Der Gemeindebrief August, September und Oktober - Evangelische Kirchengemeinde Hüls
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Der Gemeindebrief Nr. 224 August, September und Oktober Evangelische Kirchengemeinde Thema: Geduld „Ein bisschen Geduld, lieber Gott, ich komme schon! Man muss seine Natur nehmen, wie sie ist! Nicht ich habe sie gemacht! Ich möchte keineswegs dies Haus auf meinem Rücken kritisieren: Es hat sein Gutes. Aber gib zu, Herr: Es ist reichlich schwer zu tragen! Nun ja, lass diesen Panzer und mein Herz – die doppelte Klausur – für Dich nicht ganz und gar verschlossen sein. Amen.“ Gebet der Schildkröte aus „Gebete aus der Arche“ foto: sokaeiko/pixelio.de
„Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm“ 1. Joh 4, 16 - Monatsspruch für August In seinen persönlichen Erinnerungen an Frère Roger Schutz, den reformierten Pastor und Gründer der ökumenischen Brüderkommunität von Taizé, erzählt Klaus Hamburger, der mehr als drei Jahrzehnte als Bruder in Taizé gelebt hat: „Einmal saß er (Roger Schutz) mit seiner Großmut- ter im sonntäglichen Gottesdienst. Der Pfarrer predig- te mit großem Einsatz. Nach einer Weile fragte sich der kleine Roger: Der Arme, wenn er das alles selber le- ben muss, was er da sagt, das schafft er nie und nimmer. Er teilte sich seiner Großmutter mit, zu der er grenzenlo- ses Vertrauen hatte. Sie war auch dieses Mal nicht um eine Antwort verlegen. Was immer der Pfarrer da vorne von sich gibt, meinte sie, stell dir einfach vor, dass er immer nur sagt: Gott ist die Liebe, Gott ist die Liebe, Gott ist die Liebe. Das fand Roger großartig, und dabei blieb er.“ aus: ders. Danke, Frère Roger Umschlagtext Unser Glaube ist vielschichtig und facettenreich. Er ist ge- wachsen. Er wurzelt im Judentum. Er hat wesentliche Prä- gungen durch die griechische und die römische Philosophie erfahren. Er ist angereichert worden mit Aspekten und Ele- menten orientalischer und germanischer Religionen u.a.m. Man kann die Bibel ein Leben lang studieren und Bücher über sie schreiben und wird sie dennoch nie ausschöpfend erfassen können. Wo Worte und Abhandlungen an ihre Grenzen geraten, reicht ein einziges Wort: Liebe. Gott ist die Liebe. Mehr ist nicht nötig , um unseren Glauben zu verstehen . Dieses eine Wort, dieser eine Satz will sich entfalten. In jeder Lebenssituation und mit jeder Begegnung, die man hat, will es durchbuchstabieret werden um sich mit Lebensgeist und Lebenstat zu füllen. Gott ist die Liebe. Das ist Zuspruch und Anspruch für uns, die wir glauben. Dieser Satz reicht für ein ganzes Leben und darüber hinaus. Ihre 2
Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen August So 05.08. 10.00 (1) Gottesdienst, anschl. Kirchenkaffee So 12.08. 10.00 Gottesdienst, anschl. Kirchenkaffee 11.30 Taufgottesdienst So 19.08. 10.00 Gottesdienst, anschl. Kirchenkaffee So 26.08 10.00 Gottesdienst mit Abendmahl, anschl. kirchenkaffee September So 02.09. 11.00 Begrüßungsgottesdienst der Konfirmanden, anschl. Kirchenkaffee So 09.09. 10.00 Gottesdienst 18.00 Jugendgottesdienst So 16.09. 10.00 Gottesdienst, anschl. Kirchenkaffee 11.30 Taufgottesdienst So 23.09. 10.00 Gottesdienst So 30.09. 10.00 Gottesdienst mit Abendmahl Oktober So 07.10. 10.00 Spontanchor 11.00 Familiengottesdienst zu Erntedank anschl. Mittagsimbiss - Eine-Welt-Verkauf - 18.00 Jugendgottesdienst So 14.10. 10.00 Gottesdienst 11.30 Taufgottesdienst So 21.10. 10.00 Gottesdienst mit Taufe, anschl. Kirchenkaffee So 28.10. 10.00 Jubelkonfirmation,Gottesdienst mit Abend- mahl und anschl. gemeins. Mittagessen 3
Besondere Gottesdienste Sa 03.11. 19.00 Taizégebet Gottesdienste für Kinder und Jugendliche: Sa 08.09. 16.00 Krabbelgottesdienst So 09.09. 18.00 Jugendgottesdienst Sa 15.09. 10.00 - 12.00 Kindergottesdienst So 07.10. 18.00 Jugendgottesdienst Gottesdienste in Seniorenheimen: Mi 08.08. 15.30 Gottesdienst im Fischers-Meyser-Stift Mi 12.09. 15.30 Gottesdienst im Fischers-Meyser-Stift Do 13.09. 16.00 Gottesdienst im Bonhoefferhaus Do 20.09. 15.30 Gottesdienst in der Seniorenresidenz Porthhof Fr 28.09. 15.30 Gottesdienst im Lazarushaushaus Mi 10.10. 15.30 Ökumen. Erntedankgottesdienst im Fischers-Meyser-Stift 20. September - Weltkindertag Er steht in diesem Jahr unter dem Motto „Kinder brauchen Freiräume“. Taufsonntage: In der Regel sind mindestens einmal im Monat im Gottesdienst um 10.00 Uhr Taufen. Die nächsten Termine: 12. August,16. September und 14. Oktober 4
Tipps und Termine Do 02.08. 15.15 Frauenhilfe Fr 03.08. 16.00 Singtreff Mo 27.08. 09.30 Montagsrunde für Frauen Di 04.09. 19.30 Vortreffen Silberkonfirmation Do 06.09. 15.15 Frauenhilfsausflug Fr 07.09. 16.00 Singtreff Di 11.09. 09.30 Besuchsdienstkreis Mi 19.09. 19.30 Elternabend der neuen Konfis So 23.09. 18.00 Orgelkonzert „Biblische Frauengestalten“ Mo 24.09. 09.30 Montagsrunde für Frauen Di 25.09. 19.30 Kuratoriumssitzung in der ÖBS 28. Oktober 2017 Ende der Sommerzeit Uhren um drei Uhr eine Stunde auf zwei Uhr zurückstellen! Do 04.10. 15.15 Frauenhilfe Fr - So 05.- 07.10. Anfangsfahrt der Katechumenen Fr 05.10. 16.00 Singtreff Sa 06.10. 19.30 Konzert „Music for a While“ (ÖBS) Mo - Fr 15. - 19.10. Kinderbibelwoche Mo - Fr 22. - 28.10. Gemeindefreizeit Sa 27.10. 19.30 Gospelkonzert Mo 29.10. Montagsrunde 5
Besondere Gottesdienste und Tage Begrüßung der neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden Nach den Sommerferien beginnen die neuen Konfigruppen. Wie jedes Jahr beginnt die Konfizeit für alle angemeldetem Jugendlichen und ihre Eltern mit einem Begrüßungsgottesdienst am 02. September um 11.00 Uhr in der Kreuzkirche. Es ist schön, wenn die Gottesdienstgemeinde an diesem Sonntag zahlreich da ist, um den Jugendlichen und ihren Eltern zu zeigen, dass sie Teil einer großen und lebendigen Gemeinschaft und willkommen sind. Tamar muss nicht länger schweigen Gottesdienst zum Miriamsonntag am 23. September um 10.00 Uhr Der 14. Sonntag nach Trinitatis trägt den Namen „Miriamsonntag: Kirchen in der Solidarität von Frauen“. „Der Miriamsonntag geht auf die Ökumenische Dekade 1988-1998 „Kirchen in Solidarität mit Frauen“ zurück. Ziel der Dekade war es, Frauen zu befähigen, unterdrückende Strukturen in der Gesellschaft weltweit, in ihrem Land und in ihrer Kirche in Frage zu stellen und für Gerechtigkeit einzutreten. Der entscheidende Beitrag von Frauen in Kirche und Gemeinde sollte anerkannt werden, Frauen sollten besseren Zugang zu Führungspositionen und Entschei- dungsprozessen bekommen und ihr Einfluss bei der Gestaltung von Theologie und Spiritualität sollte gestärkt werden. Der Miriamsonntag ist ein Zeichen, dass die Ziele der Dekade weiterhin Gültigkeit haben.“ So steht es in dem diesjährigen Arbeitsheft zum Miriamsonntag. Jedes Jahr wird ein Thema für einen Gottesdienst von einem Arbeitskreis von Frauen aus einem Kirchenkreis durchdacht und für einen Gottesdienst aufgearbeitet. Das Thema dieses Jahr von einem Arbeitskreis des Kirchenkreises Wuppertal vorbereitet, lautet: Tamar muss nicht länger schweigen. Sexuelle Gewalt zur Sprache brin- gen. Die biblische Grundlage für das Thema ist 2. Sam 13, 1-22. Einige Frauen unserer Gemeinde haben angeregt, auch bei uns in diesem Jahr seit langer Zeit zum 1. Mal wieder den Miriamsonntag zu begehen und einen entsprechenden Gottesdienst zu feiern. Ein Vorbereitungskreis hat sich zusam- men gefunden und lädt sehr herzlich Frauen UND Männer ein, am Sonntag, dem 23. September zu diesem schwierigen und brisanten Thema gemeinsam Got- tesdienst zu feiern. Übrigens: Der 3. Sonntag im Oktober ist Männersonntag, der seit 1948(!) began- gen wird. Für diesen Sonntag empfiehlt die EKD jährlich ebenfalls ein Thema. Vielleicht gibt es ja auch in unserer Gemeinde interessierte Männer, die Lust haben, sich für einen Gottesdienst am Männersonntag zu engagieren. Auch da- für gibt es Vorbereitungsmaterial und Arbeitshilfen. 6
Besondere Gottesdienste und Tage Familiengottesdienst zu Erntedank Wenn der Sommer zu Ende gegan- Die gen ist und bevor die Tage wieder Geduld, beginnen kürzer und dunkler zu wer- reifen zu lassen, den feiern wir Erntedank. Damit Reife zu erkennen und steht dieses Fest an dem Übergang zu schätzen. Die Kunst, von der Zeit der Fülle und des Reich- bewusst und behutsam zu tums der Natur in Farben, Blüten ernten, zu genießen und und Früchten hin zu der Zeit der andere ernten zu lassen Kargheit und Kälte von Herbst und - auch das, was ich Winter. einmal gesät habe. In vielen Kulturen und in vielen Reli- Inge Müller gionen besinnen sich Menschen zu diesen Zeiten des Übergangs auf das, was ihnen die Natur zum Leben schenkt. Wir glauben, dass wir all das Gott verdanken, der die Welt so eingerichtet hat, dass alle Men- schen leben können. Auch wenn wir hier nicht mehr so Ernten ist spürbar abhängig sind von Wetter mehr und Saat und Ernte wie die Menschen als gedankenloses anderswo, bleibt es ein Geschenk, Hinlangen, Einsacken, dass wir unser „täglich Brot“ haben, Bunkern. dass wir satt werden und mehr als Ich will sie nicht verlernen: genug zum Leben haben. die übermütige, sinnliche, demütige, Deswegen feiern wir jedes Jahr Ern- dankbare Freude tedank. an den Früchten Die ganze Gemeinde ist zu diesem auf meinem Tisch besonderen Gottesdienst mit dem und in meinem reich mit Gaben geschmückten Ern- Leben. tedank-Altar eingeladen - Kinder und Erwachsene, Familien und Menschen die alleine leben. Nach dem Gottes- dienst für alle gibt es auch dieses Jahr wieder die Einladung, bei einem Mittagessen im Gemeindesaal noch beisammen zu bleiben. 7
Kurz notiert Konfi-Abschluss des 1. Unterrichtsjahres Auch in diesem Jahr endete das 1. Jahr im Konfirmandenunterricht mit einem Samstagvormittag beider Gruppen in der ÖBS und anschließendem gemeinsa- men Mittagessen mit den Eltern. Am darauffolgenden Sonntag feierten beide Gruppen dann noch gemeinsam mit den Eltern und der Gemeinde die Taufe ei- nes Mitkonfirmanden im Gemeindegottesdienst. Jetzt hat der Konfi-Unterricht Sommerpause bis für beide Gruppen im Septem- ber das zweite Unterrichtsjahr beginnt, das bis zur Konfirmation am 11. / 12. Mai für die Jungen- und am 25. / 26. Mai für die Mädchengruppe geht. Konfirmandenunterricht Nach den Sommerferien beginnt der Konfirmandenunterricht wieder. Der Unterricht für die Jungengruppe beginnt am Dienstag, dem 04. September zur gewohnten Zeit von 17.00 - 19.00 Uhr Für die Mädchengruppe der Konfir- mandinnen und Konfirmanden, die im Frühjahr 2019 konfirmiert werden ist das erste Unterrichtstreffen am Dienstag, dem 11. September zur selben Zeit. Auch für die Jugendlichen im ersten Jahr beginnt der Konfiunterricht nach dem Begrüßungsgottesdienst. Die Jungen treffen am Mittwoch, dem 05. September von 17.00 - 19.00 Uhr zum ersten Mal und die Mädchen am Mittwoch, dem 12. September zur selben Zeit in der Kreuzkirche. Am Wochenende vom 5.-7. Oktober findet dann die erste Konfifahrt statt. Konfirmationsjubiläum zur Silbernen Konfirmation Alle zwei Jahre lädt unsere Kirchengemeinde ein, das silberne Konfirmationsjubiläum zu feiern. Alle, die vor 25 oder 26 Jahren hier in Hüls oder an- derswo konfirmiert wurden, sind eingeladen sich an ihre Konfirmation und den Konfirmationssegen in ei- nem festlichen Gottesdienst am 28.10. zu erinnern. In diesem Jahr betrifft das die Konfirmationsjahrgänge 1992 und 1993, also alle, die 39 oder 40 Jahre alt sind. Am Dienstag, dem 04. September sind alle Teilnehmenden zu einem Vortreffen um 19.30 Uhr im Saal der Kreuzkirche eingeladen. Dabei werden wir uns ken- nenlernen, miteinander den Gottesdienst planen, besprechen welche Form die Feier haben soll. Infos und Anmeldung ab sofort im Gemeindebüro möglich. 8
Kurz notiert Frauenhilfe Die Frauenhilfe Hüls ist ein wichtiges Element in der Ev. Kirchengemeinde Hüls. Ca. 30 Frauen treffen sich regelmäßig am 1. Donnerstag im Monat im Gemein- desaal. Neben gemütlichem Beisammensein, geselligem Austausch und Kaffee- trinken, wird jedes Mal ein anderes interessantes Thema präsentiert, wie zum Beispiel landeskundliche Informationen zum Weltgebetstag, Sprichwörter, Blu- menquiz. Ein besonderer Höhepunkt waren im April bekannte Filmmelodien, die Frau Luise Zimmermann am Klavier dargeboten hat. Ziel des diesjährigen Ausfluges im September wird die Stadt Xanten sein. Karola Franke Die Kirchengemeinde auf dem Bottermaat Seit inzwischen drei Jahren ist unsere Kirchengemeinde mit einem Stand auf dem Hülser Bottermaat präsent, der traditionell am 3. Sonntag im September stattfindet. Neben Infos aus der Gemeinde, der Möglichkeit zu Begegnung und Gespräch, gab es bislang immer auch ein kleines Bastelangebot für Kinder und einen Quiz für Erwachsene, bei dem Karten für eine Vorstellung des „Theater ohne alles“ verlost wurden. Auch in diesem Jahr wird es wieder einen Stand samt Aktionen unserer Gemein- de geben. Das Konzept wird z. Zt. von einer Vorbereitungsgruppe überarbeitet, sodass wir gespannt sein dürfen, mit welchen neue Ideen unsere Gemeinde in diesem Jahr auf dem Bottermaat präsent sein wird. Besuch und Hausabendmahl Sie möchten gerne besucht werden oder wieder einmal das Abendmahl empfangen? Dann melden Sie sich bitte bei mir und wir vereinbaren ei- nen Termin. Ich komme gerne. Pfarrerin Doerthe Brandner, Tel.: 731600 9
Kurz notiert Seelsorge - spirituelle Wegbegleitung - Coaching Im Rahmen der pfarramtlichen seelsorglichen Tätigkeit biete ich eine fundierte Begleitung an für Menschen, die auf der Suche sind, für Menschen mit Fragen an das Leben und an den Glauben, für Menschen in besonderen Situationen oder in Krisen. Die Begleitung ist ganzheitlich und prozessorientiert. Ich arbeite mit den das Gespräch unterstützenden Methoden der Initiatischen Kunsttherapie: der Arbeit mit Tonerde, der Personalen Leibarbeit und dem Ge- führten Zeichnen. Möglich sind Einzelstunden oder eine längere Begleitung in mehreren Stunden. Es ist auch möglich erst einmal ein unverbindliches Orientierungsgespräch zu vereinbaren, um meine Arbeitsweise kennenzulernen. Coaching Ebenfalls im Rahmen meines Pfarrdienstes biete ich die Möglichkeit zu einem Coaching für Menschen, die mit einer konkreten Frage oder Herausforderung im beruflichen oder privaten Kontext nach einer Lösung suchen. Coaching ist im Unterschied zur spirituellen Wegbegleitung zielorientiert. Beide Ansätze verbindend ist die Arbeit mit den eigenen Ressourcen und Kräf- ten, das Klären von Visionen und das wertschätzende Wahrnehmen und Einbe- ziehen der individuellen Geschichte. Anfragen und Terminvereinbarung bei: Pfarrerin Doerthe Brandner, Christlich- initiatische Wegbegleiterin, Personal- und Business-Coach Tel.: 731600 10
Kurz notiert Ökumenische Aktion zum UNO-Weltfriedenstag am 21. September 2018 Die Vereinten Nationen (VN), englisch United Nations Die Flagge der Vereinten (UN), häufig auch UNO für United Nations Organization, Nationen (UNO) sind ein zwischenstaatlicher Zusammenschluss von 193 Staaten und als globale internationale Organisation ein uneingeschränkt anerkanntes Völkerrechtssubjekt. Das Jahr 2018 ist in mehrfacher Hinsicht ein Gedenkjahr für den Frieden. 1618, vor 430 Jahren begann und 1648, vor vierhundert Jahren endete der Drei- ßigjährige Krieg, ein Krieg der im Namen der Religion bzw. der Konfessionen unermessliches Leid für die damals lebende Bevölkerung bedeutete. 1918 endete der sog. Erste Weltkrieg, der als erster Krieg der Neuzeit mit den entsprechenden grausamen Waffen gilt. 1938 ging eine Welle von Zerstörung und Hass gegen die deutsche jüdische Bevölkerung durch unser Land und entlud sich in den Novemberpogromen, der Zerstörung unzähliger Synagogen, Geschäften jüdischer Mitbürger, Deportatio- nen Deutscher jüdischen Glaubens und Ermordungen. In diesem Jahr vor 100 Jahren, am 18. Juli 1918, wurde Nelson Mandela, der ehemalige Menschenrechtler gegen das südamerikanische Apartheitsregiem und spätere Präsident Südafrikas geboren. Ein Mann, dessen Leben von dem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit und auch Gewaltfreiheit geprägt war. Vor 50 Jahren schließlich, am 04. April 1968 wurde der amerikanische Bürger- rechtler Martin Luther King ermordet, weil er sich ebenfalls für Gerechtigkeit und Frieden einsetzte. Als Zeichen der Erinnerung an Kriege, Unterdrückung und Ungerechtigkeit und als Mahnung für den Frieden läuten die beiden christlichen Kirchen am Freitag, dem 21. September um 18.00 Uhr die Glocken und laden zu einer Gedenkver- anstaltung auf den Hülser Marktplatz ein. Nähere Informationen folgen über die Hülser Mitteilungen. Der Ereignisse des 09. bzw. 10. November 1938 besonders hier in Hüls geden- ken die beiden Gemeinden in diesem Jahr ebenfalls auf besondere Weise. Nä- here Informationen zu dieser Veranstaltung folgen im nächsten Gemeindebrief und in den Hülser Mitteilungen. 11
Aus dem Presbyterium Gemeindeversammlung und Kirchraumgestaltung Am Sonntag, dem 10. Juni fand im Anschluss an den Gottesdienst die diesjährige Gemeindeversammlung statt. Herr Siegfried Schulz, der stellver- tretende Vorsitzende des Presbyteriums, berichtete aus der Presbyteriumsarbeit anhand der Tagesordnung und Themen, die in jeder Sitzung vorkommen. Ne- ben Verwaltungsaufgaben, Bau- und Personalfragen legt das Hülser Presbyteri- um großen Wert auf die regelmäßige Beschäftigung mit theologischen Themen und Fragen des gottesdienstlichen und gemeindlichen Lebens. In einem zweiten Punkt gab Pfarrerin Brandner als Presbyteriumsvorsitzende anhand von Zahlen im Blick auf Gemeindegliederzahlen, Taufen, Konfirmatio- nen, Trauungen und Beerdigungen und einem kurzen Bericht aus den Arbeits- gebieten und den Gruppen einen Einblick in die Arbeit in die aktuelle Gemeinde- situation. Im dritten Teil der Gemeindeversammlung stand die Kreuzkirche, ihre Geschich- te und Nutzung im Mittelpunkt. Mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation beka- men die Anwesenden einen Eindruck davon, wie sich die gottesdienstliche Landschaft im Laufe des mehr als 50jährigen Bestehens der Kirche verändert hat. Die Anforderungen, die an den Kirchraum mit seiner Ausstattung gestellt werden, sind andere geworden. Außerdem sind sowohl die Prinzipalstücke wie Altar, Kanzel und andere, sowie die Bänke in die Jahre gekommen und weisen deutliche Gebrauchsspuren auf. Der Eingangsbereich ist dunkel und in seiner Ausstattung wenig einladend. Unter der Empore wurde ein Stauraum geschaf- fen, der zwar notwendig war, aber den Raum als Sakral-und Kirchenraum stört. Die Licht- und Tontechnik ist veraltet und dringend sanierungsbedürftig. All diese Aspekte haben das Presbyterium bewogen, sich der Frage einer An- passung und Neugestaltung des Kirchraums zuzuwenden. Deswegen hat sich im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe mit Menschen aus allen Arbeitsberei- chen und Generationen gebildet, die sich noch einmal intensiv mit der Geschich- te und der architektonischen Gestalt des Kirchraums einerseits, andererseits mit den aktuellen Anforderungen an ihn andererseits beschäftigt hat. Als Ergebnis dieser Beschäftigung hat das Presbyterium beschlossen, sich der Anpassung und Neugestaltung des Kircheninnenraums zuzuwenden. Dazu hat es Unter- stützung durch eine Bausachverständige des Landeskirchenamtes und theologi- sche Beratung durch den Landespfarrer für gottesdienstliche, liturgische und den Sakralraum betreffende Fragen. Bei Kontakten und Besuchen beider Perso- nen wurde die Notwendigkeit der Kirchraumgestaltung aus den verschiedenen Perspektiven unterstützt. Zugleich sind noch eine Reihe von theologischen und anderen Fragen zu klären, bevor mittels einer Ausschreibung konkrete Vor- schläge zur Umsetzung der Neugestaltung eingeholt werden können. Um die Gemeinde dabei mitzunehmen, werden im Gemeindebrief und auf Ge- 12
Aus dem Presbyterium meindeversammlungen alle Schritte dargelegt und somit transparent kommuni- ziert. Bei der Gemeindeversammlung am 10. Juni traf der Plan zur Kirchraumgestal- tung ebenso auf die Zustimmung der anwesenden Gemeinde wie die Aussicht, über die nötigen Schritte regelmäßig informiert zu werden. Kirchraumgestaltung Auf Anregung des Landespfarrers für Gottesdienst, Pfr. Dr. Frank Peters werden vom 12. August bis zum 16. September für sechs Wochen die Mittel- bänke aus dem Kirchenraum herausgenommen und stattdessen der Raum mit einem Mittelgang bestuhlt. Damit soll die Gemeinde einen Eindruck bekommen, wie der Raum wirken kann, wenn er flexibler gestaltet ist und einen Mittelgang erhält. Auf Rückmeldungen und „Wahrnehmungen aus der Gemeinde freut sich das Presbyterium. Besuch von Kirchenkreisebene Seit einiger Zeit gibt es in unserem Kirchenkreis eine Steuerungsgruppe, die sich mit der kreiskirchlichen Konzeption befasst. Aus unserer Gemeinde ist un- ser Presbyter, Dr. Friedemann Grupp, Mitglied dieser Steuerungsgruppe. Die erste Kirchenkreiskonzeption ist inzwischen etliche Jahre alt und muss ange- passt werden. Um die Gemeinden und Einrichtungen unseres Kirchenkreises angemessen in dieser Konzeption zu berücksichtigen, werden alle Gemeinden und Einrichtungen von Mitgliedern der Steuerungsgruppe besucht. Der Besuch unseres Presbyteriums fand am 13. Juni statt. Dazu hatte das Presbyterium eine Sondersitzung anberaumt. Bei dem Treffen wurden die Arbeitsbereiche, die auf „Kirchendeutsch“ Handlungsfelder heißen, miteinander angeschaut. Dabei wur- de noch einmal die beeindruckend weite gottesdienstliche Landschaft unserer Gemeinde deutlich. Als weitere Schwerpunkte zeichneten sich die Kirchenmusik und die Seelsorge aus. Auch die Jugendarbeit kann sich sehen lassen. Ökume- nisch ist unserer Gemeinde ebenfalls gut vernetzt auch über die evangelisch- katholische Ökumene hinaus. Der Bereich der Diakonie stellt keinen ausdrückli- chen Schwerpunkt unserer Gemeindearbeit dar. Er besteht überwiegend in fi- nanzieller und parktischer Einzelfallhilfe. Wir sind gespannt, wie das Profil unserer Gemeinde und ihre Schwerpunkte in die Kirchenkreiskonzeption Eingang finden werden und damit in einen Dialog mit anderen Gemeinden treten. 13
Aus dem Presbyterium Die Osterkerze im liturgischen Gebrauch Seit unsere katholische Schwestergemeinde unsere Kreuzkirche Anfang der 90er Jahre mitgenutzt hatte, als die Pfarrkirche saniert wurde, bekommen wir jedes Jahr zu Ostern die Osterkerze für das Jahr von unserer Schwestergemeinde geschenkt. Seitdem brennt sie auch als Zeichen der Ökumene in unseren Gottes- diensten. Allerdings bislang nicht in allen Gottesdiens- ten, sondern nur zu besonderen Zeiten im Kirchenjahr, zu Festtagen, bei Abendmahlsgottesdien-sten und Taufen. Die Osterkerze ist ein Symbol und Zeichen des auferstandenen Christus, der gegenwärtig in seiner Gemeinde und mitten unter uns ist, wenn wir uns in sei- nem Namen versammeln und Gottesdienst feiern. Aus diesem Grund hat das Presbyterium entschieden, dass sie in jedem Gottesdienst brennen soll. Eine Aus- nahme bildet die Passionszeit. An den Sonntagen Invo- kavit bis Palmarum und in der Karwoche gedenken wir des Weges Jesu zum Kreuz und seines Todes. Wir hof- fen auf das Licht der Auferstehung und das neue Leben durch den Tod hindurch an Ostern. Zum Zeichen dieser besonderen Buß- und Besinnungs- zeit und als Ausdruck dafür, dass das Licht der neuen Osterkerze an Ostern das alte Licht nicht einfach er- setzt, sondern Leben durch den Tod hindurch symboli- siert, brennt die Osterkerze an diesen Sonntagen nicht. Bei Taufen brennt die Osterkerze auch in der Passionszeit. Eine weitere Aus- nahme ist Gründonnerstag, der die liturgische Farbe weiß trägt und unter dem Zeichen des Gedenkens des letzten Abendmahls Jesu steht. Von Ostern bis Christi Himmelfahrt begegnet der Auferstandene den Seinen leibhaftig und ist immer wieder sichtbar, spürbar und „be-greifbar“ da. Deswegen bekommt die Osterkerze in diesen Wochen einen gut sichtbaren Platz im Vor- dergrund des Altarraumes. Mit Pfingsten wandelt sich die leibhaftige Gegenwart des Auferstanden in eine geistige Gegenwart. Sichtbares Zeichen dafür ist die Taufe. Aus diesem Grund erhält die Osterkerze mit Christi Himmelfahrt am Ende des Gottesdienstes ihren Ort neben dem Taufbecken. Um die Bedeutung der Osterkerze zu stärken wird sie in Zukunft nach dem Glo- ckengeläut vor dem Orgelvorspiel durch eine/n PresbyterIn entzündet. 14
Konfirmation Konfirmation Jungengruppe am 22. April um 10.00 Uhr fotos: fotojournal Konfirmation Mädchengruppe am 06. Mai um 10.00 Uhr 15
Kirchenmusik AufTakt, Catchy Tunes und Band fotos: privat My Soul waits Am Freitag, 29.6. fand in der Kreuzkirche das gemeinsame Konzert der Chöre AufTakt und Catchy Tunes unter der Leitung von Barbara Schiebold statt. Be- gleitet wurden die Chöre von Margret van der Rydt-Gautsch, Klavier und Hans- Georg Leven, Schlagzeug. Das Programm begann mit den eingängigen Melodien aus der Messe „Unter uns Menschen“, die von der Gruppe AufTakt gesungen wurden. Danach sangen die Cat- chy Tunes die populäre „Little Jazz Mass“ von Bob Chilcott, einem ehemali- gen Mitglied der Kings Singers, ein schwungvol- les Stück im Jazz-Ge- Catchy Tunes wand, das die guten Stim- men wunderbar zur Gel- tung brachte. Die beiden folgenden Stücke aus den Musicals Rent und Sweet Charity kamen ebenfalls von den Catchy Tunes, dem Frauenensemble der Kreuzkirche. Den Abschluss machte „My Soul Waits in Silence“, ein Gospelpsalm von Matt- hias Nagel, den wieder die Gruppe AufTakt sang. Dieses fetzige, kurzweilige Stück gab dem Chor die Gelegenheit viele unterschiedliche Stimmungen und 16
Kirchenmusik Stile zu zeigen. Vom Gospel, über Rap bis Barock war alles dabei. Im Schlussteil wurde das Publikum beteiligt und konnte mit einer eigenen Stimme mitsingen. Verdienter Applaus belohnte die Akteure. Vor der Zugabe konnten noch drei SängerInnen aus der Gruppe AufTakt mit Urkunden und Nadeln für ihr silber- nes Sängerjubiläum geehrt werden. Barbara Schiebold 23. September 2018 18:00 Uhr Ort: Krefeld, Kreuzkirche Hüls Orgelmeditationen über biblische Frauengestalten mit Bibeltexten Katrin Meinhard, Lesung Barbara Schiebold, Orgel 6. Oktober 2018 19:30 Uhr Ort: Krefeld, Ökumenische Begegnungsstätte Konzert für Gitarre und Sopran Christian Winter und Barbara Schiebold gestalten den Abend mit Musik u.A. von Dowland und Purcell 27. Oktober 2018 19:30 Uhr Ort: Krefeld, Kreuzkirche Hüls - Ev. Kirchengemeinde Hüls Konzert des Gospelchores Neu-Ulm Der im Februar 1990 gegründete Gospelchor Neu-Ulm wird seit 2012 von Deka- natskantor Oliver Scheffels geleitet. Die Liebe zu Spirituals und Gospels verbin- det die 40 Sängerinnen und Sänger des Ensembles, das sich in den letzten Jahren auf klangschöne und anspruchsvolle Arrangements spezialisiert hat. Durch zahlreiche Konzerte konnte sich der Chor im Kulturleben Neu-Ulms und der Region einen Namen machen. Im Oktober ist der Chor auf Konzertreise nach Krefeld, Bocholt und Würzburg unterwegs und bietet einen Querschnitt durch sein reichhaltiges Repertoire. So sind neben „Klassikern“ wie „Joshua fit the battle of Jericho“ oder „Deep River“ auch zündende und unter die Haut ge- hende Bearbeitungen von eher unbekannten Gospels und Spirituals zu erleben. 17
Geduld Geduld, erdulden, Ungeduld Mit kleinen Kindern, die am Anfang ih- und Gefangenschaft, Gewalt oder res Lebens stehen und alles noch er- schlimme Krankheiten, denen man lernen müssen, hat man Geduld. Beim ausgeliefert ist, erträgt man in der Lesen meiner Morgenzeitung sitze ich Hoffnung, dass es sich vielleicht doch in der Nähe des Fensters. Öfter sehe noch zum Guten wenden kann. ich eine Mutter mit einem leeren Kin- Manchmal gab es Befreiung von allein derwagen vorbei kommen. Ihr ca. drei- oder durch Kampf (siehe DDR oder jähriges Kind läuft immer nebenher Bauernkrieg u.a.). zwischen geparkten Autos und Mäuer- Ungeduld: Pflegepersonal in Kran- chen, auf das es immer rauf will, um kenhäusern und Altenheimen kämpfen die Blätter eines Tulpenbaumes zu oft gegen ihre Überforderungen. Infol- sammeln, um diese der Mutter zu zei- ge von Personal- und Zeitmangel kön- gen. Diese Mutter ist sehr geduldig (es nen sie den Patienten häufig nicht ge- gibt hier keinen Bürgersteig). Sie hat recht werden. dabei immer den Straßenverkehr und ihr Kind im Blick, um ihrer entde- Für Menschen im Alter braucht es in ckungsfreudigen Tochter gerecht zu unserer schnelllebigen Zeit von den werden. Mitmenschen mehr Verständnis. Die Kraft der Älteren lässt nach, - man soll- Mit sich selber sollte man auch Geduld te ihnen die Würde nicht nehmen. haben. Wenn ein Vorhaben nicht gleich zum Ziel führt, nicht aufgeben. „Geduld ist die Liebe des Alltags“. Wer das Spielen auf einem Musikinst- Hanni Bartsch rument erlernen will, braucht Geduld zum Üben. Bis zur eventuellen Kon- zertreife ist es ein langer Weg. Geduldiger Umgang zwischen Ver- kehrsteilnehmern auf der Straße (wie Radfahren und Autofahren u.a.). Es ist wichtig zu wissen, dass neben den vorgegebenen Verkehrsregeln hier auch oft das Recht des Stärkeren re- giert. Geduld im täglichen Umgang mitein- ander, Respekt, ein Lächeln und ein gutes Wort sind hilfreich, objektiv sein und nicht vorschnell handeln auch. Erdulden: Katastrophen wie Krieg 18
Geduld Geduld als biblisches Thema Geduld gilt als christliche Tugend. furchtbares Leid erfährt und der dazu Gut erinnere mich daran, dass meine kommt zu sagen: Der Herr hat‘s gege- Großmutter erzählte, wie ihr von ihrer ben, der Herr hat‘s genommen. Der Mutter „Geduld“ gepredigt wurde. Name des Herrn sei gelobt. Hiob 1, 21 • Galt das eigentlich auch Jungen Damit ist Geduld eine Folge von Got- oder vielleicht besonders Mäd- tesfurcht im biblischen Sinn der Ehr- chen? Das fände ich interessant furcht. zu wissen. Auch im zweiten, im Neuen Testament „Geduld“ zu lernen bedeutete für mei- wird von Geduld gesprochen. ne Großmutter in erster Linie das „Er- Dort ist Geduld ein Kennzeichen christ- dulden“ zu lernen, den Widerspruchs- lichen Lebens. vgl. Röm 5, 3.4 geist aufzugeben, sich „drein zu fü- Sie zählt zu den „Früchten des Geis- gen“, nicht aufzufallen. tes“, also zu den Eigenschaften, die ein Mensch entwickelt, weil er aus Gott Begründet wurde das Erziehungsziel lebt. Gal 5, 12 zur Geduld mit dem christlichen Glau- Dabei wird „Geduld“ als Ausdauer ver- ben. standen (so im Hebräerbrief), aber Ein guter Christ (und ein braves Mäd- auch als Beharrlichkeit, was noch et- chen) sind geduldig und klagen nicht. was stärker ist als Ausdauer vgl. Lk Sie sind bereit sich selbst und die eige- 8,15. Damit haftet Geduld keine Passi- nen Bedürfnisse zurückzustellen und vität an, sondern vielmehr erscheint auch Unangenehmes auszuhalten. - Geduld hier als Aktivität. Sie lebt von All das gehörte für meine Großmutter der Kunst der Unterscheidung zu er- (geb. 1904) dazu, geduldig zu sein. kennen, wann es nötig ist auszuharren Wie genau das begründet wurde, weiß und abzuwarten und wann es nötig ist, ich nicht mehr und meine Großmutter dieses Warten aktiv zu gestalten, so- kann ich schon lange nicht mehr fra- dass das Ziel, auf das hin gewartet gen. wird, nicht aus dem Blick gerät und Doch lese ich tatsächlich auch in der verloren geht. Bibel von Geduld. Geduld in diesem Sinn ist also immer Da wird die Geduld als Tugend und als zweckgebunden und nicht eine abso- Weisheit gepriesen: Wer geduldig ist, lute Tugend. der ist weise; wer aber ungeduldig ist, offenbart seine Torheit. Spr 14, 29 Als absolute Tugend, die es zu entwi- (und ähnlich noch an anderen Stel- ckeln und zu leben gilt, ohne, dass sie len) sich auf ein Ziel hinrichtet wird Geduld zu „Duldsamkeit“ oder sogar zu „Erdul- Als großes, menschliches Bespiel für den“. Geduld, für einen, der nicht mit seinem Schicksal hadert und (Gott an)klagt, Geduld ist auch eine Eigenschaft Got- gilt Hiob, der unverschuldet tes. 19
Geduld Barmherzig und gnädig ist der Herr, duld“ m. E. eine wichtige Tugend - je- geduldig und von großer Güte. So doch keine, zu der hin erzogen werden heißt es mehrfach im Psalter (Ps kann wie meine Großmutter zu ihr er- 86,15; Ps 103,8 u.ö.) und auch an- zogen wurde oder die als moralische derswo im Ersten, im Alten Testament. Kategorie gepredigt oder gefordert Die Geduld Gottes erscheint als Spiel- werden muss. art seiner Treue zu uns Menschen, die Statt dessen ist geduldig zu sein im bi- er nicht aufgibt. Gottes Geduld ist ein blischen Sinn eine lebenslange Lern- Ausdruck seiner Barmherzigkeit. Sie aufgabe in der Glaubens- und Persön- ist also auch im Blick auf Gott eine Art lichkeitsbildung. Und sie zu erlangen Folgeeigenschaft, die sich aus seiner ist gleichzeitig ein Geschenk, das wir Entscheidung uns und seinem Bund - ganz im Sinne Dietrich Bonhoeffers zu uns treu zu sein ergibt und aus sei- und seines „Credo“ - nicht im voraus nem Wesen der Güte, die stärker ist oder ein für alle Mal bekommen, son- und weiter reicht als aller göttlicher dern immer wieder und je und je in der Zorn. Situation, in der wir die Geduld benöti- gen. Vor diesem Hintergrund bleibt „Ge- Doerthe Brandner Geduld mit Kindern Gedanken einer Mutter und Großmutter „Du musst einfach mehr Geduld ha- Unsere Kinder waren von November ben!“ - Diesen Satz konnte ich manch- bis April ständig krank. Mittelohrent- mal kaum noch ertragen. zündungen, spastische Bronchitis, Zuerst habe ich wochenlang gelegen, „normale“ Erkältungsinfekte, Magen- damit das Kind nicht zu früh geboren Darm-Infekte, Blasenentzündung, … wurde und dann verstrich Tag um Tag das ganz normale Paket eben mit 4 nach dem errechneten Geburtstermin, Kindern im Alter von 1 bis 12 Jahren. ohne dass sich etwas tat. Mein Mann Und dann die Jahreszeit: graue, dunk- konnte seine Dienstreise nicht länger le Tage mit Regen und Kälte, durch- aufschieben, seine Kunden vertrösten wachte Nächte, quengelnde Kinder, – und das Kind ließ auf sich warten. Arzttermine statt Besuch bei Freun- „Da ist Geduld erforderlich, so, wie den, Zwieback und Haferschleim statt man sagt:‘ Da kann man nur abwarten Gulasch mit Rotkohl und das über Wo- und Tee trinken‘“ chen. Wenigstens hatten wir über die Auch das ist so ein Satz, der mich Feiertage nicht zugenommen. nicht gerade aufgebaut hat. Ich habe mich oft gefragt, was mir die 20
Geduld oben erwähnten und ähnliche Sätze in staunliche Entdeckungen: meiner Situation brachten. Sie klangen Der Junge hatte Angst vor dem Dieb, für mich eher frustrierend, hilflos, der abends vor der Haustür stand (so machtlos und forderten mich auf, die deutete er den Schatten des Türkran- Dinge einfach laufen zu lassen, Situa- zes, der sich bewegte und direkt vor tionen ertragen zu müssen ohne Ein- dem Treppenaufgang zu sehen war). fluss nehmen zu können. Resignation Ich beobachtete mich, dass ich im Ge- wollte sich in mir breit machen und ich schäft Dinge in die Hand nahm, um überlegte, ob sich nicht irgendwie ein nach dem Preis zu sehen. Hier war ich Gestaltungsraum finden lässt, um Si- mit Situationen konfrontiert, die ich än- tuationen und Dinge, die man hinneh- dern konnte. Ich schloss abends die men muss, erträglicher zu machen. Wohnzimmertür, der Schatten blieb im Ich begann mir Fragen zu stellen: Flur und das Kind konnte entspannt „Warum bekam der Junge regelmäßig nach oben gehen. Ich verschränkte, einen Tobsuchtsanfall, wenn er wie meine Kinder, die Hände auf dem abends nach oben gehen soll? Warum Rücken und der Besuch in dem Laden fassen meine Kinder trotz klarer Regel „Die Stöberkiste“ war entspannt. im Geschäft Dinge an? Warum began- Anders war es bei Krankheiten, durch- nen meine Kinder im Wartezimmer wachten Nächten, der Wartezeit in Streit und benahmen sich unzumut- Arztpraxen und anderen Gegebenhei- bar? ten. An den Situationen konnte ich Ist ‚Geduld‘ wirklich das ‚Wundermit- nichts ändern, ich konnte jedoch die tel‘, das für Entspannung und Ruhe, Atmosphäre gestalten und dadurch für inneren Frieden und Beherrschung, Einfluss auf die Situation nehmen. So für Akzeptanz und Gelassenheit sorgt, lernte ich und lerne bis heute, nicht wenn ich an die mir gegebenen Gren- veränderbare Situationen zu akzeptie- zen der Belastbarkeit, des Machbaren, ren und den mir möglichen Einfluss auf der mir zustehenden Möglichkeiten die Atmosphäre zu nutzen, zum Guten stoße?“ für mich und mein Umfeld. Eine Freundin sagte mir einmal:“ Sabi- „Geduld ist die Fähigkeit oder Bereit- ne, du musst lernen die Situationen zu schaft etwas ruhig und beherrscht ab- unterscheiden. Manche Situationen zuwarten oder zu ertragen.“ kannst du ändern. Unveränderbare Si- tuationen musst du lernen hinzuneh- Die Ruhe fehlte mir in meiner aktiven men, vielleicht kannst du mit Fantasie Zeit als Mutter oft – Zeitdruck, Anfor- und Humor einen besseren Umgang derungen von außen, Aufgaben, die mit ihnen finden. Die Kunst ist es, das erledigt werden mussten, standen mir eine vom anderen zu unterscheiden.“ oft im Weg. Im Rückblick stelle ich fest, Ich begann, mich in dieser Kunst zu mehr Geduld, innere Gelassenheit, trainieren und übte mich darin, hinter Zeit für Erklärungen wären hilfreicher die Situation zu gucken. Ich machte er- gewesen, statt mit Ungeduld und Un- 21
Geduld beherrschtheit zu reagieren. Das tut bar für viele positive und negative Er- mir heute leid. fahrungen. Herausfordernd ist es für Ich sehe auch die andere Seite: viele mich, mit mir selbst Geduld zu üben. Situationen, in denen es mir gelang mit Ich habe hohe Erwartungen an mich, Fantasie und Einfühlungsvermögen und wenn ich dann an meine Grenzen durch Ermutigung und Lob meine Kin- komme, meine eigenen Begrenzun- der zu bestärken sich auszuprobieren, gen erlebe, fällt es mir schwer, mir Dinge zu wagen, Fähigkeiten zu trai- selbst gegenüber beherrscht und duld- nieren und sich Wissen anzueignen. sam zu bleiben, mich selbst zu ermuti- Dafür bin ich dankbar. Zum Beispiel gen, zu loben. habe ich, statt mich auf den ewigen Hier darf ich noch so viel lernen und Streit mit den Hausaufgaben einzulas- ich freue mich über meinen 5 jährigen sen, eine gemeinsame Arbeitszeit am Enkelsohn, der mir in dieser Tugend Esstisch eingeführt, bei der die Kinder schon einige Schritte im Voraus zu arbeiteten, ich meinen Kaffee trank sein scheint: und wir eine gute Gemeinschaft erleb- „Oma, es ist nicht schlimm, dass du ten, die wir positiv in Erinnerung ha- wieder gekleckert hast. Wenn du groß ben. bist, hast du das auch gelernt.“ Ich denke heute, Geduld hat verschie- dene Aspekte, von Verständnis und Sabine Müller-Hasenclever Er-Klärung bis hin zu Humor und Ge- lassenheit. Die Kunst ist es, die Situa- tion einzuschätzen und zu reagieren, zu gestalten. In Bezug auf meine vier erwachsenen Kinder sehe ich, dass es mir einfacher fällt abzuwarten, mich in Geduld zu üben, denn ich trage keine Verantwor- tung mehr für sie. Gleiches gilt für meine vier kleinen En- kelkinder. Ich genieße eine Freiheit mit ihnen zu spielen, die ich als Mutter in diesem besonderen Maß nicht kannte. Und doch erlebe ich in unterschiedli- chen Situationen ein Gefühl der Macht- losigkeit und des Ertragen-Müssen sehr intensiv und entdecke den Trost des Gebetes auf eine mir ganz neue Art. Bis heute sehe ich mich als Lernende in dem Bereich Geduld und bin dank- 22
Geduld Geduldig sein im Umgang mit al- ten Menschen Letztes Wochenende hatte ich mit wenn unsere Pläne durchkreuzt wer- meinem Mann eine Verabredung in den; sei es durch uns selber oder unserer Garage. Wir bekommen ein durch Dritte. neues Garagendach und werden da- Ich denke jeder kennt das Gefühl, durch gezwungen mal etwas Ordnung wenn etwas schnell erledigt werden in das Chaos zu bringen. Wie immer muss, wenn zum Beispiel Zeitpläne am Wochenende hatten wir einen oder Termine einzuhalten sind. Wenn recht straffen Zeitplan und waren der man dann nicht schnell genug seine Meinung, die Sache sei in drei Stun- Schuhe angezogen bekommt, Schlüs- den erledigt. Kein Problem also da- sel, Geldbörse und Papiere dabei hat, nach noch einkaufen zu fahren, kurz kann uns das ganz schön unter Druck noch in den Baumarkt rein, um eine setzen. neue Gasflasche für den Grill zu erste- Alten Menschen geht es genauso. Ge- hen, und danach schön gemütlich auf duldig zu sein mit sich selber, ist ein der Terrasse sitzen und grillen. Soweit Prozess des Einübens. Das Wort „Ge- der Plan… duld“ bedeutet nicht passives Warten Es kam wie es kommen musste. Wir oder sanfte Toleranz sich selbst und brauchten den ganzen Tag für diese anderen Menschen gegenüber. Bib- Aufräumaktion, schafften es noch Pa- lisch betrachtet bedeutet es „Durchhal- pier und Sperrmüll zu entsorgen und tevermögen“. Wir sollen diesen Alte- die Gasflasche zu kaufen. Danach sa- rungsprozess geduldig gehen und un- ßen wir total erschöpft auf unserer Ter- sere Schwierigkeiten beharrlich und rasse und mussten uns mit Mitte fünf- uns selbst barmherzig gegenüber zig eingestehen, dass wir doch nicht meistern. mehr so viel Kraft haben wie früher als In der Arbeit mit dementen, alten Men- wir noch jünger waren. schen ist Geduld eine Eigenschaft, die In der Arbeit mit alten Menschen gibt jeder Betreuende unbedingt mitbrin- es immer zwei Seiten der Medaille. Es gen sollte. Einem dementen Men- geht vielen noch so wie meinem Mann schen fehlt häufig der räumliche, situa- und mir am letzten Wochenende. Man tive und zeitliche Bezug. Er hat keine hat eine bestimmte Vorstellung von Vorstellung mehr von viel oder wenig den eigenen Kraftreserven und muss Zeit haben. Er lebt genau in diesem sich altersbedingt selbst eingestehen, Moment und dieser Moment ist wich- dass es leider nicht mehr so schnell tig. Wenn wir Betreuende Glück ha- geht wie früher. Wenn alles so läuft, ben, erwischen wir ihn in diesem Mo- wie wir uns das vorstellen, ist Geduld ment und können eintreten in seine einfach auszuüben. Auf eine echte Welt und eine Weile daran teilhaben. Geduldsprobe wird man erst gestellt Wir brauchen Zeit und Geduld zu er- 23
Geduld kennen, wann eine Kontaktaufnahme werden, gelingt sicher nicht. Da müs- möglich ist, und über welche Sinnes- sen wir geduldig sein mit uns, vor al- wahrnehmung der Kontakt stattfinden lem wenn man einen hohen Anspruch könnte. Vieles geht noch über das an sich selbst und seine Arbeit stellt. Leibgedächtnis, das das Erleben eines Unsere dementen Bewohner spüren Menschen ausmacht. Das kann ge- es sowieso und fragen dann: „Na, meinsames Hören von Musik sein geht’s Dir heute nicht gut?“ und ich fra- oder Singen alter, bekannter Lieder. ge dann in dieser Situation zurück: Das können Berührungen oder Mas- „Spüren Sie, dass es mir nicht gut sagen sein, Gerüche oder alte Bilder, geht?“ Manchmal nimmt der Bewoh- die Erinnerungen wecken und Zugang ner dann meine Hand und streichelt zu sich selbst ermöglichen. Dabei ist sie, manchmal schauen wir uns nur an es wichtig sich dem alten Menschen und manchmal, wenn noch Worte da ganz und gar zur Verfügung zu stellen. sind, erzählt er mir aus seinem Leben. Demente Menschen haben ein sehr Das sind für mich wertvolle Begegnun- gutes Gespür dafür, wie es dem Ge- gen, die dann zustande kommen, genüber gerade geht, und ob derjeni- wenn wir uns als Menschen begeg- ge wirklich Interesse an einer Begeg- nen. Uns Zeit füreinander zu nehmen nung hat. und geduldig zu sein, auch wenn die Diese Arbeit kostet die Betreuenden Alltagsroutine uns ihre Struktur auf- sehr viel Kraft. Jeder, der demenziell zwingt. veränderte Angehörige zu Hause In diesem Sinne schließe ich mit den pflegt, kann diese Erfahrung sicher Worten meiner Mutter (85 Jahre alt) nachvollziehen. die mir sagte: “Altern ist nichts für In einer stationären Einrichtung wie Feiglinge.“ dem Bonhoeffer Haus leben ca. 75 Herzliche Grüße aus dem Bonhoeffer- Prozent demenziell veränderte Men- haus, schen in unterschiedlichen Stadien der Ihre Demenz. Allen an allen Tagen des Anke Beisemann, Jahres zu hundert Prozent gerecht zu Diakonin und Altentherapeutin 24
Geduld Nur Geduld, bitte Sie verschwindet. So wie die Telefon- So geht man einfach davon aus, dass zelle und der Brief. Warten vor der Zel- die Schüler geduldig auf den Stühlen le, warten auf den Briefträger – über- ausharren und auf ihren Lernzuwachs flüssig. warten. Ein Lehrer muss übermensch- Warten auf das neue iPhone! Warten liche Geduld besitzen, wenn er in aus- auf das niedrig gegarte Fleisch (60 druckslose Gesichter blickt und er zum Grad, 5 Stunden ?). Es gibt sie also xten Mal die vier Fälle der deutschen doch noch, die Geduld. Nicht als eine Sprache erklären muss. In Klasse 5, 6, Situation, die man stoisch erträgt, son- 7, 8, 9 und in 10 dann noch mal vor dern zielgerichtet. Zeit, Energie und den zentralen Prüfungen. Beispielsät- Geld setzt man für etwas Besonderes ze, Witzchen, Eselsbrücken, Arbeits- ein. Hier erduldet man das Warten blätter sollen das Wunder vollbringen: gern. das Begreifen. Wie man das bewirkt, ist letztlich nebulös. (Anmerkung: Viel- Man kann die Geduld auch lehren und leicht hätte ich mich mal zu Boden lernen. werfen sollen und weinend die Schüler Ich erinnere mich an eine Situation in anflehen: begreift es doch bitte end- der Schule meiner Tochter: im Werk- lich! Jeder bekommt 50 Cent! Hätte unterricht wurde ein Holzteil geschlif- vielleicht mehr gebracht, wäre aber fen, mit der Hand. Über viele Stunden kein Beispiel für Geduld gewesen.) lang mit den verschiedenen Körnun- gen des Schleifpapiers, bis das Werk- Geduld kostet Zeit. Und die ist überall stück ganz glatt war. Das hat mir gefal- knapp. Wir hetzen durch die Lehrbü- len. Die Schüler übten sich in Geduld. cher, üben und wiederholen nur halb- Sie hatten Vertrauen in ein Ziel und in herzig, denn die Zeit fehlt später. Wir den Lehrer. Der hatte auch Geduld sollen Schüler fördern, aber was ist, und zeigte dies seinen Schülern. Als wenn wenig dabei herauskommt? Ich ein Schüler die Erfindung der Schleif- muss dann meine Erwartungen und maschine erwähnte, blieb er ent- die der Schulbehörde zurückstellen spannt. Man ahnt: der Unterricht fand und akzeptieren, was ich nicht ändern an einer Privatschule statt. Ich wusste kann. Ich vertraue darauf, dass auch wieder, warum ich Schulgeld bezahle. diese Schüler ihren Weg gehen wer- den und vielleicht später besser lernen Ich weiß nicht, ob Geduld irgendwo in können, in einer anderen Situation, mit Schullehrplänen als zu erreichende anderen Menschen. Wenn Schüler be- Kompetenz verankert ist. Das wider- greifen, dass man trotz Belastung ge- spräche auch der Idee des ständigen duldig bleiben kann, haben sie viel für Lernfortschritts. Aber dennoch ist sie ihr Leben gelernt. eine Grundvoraussetzung für den Be- stand jeder Schule. Ohne Geduld Auch der geneigte Leser des Gemein- scheitern Schüler und Lehrer. debriefs kann nun etwas lernen. Wo? 25
Geduld Fußgängerampel am Obstgeschäft in hoffe, ich treffe dort viele Gleichge- Hüls - Mitte. Hier kann man erproben, sinnte, die mit mir warten und nicht un- wie langmütig man ist. Ob man Warten geduldig bei Rot losstürmen. Bis dann. aushalten kann. Ein Meditationsort R.Altmann vor unserer Haustür. Kostenlos. Ich Beppo Straßenkehrer foto: de.momo.wikia.com Wenn jemand auch sehr viele Freunde hat, so gibt es darunter doch immer ei- nige wenige, die einem ganz beson- ders nahestehen und die einem die allerliebsten sind. Und so war es auch bei Momo. Manche Leute waren der Ansicht, Sie hatte zwei allerbeste Freunde, die Beppo Straßenkehrer sei nicht ganz beide jeden Tag zu ihr kamen und al- richtig im Kopf. Das kam daher, daß er les mit ihr teilten, was sie hatten. Der auf Fragen nur freundlich lächelte und eine war jung, und der andere war alt. keine Antwort gab. Er dachte nach. Und Momo hätte nicht sagen können, Und wenn er eine Antwort nicht nötig welchen von beiden sie lieber hatte. fand, schwieg er. Wenn er aber eine Der Alte hieß Beppo Straßenkehrer. In für nötig hielt, dann dachte er über die- Wirklichkeit hatte er wohl einen ande- se Antwort nach. Manchmal dauerte ren Namen, aber da er von Beruf Stra- es zwei Stunden, mitunter aber auch ßenkehrer war und alle ihn deshalb so einen ganzen Tag, bis er etwas erwi- nannten, nannte er sich selbst auch derte. Inzwischen hatte der andere na- so. Beppo Straßenkehrer wohnte in türlich vergessen, was er gefragt hatte, der Nähe des Amphitheaters in einer und Beppos Worte kamen ihm wun- Hütte, die er sich aus Ziegelsteinen, derlich vor. Wellblechstücken und Dachpappe Nur Momo konnte so lange warten und selbst zusammengebaut hatte. Er war verstand, was er sagte. Sie wußte, ungewöhnlich klein und ging oben- daß er sich so viel Zeit nahm, um nie- drein immer ein bißchen gebückt, so mals etwas Unwahres zu sagen. Denn daß er Momo nur wenig überragte. nach seiner Meinung kam alles Un- Seinen großen Kopf, auf dem ein kur- glück der Welt von den vielen Lügen, zer weißer Haarschopf in die Höhe den absichtlichen, aber auch den un- stand, hielt er stets etwas schräg, und absichtlichen, die nur aus Eile oder auf der Nase trug er eine kleine Brille. Ungenauigkeit entstehen. 26
Geduld Er fuhr jeden Morgen lange vor Tages- man.“ anbruch mit seinem alten, quietschen- Er blickte eine Weile schweigend vor den Fahrrad in die Stadt zu einem gro- sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann ßen Gebäude. Dort wartete er in einem fängt man an, sich zu beeilen. Und Hof zusammen mit seinen Kollegen, man eilt sich immer mehr. Jedesmal, bis man ihm einen Besen und einen wenn man aufblickt, sieht man, daß es Karren gab und ihm eine bestimmte gar nicht weniger wird, was noch vor Straße zuwies, die er kehren sollte. einem liegt. Und man strengt sich noch Beppo liebte diese Stunden vor Ta- mehr an, man kriegt es mit der Angst, gesanbruch, wenn die Stadt noch und zum Schluß ist man ganz außer schlief. Und er tat seine Arbeit gern Puste und kann nicht mehr. Und die und gründlich. Er wußte, es war eine Straße liegt immer noch vor einem. So sehr notwendige Arbeit. darf man es nicht machen.“ Wenn er so die Straßen kehrte, tat er Er dachte einige Zeit nach. Dann es langsam, aber stetig: Bei jedem sprach er weiter: „Man darf nie an die Schritt einen Atemzug und bei jedem ganze Straße auf einmal denken, ver- Atemzug einen Besenstrich. Dazwi- stehst du? Man muß nur an den nächs- schen blieb er manchmal ein Weilchen ten Schritt denken, an den nächsten stehen und blickte nachdenklich vor Atemzug, an den nächsten Besen- sich hin. Und dann ging es wieder wei- strich. Und immer wieder nur an den ter: Schritt - Atemzug -Besenstrich. nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann Während er sich so dahinbewegte, vor macht es Freude; das ist wichtig, dann sich die schmutzige Straße und hinter macht man seine Sache gut. Und so sich die saubere, kamen ihm oft große soll es sein.“ Gedanken. Aber es waren Gedanken ohne Worte, Gedanken, die sich so Und abermals nach einer langen Pau- schwer mitteilen ließen wie ein be- se fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, stimmter Duft, an den man sich nur ge- daß man Schritt für Schritt die ganze rade eben noch erinnert, oder wie eine Straße gemacht hat. Man hat gar nicht Farbe, von der man geträumt hat. gemerkt wie, und man ist nicht außer Nach der Arbeit, wenn er bei Momo Puste.“ Er nickte vor sich hin und sagte saß, erklärte er ihr seine großen Ge- abschließend: „Das ist wichtig.“ danken. Und da sie auf ihre besondere aus „Momo“ von Michael Ende Art zuhörte, löste sich seine Zunge, und er fand die richtigen Worte. „Siehst „Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, du, Momo“, sagte er dann zum Bei- Herr, sondern um Kraft für den Alltag. spiel, „es ist so: Manchmal hat man Lehre mich die Kunst der kleinen eine sehr lange Straße vor sich. Man Schritte.“ denkt, die ist so schrecklich lang; das Antoine de Saint-Exupéry, französischer kann man niemals schaffen, denkt Humanist und Schriftsteller, * 1900, † 1944 27
Geduld Krank werden und eingeschränkt leben - eine Geduldsprobe Geduld, was ist das? Im Lexikon steht ist bitter. Ich habe mir angewöhnt, sehr Beharrlichkeit – Entschiedenheit – wenig zu kritisieren, er tut sooo viel für Entschlossenheit – Festigkeit – Stand- mich. Und mein ganzes Umfeld tut so haftigkeit – Ausdauer – Stetigkeit – viel für mich. An dieser Stelle nochmal Durchhaltevermögen - Kondition – öffentlich: DANKE! Konsequenz – aber auch Resignation. Auszuhalten, wie viele Dinge ohne Im Römerbrief 5,3 schreibt Paulus mich geschehen müssen, tut ein wenig „Bedrängnis erwirkt Geduld!“ weh. Denn ich kann nur ganz wenig laufen und ich bin so schnell gestresst, Am 22.03.2016 konnte ich mein Leben sobald mehr als 3 Leute zusammen nicht mehr so gestalten, wie ich es ge- sind. Auf der Straße gehe ich mit Rol- wohnt war. Eine „cervicale Myelitis“ lator etwa 400m. Für alles Weitere nut- eine Entzündung an der Wirbelsäule, ze ich den Rollstuhl. veränderte meinen Alltag ganz enorm. Ich habe gelernt, geduldig an den Das heißt, ich muss viele Schmerzen Schmerzen vorbei zu sehen; jetzt nen- aushalten und die kleinste Anforde- ne ich sie Missempfindungen, die ich rung bereitet mir Stress. Durch reich- durch Entspannungstechniken versu- lich viele Tabletten kommen auch noch che zu minimieren. Die Tabletten re- Probleme der Nebenwirkungen hinzu. gelmäßig zu nehmen, musste ich in Mein Mann Ernst stellte sich sofort lie- Ausdauer erst lernen. Für mich bedeu- bevoll der Situation. Er macht sämtli- tet das JA-Sagen zur Erkrankung Ge- che Hausarbeit, „pflegt“ mich rührend duld – in Ausdauer und Sichfügen und bringt mich zu Ärzten und Thera- ohne Resignation. – Ich nehme es an, peuten. so wie es ist! Vieles loslassen. – das Nicht mehr kochen zu können, bzw. ist eine Geduldsarbeit. abzugeben, wie gekocht wird, und dass Vieles einfach anders getan wird, Maria Mülders 28
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