ABWASSERENERGIE Nutzungsmöglichkeiten einer wenig beachteten Energiequelle - September 2016 // DI Franz Zach - Energie aus Abwasser
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ABWASSERENERGIE Nutzungsmöglichkeiten einer wenig beachteten Energiequelle 15. September 2016 // DI Franz Zach
ABWASSERENERGIE – FORSCHUNGSTÄTIGKEITEN • Forschungstätigkeit des Projektteams seit 2009 • Zwei vom Klima- und Energiefonds geförderte Forschungsprojekte: • Energie aus Abwasser – Abwasserwärme- und Kältenutzung mittels hocheffizienter Großwärmepumpen (9/2009-11/2012) – Schwerpunkt: thermische Nutzung des Kanalabwassers – Partner: Ochsner, AEA, BOKU, Infrawatt, Fernwärme Wien • Abwasserenergie – Die Kläranlage als regionale Energiezelle (4/2013- 9/2016) – Schwerpunkt: Nutzung der Energieressourcen auf der Kläranlage, Anlagenoptimierung – Partner: AEA, BOKU, AIT, TU Graz, Infrawatt, Ochsner 2
ABWASSER ALS ENERGIEQUELLE • Abwasser kann auf viele Arten energetisch genutzt werden: – Abwasser ist eine Wärmequelle für Wärmepumpen wie z.B. Erdreich, Grundwasser, Außenluft – Klärgas ist eine Ressource mit hohem Potenzial, die noch besser genutzt werden kann. – Auf Kläranlagen besteht ein hohes Potenzial für Solar- und Windenergie – Klärschlamm ist eine noch viel zu wenig beachtete Ressource – wird derzeit als Abfall gesehen – Höhenunterschiede, v.a. im Ablauf von Kläranlagen, können zur Gewinnung elektrischer Energie genutzt werden • Einige Prozent des Wärmebedarfs könnten theoretisch aus Abwasser gewonnen werden. • Weiters benötigen Kläranlagen knapp 1% des Strombedarfs. Effizienzsteigerungen sind damit von hoher ökonomischer und ökologischer Bedeutung. 3
ABWASSERENERGIE – ENERGIEANGEBOT • Abwasser ist vielseitig energetisch nutzbar • das größte Potenzial ist die thermische Nutzung von Abwasser mittels Wärmepumpen – Dabei handelt es sich um eine Niedertemperatur-Wärmequelle – Ganzjähriger gleichmäßiger Niedertemperatur-Wärmebedarf sorgt für optimale Effizienz und Wirtschaftlichkeit – Je größer die jährlich bereitgestellte Wärmeenergie, umso größere Entfernungen können mit Wärmenetzen wirtschaftlich überbrückt werden – Zwei Varianten: Kalte oder warme Nahwärme • Klärgas kann sowohl zur Wärme- als auch zur Stromgewinnung genutzt werden (BHKW) 4
ABWASSERENERGIE – ENERGIEVERBRAUCH • Abwasserbeseitigung und -reinigung benötigen viel Energie. • Der Großteil davon wird auf Kläranlagen benötigt. • Fast 1% des österreichischen Strombedarfs werden dafür aufgewendet. • Durch betriebliche Optimierungen sind teilweise hohe Einsparungen erzielbar. • Oft geht es nur um Anpassung von Betriebszeiten – Low-Cost- Maßnahmen sind auch bei knappen Budgets schnell umsetzbar • Auch zur externen Nutzung der Energieressourcen auf einer Kläranlage ist die Energieoptimierung wesentlich, damit die Höhe der Überschüsse optimiert wird. 5
THERMISCHE NUTZUNG DES ABWASSERS IST EINE BEWÄHRTE TECHNOLOGIE • In der Schweiz und zunehmend auch in Deutschland existieren bereits hunderte Anlagen zur Energiegewinnung aus Abwasser, die ältesten aus den 80er-Jahren • In Österreich ist diese Energiequelle jedoch weitgehend unbekannt • Abwasser kann nicht nur zur Wärme- sondern auch zur Kälteerzeugung verwendet werden 6
THERMISCHE NUTZUNG – WIE KOMMT MAN ANS ABWASSER? • Im Abwasserkanal – Wärmetauscher im Kanal: bei kleinen Anlagen oft wirtschaftlicher, keine bewegten Anlagenteile – Externer Wärmetauscher: für große Leistungen, keine Einbauten im Kanal Kanalwärmetauscher, Quelle: Uhrig 7
THERMISCHE NUTZUNG – WIE KOMMT MAN ANS ABWASSER? • Beim Ablauf der Kläranlage – (Freistrom-)Plattenwärmetauscher – Rohrbündelwärmetauscher selbstreinigender Rohrbündel-Wärme- tauscher für den Ablauf der Kläranlage Quelle: Jaske und Wolf • Gebäudeintern (Schwimmbäder, Wäschereien etc.) 9
THERMISCHE ABWASSERNUTZUNG – KANAL, KLÄRANLAGEN UND GEWÄSSER • Einbauten im Kanal (z.B. Wärmetauscher) verringern die Durchflusskapazität des Kanals. • Wärmenutzung vor der Kläranlage reduziert die Temperatur in der Kläranlage • Kältenutzung erhöht die Temperatur der Gewässer • Alle drei Effekte sind in gewissen Grenzen unproblematisch und müssen im Vorfeld ermittelt werden. • Eine wasserrechtliche Bewilligung ist notwendig! 10
BEISPIEL THERMISCHE NUTZUNG: AMSTETTEN • Das Stadtwerkegebäude in Amstetten wird seit Oktober 2012 mit Abwasserenergie geheizt und gekühlt. • Ein 42 m langer Wärmetauscher befindet sich im Kanal. Die Heizleistung beträgt 209 kW, die JAZ 4,5. • Eine Papierfabrik sorgt für warmes Abwasser. • Die Amortisationsdauer beträgt ca. 11 Jahre. • Die Anlage wird im laufenden Projekt gemonitort und optimiert. 11
ABWASSERENERGIEANLAGE IN AMSTETTEN Quelle: Ochsner 12
ABWASSERENERGIEANLAGE IN AMSTETTEN Kanalwärmetauscher Heizzentrale Heizzentrale Quelle: Ochsner Kanalwärmetauscher Quelle: Uhrig 13
ENERGIERAUMPLANUNG • Das höchste Potenzial zur Abwasserenergienutzung liegt bei der Kläranlage. • Kläranlagen liegen oft weitab von Wärmeverbrauchern. • Daher ist die Wärmenutzung oft unwirtschaftlich. • Die Raumplanung war bisher nicht auf die Nutzung von Energieüberschüssen auf der Kläranlage ausgerichtet. • Gebiete mit hoher Wärmedichte werden identifiziert und mögliche Leitungswege aufgezeigt. • Betriebe, möglichst mit ganzjährigem Niedertemperatur- Wärmebedarf (Trocknung, Gewächshaus…), sollten bei Kläranlagen angesiedelt werden. 14
IM PROJEKT (WEITER-)ENTWICKELTE TOOLS • Im Projekt wurden 3 Tools entwickelt, die frei zum Download auf www.abwasserenergie.at verfügbar sein werden. • PNS – Prozess-Netzwerk-Synthese: Berechnet unter gegebenen Randbedingungen die (wirtschaftlich, ökologisch,…) optimale Systemkonfiguration • Energiezonenplanung: Zeigt auf, wo Gebiete mit Potenzial zur Nutzung von Abwasserenergie vorhanden sind • SPI – Sustainable Process Index: Berechnet den ökologischen Fußabdruck von Abwasserenergiesystemen im Vergleich mit anderen Wärmebereitstellungsarten 15
KLÄRSCHLAMMTROCKNUNG UND -VERWERTUNG • Klärschlamm gilt (derzeit) als Abfallprodukt – für die Entsorgung muss gezahlt werden. • Getrockneter Klärschlamm ist jedoch eine Energieressource – bis zu 3 kWh/kg. • Die Trocknung benötigt aber viel Energie. • Nachhaltige Optionen sind solare Trocknung oder Trocknung mittels Abwärme, bzw. Niedertemperaturtrocknung mit Quelle Kläranlagenablauf. • Bei Monoverbrennung könnte in Zukunft die Phosphorrückgewinnung Bedeutung erlangen. 16
FALLBEISPIELE • Ziele: Analyse der – Nutzung der Energieressourcen auf Kläranlagen auf der Kläranlage selbst und in deren Umfeld sowie – Möglichkeiten zur Optimierung der Kläranlagenprozesse – Ökonomische und ökologische Bewertung der untersuchten Optionen • Fallstudien: – Freistadt – Gleisdorf – Hall/Tirol Kläranlage Gleisdorf 17
ANERGIENETZE • Abwasserenergie kann auch mit verschiedensten anderen Energiequellen in einem Niedertemperatur- Nahwärmenetz (Anergienetz) genutzt werden, z.B. Abwärme von Solar-Hybridkollektoren, Bürokühlung, Luftwärmepumpen. • Langzeitspeicher sorgen für Ausgleich zwischen sommerlichem Wärmeüberangebot und winterlichem Wärmeengpass • Forschungsprojekt „urban PV+geotherm“ (auf www.energyagency.at) am Beispiel Nordwestbahnhof in Wien 20. 18
PROJEKTPARTNER
KONTAKT DI Franz ZACH Wissenschaftlicher Mitarbeiter ÖSTERREICHISCHE ENERGIEAGENTUR AUSTRIAN ENERGY AGENCY — Mariahilfer Straße 136 | 1150 Vienna | Austria franz.zach@energyagency.at | www.energyagency.at 20
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