Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt

Die Seite wird erstellt Manuel Singer
 
WEITER LESEN
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
Abschlussdokumentation

Quartier in Bewegung

Hamm - Weststadt

Bearbeitet durch

Franz Linder, P3 Agentur für Kommunikation und Mobilität
Myriam Pretzsch, P3 Agentur für Kommunikation und Mobilität

Das Projekt wird initiiert durch
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
Inhaltsverzeichnis

1. Quartier in Bewegung – Ablauf
2. Über das Modellprojekt
       2.1 Die Initiatoren von Quartier in Bewegung
       2.2 Kriterien und Auswahlverfahren
       2.3 Definition Modellquartier
       2.4 Die Ziele von Quartier in Bewegung
3. Das Modellquartier Hamm - Weststadt
4. Aktionsmaterialien
       4.1 Öffentlicher Raum
       4.2 Zuhause oder am Arbeitsplatz
       4.3 Unterwegs
       4.4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
5. Veranstaltungen
       5.1 Auftaktveranstaltung
       5.2 Quartiersbegehung
       5.3 Forum Aktionsplanung
       5.4 Forum Motivationshilfen
       5.5 Zukunftskonferenz
6. Zielperspektive für Hamm - Weststadt
7. Schlussbetrachtung und kritische Reflexion
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
Vorbemerkung

Die Initiatoren des Modellprojekts Quartier in Bewegung sind die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte,
Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS NRW) in Kooperation mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen, der
Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Ministerium für
Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, des Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und der Deutschen Sporthochschule Köln. Der vorliegende Abschlussbericht
wurde von der P.3 Agentur für Kommunikation und Mobilität (P.3) verfasst. P.3 ist Durchführer des gesamten Modellprojektes Quartier
in Bewegung. Im Folgenden werden die entsprechenden Abkürzungen für die genannten Initiatoren und den Durchführer benutzt.

1. Quartier in Bewegung - Ablauf
 Bewerbungsphase                                                    bis zum 29.04.2016

 Bereisung und Auswahl der Modellkommune                            05.07.2016

 Auftaktveranstaltung                                               06.09.2017

 Quartiersbegehung                                                  21.09.2017

 Forum Aktionsplanung                                               27.09.2017

 Forum Motivationshilfen                                            18.10.2017

 Zukunftskonferenz                                                  29.11.2017

 Vorstellung der Ergebnisse im Planungsausschuss                    09.05.2018                                                    3
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
2. Über das Modellprojekt

2.1 Die Initiatoren von Quartier in Bewegung
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat 2012 den „Aktionsplan zur Förderung
der Nahmobilität“ veröffentlicht. Dessen Ziel ist es, den Anteil der Fußgängerinnen
und Fußgänger sowie der Radfahrerinnen und Radfahrer am gesamten
Verkehrsaufkommen zu erhöhen. Denn wenn sich mehr Menschen aus eigener
Muskelkraft fortbewegen, haben alle etwas davon: das Klima, die Umwelt, der
Verkehr, die Gesellschaft, die Gesundheit und besonders das Quartier als Lebens-
und Bewegungsraum. Daraufhin wurde mit dem Aktionsplan beschlossen, dass
Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten sollen,
um mehr Bewegung in den Alltag der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens zu bringen.
In der Arbeitsgruppe (AG) „Bewegungsaktivierende Infrastruktur“ treffen sich seit
2013 regelmäßig Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien für Gesundheit, Sport,
Umwelt und Verkehr sowie des Landessportbundes, der Deutschen Sporthochschule
Köln und der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte,
Gemeinden und Kreise in NRW e.V. Als erstes Ergebnis wurde Anfang 2015 die
AGFS/LSB NRW-Broschüre „Städte in Bewegung“ erstellt. Sie enthält Analysen,
Mobilitätskonzepte und konkrete Handlungsempfehlungen für eine Bewegte Stadt
oder Gemeinde. Als zweites soll in zwei Quartieren das Modellprojekt Quartier in
Bewegung durchgeführt werden.

                                                                                      Broschüre Städte in Bewegung

                                                                                                                     4
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
2.2 Kriterien und Auswahlverfahren
Für das Modellprojekt wurden zwei Kommunen (Klein-, Mittel- oder Großstadt) gesucht, die gemeinsam mit den Projektträgern das
Modellprojekt umsetzen. Dafür stellen die Projektträger Leistungen in Höhe von 90% der maximalen Projektkosten von 70.000 € je
Kommune (brutto, inkl. USt.) zur Verfügung. Neben der Beschreibung des Quartiers bzw. des Stadtteils hinsichtlich der räumlich-
infrastrukturellen Merkmale (vgl. Abfrageraster / Ausgangsbedingungen und Charakteristika des Quartiers / Stadtteils) orientiert sich
die Bewertung der eingereichten Bewerbungen an folgenden Kriterien:
• Vorlage eines politischen Beschlusses zur Umsetzung des Modellprojekts, der spätestens bis zum Projektbeginn nachgereicht
  werden kann.

• Vernetzung und fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten (z.B. Einrichtung eines runden Tisches oder
  ähnliche Formate bzw. Nutzung von dementsprechenden vorhandenen Strukturen im Quartier / Stadtteil). Gewährleistung von
  Kommunikation zwischen den Bereichen Verkehrsplanung, Umwelt, Gesundheit und Sport mit dem Blick auf das gemeinsame Ziel.

• Verzahnung mit laufenden Förderprogrammen / Aktivitäten / Kampagnen. Bestehende Formate wie z.B. „Ich bin die Energie“,
  „Überwinde Deinen inneren Schweinehund“, „Bewegt ÄLTER werden in NRW“, „Bewegt GESUND bleiben in NRW“, „Greensport“,
  „Sightrunning“, „Soziale Stadt“, „Masterplan altengerechte Quartiere.NRW“ sowie Förderangebot 2 – Entwicklung altengerechter
  Quartiere des Landesförderplans Alter und Pflege etc. sollen in das Modellprojekt integriert werden.

• Einbindung bereits etablierter (Infra-) Strukturen und Personalressourcen wie z.B. AGFS-Projektleiterinnen und -Projektleiter, City-
  / Klima-Managerinnen und -Manager, Quartiersentwicklerinnen und Quartiersentwickler etc.) mit Hilfe derer die Kommunikation,
  die Ansprache der Quartiersbewohnerinnen und Quartiersbewohner und die Durchführung der Veranstaltungen effizienter gestaltet
  werden kann. Die komplette Projektführung erfolgt in enger Abstimmung mit der Kommune und berücksichtigt lokale
  Besonderheiten.

                                                                                                                                        5
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
• Nachhaltigkeit im Sinne der Verstetigung nach Ablauf des
  Modellprojekts. Die Kommune legt dar, wie die angestoßenen
  Maßnahmen und Strukturen auch nach Projektende verankert werden
  können.

• Finanzieller Eigenanteil von mind. 10% der kalkulierten
  Gesamtkosten (entspricht rund 7.000 € (brutto, inkl. USt.) pro
  Kommune).

• Kostenfreie Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten zur
  Durchführung der projektbezogenen Veranstaltungen und Benennung
  einer verbindlichen Ansprechperson für das Modellprojekt.

• Ein zeitnaher Projektstart.

Nach der Bereisung der Quartiere sind weitere Kriterien, wie die
Präsentation vor Ort, das Potenzial, die vorhandene Infrastruktur im
Quartier, die Vernetzung laufender Förderprogramme und Aktivitäten,
organisatorische Rahmenbedingungen sowie das Engagement der
Ansprechpartner vor Ort, in das Auswahlverfahren und in die
Entscheidung eingeflossen. Die Auswahlentscheidung erfolgte
letztendlich über eine Jury.

                                                                       Quartiersroute der Bereisung im Hammer Westen

                                                                                                                       6
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
2.3 Definition Modellquartier

Das Modellprojekt wurde 2016 / 2017 in den zwei Quartieren Oberhausen-Sterkrade und Hamm-Weststadt durchgeführt. Nach
Definition der AGFS lässt sich Quartier wie folgt umschreiben:
Im planerischen Kontext steht Quartier für den öffentlichen Raum, der vor der Haustür beginnt und das persönliche Lebensumfeld
beschreibt. Das Quartier kann als Ort des Wohnens, der Versorgung, als Ort der Nahmobilität und der Bewegung betrachtet werden.
Hier finden über das „Private“ hinaus soziale Kontakte statt – aktiv und passiv. Im Idealfall ermöglicht das Quartier Nahversorgung,
Nahmobilität, Naherholung, Sport, soziale Kontakte und Service.
Stadt- und sozialräumlich gesehen stehen Quartiere für die Bereiche, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner „WIR“ sagen.
Ideal für den Modellversuch sind Quartiere – in Kleinstädten auch Stadtteile , die eine über die Wohnfunktion hinaus definierte
Quartiersmitte mit Schulen, Gewerbe, Begegnungsorten, Nahversorgung, Grünflächen, Blauflächen, ÖPNV, Sportanlagen etc.
aufweisen und als „Mikrokosmos“ vergleichsweise die Stadt abbilden.

2.4 Die Ziele von Quartier in Bewegung
Selbst kurze Wegestrecken im Quartier werden mit dem Auto zurückgelegt. So sind ca. 50% aller KFZ-Fahrten unter 5 km, und das Auto
wird gerne als Kurzstrecken-Verkehrsmittel „fehlgenutzt“. Die Arbeitsgruppe hat sich einvernehmlich auf ein Leitbild verständigt, dass
sich mit „Stadt als Lebens- und Bewegungsraum“ umschreiben lässt. Dabei soll eine bewegungsaktivierende Infrastruktur folgende
Kernziele erfüllen:

• Bewegung ohne viel Aufwand in den Alltag integrieren
• Gestaltung des öffentlichen Raums als Bewegungsraum
• Schaffung von Bewegungsreizen im Alltag und in der Freizeit

Die AG hat sich zum Ziel gesetzt, Ideen, Infrastrukturmaßnahmen und Kampagnen für mehr körperliche Mobilität im Alltag zu
erarbeiten. Der Landessportbund (LSB) Nordrhein-Westfalen hat zunächst zusammen mit der AGFS eine 68-seitige Broschüre mit dem
Titel „Städte in Bewegung“ herausgegeben, die „Ideen für eine bewegungsaktivierende Infrastruktur“ (Untertitel) enthält. Inhaltlich
werden dabei Analysen, Ergebnisse und konkrete Handlungsempfehlungen zur Gestaltung einer urbanen und
bewegungsaktivierenden Verkehrsinfrastruktur in der "Stadt als Bewegungs- und Lebensraum" gegeben. Die Inhalte der Broschüre
wurden nun in den beiden Modellprojekten erprobt.

                                                                                                                                       7
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
Das hierzu in der AG entwickelte Aktionsformat Quartier in Bewegung, dient dazu, das Bewegungsverhalten im Quartier mit vorrangig
kommunikativen Maßnahmen zu verändern und gleichzeitig die administrative, kommunale Entscheiderebenen (Politik, Planung) für
das Thema „Bewegungsaktivierende Infrastruktur“ zu sensibilisieren und letztlich zu gewinnen. Deshalb wurde das Modellvorhaben in
den zwei Stadtquartieren Oberhausen-Sterkrade und Hamm-Weststadt durchgeführt.
Bewegung ist Mangelware und die Menschen entwickeln sich zu einer vornehmlich sitzenden Gesellschaft. Dadurch entstehen hohe
Krankheitskosten. Viele Krankheiten lassen sich direkt oder indirekt auf Bewegungsmangel zurückführen. Denn Bewegung ist die
größte Hebelfunktion für Gesundheit. Oft wird lieber der Aufzug anstatt die Treppe benutzt. Selbst für kurze Wegstrecken dient das
Auto als Transportmittel, anstatt einfach zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Dabei wäre dies gut für die eigene
Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Denn weniger Verkehr bedeutet bessere Luft und weniger Lärm. Die Landesregierung
Nordrhein-Westfalens und ihre Partnerinnen und Partner erprobten in der Hammer Weststadt, ob es möglich ist, mit kreativen Aktionen
und Kommunikationsmaßnahmen die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem aktiveren Lebensstil zu bewegen.

                                                 Mit dem Modellprojekt wurden den Menschen in Hamm, Wege und
                                                 Möglichkeiten aufgezeigt, wie man mehr Bewegung in den Alltag einbauen
                                                 kann – der wichtigste Faktor für ein gesünderes Leben, mehr
                                                 Leistungsfähigkeit, persönliches Wohlbefinden und damit auch: mehr
                                                 Zufriedenheit und Lebensqualität! Um den Weg in ein bewegtes Leben für
                                                 jeden Einzelnen leichter zu machen, gab es verschiedene Aktionsmaterialien
                                                 für den öffentlichen Raum, für Zuhause, den Arbeitsplatz und unterwegs.
                                                 Mit dem Mitmach-Projekt sollte nicht nur Schwung in das Leben der
                                                 Quartiersbewohnerinnen und Quartiersbewohner gebracht, sondern zugleich
                                                 gemeinsam eine bewegungsfreundliche Perspektive für die Gestaltung des
                                                 Quartiers erarbeitet werden. Darum gab es während der drei Monate
                                                 Projektlaufzeit verschiedene Veranstaltungen, bei denen jeder die Möglichkeit
                                                 hatte, Wünsche, Anregungen und Ideen für das Quartier direkt einzubringen.

Kinder der Hermann-Gmeiner-Schule

                                                                                                                                 8
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
3. Das Modellquartier Hamm - Weststadt

Das Modellprojekt wurde im Hammer Westen durchgeführt. Die Abgrenzung
entspricht dem bestehenden Programmgebiet aus dem
Stadterneuerungsprogramm „Soziale Stadt NRW“, das seit 2016 unter dem neuen
Titel „Hamm Weststadt“ läuft. Die Koordination erfolgt über das Stadtteilbüro, das
zugleich Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner ist. Das ausgewählte
Quartier grenzt unmittelbar an die Stadtmitte und auf einer Fläche von ca. 6 km²
wohnen ca. 18.105 Menschen. Das Gebiet wird durch Gemengelagen und einen
hohen Grad der Nutzungsmischung geprägt. Neben Wohnen, Industrie, Gewerbe
und dem Kennwert Grün lassen sich eine Vielfalt an Funktionen und Nutzungen
feststellen. Grünbereiche und attraktive Freiflächen sind zahlreich vorhanden. Sie
weisen jedoch z.T. Funktionsverluste und Gestaltungsdefizite auf. Auch die
Verknüpfung der öffentlichen Räume ist verbesserungswürdig.
Die großen Verkehrsmagistralen sind stadtbildprägend für das Quartier. Hier weist
insbesondere die Wilhelmstraße mit ihren Einkaufsbereichen einen deutlichen
funktionalen und gestalterischen Verbesserungsbedarf auf. 2016 wurde der
städtebauliche Rahmenplan für die Hammer Weststadt mit folgenden Teilkonzepten
beschlossen:
 •    Grünvernetzung                      •     Wohnen
 •    Öffentlicher Raum                   •     Gewerbe
 •    Klima und Energie                   •     Bildung und Soziales
 •    Einzelhandel
 •    Wilhelmstraße
 Mit dem gesamtstädtischen ‚Masterplan Verkehr 2007‘ wurde ein Prozess zur
 Erstellung eines verkehrsträgerübergreifenden Handlungsprogramms mit
                                                                                     Karte zur Abgrenzung des Modellgebiets
 folgenden Schwerpunkten eingeleitet:
 • Parkraumkonzept - Umsetzung 2012
 • Nahmobilität- und Verkehrssicherheitskonzept (Rad- und Fußverkehr)
 • Umgestaltung der westlichen Wilhelmstraße

                                                                                                                              9
Abschlussdokumentation Quartier in Bewegung Hamm - Weststadt
Das Nahmobilitäts- und Verkehrssicherheitskonzept befindet sich im fortgeschrittenen Entwurfsstadium. Die Umgestaltung der
Wilhelmstraße ist aufgrund der vielfältigen Nutzungsansprüche an den Straßenraum und der damit verbundenen Konflikte von
herausragender Bedeutung. Die Wilhelmstraße wurde im östlichen Abschnitt (Otto-Brenner-Straße bis Bahnunterführung) bereits 1991
zurückgebaut. Das Teilstück westlich der Otto-Brenner-Straße ist durch vergleichsweise höhere Verkehrsmengen gekennzeichnet und
weist noch einen Querschnitt auf, der vorrangig auf den KFZ-Verkehr ausgelegt ist. Durch die inzwischen realisierte ‚Kanaltrasse‘ als
Umgehungsstraße wird auch der westliche Teil der Wilhelmstraße zunehmend entlastet. Die Verlagerung des Durchgangsverkehrs
bietet Potenzial für eine grundlegende Umgestaltung im Hinblick auf:
• Verbesserung der Radverkehrsanlagen
• Schaffung von sicheren Querungsmöglichkeiten
• Begrünung des Straßenraums
• Barrierefreie Gestaltung der Bushaltestellen

Ziele
Mit der Teilnahme sollten die vielfältigen Aktivitäten der Stadt
und ihrer Partner im Quartier, um die Aspekte Bewegung und
Gesundheit ergänzt werden. Zugleich sollten die
Partizipationsmöglichkeiten für die durch Migration und z.T.
prekäre soziale Verhältnisse geprägte Bewohnerschaft des
Hammer Westens erweitert werden. Ein weiteres Ziel war es,
wichtige Hinweise zur Verbesserung der städtebaulichen und
verkehrlichen Situation im Quartier zu erhalten.

                                                                       Knotenpunkt Lange Straße/ Wilhelmstraße

                                                                                                                                    10
4. Aktionsmaterialien

Alte Gewohnheiten abzulegen fällt leichter, wenn durchgehend eine Erinnerung an gefasste Vorsätze stattfindet. Aus diesem Grund
wurde ein Aktionsset, bestehend aus einer Vielzahl aufmerksamkeitsstarker Einzelkomponenten sowie motivierende Materialien für
den persönlichen Gebrauch entwickelt. Folgende Produkte wurden sowohl im öffentlichen Raum, zu Hause, am Arbeitsplatz oder
unterwegs eingesetzt:
•   Das Logo                                                     •   Der Flyer
•   Die Aktionsplakate                                           •   Das Logbuch
•   Die Baumwolltasche                                           •   Der Arztblock
•   Die Boden- und Treppenmotivation                             •   Der Fragebogen
•   Der Schrittzähler                                            •   Die Website
•   Der Türhänger

4.1 Öffentlicher Raum
Im Gemeindezentrum der Christuskirche wurden Treppenaufkleber und Bodenaufkleber im Innen- und Außenbereich angebracht. Mit
Sprüchen, wie „Jede Treppenstufe +3 Sekunden Lebenszeit“ und dem Logo „Ich bin dabei“ wurde für mehr Bewegung aufgerufen. An
der Hermann-Gmeiner-Schule und im ansässigen Sportverein TVG 1877 Hamm e.V. wurden ebenfalls Bodenmarkierungen in
Eigeninitiative angebracht.
Außerdem wurden in den städtischen Gebäuden sowie an
zentralen Orten im Westen Plakate verteilt. Diese
verdeutlichten anhand einer Zielscheibe, welche Ziele von
der zentralen Kreuzung der Wilhelmstraße und Lange
Straße aus, innerhalb von fünf bis 30 Minuten zu Fuß oder
mit dem Rad zu erreichen sind. Somit wurde das gesamte
Quartier durch öffentlich sichtbare
Kommunikationsmaßnahmen über das Modellvorhaben
und die Veranstaltungsreihe informiert.
                                                              Eingang der Christuskirche in Hamm

                                                                                                                                  11
4.2 Zuhause oder am Arbeitsplatz

Für mehr Bewegung zu Hause oder am Arbeitsplatz wurden Türaufhänger und Logbücher verteilt. Auf den Aufhängern standen Sprüche,
wie „Jede Treppenstufe verlängert dein Leben um 3 Sekunden“ oder „Lass dich nicht hängen“. Das Bewegungsbooklet beinhaltet
Informationen zu den Themen Bewegung, Gesundheit, Ernährung und Motivation und ist ein Begleiter, auf dem Weg in ein bewegtes
Leben. Hintergründe und Inhalte des Modellprojektes werden erklärt und es gibt zusätzlich einen Aktivitätsplan über zwölf Wochen. In
Arztpraxen wurden „Mein-Arzt-empfiehlt-Blöcke“ verteilt, auf denen individuelle „Bewegungsrezepte“ ausgestellt wurden. Über einen
Flyer, der alle Termine auflistete und auf der Website www.quartier-in-bewegung.de konnten Quartiersbewohnerinnen und
Quartiersbewohner aktuelle Informationen abrufen. Dabei verdeutlichte der 5-Minuten Guide den Umkreis in Gehminuten von jedem
beliebigen Standort im Hammer Westen.

4.3 Unterwegs

Als Begleiter für unterwegs erhielten Interessierte eine praktische Baumwolltasche mit
dem Logo von Quartier in Bewegung. Bei der Auftaktveranstaltung wurden über 200
Baumwolltaschen verteilt. Außerdem motivierten zwei Schrittzählermodelle zu mehr
Bewegung, die auf allen Veranstaltungen verteilt wurden. Dadurch erhielten die
Bewohner einen Überblick über ihr Bewegungsverhalten. Der Schrittzähler konnte je
nach Gerät am Gürtel oder am Handgelenk befestigt werden. Dies diente hauptsächlich
zur Verbesserung der eigenen Gesundheit und Fitness durch mehr Motivation zu mehr
Bewegung. Täglich zurückgelegte Fußwege wurden anhand der Schrittanzahl
verdeutlicht und waren wichtige Instrumente zur Motivation. Ein weiteres Instrument
zur Erfassung des Bewegungsverhaltens war eine Kurzumfrage zum Thema
Nahmobilitätsverhalten in Verbindung mit sportlicher Aktivität, die unter folgendem
Link ww2.unipark.de/uc/Projekt_Infrastruktur_Bewegung/5e6a/ und in Papierform
ausgefüllt wurde. Außerdem verdeutlichte das Aktionsplakat der Hammer Weststadt mit
Minutenangaben, wie lange die Bürgerinnen und Bürger mit dem Rad von A nach B
brauchen.
                                                                                                 Aktionsplakat als Zielscheibe

                                                                                                                                  12
Aktionsmaterialien „Quartier in Bewegung“

                                            13
4.4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Der Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit lag in der Bekanntmachung des Modellprojektes „Quartier in Bewegung“ sowie in der
Verbreitung von Pressemitteilungen in Kombination mit Pressebildern. Die Pressemitteilungen wurden über die Stadt Hamm verbreitet.
Ziele der Öffentlichkeitsarbeit waren die Bekanntmachung des Projekts bei Multiplikatoren und Institutionen sowie das Einladen und
Bewerben der Veranstaltungen.
Die Social-Media-Profile der AGFS bei Facebook und Twitter wurden genutzt, um über aktuelle Termine zu informieren. Für zukünftige
Aktionen, die aus der Modellphase entstehen wird ein Social-Media Account empfohlen, um auf bevorstehende Veranstaltungen
aufmerksam zu machen. Außerdem können durch beworbene Beiträge eine Steigerung der Bekanntheit des Projekts in dem jeweiligen
Modellquartier erreicht werden.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Zugriffsstatistiken für den Zeitraum August bis November 2017 der Homepage „Quartier in
Bewegung“. Die Zahl der Website-Besuche im Monatsdurchschnitt beträgt 1750. Die maximale Seitenaufrufzahl beträgt 5005 im
Monat Oktober.

                                                                 Zugriffsstatistik
      6000
                                                                                                      5005
      5000                                                                                                              4751
      4000                                                           3117
      3000                                                                                                              2886
      2000
                                  493                                                                 2596
      1000                                                          1320
         0                           198
                            August                         September                            Oktober            November

                                                                    Besuche          Seiten
Diagramm über die Besuche und Seitenaufrufe auf www.quartier-in-bewegung.de im Zeitraum August bis November 2017

                                                                                                                                14
15
5. Veranstaltungen

Von 06.09 bis 29.11.2017 drehte sich im Hammer Westen alles rund um das Thema Bewegung. Die folgende Graphik gibt einen
Überblick über den zeitlichen Ablauf der Projektveranstaltungen.

  Auftaktveranstaltung                          Aktionsforum                             Zukunftskonferenz
      06.09.2017                                 27.09.2017                                 29.11.2017

                         Quartiersbegehung                          Motivationsforum
                            21.09.2017                                18.10.2017

Ziel war es, mit kreativen Aktions- und Kommunikationsmaßnahmen das Mobilitäts- und Bewegungsverhalten in Hamm nachhaltig zu
verändern. Insbesondere sollten das zu Fuß gehen und Rad fahren alltäglich und dadurch der Stadtraum neu wahrgenommen werden.
Dazu wurden die örtlichen Akteure, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die lokale Politik angesprochen und schließlich eine
Zielperspektive für die künftige städtebauliche und verkehrliche Entwicklung erarbeitet.

                                                                                                                            16
5.1 Auftaktveranstaltung
Am 06.09.2017 fand im Gemeindezentrum der Christuskirche die Auftaktveranstaltung von Quartier in Bewegung im Hammer Westen
statt. Dabei wurden die Bürgerinnen und Bürger über das Modellprojekt informiert und erhielten ein Starterpaket, das aus
Baumwolltasche, Logbuch, Flyer, Türhänger und Schrittzähler bestand. Herr Dr. Achim Schmidt von der Deutschen Sporthochschule
Köln hielt einen Vortrag zum Thema „Bewegt und gesund! Fit durch das Quartier“. Vor der Christuskirche hat sich zeitgleich eine
Gruppe von 10 Kindern sportlich betätigt und Wünsche und Ideen für mehr Bewegung im Quartier geäußert. Ein umfangreiches
Angebot im Modellgebiet für Kinder und Jugendliche bietet die Einrichtung Jugendarbeit Hamm Westen an.

                                                                                                                                  17
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden an Erlebnisstationen selbst aktiv werden und ihr Wissen über die Themen Gesundheit,
Ernährung und Bewegung testen.
Beim Foto-Fun-Modul gab es die Möglichkeit, ein Foto zu machen, das ausgedruckt als Postkarte mit nach Hause genommen werden
konnte. Insgesamt gab es viel Zuspruch von denen, die sich bereits bewegen und sportlich aktiv sind. Kinder und Jugendliche erfreuten
sich am Glücksrad und hatten die Chance auf tolle Preise.
Die Besucherinnen und Besucher notierten Ideen und Anregungen auf die Fragen:
• Unter welchen Umständen würden Sie mehr zu Fuß gehen?
• Was braucht es, um eine bewegungsfreundliche Kommune zu sein?
• Unter welchen Umständen würden Sie mehr Radfahren?

Die Förderung der Fahrradinfrastruktur und die Verringerung des Kfz-Verkehrs waren
dominante Antworten, die als Grundlage für Folgeveranstaltungen aufbereitet
wurden. Diese Struktur der Veranstaltung betonte den kommunikativen und
kooperativen Ansatz. Zahlreiche Multiplikatoren standen für Gespräche und
Diskussionen zur Verfügung.

Bewegung mit Kindern und Jugendlichen                                                  Gesammelte Ideen und Wünsche

                                                                                                                                    18
5.2 Quartiersbegehung
Ungefähr 32 Personen nahmen an der Quartiersbegehung teil. Vom
Stadtteilbüro im Hammer Westen startete die Gruppe den 2-stündigen
Rundgang mit Fachleuten, Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung
sowie der ministeriumsübergreifenden Arbeitsgruppe
„Bewegungsaktivierende Infrastruktur“. Vorbei an der Josefkirche, entlang der
Hansastraße hatte die Gruppe nach etwa einer Stunde die Nord-Süd-Achse
vom Friedrich-Ebert-Park erreicht.
Herr Gniot vom Stadtplanungsamt Hamm wies bereits zu Beginn der
Quartiersbegehung darauf hin, dass es sicherlich viele Hindernisse und
Konflikte im Quartier gäbe, aber wir müssen das Signal senden – „man kann
sich hier schon bewegen im Hammer Westen.“ Einigkeit herrschte bei der
Gruppe, wenn es um das Potenzial des Friedrich-Ebert-Parks ging. Die grüne
Lunge von Hamm bietet Raum für Bewegung. Oft fehlt jedoch die nötige
Fantasie, was alles möglich wäre im Park. „Warum zeigen wir den Bewohnern
nicht einfach auf Plakaten oder Schildern, wie sie sich bewegen können: z.B.
Hier können Sie Boccia oder Federball spielen!“
Kein neuer, aber ein wichtiger Vorschlag ist eine partielle Beleuchtung der
Wege. Vor allem in den dunklen Wintermonaten fühlen sich die Bürgerinnen
und Bürger unsicher und vermeiden die Nutzung des Parks.

                                                                                Streckenverlauf der Quartiersbegehung

                                                                                                                        19
Neben den genannten Ideen gab es noch weitere für eine bewegungsaktivierende
Infrastruktur. Bei der Umgestaltung von Spielplätzen soll ein
generationenübergreifendes Bewegungsangebot entstehen, das eine Verzahnung
mit bestehenden Sportangeboten und Institutionen voraussetzt.
Eine weitere Möglichkeit für die Nutzung der Spiel- und Sportplätze ist das
Angebot „Sport im Park“. Der StadtSportBund Hamm e.V. hat 2017 das Projekt
getestet, bei dem viele verschiedene Sportarten in Parkanlagen und auf
Grünflächen angeboten werden. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne
Anmeldung möglich.
Das Thema Parken bleibt ein „unlösbares“ Problem, da eine Verhaltensänderung
bei den Bewohnerinnen und Bewohnern schwer zu erreichen ist.

                                                                               Generationenübergreifender Spielplatz

Parkraum statt Spielraum                                                       Treffpunkt im Stadtteilbüro Hamm Westen

                                                                                                                         20
5.3 Forum Aktionsplanung
Am 27.09.2017 trafen sich 15 Vertreterinnen und Vertreter der Stadt im Stadtplanungsamt. Im Fokus stand die gesundheits- und
nachbarschaftsfördernde Bewegung der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers zu fördern und insbesondere den Anteil des Fuß-
und Radverkehrs zu erhöhen. Inhalte des Forums waren, die Nachbereitung der Ergebnisse aus der Quartiersbegehung sowie ein
Vortrag über „Gesundheit und Bewegung“ mit einer anschließenden Diskussionsrunde. Verschiedene Meinungen und Ansichten
wurden strukturiert, diskutiert und nach Prioritäten sortiert. Ziel des Aktionsforums war auch das Verteilen von Aufgaben bis zur
Zukunftskonferenz. Dabei wurden folgende Themenschwerpunkte festgelegt:
Verkehr/ Städtebau                                                    Konkrete Aktionen
                                                                      • Nachbarschaftsprojekt unter Zusammenarbeit aller
• Mehr Tempo 30 Zonen vor Kitas und Schulen                             Akteure und Personen im Hammer Westen
• Parkproblem                                                         • Bunte Bodenmarkierungen
• Bekanntmachen von Leihsystem und                                    • Verkehrssicherheitskurse für Migranten
  Sharingangeboten                                                    • Urban Gardening (Stadtteilhelfer)

Radstation am Bahnhof                                               Urban Gardening

                                                                                                                                21
5.4 Forum Motivationshilfen
Ziele und Anker für mehr Bewegung setzen, so lautete das Fazit der Veranstaltung.
Im Motivationsforum erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer 10 Tipps, für
mehr Motivation im Alltag. Fragen, wie der Innere Schweinehund überwindet wird
und welche Auswirkungen Bewegung auf die Gesundheit oder sogar auf das
Lebensquartier hat, wurden beantwortet. Im Anschluss bot die Rope- Skipping-
Gruppe des TVG 1877 aus Hamm den Besuchern eine gelungene Show und einen
Einblick in die Sportart. Einige Gruppenmitglieder motivieren sich bereits seit über
25 Jahren zum Training und alle sind mit Spaß und Freude dabei. Am Ende wurde
der persönliche Schweinehund durch bunte Origamis visualisiert, den Interessierte
am Ende des Workshops mit nach Hause nahmen.

                                                                                                Vortrag zur Motivationspsychologie

                                                                         Rope Skipping Einlage des TVG 1877                          22
Motivationsworkshop – Der innere Schweinehund
5.5 Zukunftskonferenz
Die Zukunftskonferenz hat die Intention, über die bislang erreichten Ergebnisse (Begehung und Foren) hinaus mit den Teilnehmenden
eine gemeinsame bewegungsfördernde Perspektive bzw. Vision für den Hammer Westen zu erarbeiten. Die Zukunftskonferenz fand mit
rund 60 Personen im Gemeindezentrum der Christuskirche statt. Dabei waren Akteure aus der Kommunalpolitik, Stadt- und
Verkehrsplanung, Bildung, Wirtschaft, Sportvereine, Radverkehrsförderung sowie Bürgerinnen und Bürger vertreten.
Als Ergebnis der vorangegangenen Veranstaltungen hatten sich schwerpunktmäßig drei Handlungsfelder herauskristallisiert, die in der
Zukunftskonferenz in moderierten Arbeitsgruppen vertiefend bearbeitet wurden:

• Infrastruktur (Straßen, Knotenpunkte, Pläne, Parkanlagen)
• Kommunikation (Information, Motivation, Mobilisierung)
• Aktionsplanung (Straßenaktionen, Bodenmarkierungen, Events)

Ergebnisse der Arbeitsgruppe Kommunikation                                    Diskussion im Bereich Infrastruktur

                                                                                                                                 23
5.5.1 Ergebnisse der Arbeitsgruppe Infrastruktur
In dieser Gruppe wurden sehr viele Ideen zur Verbesserung der Infrastruktur diskutiert – aber auch auf Defizite hingewiesen. Der ADFC
(Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) wird eine eigene Defizitliste zur Radinfrastruktur vorlegen. Seitens der Verwaltung sind im Kontext
von Quartier in Bewegung folgende Maßnahmen bereits in Umsetzung bzw. in Planung:

1. Der Victoriaplatz wird durch einen Spielplatz komplettiert.
   Stand: Einen Vorentwurf erhalten Sie hier.
2. Neues Stadtteilbüro erhält einen eigenen Bewegungsraum für sportliche Aktivitäten.
   Stand: Architektur-Wettbewerb
3. Bewegungslandschaft Friedrich-Ebert-Park
   Stand: Maßnahmen werden bis 2020 realisiert
4. Umgestaltung der Wilhelmstraße
   Stand: Bürgerbeteiligung 2018, Planung 2019, Realisierung 2020
5. Kindertageseinrichtung mit Migrationshintergrund
   Stand: Betriebsaufnahme seit August 2017
Der Knotenpunkt Wilhelmstraße/Langestraße wird aufgrund seiner schwierigen
Geografie und der damit verbundenen Querungslage für den Schülerverkehr als
sehr kritisch und als „unlösbaren Fall“ angesehen.

Für die perspektivische Weiterentwicklung, auch über die bereits laufenden
Programme und Maßnahmen hinaus, wurden folgende Vorschläge erarbeitet:

• Komplettierung der Radinfrastruktur durch Ofos, Piktogramme, Aufhebung der
  Radwegebenutzungspflicht auf Teilen der Wilhelmstraße, Schaffung von
  Radabstellanlagen, ggf. unter Wegnahme von Kfz-Stellplätzen.
• Optimierung von Signalanlagen im Hinblick auf eine „grüne Welle“ für den
  Fuß-und Radverkehr, wie z.B. in Utrecht.
• Berufskolleg: Erstellung eines Parkraumkonzepts unter der Maßgabe, dass
  weniger Stellplätze im öffentlichen Raum angeboten werden und der freie
  Raum für Aufenthaltszwecke und andere soziale Funktionen genutzt wird.
                                                                                      Fahrradweg Wilhelmstraße
                                                                                                                                     24
• Planung Wilhelmstraße: Für die Umgestaltung der Wilhelmstraße wird
  angeregt, ein kooperatives Planungsverfahren mit intensiver Beteiligung
  der Bürgerschaft durchzuführen.
• Vorhandene Kinderspielplätze sollten durch Bewegungsgeräte ergänzt
  werden, die für Jugendliche und Erwachsene, sportliche Möglichkeiten
  darbieten.
• Urban Gardening: Der Hammer Westen bietet eine Vielzahl von kleinen
  Plätzen und aufgeweiteten Bürgersteigflächen, die sich für private
  Initiativen zur Begrünung eignen. Ein entsprechendes Programm ist
  aufzulegen.
• Straßenraumgestaltung: Der Hammer Westen bietet links und rechts der
  Wilhelmstraße ein dichtes Straßen- und Wegenetz. In der Regel sind
  diese, bis auf wenige Ausnahmen, funktional sehr gut für das zu Fuß
  gehen und Radfahren geeignet. Viele Straßen bieten jedoch gleichzeitig
                                                                              Kreuzung an der Wilhelmstraße
  ein eher tristes Erscheinungsbild und damit wenig Attraktion für das
  Spazierengehen. Hier lautet der Vorschlag, das Straßenbild mit Grün, z.B.
  punktuellen Baumpflanzungen und wirkungsvoll positionierter Kunst zu
  attraktivieren.
• Wegweisung: Vorgeschlagen wird eine flächenhafte Fußgänger – und
  Radwegweisung. Die Beschilderung erfolgt in Kombination mit
  Entfernungs- und Zeitangaben.
• Friedrich-Ebert-Park: Hier wird eine definierte Laufstrecke mit
  Entfernungsangaben bzw. Bodenmarkierungen sowie eine intelligente
  Beleuchtung in Teilabschnitten gewünscht.
• Nord-Süd-Verbindung durch den Grünzug: Es wird angeregt, einen kleinen
  Wettbewerb für die Namensgebung der Grünverbindung zu starten.

                                                                              Grünzug durch Hamm

                                                                                                              25
5.5.2 Ergebnisse der Arbeitsgruppe Aktionsplanung
Dieser Gruppe gehörten ausschließlich Schülerinnen und Schüler (SuS) des Elisabeth-Lüders-Berufskollegs an. Mit dem Projekt „Sozial
Genial“ setzen sich die SuS für Andere und die Gemeinschaft ein. Für 2018 haben die SuS ihre Unterstützung für die Weiterführung des
Projekts Quartier in Bewegung bereits zugesagt. Es folgen die Ergebnisse der Arbeitsgruppe:

• Schulwege durch Bodenmarkierungen kenntlich machen und Treffpunkte in Anlehnung an die Idee „Walking Bus“ definieren
• Schulwege punktuell mit Möglichkeiten/Geräten zum Balancieren oder Hüpfen ausstatten
• Themenwoche „Gesundheit und Bewegung“ im Schulunterricht
• Animation weiterer Schulklassen zur freiwilliger Mitarbeit
• Erstellung eines Konzepts zur eigenen Schulweggestaltung.
• Die „Warteampel“ wird zur „Bewegungsampel“: SuS demonstrieren an Signalanlagen, wie man mit einfachen, aber wirkungsvollen
  Übungen, unproduktive Wartezeit überbrückt (Einbeinstand, Hampelmann).
• Organisation von Klangspielen im Ebertpark für Jung und Alt
• Anleitung von Flashmobs auf öffentlichen Plätzen, unter dem Motto: Bewegung kann jeder!

Flashmob Foto: www.wir-tanzen-wieder.de                             Arbeitsgruppe Aktionsplanung                                  26
5.5.3 Ergebnisse der Arbeitsgruppe Kommunikation
Kommunikation war in allen vorangegangenen Veranstaltungen ein vieldiskutiertes Thema. Die Größe und Weitläufigkeit des Hammer
Westens, der hohe Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund sowie die Informationen über die vielfältigen Sport- und
Bewegungsmöglichkeiten machen Kommunikation unabdingbar. Deshalb stand schon zu Beginn des Modellvorhabens fest, vielfältige
Aufgaben und Möglichkeiten, im Rahmen einer ganztägigen Veranstaltung „Tag der Bewegung“, öffentlichkeitswirksam zu
demonstrieren.
In der Zukunftskonferenz entstand die Idee zu einem „Nachmittag der Kreativität“, um den Organisationsaufwand gering zu halten.
Dabei können sich alle Vereine, Initiativen, Gruppen, Personen, die im Kontext Spaß, Spiel, Bewegung, Gesundheit und Kultur zu tun
haben, präsentieren und zum Mitmachen animieren. Hierzu wurde folgendes Konzeptprofil entwickelt.

Der Westen in Bewegung – Spiel, Spaß und Sport im Ebertpark
Wer        Vereine, Initiativen, Gesundheitsakteure, Bewohner, Stadtverwaltung,
           Stadtteilbüro
Wann       Samstagnachmittag Juli/ August 2018
Wo         Ebertpark
Was        Sport, Spiel, Bewegung, Kunst, Essen und Trinken
Wie        Klassische Werbung, Werbung im Internet

In der Diskussion wurde deutlich, dass vor allem von der älteren Bevölkerung ein
regelmäßiges und kostengünstiges Bewegungsangebot gewünscht wird. Des Weiteren
wurde angeregt, die Informationsportale über Sportangebote zu aktualisieren und
auszubauen.
Der hohe Anteil von Menschen verschiedener Herkunft erfordert eine spezifische
interkulturelle Kommunikation. Sie wird bereits vom Stadtteilbüro in sehr
professioneller Weise geleistet. Es war der Wunsch nahezu aller Beteiligten, dass das
Stadtteilbüro auch in Zukunft im Hinblick auf die Weiterverfolgung der Ziele des
Modellprojekts, weiterhin eine proaktive Rolle hat.
                                                                                         Ergebnispräsentation – Der Westen in Bewegung

                                                                                                                                         27
6. Zielperspektive für Hamm-Weststadt

Aus den vielfältigen Ideen und Maßnahmen, die im Modellprojekt gewonnen wurden, lässt sich nicht Ad hoc eine Leitidee in Form
eines plakativen Claims herauskristallisieren. Vielmehr bietet sich folgende Umschreibung an: Der Hammer Westen entwickelt sich zu
einem multifunktionalen Lebens- und Bewegungsraum zum Wohnen, Arbeiten, Einkaufen mit einem vielfältigen Sport- Bewegungs-
und Freizeitangebot.
In diesem Zusammenhang bildet „Straßengrün“, neben den vorhandenen Parks einen wichtigen Faktor für die zukünftige Gestaltung
und Lebensqualität - Grün, sowohl in Gestalt von Baumpflanzungen und/oder durch Urban Gardening. Dies betrifft in erster Linie
Straßen in Gewerbegebieten und Bereichen mit einer gemischten Nutzung von Wohnen und Gewerbe. Gewünscht wird eine
spannungsvolle Abfolge von Straßen- und Platzräumen, Parks, Spiel- und Bewegungsräumen, um die Aufenthaltsqualität im Westen zu
erhöhen. Diese Maßnahmen tragen ebenso dazu bei, dass insbesondere – mit Blick auf die Fußgänger – die Wegebeziehungen
lebendiger und kurzweiliger erscheinen. Als motivierende Sofortmaßnahme bietet sich eine quartiersbezogene Fuß- und Radverkehrs-
Wegweisung an. Sie zeigt, dass viele Ziele in wenigen Minuten aus eigenem Antrieb erreichbar sind. Eine weitere, relativ kurzfristig
realisierende Maßnahme könnte die Ausweisung einer Laufstrecke im Friedrich-Ebert-Park und/oder die Installation von
Bewegungsgeräten auf Spielplätzen sein.
Die Entwicklung des Hammer Westens, zu einem belebten, bewegungsaktivierenden Quartier, bedingt das systematische
Zusammenwirken von Infrastrukturmaßnahmen, Aktionen und Kommunikation. Eine wichtige Rolle muss dabei die Verwaltung
hinsichtlich der Koordination, Planung und Umsetzung übernehmen. Wenn es um Aktionen geht, können Schulen sowie Sportvereine
eine wichtige, unterstützende Rolle ausüben. Es ist nunmehr die Aufgabe von Verwaltung und Politik, die Ideen und Vorschläge in
einem Zeit- und Maßnahmenplan zu übertragen und die strategische Vorgehensweise zu klären.

                              „Der Westen hat‘s drauf“ – Carsten Gniot, Planungsleiter der Stadt Hamm

                                                                                                                                  28
7. Schlussbetrachtung und kritische Reflexion

Der Ablauf des Modellvorhabens kann in der Gesamtbetrachtung als sehr positiv bezeichnet werden. Bereits vor der
Auftaktveranstaltung wurden zentrale Akteure und Multiplikatoren vereint. Dabei wurde die Beteiligungsstruktur für die
Veranstaltungsreihe festgelegt. Ziel war es, möglichst viele Personengruppen sowohl Kinder und Jugendliche, als auch Vereine,
Verbände und andere Interessengruppen einzubeziehen. Diese sollten die Möglichkeit haben, sich aktiv in den Prozess einzubringen.
Bei der Erstellung der Aktionsplakate für den Hammer Westen war das Interesse so groß, dass nicht alle Akteure in die Graphik
mitaufgenommen werden konnten.
Im Hammer-Westen ist es gelungen, vergleichsweise viele Personen zu bewegen sowie Ihre Ideen und Vorstellungen für die
Weiterentwicklung, zu einem bewegungsaktivierenden Quartier, einzubringen. Aus zahlreichen Einzelgesprächen konnte die
Erkenntnis gewonnen werden, dass die zentrale Idee der gesunden Nahmobilität transportiert werden konnte.
Der Prozess verlief von Anfang bis zum Schluss in einer sehr positiven Atmosphäre und war getragen von einem hohen persönlichen
Engagement der Akteure vor Ort. Erfreulich ist die über die gesamte Laufzeit kontinuierliche, ausführliche und unterstützende
Berichterstattung durch die lokale Presse.
Am Ender des Projektes wurden von vielen, bis dato engagierte Projektteilnehmern die Fragen gestellt: Wie geht es mit Quartier in
Bewegung weiter? Was wird aus den Ideen, wer organisiert den Nachmittag der Kreativität im Ebertpark und in welcher Weise wird das
Schulprojekt „Sozial Genial“ begleitet und unterstützt? Dies sind Fragen, die sich vornehmlich an Politik und Verwaltung richten, aber
auch an die Projektinitiatoren. Um den nachhaltigen Erfolg sicherzustellen, sollte eine projektnachfolgende Unterstützung bzw.
Beratung stattfinden.
Mit dem Abschlussdokument Quartier in Bewegung liegt eine aktuelle Handlungsgrundlage für die nächsten Jahre vor. Im Frühjahr
2018 werden die Ergebnisse Entscheidungsträgern von Verwaltung und Politik vorgestellt.

                                                                                                                                     29
Abschlussdokumentation

Quartier in Bewegung

Hamm - Weststadt

 Ansprechperson in Hamm:
 Cornelia Winkelmann
 Stadt Hamm
 Stadtplanungsamt
 Gustav-Heinemann-Straße 10
 59065 Hamm

 Köln, Januar 2018

                              30
Sie können auch lesen