Adrian Sauer Identitäten und Ideologien - Kunststiftung DZ ...
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Reihe Kunststiftung DZ BANK Band 1 »Als ich [Vilém] Flusser zum ersten Mal las, war ich schockiert! Adrian Sauer Die Kamera folgt einem Programm, das alle vorstellbaren Bilder bereits enthält? Folgt der Fotografierende wie ein Schauspieler Identitäten und Ideologien nur den vorgegebenen Optionen? Das wäre unglaublich für einen jungen Künstler, der seine eigene Geschichte erzählen will. Dieser Gedanke hat mich nicht verlassen. Er war eine gute Lektion für mich, um mein Medium von da an skeptischer zu betrachten. 27. 05.2021 – 11.09.2021 […] Mir geht es vielmehr darum, das Programm zu zeigen, zu zeigen, dass Bilder das Ergebnis mathematischer und wissenschaftlicher Prinzipien sind.« Adrian Sauer »Unboxing Photography. Adrian Sauer im Gespräch mit Katarina Sluis«. Titelbild: In: Adrian Sauer. Foto Arbeiten, hg. von Galerie Klemm’s, Berlin Adrian Sauer, Block, 2008 (Detail) und Galería Helga de Alvear, Madrid, Bielefeld, Berlin 2020, S. 201.
Abb.1: Adrian Sauer, Die Platonischen Körper, 2019 Installationsansicht: Altana Galerie der Kustodie der TU Dresden im Görges-Bau, Dresden 2019, Foto: Karen Weinert; rechts im Bild: Bettina Allamoda, Untitled (Chandelier), 2019, Detailansicht 4 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 5
Identitäten und Ideologien Adrian Sauer (* 1976, Berlin, DDR) gibt unserem Selbst mit seinen Ich-Identität auszubilden. Joachim Bauer 1 Geburt noch nicht entwickelt ist.3 Erst in fotografischen Kunstwerken körperliche, seelische und geistige Impulse. zieht zur Verdeutlichung der sich bedingen- den ersten 12 bis 24 Monaten bildet sich den Reaktionen zwischen Erziehenden das Bewusstsein des Kindes heraus, ein Er stellt Fragen, ohne Antworten zu erwarten. Mit seinen Methoden und Kindern immer wieder zwei Gitarren eigenständiges Ich zu sein. Es stellt fest, öffnet er die gedanklichen Strukturen derer, die sich auf seine Arbeiten heran, die genau gleich gestimmt einander dass es nicht in einer Personalunion mit einlassen. Letztlich handelt es sich dabei um ein Vorgehen, das ideolo- gegenüberstehen. Schlägt man die tiefste seinem Gegenüber existiert. Dennoch gisches Denken und Handeln entlarvt. Saite an, so beginnt auch die E-Saite der ist jeder Mensch auf positive Resonanz Partnergitarre zu vibrieren. Der Ton der angewiesen. Daher registriert das Kind Personen, die sich (hauptsächlich) um ein sehr genau, unter welchen Umständen Kind kümmern, überträgt deren Vorstellun- es wohlwollende Rückmeldungen erfährt Mit »Ideologien« ist die vierte Ausgabe die Ausstellung im Rahmen von RAY in der gen also unmittelbar auf den Jungen oder und unter welchen abweisende. Auf diese der RAY Fotografieprojekte Frankfurt/ Kunststiftung DZ BANK um den wichtigen das Mädchen. »Was der Säugling in den Weise lernen Kinder, was erwünscht ist RheinMain überschrieben. Die DZ BANK Aspekt »Identitäten« zu ergänzen. ersten Lebensmonaten von einem Du, also und was nicht. So bildet jeder Mensch ein Kunstsammlung war von Beginn an einem Gegenüber gespiegelt bekommt, Selbst, eine Ich-Identität aus, die sich an mit dabei und hatte sich bei den ersten wird seine eigene Identität prägen. […] der Umwelt orientiert. Identität Ausgaben als sogenanntes Partnerprojekt Was signifikante Bezugspersonen tun, Diese frühkindlichen Erfahrungen an dem Festival beteiligt. In diesem Jahr Um exkludierende Standpunkte – und denken und beabsichtigen, kann zu einem lassen sich im Laufe eines Lebens zwar gehören wir als Kunststiftung DZ BANK damit ideologische Denkmuster – aus- förderlichen oder fatalen Teil der kindlichen anpassen und modifizieren – dies ist zum ersten Mal zu den Kuratorinnen und zubilden, spielt die Entwicklung unseres Person werden, ein als Introjektion be- jedoch mit einem erheblichen inneren Kuratoren der Triennale. inneren Selbst eine entscheidende Rolle. zeichneter Vorgang. […] Der Mensch ist Bewusstsein und Aufwand verbunden. Schon sehr früh haben wir mit Adrian Identität und Ideologie sind eng miteinan- aus neurowissenschaftlicher Sicht dafür Wenn sich beispielsweise die politische Sauer gesprochen und ihn gefragt, ob der verwoben. Identität entsteht in jedem gemacht, am Du zum Ich zu werden.« 2 Lage verändert, können plötzlich Dinge er bereit wäre, mit uns eine Ausstellung Einzelnen von uns erst nach und nach. Zum Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler verboten werden, die früher erlaubt unter dieser Überschrift zu konzipieren. Zeitpunkt unserer Geburt sind wir nicht und hat über viele Jahre das Gehirn und waren, oder umgekehrt. Es liegt nicht Dabei war uns klar, dass er sich nicht nur nur frei von Ideologien – unsere Identität, seine Funktionsweisen untersucht. Immer zuletzt in der frühen Prägung begründet, inhaltlich, sondern gerade auch mit den unser Selbst hat sich noch nicht entwickelt. wieder macht er darauf aufmerksam, dass wie ein Mensch sich seiner Umgebung Grenzen des Materials auseinandersetzen Vielmehr lernen wir erst durch fortgesetzte das Stirnhirn, der präfrontale Cortex, in anpasst, ob er sich beugt oder ob er seine würde. Er war sofort bereit und bat uns, Resonanz unserer Bezugspersonen, eine dem das Selbst beheimatet ist, bei der Überzeugungen vertritt. 6 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 7
Adrian Sauer hat im Laufe seines Lebens Zivilbevölkerung Vietnams verbildlichte, Mit den Eingriffs- und Zugriffsmöglich- da es kein Bild gibt, auf das wir uns in zwei sehr unterschiedlich geprägten hat entscheidend zum Ende des Krieges keiten der digitalen Revolution einher beziehen könnten. Auf diese Weise löst Systemen gelebt. Vielleicht hat ihn das beigetragen. geht eine Erweiterung des fotografischen er das Abbild von seiner Materialität und besonders hellhörig werden lassen, als Eigentlich war dieses einprägsame Materials. macht erlebbar, dass Fotografie immer er anfing, Fotografie an der Hochschule Bild, das um die Welt gegangen ist, ein nur eine Abstraktion der Umwelt ist. für Grafik und Buchkunst in Leipzig zu Ausschnitt aus einer Szene, die sehr viel Gleichzeitig führt er uns vor Augen, Die Ideologie der Fotografie studieren. Auch wenn er bei einem Lehrer mehr Rückschlüsse auf das Umfeld zuließ, welche Erwartungen wir mit Fotografie ausgebildet wurde, der aus dem Westen in dem das Ereignis stattfand. So waren »Als ich [Vilém] Flusser zum ersten Mal verbinden und welche Vorstellung wir stammt, war es ihm doch ein Anliegen, ursprünglich mehrere Personen zu sehen. las, war ich schockiert! Die Kamera folgt davon haben, was Fotografie sein kann im Osten Deutschlands zu bleiben und Der gewählte Ausschnitt hat jedoch das einem Programm, das alle vorstellbaren und darf. somit in einem Umfeld, das ihm vertrauter Mädchen fokussiert und somit den Inhalt Bilder bereits enthält? Folgt der Foto- Der Künstler interessiert sich neben erschien. derart intensiviert, dass der Bildteil die grafierende wie ein Schauspieler nur all diesen Aspekten des Fotografischen Wir waren mit dem Künstler einig, Kraft besaß, Menschen zum Umdenken den vorgegebenen Optionen? Das wäre auch für die kognitiven Leistungen und dass Ideologie nicht ohne Identität ent- zu bewegen. unglaublich für einen jungen Künstler, Fähigkeiten des Wahrnehmungsapparats. steht. Möchte man Ideologien verstehen, Was daran deutlich wird, ist, dass der seine eigene Geschichte erzählen will. Seine dreidimensionalen »Platonischen ist es daher unerlässlich, sich mit den Fotografien Aussagen haben können, Dieser Gedanke hat mich nicht verlassen. Körper«, 2019 (Abb. 1–3), die ihre Form Prägungen zu beschäftigen, die Personen die auf unterschiedliche Weise in Szene Er war eine gute Lektion für mich, um durch feine Kohlefaserstäbe erhalten, und Nationen durchlaufen haben. Nur gesetzt, also manipuliert werden, und das, mein Medium von da an skeptischer zu führen dies vor Augen. An der Wand, auf so können wir mit Empathie gewordene seitdem es fotografische Techniken gibt. betrachten.« So berichtet Adrian Sauer im dem Boden oder an der Decke installiert Identität nachvollziehen und Möglich- Solcherart szenische Abbilder gibt Gespräch mit Katarina Sluis und ergänzt: verändert sich, je nach der Position des keiten für Veränderungen aufzeigen. es unendlich viele in der Geschichte der »Mir geht es vielmehr darum, das Pro- Betrachtenden im Raum, das Objekt. Es (journalistischen) Fotografie. gramm zu zeigen, zu zeigen, dass Bilder erscheint bisweilen zweidimensional wie Seitdem die Digitalität Einzug in das Ergebnis mathematischer und wissen- eine Zeichnung auf einem Untergrund und Ideologie unser Leben gehalten hat, stellen gerade schaftlicher Prinzipien sind.« 6 kann schon beim nächsten Schritt seine Der Medienphilosoph und Kommunikati- Künstlerinnen und Künstler nicht nur die Adrian Sauer ist ein Meister in der viel- Dreidimensionalität preisgeben. Letztlich onswissenschaftler Vilém Flusser definiert vermeintliche Wirklichkeit von Motiven fältigen Verarbeitung von (Bild-)Material. lässt sich hier eine Idee erkennen, die Ideologie als »das Bestehen auf einen mehr und mehr infrage – sie verändern Er geht sogar so weit, dass er sich ganz nicht nur menschliche Wahrnehmungs- einzigen, für vorzüglich gehaltenen Stand- die Bilder auch derart, dass die Manipula- vom Abzug befreit und beispielsweise fähigkeiten vorführt, sondern um ein punkt« 4. tionen deutlich zutage treten. Dabei geht in Soundinstallationen Motive wachruft, weiteres Mal darauf verweist, dass das Fotografinnen und Fotografen haben ihre Aufmerksamkeit in zwei Richtungen: die wir alle im Kopf gespeichert haben. Betrachtete immer auch mit der Perspek- gerade auch im Journalismus immer Einerseits machen sie die Manipulation Damit wird auch deutlich, dass jeder und tive, mit der Haltung dessen einhergeht, wieder versucht, bestimmte Perspektiven von Motiven zum Beispiel durch Bildbe- jede von uns anderen Assoziationen folgt. der es in Augenschein nimmt. einzufangen, um damit (politische) Stand- arbeitungssysteme sichtbar, andererseits Ebenso thematisiert er darin die Ränder Adrian Sauer gehört einer Generation punkte deutlich zu machen. Erinnern wir versuchen sie deutlich zu machen, wie der Bilder, die wir bei Motiven immer an, die zunächst noch ohne digitale uns beispielsweise an das Mädchen 1972 der Mensch von Bildern beeinflusst wird. mitdenken, die wir uns jedoch nur selten Artefakte aufgewachsen ist und bereits in Vietnam, das nackt und mit Napalm- »What You See Is [not] What You Get.« 5 bewusst machen. Denn das Betrachten erwachsen war, als das Smartphone Verbrennungen am ganzen Körper mit Die Algorithmen von Google, Facebook, von Abbildungen ruft in jedem Menschen zum Alltagsgegenstand wurde. In seiner erhobenen Händen und schmerzverzerr- Instagram etc. verarbeiten die Fotografien andere Erinnerungen und Empfindungen Kindheit und Jugend gab es also noch den tem Gesicht dem Fotografen entgegen- auf unseren Smartphones und ziehen wach. Durch die Soundinstallation ver- fotografischen Abzug, der in ein Album rennt. Diese Aufnahme, die die Lage der Rückschlüsse auf unsere Vorlieben. stärkt Adrian Sauer diese Tatsache noch, eingeklebt wurde. 8 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 9
Abb.2–3: Die Platonischen Körper, 2019 Installationsansicht: Folkwang Universität der Künste, Essen 2019, Foto: Adrian Sauer 10 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 11
In der Serie »Ziegel«, 2021 (Abb. 4–6) geschenkt hätten, zu einem Platzhalter für verarbeitet der Künstler einen alltäglichen zentrale Ereignisse unseres Lebens. Gegenstand, den man als banal bezeich- Aus unserer Sicht hat die Fotografie, nen könnte. Die Aufnahmen hat er selbst seitdem sie auf einen Bildträger gebannt hergestellt. Im Verlauf der Aneignung wird, entscheidend dazu beigetragen, übermalt er seine Motive am Computer. Identitäten und somit auch Ideologien zu Er überarbeitet sie. Er schreibt seine bilden. Sie wurde und wird im Privaten Sichtweisen in sie ein und erzeugt damit wie von öffentlichen Stellen dazu genutzt, andere, neue Abbilder, die man als digitale Vorstellungen zu manifestieren. Ihre Malerei bezeichnen könnte. digitale Variante kommt in den Sozialen Abb. 4–6: Im Rahmen der Ausstellung »Identitä- Medien zum Einsatz. Hier werden Bilder Strangpressziegel, ten und Ideologien« kann der Ziegelstein zur Kommunikation verwendet, die von Dünnformat, als Platzhalter für vieles stehen. Zum Algorithmen gelesen und in der Werbung Innenraum Beispiel für das Haus, das wir bauen; der verwertet werden. Der Einfluss von Bildern Slogan von Schwäbisch Hall – einem Un- hat sich auf diese Weise potenziert. ternehmen der DZ BANK Gruppe – lautet: Immer wieder macht der Künstler »Auf diese Steine können Sie bauen«. deutlich, dass das Wahrnehmen von Wir legen einen Grundstein, der gleicher- Kunstwerken Denken ist. Er führt uns vor maßen ideeller Natur sein kann. Die Steine Augen, dass die individuelle Wahrneh- können auch für Mauern stehen, die aus mung mehr ist als ein Motiv, das sich auf ihnen gebaut sind, für Mauern, die ein unserer Netzhaut abbildet. Es ist Inhalt, Innen vom Außen abgrenzen oder zwei Kommunikation, Impuls, Bewusstsein, Länder voneinander trennen. Sie rufen Hinterfragung, Erkenntnis und vieles mehr. ebenso eine Assoziation der Mauern in Mit seinen Herangehensweisen befragt unseren Köpfen hervor. Gleichzeitig wer- Adrian Sauer unsere Ideologien und den sie im Widerstand eingesetzt, um versetzt uns in die Lage, unsere Identität Wände einzureißen. Es sind sicher noch immer wieder neu zu definieren. Wasserstrichziegel, weitere Denkanstöße darin verborgen. So Dünnformat, wird ein Gegenstand, dem wir unsere Auf- Dr. Christina Leber gruppiert, Hof merksamkeit wahrscheinlich nicht eigens Geschäftsführerin Kunststiftung DZ BANK 1 Joachim Bauer (* 21. Oktober 1951 in Tübingen) ist ein 4 Vilém Flusser: »Für eine Philosophie der Fotografi e« (1983). deutscher Internist, Psychiater und Facharzt für Psychosoma- In: Hubertus von Amelunxen (Hg.), Theorie der Fotografi e, tische Medizin. Er ist Universitätsprofessor an der Universität Band IV, München 2000, S. 52. Freiburg und als solcher im Bereich Psychoneuroimmunologie 5 Das Akronym WYSIWYG wurde verwendet, um ein Dokument tätig. Bauer ist zweifach habilitiert und Autor zahlreicher Wasserstrichziegel, während der Bearbeitung am Bildschirm genau so anzuzeigen, Sachbücher. Dünnformat, wie es bei der Ausgabe über ein anderes Gerät, z. B. einen Innenraum 2 Joachim Bauer: Wie wir werden, wer wir sind. Die Entste- Drucker, aussieht (auch als Echtzeit- oder Echtbilddarstellung hung des menschlichen Selbst durch Resonanz, München 2019, bekannt). Der Begriff wurde zuerst Anfang der 1980er Jahre im S. 39. Zusammenhang mit Computer-Drucksatz-Systemen (Desktop- Aus der Serie: publishing) und Textverarbeitungsprogrammen verwendet. 3 Es ist eben die Stelle, an der sich oft bei indischen Frauen Ziegel, 2021 der »Bini« genannte rote Punkt (Tropfen) befi ndet, der auch 6 »Unboxing Photography. Adrian Sauer im Gespräch mit Digitaler chromogener als das energetische dritte Auge bezeichnet wird. Es gilt im Katarina Sluis«. In: Adrian Sauer. Foto Arbeiten, hg. von Abzug auf PE-Papier, hinduistischen Glauben als religiöses Mal und markiert den Sitz Gertrude Wagenfeld-Pleister, Oldenburger Kunstverein und Blatt: 50 x 75 cm des sechsten Chakra oder des geheimen Wissens. Galerie Klemm’s Berlin, Bielefeld, Berlin 2020, S. 201.
Adrian Sauer: Fotografie ist ja ein Medi- inhaltlich etwas mit der Fotografie zu Drei Fragen an um der Reflexion. Im direkten Sinne: Das von verschiedenen Objekten reflektierte tun. Darin werden in drei Teilen auf ganz unterschiedliche Weise Texte zur Adrian Sauer Licht bewirkt eine bildliche Darstellung auf dem Material. Andererseits ist Foto- Fotografie überprüft, indem ich Fund- stücke aus dem Internet variiere, einen grafie damit gleichsam transparent und Text von László Moholy-Nagy aus heuti- gewissermaßen unsichtbar. Man meint, ger und meiner Perspektive neu schreibe das Motiv, das Objekt zu sehen und oder Gedanken von Lucia Moholy nicht das Foto. Dennoch unterscheiden weiterführe. Eine weitere Arbeit – »Die wir selbstverständlich zwischen ver- platonischen Körper«, 2019 – befragt Janina Vitale: Sie wurden im Rahmen Glaubenskonstruktion stärker als die schiedenen Fototechniken. In vielen Ar- eher übliche Sehgewohnheiten. Körper, der Triennale RAY Fotografieprojekte abstrakte Idee des Ganzen. So kam es beiten versuche ich, dieses Verhältnis zu deren Kanten aus dünnen Kohlefaser- Frankfurt/RheinMain, die sich 2021 dem zu der Ergänzung des Titels mit »Identi- verschieben. Ich lasse das Material und stäben gebildet werden, sind im Raum Thema »IDEOLOGIEN« widmet, zu einer täten«. Und die habe ich aus demselben den Prozess des Fotografischen sichtbar verteilt und teilweise an den Wänden Einzelausstellung in die Kunststiftung Grund in den Plural gesetzt. Denn hier werden. Das führte mich schließlich so angebracht. Unsere Wahrnehmung, die DZ BANK eingeladen. geht es ja um das Selbstbild. Um die weit, dass ich bestimmte Eigenschaften, durch Fotografie gewöhnlich eine selbst- Für den Titel Ihrer Ausstellung haben Abgrenzung vom Großen und Ganzen. die mir an der Fotografie wichtig sind, verständliche Bestätigung erfährt, wird Sie dem Begriff Ideologien das Wort Ich möchte hier jetzt nicht ins Detail auch in Objekten und Texten verarbeite- hier irritiert. Einerseits wirken die Körper Identitäten vorangestellt. Was verbinden gehen. Für meine künstlerische Arbeit te, die erst mal nicht direkt etwas mit wie Zeichnungen, also flach, aber wenn Sie mit dem Begriff der Ideologien? spielen konkrete politische Aussagen fotografischem Material zu tun haben. man sich durch den Raum bewegt, Inwiefern bedingen sich in Ihren Augen keine Rolle. In der Tradition der Foto- wird dieser Eindruck schnell gestört. Identität und Ideologie? Welche Gedanken grafie sehe ich mich hier als Beobachter. Janina Vitale: Was hat Sie dazu bewogen, und Ideen entwickeln sich für Sie durch In einer anderen Tradition der Fotografie das Sichtbare (Motiv) durch Soundinstalla- diese Paarung? begreife ich mich aber auch als Manipu- tionen um weitere Sinneswahrnehmungen lator. Das Besondere an diesem Medium wie das Hören zu erweitern? Und welche Adrian Sauer: Die Entstehung meiner ist ja, dass es offenbar keiner eindeu- fotografische Idee verbinden Sie damit? Kunstwerke beginnt oft mit sehr direk- tigen Ideologie zuzuordnen ist. Der ten, sehr persönlichen Erfahrungen. Aufklärer nutzt die Fotografie genauso Adrian Sauer: Für mich ist die Fotografie Meine eigene Wahrnehmung und meine wie der Demagoge. nicht allein ein Mittel zum Zweck. Meine eigene Fähigkeit zu handeln spielen Auseinandersetzung befragt immer auch dabei eine wichtige Rolle. Und so ver- Janina Vitale: Sie bedienen sich innerhalb ihre Eigenschaften und Fähigkeiten. suche ich auch, die Auseinandersetzung Ihres Schaffens eines sehr breiten Spekt- In Arbeiten wie »256 Graustufen«, 2020 mit dem Thema Ideologien nicht zu rums an fotografischen Ausdrucksformen. mache ich das mit den fotografischen groß werden zu lassen. Obwohl ich für Darunter sind zum Beispiel digitale C-Prints Mitteln selbst. Der Raum, den ich dafür meinen Titel da ja auch gleich den Plural (chromogene Abzüge auf PE-Papier), nutze – der Ausstellungsraum –, bietet ins Spiel gebracht habe. Was ist eine Video-Animationen, digital gezeichnete natürlich noch viele andere Möglich- Ideologie schon wert, wenn sie keinen Bilder, Soundinstallationen und z. B. auch keiten der Artikulation, die ich dankbar Gegenpart im persönlichen Handeln hat? lichtreflektierende Objekte aus Kupfer. annehme und so meine Ausdrucks- Auf jeden Fall interessiert mich die Wie beeinflusst die Materialität den formen erweitere. Die angesprochene Rolle jedes Einzelnen innerhalb einer Inhalt Ihrer Werke und umgekehrt? Soundinstallation hat in erster Linie Porträt Adrian Sauer, 1993, Foto: Mike Minehan 14 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 15
Abb. 7–9: Palast der Republik, 1993/2021 Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, Blatt: je 24 x 17,8 cm Abb. 10: Detailaufnahme aus dem Atelier Adrian Sauer, 2021 16 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien
»Die Fotografie war mit der Demokratie groß geworden. Oder umgekehrt.«* Adrian Sauers Arbeiten als Metaphern des innerdeutschen und (post-)fotografischen Wandels Abb. 11: Urheber unbekannt, El Lissitzky: Pavillon der UdSSR auf der Pressa, Köln, 1927–1928 Mitte der 1980er Jahre avancierte das Sauer 13 Jahre alt; als er seinen ersten – Gründungsmitgliedern der Fotoagentur Aufnahmen zweierlei: ein Stück deut- Skateboarding in der BRD zur Massen- Film schoss 16 (Abb. 7–10). Die schmissi- OSTKREUZ – bezeugen. Vergleicht man scher Wiedervereinigungsgeschichte sportart. Claus Grabke war damals der gen analogen Schwarz-Weiß-Aufnahmen ihre Ansichten von Besichtigungen, Ver- und ein Stück Fotogeschichte – die Star der westdeutschen Skateboard-Szene; von Skateboardern (1993) fangen nicht sammlungen und Protesten mit Adrian Geschichte eines endlich von staatlicher die Stadt Münster wurde zur Hochburg. 1 nur den Freiheitsdrang der Jugend und Sauers Skateboarding-Aufnahmen, so ist Kontrolle und Zensur losgelösten Alltags- In Ostdeutschland konnte man ähnliches die damit verbundene Einnahme des in diesen nur noch wenig von der ehe- und Kunstlebens, aber auch die einer beobachten: Auf der Betonwüste des (Stadt-)Raums ein, sondern auch die mals andächtigen Atmosphäre und dem Zeit vor dem Smartphone und vor dem Berliner Alexanderplatzes tummelte sich Faszination eines gleichaltrigen Beobach- angespannten politischen Klima kurz vor Web 2.0. die Jugend und rieb sich an der alles ters dieser Umbruchszeit. Das Skateboard der Wende spürbar. Zweckentfremdend Die Faszination an historischen, tech- durchdringenden Kontrolle der SED.2 war nun nicht mehr nur Ausdruck des und von alten Machtsymboliken befreit, nologischen und ideologischen Zwischen- Die »Rollbrettfahrer«, wie sie nach der Protests, sondern wurde zum Erkun- schreit in dem Bild, das der jugendliche Zeiten zieht sich wie ein roter Faden durch DDR-Sprachregelung bezeichnet wurden, dungsmittel unbekannter Stadtteile und Künstler einfängt, alles nach Aufbruch. das fotografische Werk Adrian Sauers. erlangten über die Landesgrenzen hinaus die gemeinsame Hauptstadt Berlin zum Aber auch der Staatsgewalt im wieder- Die damit verbundene Ambivalenz fängt Bekanntschaft. Freiheit, Spaß und An- Spielplatz. Einer der Hotspots war der vereinigten Deutschland blieb die Ska- er mittlerweile durch eine sehr viel subtiler derssein – das vereinte die west- und ost- nun leerstehende Ostberliner Palast der ting-Kultur ein Dorn im Auge: So kommt vorgehende Bildsprache und mehrdeutig deutsche Skating-Kultur. Und so scheint Republik, der den Schauplatz und den es Mitte der 1990er Jahre zu Polizei- lesbare Referenzen ein. Die Fotoserie es wenig überraschend, dass die Szenen Titel der Fotoserie Adrian Sauers bildet. Razzien, um den überdachten Vorplatz zu »Light and Dark Stars«, 2017 (Abb. 12) mit dem Befreiungsschlag des Mauerfalls Bereits zu DDR-Zeiten war der ehemalige räumen, der von Skaterinnen und Skatern fand ihre Inspiration im UdSSR-Pavillon 1989 zusammenwuchsen. Sitz der Volkskammer ein beliebtes künst- als Winter-Domizil in Beschlag genom- der Pressa 1928 in Köln,4 in dem ein rot Zum Zeitpunkt der Wende war der in lerisches Motiv, wie Aufnahmen von men wurde. 3 Aus heutiger Sicht doku- leuchtender, dreidimensionaler Stern zu der DDR aufgewachsene Künstler Adrian Sibylle Bergemann und Harald Hauswald mentieren Adrian Sauers Skateboarding- sehen war (Abb. 11) 5. 18 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 19
Davon abgeleitet konstruierte Adrian Sauer einen sogenannten Dodekaeder-Stern. Die geometrische Figur besitzt zwölf Spitzen und kann aus verschiedenen Richtungen gelesen werden, was der Künstler in neun zweidimensionalen Fotoaufnahmen durch- dekliniert. Wer sie betrachtet, kann dabei leicht einem optischen Trick zum Opfer fallen, da die Ausleuchtung den Anschein erweckt, als handle es sich um drei ver- schiedene geometrische Körper. Auch ist schwer erkennbar, ob das zu sehende Objekt physischer Natur ist oder mithilfe eines Computers generiert wurde. Gleich- zeitig ist die Serie auch aus fotohistorischer Perspektive spannend. Der sowjetische Pressa-Pavillon, eingerichtet von einem Kollektiv von Künstlerinnen und Künstlern unter Leitung El Lissitzkys, war eine Parade- schau des sozialistischen Staats und seine Ausstellungsarchitektur wurde später vom NS-Regime als Vorlage der propagandisti- schen Fotoschau »Kamera. Ausstellung für Fotografie, Druck und Reproduktion« (1933) adaptiert. 6 Die Verstrickung von Ideologie und Fotografie, die sich in Adrian Sauers Appropriation des Pressa-Sterns andeutet, potenziert sich noch, wenn man bedenkt, dass die »Kamera«-Ausstellung zum Vorläuferformat der populären Kölner Fotoindustriemesse »photokina« (1950– 2020) avancierte. 7 »Light and Dark Stars« bildet damit nicht nur eine ausgeklügelte Metapher für das politisch und religiös aufgeladene Symbol des Sterns, sondern entlarvt auch die einfache Manipulation des Publikums durch die Fotografie, seine Abb. 12: von Bildern abgeleiteten, aber auch in sie Light and Dark Stars, 2017, Chromogener Abzug auf PE-Papier, hineinprojizierten Vorstellungen. Kurz Blatt: je 48,3 x 60,5 cm, Installationsansicht gesagt: Fotografie ist Ansichtssache. 20 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 21
Eine Werkreihe, die die Betrachtenden Diesen Gedanken reflektiert Adrian ebenfalls zum genauen Hinsehen auffor- Sauer erneut in drei Hörstücken – dert, sind die romantisch anmutenden 1. »Fotografieren ist«, 2. »Ist die Fotografie Himmelsaufnahmen »Form und Farbe« noch beispiellos«, 3. »Demokratie und (seit 2013) (Abb. 13–16). Auf den ersten Fotografie« (alle 2019) –, die sich aus dem Blick sind diese Wolkenbilder ein gewohn- Off an die Zuhörerinnen und Zuhörer tes, ja fast schon zu oft gesehenes Motiv wenden. »Fotografie ist allgegenwärtig«, aus dem kunst- und fotohistorischen hört man da, und ihre Interpretation als: Kanon, wie ihn Saskia Dams nachge- »Kunst«, »Dokumentation«, »Wissen- zeichnet hat.8 Nach längerer Betrachtung schaft«, »Reklame«, »Mittel der Kommu- fällt jedoch auf, dass es sich um vier Auf- nikation«, »Nachrichtenmedium«, »Fake nahmen derselben zwei Motive handelt. News«, »Image«. Die Dauerbeschallung Ein Teil der Paare wurde invertiert, das gleicht dem endlosen Strom fotografischer heißt, die Farbwerte wurden mithilfe von Bilder, die uns im Alltag begegnen, ihn Bildbearbeitungssoftware umgekehrt. maßgeblich strukturieren oder als Hinter- Wie weit solche Eingriffe ins Bild historisch grundrauschen begleiten, ohne dass wir zurückreichen, ist einem Publikum, das diese Prozesse wirklich bewusst wahr- mit Photoshop aufgewachsen ist, oft gar nehmen. Auch die mannigfaltigen zeit- nicht so bewusst: Bereits der französische genössischen Erscheinungsformen des Fotopionier Gustave Le Gray nutzte im Fotografischen benennt der Künstler: 19. Jahrhundert Wolkenbilder, um seine »Filter«, »Algorithmus«, »clouds«, »3D- Landschaftsansichten zu inszenieren. Viele und Computeranimation«, »Live Photos«. seiner Aufnahmen sind sogenannte Kom- Dass die von Adrian Sauer verfassten positbilder aus zwei oder mehr Negativen. Hörstücke an Kunstmanifeste oder sogar Adrian Sauers »Form und Farbe« führt uns politische Propagandaformeln erinnern, damit eine grundlegende Eigenschaft ist dabei kein Zufall. Als Quellen dienten des Mediums vor Augen: Fotografische László Moholy-Nagys Fotomanifest »Die Bilder waren nie frei von Manipulationen, beispiellose Fotografie« von 1927 und Abb. 13–14: 01.05.2014 (a); (b), 2014 und durch die zunehmenden Möglich- Lucia Moholys Fotohistoriografie »One Chromogener Abzug auf PE-Papier, keiten der digitalen Bildbearbeitung wird Hundred Years of Photography. 1839– Blatt: je 119 x 159 cm dieser Aspekt nur noch verschärft – nicht 1939« von 1939,10 die Adrian Sauer aktua- umsonst ist immer wieder die Rede von lisiert und damit letztlich die fotohistori- einem post-faktischen Zeitalter. 9 Es wird sche und -theoretische Disziplin zu Selbi- auch deutlich, dass das historische Nar- gem auffordert. Verstärkt wird dies zudem rativ, unter dem die Fotografie oftmals dadurch, dass der Künstler eine Online- schablonenhaft verhandelt wird – ihr Suchmaschinen-Eingabe mit den Worten scheinbarer Objektivitäts- und Universal- »Fotografieren ist« als dritte, gleichwertige anspruch – tatsächlich in ihrem jeweiligen Quelle nutzt und die von unbekannten Zeitkontext gelesen und konstant über- Userinnen und Usern verfassten Aussagen prüft werden muss. bejahend und verneinend durchdekliniert. 22 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 23
Abb. 15–16: 20.09.2014 (a); (b), 2014 Chromogener Abzug auf PE-Papier, Blatt: je 119 x 159 cm Dass Fotografie Ansichtssache ist, wird ihre Blütezeit ab Mitte der 2000er Jahre, hier nicht mehr nur auf der Ebene der als das erste iPhone 2007 auf den Markt Wahrnehmung und Interpretation von ging und die Sozialen Medien ab 2004 Bildinhalten verhandelt, sondern auch mit der Gründung von Facebook boom- durch eine Hinterfragung der noch ten. Das Verständnis von Foto grafie, aber immer diskursprägenden Rolle von Foto- auch die Rolle der Fotografinnen und geschichtsschreibung und -theorie des Fotografen haben sich damit in den letz- 20. Jahrhunderts. ten zwanzig Jahren maßgeblich verscho- Um diese kritische Note zu begreifen, ben. Dies spiegelt sich in Adrian Sauers lohnt sich erneut ein Blick in Adrian künstlerischer Praxis wider, die um Sauers Biografie: Die technischen Rah- Fragen kreist wie: Was bedeutet der digi- menbedingungen der Fotografie haben tale Wandel für unsere Wahrnehmung, sich während seines Fotografiestudiums visuelle Kultur und das Verständnis von in der Klasse von Timm Rautert zwischen Bildern? Wo verschwimmen die Grenzen 1999 und 2005 grundlegend geändert: von analogen und digitalen Bildmodalitä- Digitalkameras und damit einhergehend ten? Wie kann die flüchtige, aus Zahlen- die seit den 1980er Jahren professionali- codes bestehende Natur digitaler Bilder sierte digitale Bildbearbeitung erfuhren materialisiert werden? 24 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 25
Abb. 17: Abb. 18: 256 Graustufen, 2020 256 Graustufen, 2020 Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, Installationsansicht: Oldenburger Kunstverein, Blatt: je 10 x 160 cm Oldenburg 2020, Foto: Adrian Sauer 26 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien
Insbesondere der letzte Aspekt wird in Fotografie der 1970er Jahre.11 Gleichwohl jenen Arbeiten des Künstlers deutlich, die ließen sich hier aber auch Vergleiche zu sich mit der Übersetzung und gleicherma- zeitgenössischen medienreflexiven Arbei- ßen Verkürzung des Farbspektrums in der ten ziehen wie Kim Nuijens »Grey Spect- digitalen Fotografie auseinandersetzen. rum«, 2019, die die Technik der Graukarte Eine seiner neueren Arbeiten – »256 Grau- zur Kalibrierung von Belichtung reflektiert, stufen«, 2020 (Abb. 17–18) – beschäftigt Stephanie Syjucos »Dodge and Burn (Visi- sich mit dem sogenannten Graustufen- ble Storage)«, 2019, die fotografische Bild- modus, den wir aus unserer alltäglichen praktiken und -techniken als diskriminie- Bildbearbeitung kennen. Das RGB-Farb- rende Praxis entlarvt, oder Clare Strands modell, auf dem unsere Bildschirme basie- »The Discrete Channel with Noise«, 2019, ren, setzt sich aus drei Farben (Kanälen) die sich mit digitaler Farbkodierung und zusammen: Rot, Grün und Blau. Um Grau- den Fehlern von Datenübermittlung aus- stufen zu erzielen, müssen alle Kanäle einandersetzt.12 Bereits in »Light and Dark denselben Wert aufweisen. Wenn Rot, Stars«, die 3D-Renderings – also compu- Grün und Blau den Wert 0 haben, ist die tergenerierten Objekten – zum Verwech- Abb. 19: Urheber unbekannt damit definierte Farbe ein reines Schwarz. seln ähnlich sind, zeichnet sich ab, dass Graffi ti am Fundament des abgerissenen Palasts der Republik, Wenn alle drei Farbanteile als Wert 255 Adrian Sauer sich neben diesen Farb- Oktober 2008 definiert wurden, ergibt sich ein reines normierungsprozessen mit der »Krise der Weiß. Alle davon abweichenden Kombina- Repräsentation« zunehmend algorithmi- tionen – wie etwa 150, 150, 150 – erge- sierter Bilder beschäftigt, die Katrina Sluis ben einen anderen Grauton; daraus folgen und David Rubinstein 2013 postulierten: 256 mögliche Graustufen in der digitalen »Die Fotografie ist heute eine Art ›algo- Bildverarbeitung. Adrian Sauer präsentiert rithmisches Bild‹; diesen Terminus verwen- dieses Spektrum als monumentale Raum- den wir, um darauf hinzuweisen, dass das installation über 256 Quadrate, die in Bild wie ein Programm verstanden werden Videospielen, virtuellen Architekturent- das Mauern bilden kann, aber ebenso einem Band auf einer Länge von stolzen muss, als ein Prozess, der als eine, mit würfen und 3D-Drucken kennen. Das Fenster zerschlagen – ein Echo dessen, 25,6 Metern angeordnet sind. Indem sich einer, in einer oder durch eine Software mehrschichtige Digitalbild verdeutlicht was war, wie dessen, was sein kann –, der Künstler in die Minimalstruktur des zum Ausdruck gebracht wird. Wenn die dabei zwei Aspekte zeitgenössischer was uns zurück zum Anfang dieses Pixels begibt – also die kleinste Einheit Fotografie zu einer digitalen Information Bildpraktiken: erstens die einfache Beitrags führt. Den Palast der Republik digitaler Bilder, die man mit einem Korn wird, wird sie nicht nur formbar und Manipulierbarkeit fotografischer Bilder gibt es mittler weile seit mehr als des Analogfilms vergleichen kann – und nicht-indexikalisch, sie wird rechnerisch in Zeiten zunehmender Digitalisierung, fünfzehn Jahren nicht mehr. Nachdem diese großformatig in den Raum über- und programmierbar.«13 Adrian Sauers wie zuvor bei »Form und Farbe«, und man festgestellt hatte, dass das Gebäude führt, konfrontiert er die Betrachterinnen Serie »Ziegel«, 2021 (Abb. 4–6) geht je- zweitens, dass sich die Darstellungs- mit Asbest verseucht war, wurde es und Betrachter mit den Möglichkeiten und doch noch einen Schritt weiter, indem di- modalitäten computergenerierter Bilder, letztlich abgerissen. »Die DDR hat‘s nie Grenzen digitaler Bilder sowie einer damit gitale Fotografien mithilfe von Photoshop wie Lev Manovich bereits 1994 heraus- gegeben«15, liest man auf einem Graffiti einhergehenden Normierung. Kathrin übermalt und letztlich eins zu eins rekons- stellte, noch immer eines fotorealistischen auf den alten Mauerresten, das auf Schönegg und Florian Ebner rücken die truiert werden. Der Effekt ist, dass jene Vokabulars bedienen.14 einem auf Wikipedia hochgeladenen Arbeiten des Rautert-Schülers zu Recht Bilder an perfektionierte 3D-Renderings Der Ziegelstein als solcher ist auch Amateurfoto von 2008 festgehalten in die Tradition der medienanalytischen erinnern, wie wir sie beispielsweise aus metaphorisch zu begreifen, als etwas, wurde (Abb. 19). 28 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 29
Auf dem alten Platz thront inzwischen * Aus der Soundinstallation »Demokratie und Fotografi e« von 12 Mona Schubert: »Wenn Bilder unsichtbar machen. Über Adrian Sauer Stephanie Syjucos Rauminstallation Dodge and Burn (2019)«. eine 2020 vervollständigte Nachbildung In: REPUBLIK. Online Magazine (24.10.2020), https://www. 1 Ingo Neumayer: »Skaten«. In: planet wissen (19.06.2018), republik.ch/2020/10/24/wenn-bilder-unsichtbar-machen des Preußischen Berliner Stadtschlosses, https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/sport/skaten/ (letzter Zugriff: 04.03.2021); Orianne Castel: »The Discrete in dem das Humboldt-Forum unterge- index.html (letzter Zugriff: 05.01.2021). Channel with Noise«. In: Art Critique (10.06.2019), https:// www.art-critique.com/en/2019/06/the-discrete-channel-with- bracht ist – ein Zusammenschluss des 2 Katja Ilken: »Skaten in der DDR. Bretter, die die Welt bedeu- noise/ (letzter Zugriff: 07.02.2021). ehemaligen Ethnologischen Museums und ten«. In: DER SPIEGEL (29.08.2011), https://www.spiegel.de/ geschichte/skaten-in-der-ddr-a-947311.html (letzter Zugriff: 13 »The photograph is now a type of ›algorithmic image‹; des Museums für Asiatische Kunst. Dass 28.12.2020). a term we use in order to indicate that the image has to be considered as a kind of program, a process expressed as, with, sich (Foto-)Geschichte nicht so einfach 3 Christian Rothenhagen: TRANSIT, Berlin Skateboarding in or through software. When the photograph became digital ausradieren lässt, davon zeugen Adrian Retrospektive …89/90... (05.03.2013), S. 29–30, https://issuu. information, it not only became malleable and non-indexical, it com/deerbln/docs/transit-zine (letzter Zugriff: 05.01.2021). became computational and programmable.« (Daniel Rubinstein Sauers Arbeiten, die nicht nur als Meta- und Katrina Sluis: »The Digital Image in Photographic Culture: 4 Künstlergespräch mit Adrian Sauer / DZ BANK Kunstsamm- Algorithmic Photography and the Crisis of Representation«. phern der kollektiven Erinnerung, sondern lung / DIE ZAHL ALS CHIFFRE IN DER KUNST (26.06.2018), In: Martin Lister (Hg.): The Photographic Image in Digital auch als Metaphern des Wandels (post-) https://www.youtube.com/watch?v=UI3-YSu0Q9A (00:18– Culture, London 2013, S. 22–40, hier S. 29). 01:10; letzter Zugriff: 27.12.2020). Für diesen Hinweis danke fotografischer Technologien und damit ich herzlich Dr. Ulrich Pohlmann, Kurator für Fotografi e am 14 Lev Manovich: »Die Paradoxien der digitalen Fotografi e«. verbundener Theorien gelesen werden Stadtmuseum in München. In: Fotografi e nach der Fotografi e (Kat. Ausst. Fotomuseum Winterthur, Kunsthalle Krems, Städtische Galerie Erlangen, können. Florian Ebner beschrieb die 5 Urheber unbekannt, Aufnahmejahr ca. 1928, Motiv: Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus, Museet for El Lissitzky: Pavillon der UdSSR auf der Pressa, Köln (The Pavili- Fotokunst Odense, Finnish Museum of Photography Helsinki Arbeiten des Künstlers 2009 treffender- on of the Soviet Union, at the Pressa Exhibition, Cologne), und Institute of Contemporary Art Philadelphia), Basel 1996, weise als »Nachbilder«, als »Reminiszen- 1927–1928, https://www.fostinum.org/pressa-exhibition-in- S. 58–66. cologne.html (letzter Zugriff: 26.02.2021). zen«16 eines »vordigitalen« Zeitalters, 15 Urheber unbekannt, Graffi ti am Fundament des abgerisse- was sich aus der Perspektive der 2020er 6 Ulrich Pohlmann: »El Lissitzkys Ausstellungsgestaltungen in nen Palasts der Republik, Oktober 2008, https://de.wikipedia. Deutschland und ihr Einfl uß auf die faschistischen Propaganda- org/wiki/Palast_der_Republik#/media/Datei:Palastruine.jpg Jahre um Reminiszenzen des digitalen schauen 1932–1937«. In: Margarita Tupitsyn (Hg.), El Lissitzky. (letzter Zugriff: 26.02.2021). Jenseits der Abstraktion (Kat. Ausst. Sprengel Museum, Zeitalters erweitern ließe. Man kann Hannover und Fondacao de Serralves, Porto), München 1999, 16 Ebner: »Verifi kationen und Falsifi kationen«, S. 19. nur gespannt sein, wie Adrian Sauer den S. 52–65, hier S. 60 f. 17 Andreia Alves de Oliveira: »Post-Photography, or Are We aktuellen fotografischen Wandel vom 7 Rolf Sachsse: »Propaganda für Industrie und Weltanschau- past Photography?«. In: Ana Moutinho, Ana Teresa Vicente, Digitalen zum Post-Digitalen,17 der sich ung. Zur Verbindung von Bild und Technik in deutschen Helena Ferreira, José Gomes Pinto und Judite Primo (Hg.), Photomessen«. In: NGBK (Hg.), Inszenierung der Macht. Post-Screen. Intermittence + Interface, Lissabon 2016, bereits in seiner »Block«-Serie abzeichnet, Ästhetische Faszination im Faschismus, Berlin 1987, S. 68–75. S. 273–284, hier S. 274 f. in seinen zukünftigen Arbeiten aufgreifen wird. 8 Saskia Dams: »Welche Farbe hat der Himmel?«. In: Adrian Sauer. Spektren (Kat. Ausst. Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim), Altenried 2019, S. 19–20. Mona Schubert, 9 Vertiefend dazu: Ursina Lautenegger: SITUATION #89: Kunsthistorikerin und freie Kuratorin, The Real Truth about Facts. Bibliografi e und visuelle Recherche, https://www.fotomuseum.ch/de/explore/situations/31194 Köln und Graz, Österreich (letzter Zugriff: 07.02.2021). 10 László Moholy-Nagy: »Die beispiellose Fotografi e«. In: Hans Windisch (Hg.), Das Deutsche Lichtbild. Jahresschau 1927, Berlin 1927, S. X–XI; Lucia Moholy: One Hundred Years of Photography. 1839–1939, Harmondsworth, Middlesex 1939. 11 Kathrin Schönegg: »Spiegel ohne Gedächtnis«. In: Adrian Sauer. Spektren (Kat. Ausst. Museum im Kleihues-Bau, Korn- westheim), Altenried 2019, S. 23–24, hier S. 24; Florian Ebner: »Verifi kationen und Falsifi kationen. Adrian Sauers Fragmente zum digitalen Gebrauch der Fotografi e«. In: Adrian Sauer. 16.777.216 Farben, Leipzig 2009, S. 19–28, hier S. 23. 30 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 31
Ausstellungen (Auswahl) 2020 »Foto Arbeiten«, Oldenburger Kunstverein [e] [k] 2019 »Über die Sprachen der Fotografie – Eine Möglichkeit«, Sanaa-Gebäude, Folkwang Universität der Künste, Essen [e] »Spektren«, Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim [e] [k] »Zentrum«, Kunststiftung K52, Berlin [e] 2018 »Die Zahl als Chiffre in der Kunst«, DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main [k] »Adrian Sauer«, Photoforum Pasquart, Biel/Bienne, Schweiz [e] »Generikum«, Klemm’s Berlin [e] 2017 »Farewell Photography – Biennale für aktuelle Fotografie«, Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen/ S-Bahn-Station Ludwigshafen Mitte [k] Porträt Adrian Sauer, Foto: Horst Dömötör »Keys and Mirrors«, Galería Helga de Alvear, Madrid, Spanien [e] 2016 »Adrian Sauer«, Freunde aktueller Kunst Zwickau [e] Adrian Sauer (* 1976, Berlin, DDR) »Chip vs. Chemie«, DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main [k] lebt und arbeitet in Leipzig 2015 »Die Idee der Landschaft«, DZ Bank Kunstsammlung, Frankfurt am Main Ausbildung 2014 »Form und Farbe«, Klemm’s Berlin [e] 2005 Meisterschülerabschluss bei Timm Rautert »Looking at the Window«, Galería Helga de Alvear, Madrid, Spain [e] 1997–2003 Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 2012 »Schwarze Quadrate«, Fondation entreprise d’Hermès, TH 13, Bern, Schweiz [e] Studium der Fotografie bei Timm Rautert »A–Z«, Klemm’s Berlin [e] 2011 »From Here On«, Rencontres d’Arles, Frankreich [k] Preise und Stipendien »Bilder aus Berechnung«, 2017 Stiftungspreis Fotokunst der Alison und Peter Klein Stiftung Museum für Photographie Braunschweig [e] [k] 2013 Casa-Baldi-Stipendium der Deutschen Akademie Rom 2010 »16.777.216 Farben«, Klemm’s Berlin [e] [k] 2007 Arbeitsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung 2003 »raum_bild / Ortsbegehung 9«, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin [k] 2004 Stipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, e = Einzelausstellung Kulturstiftung des Freistaates Sachsen k = Publikation 32 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 33
Vermittlungsangebote zur Ausstellung* Workshops Öffentliche Führungen* Ergänzend zu den Führungen werden spannende neue Workshops für Schulklassen Donnerstags um 18 Uhr, an jedem letzten Freitag im Monat um 17.30 Uhr angeboten. In ihnen können die Schülerinnen und Schüler das Gesehene und Gehörte durch eigene praktische Arbeit vertiefen. Führungen und Workshops stimmen wir gerne Kuratorenführung* auf bestimmte Fächer und Unterrichtsinhalte ab. Donnerstag, 08.07.2021, 18 Uhr; mit Dr. Christina Leber Dauer: 60 min/90 min/120 min (Führung + Workshop) Buchpräsentation »Adrian Sauer. Foto Arbeiten«* Donnerstag, 10.06.2021, 18 Uhr; Adrian Sauer im Gespräch mit Christin Müller, Workshop I (Primarstufe) freie Kuratorin, Leipzig Wolkenwelten Der Künstler Adrian Sauer zeigt uns ein Motiv, das schon viele Künstlerinnen und Kinder-Kunsträtsel-Plus Künstler über die Jahrhunderte beschäftigt hat: Wolken. Wolken faszinieren die Men- Mit unserem Kunsträtsel können Inhalte der Ausstellung auf spielerische Weise schen, sie regen zum Träumen an und beflügeln die Fantasie. In Wolkenbildern können erforscht werden. Das Quiz beinhaltet einen praktischen Kreativteil, der mit Materialien wir ganze Welten entdecken und beim gemeinsamen Erkunden die Wahrnehmung aus unserer »Art-Box« umgesetzt werden kann. Das Rätsel und die Box liegen im anderer Menschen kennenlernen. Wo der eine ein Schaf sieht, erkennt die andere einen Ausstellungsraum für die Kinder bereit. Drachen oder eine Blume. Wir wollen uns während der Führung die Wolkenbilder von Kunst für Kids* Adrian Sauer genauer anschauen. Was entdecken wir, wenn wir die Bilder vergleichen, Neben den individuell buchbaren Workshops bieten wir an jedem letzten Freitag im welche Formen zeichnen sich für uns ab? Wir tauschen uns über das Gesehene aus und Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr »Kunst für Kids« an. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. gestalten im Anschluss eigene Wolkenwelten. Hierfür arbeiten wir mit verschiedenen Die Teilnehmenden können alleine oder in Kleingruppen zu uns kommen und sich durch ausgedruckten Wolkenbildern von Künstlerinnen und Künstlern der Sammlung sowie eigene künstlerische Praxis den Themen der Ausstellung annähern. Eltern sind ebenso unseren eigenen Kreationen und bringen sie in Form von Collagen zusammen. willkommen. Anschließend beschäftigen wir uns mit der Vielfalt der Collagen, die wir gestaltet haben, und tauschen uns zu Anordnung, Farbe und Stimmung aus. Fortbildung für Lehrkräfte* Zu jeder Ausstellung in der Kunststiftung DZ BANK gibt es eine Fortbildung für Workshop II (Sek. I und Sek. II) Lehrerinnen und Lehrer. Diese besteht aus einer einstündigen Führung sowie der Wie viel bunt steckt in der Farbe Schwarz? Vorstellung der angebotenen Workshops. Das Vermittlungsprogramm wurde an das Wie entstehen verschiedene Farben wie Rosa, Grün oder Türkis in einem Computerbild schulische Curriculum angepasst. (digitalen Bild)? Was passiert, wenn umgekehrt ein farbiges Bild mit einem Computer- Nächster Termin: Freitag, 11.06.2021, 16.30 bis 18 Uhr programm in ein Schwarz-Weiß-Bild umwandelt wird? Ergeben sich dann viele ver- Sonderführungen und Workshops auf Anfrage* schiedene Grautöne oder wird es ein Schwarz-Weiß-Bild ohne Nuancen? Adrian Sauer Ab einer Gruppengröße von 6 Personen können Sie Führungen und Workshops hat sich mit Farbmischung und Farbdarstellung von digitalen Bildern beschäftigt. auf Anfrage buchen. Dies gilt für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche ab der Das Ergebnis seiner Untersuchungen präsentiert er uns in seinem Kunstwerk »256 Grau- Grundschule. stufen«, das wir uns im Workshop genauer anschauen möchten. Wir experimentieren Dauer: 30 min/60 min/90 min/120 min mit roten, grünen und blauen Lichtstrahlern und überprüfen, welche Farbtöne sich beim Mischen der Lichtstrahlen ergeben. Außerdem untersuchen wir Farben, wie wir sie * Einschränkungen durch Corona-Vorsichtsmaßnahmen: Die Workshop-Angebote, die öffentlichen aus dem Malkasten kennen. Wie entstehen die unterschiedlichen Töne, die man mit Führungen sowie Führungen durch Kuratorinnen und Kuratoren können zurzeit nicht stattfinden. Sobald dies wieder möglich ist, erhalten Sie weitere Informationen zu Ihrem Besuch und zur Anmeldung dem Pinsel anrührt? Und wie ist das eigentlich mit der Nicht-Farbe Schwarz? unter http//:kunststiftungdzbank.de (Stand: Mai 2021). Wir werden zu Detektivinnen und Detektiven der Farbe! 34 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 35
Workshop III (Sek. I und Sek. II; gymnasiale Oberstufe Q4.4, Q2.1, Q2.5) Ein Foto ist (k)ein Objekt Wie verändert sich die Wahrnehmung von dreidimensionalen Gegenständen, wenn sie fotografisch festgehalten werden? Was wird aus den Dingen, wenn man sie zwei- dimensional auf’s Papier bringt? Den Künstler Adrian Sauer interessieren genau diese Funktionsweisen unserer Wahrnehmung. Er hat Objekte wie zum Beispiel einen Stern anfertigen lassen und zeigt uns in einem gerahmten Bild neun abfotografierte Versionen des Sterns. Sind die Sterne wirklich alle gleich oder sind es doch unterschiedliche Formen? Zudem präsentiert uns der Künstler dreidimensionale Objekte im Raum, sowohl auf dem Boden als auch an der Wand montiert. Was macht das mit unserem Erleben von Körpern? Wir betrachten diese Arbeiten genauer und beobachten, aus welcher Perspektive sich die Wahrnehmung der Formen verändert. Im Workshop gestalten wir anschließend eigene Objekte, die zwei- oder dreidimensional erfahrbar sind, und arbeiten die Grenzen der fotografischen Darstellungsmöglichkeiten heraus. Workshop IV (gymnasiale Oberstufe Q2.1, Q4.3, Q4.4) Fotografieren ist … Das Werk Adrian Sauers umfasst auch drei Soundinstallationen, die inhaltlich um das Thema Fotografieren kreisen. In der Führung hören wir genau hin und besprechen die Dark Star, Light Shadow, Third Point of View, 2017, Bilder, die im Kopf beim Zuhören entstehen. Wir diskutieren die Aussagen, die die aus der Serie: Light and Dark Stars Stimmen formulieren, und beschäftigen uns mit den Fragen danach, was Fotografie Chromogener Abzug auf PE-Papier, Blatt: 48,3 x 60,5 cm heute alles sein kann, in welchen Formen sie uns im Alltag begegnet und was sie für unser Leben und unsere Kommunikation bedeutet. Anschließend versuchen wir uns selbst im Workshop als Autorinnen und Autoren und bearbeiten die Fragen und Aussagen, die wir gehört haben, in eigenen Texten. Am Ende diskutieren wir die Ergebnisse und gewinnen auf diese Weise neue Ideen und Eindrücke davon, wie wir miteinander kommunizieren und welche Bedeutung fotografische Abbildungen in unserem Leben haben. Der Eintritt, die Führungen sowie die Workshops sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich. 36 Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien 37
Kunststiftung DZ BANK Impressum Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung »Adrian Sauer. Identitäten und Ideologien« 27.05.2021 – 11.09.2021 Kuratorin der Ausstellung Kunstpädagogik Herausgeberin DZ BANK Kunststiftung gGmbH Dr. Christina Leber Juliane Kutter Dr. Christina Leber Platz der Republik Janina Vitale 60325 Frankfurt am Main Kuratorin Kunststiftung DZ BANK Konzeption und Redaktion Claire Zimmermann Korrespondenzanschrift Janina Vitale Janina Vitale Platz der Republik Buchungen von Führungen Bildredaktion Kurator, Registrar, Webadministrator 60325 Frankfurt am Main und Workshops Jana Zimmermann Dietmar Mezler Claire Zimmermann Texte Telefon +49 69 7447 42030 Digitales Sammlungsmanagement Kunstvermittlung Dr. Christina Leber info@kunststiftungdzbank.de Jana Zimmermann Berby Krägefsky Adrian Sauer http//:kunststiftungdzbank.de Juliane Kutter Mona Schubert Robert Mondani Janina Vitale Vertretungsberechtigte Sonja Palade Geschäftsführerinnen: Katja Schöwel Lektorat Dr. Christina Leber Claire Zimmermann Dr. Cathrin Nielsen Dr. Kirsten Siersleben Fabian Zimpel Grafische Gestaltung Gesellschafterin: GABC GmbH DZ BANK AG Lesesaal, Archiv Fabian Zimpel Burkardt | Hotz Büro für Gestaltung GbR Konservatorische Betreuung Dierk Gessner Produktion und Druck KOMMINFORM GmbH & Co.KG Ausstellungsaufbau ColorDruck Solutions GmbH Dierk Gessner Kurt Hofmann Die Online-Version dieser Publikation ist frei verfügbar und kann unter Ausleuchtung https://kunststiftungdzbank.de Stephan Zimmermann Lightsolutions abgerufen werden Transporte Printed in Germany hasenkamp Internationale Printausgabe: Transporte GmbH ISSN 2748-3681 ISBN 978-3-9823290-0-0 Urheberrechtshinweis: Alle Inhalte in dieser Publikation sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, urheberrechtlich geschützt. Die Rechte an den Texten liegen bei den jeweiligen Verfasserinnen und Verfassern, die Rechte an den Abbildungen bei Adrian Sauer.
DZ BANK Kunststiftung gGmbH Öffnungszeiten Platz der Republik Di. bis Sa. 11 – 19 Uhr 60325 Frankfurt am Main Eintritt frei Eingang: Cityhaus I Öffentliche Führungen Friedrich-Ebert-Anlage Jeden Donnerstag um 18 Uhr sowie an jedem letzten Freitag Nahverkehrshaltestelle: im Monat um 17.30 Uhr. »Platz der Republik« Die Teilnahme ist kostenfrei, Öffentliches Parkhaus: eine Anmeldung ist erforderlich. »Westend« Buchungsanfragen für Führungen Telefon +49 69 7447 42030 und Workshops richten Sie bitte an: info@kunststiftungdzbank.de kunstvermittlung@kunststiftungdzbank.de https://kunststiftungdzbank.de instagram.com/kunststiftungdzbank Nutzen Sie für Ihre Beiträge in den Sozialen Netzwerken #kunststiftungdzbank Der Weg zu uns einfach und mobil! Einfach QR-Code abscannen. ISBN 978-3-9823290-0-0
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