Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 31. Mai 2021 Äthiopien UNHCR kritisiert Festnahmen in Flüchtlingslagern in Tigray Nach Angaben des UNHCR sollen äthiopische und eritreische Soldaten in mehreren Flüchtlingslagern bei Shire, im äthiopischen Regionalstaat Tigray, am 24.05.21 mehr als 500 Zivilisten festgenommen und misshandelt haben. Ein Regierungsvertreter begründete die Maßnahmen mit der Suche nach Mitgliedern der Tigray People's Liberation Front (TPLF). Zuletzt berichtete CNN, dass mittlerweile fast alle Festgenommenen wieder freigelassen worden seien. Ebenfalls am 24.05.21 hatten die USA bekannt gegeben, aufgrund des Konflikts in Tigray die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Unterstützung für Äthiopien einzuschränken. Zudem kritisierte US-Präsident Biden die eskalierende Gewalt, forderte einen Waffenstillstand in der Krisenregion, den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe, um eine Hungersnot zu verhindern und den sofortigen Abzug des eritreischen Militärs und amharischer Milizen, die Äthiopien im Kampf gegen die TPLF unterstützen. Zwar hatte Premierminister Abiy bereits Ende März 2021 zugesichert, dass sich die eritreischen Einheiten zurückziehen werden, aber Beobachtende sind sich einig, dass die Eritrean Defence Forces, denen Massaker an der Zivilbevölkerung und sexuelle Gewalt gegen Frauen vorgeworfen werden, weiterhin in Tigray im Einsatz sind. Afghanistan Anschläge auf Zivilisten / Binnenvertriebene Laut Meldungen vom 30.05.21 seien innerhalb eines Tages in fünf Provinzen insgesamt 20 Zivilisten getötet und 34 weitere verletzt worden (u.a. Angestellte einer Universität und Gäste einer Hochzeitsgesellschaft). Am 28.05.21 seien in der Provinz Faryab bei einem Talibanangriff vier Zivilisten getötet und sechs weitere verwundet worden. Am 22.05.21 wurde berichtet, dass aufgrund der sich intensivierenden Kämpfe zwischen den Taliban und der Regierung an unterschiedlichsten Fronten in mindestens fünf Provinzen (Baghlan, Kunduz, Helmand, Kandahar und Laghman) bis zu 8.000 Familien vertrieben worden seien. Die Vertriebenen hätten keinen Zugang zu Unterkunft, Verpflegung, Schulen oder medizinischer Versorgung. In den Provinzen Takhar und Helmand seien ebenfalls am 22.05.21 drei Kinder gestorben und sieben weitere Zivilisten verwundet worden, weil Mörsergranaten ihre Häuser getroffen hätten. Laut Meldung vom 20.05.21 seien neun Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, bei einer Bombenexplosion am Straßenrand in der südlichen Provinz Helmand getötet worden. Taliban Offensiven haben erheblich zugenommen Gemäß Nachrichten vom 19.05.21 hätten laut des neuesten Reports des US-Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) die Offensiven der Taliban im ersten Quartal 2021 (verglichen mit demselben Zeitraum im Vorjahr) um 37 % zugenommen, dabei seien aber keine Lokalitäten von strategischem Wert erobert worden. Die Zusammenarbeit mit al-Qaida bestünde weiterhin. 1
COVID-19-Variante aus Indien Laut Meldungen vom 25.05.21 haben afghanische Ärzte Befürchtungen geäußert, dass sich die erstmals in Indien entdeckte COVID-19-Variante nun auch in Afghanistan verbreiten könnte. Viele der schwerkranken Fälle im zentralen Krankenhaus für COVID-Fälle in Kabul, wo alle 100 Betten belegt seien, seien erst kürzlich aus Indien zurückgekehrte Personen. Täglich würden dort bis zu zehn Menschen sterben. Am 29.05.21 wurde berichtet, dass in 16 Provinzen aufgrund steigender Fallzahlen für 14 Tage die Schulen geschlossen würden. Grenzzaun zu Pakistan Am 17.05.21 wurde berichtet, dass der ca. 2.600 km lange Grenzzaun zwischen Afghanistan und Pakistan fast vollständig errichtet sei. Der Zaun sei drei Meter hoch und mit Stacheldraht versehen. Mehr als zwei Dutzend der in dieser Region lebenden Paschtunenstämme würden damit in ihrem Recht auf Freizügigkeit zwischen den Ländern eingeschränkt. Besonders Kuchi-Nomaden und Händler seien Leidtragende des Zaunes. Albanien Ehemaliger Generalstaatsanwalt zu Haft verurteilt Ein auf organisierte Kriminalität und Korruption spezialisiertes Gericht verurteilte am 20.05.21 Adriatik Llala zu zwei Jahren Haft und verfügte die Konfiszierung von Vermögenswerten. Llala, von 2012 bis 2017 Generalstaatsanwalt, wurde schuldig befunden, sein Vermögen nicht deklariert zu haben. Im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn waren eine Wohnung und über 2 ha Land beschlagnahmt worden. Llala gilt als einer der höchsten Offiziellen, der wegen solcher Vorwürfe verurteilt wurde. Er soll sich gegen die Justizreform mit der Einführung eines Überprüfungsverfahrens (vgl. BN v. 09.03.20 u. 25.05.20) eingesetzt haben. 2018 hatten die USA ihn auf eine Liste von Personen gesetzt, die wegen dringenden Verdachts schwerwiegender Korruption nicht in die USA einreisen dürfen. Am 19.05.21 erließ das U.S. Department of State dieselbe Maßnahme gegen Sali Berisha sowie dessen Familie. Berisha prägte als Präsident von 1992 bis 1997 und als Premierminister von 2005 bis 2013 maßgeblich die Politik des nachkommunistischen Albaniens. Ihm wird weiterhin erheblicher Einfluss in der nun oppositionellen Demokratischen Partei (PD) zugeschrieben. Bei der Wahl am 25.04.21 erreichte er wieder ein Parlamentsmandat. Anklage gegen ihn oder Familienangehörige wurde bislang nicht erhoben. Algerien Zahlreiche Festnahmen bei Demonstration – Regierung erhöht den Druck In den vergangenen zwei Wochen wurden verschiedenen Quellen zufolge über 2.000 Demonstrierende bei Kundgebungen in 19 Regionen (Wilayas) temporär verhaftet. Etwa 40 Personen sollen inhaftiert worden sein. Ihnen wird u.a. Angriff auf die nationale Einheit, verbotene Versammlung, Störung der öffentlichen Ordnung und Rebellion vorgeworfen. Ebenso wurden gegen weitere 17 Personen Haftstrafen ausgesprochen. Zudem verhinderten die Sicherheitskräfte mehrfach den dienstags stattfindenden Protestmarsch der Studierenden. Die Sicherheitskräfte gehen wenige Wochen vor der Parlamentswahl am 12.06.21 verstärkt gegen Demonstrationen vor. Bangladesch Verhaftung bekannter Journalistin Die Verhaftung der Journalistin Rozina Islam am 17.05.21 hat zu großer Empörung unter Journalisten und Menschenrechtsorganisationen geführt. Die Investigativjournalistin einer bekannten bangladeschischen Tageszeitung hatte in den vergangenen Monaten mehrfach über Missmanagement und Korruption im Zuge der COVID-19-Pandemie berichtet. Ihr wird vorgeworfen, vertrauliche Dokumente des Gesundheitsministeriums gestohlen zu haben. Sie wurde wegen des Verstoßes gegen das Strafgesetz sowie den Official Secrets Act aus dem Jahr 1923 angeklagt. Medienberichten zufolge können ihr hiernach bis zu 14 Jahre Haft oder die Todesstrafe drohen. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Verhaftung und die Anklage scharf und sprechen von einer 2
zunehmenden Einschränkung der Meinungsfreiheit im Land. Am 23.05.21 wurde Islam vorerst bis zum 15.07.21 auf Kaution entlassen. Bangladesch / Myanmar Cox’s Bazar: Geberkonferenz für geflüchtete Rohingya Am 18.05.21 wurden im Rahmen einer Geberkonferenz 340 Mio. USD für die über 800.000 geflüchteten Rohingya aus Myanmar im Bezirk Cox’s Bazar sowie für 472.000 Menschen der die Flüchtlingslager umgebenden Gemeinden zugesagt. Angaben der Inter Sector Coordination Group (ISC), dem Koordinierungsgremium für die humanitäre Krise der Rohingya in Bangladesch, entspreche dies über 35 % des finanziellen Gesamtbedarfs für 2021, der zur Unterstützung und zum Schutz der Flüchtlingsbevölkerung notwendig sei. COVID-19-Pandemie: Lockdown in Flüchtlingslagern Am 21.05.21 wurde in fünf der 34 Flüchtlingslager für geflüchtete Rohingya aus Myanmar ein einwöchiger Lockdown verhängt. Innerhalb weniger Tage kam es zu einem sprunghaften Anstieg positiv getesteter Personen. Über 800 Personen seien in den Lagern positiv getestet worden und 12 Menschen verstorben. Burkina Faso Tote bei Anschlag und Militäroperation Unbekannte töteten am 18.05.21 in Adjarara nahe dem Ort Tin-Akoff (Region Sahel) 15 Personen, die zu einer Taufe zusammengekommen waren. Bei einer Operation gegen bewaffnete Gruppen tötete das Militär in der Gemeinde Bangao (Region Sahel) am selben Tag nach eigenen Angaben 15 Kämpfer. China Hongkong: Neue Haftstrafe für Jimmy Lai Wegen der Beteiligung an Protesten gegen die chinesische Regierung am 18. und 31.08.19 war der 73-jährige Multimillionär und Gründer einer regierungskritischen Tageszeitung Jimmy Lai am 16.04.21 zu 14 Monaten Haft verurteilt worden (vgl. BN v. 19.04.21). Am 28.05.21 wurde er wegen der Teilnahme an einer verbotenen Demonstration im Oktober 2019 zu einer weiteren Haftstrafe von 14 Monaten verurteilt. Neun andere Demokratieaktivisten wurden wegen der Organisation und Teilnahme an derselben Demonstration zu Haftstrafen bis zu 18 Monaten verurteilt. DR Kongo Ausspruch von 30 Todesurteilen Am 15.05.21 verurteilte ein Gericht in Kinshasa in einer im Fernsehen übertragenen strafrechtlichen Hauptverhandlung insgesamt 30 Angeklagte wegen versuchten Mordes, Körperverletzung, Rebellion und krimineller Vereinigung zum Tode, nachdem es am 13.05.21 anlässlich des Festes des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) bei Zusammenstößen zwischen zwei rivalisierenden muslimischen Fraktionen innerhalb der islamischen Gemeinschaft des Kongo (Comico) in Kinshasa zum Tod eines Polizisten sowie mehreren verletzten Einsatzkräften gekommen war. Berichten mehrerer Medien zufolge sei es wegen einer Nachfolgekrise in der Comico in den vergangenen Jahren wiederholt zu Zusammenstößen zwischen den beiden muslimischen Fraktionen gekommen. In der DR Kongo werden immer wieder Todesstrafen verhängt, aber aufgrund eines Moratoriums seit 2003 nicht mehr vollstreckt. Seitdem werden Todesurteile in lebenslange Freiheitsstrafen umgewandelt. 3
Menschenhandel, Zwangsrekrutierungen von Kindern Das unabhängige Informationsradio Radio Okapi berichtete am 22.04.21, dass die per Präsidialbeschluss Nr. 19- 027 vom 22.04.21 eingerichtete Regierungsagentur „Prävention und Bekämpfung des Menschenhandels“ anlässlich eines gemeinsamen Workshops mit der IOM erklärt habe, dass weiterhin diverse Erscheinungsformen des Menschenhandels in der DR Kongo verbreitet seien. Frauen und Kinder seien als primäre Ausbeutungsobjekte insbesondere von sexueller Ausbeutung und Arbeitsausbeutung betroffen. Kinder würden zudem durch bewaffnete Gruppen für Kampfeinsätze rekrutiert. Östliche Ausnahmezustandsregionen: Humanitäre und Sicherheitslage Infolge des Ausbruchs des Vulkans Nyiragongo am 22.05.21und der Furcht vor einer zweiten Vulkaneruption seien nach Schätzungen von IOM und UNICEF über 400.000 Menschen, darunter viele Kinder, aus der teilweise evakuierten Großstadt Goma der Provinz Nord Kivu geflohen. Laut dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) verschärfe sich die humanitäre Krise in der von erheblicher Milizengewalt betroffenen Provinz somit weiter, wo sich alleine 44 % der insgesamt fünf Mio. Binnenvertriebenen der DR Kongo befänden und rd. 33 % der Bevölkerung bereits von starker Ernährungsunsicherheit betroffen seien. Im Gefolge der weiterhin schlechten Sicherheitslage stößt zudem der für die Provinz ausgerufene Belagerungszustand in politischen Kreisen der DR Kongo auf Kritik. Trotz verstärkter Anwesenheit der über exekutive (Sonder-)Eingriffsbefugnisse verfügenden kongolesischen Sicherheitskräfte neben den UN-Truppen der Stabilisierungsmission (MONUSCO) seien lokalen und internationalen Medienberichten zufolge allein in den letzten Tagen rd. 33 Zivilsten bei Übergriffen der Rebellengruppen Allied Democratic Forces (ADF) in der Region Beni getötet worden. Auch der für die Provinz Ituri ausgerufene Belagerungszustand ruft wegen des Umgangs der kongolesischen Streitkräfte und Polizei mit der Lokalbevölkerung Kritik hervor. Bürger weisen auf kriminelle Aktivitäten und Formen des unmenschlichen und erniedrigenden Umgangs durch Angehörige der kongolesischen Streitkräfte hin. So wurden Fälle von Auspeitschen, Belästigungen, Diebstähle und Erpressungen von Geld und Eigentum gemeldet. Laut dem unabhängigen Radio Okapi seien zudem in der Gemeinde Mungwalu auf dem Gebiet von Djugu zwei Personen in Arrestzellen der Polizei, wegen Nahrungsmangel und fehlender Medikamente gestorben. Regionale NGOs und Quellen berichten weiter davon, dass vor Ort mehr als 100 Häftlinge in beengten Zellen inhaftiert seien. Viele dieser Häftlinge befänden sich in einem kritischen Gesundheitszustand. Am 27.05.21 vermeldete das Militär unterdessen, dass die Rebellengruppe Coopérative de développement du Congo (CODECO) aus verschiedenen Gebieten des Territoriums von Mahagi in Ituri zurückgedrängt worden sei und ein Militärgericht in der Hauptstadt Kalemie der Region Tanganjika am 25.05.21 vier Anführer einer Bantu-Miliz wegen Mordes, Folter, Vergewaltigung und Brandstiftung zum Nachteil der Zivilbevölkerung des Kansabala- Häuptlingstums im Moba-Gebiet zum Tode verurteilt habe. Gambia Geschlechtsspezifische Gewalt; Lage der Gesundheits- und Ernährungsversorgung Berichten mehrerer Lokalmedien zufolge habe das Gambia Bureau of Statistics am 18.05.21 die „2019-2020 Demographic and Health Survey“ (DHS) vorgestellt, die im Vergleich zur letzten Untersuchung aus dem Jahr 2013 bei mehreren Gesundheits- und Entwicklungsindikatoren deutliche Fortschritte aufzeigen würde. Die DHS 2019- 2020 zeichnet Medienberichten zufolge dennoch weiterhin ein düsteres Bild der Lage der von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffenen Mädchen und Frauen. So seien frühe Verheiratungen weiterhin verbreitet, ebenso wie Genitalbeschneidungen. Im Vergleich zu den Erhebungen der DHS 2013 seien Fortschritte im Bereich der Gesundheits- und Ernährungsversorgung sowie der modernen Familienplanung erzielt worden. Im Vergleich zu 2013 seien jedoch auch im Bereich der Kindergesundheit Rückschritte zu beobachten gewesen, etwa ein Wiederanstieg der Säuglings- und Kindersterblichkeit. Unterdessen berichtete die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN im Mai 2021 unter Berufung auf die „Cadre Harmonisé“-Analyse vom März 2021, dass die Gesamtzahl der von starker Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen (CH-Phase 3 oder höher) in Gambia rückgängig sei und derzeit auf 65.000 geschätzt werde. Im Vergleichsmonat des Vorjahres waren noch 82.000 Menschen von starker Ernährungsunsicherheit betroffen. 4
Ghana LGBTQI-Aktivisten festgenommen Die Polizei nahm am 20.05.21 in der Stadt Ho (Hauptstadt der Volta Region) 21 Personen fest, die an einem Treffen teilnahmen, bei dem LGBTQI-Aktivisten im Umgang mit Menschenrechtsverletzungen geschult werden sollten. Die Veranstaltung wurde aufgelöst. Den Festgenommenen wird Teilnahme an einer illegalen Versammlung vorgeworfen. Ein Gericht entschied am 21.05.21, dass sie im Gewahrsam der Polizei bleiben. Am 04.06.21 sollen sie erneut vor Gericht erscheinen. Bericht: COVID-19-Pandemie führt verstärkt zu Kinderarbeit Nach einem von Human Rights Watch (HRW) zusammen mit der NGO Friends of the Nation (FoN) am 26.05.21 veröffentlichten Bericht drängen wirtschaftliche Folgen der Pandemie zusammen mit Schulschließungen und nicht ausreichender staatlicher Unterstützung Kinder in ausbeuterische und gefährliche Kinderarbeit. Kinder sähen sich angesichts in der Pandemie weggebrochener Einkommensmöglichkeiten ihrer Eltern zu Arbeit in Goldminen, in Schreinereien, in der Fischerei, beim Transport von Waren und beim Straßenhandel genötigt. Georgien Oppositionspartei beendet Boykott des Parlaments Der Vorsitzende der wichtigsten georgischen Oppositionspartei Vereinte Nationale Bewegung, Nika Melia, hat am 30.05.21 nach einem fast siebenmonatigen Boykott die Rückkehr seiner Partei ins Parlament angekündigt. Nach dem Wahlsieg der Regierungspartei Georgischer Traum bei den Parlamentswahlen am 31.10.20 hatten die Oppositionsparteien wegen angeblicher Wahlmanipulationen und Unregelmäßigkeiten eine Mitarbeit im Parlament verweigert. Die innenpolitischen Spannungen wurden durch die Verhaftung von Melia am 23.02.21 verschärft, dem die Anstiftung zur Gewalt bei regierungskritischen Protesten im Jahr 2019 vorgeworfen wurde. Wochenlange Gespräche seit März 2021 unter Leitung von Vertretern der EU, führten am 19.04.21 zu einem gemeinsamen Abkommen zwischen Regierung und Opposition. Neben Änderungen im Justizwesen und geplanten Reformen bezüglich des Wahlrechts sieht das Abkommen auch eine Rückkehr der Oppositionsparteien in das von diesen bislang boykottierte Parlament vor. Darüber hinaus sieht das Abkommen eine Amnestie für Personen vor, die infolge der regierungskritischen Proteste im Jahr 2019 von Strafverfahren betroffen waren bzw. sind. Am 10.05.21 erfolgte entsprechend die Freilassung von Melia nach Stellung einer Kaution von rd. 10.000 EUR durch die EU. Vertreter der EU begrüßten die Rückkehr der Oppositionspartei ins Parlament und sprachen von einem weiteren positiven Schritt zur Stärkung der Demokratie im Land. Gleichzeitig mahnten sie Oppositionsführer Melia an, durch seine Unterschrift dem von der EU vermittelten politischen Abkommen, wie bereits die anderen Oppositionsparteien, offiziell beizutreten. Guatemala Tote bei Gefängnisunruhen Laut Angaben des guatemaltekischen Innenministeriums kamen am 19.05.21 bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Häftlingen in dem Gefängnis Granja Modelo de Rehabilitación Cantel in der Region Quetzaltenango sieben Personen ums Leben. Am 20.05.21 konnte die Situation durch die Polizei wieder unter Kontrolle gebracht werden. Auslöser für die Übergriffe zwischen mutmaßlichen Mitgliedern der Banden Mara Salvatrucha und Barrio 18 war lokalen Medienberichten zufolge die Ermordung der Ehefrau eines Gefangenen. Menschenrechtsorganisationen kritisierten in der Vergangenheit mehrfach die Haftbedingungen in dem Gefängnis, das aktuell eine Überbelegung von 200 % aufweist. 5
Indien COVID-19-Pandemie: Neuinfektionen rückläufig Seit Ende Mai 2021 geht die Zahl der täglichen Neuinfektionen nach einem starken Anstieg im April 2021 spürbar zurück. Die offiziell gemeldeten Zahlen lassen auf ein wieder verlangsamtes Infektionsgeschehen schließen. Lockerungen von örtlichen Beschränkungen vor allem in den Metropolen wurden angekündigt. Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung hätten mindestens eine Impfdosis erhalten, mehr als drei Prozent seien vollständig geimpft. Irak Festnahme nach Raketenangriffen Am 26.05.21 wurde der Regionalkommandant der Volksmobilisierungskräfte (PMU) der Provinz Anbar, Qassem Mahmoud Karim Muslih, auf Basis der geltenden Anti-Terror-Gesetze verhaftet. Der Vorgang ist bisher einmalig, da es sich um ein sehr hochrangiges Mitglied der PMU handelt. Verschiedenen Berichten zufolge wird eine Verwicklung Muslihs in die Ermordungen der Aktivisten Fahim al-Taie und Ihab al-Wazni vermutet; ebenso soll seine Rolle bei verschiedenen Raketenangriffen auf US-Streitkräfte wohl untersucht werden. Offizielle Statements sprechen lediglich von Vorwürfen aufgrund des Antiterrorgesetzes und einer gemeinsamen Ermittlung verschiedener Behörden. Proteste Am 25.05.21 kam es erneut zu Demonstrationen in Bagdad und anderen Teilen des Landes, insbesondere im Süden. Anlass war die kürzlich erfolgte Ermordung des Aktivisten Ihab al-Wazni am 09.05.21 sowie mehrere seitdem durchgeführte Anschläge gegenüber Aktivisten. Mehrere Berichte betonten, dass im Unterschied zum Anfang der Proteste im Oktober 2019 diesmal sichtbar Menschen aus verschiedenen Teilen des Irak in größerer Zahl zu dem zentralen Protest nach Bagdad gekommen waren sowie dass sich in sichtbarer Weise auch mehr ältere Menschen an den Protesten beteiligten. Neben der Forderung nach Ermittlungen und der Verurteilung der Täter sowie gegen die Gewalt der Sicherheitskräfte gegen Protestierende wurde oftmals auch eine grundlegende Änderung des politischen Systems gefordert. Zudem waren Slogans gegen die für den Herbst angesetzte Wahl zu hören, da im gegenwärtigen Klima der Bedrohung keine freie Wahl möglich sei. Ebenso wurde die Forderung nach Boykott der Wahl laut. Im Rahmen mehrerer Eskalationen starben in Bagdad mindestens zwei Menschen, mindestens zehn weitere wurden mit Verletzungen in Krankenhäusern behandelt. Iran Menschenrechtsaktivistin erneut verurteilt Laut Medienberichten vom 27.05.21 wurde die im Oktober 2020 aus der Haft entlassene Menschenrechtsaktivistin und Journalistin, Narges Mohammadi, zu 30 Monaten Haft sowie 80 Peitschenhieben verurteilt. Ihr Anwalt bestätigte Presseberichte über Vorwürfe der Propaganda gegen die Islamische Republik, Verleumdung sowie Rebellion gegen die Gefängnisverwaltung. Begründet sei dies mit der öffentlichen Positionierung Mohammadis gegen die Todesstrafe, ihrer Beschwerde aufgrund unmenschlicher Haftbedingungen und der Organisation eines Sitzstreiks während ihrer vergangenen Inhaftierung. Die Aktivistin und ehemalige Sprecherin des iranischen Zentrums für Menschenrechtsverteidiger wurde bereits im Jahr 2015 verhaftet und wegen des Vorwurfs der Gründung einer illegalen Organisation zu 16 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Nach einer reduzierten Haftzeit wurde sie im Oktober 2020 freigelassen. Aktivistin beendet Hungerstreik Die im Frauengefängnis Qarchak in Varamin (bei Teheran) inhaftierte Aktivistin Saba Kord Afshari hat am 19.05.21 ihren zehntägigen Hungerstreik beendet. Sie hatte damit gegen die Situation ihrer ebenfalls inhaftierten Mutter protestiert. Kord Afshari hat sich gegen das Hijab-Gebot engagiert und war unter diversen Anklagepunkten zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt worden (vgl. BN v. 17.05.21). Ihre Mutter wurde zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt, weil sie das Engagement ihrer Tochter unterstützte. 6
Eskalierender Streit um Zuckerfirma: bewaffnete Spezialkräfte entsandt Der Streit um die Firma „Sieben Hügel-Rohrzucker“ (Neyshekar-e Haft Tappeh) spitzt sich wenige Wochen nach der erneuten Verstaatlichung des Unternehmens per Gerichtsbeschluss vom 08.05.21 zu. Im Vorfeld war es zu Protesten der Arbeiter gegen Korruption beim Privatisierungsverfahren und zurückgehaltene Lohnerhöhungen gekommen (vgl. BN v. 22.03.21). Am 27.05.21 berichteten iranische Auslandsmedien über ein gegen die Anwältin der Arbeiterschaft verhängtes sechsmonatiges Berufsverbot. Zudem werde ein Strafverfahren wegen Propaganda gegen das System, Versammlung und Verschwörung zur Planung von Aktionen gegen die nationale Sicherheit, Verbreitung von Verleumdungen und Mitgliedschaft in einer Aufrührergruppe diskutiert. Die Anwältin sei unmittelbar nach der erneuten Verstaatlichung der Firma vor ein örtliches Gericht geladen worden. Inzwischen seien verschärfte Sicherheitsmaßnahmen verhängt und bewaffnete Spezialkräfte auf dem Firmengelände stationiert worden. Nichtsdestotrotz halten die Proteste für eine Gehaltserhöhung und eine Erhöhung des Wasseranteils für den Zuckeranbau in der Provinz Khuzestan an. Hafturteile gegen kurdische Aktivisten Medienberichten zufolge wurden zwei Arbeiteraktivisten aus Saqqez (Provinz Kurdistan) am 27.05.21 zu drei bzw. sechs Monaten Haft verurteilt, nachdem sie Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Arbeit (1. Mai) abhielten. Das Urteil kann in eine Geldstrafe umgewandelt werden. Unter Berufung auf das Menschenrechtsnetzwerk Kurdistan berichten iranische Auslandsmedien, dass ein politischer Aktivist unter der Anklage Krieg gegen Gott (moharebeh) von der ersten Kammer des Revolutionsgerichts von Mahabad (Provinz Kurdistan) zu einer Gefängnisstrafe von 40 Jahren verurteilt worden sei. Der Mann sei Angehöriger der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) gewesen. Israel / Palästinensische Autonomiegebiete Nach Gewalteskalation Waffenruhe zwischen Hamas und Israel Reporter ohne Grenzen (RSF) teilte am 16.05.21 mit, dass Räumlichkeiten von 23 palästinensischen und internationalen Medienkanälen durch israelischen Beschuss auf den Gazastreifen zerstört worden seien. Am 19.05.21 starben durch israelischen Beschuss auf den Gazastreifen neun Personen, darunter ein zweijähriges Mädchen. Am 21.05.21 kam es zu einer durch ägyptische Unterhändler vermittelten Waffenruhe. Seit der Gewalteskalation am 10.05.21 ist durch israelischen Beschuss die Infrastruktur innerhalb des Gazastreifens weiter zusammengebrochen. Am 18.05.21 sprach das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) von 52.000 vertriebenen Palästinensern in Gaza. 47.000 hätten in den 58 Schulen des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina‑Flüchtlinge (UNRWA) Schutz gesucht. Nach Eintreten der Waffenruhe seien die meisten in ihre Häuser zurückgekehrt. Die WHO teilte am 22.05.21 ihre Befürchtung einer Überlastung des Gesundheitssystems mit, verursacht durch die hohe Anzahl an Verletzten und die Schäden an der medizinischen Infrastruktur. Beinahe alle Krankenhäuser seien nur in Teilen funktionsfähig, zwei seien auf Grund der Schäden vollständig geräumt worden. Eine weitere Belastung des Gesundheitssystems könnte ein möglicher zu erwartender Anstieg der COVID-19-Infektionen darstellen, nachdem große Mengen an Menschen auf engem Raum Schutz gesucht hatten. Michelle Bachelet, UN-Hochkommissarin für Menschrechte, teilte am 27.05.21 mit, dass der UN- Menschenrechtsrat Untersuchungen zu möglichen Kriegsverbrechen von Seiten Israels und der Hamas einleiten wolle. Israel lehnte die Untersuchung ab und kündigte an nicht zu kooperieren, ebenso wehrte sich Hamas gegen die Vorwürfe. Bachelet sprach von 270 verifizierten getöteten Palästinensern im Gazastreifen, darunter 68 Kinder. Raketen der Hamas hätten zehn Israelis getötet. Israelische Behörden und die palästinensische Seite nannten hiervon zum Teil deutlich abweichende Zahlen. Am 25.05.21 öffnete Israel die Grenzen zum Gazastreifen für den Lieferverkehr. Die USA kündigten am 25.05.21 zusätzliche Zahlungen für das Jahr 2021 in Höhe von 75 Mio. USD in Entwicklungs- und Wirtschaftshilfen für die Palästinensische Autonomiebehörde, 5,5 Mio. USD in unmittelbare Katastrophenhilfe für Gaza sowie 32 Mio. USD an das UNRWA an. Die UN verkündete bereits die Veranlassung von Zahlungen über 22,5 Mio. USD. Qatar teilte mit, es würde 500 Mio. USD zum Wiederaufbau Gazas beisteuern. 7
Generalstreik in Israel und dem Westjordanland, Verhaftungen mutmaßlicher Aufrührer Am 18.05.21 beteiligten sich zahlreiche Palästinenser mit israelischer Staatsangehörigkeit sowie Palästinenser im Westjordanland an einem Generalstreik. Der Streik sollte Solidarität mit den Einwohnern Gazas, Protest gegen die Gewalt durch das israelische Militär sowie das Bestehen einer palästinensischen Einheit ausdrücken. Bei Demonstrationen am Abend kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und dem israelischen Militär. Drei Palästinenser wurden getötet, 72 weitere verletzt. Am 23.05.21 kündigte das israelische Militär eine Verhaftungswelle an, die mutmaßliche Aufrührer, Kriminelle und Teilnehmende der vorangegangenen Ausschreitungen (vgl. BN v. 17.05.21) betreffen sollte. Es wurden 1.550 Personen verhaftet, bei geschätzten 75 % handele es sich um Palästinenser (Stand: 27.05.21). Ostjerusalem: Weitere Tote und Verletzte bei Auseinandersetzungen und Wiedereröffnung des US-Konsulats Am 21.05.21 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischem Militär und palästinensischen Demonstrierenden auf dem Gelände der Al-Aqsa-Moschee. Das Militär löste Demonstrationen mit Blendgranaten auf, nachdem Demonstrierende Steine und Benzinbomben warfen. 20 Palästinenser wurden verwundet. Am 24.05.21 starb ein Israeli durch einen Messerangriff in Ostjerusalem, ein israelischer Soldat wurde ebenfalls verletzt. Der Angreifer wurde durch israelisches Militär getötet. Bei Gesprächen mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am 25.05.21 kündigte der US-amerikanische Außenminister Antony Blinken an, das Jerusalemer Konsulat wiederzueröffnen, das vor seiner Schließung im Jahr 2019 und der Zusammenlegung mit der neuen US-amerikanischen Botschaft in Jerusalem als Kommunikationskanal zur Palästinensischen Autonomiebehörde gedient hatte. Westjordanland: Mehrere Tote bei Protesten Am 25.05.21 wurde ein Mann bei Razzien im al-Amari-Lager in der Nähe Ramallahs durch israelisches Militär getötet. Am 28.05.21 starb ein Mann bei Protesten gegen den Siedlungsbau im Westjordanland in der Nähe der Ortschaft Beita, südlich der Stadt Nablos. Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums zufolge erschoss das israelische Militär den 26-jährigen und verwundete fünf weitere Protestierende. Das israelische Militär kündigte Untersuchungen an. Medienberichten zufolge wurden bei Auseinandersetzungen seit dem 10.05.21 insgesamt 25 Palästinenser im Westjordanland durch das israelische Militär getötet. Jemen Houthis verweigern COVID-19-Impfstoff Die Houthis haben Berichten zufolge die Annahme von 10.000 Impfstoffdosen von AstraZeneca verweigert, die sie an die Menschen in den von ihnen kontrollierten Gebieten verteilen sollten. Sie haben jedoch zugestimmt 500 Mitarbeitende des Gesundheitswesens zu impfen. Die jemenitische Regierung hat das übrige Gesundheitspersonal aufgefordert, in regierungskontrollierte Gebiete zu reisen, um dort den Impfstoff zu erhalten. Die Beteiligung an der Impfkampagne, die im April 2021 begann, war relativ gering, zum Teil wegen der Skepsis gegenüber der Sicherheit des Impfstoffs. Allerdings stieg die Nachfrage zuletzt an, als Saudi-Arabien bekannt gab, dass eine Einreise eine Impfung voraussetzt. Zum 24.05.21 hatten 18.555 Personen ihre erste Impfdosis erhalten. Bau eines Luftwaffenstützpunktes auf der Insel Mayun Satellitenbilder zeigen, dass auf der strategisch wichtigen Insel Mayun in der Bab el-Mandeb Meerenge, 3,5 km vor der jemenitischen Küste, ein Luftwaffenstützpunkt gebaut wird. Die von Saudi-Arabien geführte Koalition, die die jemenitische Regierung im Kampf gegen die Houthis unterstützt, hat zugegeben militärische Ausrüstung auf der Insel zu lagern, aber sich nicht dazu bekannt, für den Bau des Stützpunktes verantwortlich zu sein. Beobachter vermuten, dass die VAE hinter dem Bau stehen, um so ihren Einfluss in der Region auszuweiten. Der Luftwaffenstützpunkt könnte für Luftangriffe im Jemen oder militärische Operationen am Horn von Afrika und in anderen nahe gelegenen Gebieten genutzt werden. Die VAE sind formell Teil der von Saudi-Arabien geführten Koalition, unterstützen aber auch Gruppen, die mit der Regierung in Konflikt stehen, wie den Southern Transitional Council (STC). 8
Kolumbien / Venezuela Tod des ehemaligen FARC-Kämpfers Jesús Santrich Am 18.05.21 meldete die FARC-Dissidentengruppe Segunda Marquetalia den Tod ihres Mitglieds Jesús Santrich. Dieser starb offenbar in Venezuela, Angaben zum genauen Hergang sowie zur Verantwortung für seinen Tod variieren je nach Informationsquelle. Die Rebellen beschuldigen die kolumbianische Regierung der Tötung, Bogotá spricht von Zusammenstößen zwischen kriminellen Banden auf venezolanischem Staatsgebiet, Venezuela äußerte sich bisher nicht. Santrich stand auf der Fahndungsliste von Interpol, die USA hatten 2020 eine Belohnung von zehn Mio. USD auf seine Festnahme ausgesetzt. Zwischen Guerrillagruppen und dem venezolanischen Heer kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Kämpfen im Grenzgebiet (vgl. BN v. 29.03.21 u. 03.05.21). Medienberichten zufolge wird aufgrund des aktuellen Vorfalls eine Vertiefung der Spannungen zwischen Kolumbien und Venezuela befürchtet. Während Kolumbiens Präsident Iván Duque dem Regime von Nicolás Maduro vorwirft, kolumbianischen Rebellen Unterschlupf zu gewähren, sieht Letzterer sein Land eher als Opfer entsprechender Gruppen. Entsendung des Militärs in die Provinz Valle del Cauca, Proteste und Verhandlungen dauern an Laut Angaben des UN Menschenrechtsbüros starben in Calí seit 28.05.21 erneut 14 Personen während der bereits einen Monat andauernden Proteste (vgl. BN v. 03.05.21 u. 10.05.21). Die Regierung von Präsident Iván Duque hat eigenen Angaben zufolge am 29.05.21 das Militär zur Unterstützung der Polizei nach Zuspitzung der Proteste in die Provinz Valle del Cauca entsandt, zudem wurde eine Ausgangssperre durch die Behörden verhängt. Die seit zwei Wochen andauernden Verhandlungen zwischen Regierung und Demonstrierenden sind weiterhin ergebnislos (vgl. BN v. 17.05.21); die Regierung bezeichnete ihre Forderung nach einer Aufhebung der Straßensperren durch die Demonstrierenden als nicht verhandelbar. Die Fortsetzung der Verhandlungen wurde auf den 30.05.21 vertagt. Libanon Versorgungslage Am 26.05.21 wurde eine neue Version des derzeit diskutierten Programms für Nahrungsmittelsubventionen und Bezugskarten dem Finanzministerium vorgelegt. Nachdem es keine Einigung gab, hierfür die Notfallreserven der Zentralbank zu nutzen, wurde das Finanzministerium beauftragt, andere Quellen zur Finanzierung zu finden. Die Subventionierung mehrerer Nahrungsmittel wie Reis, Milchpulver und Speiseöl steht derzeit vor dem Aus. Am selben Tag verkündete das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), dass im Libanon künftig etwa 300.000 Haushalten zumindest eine Basisversorgung angeboten werden soll, was eine Verdreifachung der bisherigen Hilfe bedeuten würde. Mali Erneuter Militärputsch In Mali ist es am Abend des 24.05.21 zu einem erneuten Umsturz der Regierung gekommen. Übergangspräsident Bah N'Daw und Regierungschef Moctar Ouané wurden festgenommen und in ein nahe der Hauptstadt Bamako gelegenes Militärlager gebracht. Malische Soldaten sollen sie dort bis zu ihrer Freilassung am 27.05.21 festgehalten haben. Am 26.05.21 hatten N'Daw und Ouané ihren Rücktritt eingereicht. Vor ihrer Verhaftung hatten N'Daw und Ouané die Regierung umgebildet, nachdem am 14.05.21 die Übergangsregierung aufgelöst worden war. Dabei warf ihnen Oberst Assimi Goïta, Vizepräsident der Übergangsregierung, vor, ihn bei der Regierungsumbildung übergangen zu haben. Am 28.05.21 erklärte das Verfassungsgericht Goïta zum neuen Interimspräsidenten. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Absetzung und Festnahme. Bei einem Sondergipfel in Accra am 30.05.21 schlossen die Staats- und Regierungschefs der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) Mali vorerst mit sofortiger Wirkung aus und forderten die Einsetzung eines zivilen Ministerpräsidenten. Erst im August 2020 hatte es einen Militärputsch gegeben, bei dem Präsident Ibrahim Boubacar Keïta gestürzt und daraufhin eine Übergangsregierung eingesetzt wurde (vgl. BN v. 24.08.20 u. 28.09.20). In Mali ist die politische Situation seit 2012 sehr instabil. 9
Mexiko Gezielte Tötungen von Politikern im Vorfeld der Wahlen; Tod des Polizeichefs von Sinaloa Laut Medienberichten wurde die Kandidatin der Partei Movimiento Ciudadano (MC) für das Bürgermeisteramt in Moroleón, Guanajuato, am 26.05.21 während ihrer Wahlkampagne erschossen. Sie ist bereits die dritte getötete Person des MC in den letzten 15 Tagen. Laut einer Studie einer Consulting-Firma kam es im Zuge des Wahlkampfs für die am 06.06.21 geplanten Parlaments-, Regional- und Kommunalwahlen sowie im Kampf gegen das organisierte Verbrechen zwischen September 2020 und Ende April 2021 zu 476 Verbrechen gegen Politiker, davon endeten 79 tödlich. Zudem sollen 28 Angehörige von Politikern sowie 91 Staatsbedienstete in diesem Zeitraum ermordet worden sein. Die Aufklärungsrate ist niedrig, Straffreiheit hingegen weit verbreitet. Regierungsangaben zufolge sei es Ziel krimineller Organisationen, Kandidierende einzuschüchtern und dadurch Einfluss auf den Wahlausgang auszuüben. Am 24.05.21 wurde der Polizeichef des Bundesstaats Sinaloa, Joel Ernesto Soto, getötet. Myanmar Proteste dauern an, Anschläge auf öffentliche Einrichtungen nehmen zu, Kayah wird neue Konfliktzone Während auch vier Monate nach dem Militärputsch am 01.02.21 landesweit täglich gegen die Junta demonstriert wird, äußert sich der Widerstand gegen das Regime zunehmend in bewaffneten Aktionen und Bombenattentaten. Ziele der Attentate sind Polizeistationen, Verwaltungs- und Militärgebäude, Banken und Schulen, aber auch Personen, die im Verdacht stehen, Quellen des Militärs zu sein. In Yangon (Rangun) starben zwischen dem 21.05.21 und 27.05.21 vier Sicherheitskräfte, ein Verwaltungsbeamter und vier weitere Personen durch Anschläge unbekannter Angreifender. Auch in den Staaten Chin, Shan und Mon und in den Regionen Sagaing und Mandalay fielen Sicherheitskräfte und Mitglieder der militärnahen Union Solidarity and Development Party (USDP) Mordanschlägen zum Opfer. Zivilpersonen wurden dabei ebenfalls tödlich getroffen. Am 21.05.21 kam es zum Ausbruch von Kämpfen zwischen der Karenni Army (KA) und der Karenni People’s Defence Force (KPDF) auf der einen und dem myanmarischen Militär (Tatmadaw) auf der anderen Seite. Daraufhin entwickelten sich der Bundesstaat Kayah und Teile des Bundesstaats Shan zum neuen Brennpunkt im Konflikt zwischen den mit der Nationalen Einheitsregierung verbündeten EAO und Volksverteidigungskräften und dem Militär. Bei mehreren Zusammenstößen in den Gemeinden Demoso, Bawlakhe, Loikaw (Kayah) und Pekon (Shan) sollen etwa 40 Juntakräfte getötet worden sein. Unter den über ein Dutzend zivilen Opfern waren vier Personen, die am 23.05.21 durch einen Artillerieangriff auf eine Kirche in Loikaw starben, in der sie Schutz gesucht hatten. Etwa 70.000 Menschen aus 150 Dörfern begaben sich auf die Flucht. Weiterhin gekämpft wurde in den Bundesstaaten Kachin, Chin und Kayin und in den Regionen Sagaing, und Magwe. Am 28.05.21 kam es in Kanpetlet (Chin) zu einer erneuten Eskalation des Konflikts zwischen der Tatmadaw und der Chinland Defence Force (CDF). Nach Bombenangriffen auf Militärtrucks in Gangaw (Magwe) eröffneten Juntakräfte am 28.05.21 das Feuer auf mehrere Dörfer. Drei Zivilpersonen starben. Die Zahl der im Zusammenhang mit dem Militärputsch getöteten Zivilpersonen stieg auf 840, die Zahl der inhaftierten Personen beträgt aktuell 5.529. 4.409 Haftbefehle stehen derzeit aus. Sorge vor dritter COVID-19-Welle Am 26.05.21 meldete eine Hilfsorganisation die Erkrankung von 50 bis 100 Personen in der Kleinstadt Kyikha (Bundesstaat Chin) nahe der indischen Grenze an einer COVID-19-ähnlichen Lungenkrankheit. Angesichts der gesunkenen Testrate von rd. 20.000 auf rd. 2.000 Tests pro Tag seit dem Putsch wächst die Sorge vor einer unentdeckten Verbreitung des Coronavirus und einer dritten Infektionswelle. Von insgesamt 1.788 Tests waren am 27.05.21 96 Tests positiv, davon 24 in Kyikha. Der Großteil der Ärzte des Landes befindet sich nach wie vor im Streik. Das am 27.01.21 gestartete Impfprogramm geriet nach dem Putsch auch deshalb ins Stocken, weil viele eine Impfung unter der Junta verweigern. 10
Nicaragua Wahlrechtsreform und Neubesetzung des Obersten Wahlrats Am 04.05.21 hat das mehrheitlich sandinistische Parlament unter Führung Daniel Ortegas (FSLN) eine von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bis Mai 2021 geforderte Wahlrechtsreform beschlossen. Nach Medienberichten überführt diese einige von Menschenrechtsorganisationen und der Opposition als repressiv bezeichnete Gesetze aus dem Jahr 2020 (vgl. BN v. 19.10.20, 02.11.20 u. 11.01.21) in das Wahlrecht. Zudem stimmte das Parlament der Neubesetzung des Obersten Wahlrats, der eigentlich als unabhängiges Organisations- und Kontrollgremium der Wahlen fungieren soll, mit mehrheitlich regierungstreuen Richtern zu. Vorladung von Medienschaffenden und Redaktionsdurchsuchung Im Zuge eines Ermittlungsverfahrens wegen des Vorwurfs der Geldwäsche gegen die oppositionelle Präsidentschaftskandidatin Cristina Chamorro hat die Generalstaatsanwaltschaft am 24.05.21 zahlreiche Medienschaffende vorgeladen. Zudem wurde das Büro der von Chamorros Bruder Carlos herausgegebenen investigativen Zeitung Confidencial durchsucht. Der Vorwurf gegen Cristina Chamorro steht in Zusammenhang mit ihrer früheren Tätigkeit als Direktorin der Stiftung Violeta, die sich bis zum Erlass des Gesetzes zur Regulierung ausländischer Agenten 2020 (vgl. BN v. 19.10.20) für die Pressefreiheit einsetzte. Die Medienschaffenden sehen im Vorgehen der Behörden den Versuch, die Pressefreiheit sowie unabhängige Berichterstattung vor den Wahlen einzuschränken. Nigeria Tod des Boko Haram-Anführers unbestätigt Der langjährige Anführer der radikal-islamistischen Terroroganisation Boko Haram, Abubakar Shekau, soll sich am Abend des 19.05.21 im nordöstlichen Bundesstaat Borno entweder selbst getötet oder schwer verletzt haben. Nach Medienberichten ereignete sich der Vorfall, nachdem Kämpfer der rivalisierenden islamistischen Terror- Gruppierung Islamic State West African Province (ISWAP) das Boko Haram-Versteck im Sambisa-Wald mit mehreren schwer bewaffenten Pick-up-Fahrzeugen als Vergeltungsmaßnahme angegriffen hatten. Shekau habe sich nach Gefechten zunächst ergeben, sich dann aber während Verhandlungen mit ISWAP-Mitgliedern in die Luft gesprengt oder erschossen, um einer Gefangennahme zuvorzukommen. Das nigerianische Militär gab an, in dem Fall Ermittlungen aufgenommen zu haben. Bisher wurde der Tod von Shekau nicht bestätigt. Shekau hatte 2009 die Macht bei Boko Haram nach dem Tod des vorherigen Anführeres Muhammad Yusuf übernommen. ISWAP hat sich 2016 von Boko Haram abgespalten und ISIL/ISIS die Gefolgschaft geschworen. In der Folgezeit haben sich die Machtverhältnisse in der Region zunehmend zu Gunsten von ISWAP entwickelt (vgl. BN v. 03.05.21 u. 17.05.21). Erneut Entführung von dutzenden Schulkindern In dem nördlich-zentralen Bundesstaat Niger sind am 30.05.21 erneut dutzende Schulkinder entführt worden. Nach Medienberichten schätzte der Inhaber der islamischen Schule Salihu Tanko die Anzahl der entführten Kinder auf 150. Die Schule werde von ca. 300 Schülern im Alter zwischen sieben und fünfzehn Jahren besucht. Bei dem Überfall von schwer bewaffneten Personen auf 20 bis 25 Motorrädern soll eine Person erschossen und eine weitere schwer verletzt worden sein. In den letzten Monaten ist es in im Norden Nigerias immer wieder zu Entführungen von Schulkindern und Studierenden gekommen (vgl. BN v. 10.05.21). Oman Landesweite Proteste Am 23.05.21 demonstrierten zahlreiche Personen in der ca. 200 km nordwestlich der Hauptstadt Maskat gelegenen Stadt Sohar gegen Entlassungen, schwierige wirtschaftliche Bedingungen sowie Sparmaßnahmen der Regierung und Korruption. Medienberichten zufolge setzte die Polizei während Ausschreitungen mit Demonstrierenden, von 11
denen einige mit Steinen warfen, Tränengas ein und verhaftete mehrere Personen, die jedoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder entlassen wurden. Die Proteste hielten mehrere Tage an und breiteten sich u.a. in den Städten Nizwa, Ibri, Rustaq, Suwayq, al-Khaburah bis in den Süden des Sultanats aus. Es sind die ersten größeren Proteste seit der Übernahme der Regierung durch Sultan Haitham bin Tariq, der im Januar 2020 das Amt des verstorbenen Sultan Qaboos bin Said übernahm. Am 26.05.21 äußerte sich der Sultan in einer Fernsehansprache zu den Protesten und ordnete die Beschleunigung der Planung von 32.000 neuen Arbeitsplätzen im staatlichen Sektor, sowie Subventionen für Arbeitnehmer im Privatsektor und die Verlängerung von Staatshilfen für Arbeitslose an. Eine schlechte wirtschaftliche Entwicklung führte im Zuge der COVID-19-Pandemie zu Entlassungen, die zur hohen Jugendarbeitslosigkeit im Land beitragen. Zudem sind durch eine Verringerung der Erdöleinnahmen um 35 % Omans Haushaltseinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 21,6 % gesunken. Pakistan COVID-19-Pandemie: Neuinfektionen rückläufig; Beschränkungen aufgehoben Seit 17.05.21 sind die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie aufgehoben. Der öffentliche Verkehr ist wieder erlaubt, auch Märkte und Büros sind geöffnet. Nach einem starken Anstieg im April 2021 ging die Zahl der täglichen Neuinfektionen zurück. In der südlichen Metropole Karachi (Sindh) wurde außerdem ein Impfzentrum mit einer Kapazität für Impfungen von bis zu 100.000 Menschen pro Tag eröffnet. Tote bei Explosion in Balochistan Am 21.05.21 starben bei einer Bombenexplosion auf einer von einer regionalen religiösen Partei organisierten pro- palästinensischen Kundgebung in Chaman in der Provinz Balochistan mindestens sechs Menschen, ein Dutzend Personen sollen verletzt worden sein. Zum Anschlag bekannte sich niemand. In der Provinz sind sowohl separatistische, als auch radikal-islamistische Gruppierungen aktiv. Am selben Tag kam es auch in anderen Orten Pakistans wegen des eskalierten Konflikts zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen zu Protesten. Peru Tote bei Anschlag in der Provinz Satipo Am 23.05.21 wurden laut Medienberichten bei einem Terroranschlag in einer Bar in San Miguel del Ene in der Provinz Satipo mindestens 16 Personen getötet. Der Ort liegt im sogenannten Vraem-Gebiet, einer der Haupanbauregionen der Kokapflanze in Peru. Das Militär schreibt den Anschlag der Militarizado Partido Comunista del Perú (MPCP) zu, einer verbliebenen Gruppe der linksgerichteten Guerillaorganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad, SL), die in der Region im Drogenhandel aktiv ist. Am Tatort fanden sich Pamphlete der MPCP, die zu einem Boykott der Stichwahl zwischen den Präsidentschaftskandidaten Pedro Castillo und Keiko Fujimori am 06.05.21 aufriefen. Republik Kongo Neue Regierung Der am 12.05.21 von Präsident Denis Sassou-Nguesso ernannte neue Ministerpräsident Anatole Collinet Makosso stellte am 15.05.21 sein Regierungskabinett vor. Dem 36-köpfigen Kabinett gehören insgesamt acht Frauen und u.a. der ehemalige Anführer der größten Oppositionspartei Pan-African Union for Social Democracy, Honoré Sayi, sowie erstmals auch der Präsidentensohn, Denis Christel Sassou-Nguesso, an. In nationalen und internationalen Medien sowie politischen Kreisen der Republik Kongo wird spekuliert, dass der seit 36 Jahren fast ununterbrochen regierende Präsident Vorbereitungen für die künftige Amtsübernahme seines Sohnes trifft. Denis Christel Sassou- Nguesso sah sich in den letzten Jahren wiederholt verschiedenen strafrechtlichen Ermittlungsverfahren in den USA und Frankreich ausgesetzt, u.a. wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentliche Gelder in Höhe von über 50 Mio. USD sowie wegen des Vorwurfs der Erzielung unrechtmäßiger Gewinne. 12
Somalia Proteste Am 16.05.21 protestierten in Mogadischu dutzende Familien vermisster junger Männer, die von der somalischen Regierung angeworben und zum Militärtraining nach Eritrea geschickt worden sein sollen. Medienberichten zufolge seien sie danach als Soldaten in den Tigray-Konflikt in Äthiopien geschickt worden, wohingegen die somalische Regierung dies abstreitet. Die Familien fordern Informationen über den Verbleib ihrer Söhne. Sicherheitskräfte versuchten, die Proteste aufzulösen und griffen Medienschaffende an. Einigung hinsichtlich der Präsidentschaftswahl erzielt Die somalische Regierung teilte am 27.05.21 mit, dass sich die Bundesregierung und die Gliedstaaten geeinigt haben und die verschobene Präsidentschaftswahl innerhalb von 60 Tagen stattfinden solle. Die für den 08.02.21 geplante Wahl wurde nicht durchgeführt, weil man sich nicht über die Abstimmungsmodalitäten einigen konnte (vgl. BN v. 16.02.21). Daraufhin nahm der Druck auf Somalias Präsidenten Farmajo zu und es kam zu gewaltsamen Zusammenstößen (vgl. BN v. 03.05.21). Anschlag Bei einer Explosion in einem Café auf dem lokalen Khat-Markt Xero Jaad in der Stadt Baidoa (Region Bay) wurden am 28.05.21 mindestens vier Menschen getötet und 14 weitere verletzt. Zu dem Anschlag hat sich bisher niemand bekannt. Togo Haftstrafe für Oppositionspolitiker Der Oppositionspolitiker Djimon Oré wurde am 18.05.21 wegen der Beleidigung von Amtsträgern und der Verbreitung falscher Nachrichten zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er war am 29.04.21 festgenommen worden (vgl. BN v. 03.05.21). Oppositioneller festgenommen Paul Missiagbeto, Mitglied der Partei Mouvement Patriotique pour la Démocratie et le Développement (MPDD) und Berater des Oppositionspolitikers Agbéyomé Kodjo, wurde am 17.05.21 festgenommen. Eine Begründung wurde zunächst nicht bekannt. Kodjo hatte als Kandidat der MPDD die Präsidentenwahl vom Februar 2020 gegen Amtsinhaber Faure Gnassingbé verloren. Sri Lanka Verhaftungen in Zusammenhang mit Gedenkveranstaltungen zum 12. Jahrestag des Kriegsendes Verschiedene Medien berichten, dass am 18.05.21 acht Männer und zwei Frauen in Batticaloa unter dem Prevention of Terrorism Act (PTA) verhaftet wurden, weil sie Regierungsangaben zufolge dem getöteten Anführer der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), Velupillai Prabhakaran, gedachten. Das Gedenken und die Verehrung der als terroristische Gruppierung gelisteten Organisation und ihrer Mitglieder ist verboten. Am 18. Mai gedenken Tamilen jährlich ihrer während des Bürgerkrieges ums Leben gekommenen Angehörigen, die Regierung begeht Veranstaltungen zur Feier des Kriegsendes. Wegen der COVID-19-Pandemie hatte die Regierung größere Gedenkveranstaltungen und Versammlungen verboten. Während der letzten Militäroffensive der sri-lankischen Armee im Mai 2009 wurden die LTTE geschlagen und der Bürgerkrieg beendet. Sudan Erneute Gespräche zwischen der Regierung und der SPLM-N Unter der Mediation des Südsudan haben die sudanesische Übergangsregierung und die Führung der oppositionellen Gruppierung Sudan Popular Liberation Movement-North (SPLM-N) erneut Gespräche 13
aufgenommen. Sowohl der Premierminister des Sudan, sowie der Vorsitzende des Souveränen Rates, als auch der Vorsitzende der SPLM-N betonten ihren jeweiligen Willen, einen dauerhaften Frieden zu erreichen und für einen entsprechenden Dialog offen zu sein. Die nun stattfindenden Gespräche sind ein wiederholter Versuch, nachdem sich die SPLM-N im August 2020 aus Protest aus den damals geführten Gesprächen zurückzog. Grund war der Vorsitzende der sudanesischen Delegation, der zugleich der Befehlshaber der Rapid Support Forces (RSF) ist. Die SPLM-N warf den RSF die Beteiligung an gewaltsamen Übergriffen in der Region Khor El Waral im Jahr 2019 vor, obwohl eine Waffenruhe gegolten habe. In den aktuellen Gesprächen fordert die SPLM-N einen säkularen Staat, die Auflösung aller Bashir-treuen Milizen sowie eine Reform des Militärs. Sollten diese Forderungen nicht erreicht werden, droht die SPLM-N mit der Einforderung der Selbstbestimmung der von ihr kontrollierten Gebiete. Weiterhin unsichere Situation in El Geneina, West-Dafur Im jüngsten Situation Report zur Region West-Dafur vom 27.05.21 berichtet das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) über eine aktuell zwar ruhige, aber weiterhin angespannte und unvorhersehbare Situation. Nach dem letzten größeren Gewaltausbruch (vgl. BN v. 19.04.21) kam es in der Stadt El Geneina zu keinen weiteren Vorkommnissen. Jedoch wurden am 18.05.21 im ca. 37 km entfernten Dorf Gellu fünf Personen bei einem Angriff auf das Dorf getötet. Weiterhin wurden 40 Farmen niedergebrannt und ungefähr 1.850 Menschen flohen in den Tschad. Ursprung dieser Kämpfe war ein Konflikt zwischen einer Gruppe Nomaden und einer Landwirtschaft betreibenden Familie, welcher eskalierte und sich schnell ausweitete. In der Folge dieses Konflikts wurden von 30 Landwirten die landwirtschaftlichen Erträge zerstört, Generatoren gestohlen und Wasserstellen unnutzbar gemacht. IOM geht inzwischen von 151.300 Menschen aus, die in der Stadt El Geneina und umliegenden Dörfern Schutz suchen. OCHA berichtet weiterhin, dass es unter den Binnenvertriebenen in West-Dafur viele von Frauen geführte Haushalte gibt, die in dieser Lage sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt und entsprechend gefährdet sind. Südsudan Erneute Kämpfe in Warrap State Medien berichten über erneute Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen aus verschiedenen Bundesstaaten des Landes. Demnach seien bewaffnete Personen am 26.05.21 aus dem Bundesstaat Unity State nach Warrap State gegangen, um dort Vieh zu stehlen. Da dieses Vorhaben nicht geglückt sei, habe diese Gruppe verschiedene Dörfer angegriffen. In der Folge hätten sich auch junge Männer aus Warrap State bewaffnet und der angreifenden Gruppe entgegengestellt. Die Kämpfe zogen sich über zwei Tage hin. Dabei seien mindestens 18 Menschen getötet worden. Nach Aussage eines lokalen Beamten sei es bereits in den Wochen und Monaten zuvor zu ähnlichen Vorfällen gekommen. Auch diese Angriffe seien von angreifenden Gruppen aus Unity State ausgegangen, die nach Warrap State zogen. Insgesamt seien bisher über 30 Menschen getötet worden. Um ein solches Vorgehen und die resultierenden Kämpfe zu verhindern fordern lokale Politiker eine von der zentralen Regierung gesteuerte landesweite Entwaffnung der Bevölkerung. Syrien Präsidentschaftswahl Der amtierende Amtsinhaber Bashar al-Assad konnte nach der offiziellen Auszählung der Präsidentschaftswahl vom 26.06.21 insgesamt 95,1 % der Stimmen auf sich vereinen. Er trat dabei gegen zwei Kandidaten an, die weitgehend als symbolische Herausforderer angesehen werden können. Die Wahlbeteiligung lag von offizieller Seite bei 78,6 % (bei insgesamt 18 Mio. Wahlberechtigten), wobei in den Gebieten im Nordost- und Nordwestsyriens, die sich außerhalb der Regierungskontrolle befinden, ungefähr acht Mio. Syrer leben, denen eine Teilnahme an der Wahl nicht möglich war. Die etwa fünf Mio. im Ausland lebenden Syrer nahmen mehrheitlich nicht an der Wahl teil. In Deutschland wie auch in Frankreich wurde es den syrischen Auslandsvertretungen verboten, die Wahl durchzuführen. 14
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