Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv

 
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Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
Fortsetzung 5. Teil - Biografie Leny Bider (Stand August 2021)

                                                                                                        ANHANG 3

Abschriften privater Briefe – gerichtet an Oskar Bider

1     1917 – zwei Briefe von Maria Kunigunde Hermine Guhl-Zadra (1872–1933)
Maria Kunigunde Hermine Guhl-Zadra (1872–1933), Gattin des Zürcher Bankiers Carl Oskar Guhl-
Zadra (1870–1937), hat im Sommer und Herbst 1917 aus Kandersteg BE, danach auch aus Zürich, je
einen Briefe an Oblt. Oskar Bider in Dübendorf geschrieben. In Kandersteg weilte Hermine wiederholt
mit Leny in gemeinsamen Ferien.

In beiden Briefe siezte Hermine Oblt. Bider, der ihr – so wie Leny – doch sehr nahe gestand war. Beide
Briefe befinden sich im Nachlass von Georges Alphons Bider (1890–1946). Diese privaten Briefe
ermöglichen einen guten Einblick ins Denken und Handeln der Bankiergattin, M. K. H. Guhl-Zadra.
Zum besseren Verständnis stehen nachfolgend in Fussnoten kurze Erläuterungen zur Verfügung.

11       Brief vom 12. Juli 1917 – eingeworfen in Kandersteg (Biders 26. Geburtstag)

                                                                             Mittwoch ½ 3 Uhr – 12 Juli
Lieber Herr Bider, ich muss mir die Zeit ein wenig vertreiben, deshalb mit Jhnen plaudern. Mein Kopf
u. mein Herzerl tun nicht gut. Ruhe hiess es u. deshalb bin ich im Bett, das in dem kleinen schwarzen
Hexenhäusschen (vgl. dazu Bild 128) in einem schrägen, gemütlichen Ecken steht. Durch zwei Fens-
terchen sehe ich eine Wiese mit Margeritchen,265 ein Tannenwald mit den zwei grossen Chalet davor.
Schön ist die Natur, gehen Sie auch hinaus. Ja ins Bett wurde ich geschickt, unser Vater u. s'Leny
konnten das. Schade Vater (Gatte Carl Oscar Guhl-Zadra 1870–1937) ging sobald wieder, er war so
lieb u. besorgt u. ich musste wieder etwas haben. Der Teufel soll mich holen,266 er kommt nämlich seit
dem 16. Jahrhundert hier in diese Hütte. Jch möchte ihn sehen, diesen Kerl. Die Höhenluft tut mir
noch nicht ganz gut, doch es kommt. Wenn nicht, muss ich zum Dr. doch Dr. B. ist mir wohl nicht
ganz der Richtige für dies Übel. - - - -

Uns geht es gut, Ruhe, Essen, Spazieren ist unsere Beschäftigung. Leny macht zeitweilen grössere
Touren mit anderen Gästen. Basler hat es viele hier, doch sind wir bis jetzt allein. Gottlob ist das
Wetter seit gestern besser, heizsen musste man. Und wie geht es Jhnen, lassen Sie gar nichts von
Jhnen hören, Sie Böser? Herr Hauptmann Real (bis 1916 Chef der Fliegertruppen in Dübendorf) hat
mir heute ein Briefchen geschickt, es geht ihm gut im Militär in Luzern. Herrn Hanseli Kempf267
will uns besuchen, wie mich das freut.

Was haben Sie Sonntag gemacht u. was tun Sie wohl heute an Jhrem Geburtstag? Fliegen Sie viel?
Gehen Sie doch mal in die Hodlerausstellung u. in die andere Bilderausstellung. Schön ist die erste.
Jm Theater spielen die Wianer, die haben Sie doch so gern. Oder machen Sie bitte was Sie wollen ja,
das ist doch das Beste. Ende dieses Monats kommt Osci mein Bub (Hermines Sohn Oscar Anton
Heinrich Guhl, 1898–1943) u. am 1. l(ieb). Musi (Kosename für Tochter Margrit Irma, 1901–1976).
Wie ich mich freue. - - - -

Adieu l(ieber). Herr Bider, ich will nun ein wenig schlafen, oder doch ruhen. Die liebsten Grüsse von
Jhrer H. Guhl.
                                                                 Ein Streicherli dem Rössi u. Hundi268

265
      Ist dies eine Anspielung der umsorgenden Mutter auf ihr Töchterchen Margrit Irma – von Mutter Hermine liebevoll
      «Musi» genannt.
266
      Gatte Guhl bestimmte offenbar über seine Gemahlin auf subtil lenkende Weise mit allerlei «Zuwendungen»; das nervte
      sie sichtlich.
267
      Hans Kempf (1869–1940) – eidg. Finanzbeamter, Schriftsteller, Alpinist sowie Fliegerfreund Biders – flog am 22.04.
      1913 auf «Morane-Saulnier» / Eindecker mit Bider ab Bern auf erstem Passagierflug übers Jungfraujoch nach Brig VS.
268
      Wohl eines der sieben Guhl'schen Pferde sowie der Schosshund von Oskar Bider.

                                                            249
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12    Brief eingeworfen in Zürich 12 (Poststempel Neumünster, 7. September 1917)

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Mein lieber Herr Bider wie geht es Jhnen u. was denken Sie gerade jetzt? Eine neugierige Frage die
letztere, doch wenn es mich interessiert was ist da zu machen? Wenn ich Sie also persönlich so fragen
würde, bekäme ich ganz sicher zu hören: Gut, u. Jhnen Frau Guhl? Zuerst will ich mich mit Jhnen
beschäftigen.
Nicht wahr Sie haben sehr Heimweh u. das macht Sie zeitweilen sehr sehr misstimmt u. traurig? Jst
Jhnen das wohl ein kleiner Trost, wenn ich Jhnen sage, dass es mir ganz gleich geht? Furchtbar quält
mich diese Sehnsucht nach dem kleinen Mädchen (Hermines Tochter Margrit Irma Guhl, 1901–1976),
die mir tatsächlich mehr eine Freundin geworden ist. Das Gefühl ist so stark, dass ich mich so schwach
fühlte u. in mein Bettchen kroch. Absolute Ruhe ist für mich das Beste mit einem telephonischen Unter-
bruch. Es tönte gleich, Heimweh u. Sehnsucht, das gelindert wurde durch ein Trösterli von Dübendorf.
Haben Sie Dank dafür.
Nur eins l. Herr Bider geben Sie auch hier wieder Kraft u. jammern Sie nicht zu viel. Mein Gedanke
Okt. nach Genf zu gehen gebe ich langsam auf. Was will ich dem Kind die Tage schön unterbrechen,
um dann wieder daran schwer zu verdauen? Nein Ja Weihnachten darf ich kommen, schon das ist viel-
leicht zuviel. Das momentane Nichtstun tut dem Mädchen nicht gut ein Glück wenn Montag die Stun-
den wieder angehen. - - - -
Beruhigen wir uns, etwas anderes ist wohl nicht zu machen. - - - -
Jch habe so einen lieben lieben Brief von Hauptmann Real bekommen. Sie werden auch darin er-
wähnt, ich erzähle es Jhnen oder lese es Jhnen vor sobald es geht. Nun Herr Bider wollen Sie mir ei-
nen Gefallen tun. Ja Sie tun's wenn es irgend wie geht. Nicht wahr ich habe viel Zutrauen zu Jhnen?
Nehmen Sie Oscis (Hermines Sohn Oscar Anton Heinrich Guhl, 1898–1943) Rössi zu Jhnen. Er muss
scheints ohne das Pferd einrücken. Und mein Läsi(?) bekomme ich nicht? Sie wissen ja am besten ob
es geht oder nicht u. überlasse dies alles Jhnen.
                                                                    Herzlich grüsst u dankt,
                                                                              Jhre H. Guhl.

                                                        Bild 295: Mutter Maria Kunigunde Hermine
                                                        Guhl-Zadra (l.) mit Tochter Margrit Irma Guhl
                                                        (r.; «Musi» genannt); um 1917. Scan aus
                                                        «Lebensbiografie von Oscar Guhl» (1928) –
                                                        zVg StA ZH.

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2     1917 – zwei Briefe von Alice Marie «Miggi» Cardinaux-Gerster (1883–1960)
«Miggi» – vgl. Bild 297 – beherbergte in der Zeit von Anfang März 1913 bis Ende Juli 1914 Oskar
Marcus «Oski» Bider (1891–1919). Er war Cousin ihres Gatten Paul Robert Cardinaux-Gerster (1876–
1957) an der Alpenstrasse 9 in Bern. Dadurch entwickelte sich eine sichtlich enge persönliche Bezie-
hung zwischen den beiden. Aus «Miggis» beiden Briefen können interessante persönliche Informatio-
nen zum Familienumfeld der Cardinaux' gewonnen werden. Zum besseren Verständnis stehen nachfol-
gend in Fussnoten kurze Erläuterungen zur Verfügung.

21       Brief vom 4. Februar 1917
Mein lieber Oski,                                                                       Sonntag den 4. Feb. 1917
Dass Dein Brief mich gefreut hat brauche ich Dir wohl kaum zu sagen; erstens weisst Du ja gar nicht
wie riesig gern ich einen Brief von Dir bekomme & zweitens musst Du doch nur lachen wenn ich Dir so
etwas bekenne. Nun also meinen Dank für Deinen ganzen Erguss & «Busigeschichtchen». Du bist
einfach ganz herzig Oski, mit Deiner Liebe zu dem kleinen Busi.269 Nur schade, dass Du Dir so Ge-
danken machst. Sei doch so recht von Herzen froh & glücklich; was später kommt, kommt doch wie es
kommen muss & bleibt Dir das Glück hold so wirst Du Deinen kleinen Liebling schon bekommen. Wa-
rum denn auch nicht, Du hast ja bis dahin immer Glück gehabt, warum sollte es denn anders kom-
men. Überhaupt ist das Deine allerschönste Zeit & ich glaube, dass man eben die Zeit seiner Jugend,
wo man zur Erkenntnis kommt, dass man einen Menschen liebt, nie so voll & ganz geniesst weil man
zu sehr nach der Zukunft drängt. Ich freue mich riesig, dass Du verliebt bist, gelt, das darf ich doch;
denn Du bist zu gut um irgend jemanden zu lieben wie Du es früher getan, und Du bist ein Mensch
der so recht von ganzer Seele geliebt & vergöttert werden muss, gerade so wie es das kleine Busi tut.
Halte Sie heilig die Liebe von dem kleinen Mädchen; so rein und göttlich kann in dieser modernen
Zeit, wo die jungen Mädchen im Allgemeinen schon verdorbener sind als alte Frauen, nur noch ein
solches Kind lieben. Und wenn ihr im Frühjahr270 auch ein wenig getrennt werdet so wird sie Dich nicht
vergessen & wenn sie auch einmal für einen andern schwärmt wie junge Mädchen es ja immer tun so
wirst Du sicher in dem kleinen Herzen immer Sieger bleiben. Daran glaube ich bestimmt. Glaube fest
an das kleine Busi, gelt, weisst Du wie ich immer an Dich geglaubt habe & meinen Glauben gar nie
habe erschüttern lassen & nun ist ja alle so gekommen wie ich es für Dich gewünscht habe. Ich könnte
manchmal jauchzen vor Freude, dass Du so glücklich bist. Nun habe ich Deine Frage sehr länglich
beantwortet & fast ist mir bange Du findest es nicht recht.

Bei uns geht es gut; ich bin ganz allein; Paul ist auf seiner Tour & die Kinder271 schlafen alle drei. Die
beiden grossen waren heute mit Freunden auf der Staffelalp272 & kamen ganz entzückt von dem schö-
nen Tag nach Hause. Paul hat sich auf seine Tour riesig gefreut, Hansi273 ging auch mit aber bloss bis
heute Abend. Ruedi Schürch & Gusti274 wandern dann Morgen mit Paul weiter. Denk Hansi's Bello
wurde von einem Auto überfahren & ist gestorben; Du kannst Dir denken wie sehr er seinen treuen
Gefährten vermisst. Georges war 2 Tage bei uns um die Berner Kliniken zu besuche. Gestern Mittag
ging er dann nach Langenbruck weiter. Emil ist in St. Moritz, hoffentlich tut ihm der Aufenthalt recht
gut.

Unser Ofen steht jetzt & wir haben unsere Freude daran; es sieht nun wirklich recht behaglich aus bei
uns. Wenn's dann wieder einmal regnet kommst Du dann, um Dir ihn anzusehen. Du lache nicht Oski,
aber gelt Du ziehst Dich recht warm an bei der Kälte. Warst Du krank dass Du zum Artzt gehen muss-
test? Schreibe mir recht bald wieder, gelt, damit ich weiss dass Du mir das Epistel275 nicht etwa übel
nimmst & dann sei immer recht vorsichtig & sorge für Deine Gesundheit, das ist ja doch noch das beste

269
      «Busi» = Kosename, verwendet von Oskar Bider für die noch nicht volljährige Margrit Irma (1901–1976) Guhl, Tochter
      des Zürcher Bankiers, Carl Oskar Guhl. «Oski» war laut «Miggi» sehr in «Busi» verliebt. Die Guhls nannte das Mädchen
      zwar «Musi». Die Verbindung «Oski»/«Busi» wurde im Frühjahr 1919 durch Bankier Guhl abrupt beendet.
270
      Laut Brief von Hermine Guhl-Zadra (1872–1933) vom 07.09.1917 befand sich ihre Tochter «Musi» um 1917/1918 in
      einem Genfer Mädchenpensionat.
271
      Die Söhne Robert (1904–1990), Alfred (1905–1999) und Edouard (1909–1993) Cardinaux.
272
      «Stafelalp» = Alp am Gurnigel, oberhalb von Wattenwil BE / Gürbetal gelegen.
273
      «Hansi» = vermutl. Hans Oppikofer (1901–1950). Später Prof. d. Jurisprudenz Uni-Zürich; Neffe von Paul R. Cardinaux.
274
      «Gusti» = «Miggis» Schwager, Gustav Cardinaux-Lauber (1883–1965), Elektrotechniker in Bern.
275
      «Epistel» = langer Brief, Lektion, Moralpredigt (Bezug zu Apostelbrief im Neuen Testament).

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Gut. Es hat mich gefreut zu sehen wie wohl sich Georges gegenwärtig fühlt; er ist auch so froh da-
rüber.276 Gute Nacht, Oski, schlaf wohl mit oder ohne Busikätzchen,277 träume süss & vergiss nicht
ganz
                                                             Dein Miggi
Zu den neuen Kommandanten278 meine besten Wünsche; hoffentlich ist er so wie ihr ihn euch
wünscht. Natürlich auch einen herzlichen Gruss an's Leny & an's Schätzli (Anm.: «Busi»), gelt? ––

22       Brief vom 31. Dezember 1917 (Sylvester)
Mein lieber Oski,                                                                                      Sylvester 1917
Wie ich eben so dasitze und mir den Kopf zerbreche was ich wohl am Neujahr meinen 4 hungrigen
Männern279 füttern soll damit sie Freude haben; da läutets & die Post bringt Dein herrliches Geschenk.
Du siehst es hat mich also doppelt erfreut denn es erlöst mich gleichzeitig vom Weiterdenken. Wir
danken Dir alle recht herzlich, schade nur dass Du dies Jahr nicht mit uns anfangen wirst & somit beim
Geniessen des schönen Lafli280 nicht mithelfen kannst.
Ich danke Dir auch für Deine guten Wünsche & erwiedere sie auf's herzlichste. Nur klingt's so traurig
aus Deinen paar Zeilen; was hast Du, Du scheinst nicht so ganz froh zu sein.281 Du solltest Dich auch
ein wenig frei machen; siehst Du Paul hat jetzt auch müssen ob er wollte oder nicht & ich bin ganz
froh, dass er nun einmal Ferien hat & sich recht ausruhen kann. Erst hat es ihm natürlich leid getan &
er war einige Tage so schweigsam; es hat ihn Überwindung gekostet seine Soldaten nicht führen zu
können282 aber es wäre ein Unsinn gewesen er hätte bei der Witterung & in den windigen Verhältnis-
sen im Jura ernstlich erkranken können.
Nun gehen wir am Sonntag oder Montag nach Adelboden & wollen uns dort der Sonne freuen & Sport
treiben. Ich werde mich zwar mit zuschauen begnügen oder allerhöchstens Schlittschuhfahren. Ich
wollte Du könntest auch mitkommen; mir scheints ich habe Dich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen &
nach Dir habe ich ja sowieso immer ein wenig lange Zeit. –– Und was bringt uns wohl das Neue Jahr;
wird endlich der Krieg eine andere Wendung nehmen, wird der Separatfrieden der Russen wohl die
anderen zum Friedenmachen anspornen. Ach, ich wollte es so gern für all die armen Menschen. ––
Wir haben am heiligen Abend unseren Tannenbaum gehabt mit Emil's, Gusti's & Edy's.283 Es war
recht gemütlich nur waren Paul, Gust & Edy ziemlich lustig & trugen zuletzt sogar eine Kiste284: Du
hättest lachen müssen hättest Du das liederliche Kleeblatt gesehen. Emil geht es ordentlich wir waren
gestern Abend zusammen im Variété, es war sehr nett. Da hast Du auch öfters geschwärmt, und be-
sinnst Du Dich als von der kleinen Dolly 285 nur noch die Matratzen am Fenster zu sehen waren & Du
ganz zerknirscht heimkamst? Nun, das war ja auch riesig traurig! ––

Ist Busi286 zu Hause?, wenn ja so lass' ich sie grüssen & feiert ihr den Jahresanfang zusammen so
seid fröhlich & fidel. –– Von Jeanie287 haben wir guten Bericht, sie ist glücklich in Paris aber ich denke
sie wird bald einmal heim kommen müssen um sich endlich einmal nach einer Beschäftigung umzu-
sehen die ihr eine gesicherte Zukunft bringt.

276
      Georges Alphons «Schorsch» Bider (1890–1946) war zeitlebens lungenkrank und Morphinist (zur Symptommilderung).
277
      «Busikätzchen» = Margrit Irma Guhl (1901–1976).
278
      In Dübendorf wurde 1917 ein neuer Kommandant der Fliegerabteilung, Hptm. i. Gst. Scherrer, eingesetzt.
279
      Gatte Paul Robert Cardinaux-Gerster (1876–1957) und die drei Söhne Robert (1904–1990), Alfred (1905–1999; später:
      Vater von Robert Cardinaux, *1947; Amherst, Massach., USA) u. Edouard (1909–1993).
280
      «Lafli» = Rippli oder Schüfeli – gepökelte, geräucherte Stücke vom Schwein (vgl. «Kulinarisches Erbe der Schweiz»).
281
      Oskar schien zu jener Zeit bereits an Folgen der Überarbeitung gelitten zu haben – d. h. nervliche Probleme wegen persönli-
      cher Verantwortung und beruflicher Überlastung bei der gefährlichen Ausbildung von Fliegerschülern.
282
      Paul Robert Cardinaux-Gerster war ein sehr dienstfreudiger Offizier mit Hauptmannsgrad der Kavallerie (vgl.: Bild 296,
      sowie Stadtarchiv Bern: «Copies de lettre», drei Kopienbücher von Paul R. Cardinaux der Zeit 1895–1909).
283
      Die zwei Ehepaare Cardinaux, d.h. Emil (1877–1936; Kunstmaler) u. Marie (1887–1938) Cardinaux-Herren, sowie Gustav
      (1883–1965; Elektrotechniker) u. Klara Cardinaux-Lauber. Weiter: «Edy's» = Eugen Eduard Gerster (1886–?) und Familie,
      Bruder von «Miggi» Cardinaux-Gerster aus Bern.
284
      «... eine Kiste tragen» = einen Vollrausch haben.
285
      Dolly Esquero: vgl. dazu Artikel in «Baselbieter Heimatblätter» (BHbl, 79. Jahrg., Nr. 2, S. 33–41, Juli 2014; Artikel
      «Über Dolly Esquero und Oskar Bider» – Spuren einer Freundschaft zu einer Sängerin im Wiener Operettentheater im
      Sommer 1913 in einem Bern Variété-Theater. Sodann Website: « oskar-bider-archiv.ch ».
286
      «Busi» (vgl. Brief 1 vom 04.02.1917) = Margrit Irma Guhl (1901–1976) – Freundin von Oskar Bider.
287
      «Jeanie» = jüngere Schwester von «Miggi», Olga Berta Jeanne Gerster (1891–1925; vgl. Bilder 94, 261 u. 263).

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Mama288 geht es wieder ordentlich; sie hat so starke Herzkrisen gehabt kürzlich, es war recht beängs-
tigend, aber ihre gesunde Konstitution hat ihr darüber hinweg geholfen. Es kam wohl von all' dem vie-
len Traurigen & all' den Enttäuschungen die sie kürzlich wieder erlebt hatte. Paul hatte versucht mei-
nen Vater wegen seiner abnehmenden Gesundheit frei zu bekommen; es ist ihm aber nicht gelungen,
& da Mama sehr auf Erfolg gehofft hatte war das Gegenteil denn auch ein harter Schlag für sie. Treu-
es Muetti, sie leidet so arg. Nun es hat eben jedermann sein Kreuz.289

Hanny290 hat mir einen langen Brief geschrieben sie hoffen auf Deinen Besuch zu Neujahr. Georges
hatten sie zu Weihnachten erwartet er ging aber nicht hin. Mil & Marie,291 die mich jetzt besuchten, er-
zählten mir er sei bei ihnen gewesen, habe aber heimgehen müssen weil es ihm nicht gut war & lag
dann am folgenden Tag im Bett. Er sei ein schneidiger Leutnant sagen sie; ich habe ihn nun noch nie
gesehen.292

Nun aber genug, Oski, Paul sagt für ein so schönes Laffli dürfe ich Dir einen Kuss schicken, das ist
aber dumm ich will Dir ihn viel lieber geben wenn Du kommst.

Also noch herzlichen Dank, tausend gute Wünsche & viele, viele Grüsse von uns allen speziell aber
von Deinem
                                                        Miggi.
Nachtrag von Paul R. Cardinaux:
Prost Oski! Es stimmt, ein solches Laffli ist ein Müntschi wert, ich zweifle aber dass Du dran hangest!
Wenn's gegen die vierzig geht, dann ........293 –– Also recht herzlichen Dank & herzliche Wünsche
Paul.

23       Undatierter Brief
                           (verfasst vermutlich im Januar 1918 – vgl. dazu Brief 2 vom Silvester 1917)
Mein lieber Oski,
Bevor ich in die Ferien gehe muss ich Dir doch noch rasch für Deinen Besuch danken & für die herrli-
chen Nelken. Sie blühen noch wunderschön. Georges ist dann am Montag gekommen etwas ent-
täuscht Paul's Brief nicht rechtzeitig bekommen zu haben. Schade, gäll, es wäre lustig gewesen wenn
er am Sonntag auch noch da gewesen wäre. –– Gestern Abend haben wir denn ziemlich feuchtfröh-
lich & ausgelassen den «Herrn Doktor» gefeiert; die Stimmung wirst Du aus den 4 Telegrammen
schon gemerkt haben. Schade, Oski, warst Du nicht dabei es wäre noch viel netter gewesen. Heute
habe ich so recht lange Zeit nach Dir gehabt; siehst Du, ich kann mir das immer noch nicht abgewöh-
nen. Mir scheint, ich habe Dir noch so viel zu erzählen & ich freute mich den ganzen Tag auf einen
ruhigen Abend um recht lange mit Dir zu plaudern & nun weiss ich gar nichts mehr. ... .

Hinweise: Georges Alphons Bider, 1890–1946, hat demzufolge kurz vor seinem Besuch in Bern an der Univer-
               sität Basel die Promotion zum Arzt erhalten. Das Datum ist unbekannt. Und zu Oski: offensichtlich
               hatte er «Miggi» stark beeindruckt, gefühlsmässig gar gefangen, als er in der Zeit vom März 1913
               bis Juli 1914 in ihrer Familie an der Alpenstrasse 9 in Bern wohnte.

288
      «Mama» = Mutter von «Miggi» Cardinaux-Gerster, d. h. Marie Gerster-Borel (1858–1923) aus Bern (vgl. Bild 94). Ihr
      Ehemann war der Stadtberner Amtsnotar – und langjähriger Finanzbetrüger – in Bern in den Jahren 1872–1912, Samuel
      Jakob Eduard Gerster-Borel (1857–1927; vgl. Bild 298). Er wurde Ende Januar 1915 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt
      und sass demzufolge 1917/1918 im Gefängnis. Paul Robert Cardinaux hat übrigens erfolglos versucht, ihn 1917 vorzeitig
      aus dem Zuchthaus frei zu bekommen.
289
      Vgl. Stadtarchiv Bern, Bericht Joh. Dettwiler-Riesen zum Betrugsfall Gerster-Borel; Memorandum vom Dezember 2013
      (nachgeführt im Okt. 2017). Dieses enthält neben den zeitgenössischen Presseberichten zum 2-Mio-Betrugsfall in Bern
      eine knappe Familientabelle samt einigen Familienfotos zu den Gerster-Borels in der Zeit um 1880–1925.
290
      «Hanny» = Tante von Oskar Bider, Hanna Glur (1875–1942; ledig, in Langenbruck BL).
291
      «Mil & Marie» = Kunstmaler Emil (1877–1936) und Gattin Marie (1887–1938) Cardinaux-Herren, Muri/Bern.
292
      Georges Alphons Bider (1890–1946) war Sanitäts-Offizier; er litt lebenslang an Lungenproblemen und wirkte deshalb
      einige Jahre als praktizierender Arzt im Höhenkurort Arosa GR.
293
      ... dies ist eigentlich eine ziemlich frauenverachtende und unhöfliche Bemerkung von Paul Robert Cardinaux-Gerster
      gegenüber seiner Gattin «Miggi».

                                                            253
Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
Bild 296: Paul Robert Cardinaux-Gerster         Bild 297: Alice Marie «Miggi» Cardinaux-Gerster
 (1876–1957), Hptm. Batterie 33, 3. Berner       (1883–1960) mit ihrem jüngsten Sohn Eduard
 Division, Cousin von Oskar Marcus «Oski»        (1909–1993) im Vorgarten des Hotels «Krone»
 (1891–1919) und Julie Helene «Leny» Bider       in Buochs; Anfang August 1917 (Familienferien-
 (1894–1919). Aufnahme vom 09.09.1915.           woche). Fotoausschnitt Bild 262 – zVg durch
 Scan zVg durch Robert Cardinaux (*1947),        «Miggis» Enkel, Robert Cardinaux (*1947), Am-
 Amherst, Massachusetts USA (2017).              herst, Massachusetts, USA.

Bild 298: Berner Amtsnotar Samuel Jakob Eduard Gerster-Borel (1857–1927) und Gattin Marie geb. Borel
(1858–1923); 1909 im Garten an der Alpeneckstrasse 3 (später abgetragen). Foto zVg durch Robert Cardi-
naux (*1947), Amherst, Massachusetts, USA (Nov. 2017 – Urgrossenkel des Amtsnotars S.J.E. Gerster).

                                               254
Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
Bild 299: Oskar Marcus Bider (1891–1919) lks., auf Wanderung auf dem Ulmizberg – Gurten / Bern.
Mit Alice Marie «Miggi» Cardinaux-Gerster (1883–1960) und zwei ihrer Buben; lks.: Robert (1904–
1990), rts. Alfred (1905–1999). Aufnahme vom 25. Mai 1913 durch Paul Robert Cardinaux-Gerster
(1876–1957); zVg durch Robert Cardinaux (*1947), Amherst, Massachusetts, USA (Nov. 2017).

Bild 300: Im Sommer 1918 in Muri/Bern im Garten von Kunstmaler Emil Cardinaux-Herren (1877–1936;
lks.). Rechts seine Gattin, Marie Cardinaux-Herren (1887–1938), sodann Paul Robert Cardinaux-Gerster
(1876–1957). Hinter dem Tisch ein unbekanntes Paar (lks. eventuell Schriftsteller Hans Kempf; 1870–
1940). Scan zVg durch Robert Cardinaux (*1947), Amherst, Massachusetts, USA (Jan. 2018).

                                               255
Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
ANHANG 4
Richtigstellung hinsichtlich zweier angeblicher Fotos über Leny
Auf zwei bekannten Fotografien, welche Oskar Bider betreffen, ist je auch eine Dame mit abgebildet
worden. In beiden Fällen wird diese Dame fälschlicherweise als Leny Bider bezeichnet. Weil diese
Falschzuweisung noch immer «rumgeistert», soll nochmals darauf hingewiesen werden.

Das eine dieser Fotos wurde im Sommer 1913 im Beundenfeld / Bern (Bild 301) und das andere im April
1919 auf dem Flugfeld von «La Blécherette» / Lausanne (Bild 302) aufgenommen.

• Nicht Leny Bider – sondern Dolly Esquero, Operettensängerin aus Wien:

                                                                                                  Bild 301: Die Operet-
                                                                                                  tensängerin aus Wien,
                                                                                                  Dolly Esquero, gemein-
                                                                                                  sam mit Oskar Bider
                                                                                                  auf Blériot Monoplan
                                                                                                  auf dem Beundenfeld /
                                                                                                  Bern (vgl. Anh. 2, Kap.
                                                                                                  5). Fotoatelier unbe-
                                                                                                  kannt; zVg aus Foto-
                                                                                                  sammlung d. Verfas-
                                                                                                  sers.

Oskar Bider fühlte offenbar starke Sympathie für die auffallend hübsche Operettenkünstlerin Dolly
Esquero aus Wien.294 Dollys Passagierflug als fröhlich/mutige Dame auf Oskars Blériot fand irgend-
wann im Juni/Juli 1913 statt. Die beiden kannten sich spätestens seit diesem aviatisch aufregenden
Ereignis näher – sehr wahrscheinlich aber schon zuvor.
Und Leny weilte seit Mai in England
Oskar besuchte möglicherweise schon früh im Sommer 1913 Vorstellungen im Berner «Theater Vari-
été», wo Dolly auftrat. Er war von ihrem Rollenspiel und Gesang, vom femininen Charme und Schalk
beeindruckt oder gar hingerissen. Vermutlich überreichte Dolly zum Abschied und vor der Abreise nach
Wien Anfang August 1913 ihrem bewunderten Aviatiker den Kartengruss – die erwähnten «Vergiss-
meinnicht» Zeilen. Den Reim hat Dolly mit wärmsten Gefühlen hingekritzelt – als bleibende Erinnerung
an den gemeinsamen Flug auf der Blériot.
Die persönliche Nähe von Dolly zu Oskar Anfang August 1913 scheint ziemlich gefestigt. Auch das
vertraute «Du» im Erinnerungs-Spruch von Dolly für Oskar zeugt von herzlich empfundener Nähe.
Normalerweise siezte man sich damals selbst in jugendlicher Gesellschaft.295 Weiterführende, Spuren
in der Beziehung Oskar / Dolly gibt es nicht. Näheres über Dollys weitere Berufsleben müsste in Wien
recherchiert werden. Sicher ist allein ihr Aufenthalt in Königsberg (vgl. Anh. 2, Kap.5).

294
      Vgl. Baselbieter Heimatblätter, 79. Jahrg., Juli 2014, Nr. 2, S. 33–41; und: oskar-bider-archiv.ch
295
      Übers Duzen: Damals war es selbst in der privaten, persönlichen Korrespondenz zwischen den Geschlechtern nicht
      korrekt, sich zu duzen. Höflicherweise siezte man sich. Dies tat z.B. der nahe Oskar-Freund aus Waldenburg BL, Kurt
      Straumann (1889–1923), in seiner Ansichtskarte vom Februar 1914 an die 19-jährige Leny in England. So taten es Lou
      Schneider (*1900) und Alice Reiss (*?) in Zürich im Frühjahr 1919: beide Damen siezten ihren befreundeten Oskar
      Bider in ihren einfühlsamen und bedauernden, aber dennoch klar zurückweisenden Briefen.

                                                            256
Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
• Nicht Leny Bider – sondern Alexandrine-Jeanne de Loriol-Bondaz (1891–1971):296

                                                                               Bild 302: Oblt. Oskar Bider im April 1919
                                                                               auf dem Flugfeld «La Blécherette»/Lau-
                                                                               sanne. Gemeinsam mit der Obersten-Gat-
                                                                               tin Alexandrine-Jeanne von Gaston de
                                                                               Loriol-Bondaz (1871–1934) aus Versoix
                                                                               GE. Bider und Alexandrine stehen vor
                                                                               einer Nieuport 23C-1 aus Dübendorf (vgl.
                                                                               Anh. 2 Kap. 5). Aufnahme Fotoatelier Eu-
                                                                               gène Wuergler, Lausanne; zVg aus Nach-
                                                                               lass M. u. R. Handschin-Glur, Langen-
                                                                               bruck BL.

  Zur Familiengeschichte von Alexandrine-Jeanne geb. Bondaz:

            Ehepaare Loriol                              Kinder                                  Bemerkungen

      Auguste Gaston de Loriol                 – Andrée Lucie (geb. in          Das Ehepaar de Loriol-Bondaz wohnte vor und
      (09.07.1871–12.08.1934)                    Plainpalais GE am 10.          nach der vorehelichen Geburt seines Töchter-
                                                 02.1910)                       chens Andrée Lucie an der Rue Gourgas 10 im
       Heirat am 11.07.1910 in                 – François-Arthure               Stadtbezirk Plainpalais in Genf.
       Plainpalais mit                           (geb. in Thun am 25.04.        Korpskommandant Auguste Gaston wurde 1934
                                                 1911 – gest. in Zolliko-       auf dem Friedhof von Petit-Saconnex GE bei-
      Alexandrine-Jeanne                         fen BE am 16.02.1965)          gesetzt (anwesend war u. a. Div. Henri Guisan).
        Bondaz
      (09.12.1891–1971)                                                         Alexandrine war heimatberechtigt in Reyvoz,
                                               (Anm.: Mit François-             Hte. Savoie (F). Die Eltern, Antoine Bondaz
      Das Paar wurde am 27.06.1921             Arthures beiden Söhnen,          (1860–1918) und Elisa Desboilles (verh. 21.02.
      in Genf geschieden.                      Marc und Roland, hat             1891 in Chêne-Bourg), lebten bei der Geburt
                                               sich der Verfasser 2014/         ihres Töchterchens Alexandrine in Plainpalais.
      Alexandrine-Jeanne zog danach            2015 über das spätere Le-
      nach San Remo (I) und verheira-                                           Sie führten später an der rue Elle-de-Médecin 7
                                               ben ihrer Grossmutter            ein Café (ca. 1912). Um 1918 war Antoine Bon-
      tete sich dort mit Philippo Semi-        Alexandrine-Jeanne per-
      glia (Fabrikant, später Hotelier).                                        daz als an der rue des Vollandes 75 wohnhaft
                                               sönlichen austauschen            registriert (Angestellter – Arbeitgeber nicht an-
      Ihre Kinder in San Remo waren:           können).                         gegeben).
        Isabella und Luici,                                                     Nach dem Tod ihres Gatten Antoine führte die
      geboren in den späteren 1920er-                                           Witwe Elisa Bondaz zuerst an der Terrassière 2
      Jahren.                                                                   ein Café. Sie wirkte und wohnte dann im Buffet
      [Quelle: Archives d'Etat de Ge-                                           de la Gare des Eaux-Vives, Genf (nach 1925).
      nève AEG sowie mündl. Mittl.                                              Alexandrine ist in San Remo (I) begraben. Sie
      der Familien de Loriol; 2014 /                                            sei, laut ihren beiden Schweizer Enkeln, eine
      2015].                                                                    aufgestellte und lebenslustige Dame gewesen.

296
      Der Onkel von Bider, Max Albert Glur-Forster (1881–1948), rügte 1943 beim Buchautor Erich Tilgenkamp die verdriessli-
      che Verwechslung der ältlichen Dame im Foto neben Oblt. Bider mit Leny [vgl.: «Schweizer Luftfahrt ... », Bd. 2, S. 208]:
      «Am meisten verdriesst mich die Photo von Oski & Leny, auf der eine ältliche Dame abgebildet ist, ... . Es ist für Sie und Ver-
      wandte und Bekannte schon verdriesslich, die Schwester des Fliegers mit irgend einer Dame verwechselt zu sehen, die u. E.
      nie und nimmer in das Werk hineingehört!» (vgl. Archiv Verkehrshaus der Schweiz, Luzern; Inventar-Nr. VA-47453).

                                                                  257
Abschriften privater Briefe - gerichtet an Oskar Bider 1 - Oskar-Bider-Archiv
ANHANG 5

                                  Blicke in die Moderne
1     «Café Leny» – Jahrhundertfeier für Oskar Biders Alpenflug (Ende Juni 1913)
11    Vorbemerkungen
Am 13. Juli 1913 überflog der Aviatikpionier Oskar Marcus Bider (1891–1919) als erster Pilot den
gesamten Alpenkamm von Nord nach Süd. Er startete in Bern / Beundenfeld, legte in Domodossola zum
Nachtanken von Oel eine Zwischenlandung ein und flog sodann nach Mailand weiter. Dem hundertsten
Jahrestag dieses aviatikhistorischen Ereignisses wurde Ende Juni 2013 in Biders Heimatgemeinde mit
einem zweitägigen Dorffest gedacht. Darüber sind im Internet zahlreiche Texte und Fotostrecken ver-
öffentlicht worden.

Nach der Veröffentlichung dieser Leny-Biografie wurde in Langenbruck die Gruppe der «Freundinnen
und Freunde von Leny Bider» gegründet (Initiantin: Christine Heid-Speiser). Diese Gruppe nutzte das
Bider-Dorffest von 2013, um auch an Julie Helene – «Leny» – zu erinnern. So führten einige Frauen
aus dieser Gruppe im Geburtshaus der beiden Bider-Geschwister für zwei Tage das «Café Leny». Als
zeitgenössisch gekleidete Servierfräuleins engagierte sich die neun Damen: V. Achermann, K. Dettwi-
ler, L. Haller, R. Haller, S. Ooi Haller, Chr. Heid, M. Jaton, H. Scheich und L. Würslin.
Gleich gegenüber – in den beiden Schaufenstern des ehemaligen Kolonial- und Rauchwarenladens
«J. Kleis-Knapp» – stellte der Art Photographer, Hans van Reekum aus Apeldoorn (NL), einige seiner
grossformatigen Reproduktionen historischer Fotos von Leny und Oskar Bider zur Schau.

12    Fotos im und ums «Café Leny» – Bider-Jubiläumstage Juni 2013 in Langenbruck

Bild 303: Sicht auf den gästebesetzten Vorplatz beim Geburtshaus von Leny Bider: Für zwei Tage das
«Café Leny», geführt von der Gruppe «Freundinnen und Freunde von Leny Bider». Links an der Haus-
front die Erinnerungstafel an Oskar Bider (angebracht 1939). Gleich darunter sowie am blauen Zelt je
eine Foto-Reproduktion von Leny. Hergestellt hat sie Hans van Reekum (NL), der dazu zwei Fotos von
ca. 1916 benutzte. Das Geburtshaus der drei Bider-Geschwister wurde vor Jahrzehnten für eine künftige
Hotel-Nutzung in den historischen Mauern vollständig umgebaute. Die Originalräume aus der Wende
vom 19. zum 20. Jahrhundert sind somit weg. Das umgebaute Gästehaus gehört heute zum Gasthof
«Ochsen» (Inhaber Stefan Jost, Langenbruck). Fotoaufnahme durch Verfasser (Juni 2013).

                                               258
Bild 304: Sechs der acht im Juni 2013 im «Café-Leny» engagierten, zeitgenössisch gekleideten
Serviererinnen (Gruppe «Freundinnen und Freunde von Leny Bider»). V.l.: Vivienne Achermann,
Laura Würslin (aus Waldenburg), Marianne Jaton (Gemeinderätin), Suan Ooi Haller, Christine Heid-
Speiser (Initiantin Leny-Bider-Projekt; Herbst 2009), und Renée Haller. Die Damen haben ihre Röcke
für das lokalhistorische Dorffest nach altem Schnittmuster selber genäht. Foto zVg Verfasser.

Bild 305: Blick ins vorübergehend betriebene «Café Leny»: Serviererin Renée Haller, Gäste an den
Tischen sowie zeitgenössische Fotos an den Wänden des Cafés. Sie zeigen die beiden Geschwister
Leny und Oski. Diese beeindruckenden Fotoarbeiten wurden der Gruppe «Freundinnen und Freun-
de von Leny Bider» vom Fotografen Urs Preisig (Basel) zur Verfügung gestellt. Foto zVg Verfasser.

                                              259
Bild 306: Sicht auf die beiden Schaufenster im ehemaligen Kolonial- und Rauchwarenladen «J. Kleis-
Knapp»; l. sind zwei Fotos mit Leny, r. eins mit Aviatikpionier Oskar ausgestellt. Diese Liegenschaft
(Inhaberin Christa Stähelin-Kuhn) liegt gleich gegenüber dem provisorischen «Café Leny». Die Foto-
Reproduktionen wurden von Hans van Reekum, Apeldoorn NL, geschaffen. Foto zVg Verfasser.

Bild 307: Blick auf zwei Plakate, geschaffen von Hans van Reekum, Apeldoorn NL, in einem der bei-
den Schaufenster der ehemaligen Handlung «J. Kleis-Knapp». Foto zVg Verfasser.

                                                 260
2     Ausstellung in Langenbruck von 16 Modeskizzen – entworfen durch Leny Bider
21    Zum Ausstellungskatalog im Hotel «Erica» in Langenbruck
Im April 2015 wurde im Hotel «Erica» in Langenbruck – im «Grossen Saal» und im «Blauen Säli» –
eine Dauerausstellung mit 16 Modeskizzen eröffnet. Geschaffen hat sie Leny Bider. Der Fotokünstler
(Art Photographer), Hans van Reekum, Apeldoorn NL, hat von ihren Originalskizzen farbgetreue
Reproduktion hergestellt. Die Aquarell-, Tusche- und Bleistiftskizzen entstanden in Lenys Modenatelier
in Zürich in der Zeit vom Dezember 1916 bis Spätwinter 1917. Überdies sind in der «Erica» einige
Grossreproduktionen von zeitgenössischen Fotos ausgestellt, auf denen Leny Bider abgebildet ist
(hauptsächlich Modefotos). Informationen vermittelt der Ausstellungskatalog von 2015 (solange Vor-
rat) und die Website der Hotelinhabenden in Langenbruck BL (dort: «Veranstaltungen / Modeskizzen»).

      Bild 308: Titelblatt des Ausstellungskatalogs über Leny Bider und ihre «Modeskizzen» aus dem
      Hotel «Erica», Langenbruck BL. Die gerahmten, farbgetreuen Reproduktionen der Skizzen und die
      ebenfalls gerahmten Fotos sind seit April 2015 in zwei Speisesälen öffentlich zugänglich.

                                                 261
22   Titel und Vorwort des 32-seitigen Ausstellungskatalogs

                                          262
23   Vernissage der «Modeskizzen»-Ausstellung im Hotel «Erica» in Langenbruck

Bild 309: Gemeindepräsident Hector Herzig bei der Vernissage-Laudatio. An der Harfe seine
Gattin, Madeleine Grieder Herzig. Ganz rechts der Initiator der Ausstellung, Hans van Reekum.

Bild 310–313: Weitere Einblicke in die Vernissage im Hotel «Erica» – Foto l. oben Hans van Reekum
(NL) und l. hinter ihm Rahel Grunder, Filmschaffende. Foto r. unten Christine Heid-Speiser, Initiantin
im Frauenverein Langenbruck des «Leny-Bider-Projekts» von 2009. Fotos zVg Verfasser.

                                                 263
3        Leny und die Hundertjahrfeier 2016 im «Mascotte» am Bellevue in Zürich
31       Vorbemerkungen
Im Verlauf der fotografischen Aufarbeitung der 16 im Jahre 2014 bekannt gewordenen Modeskizzen
von Julie Helene «Leny» Bider fand Art Photographer Hans van Reekum (Apeldoorn NL) wurde das
Datum der Herstellung der Skizzen ab Dezember 1916 entdeckt. Überdies belegt Lenys Collage (vgl.
Bild 314) dass das «Palais Mascotte» – ein Zürcher Vergnügungs-Etablissement – früher als angenom-
men, nämlich schon Mitte des 1. Weltkriegs existierte. Eine Nachrecherche lieferte schliesslich das ge-
naue Eröffnungsdatum fürs Dancing «Mascotte»: es war der 13. Januar 1916, 9 Uhr abends.
In der Geschäftsleitung des heutigen «Mascotte» wusste man allein über früheste Betriebs-Dokumente
aus dem Jahre 1923. Eine Jahrhundertfeier fürs «Palais Mascotte» war deshalb erst für 2023 geplant.

32       Lenys Mascotte-Collage vom Dezember 1916

Bild 314: Leny Bider entwarf dieses Inserat als «Collage mit Modehut» im Dezember 1916 / Januar
1917 in ihrem Atelier an der Bahnhofstrasse in Zürich (Original seit 2015 im StA BL, Liestal). Zumindest
benutzte Leny Textschnipsel, die sie aus einem damaligen Presseerzeugnis ausschnitt. Eins davon ist
zweifelsfrei auf Dienstag, den 5. Dezember 1916 datiert. Dieses Datum scheint von der Rückseite des
Textschnipsels durch. Ob dieser Skizzen-Entwurf auf eine Auftragsarbeit der damaligen «Palais Mas-
cotte»-Inhaber zurückgeht, bleibt offen. Ungeklärt ist die Frage, aus welchem Zürcher Journal Leny sich
diese Textbausteine herausschnitt. Der Schrifttyp gemahnt an jenen im «Zürcher Fremdenblatt». In den
überprüften Heften fand sich keiner dieser Textauszüge (vgl. Zentralbibliothek Zürich).297

297
      Vgl. Zentralbibliothek Zürich, Sign.-Nr. WA 562 dm–do, Wochenperiodikum «Zürcher Theater-, Konzert- und Fremden-
      blatt» (Zürcher Fremdenblatt; Rezensionen, Theater- und Kulturtermine), Jahrgänge 1915 und 1916. Sodann Sign.-Nr.
      UZ 41 – Magazin 05 für «Neue Zürcher Nachrichten» (NZN), Ausgaben Dez. 1915 bis Febr. 1916. Fremdenblatt und
      NZN können bei Bedarf zur Einsichtnahme ins frei zugängliche 4. Untergeschoss dieser Bibliothek beordert werden.

                                                           264
33       Pressetexte von Ende 1915 und Anfang 1916

Bild 315: Links eine digitale Aufnahme des originalen «Palais Mascotte»-Eröffnungsinserats in den «Neu-
en Zürcher Nachrichten» vom 13.01.1916. Rechts der eigens für das Abendprogramm der Jahrhundert-
feier vom 13.01.2016 geschaffene Flyer298 – in Anlehnung an das Inserat aus den NZN von 1916. Die Er-
öffnung fürs Hundertjahr-Jubiläumsfest im «Mascotte» war auf 18'30 Uhr festgelegt. Das Programm der
Feier begann jedoch exakt um 19'16 Uhr; dies im Einklang mit der Jahrzahl 1916.

Bild 316: Bericht in der Montagsausgabe der «Neuen Zürcher Nachrichten – NZN» vom 17. Januar
1916 zur Eröffnung des «Palais Mascotte» am Bellevue; Foto des Texts in «NZN» (aufgenommen mit
Digitalkamera; zVg Archiv Zentralbibliothek, Zürich).

298
      Freundlicherweise zVg durch Alfonso Siegrist, Partner / Geschäftsführer im «Mascotte».

                                                            265
34    Zur Jahrhundertfeier im «Mascotte» am 13. Januar 2016
Zum hundertjährigen Jubiläum der «Mascotte»-Eröffnung um 19'16 am 13 Januar 2016 wurde nach
zwei Eröffnungsansprachen ein reichhaltiges Gesangs- und Orchesterprogramm abgewickelt. Die Lau-
datio hielt die Stadtpräsidentin, Corine Mauch. Der Mitbesitzer des «Mascotte», Freddy Burger, erhellte
sodann die 100-jährige Vergangenheit des Etablissements im «Corso». Zahlreiche musikalische Darbie-
tungen und eine zeitgenössisch «elegant-gewagte» Performance einer Tänzerin führten durch das Jahr-
hundert. Das legendäre Orchester von Peppe Lienhard verursachte Beifallsstürme. Unter den Gästen
wurden auch alt-Bundesrat Moritz Leuenberger mit Gattin sowie Thomas Held mit Gattin gesichtet.
Held ist bekannt als Studentenführer in Zürich der 1968er-Bewegung. Später, von 2001–2010, war er
u. a. Leiter der «Avenir-Suisse» – ein marktwirtschaftlich liberaler «Think-Tank».

Leny Bider spielte im Rahmen dieses Jubiläums nur insofern eine Rolle, als dass ihre Biografie dazu
verhalf, das genaue Gründungsdatum fürs «Palais Mascotte» zu ermitteln. Leny wurde an der Feier,
unter viel «Mascotte»-Historischem, in einer DIA-Präsentation vorgestellt (Bezug zu Lenys «Inserate-
Collage» vom Dezember 1916). Hauptsächlich Grössen aus der Musikszene – beispielsweise Josephine
Baker, später Udo Jürgens, Peppe Lienhard – prägten die Varieté-Vergangenheit des «Mascotte».

Es gibt keinen dokumentierten Hinweis darüber, welchen Stellenwert das «Palais Mascotte» für Leny
in ihrer Zürcher Zeit hatte. Ihr oft verspielter Charakter und ihr Engagement im Schauspielerischen
dürfte sie dafür beflügelt haben. Leny wohnte 1918/1919 schliesslich gleich nebenan im «Bellevue au
Lac». Zwar musste sie sich wegen ihres Verlobten in jenen Monaten gesittet verhalten haben. Jucker
war ein stadtbekannter Akademiker und Offizier der Kavallerie; darauf musste Leny Rücksicht nehmen.

Bild 317: Leny Bider ist wieder zurück in Zürich ... . Im «Mascotte» wurde anlässlich der 100-Jahrfeier
eine Getränkekarte in 100 Ex. am Tresen der American Bar auf der Saalestrade aufgelegt. Die Gestal-
tung der Karte wirkt sympathisch und ist grafisch stilvoll – r. Sicht auf die Kartenrückseite (zVg durch A.
Siegrist, Partner und Geschäftsführer im «Mascotte»). Lenys «Modeskizze mit Hut» kam am Anlass voll
zur Geltung (vgl. Repro Exemplar in der Skizzen-Hängung im Speisesaal Hotel «Erica» in Langenbruck
– s. Kap. 2 vorstehend). Kopien zVg Verfasser.

                                                   266
4        Leny als «Kopf der Woche» in der Oberbaselbieter «Volksstimme»

Für die «Carte Blanche» in der Oberbaselbieter Tageszeitung «Volksstimme» aus Sissach hat die
Künstlerin Heinke Torpus den «Kopf der Woche» Leny Bider gewidmet.299 Ihre Arbeit gibt das Wesen
von Lenys unabhängigem, eigensinnigen Charakter, mit dieser ungewöhnlichen Kreation in beein-
druckender Weise wieder.
Die Zeichnung in der «Volksstimme» vereint das von Heinke Torpus nach Fotovorlage geschaffene
Portrait von Leny mit der Modeskizze – «Dame in Grün». Letztere ist ganz unüblich angeordneten. Die
Kreation von Heike Torpus widerspiegelt das unkonventionelle, oft etwas ausgefallene, zeichnerische
Schaffen von Leny Bider um 1916/1917 (Modeskizzen – Entwürfe aus ihrem Zürcher Atelier).

Bild 318: Zeichnung geschaffen von Heike Torpus (Original 2020 dem «Bider-Museum» in Langen-
bruck geschenkt). Rechts, kopfstehend an Lenys Schulter angeschmiegt, «Dame in Grün» – das
Original dieser Modeskizze wurde von Leny um 1916/1917 entworfen (vgl. dazu Bilder 151 u. 177).

299
      vgl. «Volksstimme», Tageszeitung aus Sissach BL, Ausgabe vom 17. Juli 2018 (s. zweitletzte Seite). Begleittext von
      Heike Torpus in der «Volksstimme» zur Zeichnung: «Leny Bider aus Langenbruck war Schauspielerin und Modeschöpfe-
      rin – eigenwillig, mutig, radikal. Im Juli vor 99 Jahren – am Tag, als auch ihr Bruder Oskar abstürzte – nahm sie sich das
      Leben, um unter anderem dem vormundschaftlich beschlossenen Ehestand zu entfliehen» [Anm. – richtig wäre: «… dem
      als Bevormundung gefürchteten Ehestand zu entfliehen»].

                                                               267
5     Erinnerungsfeier zum 100-jährigen Todestag der beiden Bidergeschwister:
      Oskar Marcus «Oski» (1891–1919) und Julie Helene «Leny» (1894–1919)
51    Vorbemerkungen
Die Feiern zum 100. Erinnern an den Tod der beiden Bider-Geschwister fanden einerseits in deren
Heimatgemeinde Langenbruck (06.07.2019) und andererseits in Dübendorf statt (07.07.2019).

 Bild 319: Offizielle Einladungskarte zur Teilnahme an den Erinnerungsfeiern vm 6./7. Juli 2019 in
 Langenbruck und auf dem Flugfeld in Dübendorf.

52    Eindrücke aus Langenbruck
Vorerst wurde in der protestantischen Kirche ein Gedenkgottesdienst abgehalten. Die Predigt hielt Pfarrer
Hanspeter Schürch aus Waldenburg. Anwesend waren der Gemeindepräsident Hector Herzig samt Bevöl-
kerung aus Langenbruck und Umgebung. Weiter nahmen teil Regierungsrat Thomas Weber, Vorsteher
der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Basel-Landschaft, und der Kommandant der Luftwaffe
der Schweiz, Divisionär Bernhard Müller. Anschliessend fand am Geschwistergrab auf dem Friedhof eine
kleine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung statt.

53    Eindrücke aus Dübendorf
Unter Leitung von Peter Brotschi, Autor, Luftfahrtjournalist und Organisator des Gedebnkanlasses in
Dübendorf wurde – nach den in der Einladungskarte aufgezählten Rednern – die von Kuno Schaub und
Isidor von Arx bis ins kleinste Detail originalgetreu nachgebaute Nieuport 23C-1 enthüllt und auf den
Namen «Langenbruck» getauft – der Geburts- und Heimatort von Oblt. Oskar Marcus Bider.

                                                 268
54    Fotos vom Anlass in Langenbruck

Bild 320: Pfarrer Hanspeter Schürch hält die Gedenk-Predigt in der prot. Kirche in Langenbruck
(zVg Tschanz).

Bild 321: Kranzniederlegung am Grab der beiden Bider-Geschwister, Oskar Marcus und Julie
Helene. Lks. Regierungsrat Thomas Weber, Divisionär Bernhard Müller, Kommandant der
Schweizer Luftwaffe (ZVg Tschanz).

                                                269
Bild 322: Vordere Reihe v.lks. Gemeindepräsident Hector Herzig, Regierungsrat Thomas Weber,
Divisionär Bernhard Müller und Pfarrer Hanspeter Schürch. Sodann in heller Jacke Aviatikautor
Peter Brotschi und gleich neben ihm Kuno Schaub und Isidor von Arx – die beiden Erbauer des
Jagdflugzeugs Nieuport 23C-1 (Nachbauapparat bezeichnet: «Langenbruck»). ZVg Tschanz.

Bild 323: Von lks. Regierungsrat Thomas Weber, Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesund-
heitsdirektion Basel-Landschaft, der Kommandant der Flugwaffe der Schweiz, Divisionär Bern-
hard Müller sowie Pfarrer Hanspeter Schürch aus Waldenburg (zVg Tschanz).

                                            270
Bild 324: Im Festzelt in Langenbruck – An-       Bild 325: Hedi Müller, geb. in Langenbruck (13.01.1919–
sprachen Gemeindepräsident Hector Herzig         02.08.2021); die letzte am Erinnerungsanlass noch le-
und Divisionär Bernhard Müller (zVg Verfass.).   bende Zeitgenossin der beiden Bider-Geschwister aus
                                                 dem gemeinsamen Heimatdorf Langenbruck. Neben ihr
                                                 der kurz nach 1919 in Bärenwil, Gemeinde Langenbruck,
                                                 geb. Erwin Plattner (11.02.1920–20.11.2020). Foto vom
                                                 6. Juli 2019 (zVg Verfasser).

Am frühen Vormittag des 7. Juli 2019 reiste eine Delegation von Gästen aus Langenbruck, unter Leitung
des Gemeindepräsidenten Hector Herzig, an die Erinnerungsfeier auf dem Flugfeld in Dübendorf.

55    Fotos vom Anlass in Dübendorf

Bild 326: Kuno Schaub enthüllt am 7. Juli 2019 seinen gemeinsam mit Isidor von Arx originalge-
treu nachgebauten Nieuport 23C-1 vor der Halle auf dem Flugfeld in Dübendorf. Danach wurde
dieser Apparat – im Beisein der beiden Nieuport-Erbauer – von Gemeindepräsident Hector Herzig
auf «Langenbruck» getauft. Der Erstflug erfolgte am 21.10.2020 auf dem Flugfeld bei Grenchen
(zVg Tschanz).

                                                 271
Bild 327: Blick über die Gästeschar auf dem Flugfeld Dübendorf. Rts. Am Rednerpult der Organisator
der Erinnerungsfeier, Peter Brotschi, Aviatik-Journalist, Buchautor und Politiker aus Grenchen SO (zVg
Verfasser).

Bild 328: Detailansicht vom Flügelaufbau, der Befestigung am Rumpf beim Cockpit und eines Maschi-
nengewehrs (zVg Verfasser).

                                                 272
Bild 329: Blick ins Cockpit der Nieuport 23C-1 «Langenbruck» (zVg Verfasser).

Bild 330: Detail am Flügel. Die Fixierung von Verstrebungen, Flügelverbindung (Holz) sowie
eingenähtes Haut-Verstärkungsleder am Durchlass für die beiden Kabelzüge (zVg Verfasser).

                                           273
Bild 331: Gemeindepräsident aus Langenbruck, Hector                 Bild 332: Absturz-Propeller
    Herzig, gratuliert den beiden Nieuport-Erbauern, Isidor             von Biders Nieuport 23C-1,
    von Arx (lks.) und Kuno Schaub (rts.), vor ihrem soeben             Immatrikulations-Nr. 604
    auf «Langenbruck» getauften Nieuport-Apparat (zVg Verf.).           (zVg Verfasser).

Bilder 333/334: Zwei Sichten auf original nachgebaute Nieuport 23C-1 «Langenbruck» (zVg Tschanz).

                                               274
ANHANG 6

                                                                       STAMMTAFELN
                                der Vorgenerationen Bider / Glur / Cardinaux / Dettwiler

                          Die Familie Heinrich Bider aus Langenbruck BL

    Heinrich BIDER
    (1818–1885) Tuch- und
    Ellenwarenhändler
    (Textilstoffe wurden der Länge
    nach und ab Rolle verkauft)

    Heirat
                                     Kinder aus 1. Ehe
                                      Fanny (1850–1939)          Heirat mit J.J. Riniker in Aarburg BE
    1843 in 1. Ehe mit                Verena (1851–1915)         Heirat mit E. Hirsbrunner in Wynau BE
     Verena Dettwiler
     (1823–1851) ab Pacht-
     hof «Schwengi»
                                     Kinder aus 2. Ehe
                                      Sophie (1853–1908)         Heirat mit E.S.L. Cardinaux
    1852 in 2. Ehe mit
     Sophie Dettwiler                 Jakob (1855–1911)          Heirat mit Frieda Glur
     (1832–1891) von                  Heinrich (1856–1924),      Heirat mit Anna Maria Derendinger
     Langenbruck                      Arzt in Kirchberg BE       (1858–1932), 2 Kinder
                                                                   Hilda Maria (1890–1976) und
                                                                  Gertrud (1891–1958, ledig)
                                      Gustav Adolf (1863–1887)   ledig, tödl. Absturz an der Jungfrau

Weitere Hinweise zu den Bider-Nachkommen von Kirchberg BE:
•    Hilda Maria Bider (1890–1976) heiratete am 25.09.1912 in Kirchberg Max Willy Elsässer (1886–1953),
     Fabrikant von Kirchberg und Leuzingen BE. Leny Bider schrieb darüber in ihrem Tagebuch, das sie wäh-
     rend ihres Jahrs im Lausanner Mädchenpensionat führte (vgl. Tagebuch, beispielsweise am 29.01.1911,
     S. 24 u. 143). Das Ehepaar Elsässer-Bider hatte sechs Kinder:
          – Charlotte (1913),
          – Eugénie (1915),
          – Käthi (1917),
          – Max (1918),
          – Christoph (1919),
          – Franz (1925).
•    Gertrud Bider (1891–1958) blieb ledig und war Geigenlehrerin.

[Hinweis: mehr Informationen über die Kirchberger Bider: vgl. Anh. 1]

                                                         275
Generationenregister für Julie Helene Biders Vorfahren in Langenbruck BL

                                      Urgrosselterngeneration

Eltern von                 Eltern von                         Vorfahren von            Eltern von
Heinrich Bider (*1818):    Sophie Dettwiler (*1831):          Albert Glur (*1841):     Julie Dettwiler (*1842):

Hans Jakob Bidert Hans Jakob                                  Johann Jakob             Julius «Jülg»
                  Dettwiler
(1781–1862), «Schuh-                                          Glur                     Dettwiler
Hansjoki», Gemeindeprä-    (1805–1878), Bäcker, Krä-          (1807–1864), geb. in   (1809–1880), Bauer auf
sident und Tuchwaren-      mer, Gemeindepräsident u.          Oberwynau BE, gest. in Hof «Dürstel» (vgl. Bild 2)
händler in Langenbruck     Oberrichter (vgl. Bild 1)          Wynau BE

1805 Heirat mit            1825 Heirat mit                    1830 Heirat mit          1838 Heirat in 2. Ehe mit

 Maria Dettwiler            Verena Jenni                       Maria Jäggi              Anna Maria Jenni
 (1788–1855), vom Hof       (1803–1866), vom «Schön-                                    (1806–1869), vom Hof
                                                               (1809–1872) von
 «Freichelen»               tal», im Dorf (vgl. Bild 1)                                 «Schöntal» (vgl. Bild 3)
                                                               Madiswil / Wyssbach;
                                                               in Wynau BE
                           Hinweis: Schwester von                                      Hinweis: Schwester von
                           Anna Maria Dettwiler-Jenni,                                 Verena Dettwiler-Jenni im
                           auf Hof «Dürstel»                                           Dorf (am «Postplatz»)

                                        Grosselterngeneration

Eltern von Jakob Bider (*1855):                           Eltern von Frieda Maria (*1869):
Heinrich Bider                                            Albert Glur
(1818–1885), Tuch- und Ellenwarenhändler,                 (1841–1923), Unterlehrer, von Wynau BE,
Gemeindepräsident (vgl. Bild 4)                           ab 1885 Bürger von Langenbruck BL (vgl. Bild 6)
Heirat
                                                          1868 Heirat mit
1843 in 1. Ehe mit
 Verena Dettwiler                                            Julie Dettwiler
 (1823–1851), ab Pachthof «Schwengi», 2 Töchter              (1842–1914), vom Hof «Dürstel»
                                                             (vgl. Bild 7)
1852 in 2. Ehe mit
 Sophie Dettwiler
 (1832–1891), Tochter des Oberrichters, 4 Kinder
 (vgl. Bild 5)

Hinweis: Verena und Sophie waren
           Cousinen 2. Grades

                                             Elterngeneration

                                Jakob Bider
                                (1855–1911; vgl. Bild 8), Kaufmann im Tuchhandel,
                                Gerant im «Kurhaus» Langenbruck, Ersparniskassen-
                                verwalter, Landrat Kt. Basel-Landschaft
                                1889 Heirat mit
                                  Frieda Maria Glur
                                  (1869–1907; vgl. Bild 9)

                            Julie Helene «Leny» Bider (1894–1919)

                                                    276
Die Familien Glur aus Langenbruck BL

                         Frieda Maria Glur                            Georges Alphons
                         (1869–1907)                                  «Schorsch» Bider
                                                                      (1890–1946)
                         1889 Heirat mit
                                                                      Oskar Marcus «Oski» Bider
                          Jakob Bider                                 (1891–1919)
                          (1855–1911) Kaufmann im Tuchhandel,
                          Gerant im «Kurhaus» Langenbruck BL          Julie Helene «Leny» Bider
                                                                      (1894–1919)

                         Julius Ernst «Ärnscht» Glur                  Frieda Nelly «Nelli» Glur
                         (1871–1931), Pfarrer in Gontenschwil AG      (1899–1984)
                         vor 1914, in Rheinfelden AG von 1914 bis
                         1925 und in Aarwangen BE von 1925 bis        Hanna Elsa «Elsi» Glur
                         1931                                         (1901–1985), verh. Hans Sägesser

                         Heirat                                       Julie Hanna Glur
                                                                      (1905–1988)
                         1898 in 1. Ehe mit
                          Frieda Adeline «Tidy» Maurer Martha Elisabeth Glur
                                                                      (1910–?); verh. Hans Vogt
                          (1875–1910), von Egg ZH
Albert Glur
(1841–1923),             1912 in 2. Ehe mit
Unterlehrer, von Wynau
BE und Langenbruck BL     Martha Rouge (1871; gest. im
                          Altersheim Zofingen – Datum n.b.), von
1868 Heirat mit           Lausanne, Prilly VD

 Julie Dettwiler         Albert Friedrich «Fritz» Glur                Ernst Hans Glur
 (1842–1914),            (1872–1940), von 1897 bis 1898 Vikar in      (1904–1976)
 ab Hof «Dürstel»        Gontenschwil AG, von 1898–1912 Pfarrer
                         in Ziefen BL, und von 1912–1926 in Kap-      Hedwig Marianne Glur
                         pel a. A. ZH; sein Amt krankheitshalber      (1906–1996)
                         verlassen.
                                                                      Albert Peter Glur
                         1903 Heirat mit                              (1908–?; später Pfarrer in Hinwil ZH)

                          Maria Frieda Hanhart
                          (1876–1961), von Palghat, Indien

                         Hanna «Hanny» Glur                           ledig, in Langenbruck
                         (1875–1942)

                         Max Albert «Bärty» Glur                      kinderlos
                         (1881–1948), Rektor in der Mädchensekun-
                         darschule Liestal BL, von den Schülerinnen
                         «Emma» genannt (von: «M A»)

                         1909 Heirat mit
                                                                      Hinweis: Heirat am 4. Oktober 1909
                          Martha Forster                              in Ermatingen TG. Eltern von Martha
                                                                      Glur-Forster: wohnhaft in Ermatin-
                          (1889–1982), von Ermatingen TG
                                                                      gen: Jakob u. Maria Forster-
                                                                                          Hanhart

                                                277
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