50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten

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50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
50 Jahre Vereinigung
Aargauer Sportjournalisten
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                                      Grusswort des Aargauer Sportdirektors            3

Herzliche Gratulation zum Jubiläum
Seit 50 Jahren besteht die Vereinigung Aargauer Sportjournalisten – ein bemerkenswertes Jubiläum ! Die Aargauer Sportszene wird
auch dank den zahlreichen Sportjournalisten in den passenden medialen Fokus gerückt. Für diese Leistung spreche ich als Aargauer
Sport­direktor meine Anerkennung und meinen Dank aus.

50
              Jahre schon besteht die Vereini-                zu wahren. Sie pflegen den fundierten
              gung Aargauer Sportjournalis-                   Sportjournalismus auch abseits des Main-
              ten (VASJ). Grund genug, etwas                  streams und wären eigentlich die idealen
genauer auf die Arbeit und das Wirken der                     Partner für die Sportberichterstattung der
Sportjournalisten zu blicken.                                 grossen Medienhäuser. Schade jedoch, dass
   Sportjournalisten sind am Puls des Sport-                  diese immer weniger auf die gute Arbeit die-
geschehens, direkt vor Ort und hautnah                        ser wichtigen Berufsgruppe zurückgreift.
dabei. Die Vorstellung, Sportjournalisten
kämen in den Genuss, unzählige Veranstal-                     Herausragender Preis Special Award
tungen besuchen zu können und nebenbei                        Dass die Vereinigung Aargauer Sportjour-
noch etwas zu arbeiten, greift definitiv zu                   nalisten ein wesentliches Element in der
kurz. Sportjournalisten recherchieren, berei-                 Aargauer Sportlandschaft ist, zeigt auch
ten sich auf einen Anlass vor, sind gut infor-                die Verleihung des Special Award an der
miert, vernetzt und kreativ, sie sind wortge-                 Aargauer Sport-Gala. Der Preis für das
wandt und schiessen mit ihrem geschulten                      sportliche Lebenswerk trägt dazu bei,
Auge die passenden Bilder zu jedem Artikel.                   herausragende Persönlichkeiten aus dem
Sie erledigen darüber hinaus ihre Arbeit bei                  Spitzensport zu würdigen – von Trainerin-
Wind und Wetter, von früh bis spät und auch                   nen und Trainern bis zu Sportlerinnen und
an Wochenenden.                                               Sportlern selbst. Wer könnte das besser als
                                                              die Vereinigung derjenigen Journalisten,
Wichtige Rolle in der Aargauer Sportszene                     die die Sportlerinnen und Sportler oft jah-
Als Aargauer Sportdirektor weiss ich um die                   relang durch ihre Karrieren hindurch be-
grosse Vielfalt in der Aargauer Sportszene.                   gleiten?
In zahlreichen Sportarten halten Aargau-                         In diesem Sinne gratuliere ich herzlich
er Mannschaften und Einzelsportlerinnen                       zum grossen Jubiläum und danke der VASJ
und -sportler mit der nationalen oder gar                     für ihren Einsatz und ihr Wirken zu Guns-
internationalen Spitze mit. Die Bericht-                      ten des Aargauer Sports. Ich wünsche der
erstattung der Aargauer Sportjournalisten                     Vereinigung und allen Mitgliedern für die
trägt dazu bei, diese Leistungen in Wort                      Zukunft alles Gute!
und Bild ins passende Licht zu setzen. Die
VASJ vernetzt darüber hinaus die zahlrei-                                      Regierungsrat Alex Hürzeler,
chen Sportjournalisten im Aargau und trägt                            Departement Bildung, Kultur und Sport
so entscheidend zum wichtigen Austausch
der Berufskolleginnen und -kollegen bei.
   Die Aargauer Sportjournalisten sind so-
dann zentrale Faktoren, wenn es darum
geht, die journalistische Breite, Vielfalt und
Qualität in der Aargauer Medienlandschaft                                                                                                                                                            FOTO: KANTON AARGAU. © MICHEL JAUSSI

 IMPRESSUM                                         Geschäftsleitung: Dietrich Berg                      Fredy Staubesand, Fritz Thut,                        Anzeigen: Marcel Suter
 50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten   Redaktion und Konzept: Christoph Bopp,               Archiv Aargauer Tagblatt, Archiv Badener Tagblatt,   Koordination: Dimitri Barth
 Eine Beilage der Schweiz am Wochenende,           Wolfgang Rytz, Fredy Staubesand                      Archiv Aargauer Volksblatt                           Leitung Verkauf: Alexandra Heiniger
 Ausgabe Aargau vom Samstag, 11. Mai 2019          Bilder: Otto Lüscher, Hans Spielmann, Alex Wagner,   Layout: Hajnalka Hajdu, Reto Kyburz                  Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG
 Verlag: AZ Zeitungen AG                           Gerry Frei, Rainer Sommerhalder, August Widmer,      Korrektorat: Françoise Reutimann

                     50 Jahre
       Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
4         Grusswort des Präsidenten der VASJ                                                                                                  50 Jahre Verein Aargauer Sportjournalisten                          50 Jahre Verein Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                                    Interview       5

50 Jahre VASJ – und nochmals …?
1969 wurde die Vereinigung Aargauer Sportjour­
nalisten (VASJ) gegründet. Beim Stichwort 1969
denken wohl die allermeisten an die erste bemannte
Mondlandung von Apollo 11 mit Neil Armstrong, der
einen kleinen Schritt aus der Kapsel machte, jedoch
einen grossen Schritt für die Menschheit. Den Musik­
liebhabern kommt vielleicht das letzte öffentliche
Konzert der Beatles oder Woodstock in den Sinn.

VON ALEXANDER WAGNER

U
        ns Sportjournalisten und      wunderbar und sicher den Gotthard
        Sportliebhabern blieb viel-   überwindet. Nur leider wurden sei-
        leicht eher hängen, dass      ne Künste immer weniger gefragt,
der FC Bayern München den ers-        weil es die Dampfeisenbahn und
ten Meistertitel gewann, dass der     später die ersten Autos gab. Unse-
Schotte Jackie Stewart Formel-        re «Künste» oder wenigstens unser
1-Weltmeister wurde und Pele sein     Handwerk und unsere Passion sind
1000. Tor in seiner Vereinslauf-      auch immer weniger gefragt. Mitt-        Das Komitee, das sich um das 50-Jahr-Jubiläum der Aargauer Sportjournalisten kümmert (von links):
bahn erzielte.                        lerweile gibt es sogar Computer,         Alfred Staubesand, Peter Villiger, Wolfgang Rytz und Alexander Wagner.                                         FOTO: GERRY FREI
   Im August wurde auch die Verei-    die, mit den entsprechenden Daten
nigung der Aargauer Sportjourna-      gefüttert, selbstständig Sporttexte         Ich will nicht pessimistisch sein.       Kutscher über den Gotthard hat              VASJ gibt es jetzt bereits 50 Jahre.
listen aus der Taufe gehoben. Einen   erstellen. Kaum jemand der jünge-        Wir haben einen wunderbaren Be-             sich ein neues Türchen aufgetan,            Ob wir auch das 75-Jahr-Jubiläum
Rückblick zur bewegten Geschichte     ren Generation greift noch zur Zei-      ruf und können unsere Leiden-               eine neue Möglichkeit ergeben. So           in dieser Konstellation feiern dür-
unserer Vereinigung finden Sie in     tung, und wenn schon, dann soll sie      schaft zum Sport ausleben, indem            auch für viele Journalisten. Ganz           fen, steht in den Sternen. Deshalb
dieser Beilage. Einen Ausblick in     bitte gratis sein. Dass ein Journalist   wir darüber schreiben, recherchie-          sicher zu anderen Konditionen,              lasst uns das Jubiläum geniessen
diesen turbulenten Zeiten, in der     eine Leistung vollbracht hat, ein Fo-    ren oder die Action fotografisch            massiv veränderten Bedingungen              und versuchen, mit möglichst viel
sich die Medienbranche rasend         tograf ein Bild geschossen hat und       festhalten dürfen. Nur wird es im-          und vielleicht auch etwas kompli-           Zuversicht, Enthusiasmus, Mut und
schnell wandelt, zu wagen, ist äus-   ein Redaktor den Text redigiert und      mer schwieriger, davon auch sei-            zierter und mit noch mehr Druck.            Freude in die Zukunft zu gehen.
serst heikel und schwierig. Wir       das Layout macht, das sehen die          nen Lebensunterhalt zu bestreiten.             Deshalb sollten wir es wohl ein-

                                                                                                                                                                                                                   Wie geht das eigentlich – Sportjournalismus?
kommen uns manchmal vor wie der       Leute nicht mehr. Oder wollen es         Wo das hinführen wird, wissen               fach geniessen, solange wir unsere          Alexander Wagner ist Präsident der Verei-
Kutscher, der mit dem Vierspänner     nicht mehr sehen.                        wir alle nicht. Aber für die meisten        Passion noch ausleben dürfen. Die           nigung Aargauer Sportjournalisten (VASJ)

Inserat

                                                                                                                                                                                                                   Jungjournalistin Céline Feller, Praktikantin bei                              Schär: Wichtig ist, dass du dir gut   Feller: So ganz aus dem Leeren          Feller: Wie gehst du mit den Verän-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 überlegst: Warum will ich die-        kamst du ja auch nicht – oder?          derungen in der Medienwelt um?
                                                                                                                                                                                                                   der Sportredaktion der «Aargauer Zeitung», jetzt                              sen Job machen? Die Motivation,       Schär: Nein, ich schrieb gute Aufsät-   Schär: Die spürt man schon. Heute
                                                                                                                                                                                                                   angestellt bei der «bz Basellandschaftlichen Zeitung»,                        finde ich, ist zentral, auch jetzt    ze in der Schule, konnte mich auch      hat ja jeder zu allem Zugang. Die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 noch. Natürlich gefällt es mir,       gut ausdrücken mündlich und ich         Journalisten sind heute nicht mehr
                                                                                                                                                                                                                   trifft den Radiomann Berni Schär, eines der wahrhaf­                          dass ich gehört werde. Das gebe       habe einen guten Draht zu den           näher bei der Cornerflagge als der
                                                                                                                                                                                                                   ten Urgesteine der Sportberichterstattung.                                    ich auch gern zu. Aber es muss        Schülern, zu den Leuten und auch        Zuschauer. Das schafft Druck, weil
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 noch andere Dinge geben: solides      zu den Sportlern. Mir hat noch nie      man trotzdem etwas bringen muss,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Handwerk, etwas zum Gelingen          ein Sportler etwas abgeschlagen.        was nicht auf der Hand liegt. Beim
                                                                                                                                                                                                                   AUFGEZEICHNET: CHRISTOPH BOPP          Feller: Und worum geht es da?          bringen; man muss auch akzep-         Zudem kann man sich als Radio-          Radio kann man sich manchmal
                                                                                                                                                                                                                   FOTOS: RAINER SOMMERHALDER             Schär: Um ganz verschiedene The-       tieren, dass nicht alle die Tore      mann nicht verstecken. Man muss         noch hinter der Ergebnisbericht-
                                                                                                                                                                                                                                                          men. Ein Beispiel: Im Eishockey        schiessen können.                     sich den Athleten gegenüber auch        erstattung verstecken. Im Print
                                                                                                                                                                                                                   Berni Schär: Céline, schön, es freut   nennt man das entscheidende                                                  exponieren, das Mikrofon hinhal-        geht das fast nicht mehr. Man muss
                                                                                                                                                                                                                   mich sehr, dass du hier vorbei ge-     Spiel einer Playoff-Serie «Belle».                                           ten und seine Fragen in der Gruppe      aus allem etwas machen.
                                                                                                                                                                                                                   kommen bist. Ich kann dir gleich       Das siebente Spiel zwischen Bern                                             der Journalisten selber stellen.
                                                                                                                                                                                                                   eine Geschichte zu diesem Ort          und Biel war so ein Spiel. War-         «Wichtig ist, dass                                                           Feller: Man muss offenbar auch
                                                                                                                                                                                                                   anbieten (das Radiostudio an der       um sagt man dem so? Gibt es eine                                             Feller: Wie macht man das als           mehr wissen und können.
                                                                                                                                                                                                                   Brunnenhofstrasse 22 in Zürich).       spannende Erklärung? Ich mach          du dir gut überlegst:                 Jungjournalistin, wenn dich viel-       Schär: Genau, als ich angefangen
                                                                                                                                                                                                                   Am 1. Februar 1991 habe ich genau      das gerne: einen vielleicht kompli-    Warum will ich diesen                 leicht noch nicht alle kennen?          habe, wusste ich nicht, dass ich auch
                                                                                                                                                                                                                   in diesem Stock angefangen. Ge-        zierten Sachverhalt in möglichst                                             Schär: Das kommt schon. Du musst        Psychologe sein muss, dass ich von
                                                                                                                                                                                                                   macht habe ich dasselbe wie heute      einfacher Sprache ausdrücken.             Job machen?»                       kompetent sein in deiner Sportart.      Wirtschaft und Sponsoring eine Ah-
                                                                                                                                                                                                                   auch: die Frühsendung. Allerdings                                                                                   Und du musst den Sport gern ha-         nung haben sollte. Als ich über einen
                                                                                                                                                                                                                   unter etwas anderen Vorausset-         Feller: Das formulierst du frei?                                             ben. Man darf kritisch sein, aber       Todesfall berichten musste, fühlte
                                                                                                                                                                                                                   zungen. Wir hatten noch den Te-        Schär: Ich halte das für eine meiner   Feller: Was war es denn bei dir?      wenn man sich nicht selber freu-        ich mich sogar wie ein Pfarrer. Und
                                                                                                                                                                                                                   lex, keine Computer. Da legte man      Stärken, ja.                           Schär: Ich war sehr glücklich als     en kann über einen Erfolg, dann         bei Verletzungen von Sportlern bin
                                                                                                                                                                                                                   dann den 10-Meter-Telexstreifen                                               Lehrer. Nebendran hab ich aber        kommt es nicht gut. Du darfst           ich mir auch schon oft wie ein Arzt
                                                                                                                                                                                                                   auf den Boden und ging daran, mit      Feller: Und das machst du immer        immer schon «geradiölet». Ich         nicht Fan sein. Aber wenn du
                                                                                                                                                                                                                   der Hermes Baby die Meldungen          so?                                    habe dann den Kontakt zu den          emotional nicht mitgehen kannst
                                                                                                                                                                                                                   zusammenzufassen.                      Schär: Was man nicht machen darf       russischen Hockeyspielern By-         oder willst, hast du auch weniger
                                                                                                                                                                                                                                                          im Radio, ist, halbe Sätze auf-        kow und Chomutow gefunden.            von deinem Beruf.                        «Als ich angefangen
                                                                                                                                                                                                                   Céline Feller: Ortswechsel in der      schreiben und dann frei formulie-      Ich bin zwar kein Hockeyexperte,                                                habe, wusste ich
                                                                                                                                                                                                                   Karriere gab es keine?                 ren zu wollen. Mischen geht nicht.     aber ich war der erste Journalist,    Feller: Wo liegt denn die Grenze
                                                                                                                                                                                                                   Schär: Doch, zwei Mal bin ich nach     Entweder alles aufschreiben und        der bei ihnen in Fribourg in ih-      zwischen Fan-Sein und Faszina-           nicht, dass ich auch
                                                                                                                                                                                                                   Bern gezügelt und zwei Mal wieder      ablesen oder dann höchstens            rer Wohnung war. Ich habe dann        tion?                                     Psychologe sein
                                                                                                                                                                                                                   zurück nach Zürich. Die Hauptsen-      Stichworte. Ich mache oft nichts.      Berichte gemacht für das «Regio-      Schär: Das ist nicht so schwierig,
                                                                                                                                                                                                                   dung am Abend produziere und           Dann memoriere ich den Text aber       naljournal» Bern-Fribourg-Wallis      finde ich. Man muss den Sport in                muss.»
                                                                                                                                                                                                                   präsentiere ich im Leutschenbach.      vorher.                                und Aargau-Solothurn. Daraufhin       all seinen Facetten zur Kenntnis
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 wurden sie in Leutschenbach auf       nehmen. Vor, aber auch nach der
                                                                                                                                                                                                                   Feller: Wie läuft denn so ein Tag?     Feller: Hast du das immer schon so     mich aufmerksam, und es hiess:        Leistung. Beides kann bedrückend        vorgekommen. Das hätte ich damals
                                                                                                                                                                                                                   Schär: Zwischen 6.04 und 6.05 Uhr      gemacht? Das braucht doch Mut?         So einen brauchen wir doch. Und       sein. Vor der Leistung gibt es Do-      nicht gedacht. Wenn du jetzt in den
                                                                                                                                                                                                                   komme ich dran mit dem «Sport-         Schär: Ja, ich musste das Vertrau-     ich konnte einen wunderbaren          ping und nach der Leistung krie-        Beruf einsteigst, musst du wissen,
                                                                                                                                                                                                                   bulletin». Dann gibt es ein Insert     en in mich und die Zuversicht          Job übernehmen, der perfekt zu        gen viele die Kurve nicht mehr.         es gibt mehr als Resultat, Technik
                                                                                                                                                                                                                   um 6.07 Uhr für Radio SRF 3, ein       zuerst auch etwas finden. Man muss     mir passte. Mäni Weber hatte die      Um die Frage zu beantworten: na-        und Taktik.
                                                                                                                                                                                                                   moderiertes Gespräch. Im An-           da völlig bei sich bleiben. Wenn du    Moderation der neu eingeführ-         türlich bleiben und den Sport als
                                                                                                                                                                                                                   schluss renne ich einen Stock hö-      mal rausfällst, dann ist’s passiert.   ten Sendung «Wunschkonzert für        etwas nehmen, was zum Leben             Feller: War es auch das, was dich
                                                                                                                                                                                                                   her für das Morgengespräch um                                                 die Kranken» übernommen. Eine         und zur Gesellschaft gehört. Wie        so lange dabei gehalten hat?
                                                                                                                                                                                                                   6.20 Uhr. Das findet auch in die-      Feller: Wie bist du mit dem ganzen     Stelle wurde frei. Und da habe ich    andere Dinge, die Wirtschaft, die       Schär: Ja, klar. Wenn ich zurück-
                                                                                                                                                                                                                   sem Gebäude statt.                     Stress zurechtgekommen?                es riskiert.                          Politik oder die Religion ja auch.      schaue, denke ich, wird es den Ra-
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
6         Interview                                                                                                         50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                    50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                                Felix Bingesser          7

                                                                            Sie wird gross herauskommen. Sie
                                                                            wurde dann der erste globale Star
                                                                            der Schweiz – nach Ferdy Kübler.
                                                                                                                   Ali hat mich als Mensch fasziniert,
                                                                                                                   aber das Boxen an sich weniger.

                                                                                                                   Feller: Wie machst du das, wenn
                                                                                                                                                          der Schär jetzt drei Wochen weg
                                                                                                                                                          ist. Da ist die Frau weg. Da sind
                                                                                                                                                          wir mit dem Auto nach Albert-
                                                                                                                                                          ville gefahren und ich habe mei-
                                                                                                                                                                                                Die schönen Momente des Sportjournalismus
                                                                            Feller: Und dann kam nahtlos           du Sportarten covern musst, in de-     ne damalige Freundin durch die
                                                                            Roger Federer.                         nen du nicht Experte bist?             Akkreditierung geschleppt und         Wer gebeten wird, einige Sätze zu einem Jubiläum zu formulieren, der schaut in der Regel
                                                                            Schär: Ja, da könnte ich endlos auf-   Schär: Man muss die Sache anders       reingebracht. Der Kollege im          zurück. Auf früher, wo alles besser war. Auf die guten und ach so romantischen Zeiten,
                                                                            und erzählen. Er hat alle geschla-     aufziehen. Falsch wäre, wenn du        Zweierzimmer musste leider et-
                                                                            gen und alles gewonnen. Aber das       den Experten spielen würdest, der      was anderes suchen. Aber es hat       die man im fortgeschrittenen Alter so gerne verklärt.
                                                                            kennt ihr ja.                          du nicht bist. Man muss bei sich       sich gelohnt. 25 Jahre sind wir
                                                                                                                   bleiben. Immer ehrlich sein. Nicht     jetzt verheiratet.
                                                                            Feller: Und was kennen wir noch        Show machen. Es gibt immer et-                                                                                                                                                                               VON FELIX BINGESSER, FOTO: ZVG        Schwingerkönig. Auch wenn die

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                B
                                                                            nicht?                                 was, was man machen kann, das du       Feller: Wie soll man heute an so                                                                                                                                                                            Innerschweizer ihn aufgrund sei-
                                                                            Schär: Vielleicht die Sache, als ich   kannst – ein Porträt zum Beispiel.     eine Sache herangehen? Also den                                                                                                                                             ei solchen Rückblicken er-      ner Klubzugehörigkeit sofort als
                                                                            das einzige Mal geweint habe …                                                Sportjournalismus?                                                                                                                                                          innert man sich an die schö-    einen der Ihren adoptiert haben.
                                                                                                                   Feller: Darf ich noch fragen, wie du   Schär: Man muss flexibel und auf-                                                                                                                                           nen Momente, an die tollen         Ja, ich kann mich nur noch an
                                                                            Feller: … bei Federer?                 es gemacht hast mit dem norma-         nahmefähig bleiben. Das Geschäft                                                                                                                                      Erlebnisse. Der Rest wird ausge-      die schönen Momente im Sport-
                                                                            Schär: Nein, das war an der Hand-      len Leben?                             ist schnell, dauernd ändert sich                                                                                                                                      blendet. Männer, die einst die        journalismus erinnern. An Rei-
                                                                            ball-WM 1993 in Schweden.              Schär: Ich habe das Glück, dass        etwas, damit muss man umge-                                                                                                                                           Rekrutenschule absolviert haben,      sen mit der Nationalmannschaft,
                                                                                                                   ich eine extrem verständnisvol-        hen können. Deine Athleten wer-                                                                                                                                       wissen, wovon die Rede ist.           in denen wir Sportjournalisten
                                                                            Feller: Leider etwas vor meiner        le Familie habe. Klar, bin ich oft     den immer jünger, du wirst älter.                                                                                                                                        Die Vereinigung der Aargau-        ausgeschlafen haben. Dann ha-
                                                                            Zeit.                                  weg, aber dafür habe ich dann          Aber du musst immer wieder den                                                                                                                                        er Sportjournalisten feiert ihren     ben wir mit den befreundeten
diomann wie mich so nicht mehr        Feller: Was war das Highlight?        Schär: Aber bemerkenswert: Es          auch etwas zu erzählen. Es wird        Zugang suchen. Dafür hast du ein                                                                                                                                      50. Geburtstag. Und ich stelle er-    Journalisten des Landes Fussball
geben. 30 Jahre 100 Prozent dabei,    Schär: Olympische Spiele, 15 Mal      war an einem Match Schweiz –                                                  aufregendes Leben. Und kannst                                                                                                                                         schreckt fest, dass auch ich da       gespielt. Beni Thurnheer am rech-
immer die gleiche Firma – heute       in Serie, all die Skiweltmeister-     Spanien und die Schweiz führte in                                             immer etwas erzählen. Das hilft                                                                                                                                       schon ein paar Jahrzehnte mit         ten Flügel. Mit den Füssen fast so
wird man ja auch trimedial ausge-     schaften … Ich hatte auch Glück.      der Pause gegen Spanien 12:5. Na-                                             enorm, auch bei der Partnerschaft.                                                                                                                                    dabei bin. Die entsprechende Ge-
bildet, nicht nur Ton, auch Video,    1991 fragte man in der Redakti-       türlich wurde es noch knapp. Aber      «Vielleicht die Sache,                 Du kriegst vielleicht nicht gerade                                                                                                                                    neralversammlung meide ich aber
online. Mir ist es auch heute nie     on: Wer macht Tennis? Das woll-       Goalie «Pfupf» Hürlimann verhin-       als ich das einzige Mal                sofort die Lebenseinstellung wie                                                                                                                                      wie der Teufel das Weihwasser.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       «Sportjournalismus
langweilig. Über ein Hockey-Play-     te keiner. Da musste ich mich als     derte mit einer weiteren Parade                                               ich. Das gibt es wahrscheinlich                                                                                                                                       Weil ich als junger Reporter schon
off zu berichten, ist immer noch      Jüngster reinknien. Ich konnte        die Führung der Spanier und Ste-          geweint habe …»                     nicht mehr.                                                                                                                                                           bei meiner ersten Teilnahme bei-          ist die Königs-
eine Herausforderung. Da stehst
du auch eine halbe Stunde früher
                                      nicht wählen, musste nehmen,
                                      was übrig blieb. Aber, Céline, wer
                                                                            fan Schärer schoss noch das Tor,
                                                                            das die Schweiz in die Globen-Are-                                            Feller: Was ist dein Geheimnis?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nahe zur Mitarbeit im Vorstand
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                genötigt wurde. Vorstände sind
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           disziplin des
auf, damit es funktioniert.           hätte damals gedacht, dass der        na nach Stockholm ins Spiel um         nie langweilig. Ich habe ja die        Schär: So geheim ist das nicht. Ich                                                                                                                                   aber nicht mein Ding.                    Journalismus.»
                                      Schär 30 Jahre später immer noch      Bronze brachte. Dritte wurden die      Geschichte erzählt bei «Aeschba-       fahre heute noch um 4 Uhr mor-                                                                                                                                           Und ich stelle überdies er-
Feller: Was war die markanteste       einen 37-jährigen Weltstar beglei-    Schweden. Aber es war trotzdem         cher»: 1992 zu den Olympischen         gens mit der gleichen Freude und                                                                                                                                      schreckt fest, dass auch ich zum
Veränderung?                          ten darf? 1991 war eine gewisse       grossartig. Handball lag und liegt     Spielen in Albertville habe ich        Begeisterung durch den Baregg-                                                                                                                                        Rückblick neige. Und nicht davon      schnell wie mit dem Mundwerk.
Schär: Die Länge der Beiträge. Frü-   Martina Hingis 11 Jahre alt. Aller-   mir halt am Herzen.                    meine Frau mitgenommen. Heute          tunnel wie damals. Das Feuer                                                                                                                                          erzähle, wie der Alltag der Sport-    Dann Mittagessen, eine gute Fla-
her waren es vier, manchmal fünf      dings war ich nicht ahnungslos.                                              ginge das natürlich nicht mehr.        brennt noch. Ich hoffe, das spürt                                                                                                                                     journalisten heute ausschaut.         sche Wein, Mittagsschlaf. Und am
Minuten. Heute sind es zwei oder      Ich hatte gesehen, wie sie in Lan-    Feller: Gibt es Sportarten, die dir    Aber drei Wochen vorher hatte          man an meinen Beiträgen. Wenn                                                                                                                                         Nach Virtual Reality beschäftigen     Abend im Stadion haben wir den
anderthalb. Das macht es aber         genthal in der Dreilindenhalle ein    nicht so liegen?                       ich mich verliebt. Und ich sag-        du das nicht mehr hast, dann ist                                                                                                                                      wir uns ja jetzt mit Augmented Re-    Bericht in die Olivetti M10 gehäm-
nicht einfacher.                      ITF-Turnier gewann. Ich wusste:       Schär: Vielleicht Boxen. Muhammad      te mir: Es kann nicht sein, dass       es Zeit aufzuhören.                                                                                                                                                   ality und legen die VR-Brille wie-    mert und mit dem Akustikkoppler
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der zur Seite. Wir Sportjournalis-    versucht, den Text in die Schweiz
Inserat                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ten werden geschult in der Search     zu übermitteln. Vielfach erfolglos.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Engine Optimization (SEO), damit         Es gab keine Pressetermine,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                unsere Geschichten in den Wei-        keine Aufseher und Pressechefs,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      die jede Aussage glatt gebügelt ha-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ben. Man hat mit jedem zu jeder-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      zeit geredet und hat Vertrauens-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 «Die Vermarktung                     verhältnisse aufgebaut.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  der Story scheint                      Und dann gab es für uns Aar-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      gauer Sportjournalisten auch den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                wichtiger als der Ge-                 Trainer Rolf Fringer. Er ist auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                halt der Geschichte.»                 dem Packträger meines Velos oft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      vom Trainingsplatz zurück ins
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Brügglifeld gefahren. Er war im-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ten des Netzes auch jemand fin-       mer zu erreichen, immer für eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                det. Weil ja kaum mehr jemand         Schlagzeile gut. Was bringt Sie auf
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                bedrucktes Papier in die Hände        die Palme, Herr Fringer? «Kokos-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                nehmen will. Die Vermarktung          nüsse.» Und als es tagelang regnet
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der Story scheint wichtiger gewor-    und seine Spieler sich beklagen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                den zu sein als der Gehalt der Ge-    sagt er: «Die Fische sind den gan-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                schichte. Wir machen aber mitt-       zen Tag im Wasser. Und von denen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                lerweile auch Liveticker, Podcasts,   hört man keinen Ton.»
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Videos und nähen wohl bald auch          Fringer war nicht nur für mich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                die Trikots der Sportler selber.      eine markante Figur in 50 Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Ich schreibe also nicht von un-    Aargauer Sportjournalismus. Im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                serem neuen Alltag und unserer        Meisterinterview 1993 mit dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                neuen Welt. Sondern von damals,       «Aargauer Tagblatt» wird er gefragt,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                als der Schriftsetzer unsere Arti-    welche Teams er sich als Gegner im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                kel noch auf die Seite geklebt hat    Meistercup wünscht. «Zuerst die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                und mit dem scharfen Messer aus       AC Milan und dann Omonia Niko-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                einem Komma einen Punkt ge-           sia», sagt er lachend. Einig Wochen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                macht hat. Von damals, als es im      später dann die Auslosung in Nyon.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Aargau noch zwei grosse Tages-        Dem FC Aarau werden Nikosia und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                zeitungen gab und wir vom «Aar-       Mailand zugelost.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                gauer Tagblatt» die Konkurrenz           Ja, es waren schöne Zeiten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                vom «Badener Tagblatt» täglich im     Vielleicht nicht immer besser als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Nacken gespürt haben.                 heute. Aber vielfach halt schon.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Oder von damals, als der Aargau    Geblieben ist dies: Sportjournalis-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                eine Sport-Hochburg war. Ja, es       ten brauchen Fachkenntnis, Men-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                gab Zeiten, da hatten wir mit dem     schenkenntnis und Tempohär-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                FC Aarau, dem FC Wettingen und        te. Sie müssen unter horrendem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                dem FC Baden noch drei Klubs in       Zeitdruck liefern. Wer das nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                der höchsten Liga. Es gab das Jahr    schafft, der wechselt ins Ressort
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                1993, als der Aargau mit dem FC       Politik oder ins Ressort Wirtschaft.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Aarau den aktuellen Schweizer            Der Sportjournalismus ist die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Meister stellte und auch der Welt-    Königsdisziplin des Journalis-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                meister in der Ski-Königsdisziplin    mus. Daran haben auch die letzten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Abfahrt aus dem Aargau kam. Es        50 Jahre nichts geändert.
                                                                                                                                                                                                FC Aarau Sternstunde 1993: Jetzt ist es klar mit dem Schweizermeister-Titel. Präsident Lämmli gratuliert Trainer Fringer,       gab aber nicht nur Urs Lehmann.
                                                                                                                                                                                                Fredy Strasser und Ruedi Zahner strahlen, Berichterstatter Heinz Triebold (Rücken zur Kamera) schon auf der Suche               Mit Harry Knüsel wurde einige         Felix Bingesser ist Chefredaktor
                                                                                                                                                                                                nach Interviewpartnern).                                                                                  FOTO: OTTO LÜSCHER   Jahre davor auch ein Aargauer         Sport der Blick-Gruppe
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
8    Die Anfänge 1969                                                                                                                               50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                       50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                             Die Anfänge 1969             9

Nicht mit uns ! – Wie es zur Gründung kam                                                                                                                                                                                  Fussball,         Baden einmal vor Aarau
Vor der Gründung der Vereinigung Aargauer Sportjournalisten (VASJ) waren die Aargauer Sportjournalis­
ten Mitglieder der ältesten Sektion in der Schweiz, der Vereinigung Zürcher Sportjournalisten.                                                                                                                             Schiessen und ...                                                                 Höhepunkte des VASJ Die Ehrungen der Schweizer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Sportler des Jahres 1979 und 1994

                                                                                                                                                                                                                           N
FREDY STAUBESAND                                                                                                                                                                                                                   eben den beiden Schweizer         zuführen, begeistert angenommen.                                                                                             antwortete: «Wettingen wäre
                                                                                                                                                                                         Präsidenten der

E
                                                                                                                                                                                                                                   Auszeichnungen «Sportler          Sportchef fürs Turnier war Grün-                                                                                             auch noch gut ... » An Neckereien
                                                                                                                                                                                         Vereinigung Aargauer
       s waren vor allem Fussball-                                                                                                                                                                                                 des Jahres» (1979 in Baden,       dungsmitglied Heinz Knieriemen.                                                                                              zwischen Baden und Aarau wird
                                                                                                                                                                                         Sportjournalisten:
       Journalisten aus der Region                                                                                                                                                                                         1994 in Aarau-Suhr) legten sich die       Das lief über zehn Jahre lang erfolg-                                                                                        es auch in Zukunft nicht fehlen.
       Aarau», sagt VASJ-Grün-                                                                                                                                                                                             Aargauer Sportjournalisten auch           reich. Die meisten Turniersiege er-                                                                                             Sportler des Jahres 1979 in
                                                                                                                                                                                         Karl Hugentobler 1969–1971,
dungsmitglied     Heinz    Triebold                                                                                                                                                                                        bei sportlichen Anlässen mächtig          oberten die Zentralschweizer.                                                                                                Baden waren Denise Biellmann
                                                                                                                                                                                         Kurt Hennefahrt 1971–1977,
(heute 89-jährig). Wenn es um den                                                                                                                                                                                          ins Zeug.                                    Die Bereitschaft «voll» mitzu-                                                                                            (Eiskunstlaufen), Peter Lüscher
                                                                                                                                                                                         Fredy Staubesand 1977–1996,
FC Aarau ging, waren wir natürlich                                                                                                                                                                                            Im Schiessen gab es lange Zeit         ziehen wurde aber immer gerin-                                                                                               (Ski Alpin) und die Handballnati-
                                                                                                                                                                                         Hansjürg Schnider 1996–
auch auf den Zürcher Fussballplät-                                                                                                                                                                                         alle zwei Jahre eine Schweizer            ger. Verschiedene Teams brachten                                                                                             onalmannschaft.
                                                                                                                                                                                         2008, Wolfgang Rytz 2008–
zen.» Als die Aargauer im Hardturm                                                                                                                                                                                         Sportjournalisten-Meisterschaft.          nicht mehr genug Spieler zusam-                                                                                                 In der Folge entwickelte sich
                                                                                                                                                                                         2013, Alexander Wagner seit
und im Letzigrung zur Kasse gebe-                                                                                                                                                                                          1984 organisierten sie die Aargauer       men. So «rettete» man sich aufs                                                                                              das Verhältnis zwischen Aarau
                                                                                                                                                                                         2013.
ten wurden, also Eintritt bezahlen                                                                                                                                                                                         in Kölliken. OK-Präsident war Fritz       Kleinfeld: Ab 1999 spielten nur                                                                                              («Aargauer Tagblatt») und Ba-
                                                                                                                                                                                         Der Verband Schweizer Sport-
mussten, hatten sie genug. «Das ist                                                                                                                                                                                        Kyburz mit den Schützen-Fachleu-          noch 7 gegen 7. 2001 wechselte                                                                                               den («Badener Tagblatt») freund-
                                                                                                                                                                                         journalisten (VSSJ) nennt sich
ungerecht, nicht mit uns!»                                                                                                                                                                                                 ten Jakob Vogt, Guido Geissmann           man vom Aarauer Schachen ins                                                                                                 schaftlich und erspriesslich. An
                                                                                                                                                                                         seit 2006 sportpress.ch. Von
   Wer aus dem Aargau dabei war,                                                                                                                                                                                           und Hanspeter Kurzbein, die in all        «Wynenfeld» nach Buchs. Als neu-                                                                                             den von Heinz Knieriemen (AT)
                                                                                                                                                                                         den 17 bisherigen Zentralpräsi-
lässt sich nicht abklären. Von                                                                                                                                                                                             den Jahren mit ihren Resultaten           er Sportchef zeichnete Rolf Gaut-                                                                                            organisierten Schweizer Fuss-
                                                                                                                                                                                         denten des VSSJ und von sport-
den Gründungsmitgliedern sicher                                                                                                                                                                                            immer wieder Ehre für die Aargau-         schi. Nach Absagen wegen zu we-                                                                                              ballturnieren im Aarauer Scha-
                                                                                                                                                                                         press.ch sind zwei Aargauer:
Heinz Triebold. Er schrieb über                                                                                                                                                          Fredy Staubesand 2000–2008,       er einlegten. Wie in andern Berei-        nig Anmeldungen 2003 und 2006                                                                                                chen konnte keiner vorbeisehen;
den FC Aarau für das «Aargauer                                                                                                                                                           Wolfgang Rytz 2012–2014.          chen versandete das organisierte          meldete Rolf Gautschi: «Das tradi-                                                                                           Fussballer und Helfer wurden aus
Tagblatt» und den «Freien Aargau-                                                                                                                                                                                          Schiessen.                                tionelle VASJ-Turnier wird wegen                                                                                             dem ganzen Kanton rekrutiert.
er». Gründungsmitglied Max Wolf                                                                                                                                                                                                                                      zu wenig Anmeldungen definitiv                                                                                                  Schnell war man sich einig, dass
(79), der fürs «Brugger Tagblatt»                                                                                                                                                                                          Turnier statt Cup                         aus dem Kalender gestrichen.»                                                                                                man sich zum Jubiläum «25 Jahre
und fürs «Aargauer Volksblatt»                                                                                                                                                                                             Fussball: Wohl weil die Gründer                                                                                                                                        VASJ» 1994 wieder für die Ehrung
berichtete, mag sich nicht daran                                                                                                                                                                                           praktisch alle FC-Aarau-Berichter         Schnupperkurse, Referate,                                                                                                    der erfolgreichsten Schweizer
erinnern, wer alles hinter diesem                                                                                                                                                                                          waren, stellten sie bald eine Mann-       Geselligkeit                                                                                                                 Sportler bewerben möchte. Und
Aargauer Protest stand. Christian                                                                                                                                                                                          schaft für den Schweizer Cup. Die         In den 50 Jahren seit Bestehen war      Sportlerehrung 1994 in der Bärenmatte Suhr: Fredy Staubesand ehrt Vreni Schneider.   klar: diesmal in Aarau. Treiben-
Rossel (76), der Romand, der über                                                                                                                                                                                          Spiele verteilten sich übers Jahr. Es     der VASJ bestrebt, den Mitgliedern                                                                                           de Kräfte von Aarauer Seite wa-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             D
den FC Aarau, aber auch über die                                                                                                                                                                                           kam aber immer wieder zu zeitli-          etwas zu bieten. Jede Generalver-                                                                                            ren Heinz Knieriemen, Hansjürg
«Gippinger Radsporttage» die Zei-           Damals auf den Tribünen des Zürcher Letzigrundstadion: Max Wolf (ganz links), René von Euw und Fredy Staubesand (rechts) mit                                                   chen Schwierigkeit. Da wartete zum        sammlung wurde mit einer Zugabe                 arauf sind die Schweizer           beim «Badener Tagblatt» auf of-           Schnider (Chefredaktor «Aargauer
tungen am Genfersee bediente,               dem Legendären FCZ-Präsidenten Edy Nägeli.                                                                           FOTO: ZVG                                                Beispiel ein Halbfinalist auf seinen      angereichert: mit Referaten aus der             Sportjournalisten    stolz:        fene Ohren – weit über die Sport-         Kurier») und Marcel Suter – mit
sagt, Zürich sei nicht sein Pflaster                                                                                                                                                                                       Gegner, der die Viertelfinals noch        Sportwelt, mit Regelkursen und                  Die alljährlichen Sportler-        redaktion hinaus zu den Lokal-            Erfolg: Die Aargauer bekamen den
gewesen. Von den verstorbenen                                                                                                                                                                                              nicht bestritten hatte. So kam es         Mitspielen bei Tennis, Squash, Cur-     Ehrungen sind auf ihrem Mist ge-           redaktoren. Diese bereiteten den          Zuschlag der Schweizer Sportjour-

                                                                                         Gründungsmitglieder
Gründungsmitgliedern könnten                viele Jahre später den FC Kütti-                                                                                                                                               vor, dass die Saison im Juni zu Ende      ling, Handball, Eishockey, Land-        wachsen. Auch wenn sie von der             Weg vor für die örtliche Infra-           nalisten. Austragungsort war die
Ernst Rohr (FC Aarau), Max Sieber           gen, wollte auch die Badener und                                                                                                                                               war, ohne dass das Finale gespielt        hockey, Kegeln, Golf, Billard, Kart-    Credit Suisse und vom Fernsehen            struktur im Kurtheater (Festakt)          «Bärenmatte» in Suhr. Sportler
(für den «Sport») und Heinz Knie-           Wettinger motivieren. Er bat den                                                                                                                                               werden konnte. Immerhin konn-             und BMX-Fahren. Oft waren auch          überrollt wurden, die Erfindung            und in den Bädern (Mittagessen).          des Jahres waren: Vreni Schneider

                                                                                         der VASJ
riemen (für die «Sportinformati-            damaligen Sportredaktor Karl                                                                                                                                                   ten die Aargauer in einem Spiel ge-       die Frauen dabei. Herbstanlässe         steht den Sportjournalisten zu.               Die Aarauer waren etwas über-          (Ski alpin), Toni Rominger (Rad)
on») dabei gewesen sein.                    Hugentobler vom «Badener Tag-                                                                                                                                                  gen Zürich das Vorspiel des FCA im        halten mit der «Operette in Möri-          1977 wechselte das Präsidium            rascht. Schliesslich waren sie            und die Schweizer Fussballnati-
   Anzunehmen ist: Zurück in                blatt», alle Interessenten der Re-                                                                                                                                             Brügglifeld vor ansprechender Ku-         ken“, mit Besichtigungen und Jass-      der Aargauer Sportjournalisten             zehn Jahre zuvor die Triebfeder           onalmannschaft. Und inmitten
Aarau ist die Empörung auf                  gion Baden/Wettingen zur Grün-               Heinz Triebold (Buchs AG), Max                Karl Hugentobler (Wettingen)                                                        lisse bestreiten.                         Abenden an. Und seit zehn Jahren        von Aarau nach Baden. Bald heg-            für den VASJ. Aber sie machten            der Schweizer Sportprominenz
fruchtbaren Boden gefallen. Der             dungsversammlung aufzubieten.                Wolf (Hünenberg ZG, damals                    war der erste Präsident, aber                                                          An der Präsidentenkonferenz            gilt der Grün-Donnerstag als sport-     te der neue Präsident die Absicht,         bereitwillig mit. Heinz Triebold          standen die Gründer der Vereini-
Entschluss, eine eigene Sektion             Max Sieber bereinigte auch die               Brugg), Christian Rossel (Ittigen             nicht Gründungsmitglied, Max                                                        1977 in Altdorf wurde das Angebot         licher Treff (Eishockey, Curling,       die Sportler-Ehrungen einmal im            meinte nur: «Wenn wir die Sport-          gung Aargauer Sportjournalisten
zu gründen, war gefasst. Wohl-              Sache mit den Statuten.                      BE), Fritz Eigenmann (Buchs AG,               Wolf aus Brugg war der «Brücken-                                                    der Aargauer, den Cup unter VSSJ-         Bogenschiessen, Pétanque). Auf          Aargau abzuhalten. 1979 wäre ge-           lerehrung wieder mal überneh-             (VASJ) im nationalen Schaufens-
weislich, dass die Sektion Aargau              Am 28. August 1969 fand im Re-            gestorben), Ernst Rohr (Aarau,                bauer» zwischen den Zeitungs-                                                       Sektionen an einem Tag in Turnier-        die nächste Einladung darf man ge-      geben, um für 10 Jahre VASJ ein            men, dann bitte in Aarau.» Wo-            ter. Sie allesamt wurden zu Eh-
nicht nur aus Aarauern bestehen             staurant «Sportplatz» in Aarau die           gestorben), Heinz Knieriemen                  zentren Aarau und Baden, Chris-                                                     form im Aarauer Schachen durch-           spannt sein.                            Zeichen zu setzen. Damit stiess er         rauf ihm ein Badener Journalist           renmitgliedern erkoren.
darf, hat Max Sieber (Küttigen)             Gründungsversammlung statt. An-              (Aarau, gestorben), Max Sieber                tian Rossel war der Romand, der
den Draht in die Region Baden/              wesend waren 12 Sportjournalis-              (Küttigen, gestorben).                        hauptsächlich über den FC Aarau
Wettingen gesucht. Er, der schon            ten. – Immerhin. Und die Aargauer                                                          für Genfer und Lausanner Medi-
den zürcherischen FC Flurlingen             waren von nun an gleichberechtigt                                                          en schrieb.
jenseits des Rheins von Schaff-             auf den Zürcher Anlagen.
hausen, gegründet hatte und                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Neben Vreni Schneider
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           sitzt 1994 eine gewisse
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Martina Hingis.
  Ende der 1970er-Jahre im «Schneggen» Menziken                                                                                                                                                                                                 2009 in Hendschiken «auf Spurensuche»                                                                                                                      FOTO: HANS SPIELMANN
die Gründungs- und Vorstandsmitglieder, von links:                                                                                                                                                                                              mit Gründungs-, Ehren- und Vorstandsmitgliedern,
          Heinz Knieriemen, Max Wolf, Ernst Rohr,                                                                                                                                                                                               von links: Fritz Eigenmann, Heinz Triebold, Fredy
Fredy Staubesand, Max Sieber und Christian Rossel.                                                                                                                                                                                              Staubesand, Max Wolf, Hansjürg Schnider,
                                       FOTO: ZVG                                                                                                                                                                                                Christian Rossel.
                                                                                                                                                                                                                                                FOTO: ALEX WAGNER

     Über 80 Jahre sportpress.ch
                                                               Die 16 Sektionen mit Gründungsjahr
     Zürich, Zentralschweiz, Basel, Bern – diese Re-           Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                1969   Sportjournalisten-Vereinigung St. Gallen              1953
     gionalvereine von Sportjournalisten gründe-
                                                               Vereinigung Basellandschaftlicher Sportjournalisten   1947   Solothurner Sportjournalisten-Vereinigung             1953
     ten am 22. Oktober 1938 den Verband Schwei-
     zer Sportjournalisten (VSSJ), der im Jahre                Vereinigung Basler Sportjournalisten                  1935   Associazione Ticinese dei Giornalisti Sportivi        1946
     2006 in sportpress.ch umbenannt wurde. In                 Vereinigung Berner Sportjournalisten                  1935   Association Vaudoise de la Presse Sportive            1949
     den 1940er-Jahren erweiterte sich der Verband             Sportjournalisten-Vereinigung Biel-Grenchen           1941   Association Valaisanne des Journalistes des Sports    1951
     mit Biel-Grenchen (1941), Genf (1945), Tessin             Association Fribourgeoise des Journalistes Sportifs   1953   Zentralschweizerische Sportjournalisten-Vereinigung   1934
     (1946) und Baselland (1947) zur «achtörtigen              Vereinigung Bündner Sportjournalisten                 1971   Vereinigung Zürcher Sportjournalisten                 1929                                      Sportlerehrung 1994 im Zentrum Bären-
     Sportjournalisten-Eidgenossenschaft». Bis in                                                                                                                                                                          matte Suhr: Moderatorin Monika Fasnacht
                                                               Association Genèvoise des Journalistes Sportifs       1945   Verband Schweizer Sportjournalisten                   1938
     die 1970er-Jahre ist der Verband auf die heute
                                                               Association Neuchâteloise de la Presse Sportive       1965                                                                                                       interviewt Radprofi Tony Rominger.
     tätigen 16 Sektionen angewachsen.
                                                                                                                                                                                                                                            FOTO: HANS SPIELMANN
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
10 Medienwissenschaft                                                                                                             50 Jahre Verein Aargauer Sportjournalisten                 50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                               Peter Herzog 11

                                                                                                                                                         Daniel Beck
                                                                                                                                                         ist wissenschaft-

Sportjournalismus in der Schweiz                                                                                                                                                              Aufbruch des FC Aarau in der Ära Hitzfeld
                                                                                                                                                         licher Mitarbeiter
                                                                                                                                                         am Departement
                                                                                                                                                         für Kommunika-
                                                                                                                                                         tionswissenschaft
                                                                                                                                                         und Medienfor-
                                                                                                                                                         schung der Uni-
                                                                                                                                                         versität Freiburg
Von den bescheidenen Anfängen bis zu aktuellen Fragen                                                                                                    (Schweiz).
                                                                                                                                                                                              Ein etwas nostalgischer Rückblick in die Zeit, als die Journalisten ihre Matchberichte noch
                                                                                                                                                                                              in die Schreibmaschine namens Hermes Baby tippten.
VON DANIEL BECK                        In den 1920er-Jahren sorgte auch      Sportteil mit dem Spruch: «Unse-     1990er- und 2000er-Jahren bestä-      Randsportarten besser berück-

E
                                       das Radio für einen Popularitäts-     re Artikel sind von echten Sport-    tigen. Gestiegen ist die Akzeptanz    sichtigen. In den grossen Medien-     VON PETER HERZOG                                                                                                                                               te der FCA seine beiden ersten

                                                                                                                                                                                              W
      ine eigene Sportabteilung        schub des Sports: Nun war es mög-     lern geschrieben.» Entscheidend      des Sportressorts auch durch die      sportarten verfügen aber Verbän-                                                                                                                                                                     Spiele in Basel und Bulle austragen
      gab es nicht, noch viel we-      lich, Wettkämpfe live mitzuverfol-    war offenbar nicht journalistische   grössere Themenvielfalt: Neben        de und Veranstalter über so viel                er erinnert sich noch an                                                                                                                             und er verlor zweimal. Zum ersten
      niger eine Sportbeilage. (…)     gen, ohne selbst vor Ort zu sein.     Kompetenz, sondern die Nähe          der Wettkampf berichterstattung       Mittel, dass sie die Berichterstat-             die alte Holztribüne im                                                                                                                              Heimspiel gegen den FC Luzern
Die Mehrzahl der Redakteure hielt      Nach dem Zweiten Weltkrieg lie-       zum Sport. Der deutsche Kommu-       spielen gerade in weniger aktu-       tung über ihre Wettkämpfe gleich                Brügglifeld? Sie wurde                                                                                                                               kamen dennoch 10 800 Zuschauer
den Sport für eine höchst unwich-      ferte das neue Medium Fernsehen       nikationswissenschafter Siegfried    ellen Medien auch gesellschaft-       selbst organisieren können, und       1981, im Jahr des Aufstieges des FC                                                                                                                            ins Brügglifeld und sahen einen
tige Angelegenheit und den Mann,       auch Live-Bilder, stieg damit zum     Weischenberg befragte Mitte der      liche, wirtschaftliche und poli-      über soziale Medien treten Ak-        Aarau in die Nationalliga A, abgeris-                                                                                                                          viel umjubelten 5:1-Sieg. Herberth
der sich des Sports für das Blatt      Leitmedium der Sportberichter-        1970er-Jahre     Sportjournalisten   tische Hintergründe des Sports        teure des Sports direkt mit ihren     sen. Ein Bild dieser Holztribüne ist                                                                                                                           traf schon in der 2. Minute zum
nunmehr annahm, für einen Zeit-        stattung auf und veränderte das       zu ihrer Berufssituation und kam     eine wichtigere Rolle. Und durch      Fans in Kontakt. Wie alle anderen     auf der Homepage des Vereins unter                                                                                                                             1:0. Auf Luzerner Seite spielte ein
verschwender.» So charakterisier-      Gesicht des Sports: Sponsoren plat-   zum Schluss, dass sie die «Au-       die negativen Begleiterscheinun-      Ressorts ist zudem auch der Sport     der Rubrik «Geschichte» zu sehen.                                                                                                                              gewisser Hitzfeld und der machte
te NZZ-Redaktor Willi Bierbaum         zierten ihre Logos gut sichtbar für   ssenseiter der Redaktion» seien:     gen des modernen Sports wie           von der aktuellen Finanzierungs-      Es lässt meine Gedanken schweifen.                                                                                                                             gegen den jungen FCA-Verteidiger
den Sportjournalismus zu Beginn        das Fernsehpublikum in Stadien,       schlechter ausgebildet als ihre      Doping, Hooliganismus oder Kor-       krise der Medien betroffen, und       In die Zeit, als der FC Aarau nach 25                                                                                                                          Agapios Kaltaveridis keinen Stich.
des 20. Jahrhunderts in der 1930       auf Sportgeräten und auf Trikots,     Kollegen aus anderen Ressorts,       ruption wuchs auch in diesem          es gibt ernsthafte Überlegungen,      Jahren als biederer NLB-Club auf-                                                                                                                                 Ein Jahr später stieg auch der
erschienenen       Jubiläumsschrift    und die Veranstalter kassierten       mit wenig Prestige versehen und      Ressort das öffentliche Interesse     einen Teil der Berichterstattung      brach zu neuen Ufern und nach dem                                                                                                                              FC Wettingen in die Nationalliga A
zum 150-jährigen Bestehen des          Lizenzgebühren für die Übertra-       unzufrieden mit ihrer Rolle als      an kritischem und investigativem      zu automatisieren. In den USA         Aufstieg in die Nationalliga A und                                                                                                                             auf und in der Saison 1986/87 ge-
Zürcher Traditionsblatts. Bezeich-     gungen. Die Fernsehsender zahl-       Unterhalter.                         Journalismus. Noch nicht ganz als     lässt beispielsweise die «Wa-         später in der Ära Hitzfeld weit über                                                                                                                           sellte sich der FC Baden dazu. Für
nenderweise wurde der Sport in         ten bereitwillig, da sie dafür ein       Ab jener Zeit begann sich aber    «normales» Ressort in den Redak-      shington Post» mittlerweile die       Aaraus Stadtgrenze hinaus für Eu-                                                                                                                              eine Saison spielte ein Trio aus
dieser Publikation noch nicht in       attraktives Programm bekamen –        die Situation des Sportjournalis-    tionen angekommen ist der Sport-      Berichterstattung über College-       phorie sorgte. Mit dem Cupsieg 1985                                                                                                                            dem Aargau in der NLA, bevor Ba-
einem eigenen Kapitel abgehan-         in den 1950er- und 1960er-Jahren      mus zu ändern. Sportkommen-          journalismus in Bezug auf die Ge-     Football durch Roboter generie-       und den ersten Europacup-Spielen                                                                                                                               den gleich wieder abstieg.
delt, sondern als Anhang im Kapi-      waren Sportübertragungen für          tatoren und -moderatoren am          schlechterverhältnisse: Auch die      ren. Eine laufende Untersuchung       gegen Roter Stern Belgrad mach-
tel zur Lokalberichterstattung.        viele Schweizerinnen und Schwei-      Radio und vor allem am Fernse-       neueste Schweizer Journalisten-       an der Universität Freiburg zeigt,    te der FC Aarau im ganzen Land                                                                                                                                 3:1 gegen Servette vor über
   Tatsächlich war Sportbericht-       zer ein entscheidender Grund zum      hen wurden dank der Populari-        befragung von 2016 weist für die      dass die Wettkampf berichterstat-     Schlagzeilen. Es war die Zeit, als                                                                                                                             11 000 Zuschauern
erstattung in der Schweiz damals       Kauf eines Fernsehgeräts, und bis     tät ihrer Sendungen zu Stars der     Sportressorts einen Frauenanteil      tung damit zwar umfangreicher         ich als junger Sportjournalist die                                                                                                                             Zu dieser Zeit war der FC Aarau in
noch neu. Nachdem Eisenbahn            heute gehören Live-Übertragun-        Branche. Auch die Printjourna-       von nur 5Prozent auf.                 und ausgewogener ist als bei ei-      ersten Gehversuche unternahm.                                                                                                                                  der Ära Hitzfeld mit seinem un-
und Telegraf die zeitnahe Bericht-     gen von Grossanlässen wie der         listinnen und -journalisten ga-                                            nem Konkurrenzblatt, dessen Ar-          Im Bauch dieser Holztribüne                                                                                                                                 erschrockenen Pressing-Fussball
erstattung über überregionale          Fussball-WM oder dem Lauber-          ben sich in der nächsten grossen     Konkurrenz durch Sport-               tikel zu den gleichen Spielen von     traf ich zum ersten Mal auf Ott-                                                                                                                               auch national ein grosses Thema.
Sportereignisse überhaupt erst         horn-Rennen zu den beliebtesten       deutschen Befragung von Felix        veranstalter und Roboter?             Menschen geschrieben werden.          mar Hitzfeld. Er spielte Ende der                                                                                                                              Für mich war das eine prägende
möglich gemacht hatten, erschie-       Fernsehinhalten. Sport wurde da-      Görner aus dem Jahr 1994 deut-       Durch die Digitalisierung im          Hintergründe, Analysen und prä-       Siebzigerjahre beim FC Lugano,                                                                                                                                 Phase in meiner Journalisten-
nen gegen Ende des 19. Jahrhun-        mit zum grossen Geschäft, wie wir     lich selbstbewusster: Sie bekann-    21. Jahrhundert ist das Sportan-      gnante Zitate zur Illustration feh-   bevor er 1980 zum FC Luzern                                                                                                                                    Karriere. Fast täglich hatte ich
derts die ersten Sportzeitschriften.   es heute kennen.                      ten sich nun ungeniert zur Un-       gebot in den Medien nochmals          len aber vollständig. Attraktive,     wechselte. Zu dieser Zeit war es                                                                                                                               mit Hitzfeld und Spielern bei den
Die «Sportinformation» als erste                                             terhaltungsfunktion des Sports       breiter geworden: Live-Übertra-       kritische, unabhängige und auch       den Journalisten noch erlaubt,                                                                                        Das historische Bild: Berichterstatter   Trainings Kontakt – Augenkon-
schweizerische Sportnachrichten-       Vom Aussenseiter zum Aufsteiger       und unterschieden sich in Bezug      gungen gibt es dank Pay-TV und        unterhaltsame      Sportberichter-    nach dem Spiel in die Kabine zu                                                                                       Herzog und Trainer Hitzfeld (es sieht    takt. In der Zeit vor den Handys
agentur wurde 1922 gegründet,          Dennoch blieb Sport in den Re-        auf die Ausbildung kaum mehr         Online-Diensten so viele wie noch     stattung ist damit nach wie vor       gehen und Interviews zu füh-                                                                                          so aus, wie wenn gerade eine Wette       war es ein Glücksfall, Trainer oder
und in den folgenden Jahren etab-      daktionen lange ein Nebenbe-          von Medienschaffenden aus an-        nie, und Special-Interest-Plattfor-   nur mit kompetenten Sportjour-        ren. Ich erinnere mich, wie Ott-                                                                                      abgeschlossen worden wäre …)             Spieler telefonisch über das Fest-
lierten die grossen Schweizer Zei-     reich. Noch in den 1950er-Jahren      deren Ressorts – ein Befund, den     men können auch von den Main-         nalistinnen und Sportjournalis-       mar Hitzfeld, das Badetuch um                                                                                         FOTO: OTTO LÜSCHER                       netz zu erreichen. Man musste
tungen den Sport als feste Rubrik.     warb das «Berner Tagblatt» im         auch Schweizer Studien aus den       stream-Medien vernachlässigte         ten denkbar.                          die Lenden, nach der Dusche                                                                                                                                    vor Ort sein, wollte man sich mit
                                                                                                                                                                                              auf der Holzbank in der Gäste-                                                                                                                                 News auf datieren.
Inserate                                                                                                                                                                                      kabine stand und meine Fragen                                                                                                                                     Der Cupsieg 1985 gegen Xamax
                                                                                                                                                                                              beantwortete.                                                                                                                                                  mit dem legendären Weitschuss
                                                                                                                                                                                                 Alle routinierten Spieler zogen                                                                                                                             von Walter Iselin ins Lattenkreuz
                                                                                                                                                                                              sich damals im Brügglifeld auf der      nicht. Dort wurde vor den Spielen         Ich habe einst «tonnenweise»       unterschrieb Aaraus Topskorer             kommt noch heute in fast jeder
                                                                                                                                                                                              Holzbank stehend um. Denn sie           im Presseraum jeweils traditionell     alte Zeitungsartikel von 21 Jahren    Hans Franz im Sommer 1981 beim            Nostalgieageschichte über die
                                                                                                                                                                                              wussten: Der Lattenrost am Bo-          Weisswein kredenzt, und das woll-      Tätigkeit beim «Tages-Anzeiger»       Mitaufsteiger Vevey. Und Aarau            Endspiele vor. Speziell in Erinne-
                                                                                                                                                                                              den ist ein gefürchteter Herd des       ten sich meine erfahrenen Kollegen     entsorgt. Aber die zehn Ordner        suchte einen neuen Ausländer.             rung ist mir aber auch der Halb­
                                                                                                                                                                                              Fusspilzes.                             nicht entgehen lassen.                 über die Zeit beim Aargauer Tag-      Vorstandsmitglied und Trans-              final gegen das grosse Servette
                                                                                                                                                                                                 Die alte Brügglifeld-Tribüne ver-                                           blatt habe ich behalten. Denn         ferchef Ernst Brunner wurde bei           geblieben. Es war am 14. Mai 1985,
                                                                                                                                                                                              fügte über einen einzigen Telefon-      Naive Romantiker – aber mit            elektronisch ist aus dieser Zeit      1860 München fündig. Der Tradi-           an einem Wochentag. Ich wohn-
                                                                                                                                                                                              anschluss. Das schwarze Telefon         Hermes Baby                            nichts archiviert.                    tionsclub steckte schon damals            te damals in der Halde in Aarau.
                                                                                                                                                                                              hing an der Wand. Handys gab es         Mein Einstieg in den Journalis-           Das grosse Interesse rund um den   in einem Konkursverfahren und             Als ich mich anderthalb Stun-
                                                                                                                                                                                              damals noch nicht. Man brauchte         mus vor 40 Jahren fand – so habe       FC Aarau war für mich ein Glück.      musste in der Not Spieler verkau-         den vor Spielbeginn auf das Velo
                                                                                                                                                                                              gute Beziehungen zu Platzwart Ab-       ich es wenigstens in Erinnerung –      Denn damit stieg redaktions-          fen. Man sprach beim FCA von              schwang, radelte ich vom Zollrain
                                                                                                                                                                                              raham, um als Journalist das Tele-      unter idyllischen Bedingungen          intern die Bedeutung des Spor-        einem gewissen Charly Herberth.           bis ins Brügglifeld an einer sich
                                                                                                                                                                                              fon benutzen zu dürfen.                 statt. Keine Klickrates, kein on-      tressorts. Ich erinnere mich noch     Obwohl Herberth mit 1860 in der           im Schritttempo vorwärtsbewe-
                                                                                                                                                                                                                                      line first, keine Videos, kein Live-   gut, als der damalige Chefredak-      1. Bundesliga spielte, war er in          genden Autokolonne vorbei. Über
                                                                                                                                                                                              Über den FC Aarau schreiben             ticker. Und googeln konnte man         tor Samuel Siegrist mir bei der Er-   Aarau praktisch unbekannt. Ohne           11 000 Zuschauer zwängten sich
                                                                                                                                                                                              vorwiegende «die Freien»                auch nichts. Ein Resultat war auch     nennung zum Redaktor feierlich        Test wollte ihn der FCA nicht ver-        ins Brügglifeld. Es ist mir heu-
                                                                                                                                                                                              Meine ersten Artikel über den FC        12 Stunden nach Schlusspfiff noch      mitteilte, dass das Sportressort      pflichten. Herberth wurde also            te noch schleierhaft, wie dieses
                                                                                                                                                                                              Aarau schrieb ich als freier Mitar-     aktuell. Als Journalist war man in     erstmals in der Geschichte des AT     nach Aarau bestellt. Da dies mit-         Spiel ohne grössere Zwischenfäl-
                                                                                                                                                                                              beiter für das damalige «Aargauer       erster Linie Berichterstatter. Und     nun aus drei Leuten besteht. Als      ten in die Sommerferien fiel, war         le durchgeführt werden konnte.
                                                                                                                                                                                              Tagblatt» (AT). Damals wurde die        hämmerte die Berichte auf einer        ich acht Jahre später das «Aargau-    die Mannschaft nicht anwesend.            Und als Roberto Fregno in der
                                                                                                                                                                                              Berichterstattung des FCA beim AT       Hermes Baby – eine Schreibma-          er Tagblatt» verliess, arbeiteten     Brunner und Trainer Paul Steh-            88. Minute mit einem magistra-
                                                                                                                                                                                              vorwiegend von freien Mitarbeitern      schine, die klein und handlich         bereits ein halbes Dutzend Jour-      renberger boten so den Aarauer            len 16-Meter-Schuss zum 3:1 die
                                                                                                                                                                                              abgedeckt. Ich erinnere mich an         genug war, um sie auch auf engen       nalisten auf der Sportredaktion.      Spieler Ruedi Zahner und Mate-            Aarauer erlöste, kochte es im Sta-
                                                                                                                                                                                              Ernst Rohr, an Max Sieber, Direk-       Presseplätzen benutzen zu kön-         Es waren die Zeiten, als die Zei-     rialverwalter Gerry auf. Zahner           dion. Eine derart euphorisierte
                                                                                                                                                                                              tor der Limania-Schule, und natür-      nen. Als Jungjournalist durfte         tungsredaktionen überall ausge-       musste auf dem Trainingsplatz B           Stimmung hatte ich vorher noch
                                                                                                                                                                                              lich an Heinz Triebold, der noch im     man auch noch ein bisschen naiv        baut wurden.                          die Flanken schlagen und Gerry            nie erlebt im Brügglifeld.
                                                                                                                                                                                              vergangenen Sommer die Spiele des       und Romantiker sein, ohne dass            Die Aufstiegssaison des FC         stand im Tor. Charly Herberth jag-           Noch heute habe ich mit Ottmar
                                                                                                                                                                                              FCA im Brügglifeld auf der Presse-      man deswegen auf der Redaktion         Aarau 1980/81 war übrigens aus        te die Bälle Gerry links und rechts       Hitzfeld Kontakt. Mittlerweile sind
                                                                                                                                                                                              tribüne verfolgte. Mit diesen ge-       unter Druck geriet.                    kantonaler Sicht besonders pikant     um die Ohren ins Tor. Am Spiel-           wir beide in Rente. Und es passiert
                                                                                                                                                                                              standenen Schreibern teilte ich da-        Das letzte Spiel vor der alten      und spannend. Bis zum letzten         feldrand beobachteten «Stehri»            manchmal, was früher undenkbar
                                                                                                                                                                                              mals die Matchberichterstattung.        Tribüne auf dem Brügglifeld fand       Spieltag kämpften der FC Aarau        und Brunner. Ich weilte damals            war. Es gibt Treffen, an denen wir
                                                                                                                                                                                              Obwohl im Vorstand des FCA, nahm        am 9. Mai 1981 statt. Der FC Aarau     und der FC Wettingen um die Pro-      am Jazz Festival Montreux. Am             kaum über Fussball reden. Wir ha-
                                                                                                                                                                                              damals niemand Anstoss, dass            gewann damals gegen La Chaux-          motion. Aarau hatte das Glück,        Abend suchte ich eine Telefon-            ben uns auch so immer noch eini-
                                                                                                                                                                                              Heinz Triebold auch über den FC         de-Fonds 4:1. Hans Franz war           am letzten Spieltag beim bereits      kabine, rief Ruedi Zahner an und          ges zu erzählen.
                                                                                                                                                                                              Aarau schrieb. Vor der Saison wur-      dreifacher Torschütze. Weshalb         aufgestiegenen Vevey antreten zu      fragte: «Was ist jetzt?» Der ant-
                                                                                                                                                                                              de jeweils ausgeknobelt, wer über       ich das so genau weiss? Damals         können, und rettete mit dem 3:1-      wortete leicht euphorisiert: «Die          Peter Herzog
                                                                                                                                                                                              welchen Match schreibt. Als «Jung-      wurden vom Redaktionssekretari-        Sieg die zwei Punkte Vorsprung        nehmen ihn. Der ist gut, sogar             begann 1978 als Volontär beim «Aargauer
                                                                                                                                                                                              schreiber», schickte man mich auf       at des AT alle Artikel der Redakto-    gegenüber dem Kantonsrivalen          sehr gut.» So funktionierte da-            Tagblatt». Von 1980 bis 1988 war er Spor-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              tredaktor beim AT. Danach arbeitete er wäh-
                                                                                                                                                                                              Reisen. Ich war im Rhoneglut in Ra-     ren fein säuberlich ausgeschnitten     über die Distanz.                     mals das Scouting beim FC Aarau.           rend 21 Jahren für den «Tages-Anzeiger»
                                                                                                                                                                                              ron, im Stade de Copet in Vevey, im     und für jeden Redaktor in spezi-          In Erinnerung geblieben ist mir       Welche Fussball-Euphorie der            und die «SonntagsZeitung». Ab 2009 bis
                                                                                                                                                                                              Rankhof bei Nordstern Basel oder        ellen Ordnern abgelegt. Auch die       auch, wie der FC Aarau einen der      Aufstieg des FCA in die NLA be-            2016 schrieb er für die Zeitung «Der Bund»
                                                                                                                                                                                              in Frauenfeld. Nur ins Stade St-        elektronische Mediendatenbank          besten Transfers seiner Geschich-     wirkte, zeigte das erste Heimspiel.        in Bern, bis 2014 als Redaktor, danach als
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              freier Journalist.
                                                                                                                                                                                              Léonard nach Fribourg durfte ich        gab es damals noch nicht.              te tätigte: Nach dem Aufstieg         Durch den Tribünenneubau muss-
50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten
12 Aargauer Sportlegende: Werner Dössegger                                                                                               50 Jahre Verein Aargauer Sportjournalisten                         50 Jahre Vereinigung Aargauer Sportjournalisten                                                                                                                                              Matthias Erne 13

Vom scheuen Knaben zum Jahrhundertläufer                                                                                                                                                                     Good vibes – die helfen immer weiter
Eine schillernde Aargauer Sportfigur im 20. Jahrhundert: Werner Dössegger alias Düsen-Werni.                                                                                                                 Seit er den Reggae-Guru Jimmy Cliff über Fussball interviewt hat, kann den globetrottenden Sportjournalisten nichts mehr erschüttern.

                                                                                Schlimmer war der Totalschaden        mit meinem wollenen Pulli bei              Schweizer Meistertitel von Puma             VON MATTHIAS ERNE

                                                                                                                                                                                                             E
                                                                                am Velo. Weil er kein Geld für Er-    der Ankunft mit plus 40 Grad               Schuhe und Bekleidung zur Verfü-
                                                                                satz hatte, gab er den Radsport       sofort ins Schwitzen», erinnert            gung gestellt, aber Geld verdiente                twas Flelxibilität sollte man
                                                                                auf und turnte beim TV Nieder-        er sich lachend. Der Liebling der          er mit seinen Topleistungen nie.                  in unserem Beruf schon ha-
                                                                                lenz am Barren und am Reck, Rie-      südamerikanischen       Zeitungen          «Ich arbeitete als Automechaniker                 ben und in Afrika auch noch
                                                                                senfelgen inbegriffen. Obwohl er      bestritt in Argentinien, Uruguay           täglich neun Stunden und opferte            die Fähigkeit, ausser Plan B, C und
                                                                                dort zu den Besten gehörte, fand      und Brasilien vier Rennen. Beim            alle meine Ferien für Traininigsla-         D stets noch eine zusätzliche Alter-
                                                                                er mit 23 Jahren zum Laufsport.       grossen Silvesterlauf erreichte er         ger und Wettkämpfe.»                        native im Hinterkopf zu haben.
                                                                                Ein ehemaliger Zehnkämpfer ent-       Platz 4 und fand international Be-         Nach seiner Epoche folgten Spit-               Abidjan, Oktober 2005: WM-
                                                                                deckte sein Talent und brachte        achtung.                                   zenläufer wie Markus Ryffel und             Qualifikationsspiel zwischen der
                                                                                ihn zum BTV Aarau. Mit 26 Jahren                                                 Christian Belz, die seine Rekorde           Elfenbeinküste und Kamerun mit
                                                                                ging dort sein Stern schnell auf.     Guter Draht zu Journalisten                über 5000 und 10‘000 m verbes-              potenziell historischen Dimensio-
                                                                                Der klein gewachsene Turner aus       «Mit den Medien machte ‚Düsen-             serten. «Die haben sich auf Bahn-           nen – «les elephants» können sich
                                                                                Niederlenz etablierte sich bald als   Werni‘ nie schlechte Erfahrun-             rennen konzentriert und betrie-             mit einem Sieg zum ersten Mal für
                                                                                Nummer 1 der Schweiz über 5000        gen. Damals berichteten vor al-            ben den Sport professioneller als           eine WM qualifizieren. Also nichts
                                                                                und 10 000 Meter. Er sammelte         lem Zeitungen und das Schweizer            ich», weiss Werner Dössegger 50             wie hin, genauso wie Jose Mourinho
                                                                                Rekorde und Meistertitel auf der      Radio über den flinken Aargauer.           Jahre später, dass er damals sein
                                                                                Tartanbahn wie andere Briefmar-       In der Tagesschau war Dössegger            Leistungsvermögen bei weitem
                                                                                ken, siegte aber auch serienweise     hin und wieder vertreten. Der              nicht ausgereizt hatte. «Ich lief             «Man muss ausser
                                                                                in Cross- und Strassenläufen. Den     Neuen Zürcher Zeitung verdankt             überall und bestritt neben der
                                                                                Gedenklauf Murten – Freiburg ge-      «Düsen-Werni» seinen Überna-               Bahnsaison Cross- und Strassen-              Plan B, C, und D noch
                                                                                wann er von 1965 bis 1973 neun-       men. Als er in Oslo bei einem Län-         läufe.»                                        eine zusätzliche
                                                                                mal hintereinander.
                                                                                                                                                                                                              Alternative haben.»
                                                                                Unvergessliche Grossanlässe
                                                                                Als schönstes Erlebnis bezeichnet
                                                                                er die Europameisterschaft 1971 in                                                                                           und Roman Abramowitsch, die per
                                                                                Helsinki. Den Lärm der Zuschauer                                                                                             Privatjet angereist sind, was etwa
                                                                                habe ich bis heute in meinen Oh-                                                                                             so viel kostete wie das Bruttosozial-
                                                                                ren, erinnert er sich an die mit-                                                                                            produkt des halben Landes, aber         Gibt es eine Tribüne, auf der Matthias Erne noch nie gesessen hat? Einst beim «Sport» ist er mit der eigenen Firma schon längst weltweit unterwegs.
                                                                                reissende Stimmung. Im prop-                                                                                                 was macht das schon? Sie wollen
                                                                                penvollen Stadion reichten 28:23                                                                                             genauso wie die 23 Millionen Ivo-
                                                                                Minuten über 10 000 Meter zwar                                                                                               rer miterleben, wie ihr damaliger       beim Premier an und fragt demü-                                     Inserat
                                                                                «nur» für Rang 11, bedeuteten aber                                                                                           Chelsea-Star Didier Drogba und sei-     tig, ob er wohl nochmals 10 Minu-
Weit voraus: Werner Dössegger beim Murtenlauf.         FOTO: HANS SPIELMANN    für fünf Jahre Schweizer Rekord.                                                                                             ne Freunde Geschichte schreiben.        ten für den Swiss Journalist hätte,
                                                                                Damit war er für die Olympischen                                                                                                Wir haben das Gleiche vor. Die       man habe ein kleines Tonproblem
                                                                                Spiele 1972 gesetzt. In der Vor-                                                                                             Akkreditierung ist eingereicht,         zu beklagen. Aber sicher, sagt P. J.
                                                                                bereitung bremste ihn eine Kno-                                                                                              am Samstag vor dem Spiel wollen         und beim zweiten Mal stimmt al-
VON WOLFGANG RYTZ                          und in Altersheimen Stimmung.        chenhautentzündung. Mit einem                                                                                                wir sie im Sekretariat des Verban-      les – selbst der Ton.

D
                                           Lange jodelte er auch in den Klubs   einzigen Bahnrennen zuvor trat er                                                                                            des abholen. Der Pressechef will           Am Spieltag füllen um 12 Uhr
        üsen-Werni» sorgte als             von Dottikon und Niederlenz. In-     in München an und lief nach 28:36                                                                                            von nichts wissen, dass wir unser       am mittag, vier Stunden vor Kick-
        bester Langstreckenläufer          zwischen tritt er in dieser Sparte   ins Ziel.                                                                                                                    Fax auf seinem Schreibtisch ent-        off, gefühlte 40 000 Menschen fei-
        der 60er und Anfang 70er-          kürzer, weil seine Stimme etwas         Einschneidender in Erinne-                                                                                                decken, interessiert ihn nicht im       ernd, singend und rauchend die
Jahre schweizweit für Aufsehen.            nachgelassen habe. Mehr als nur      rung blieb «Düsen-Werni» der                                                                                                 Geringsten.                             20 000 Personen fassende Arena
Der klein gewachsene Niederlen-            ein Ausgleich sind die Grosskinder   Anschlag, der diese Spiele über-                                                                                                Man kann über die Fifa sagen,        von Kingston. Der Höhepunkt fin-
zer (Grösse: 161 cm) lief der Kon-         seiner zweiten verstorbenen Frau.    schattete. «Ich hörte die beiden                                                                                             was man will, aber in diesem Mo-        det schon vor dem Spiel statt, ein
kurrenz während zehn Jahren um             Mit ihnen verbringt er viel Zeit.    Maschinengewehrsalven neben-                                                                                                 ment ist sie die einzige Rettung        Allstar-Konzert der Reggae-Promi-
die Ohren und war über die Leicht-                                              an und sah die Terroristen durchs                                                                                            in Person von Walter Gagg, dem          nenz Jamaikas, und mittendrin der
athletikszene hinaus bekannt.              Sport als Sprungbrett                Fenster.» Er weckte seinen Zim-                                                                                              Matchkomissär. Auf Schweizer-           grosse Jimmy Cliff. Ob wir kurz mit
   Mit 81 Jahren wirkt er quirlig          Werner Dössegger blickt gerne        merpartner Albrecht Moser, doch                                                                                              deutsch Gagg kurz mitgeteilt, wo-       ihm reden könnten, frage ich ihn.
und munter wie zu seinen besten            auf seine Zeit als Spitzensport-     dieser drehte sich murrend und                                                                                               rum es geht, eine zweiminütige          Aber selbstverständlich, Jimmy
Zeiten. Seit dem Jahr 2000 wohnt           ler zurück. «Ich würde nochmals      schlief weiter, bis sie aus dem                                                                                              Schimpftirade von Gagg, und weg         Cliff gibt uns gerne Auskunft. Mein
er in Leutwil und geniesst den             den gleichen Weg gehen», zieht       Zimmer evakuiert wurden.                                                                                                     war er.                                 jamaikanischer Kameramann ruft
(Un-)Ruhestand mit täglichen Ak-           er zufrieden das Resümee über                                              Nicht der «Goldene Schuh»: Mit diesem Laufschuh stellte Werner Dössegger 1971 an der      Am nächsten Morgen um 10             nachher völlig aufgelöst seinen
tivitäten. Seine Termine speichert         sein Leben. Als Kind sei er extrem   «Blick»-Schlagzeile und               EM in Helsinki mit 28:23 einen neuen Schweizer Rekord über 10 000 m auf. FOTO: ZVG    Uhr sollen wir an der Kreuzung          Boss beim lokalen Sender CVM an
er auf dem Smartphone ab. Sport            scheu gewesen und habe sich nach     Sammelaktion                                                                                                                 der zwei wichtigsten Avenues            und überbringt ihm die frohe Bot-
treibt er regelmässig mit der Män-         Möglichkeit hinter der Mutter ver-   Eine heiterere Episode war der                                                                                               von Abidjan warten, teilt uns der       schaft. Er habe eben mit Jimmy
nerriege Dürrenäsch oder auf sei-          steckt. «Aus dir wird nie etwas»,    Abstecher 1965 nach Südameri-         derkampf mit einem starken End-            «Nicht schneller als ich»                   sichtlich eingeschüchterte Press-       Cliff gesprochen, das heisst, um
nem Hometrainer. «Meine Beine              musste der jüngste von drei Kna-     ka. Auf die Einladung an den Sil-     spurt den 5000-m-Lauf gewonnen             Die Leichtathletik beschäftigt              echef mit, zwei Polizisten würden       ganz genau zu sein, sein Schweizer
schmerzen zwar, aber trotzdem              ben oft hören.                       vesterlauf in São Paolo folgte aus    hatte, kreierte der NZZ-Sportjour-         den einstigen Publikumsliebling             uns die Tickets dort überreichen.       Kollege habe Jimmy interviewt.
unternehme ich täglich einen                  Aber von seinem Vater, der        finanziellen Gründen die Ausla-       nalist Edi Kreuzer diesen Begriff,         nicht mehr so stark. Europa- und               Sonntagmorgen, 10 Uhr, an be-           Warum die Aufregung? Aus
Marsch bis zu dreiviertel Stun-            Vorstandsmitglied im Veloclub        dung. Der «Blick» erfuhr von der      der sich schnell in allen Medien           Weltmeisterschaften beobachtet              sagter Kreuzung: wir sind da, die       für den aus Helvetien angereis-
den.» Nebst regelmässiger körper-          Niederlenz war, bekam er eine        süffigen Geschichte und lancier-      durchsetzte. Eine andere häufig            er jedoch aufmerksam am Fernse-             Uniformierten sind da, die Tickets      ten Journalisten unerfindlichen
licher Tätigkeit ist inzwischen die        sportliche Einstellung auf den Le-   te mit dem «Aargauer Tagblatt»        benützte Formulierung war: «Der            hen. Nicht entgehen liess er sich           auch. Alles easy, no problem, Plan      Gründen spricht Cliff seit Jahren
volkstümliche Musik sein grosses           bensweg. Er turnte in der Jugend-    eine Sammlung. Der Betrag von         kleine Aargauer mit dem grossen            im letzten Sommer die Schweizer             F hat funktioniert, was willst du       nicht mehr mit einheimischen
Hobby. Zwei- bis dreimal pro Wo-           riege und war auf dem Velo schon     7850 Franken ermöglichte Wer-         Kämpferherz.»                              Meisterschaften in Zofingen. Da             mehr?                                   Medien. Der Superstar lebt meis-
che übt er auf seiner Handorgel.           mit 19 Jahren Aargauer Bergmeis-     ner Dössegger den ersten Aus-            Diese Beschreibung traf das             erlebte er den geschichtsträch-                                                     tens in Brasilien, Besuche in
Mit dem Quartett «Huismusig lüp-           ter. Dann brach er sich bei einem    landstart. «Ich stieg bei minus       Wesen von Werner Dössegger. Das            tigen     100-m-Schweizer-Rekord            Der «stumme» Premierminister            Kingston sind höchst selten, In-
fig» macht er an Jodlerabenden             Radquerrennen das Schlüsselbein.     10 Grad in den Flieger und kam        Aushängeschild des BTV Aarau               von Mujinga Kambundji vor Ort.              Wer in der Dritten Welt journalis-      terviews unmöglich.
                                                                                                                      hatte sich dank seiner Erfolge             Ausserdem verfolgte er die Lang-            tisch tätig ist, muss mit Pleiten,         Ob er unser Cliff-Gespräch ha-
Inserat                                                                                                               als Läufer zum sympathischen               streckenrennen und stellte fest:            Pech und Pannen leben können.           ben könne, fragt mich der CVM-
                                                                                                                      volksnahen Sportidol entwickelt.           «Die Läufer waren nicht schnel-             Fragen Sie nur P. J. Patterson, einst   Boss, und natürlich helfen wir kol-
                                                                                                                      «Der Sport und die Erfolge haben           ler als ich damals.» Dazu passt,            Premier-Minister von Jamaika.           legial weiter, weshalb am Abend
                                                                                                                      mir für das Leben viel Selbstver-          dass Werner Dössegger beim BTV              Die «Reggae Boyz», die National-        in den Hauptnachrichten ein In-
                                                                                                                      trauen gegeben», sagt der rüstige          Aarau nach einem halben Jahr-               mannschaft des karibischen In-          terview des Schweizer Fernsehens
                                                                                                                      Rentner rückblickend.                      hundert immer noch die Vereins-             selstaates, waren kurz davor, sich      für die grosse Schlagzeile sorgt.
                                                                                                                                                                 rekorde über die langen Distan-             für die WM 1998 zu qualifizieren.          Dabei hat Jimmy doch eigent-
                                                                                                                      Lupenreiner Amateur                        zen hält.                                   Mr. Patterson ist gerne bereit, mit     lich gar nicht viel gesagt. Sei-
                                                                                                                      Im Gegensatz zur heutigen Zeit                Obwohl die Aargauer Leicht-              uns darüber zu reden, das Inter-        ne wichtigste Botschaft an die
                                                                                                                      mit gut bis exorbitant verdie-             athletik in Aarau, Wettingen und            view ist hoch interessant. Als ich      Reggae Boyz auf dem Weg nach
                                                                                                                      nenden Spitzensportlern verkör-            Wohlen intensiv gefördert wird,             es danach im Monitor anschauen          Frankreich? «They need good vi-
                                                                                                                      perte «Düsen-Werni» immer den              wartet der Kanton vorläufig auf             will, fehlt der Ton. Mein einhei-       bes, man, very good vibes.» Good
                                                                                                                      100-prozentigen Amateursportler.           einen neuen Jahrhundertläufer               mischer Kameramann, Vorname             vibes: Die helfen auch in unse-
                                                                                                                      Zwar erhielt er ab seinem ersten           im Format von «Düsen-Werni».                Washington, klopft kreidebleich         rem Beruf.
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