EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...

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EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
Kirchengemeinde Übach-Palenberg

                                  EVANGELISCH
Gemeindebrief der Evangelischen

                                  		IN ÜBACH-PALENBERG
                                                 Oktober/November 2020

    Foto: Justen

  Es geht wieder vorwärts!                    Andachten für die
  Seniorenfreizeit 2021, S. 37                Kommenden Wochen, S. 6
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EDITORIAL

   Inhaltsverzeichnis                                                       Editorial
  „Langsam ist aber mal gut“ .................. 3                           Liebe Leserin, lieber Leser,
  Andachten, Teil 1 .................................. 6                        nun kommt er also, der erste „Coro-
  Amtshandlungen ................................ 20                        na-Herbst“. Es ist immer noch alles so
  Gottesdienste ..................................... 21                    ganz, ganz anders. Das Warten auf das
  Andachten, Teil 2 ................................ 22                     Ende der Plage fällt langsam schwer –
  Chorproben in Coronazeiten ............. 28                               aber: Wir werden unter Umständen
  Bethel-Sammlung .............................. 30                         noch sehr lange mit Corona zu tun ha-
  Trauergesprächskreis ......................... 31                         ben. Darauf sollten wir uns einstellen.
  7 Tipps für den Kaffeesatz .................. 32                          Und versuchen, einfach das Beste da-
  Seenotrettung .................................... 36                     raus zu machen.
  Seniorenfreizeit 2021 .......................... 37                           Nachdem wir wohl eine der ersten
  Kinderseite ......................................... 39                  Kirchengemeinden waren, die gleich am
  Anschriften und Telefonnummern ... 40                                     Aschermittwoch alles „dicht gemacht“
                                                                            haben, gehören wir vermutlich zu den
                                                                            letzten Gemeinden, die nun wieder an-
                                                                            fangen, wenigstens wieder „richtige“
                                                                            Gottesdienste zu feiern, wenn auch mit
                                                                            aller Vorsicht. Daher finden Sie in die-
                                                                            sem Gemeindebrief auch endlich wieder
                                                                            einen Gottesdienstplan in der Mitte des
                                                                            Heftes.
                                                                                Wenn Sie noch das Titelbild des letz-
                                                                            ten Gemeindebriefes vor Augen haben,
                                                                            so merken sie dem jetzigen Titelbild
                                                                            schon an: Es geht langsam wieder vor-
                                                                            wärts. Hoffen wir das Beste!
                                                             Foto: Justen

                                                                                Im Namen des Redaktionskreises
                                                                            grüße ich Sie herzlich!
   Titelbild der letzten Ausgabe: Ein Schiff ohne Meer

       Impressum
       Der Gemeindebrief „Evangelisch in Übach-Palenberg“ wird herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen
       Kirchengemeinde Übach-Palenberg, vertreten durch den Vorsitzenden, Pfarrer Christian Justen.
       Redaktion: Jana Eickvonder, Christian Justen (v. i. S. d. P.), Renate de Kleine, Angelika Krakau
       Anschrift der Redaktion: Maastrichter Straße 47, 52531 Übach-Palenberg
       Gestaltung: Christian Justen. Druck: Gemeindebriefdruckerei Harms, Martin-Luther-Weg 1, 29393 Groß Oesingen
       Auflage: 3 300
       Redaktionsschlus der nächsten Ausgabe: 15. Oktober 2020

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EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
Aktuelles

„Langsam ist aber mal gut ...“
Dieser Satz gehört wohl momentan Gottesdienst versammeln, sofern die
zu den meistgedachten, wenn auch „Rückverfolgbarkeit“ gewährleistet ist.
vielleicht nicht immer zu den meist- Das halte aber wohl nicht nur ich für
gesagten Sätzen. Wenn Sie diesen ganz und gar nicht sinnvoll! Übrigens: In
Gemeindebrief in den Händen halten, den anderen Bundesländern, auf deren
dann sind es bei uns im Kreis Heinsberg Gebiet sich unsere rheinische Landes-
ja schon über sieben Monate, in denen kirche erstreckt, insbesondere in Rhein-
das Leben so ganz anders war, als wir land-Pfalz, sind die Vorschriften nach
es bisher kannten. Und ich glaube, wir wie vor deutlich strengern!
alle haben darauf keine Lust mehr: Kei-        Das alles ist natürlich auch unserem
ne Lust mehr auf Abstandhalten, keine
Lust mehr auf das Masketragen, keine
                                             Foto: peacepix / stock.adobe.com

Lust mehr darauf, zu Hause bleiben zu
müssen, weil kaum Veranstaltungen
stattfinden.
    Keine Lust mehr auf diesen ganzen
Driss mehr zu haben ist aber nur das
Eine. Das andere: Es bleibt nach wie vor
sinnvoll, vorsichtig zu sein und sich an
grundlegende Schutzmaßnahmen zu
halten. Denn das Virus ist ja nicht aus
der Welt! Und es ist leider noch lange
nicht alles wieder gut!                    Das Tragen von Masken ist lästig – es hilft aber,
                                           Menschen zu schützen und Leben zu retten!
    Bislang sind wir in unserem Land
und selbst in unserem Kreis Heinsberg Presbyterium sehr bewusst. Wir haben
noch – relativ gesehen – glimpflich da- es uns daher auch nicht leicht gemacht
von gekommen, unser Gesundheitssy- mit der Entscheidung, die Gemeindear-
stem hat die Coronakrise bis jetzt gut beit in „Präsenzform“ Schritt für Schritt
verkraftet. Der Grund dafür ist aber wieder aufzunehmen. Dabei waren wir
doch vor allen Dingen, dass die meisten uns einig: Wir halten nach wie vor an
Menschen in den letzten Monaten Ab- den bisherigen Abstands- und Hygiene-
stand gehalten, auf Hygiene geachtet regelungen fest!
und Maske getragen haben.                      Ab Oktober möchten wir wieder
    Mittlerweile hat die Politik in wei- Gottesdienste in der Erlöserkirche fei-
ten Bereichen sich von vielen Coro- ern. Nähere Informationen dazu fin-
naschutzmaßnahmen          verabschiedet. den Sie auf Seite 21. Mit der einge-
Ob das wirklich immer so sinnvoll ist, schränkten Gottesdienstbesucherzahl
bleibt aber fraglich. Offiziell dürften in werden wir wohl an den meisten Sonn-
der Erlöserkirche 300 Menschen ohne tagen keine Problem haben. Wie wir mit
Masken und ohne Abstand sich zum dem Gottesdienst am Ewigkeitssonntag

                                                                                          3
EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
Aktuelles

   und den Weihnachtsgottesdiensten                 senzgottesdienste „live“ zu veröffent-
   verfahren, darüber werden wir noch zu            lichen, dazu fehlt uns leider das nötige
   beraten haben. Aber ich fürchte, schon           Know How (bzw. das nötige Kleingeld,
   jetzt ist klar: Auch Weihnachten 2020            wenn wir eine Firma damit beauftra-
   wird ganz anders werden ...                      gen wollten). Uns ist natürlich bewusst,
       Wir werden dann ab Oktober auf un-           dass viele Menschen verständlicherwei-
   sere Online-Gottesdienste, die wir bis-          se nach wie vor nicht an Präsenzgot-
   land auf YouTube veröffentlicht haben,           tesdiensten teilnehmen können oder
   verzichten – alles andere würde uns mit          wollen. Um das ein wenig abzumildern
   Mehrarbeit in einem zu hohen Maß be-             und um niemanden ganz „unversorgt“
   lasten. Eine Parallelstruktur halten wir         zu lassen, werden wir vorerst weiterhin
   daher nicht für sinnvoll. Und um die Prä-        für jeden Sonntag eine Andacht im Ge-
                                                               meindebrief veröffentlichen.
                                                              Und selbstverständlich ver-
                                                              weisen wir gerne auf die in
                                                               der Regel doch wirklich guten
                                                               Fernsehgottesdienste.
                                                                  Seit Mitte September dür-
                                                              fen sich Gruppen und Kreise
                                                               unserer Gemeinde wieder
                                                              treffen. Aber wir wollen die
                                                              Angebote nur langsam wieder
                                                              „hochfahren“ – es fehlt uns ja
                                                               doch die Erfahrung, wie unse-
                                                               re Angebote unter den verän-
                                                               derten Bedingungen gut um-
                                                              zusetzen sind. Da auch nicht
                                                               bei allen Angeboten wirklich
                                                               klar ist, ob sie überhaupt
                                                              stattfinden können, verzich-
                                                              ten wir in dieser Gemeinde-
                                                               briefausgabe noch einmal
                                                               darauf, auf der vorletzten
                                                              Seite eine Übersicht über die
                                                              Angebote abzudrucken, wie
                                                               es sonst üblich war. Fragen
                                                              Sie im Zweifelsfall bei der Ih-
                                                               nen bekannten Ansprechpart-
                                        St. Josef              nerin oder im Gemeindebüro
                                        Übach-Palenberg
                                        Leben in Geborgenheit  nach.
                                                                  Ab wann das Café Himmel
                                                               in Übach und das Gemeinde-

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AKTUELLES

frühstück in Marienberg wieder statt-        kauf wird voraussichtlich dem Corona-
finden können, ist noch ungewiss, da         virus zum Opfer fallen.
es bei beiden nicht ganz einfach ist, für        Für Vieles haben wir bereits gute und
genügend Raum und ausreichende Be-           gangbare Lösungen gefunden. Die neu-
lüftung zu sorgen und die Essensausga-       en Konfirmandinnen und Konfirmanden
be in angemessener Weise zu gestalten.       werden etwa von Pfarrerin Krakau mo-
    Die diesjährige Seniorenfreizeit         mentan in der Erlöserkirche unterrich-
mussten wir leider absagen. Wir hof-         tet. Der Chor probt in zwei Gruppen
fen aber, dass wir nächstes Jahr im Juni     ebenfalls in der Kirche, nachdem einige
doch wieder „auf Tour“ gehen können          Proben im Freien stattfanden (Seite
(siehe S. 37).                               28). Für manch anderes müssen wir
    Schweren Herzens mussten wir aber        noch lösungen finden. Und es heißt
leider die Entscheidung treffen, dass die-   nun auch weiterhin: die ohren steif und
ses Jahr weder der weihnachtsmarkt           die füße still halten! Einen kühlen Kopf
noch das fenstersingen stattfinden           bewahren! Nicht die Geduld verlieren!
können, weil wir bei beiden Angeboten        Und vernünftig bleiben! Wir schaffen
nicht sehen können, wie ein wirksamer        das! (Wer sonst, wenn nicht wir?)
Schutz vor Ansteckung gegeben sein                                     Christian Justen
würde. Auch der weihnachtsbaumver-

                                        Konrad-Adenauer-Straße 128
                                        52511 Geilenkirchen
                                        Telefon: 02451 - 911 605 3
                                        Kontakt@Buchhandlung-deKleine.de
                                        www.Buchhandlung-deKleine.de
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Erntedankfest – 4. Oktober 2020

                            Andacht für das Erntedankfest
                           Liebe Leserinnen und Leser,                 richtig versorgt. Er lässt uns nicht war-
                               am ersten Sonntag im Oktober fei-       ten, sondern sorgt dafür, dass wir das
                           ern wir traditionell das Erntedankfest.     haben, was zum Leben notwendig ist.
                           Es ist Herbst, vieles von dem, was auf          Und da, wo Gott sorgt bzw. wo wir
                           den Feldern, an Bäumen und Sträu-           ihn sorgen lassen, bekommen alle ih-
                           chern gewachsen ist, ist mittlerweile       ren Teil. Da, wo Menschen eingreifen,
                           geerntet worden. An diesem Sonntag          wo sie vielleicht sogar der Ansicht sind,
                           danken wir Gott, dem Schöpfer, für all      dass sie diejenigen sind, die für die rich-
                           das, was geerntet werden konnte, was        tige und gerechte Versorgung zustän-
                           uns seine Schöpfung geschenkt hat,          dig sind, da geht es schief. Ein biblisches
                           was durch sorgsame Pflege der in den        Beispiel ist das Gleichnis vom reichen
                           verschiedenen Bereichen der Landwirt-       Kornbauern, das für mich unauflöslich
                           schaft Tätigen wachsen, gedeihen und         mit dem Erntedankfest verbunden ist.
                           eingefahren werden und so uns allen         Und das gerade, weil es im Widerspruch
                           zur Verfügung gestellt werden konnte.       zu den beiden genannten Bibelstel-
                              Und so heißt es im Spruch für die        len steht. Denn hier erzählt Jesus von
                           Woche: „Aller Augen warten auf dich,        einem, der meinte, alles selbst in der
                           und du gibst ihnen ihre Speise zur rech-    Hand zu haben. Von einem, der nur sich
                           ten Zeit.“ (Psalm 145, 15) Auch der Wo-     selbst Dank schuldet, der auf sein eige-
                           chenpsalm greift auf, wer für Essen         nes Wissen vertraut.
                           und Trinken sorgt: „Es warten alle auf          Schon als Kindergottesdienstkind
                           dich, dass du ihnen Speise gebest zu sei-   faszinierte mich diese biblische Ge-
                           ner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sam-      schichte. Immer größer und größer
                           meln sie; wenn du deine Hand auftust,        mussten die Scheunen des Bauern sein,
                           so werden sie mit Gutem gesättigt.“         um die immer reicher werdende Ernte
                           (Psalm 104, 27f) In beiden Psalmen wird     einlagern zu können. Und dann war alles
                           Gott dafür gelobt und ihm gedankt,          von heute auf morgen und über Nacht
                           dass er die Menschen rechtzeitig und        vorbei. All der angesammelte Reichtum
                                                                       half dem Bauern nichts. Er starb. Auch
                                                                       die eingefahrene Ernte konnte sein Le-
  Foto: epd-Bild / Anke Bingel

                                                                       ben nicht retten. Aus und vorbei war es
                                                                        mit ihm von einer Minute auf die andere.
                                                                       „Und Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese
                                                                       Nacht wird man deine Seele von dir for-
                                                                       dern; und wem wird dann gehören, was
                                                                       du angehäuft hast?“ Alles nach­zu­lesen
                                                                       im Evangelium nach Lukas, Kapitel 12,
                                                                       Verse 16–21.
                                                                           Da, wo Menschen in Gottes Schöp-
                                                                       fung eingreifen, folgt eine Strafe – nicht

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EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
ErNTEDANKfEST – 4. OKTOBEr 2020

immer sofort. Nicht immer trifft es nur      Liedverse
den oder die, die dafür in erster Linie
verantwortlich sind. Es trifft auch die      Danke für diesen guten Morgen, / dan-
vermeintlich Unschuldigen. So ist es in      ke für jeden neuen Tag. / Danke, dass ich
der Tierhaltung, so ist es bei der Um-       all meine Sorgen / auf dich werfen mag.
weltverschmutzung, so ist es durch die
Nutzung fossiler Brennstoffe. Die rech-      Danke, dein Heil kennt keine Schran-
nung zahlen alle, besonders aber un-         ken, / danke, ich halt mich fest daran. /
sere Nachkommen und die Menschen             Danke, ach Herr, ich will dir danken, /
in den Billiglohn-Ländern und dort, wo       dass ich danken kann (EG 334, 1.6)
Arbeits- und Umweltschutz kein Rolle
spielen.                                     Gebet
    Da, wo Menschen egoistisch han-
deln und nur sich selbst vertrauen, da-      Guter Gott, danke für alles, was Du uns
mit also allen anderen misstrauen, geht      in diesem Jahr geschenkt hast an Zunei-
es schief. Das zeigt uns das Beispiel        gung, Freundschaft, Hilfe und Unter-
vom reichen Kornbauern. Mehr und             stützung. Danke für alles, was unseren
mehr reichtum scheffelt er, nichts von       Leib und unsere Seele gesättigt hat. Ge-
dem, was er besitzt, gibt er ab oder         rade die vergangenen Monate der Coro-
teilt er mit anderen. Ja, er vertraut nie-   na-Pandemie haben uns wieder gezeigt,
mandem, selbst Gott nicht. Aber er hat       wie wichtig Zusammenhalt und Fürsor-
die Rechnung ohne Gott gemacht, und          ge sind und wie wenig hilfreich Egois-
am Schluss geht er leer aus. Nichts von      mus, Unverstand und Habgier sind, die
dem, was er angehäuft hat an irdischen       manche Menschen noch immer an den
Gütern, kann ihn vor Gott rechtferti-        Tag legen. Amen.        Angelika Krakau
gen. Nichts von dem, was bei Gott zählt,
kann er auf die Waage legen. Denn er
kennt weder Nächstenliebe noch Barm-          Vater unser im Himmel.
herzigkeit. Er kennt weder Dankbarkeit        Geheiligt werde dein Name.
noch Fürsorge. Aber das steht am Ern-         Dein Reich komme.
tedankfest doch im Vordergrund. Der           Dein Wille geschehe, wie im Himmel,
Dank für Bewahrung und Sättigung              so auf Erden.
an Leib und Seele auch in den zurück-         Unser tägliches Brot gib uns heute.
liegenden schweren Monaten, die wir           Und vergib uns unsere Schuld,
weltweit durchlebt haben. Danke Gott          wie auch wir vergeben unsern
für alles, was wir zum Erntedankfest          Schuldigern.
2020 ernten durften. Gerade in dem            Und führe uns nicht in Versuchung,
Wissen, dass all unser Planen mit dem         sondern erlöse uns von dem Bösen.
25. Februar 2020 über Nacht erst einmal       Denn dein ist das Reich und die Kraft
erledigt war. Amen.                           und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
                                              Amen.

                                                                                      7
EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
18. Sonntag nach Trinitatis – 11. Oktober 2020

   Andacht für den 11. Oktober 2020
   Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich    dann auch noch die Zehn Gebote? Es
   aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft        gibt Dinge, die ein jeder Mensch zu ei-
   geführt habe. Du sollst keine anderen        ner jeden Zeit für sein Leben benötigt.
   Götter haben neben mir. (2. Mose 20, 2f)     Und die kommen in den Zehn Geboten
                                                zur Sprache. Das mag zunächst verwun-
   Unsere Konfirmandinnen und Konfir-           dern, denn die Gebote klingen ja anders.
   manden müssen ja eigentlich nur noch         „Du sollst dies und dies tun – du sollst
   ganz wenige zentrale Texte auswen-           dies und dies nicht tun.“ Sonderlich ein-
   dig lernen – das kenne ich aus meiner        ladend hört sich das zunächst nicht an,
   Konfirmandenzeit noch anders. Aber           das erinnert eher an einen erhobenen
   trotzdem höre ich oft genug die Fra-         Zeigefinger. Doch was im Deutschen
   ge: „Wozu müssen wir das denn lernen?        sich so hart anhört: „Du sollst“, das
   Brauchen wir das denn wirklich?“             klingt im Hebräischen Originaltext we-
       Zu diesen wenigen Texten gehören –       sentlicher freundlicher, das klingt eher
   besonders unbeliebt! – auch die Zehn         nach einer Einladung, darüber nachzu-
   Gebote. „Brauchen wir das wirklich?“         denken, was für unser Leben wirklich
   Eigentlich ist das die Frage, auf welche     wesentlich ist. „Du sollst Vater und Mut-
   die Zehn Gebote eine Antwort geben.          ter ehren“, das meint: Denke doch daran,
   Sie wollen uns verdeutlichen, was wir        dass ein jeder Mensch das Recht auf sei-
   Menschen in unserem Leben wirklich           ne Würde hat, ganz gleich, wie alt oder
   brauchen.                                    jung er ist. „Du sollst nicht töten“, das
       Was brauchen wir Menschen, damit         meint: Denke doch daran, dass ein jeder
   wir gut leben können? Ein gutes Stück        Mensch ein unbedingtes Recht auf ein
   weit ist das natürlich eine Frage, die ein   unversehrtes Leben hat. „Du sollst nicht
   jeder, eine jede für sich selbst beant-      ehebrechen“, das meint: Denke daran,
   worten muss und kann. Zugleich ist es        wie sehr ein jeder Mensch andere Men-
   aber auch keine Frage, auf die es eine       schen braucht, die er liebt und die ihn
   einmalige und für alle Zeiten gültige        lieben, denen er vertrauen kann und die
   Antwort gäbe. Denn nicht nur sind wir        ihm vertrauen können. „Du sollst nicht
   Menschen ja völlig unterschiedlich, son-     stehlen“, das meint: Denke doch daran,
   dern wir selbst verändern uns ja auch.       dass ein jeder Mensch auch eine mate-
   In jedem Lebensalter fällt die Antwort       rielle Grundlage für sein Leben braucht,
   auf die Frage daher auch zum Teil ganz       die man ihm nicht nehmen darf. „Du
   unterschiedlich aus. Bedürfnisse verän-      sollst kein falsch Zeugnis reden“, das
   dern sich, Hoffnungen vergehen oder          meint: Denke doch daran, wie verlet-
   auch neue Hoffnungen entstehen, alte         zend und zerstörerisch jedes Unrecht
   Wünsche gehen vielleicht in Erfüllung,       für ein Menschenleben ist. „Du sollst
   oder alte Träume weichen ganz neuen          nicht begehren, was deinem Nächsten
   Träumen.                                     gehört“, das meint: Denke doch daran,
       Doch warum brauchen wir dazu             wie giftig Neid und Eifersucht für das

   8
EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
18. Sonntag nach Trinitatis – 11. Oktober 2020

Zusammenleben von Menschen ist.              der uns auf unserem Lebensweg beglei-
    Vor all diesen Geboten, die das Mit­     tet, der stets für uns da ist, auf den wir
ein­ander von Menschen betreffen, ste-       uns verlassen können, ganz gleich, was
hen aber die Gebote, die sich auf das Ver-   uns auch immer auf unserem Lebens-
hältnis von Gott und Mensch beziehen,        weg begegnet, wir brauchen jemanden,
allen voran das wichtigste aller Gebote:     der für uns auch dann da ist, wenn alle
„Ich bin der Herr, dein Gott, der ich        anderen uns nicht begleiten, wenn alle
dich aus Ägyptenland, aus der Knecht-        anderen nicht für uns da sein können.
schaft, geführt habe. Du sollst keine        Ein solcher Wegbegleiter will Gott für
anderen Götter haben neben mir.“ Im          uns sein. Und auch uns gilt die Verhei-
Alltag könnte es ja beinahe so erschei-      ßung, die Gott einst seinem Volk Israel
nen, als seien doch die ersten drei Ge-      gab: „Ihr dürft mir ruhig vertrauen. Ich
bote eher entbehrlich. Aber tatsächlich      werde euch niemals verlassen, ich wer-
verweisen diese Gebote darauf, dass          de euch niemals in die Irre gehen lassen.
wir Menschen mehr zu unserem Leben           Vertraut mir, und ich will euch den Weg
brauchen, als wir uns selbst und als uns     ins Gelobte Land zeigen.“
Menschen geben können. Was wir vor
allen Dingen brauchen, das ist jemand,       Liedvers

                                             Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, /
                                             verricht das Deine nur getreu / und trau
                                             des Himmels reichem Segen, / so wird
                                             er bei dir werden neu. / Denn welcher
                                             seine Zuversicht / auf Gott setzt, den
                                             verlässt er nicht. (EG 369, 7)

                                             Gebet

                                             Guter Gott, du hast uns deine Gebote
                                             geschenkt, damit sie uns den Weg wei-
                                             sen zu einem guten Leben – für uns
                                             und alle deine Geschöpfe. Lass uns auf
                                             deinen Willen achten, damit deine Welt
                                             ihrem eigentlichen Ziel ein Stück näher
                                             kommt: eine Welt zu werden, die von
                                             Frieden, von Freiheit und Gerechtigkeit
                                             erfüllt ist. Lass uns stets auf dich trauen,
                                             damit wir den Weg durch unser Leben
                                             und die Zeit finden. Amen.
                                                                         Christian Justen

Foto: Justen

                                                                                       9
EVANGELISCH IN ÜBACH-PALENBERG - OktOber/NOvember 2020 - Evangelische ...
19. Sonntag nach Trinitatis – 18. Oktober 2020

   Andacht für den 18. Oktober 2020
   Liebe Leserinnen und Leser,                  Leben eines Christen ausmacht, was zu
       das Leitbild für diesen Sonntag lau-     solch einem Leben gehört. Christen ach-
   tet „An Leib und Seele heilen“. Der dazu     ten aufeinander und helfen sich gegen-
   gehörende Predigttext steht im Brief         seitig. Sie sind freundlich, übernehmen
   des Paulus an die Gemeinde in Ephesus.       Verantwortung, kümmern sich um die,
   In der Lutherbibel trägt er die Über-        die am Rande der Gesellschaft stehen.
   schrift: „Der alte und der neue Mensch“      Sie gehen freundlich und herzlich mit-
   sowie „Weisung für das neue Leben“.          einander und anderen um und verge-
   Es geht um die Verwandlung durch den         ben einander. So haben wir gehört. So
   Glauben an Jesus Christus. Das ist für       schreibt es Paulus immer wieder in sei-
   Paulus so, als ob alte und schmutzige        nen Briefen. So wird es weitergegeben
   Kleidung ausgezogen und saubere neue         auch im Konfirmandenunterricht, wenn
   angezogen wird. Oder wenn wir es mit         wir die Jungen und Mädchen daran er-
   der Taufe vergleichen, geht es darum,        innern, was Taufe bedeutet und was ei-
   dass mit der Taufe der alte Mensch, der      nen Christenmenschen auszeichnet.
   von Gott nichts wusste, mit Martin Lu-           Aber wenn wir ehrlich sind, funktio­
   ther gesprochen, „ersäuft“ ist und der       niert das nicht dauerhaft. Die Worte
   neue Mensch geboren ist. Alles, was          verblassen. Andere Dinge geraten in
   vorher war, ist mit der Taufe abgewa-        den Vordergrund. Wir sind verschie-
   schen, vergessen, zunichte gemacht           denen Sachzwängen unterworfen, sind
   worden. Darum ja auch das weiße Tauf-        oft zu bequem, um konsequent anders,
   kleid. Es ist das Symbol für den neuge-      nämlich umweltbewusst und nachhaltig
   borenen Menschen, der rein ist, frei von     zu leben. Dann ist da der Druck im be-
   aller Schuld, frei von allem, was ihn von
   Gott trennt.
       Aber wie das so ist mit frischen, sau-
   beren, ja reinen Kleidern, sie werden im
   Laufe der Zeit schmutzig. Sie bekom-
   men Risse, der Stoff verschleißt. Es muss
   etwas getan werden, ehe sie gar nicht
   mehr tragbar sind. Abhilfe muss her.
   So ist es auch mit der Taufe und dem
   Glauben. Ja, die meisten von uns sind
   getauft worden, ohne dass sie gefragt
   wurden, ohne dass sie eine Erinnerung
   an diesen wichtigen Tag im Leben ha-
   ben. Und wir haben wieder unsere Kin-
   der zur Taufe gebracht, um den Schutz
   und die Begleitung Gottes für sie erbit-
   ten. Wir haben davon gehört, was das
                                                Foto: Efraimstochter / pixabay.com

   10
19. Sonntag nach Trinitatis – 18. Oktober 2020

ruflichen wie im privaten Umfeld. Und      lassen. Das geschieht im Abendmahl,
schon werfen wir alle guten Vorsätze       denn als Getaufte dürfen wir das Sakra-
über Bord, halten uns nicht mehr an das,   ment des Abendmahls immer wieder
was einem Christenmenschen gut zu          neu empfangen. Ganz egal, wie be-
Gesicht steht.                             schmutzt wir kommen, wir sind immer
    Wir geraten in Wut und Zorn über       eingeladen und gehen verwandelt und
andere. Wir sind enttäuscht über Unge-     befreit von allem Schmutz wieder zu-
rechtigkeit, verbittern, werden selbst     rück. Im Brot des Lebens und im Wein
unfair, und der Umgangston wird rauer.     des Heils erfahren wir die Kraft der Er-
Und schon sind Flecken auf dem weißen      neuerung äußerlich und vor allem bis ins
Kleid, ist der neue Mensch beschmutzt      Innerste. So heilt Gott uns an Leib und
von Sünde und Schuld. Die schmutzigen      Seele. Amen.
Kleider können wir in die Waschmaschi-
ne stopfen, den Riss in der Hose oder
dem Hemd nähen, auf das Loch einen         Liedvers:
Flicken setzen. Aber was machen wir
mit unserem inneren Menschen, der be-      Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, /
fleckt und schmutzig geworden ist?         nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. /
    Erinnern wir uns an das, was wir vom   Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach
Christentum gehört haben, was uns hel-     Glück, / nach Liebe, wie nur du sie gibst.
fen kann. Lesen wir, was der Schreiber     Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft
des Epheserbriefes der jungen Chri-        bitten wir. / In Krankheit, im Tod, sei da,
stengemeinde mitteilt. Auch bei ihnen      sei uns nahe, Gott. (Wortlaute 85, 3)
ist nicht alles reibungslos abgegangen.
Auch sie haben sich gestritten, hatten     Gebet
Konflikte untereinander und mit ande-
ren. Auch sie haben Menschen über-         Herr, unser Gott, nur Du kannst uns
sehen, ihnen nicht geholfen, obwohl        heil an Leib und Seele machen. Nur du
sie es nötig hatten. Paulus fordert die    weißt, was wirklich gut für uns ist, was
Christen auf: „Erneuert euch aber in eu-   uns gut tut und wo und wie wir gut tun
rem Geist und Sinn und zieht den neuen     können. Darum lass uns auf dein Wort
Menschen an, der nach Gott geschaffen      hören und mit offenen Augen und Oh-
ist in wahrer Gerechtigkeit und Heilig-    ren durch diese Welt gehen, damit wir
keit. Lasst die Sonne nicht über eurem     in deinem Namen anderen Heil bringen:
Zorn untergehen. Seid aber untereinan-     denen, die unter menschenunwürdigen
der freundlich und herzlich und vergebt    Bedingungen leben, denen Gewalt an-
einer dem anderen, wie auch Gott euch      getan wird an Leib und Seele. Lass uns
vergeben hat in Christus.“ (Epheser        aufstehen gegen Missbrauch und Aus-
4, 23f.26.32)                              beutung von Menschen, Tieren und der
    Wenn unsere Bekleidung, unser in-      Natur und uns dafür einsetzen, dass
nerer Mensch erneut schmutzig wird,        alles heilen kann an Leib und Seele.
können wir uns Vergebung zusprechen        Amen.                   Angelika Krakau

                                                                                   11
20. Sonntag nach Trinitatis – 25. Oktober 2020

   Andacht für den 25. Oktober 2020
   Noah und seine Familie haben es ge-                                                  der ganzen guten Schöpfung. Keine
   schafft. Die Sintflut ist vorüber. Das,                                              strafende Zerstörung mehr. Stattdes-
   was sie alle wahrscheinlich schon gar                                                sen: der Noahbund. „Solange die Erde
   nicht mehr für möglich gehalten ha-                                                  steht, soll nicht aufhören Saat und Ern-
   ben, das geschieht: Die Sonne scheint                                                te, Frost und Hitze, Sommer und Winter,
   wieder, der Regen hat aufgehört, man                                                 Tag und Nacht.“
   sieht wieder Land im wörtlichen und im                                                   Gottes Bund mit Noah. Und dann
   übertragenen Sinne. Welch ein Gegen-                                                 auch Gottes Bund mit den Völkern der
   satz: die Flut, die so ziemlich alles Leben                                          Welt, also auch mit uns. Wir sind Mit-
   vernichtet hat, und eine kleine Gruppe,                                              erben der Verheißung, die Gott damals
   acht Menschen, die überleben dürfen.                                                 nach der großen Flut ausgesprochen
      „So ging Noah heraus mit seinen                                                   hat. Miterben der Verheißung, und auch
   Söhnen und mit seiner Frau und den                                                   sonst eng verbunden mit Noah und sei-
   Frauen seiner Söhne, dazu alle Tiere.“                                               nen Zeitgenossinnen und -genossen.
   Das klingt hier so selbstverständlich,                                               Denn wie Gott die Menschen charak-
   aber dahinter steckt Gottes große Ret-                                               terisiert, das trifft uns mitten ins Herz.
   tungstat für Menschen und Tiere.                                                     Das Dichten und Trachten des mensch-
       Noah dankt Gott. Er tut das so, wie                                              lichen Herzens ist böse von Jugend auf.
   er es gelernt hat: einen Altar bauen und                                             Das heißt: Da ist in unserem Denken,
   Opfer darbringen. Dieser Dank kommt                                                  Fühlen und Handeln viel Egoismus und
   bei Gott gut an. „Und der Herr roch                                                  Gleichgültigkeit. Und wir haben aus uns
   den lieblichen Geruch und sprach in sei-                                             selbst heraus keine Möglichkeit, diesem
   nem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr                                              bösen Denken, Handeln und Fühlen zu
   die Erde verfluchen um der Menschen                                                  entkommen.
   willen.“                                                                                 Wir werden so leben, bis wir nicht
       Gott ändert seinen Sinn zum Wohl                                                 mehr leben. „Wir sind Bettler, das ist
   der Menschheit, zum Wohl aber auch                                                   wahr“, die letzten Worte Martin Lu-
                                                                                        thers vor seinem Tod, gewissermaßen
                                                                                        sein Lebensfazit. Wir sind Bettler, wir
                                                                                        stehen vor Gott mit leeren Händen. Wir
                                                                                        haben nichts vorzuweisen.
                                             Foto: PublicDomainPictures / pixabay.com

                                                                                            Wer behaupten will, wir hätten es
                                                                                        im Alten Testament mit einem unbarm-
                                                                                        herzigen Gott zu tun, der erlebt in der
                                                                                        Noahgeschichte auch die andere Seite
                                                                                        Gottes. „Ihr Menschen seid zwar von
                                                                                        Grund auf böse, aber ich erhalte euch
                                                                                        trotzdem den Lebensraum.“ Also: Gott
                                                                                        ändert sein Denken und Handeln! Der
                                                                                        allmächtige Gott zeigt Reue und Mitleid,

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20. Sonntag nach Trinitatis – 25. Oktober 2020

geht neue Wege mit seinen Menschen.        es ihm wert, dass wir seine Werkzeuge
Unvorstellbar, aber es ist so.             sind.
    Und wir Christenmenschen können            Gottes Geschichte mit uns Men-
ja noch eine andere Geschichte dazu er-    schen geht weiter. Und so wie der Re-
zählen, die Geschichte vom dem Gottes-     genbogen uns daran erinnert, dass Gott
sohn, der für uns geopfert wird. Der für   den Bestand seiner guten Schöpfung
uns die Strafe erleidet, damit wir Frie-   garantiert, so erinnert uns auch das
den haben mit Gott.                        Kreuz daran, dass wir getrost leben
    Der Noahbund, immer noch in Kraft,     können, weil Gott alles dafür getan hat,
und der neue Bund in Christus – Zeichen    dass wir in seiner Nähe bleiben dürfen.
für Gottes unendliche Liebe zu uns Men-        Wir stehen mit leeren Händen vor
schen. Und wir? Was tun wir damit? Was     Gott, und er wird diese Hände immer
müssen wir dafür tun? Was können wir       wieder füllen. Was kann uns besseres
dafür tun?                                 geschehen? Amen.
    Liebe Schwestern und Brüder in
Christus, wir haben ja die Botschaft aus   Liedvers
dem Römerbrief noch im Ohr, und in
wenigen Tagen, am Reformationstag,         Vertraut den neuen Wegen, / auf die der
werden wir sie wieder hören: „So halten    Herr uns weist, / weil Leben heißt: sich
wir nun dafür, dass der Mensch gerecht     regen, / weil Leben wandern heißt. / Seit
wird ohne des Gesetzes Werke allein        leuchtend Gottes Bogen / am hohen
durch den Glauben.“ Also: leere Hände,     Himmel stand, / sind Menschen ausge-
Bettler vor Gott, gar nichts müssen wir    zogen / in das gelobte Land. (EG 395, 1)
tun. Die Liebe Gottes kommt umsonst.
    Gott hat eine Geschichte begonnen      Gebet
mit einem jeden und einer jeden von
uns. Er hat uns an die Hand genommen          Alles, was wir auf dem Herzen ha-
und hält uns fest. Er schenkt uns seine    ben, bringen wir vor Gott mit dem Ge-
Liebe, seine Nähe und seine Geborgen-      bet, das Jesus seine Jüngerinnen und
heit. Er vergibt uns unsere Schuld. Wir    Jünger gelehrt hat.
können nichts dafür tun, dass Gott uns        Unser Vater im Himmel. Geheiligt
liebt. Aber wir können etwas tun als       werde dein Name. Dein Reich komme.
Antwort auf seine Liebe: den Menschen      Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so
eine Helferin bzw. ein Helfer werden.      auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns
    Und wie unser Glaube an Gott sein      heute. Und vergib uns unsere Schuld,
Geschenk ist, so ist auch die Kraft zur    wie auch wir vergeben unsern Schul-
Nächstenliebe nicht unsere Leistung.       digern. Und führe uns nicht in Versu-
Gerade uns, deren Dichten und Trach-       chung, sondern erlöse uns von dem
ten von Jugend auf alles andere als lie-   Bösen. Denn dein ist das Reich und die
bevoll ist, gerade uns schickt Gott los,   Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
seine Liebe weiterzugeben. Wir sind        Amen.
es ihm wert, dass er uns liebt. Wir sind                        Johannes de Kleine

                                                                                 13
rEfOrMATIONSfEST – 31. OKTOBEr 2020

   Andacht zum Reformationsfest
   Die Kanzel gehört zu den schwierigeren      darin, dass wir alles tun dürfen, was wir
   Gegenständen in unseren Kirchen. Sie        wollen, und nichts tun müssen, was wir
   scheint ja ein „Von Oben herab“ zu ver-     nicht wollen? So verstehen die meisten
   körpern, ein Gefälle, eine Hierarchie in    wohl Freiheit und müssen dann doch
   der Gemeinde zu festigen. Das, was von      bald ernüchtert feststellen: Mit einem
   der Kanzel gesprochen wird, hat schein-     solchen Anspruch kommen wir nicht
   bar ein besonderes Gewicht. Nicht um-       weit. Unserem Tun und Lassen, un-
   sonst hat sich auch das Wort „abkan-        serem Wünschen und Wollen sind stets
   zeln“ in unserem Sprachgebrauch fest        doch Grenzen gesetzt.
   etabliert. Dabei ging es, als man die er-       Was es mit der Freiheit, von der
   sten Kanzeln errichtete, keineswegs da-     Paulus spricht und die für die Reforma-
   rum, den Prediger zu erhöhen und die        toren so überaus wichtig war, auf sich
   Gemeinde herabzudrücken. Sondern            hat, das ist mir einmal mehr deutlich
   die Kanzel hatte einen ganz praktischen     geworden, als ich über das Rosensym-
   Sinn: Als es keine Mikrofone und Laut-      bol nachdachte, das Martin Luther in
   sprecher in den Kirchen gab, da bot die     seinem Wappen führte. Wappen waren
   Kanzel die Möglichkeit, die Predigt allen   in früheren Jahrhunderten ja allgegen-
   Zuhörern wenigstens akkustisch zu-          wärtig und von großer Wichtigkeit. Das
   gänglich zu machen, sie diente schlicht     Wappen eines Herrschers wies all das,
   und einfach der besseren Verständi-         worauf es angebracht war, als dessen
   gung zwischen Prediger und Predigthö-       Besitz aus. Als Christenmenschen tra-
   rer. Und damit wurde die Kanzel zum         gen auch wir eine Art Wappen mit uns,
   eigentlichen Kennzeichen der Refor-
   mation. Denn den Reformatoren ging
   es vor allen Dingen um eines: Dass den
   Menschen das Wort Gottes verkündigt
   wurde, dass die Menschen die Frohe
   Botschaft Christi hören und verstehen
   sollten. Sie hatten erkannt: Dieses Wort
   Gottes, das ist es, was das Leben des
   Menschen ganz allein erfüllen kann,
   dieses Wort Gottes, das ist es, was den
   Menschen aus all seinen Bedrängnissen,
   aus all seinen Ängsten und Nöten in die
   Freiheit führen kann.
       Nun ist das mit der Freiheit frei-
   lich so ein Problem. Wenn wir sagen
   wollten, was denn Freiheit eigentlich
   ist, da hätten wir dann doch so unsere
   Schwierigkeiten. Besteht Freiheit etwa

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rEfOrMATIONSfEST – 31. OKTOBEr 2020

das uns als zu einem Herren gehörig          Heilands Jesu Christi eigen bin, der mit
kennzeichnet. Martin Luther hat dieses       seinem teuren Blut für alle meine Sün-
Wappen als eine weiße Rose dargestellt,      den vollkömmlich bezahlt und mich aus
in deren Innerem sich ein Herz befindet,     aller Gewalt des Teufels erlöst hat und
dem ein Kreuz aufgeprägt ist. Das Kreuz      also bewahrt, dass ohne den Willen
auf dem Herzen: Das ist das Wappen           meines Vaters im Himmel kein Haar von
eines jeden Christen. Das Kreuz auf dem      meinem Haupt kann fallen, ja auch mir
Herzen: Das will deutlich machen, dass       alles zu meiner Seligkeit dienen muss.
wir zu demjenigen gehören, der für uns       Darum er mich auch durch seinen Heili-
am Kreuz gestorben ist. Wir gehören          gen Geist des ewigen Lebens versichert
zu Jesus Christus. Indem wir zu diesem       und ihm forthin zu leben von Herzen
Herrn gehören, sind wir aller anderen        willig und bereit macht. Amen.
Bindungen an alle anderen Herren frei.
    Natürlich: Unsere Grenzen, die blei-     Liedvers
ben uns nach wie vor gesetzt. Wir sind
in unserem Leben eingeengt, wir kön-         Meinem Gott gehört die Welt, / meinem
nen nicht tun oder lassen, was immer         Gott das Himmelszelt, / ihm gehört der
uns gefallen mag, wir können nicht           Raum, die Zeit, / sein ist auch die Ewig-
einmal unser Leben ganz und gar so le-       keit.
ben, wie es uns recht dünken mag. Aber
dennoch sind wir frei. Denn Freiheit         Leb ich, Gott, bist du bei mir, / sterb ich,
bedeutet: Wir gehören zu Christus, zu        bleib ich auch bei dir, / und im Leben
keinem andern. Wir sind Gottes Kinder,       und im Tod / bin ich dein, du lieber Gott!
die er von ganzem Herzen liebt, die er       (EG 408, 1.6)
niemals aufgibt, die er niemals verloren
sein lässt. Vieles mag uns widerfahren,      Gebet
vieles mag man uns auch nehmen, aber
dieses Eine wird uns niemand nehmen          Lieber Vater, wir danken dir für den Mut
können: Wir sind von Gott geliebt und        unserer Väter und Mütter im Glauben,
zur Freiheit des Lebens in Gott berufen.     die allen Bedrohungen und allen Wider-
    Es sei mir, auch wenn ich mich ja        ständen zum Trotz es gewagt haben,
eigentlich zu den Lutheranern zähle,         dein froh und frei machendes Wort neu
dennoch erlaubt, mit Worten aus dem          zu hören, weiter zu geben und zu leben.
Heidelberger Katechismus zu schließen,       Wir bitten dich: Lass uns niemals verges-
die all das, was christlichen Glauben und    sen, dass wir das, was wir von unseren
christliche Freiheit ausmacht, in mei-       Vorfahren ererbt haben, immer wieder
sterhafter Form zusammenfassen. Dort         neu gewinnen müssen. Amen.
heißt es:                                                             Christian Justen
    Was ist dein einiger Trost im Leben
und im Sterben? Dass ich mit Leib und
Seele, beides, im Leben und im Sterben,
nicht mein, sondern meines getreuen

                                                                                      15
Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres – 8. November 2020

                             Andacht für den 8. November 2020
                          Denn alle Völker gehen, ein jedes, im Na-   was, sondern hin zu einem Ziel, das Zu-
                          men des eigenen Gottes, wir aber, wir       kunft und Leben verspricht.
                          gehen im Namen des HERRN, unseres               „Und er wird für Recht sorgen zwi-
                          Gottes, für immer und alle Zeit! Und der    schen vielen Völkern und mächtigen
                          HERR wird König sein über sie auf dem       Nationen Recht sprechen, bis in die Fer-
                          Berg Zion von nun an bis in Ewigkeit.       ne.“ So der Prophet Micha. Gott wird
                          (Micha 4, 5.7b)                             für Recht, für Gerechtigkeit sorgen.
                              Gottes kommendes Friedensreich,         Also dafür, dass es gerecht zugeht auf
                          wie es der Prophet Micha kommen sieht       der Welt. Dass alle Menschen zu ihrem
                          (Micha 4): „Und in fernen Tagen wird        Recht kommen. Dass die Lebensverhält-
                          der Berg des Hauses des HERRN fest          nisse jeder und jedem gerecht werden.
                          gegründet sein, der höchste Gipfel der      Also jede und jeder genau das hat, was
                          Berge, und er wird sich erheben über        sie oder er zum Leben braucht.
                          die Hügel. Und Völker werden zu ihm             Was für ein Bild, was für eine Zu-
                          strömen, und viele Nationen werden          kunft!
                          hingehen und sagen: Kommt und lasst             Und was für eine Gegenwart aktu-
                          uns hinaufziehen zum Berg des HERRN,        ell. Ja, auch heute sind ganze Völker-
                          zum Haus des Gottes Jakobs, damit er        scharen unterwegs. Allerdings auf der
                          uns in seinen Wegen unterweise und          Flucht, vor Krieg und Unterdrückung,
                          wir auf seinen Pfaden gehen. Denn vom       vor Armut und Hunger, vor einer Zu-
                          Zion wird Weisung ausgehen und das          kunft ohne Perspektive.
                          Wort des HERRN von Jerusalem.“                  Warum sind so viele auf der Flucht?
                             Was für ein Bild! Die ganze Welt un-     Weil es ungerecht zugeht, weil sie Ver-
                          terwegs zum Berg Zion, alle Völker auf      hältnisse zu Hause erleben, die ihnen
                          Achse, aber nicht auf der Flucht vor et-    nicht gerecht werden, weil jede und
                                                                                        jeder nicht das hat,
                                                                                        was sie oder er zum
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                                                                                        Leben braucht.
                                                                                            Was hilft ihnen,
                                                                                        was hilft uns da
                                                                                        das wunderschöne
                                                                                        Bild des Propheten
                                                                                        Micha? Es sagt uns,
                                                                                        dass die aktuelle
                                                                                        Wirklichkeit        kein
                                                                                        unabänderliches
                                                                                        Schicksal ist. Es ist ein
                                                                                        Traum, den Micha er-
                                                                                        zählt. Aber ein Traum
                                                                                         mit Wirkung. Die

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Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres – 8. November 2020

Träume aus der Bibel, die Träume von        persönlichen Alltag und im Alltag der
einer besseren, einer guten Zukunft ge-     Welt Botinnen und Boten des Friedens
ben vielmehr Kraft, Mut und Phantasie,      und der Gerechtigkeit zu sein. Vor allem
heute mit der Veränderung der Wirk-         sind wir befähigt dazu! Gott stärkt uns
lichkeit zu beginnen.                       durch seinen guten heiligen Geist auf
    Ich behaupte: Die Kraft zu helfen,      unserem Weg des Friedens und der Ver-
zu verstehen und Verhältnisse zu ver-       söhnung. Nicht zuletzt stärkt uns Gott,
ändern, ist kein menschliches Eigenge-      jeden Tag die Welt und die Menschen
wächs; diese Kraft kommt von Gott, für      ins Gebet zu nehmen und darum zu bit-
uns Vater und Mutter, für uns und alle      ten, dass er selbst uns allen den Kopf
Menschen auf diesem Erdball. Und die-       und das Herz zurechtrückt, damit Frie-
se Kraft wird nicht zuletzt auch genährt    den und Gerechtigkeit sich küssen mehr
durch Träume und Visionen, wie die          und mehr auf diesem Erdball. Amen.
weltberühmte beim Propheten Micha.
    Und seine Vision hat ja noch eine       Liedvers
Fortsetzung: Aus dem Recht, der Ge-
rechtigkeit für alle entsteht Friede.       Gib Frieden, Herr, gib Frieden: / Denn
Eines ohne das andere geht nicht!           trotzig und verzagt / hat sich das Herz
    Also noch einmal Micha: „Dann wer-      geschieden / von dem, was Liebe sagt! /
den sie ihre Schwerter zu Pflugscharen      Gib Mut zum Händereichen, / zur Rede,
schmieden und ihre Speere zu Winzer-        die nicht lügt, / und mach aus uns
messern. Sie werden das Schwert nicht       ein Zeichen / dafür, dass Friede siegt.
erheben, keine Nation gegen eine ande-      (EG 430,4)
re, und das Kriegshandwerk werden sie
nicht mehr lernen. Und ein jeder wird       Gebet
unter seinem Weinstock sitzen und un-
ter seinem Feigenbaum, und da wird          Alles, was wir auf dem Herzen haben,
keiner sein, der sie aufschreckt, denn      bringen wir vor Gott mit dem Gebet,
der Mund des HERRN der Heerscharen          das Jesus seine Jüngerinnen und Jünger
hat gesprochen!“                            gelehrt hat.
    Schwerter zu Pflugscharen, Speere           Unser Vater im Himmel. Geheiligt
zu Winzermessern, keiner lernt mehr         werde dein Name. Dein Reich komme.
das Kriegshandwerk. Wahnsinn! Was für       Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so
eine Zukunft! Was für eine starke und       auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns
ermutigende Vision!                         heute. Und vergib uns unsere Schuld,
    Ja, wir sind weit entfernt von Michas   wie auch wir vergeben unsern Schul-
Bild. Aber zu der Wirklichkeit unserer      digern. Und führe uns nicht in Versu-
Tage gehört auch unser Glaube, das fe­      chung, sondern erlöse uns von dem
ste Vertrauen auf den Gott des Friedens     Bösen. Denn dein ist das Reich und die
und der Gerechtigkeit, der Versöhnung       Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
und des Lebens. Und das bedeutet: Wir       Amen.
sind nicht nur aufgerufen, in unserem                            Johannes de Kleine

                                                                                 17
Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres – 15. November 2020

   Andacht für den 15. November 2020
   Liebe Leserinnen und Leser,                 zu haben. Noch unglaublicher ist, dass
       wenn ich das Gleichnis vom unehr-       Jesus (V. 8) das Tun dieses verantwor-
   lichen Verwalter lese, staune ich nicht     tungslosen Verwalters positiv bewertet.
   schlecht. Zum einen über die Raffines-          Aber ich begreife auch, dass es dem
   se des Verwalters, der sich mit einem       untreuen Verwalter in einer aussichts-
   Trick zu retten versucht, aber auch über    losen Situation gelingt, eine überra-
   Jesus, der dieses Verhalten scheinbar       schende Lösung zu finden. Während er
   richtig heißt. Aber alles der Reihe nach    bei seinem Arbeitgeber jeglichen Ver-
   (übrigens nachzulesen in Lukas 16, 1–8).    trauenskredit verspielt hat, versucht er
   Jesus erzählt dieses Gleichnis. Ein Ver-    bei den Schuldnern sich einen Kredit für
   walter wird von seinem Arbeitgeber          seine Zukunft zu erschwindeln: Er ver-
   der Untreue bezichtigt. Er muss die Bi-     ringert ihre Schuld gegenüber seinem
   lanzen offen legen. Natürlich weiß der      Noch-Arbeitgeber. Bei all den Betrü-
   Verwalter, dass er einen Teil des Vermö-    gereien ist nur eins am Verhalten des
   gens unterschlagen und in die eigene        Verwalters lobenswert: Er tut etwas in
   Tasche gewirtschaftet hat. Er weiß auch,    der für ihn scheinbar ausweglosen Si-
   dass er seine Stelle verlieren wird. Aber   tuation. Er gibt sich nicht auf, sondern
   weder erklärt er sein Verhalten noch        nimmt sein Leben in die Hand, um das
   entschuldigt er sich dafür. Er gelobt       drohende Unheil – wenn auch mit krimi-
   keine Besserung für die Zukunft, um         nellen Mitteln – klug abzuwenden.
   seinen Arbeitsplatz noch zu retten, oder        Und darum geht es Jesus: Egal wie
   bietet die Rückzahlung des unterschla-      aussichtslos die Situation auch sein
   genen Betrags an. Vielmehr überlegt         mag, nicht den Kopf in den Sand ste-
   er sich, wie er nach dem Stellenverlust     cken, warten, dass andere das Heft in
   weder arbeiten noch betteln muss. Er        die Hand nehmen, sondern etwas tun,
   weiß auch, dass er aufgrund seiner Ver-     eine Idee entwickeln, wie es weiterge-
   untreuung keine Stelle als Haushalter       hen kann.
   mehr finden würde.                              Es geht Jesus darum, dass ich die
       Also ruft er die Schuldner seines       Zeit, die mir in schwieriger Situation
   Chefs zu sich und fordert sie auf, ihre     bleibt, entschlossen nutze, klug und
   Schuldscheine zu ihren Gunsten abzuän-      mutig handle, anstatt über die Unge-
   dern. So hofft er, dass sie ihn nach dem    rechtigkeiten der Welt zu verzweifeln.
   Verlust seines Arbeitsplatzes unter-        Und da bin ich ganz schnell bei uns
   stützen, da sie durch ihn nun zu einem      Heutigen und den Themen, die uns zur-
   kleinen Vermögen gekommen sind. Es          zeit – außer Corona – bewegen. Einer
   ist unglaublich, dass der Haushalter        der großen Komplexe ist der Klima-
   weiterhin kriminelle Energie aufwendet,     wandel, auch wenn die Luft durch den
   um seine eigene Versorgung zu gewähr-       weltweiten Lockdown entlastet wurde.
   leisten. Er stiftet andere sogar zum Be-    Dennoch erwärmt sich das Klima stetig,
   trug an, um für den Notfall ausgesorgt      ein großer Teil der Bäume ist geschädigt

   18
Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres – 15. November 2020

bzw. tot aufgrund des geringen Nieder-      tun – für sich selbst und die anderen. Ein
schlags und der gleichzeitigen Vermeh-      entschlossenes Handeln wünscht sich
rung von Schädlingen. Als ich im August     Jesus Christus von uns für die ganze
in meine Heimat gefahren bin, waren         Schöpfung, deren Haushalter wir sind.
die Wälder am Rande der Autobahn nur        Amen.
noch braune Ruinen – schrecklich!
    Auch wenn die Lage hoffnungslos         Liedverse
erscheint und viele laut rufen: „Unsere
Welt ist nicht mehr zu retten!“, will ich   Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen
 mich nicht geschlagen geben, sondern       Weg weist, damit ich handle. / Ich lobe
handeln. Und denen, die immer noch          meinen Gott, der mir mein Schweigen
den Klimawandel bestreiten, sage ich:       bricht, damit ich rede. / Ehre sei Gott auf
„Macht endlich die Augen auf. Seht          der Erde in allen Straßen und Häusern, /
euch an, was wir Menschen angerichtet       die Menschen werden singen, bis das
haben! Wenn ihr schon nichts für ihren      Lied zum Himmel steigt: / Ehre sei Gott
Erhalt tut, dann stoppt zumindest das,      und den Menschen Frieden, Frieden auf
was ihr dagegen macht.“                     Erden.
    Ich will mich nicht geschlagen geben.
Ich will die Hoffnung bewahren, dass        Ich lobe meinen Gott, der meine Trä-
es noch nicht zu spät ist. Dazu muss        nen trocknet, dass ich lache. / Ich lobe
auch ich die Ärmel hochkrempeln und         meinen Gott, der meine Angst vertreibt,
etwas tun, auch und gerade in dieser        damit ich atme. / Ehre sei Gott ... (EG
verrückten Zeit, in der wir gerade le-      673, 2.3)
ben. Darum versuche ich die Öko-Tipps,
die Sie immer wieder in den Gemeinde-       Gebet
briefausgaben lesen können, nicht nur
weiterzugeben, sondern umzusetzen.          Gott des Lebens, du hast uns Leben ge-
Der Klimawandel wird weitreichende          schenkt und Verstand gegeben, um ent-
Folgen haben für uns alle. Darum muss       schlossen, mutig und klug zu handeln.
jeder und jede von uns etwas dagegen        Durch die Liebe, die du uns geschenkt
                                            hast, können wir erspüren, was wichtig
                                            und notwendig ist. Wir bitten dich, Gott
                                            des Lebens, für deine Schöpfung, die
                                            so sehr leidet und auf vielfältige Weise
                                            bedroht ist. Lass uns endlich verstehen,
                                            dass wir mehr gegen den Klimawandel
                                            investieren müssen. Gib uns allen und
                                            besonders denen, die an den Schaltstel-
                                            len in Politik und Wirtschaft stehen, die
                                            Entschlossenheit zum klugen Handeln,
                                            so lange noch Zeit bleibt. Amen.
                                                                     Angelika Krakau
Foto: epd-bild / Stephan Wallocha

                                                                                    19
Amtshandlungen

                                Die Amtshandlungen
                                werden aus Gründen
                            des Datenschutzes nur in der
                         gedruckten Ausgabe veröffentlicht.

                       Wir freuen uns, wenn Sie Ihr Ehejubiläum
               mit einem Gottesdienst oder einer Andacht feiern möchten.
                        Melden Sie sich dazu einfach rechtzeitig
                        bei Pfarrerin Krakau oder Pfarrer Justen.

                                            Erntedank
 Foto: Lotz

                                            Abgefärbt ist
                                            deine Farbenfreude,
                                            das Land hat sich begrünt.
                                            Äpfel erröteten
                                            vor deinem Angesicht,
                                            Kastanien bräunten
                                            in ihrem Kokon.
                                            Vergoldet hast du die Ähren
                                            und die Ernte gekrönt.
                                            Abgefärbt ist deine Liebe,
                                            damit wir leben, farbenfroh in dir.
                                                                        Tina Willms

          20
Gottesdienst

                     Gottesdienste in der   Gottesdienste in den
                     Erlöserkirche Übach
                     10 Uhr                 kommenden Monaten
 4. Oktober          Krakau
 Erntedankfest                              Sofern die Entwicklung der Corona-Pan-
 11. Oktober         Justen                 demie es zulässt, beginnen wir ab Okto-
 18. Sonntag                                ber wieder mit der Feier von „Präsenz“-
 nach Trinitatis
                                            Gottesdiensten. Das Presbyterium hat
 18. Oktober         Justen                 beschlossen, dass für die Gottesdienste
 19. Sonntag
 nach Trinitatis                            nach wie vor besondere Regeln gelten
                                            müssen:
 25. Oktober         Krakau
 20. Sonntag
 nach Trinitatis                            • Zwischen Menschen, die nicht im
 31. Oktober         de Kleine                selben Haushalt leben, ist ein Min-
 Reformationstag     19 Uhr                   destabstand von 1,50 m einzuhalten.
                                            • Aufgrund dessen ist die Zahl der
 8. November         Krakau
 Drittl. Sonntag                              Sitzplätze in der Kirche beschränkt.
 des Kirchenjahres                          • Vorerst finden Gottesdienste nur in
 15. November        Justen                   der Erlöserkirche statt.
 Vorl. Sonntag des                          • Beim Betreten und Verlassen der
 Kirchenjahres                                Kirche sowie beim Umhergehen ist
 18. November        de Kleine                ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
 Buß- und Bettag     19 Uhr                   Am Sitzplatz kann er abgenommen
 22. November        Justen                   werden.
 Ewigkeitssonntag                           • Die Kontaktdaten aller Gottes-
 29. November        Krakau                   dienstbesucher werden festgehal-
 1. Advent                                    ten.
 6. Dezember         Justen                 • Daher bitten wir nach Möglichkeit
 2. Advent                                    um Voranmeldung. Sind noch freie
 13. Dezember        Krakau                   Plätze vorhanden, kann der Gottes-
 3. Advent                                    dienst auch ohne Voranmeldung
 20. Dezember        de Kleine                besucht werden.
 4. Advent                                  • Derzeit muss auf das Singen ver-
                                              zichtet werden.
                                            • Ab wann wieder Abendmahl gefei-
                                              ert werden kann, ist noch ungewiss.
Der Sabbat ist um des
Menschen willen gemacht
                                            Aktuelle Informationen und
und nicht der Mensch                        Anmeldung zum Gottesdienst
um des Sabbats willen.                      auch unter:
Markus 2, 27                                www.gottesdienst-uep.de

                                                                                21
BuSS- und Bettag – 18. November 2020

   Andacht für den Buß- und Bettag
   Jesus sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es    Wer schwach ist, der darf auch keine
   hatte einer einen Feigenbaum, der war        Hilfe erwarten. Wo kämen wir denn hin,
   gepflanzt in seinem Weinberg, und er         wenn unsere Gesellschaft sich um alle
   kam und suchte Frucht darauf und fand        kümmern würde, wo kämen wir denn
   keine. Da sprach er zu dem Weingärt-         hin, wenn jeder Unterstützung bekom-
   ner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang      men würde. Wer sollte das denn leisten?
   gekommen und habe Frucht gesucht             Wer sollte das denn bezahlen? Soll doch
   an diesem Feigenbaum, und finde kei-         jeder sehen, wo er bleibt und wie er
   ne. So hau ihn ab! Was nimmt er dem          weiterkommt.“ Soziale Verantwortung,
   Boden die Kraft? Er aber antwortete          soziale Gerechtigkeit – das scheinen
   und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch       alles nur noch Schlagworte einer ver-
   dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn      gangenen Zeit zu sein. Mehr und mehr
   dünge; vielleicht bringt er doch noch        treten ganz andere Schlagworte in den
   Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.      Vordergrund: Eigenvorsorge, Eigenver-
   (Lukas 13, 6–9)                              sicherung, Eigenbeitrag, Eigenleistung.
                                                Immer wieder „eigen“, und vor allem:
   Mich hat dieses Gleichnis immer ein we-      immer wieder „Leistung“. Wer alt ist
   nig erschreckt, denn der Besitzer des        oder krank oder auf eine andere Weise
   Weinbergs schien mir so unbarmher-           nicht dem Ideal entspricht, wer nicht
   zig zu sein: „Weg mit dem Baum! Haut         mehr „leistungsfähig“ ist, der gerät
   ihn um! Schafft ihn fort von hier! Er soll   eben sehr schnell aufs Abstellgleis, der
   nicht länger auf Kosten der Weinstöcke       wird abgeschoben, der verliert für die
   hier stehen bleiben, ohne selbst Lei-        Gesellschaft seinen Wert.
   stung zu bringen!“                               Noch schlimmer berührte mich
       Was mich vielleicht noch mehr er-        aber meist, dass das Gleichnis – wenig-
   schreckt hat, das war der Gedanke: Wie       stens auf den ersten Blick – deutlich
   alltäglich ist das doch, was der Wein-       macht: Gott handelt genauso. Denn
   bergsbesitzer hier fordert. Geht es denn     der Weinbergsbesitzer im Gleichnis
   nicht tagein, tagaus überall auf unserer     steht ja für Gott. Und so scheint auch
   Welt genau so zu? Zählt denn nicht auch      Gott vor allem auf Leistungen, auf Leis-
   in unserer Gesellschaft allein das, was      tungen des Glaubens zu achten. Aber
   wir Menschen leisten, was wir an Ertrag      wie könnte ich mit meinen armseligen
   bringen, was wir erwirtschaften? Längst      Glaubensleistungen vor Gott bestehen
   beherrschen ja solche Gedanken die           können? Wo trägt denn mein Glaube
   Stammtische und mittlerweile auch im-        wirklich Früchte? Muss ich nicht fürch-
   mer mehr Politikerköpfe, solche Gedan-       ten, dass letztlich Gott doch zu dem Ur-
   ken wie: „Wer nix schafft, der braucht       teil kommt: „Nein, mein Lieber, da sind
   auch nix zu kriegen. Wer nur wenig           aber gar keine Früchte Deines Glaubens
   leisten kann, der ist halt eben selbst       zu sehen“?
   Schuld und muss sehen, wo er bleibt.             Doch dürfen wir nun nicht die ande-

   22
BuSS- und Bettag – 18. November 2020

re Person vergessen, die im Gleichnis
eine entscheidende Rolle spielt: nämlich
den Weingärtner, der sich dem Besit-
zer des Weinbergs entgegen stellt und
Gnade für den fruchtlosen Feigenbaum
fordert, der ihn bittet: „Gib mir noch
Zeit, ich will ihn düngen und ihn pflegen,
und vielleicht wird der Baum dann doch
Frucht bringen.“ Dieser Weingärtner ist
aber Jesus Christus und damit kein an-
derer als der menschgewordene Gott
selbst. Gott tritt sich selbst entgegen,
                                              Foto: Norbert Aufrecht / pixabay.com
Gott hält sein eigenes Urteil auf, Gott
greift sich selbst in die Arme. Wenn es
darum geht, über uns, unser Leben und         Ohren kehr zu mir / und meiner Bitt sie
unseren Glauben ein Urteil zu sprechen,       öffne; / denn so du willst das sehen an, /
so ist Gott eben nicht nur der Ankläger,      was Sünd und Unrecht ist getan, / wer
sondern er ist zugleich auch unser Ver-       kann, Herr, vor dir bleiben?
teidiger. Und mehr noch: Er ist selbst
der, der die Verantwortung für uns            Darum auf Gott will hoffen ich, / auf
übernimmt, der die Sorge dafür über-          mein Verdienst nicht bauen; / auf ihn
nimmt, dass wir Frucht bringen. Und           mein Herz soll lassen sich / und seiner
das ist dann schließlich doch wieder ein      Güte trauen, / die mir zusagt sein wer-
Gedanke, der mich Hoffnung schöpfen           tes Wort; / das ist mein Trost und treu-
lässt: Dass ich selbst nichts dazu kann,      er Hort, / des will ich allzeit harren. (EG
sondern dass ich alles der sorgenden          299, 1.3)
Hand Gottes überlassen darf; dass ich
mein Leben und meinen Glauben ganz            Gebet
und gar der Pflege Gottes anvertrauen
darf. Und das ist mir ein Trost und eine      Treuer und gnädiger Gott! Wir danken
Zuversicht: Dass Gott der große Gärt-         dir, dass du allein unser Richter bist.
ner – anders als so viele menschliche         Das lässt uns hoffen, das gibt uns Mut
Gärtner – sozusagen einen „Grünen             zur Umkehr. Denn du richtest uns mit
Daumen“ hat; was Gott anpackt, das            Gerechtigkeit und mit Barmherzigkeit.
gelingt, was Gott pflegt, das gedeiht,        Gib, dass wir hellhörig werden in dieser
wofür Gott sorgt, das wächst und bringt       schwerhörigen Welt. Wecke uns aus
gute Frucht. Amen.                            den Alpträumen, die uns bedrücken.
                                              Erneuere uns durch und durch, dass wir
Liedverse                                     in dieser Welt zu Werkzeugen des Frie-
                                              dens und mitten im Unrecht zu Zeugen
Aus tiefer Not schrei ich zu dir, / Herr      der Barmherzigkeit werden. Amen.
Gott, erhör mein Rufen. / Dein gnädig’                                 Christian Justen

                                                                                      23
Ewigkeitssonntag – 22. November 2020

   Andacht für den Ewigkeitssonntag
   Liebe Leserinnen und Leser,                          wesen wäre, manchmal ist der Schmerz
       es ist November und damit der Mo-                aber auch schon kleiner, die Trauer et-
   nat, in dem die meisten traurigen Ge-                was verblasst.
   denktage begangen werden. Da sind                        Und dann kommt eine Einladung
   Allerheiligen und Allerseelen auf der                zum Gottesdienst ins Haus, wo gerade
   katholischen Seite gleich am Monats-                 alles so gut „verpackt“ war. Hingehen
   anfang. Volkstrauertag und Buß- und                  oder nicht? Sich entschuldigen oder ein-
   Bettag schließen sich als weltlicher bzw.            fach so tun, als gäbe es die Einladung
   evangelischer Tag an. Der Ewigkeits-                 nicht? Darf ich kommen, auch wenn ich
   sonntag bzw. der letzte Sonntag im Kir-              mich nicht zurückmelde? Ich will es von
   chenjahr – den meisten besser bekannt                der Tagesform abhängig machen. Geht
   als „Totensonntag“ – schließt die Reihe              das – gerade in Coronazeiten? Es war
   dieser Gedenktage ab. Mit ihm endet                  doch sowieso so vieles anders als sonst.
   das kirchliche Jahr, bevor mit dem Er-               Der Trauergottesdienst nur mit 10 Per-
   sten Adventssonntag für beide christ-                sonen am offenen Grab, keine Musik,
   lichen Konfessionen das neue Kirchen-                keine Umarmung, nicht einmal ein stiller
   jahr eingeläutet wird.                               Händedruck und auch den Gottesdienst
       Aber zurück zum Ewigkeitssonntag,                am Sonntag danach gab es nicht. Da ist
   an dem wir unserer Verstorbenen in den               er wieder der Moment, wo der Stachel
   Gottesdiensten besonders gedenken,                   des Todes tief sitzt. Wo er Schmerzen
   auf die Friedhöfe gehen, ihre Gräber be-             verursacht. Wo ich nicht an ihn heran-
   suchen und ein Gesteck, Blumen, eine                 komme, um ihn, einem Splitter im Fin-
   Kerze oder etwas anderes aufs Grab le-               ger gleich, aus meiner Haut zu ziehen.
   gen. Die Trauer um den Verlust der Men-              Dieser Stachel sitzt tief, und es ist, als
   schen wird wieder intensiver an einem                habe er einen Widerhaken, so dass ich
   solchen Gedenktag. Der Schmerz um                    ziehen kann, so viel ich will. Er lässt sich
   den Verlust flammt wieder auf. Manch-                nicht entfernen. Selbst drehen löst ei-
   mal ist es so, als ob es erst gestern ge-            nen unglaublichen Schmerz aus.
                                                            Tod, wo ist dein Stachel? (1. Korin-
                                                        ther 15, 55b) – dieser Satz stammt vom
                                                        Apostel Paulus. Aber den kann auch ich
                                                        nicht immer so positiv, wie er gemeint
                                                        ist, hören. Auch ich reibe mich immer
                                                        wieder am Stachel des Todes. Dann
                                                        nämlich, wenn er mir persönlich nahe
                                                        kommt, wie gerade in diesen Tagen, in
                                                        denen ich die Andacht zum Ewigkeits-
                                                        sonntag für den Gemeindebrief schrei-
                                           Foto: Lotz

                                                        be, den Sie nun in den Händen halten.
                                                            Tod, wo ist dein Stachel? – Wenn wir

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