Holz als klimafreundlicher und rohstoffschonender Baustoff - Prof. Dr. Dirk Messner Präsident Umweltbundesamt
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Für Mensch & Umwelt Holz als klimafreundlicher und rohstoffschonender Baustoff Prof. Dr. Dirk Messner Präsident Umweltbundesamt BMU-Konferenz „Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung“ 11. Mai 2021
THG-Emissionen des Bauhauptgewerbes – Perspektivwechsel I • Stagnierende THG-Reduktion im Gebäudebereich • Gebäudesektor verfehlt Klimaschutzziel für 2020 (Ziel: 118 Mio. Tonnen-CO2-Ä.) • Großes Risiko, das Ziel 2030 zu verfehlen (70 Mio. Tonnen-CO2-Ä.) • Hinzu kommt die „graue Energie“ in den Baustoffen/-produkten: Bei einem KfW 55- Haus 50 % des Gesamtenergieverbrauchs und damit der THG-Emissionen • Durch Holzrahmenbau lässt sich die graue Energie um 45 % verringern • 15 % der THG-Emissionen durch Abriss/ Entsorgung … Recycling • Das „Neue europäische Bauhaus“ als Baustein des European Green Deal zielt auf Nachhaltigkeit, Inklusion und Ästhetik • In D: Initiative „Bauhaus der Erde“ 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 2
Holzbau für alle Anwendungen – Perspektivwechsel II Im ökobilanziellen Vergleich schneidet die Holzbauweise hinsichtlich Primärenergiebedarf und Treibhausgaspotential grundsätzlich besser ab als die Massivbauweise Dachaufstockung Gründerzeitbauten (Quelle: Obenauf Wohnturm Wildspitze Hamburg (19 Geschosse, DBU gefördert) (Quelle: Generalunternehmung GmbH) Störmer Murphy and Partners GbR) Bürogebäude UBA Berlin-Marienfelde (Quelle: UBA) Gemeinschaftswohnen Wedding (Quelle: Markus Löffelhardt@schäferwennigerprojekt) 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 3
Woran arbeitet das UBA? – Baustoffe und „graue Energie“ 1. Dekarbonisierung der industriellen Produktion (Zement/ Stahl/ Glas) 2. Recyclingpotentiale von Baustoffen heben helfen 3. Alternative und neue Baustoffe und Bauweisen fördern CO2 CO2 Dekarbonisierung in der Zementindustrie durch: Rohmaterial- Zementklinkerherstellung derzeit ca. 20 Mio. t CO2/a Zementmahlung gewinnung (Mahltrocknung + Brennprozess) → 65 % rohmaterialbedingt • Abfallmitverbrennung erhöhen (begrenzt) → 35 % brennstoffbedingt • Techniken zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien/strombasiert • Nutzung von Abwärme CO2 • Reduktion des Klinkerfaktors • Entwicklung CO2-armer Bindemittel • Rekarbonatisierung • CCU CO2 Quelle: VDZ und eigene Darstellung Abbruch Bau Beton Veränderungen im Bedarf und in der Art des Bauens! Transport (Roh- und Brennstoffe, Produkte, Anlagenteile, Fertigbetonelemente) 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 4
Recyclingpotentiale von Baustoffen – Beispiele Gips und Beton Bedarfe in D: Bedarfe in D: • Gips: 9 Mio. Tonnen/a • Kies: ca. 125 Mio. Tonnen/a • Bedarfsdeckung: 60 Prozent REA-Gips + • Aus Betonbruch aus Bauschutt können bei 40 Prozent Naturgips selektivem Rückbau und anschließender Aufbereitung Gesteinskörnungen gewonnen • Von 9 Mio. Tonnen Gips gehen 3 Mio. werden, die „vom Hochbau in den Tonnen in die Produktion von Hochbau“ im Recyclingbeton Kies Gipskartonplatten, davon 1,9 Mio. Tonnen hochwertig ersetzen kann. in Deutschland (2030: 2,3 Mio. Tonnen) • Abfallanfall 2018: 59,8 Mio. Tonnen • Abfallanfall 2015: 280.000 Tonnen Bauschutt (Prognose 2030: 670.000 Tonnen) Recyclingpotential: Recyclingpotential: • 2015: 210.000 Tonnen/a (11 % des Bedarfs an Gipskartonplatten) • 2020: 7,8 Mio. Tonnen (realisierbares Potential 12,5 % des Kiesbedarfs für den • 2030: 550.000 Tonnen/a (Prognose: 24 % Hochbau - unter Abgleich regionaler des Bedarfs für Gipskartonplatten) Angebote und Bedarfe aller Landkreise … de facto 2% erreicht) • Alternative zur Erweiterung des Naturgipsabbaus, wenn REA-Gips durch den • 2050: 18,1 Mio. Tonnen (Prognose, 25 % Kohleausstieg zurückgeht des Kiesbedarfs für Hochbau bei stagnierendem Bedarf durch Bevölkerungsentwicklung Destatis) 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 5
Beispiele für alternative und neue Baustoffe und Bauweisen Baustoffe • Anwendung nachwachsender, regional verfügbarer Baustoffe (z.B. Holz, Schafwolle, Flachs, Hanf, Schilf, Stroh) • Anwendung wiederverwendbarer Baustoffe (z.B. Lehm, Natursteine) • Verstärkte Wiederverwendung von Bauteilen • Anwendung von Recyclingbaustoffen (Gesteinskörnungen aus Beton- und Ziegelbruch) • Innenraumlufthygiene beachten: Hocheffiziente Lüftungstechnik für unvermeidliche Emissionen aus Holz und zur Vermeidung von Lüftungswärmeverlusten Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit (Quelle: epr/BKM Mannesmann) • Verwendung von Bauprodukten mit dem „Blauen Engel“ Bauweisen • Sanierung und Bauen im Bestand (z.B. Dachaufstockung) vor Neubau • Flexible Modulbauweise für veränderte Bedarfe (Trend zu Singlehaushalten, Alterung der Bevölkerung) statt starre Raumplanung • Leichtbauweisen z.B. durch textilbewerte Betone statt Stahlbeton. Carbonbeton wird derzeit wegen mangelnder Recyclingpraxis kritisch bewertet Wiederverwendung von Plattenbauteilen (Quelle: DBU/BTU Cottbus) • Nachhaltige Quartiersplanung statt Einzelplanung 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 6
Hemmnisse - Herausforderungen - Forschungsbedarfs • 2017 prozentualer Anteil der Gebäude in überwiegender Holzbauweise bei 18,8 % (Ein- und Zweifamilienhaus), 2,7 % (Mehrfamilienhaus) und 17,3 % (Nichtwohngebäude wie z.B. viele Discountergebäude). 66 % des Bauholzes geht jedoch in die Modernisierung/Sanierung und nicht in den Neubau. Anteile signifikant erhöhen. • Seriöse Ermittlung des Holzpotentials aus nachhaltiger Produktion (Biodiversität, Grundwasserbildung, Anpassung an Erwärmung) . • Derzeitige Abschätzung: Waldbestände und Waldumbau lassen maximale Steigerungsrate des zum Massivbau relativ geringen Anteils von Holzbauten von ca. 41 % bis 2030 erwarten. • Nutzungskonkurrenzen für Papier, Verpackungen, Möbelbau und energetische Nutzung betrachten. • Bauholzmenge in D steigt: 2012 wurden dafür 13,4 Mio. m³ eingesetzt, 2015 (Quelle: Michael Neuhauß/Fotolia.com) bereits 16,4 Mio. m³, davon 15,3 Mio. m³ Waldholz. Die Gesamtholzernte betrug in dem Jahr ca. 131 Mio. m³, davon 60 % als Stammholz. • Derzeit extreme Holzknappheit: 2020 haben Sägereien 25,2 Mio. Tonnen Nadelschnittholz ausgeliefert: Inländischer Bedarf: 21 Mio. Tonnen, aber Export: 9 Mio. Tonnen (v.a. USA/VR China) GAP: 4,8 Mio. Tonnen zu wenig! 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 7
Hemmnisse – „problems to solve“ Welche Hemmnisse stehen dem Einsatz von Holz entgegen? Überprüfen: • Baurecht? • Normung? • Bauaufsichtliche Zulassung v.a. für Bauprodukte aus Laubholz? • Neue Verarbeitungstechniken (v.a. für Laubholz?) • Welche Rolle spielt die öffentliche Beschaffung? • Wie ist die Praxis in anderen EU-Staaten? 11.05.2021 BMU-Konferenz "Holzbau als Chance für Klimaschutz und Ressourcenschonung" 8
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