   KALEIDOSKOP 11
12   WOCHENSTATION

                                                              Im Dienst der
                                                              jüngsten Erdenbürger
                                                              Etliche Mütter und Väter von Babys, die im Herz-Jesu-Krankenhaus geboren sind,
     Die Vertreter des Direktoriums (v. l.) Geschäftsführer
                                                              hat Kinderkrankenschwester Agnes Gaelings einst auch schon gewickelt: Kein
Tim Richwien, Ärztlicher Direktor Dr. Wolfgang Kusch und
                                                              Wunder, denn in ihren 45 Dienstjahren auf der Säuglingsstation sind dort rund
   Pflegedirektor Magnus Engeln verabschiedeten Agnes
                                                              28.000 kleine Menschen auf die Welt gekommen. Nun wurde die Stationsleiterin
      Gaelings mit Worten des Dankes und des Respekts.
                                                              in den Ruhestand verabschiedet und weiß genau, was sie am meisten vermissen
Besonderer Gast war ihre Vorgängerin Sr. Radegund, msc.
                                                              wird: „Meine Babys“.

      Kinderkrankenschwester                                  Dass sie ihr ganzes Berufsleben – nach der Aus-      Doch zurück zur integrativen Pflege: „2001
                                                              bildung im St.-Franziskus-Hospital – im Hiltru-      sind wir wieder umgezogen, nachdem die
      AGNES GAELINGS ging                                     per Krankenhaus verbringen würde, ahnte sie          Baby- und die Wöchnerinnen-Stationen zu-
                                                              natürlich nicht, als sie am 1. April 1976 ihren      sammengelegt waren, nur noch Zweibett-
             in den Ruhestand                                 Dienst im Neugeborenen-Zimmer begann. Be-            Zim­mer angeboten wurden und nun Kranken-
                                                              reits drei Jahre später trug man ihr die stellver-   schwestern und Kinderkrankenschwestern zu
                                                              tretende Leitung an, in den vergangenen 16           einem neuen Team zusammenwuchsen.“
                                                              Jahren war sie verantwortliche Stationsleite-        Heute findet die Betreuung von Mutter und
                                                              rin. „Wir im Team hier hatten immer ein gutes        Kind überwiegend auf den Zimmern statt. So
                                                              Verhältnis untereinander“, so erinnert sich          war in den langen Berufsjahren vieles immer
                                                              Agnes Gaelings gerne an Geburtstags- und             wieder im Fluss: „SCHWESTER RADEGUND
                                                              Weihnachtsfeiern, aber auch an die guten             etwa, unsere ja beinahe legendäre und weit­
                                                              Kontakte zum Beispiel mit Physiotherapeuten          bekannte Stationsleiterin bis zu ihrem Ruhe­-
                                                              oder den Mitarbeitenden aus dem Labor.               stand im Jahr 2000, war ein regelrechter Fan

                                                              Ein wichtiger Einschnitt fand im Jahr 2000
       Die junge Säuglingsschwester Agnes präsentiert                                                               Drillinge zeigen Schwester Agnes (l), Ordens-
                                                              statt: „Wir sind damals aus den alten Räumen
       ein Neugeborenes - vor dem Scheiben-Vorhang,                                                                 schwester Radegund und zwei Kolleginnen auf
                                                              ausgezogen, als die Säuglingsstation umge-
       den sie selbst genäht hatte. FOTO: PRIVAT                                                                    diesem Erinnerungs-Foto. FOTO: PRIVAT
                                                              baut wurde für die ,integrative Pflege‘“. Vorher
                                                              wurden allein die Babys betreut im Säuglings-
                                                              zimmer hinter der berühmten „Scheibe“, durch
                                                              die viele Jahre lang Väter, Großeltern und Ge-
                                                              schwister die Neugeborenen nur auf den
                                                              Armen der Säuglingsschwestern bestaunen
                                                              durften. Dies übrigens nach dem Wegziehen
                                                              eines hübschen Vorhangs, den Agnes Gaelings
                                                              damals in Eigenarbeit genäht hatte. „Ich habe
                                                              immer gerne gebastelt und Handarbeiten ge-
                                                              macht“, finden sich auf etlichen Erinnerungs­-
                                                              fotos aus der Station Mobilés und Fenster-
                                                              schmuck aus ihrer Heimwerkstatt.
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 Viel Arbeit am Schreibtisch fiel regelmäßig
 für die Stationsleiterin Agnes Gaelings an.
 FOTO: HÄNSCHEID
                                                  – manchmal sogar via Telefon – oder mit dem
                                                  Übersetzungsprogramm auf dem Handy ge-
                                                  funden“, lacht Schwester Agnes.

                                                  Dass man in 45 Berufsjahren eigentlich schon
                                                  alle erdenklichen Situationen miterlebt und
                                                  gemeistert haben sollte, das dachte auch die
                                                  Neu-Ruheständlerin bis kurz vor dem letzten
                                                  Arbeitstag. Aber dass dann ein Baby direkt am
                                                  Eingang des Krankenhauses auf die Welt
                                                  drängte, das hatte Agnes Gaeling denn doch
                                                  nicht auf ihrer Agenda gehabt. Und so konnte
                                                  sie ihrer Nachfolgerin in der Stationsleitung,
                                                  MANUELA WENDT, auch dies gleich mit auf
der Bauchlage für Babys“, lacht Schwester Ag-     den Weg geben: „Hier ist eigentlich kein Tag
nes in Erinnerung an die heute 88-jährige         wie der andere und die Herausforderungen
Ordensfrau, die im Altenheim der Herz-Jesu-       sind immer neue“.
Schwestern in Sichtweite ihres einstigen                                                             Bereits eine längere Zeit arbeitete Schwester
Wirkungsfeldes lebt. „Sie war morgens immer       Sich nun, nach der kleinen emotionalen Ab-         Agnes (links) ihre Nachfolgerin Manuela Wendt in
die Erste und hatte die Kleinen bereits gewa-     schiedsfeier, wirklich im „Ruhestand“ wieder­-     die Aufgabenbereiche ein. FOTO: HÄNSCHEID
schen, wenn wir zum Tagesdienst kamen“.           zufinden, fällt Agnes Gaelings nicht leicht. „Es
                                                  wird erst komisch sein“, so ist sie sicher. Doch
Viele Veränderungen in der Neugeborenen-          lange aufgeschobene Reisen zu ihren zahlrei-
Betreuung hat Schwester Agnes miterlebt und       chen Geschwistern hat sie bereits geplant.
auch mitgestalten können in den viereinhalb       Und trotzdem werden ihr „ihre Kinder“ wohl
Jahrzehnten der Arbeit mit den Familien. „Mit     noch lange fehlen. Verständlich nach 45 Jah-
der integrativen Pflege haben wir auch so ge-     ren im Dienste der jüngsten Erdenbürger.
nannte Familienzimmer eingerichtet, die je        | HEIKE HÄNSCHEID
nach Verfügbarkeit unseren Müttern und ih-
ren Partnern angeboten werden“, sieht Agnes
Gaelings vor allem die Rolle der Väter gewan-
delt: „Die meisten wollen bei der Geburt dabei
sein, ihre Frauen unterstützen und gleich ihren
Nachwuchs eng mit betreuen“, freut sich die
Kinderkrankenschwester darüber. „Das hat
zum Glück auch in diesen Corona-Zeiten gut
geklappt“. Dass daneben die jungen Familien
durch die Pandemie nur wenig Besuch haben
konnten, hat für Schwester Agnes durchaus
auch einen positiven Aspekt: „Die Ruhe tut den
frischgebackenen Müttern gut und es klappt
mit dem Stillen so um einiges besser“, hat sie
beobachtet. Sprachschwierigkeiten bei Famili-
en gibt es übrigens immer mal wieder – „aber
da haben wir bisher immer noch Dolmetscher
14   NEUBAU

     Den Tagen
     mehr Leben geben
     Mit Ihrer Spende für unsere neue Palliativstation
     Es ist soweit! Als Vorreiter der palliativmedizinischen Versorgung in Münster                          die Verantwortlichen gesteckt haben und da-
     planen die Verantwortlichen im Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup den                               für bedarf es noch finanzieller Unterstützung.
     Neubau einer Palliativstation mit insgesamt zehn Betten. Die Planungsphase
     wurde bereits erfolgreich abgeschlossen, der Bauantrag ist vorbereitet.                                ZWEI PARTNER UND EIN ZIEL
                                                                                                            „Erfolg entsteht, wenn zwei sich zusammen-
     LANGJÄHRIGE ERFAHRUNG UND                           KAPAZITÄTEN UND VERSORGUNGS-                       schließen, die dasselbe Ziel haben“, dieses Zitat
     FACHLICHE EXPERTISE                                 STRUKTUR                                           von Frank Heister bringt es auf den Punkt,
     „Bereits 2007 wurde in Hiltrup mit der pallia-      Die Größe der Einzelzimmer ist so gewählt,         denn: Bereits seit 2005 gibt es den Verein der
     tivmedizinischen Versorgung von Patientin­    -     dass dort auch ein Angehöriger untergebracht       Freunde und Förderer des Herz-Jesu-Kranken-
     nen und Patienten begonnen, heute werden            werden kann. Damit ist die persönliche Nähe        hauses Münster-Hiltrup e.V. Neben der Ver­-
     jährlich rund 180 Patientinnen und Patienten        nächster Bezugspersonen „rund um die Uhr“          wendung von Mitgliedsbeiträgen akquiriert
     im Alter zwischen 30 und 95 Jahre palliativ-        möglich. „Trotz nicht ausreichender Finan­zie­-    der Verein Spenden, die dort eingesetzt wer-
     medizinisch von uns versorgt“, erklärt DR.          rungsmöglichkeit durch das Land NRW, haben         den, wo öffentliche Mittel nicht möglich sind
     WOLFGANG CLASEN, ärztlicher Leiter der              wir uns für den Neubau unserer Palliativ­      -   bzw. nicht ausreichen. Dank des Engagements
     Palliativstation. Damit verfügen er und das         sta­tion entschieden. Diese Entscheidung führt     des Fördervereins konnte so bereits eine sechs-
     multiprofessionelle Team, welches sich ge-          auch dazu, dass sich die bisherigen Betten­        stellige Summe für die geplante Palliativstation
     meinsam um die Behandlung der Patientinnen          kapazitäten von sechs auf zehn Zimmer              zusammengetragen werden.
     und Patienten kümmert, über langjährige             ausweiten“, freut sich TIM RICHWIEN, Ge-           Mit dem Sonderkonto „Palliativ“ verfügt das
     Erfahrung. Davon profitieren Betroffene und         schäfts­führer des Herz-Jesu-Krankenhauses         Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup jetzt
     ihre Angehörigen aus dem gesamten Müns-             Münster-Hiltrup und hebt hervor: „Damit ver-       zudem über ein eigenes Konto, auf das Spen-
     terland. Sie alle vertrauen sich der fachlichen     bessert sich die palliativmedizinische Ver­sor­-   den zweckgebunden auch direkt an das Kran­-
     Expertise im Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-         gung für die Bevölkerung im Münsterland            kenhaus eingezahlt und damit zielgerichtet
     Hiltrup an, denn Sie alle leiden an einer           erheblich.“                                        verwendet werden können (die Klinik ist als
     „fortschreitenden, bereits fortgeschrittenen                                                           gemeinnützige Einrichtung berechtigt Zu­
     und unheilbaren Erkrankung mit begrenzter           FÜRSORGE UND „ZUHAUSE“                             wendungsbescheinigungen zur Vorlage beim
     Lebenserwartung und erheblicher Symptom-            Die zukünftige Station soll den Palliativpatien-   Finanzamt auszustellen).
     last“ (Definition WHO).                             tinnen und -patienten ein ruhiges, für­    sorg­
                                                                                                        -
                                                         liches und – soweit das möglich ist – familiäres   DAS MUSS UND DAS MEHR
     UMHÜLLUNG UND SCHUTZ                                Zuhause bieten. „Wir möchten unseren Patien-       „Um unserem gemeinsamen Projekt noch
     Abgeleitet vom lateinischen Wort „Pallium“ (=       tinnen und Patienten alle uns zur Verfügung        mehr Anschub zu geben, haben wir uns ent-
     Mantel), sollen sich die Palliativpatientinnen      stehenden Möglichkeiten bieten, damit sie die      schieden dafür Personal bereitzustellen und
     und -patienten „umhüllt und geschützt“ füh-         verbleibende Lebenszeit so selbstbestimmt          mit unserem Anliegen offensiv in die Öffent-
     len. Neben der Behandlung von Symptomen             und intensiv wie möglich erleben können“, so       lichkeit zu gehen“, erklärt Tim Richwien. Mit
     wie z.B. Schmerzen, Angst oder körperliche          ELKE BERTELS-JANETT, pflegerische Leiterin         MONIKA KLEINGRÄBER-NIERMANN, Refe-
     Schwäche umfasst dieser „Mantel“ auch eine          der Palliativstation. Zur Ausstattung der neu-     rentin der Geschäftsführung verfügt das
     ganz auf den Patienten ausgerichtete, individu-     en Palliativstation gehören Dinge, die Freude      Herz-Jesu-Krankenhaus nunmehr über eine
     elle Pfle­ge und sehr besondere räumliche Un­-      bereiten, Menschen, die Geborgenheit geben,        direkte Ansprechpartnerin, die sich als Vor-
     ter­­brin­gung. Und genau eine solche wird es zu-   und natürlich auch eine räumliche Ausstat-         standsmitglied im Verein der Freunde und
     künftig in deutlich verbesserter Form im Herz-      tung, die sich auf die Wünsche jedes Einzelnen     Förderer des Herz-Jesu-Krankenhauses e.V.
     Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup geben.             hin ausrichtet. Genau das ist das Ziel, das sich   engagiert und parallel dazu als Mitarbeiterin
HERZSCHLAG 49 | Januar 2022                                                                                                     NEUBAU 15

  SPENDENHILFE
  Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende für unsere neue Palliativstation:

  Herz-Jesu-Krankenhaus Münster-Hiltrup          Verein der Freunde und Förderer
  DKM Darlehnskasse Münster eG                   des Herz-Jesu-Krankenhauses Münster-Hiltrup e.V.
  Sonderkonto „Palliativ“                        DKM Darlehnskasse Münster eG
  DE43 4006 0265 0003 0779 06                    Stichwort: „Palliativstation“
  BIC GENODEM1DKM                                DE96 4006 0265 0000 9996 00
                                                 BIC GENODEM1DKM

im Herz-Jesu-Krankenhaus auch das Thema          DAS IST UND DAS SOLL
„Fundraising“ besetzt. „Ich stehe im engen       Während sich die jetzige Palliativstation in ehemaligen Räumlichkeiten der Missionsschwestern
Kontakt mit den Verantwortlichen im              befindet, wird die zukünftige Station neu gebaut. Sie wird oberhalb des ehemaligen Ärztehauses
ST. BERNHARD-HOSPITAL KAMP-LINTFORT,             errichtet und wird sich mit ihrem zukünftigen Standort räumlich von den anderen Stationen
eine Klinik die ebenfalls zur St. Franziskus-    abgrenzen. Patienten, Angehörige und Gäste haben einen direkten Zugang von außen. Bei der
Stiftung Münster gehört. Auch hier wurden        gesamten Planung legen die Verantwortlichen größten Wert darauf, dass die Patientinnen und
vor einigen Jahren personelle Ressourcen für     Patienten ihre verbliebene Lebenszeit so intensiv wie möglich erleben können: Mit Dingen die
das Fundraising bereitgestellt, auch die hier    Ihnen Freude bereiten, Menschen, die Ihnen Geborgenheit geben, und mit einer Ausstattung, die
verantwortliche Person engagiert sich im Vor-    sich auf individuelle Bedürfnisse hin ausrichtet. Und genau das ist nur durch die Bereitstellung
stand des dortigen Fördervereins“, so Klein­-    von Spenden möglich.
gräber-Niermann. Auch mit dem ebenfalls in
Münster ansässigen ST. FRANZISKUS-HOSPI-         DIE FOLGENDEN BEISPIELE GEBEN EINEN EINBLICK,
TAL erfolgt ein regelmäßiger Erfahrungsaus­-     WO SPENDEN EINGESETZT WERDEN KÖNNTEN:
tausch, denn auch dort wurde in den zurück-      • Schaffung einer „geschützten“ Dachterrasse, auf der unsere Patientinnen und Patienten, ge-
liegenden Jahren ein Fundraising etabliert. Im     meinsam mit ihren Angehörigen, zu jeder Jahreszeit verweilen können. Besondere Ausstat­-
Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup ist die Refe-        tungsmerkmale, wie z.B. eine Überdachung, sollen eine ganzjährige Nutzung ermöglichen,
rentin bereits mit ihrer Arbeit gestartet:         komplett aufzuschiebende Glaselemente vom Innen- zum Außenbereich sollen zudem auch
„Aktuell entwickeln wir ein Logo, bereiten         den Aufenthalt von Liegend-/Bettpatienten ermöglichen.
Flyer, Website und soziale Medienkanäle vor      • Ausstattung des „Wohnzimmers“ mit einem großen Gemeinschaftstisch und mit einem
und sind bereits im Gespräch mit ersten Wer-       Buffet­-Angebot.
bepartnerinnen. In den nächsten Monaten          • Ausstattung des „Multifunktionsraums“ für individuelle spirituelle und seelsorgerische Ange-
möchten wir dann durch zielgerichtete Aktio-       bote und z.B. auch für die Durchführung von „Klang- und Musikreisen“.
nen Aufmerksamkeit erzielen, Vertrauen auf­-     • Personelles Angebot für z.B. Kunsttherapie, Atem-Coaching und/oder die Ausweitung der
bauen und letztendlich die so dringend not-        Stelle eines bereits im Einsatz befindlichen Musiktherapeuten.
wendigen Spenden akquirieren, denn: Die          • Anschaffung von Ausstattungsmerkmalen mit persönlichem Wohlfühlcharakter. Insbesonde-
Kosten für eine Palliativstation liegen weit       re bei Erkrankungsverläufen, die rasch fortschreitend sind und bei denen keine Verlegung des
über den vergleichbaren Kosten anderer Stati-      Patienten mehr möglich ist, möchten wir dem Betroffenen und seinen Angehörigen auf der
onen und diese Mehrkosten werden weder             Palliativstation eine individuell auf den Patienten ausgerichtete Sterbebegleitung und dadurch
von den Krankenkassen noch vom Gesetzge-           eine bestmögliche Lebensqualität bis zum Lebensende ermöglichen. Beispielhaft dafür nennen
ber gedeckt.“                                      wir das Angebot professioneller Aromatherapie.
Bereits jetzt steht die Fundraiserin von Mon-    • Hochwertige Ausstattung, die beispielsweise im Bereich der Größe der Zimmer über den nor-
tag bis Donnerstag (Rückruf) für Informationen     malen Standard hinausgeht. Dazu könnten besondere Ausstattungsmerkmale wie spezielle
und für die Beantwortung von Fragen zur Ver-       Lichtkonzepte, Holzelemente, die besondere Integration der Schlafmöglichkeiten für Angehöri-
fügung, Kontakt:                                   ge gehören.

Monika Kleingräber-Niermann                      Eine Finanzierungsmöglichkeit für die zuvor
Referentin der Geschäftsführung                  genannten Maßnahmen besteht im Gesund-
Telefon 02501-17-2123                            heitssystem nicht, auch eine Kosten­      über­
                                                                                               -
E-Mail monika.kleingraeber-niermann@             nahme durch Krankenkassen ist dafür nicht
        hjk-muenster.de.                         vorgesehen. | MONIKA KLEINGRÄBER-NIERMANN
16   EHRENAMT

     40 Jahre Christliche
     Krankenhaushilfe
     Von der Erfüllung, einfach für andere da zu sein
     Seit der Gründung der Christlichen Krankenhaushilfe (CKH) im Herz-Jesu-Kran-
     kenhaus (HJK) durch Elisabeth Wansing im Jahr 1981 haben sich die unterschied-
     lichsten Menschen in diesem Team engagiert. Zwei Dinge aber hatten und haben
     alle engagierten Helfer gemeinsam: Allen Ehrenamtlern ist es ein Herzensanlie-
     gen, kranken und hilfsbedürftigen Menschen beizustehen, und allen ist der
     Kodex der Bescheidenheit vornehme Verpflichtung. In diesem Jahr feiert die
     CKH am Herz-Jesu-Krankenhaus ihr 40-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass
     sprach HERZSCHLAG mit der langjährigen ehemaligen Leiterin ROSEMARIE
     („ROSI“) OPOLKA sowie mit ihrem Nachfolger VOLKMAR BAGE.

     RÜCKBLICK:                                                                                     Nach 20 Jahren als Stationshilfe blieb
     MIT FEINEM GESPÜR FÜR DIE PATIENTEN                                               „ROSI“ OPOLKA dem HJK weiterhin als „Grüne
     UND FÜR DIE MITGLIEDER DES CKH-TEAMS                                             Dame“ treu, von 2006 bis 2017 als Teamleiterin.

     20 Jahre war ROSI OPOLKA als Stationshilfe        Rätselheft vorbeibringen. „Kam jemand als              zum Zuhören und
     auf der Station E im HJK tätig. „Was man früher   Notfall oder war auch einsam bzw. mittel-              allein für die Pati-
     so machte“, sagt sie, „Essen verteilen, Betten    oder obdachlos, so gehörte auch das Besorgen           enten da. Außerdem
     machen, Blutdruck messen und auch Medika-         von Kleidung zu den ehrenamtlichen Tätigkei-           unterliegen wir der
     mente verteilen.“ Als sie im Jahr 2000 in Rente   ten.“ Hinzu kommen der Lotsendienst, die               Schweigepflicht.“ Gern er-
     ging, wurde ihr bewusst, dass sie eigentlich      Kurzzeitpflege in Trägerschaft der Missions-           innert sich die langjährige Leiterin der CKH im
     noch gern geblieben wäre. Als sie dann später     schwestern vom Hlst. Herzen Jesu sowie die             Herz-Jesu-Krankenhaus an die einmal im Jahr
     einmal einen Aufruf zur Gewinnung von             Patientenbücherei.                                     stattfinden Ausflüge, deren Organisation ihr
     Ehrenamtlern für die CKH am Hiltruper Kran-                                                              oblag, und an die Weiterbildungen in Bergisch
     kenhaus in der Zeitung las, hat sie etwas         2006 übernahm Rosi Opolka die Leitung des              Gladbach, bei denen es immer guten Aus-
     überlegt. Aber nicht lange: „Es ist eine ganz     CKH-Teams. Sie selbst hatte ihren Einsatzort           tausch mit den ehrenamtlichen Teams anderer
     andere Aufgabe. Man muss noch mehr mit            übrigens immer schon in der Kurzzeitpflege             Häuser gab.
     dem Herzen dabei sein, aber dafür hat man ja      der Missionsschwestern (Haus Maria), wo sie
     auch die Zeit fürs Zuhören.“ Im Januar 2003       später auch Heimfürsprecherin wurde. In                „Irgendwann muss man ein Amt auch abge-
     wurde Opolka „Grüne Dame“, wobei der Name         leitender Funktion hatte sie nun für die regel-        ben können“, sagt Opolka nachdenklich mit
     von dem hellgrünen Kittel kommt, der als Er-      mäßigen Gruppentreffen zu sorgen. Das stärkt           Blick auf den Abschied aus der Leiterfunktion
     kennungszeichen für die Patienten bis heute       nicht nur den Teamgeist, sondern ist auch In-          Ende 2017. In ihren Erinnerungen sind viele
     – allerdings nur von den weiblichen Ehren-        formationsbörse rund um die Geschehnisse               Schicksale. Sie erwähnt eine magersüchtige
     amtlern – getragen wird.                          sowie über jegliche Art Entwicklungen im               junge Frau, Sterbebegleitungen und den Zim-
                                                       Krankenhaus. Die Leitung der CKH begleitet             mernachbarn ihres eigenen Vaters im HJK. Er
     „Damals war es üblich“, blickt die Helferin zu-   auch die Einarbeitung neuer Ehrenamtlicher,            sprach über die Trauer um seine Frau, daraus
     rück, „mit alleinstehenden Patienten sogar        denn auch sie sollen sich wohl fühlen. Manch-          ergab sich ein freundschaftlicher Kontakt, der
     nach Hause zu fahren, um ihnen beim Koffer-       mal kommt jemand nicht so gut mit einer                bis heute hält. „Einmal hat mir ein Patient ei-
     packen für die Reha zu helfen. Und auch“,         bestimmten Station zurecht, dann ändert man            nen Umschlag zukommen lassen“, schmunzelt
     ergänzt sie mit einem halb humorvollen, halb      eben den Einsatzort. Auch Diffiziles galt es zu        sie, „darauf stand: ,Ganz persönlich für die
     ernsten Lächeln, „als Respektperson für so        bewältigen und zwar besonders dann, wenn               Grüne Dame Rosi‘. Es waren hundert Euro drin,
     manchen, der es mit dem Alkohol vor der Ab-       einem Bewerber nahe gebracht werden muss-              aber die habe ich natürlich in unsere Ausflugs-
     reise vielleicht zu leicht genommen hätte.“ An    te, dass er nicht ins Amt passt. „Auch das muss        kasse gesteckt.“ Das Ende der Leitung
     dem weiteren Aufgabenspektrum hat sich bis        man höflich, aber ehrlich kommunizieren“,              bedeutete nicht das Ende von Rosi Opolkas
     heute nichts geändert: Bitten um Besorgung        sagt Opolka. „Wer auf den Hinweis eines Pati-          Wirken. Sie trat ins Team zurück, um weiterhin
     der vergessenen Zahnpasta, kleinen Handrei-       enten über dessen unglückliche Lage gleich             für die Bewohner des Hauses Maria da zu sein
     chungen, Vorlesen, Begleitung auf einen           seine eigene Schicksalsgeschichten zum Bes-            – nach ihrem Wahlspruch von Anna Ritter:
     kleinen Gang an die frische Luft, einfach ein-    ten gibt, ist wirklich fehl am Platz. Wir erzählen     Freuden, die man anderen macht, strahlen auf
     mal Zuhören und die Hand halten oder ein          grundsätzlich nichts von uns, sondern sind             uns zurück.
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