Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen

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Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Kanton St.Gallen

Pfalzbrief
Blick über
die Grenzen

                                                             hüben
                                                            und
                                                            drübe
                                                                 n

Personalzeitschrift des Kantons St.Gallen Ausgabe 02/2018
Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Nachgefragt
Welche Grenzerfahrung haben Sie gemacht?

                              Donat Ledergerber, Generalsekretär, Gesundheitsdepartement: Als
                              UNO-Militärbeobachter im Nahen Osten überwachte ich die UN-Resolutionen und
                              Waffenstillstandsabkommen an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel bezie-
                              hungsweise auf dem Golan zwischen Israel und Syrien. Meine Arbeit bestand also
                              buchstäblich aus Grenzerfahrungen und dem Rapport von Grenzverletzungen. Der
                              wichtigere Teil war aber der Kontakt mit den Menschen auf beiden Seiten der Gren-
                              zen. Mit Menschen, die von den Welten ihrer Nachbarn wenig bis gar nichts wussten.
                              Dies hat mir vor Augen geführt, wie wichtig der Blick über die Grenze wäre. Solange
                              dieser verwehrt bleibt, ist auch eine Annäherung kaum möglich.

                              Lukas Schmucki, Leiter Parlamentsdienste, Staatskanzlei: Während mei-
                              ner Zeit in der Schweizergarde war ich oft mit Grenzerfahrungen konfrontiert. Es gab
                              viele freudige, aber auch tieftraurige Begegnungen: von spontanen Umarmungen
                              wildfremder Pilgerinnen bis hin zu Verzweifelten, die sich das Leben nehmen wollten.
                              Und neben den grossen Fragen des Lebens die kleinen Dinge, die man nie vergisst:
                              die kafkaeske Anmeldung für die Töffprüfung auf dem vatikanischen Motorfahrzeug­
                              amt oder der Bankomat, der einen in Latein mit «Inserite scidulam quaeso» begrüsst.

                              Peter E. Gähler, Projektleiter Informatik, Generalsekretariat, Baudepar-
                              tement: Bei meinem Kosovo-Einsatz 2002 als Übermittlungs- und IT-Spezialist der
                              Armee erlebte ich ein zerstörtes Land, dessen Menschen drei Jahre nach dem Krieg
                              mit der neu gewonnenen Freiheit zu kämpfen hatten. Verschiedene Ethnien und Reli-
                              gionen mussten sich zusammenraufen. Diese Erfahrung hat mich in vielerlei Hinsicht
                              verändert. Seither handle ich strategisch vorausschauender, denke in Szenarien und
                              arbeite interdisziplinär.

                              Alexander Bauer, Fachspezialist Grundwasser und Erdwärme, Amt für
                              Wasser und Energie, Baudepartement: Schon als kleiner Bub machte ich mit
                              meiner Mutter Grenzerfahrungen. Wir wohnten damals in Höchst und zu den High-
                              lights gehörte es, wenn wir mit dem Fahrrad zum Einkaufen in den Rheinpark fuh-
                              ren. Die Schweizer Leckereien wie Schoggi, Minörli oder Biberli sollten uns Vorarlber-
                              gern nicht verwehrt bleiben. An der Grenze kam dann immer die Frage des Zöllners:
                              «Was hend Sie debi?» Meine Mama ganz relaxt: «Nix dabei». Für uns ist der Zöllner
                              bis heute der «Herr Nix dabei» geblieben. Und ich kann versichern, dass wir nur die
                              gute Schoggi über die Grenze gebracht haben.

                              Claudia Nef, Leiterin Kompetenzzentrum Integration und Gleichstel-
                              lung, Amt für Soziales, Departement des Innern: An die eigenen Grenzen
                              stosse ich in unterschiedlichsten Bereichen: so etwa bei der Erziehung, beim Reisen
                              in fremde Länder, im Arbeitsalltag oder beim Sport. Sich diesen Grenzen zu nähern,
                              sie einzuhalten, zu festigen oder sie zu verschieben und gar zu überschreiten, empfin-
                              de ich als fortwährende Herausforderung und spannende Bereicherung des Lebens.
                              Beruflich beschäftigt mich das Thema Grenzerfahrung in Form von Ausgrenzung und
                              Diskriminierung.

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Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Liebe Leserinnen und Leser

                                                                           Die Arbeit der Verwaltung hört nicht an den Kan-
                                                                           tonsgrenzen auf. Die Sommerausgabe des Pfalz-
                                                                           briefs richtet den Blick über die Grenzen und zeigt,
                                                                           wie vielseitig die grenzüberschreitende Arbeit des
                                                                           Kantons ist.

                                                                           Zum Beispiel die Koordinationsstelle für Aussenbe-
                                                                           ziehungen: Sie bringt die Interessen des Kantons
                                                                           St.Gallen auf nationales und internationales Parkett.
Stefan Urwyler vom kantonalen Schifffahrtsamt ist unterwegs auf dem        Oder die Initianten des Projekts Velotal Rheintal:
­Bodensee.                                                                 Das Projekt will die Pendlerinnen und Pendler vom
                                                                           Auto aufs Velo bringen.
Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen                             4
Grenzüberschreitendes Verkehrsprojekt                                 6    Der aktuelle Pfalzbrief erzählt auch Geschichten
Ausbildung zum Polizeibergführer in Bayern                            7    von Mitarbeitenden, die Grenzen begegnet sind und
                                                                           diese überwunden haben. Kantonspolizist Roger
Verbindende Grenzen                                                   8
                                                                           Pfiffner absolviert bei der Bayerischen Polizei die
Im Heimspiel die Vielfalt fördern                                     10
                                                                           Weiterbildung als Polizeibergführer. Ein pensionier-
Sommerwettbewerb Pfalzbrief                                           11   ter Mitarbeiter aus dem Steueramt verbringt seine
Ein Stück St.Gallen in der Ewigen Stadt                               12   Freizeit mit dem Bau von Modellschiffen und stösst
                                                                           immer wieder an Grenzen, die zu überwinden er
Ausgefragt mit Daniel Müller                                          14
                                                                           als Herausforderung sieht.
Der Kapitän der Modellschiffe                                         16
Hand-Werk mit Stefan Urwyler                                          17   Falls Sie selbst in den letzten Monaten an Ihre

Work-Life-Balance mit Vereinbarkeitssimulator                         18   Grenzen gestossen sind, können Sie mit etwas
                                                                           Glück beim Sommerwettbewerb eine Erholung
­Amtsleiter Wirtschaft und Arbeit verabschiedet                       20
                                                                           gewinnen – ein Kunstfrühstück im Forum Würth
Ergebnisse der Umfrage ausgewertet                                    21   in Rorschach. Oder Sie verbringen einen entspan-
Wechsel beim Personal                                                 22   nenden Sommerabend auf dem Sitzplatz des wie-
                                                                           der eröffneten Restaurants Züghüsli in St.Gallen.
Frischer Wind im Restaurant Zeughaus                                  24

                                                                           Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit
                                                                           einem bereichernden Blick über die Grenze und
                                                                           eine erholsame Sommerzeit. Vielleicht machen Sie
                                                                           einen Schritt über die Grenzen und erkunden unse-
Herausgeberin                                                              re schönen Nachbarkantone und Nachbarländer.
Staatskanzlei/Kommunikation
                                                                           Sabrina Rohner
Layout und Druck
                                                                           Kommunikation Staatskanzlei
Cavelti AG, medien. digital und gedruckt, 9201 Gossau

Adresse der Redaktion
Redaktion Pfalzbrief, Staatskanzlei, Regierungsgebäude,
9001 St. Gallen, Telefon 058 229 21 58, sabrina.rohner@sg.ch

                                                                                                                                   3
Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen
    Die Schaltzentrale der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit

    St.Gallen ist der Kanton der Schweiz mit den             Präsidien vorbereiten. Schwerpunktthema ist heuer
    meisten interkantonalen und inter­nationalen             voraussichtlich der international verflochtene Lebens-
    Aussengrenzen. Er grenzt an drei auslän­                 und Arbeitsraum Ostschweiz. Den Gästen aus Bern
    dische Staaten und an sieben Kan­tone. Der               sollen die Anliegen der Ostschweiz vermittelt werden.
    Kanton St.Gallen legt aufgrund seiner vielen
    Nachbarn grossen Wert auf ­eine intensive                Interreg fördert grenzüberschreitende
    grenzüberschreitende ­Zusammenarbeit.                    Projekte
    Nebst der geografischen Lage erfordert auch              Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein ist ein Pro-
    die zunehmende ­Bedeutung der funktionalen               gramm der Europäischen Union zur Förderung der
    Räume ein v ­ erstärktes Wirken über die                 grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Am Pro-
    ­Grenze: Die realen Lebens- und Wirtschafts-             gramm beteiligen sich auf Schweizer Seite neben
     räume enden ­selten an den politischen                  St.Gallen acht weitere Kantone mit je eigenen Finanz-
     ­Kantonsgrenzen.                                        mitteln. Aktuell laufen die Vorbereitungsarbeiten für
                                                             eine weitere siebenjährige Förderphase, in der Projek-
    Als Kompetenzzentrum für interkantonale, grenzüber-      te mit direktem Nutzen für die Grenzregion umgesetzt
    schreitende und internationale Beziehungen unter-        und durch die KAB begleitet werden. Diese Projekte
    stützt die Koordinationsstelle für Aussenbeziehungen     versuchen beispielsweise den grenzüberschreitenden
    (KAB) der Staatskanzlei die Regierung und die Depar-     Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Unter-
    temente. Die KAB setzt in Zusammenarbeit mit den         nehmen oder die Umweltbedingungen am Boden-
    Departementen Schwerpunkte und vermittelt diese          see zu verbessern. Bei den anstehenden Verhand-
    in verschiedenen grenzübergreifenden Gremien und         lungen bringt die KAB die Interessen der beteiligten
    in Zusammenarbeit mit den st.gallischen Mitgliedern      Kantone in die neue Programmstrategie ein. Auch die
    der Bundesversammlung. Dabei geht es insbesondere        Anliegen der EU-Partner und die Vorgaben des Bun-
    darum, die Interessen des Kantons St.Gallen einzubrin-   des, der sich ebenfalls finanziell am Programm betei-
    gen. Wichtig sind sorgfältig und nachhaltig gepflegte    ligt, werden berücksichtigt. Der Verhandlungsprozess
    Netzwerke, die zu einer vertrauensvollen und partner-    ist anspruchsvoll, da das neue Programm die Zustim-
    schaftlichen Zusammenarbeit mit den Nachbarn beitra-     mung aller Partner benötigt. Die KAB koordiniert den
    gen. Neben den st.gallischen Aussenbeziehungen führt     gesamten Prozess auf Schweizer Seite. Voraussichtlich
    die KAB im Auftrag der Ostschweizer Kantone auch         wird die neue Programmstrategie Anfang 2021 mit dem
    das Sekretariat der Ostschweizer Regierungskonferenz     Kick-off zur neuen Förderphase abgeschlossen sein.
    (ORK) sowie die Interreg-Netzwerkstelle Ostschweiz.
    Nachfolgend werden die wichtigsten vier Themen aus       Konferenz zum Freihandelsabkommen
    der KAB-Agenda 2018 vorgestellt.                         mit China
                                                             Die Organisation internationaler Konferenzen und die
    Ostschweizer Anliegen vertreten                          Gästebetreuung an diesen Anlässen bereiten der KAB
    Vor zwei Jahren lud die ORK die Präsidentin und die      immer wieder grosse Freude. Der Kanton St.Gallen ist
    Präsidenten der vier Bundesratsparteien FDP, CVP,        im September Gastgeber einer Konferenz, die erst-
    SVP und SP zum ersten Mal in die Ostschweiz ein,         mals Ergebnisse der Evaluation des Freihandelsab-
    um dem Anspruch auf einen Ostschweizer Sitz im           kommens zwischen der Schweiz und China vorstellen
    Bundesrat Ausdruck zu verleihen. Das Treffen erfolg-     wird. Die Schweiz ist das einzige kontinentaleuropä-
    te eine Stunde vor der Olma-Eröffnungsfeier, zu der      ische Land, das über ein Freihandelsabkommen mit
    die Gäste aus Bern eingeladen wurden. Der Besuch         China verfügt. Das Abkommen ist seit 2014 in Kraft.
    und das Thema des Bundesratssitzes fanden natio-         Nach vier Jahren ist es nun an der Zeit, Bilanz zu zie-
    nal ein grosses Medienecho. Die KAB darf in Abspra-      hen. In Zusammenarbeit mit der kantonalen Standort-
    che mit der derzeitigen ORK-Präsidentin, Statthalterin   förderung und der Universität St.Gallen organisiert die
    Antonia Fässler, auch diesen Herbst den Besuch der       KAB eine Konferenz mit hochkarätigen Gästen und

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Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Das Team Aussen­
                                                                                                                       beziehungen: Joel
                                                                                                                ­Keller, Marietta ­Ochsner,
nutzt die Möglichkeit, den Kanton von seiner besten                                                                Urs Demmel, L    ­ eiterin
Seite zu präsentieren.                                                                                           Sarah Hauser, Stephanie
                                                                                                                           Weder Horber
                                                                                                                               (von links).
Austausch mit der Partnerregion Liberec
Den Kanton verbindet eine Partnerschaft und Freund-
schaft mit der Region Liberec in Tschechien. Was als
Hilfsaktion nach dem Fall der Berliner Mauer 1989
begann, entwickelte sich als vielfältige Regionenpart-
nerschaft. Die KAB ist Anlaufstelle und begleitet die    Das Team der Aussenbeziehungen
Fachaustauschprogramme zwischen den Ämtern               Sarah Hauser leitet die Aussenbeziehungen und ist in dieser Funktion
der kantonalen Verwaltung. Im Herbst dieses Jahres       auch die Sekretärin der Ostschweizer Regierungskonferenz. Zu ihren
besucht die Liberecer Regierung die St.Galler Regie-     Aufgaben gehören diverse Geschäftsführungen und Stabsaufgaben für
rung, um das Umsetzungsprogramm für die Jahre            die Regierung und die Ostschweizer Kantone. Marietta Ochsner ist
2019 bis 2021 zu vereinbaren. Das Programm definiert     stellvertretende Leiterin der KAB und betreut hauptsächlich die Part-
die Schwerpunkte der Zusammenarbeit, zum Beispiel        nerschaften des Kantons. Joel Keller ist für die Interreg Netzwerkstelle
einen Fachaustausch in der Berufsbildung oder der        Ostschweiz verantwortlich, die das Interreg-Programm auf Schweizer
Gesundheitsförderung. Die KAB ermittelt in Zusam-        Seite umsetzt. Als Mitarbeiter des Regierungspräsidenten unterstützt
menarbeit mit den Departementen im Vorfeld mögli-        er zudem den jeweiligen Amtsinhaber. Stephanie Weder Horber berät
che Themen für ein Austauschprogramm, das beiden         im Interreg-Programm die Projektpartner und betreut sie bei der admi-
Seiten etwas bringen soll.                               nistrativen Umsetzung der Projekte. Urs Demmel absolviert derzeit ein
                                                         einjähriges Praktikum bei der KAB. Mit seinem Abschluss in internatio-
Sarah Hauser, Leiterin Aussenbeziehungen,                nalen Beziehungen bringt er optimale Voraussetzungen mit.
­Staatskanzlei

                                                                                                                                          5
Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Grenzüberschreitendes Verkehrsprojekt
Radeln im Rheintal

Täglich überqueren an den Werktagen mehrere zehntausend Pendlerinnen und Pendler die österreichisch-­
schweizerische Grenze im Rheintal, rund 37 000 davon mit dem Auto und über 3000 mit dem Velo.
Ziel der Initiative «Velotal Rheintal» ist es, die Freude am Velofahren östlich und westlich des Rheins und
vor allem grenzüberschreitend zu wecken und zu fördern.

Auch an den Grenzübergängen im Rhein-                sowie die Gemeinden auf beiden Seiten des         tal Rheintal› hat eine Karte mit Freizeittou-
tal stehen Autofahrerinnen und -fahrer in            Rheins konkrete Massnahmen um. Dazu               ren für die ganze Familie erarbeitet. Denn
den Spitzenzeiten zunehmend im Stau.                 gehört die Verbesserung des grenzüber-            wer sich in der Freizeit auf das Rad setzt,
Oft könnten die Pendlerstrecken jedoch               schreitenden Radwegenetzes. Eine Rad-             macht das auch eher im Alltag», so Litscher.
genauso mit dem Velo oder zu Fuss und                brücke zwischen Au und Lustenau oder              Interessierte können diese Karte kostenlos
in Kombination mit dem öffentlichen Ver-             eine Veloschnellverbindung auf der Strecke        in den Gemeinden im Rheintal und bei der
kehr zurückgelegt werden. Die flache Tal-            zwischen Mäder, Diepoldsau und Lustenau           Fachstelle Fuss- und Veloverkehr abholen.
ebene im Rheintal bietet dafür beste Vor-            stehen beispielsweise zur Diskussion. «Diese
aussetzungen – sowohl sportlich in der               Strecken sind kurz und eignen sich deshalb        Zum Umsteigen motivieren
Freizeit als auch für die tägliche Mobilität.        perfekt für das Velo», erklärt Daniel Litscher,   «Mit einem gut ausgebauten Radwegenetz
                                                     Projekt­leiter der Fachstelle Fuss- und Velo-     fahren mehr Menschen Velo», sagt Daniel
Länder besser verbinden                              verkehr im Bau­departement. Neben dem All-        Schöbi, ebenfalls Projektleiter der Fachstelle
Mit dem Projekt «Velotal Rheintal» setzen            tagsverkehr soll auch der Freizeitverkehr auf     Fuss- und Veloverkehr. Für den passionier-
das Land Vorarlberg, der Kanton St.Gallen            zwei Rädern gefördert werden. «Das ‹Velo-         ten Velofahrer ist klar, dass eine gute Infra-
                                                                                                       struktur nur dann einen Nutzen hat, wenn
                                                                                                       die Leute sie auch kennen. Aktionstage sol-
Daniel Schöbi (links) und Daniel Litscher von der Fachstelle Fuss- und Veloverkehr begleiten das       len die Bevölkerung deshalb fürs Velofahren
­Projekt «Velotal Rheintal».                                                                           begeistern. An diesen Anlässen informiert
                                                                                                       das Projektteam über die grenzüberschrei-
                                                                                                       tenden Velorouten. Die App «BikeNature-
                                                                                                       Guide» bietet die Routen online an. Der
                                                                                                       Vorteil: Das Navi funktioniert ohne Internet-
                                                                                                       verbindung und kann auch im Grenzgebiet
                                                                                                       genutzt werden.
                                                                                                              Auch die involvierten Fachleute pro-
                                                                                                       fitieren vom Projekt «Velotal Rheintal». Die
                                                                                                       Gemeinden auf beiden Seiten des Rheins
                                                                                                       vernetzen sich stärker und tauschen ihre
                                                                                                       Erfahrungen aus, damit der Fuss- und Velo-
                                                                                                       verkehr besser fliesst. Für Daniel Schö-
                                                                                                       bi ist das der richtige Weg: «Eine Lösung
                                                                                                       ist nur gemeinsam und grenzüberschrei-
                                                                                                       tend möglich.»

                                                                                                       Vanessa Rüegsegger, Praktikantin
                                                                                                       ­Kommunikation, Baudepartement

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Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Ausbildung zum Polizeibergführer in Bayern
Vom Gipfel aus über die Grenzen sehen

Roger Pfiffner arbeitet bei der Polizeistation Schänis und ist zudem Mitglied im Alpinkader der Kantons­
polizei St.Gallen. Er absolviert zurzeit die Ausbildung zum Polizeibergführer bei der Bayerischen Polizei.
Die Weiterbildung erlaubt dem begeisterten Bergsteiger, seine Kollegen vom Alpinkader noch besser auf
Einsätze vorzubereiten.

Ursprünglich schloss Roger Pfiffner eine
Lehre als Konstrukteur ab. Mit 21 Jah-
ren entschied er sich für den Polizeiberuf,
um sich für Gerechtigkeit und Sicherheit
der Bevölkerung einzusetzen. Der 34-jäh-
rige Pfiffner arbeitete bei der Grenzpolizei
Buchs, der Mobilen Polizei Schmerikon, der
Polizeistation Walenstadt und seit Anfang
2017 ist er stellvertretender Leiter der Poli-
zeistation Schänis. 2013 wurde er zudem
in das Alpinkader der Kantonspolizei aufge-
nommen. Dort ist er technischer Leiter und
für die Aus- und Weiterbildung zuständig.

Ausbildung in Bayern
Momentan absolviert Roger Pfiffner berufs-
begleitend die dreijährige Ausbildung zum
Polizeibergführer. Dort eignet er sich alpin-
technisches und polizeiliches Fachwissen
an, zum Beispiel Lawinenkunde, Sportklet-
tern oder das Vorgehen bei Bergrettungen.
Das Gelernte teilt er mit dem Alpinkader         In den Bergen fühlt sich Kantonspolizist Roger Pfiffner zu Hause.
St.Gallen. In der Schweiz wird die Aus-
bildung zum Polizeibergführer nicht ange-
boten und den Berufstitel in dieser Form         Berufskollegen aus anderen Ländern und                die Berge. «Ich bin in einer sportbegeis-
gibt es nicht. Deshalb wird Roger Pfiffner       Ostschweizer Kantonen profitieren, beson-             terten Familie aufgewachsen und Bergstei-
von der Bayerischen Polizei ausgebildet,         ders, wenn die Mitglieder ihr Wissen aus              gen bereitet mir seit meiner Jugend grosse
mit der die Kantonspolizei St.Gallen einen       Weiterbildungen einbringen können. «Ein               Freude», sagt er. Durch die Weiterbildung
regen Austausch pflegt.                          Kollege von der Kantonspolizei Graubün-               in Deutschland und die Einsätze im Alpin­
                                                 den absolviert die Polizeibergführerausbil-           kader sei er aber vorsichtiger geworden
Polizeiarbeit über Grenzen hinweg                dung in Österreich und wir können uns oft             und sehe eher, wo Gefahren lauern.
Das Alpinkader der Kantonspolizei kommt          austauschen», sagt Roger Pfiffner.
beim Sturz eines Kletterers oder eines Hän-                                                            Aufgezeichnet von Carole Zwahlen,
gegleiterpiloten sowie bei schweren Skiun-       Gefährliche Einsätze in den                           ­Praktikantin Kommunikation, Staatskanzlei
fällen zum Einsatz. Bei einem Unfall arbei-      Bergen
tet das Alpinkader eng mit Rettungskräften       Als Mitglied des Alpinkaders wurde Roger
der Schweizerischen Rettungsflugwacht            Pfiffner bereits mit einschneidenden Vor-
Rega oder der Alpinen Rettung Ostschweiz         fällen konfrontiert. Schwerwiegende Unfäl-
zusammen. Bei Einsätzen in grenznahen            le haben ihn belastet. Trotz diesen Einsät-
Gebieten kann das Alpinkader von seinen          zen geht er privat immer noch gerne in

                                                                                                                                               7
Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Verbindende Grenzen
Internationale und interkantonale Projekte aus den Departementen

Gesundheitsdepartement                                                                          Bildungsdepartement

    Professionelle Prävention                                                                       Internationale Bodensee-­
    mit «freelance»                                                                                 Hochschule (IBH)
    Für die Fachstelle Zepra hat die kan-                                                           Die IBH ist der grösste hochschul­
    tons- und länderübergreifende                                                                   artenübergreifende Hochschulver-
    Zusammenarbeit Tradition. Seit zwölf                                                            bund Europas. Sie existiert seit 2000
    Jahren läuft gemeinsam mit sieben                                                               und ist das umfangreichste Projekt
    Kantonen und dem Fürstentum                                                                     der Internationalen Bodenseekonfe-
    Liechtenstein das Präventionspro-                                                               renz (IBK) und deren Kommission
    gramm «freelance», das einfach                                                                  Bildung, Wissenschaft und For-
    umsetzbare Unterrichtseinheiten für     Das Projekt KIG III fördert das psychisch gesunde       schung (BWF). Die Mitgliedschaft in
                                            Aufwachsen von Kindern.
    Lehrpersonen anbietet. Cybergroo-                                                               der IBH steht grundsätzlich allen
    ming, Cybermobbing, Sexting, Por-                                                               staatlichen und staatlich anerkann-
    no, Gewalt: Die Gefahren für                                                                    ten Hochschulen im Bodenseeraum
    Jugendliche im Internet sind vielfäl-       Kinder im seelischen                                offen. Der Zusammenschluss von
    tig und real. Die Risiken, die in den       ­Gleichgewicht (KIG III)                            dreissig Hochschulen aus Deutsch-
    Onlinemedien lauern, können nur mit         Die Kantone St.Gallen, Appenzell                    land, Österreich, dem Fürstentum
    Medienkompetenz wirksam                     Ausserrhoden und Appenzell                          Liechtenstein und der Schweiz bildet
    bekämpft werden. Das ist die Grund-         Innerrhoden sowie das Fürstentum                    ein aktives Netzwerk. Aus dem
    überzeugung des Präventionspro-             Liechtenstein beteiligen sich im                    ­Kanton St.Gallen sind die Universität
    jekts «freelance». Um die Medien-           Rahmen des Ostschweizer Forums                      St.Gallen, die Pädagogische Hoch-
    kompetenz in den Schulen zu för-            für Psychische Gesundheit am EU-                    schule, die Fachhochschule St.Gal-
    dern, wurden neue Unterrichtsmodu-          Programm «Interreg». Die Zusam-                     len, die Hochschule für Technik
    le entwickelt. Die Schülerinnen und         menarbeit über die Grenzen hinweg                   ­Rapperswil sowie die Interstaatliche
    Schüler sollen lernen, mögliche             ermöglicht den Austausch von                        Hochschule für Technik NTB Buchs
    Gefahren und Risiken zu erkennen            Erfahrungen und schont die Res-                     Mitglied. Bis heute wurden zehn
    und verantwortungsvoll mit digitalen        sourcen. Das Ziel des Gesamtpro-                    hochschul- und grenzüberschreiten-
    Medien umzugehen. Weitere Themen            jekts «Kinder im seelischen Gleich-                 de Master­studien­gänge geschaffen,
    von «freelance» sind Tabak, Alkohol         gewicht» (KIG III) ist es, das psy-                 zahlreiche Veranstaltungen durchge-
    und Cannabis.                               chisch gesunde Aufwachsen von                       führt und Projekte im Hochschulbe-
                                                Kindern zu fördern. Das Ostschwei-                  reich gefördert. Das Bildungsdepar-
                                                zer Projekt erarbeitet eine Übersicht               tement vertritt den Kanton St.Gallen
                                                bestehender Unterstützungsange-                     in der BWF.
                                                bote, die erfasst und online veröf-
                                                fentlicht werden. Betroffene können
                                                so gezielt nach Angeboten in ihrer              Die Pädagogische Hochschule St.Gallen ist ­Mitglied
                                                                                                der IBH (Internationale Bodensee-­Hochschule).
                                                Nähe suchen, zum Beispiel Pro-
                                                gramme für Kinder psychisch kran-
                                                ker Eltern, Beratungen oder Alltags-
                                                hilfen. Die Übersicht zeigt auch all-
                                                fällige Angebots­lücken. Die Akteure
                                                aus der Region setzen sich in die-
                                                sem Projekt für den Aufbau zusätz-
                                                licher Angebote ein.

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Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Sicherheits- und Justiz­departement

    Bevölkerungsschutz in der Inter­na­tionalen Bodensee­konferenz (IBK)
    Es begann mit einer toten Ente in Lindau im Herbst 2016. Es endete einen Monat später mit 1100 gekeulten Truthühnern in
    Vorarlberg. Diese hatten sich mit dem Vogelgrippevirus infiziert und mussten getötet werden. Mit Unterstützung aus dem
    Kanton St.Gallen wurden die toten Vögel schliesslich sicher entsorgt. Bei Katastrophen und Grossschadensereignissen stellt
    der Bodensee keine Grenze dar. Eine Projektgruppe der IBK befasst sich mit der Bewältigung von Ereignissen. Vertretungen
    aus Militär und zivilen Behörden aus Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz treffen sich regelmässig, um
    Themen wie Tierseuchen, Stromausfall oder Strukturen und Lagebilder zu besprechen. Der Vogelgrippefall ist beispielhaft für
    die Bodenseeregion als Raum gemeinsamer Verantwortung. So betreffen Tierseuchen, Wasserverschmutzungen, Ver-
    kehrseinschränkungen oder Stromausfälle rund vier Millionen Menschen. Der See ist eine grosse und vielfältige Infrastruktur.
    Lokale Probleme können sich in der stark vernetzten Region auf erhebliche Dimensionen ausdehnen.

                                                   Zusammen­arbeit beim Personenschutz der Kantonspolizei
                                                   Im Kanton St.Gallen halten sich regelmässig völkerrechtlich geschützte Personen,
                                                   sogenannte Very Important Persons (VIPs), auf. Der Schutz dieser Persönlichkei-
                                                   ten bedingt eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Botschaften der
                                                   entsprechenden Länder und den polizeilichen Personenschützern (Bodyguards). In
                                                   St.Gallen ist die Kantonspolizei dafür verantwortlich. Bei Ankunft der VIPs im Kan-
                                                   ton St.Gallen übernimmt die Kantonspolizei die Zuständigkeit für die Sicherheit.
                                                   Die ausländischen Bodyguards werden dabei in das Sicherheitsdispositiv einge-
                                                   bunden. Die Absprachen unter den Personenschützern erfolgen auf Englisch und
Der ehemalige israelische Ministerpräsident Ehud   nach internationalem Standard. Ohne eine grenzüberschreitende polizeiliche
Barak bedankt sich am WEF 2013 bei Mitarbeitern
                                                   Zusammenarbeit kann der Schutz der VIPs nicht gewährleistet werden.
der Kantonspolizei.

Baudepartement
                                                                                              Die Visualisierung zeigt, wie eine Rheinaufweitung
                                                                                              aussehen könnte.
    Hochwasserschutzprojekt Rhesi
    Der Rhein ist zwar eine natürliche Grenze, stellt die internationalen Partner jedoch
    vor gemeinsame Herausforderungen. Rhesi ist das zurzeit grösste Hochwasser-
    schutzprojekt am Rhein und steht für Rhein, Erholung und Sicherheit. Der Rhein
    hat heute in seinem Flussbett zu wenig Platz und kann bei einem starken Hoch-
    wasser das Wasser nicht mehr abführen. Darum soll der Fluss zwischen Rüthi und
    der Mündung in den Bodensee an mehreren Stellen verbreitert und die über hun-
    dert Jahre alten Dämme sollen verstärkt werden. Ohne diese baulichen Massnah-
    men würde das Rheintal bei einem schweren Hochwasser grossflächig überflutet
    werden. Dadurch könnten im Kanton St.Gallen und in Vorarlberg Schäden von ins-
    gesamt 5,7 Milliarden Franken entstehen. Das Grobprojekt für Rhesi soll bis Ende
    2018 abgeschlossen werden. Anschliessend wird das Detailprojekt erarbeitet. Die
    Bauzeit wird rund zwanzig Jahre in Anspruch nehmen.

                                                                                                                                              9
Pfalzbrief Blick über die Grenzen - hüben und drüben - Kanton St. Gallen
Im Heimspiel die Vielfalt fördern
                          Eine Kunstausstellung allseits von Grenzen

                          Alle drei Jahre findet im Raum Ostschweiz-                  fahren festzuhalten, setzt das «Heimspiel» als Kunst-
                          Liechtenstein-Vorarlberg der öffentlich aus-                schau der Region seit Jahrzehnten auf grenzenüber-
                          geschriebene Kunstwettbewerb «Heim-                         windende Zusammenarbeit und Veränderung. Statt
                          spiel» statt. Im Dezember 2018 ist es wie-                  Nabelschau gibt es Austausch.
                          der soweit – diesmal mit Ausstellungen in
                          Appenzell, Dornbirn und St.Gallen.                          Ein Stück Geschichte
                                                                                      1994 fand der jurierte Kunstwettbewerb erstmals unter
                          Das «Heimspiel» ist ein Auswärtsspiel. Was im Sport         Einbezug der Appenzeller Kantone statt. 1997 stiess
                          Verwirrung stiften würde oder zumindest widersprüch-        der Kanton Thurgau dazu. Die Jury wurde überregional
                          lich tönt, sorgt in der Kunst für Klarheit. Klarheit dar-   zusammengesetzt. Im Jahr 2000 wurde das geglück-
                          über etwa, dass Kultur keine Grenzen kennt, dass            te Konzept mit dem Fürstentum Liechtenstein erwei-
                          sie wandert, dass sie Chauvinismus ablehnt, ohne            tert und drei Jahre später schloss sich das Bundes-
                          allerdings Herkunft und Prägung zu negieren. Ande-          land Vorarlberg an. Das Länderübergreifende wurde
                          re Kantone führen jährlich ihre aus den sogenannten         zur Konstante. Gleichzeitig wurden die Austragungs-
                          Weihnachtsausstellungen hervorgegangenen Jahres-            orte kontinuierlich erweitert. Fanden die ersten Prä-
                          ausstellungen in den kantonalen Kunstinstitutionen          sentationen des regionalen Kunstschaffens nur im
                          durch. St.Gallen macht es anders: gemeinsam mit den         Kunstmuseum St.Gallen statt, ist seit zwanzig Jah-
                          Nachbarn, grenzüberschreitend, der Vielfalt huldigend.      ren und sieben Durchführungen auch die Kunst Hal-
                                                                                      le St.Gallen, gemeinsam mit dem Projektraum von
                          Das Potenzial der Grenze                                    visarte.ost, dem Berufsverband visuelle Kunst Ost-
                          Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass eine von den      schweiz, mit dabei. Am letzten «Heimspiel» vor drei
                          Kulturämtern der beteiligten Kantone und Länder orga-       Jahren wurden die Kunstwerke zudem im Kunstmu-
                          nisierte und finanzierte Ausstellung in diesem erweiter-    seum Lichtenstein und im Kunstraum Engländerbau
                          ten Rahmen stattfindet. Vielmehr ist es die Folge eines     in Vaduz ausgestellt.
                          andauernden Entwicklungsprozesses und nur mög-
                          lich geworden dank der besonderen Lage des Kan-             Zurzeit und zukünftig
                          tons St.Gallen am Rand, an einer Landesgrenze. Die-         Erstmals mit dabei ist heuer der Kanton Glarus. Das
                          se Lage bedingt Beweglichkeit und keine Scheu vor           «Heimspiel» 2018 findet im Kunstmuseum und der
Das letzte «Heimspiel»    neuen Herausforderungen. Statt an eingespielten Ver-        Kunst Halle in St.Gallen sowie neu im Kunstmuseum
fand 2015 im Kunst­
                                                                                      Appenzell und dem Kunstraum Dornbirn statt. Die
museum St.Gallen statt.
                                                                                      vier Institutionen werden für sorgfältige Präsentatio-
                                                                                      nen jener Kunstwerke sorgen, die von einer interna-
                                                                                      tionalen Jury dieses Jahr als die relevantesten Posi-
                                                                                      tionen ausgewählt werden. Das ist spannend. Und
                                                                                      spannungsvoll. Und kann bereits in drei Jahren wie-
                                                                                      der anders aussehen.

                                                                                      Ursula Badrutt, Leiterin Kulturförderung,
                                                                                      Departement des Innern

                                                                                         Die Ausstellung dauert vom 16. Dezember 2018
                                                                                         bis 10. Februar 2019.
                                                                                         Vernissagen: 13., 14., 15. Dezember 2018
                                                                                         Weitere Informationen: www.heimspiel.tv

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Sommerwettbewerb Pfalzbrief
Fünf Grenzfragen richtig beantworten

Zu gewinnen gibt es drei Gutscheine für
ein Kunstfrühstück (ein Frühstück inklu-
sive Kunstführung) im Forum Würth in
­Rorschach für je 2 Personen. Die Antwor-
 ten nimmt s
           ­ abrina.rohner@sg.ch entgegen.
 ­Einsendeschluss ist der 31. August 2018.

1. Wie viele Kilometer Uferlinie des Boden­
sees befinden sich auf Schweizer Boden?
a) 33 Kilometer
b) 58 Kilometer
c) 72 Kilometer
                                              Bild: People’s/ Tino Dietsche

                                              4. Wie viele Grenzgängerinnen und
                                              Grenzgänger arbeiteten 2016 in der
                                              Ostschweiz?
                                              a) 11 656
                                              b) 18 797
                                              c) 25 424

                                              5. Wie viele Flugzeuge landeten und
                                              starteten auf dem Flugplatz Altenrhein
                                              während des World Economic Forums
                                              (WEF) 2018?
                                              a) 377
Bild: St.Gallen Bodensee-Tourismus            b) 688
                                              c) 844

2. Wie viele Gästeankünfte verzeichnete
die Hotellerie des Kantons St.Gallen im
letzten Jahr?
a) 230 000
b) 460 000
c) 810 000

3. Wie viele Einkaufstouristen erwartete
der Messepark Dornbirn am Karfreitag
2018?
a) 2000
b) 20 000
c) 200 000

                                              Bild: Toggenburg Tourismus

                                                                                       11
Ein Stück St.Gallen in der Ewigen Stadt
     Interview mit José Oberson Mau, Direktor der Schweizer Schule Rom

     Wer in Rom die Schweizer Schule besucht,
     wird nach dem Lehrplan des Kantons
     St.Gallen unterrichtet. Als Patronatskanton
     überwacht und unterstützt St.Gallen die
     eidgenössisch anerkannte Schule, die 1946
     gegründet wurde. Rund 500 Schülerinnen
     und Schüler aus etwa zwanzig verschiede-
     nen Nationen besuchen den Unterricht in
     der Villa Malpighi. Das Lehrangebot reicht
     vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Die
     Schule ist zweisprachig mit Deutsch als
     Hauptsprache. Die Abschlüsse sind sowohl
     ans schweize­rische als auch ans italieni-
     sche Bildungs­system anschlussfähig. Der
     48-jährige José Oberson Mau ist seit An-
     fang 2017 Direktor der Schweizer Schule
     Rom.

     José Oberson Mau, wie wird man Direktor an der
     Schweizer Schule Rom?
     Um an einer Schweizer Auslandschule zu arbeiten,
     braucht es interkulturelles Verständnis, vielseitige Inte­
     ressen sowie entsprechende Arbeitserfahrungen, wenn
     möglich auch international. Der Unterschied zu einer
     üblichen Schulleitungsfunktion ist das breite Angebot
     vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Ausserdem ist
     man Vorgesetzter für Lehrpersonen und Mitarbeitende
     aus vielen Ländern und mit jeweils anderen Hintergrün-
     den. Zudem hat man mit den oft sehr unterschiedlich
     funktionierenden Behörden von Italien und der Schweiz        Direktor José Oberson Mau ist stolz auf die Schweizer Schule
                                                                  Rom.
     zu tun. Eine Privatschule fordert auch zusätzliche Kom-
     petenzen wie Marketing und Betriebswirtschaft. Sehr
     wichtig ist, dass man kundenorientiert ist.

     Sie haben Unterrichtserfahrung auf ver­schiedenen            ten, da ich diese Fächer auch studiert habe. Ab dem
     Stufen. Was unterrichten Sie am liebsten?                    nächsten Jahr werde ich wieder im Gymnasium unter-
     Ich war auf fast allen Stufen ausser dem Kindergar-          richten. Es ist elementar, den Kontakt zu den Schüle-
     ten tätig, auch an der Universität und in der Erwach-        rinnen und Schülern nicht zu verlieren. Dieser persön-
     senenbildung. Diese Erfahrung hilft, die Perspekti-          liche Kontakt ist mir wichtig.
     ve einer Schweizer Auslandschule einzunehmen. Als
     Direktor unterrichte ich ebenfalls, wenn ich Zeit habe,      Was unterscheidet die Schweizer Schule Rom von
     was jedoch aufgrund der zahlreichen Verpflichtungen          anderen Schweizer Auslandschulen?
     immer schwieriger wird. Früher habe ich von Sport bis        Die Schweizer Schule Rom ist eine Schule mit einer
     Mathematik und Wirtschaft ein breites Spektrum unter-        langen Tradition. Wir sind eine sehr familiäre Schu-
     richtet. Sprachen und Geografie lehre ich am liebs-          le. Diesbezüglich unterscheiden wir uns vielleicht von

12
anderen Schweizer Auslandschulen. Der Umgang mit          stützt Projekte an unserer Schule oder hilft bei der
den Schülerinnen und Schülern ist sehr persönlich.        Vernetzung.
Auch die Familien sind präsent. Man könnte sagen,
dass unsere Schule eine internationale Lernfamilie ist.   Waren Sie schon einmal in St.Gallen? Falls ja, was
Von allen Schweizer Auslandschulen hat sie zudem          ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
einen der höchsten Anteile an Lehrpersonen aus der        Ich war schon einige Male in St.Gallen und kenne
Schweiz. Viele von ihnen arbeiten schon lange bei         die schöne Stadt. Ausserdem habe ich Freunde in
uns. Rom ist eine attraktive Destination für Schwei-      der Region, noch aus der Zeit, als ich Leiter einer
zer Lehrpersonen.                                         Berufsschule in Chur war. Da ich in Bern aufgewach-
                                                          sen bin und Berndeutsch spreche, erinnere ich mich
Warum sollte man seine Kinder an Ihre Schule              gerne an einige heitere dialektal bedingte sprachliche
schicken?                                                 Missverständnisse.
Die meisten Schülerinnen und Schüler kennen sich
seit dem Kindergarten oder der Primarschule. Die          Was wünschen Sie sich für die Schweizer Schule
freundschaftlichen Verbindungen halten über die           Rom?
Schule hinaus, oft ein Leben lang. Die Schule befin-      Die Schweizer Schule Rom muss noch strategischer
det sich im Zentrum von Rom und verfügt zwar nicht        planen und sich modernisieren. Das bedingt Ressour-
über die modernste Infrastruktur, besticht aber durch     cen, die oft fehlen. Die Schweizer Schule Rom ist nicht
eine hohe pädagogische Qualität. Alle Schülerinnen        nur ein Aushängeschild für die Schweizer Pädagogik,
und Schüler haben die Möglichkeit, bis zum Schluss        sondern auch für die Schweiz an sich. Wir sollten
ihrer Schulkarriere fünf Sprachen auf hohem Niveau        uns deshalb zum Ziel setzen, ein Vorbild für innovati-
zu erlernen.                                              ve schweizerische Pädagogik zu werden. Die Grund-
                                                          lagen sind vielversprechend. Die Schweizer Schule
Wie italienisch oder schweizerisch ist die Schweizer      Rom ist eine sehr gute Schule, die angesichts der oft
Schule Rom? Woran zeigt sich das?                         knappen Platzverhältnisse viel aus der Situation macht
Die Schweizer Schule Rom bereitet auch auf die            und auf den Rückhalt der Eltern zählen kann.
­italienischen Prüfungen vor, weshalb bei uns einige
 italienische Lehrpersonen unterrichten. Der Anteil und   Andrea Schmid, Stabsmitarbeiterin,
 die Präsenz der Schweiz und der Schweizer Pädago-        ­Bildungsdepartement
 gik sind aufgrund der vielen Lehrpersonen mit Schwei-
 zer Ausbildung sicht- und spürbar. Zudem richten sich
 Lehr- und Lernmethoden sowie Schulprojekte an aktu-
 ellen Entwicklungen in der Schweiz aus.

An der Schweizer Schule Rom wird nach St.Galler
Lehrplan unterrichtet. Wie kommt die Nähe zum
Kanton St.Gallen sonst noch zum Ausdruck?
Abgesehen von den Lehrpersonen zeigt sich dies
grundsätzlich an den Unterrichtsmethoden, an den
Lehrmitteln und dem didaktischen Material. Der Pat-
ronatskanton ist zudem präsent in Form von offiziel-
len Besuchen. Wir pflegen einen regelmässigen Aus-
tausch mit Schülerinnen und Schülern sowie ganzen
Klassen aus der Schweiz, insbesondere mit Schu-
len aus dem Kanton St.Gallen. Der Kanton unter-

                                                                                                                    13
«St.Gallen muss sich nicht verstecken»
     Ausgefragt mit Daniel Müller

     Als kantonaler Standortförderer kennt                     nehmen ein Umfeld schaffen, das den Kanton St.Gallen
     ­Daniel Müller das Potenzial der hiesigen                 auszeichnet und ihn zu einem gefragten Standort
      Wirtschaft. Seit 1. Februar 2018 leitet er               macht. Andererseits gibt es auch Grenzen zwischen
      die Standortförderung im Amt für Wirt-                   den verschiedenen Departementen und Ämtern inner-
      schaft und Arbeit und glaubt an Innovatio-               halb der Verwaltung. Nur wenn wir uns gegenseitig ver-
      nen aus der Region. Der 42-Jährige will                  stehen und unsere Anliegen kennen, können wir den
      den Kanton St.Gallen über die Grenzen hin-               Kanton St.Gallen für die Zukunft vorbereiten.
      aus als attraktiven Arbeits- und Wohnort
      positionieren.                                           Welchen Herausforderungen sind Sie bereits
                                                               ­begegnet?
                                                               Kurz nach Beginn meiner Anstellung hat unser Amts-
     Daniel Müller, Sie leiten seit einigen Monaten die        leiter die Stelle gewechselt und so war ich zusätzlich
     Standortförderung des Kantons St.Gallen.                  gefordert, mich innert kurzer Zeit in viele neue The-
     An welche Grenzen sind Sie bis jetzt gestossen?           men und komplexe Dossiers einzuarbeiten. Ausserdem
     Bei der Standortförderung gibt es verschiedene Gren-      wurde das Standortförderungsprogramm der nächs-
     zen, die überwunden werden müssen. Einerseits denke       ten vier Jahre der vorberatenden Kommission präsen-
     ich an internationale und kantonale Grenzen. Wir wollen   tiert. Es war eine sehr intensive, aber auch wertvolle
     für hier ansässige und ansiedelungsinteressierte Unter-   Einarbeitungsphase.

14
Was macht eigentlich der Leiter Standortförderung?         Wo sehen Sie am meisten Potenzial?
Die Standortförderung begleitet Unternehmen in ver-        Bei der Innovationskraft unserer Wirtschaft. In St.Gallen
schiedenen Phasen. Zum einen, wenn ein Unterneh-           gibt es viele «Hidden Champions» – Firmen also, die
men aus St.Gallen expandieren, zum anderen, wenn           auf einem spezifischen Gebiet weltweit Massstäbe
ein ausländisches Unternehmen in St.Gallen Fuss fas-       setzen. Besonders in der Forschung und Technolo-
sen will. Ich möchte Arbeitsplätze im Kanton St.Gallen     gie muss sich St.Gallen nicht verstecken.
schaffen und dafür sorgen, dass diese auch beste-
hen bleiben. Dies gelingt nur mit einem starken Netz-      Mit welchen Klischees hat der Kanton St.Gallen zu
werk. Auf dieses Ziel arbeite ich mit meinem enga-         kämpfen?
gierten Team hin.                                          Oft hört man, der Kanton St.Gallen sei mittelmässig.
                                                           Mittelmässig bedeutet jedoch nicht langweilig, son-
Welche Beziehungen pflegt die Standortförderung            dern zeigt, dass wir wirtschaftlich diversifiziert sind. Der
ausserhalb des Kantons?                                    Kanton ist so nicht abhängig von einzelnen Grossun-
Für die Promotion des Standortes im Inland und Aus-        ternehmen oder Industrien, wie dies in anderen Regi-
land ist die Zusammenarbeit mit den Nachbarkantonen        onen der Schweiz teilweise der Fall ist. Wirtschaft-
Thurgau sowie den beiden Appenzell im Rahmen der           lich einschneidende Ereignisse können aufgrund der
«St.GallenBodenseeArea» zentral. Gemeinsam können          Diversifizierung im Kanton St.Gallen in der Regel ein-
wir unsere Kräfte bündeln und deutlich mehr poten-         facher verkraftet werden.
zielle Kunden erreichen. Auch die Beziehung zu den
angrenzenden Ländern der Bodenseeregion ist sehr           Wo finden Sie privat den Ausgleich zu Ihrem
wichtig, damit der Kanton St.Gallen auch internatio-       ­Arbeitsalltag?
nal Gehör findet und mitgestalten kann.                    Bei meiner Familie und meinen Freunden. Ich gehe
                                                           gerne in die Berge, im Winter zum Skifahren und im
Was macht den Standort St.Gallen attraktiv?                Sommer zum Wandern. Ein gesunder Ausgleich ist für
Eine Stärke des Kantons ist die hohe Lebens- und           mich wichtig. Wenn ich Zeit mit meiner Familie verbrin-
Arbeitsqualität. Dies führt zu einer ausgeglichenen        ge, entsteht eine Distanz zur Arbeit und ich betrachte
Work-Life-Balance für die Angestellten. Daneben pro-       Probleme aus einer anderen Perspektive. Deshalb rei-
fitieren Unternehmen auch von tieferen Preisen auf         se ich auch gerne. Das Verständnis anderer Kulturen
dem Immobilienmarkt sowie von einem ansprechen-            hilft mir, St.Gallen mit anderen Augen zu betrachten.
den Lohnniveau. Durch die Grenzregionen sind wir
zudem dem europäischen Markt nahe.                         Wo verbringen Sie Ihre Sommerferien?
                                                           Mit meiner Frau und unseren zwei Buben stelle ich
Hilft die Standortförderung nur der Wirtschaft?            irgendwo in der Schweiz das Zelt auf und gehe wan-
Die Standortförderung unterstützt zahlreiche Projek-       dern. Wir verbringen die freie Zeit gerne in der Natur.
te, die die Attraktivität des Standorts steigern. Unsere   Dort kann ich für weitere spannende Herausforderun-
Aufgabe ist es, lohnende Projekte zu identifizieren, zu    gen bei der Arbeit Energie tanken.
initiieren und zu betreuen, bis sie Flügel bekommen.
Mit den Unternehmen kommen zudem auch Men-                 Aufgezeichnet von Carole Zwahlen, P
                                                                                             ­ raktikantin
schen, die geeignete Rahmenbedingungen fordern.            Kommunikation, Staatskanzlei
Wir begleiten nicht nur einzelne Unternehmen bei einer
Ansiedlung oder einer Expansion, sondern verant-
worten auch Projekte zur Stärkung des Arbeitsmark-
tes, entwickeln Grundstücke für innovative Ansied-
lungen, unterstützen Forschungskooperationen und
Innovationsbegehren und sind für touristische Pro-
jekte verantwortlich.

                                                                                                                          15
Der Kapitän der Modellschiffe
Detailarbeit auf trockener See

Seit über vierzig Jahren pflegt Fredy Müller aus Waldkirch ein aussergewöhnliches Hobby: Er baut
massstab­getreue Modellschiffe. Rund zwanzig Jahre war der 73-Jährige in der St.Galler Kantonsverwaltung
tätig – und nicht etwa im Schifffahrtsamt, sondern als Abteilungsleiter beim Steueramt. Vor zehn Jahren
wurde er pensioniert und hat seither mehr Zeit, sich seinem aufwändigen Hobby zu widmen.

Eine Truhe führte zum Modellschiffbau: Fredy
Müller hat von seinen Eltern eine alte Holz-
truhe aus dem 18. Jahrhundert geerbt. Für
diese suchte er eine passende Dekoration
und da kam ihm die Idee, ein Schiffs­modell
zu bauen. Sein erstes Schiff schmückt
nun die Truhe in seinem Wohnzimmer.

Musik und Schiffe als Ausgleich
Als Ausgleich zu seiner Arbeit dien-
ten ­Fredy Müller das Handwerk und die
Musik – er war lange Solotrompeter in
der Otmarmusik und spielte zudem Akkor-
deon und Dudelsack. Später kam der
Modellschiffbau hinzu. Angesprochen auf
den Ursprung seiner Freizeitbeschäfti-
gung, meint Fredy Müller, er sei schon
immer ein Bastler gewesen. Sein beson-          Fredy Müller steht stolz vor dem selbst gebauten Kriegsschiff Sovereign of the Seas.
deres Interesse gilt seit jeher Schiffen und
Booten. Schliesslich ist Fredy Müller in
Steinach am Bodensee aufgewachsen.              2500 Stunden für                                     so viel Arbeit und Herzblut dahinter.» Wenn
Noch heute verbringt er viel Zeit am See.       Sovereign of the Seas                                er dennoch mal eines weggibt, dann am
                                                Fredy Müller baut nur historische Schif-             liebsten an einen Ort, den er weiter besu-
Lieber im Trockenen                             fe. «Historischer Schiffsmodellbau ist eine          chen kann. In ein Museum zum Beispiel –
Fredy Müller ist zwar fasziniert von Schiffen   Art Königsdisziplin im Modellbau», sagt er.          oder ein Restaurant. So steht im Restau-
und baut seit über vierzig Jahren Modelle.      Alte Schiffe besässen mehr Details und               rant ­Goldener Drachen in St.Gallen die von
Doch selber auf See ist er selten. «Wenn        seien auch schöner als neuere Bauten. In             Fredy Müller erbaute chinesische Fluss-
man sich mit der Technik von Schiffen aus-      das englische Kriegsschiff Sovereign of the          Dschunke Goldener Drache von 1840. Auf
kennt, hat man eher Respekt davor, selber       Seas (Herrscherin der Meere) von König               einer Brocantemesse hat er zudem den
mit dem Schiff zu verreisen.» Bald steht aber   Charles I. aus dem Jahr 1637 investier-              Inhaber eines Tattoostudios getroffen, der
eine Schnupperkreuzfahrt mit der berühmten      te der begeisterte Modellbauer rund 2500             gerade ein altes Modellschiff erworben hat-
Queen Mary auf dem Programm, vom engli-         Stunden Arbeit. Gleich nach seiner Pensio­           te. Da dieses ziemlich heruntergekommen
schen Southhampton nach Hamburg. Wenn           nierung legte er mit dem Bau los.                    war, bot der Modellbauer an, das Schiff
Fredy Müller von Hamburg spricht, begin-                                                             komplett zu restaurieren. So dient nun
nen seine Augen zu leuchten. Man spürt,         Schiffe im Restaurant und                            sogar ein Tattoostudio als Ausstellungsort
das ist seine Stadt. Die Speicherstadt, die     im ­Tattoo­studio                                    für eines seiner Schiffe.
Elbe, das Schiffsmuseum: Hier geht er auf       Die meisten Modellschiffe sind in seinem
historische Spurensuche. Bei den Schiffen       Haus ausgestellt. Weggeben kann er sie               Sabrina Rohner, Mitarbeiterin
interessiert ihn neben den baulichen Details    nur schweren Herzens. «Es ist s­ chwierig            ­Kommunikation, Staatskanzlei
auch immer ihre Geschichte.                     für mich, ein Schiff wegzugeben. Es steckt

16
Auf St.Galler Gewässern nach dem ­Rechten schauen
Hand-Werk mit Stefan Urwyler, Mitarbeiter Schifffahrtsamt

Der gelernte Bootsbauer Stefan­             fall wird eng zusammengearbeitet. Ich habe      zuständig. Als Bootsbauer war ich schon
Urwyler arbeitet seit dreizehn­             bei meiner Arbeit mit ganz unterschiedlichen    auf dem Mittelmeer und in Ägypten tätig.
Jahren beim ­kantonalen Schiff­             Personen zu tun: Bootsbesitzern, Boots-         Früher war es spannend, die grosse wei-
fahrts­amt in Rorschach. Auf­               fahrlehrern, Hafenmeistern, Mitarbeitenden      te Welt zu bereisen. Heute bin ich sess-
gewachsen in Ermatingen, lebt               von Bootswerften sowie von anderen Schiff-      haft geworden und freue mich, am Abend
Urwyler heute in Rorschacher-               fahrtsämtern. Mir gefällt die Abwechslung       nach Hause zu kommen.
berg. Nachfolgend berichtet der             in meinem Beruf; einerseits die Vielfalt auf
41-Jährige aus seinem Arbeits­              den Seen, andererseits die Bürotätigkeiten.     Aufgezeichnet von Sabrina Rohner, Mit­
alltag.                                            Als Kind wollte ich Koch werden. Mit     arbeiterin Kommunikation, Staatskanzlei
                                            zwölf Jahren erhielt ich dann meinen ers-
Das Schifffahrtsamt und die Seepolizei      ten Schiffmodellbausatz. Seit da war ich
erledigen technische Bootsabnahmen und      fasziniert von Booten, Wasser und dem
Schiffsführerprüfungen, übernehmen die      anspruchsvollen Handwerk des Bootsbau-
Beratung und Unterstützung der Kunden,      ers. Ich würde gerne selber wieder einmal
seepolizeiliche Kontrollen und die Siche-   ein Boot bauen und gestalten. Besonders
rung von nautischen Veranstaltungen auf     stolz bin ich auf ein selbstgebautes klas-
den Gewässern des Kantons. Hinzu kom-       sisches Lacustre-Segelboot. Die frühere
men der Unterhalt von Signalisationen und   handwerkliche Tätigkeit ist dem heutigen
im Winter der Bootsunterhalt der sechs      Arbeitsalltag mit Kontrollen, Beratungen
Dienstboote. Wir betreuen den Bodensee      und Dienstleistungen gewichen. Bei Bera-
von Steinach bis Rheineck, den St.Galler    tungen – vor allem bei Holzbooten und
Teil des Zürichsees von Schmerikon bis      Eigenbauten – kann ich als Bootsbauer
Rapperswil und fast den ganzen Walensee.    das erworbene Wissen und meine erlern-
      Mit den Schifffahrtsbehörden der      ten Fähigkeiten einfliessen lassen.
umliegenden Länder und Kantone findet ein          Meine Freizeit verbringe ich ebenfalls
regelmässiger Austausch statt. Seepolizei   am liebsten auf, am oder im Wasser. Auf
und Seenotrettungsdienst führen gemeinsa-   dem Boot bin ich dann als unterstützender
me Übungen auf dem See durch. Im Ernst-     Matrose zum Beispiel für die Bordküche

                                                                                                                                  17
Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern
Mit dem Vereinbarkeitssimulator zur Work-Life-Balance

Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen betriebliche Massnahmen eine wichtige Rolle. Je nach
Lebenslage und Verpflichtungen benötigen Angestellte individuell gestaltete Arbeitsorganisationsmodelle.
Das fordert Unternehmen heraus: Wollen sie als attraktive Arbeitgeber gelten, müssen sie auch ihre Arbeits­
organisation den jeweiligen Anforderungen der Mitarbeitenden anpassen. Gefragt sind Konzepte für eine
­lebenslange und generationenspezifische Work-Life-Balance.

In einem interdisziplinären Forschungs-         nehmensführung und den Mitarbeitenden          ihre zukünftige Work-Life-Balance. Basie-
projekt hat die Fachhochschule St.Gallen        sowie ihren Angehörigen zu fördern.            rend auf den Simulationen können Arbeit-
einen Vereinbarkeitssimulator für Unterneh-          Der Vereinbarkeitssimulator erfasst die   geber Massnahmen einleiten und neue
men entwickelt. Ein erklärtes Ziel des Tools    Lebenslagen und Wünsche von Arbeitneh-         Arbeitsorganisationsmodelle gestalten.
ist es, den Dialog zwischen der Unter-          menden, insbesondere Vätern, in Bezug auf      Der Simulator wurde im Rahmen des Pro-
                                                                                               jekts «Unser Unternehmen – ein attraktiver
                                                                                               Arbeitgeber für Angestellte in ihren spezi-
                                                                                               fischen Lebenslagen» in Kooperation mit
                                                                                               der Firma Thomann Nutzfahrzeuge AG in
                                                                                               Schmerikon, der Sonderschule Bad Son-
                                                                                               der in Teufen und Abraxas Informatik in
                                                                                               St.Gallen erarbeitet. Das Eidgenössische
                                                                                               Büro für die Gleichstellung unterstützte das
                                                                                               Projekt mit Finanzhilfen gemäss den Vor-
                                                                                               gaben des Gleichstellungsgesetzes. Das
                                                                                               kantonale Kompetenzzentrum Integration
                                                                                               und Gleichstellung hat bei der Erarbeitung
                                                                                               des Simulators fachliche Inputs gegeben.
                                                                                                     Begleitend zum Vereinbarkeitssimula-
                                                                                               tor hat das Projektteam der FHS St.Gallen
                                                                                               einen Leitfaden für die Praxis entwickelt,
                                                                                               der idealtypische Vereinbarkeitsmassnah-
                                                                                               men beschreibt.

                                                                                               Dr. rer. pol. Stefan Paulus, Dozent FHS
                                                                                               St.Gallen, Institut für Soziale Arbeit,
     Moderne Arbeitszeitgestaltung                                                             ­Fachhochschule St.Gallen
     Der Wunsch nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen zeigt sich in unseren
     Personalbefragungen. Bei den Männern mit Vollzeittätigkeit ist eine signifikante          Weiterführende Links
     Unzufriedenheit mit Vereinbarkeitsaspekten festzustellen. Die praktische Umset-             • ­Vereinbarkeitssimulator
     zung ist offenbar trotz unseres Leitfadens zu diesem Thema nicht immer e
                                                                            ­ infach.               ­https://fhsg.shinyapps.io/
     Der Vereinbarkeitssimulator kann hier neue Impulse setzen.                                      vereinbarkeitssimulator/
     So oder so steht uns ein Veränderungsprozess in Richtung «New Work» bevor.                  • Erklärvideo https://www.youtube­.
     Mit der Offenheit für alternative Arbeitsformen erhalten wir die Arbeitgeberattrak­             com/watch?v=vaNSLevObc0&­
     tivität für die verschiedenen Generationen mit ihren teils unterschiedlichen Wert-              feature=youtu.be
     vorstellungen zu Arbeitsinhalten und -gestaltung. In diesem Sinn wünschen wir               • Leitfaden für die Praxis ­https://
     dem Vereinbarkeitssimulator viel Beachtung.                                                     github­.com/ims-fhs/vsim/blob/­
     Primus Schlegel, Leiter Personal­amt, Finanzdepartement                                         master/docs/Leitfaden%20
                                                                                                     ­Vereinbarkeitssimulator.pdf

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Drei Väter geben Auskunft zur Vereinbarkeit

Drei Väter geben Auskunft zu ihren Erfahrungen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der
­kantonalen Verwaltung und bei der Kantonspolizei. Dabei werden die Bemühungen des Kantons als Arbeit­
 geber anerkannt. Die Umsetzung in der Praxis gelingt jedoch nicht immer reibungslos. Werkzeuge wie
 der Vereinbarkeitssimulator beleben die Diskussion und bieten wertvolle Unterstützung.

Matthias Renn, Mitarbeiter Parlaments-          Roland Unternährer Appenzeller, Mitarbei-       Emil Näf, Kantonspolizei, Polizei­station
dienste Staatskanzlei: zwei Kinder, vier        ter Amt für Gesundheitsversorgung, Ge-          Gossau: vier Kinder zwischen fünf und
und zwei Jahre alt, Beschäftigungsgrad          sundheitsdepartement: zwei Kinder, zehn         18 Jahren, Beschäftigungsgrad 80 bis 90
80 Prozent, Beschäftigungsgrad der              und sieben Jahre alt, Beschäftigungsgrad        Prozent, Beschäftigungsgrad der Partne-
Partnerin 50 bis 60 Prozent                     70 Prozent, Beschäftigungsgrad der Part-        rin 40 Prozent
Matthias Renn ist es sehr wichtig, genü-        nerin 80 Prozent in Kaderstelle                 Emil Näf schätzt das Engagement des Kan-
gend Zeit mit den Kindern zu verbringen         Roland Unternährer findet den Mode­begriff      tons als Arbeitgeber für die bessere Umset-
und die Verantwortung bei der Betreuung         Work-Life-Balance zu ungenau, um die Kom-       zung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
zu übernehmen. Bemerkungen, dass er             plexität der Vereinbarkeit aller Lebensberei-   Seine Lebensqualität sei mit der Pensenre-
einen Tag frei habe, begegnet er mit dem        che zu benennen. Vielmehr handle es sich um     duktion bei der Geburt des jüngsten Kindes
freundlichen Hinweis, dass es sich dabei        eine Art Mobile aus mindestens fünf Berei-      spürbar gestiegen. Als Kantonspolizist an
um seinen Familientag mit den dazuge-           chen, die miteinander in Einklang gebracht      der Front habe er sich die Teilzeitanstellung
hörenden Verpflichtungen handle. Danach         werden wollen: Erwerbsarbeit, Kinderbetreu-     allerdings erkämpfen müssen. Viele Vorge-
gefragt, was die Vereinbarkeit in einem         ung, ehrenamtliche Tätigkeit, Paarbeziehung     setzte bei der Polizei gingen nach wie vor von
Team lebbar mache, nennt er Offenheit und       und Sozialbeziehungen. Diese Komplexität        einer hundertprozentigen Verfügbarkeit der
Verständnis seitens Kollegen und Kollegin-      gebe zwar im Alltag immer wieder Anlass         Mitarbeitenden aus. Dabei liessen sie aus-
nen sowie Vorgesetzten gegenüber unter-         zu Diskussionen, sei gleichzeitig aber auch     ser Acht, dass damit der Polizeiberuf für jene
schiedlichen Lebens- und Arbeitszeitmo-         umfangreiche Ressourcenquelle, da sie posi-     Männer an Attraktivität verliert, die ein part-
dellen. Hilfreich seien überdies gegenseitige   tive Veränderungen ermöglichen kann. Ein        nerschaftliches Rollenmodell leben möch-
Rücksichtnahme, weniger «Gärtchenden-           wichtiger Aspekt, um die Lebensqualität zu      ten. Werkzeuge wie der Vereinbarkeitssi-
ken» und eine Sensibilität für die Balance      erhöhen, ist aus Roland Unternährers Sicht      mulator unterstützen die Sensibilisierung für
von Geben und Nehmen im Team. Wichtig           die freiere Gestaltung der Zeiteinteilung in    das Thema; insbesondere unterstützen sol-
sei auch, dass der Kanton die Angestell-        den einzelnen Lebensbereichen. Dies bedingt     che Umfragen aus Näfs Sicht die Diskussion
ten sowie die Führungskräfte kontinuierlich     Flexibilität von den Arbeitnehmenden und        von Paaren vor der Kinderphase.
über die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit        ein Abschied von der nach wie vor dominie-
von Beruf und Familie informiere.               renden Präsenzkultur im Erwerbsleben. Für       Die Gespräche führte Brigitte M ­ eyer,
                                                die Kantonsverwaltung wünscht sich Roland       ­Fachspezialistin Kompetenzzentrum
                                                Unternährer mehr Jobsharingmöglichkeiten         ­Integration und Gleichstellung (KIG),
                                                auch auf Führungsebene.                           ­Departement des Innern

                                                                                                                                           19
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