Aachener Umwelt Rundbrief - Dezember 2020 Nr. 87 - Ökologie-Zentrum Aachen e.V.

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Aachener Umwelt Rundbrief - Dezember 2020 Nr. 87 - Ökologie-Zentrum Aachen e.V.
Aachener Umwelt Rundbrief
                    Dezember 2020
                           Nr. 87

     • Der Amstelbach:
       Von der Quelle bis Herzogenrath
     • Der Nellessenpark
     • Von-Halfern-Park 2
     • Energie-Klima-Kiste
     • Was Bäume können…
     • Integriertes Klimaschutzkonzept

      Ökologie-Zentrum              1
           Aachen e.V.
Aachener Umwelt Rundbrief - Dezember 2020 Nr. 87 - Ökologie-Zentrum Aachen e.V.
Führung im Nelson-Mandela-Park am 18. Juli 2020

Impressum                                Mitarbeit:
Herausgeber:                             Hans Falk vom Aachener Baumschutz­
Ökologie-Zentrum Aachen e.V.,            bund, Birgitta Hollmann, Gisela Lenze,
An der Schanz 1, 52064 Aachen            Monika Nelißen, Frank Suttner
Tel: 0241/8891425                        Layout:
www.oekologie-zentrum-aachen.de          Planungsbüro Urgatz, Aachen
info@oekologie-zentrum-aachen.de         Druck:
Öffnungszeiten                           Zypresse, Aachen, gedruckt auf 100 %
nach telefonischer Vereinbarung          Recycling-Papier mit ökoPlus- Farben
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Aachener Umwelt Rundbrief - Dezember 2020 Nr. 87 - Ökologie-Zentrum Aachen e.V.
In eigener Sache
Liebe Leserinnen und Leser,
auch uns hat das Corona-Jahr vor große Herausforderungen gestellt. Unser
Programm für das erste Halbjahr mussten wir schweren Herzens im Altpapier
entsorgen. Von den geplanten vierzehn Veranstaltungen konnten im ersten
Quartal drei durchgeführt werden. Die zehn Angebote von April bis Juni mus-
sten ausfallen. Im Juli fand unter reger Beteiligung bei strahlendem Wetter
und Corona-conformen Bedingungen eine Führung am Geburtstag des
Namensgebers im Nelson-Mandela Park statt. Viele Interessenten an der
Führung mussten abgewiesen werden, da die Teilnehmerliste schnell voll war.
In der Folge boten wir über unsere Internetseite und die Tageszeitungen eine
Reihe von Parkführungen mit begrenzter Teilnehmerzahl an. Auch an den
Ferienprogrammen für Kinder beteiligten wir uns, sowohl in den Sommerferien
als auch in den Herbstferien. Veranstaltungen mit Kitas und Schulklassen
fanden von August bis Oktober statt. Für die letzten zwei Monate des Jahres
rechnen wir damit, keine Veranstaltungen mehr durchführen zu können.
Alle geplanten Vorträge zu stadtökologischen Themen mussten abgesagt wer-
den, da das Publikum und die Vortragende zur Risikogruppe gehören. Unsere
Arbeits-Treffen fielen in den Wochen des Lockdowns ebenfalls aus. Auch die
Mitgliederversammlung im Frühjahr konnte nicht stattfinden und wurde für
November geplant und wieder abgesagt.
Dennoch haben wir zwei Rundbriefe erstellt und an unsere LeserInnen versandt.
Darüber hinaus haben wir an unserem Buch über die Aachener Bäche gear-
beitet. Neben der Recherche und dem Schreiben der einzelnen Kapitel war die
Beschaffung von Finanzmitteln für das Buch eine wichtige Herausforderung.
                  Im September haben wir von der „NRW-Stiftung Naturschutz,
                  Heimat- und Kulturpflege“ einen großen Teil der
                  Erstellungskosten zugesagt bekommen. Die Recherche und
das Schreiben des Buches wird von uns ehrenamtlich geleistet. Wir hoffen,
das Buch in der ersten Jahreshälfte 2021 fertig stellen zu können. Für den
noch nicht abgedeckten Teil der Erstellungskosten bitten wir weiterhin um fi-
nanzielle Unterstützung. Eine weitere große Hilfe wären historische Bilder der
Aachener Bäche. Wer solch einen Schatz zu Hause hat, würde uns mit der
Zusendung, digital oder analog, eine Freude machen.
Wir wünschen allen unseren LeserInnen frohe und friedliche Festtage und
ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr
Alle MitarbeiterInnen des Ökologie-Zentrums
                                                                            3
Aachener Umwelt Rundbrief - Dezember 2020 Nr. 87 - Ökologie-Zentrum Aachen e.V.
Der Amstelbach im Heydener Ländchen
                   von der Quelle bis Herzogenrath
Von Monika Nelißen
Bereits im vorangegangen Umwelt-Rundbrief wurde über der Amstelbach
in seinem Verlauf zwischen Herzogenrath und deutsch-niederländischer
Grenze erzählt. Hier nun folgt die Beschreibung des Oberlaufs.

Abb. 1: Quellgebiet bei den Niersteiner Höfen

Die Quellen des Amstelbachs liegen         wurden bereits um 1000 n. Chr. er-
in den Viehweiden bei den Niersteiner      wähnt, bei einem Überfall in 1388
Höfen in Richterich, am Ortsausgang        aber vollständig zerstört. Erst im 17.
nach Vetschau. Folglich erhält der in      Jahrhundert wurden sie in massi-
alten Dokumenten als Anstela oder          ver Bauweise wieder errichtet. Der
Anstel bezeichnete Wasserlauf, sein        Große Niersteiner Hof wird auch
Wasser auch nicht aus den mächti-          gerne „Vetschauer Burg“ genannt.
gen Sandschichten am Rande des             Negative Schlagzeilen machte das
Aachener Talkessels – den er ja nicht      historische Gehöft im Januar 2000,
berührt – wie die übrigen Aachener         als der damalige Besitzer wegen
Bäche. Die drei Niersteiner Höfe           Streits mit der Denkmalschutzbehörde
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Übersicht des Amstelbachverlaufs von der Quelle bis Herzogenrath
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Abb. 2: Die Niersteiner Höfe an der Laurensberger Straße, rechts der Große Nier-
steiner Hof.
es eigenhändig in Teilen niederriss.     mündet – wenn denn Wasser fließt –
Weitere Schäden verursachten zwei        im dortigen Angelteich, der ursprüng-
schwere Brände in 2002 und 2012.         lich als Regenrückhaltebecken und
Inzwischen wurde bzw. wird es jedoch     damit für den Hochwasserschutz
wieder restauriert.                      von Richterich angelegt wurde. Dem
                                         Bachlauf sieht man kaum an, dass
Schöne Kopfweiden kennzeichnen
                                         es sich hierbei um ein künstliches
den Verlauf des Quellbachs ab dem
                                         Bett handelt, denn um 1970 verlegten
Großen Niersteiner Hof, ansonsten
                                         ihn die Richtericher kurzerhand, um
nimmt man ihn in der Landschaft
                                         im Bereich der alten Aue eine große
zunächst kaum wahr. Relief- und
                                         Sport- und Spielplatzanlage zu errich-
bodenbedingt führt der kleine Bach
                                         ten. Von dem einst hier gelegenen
am Oberlauf über längere Phasen
                                         großen Feuchtgebiet – „Sumpfland“
– vor allem im Sommer – kein oder
                                         galt in diesen Jahren (noch) als wert-
kaum Wasser. Zunächst in nördliche
                                         los – ist heute nur noch ein kleiner
Richtung fließend, wendet sich der
                                         Restbestand erhalten. Geblieben ist
Bachlauf nach der Unterquerung der
                                         die große Bedeutung als Lebensraum
in den 1980er Jahren stillgelegten
                                         für Frösche, Kröten und Molche.
Bahnlinie Aachen-Maastricht nach
                                         Alljährlich im Frühjahr wird die an-
Osten auf Richterich zu. Bei (den)
                                         grenzende Straße Grünenthal für
Kaletzbenden endet der Amstelbach
                                         den Durchgangsverkehr gesperrt, um
genau genommen zunächst, denn er
                                         die Amphibienwanderung zwischen
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Abb. 3: Regenrückhaltebecken (RHB) / Angelteich bei Kaletzbenden.
Landlebensraum und Laichgewässer           Karl-Friedrich in Grünenthal auf. Bis
zu schützen.                               1927 wurde hier Steinkohle gefördert.
                                           Am Zehnthof, heute eine attraktive
Auf den nächsten knapp 450 Metern
                                           Wohnanlage, ist allerdings schon
Fließstrecke unterhalb des Weihers
                                           wieder Schluss mit schönem Bach,
zeigt sich ein recht schöner, naturnaher
                                           er taucht unter der Grundschule ab in
Bachlauf. Ein ursprünglich verrohrter
                                           den Untergrund. Für die nächsten 600
Teilabschnitt nach dem Weiherablauf
                                           m plätschert das Bachwasser durch
wurde um 2009 wieder offen ge-
                                           Kanalrohre quer durch Richterich, nur
legt. Auf diesem Teilstück nimmt der
                                           der Straßenname erinnert die Bewohner
Bachlauf die Entwässerung des ehe-
                                           an den kleinen Wasserlauf. Die
maligen Zechengeländes der Grube
                                           Überlegungen einer Bachoffenlegung
                                           auf dem Turnhallenvorplatz in den
                                           1980er Jahren scheiterten leider da-
                                           mals an Bedenken der Anwohner.
                                           Abb. 4: Überschwemmung in Richterich
                                           im Jahre 1966 vor der teilweisen Regu-
                                           lierung des A. und dem Bau des RHB
                                           Kaletzbenden
                                           (Quelle: Richterich 1945-1971, S. 90).
                                                                               7
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Abb. 5: Der Zehnthof in Richterich.

Soviel zum Thema Wertschätzung der       scheiden ausgesehen haben. Dieser
Aachener Bäche.                          Zustand erfuhr eine grundlegende
                                         Umwandlung mit der Renaturierung.
Erst kurz vor der Bahnlinie Aachen –
                                         Möglich wurde dies durch den Erwerb
Düsseldorf gelangt der Amstelbach
                                         eines breiten Geländestreifens durch
wieder an die Oberfläche – um gleich
                                         den Wasserverband. So konnte der
darauf wieder unter dem Bahndamm
                                         Bach in einen naturnahen, geschwun-
abzutauchen. Danach bewegt er sich
                                         genen Verlauf mit Aufweitungen
– ab hier fließt tatsächlich häufiger
                                         gebracht werden. Gleichzeitig be-
Wasser – gestreckten Laufs zur klei-
                                         kam er einen breiten, beiderseitigen
nen Ortslage Uersfeld. Bis 1997 glich
                                         Randstreifen, so dass sich eine ty-
dieser Bachabschnitt einem monoto-
                                         pische, gehölzreiche Ufervegetation
nen, öden Graben. Fast schnurgera-
                                         ausbilden konnte. Weitere positi-
de, mit steilen, gleichförmigen Ufern
                                         ve Effekte: Die Aufweitungen mit
und verschlammter Bachsohle zog er
                                         verlängertem Bachlauf verzögern
sich dahin, einge¬zwängt zwischen
Äckern bzw. Viehweiden auf der einen
Seite sowie Fuß- und Radweg auf der
anderen Seite. Weder gab es eine
bachtypische Ufervegetation noch
Bäume oder Sträucher und auch mit
der Wasserqualität muss es eher be-
Abb. 6: Am Ende der nach ihm benannten
Straße kommt der Amstelbach wieder an
die Oberfläche.
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Abb. 7: Amstelbach zwischen Richterich      Abb. 8: Renaturierter Abschnitt nach
und Uersfeld bis 1997, vor der Renaturie-   13 Jahren - rechts das Bachbett.
rung (Quelle: Stadt Aachen 2000.)
Hochwasserabflüsse, dienen also dem         hin wurde außerdem ein kleines
Hochwasserschutz der Unterlieger.           Gewerbegebiet angelegt, heute der
Und das inzwischen gut entwickelte          Engineeringpark Uersfeld mit der
Band aus Sträuchern und Bäumen              Firma Krantz.
hat einen hohen Mehrwert für die
                                            Der Amstelbach speist bei Uersfeld
Naherholung, gleichzeitig bildet es
                                            ein ehemaliges Rückhaltebecken,
einen Puffer gegenüber Einträgen wie
                                            fließt allerdings selber darum her-
Dünger oder Pestizide aus den an-
                                            um. Das Becken wurde einst für den
grenzenden Landwirtschaftsflächen.
                                            Hochwasserschutz angelegt, nachdem
Die Ansiedlung Uersfeld wurde einst         der kleine Ort immer wieder, zuletzt im
von drei Gehöften gebildet. Der südli-      Juli 1985 (Aachener Nachrichten vom
che Hof, heute bekannt als Küppershof,      30.04.1987) unter Wasser gesetzt
wurde mit dem Bau der Roermonder            worden war. Verursacher war aller-
Straße von der übrigen Ortslage ab-         dings weniger der Amstelbach, son-
getrennt. Der mittlere Hof – Haus           dern der an dieser Stelle zufließende
Ottegraven genannt – verfiel nach           Schönauer Bach, der bei Starkregen
dem Krieg und existiert nicht mehr,         schnell große Regenwassermengen
auch er läge heute auf der anderen          zuführt. Obwohl nur etwa 1 km lang,
Straßenseite. Von dem dritten Landgut,      muss dieser Bachlauf, der seinen
Unter- bzw. Groß-Uersfeld genannt, be-      Anfang in den Teichanlagen bei
steht noch die eindrucksvolle Vorburg       Schloss Schönau nimmt, bei Regen
aus dem 17. Jahrhundert. Auch der           sehr schnell viel Wasser aufnehmen
Wassergraben ist als Teichanlage zum        und abführen. Der eigentliche Grund
Teil noch vorhanden.                        für den Wasserrückstau und daraus
                                            folgende Überflutungen lag aller-
Später entwickelte sich ein kleiner Ort
                                            dings konkret in der anschließenden
mit rund 30 Häusern. Zur Bahnlinie
                                            Verrohrung des Bachlaufs unter dem
                                                                                 9
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Abb. 9: Ehemaliger Wassergraben bei Groß-Uersfeld.
Park von Groß-Uersfeld, mit einem       Gehölzrückschnitt) zur Offenhaltung
für diese Wassermassen zu kleinem       durchgeführt. In den ersten Jahren
Durchmesser. 1987 begab man sich        nach der Aufgabe entwickelte sich
an die Behebung des Problems. Leider    auf dem Beckenboden eine ökolo-
lediglich in der Form, dass man ein     gisch hochwertige Feuchtstaudenflur
Rohr mit größerem Durchmesser           mit Seggen und Blutweiderich. Einen
verlegte. Die günstige Gelegenheit      Einstau des gesamten Beckens gibt
für eine Bachrenaturierung bzw. eine    es nur sehr selten, lediglich der tief-
Öffnung zu nutzen, war zu diesem        ste Bereich steht längere Zeit im Jahr
Zeitpunkt bedauerlicherweise kein       unter Wasser. Daher erobern Bäume,
Thema. Als zusätzlicher Schutz wur-     hauptsächlich Weiden, das Areal
de das Becken gegraben, um ein          immer mehr. Bei dieser Entwicklung
Zuviel an Wasser vor der Verrohrung     handelt es sich zwar um einen na-
zurückhalten zu können. Als sich ab-    türlichen, Sukzession genannten
zeichnete, dass das Becken nicht mehr   Prozess. Da Feuchtstaudenfluren in
für den Wasserrückhalt vorgehalten      unserer Landschaft jedoch recht sel-
werden musste, wurde es auch nicht      ten sind, wären in diesem Fall eine
mehr „unterhalten“. D.h. es werden      Offenhaltung und stärkere Vernässung
keine Pflegemaßnahmen (Mahd,            wünschenswert.

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Hinter Uersfeld gelangt der Amstelbach
wieder ans Tageslicht und findet sich
außerdem auf Herzogenrather Gebiet
wieder. Spaziergänger haben hier
übrigens das Nachsehen, denn für
sie gibt es keine Wegeverbindung
parallel zum Bach. Sie müssen ent-
weder nach Südosten (also ‚rechts’),
zur Roermonder Straße, oder nach
Nordwesten (nach ‚links’) auswei-
chen. Für den Bach gilt es nun, die
rund 40 m hohe Bergehalde Wilsberg
zu umrunden, ein Relikt aus der
Steinkohle-Bergbauaera. Die Halde
stellt inzwischen ein viel genutztes
Naherholungsgebiet für Kohlscheid
dar. Und auch dem Bach wurde
wieder mehr Freiraum zugestan-
den. Der Haldenrundweg mit einer
Amphitheater-ähnlichen Aufweitung
am Bachufer wurde im Rahmen der
Euregionale 2008 als Teil des weißen     Abb. 11: Bachbett in Herzogenrath-Bank
Weges im „Pferdelandpark“ ausge-
baut, Es lohnt sich ein Abstecher auf    unterqueren und durch den Ortsteil
die Bergkuppe, denn von dort hat man     Bank seinen Weg zu finden. Zwar ist
eine hervorragende Aussicht, u.a. auf    er im Siedlungsbereich nur teilweise
das Amstelbachtal.                       verrohrt, aber selbst auf den offenen
                                         Abschnitten führt der Bach ein eher
Von nun an fließt der Amstelbach in
                                         trauriges Schattendasein, einge-
nördliche Richtung. Zunächst gilt es
                                         zwängt zwischen hohen Mauern oder
für ihn, nochmals die Bahnlinie zu
                                         Böschungen. Doch wenn er dann die
                                         letzten Häuser hinter sich gelassen
                                         hat, wandelt sich sein Charakter zu
                                         einem bemerkenswert idyllischen
                                         Fließgewässer. Dieser Bachabschnitt
                                         wurde bereits im vorangegangen
                                         Rundbrief Nr. 86 beschrieben.

                                         Abb. 10:
                                         Bachaufweitung bei der Halde Wilsberg.
                                                                            11
Wasserqualität                            Algenwachstum, der Fachbegriff dafür
                                          ist „Eutrophierung“.
Um die Wasserqualität des Amstel­
bachs war es noch nie wirklich gut        Eher noch problematischer sind je-
bestellt. Das liegt zum einen an der      doch andere Wirkstoffe, die bei vorge-
stark schwankenden Wasserführung,         schriebenen Untersuchungen immer
insbesondere im Oberlauf. Er speist       wieder nachgewiesen werden: Es sind
sich zu einem hohen Anteil aus            vor allem Herbizide wie Mecoprop
Oberflächenabfluss bei Regen              (Methylchlorphenoxypropionsäure,
bzw. oberflächennahem Abfluss,            M C P P ) , M C PA ( 2 - M e t h y l - 4 -
Grundwasser macht nur einen gerin-        chlorphenoxyessigsäure) und
gen Anteil aus. Damit werden viele        Diflufenican, oder Imidacloprid,
Fremdstoffe direkt in den Bach ge-        ein Insektizid aus der Gruppe der
spült. Bis zum Jahre 1960 wurden          Neonicotinoide. Diese Stoffe werden
fast alle anfallenden Abwässer noch       in der Landwirtschaft ebenso wie
direkt dem Amstelbach (und Horbach)       in Privatgärten verwendet, um be-
zugeführt. So flossen in den älteren      stimmte unerwünschte Wildkräuter
Ortsteilen die häuslichen Abwässer,       wie Löwenzahn, Ampfer, Greiskraut
bis auf die in Trockentoiletten zurück-   oder Disteln abzutöten („Unkraut-
gehaltenen Fäkalien, oberirdisch über     Ex“) bzw. zur Saatgutbehandlung.
die Straßenrinnen in die Bachläufe        Irreführend werden sie leider ger-
ab (Richterich 1945-1971). Dieser         ne als „Pflanzenschutzmittel“ an-
Verhältnisse änderten sich erst mit       gesprochen – ein Unwort aus
der Fertigstellung der Kanalisation       Naturschutzsicht. Ein weiteres
und dem Bau der ersten Kläranlage         Anwendungsfeld von Mecoprop
in Richterich-Bank. Die Kläranlage        ist der Durchwurzelungs¬schutz
in Horbach, gegenüber von Gut             in Dachpappen, wie sie z.B. bei
Obermühle, wurde zwischen 1977 und        Dachbegrünungen angewendet
1980 errichtet.                           werden.
Außerdem durchfließt der Bach             Kritisch ist auch der Nachweis von
ein Gebiet mit intensiver landwirt-       Benzo[a]pyren, einem polycyclischen
schaftlicher Nutzung. Wie bei vielen      aromatischen Kohlenwasserstoff, der
Bördengewässern im Nordkreis, zeigt       nicht nur für Menschen, sondern ge-
sich dies in zu hohen Phosphor- bzw.      nerell als umwelt- und wassergefähr-
Phosphatwerten im Wasser. Phosphor        lich einzustufen ist. Für im Wasser
ist neben Stickstoff das wesentliche      lebende Organismen ist er sehr giftig
Nährelement aus der Düngung von           (höchste Wassergefährdungsklasse
Wiesen und Feldern. Im Gewässer füh-      WGK3: stark wassergefährdend). Die
ren zu hohe Nährsalz-Konzentrationen      Ursache wird im ehemaligen Bergbau
unter anderem zu übermäßigem              vermutet, jedoch konnte eine konkre-

12
Abb. 12: Kläranlage Horbach im Luftbild
(Land NRW (2020) - Lizenz dl-de/zero-2-0 (www.govdata.de/dl-de/zero-2-0)
te Quelle bislang nicht ausgemacht       Bäumen und Sträuchern ist sinnvoll,
werden, daher ist eine Beseitigung       denn verschattende Gehölze unter-
der Ursache kaum möglich.                binden das Algenwachstum. Daneben
                                         sind aber auch die Flächennutzer
Bei schädlichen Stoffen aus der land-
                                         gefordert, eine Verdriftung der Stoffe
wirtschaftlichen Nutzung kann durch
                                         bei der Ausbringung zu unterbinden
geeignete Maßnahmen am Gewässer
                                         – „betriebliche Optimierung“ heißt
bis zu einem gewissen Grad ver-
                                         hier das Zauberwort. Ob das aber
hindert werden, dass sie über den
                                         ausreicht? Schließlich fordert die
Oberflächenabfluss oder über den
                                         EU-Wasserrahmenrichtline, dass sich
Lufteintrag ins Wasser gelangen.
                                         auch der Amstelbach allerspätestens
Ausreichend breite Randstreifen ohne
                                         bis zum Jahre 2027 in einem guten
oder mit nur extensiver Nutzung als
                                         Zustand befinden muss!
Pufferzonen stehen dabei vorne an.
Auch die Bepflanzung der Ufer mit

                                                                            13
Quellen:                                   • Stadt Aachen (2000, unveröff.):
                                             Umweltbericht 1999 – Wasser,
• Steckbriefe der Planungseinheiten
                                             Stadt Aachen
  im Teileinzugsgebiet Maas/Maas
  Süd NRW                                  • Ministerium für Klimaschutz, Um-
                                             welt, Landwirtschaft, Natur- und
• Rat und Verwaltung der Gemeinde
                                             Verbraucherschutz des Landes
  Richterich (1971): Richterich 1945
                                             Nordrhein-Westfalen (MKULNV
  – 1971. Eine Gemeinde im Wandel
                                             NRW, Dez. 2015): Bewirtschaf-
  der Zeit
                                             tungsplan 2016-2021

                        Der Nellessen-Park
Von Birgitta Hollmann
Der Nellessen-Park ist ein Waldstück       Weiher am Hitfelder Bach und am
in Burtscheid zwischen Beverau             Beverbach sowie durch den namen-
und Lintert, südlich begrenzt vom          losen Bach, der auf dem Waldfriedhof
Kornelimünsterweg, nördlich begrenzt       entspringt und kurz vor Gut Schöntal
vom Beverbach. Von derAdenauerallee        in den Beverbach mündet. Am Rand
bis zur Lintertstraße durchschneidet       des Waldes ergeben sich immer wie-
der Eselsweg den Nellessen-Park,           der reizvolle Blicke auf das im Bachtal
der ein wichtiges Naherholungsgebiet       direkt am Beverbach gelegene Gut
für viele Menschen aus Forst und           Schöntal, auf Drimborn, und auf Forst
Teilen von Burtscheid darstellt. Auf       mit der katholischen Pfarrkirche St.
den Wiesen südlich des Eselswegs           Katharina.
werden im Herbst Drachen fliegen
                                           Der Mischwald bestehend aus Buchen,
gelassen, im Beverbach am Eselsweg
                                           Eichen, Fichten und Lärchen, verein-
spielen ganze Gruppen von Kindern.
                                           zelt auch Ahorn und Eschen wird
Ansonsten wird der Nellessen-Park
                                           durchzogen von einigen rechtwinklig
intensiv genutzt von Menschen, die
                                           verlaufenden Wegen. An manchen
spazieren gehen, joggen, walken, Rad
                                           Stellen zeigt er deutliche Spuren des
fahren oder reiten.
                                           letzten Weltkrieges. Einige ausgepräg-
Eingerahmt wird der Nellessen-Park         te Bombenkrater sowie ein gespreng-
vom Waldfriedhof im Südwesten, vom         ter Bunker mahnen am Wegesrand.
Friedhof Lintert im Südosten, nord-
                                           Seinen Namen erhielt der Park von der
östlich liegt der viel kleinere Friedhof
                                           Tuchfabrikanten-Familie Nellessen.
von St. Katharina. Geprägt wird die
                                           1860 erwarb Carl Martin Freiherr von
Landschaft durch Wald, Wiesen, das
                                           Nellessen das am Beverbach gelege-
Bachtal des Beverbachs, durch die
14
Abb. 1: Karte vom Nellessen-Park mit Umgebung
ne Gut Schönthal. Heute liegt dieses    Die Familie Nellessen machte das
Gut an der Adenauerallee, dort wo       Gut Schönthal zum herrschaftlichen
der Beverbach den Außenring un-         Hauptwohnsitz und ließ es im neu-
terquert. Zum Gut gehörten ausge-       gotischen Stil umbauen. Die auf der
dehnte Ländereien, Wiesen, Wälder,      Abbildung von 1864/65 sichtbare
Bäche und Teiche. Da der Beverbach      Pracht des Hofes und der umgeben-
die Grenze zwischen Burtscheid und      den Parkanlagen ging im Zweiten
Schönforst bildete, lagen weite Teile   Weltkrieg verloren.
der Ländereien auf Burtscheider
                                        Vom Gut in Richtung Lintertstraße
Gebiet, während die Gutsgebäude
                                        führt noch heute eine repräsentative
nördlich des Beverbachs und somit auf
                                        Allee, die an der Lintertstraße von zwei
dem Gebiet von Schönforst lagen. Bis
                                        zinnengekrönten Torhäusern flankiert
zur Zeit der französichen Besatzung
                                        wird. Direkt daneben befindet sich
war Burtscheid eine freie Reichsabtei
                                        die kleine Straße „Buschmühle“. Der
und Schönforst eine freie Herrschaft,
                                        Name erinnert an die alte Buschmühle,
die zum Herzogtum Jülich gehörte.
                                        die zum Gut Schönthal gehörte und
                                                                             15
Abb. 2 und 3: Auf dem Luftbild ist in der Mitte oben Gut Schöntal mit zwei am Bever-
bach gelegenen Teichen zu erkennen. Der Kartenausschnitt von 1846 zeigt anähernd
den gleichen Ausschnitt. Südlich des Gutes Schönthal ist eine Parkanlage im Stil eines
englischen Landschaftsgartens mit geschwungenen Wegen zu sehen. Südlich davon
ist der Park begrenzt von einem Wald mit rechtwinkliger Wegeführung. Das entspricht
auch dem heutigen Zustand des Nellessen-Parks.

16
Abb. 4:
Gut Schönthal
1864/65

die bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg      Tod im Jahr 1819 die Fabrik in der heu-
hier betrieben wurde. Sie wurde             tigen Mörgensstraße, erweiterten sie
von einer künstlichen Ableitung des         und führten die Dampfmaschine ein.
Beverbachs angetrieben und diente           1830 arbeiteten 1200 Arbeiter an 400
zeitweise auch zur Tuchherstellung.         Webstühlen. Die Einführung industri-
In den ersten Quellen ab 1574 wird          eller Neuerungen führte aber auch zu
sie als Kupfermühle erwähnt. 1735           sozialen Verwerfungen. Viele Weber
bis 1806 wird sie als Walkmühle be-         empfanden die Maschinen als Ursache
trieben, ab 1810 als Wollspinnerei.         ihrer prekären sozialen Situation.
Zwischen 1823 und 1830 arbeitete die
                                            Am 30. August 1830 begann vor den
Buschmühle wieder als Walkmühle.
                                            Toren der Tuchfabrik C. Nellessen, J.M.
Ursprünglich begann die Tuchpro­            Sohn in der damaligen Mörgensgasse
duktion in den wasserbetriebenen            ein Aufstand der Arbeiter. Anlass
Mühlen an den Bächen des Aachener           waren Lohnabzüge wegen eines
Raums. Erst im 19. Jahrhundert traf die     beschädigten Tuches, ein durchaus
Industriealisierung, von England her sich   übliches Verfahren, den geringen
ausbreitend auf die Tuchmanufakturen,       Lohn weiter zu kürzen. Voll Wut über
die sich durch ein Verlegersystem           die empfundene Ungerechtigkeit for-
bereits aus den Fesseln der engen           derten hunderte von Arbeitern und
Zunftgesetze befreit hatten.                Menschen, die sich solidarisierten,
                                            vor der Tuchfabrik Nellessen die
Die Familie Nellessen war Vorreiter
                                            Abschaffung der Strafabzüge. Da es
des industriellen Fortschritts. Die vier
                                            nicht gelang, in die Fabrik einzudrin-
Söhne des Carl Martin Freiherr von
                                            gen, verlagerte sich der Protest vor
Nellessen übernahmen nach seinem
                                            das Haus von James Cockerill am
                                                                                17
Abb. 5:
                                                              Grabmal der
                                                              Familie von
                                                              Nellessen auf
                                                              dem Friedhof
                                                              bei St. Katharina
Friedrich-Wilhelm-Platz, der für die     Literatur:
Einführung der Maschinen verantwort-
                                         • Peter Bertram: Mühlen der
lich gemacht wurde. Sein Wohnhaus
                                           Eifel,Band II, die Nordeifel, Müh-
wurde gestürmt und geplündert. Die
                                           len und Müller im Aachener Raum,
aufgebrachte Menschenmenge ver-
                                           Aachen 2005
suchte, sich zu bewaffnen und das
Gefängnis zu stürmen. Schließlich        • Heinrich Gandelheid: Alte Aache-
wurde der Aufruhr durch eine eilig         ner Bilder, Aachen 1989
gebildete Bürgerwehr im Keim erstickt.   • Hans-Karl Rouette, Aachener
Die Brüder Nellessen bauten das            Textilgeschichte(n) im 19. und 20.
Unternehmen weiter aus und besaßen         Jahrhundert, Aachen 1992
1850 mit 1700 Arbeitern das größte       • https://de.wikipedia.org/wiki/Tuch-
Tuchunternehmen in Aachen. Die             fabrik_Nellessen
Fabrik war bis zur Weltwirtschaftkrise
Ende der 1920er Jahre im Besitz der      • https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_
Familie.                                   von_Nellessen

Das Gut Schöntal mit den umgeben-
den Ländereien blieb lange im Besitz
der Familie und wurde auch nur durch
diese genutzt. Der Nellessen-Park
wurde erst 1969 für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht und entwickel-
te sich seitdem zu einem wichtigen
Naherholungsgebiet.
18
Von-Halfern-Park (2)
Von Gisela Lenze
Noch vor gar nicht langer Zeit, in den
ersten Coronawochen, entdeckte ich
den Von-Halfern-Park aufs Neue und
drehe seitdem dort meine Runden:
genießend, suchend, erstaunt, begei-
stert, fragend… Einige Male, wenn ich
am Kutscherhaus vorbei in den Park
ging, beobachtete ich einen Herrn,
der ruhig auf seiner Bank saß, mit
Blick zum Haus, und ich sprach ihn
an. Herr Richter, stellte er sich vor,
und er lud mich ein, neben ihm Platz
zu nehmen. So saßen wir dann spä-
ter auch zusammen vor ihrem Haus;
Herr Klaus Richter und seine Frau
Andrea Wolf-Richter. Sie erzählten
mir einige Facetten ihrer Geschichte:    Abb. 1: Kutscherhaus/Remise.
vom Kutscherhaus, der Remise, dem
gegenüber liegenden Gärtnerhaus,
vom Park und dem Hochgrundhaus.
1990 war es, als die Stadt ihnen das
Anwesen – anders ausgedrückt, wie
Herr Richter meint, eine Ruine - für
20 Jahre zur Miete anbot für einen
symbolischen Geldbetrag und der
Auflage, beide Gebäude innerhalb
einer bestimmten Zeit zu renovieren –
um sie dann kaufen zu können. Die für
die Sanierungen und Renovierungen
notwendige Summe war nicht leicht
zu stemmen, aber sie wollten kau-
fen! Frau Richter verhandelte; unter
30 Jahren ginge gar nichts – und war
erfolgreich!
Wohn- und Büroräume sollten unter
einem Dach verbunden sein und das        Abb. 2: Gärtnerhaus/Hochgrundhaus.
                                                                              19
war für Herrn Richter, den Architekten
realisierbar. Hatten sie beide doch nach
10jähriger Suche ihr Haus gefunden.
Frau Richter regelte dazu mit der Stadt,
einige Änderungen am Hochgrundhaus
vornehmen zu dürfen.
Mit der Kernsanierung der Remise
wurde begonnen, sie dauerte ein Jahr.
In den von Halfern-Zeiten standen dort
zwei Kutschen. Der denkmalgeschützte
Pferdestall sollte erhalten bleiben. So
ist er heute noch mit den alten weiß-
grünen Kacheln und einer Pferdetränke
zu sehen. Rundherum saniert konnte
dann gekauft werden!
Das kaputtsanierte Gärtnerhaus, wie
Herr Richter nachdenklich erinnert,
wurde kernsaniert und seitdem vermie-
tet. Heute machen beide Gebäude, in        Abb. 3: 1892 von Halfern, 1990 Wolf-Richter.
diesen Wochen frisch renoviert, einen
strahlenden Eindruck. Das KWR der
Richters, golden gerahmt und wie ge-
malt, ist dazu unter dem französischen
Balkon gut zu lesen. 1892 steht für die
Fertigstellung des Kutscherhauses von
Friedrich und Helene von-Halfern, 1990
für das Übernahmejahr der Richters.
Der Neuanstrich scheint wie passend
gewählt für die 150jährige, unter
Naturschutz stehende Rose „Gloire
de Dijon“ an der Hauswand! Wie an-
gegossen streckt sie sich mit ihrem
Lachston und dem satten Grün der
Wand entgegen. Ihr Stock hat sich am
Kutscherhaus erhalten und gibt dem
von Helene und Friedrich von Halfern
englisch gestalteten Park am Eingang
auch eine charmant französische Note.
Und mir, die ich ein rundherum gutes       Abb. 4: Die Kletterrose am Kutscherhaus.
Jahr in Dijon gelebt habe, gefällt sie
natürlich besonders gut!
Zu einem weiteren Gespräch sind wir
verabredet, müssen es aber beiderseits
verschieben auf nächstes Jahr. Ich
freue mich jetzt schon darauf, mehr zu
erfahren von den Richters, die mit Elan
und Freude diesem Eingang zum von-
Halfern-Park so viel Gesicht geben!
Mit der alten Bestandsaufnahme ma-
che ich mich wieder auf den Weg zu den
Bäumen. Denke wie jedes Mal: was für
ein Glück, diesen Park zu haben und
dass die von-Halfern ihn uns überlie-
ßen! Stelle mir das Ehepaar Bertha
und Gustav vor, die 1840 von Essen
nach Aachen kamen. Schon gut be-

                                            Abb. 6: Douglasie, Bergahorn und Eisen-
                                            holz im Goldenen Oktober.
                                            tucht von Hause aus, besaßen sie bald
                                            in Burtscheid eine eigene Tuchfabrik,
                                            kauften 1870 den „Groutenhof“, für
                                            Sommeraufenthalte. Sohn Friedrich
                                            und dessen Frau Helene vergrößer-
Abb. 5: Gloire de Dijon. Bodo von Coppen,
                                            ten nach Gustavs Tod das Anwesen
Alt Aachener Gärten, S. 117: „Die Klet-     bis auf 10 ha, Waldbesitz kam dazu.
terrose „Gloire de Dijon“, in Frankreich    Der Hobby-Dendrologe Friedrich
gezüchtet von Jacotot 1853, war im alten    sammelte Bäume aus aller Welt. Die
Aachen eine Standardsorte zum Beklei-       Bestandsaufnahme vom Garten-
den sonniger Gartenmauern. Sie blüht        und Friedhofsamt zeigt 81 verschie-
bereits Anfang Juni und duftet stark. Im    dene Laub- und 51 verschiedene
von-Halfern-Park hat sich ein Stock am      Nadelgehölze. Inzwischen hat sich
Kutscherhaus erhalten. Auch im Vorgarten    gewiss vieles verändert. Eine aktuelle
des Hauses Eupener Straße 12 entdeckt
                                            Bestandsaufnahme wäre lohnenswert!
man diese Rose.“
                                                                                21
Carl, Friedrich und Helenes Sohn          Friedrich und Helenes Märchen­
verkaufte 1925 allen Besitz an die        schloss, - die schneeweiße Villa.
Stadt Aachen, der Park ist seitdem        Ich wüsste zu gern, was die von-
zugänglich für alle. 1957 begann das      Halfern zu alledem meinen könnten
Grünflächenamt mit Neupflanzungen,        … und vergleiche am Saum vom
was ich auch im März an vier Stellen im   Geschlossenen zum Offenen Bestand
Park beobachten konnte. Fröhlichen        die Herbstfarbigkeit der Bäume zu der
Kinderstimmen laufe ich entgegen.         im Frühjahr. Schöner? Anders! Immer
Der Waldorfkindergarten nutzt das         schön!!
Parkgelände seit 1982 als Spielplatz
und dazu das Hochgrundhaus -

       Neu im Angebot: Energie-Klima-Kiste
           Energie erleben – Klima(wandel) verstehen
Von Monika Nelißen
Das Ökologie-Zentrum hat sein             stellen den Zusammenhang zwischen
Angebot „Lernen aus Kisten & Koffern“     der Stromerzeugung bei uns und dem
um ein neues Objekt erweitert! Mit        weltweiten Klima her. Mit vielen bunten
den Gerätschaften dieser Kiste wird       A3-Postern.
Energie erlebbar gemacht. Eine kleine
                                          Die Kiste ist ausgerichtet auf die
Dampfmaschine veranschaulicht die
                                          Zielgruppe Kita, Grundschule sowie
konventionelle Art der Stromerzeugung
                                          weiterführende Schulen bis Klasse
aus Brennstoff. Modelle von Wind-/
                                          6. Wie alle Koffer&Kisten ist sie ge-
Wasserrädern und Solarspielzeuge
                                          gen eine Gebühr von 5 EUR und
zeigen alternative Möglichkeiten auf.
                                          eine Kaution von 50 EUR von Kitas,
Eisbär und Pinguin sowie Geschichten
                                          Schulen oder anderen Gruppen für
von Kindern aus allen Teilen der Erde
                                          ca. 14 Tage ausleihbar. Zu allen
                                          Themen bieten wir außerdem eine
                                          Einführung im Rahmen einer Schul-
                                          Doppelstunde (1,5 h) an. Weitere
                                          Materialkisten gibt es zu den Themen
                                          Wasserbiologie, Wasserchemie,
                                          Biber, Papier-schöpfen, Geologie und
                                          Boden.
                                          Das Projekt „Lernen aus Koffern &
                                          Kisten“ wird vom Fachbereich Umwelt
                                          der Stadt Aachen finanziell unterstützt.
22
Was Bäume können, das können nur Bäume
                                  Ich bin
                              ein Baum und
                      schon viele Jahrzehnte alt.
                 Ich kann Äpfel, Nüsse, Kirschen oder
             Maronen. Meine Früchte nähren Vögel, Eich-
             hörnchen und Euch Menschen, meine Blüten
           erfreuen Euch im Frühjahr, meine bunten Blätter
       schmücken den Herbst. Vom Frühling bis zum Herbst
   biete ich ganz vielen Lebewesen Nahrung und Unterschlupf.
  Vögel bauen ihr Nest in meiner Krone, Käfer laufen über meine
Zweige und Blattläuse saugen an meinen Blättern und die ein oder
 andere Raupe knabbert daran herum. Ich bin das Holz von Eurem
Tisch, das Papier auf dem Ihr schreibt. Bin das Buch, dass Ihr lest,
der Apfel in Eurem Kuchen. Mein Feuer wärmt Euch im Kamin. Ich
 atme ein was Ihr ausatmet und wandele auch das CO2 von Euren
  Autos und Heizungen wieder in Sauerstoff um, damit Ihr wieder
   einatmen könnt. Den Kohlenstoff baue ich in meine Äste und
     Zweige ein und binde ihn für viele Jahrzehnte. Außerdem
       filtere ich jede Menge Staub und mindere den Schall.
          Im Sommer sorge ich für Schatten und befeuchte
                  die Luft. Wenn ich im Herbst meine
                      Blätter abwerfe, wird daraus
                       eine hervorragende neue
                             Erde, die voller
                                Leben ist.
                                Um meine
                                 Leistung
                                  für das
                                   Stadt-
                                   klima
                                 und den
                                   Natur-
                                 haushalt
                               zu ersetzen,
                   müsstet Ihr 100 junge Bäumchen
           pflanzen. Das kostet mindestens 100.000,- € und
 noch viel mehr, wenn Ihr erst einen Platz dafür herrichten müsst.
 Über Eure Wertschätzung freue ich mich!
                                                                   23
Abb. 1 und 2: Klostergarten Guter Hirte
                                       – vorher – nachher -
                                       Die Stellungnahme vom Aachener
                                       Baumschutzbund haben wir in
                                       Ausschnitten übernommen. Viele
                                       Aspekte im Mittelteil sind auf un-
                                       serer Internetseite unter www.
                                       oekologie-zentrum-aachen.de
                                       nachzulesen.

      Stellungnahme zum Integrierten
     Klimaschutzkonzept Aachen (IKSK)
Von Hans Falk für den Aachener Baumschutzbund
Nach dem Eingeständnis eines gras-     Trotz des Konvoluts von 165 Seiten,
sierenden Klimanotstands durch         sucht man nach dem Thema Stadtgrün
Ratsbeschluss vom 19.6.2019, war       nahezu vergeblich, was umso mehr er-
die Erarbeitung eines übergreifenden   staunt, als dass inzwischen allgemein
Konzeptes für Gegenmaßnahmen not-      bekannt und anhand internationaler
wendig geworden. Dieses ist nun in     Gutachten vielfach bestätigt ist, dass
Form des IKSK vorgelegt worden und     global ohne Berücksichtigung von
umfasst ein Bündel an Maßnahmen in     Flora und Fauna weder Natur- noch
einem dicken Programmheft.             Klimaschutz möglich sind.
24
Dass man auch Land- und Forstwirt­
schaft vernachlässigt hat, bedeutet da-
bei ebenso eine große Lücke. Inhaltlich
ist die Kommentierung eigentlich damit
schon am Ende, denn die Ausrichtung
des Programms war von Anfang an
bloß auf schnellgreifende, technische
und infrastrukturelle Maßnahmen
hin konzipiert. Dass Stadtökologie
das Stadtklima bedingt und damit
nicht ohne Grünstrukturen denkbar
ist, wird leider nicht gedacht. Schon     Abb. 3 und 4: Campus Melaten – vorher
                                          – nachher
beim ersten Arbeitsgespräch des
Runden Tisches mit Frau Vankann als       Demgemäß ist bei der Hervorhebung
Vertreterin der Verwaltung wurde dies     der „gezielten Einladung von klimar-
klar. Mit Ausklammern dieses Themas       elevanten Fachkreisen, Institutionen
erübrigte sich eine weitere Teilnahme     und Organisationen“ (S. 152) auch
der Gruppe Stadtgrün innerhalb der        nur noch von der Gruppe Bauen/
Gruppe Bauen/Wohnen/Stadtgrün.            Wohnen die Rede. Die Gruppe des
                                                                            25
Runden Tisches zum Thema Land-            Überschuss in der Atmosphäre, was
und Forstwirtschaft als stadtübergrei-    ein Stopp der Verschlechterung, aber
fende Klimafaktoren taucht schon gar      noch keine Verbesserung für das
nicht auf.                                Klima bedeutet. Die einzige positiv
                                          wirksame Größe ist die Vegetation
Die Fokussierung auf Maßnahmen
                                          des Planeten als CO2-Senke. Mit
zur Reduktion von CO2-Emissionen
                                          anderen Worten: klimaheilsam sind
herkömmlicher Techniken ist zwar
                                          allein natürliche Systeme, denen
richtig, aber im Kontext von Ökologie
                                          man Raum lassen muss. Und ge-
sehr einspurig, und das auch in
                                          nau dagegen wird massiv mit jeder
Bezug auf das Klima, wo auch ande-
                                          Grünflächenzerstörung verstoßen.
re Treibhausgase (THG) eine Rolle
                                          Was Regenwald in fernen Kontinenten
spielen. Neue Techniken mit CO2
                                          ist, sind die Grünflächen in den zahllo-
reduzierten Emissionen, die sukzes-
                                          sen Kommunen. Beides wird vernichtet
sive alte Techniken ersetzen sollen,
                                          und damit die Regenerationsfähigkeit
tun eben nur das: weniger CO2 frei-
                                          natürlicher Funktionen, die klimabe-
setzen. Neutralität wird man dabei
                                          stimmend sind.
nicht erreichen. Selbst unter besten
Voraussetzungen wird es ecological        Diesbezüglich ist wenig Besinnung in
footprints mit CO2-Äquivalenten ge-       Aachen zu erwarten, das zeigt eben
ben. Die errechneten CO2-Ersparnisse      nicht nur die Vernachlässigung des
sind nur relativ in Bezug auf die         Themas Stadtgrün im IKSK, son-
Alttechnik. Und je schlechter die ist,    dern ein nimmersatter Flächenfraß
desto größer die Ersparnis. So kann       für Projekte jedweder Couleur. Kein
man sich vieles schönrechnen. Wichtig     Partialinteresse, dem nicht Grünflächen
für die CO2-Bilanz ist allein die abso-   und Bäume zum Opfer fallen. Und
lute Größe. Wenn die CO2-Reduktion        immer gilt der Grün- und faunistische
im Energiebereich 50 % beträgt, sich      Lebensraumverlust dabei als vertret-
aber der Energieverbrauch verdoppelt,     bar. Selbst die angeblich bestands-
dann ist gar nichts gewonnen.             geschützten Grünflächen wie Parks
                                          und die begrünten öffentlichen Plätze
Es gibt schlicht keine klimaverträgli-
                                          werden bautechnisch reduziert und
che Technik und auch keine regene-
                                          mit Gestaltungs- und Pflegewerken
rative Energie. Dass solcher Unfug
                                          gelichtet, transparent gemacht und
in Aachen, das sich als renommierter
                                          damit in ihrem ökologischen Wert dra-
RWTH-Standort definiert, Verbreitung
                                          stisch verarmt. Aktuell werden sogar
findet, sagt schon alles. Und wenn wir
                                          die Spazierwege asphaltiert.
überlegen, dass unser aller Konsum
stetige CO2-Quellen darstellt, bleibt     All diese Zerstörungen wesent-
auch unter Idealbedingungen ei-           licher Lebensgrundlagen laufen
ner CO2-Neutralität der kumulierte        unverdrossen parallel neben dem

26
Abb. 5 und 6:
Münsterwald – vorher - nachher
Kahlschlag für nur eine der 7 Windkraft-
anlagen im Münsterwald.

Klimaschutzkonzept und ich mache           Auf S. 11 oben, wird auf klimatische
mir ernsthaft Sorgen, ob die bezweck-      Kipppunkte als Begründung für die
ten Verbesserungen nicht von den ver-      dringende Notwendigkeit für kommu-
nachlässigten Verschlechterungen,          nale Programme wie das IKSK hinge-
überholt werden.                           wiesen. Wie oben erwähnt, werden
                                           diese Kipppunkte nicht nur indirekt
Im oben zitierten Kontext möchte ich
                                           über CO2-Emissionen angesteuert,
zu einzelnen Punkten des IKSK die
                                           sondern weltweit durch sehr direkte
folgenden Anmerkungen machen:
                                           Umweltzerstörung.

                                                                            27
Abb. 7 :
Premiumradweg
Grüner Weg
– vorher
Den bundesweit angestrebten Grün-       Ökologie und umweltengagierte Bürger
und Freiflächenverbrauch auf null zu    sind hinderlich für Bauvorhaben,
senken hat man schnell verwässert       da schafft man sich eben gesetzli-
auf eine Reduktion auf 50%, aber        che Sonderregelungen oder lässt
nicht mal das funktioniert; es wird     Schlupflochangebote offen. Den Preis
wieder eher mehr verbraucht. Nicht      zahlt am Ende auch das Klima. Gerade
schlimm genug, hat man noch einen       hier in Aachen mit einem durchschnitt-
Baubeschleunigungsparagraphen           lichen Grün- und Freiflächenverbrauch
(§ 13b BauGB) eingeführt, ur-           von 20 – 25 ha Fläche p.a., plus
sprünglich um in unkritischen Fällen    massiven Kahlschlägen und Lebens­
Amtsvorgänge zu beschleunigen.          raumzerstörungen vorhandener
Doch das bequeme Verfahren hat          Grünstrukturen durch Straßen-NRW
zu missbräuchlichen Anwendungen         und Deutsche Bahn entlang der be-
geführt, um Umweltbelange und           reits existierenden Verkehrswege
Bürgereinwendungen auszuwei-            sowie Versorgungsunternehmen mit
chen. Trotz bekannter missbräuch-       neuen Versorgungstrassen, sollte
licher Anwendungen, will die Politik    man da sehr sensibel im Umgang mit
bewusst weiter daran festhalten und     Grünflächenzerstörung sein. Doch
den Befristungstermin verlängern. Das   das Gegenteil ist der Fall, fordern
Ziel, den Flächenfraß zu senken, hat    Energiewender und Radentscheider
man also ins Gegenteil verkehrt und     in paradoxen ökologisch formulierten
die Situation verschlimmert.            Forderungen gleiche Rechte wie die
                                        von ihnen kritisierten Lobbys, näm-

28
Abb. 8:
                                                               Premiumradweg
                                                               Grüner Weg
                                                               – nachher
lich auch noch auf die dramatisch           Fazit:
schrumpfenden Restbestände an
                                            Es gibt im IKSK vielerlei Maßnahmen,
Grün- und Freiflächen zuzugreifen. Die
                                            die positive Ansätze bilden und man
Altlasten bleiben und erfahren weitere
                                            bemüht sich die leicht umzusetzen-
Ausdehnung und obendrauf kommen
                                            den, kleinen und unaufwendigen
Neubelastungen.
                                            Maßnahmen zu betonen. Aber ein
CO2-Emissionsminderungen auf                Schutz der in stetigem Schwinden
Kosten von Grün- und Freiflächen, da        begriffenen Grün- und Freiflächen als
wundert es natürlich nicht, dass man,       wichtige ökologische Reserven kommt
um dem einen den Vorzug zu geben,           nicht zum Tragen. Da hilft auch nicht
das andere beiseite lässt. Bildlich ge-     das Kostenargument, das sonst im-
sprochen ist das so, als strebe man         mer zieht, dass ein Bestandsschutz
eine Farbenvielfalt an und fokussiert       von Grünflächen und Bäumen nichts
sich dabei allein auf das Rot.              kostet und dabei einen kostenlosen
[Textkürzung, den vollständigen Text kann   Mehrwert bringt, weil dieser Aspekt
man hier lesen:                             einfach ausgeblendet bleibt.
https://oekologie-zentrum-aachen.           In Nebensätzen zugestandene Klima­
de/wp-content/uploads/2019/01/LP-           relevanz von Stadtgrün bleibt nur
Stellungnahme_%C3%96Z_20181210.
                                            papierene Aussage, ohne nen-
pdf ]
                                            nenswerte Folgemaßnahmen, die
                                            eine Schutzfunktion hätten. Ganz
                                            im Gegenteil, werden nur weitere

                                                                              29
Forderungen nach noch umfangreiche-              Wenn weniger CO2-emittierende
ren Flächen, über die üblichen Wohn-             Techniken zu großzügigem Verbrauch
und Gewerbeansprüche hinaus, laut,               mit gutem Gewissen einladen, was im
die vermeintlichem Klimaschutz die-              Sinne eines derart „sauber“, „grün“,
nen sollen. Klimaschutz, wie ihn der             nachhaltig“, „ökologisch“, oder wie
Titel vorstellt, kann bei dieser Ignoranz        auch immer etikettierten Konsums
nicht funktionieren.                             ökonomisch durchaus gewollt ist, hat
                                                 der daraus resultierende „rebound“-Ef-
Der Fokus - nur auf CO2-Bilanzen aus-
                                                 fekt vergrößernde Schadenswirkung.
gerichtet - ist zu einspurig und blendet
alle weiteren klimarelevanten Faktoren           Statt einem Mehrverbrauch von
aus. Selbst in Bezug auf die eindimen-           Nachhaltigkeitsprodukten ist viel-
sionale Betrachtung der CO2-Bilanzen             mehr Suffizienz vonnöten. Dieser
wird noch der Aspekt der positiv wir-            Aspekt jedoch taucht im ganzen
kenden CO2-Absorptionsgrößen, bzw.               IKSK nicht auf. Schließlich würde
-senken ignoriert und ist damit oben-            sich Konsumzurückhaltung nega-
drein in seiner Einspurigkeit noch eine          tiv auf das Wirtschafts- und damit
Einbahnstraße.                                   Wohlstandswachstum auswirken und
                                                 das will man vermeiden. Der Boom
Neue Technologien reduzieren kein
                                                 soll ungehindert weitergehen, wenn
CO2, sie emittieren allenfalls weni-
                                                 nicht mehr mit alten, dann eben mit
ger, ziehen aber auch eine bleibende
                                                 neuen Methoden. Dass das aber ge-
Spur an Erstellungslasten mit sich, die
                                                 rade ein fundamentaler Antrieb in den
man als CO2-Äquivalente betrachten
                                                 Klimanotstand ist, darf nicht angedacht
kann und die sich bei Recycling und
                                                 und schon gar nicht angerührt werden.
Entsorgung weiter vergrößert.
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Es ist definitiv keine Lösung nur ange-   Zweck eines Konjunkturprogramms
nehme, kleinteilige oder vermeintliche    für die regionale Wirtschaft, ver-
Lösungen als Rosinen herauszupicken       standen wissen will. Darüber hin-
und sich den Sachzusammenhängen           aus stellen die bereitgestellten
zu verweigern, nur weil einem un-         Klimaschutzfördermittel auch ein
bequeme Schlussfolgerungen nicht          Arbeitsplatzbeschaffungsprogramm
passen.                                   dar.
Was sich als roter Faden durch alle       So wie bei Bauplanungen üblich, ist
Diskussionen und Planungen zieht,         Umweltschutz das vernachlässigte
ist das komplette Fehlen nicht nur an     Endglied in der Interessenabwägung.
Verständnis komplexer ökologischer        Das Schwinden wertvoller und wert-
Sachverhalte, sondern im Kern an          vollster Grünflächen und ökologischer
Respekt und Wertschätzung anderer         Lebensräume beobachten wir als
Lebensformen bis hin zur gesamten         Aachener Baumschutzbund schon seit
Biosphäre, an der wir wesentlich parti-   Jahren. Die simple Mathematik, dass
zipieren und die das Klima, das wir als   man in endlichen Räumen nicht unend-
angenehm empfinden, überhaupt erst        lich wachsen kann, wird man wohl be-
geschaffen hat und stabilisiert. Dieser   greifen, aber nur sofern man darüber
Geringschätzung folgend, gelten na-       nachdenkt. Also wird weitergemacht
türliche Räume, wenn sie nicht zur        und weiter Fauna und Flora zerstört,
direkten Rohstoffausbeutung dienen,       als gäbe es keine Grenzen. Und des-
bloß als Bauerwartungsland oder dem       halb sprengt man neuerdings den
Freizeitvergnügen, in der Regel aber      kommunalen Rahmen und greift auf
monetären Interessen.                     Grün- und Freiflächen der Nachbarn
                                          in kommunalen Kooperationen zu,
So mag die Intention des IKSK
                                          damit das Bauen unvermindert wei-
auch weniger echter Klimaschutz
                                          tergehen kann.
sein, um gesellschaftspolitische
Belastungen zu vermeiden, die eigent-     Vielleicht will man sich das inter-
lich notwendig wären. Lieber möch-        kommunal dann als bauflächenre-
te man ein Klimaschutzprogramm,           duzierte Klimaschutzmaßnahme
das neue wohlstandsmehrende               anrechnen, ganz ähnlich wie man
Entwicklungspotenziale aufzeigt           den Fernverkehr, der von Aachenern
und genau das findet man in der           durchgeführt wird, nicht im eigenen
Voraberklärung für die Ausschüsse         CO2-Portfolio stehen haben will. Doch
im Juni 2020, wo man die Vorteile des     bei all der Schönrechnerei: das Klima
IKSK als Grundlage für die Förder­        vergisst nicht und auch nicht die Natur
mittelbeantragung und Akquise dar-        und die Artenvielfalt.
überhinausgehender Finanzmittel zum

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Titelbild: Amstelbach-Weiher (Foto: M. Nelißen)
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