Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
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Kanton St.Gallen Pfalzbrief Blick über die Grenzen hüben und drübe n Personalzeitschrift des Kantons St.Gallen Ausgabe 02/2018
Nachgefragt Welche Grenzerfahrung haben Sie gemacht? Donat Ledergerber, Generalsekretär, Gesundheitsdepartement: Als UNO-Militärbeobachter im Nahen Osten überwachte ich die UN-Resolutionen und Waffenstillstandsabkommen an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel bezie- hungsweise auf dem Golan zwischen Israel und Syrien. Meine Arbeit bestand also buchstäblich aus Grenzerfahrungen und dem Rapport von Grenzverletzungen. Der wichtigere Teil war aber der Kontakt mit den Menschen auf beiden Seiten der Gren- zen. Mit Menschen, die von den Welten ihrer Nachbarn wenig bis gar nichts wussten. Dies hat mir vor Augen geführt, wie wichtig der Blick über die Grenze wäre. Solange dieser verwehrt bleibt, ist auch eine Annäherung kaum möglich. Lukas Schmucki, Leiter Parlamentsdienste, Staatskanzlei: Während mei- ner Zeit in der Schweizergarde war ich oft mit Grenzerfahrungen konfrontiert. Es gab viele freudige, aber auch tieftraurige Begegnungen: von spontanen Umarmungen wildfremder Pilgerinnen bis hin zu Verzweifelten, die sich das Leben nehmen wollten. Und neben den grossen Fragen des Lebens die kleinen Dinge, die man nie vergisst: die kafkaeske Anmeldung für die Töffprüfung auf dem vatikanischen Motorfahrzeug amt oder der Bankomat, der einen in Latein mit «Inserite scidulam quaeso» begrüsst. Peter E. Gähler, Projektleiter Informatik, Generalsekretariat, Baudepar- tement: Bei meinem Kosovo-Einsatz 2002 als Übermittlungs- und IT-Spezialist der Armee erlebte ich ein zerstörtes Land, dessen Menschen drei Jahre nach dem Krieg mit der neu gewonnenen Freiheit zu kämpfen hatten. Verschiedene Ethnien und Reli- gionen mussten sich zusammenraufen. Diese Erfahrung hat mich in vielerlei Hinsicht verändert. Seither handle ich strategisch vorausschauender, denke in Szenarien und arbeite interdisziplinär. Alexander Bauer, Fachspezialist Grundwasser und Erdwärme, Amt für Wasser und Energie, Baudepartement: Schon als kleiner Bub machte ich mit meiner Mutter Grenzerfahrungen. Wir wohnten damals in Höchst und zu den High- lights gehörte es, wenn wir mit dem Fahrrad zum Einkaufen in den Rheinpark fuh- ren. Die Schweizer Leckereien wie Schoggi, Minörli oder Biberli sollten uns Vorarlber- gern nicht verwehrt bleiben. An der Grenze kam dann immer die Frage des Zöllners: «Was hend Sie debi?» Meine Mama ganz relaxt: «Nix dabei». Für uns ist der Zöllner bis heute der «Herr Nix dabei» geblieben. Und ich kann versichern, dass wir nur die gute Schoggi über die Grenze gebracht haben. Claudia Nef, Leiterin Kompetenzzentrum Integration und Gleichstel- lung, Amt für Soziales, Departement des Innern: An die eigenen Grenzen stosse ich in unterschiedlichsten Bereichen: so etwa bei der Erziehung, beim Reisen in fremde Länder, im Arbeitsalltag oder beim Sport. Sich diesen Grenzen zu nähern, sie einzuhalten, zu festigen oder sie zu verschieben und gar zu überschreiten, empfin- de ich als fortwährende Herausforderung und spannende Bereicherung des Lebens. Beruflich beschäftigt mich das Thema Grenzerfahrung in Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. 2
Liebe Leserinnen und Leser Die Arbeit der Verwaltung hört nicht an den Kan- tonsgrenzen auf. Die Sommerausgabe des Pfalz- briefs richtet den Blick über die Grenzen und zeigt, wie vielseitig die grenzüberschreitende Arbeit des Kantons ist. Zum Beispiel die Koordinationsstelle für Aussenbe- ziehungen: Sie bringt die Interessen des Kantons St.Gallen auf nationales und internationales Parkett. Stefan Urwyler vom kantonalen Schifffahrtsamt ist unterwegs auf dem Oder die Initianten des Projekts Velotal Rheintal: Bodensee. Das Projekt will die Pendlerinnen und Pendler vom Auto aufs Velo bringen. Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen 4 Grenzüberschreitendes Verkehrsprojekt 6 Der aktuelle Pfalzbrief erzählt auch Geschichten Ausbildung zum Polizeibergführer in Bayern 7 von Mitarbeitenden, die Grenzen begegnet sind und diese überwunden haben. Kantonspolizist Roger Verbindende Grenzen 8 Pfiffner absolviert bei der Bayerischen Polizei die Im Heimspiel die Vielfalt fördern 10 Weiterbildung als Polizeibergführer. Ein pensionier- Sommerwettbewerb Pfalzbrief 11 ter Mitarbeiter aus dem Steueramt verbringt seine Ein Stück St.Gallen in der Ewigen Stadt 12 Freizeit mit dem Bau von Modellschiffen und stösst immer wieder an Grenzen, die zu überwinden er Ausgefragt mit Daniel Müller 14 als Herausforderung sieht. Der Kapitän der Modellschiffe 16 Hand-Werk mit Stefan Urwyler 17 Falls Sie selbst in den letzten Monaten an Ihre Work-Life-Balance mit Vereinbarkeitssimulator 18 Grenzen gestossen sind, können Sie mit etwas Glück beim Sommerwettbewerb eine Erholung Amtsleiter Wirtschaft und Arbeit verabschiedet 20 gewinnen – ein Kunstfrühstück im Forum Würth Ergebnisse der Umfrage ausgewertet 21 in Rorschach. Oder Sie verbringen einen entspan- Wechsel beim Personal 22 nenden Sommerabend auf dem Sitzplatz des wie- der eröffneten Restaurants Züghüsli in St.Gallen. Frischer Wind im Restaurant Zeughaus 24 Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit einem bereichernden Blick über die Grenze und eine erholsame Sommerzeit. Vielleicht machen Sie einen Schritt über die Grenzen und erkunden unse- Herausgeberin re schönen Nachbarkantone und Nachbarländer. Staatskanzlei/Kommunikation Sabrina Rohner Layout und Druck Kommunikation Staatskanzlei Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, 9201 Gossau Adresse der Redaktion Redaktion Pfalzbrief, Staatskanzlei, Regierungsgebäude, 9001 St. Gallen, Telefon 058 229 21 58, sabrina.rohner@sg.ch 3
Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen Die Schaltzentrale der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit St.Gallen ist der Kanton der Schweiz mit den Präsidien vorbereiten. Schwerpunktthema ist heuer meisten interkantonalen und internationalen voraussichtlich der international verflochtene Lebens- Aussengrenzen. Er grenzt an drei auslän und Arbeitsraum Ostschweiz. Den Gästen aus Bern dische Staaten und an sieben Kantone. Der sollen die Anliegen der Ostschweiz vermittelt werden. Kanton St.Gallen legt aufgrund seiner vielen Nachbarn grossen Wert auf eine intensive Interreg fördert grenzüberschreitende grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Projekte Nebst der geografischen Lage erfordert auch Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein ist ein Pro- die zunehmende Bedeutung der funktionalen gramm der Europäischen Union zur Förderung der Räume ein v erstärktes Wirken über die grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Am Pro- Grenze: Die realen Lebens- und Wirtschafts- gramm beteiligen sich auf Schweizer Seite neben räume enden selten an den politischen St.Gallen acht weitere Kantone mit je eigenen Finanz- Kantonsgrenzen. mitteln. Aktuell laufen die Vorbereitungsarbeiten für eine weitere siebenjährige Förderphase, in der Projek- Als Kompetenzzentrum für interkantonale, grenzüber- te mit direktem Nutzen für die Grenzregion umgesetzt schreitende und internationale Beziehungen unter- und durch die KAB begleitet werden. Diese Projekte stützt die Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen versuchen beispielsweise den grenzüberschreitenden (KAB) der Staatskanzlei die Regierung und die Depar- Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unter- temente. Die KAB setzt in Zusammenarbeit mit den nehmen oder die Umweltbedingungen am Boden- Departementen Schwerpunkte und vermittelt diese see zu verbessern. Bei den anstehenden Verhand- in verschiedenen grenzübergreifenden Gremien und lungen bringt die KAB die Interessen der beteiligten in Zusammenarbeit mit den st.gallischen Mitgliedern Kantone in die neue Programmstrategie ein. Auch die der Bundesversammlung. Dabei geht es insbesondere Anliegen der EU-Partner und die Vorgaben des Bun- darum, die Interessen des Kantons St.Gallen einzubrin- des, der sich ebenfalls finanziell am Programm betei- gen. Wichtig sind sorgfältig und nachhaltig gepflegte ligt, werden berücksichtigt. Der Verhandlungsprozess Netzwerke, die zu einer vertrauensvollen und partner- ist anspruchsvoll, da das neue Programm die Zustim- schaftlichen Zusammenarbeit mit den Nachbarn beitra- mung aller Partner benötigt. Die KAB koordiniert den gen. Neben den st.gallischen Aussenbeziehungen führt gesamten Prozess auf Schweizer Seite. Voraussichtlich die KAB im Auftrag der Ostschweizer Kantone auch wird die neue Programmstrategie Anfang 2021 mit dem das Sekretariat der Ostschweizer Regierungskonferenz Kick-off zur neuen Förderphase abgeschlossen sein. (ORK) sowie die Interreg-Netzwerkstelle Ostschweiz. Nachfolgend werden die wichtigsten vier Themen aus Konferenz zum Freihandelsabkommen der KAB-Agenda 2018 vorgestellt. mit China Die Organisation internationaler Konferenzen und die Ostschweizer Anliegen vertreten Gästebetreuung an diesen Anlässen bereiten der KAB Vor zwei Jahren lud die ORK die Präsidentin und die immer wieder grosse Freude. Der Kanton St.Gallen ist Präsidenten der vier Bundesratsparteien FDP, CVP, im September Gastgeber einer Konferenz, die erst- SVP und SP zum ersten Mal in die Ostschweiz ein, mals Ergebnisse der Evaluation des Freihandelsab- um dem Anspruch auf einen Ostschweizer Sitz im kommens zwischen der Schweiz und China vorstellen Bundesrat Ausdruck zu verleihen. Das Treffen erfolg- wird. Die Schweiz ist das einzige kontinentaleuropä- te eine Stunde vor der Olma-Eröffnungsfeier, zu der ische Land, das über ein Freihandelsabkommen mit die Gäste aus Bern eingeladen wurden. Der Besuch China verfügt. Das Abkommen ist seit 2014 in Kraft. und das Thema des Bundesratssitzes fanden natio- Nach vier Jahren ist es nun an der Zeit, Bilanz zu zie- nal ein grosses Medienecho. Die KAB darf in Abspra- hen. In Zusammenarbeit mit der kantonalen Standort- che mit der derzeitigen ORK-Präsidentin, Statthalterin förderung und der Universität St.Gallen organisiert die Antonia Fässler, auch diesen Herbst den Besuch der KAB eine Konferenz mit hochkarätigen Gästen und 4
Das Team Aussen beziehungen: Joel Keller, Marietta Ochsner, nutzt die Möglichkeit, den Kanton von seiner besten Urs Demmel, L eiterin Seite zu präsentieren. Sarah Hauser, Stephanie Weder Horber (von links). Austausch mit der Partnerregion Liberec Den Kanton verbindet eine Partnerschaft und Freund- schaft mit der Region Liberec in Tschechien. Was als Hilfsaktion nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 begann, entwickelte sich als vielfältige Regionenpart- nerschaft. Die KAB ist Anlaufstelle und begleitet die Das Team der Aussenbeziehungen Fachaustauschprogramme zwischen den Ämtern Sarah Hauser leitet die Aussenbeziehungen und ist in dieser Funktion der kantonalen Verwaltung. Im Herbst dieses Jahres auch die Sekretärin der Ostschweizer Regierungskonferenz. Zu ihren besucht die Liberecer Regierung die St.Galler Regie- Aufgaben gehören diverse Geschäftsführungen und Stabsaufgaben für rung, um das Umsetzungsprogramm für die Jahre die Regierung und die Ostschweizer Kantone. Marietta Ochsner ist 2019 bis 2021 zu vereinbaren. Das Programm definiert stellvertretende Leiterin der KAB und betreut hauptsächlich die Part- die Schwerpunkte der Zusammenarbeit, zum Beispiel nerschaften des Kantons. Joel Keller ist für die Interreg Netzwerkstelle einen Fachaustausch in der Berufsbildung oder der Ostschweiz verantwortlich, die das Interreg-Programm auf Schweizer Gesundheitsförderung. Die KAB ermittelt in Zusam- Seite umsetzt. Als Mitarbeiter des Regierungspräsidenten unterstützt menarbeit mit den Departementen im Vorfeld mögli- er zudem den jeweiligen Amtsinhaber. Stephanie Weder Horber berät che Themen für ein Austauschprogramm, das beiden im Interreg-Programm die Projektpartner und betreut sie bei der admi- Seiten etwas bringen soll. nistrativen Umsetzung der Projekte. Urs Demmel absolviert derzeit ein einjähriges Praktikum bei der KAB. Mit seinem Abschluss in internatio- Sarah Hauser, Leiterin Aussenbeziehungen, nalen Beziehungen bringt er optimale Voraussetzungen mit. Staatskanzlei 5
Grenzüberschreitendes Verkehrsprojekt Radeln im Rheintal Täglich überqueren an den Werktagen mehrere zehntausend Pendlerinnen und Pendler die österreichisch- schweizerische Grenze im Rheintal, rund 37 000 davon mit dem Auto und über 3000 mit dem Velo. Ziel der Initiative «Velotal Rheintal» ist es, die Freude am Velofahren östlich und westlich des Rheins und vor allem grenzüberschreitend zu wecken und zu fördern. Auch an den Grenzübergängen im Rhein- sowie die Gemeinden auf beiden Seiten des tal Rheintal› hat eine Karte mit Freizeittou- tal stehen Autofahrerinnen und -fahrer in Rheins konkrete Massnahmen um. Dazu ren für die ganze Familie erarbeitet. Denn den Spitzenzeiten zunehmend im Stau. gehört die Verbesserung des grenzüber- wer sich in der Freizeit auf das Rad setzt, Oft könnten die Pendlerstrecken jedoch schreitenden Radwegenetzes. Eine Rad- macht das auch eher im Alltag», so Litscher. genauso mit dem Velo oder zu Fuss und brücke zwischen Au und Lustenau oder Interessierte können diese Karte kostenlos in Kombination mit dem öffentlichen Ver- eine Veloschnellverbindung auf der Strecke in den Gemeinden im Rheintal und bei der kehr zurückgelegt werden. Die flache Tal- zwischen Mäder, Diepoldsau und Lustenau Fachstelle Fuss- und Veloverkehr abholen. ebene im Rheintal bietet dafür beste Vor- stehen beispielsweise zur Diskussion. «Diese aussetzungen – sowohl sportlich in der Strecken sind kurz und eignen sich deshalb Zum Umsteigen motivieren Freizeit als auch für die tägliche Mobilität. perfekt für das Velo», erklärt Daniel Litscher, «Mit einem gut ausgebauten Radwegenetz Projektleiter der Fachstelle Fuss- und Velo- fahren mehr Menschen Velo», sagt Daniel Länder besser verbinden verkehr im Baudepartement. Neben dem All- Schöbi, ebenfalls Projektleiter der Fachstelle Mit dem Projekt «Velotal Rheintal» setzen tagsverkehr soll auch der Freizeitverkehr auf Fuss- und Veloverkehr. Für den passionier- das Land Vorarlberg, der Kanton St.Gallen zwei Rädern gefördert werden. «Das ‹Velo- ten Velofahrer ist klar, dass eine gute Infra- struktur nur dann einen Nutzen hat, wenn die Leute sie auch kennen. Aktionstage sol- Daniel Schöbi (links) und Daniel Litscher von der Fachstelle Fuss- und Veloverkehr begleiten das len die Bevölkerung deshalb fürs Velofahren Projekt «Velotal Rheintal». begeistern. An diesen Anlässen informiert das Projektteam über die grenzüberschrei- tenden Velorouten. Die App «BikeNature- Guide» bietet die Routen online an. Der Vorteil: Das Navi funktioniert ohne Internet- verbindung und kann auch im Grenzgebiet genutzt werden. Auch die involvierten Fachleute pro- fitieren vom Projekt «Velotal Rheintal». Die Gemeinden auf beiden Seiten des Rheins vernetzen sich stärker und tauschen ihre Erfahrungen aus, damit der Fuss- und Velo- verkehr besser fliesst. Für Daniel Schö- bi ist das der richtige Weg: «Eine Lösung ist nur gemeinsam und grenzüberschrei- tend möglich.» Vanessa Rüegsegger, Praktikantin Kommunikation, Baudepartement 6
Ausbildung zum Polizeibergführer in Bayern Vom Gipfel aus über die Grenzen sehen Roger Pfiffner arbeitet bei der Polizeistation Schänis und ist zudem Mitglied im Alpinkader der Kantons polizei St.Gallen. Er absolviert zurzeit die Ausbildung zum Polizeibergführer bei der Bayerischen Polizei. Die Weiterbildung erlaubt dem begeisterten Bergsteiger, seine Kollegen vom Alpinkader noch besser auf Einsätze vorzubereiten. Ursprünglich schloss Roger Pfiffner eine Lehre als Konstrukteur ab. Mit 21 Jah- ren entschied er sich für den Polizeiberuf, um sich für Gerechtigkeit und Sicherheit der Bevölkerung einzusetzen. Der 34-jäh- rige Pfiffner arbeitete bei der Grenzpolizei Buchs, der Mobilen Polizei Schmerikon, der Polizeistation Walenstadt und seit Anfang 2017 ist er stellvertretender Leiter der Poli- zeistation Schänis. 2013 wurde er zudem in das Alpinkader der Kantonspolizei aufge- nommen. Dort ist er technischer Leiter und für die Aus- und Weiterbildung zuständig. Ausbildung in Bayern Momentan absolviert Roger Pfiffner berufs- begleitend die dreijährige Ausbildung zum Polizeibergführer. Dort eignet er sich alpin- technisches und polizeiliches Fachwissen an, zum Beispiel Lawinenkunde, Sportklet- tern oder das Vorgehen bei Bergrettungen. Das Gelernte teilt er mit dem Alpinkader In den Bergen fühlt sich Kantonspolizist Roger Pfiffner zu Hause. St.Gallen. In der Schweiz wird die Aus- bildung zum Polizeibergführer nicht ange- boten und den Berufstitel in dieser Form Berufskollegen aus anderen Ländern und die Berge. «Ich bin in einer sportbegeis- gibt es nicht. Deshalb wird Roger Pfiffner Ostschweizer Kantonen profitieren, beson- terten Familie aufgewachsen und Bergstei- von der Bayerischen Polizei ausgebildet, ders, wenn die Mitglieder ihr Wissen aus gen bereitet mir seit meiner Jugend grosse mit der die Kantonspolizei St.Gallen einen Weiterbildungen einbringen können. «Ein Freude», sagt er. Durch die Weiterbildung regen Austausch pflegt. Kollege von der Kantonspolizei Graubün- in Deutschland und die Einsätze im Alpin den absolviert die Polizeibergführerausbil- kader sei er aber vorsichtiger geworden Polizeiarbeit über Grenzen hinweg dung in Österreich und wir können uns oft und sehe eher, wo Gefahren lauern. Das Alpinkader der Kantonspolizei kommt austauschen», sagt Roger Pfiffner. beim Sturz eines Kletterers oder eines Hän- Aufgezeichnet von Carole Zwahlen, gegleiterpiloten sowie bei schweren Skiun- Gefährliche Einsätze in den Praktikantin Kommunikation, Staatskanzlei fällen zum Einsatz. Bei einem Unfall arbei- Bergen tet das Alpinkader eng mit Rettungskräften Als Mitglied des Alpinkaders wurde Roger der Schweizerischen Rettungsflugwacht Pfiffner bereits mit einschneidenden Vor- Rega oder der Alpinen Rettung Ostschweiz fällen konfrontiert. Schwerwiegende Unfäl- zusammen. Bei Einsätzen in grenznahen le haben ihn belastet. Trotz diesen Einsät- Gebieten kann das Alpinkader von seinen zen geht er privat immer noch gerne in 7
Verbindende Grenzen Internationale und interkantonale Projekte aus den Departementen Gesundheitsdepartement Bildungsdepartement Professionelle Prävention Internationale Bodensee- mit «freelance» Hochschule (IBH) Für die Fachstelle Zepra hat die kan- Die IBH ist der grösste hochschul tons- und länderübergreifende artenübergreifende Hochschulver- Zusammenarbeit Tradition. Seit zwölf bund Europas. Sie existiert seit 2000 Jahren läuft gemeinsam mit sieben und ist das umfangreichste Projekt Kantonen und dem Fürstentum der Internationalen Bodenseekonfe- Liechtenstein das Präventionspro- renz (IBK) und deren Kommission gramm «freelance», das einfach Bildung, Wissenschaft und For- umsetzbare Unterrichtseinheiten für Das Projekt KIG III fördert das psychisch gesunde schung (BWF). Die Mitgliedschaft in Aufwachsen von Kindern. Lehrpersonen anbietet. Cybergroo- der IBH steht grundsätzlich allen ming, Cybermobbing, Sexting, Por- staatlichen und staatlich anerkann- no, Gewalt: Die Gefahren für ten Hochschulen im Bodenseeraum Jugendliche im Internet sind vielfäl- Kinder im seelischen offen. Der Zusammenschluss von tig und real. Die Risiken, die in den Gleichgewicht (KIG III) dreissig Hochschulen aus Deutsch- Onlinemedien lauern, können nur mit Die Kantone St.Gallen, Appenzell land, Österreich, dem Fürstentum Medienkompetenz wirksam Ausserrhoden und Appenzell Liechtenstein und der Schweiz bildet bekämpft werden. Das ist die Grund- Innerrhoden sowie das Fürstentum ein aktives Netzwerk. Aus dem überzeugung des Präventionspro- Liechtenstein beteiligen sich im Kanton St.Gallen sind die Universität jekts «freelance». Um die Medien- Rahmen des Ostschweizer Forums St.Gallen, die Pädagogische Hoch- kompetenz in den Schulen zu för- für Psychische Gesundheit am EU- schule, die Fachhochschule St.Gal- dern, wurden neue Unterrichtsmodu- Programm «Interreg». Die Zusam- len, die Hochschule für Technik le entwickelt. Die Schülerinnen und menarbeit über die Grenzen hinweg Rapperswil sowie die Interstaatliche Schüler sollen lernen, mögliche ermöglicht den Austausch von Hochschule für Technik NTB Buchs Gefahren und Risiken zu erkennen Erfahrungen und schont die Res- Mitglied. Bis heute wurden zehn und verantwortungsvoll mit digitalen sourcen. Das Ziel des Gesamtpro- hochschul- und grenzüberschreiten- Medien umzugehen. Weitere Themen jekts «Kinder im seelischen Gleich- de Masterstudiengänge geschaffen, von «freelance» sind Tabak, Alkohol gewicht» (KIG III) ist es, das psy- zahlreiche Veranstaltungen durchge- und Cannabis. chisch gesunde Aufwachsen von führt und Projekte im Hochschulbe- Kindern zu fördern. Das Ostschwei- reich gefördert. Das Bildungsdepar- zer Projekt erarbeitet eine Übersicht tement vertritt den Kanton St.Gallen bestehender Unterstützungsange- in der BWF. bote, die erfasst und online veröf- fentlicht werden. Betroffene können so gezielt nach Angeboten in ihrer Die Pädagogische Hochschule St.Gallen ist Mitglied der IBH (Internationale Bodensee-Hochschule). Nähe suchen, zum Beispiel Pro- gramme für Kinder psychisch kran- ker Eltern, Beratungen oder Alltags- hilfen. Die Übersicht zeigt auch all- fällige Angebotslücken. Die Akteure aus der Region setzen sich in die- sem Projekt für den Aufbau zusätz- licher Angebote ein. 8
Sicherheits- und Justizdepartement Bevölkerungsschutz in der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) Es begann mit einer toten Ente in Lindau im Herbst 2016. Es endete einen Monat später mit 1100 gekeulten Truthühnern in Vorarlberg. Diese hatten sich mit dem Vogelgrippevirus infiziert und mussten getötet werden. Mit Unterstützung aus dem Kanton St.Gallen wurden die toten Vögel schliesslich sicher entsorgt. Bei Katastrophen und Grossschadensereignissen stellt der Bodensee keine Grenze dar. Eine Projektgruppe der IBK befasst sich mit der Bewältigung von Ereignissen. Vertretungen aus Militär und zivilen Behörden aus Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz treffen sich regelmässig, um Themen wie Tierseuchen, Stromausfall oder Strukturen und Lagebilder zu besprechen. Der Vogelgrippefall ist beispielhaft für die Bodenseeregion als Raum gemeinsamer Verantwortung. So betreffen Tierseuchen, Wasserverschmutzungen, Ver- kehrseinschränkungen oder Stromausfälle rund vier Millionen Menschen. Der See ist eine grosse und vielfältige Infrastruktur. Lokale Probleme können sich in der stark vernetzten Region auf erhebliche Dimensionen ausdehnen. Zusammenarbeit beim Personenschutz der Kantonspolizei Im Kanton St.Gallen halten sich regelmässig völkerrechtlich geschützte Personen, sogenannte Very Important Persons (VIPs), auf. Der Schutz dieser Persönlichkei- ten bedingt eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Botschaften der entsprechenden Länder und den polizeilichen Personenschützern (Bodyguards). In St.Gallen ist die Kantonspolizei dafür verantwortlich. Bei Ankunft der VIPs im Kan- ton St.Gallen übernimmt die Kantonspolizei die Zuständigkeit für die Sicherheit. Die ausländischen Bodyguards werden dabei in das Sicherheitsdispositiv einge- bunden. Die Absprachen unter den Personenschützern erfolgen auf Englisch und Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud nach internationalem Standard. Ohne eine grenzüberschreitende polizeiliche Barak bedankt sich am WEF 2013 bei Mitarbeitern Zusammenarbeit kann der Schutz der VIPs nicht gewährleistet werden. der Kantonspolizei. Baudepartement Die Visualisierung zeigt, wie eine Rheinaufweitung aussehen könnte. Hochwasserschutzprojekt Rhesi Der Rhein ist zwar eine natürliche Grenze, stellt die internationalen Partner jedoch vor gemeinsame Herausforderungen. Rhesi ist das zurzeit grösste Hochwasser- schutzprojekt am Rhein und steht für Rhein, Erholung und Sicherheit. Der Rhein hat heute in seinem Flussbett zu wenig Platz und kann bei einem starken Hoch- wasser das Wasser nicht mehr abführen. Darum soll der Fluss zwischen Rüthi und der Mündung in den Bodensee an mehreren Stellen verbreitert und die über hun- dert Jahre alten Dämme sollen verstärkt werden. Ohne diese baulichen Massnah- men würde das Rheintal bei einem schweren Hochwasser grossflächig überflutet werden. Dadurch könnten im Kanton St.Gallen und in Vorarlberg Schäden von ins- gesamt 5,7 Milliarden Franken entstehen. Das Grobprojekt für Rhesi soll bis Ende 2018 abgeschlossen werden. Anschliessend wird das Detailprojekt erarbeitet. Die Bauzeit wird rund zwanzig Jahre in Anspruch nehmen. 9
Im Heimspiel die Vielfalt fördern Eine Kunstausstellung allseits von Grenzen Alle drei Jahre findet im Raum Ostschweiz- fahren festzuhalten, setzt das «Heimspiel» als Kunst- Liechtenstein-Vorarlberg der öffentlich aus- schau der Region seit Jahrzehnten auf grenzenüber- geschriebene Kunstwettbewerb «Heim- windende Zusammenarbeit und Veränderung. Statt spiel» statt. Im Dezember 2018 ist es wie- Nabelschau gibt es Austausch. der soweit – diesmal mit Ausstellungen in Appenzell, Dornbirn und St.Gallen. Ein Stück Geschichte 1994 fand der jurierte Kunstwettbewerb erstmals unter Das «Heimspiel» ist ein Auswärtsspiel. Was im Sport Einbezug der Appenzeller Kantone statt. 1997 stiess Verwirrung stiften würde oder zumindest widersprüch- der Kanton Thurgau dazu. Die Jury wurde überregional lich tönt, sorgt in der Kunst für Klarheit. Klarheit dar- zusammengesetzt. Im Jahr 2000 wurde das geglück- über etwa, dass Kultur keine Grenzen kennt, dass te Konzept mit dem Fürstentum Liechtenstein erwei- sie wandert, dass sie Chauvinismus ablehnt, ohne tert und drei Jahre später schloss sich das Bundes- allerdings Herkunft und Prägung zu negieren. Ande- land Vorarlberg an. Das Länderübergreifende wurde re Kantone führen jährlich ihre aus den sogenannten zur Konstante. Gleichzeitig wurden die Austragungs- Weihnachtsausstellungen hervorgegangenen Jahres- orte kontinuierlich erweitert. Fanden die ersten Prä- ausstellungen in den kantonalen Kunstinstitutionen sentationen des regionalen Kunstschaffens nur im durch. St.Gallen macht es anders: gemeinsam mit den Kunstmuseum St.Gallen statt, ist seit zwanzig Jah- Nachbarn, grenzüberschreitend, der Vielfalt huldigend. ren und sieben Durchführungen auch die Kunst Hal- le St.Gallen, gemeinsam mit dem Projektraum von Das Potenzial der Grenze visarte.ost, dem Berufsverband visuelle Kunst Ost- Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine von den schweiz, mit dabei. Am letzten «Heimspiel» vor drei Kulturämtern der beteiligten Kantone und Länder orga- Jahren wurden die Kunstwerke zudem im Kunstmu- nisierte und finanzierte Ausstellung in diesem erweiter- seum Lichtenstein und im Kunstraum Engländerbau ten Rahmen stattfindet. Vielmehr ist es die Folge eines in Vaduz ausgestellt. andauernden Entwicklungsprozesses und nur mög- lich geworden dank der besonderen Lage des Kan- Zurzeit und zukünftig tons St.Gallen am Rand, an einer Landesgrenze. Die- Erstmals mit dabei ist heuer der Kanton Glarus. Das se Lage bedingt Beweglichkeit und keine Scheu vor «Heimspiel» 2018 findet im Kunstmuseum und der Das letzte «Heimspiel» neuen Herausforderungen. Statt an eingespielten Ver- Kunst Halle in St.Gallen sowie neu im Kunstmuseum fand 2015 im Kunst Appenzell und dem Kunstraum Dornbirn statt. Die museum St.Gallen statt. vier Institutionen werden für sorgfältige Präsentatio- nen jener Kunstwerke sorgen, die von einer interna- tionalen Jury dieses Jahr als die relevantesten Posi- tionen ausgewählt werden. Das ist spannend. Und spannungsvoll. Und kann bereits in drei Jahren wie- der anders aussehen. Ursula Badrutt, Leiterin Kulturförderung, Departement des Innern Die Ausstellung dauert vom 16. Dezember 2018 bis 10. Februar 2019. Vernissagen: 13., 14., 15. Dezember 2018 Weitere Informationen: www.heimspiel.tv 10
Sommerwettbewerb Pfalzbrief Fünf Grenzfragen richtig beantworten Zu gewinnen gibt es drei Gutscheine für ein Kunstfrühstück (ein Frühstück inklu- sive Kunstführung) im Forum Würth in Rorschach für je 2 Personen. Die Antwor- ten nimmt s abrina.rohner@sg.ch entgegen. Einsendeschluss ist der 31. August 2018. 1. Wie viele Kilometer Uferlinie des Boden sees befinden sich auf Schweizer Boden? a) 33 Kilometer b) 58 Kilometer c) 72 Kilometer Bild: People’s/ Tino Dietsche 4. Wie viele Grenzgängerinnen und Grenzgänger arbeiteten 2016 in der Ostschweiz? a) 11 656 b) 18 797 c) 25 424 5. Wie viele Flugzeuge landeten und starteten auf dem Flugplatz Altenrhein während des World Economic Forums (WEF) 2018? a) 377 Bild: St.Gallen Bodensee-Tourismus b) 688 c) 844 2. Wie viele Gästeankünfte verzeichnete die Hotellerie des Kantons St.Gallen im letzten Jahr? a) 230 000 b) 460 000 c) 810 000 3. Wie viele Einkaufstouristen erwartete der Messepark Dornbirn am Karfreitag 2018? a) 2000 b) 20 000 c) 200 000 Bild: Toggenburg Tourismus 11
Ein Stück St.Gallen in der Ewigen Stadt Interview mit José Oberson Mau, Direktor der Schweizer Schule Rom Wer in Rom die Schweizer Schule besucht, wird nach dem Lehrplan des Kantons St.Gallen unterrichtet. Als Patronatskanton überwacht und unterstützt St.Gallen die eidgenössisch anerkannte Schule, die 1946 gegründet wurde. Rund 500 Schülerinnen und Schüler aus etwa zwanzig verschiede- nen Nationen besuchen den Unterricht in der Villa Malpighi. Das Lehrangebot reicht vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Die Schule ist zweisprachig mit Deutsch als Hauptsprache. Die Abschlüsse sind sowohl ans schweizerische als auch ans italieni- sche Bildungssystem anschlussfähig. Der 48-jährige José Oberson Mau ist seit An- fang 2017 Direktor der Schweizer Schule Rom. José Oberson Mau, wie wird man Direktor an der Schweizer Schule Rom? Um an einer Schweizer Auslandschule zu arbeiten, braucht es interkulturelles Verständnis, vielseitige Inte ressen sowie entsprechende Arbeitserfahrungen, wenn möglich auch international. Der Unterschied zu einer üblichen Schulleitungsfunktion ist das breite Angebot vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Ausserdem ist man Vorgesetzter für Lehrpersonen und Mitarbeitende aus vielen Ländern und mit jeweils anderen Hintergrün- den. Zudem hat man mit den oft sehr unterschiedlich funktionierenden Behörden von Italien und der Schweiz Direktor José Oberson Mau ist stolz auf die Schweizer Schule Rom. zu tun. Eine Privatschule fordert auch zusätzliche Kom- petenzen wie Marketing und Betriebswirtschaft. Sehr wichtig ist, dass man kundenorientiert ist. Sie haben Unterrichtserfahrung auf verschiedenen ten, da ich diese Fächer auch studiert habe. Ab dem Stufen. Was unterrichten Sie am liebsten? nächsten Jahr werde ich wieder im Gymnasium unter- Ich war auf fast allen Stufen ausser dem Kindergar- richten. Es ist elementar, den Kontakt zu den Schüle- ten tätig, auch an der Universität und in der Erwach- rinnen und Schülern nicht zu verlieren. Dieser persön- senenbildung. Diese Erfahrung hilft, die Perspekti- liche Kontakt ist mir wichtig. ve einer Schweizer Auslandschule einzunehmen. Als Direktor unterrichte ich ebenfalls, wenn ich Zeit habe, Was unterscheidet die Schweizer Schule Rom von was jedoch aufgrund der zahlreichen Verpflichtungen anderen Schweizer Auslandschulen? immer schwieriger wird. Früher habe ich von Sport bis Die Schweizer Schule Rom ist eine Schule mit einer Mathematik und Wirtschaft ein breites Spektrum unter- langen Tradition. Wir sind eine sehr familiäre Schu- richtet. Sprachen und Geografie lehre ich am liebs- le. Diesbezüglich unterscheiden wir uns vielleicht von 12
anderen Schweizer Auslandschulen. Der Umgang mit stützt Projekte an unserer Schule oder hilft bei der den Schülerinnen und Schülern ist sehr persönlich. Vernetzung. Auch die Familien sind präsent. Man könnte sagen, dass unsere Schule eine internationale Lernfamilie ist. Waren Sie schon einmal in St.Gallen? Falls ja, was Von allen Schweizer Auslandschulen hat sie zudem ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben? einen der höchsten Anteile an Lehrpersonen aus der Ich war schon einige Male in St.Gallen und kenne Schweiz. Viele von ihnen arbeiten schon lange bei die schöne Stadt. Ausserdem habe ich Freunde in uns. Rom ist eine attraktive Destination für Schwei- der Region, noch aus der Zeit, als ich Leiter einer zer Lehrpersonen. Berufsschule in Chur war. Da ich in Bern aufgewach- sen bin und Berndeutsch spreche, erinnere ich mich Warum sollte man seine Kinder an Ihre Schule gerne an einige heitere dialektal bedingte sprachliche schicken? Missverständnisse. Die meisten Schülerinnen und Schüler kennen sich seit dem Kindergarten oder der Primarschule. Die Was wünschen Sie sich für die Schweizer Schule freundschaftlichen Verbindungen halten über die Rom? Schule hinaus, oft ein Leben lang. Die Schule befin- Die Schweizer Schule Rom muss noch strategischer det sich im Zentrum von Rom und verfügt zwar nicht planen und sich modernisieren. Das bedingt Ressour- über die modernste Infrastruktur, besticht aber durch cen, die oft fehlen. Die Schweizer Schule Rom ist nicht eine hohe pädagogische Qualität. Alle Schülerinnen nur ein Aushängeschild für die Schweizer Pädagogik, und Schüler haben die Möglichkeit, bis zum Schluss sondern auch für die Schweiz an sich. Wir sollten ihrer Schulkarriere fünf Sprachen auf hohem Niveau uns deshalb zum Ziel setzen, ein Vorbild für innovati- zu erlernen. ve schweizerische Pädagogik zu werden. Die Grund- lagen sind vielversprechend. Die Schweizer Schule Wie italienisch oder schweizerisch ist die Schweizer Rom ist eine sehr gute Schule, die angesichts der oft Schule Rom? Woran zeigt sich das? knappen Platzverhältnisse viel aus der Situation macht Die Schweizer Schule Rom bereitet auch auf die und auf den Rückhalt der Eltern zählen kann. italienischen Prüfungen vor, weshalb bei uns einige italienische Lehrpersonen unterrichten. Der Anteil und Andrea Schmid, Stabsmitarbeiterin, die Präsenz der Schweiz und der Schweizer Pädago- Bildungsdepartement gik sind aufgrund der vielen Lehrpersonen mit Schwei- zer Ausbildung sicht- und spürbar. Zudem richten sich Lehr- und Lernmethoden sowie Schulprojekte an aktu- ellen Entwicklungen in der Schweiz aus. An der Schweizer Schule Rom wird nach St.Galler Lehrplan unterrichtet. Wie kommt die Nähe zum Kanton St.Gallen sonst noch zum Ausdruck? Abgesehen von den Lehrpersonen zeigt sich dies grundsätzlich an den Unterrichtsmethoden, an den Lehrmitteln und dem didaktischen Material. Der Pat- ronatskanton ist zudem präsent in Form von offiziel- len Besuchen. Wir pflegen einen regelmässigen Aus- tausch mit Schülerinnen und Schülern sowie ganzen Klassen aus der Schweiz, insbesondere mit Schu- len aus dem Kanton St.Gallen. Der Kanton unter- 13
«St.Gallen muss sich nicht verstecken» Ausgefragt mit Daniel Müller Als kantonaler Standortförderer kennt nehmen ein Umfeld schaffen, das den Kanton St.Gallen Daniel Müller das Potenzial der hiesigen auszeichnet und ihn zu einem gefragten Standort Wirtschaft. Seit 1. Februar 2018 leitet er macht. Andererseits gibt es auch Grenzen zwischen die Standortförderung im Amt für Wirt- den verschiedenen Departementen und Ämtern inner- schaft und Arbeit und glaubt an Innovatio- halb der Verwaltung. Nur wenn wir uns gegenseitig ver- nen aus der Region. Der 42-Jährige will stehen und unsere Anliegen kennen, können wir den den Kanton St.Gallen über die Grenzen hin- Kanton St.Gallen für die Zukunft vorbereiten. aus als attraktiven Arbeits- und Wohnort positionieren. Welchen Herausforderungen sind Sie bereits begegnet? Kurz nach Beginn meiner Anstellung hat unser Amts- Daniel Müller, Sie leiten seit einigen Monaten die leiter die Stelle gewechselt und so war ich zusätzlich Standortförderung des Kantons St.Gallen. gefordert, mich innert kurzer Zeit in viele neue The- An welche Grenzen sind Sie bis jetzt gestossen? men und komplexe Dossiers einzuarbeiten. Ausserdem Bei der Standortförderung gibt es verschiedene Gren- wurde das Standortförderungsprogramm der nächs- zen, die überwunden werden müssen. Einerseits denke ten vier Jahre der vorberatenden Kommission präsen- ich an internationale und kantonale Grenzen. Wir wollen tiert. Es war eine sehr intensive, aber auch wertvolle für hier ansässige und ansiedelungsinteressierte Unter- Einarbeitungsphase. 14
Was macht eigentlich der Leiter Standortförderung? Wo sehen Sie am meisten Potenzial? Die Standortförderung begleitet Unternehmen in ver- Bei der Innovationskraft unserer Wirtschaft. In St.Gallen schiedenen Phasen. Zum einen, wenn ein Unterneh- gibt es viele «Hidden Champions» – Firmen also, die men aus St.Gallen expandieren, zum anderen, wenn auf einem spezifischen Gebiet weltweit Massstäbe ein ausländisches Unternehmen in St.Gallen Fuss fas- setzen. Besonders in der Forschung und Technolo- sen will. Ich möchte Arbeitsplätze im Kanton St.Gallen gie muss sich St.Gallen nicht verstecken. schaffen und dafür sorgen, dass diese auch beste- hen bleiben. Dies gelingt nur mit einem starken Netz- Mit welchen Klischees hat der Kanton St.Gallen zu werk. Auf dieses Ziel arbeite ich mit meinem enga- kämpfen? gierten Team hin. Oft hört man, der Kanton St.Gallen sei mittelmässig. Mittelmässig bedeutet jedoch nicht langweilig, son- Welche Beziehungen pflegt die Standortförderung dern zeigt, dass wir wirtschaftlich diversifiziert sind. Der ausserhalb des Kantons? Kanton ist so nicht abhängig von einzelnen Grossun- Für die Promotion des Standortes im Inland und Aus- ternehmen oder Industrien, wie dies in anderen Regi- land ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarkantonen onen der Schweiz teilweise der Fall ist. Wirtschaft- Thurgau sowie den beiden Appenzell im Rahmen der lich einschneidende Ereignisse können aufgrund der «St.GallenBodenseeArea» zentral. Gemeinsam können Diversifizierung im Kanton St.Gallen in der Regel ein- wir unsere Kräfte bündeln und deutlich mehr poten- facher verkraftet werden. zielle Kunden erreichen. Auch die Beziehung zu den angrenzenden Ländern der Bodenseeregion ist sehr Wo finden Sie privat den Ausgleich zu Ihrem wichtig, damit der Kanton St.Gallen auch internatio- Arbeitsalltag? nal Gehör findet und mitgestalten kann. Bei meiner Familie und meinen Freunden. Ich gehe gerne in die Berge, im Winter zum Skifahren und im Was macht den Standort St.Gallen attraktiv? Sommer zum Wandern. Ein gesunder Ausgleich ist für Eine Stärke des Kantons ist die hohe Lebens- und mich wichtig. Wenn ich Zeit mit meiner Familie verbrin- Arbeitsqualität. Dies führt zu einer ausgeglichenen ge, entsteht eine Distanz zur Arbeit und ich betrachte Work-Life-Balance für die Angestellten. Daneben pro- Probleme aus einer anderen Perspektive. Deshalb rei- fitieren Unternehmen auch von tieferen Preisen auf se ich auch gerne. Das Verständnis anderer Kulturen dem Immobilienmarkt sowie von einem ansprechen- hilft mir, St.Gallen mit anderen Augen zu betrachten. den Lohnniveau. Durch die Grenzregionen sind wir zudem dem europäischen Markt nahe. Wo verbringen Sie Ihre Sommerferien? Mit meiner Frau und unseren zwei Buben stelle ich Hilft die Standortförderung nur der Wirtschaft? irgendwo in der Schweiz das Zelt auf und gehe wan- Die Standortförderung unterstützt zahlreiche Projek- dern. Wir verbringen die freie Zeit gerne in der Natur. te, die die Attraktivität des Standorts steigern. Unsere Dort kann ich für weitere spannende Herausforderun- Aufgabe ist es, lohnende Projekte zu identifizieren, zu gen bei der Arbeit Energie tanken. initiieren und zu betreuen, bis sie Flügel bekommen. Mit den Unternehmen kommen zudem auch Men- Aufgezeichnet von Carole Zwahlen, P raktikantin schen, die geeignete Rahmenbedingungen fordern. Kommunikation, Staatskanzlei Wir begleiten nicht nur einzelne Unternehmen bei einer Ansiedlung oder einer Expansion, sondern verant- worten auch Projekte zur Stärkung des Arbeitsmark- tes, entwickeln Grundstücke für innovative Ansied- lungen, unterstützen Forschungskooperationen und Innovationsbegehren und sind für touristische Pro- jekte verantwortlich. 15
Der Kapitän der Modellschiffe Detailarbeit auf trockener See Seit über vierzig Jahren pflegt Fredy Müller aus Waldkirch ein aussergewöhnliches Hobby: Er baut massstabgetreue Modellschiffe. Rund zwanzig Jahre war der 73-Jährige in der St.Galler Kantonsverwaltung tätig – und nicht etwa im Schifffahrtsamt, sondern als Abteilungsleiter beim Steueramt. Vor zehn Jahren wurde er pensioniert und hat seither mehr Zeit, sich seinem aufwändigen Hobby zu widmen. Eine Truhe führte zum Modellschiffbau: Fredy Müller hat von seinen Eltern eine alte Holz- truhe aus dem 18. Jahrhundert geerbt. Für diese suchte er eine passende Dekoration und da kam ihm die Idee, ein Schiffsmodell zu bauen. Sein erstes Schiff schmückt nun die Truhe in seinem Wohnzimmer. Musik und Schiffe als Ausgleich Als Ausgleich zu seiner Arbeit dien- ten Fredy Müller das Handwerk und die Musik – er war lange Solotrompeter in der Otmarmusik und spielte zudem Akkor- deon und Dudelsack. Später kam der Modellschiffbau hinzu. Angesprochen auf den Ursprung seiner Freizeitbeschäfti- gung, meint Fredy Müller, er sei schon immer ein Bastler gewesen. Sein beson- Fredy Müller steht stolz vor dem selbst gebauten Kriegsschiff Sovereign of the Seas. deres Interesse gilt seit jeher Schiffen und Booten. Schliesslich ist Fredy Müller in Steinach am Bodensee aufgewachsen. 2500 Stunden für so viel Arbeit und Herzblut dahinter.» Wenn Noch heute verbringt er viel Zeit am See. Sovereign of the Seas er dennoch mal eines weggibt, dann am Fredy Müller baut nur historische Schif- liebsten an einen Ort, den er weiter besu- Lieber im Trockenen fe. «Historischer Schiffsmodellbau ist eine chen kann. In ein Museum zum Beispiel – Fredy Müller ist zwar fasziniert von Schiffen Art Königsdisziplin im Modellbau», sagt er. oder ein Restaurant. So steht im Restau- und baut seit über vierzig Jahren Modelle. Alte Schiffe besässen mehr Details und rant Goldener Drachen in St.Gallen die von Doch selber auf See ist er selten. «Wenn seien auch schöner als neuere Bauten. In Fredy Müller erbaute chinesische Fluss- man sich mit der Technik von Schiffen aus- das englische Kriegsschiff Sovereign of the Dschunke Goldener Drache von 1840. Auf kennt, hat man eher Respekt davor, selber Seas (Herrscherin der Meere) von König einer Brocantemesse hat er zudem den mit dem Schiff zu verreisen.» Bald steht aber Charles I. aus dem Jahr 1637 investier- Inhaber eines Tattoostudios getroffen, der eine Schnupperkreuzfahrt mit der berühmten te der begeisterte Modellbauer rund 2500 gerade ein altes Modellschiff erworben hat- Queen Mary auf dem Programm, vom engli- Stunden Arbeit. Gleich nach seiner Pensio te. Da dieses ziemlich heruntergekommen schen Southhampton nach Hamburg. Wenn nierung legte er mit dem Bau los. war, bot der Modellbauer an, das Schiff Fredy Müller von Hamburg spricht, begin- komplett zu restaurieren. So dient nun nen seine Augen zu leuchten. Man spürt, Schiffe im Restaurant und sogar ein Tattoostudio als Ausstellungsort das ist seine Stadt. Die Speicherstadt, die im Tattoostudio für eines seiner Schiffe. Elbe, das Schiffsmuseum: Hier geht er auf Die meisten Modellschiffe sind in seinem historische Spurensuche. Bei den Schiffen Haus ausgestellt. Weggeben kann er sie Sabrina Rohner, Mitarbeiterin interessiert ihn neben den baulichen Details nur schweren Herzens. «Es ist s chwierig Kommunikation, Staatskanzlei auch immer ihre Geschichte. für mich, ein Schiff wegzugeben. Es steckt 16
Auf St.Galler Gewässern nach dem Rechten schauen Hand-Werk mit Stefan Urwyler, Mitarbeiter Schifffahrtsamt Der gelernte Bootsbauer Stefan fall wird eng zusammengearbeitet. Ich habe zuständig. Als Bootsbauer war ich schon Urwyler arbeitet seit dreizehn bei meiner Arbeit mit ganz unterschiedlichen auf dem Mittelmeer und in Ägypten tätig. Jahren beim kantonalen Schiff Personen zu tun: Bootsbesitzern, Boots- Früher war es spannend, die grosse wei- fahrtsamt in Rorschach. Auf fahrlehrern, Hafenmeistern, Mitarbeitenden te Welt zu bereisen. Heute bin ich sess- gewachsen in Ermatingen, lebt von Bootswerften sowie von anderen Schiff- haft geworden und freue mich, am Abend Urwyler heute in Rorschacher- fahrtsämtern. Mir gefällt die Abwechslung nach Hause zu kommen. berg. Nachfolgend berichtet der in meinem Beruf; einerseits die Vielfalt auf 41-Jährige aus seinem Arbeits den Seen, andererseits die Bürotätigkeiten. Aufgezeichnet von Sabrina Rohner, Mit alltag. Als Kind wollte ich Koch werden. Mit arbeiterin Kommunikation, Staatskanzlei zwölf Jahren erhielt ich dann meinen ers- Das Schifffahrtsamt und die Seepolizei ten Schiffmodellbausatz. Seit da war ich erledigen technische Bootsabnahmen und fasziniert von Booten, Wasser und dem Schiffsführerprüfungen, übernehmen die anspruchsvollen Handwerk des Bootsbau- Beratung und Unterstützung der Kunden, ers. Ich würde gerne selber wieder einmal seepolizeiliche Kontrollen und die Siche- ein Boot bauen und gestalten. Besonders rung von nautischen Veranstaltungen auf stolz bin ich auf ein selbstgebautes klas- den Gewässern des Kantons. Hinzu kom- sisches Lacustre-Segelboot. Die frühere men der Unterhalt von Signalisationen und handwerkliche Tätigkeit ist dem heutigen im Winter der Bootsunterhalt der sechs Arbeitsalltag mit Kontrollen, Beratungen Dienstboote. Wir betreuen den Bodensee und Dienstleistungen gewichen. Bei Bera- von Steinach bis Rheineck, den St.Galler tungen – vor allem bei Holzbooten und Teil des Zürichsees von Schmerikon bis Eigenbauten – kann ich als Bootsbauer Rapperswil und fast den ganzen Walensee. das erworbene Wissen und meine erlern- Mit den Schifffahrtsbehörden der ten Fähigkeiten einfliessen lassen. umliegenden Länder und Kantone findet ein Meine Freizeit verbringe ich ebenfalls regelmässiger Austausch statt. Seepolizei am liebsten auf, am oder im Wasser. Auf und Seenotrettungsdienst führen gemeinsa- dem Boot bin ich dann als unterstützender me Übungen auf dem See durch. Im Ernst- Matrose zum Beispiel für die Bordküche 17
Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern Mit dem Vereinbarkeitssimulator zur Work-Life-Balance Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen betriebliche Massnahmen eine wichtige Rolle. Je nach Lebenslage und Verpflichtungen benötigen Angestellte individuell gestaltete Arbeitsorganisationsmodelle. Das fordert Unternehmen heraus: Wollen sie als attraktive Arbeitgeber gelten, müssen sie auch ihre Arbeits organisation den jeweiligen Anforderungen der Mitarbeitenden anpassen. Gefragt sind Konzepte für eine lebenslange und generationenspezifische Work-Life-Balance. In einem interdisziplinären Forschungs- nehmensführung und den Mitarbeitenden ihre zukünftige Work-Life-Balance. Basie- projekt hat die Fachhochschule St.Gallen sowie ihren Angehörigen zu fördern. rend auf den Simulationen können Arbeit- einen Vereinbarkeitssimulator für Unterneh- Der Vereinbarkeitssimulator erfasst die geber Massnahmen einleiten und neue men entwickelt. Ein erklärtes Ziel des Tools Lebenslagen und Wünsche von Arbeitneh- Arbeitsorganisationsmodelle gestalten. ist es, den Dialog zwischen der Unter- menden, insbesondere Vätern, in Bezug auf Der Simulator wurde im Rahmen des Pro- jekts «Unser Unternehmen – ein attraktiver Arbeitgeber für Angestellte in ihren spezi- fischen Lebenslagen» in Kooperation mit der Firma Thomann Nutzfahrzeuge AG in Schmerikon, der Sonderschule Bad Son- der in Teufen und Abraxas Informatik in St.Gallen erarbeitet. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung unterstützte das Projekt mit Finanzhilfen gemäss den Vor- gaben des Gleichstellungsgesetzes. Das kantonale Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung hat bei der Erarbeitung des Simulators fachliche Inputs gegeben. Begleitend zum Vereinbarkeitssimula- tor hat das Projektteam der FHS St.Gallen einen Leitfaden für die Praxis entwickelt, der idealtypische Vereinbarkeitsmassnah- men beschreibt. Dr. rer. pol. Stefan Paulus, Dozent FHS St.Gallen, Institut für Soziale Arbeit, Moderne Arbeitszeitgestaltung Fachhochschule St.Gallen Der Wunsch nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen zeigt sich in unseren Personalbefragungen. Bei den Männern mit Vollzeittätigkeit ist eine signifikante Weiterführende Links Unzufriedenheit mit Vereinbarkeitsaspekten festzustellen. Die praktische Umset- • Vereinbarkeitssimulator zung ist offenbar trotz unseres Leitfadens zu diesem Thema nicht immer e infach. https://fhsg.shinyapps.io/ Der Vereinbarkeitssimulator kann hier neue Impulse setzen. vereinbarkeitssimulator/ So oder so steht uns ein Veränderungsprozess in Richtung «New Work» bevor. • Erklärvideo https://www.youtube. Mit der Offenheit für alternative Arbeitsformen erhalten wir die Arbeitgeberattrak com/watch?v=vaNSLevObc0& tivität für die verschiedenen Generationen mit ihren teils unterschiedlichen Wert- feature=youtu.be vorstellungen zu Arbeitsinhalten und -gestaltung. In diesem Sinn wünschen wir • Leitfaden für die Praxis https:// dem Vereinbarkeitssimulator viel Beachtung. github.com/ims-fhs/vsim/blob/ Primus Schlegel, Leiter Personalamt, Finanzdepartement master/docs/Leitfaden%20 Vereinbarkeitssimulator.pdf 18
Drei Väter geben Auskunft zur Vereinbarkeit Drei Väter geben Auskunft zu ihren Erfahrungen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der kantonalen Verwaltung und bei der Kantonspolizei. Dabei werden die Bemühungen des Kantons als Arbeit geber anerkannt. Die Umsetzung in der Praxis gelingt jedoch nicht immer reibungslos. Werkzeuge wie der Vereinbarkeitssimulator beleben die Diskussion und bieten wertvolle Unterstützung. Matthias Renn, Mitarbeiter Parlaments- Roland Unternährer Appenzeller, Mitarbei- Emil Näf, Kantonspolizei, Polizeistation dienste Staatskanzlei: zwei Kinder, vier ter Amt für Gesundheitsversorgung, Ge- Gossau: vier Kinder zwischen fünf und und zwei Jahre alt, Beschäftigungsgrad sundheitsdepartement: zwei Kinder, zehn 18 Jahren, Beschäftigungsgrad 80 bis 90 80 Prozent, Beschäftigungsgrad der und sieben Jahre alt, Beschäftigungsgrad Prozent, Beschäftigungsgrad der Partne- Partnerin 50 bis 60 Prozent 70 Prozent, Beschäftigungsgrad der Part- rin 40 Prozent Matthias Renn ist es sehr wichtig, genü- nerin 80 Prozent in Kaderstelle Emil Näf schätzt das Engagement des Kan- gend Zeit mit den Kindern zu verbringen Roland Unternährer findet den Modebegriff tons als Arbeitgeber für die bessere Umset- und die Verantwortung bei der Betreuung Work-Life-Balance zu ungenau, um die Kom- zung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. zu übernehmen. Bemerkungen, dass er plexität der Vereinbarkeit aller Lebensberei- Seine Lebensqualität sei mit der Pensenre- einen Tag frei habe, begegnet er mit dem che zu benennen. Vielmehr handle es sich um duktion bei der Geburt des jüngsten Kindes freundlichen Hinweis, dass es sich dabei eine Art Mobile aus mindestens fünf Berei- spürbar gestiegen. Als Kantonspolizist an um seinen Familientag mit den dazuge- chen, die miteinander in Einklang gebracht der Front habe er sich die Teilzeitanstellung hörenden Verpflichtungen handle. Danach werden wollen: Erwerbsarbeit, Kinderbetreu- allerdings erkämpfen müssen. Viele Vorge- gefragt, was die Vereinbarkeit in einem ung, ehrenamtliche Tätigkeit, Paarbeziehung setzte bei der Polizei gingen nach wie vor von Team lebbar mache, nennt er Offenheit und und Sozialbeziehungen. Diese Komplexität einer hundertprozentigen Verfügbarkeit der Verständnis seitens Kollegen und Kollegin- gebe zwar im Alltag immer wieder Anlass Mitarbeitenden aus. Dabei liessen sie aus- nen sowie Vorgesetzten gegenüber unter- zu Diskussionen, sei gleichzeitig aber auch ser Acht, dass damit der Polizeiberuf für jene schiedlichen Lebens- und Arbeitszeitmo- umfangreiche Ressourcenquelle, da sie posi- Männer an Attraktivität verliert, die ein part- dellen. Hilfreich seien überdies gegenseitige tive Veränderungen ermöglichen kann. Ein nerschaftliches Rollenmodell leben möch- Rücksichtnahme, weniger «Gärtchenden- wichtiger Aspekt, um die Lebensqualität zu ten. Werkzeuge wie der Vereinbarkeitssi- ken» und eine Sensibilität für die Balance erhöhen, ist aus Roland Unternährers Sicht mulator unterstützen die Sensibilisierung für von Geben und Nehmen im Team. Wichtig die freiere Gestaltung der Zeiteinteilung in das Thema; insbesondere unterstützen sol- sei auch, dass der Kanton die Angestell- den einzelnen Lebensbereichen. Dies bedingt che Umfragen aus Näfs Sicht die Diskussion ten sowie die Führungskräfte kontinuierlich Flexibilität von den Arbeitnehmenden und von Paaren vor der Kinderphase. über die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit ein Abschied von der nach wie vor dominie- von Beruf und Familie informiere. renden Präsenzkultur im Erwerbsleben. Für Die Gespräche führte Brigitte M eyer, die Kantonsverwaltung wünscht sich Roland Fachspezialistin Kompetenzzentrum Unternährer mehr Jobsharingmöglichkeiten Integration und Gleichstellung (KIG), auch auf Führungsebene. Departement des Innern 19
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