7 Der Arbeitsmarkt - Fachkräftebarometer Frühe Bildung
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Der Arbeitsmarkt 7
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 Die Frühe Bildung hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu einem der wachstumsstärksten und Mikrozensus dynamischsten Teilarbeitsmärkte im gesamten Erwerbs- M1 und Beschäftigungssystem entwickelt. Als Triebfeder die- Der Mikrozensus ist eine amtliche, jährliche Stich ser Entwicklung sind insbesondere die Einführung eines probenerhebung bei 1% aller deutschen Haushalte. Neben An- gaben zur persönlichen und familialen Lage sowie zur Bildung Rechtsanspruchs auf Kindertagesbetreuung für Ein- und und zum Einkommen werden Daten zur beruflichen Situation Zweijährige und die damit einhergehenden Ausbau- und jedes Haushaltsmitglieds erfasst. Die vorliegenden Berechnun- Fördermaßnahmen zu identifizieren. Aber auch insge- gen basieren auf Mikrodatensätzen, die die Statistischen Ämter samt betrachtet hat sich der Arbeitsmarkt in den letz- des Bundes und der Länder für wissenschaftliche Zwecke zur ten Jahrzehnten in vielfältiger Hinsicht gewandelt. Zu Verfügung stellen. Die gewichteten Ergebnisse wurden auf die nennen sind hierbei der wirtschaftliche Strukturwandel, Bevölkerung hochgerechnet. die gesamtkonjunkturelle Entwicklung, eine steigende Im Gegensatz zur Beschäftigungsstatistik (▶ M2) werden mit Frauenerwerbsquote und verschiedene arbeitsmarkt dem Mikrozensus nicht nur Angaben über sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigte erhoben, sondern auch Tätige in anderen politische Maßnahmen, die sich in unterschiedlicher In- Erwerbsformen wie Selbstständige oder Beamte erfasst. Die tensität auf die einzelnen Teilarbeitsmärkte auswirken. Identifizierung Erwerbstätiger in der Frühen Bildung erfolgt da- gegen, ebenso wie bei der Beschäftigungsstatistik, über die Klas- Bereits die vorangegangenen Darstellungen zum Perso- sifikation der Berufe 2010 (KldB 2010) (▶ M5 im Datenanhang). nal in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege Allerdings wurde die Zielgruppe bei den Mikrozensus-Auswer- auf Grundlage der Kinder- und Jugendhilfestatistik zei- tungen noch zusätzlich über den Wirtschaftszweig 851 („Kinder- gen, dass die Frühe Bildung nach wie vor ein dynamisch gärten und Vorschulen“) eingegrenzt und auch die Kombination wachsendes und stark fachlich reguliertes Beschäfti- „Kinderbetreuung und -erziehung – Helfer/Anlerntätigkeit“ (83111) in die Berechnungen einbezogen. Zur Definition der übrigen Ver- gungsfeld ist (vgl. Kap. 2 und 4). Hierauf aufbauend wird gleichsberufe ▶ M6 (im Datenanhang). im Rahmen der nachfolgenden Analysen die berufliche Berufsangaben nach der KldB 2010 liegen im Mikrozensus und ökonomische Situation des Personals in der institu- aktuell für den Zeitraum 2012 bis 2018 vor. Auswertungen für tionellen Bildung, Betreuung und Erziehung im Horizont länger zurückliegende Zeiträume nach der „alten“ Klassifikation des Gesamtarbeitsmarkts sowie auch hinsichtlich ausge- der Berufe 1992 sind in den Fachkräftebarometern Frühe Bildung wählter Referenzberufe vergleichend betrachtet und vor 2014 und 2017 zu finden (Autorengruppe Fachkräftebarometer dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und allgemei- 2017, 2014). ner Arbeitsmarkttrends diskutiert. Die Grundgesamtheit für die Auswertungen bildete bis zum Erhebungsjahr 2016 die „aktive“, erwerbstätige1 Bevölkerung in Privatwohnungen und Gemeinschaftsunterkünften am Ort der Allein die statistische Erfassung der Beschäftigten in die- Hauptwohnung. In den darauffolgenden Erhebungsjahren wur- sem Teilarbeitsmarkt ist jedoch keinesfalls trivial. Im den die Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt für Perso- Gegensatz zur Kinder- und Jugendhilfestatistik sind die nen in Gemeinschaftsunterkünften (wie z.B. in Alten-, Pflege- und Personen in diesem Arbeitsfeld in den allgemeinen Ar- Behindertenheimen, Flüchtlingsunterkünften, Strafvollzugsan- beitsmarkt- und Haushaltsstatistiken wie dem Mikrozen- stalten) nicht mehr berücksichtigt. Die Abgrenzung bezieht sich sus (▶ M1) oder der Beschäftigungsstatistik (▶ M2), die demgemäß lediglich noch auf die Bevölkerung am Hauptwohn- verschiedensten Erhebungsinteressen und einer größe- sitz in Privathaushalten. Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten, Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit sowie ren Bandbreite an Arbeitsfeldern gerecht werden müssen, Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit werden nicht als eigene Gruppe ausgewiesen. Um die Bewegun- dabei nicht mitgerechnet. gen in der Frühen Bildung im Kontext des Gesamtarbeits- 1 Nach der Definition der International Labour Organization (ILO) sind Perso- markts dennoch abbilden zu können, muss ersatzweise nen ab dem Alter von 15 Jahren erwerbstätig, wenn sie in der Berichtswoche mindestens eine Stunde gegen Entgelt einer beruflichen Tätigkeit nachgehen auf eine Annäherung auf Grundlage der Klassifikation der bzw. in einem Arbeitsverhältnis stehen. Berufe (KldB) zurückgegriffen werden (▶ M5 im Datenan- hang). Trotz den daraus an einigen Stellen resultierenden statistischen Unschärfen, die zu Abweichungen von den Ähnlich schwierig gestaltet sich auch die berufssyste- Ergebnissen der Kinder- und Jugendhilfestatistik führen matische Einordnung der Frühen Bildung (vgl. Abb. 7.1; können, sind dies aktuell die hierfür einzig verfügbaren Tab. D7.1). Gemäß dem Klassifizierungsschema der Bun- und am ehesten zu verwendenden arbeitsmarktstatisti- desagentur für Arbeit (KldB 2010) ist die Frühe Bildung schen Annäherungsmöglichkeiten. unverkennbar als personenbezogene Dienstleistung im Feld der Sozialen Berufe einzuordnen. Hierfür spricht ne- ben der rechtlichen Verortung des Arbeitsfeldes im Ach- ten Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) auch die Ausbildung 134
7 Der Arbeitsmarkt Abb. 7.1 Berufssystematische Einordnung der Frühen Bildung zwischen Sozialen Berufen und Bildungsberufen 2018 (Deutschland; Anzahl Erwerbstätige; in %)1 Erwerbstätige insgesamt 39.709.234 Dienstleistungsberufe Produktionsberufe 29.561.282 (74 %) 10.109.712 (26 %) Personenbezogene Übrige Dienstleistungsberufe Dienstleistungsberufe 10.098.806 (34 %) 19.462.476 (66 %) Soziale Bildungs- Übrige Berufe berufe personenbezogene (inkl. Frühe Bildung) (inkl. Frühe Bildung) Dienstleistungsberufe 1.498.149 (15 %) 1.781.325 (18 %) 7.290.417 (72 %) Frühe Bildung 514.693 1 % v. Insgesamt 5 % v. Persb. DL-Berufe 34 % v. Soziale Berufe 29 % v. Bildungsberufe 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M6. Zuordnung der Berufssektoren nach Bundesagentur für Arbeit (Matthes u.a. 2015). Erwerbstätige insgesamt: inklusive 38.240 Erwerbstätige ohne Berufszuordnung. Soziale Arbeit: „Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege“ (Kennziffer 831). Bildungsberufe: „Lehrende und ausbildende Berufe“ (84) ohne außerschulische Lehrtätigkeiten. Weitere Berufsdefinitionen ▶ M5. Die Sozialen Berufe und die Bildungsberufe werden jeweils inklusive der nicht eindeutig zuordenbaren Frühen Bildung ausgewiesen. Aufgrund dieser doppelten Berücksichtigung addieren sich die Prozentangaben nicht auf 100%. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2018; eigene Berechnungen des Personals im Rahmen von primär sozialpädagogisch Vergleich mit anderen sozialen oder sozialpflegerischen ausgerichteten Bildungsgängen. Zu wenig beachtet wird Berufen sticht er dagegen eher durch den auffällig nied- demgegenüber jedoch die ebenfalls wichtige Bedeutung rigen Anteil von Personen ohne Berufsausbildung heraus der Frühen Bildung für das Arbeitsfeld des Bildungs (vgl. Tab. D7.2). personals, das auch im Rahmen der nationalen Bildungs- berichterstattung dem Bildungssektor zugeordnet wird Um der Positionierung der Frühen Bildung zwischen So- (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020). zial- und Bildungsberufen gerecht zu werden, werden in den folgenden Analysen sowohl ausgewählte Dienst- Die zentrale Bedeutung des Bildungsauftrags, der dem leistungsberufe, die übrigen Sozialen Berufe sowie Pfle- Feld der Kinderbetreuung zukommt, wird auch im Rah- geberufe, Bildungsberufe – für die exemplarisch die Be- men des SGB VIII in der Trias von „Erziehung, Bildung rufsgruppe der „Primarstufenlehrkräfte“ steht – und und Betreuung“ explizit formuliert. Des Weiteren ist Produktionsberufe als Referenzgrößen herangezogen. der Bildungscharakter der Angebotsformen in den Bil- Auf dieser Grundlage wird dargestellt, wie sich dieses dungs- und Erziehungsplänen der Bundesländer mitt- Segment der Dienste am Menschen im Kontinuum zwi- lerweile fest verankert. Für die Untersuchung des Teil- schen den Sozial- und Bildungsberufen hinsichtlich der arbeitsmarkts ist die berufssystematische Zuordnung Gewinnung von Fachkräften und der Attraktivität des Be- keinesfalls unerheblich, da je nach gewähltem Refe- rufsfeldes im Vergleich mit anderen Arbeitsfeldern posi- renzsystem ein anderer Vergleichsmaßstab anzusetzen tioniert. Hierbei soll neben der Standortbestimmung der ist. So zeichnet sich der Teilarbeitsmarkt der Frühen Bil- Frühen Bildung im Erwerbs- und Beschäftigungssystem dung im Vergleich zu den nahezu ausschließlich von aka- auch die Abschätzung von möglichen, bisher nicht voll- demischem Personal besetzten Bildungsberufen durch umfänglich ausgeschöpften Arbeitskräftepotenzialen für eine auffällig niedrige Akademisierungsquote aus. Im das Arbeitsfeld in den Fokus rücken. 135
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 7.1 Beschäftigungsentwicklung In der Gegenüberstellung mit den ausgewählten Ver- gleichsberufen wird der außerordentlich hohe Anstieg der Beschäftigtenzahlen im Teilarbeitsmarkt Frühe Bil- Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be dung noch deutlicher. So können die ebenfalls stark schäftigten im Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung wachsenden „übrigen Sozialen Berufe“ (+38%) oder wächst weiterhin in enormer Geschwindigkeit. die „Altenpflege“ (+34%) nicht mit der enormen Wachs- Zwischen 2012 und 2020 ist sie um 40% gestiegen. tumsdynamik in der Frühen Bildung Schritt halten (vgl. Abb. 7.2; Tab. D7.3). Die bereits im Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2019 skizzierte große Wachstumsdynamik im Teilarbeitsmarkt Die beachtliche Beschäftigungsentwicklung in der Frü- Frühe Bildung hat sich in den letzten Jahren ungebro- hen Bildung ist vornehmlich auf die speziellen Rahmen- chen in hohem Tempo weiter fortgesetzt (Autorengrup- bedingungen in diesem Teilarbeitsmarkt zurückzuführen. pe Fachkräftebarometer 2019, S. 104). Zwischen 2012 und Vor allem die politische Entscheidung, einen Rechtsan- 2020 hat sich das Personalvolumen in der Frühen Bildung spruch auf Kindertagesbetreuung für Ein- und Zweijäh- um rund 40% erhöht. Damit übersteigt die Zunahme der rige einzuführen, hat in Verbindung mit steigenden Ge- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (▶ M2) in die- burtenzahlen und wachsenden Betreuungswünschen der sem Bereich die positive Entwicklung des Gesamtarbeits- Eltern zu einem erheblichen Ausbau der Betreuungska- marktes (+13%) bei Weitem. Im Außenvergleich zeigt sich, pazitäten geführt. In der Folge entwickelte sich hieraus dass die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- die seit Jahren zu beobachtende enorme Arbeitsmarkt- tigten in der Frühen Bildung im betrachteten Zeitraum dynamik in diesem Beschäftigungssegment, die auch in sogar mehr als dreimal so stark wie auf dem Gesamt der Zunahme der sozialversicherungspflichtig Beschäf- arbeitsmarkt zunahm. tigten zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus dürften auch die generell positive Arbeits Beschäftigungsstatistik M2 marktentwicklung und der parallel verlaufende, unge- Vollständig werden die sozialversicherungspflichtig wöhnlich starke Ausbau öffentlich finanzierter Dienste der Beschäftigten über die Meldungen an die Sozialversicherungen vergangenen Jahre die Wachstumsdynamik in der Frü- erhoben, und Angaben über ihre Beschäftigung werden auf dieser hen Bildung zusätzlich begünstigt haben. Zudem sind die Grundlage von der Agentur für Arbeit in der Beschäftigungsstatis- Potenziale der Automatisierung und Rationalisierung mit tik veröffentlicht. Neben der bloßen Anzahl finden sich hier unter dem damit einhergehenden Personalabbau in einem Ar- anderem Angaben über die ausgeübte Tätigkeit, das Geschlecht, beitsfeld, das unzweifelhaft zu den personenbezogenen die Staatsangehörigkeit oder das Alter der Beschäftigten. Dienstleistungen zählt, verhältnismäßig gering (Baethge/ Die Codierung der Berufsangabe erfolgt gemäß der Klassifika- Baethge-Kinsky 2017, S. 46). tion der Berufe 2010, die im Jahr 2012 in der Beschäftigungsstatis- tik eingeführt wurde. Die Beschäftigten in der Frühen Bildung fin- det man dabei in der Klassifikation der Berufe vornehmlich in den Für sich genommen bildet die beachtliche Entwicklung drei Berufsgattungen „Kinderbetreuung und -erziehung – Helfer/ der Beschäftigtenzahlen im Teilarbeitsmarkt Frühe Bil- Anlerntätigkeit“ (83111), „Kinderbetreuung und -erziehung – fach- dung keinen hinreichenden Indikator für die Verände- lich ausgerichtete Tätigkeiten“ (83112) und „Aufsichtskräfte, Er- rung des Arbeitsaufkommens in diesem Erwerbssegment. ziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege“ (83193). Dabei ist Denkbar wäre, dass durch die Zunahme von Teilzeitbe- jedoch ein Großteil der Beschäftigten in der Berufsgattung 83111 schäftigungsverhältnissen oder Arbeitszeitreduzierun- nicht im Wirtschaftszweig „Kindergärten und Vorschulen“ tätig gen die Beschäftigtenzahlen auch anwachsen, ohne dass (Grgic 2014, S. 26 f.). Bei den Auswertungen der Beschäftigungs- statistik und bei der ebenfalls auf den Sozialversicherungsmel- die Menge der geleisteten Arbeitsstunden zunimmt. Eine dungen basierenden Entgeltstatistik wird diese Berufsgattung Gegenüberstellung zwischen der Entwicklung der An- daher nicht mitberücksichtigt. zahl der Erwerbstätigen und der geleisteten Arbeit zeigt Beachtet werden muss, dass die Beschäftigungsstatistik nicht jedoch, dass die Zahl der Vollzeitäquivalente (+25%) in über alle Erwerbstätigen Auskunft gibt. So zählen Erwerbstätige, der Frühen Bildung zwischen 2012 und 2018 sogar noch die keine Beiträge zum Sozialversicherungssystem leisten, defi- etwas stärker angewachsen ist als die Zahl der erwerbs nitionsgemäß nicht zu den sozialversicherungspflichtig Beschäf- tätigen Personen (+22%). Die parallele Zunahme der An- tigten. Dies betrifft in erster Linie die Beamten und die Selbst- zahl der Erwerbstätigen sowie der Vollzeitäquivalente lässt ständigen, aber auch andere Personenkreise wie Freiwillige, geringfügig Beschäftigte oder Ein-Euro-Jobber. Auswertungen sich über alle ausgewählten Vergleichsberufe und auf dem über die Erwerbstätigen insgesamt ermöglicht beispielsweise Gesamtarbeitsmarkt mit Ausnahme der „Energietechnik“ der Mikrozensus (▶ M1). beobachten (vgl. Tab. D7.4). 136
7 Der Arbeitsmarkt Abb. 7.2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 bis 2020 (Deutschland; Anzahl; Veränderung in %)1 Anzahl 35.000.000 +13 % Alle Beschäftigten 33.322.952 29.527.929 25.000.000 +17 % Dienstleistungsberufe 24.251.820 20.795.376 15.000.000 8.114.476 8.886.194 +10 % Produktionsberufe 5.000.000 +13 % Krankenpflege 1.000.000 1.024.757 904.376 826.485 +40 % Frühe Bildung 800.000 +38 % Übrige Soziale Berufe 763.543 588.992 +34 % Altenpflege 600.000 615.190 555.073 460.488 428.113 –2 % Energietechnik 400.000 437.767 225.043 234.513 +4 % Lehrkräfte Primarstufe 200.000 +26 % IT-Netzwerktechnik 174.287 137.969 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 1 Inklusive Auszubildende, ohne geringfügig Beschäftigte, ohne Beamte, ohne Selbstständige; Stichtag: 30.06., 2012: 31.12. Daten nach der rückwirkenden Revision von 2014. Lehrkräfte Primarstufe: inklusive stundenweise beschäftigte Lehrkräfte, inklusive Beamte. Weitere Anmerkungen ▶ M2. Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2015, 2016a, 2018a, 2019a, 2020a, 2021): Beschäftigungsstatistik; Statistisches Bundesamt (2020a): Schulstatistik – Allgemeinbildende Schulen; eigene Berechnungen 7.2 Soziodemografische Merkmale Geschlecht Trotz des massiven Anstiegs der Beschäftigtenzahl in der Frühen Bildung wird die Gewinnung und Bindung von Der Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung ist mit ei Fachkräften auch perspektivisch eine Herausforderung ner Frauenquote von rund 94% eines der am für die Träger der freien und öffentlichen Jugendhilfe dar- stärksten geschlechtsspezifisch segregierten, stellen. Dementsprechend wird die Erschließung neuer weiblich dominierten Arbeitsfelder. Personalgruppen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Angesichts dessen ist ein Blick auf die soziodemogra Die berufliche Geschlechtersegregation ist ein markan- fische Zusammensetzung des Arbeitsfeldes notwendig, tes und beständiges Charakteristikum des deutschen Ar- um mögliche Ansatzpunkte für eine strategisch ausge- beitsmarktes (Achatz 2008, S. 263–301; Rosenfeld/Trappe richtete Personalpolitik zur Absicherung des zukünftigen 2002, S. 231–267). In dieser Hinsicht bildet auch der Teil- Fachkräftebedarfs zu identifizieren. arbeitsmarkt Frühe Bildung keine Ausnahme. Mit einem Frauenanteil von rund 94% ist er gegenwärtig eines der am stärksten geschlechtsspezifisch segregierten, weib- 137
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 lich dominierten Arbeitsfelder auf dem Gesamtarbeits- und Sekretariat (714)“ aktuell das Arbeitsfeld mit den markt. Im Vergleich aller 144 Berufsgruppen weisen ge- meisten weiblichen Beschäftigten dar. mäß Mikrozensus 2018 lediglich die zwei Berufsgruppen „Arzt- und Praxishilfe (811)“ (98%) sowie „Hauswirtschaft Alter und Verbraucherberatung (832)“ (97%) eine noch höhe- re Frauenquote als die Frühe Bildung auf (vgl. Tab. D7.5). Im Jahr 2018 beträgt das Durchschnitts Das Aufbrechen geschlechterstereotyper Berufsorien- alter der Beschäftigten in der Frühen Bildung tierungen und die Akquise männlicher Beschäftigter als 41 Jahre. Damit zählt sie insgesamt zu den personalpolitische Ressource zur Deckung des Fachkräf- jüngeren Arbeitsfeldern. tebedarfs rangiert in diesem Arbeitsmarktsegment bis heute weit oben auf der fachpolitischen Agenda. Zwi- schen 2012 und 2018 konnten im Rahmen diesbezüglicher Zwischen 2012 und 2018 ist die Altersverteilung im Teil- Bestrebungen immerhin rund 16.100 (+100%) zusätzliche arbeitsmarkt Frühe Bildung überaus stabil geblieben. männliche Erwerbstätige für eine Tätigkeit in der Frühen Im Berichtszeitraum hat sich das Durchschnittsalter der Bildung gewonnen werden, während im entsprechenden Beschäftigten nur äußerst marginal verändert (2012: Zeitraum etwa 78.200 (+19%) neu eingestellte Frauen in 41,4 Jahre; 2018: 41,0 Jahre) (vgl. Abb. 7.4; Tab. D7.7). Hier- den Teilarbeitsmarkt strömten. Dies hat die geschlechts- mit bleibt die Frühe Bildung im Vergleich mit den aus- spezifische Grundverteilung im Vergleichszeitraum dem- gewählten Referenzberufen neben den „Primarstufen- entsprechend nur äußerst geringfügig verändert. Insge- lehrkräften“ das einzige Arbeitsfeld, bei dem zwischen samt ist der Frauenanteil in der Frühen Bildung zwischen 2012 und 2018 ein sinkendes Durchschnittsalter festge- 2012 und 2018 lediglich um 2,5 Prozentpunkte gesunken stellt werden kann. Im Unterschied dazu stieg das Durch- (2012: 96,2%; 2018: 93,7%) (vgl. Abb. 7.3; Tab. D7.6). schnittsalter in den ebenfalls sehr wachstumsstarken „übrigen Sozialen Berufen“ sowie bei der „Altenpflege“ Auch rein zahlenmäßig ist die Frühe Bildung einer der be- leicht an. deutsamsten Arbeitsmärkte für Frauen. Insgesamt üben aktuell 482.500 Frauen eine Tätigkeit in der Frühen Bil- Insgesamt betrachtet zählt die Frühe Bildung mit diesem dung aus. Im Berufsgruppenvergleich zeigt sich, dass in Durchschnittsalter im Berufsgruppenvergleich gegen- nur elf der insgesamt 144 Berufsgruppen mehr Frauen ar- wärtig eher zu den jüngeren Arbeitsfeldern. Im Segment beiten als in der Frühen Bildung. Mit rund 1,4 Millionen der „Sozialen Berufe“ ist die Frühe Bildung aktuell sogar weiblichen Beschäftigten stellt die Berufsgruppe „Büro das jüngste Berufsfeld. Ein grundlegender Faktor für die Abb. 7.3 Frauenquote in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 und 2018 (Deutschland; in %)1 Frühe Bildung Übrige Lehrkräfte Altenpflege Krankenpflege Büro und Energietechnik IT-Netz- Erwerbstätige Soziale Berufe Primarstufe Sekretariat werktechnik Insgesamt % 100 96 94 89 90 87 87 85 83 82 85 80 77 78 60 46 46 40 20 14 12 3 3 0 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und ▶ M6 im Datenanhang. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2012 und 2018; eigene Berechnungen 138
7 Der Arbeitsmarkt Abb. 7.4 Altersstruktur in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 und 2018 (Deutschland; in %; Mittelwert)1 2018 % Ø = 41,0 Ø = 43,1 Ø = 44,1 Ø = 44,5 Ø = 43,7 Ø = 44,2 Ø = 44,0 Ø = 43,2 Ø = 44,0 Jahre 100 50 Jahre und älter 80 31 38 33 42 39 41 39 33 38 30 bis unter 50 Jahre Unter 30 Jahre 60 40 45 42 56 43 43 41 43 54 45 20 24 20 11 15 18 18 17 13 16 0 Übrige Lehrkräfte IT- Erwerbs- Frühe Alten- Kranken- Büro und Energie- Soziale Primar- Netzwerk- tätige % Bildung pflege pflege Sekretariat technik Berufe stufe technik insgesamt 1 Grundgesamtheit: Erwerbs 100 tätige ohne Auszubildende, 30 31 38 34 30 33 33 25 33 Praktikantinnen und Prakti 80 kanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit 60 und ohne Beschäftigte in der 51 48 51 47 52 48 49 63 51 Freistellungsphase der Alters- 40 teilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und 20 ▶ M6 im Datenanhang. 0 20 21 11 18 18 19 18 13 17 Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Ø = 41,4 Ø = 41,8 Ø = 44,8 J. Ø = 43,0 Ø = 42,2 Ø = 43,0 Ø = 42,6 Ø = 42,0 Ø = 43,1 Jahre Mikrozensus, 2012 und 2018; 2012 eigene Berechnungen in den letzten Jahren zu beobachtende – wenn auch nur gen (Klinger/Fuchs 2020, S. 1). Ausschlaggebend ist ne- äußerst marginale – Verjüngung des Arbeitsfeldes könnte ben der vermehrten Erwerbsbeteiligung von Frauen und der beträchtliche Zuwachs an Berufseinstiegen darstel- der Verlängerung der Lebensarbeitszeit vor allem auch len (vgl. Kap. 2.5). Aufgrund der aktuell vergleichsweise die Zunahme von Arbeitskräften aus dem Ausland. Im günstigen Arbeitsmarktbedingungen gewinnen jedoch Rahmen einer differenzierten Betrachtung zeigt sich je- auch weitere Formen der Personalgewinnung an Bedeu- doch, dass sich Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund tung. So könnte der Wechsel von Beschäftigten aus ande- (▶ M3) sehr ungleich auf die verschiedenen Berufsseg- ren Berufsfeldern oder der Wiedereinstieg von erfahrenen mente am Arbeitsmarkt verteilen. Fachkräften, die vorübergehend aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden waren, durch die aussichtsreichen Be- Migrationshintergrund schäftigungsmöglichkeiten in der Frühen Bildung be- M3 fördert werden. Diese Einflussgrößen sorgen dafür, dass Personen mit Migrationshintergrund werden im Mikro trotz des kontinuierlich größer werdenden Ausbildungs- zensus (▶ M1) folgendermaßen definiert: „Eine Person hat einen volumens und der damit einhergehenden großen Wachs- Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein tumsdynamik keine stärkeren Verjüngungstendenzen Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt des Arbeitsfeldes zu verzeichnen sind. besitzt“ (Statistisches Bundesamt 2019a, S. 4). Diese Definition kann sowohl auf Personen mit deutscher, doppelter oder auch ausländischer Staatsangehörigkeit zutreffen. Weiterhin schließt Migration diese Definition Personen ein, die sowohl dauerhaft nach Deutschland eingewandert sind als auch solche, die nur vorü- bergehend ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Im Jahr 2018 hat jede sechste beschäftigte Aus methodischen Gründen können die solchermaßen de- Person in der Frühen Bildung einen finierten Personen mit Migrationshintergrund im Mikrozensus Migrationshintergrund. nicht vollständig erfasst werden, da die Information über die Staatsangehörigkeit der Eltern nur für die Elternteile erhoben Trotz des demografischen Wandels ist das Arbeitskräfte- wird, die (noch) gemeinsam mit dem jeweiligen Kind in einem Haushalt leben. angebot in Deutschland in den letzten Jahren angestie- 139
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 Abb. 7.5 Migrationsquote in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 und 2018 (Deutschland; in %)1 Frühe Bildung Übrige Lehrkräfte Altenpflege Krankenpflege Büro und Energietechnik IT-Netz- Erwerbstätige Soziale Berufe Primarstufe Sekretariat werktechnik Insgesamt % 40 35 29 30 23 24 25 21 21 20 17 17 18 17 16 15 15 15 13 12 11 10 10 8 5 5 0 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 2012 2018 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1, ▶ M3 und ▶ M6 im Datenanhang. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2012 und 2018; eigene Berechnungen Im Jahr 2018 waren rund 85.700 der insgesamt 8,2 Mil- tionshintergrund lediglich bei den Primarstufenlehr- lionen Erwerbstätigen mit Migrationshintergrund in der kräften (8%) deutlich geringer ausfällt als im Arbeitsfeld Frühen Bildung tätig. Ihr Anteil an allen Beschäftigten in Frühe Bildung. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil von Be- der Frühen Bildung lag somit bei 17%. Im Jahr 2012 be- schäftigten mit Migrationshintergrund in der Altenpflege wegte sich der entsprechende Anteilswert mit 11% auf ei- (29%) weit über dem entsprechenden Wert auf dem Ge- nem deutlich niedrigeren Niveau (vgl. Abb. 7.5; Tab. D7.8). samtarbeitsmarkt (24%). Hierbei dürfte aber auch die Obgleich der Anteil also im Vergleichszeitraum verhält- Differenz zwischen akademischen und nichtakademi- nismäßig stark angestiegen ist, liegt der entsprechende schen Arbeitsmärkten eine Rolle spielen. Wert auf dem Gesamtarbeitsmarkt nach wie vor deutlich höher (24%). Auch Personen mit einem im Ausland erworbenen Be- rufsabschluss haben nicht selten Schwierigkeiten, eine Diese Diskrepanz erklärt sich zumindest teilweise da- ausbildungsadäquate Beschäftigung im Feld der Frühen durch, dass die Frühe Bildung für Personen ohne, in der Bildung zu finden. Im Jahr 2019 gab es 3.615 Anerken- Regel einschlägige, abgeschlossene Berufsausbildung nungsverfahren nach Landesrecht in der Berufshaupt- nur wenige Beschäftigungsoptionen bietet. Dies wirkt gruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Be- sich im besonderen Maß auf die Zugangsmöglichkeiten rufe, Theologie“. Von diesen entfielen insgesamt rund von Menschen mit Migrationshintergrund aus, da diese 1.587 Verfahren allein auf den Beruf der Erzieherin bzw. wesentlich seltener über einen Berufsabschluss verfü- des Erziehers. gen als Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. Folg- lich fällt der Anteil von Beschäftigten mit einem Migra- Informationen zur Bescheidung der Anerkennungsver- tionshintergrund insbesondere in Berufsbereichen mit fahren liegen gegenwärtig ausschließlich für die gesam- tendenziell eher geringen Qualifikationsanforderungen te Berufshauptgruppe „Erziehung, soziale und hauswirt- oder kurzer Ausbildungsdauer höher aus (vgl. Tab. D7.9). schaftliche Berufe, Theologie“ vor. In dieser wurden im Inwieweit Sprachbarrieren oder das Fehlen vergleich Berichtszeitraum 2.944 Anerkennungsverfahren nach barer Berufsabschlüsse in den Herkunftsländern der Be- Landesrecht bereits abgeschlossen. Davon endeten 918 schäftigten Einfluss auf den vergleichsweise niedrigen (31%) mit der Bescheinigung einer vollständigen Gleich- Migrationsanteil in der Frühen Bildung haben, kann mit- wertigkeit des im Ausland erworbenen Berufsabschlus- hilfe der Mikrozensusdaten nicht beantwortet werden. ses. Geringer war der Anteil der vollständig positiv be- schiedenen landesrechtlichen Verfahren lediglich bei Im Vergleich mit den ausgewählten Berufsgruppen wird den „lehrenden und ausbildenden Berufen“ (14%) und ersichtlich, dass der Anteil von Beschäftigten mit Migra den „Sprach-, literatur-, geistes-, gesellschafts- und wirt- 140
7 Der Arbeitsmarkt schaftswissenschaftlichen Berufen“ (23%). In 1.344 Vor- 7.3 Beschäftigungsbedingungen gängen (45%) wurde die „teilweise Gleichwertigkeit“ ermittelt oder die Notwendigkeit einer „Ausgleichsmaß- Teilzeitbeschäftigung nahme“ festgelegt (Statistisches Bundesamt 2019b). Auffällig hoch ist der Anteil der negativ beschiedenen An- Die Frühe Bildung zeichnet sich, wie andere erkennungsverfahren in der Berufshauptgruppe „Erzie- weiblich dominierte Arbeitsfelder auch, durch hung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“. eine überdurchschnittlich hohe Teilzeitbe So wurde im Berichtsjahr jeder vierte Anerkennungs schäftigungsquote aus. antrag (25%) negativ beschieden. Der Anteil der negativ beschiedenen Verfahren war nur im Bereich „nichtme- dizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellness Seit dem letzten Jahrhundert hat sich die Zusammen berufe, Medizintechnik“ höher (44%), wobei anzumer- setzung der Erwerbsformen am Arbeitsmarkt deut- ken ist, dass das Verfahrensaufkommen in dieser Gruppe lich verändert. Eines der markantesten Charakteristika deutlich geringer war. Im Vergleich dazu lag der Anteil dieser Strukturveränderung ist die stark angestiegene der negativ beschiedenen Anträge in der Gruppe „Tech- Verbreitung von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen. nische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Tendenzen zur Verkürzung und Flexibilisierung der Ar- Produktionssteuerungsberufe“ – in der das Verfahrens beitszeit zeigen sich bereits seit den 1960er-Jahren (Koh- aufkommen ähnlich hoch war wie in der Berufshaupt- ler/Spitznagel 1995, S. 339) und sind vor allem auf den gruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Be- Ausbau des Dienstleistungssektors sowie die vermehr- rufe, Theologie“ – lediglich bei 2%.1 te Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen zurückzuführen. Obwohl sich in den letzten Jahren auch die Anzahl der in Teilzeit tätigen Männer erhöht hat, sind es in Deutsch- 1 Erfasst sind dabei die Entscheidungen vor einem möglichen Rechtsbehelf. land weiterhin vor allem weibliche Erwerbstätige, die Abb. 7.6 Gründe für Teilzeitbeschäftigung und Teilzeitquote in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2018 (Deutschland; in %; Teilzeitquote)1 Teilzeitquote: 43,5 % 50,3 % 39,5 % 50,8 % 41,0 % 51,7 % 4,2 % 8,8 % 49,1 % 12,0 % 29,1 % Übrige IT- Erwerbs- Frühe Lehrkräfte Alten- Kranken- Büro und Energie- % Soziale Netzwerk- Frauen Männer tätige Bildung Primarstufe pflege pflege Sekretariat technik Berufe technik insgesamt 100 33 42 33 46 41 39 67 48 40 54 43 Sonstige Gründe/ Ohne Angabe 80 Schulausbildung, Studium oder sonstige Aus- oder 4 3 Fortbildung 60 2 10 6 7 Vollzeittätigkeit 9 15 2 14 10 6 9 nicht zu finden 17 11 15 5 9 40 21 Sonstige persönliche 18 17 23 17 oder familiäre 15 15 12 4 14 Verpflichtungen 20 2 10 Betreuung von 7 13 Kindern, Pflege- 6 bedürftigen oder 36 24 47 22 29 25 12 17 28 4 23 0 Behinderten 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und ▶ M6 im Datenanhang. Teilzeit gemäß Selbstauskunft der Befragten zu ihrem Arbeitsverhältnis. Arbeitsverhältnisse mit einem Stundenumfang von unter 25 bzw. über 36 Stunden wurden ggf. zu „Teilzeit“ bzw. „Vollzeit“ korrigiert. Der Anteil der Teilzeitarbeitsverhältnisse nach Selbstauskunft ist gegenüber einer Teilzeitquote mit einer festen Stundenschwelle von 38 Stunden erheblich niedriger. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2018; eigene Berechnungen 141 ,
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 mit verminderter Wochenstundenzahl arbeiten und den Großteil der Teilzeitbeschäftigten am Arbeitsmarkt aus- Rund 7% der Beschäftigten in der Frühen machen. Diese Unterschiede spiegeln sich in besonde- Bildung würden ihre wöchentliche Arbeitszeit rem Maß in den durchschnittlichen Beschäftigungsum- gerne erhöhen. fängen und Teilzeitquoten stark geschlechtsspezifisch segregierter Arbeitsmarktsegmente wider. In der öffentlichen Diskussion wird Teilzeitbeschäftigung nicht selten als ein eher homogenes Flexibilisierungs- Auch im Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung findet sich die für phänomen wahrgenommen, wonach die Mehrzahl der ein stark weiblich dominiertes Arbeitsfeld typische hohe Teilzeitbeschäftigten auf einer sogenannten „halben“ Teilzeitquote. Gemäß Mikrozensus 2018 arbeiten etwa Stelle arbeitet. Eine genauere Betrachtung zeigt jedoch, 44% der Beschäftigten in der Frühen Bildung in Teilzeit. dass sich eine Vielzahl von strukturell durchaus ver- Bei allen erwerbstätigen Frauen liegt der entsprechen- schiedenen Arbeitsverhältnissen unter dieser Beschäfti- de Wert bei ca. 49%. Im Vergleich dazu arbeiten aktuell gungsform subsumieren lässt. Das Spektrum reicht von nur rund 12% aller erwerbstätigen Männer in einem Be- vollzeitnahen Beschäftigungsverhältnissen, die sich schäftigungsverhältnis mit reduzierter Wochenstunden- beispielsweise hinsichtlich möglicher Aufgabenprofi- zahl. In der Energietechnik, die ein nahezu ausschließlich le, Karrierechancen oder Entgeltstrukturen wenig oder von Männern besetztes Arbeitsfeld darstellt (Männerquo- gar nicht von einer Vollzeitbeschäftigung unterscheiden, te: 97%), liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten die- über klassische Halbtagsstellen bis hin zu geringfügigen sem Trend folgend lediglich bei rund 4% (vgl. Abb. 7.6; Beschäftigungsverhältnissen mit zehn oder weniger Wo- Tab. D7.10). chenstunden. Die hohe Teilzeitquote von Frauen scheint primär im Pro- Im Teilarbeitsmarkt Frühe Bildung liegt die durchschnitt- blem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. fami liche wöchentliche Arbeitszeit gemäß Mikrozensus 2018 liären Verpflichtungen begründet zu sein. So gaben insge- bei 32,7 Stunden; sie bewegt sich damit nur etwa 2,1 Stun- samt etwa 45% der teilzeitbeschäftigten Frauen an, dass den unter dem Gesamtdurchschnitt aller Erwerbstätigen. die Betreuung von Kindern, Pflegebedürftigen oder be- Der durchschnittliche Beschäftigungsumfang befindet hinderten Personen bzw. sonstige persönliche und fami sich somit auf einem vergleichsweise hohen Niveau für liäre Verpflichtungen der zentrale Grund für die Ausübung ein für ein vornehmlich von weiblichen Erwerbstätigen einer Teilzeittätigkeit seien. Fehlende Vollzeitstellen sind besetztes Arbeitsfeld. Im Kontrast dazu liegt die durch- demgegenüber mit 10% ebenso wie Bildungs- bzw. Wei- schnittliche Wochenarbeitszeit der erwerbstätigen Frau- terbildungsaktivitäten (7%) nur relativ selten Grund für en insgesamt mit 30,2 Stunden deutlich darunter (Män- die Ausübung einer Teilzeittätigkeit. Die Beweggründe für ner: 38,7 Stunden). Im größten Frauenarbeitsfeld „Büro die Wahl einer Teilzeitbeschäftigung der erwerbstätigen und Sekretariat“ – zumindest in absoluten Zahlen gemes- Frauen in der Frühen Bildung zeigen sich in dieser Hin- sen – beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit lediglich sicht nahezu identisch mit denen der erwerbstätigen 28,4 Stunden (vgl. Abb. 7.7; Tab. D7.11). Frauen insgesamt. Insgesamt sind die Beschäftigten in der Frühen Bildung Demgegenüber ist bei männlichen Erwerbstätigen die weitestgehend zufrieden mit ihren Beschäftigungs Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. familiären Ver- umfängen. Bundesweit gaben nur 7% der Erwerbs pflichtungen nur in den seltensten Fällen der Grund für tätigen in der Kindertagesbetreuung an, die durchschnitt eine Teilzeitbeschäftigung. Bei einer ohnehin vergleichs- liche Wochenarbeitszeit erhöhen zu wollen, und zwar weise niedrigen Teilzeitquote von rund 12% nennen ins- im Mittel um 8,1 Stunden (alle erwerbstätigen Frauen: gesamt nur 10% der in Teilzeit tätigen Männer die Be- 11,4%). Bei einem West-Ost-Vergleich zeigt sich, dass ein treuung von Kindern oder persönliche und familiäre Wunsch nach Mehrarbeit geringfügig häufiger von den Verpflichtungen als Ursache für ihren reduzierten Arbeits- Beschäftigten in Ostdeutschland (10%) geäußert wird zeitumfang. In mehr als der Hälfte der Fälle (54%) sind als in Westdeutschland (6%). Insgesamt wird eine Re- sonstige, nicht näher definierte Gründe entscheidend für duzierung der Wochenarbeitszeit (bei entsprechend ge- die Ausübung einer Teilzeittätigkeit. Bildungsaktivitäten ringerem Lohn) in der Frühen Bildung und auch auf dem nennen 23% der Männer – damit liegt der entsprechen- Gesamtarbeitsmarkt nur sehr selten gewünscht (Frühe de Anteilswert mehr als dreimal so hoch wie bei den er- Bildung: 5%; alle Erwerbstätige: 3%) (vgl. Tab. D7.12). werbstätigen Frauen –, und in 13% der Fälle war keine Vollzeittätigkeit zu finden. 142
7 Der Arbeitsmarkt Abb. 7.7 Beschäftigungsumfang in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2018 (Deutschland; in %; Mittelwert)1 % Ø = 32,7 Ø = 30,4 Ø = 32,6 Ø = 31,0 Ø = 33,1 Ø = 28,4 Ø = 39,2 Ø = 39,2 Ø = 30,2 Ø = 38,7 Ø = 34,8 Std. 2 6 2 4 3 9 1 1 7 3 5 100 2 unter 1 3 11 4 6 10 Wochenstunden 16 15 13 8 4 13 17 10 bis unter 18 8 22 21 Wochenstunden 80 26 24 11 21 bis unter 20 32 Wochenstunden 28 28 9 23 20 32 bis unter 60 11 16 38 Wochenstunden 17 8 38 und mehr 12 8 10 Wochenstunden 12 40 46 41 46 39 52 42 84 84 43 80 63 20 0 Frühe Übrige Lehrkräfte Alten- Kranken- Büro und Energie- IT- Frauen Männer Erwerbs- Bildung Soziale Primarstufe pflege pflege Sekretariat technik Netzwerk- tätige Berufe technik insgesamt 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und ▶ M6 im Datenanhang. Beschäftigungsumfang: normalerweise geleistete Arbeitszeit je Woche (einschließlich regelmäßig geleisteter Überstunden). Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2018; eigene Berechnungen Trotz der vermehrten Integration von Frauen in den Ar- Insgesamt zeigt die Verteilung von Teilzeit- und Vollzeit- beitsmarkt und des veränderten Rollenverständnisses arbeit in Partnerschaften, dass sich die Arbeitszeiten zwi- der Geschlechter deuten die Ergebnisse darauf hin, dass schen den Partnern nicht ausgleichen in dem Sinne, dass die Ausübung einer Teilzeittätigkeit auch gegenwärtig , sich Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung ergänzen. Viel- noch eine primär geschlechtsspezifische Option darstellt, mehr sind unabhängig davon, ob eine Frau in Vollzeit die es weiblichen Erwerbstätigen ermöglicht, neben der oder Teilzeit arbeitet, die Quoten für Vollzeit- bzw. Teil- Erwerbsarbeit weiterhin die geschlechtsspezifischen Er- zeitarbeit oder Erwerbslosigkeit des Partners mehr oder wartungen im Hinblick auf die häusliche und pflegerische weniger identisch. So leben die Beschäftigten in der Frü- Verantwortung zu erfüllen. hen Bildung unabhängig von ihrem eigenen Arbeitszeit- umfang überwiegend mit einem vollzeitbeschäftigten Einkommensverhältnisse in Haushalten und Partner zusammen. Dieses partnerschaftliche Erwerbs- Verteilung beruflicher Arbeit in Partnerschaften muster ist sicherlich der Frauendominanz des Arbeitsfel- des geschuldet. Nur selten ist der (zumeist männliche) Partner in Teilzeit tätig (9 bzw. 6%) oder wie in 12 bzw. Die Erwerbstätigen in der Frühen Bildung leben 11% der Fälle nicht erwerbstätig (vgl. Abb. 7.8; Tab. D7.13). größtenteils in Partnerschaften und ergänzen mit ihrer Tätigkeit neben einem in Vollzeit Die Verteilung der beruflichen Arbeit in den Partner- tätigen Partner das Haushaltseinkommen. schaftsbeziehungen der Beschäftigten in der Frühen Bildung ist damit nahezu identisch mit den Erwerbs Wie bereits aufgezeigt, arbeiten die erwerbstätigen Frau- konstellationen von Frauen in Partnerschaftsbeziehun- en in der Frühen Bildung ebenso wie in anderen weib- gen insgesamt. Im Unterschied dazu übt die Mehrzahl der lich dominierten Arbeitsfeldern zu einem großen Anteil erwerbstätigen Männer unabhängig vom Erwerbsstatus in Teilzeit, um die berufliche Tätigkeit mit Familienarbeit des (zumeist weiblichen) Partners eine Vollzeittätigkeit zu vereinbaren, während erwerbstätige Männer nur ver- aus. Auffällig erscheint, dass die Teilzeitbeschäftigung ei- hältnismäßig selten zugunsten von häuslicher Arbeit in nes Mannes in der Regel auch nicht durch eine Vollzeit- Teilzeit tätig sind. tätigkeit des (zumeist weiblichen) Lebenspartners aus- 143
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 Abb. 7.8 Kombinationen von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung Erwerbstätiger und ihrer Partnerinnen und Partner in der Frühen Bildung im Vergleich zu erwerbstätigen Frauen und Männern insgesamt 2018 (Deutschland; in %)1 Vollzeit/Vollzeit 79 Vollzeit/Teilzeit 9 Frühe Bildung Vollzeit/n. erwerb. 12 Teilzeit/Vollzeit 83 Teilzeit/Teilzeit 6 Teilzeit/n. erwerb. 11 Vollzeit/Vollzeit 82 Frauen insgesamt Vollzeit/Teilzeit 6 Vollzeit/n. erwerb. 12 Teilzeit/Vollzeit 80 Teilzeit/Teilzeit 8 Teilzeit/n. erwerb. 12 Vollzeit/Vollzeit 37 Männer insgesamt Vollzeit/Teilzeit 43 Vollzeit/n. erwerb. 19 Teilzeit/Vollzeit 27 Teilzeit/Teilzeit 40 Teilzeit/n. erwerb. 33 Erwerbstätige insgesamt Vollzeit/Vollzeit 51 Vollzeit/Teilzeit 32 Vollzeit/n. erwerb. 17 Teilzeit/Vollzeit 72 Teilzeit/Teilzeit 13 Teilzeit/n. erwerb. 15 0 20 40 60 80 100 % Partner/in in Vollzeit Partner/in in Teilzeit Partner/in nicht erwerbstätig Zielperson in Vollzeit Zielperson in Teilzeit 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige in Partnerschaften ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und ▶ M6 im Datenanhang. Partner/in: im Haushalt lebende verheiratete und unverheiratete Lebenspartnerinnen und Lebenspartner. Teilzeit und Vollzeit gemäß Selbstauskunft der Befragten zu ihrem Arbeitsverhältnis. Arbeitsverhältnisse mit einem Stundenumfang von unter 25 bzw. über 36 Stunden wurden ggf. zu „Teilzeit“ bzw. „Vollzeit“ korrigiert. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2018; eigene Berechnungen geglichen wird. So haben nur 27% der in Teilzeit tätigen für Frauenberufe typisch (Frauen insgesamt: 44%) – und Männer eine in Vollzeit erwerbstätige Partnerin, wohin- erwartungsgemäß erheblich geringer als bei den er- gegen 37% der vollzeitbeschäftigten Männer auch eine werbstätigen Männern insgesamt (83%). vollzeitbeschäftigte Lebenspartnerin haben. Zusammenfassend betrachtet leben die Erwerbstätigen Die Verteilung der Beschäftigungsumfänge schlägt sich in der Frühen Bildung zwar in der Mehrheit der Fälle in auch in der Bedeutung des Einkommens der Erwerbs Partnerschaften und ergänzen innerhalb dieser Partner- tätigen in der Frühen Bildung für das gesamte Haushalts- schaften mit ihrer Tätigkeit neben einem vollzeittätigen einkommen nieder. In 48% aller Haushalte ist die oder Partner das Haushaltseinkommen, aber die Frühe Bil- der Erwerbstätige aus der Frühen Bildung Hauptein- dung ist keinesfalls ein Arbeitsfeld, für das eine gering kommensbezieher des Haushalts, wobei rund ein Vier- fügige, ergänzende Rolle der Berufstätigkeit typisch tel der Tätigen in der Frühen Bildung alleinerziehend wäre. Einen besonders kleinen Teil des Haushaltsein- oder alleinstehend in Einpersonenhaushalten ist und kommens (bis zu 25%) steuern vielmehr nur rund 13% in diesen Haushalten (fast) zwangsläufig das Hauptein- der Tätigen in der Frühen Bildung bei, während immer- kommen erwirtschaftet (vgl. Tab. D7.14). Die Quote ist hin fast ein Viertel (23%) das gesamte Haushaltseinkom- vor diesem Hintergrund daher eher niedrig – wenn auch men erwirtschaftet (vgl. Tab. D7.15). 144
7 Der Arbeitsmarkt Befristete Beschäftigungsverhältnisse Nichtsdestotrotz liegt der Befristungsgrad in der Frühen Bildung weiterhin über dem durchschnittlichen Befris- tungsanteil aller Erwerbstätigen. Im Vergleich mit allen Die Anzahl befristeter Beschäftigungs 144 Berufsgruppen steht die Frühe Bildung mit ihrer Be- verhältnisse in der Frühen Bildung hat weiter fristungsquote auf dem Rangplatz 46 und somit im oberen abgenommen. Aktuell haben nur noch 9,7% Viertel der Verteilung (vgl. Tab. D7.17). der erwerbstätigen Personen in diesem Teil arbeitsmarkt einen befristeten Arbeitsvertrag. Gemäß den Eigenangaben der befristeten Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer sind 22,7% der Beschäftig- Gegenwärtig sind rund 3 Millionen oder 8,6% aller Er- ten in der Frühen Bildung ein befristetes Arbeitsverhältnis werbstätigen in Deutschland befristet beschäftigt. An- eingegangen, weil keine unbefristete Stelle verfügbar war. ders als bei den Beschäftigungsumfängen zeigen sich bei Dahingegen haben sich nur gut 3% der Beschäftigten aus der Häufigkeit von befristeten Arbeitsverträgen bei Män- eigenen Beweggründen für ein befristetes Arbeitsverhält- nern und Frauen keine Unterschiede. So sind aktuell 8,5% nis entschieden. Jede fünfte beschäftigte Person (20,6%) der erwerbstätigen Männer und 8,7% der Frauen befristet ist aufgrund eines Probezeit-Arbeitsvertrages befristet beschäftigt (vgl. Abb. 7.9; Tab. D7.16). tätig. Bei 44,8% der Personen mit befristeter Erwerbs- tätigkeit wurden keine spezifischen Befristungsgründe Im Zeitverlauf wird ersichtlich, dass die Befristungshäu- benannt. Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen zei- figkeit auf dem Gesamtarbeitsmarkt in den vergangenen gen sich hinsichtlich der Befristungsmotive nur sehr ge- Jahren leicht zurückgegangen ist (2012: 9,3%; 2018: 8,6%). ringe Unterschiede. Insbesondere in der Krankenpflege Diesem Trend folgt auch die Befristungsquote in der Frü- (18%) und im Bereich „Büro und Sekretariat“ (16,7%) sind hen Bildung. Während 2012 noch etwa 12,6% des Personals unfreiwillige Befristungen allerdings seltener als im Teil in Kindertageseinrichtungen befristet beschäftigt waren, arbeitsmarkt Frühe Bildung (vgl. Tab. D7.18). sind es aktuell noch 9,7%. Damit ist die Befristungsquote in diesem Teilarbeitsmarkt geringer als bei den „übrigen Über die Befristungsgründe des Arbeitgebers finden sich Sozialen Berufen“ (15,1%) und befindet sich in etwa auf ei- im Mikrozensus keine Informationen. Wenngleich zumin- nem Niveau mit der „Altenpflege“ (10,3%) (vgl. Abb. 7.9). dest im Hinblick auf die Antwortkategorien „Probezeit- Abb. 7.9 Gründe für befristete Beschäftigung in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2018 (Deutschland; in %; Befristungsquote)1 Befristungsquote: 9,7 % 15,1 % 10,3 % 5,6 % 8,6 % 8,7 % 8,5 % 8,6 % % Frühe Übrige Soziale Alten- Kranken- Büro und Erwerbstätige Frauen Männer Bildung Berufe pflege pflege Sekretariat insgesamt 100 Andere Gründe 45 51 33 37 47 43 43 43 Ausbildung 80 Probezeit – Arbeitsvertrag Dauerstellung nicht gewünscht 60 10 13 Dauerstellung nicht zu 10 10 10 finden 9 9 13 40 32 21 26 21 22 22 14 17 3 4 4 5 5 5 20 7 7 23 21 21 18 17 21 20 21 0 1 Grundgesamtheit: Erwerbstätige ohne Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie ohne Beschäftigte in Mutterschutz oder Elternzeit und ohne Beschäftigte in der Freistellungsphase der Altersteilzeit. Weitere Anmerkungen ▶ M1 und ▶ M6 im Datenanhang. Ohne Selbständige und mithelfende Angehörige, Freiwilligendienstleistende, Wehrdienstleistende. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 2018; eigene Berechnungen 145
Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2021 Abb. 7.10 Bruttomonatsentgelte der Vollzeitbeschäftigten in der Frühen Bildung im Vergleich zu ausgewählten Berufen 2012 und 2019 (Deutschland; Median; Veränderung in %)1 Frühe Übrige Alten- Kranken- Büro und Energie- IT- Frauen Männer Erwerbs- Bildung Soziale pflege pflege Sekretariat technik Netzwerk- tätige Berufe technik insgesamt 14 % €* 5.000 4.000 19 % 19 % 21 % 16 % 22 % 19 % 18 % 22 % 25 % 3.000 2.000 1.000 5.171 4.532 3.649 3.616 3.560 3.534 3.428 3.401 3.309 3.073 3.076 3.000 2.980 3.117 2.884 2.812 2.775 2.558 2.778 2.216 0 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 2012 2019 *Median des Bruttomonatsentgelts in Euro 1 Bruttomonatsentgelte für die sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in der Kerngruppe. Stichtag: 31.12. Weitere Anmerkungen ▶ M2 und ▶ M5 im Datenanhang. 2012 Geschlecht: Daten vor der Revision. Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2013, 2020b): Entgeltstatistik; eigene Berechnungen Vertrag“ und „Ausbildung“ eine Überschneidung mit den Sozial- und Erziehungsdienst (TVöD-SuE) eingruppiert. arbeitgeberseitigen Befristungsmotiven hergestellt werden Demzufolge liegt das Bruttoeinstiegsgehalt einer Erziehe- kann. Unklar bleibt auch, ob nach dem Auslaufen der Be- rin bzw. eines Erziehers gemäß den tarifrechtlichen Verein- fristung ein Ausscheiden aus dem Betrieb oder der Über- barungen aktuell bei rund 2.879 Euro. Ausgebildete Kinder gang in eine befristete oder unbefristete Anschlussbeschäf- pflegerinnen und -pfleger werden hingegen im Normalfall tigung erfolgt. Aktuelle Zahlen aus der Stellenerhebung des in die Entgeltgruppe S3 eingruppiert und können somit ge- Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zei- mäß Tarifvertrag bei der Ausübung einer Vollzeittätigkeit gen, dass die Übernahmequoten in den vergangenen Jah- ein Bruttoeinstiegsgehalt von etwa 2.527 Euro erwarten. ren merklich gestiegen sind. Aktuell werden etwa 44% der Erwerbstätigen nach dem Auslaufen eines befristeten Ar- Weitere Informationen zu den Bruttomonatsgehältern beitsvertrags weiterbeschäftigt (Hohendanner 2019, S. 1). des pädagogischen Personals in öffentlichen Kinder tageseinrichtungen und anderen öffentlichen Bildungs- Entgelt einrichtungen finden sich in der Personalstandstatistik des öffentlichen Dienstes. Gemäß dieser lag das durch- schnittliche Bruttomonatsgehalt in der öffentlichen Kin- Die Gehälter in der Frühen Bildung sind dertagesbetreuung im Jahr 2019 bei etwa 3.800 Euro zwischen 2012 und 2019 um rund 22% gestiegen. und somit erheblich unterhalb des durchschnittlichen Entgelts von 5.300 Euro in öffentlichen Grundschulen Die vergleichsweise günstige Arbeitsmarktlage für Erwerbs- (Statistisches Bundesamt 2020b). Zu berücksichtigen ist, tätige in der Frühen Bildung spiegelt sich auch in der Ent- dass die Entgelt- bzw. Besoldungsniveaus und der Sta- geltentwicklung wider. Die große Mehrzahl der Beschäf- tus des Personals in den verschiedenen Bildungsberei- tigten in den Sozial- und Erziehungsberufen – und folglich chen grundsätzlich durch landesspezifische Regelun- auch die Beschäftigten in der Frühen Bildung – werden gen festgelegt werden. So sind beispielsweise Lehrkräfte nach oder in Anlehnung an einen Tarifvertrag entlohnt. an Schulen in Westdeutschland überwiegend verbeam- Im öffentlichen Dienst werden Erzieherinnen und Erzie- tet und werden demgemäß auch mit den entsprechen- her, die eine ausbildungsadäquate Tätigkeit im pädagogi- den sozialversicherungsrechtlichen Privilegien besoldet, schen Gruppendienst ausüben, für gewöhnlich in die Ent- während sie in einigen Ländern Ostdeutschlands über- geltgruppe 8a des Tarifvertrags für den Öffentlichen Dienst, wiegend im Angestelltenverhältnis arbeiten (ebd.). 146
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