LandWIRtschaft 2030 Strategiepapier für die Südtiroler Landwirtschaft - I.P - Fiera Bolzano
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Im Wort „LandWIRtschaft“ steckt ein großes WIR. Es umfasst uns Bäuerinnen und Bauern, aber auch die gesamte Südtirol übernimmt Gesellschaft. So soll unsere LandWIRtschaft 2030 ausschauen: Verantwortung - Südtirol, das Land der bäuerlichen Familienbetriebe Es gibt eine ganz besondere Art der Versu- ist es entscheidend, dass wir zusammenstehen chung. Nur diejenigen kennen sie, die auf eine und einander nicht alleinlassen. Eine gemein- - Südtirol, das Land der jahrhundertelange Geschichte von Erfolgen und Traditionen zurückblicken können. Die Versu- same Strategie haben. Eine Basis, auf der wir gemeinsam Verantwortung übernehmen und Artenvielfalt chung besteht darin, sich auf der eigenen stolzen Geschichte auszuruhen. zugleich unsere Stärke, die kleinstrukturierten Familienbetriebe, nutzen und erhalten. - Südtirol, das Land des Liebe Südtiroler Bäuerinnen, liebe Südti- Das vorliegende Strategiepapier ist aus die- roler Bauern, wir haben eine solche Geschichte. sem Geist heraus entstanden. Diese Broschüre sauberen Wassers Wir haben unser Land geformt und die Men- enthält konkrete Handlungsanleitungen und schen, die es bewohnen, mit den hochwertigen Perspektiven für die nächsten zehn Jahre. Daran Produkten unserer Arbeit ernährt. Wir haben uns wollen wir uns orientieren, wie an einem Weg- und der fruchtbaren Böden technische Innovationen zu eigen gemacht und haben uns mit Erfindungsgabe und Weitsicht an weiser. Die Strategie wurde zusammen mit Bäue- rinnen und Bauern und mit ihren Vertretungen - Südtirol, das Land der neue Bedingungen angepasst. Die Umweltbedingungen, die unsere Arbeit in zahlreichen Dialogen und Gesprächen ent- wickelt. Für unser Land, für unsere Betriebe und Premiumprodukte mitbestimmen, unterliegen auch heute wieder auch für unsere Enkelkinder. einem Wandel. Der Wandel ist dieses Mal aber tiefgreifender und menschengemacht. - Südtirol, Forschungsstandort Wenn wir unsere bäuerlichen Familienbe- triebe und die Landwirtschaft, wie wir sie ken- der Landwirtschaft in den nen, erhalten wollen, müssen wir diesem Wan- del Rechnung tragen. Aber: Wir wollen nicht nur Bergen auf Veränderungen reagieren, sondern bewusst in Aktion treten und die Veränderung selbst mit- bestimmen. Das tun wir, indem wir uns konkrete Ziele setzen und Visionen für die Zukunft entwi- Gemeinsam können WIR diese Ziele erreichen! ckeln. Dazu brauchen wir den Konsens zwischen Arnold Schuler Konsumenten und Produzenten und ein wert- Landesrat für Landwirtschaft, schätzendes Verständnis der Gesellschaft gegen- Forstwirtschaft, Tourismus über der Landwirtschaft. In Zeiten des Wandels und Bevölkerungsschutz B NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 1
Eines ist also sicher: Auch wir wollen etwas ändern. Aber wie? Mit ihrer Agenda 2030 und den konkreten zeigt Ziele und Wege auf, wie sich die Südtiroler 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung Landwirtschaft bis 2030 entwickeln soll. (Sustainable Development Goals, SDGs) haben Nachhaltigkeit betrifft in diesem Zusammen- die Vereinten Nationen aufgezeigt, in welche hang nicht nur die Ökologie, sondern auch die Richtung es gehen soll. Auf der Basis dieser Zie- Ökonomie und das Soziale. Für die Südtiroler le haben Staaten und Regionen in den letzten Landwirtschaft bedeutet das: Neben Umwelt- Landwirtschaft 2030: Jahren ihre eigenen verpflichtenden Nachhal- tigkeitsstrategien ausgearbeitet. Auch die Süd- und Klimaschutz sind auch ein gesichertes und gerechtes Einkommen der Landwirte und Die Zeichen der Zeit erkennen tiroler Landesregierung arbeitet derzeit an einer Landwirtinnen sowie der Erhalt der bäuerli- Strategie für die Nachhaltigkeit. chen Familienbetriebe unverzichtbar, um die Zukunft der Südtiroler Landwirtschaft sicherzu- Wie kam es zu diesem stellen. Strategiepapier? Diese Vorgaben aufgreifend hat der Landes- rat ein eigenständiges Strategiepapier für die Zukunft der Landwirtschaft entwickelt, das auf Nicht nur in Südtirol, auch auf der ganzen Welt suchen Menschen nach die besonderen Eigenschaften und Vorausset- zungen Südtirols zugeschnitten ist. Die Wald- Wegen, um die großen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen wir Ökologie und Forstwirtschaft als Wirtschaftssektor ist in stehen. Denn die Gewohnheiten und Technologien, die unsere Alltags dieses Papier nicht aufgenommen worden, da abläufe schneller, bequemer und sicherer gemacht haben, sowie die Inten der Fokus auf der Landwirtschaft liegt. Diese Strategie ist kein Beschluss von oben, sondern sivierung der Landwirtschaft, die für Lebensmittelsicherheit gesorgt hat, wurde in einer engen Zusammenarbeit zwi- Nachhaltigkeit verursachen die Klimaerwärmung mit und beeinflussen die Artenvielfalt. schen Bäuerinnen und Bauern, deren Interes- Soziales Ökonomie Beide Faktoren – Klimawandel und Verlust der Artenvielfalt – bedrohen sensvertretungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Eurac, der Freien Univer- langfristig auch unseren Lebensunterhalt. Wenn wir nichts unternehmen, sität Bozen und des Versuchszentrums Laim- werden schon unsere Nachkommen die Folgen zu spüren bekommen. burg sowie der Landesregierung erarbeitet. Es 2 LandWIRtschaft 2030 NUMMER 1/2021 3
Wo starten wir? 6 Handlungsfelder - Stärkung der Marke Südtirol: damit wir gemeinsam die Sympathiewerte des Landes Die Bereiche, in denen in den nächsten nutzen und steigern können. Hochwertigen 10 Jahren ein Wandel erfolgen soll, um den Produkten gehört die Zukunft – Südtirol soll Fortbestand der vielen Familienbetriebe zu das Land der Premiumprodukte sein. Eine Bestandsaufnahme sichern, umfassen sechs große Handlungsfelder: - Konsens mit der Gesellschaft: damit Er- in Zahlen und Fakten - Familienbetriebe & ländlicher Raum zeuger und Konsumenten gemeinsame Ziele - Klima & CO2-Reduktion verfolgen. Dazu ist ein Dialog auf Augenhöhe - Wasser & Boden notwendig, ein Austausch bei gegenseitiger Wir als Landwirte und Landwirtinnen können dern mit nachteiligen Effekten auf Umwelt und - Artenvielfalt & Landschaft Wertschätzung. alleine nicht die Welt retten. Aber gemeinsam lokale Entwicklungen. - Gesundheit & Genuss und in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft - Gesellschaft & Dialog 3 Landwirtschaftssektoren können wir einen wichtigen Beitrag leisten. Unter 80 % liegt der Selbstversorgungs- Doch wo genau stehen wir? Die Südtiroler Land- grad Italiens. Damit ist Italien, wie auch ande- 6 Leitziele Uns verbinden dieselben Ziele, aber jeder Sektor wirtschaft nimmt in einigen Bereichen schon re Länder Europas, bei Lebensmitteln ein Netto- braucht eigene Wege, um sie zu erreichen. Ne- jetzt eine Vorbildfunktion ein. In anderen Berei- importland. Die einzelnen Maßnahmen aus den verschiede- ben den drei großen Sektoren Milch, Äpfel und chen wiederum gibt es noch einiges zu tun. nen Handlungsfeldern folgen sechs übergeord- Wein gibt es viele andere landwirtschaftliche Fazit: Es gilt, nachhaltige und effiziente neten Leitzielen. Sie geben die Richtung vor, die Produkte wie etwa Steinobst, Beeren, Getreide, Produktionsmethoden zu vereinen, da wir wir als Südtiroler Landwirtschaft einschlagen Gemüse und Kräuter. Aber auch die Haltung Familienbetriebe: sonst auf Lebensmittelimporte aus Nicht- wollen: von Kleintieren und die Imkerei bereichern die Ein Südtiroler Weg mit Zukunft EU-Ländern angewiesen sind, die oft eine Vielfalt der Südtiroler Landwirtschaft. All diese viel schlechtere Öko-Bilanz aufweisen, und - Unterstützung der bäuerlichen Fami- Bereiche werden in Zukunft von noch größerer 96 % der Betriebe, die zwischen 2003 und wir dadurch auch die Ressourcen anderer lienbetriebe: damit das, was unserem Land Bedeutung sein. Da sich vieles mit den großen 2013 in der EU verschwunden sind, verfügten Länder beanspruchen. ein Gesicht gibt, erhalten bleibt. Südtirol soll Sektoren überschneidet, werden die Maßnah- über weniger als 10 Hektar: Der Trend geht euro- auch in Zukunft das Land der bäuerlichen men in jedem Handlungsfeld auf die folgenden paweit hin zu immer größeren Betrieben. Lebensmittelverschwendung: Familienbetriebe sein. drei großen Sektoren aufgeteilt: Mehr Wertschätzung ist nötig - Ökosystem und Klima im Gleichgewicht: Um 3 % stieg hingegen zwischen 2010 damit wir in einem gesunden Umfeld leben und 2016 die Zahl der Kleinbetriebe unter Rund 800 Millionen Menschen leiden noch und produzieren können. Südtirol soll auch BERG 5 Hektar in Südtirol. immer an Hunger und Mangelernährung. in Zukunft das Land der Artenvielfalt, des LANDWIRT sauberen Wassers und der fruchtbaren Böden SCHAFT Fazit: Die Kleinstrukturiertheit der bäuer- Etwa 94 Kilogramm genießbare Lebens- sein. lichen Familienbetriebe ist ein Erfolgs mittel werden jährlich pro Südtiroler Haushalt - Stärkung der Forschung: damit unser WEIN modell, das die Welternährungsorgani- weggeworfen. Handeln auf handfestem Wissen basiert. WIRT sation FAO der Vereinten Nationen als Südtirol soll zum Forschungsstandort der SCHAFT Lern- und Innovationsnetzwerk empfiehlt. Fazit: Während noch immer in Teilen der Landwirtschaft in den Bergen werden. Welt Menschen hungern, hat in der west- - Neuausrichtung der Förderungen: damit OBST Lebensmittelimporte: lichen Welt die Wertschätzung von Lebens- das Geld zum Erreichen der Ziele eingesetzt WIRT Keine nachhaltige Lösung mitteln kontinuierlich abgenommen. Sie wird. In den nächsten Jahren werden Förde- SCHAFT sollte durch geeignete Kampagnen und rungen vermehrt an Umweltleistungen ge- 70 % der Agrarimporte der EU stammen aus Maßnahmen erhöht werden. bunden. sogenannten Schwellen- und Entwicklungslän- 4 LandWIRtschaft 2030 NUMMER 1/2021 5
In Südtirol bleibt der Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe oberstes Ge bot. Die Familienbetriebe geben der Landwirtschaft ein Gesicht und halten den ländlichen Raum lebendig. Der Lohn pro Arbeitsstunde liegt trotz finan zieller Unterstützungen durchschnittlich weit unter dem anderer Berufe. So beträgt laut Berechnung der Eurac (basierend auf Daten des europäischen Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen) der Nettoertrag im Bereich der Milchwirtschaft 9 Euro/Stunde (die Hälfte davon in Form von Beiträgen) und jener des Obst- und Weinbaus 17 Euro/Stunde (jeweils als Superbrutto, also ohne Abzug der Sozialabgaben). Ein gesichertes Einkom men ist aber unerlässlich, um die kleinen Familienbetriebe und mit ihnen einen lebendigen ländlichen Raum erhalten zu können. BÄUERLICHE - Wir haben eine hohe Anzahl an Abgängern FAMILIEN von Landwirtschaftsschulen, ein breit gefä- chertes Weiterbildungsangebot und ein aus- BETRIEBE gebautes Beratungssystem. Hier starten wir: Da wollen wir hin: - Südtirols Landwirtschaft besteht fast aus- - Sicherung und Erhöhung des Einkommens schließlich aus kleinen Familienbetrieben - Steigerung der überbetrieblichen Zusammen- (16.549 an der Zahl zum 31.12.2020): Das ist arbeit (auch zwischen Genossenschaften) unsere Stärke und unsere Einzigartigkeit. - Bessere Einschätzung der Betriebskosten - Durch die Institution des geschlossenen Ho- - Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Tou- fes ist es gelungen, Aufteilungen weitgehend rismus und Landwirtschaft zu vermeiden. - Stärkung des Zu- und Nebenerwerbs - Bergbauernhöfe wurden erschlossen, kleine Weiler und Dörfer sind erhalten geblieben. Konkrete Maßnahmen: Familienbetriebe - Durch die Zunahme von Investitionen/die - Spezialisierung auf Premiumprodukte, die Bereitstellung von Geldern über den Landes- zu einem höheren Preis vermarktet werden haushalt konnten die kleinen Betriebe besser können & ländlicher Raum gefördert werden. - Innovatives Risikomanagement durch Mutu- - Gemeinsam stark: Das Südtiroler Genossen- alitätsfonds und Grünlandpolizzen schaftswesen ist eine in dieser Form und Dich- - Erstellung von Benchmarks in Bezug auf die te weltweit einmalige Organisationsstruktur. Aufwands- und Erlösseite (Initiative des 6 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 7
Absolventenvereins Landwirtschaftlicher Hier starten wir: Kinderbetreuung bei Veranstaltungen. Mittler- Schulen ALS) - Aktuell 600 Direktvermarkter Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: weile ist die Soziale Landwirtschaft für die SBO - Betriebsabkommen zwischen Bauern, um - Die Anzahl der Betriebe, die UaB anbieten, Schon jetzt gibt es Unterstützungsangebote zu einem zentralen Auftrag geworden. Schule Kosten zu senken hat in den letzten 20 Jahren um 53 % (von für landwirtschaftliche Betriebe, die ihre am Bauernhof, Kinder- und Seniorenbetreuung - Betriebsabkommen zwischen Bauern und 1.978 im Jahr 2000 auf 3.020 Betriebe im Jahr Produkte direkt vermarkten oder Urlaub auf oder die Vermittlung bäuerlichen Wissens de- Tourismusbetrieben bzw. der Gastronomie 2020) zugenommen. dem Bauernhof anbieten. Diese Programme cken vielfältige Bereiche ab. - Breites Beratungsangebot - Der Anteil der UaB-Betriebe an den landwirt- werden weiter gefördert. Für viele von uns - Förderung der angewandten Forschung schaftlichen Betrieben insgesamt beträgt wird in Zukunft auch die Direktvermarktung Nischenkulturen direkt vermarkten 18 % − das ist Weltrekord. im Tourismusbereich ein vielversprechen- In den letzten Jahren sind auch im Bereich der des Standbein sein. Zugleich gilt es auch, Nischenkulturen interessante Projekte in der Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: Da wollen wir hin: das Potenzial der Nischenkulturen und der Direktvermarktung auf den Weg gebracht wor- Damit wir Südtiroler Landwirte auch in - 850 direktvermarktende Betriebe (Projekt des regionalen Kreisläufe besser zu nutzen. den. Die Produktion reicht von Pilzen über Sau- Zukunft mit dem Modell „Familienbe- Südtiroler Bauernbundes) erkraut bis hin zu Trockenobst. Der Südtiroler trieb“ konkurrenzfähig bleiben, sind ein - Steigerung der Qualität des UaB und Abgren- Bauernbund beschäftigt sich im Rahmen von geschlossenes Auftreten nach außen und zung Projekten mit innovativen Trends wie Aquakul- eine überbetriebliche Zusammenarbeit - Förderung der Möglichkeit der Sozialen tur, Geflügelmast und Bierproduktion. Er arbei- notwendig. Wir müssen zudem unser Landwirtschaft (Kinderbetreuung, Betreuung MIT GUTEM tet die Themen ganzheitlich auf und ermöglicht betriebswirtschaftliches Know-how stärken von Senioren u. a.) BEISPIEL VORAN es damit den Landwirten, diese Aktivitäten um- und innovative Möglichkeiten des Zu- und zusetzen. Nebenerwerbs sowie der betrieblichen Konkrete Maßnahmen: Roter Hahn Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Di- Zusammenarbeit nutzen, um rentabel zu - Unterstützung des Südtiroler Bauernbundes 1998 ist der Südtiroler Bauernbund mit der rektvermarktung sind gegeben: Südtirol hat arbeiten. bei der Initiative Roter Hahn (Absatz z. B. Marke „Roter Hahn“ für den Urlaub auf dem innovative Bäuerinnen und Bauern sowie hoch- auch im Tourismus) Bauernhof im kleinen Rahmen gestartet. 5 Jahre wertige Produkte. Zudem profitieren die Direkt- - Aufbau eines Fleischprogramms, Förderung später wurde aus der UaB-Marke eine Dachmar- vermarkter vom Megatrend Regionalität. von Nischenkulturen ke, die auch bäuerliche Schankbetriebe, Direkt- - Mitentwicklung einer (über-)regionalen vermarkter und bäuerliche Handwerker kenn- ZU- UND Kreislaufwirtschaft durch Verwertung von zeichnet. Der Urlaub auf dem Bauernhof ist NEBENERWERB Neben- und Abfallprodukten eine Erfolgsgeschichte: Mittlerweile kommen - Erweiterung des Spektrums an veredelten Pro- alle UaB-Betriebe zusammen auf 2,9 Millionen dukten: Projekte zur Produktentwicklung wie Nächtigungen, was einem Anteil von über 8 % Zwei Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe die Erweiterung der Palette für Trockenobst an den gesamten Nächtigungen im Land ent- arbeiten im Zu- und Nebenerwerb. Dessen ver- oder fermentierte Gewürz- und Kräutersaucen spricht. schiedene Formen sind nämlich unerlässlich, - Qualitätsoffensive UaB: Hauptziel der neuen um das Modell der kleinen Familienbetriebe Kriterien für die Förderung von UaB durch Die Soziale Landwirtschaft auch in Zukunft zu erhalten. Südtirol als Tou- die Landesregierung ist es, die Qualität des Schon seit über 10 Jahren beschäftigt sich die rismusland sowie die günstigen klimatischen Angebots zu verbessern. Südtiroler Bäuerinnenorganisation (SBO) mit Bedingungen bieten eine Vielzahl an Möglich- - Bestimmungen zur Sozialen Landwirtschaft: dem Thema der Sozialen Landwirtschaft. Die keiten, insbesondere Formen der Direktver- Mit dem Landesgesetz Nr. 8 vom 22. Juni 2018 Sozialgenossenschaft „Mit Bäuerinnen lernen − marktung und Urlaub auf dem Bauernhof (UaB). wurde der Grundstein für neue soziale Ange- wachsen – leben“ bietet erfolgreich u. a. natur- bote der landwirtschaftlichen Betriebe für die nahe Kinderbetreuung im ganzen Land an – ob Bevölkerung gelegt. als Tagesmutterdienst, Sommerbetreuung oder 8 Familienbetriebe & ländlicher Raum NUMMER 1/2021 9
Die Land- und Ernährungswirtschaft beeinflusst das Klima – und das Klima beeinflusst die Land- und Ernährungswirtschaft. 18 % der CO2-Emissionen in Südtirol entfallen auf die Landwirtschaft. Die Viehwirtschaft weist dabei eine schlechtere Klimabilanz auf als der Pflanzenbau, erbringt aber unver zichtbare Ökosystemleistungen, wie etwa den Erhalt der Grünlandflächen. Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar: Die möglichen Anbau höhen steigen und extreme Wetterereignisse häufen sich, die Vegetation setzt immer früher ein. Auswirkungen auf das Klima sind nicht nur auf die landwirtschaftliche Produktion zurückzuführen, sondern auch auf unser Konsumverhalten. BERG Konkrete Maßnahmen: LANDWIRT - Förderung der Beratung und Forschung, wie z. B. die Studie der Eurac zu Treibhausgas- SCHAFT Emissionen aus der Südtiroler Land- und Ernährungswirtschaft (in Ausarbeitung) Hier starten wir: - Flächenbezogene Milchwirtschaft über Rege- - Aufgrund des hohen Milchpreises und der lungen der Milchhöfe und Förderkriterien geringen Betriebsflächen ist der durch- (in Umsetzung) schnittliche Viehbesatz hoch. - Förderung alternativer Energiequellen - Der strukturbedingte Zukauf von Ausgleichs- - Förderung der Holzbauweise (in Ausarbei- futter durch das Fehlen der Ackerflächen in tung) Südtirol verschlechtert die Klimabilanz. - Holz als wertvoller CO2-Speicher: 50 % der Landesfläche bestehen aus Wald. Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Der Klimawandel verursacht zunehmend Eine bessere Klimabilanz ist vor allem extremere Wetterphänomene wie Stürme, durch die Anpassung des Viehbestandes an starke Niederschläge und Trockenperioden. die eigene bewirtschaftete Fläche zu errei- Klima chen. Dadurch wird der Anteil an eigenen Da wollen wir hin: Futtermitteln erhöht, zudem ist die Steige- - Senkung der Emissionen bis 2030 pro Einheit rung der Qualität des Grundfutters oberstes & CO2-Reduktion Ziel. Förderungen erleichtern außerdem den Umstieg auf umweltfreundliche Wirt- schaftsweisen. 10 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 11
WEIN - Etablierung eines Rebzüchtungsprogramms Da wollen wir hin: produktion eng an den bearbeiteten Boden ge- WIRT zur Entwicklung standort- und klimaange- - Klimapositive Obstwirtschaft koppelt. passter sowie resistenter Sorten (Versuchs- - Anpassung an neue klimatische Bedingun- SCHAFT zentrum Laimburg seit 2020) gen Holz-Offensive Die Landesregierung hat im Jahr 2018 eine Holz- Hier starten wir: Konkrete Maßnahmen: Offensive gestartet, die u. a. eine schrittweise - In den Weinbergen wird zwar im Boden und Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - CO2-Bilanzierung (Freie Universität Bozen) Steigerung der Verwendung von heimischem in den Pflanzen CO2 gebunden, aber durch Detaillierte Maßnahmen und Anleitungen, - Einführung eines Klimachecks für Anbau- Holz in öffentlichen Bauten und Anreize für die Bearbeitung wird wieder CO2 freigesetzt − wie wir als Weinbauern gegen den Klima und Verarbeitungsinnovationen (Versuchs- Private über die Wohnbauförderung vorsieht. durch Maschinen oder bei der Herstellung wandel vorgehen können, wird das Klima zentrum Laimburg) Weiters soll die Kapazität des heimischen Wal- von Pflanzenschutzmitteln oder Mineraldün- programm enthalten, wie es von der - Entwicklung und Präsentation eines Klima- des als CO2-Senke mittels nachhaltiger Bewirt- ger. Ebenso beeinflussen die anschließende „Südtirol Wein Agenda 2030“ vorgesehen schutzprogramms („sustainapple“, Nachhal- schaftung und Bodenschutz erhöht werden. Das Lagerung, die Verarbeitung und der Transport ist. Besonders wichtig ist dabei die Umstel- tigkeitsstrategie der Südtiroler Obstwirtschaft) Ökosystem Wald nimmt nämlich mehr CO2 auf, des Produkts das Klima. lung auf alternative Energiequellen bzw. - Förderung der Verwendung erneuerbarer als es abgibt. - Trockenere Sommermonate und steigende Antriebstechniken. Energiequellen wie Elektroantrieb, Fotovol- Temperaturen wirken sich immer stärker auf taik usw. Fotovoltaik auf Genossenschaftsdächern die Produktion aus. - Standortbezogene Sortenwahl Die Südtiroler Obstwirtschaft setzt auf erneuer- bare Energie und leistet damit einen wichtigen Da wollen wir hin: OBST Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Senkung der Emissionen: CO2-neutrale Pro- WIRT zum Schutz unserer Umwelt und unseres Kli- duktion Was wir als Obstbauern gegen den Klima- mas. Erneuerbare Energie ist sauber, sie vermei- - Anpassung der Sorten und Anbausysteme an SCHAFT wandel tun können, wird das Klimaschutz- det Treibhausgase und Schadstoffe. Südtirols neue klimatische Bedingungen programm der Südtiroler Obstwirtschaft im Obstgenossenschaften produzieren mit ihren - Ausbau der Funktion landwirtschaftlicher Hier starten wir: Einzelnen aufzeigen. Förderungen erleich- Fotovoltaikanlagen rund 35 % der von allen Flächen als CO2-Senke - Apfelbäume werden mithilfe von Maschinen tern außerdem die Umstellung auf umwelt- Obstgenossenschaften benötigten elektrischen gepflegt, bewässert, mit Dünger versorgt und freundlichere Energiequellen. Energie selbst. Auch der Südtiroler Bauernbund Konkrete Maßnahmen: mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Dabei hat bereits 2009/2010 eine sehr erfolgreiche - Entwicklung und Präsentation eines Klima- wird Kohlendioxid ausgestoßen. Im Gegen- Fotovoltaik-Offensive auf Stadeldächern um- programms („Südtirol Wein Agenda 2030“ bis zug bindet eine Apfelanlage jährlich mindes- gesetzt. 2023) tens dieselbe Menge des Treibhausgases pro MIT GUTEM - Ersetzung der mineralischen Stickstoff Hektar in ihren Böden und der Holzmasse. BEISPIEL VORAN düngung zu 100 % durch organische Dünger - Im Bereich der Produktion, Lagerung, Ver- („Südtirol Wein Agenda 2030“ bis 2023) arbeitung und beim Transport gibt es noch Klimaschonende Milchwirtschaft - Förderung der Verwendung erneuerbarer Potenzial zur Verbesserung der Klimabilanz. Die Berglandwirtschaft hat bereits 2018 klare Energien in der Landwirtschaft - Steigende Temperaturen und Wetterereig- Regeln für eine flächenbezogene Milchwirt- - Einführung eines Klimachecks für Anbau- nisse wie Hagel und Spätfrost erhöhen das schaft festgelegt. Indem das Ausmaß der be- und Verarbeitungsinnovationen (Versuchs- Betriebsrisiko. arbeiteten Futterfläche als zentrales Kriterium zentrum Laimburg) für die Anzahl von Großvieheinheiten und die Vergabe von Förderungen gilt, wird eine nach- haltigere Produktion sichergestellt. Damit ist eine bewusste und ressourceneffiziente Milch- 12 Klima & CO2-Reduktion NUMMER 1/2021 13
Gesunder Boden und sauberes Wasser sind die Grundpfeiler unserer Land wirtschaft. Die Wasserqualität ist weitgehend gut. An nur 10 der insgesamt 297 Wasserkörper unseres Landes wurden in den letzten Jahren erhöhte Belastungen durch Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Im Grundwasser hingegen gibt es keine Grenzwertüberschreitungen. Die Qualität der Böden wurde 2014 von der Universität Innsbruck und der Eurac untersucht. Der dabei ermittelte Biologische Bodenzustands-Indikator (BSQ) beschreibt die Vielfalt der kleinen Bodentiere und ist im Schnitt gut, aber es gibt Spielraum für Verbesserungen. Vor allem Wirtschaftsdünger werden teils in zu gro ßer Menge oder zum falschen Zeitpunkt ausgebracht. Auch im Obst- und Weinbau können die Wasser- und Bodenwerte durch Einsaaten, Humusauf bau, Biokohle, gezielte Düngemaßnahmen und bedarfsgerechtes Wasser management ebenso verbessert werden wie durch Abstandsregeln und eine innovative Ausbringungstechnik der Pflanzenschutzmittel. BERG Da wollen wir hin: LANDWIRT - Z. B. Erhöhung des BSQ-Wertes - Optimiertes Management von Wirtschafts- SCHAFT düngern - Reduzierung der Nitratbelastung Hier starten wir: - Optimiertes Wassermanagement und - Für die Wiesen beträgt der BSQ durchschnitt- besserer Schutz des Grund- und Oberflächen- lich 128 Punkte. Zum Vergleich: Ein Laub- wassers mischwaldboden in Südtirol erreicht 175 Punkte. Niedrige BSQ-Werte werden Konkrete Maßnahmen: hingegen bei Ackerflächen gemessen – hier - Verpflichtende Bodenproben und Dünge- werden 97 Punkte erreicht. Managementplan für intensiv wirtschaftende - Mittelwert der Humusschicht im Grünland Betriebe als Kriterium bei der Zuweisung von Wasser 8,9 % Förderungen - 15 % der Flächen im Berggebiet werden be- - Begrenzung des Viehbesatzes (in Umsetzung) wässert – Tendenz steigend. - Förderung der bodennahen Gülleaus & Boden bringung (als Kriterium in der Förder programmperiode 2021–2027, in Umsetzung bzw. Planung) - Bau von Speicherbecken 14 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 15
Konkrete Maßnahmen: tungszustand klassifiziert. Auf dieser Grundlage Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Vermehrte Verwendung von organischen werden für die betroffenen landwirtschaftlich Wir Bergbauern haben es in der Hand: Als Weinbauern können wir durch konkrete Düngern und Bodenverbesserern genutzten Wiesen Düngepläne erstellt, um eine Durch eine Anpassung des Viehbesatzes im Maßnahmen rund um Bewässerung und - Verbesserung der Ausbringungstechnik von standortangepasste Düngung zu garantieren Zuge der flächenbezogenen Milchwirtschaft Düngung unseren Boden und unser Wasser Pflanzenschutzmitteln (z. B. Verpflichtung zu und die Lebensräume auch zukünftig zu erhal- schützen wir auch Boden und Wasser vor gesund halten. Durch Begrünungseinsaaten Injektordüsen) ten. Dies ist ein gutes Beispiel, wie einerseits Verschmutzung. In den nächsten Jahren und organische Düngung kann dem Boden - Abstandsregelungen über die Umsetzung die Ziele von Naturschutz und Landschafts- werden Förderungen vermehrt an Umwelt- mehr Struktur verliehen werden. Zudem ist des Nationalen Aktionsplans zur nachhalti- pflege erfolgreich zu verwirklichen sind und leistungen gebunden. Wassersparen im Weinbau nicht nur Teil gen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln andererseits auch eine zukunftsträchtige Land- der Nachhaltigkeits-, sondern auch der Qua- (NAP, italienisch PAN), innerhalb 2021 wirtschaft betrieben werden kann. litätspolitik. - Wassersparende Maßnahmen und Bau von Speicherbecken Wassersparen durch Tropfberegnung WEIN und bedarfsgerechte Bewässerung WIRT Die Südtiroler Weinbauern bewässern seit den SCHAFT OBST Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: 1990er-Jahren hauptsächlich über Tropfbereg- WIRT Bei der Düngung, der Bewässerung und dem nung. Im Vergleich zur vorher üblichen Ober- Einsatz der Pflanzenschutzmittel können kronenberegnung konnte so im Weinbau ein Hier starten wir: SCHAFT wir unser Wasser und unseren Boden mit großer Schritt hin zu geringerer und effiziente- - Für die Rebböden beträgt der BSQ durch- konkreten Maßnahmen schützen. Neben rer Wassernutzung gemacht werden. Eine ge- schnittlich 145 Punkte. Hier starten wir: der Umstellung auf neue Ausbringungs- zielte und damit bedarfsgerechte Bewässerung - Zum Großteil dauerbegrünte Böden mit ent- - Für die Obstböden beträgt der BSQ durch- techniken helfen uns Weiterbildungen, unter Verwendung von Bodenfeuchtesensoren, sprechend erhöhten BSQ- und Emissions- schnittlich 131 Punkte. Sprühertests und Abstandsregelungen bei wie sie am Versuchszentrum Laimburg in Zu- werten - Mittelwert der Humusschicht 4,3 % der Reduzierung des Pflanzenschutzmittel- sammenarbeit mit Alperia und dem Beratungs- - Düngung nach Nährstoffbedarf (verpflichten- einsatzes. Bei der Düngung können wir den ring für Obst- und Weinbau vor Kurzem ent- Da wollen wir hin: de Bodenproben) Anteil an organischem Dünger erhöhen. wickelt wurde, hat neben einer Schonung der - Besserer Schutz des Bodens - Integrierter Obstanbau seit 30 Jahren Stan- Außerdem lässt sich durch eine Umstellung Wasserressourcen auch finanzielle und agrono- - Optimiertes Wassermanagement und besse- dard – inzwischen rund 13,5 % Biolandwirt- auf Tropfbewässerung und durch den Ein- mische Vorteile. rer Schutz des Grund- und Oberflächenwas- schaft satz von Tensiometern Wasser sparen. sers - Hoher Anteil an wassersparenden Bewässe- Verpflichtende Bodenanalysen - Optimiertes Bodenmanagement durch orga- rungsformen im Obstbau nische Düngung, Einsaaten usw. Seit über 20 Jahren ist eine Bodenanalyse, die Da wollen wir hin: MIT GUTEM alle 5 Jahre wiederholt werden muss, im Agrios- Konkrete Maßnahmen: - Stärkung der Bodenfruchtbarkeit, Humus- BEISPIEL VORAN Programm der Südtiroler Obstwirtschaft ver- - Ersetzung der mineralischen Stickstoff- aufbau und Erhöhung der Vielfalt an Boden- pflichtend vorgeschrieben. Dies ist notwendig, düngung zu 100 % durch organische Dünger lebewesen Managementpläne um eine optimale Versorgung und Ernährung („Südtirol Wein Agenda 2030“) - Reduzierung von Mineraldünger und Pflan- für Natura-2000-Gebiete der Obstbäume zu gewährleisten. Jedes Jahr - Ersetzung von Einweg-Kunststoff-Materia- zenschutzmitteln Natura-2000-Gebiete stellen natürliche und na- werden an die 4.000 bis 5.000 Analysen durch- lien durch biologisch abbaubare Materialien - Optimiertes Wassermanagement und besserer turnahe Lebensräume unter besonderen Schutz, geführt, um die Nährstoffsituation im Obstbau („Südtirol Wein Agenda 2030“) Schutz des Grund- und Oberflächenwassers um die Artenvielfalt zu erhalten. Dauerwiesen zu überprüfen. - Dokumentation der Bewässerung im Be- und Weiden in den Natura-2000-Gebieten triebsheft („Südtirol Wein Agenda 2030“) wurden kartiert und entsprechend ihrem Erhal- 16 Wasser & Boden NUMMER 1/2021 17
Artenvielfalt Agrarflächen haben das Potenzial, Tieren und Pflanzen einen idealen Le bensraum zu bieten. Die Intensivierung der Landwirtschaft beeinträchtigt aber auch diese Lebensräume. Die Folge: Die Artenvielfalt ist in der Agrar & Landschaft landschaft seit Jahren rückläufig. Durch gezielte Maßnahmen soll dieser Trend umgekehrt werden. Unser Ziel für 2030: Südtirol soll das Land der Artenvielfalt werden. Dafür gilt es, die Artenvielfalt grundsätzlich zu stei gern, indem u. a. Habitate für besonders gefährdete Arten geschaffen werden (Zielartenschutz). Das Biodiversitätsmonitoring der Eurac beob achtet die Entwicklung. Das Versuchszentrum Laimburg nutzt funktionelle Biodiversität für einen nachhaltigen Pflanzenschutz, indem Lebensraum für Nützlinge geschaffen wird. All dies dient der Landwirtschaft, aber vor allem der Natur insgesamt. Bäuerinnen und Bauern erbringen somit eine allge meine Leistung, von der die gesamte Bevölkerung und der Tourismus profi tieren. Die Pflege der Landschaft und der Erhalt des Ökosystems muss als Leistung anerkannt werden! BERG - 20 % der Betriebe halten vom Aussterben LANDWIRT bedrohte Rassen wie Grauvieh, Pinzgauer, Pustertaler Sprinzen und Original Braunvieh. SCHAFT Da wollen wir hin: Hier starten wir: - Erhalt und Steigerung der Artenvielfalt - Die Artenvielfalt hat unter der Intensivierung im Grünland der Grünlandwirtschaft gelitten. Dazu bei- - Balance zwischen Pflanzenproduktion getragen haben die frühere Mahd, der ver- und Artenvielfalt durch eine differenzierte mehrte Einsatz von Gülle und Mineraldünger Bewirtschaftung sowie Meliorierungen. - Andererseits gibt es noch große Flächen, die Konkrete Maßnahmen: extensiv genutzt werden. - Regelmäßige Erfassung der Artenentwicklung - In einer durchschnittlichen Wiese kommen - Begrünung mit autochthonem Saatgut in der Regel 20 bis 40 Pflanzenarten, 5 Heu- - Kartierung schützenswerter Flächen (Natur- schrecken und 10 Tagfalterarten vor und man museum Südtirol) kann 10 bis 15 Vogel- und 5 bis 10 Fleder- - Studie des Effekts der organischen Düngung mausarten beobachten. auf mäßig artenreiche Wiesen in Natura- 18 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 19
2000-Gebieten (Versuchszentrum Laimburg) Konkrete Maßnahmen: Da wollen wir hin: - Förderung einer geringen Bewirtschaftungs- - Förderung von regionalen Einsaaten - Apfelwiesen als artenreicher Lebensraum MIT GUTEM intensität auf wertvollen Flächen - Verpflichtendes Pflanzenschutzprogramm - Resistente Sorten anbauen, die weniger BEISPIEL VORAN - Förderung von Landschafts- und Wiesen („Südtirol Wein Agenda 2030“) Pflanzenschutz erfordern pflege (z. B. „Wiesen-Gen-Erhaltungsflächen“ - Weitgehender Verzicht auf synthetische Her- - Südtirol als Obstgarten Europas mit der größ- Kartierung schützenswerter Flächen und Landschaftspflegeprämien) bizide („Südtirol Wein Agenda 2030“) ten Biodiversität Das Naturmuseum hat u. a. im Zuge der Aus- - Ausweisung und Förderung von Habitaten - Wettbewerb „Lebensraum im Weinberg“ arbeitung dieses Leitbildes über 1.000 Hektar für gefährdete Arten („Südtirol Wein Agenda 2030“) Konkrete Maßnahmen: an schützenswerter Fläche kartiert. Die auf- - Ausarbeitung eines Leitfadens zur Förderung - Gestaltung von Ausgleichsflächen als Ver- gelisteten Wiesen und Feuchtflächen werden der Biodiversität im Weingarten („Südtirol bundflächen und als Zielhabitate (über die landwirtschaftlich genutzt oder liegen direkt Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: Wein Agenda 2030“) Genossenschaften) im landwirtschaftlichen Grün und sind daher Als Bergbauern haben wir die Möglichkeit, an - Förderung von regionalem Saatgut (Auftrag von der Bewirtschaftung beeinflusst. Die Liste entsprechenden Programmen teilzunehmen. an das Versuchszentrum Laimburg) enthält über 100 hochwertige Wiesen, Feucht- Damit unsere Wiesen erhalten bleiben, sind Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Züchtung und Prüfung resistenter bzw. ro- flächen und einige Trockenstandorte. Diese zu die Vorschriften in Bezug auf die Verwendung Als Weinbauern können wir die Artenviel- buster Sorten und Unterlagen mit neuesten erhalten, ist unser Ziel. von Saatgut zu beachten. Dadurch ergibt sich falt in unseren Weinbergen erhalten, indem Technologien (Versuchszentrum Laimburg) für Bergbauern auch die Möglichkeit, Saatgut wir die Vorschriften aus dem Pflanzen- - Reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmit- Die Bienenweide als Zuerwerb selbst zu produzieren. schutzprogramm 2021 beachten. Besonders teln durch smarte und bedarfsgerechte Aus- am Latscher Sonnenberg der in der „Südtirol Wein Agenda 2030“ bringung Als Bienenweide bezeichnet man Pflanzungen, angeführte Leitfaden in Form eines Arbeits- - Weiterentwicklung der biologischen Schäd- die den Bienen, aber auch anderen Insekten buches wird konkrete und praktikable Maß- lingsbekämpfung und der funktionellen über spezifische Vegetationsperioden wertvol- WEIN nahmen zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität durch profunde Kenntnis der len Nektar und Pollen liefern. Eine solche Bie- WIRT Artenvielfalt aufzeigen. biologischen Zusammenhänge (z. B. der Ein- nenweide ist 2020 am Latscher Sonnenberg ent- satz von Parasitoiden gegen die Marmorierte standen. Bei diesem Pilotprojekt geht es darum, SCHAFT Baumwanze) bienenfreundliche Waldränder zu errichten. - Wirk- und Lockstoffe aus der Natur (Agrobio- Hier starten wir: OBST logicals) erforschen (Versuchszentrum Laim- Projekte von VIP und Eurac - Dank der weitgehenden Dauerbegrünung im WIRT burg mit Partnern) Der Verband der Vinschger Produzenten für Weinbau, der besonderen Lagen, Steinmau- - Steigerung des Bioanbaus Obst und Gemüse VIP arbeitet mit der Eurac an ern und weniger intensiven Bewässerung SCHAFT der Weiterentwicklung und Umsetzung des Na- finden wir in der Weinwirtschaft eine er- turindexes. Durch ein Heckennetzwerk sollen staunlich hohe Artenvielfalt. Hier starten wir: Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: Randstreifen belebt und ökologisch attraktiv - In einem durchschnittlichen Weinberg - Innerhalb der Agrarflächen weisen die Obst- Durch Ausgleichsflächen, durch Einsaaten, gemacht werden. Ziel ist es, sogenannte Bio- kommen zwischen 30 und 40 Pflanzen-, bis bauflächen die geringste Artenvielfalt auf. durch das Schaffen und Erhalten von Land- diversitätsinseln zu schaffen und dadurch die zu 10 Tagfalter- und 3 bis 5 Heuschrecken- Das Potenzial, diese zu erhöhen, ist entspre- schaftselementen wie Hecken und Raine Artenvielfalt auf unseren Kulturflächen zu er- arten vor. Zudem können 10 bis 15 Vogel- und chend groß. sowie durch die Erhöhung des Humusan- höhen. Einige Pilotprojekte zeigen schon jetzt, etwa 10 Fledermausarten beobachtet werden. - In einer Obstanlage kommen meist 20 teils können wir Obstbauern einen wesent- wie das gehen kann. bis 25 Pflanzen- und bis zu 5 Tagfalterarten lichen Beitrag zur Steigerung der Arten- Da wollen wir hin: vor. Heuschrecken fehlen vielfach ganz. Es vielfalt leisten. Ebenso wichtig sind der - Weinberge als artenreichen Lebensraum aus- können etwa 10 Vogel- und Fledermausarten Verzicht auf Herbizide und der Einsatz von bauen und sichtbar machen beobachtet werden. schonenden Pflanzenschutzmitteln. 20 Artenvielfalt & Landschaft NUMMER 1/2021 21
Gesundheit Hochwertig ist ein Produkt dann, wenn es ernährt, zugleich die Gesundheit fördert und von den Feinschmeckern unter uns geschätzt wird. Die Quali tät landwirtschaftlicher Erzeugnisse wird deshalb durch strenge Qualitäts & Genuss kriterien und Kontrollen sichergestellt. Zum Genießen gehört aber auch das richtige Bewusstsein. Die weitere Verbesserung der Qualität und die Posi tionierung von Südtiroler Produkten als gesunde Lebensmittel sind deswe gen unser zentrales Anliegen. BERG terbasierten Milchproduktion (Versuchszent- LANDWIRT rum Laimburg und Freie Universität Bozen) - Erfassung verlässlicher Indikatoren für SCHAFT das Tierwohl (ab 2021 durch den Sennerei verband Südtirol und die Freie Universität Hier starten wir: Bozen) - Sehr hohe Gesundheitsstandards im EU-Ver- - Förderungen nur mehr für den Bau von Lauf- gleich ställen - Strenge Kontrollen der relevanten mikrobio- - Qualitätsfleischprogramm in Zusammen- logischen und chemischen Parameter arbeit mit dem Südtiroler Bauernbund, der - In der Veredelung erfolgreiche Milchhöfe Freien Universität Bozen und den Tierzucht- verbänden Da wollen wir hin: - Ausweitung der Programme für Nischen - Milchprodukte als gesunde Lebensmittel kulturen bzw. veredelte Produkte und Stär- positionieren kung der Beratung - Erhöhung der Futterqualität, der Tiergesund- heit und des Tierwohls - Produktion von Qualitätsfleisch Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Stärkung hochwertiger Nischenkulturen Wir Landwirte können und sollen uns ver- stärkt bei den Beratungsstellen informieren, Konkrete Maßnahmen: wie wir das Tierwohl bzw. die Futterqualität - Studien zur Bestimmung des Gesundheits- verbessern können. Außerdem gibt es die wertes von Lebensmitteln Möglichkeit, an Programmen teilzunehmen - Einführung von innovativen Methoden zur oder sich durch Nischenkulturen einen Produktion von Lebensmitteln mit gesicher- Zuerwerb zu sichern. ter Qualität und Herkunft - Erhöhung der Futterqualität durch Beratung (BRING – Beratungsring Berglandwirtschaft) - Erschließung des Potenzials einer grundfut- 22 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 23
WEIN OBST Ernährung dienen, mit der sich eine Pollenaller- Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: WIRT WIRT gie erfolgreich behandeln und heilen lässt. Die Für uns Obstbauern wird es weiterhin wich- entwickelte „Apfeltherapie“ besteht darin, über SCHAFT SCHAFT tig sein, auf die richtigen Sorten für den einen bestimmten Zeitraum gewisse Apfelsor- entsprechenden Standort zu setzen. Zudem ten in festgelegter Menge und Abfolge zu essen. Hier starten wir: Hier starten wir: ist es notwendig, Pflegemaßnahmen wie Betroffene, die an einer Vorstudie teilnahmen, - Jahrzehntelange Qualitätsstrategie - Der Satz „Ein Apfel am Tag, Arztbesuch er- Schnitt und Ausdünnung anzupassen und konnten nach der Apfeltherapie sowohl Äpfel - Zahlreiche Spitzenweine aus Südtirol spart“ ist immer noch gültig. Mit seinen über auf die innere Qualität zu achten. essen, ohne anschließend Symptome zu zeigen, - Wein als Genussmittel und Kulturgut 30 verschiedenen Vitaminen, Mineralstoffen als auch anderes Obst oder Nüsse und Gemüse und Spurenelementen stärkt der Apfel das zu sich nehmen, die sie zuvor wegen Kreuzreak- Da wollen wir hin: Immunsystem, senkt den Cholesterinspiegel tionen vermieden hatten. - Pflanzungen nur mehr in geeigneten Lagen und beugt Krankheiten und Allergien vor. MIT GUTEM - Einsatz geeigneter Sorten und entsprechende - Strenge Kontrollen und Rückstandsanalysen BEISPIEL VORAN Sortenzüchtung - Sortenstrategie durch das Sortenerneue- rungskonsortium webGRAS Konkrete Maßnahmen: Die Online-Applikation webGRAS des Versuchs- - Anpassung der Erzeugervorschriften hin- Da wollen wir hin: zentrums Laimburg bietet eine kostenlose sichtlich der Anbaugebiete (innerhalb 2021) - Apfel als zentrales gesundes Lebensmittel standort- und betriebsangepasste Schätzung der - Weiterentwicklung der etablierten Sorten positionieren potenziellen Futterqualität von Dauerwiesen durch neue Züchtungsmethoden zu standort- - Nur Premiumprodukte auf dem Frischmarkt für 19 Qualitätsparameter. webGRAS verwendet angepassten, robusten bzw. resistenten Re- - Ausbau der Veredelung (z. B. durch die Obst- automatisch aufbereitete Informationen aus ben (Versuchszentrum Laimburg seit 2020) verarbeitungsgenossenschaft VOG Products) Meteo- und GIS-Datenbanken sowie Auskünfte - Erforschung der Einflussfaktoren auf die zur Bewirtschaftung (z. B. zum Weidestadium Qualität des Weines Konkrete Maßnahmen: und Schnittzeitpunkt), die vom Nutzer eingetra- - Einführung innovativer Methoden zur Be- - Studien zur Bestimmung des Gesundheits- gen werden. stimmung von Qualitätsparametern und wertes des Apfels und seine Positionierung wertvollen Inhaltsstoffen als Gesundheitsbotschafter („sustainapple“, Qualitätsstrategie der Weinwirtschaft Nachhaltigkeitsstrategie der Südtiroler Obst- 98 % der Südtiroler Weinproduktion sind Südti- wirtschaft) rol DOC Wein, das ist einmalig in Italien. Natio- Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Einheitliche Sortierung: Nicht-erstklassige nale und internationale Weinführer bestätigen Die Anbaubedingungen ändern sich – vor Qualität kommt in die Weiterverarbeitung immer wieder, dass Südtirols Weine zu den allem wegen des Klimawandels. Als Wein- (Regelung Genossenschaften). besten Italiens zählen. Südtirols Weinwirtschaft bauern können wir uns anpassen und die - Einführung innovativer Methoden zur Be- setzt seit Jahrzehnten auf Qualität und hat im Qualität weiterhin hoch halten, indem wir stimmung von Qualitätsparametern und Verhältnis zur Fläche die höchste Dichte an uns an die wissenschaftlichen Empfehlun- wertvollen Inhaltsstoffen (Versuchszentrum Auszeichnungen. gen hinsichtlich des Sortenangebots und Laimburg und Freie Universität Bozen) der Züchtungsmethoden halten. - Entwicklung neuer Produkte für Endkunden AppleCare von VOG Products Unter Leitung des Versuchszentrums Laimburg wurden im Rahmen des Projekts „AppleCare“ jene Apfelsorten ermittelt, die Allergene enthal- ten. Deshalb können sie als Grundlage für eine 24 Gesundheit & Genuss NUMMER 1/2021 25
Gesellschaft Egal, was Landwirte anbauen und ernten, sie tun es zur Versorgung der Gesellschaft mit hochwertigen landwirtschaftlichen Produkten – und erhal ten im Gegenzug ein Einkommen. Die Gesellschaft wiederum ist ohne ihre & Dialog Landwirte nicht überlebensfähig – im wahrsten Sinne des Wortes. Beide sind also aufeinander angewiesen. Ein konstruktiver Dialog darüber, wie die Versorgung erfolgen kann und gleichzeitig Landwirte ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können, erscheint unerlässlich. Derzeit gibt es eine Reihe von Problemsituationen und Missverständnissen. Es muss wieder besser gelingen, die Bevölkerung von den Bedürfnissen der Landwirtschaft zu überzeugen, und die Landwirtschaft muss auf die Erwartungen der Gesellschaft besser eingehen. Hier starten wir: Erwartungen und Anforderungen der Gesell- - Konflikt über den Einsatz von Pflanzen- schaft anzupassen schutzmitteln und die Tierwohlsituation - Der Wunsch nach Bioprodukten ist groß, die Konkrete Maßnahmen: Bereitschaft, dafür einen höheren Preis zu - Dialog zwischen Wissenschaft und Gesell- zahlen, nicht immer im gleichen Umfang schaft (Wissenschaftlicher Beirat seit 2018) gegeben. - Dialog mit Moderatoren auf Bezirksebene - Verhärtete Fronten auf Seiten der Produzen- - Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesell- ten und Konsumenten schaft (Webinare LandWIRtschaft 2030 mit - Die Landwirtschaft muss Einkommen für die über 700 Teilnehmern, Diskussionsrunden Bauern schaffen und erschwingliche Lebens- in Umsetzung) mittel für die Konsumenten erzeugen. Da wollen wir hin: Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: - Konstruktives Miteinander zwischen Land- Das Miteinander zwischen Landwirtschaft wirtschaft und Gesellschaft und Gesellschaft hängt auch von uns Bäue- - Echte Wertschätzung der Konsumenten für rinnen und Bauern ab: Wir wollen Botschaf- die Arbeit und die Produkte der Landwirte ter unserer Arbeit und unserer Produkte - Weiterentwicklung der Landwirtschaft im sein. Gut informiert und immer auf dem Sinne der Nachhaltigkeit Laufenden brauchen wir die Diskussion - Bereitschaft der Konsumenten, angemessene nicht scheuen, sondern können mit guten Preise zu bezahlen Argumenten und Erklärungen unseren - Bereitschaft der Landwirte, sich an neue Standpunkt vertreten. 26 NAME KAPITEL NUMMER 1/2021 27
wertschätzt fordert Gesellschaft forscht Wissenschaft Nachhaltigkeit Begleitmaßnahmen Ernährungs- sicherheit hören zu Tierwohl Stets verfügbare Die in diesem Strategiepapier aufgezählten Da wollen wir hin: Lebensmittel Politik und konkreten Maßnahmen bedürfen nicht nur - Neue Formen der Kommunikation und des Bauernvertreter Artenvielfalt der Mitarbeit aller Beteiligten, sondern auch Marketings einer allgemein verständlichen und attraktiven - Der Landwirtschaft ein Gesicht geben Faire Preise für Vermittlung, einer wissenschaftlichen Fun- - Das Umfeld der Produktion aufzeigen Produzenten und unterstützen Klima dierung und einer strategischen Vermarktung. Konsumenten Es braucht daher eine Reihe von Begleitmaß- Konkrete Maßnahmen: Bäuerliche nahmen und ein gutes Zusammenspiel: Die - Bäuerinnen und Bauern in den Mittelpunkt Familienbetriebe Forschung liefert Ergebnisse, die kommuniziert rücken sorgen für achten auf werden müssen, die Kommunikation wiederum - Kommunikation über Wert und Leistungen muss Teil einer übergeordneten Marketingstra- der Südtiroler Landwirtschaft fortführen tegie sein. - Vertreter der Gesellschaft in die Weiterent- wicklungen der Landwirtschaft einbeziehen - Kommunikation der Ziele des Nachhaltig- MIT GUTEM Das Ziel ist nicht nur ein besseres gegenseitiges 1. KOMMUNIKATION keitspaktes der Landesregierung Verständnis, sondern auch die Weiterentwick- - Nachhaltigkeitsberichte der einzelnen Sek- BEISPIEL VORAN lung der Landwirtschaft in diesem Bereich auf toren Milch-, Wein- und Obstwirtschaft und der Grundlage eines gemeinsamen Konsenses. Um die derzeitige Situation der Landwirtschaft Zusammenfassung der wichtigsten Leitsätze Dialog zum heißen und die gesteckten Ziele aufzuzeigen, die Ver- - Transparenz der Maßnahmen durch wissen- Thema „Pflanzenschutz“ Landesrat sucht Gespräch änderungen zu dokumentieren und einen schaftliches Monitoring Die Debatte um die Ausbringung von Pflanzen- mit der Bevölkerung Messwert in Bezug Vermarktung zu erzielen, - Kommunikation in Bildern schutzmitteln hat nicht nur im Vinschgau, „Heiße Eisen“ und „auf den Nägeln brennen“ ist braucht es mehrere Kommunikationsstrategien. - Informationsplattform zur Landwirtschaft sondern auch allgemein Gräben aufgeworfen. etwas zu viel des Guten, ev.: Aktuelle Fragen, die Diese sollen mit den entsprechenden Partnern 2030 (Website des Ressorts auf www.provinz. Landesrat Arnold Schuler hat einen Dialog- den Südtirolerinnen und Südtirolern auf den wie dem Südtiroler Bauernbund, dem Wirt- bz.it in Ausarbeitung) prozess dazu angestoßen, der die Belange aller Nägeln brennen, ansprechen: Das ist das Vor- schaftsdienstleister IDM und den Vertretern der - Kommunikationsplattform www.dein Betroffenen in einem umfassenden und fairen haben von Landesrat Arnold Schuler. Er will mit Genossenschaften ausgearbeitet und umgesetzt suedtirolerbauer.it Prozess diskutiert und vereint. Professor Mat- der Gesellschaft in Dialog treten und dabei auch werden. Sie dienen dazu, Missverständnisse - Karte zur Entwicklung der Artenvielfalt thias Gauly von der Freien Universität Bozen Spannungs- und Problemfelder ansprechen. zwischen Produzenten und Konsumenten aus- (Website des Ressorts auf www.provinz.bz.it und Franz Tutzer, der ehemalige Direktor der Denn Akzeptanz und Verständnis für Umbrüche zuräumen, das gegenseitige Verständnis zu er- in Ausarbeitung) Fachoberschule für Landwirtschaft Auer, führen in der Landwirtschaft lassen sich nur gemein- höhen und damit den Dialog zu erleichtern. - Virtueller Südtiroler Bauernhof zum mehrstufigen Interviews mit den relevanten Ak- sam finden. Der Landesrat will dies zum Thema spielerischen Kennenlernen der Südtiroler teuren der Gesellschaft, um die Akzeptanz und machen und die Diskussion dazu vorantreiben. Besonderheiten (Website des Ressorts auf das Vertrauen in die Landwirtschaft zu stärken. www.provinz.bz.it in Ausarbeitung) 28 Gesellschaft & Dialog NUMMER 1/2021 29
und leicht verständlich, prägen sich aber auch Da wollen wir hin: - Erstellung eines Konzeptes „Big Data“ in der Mein Beitrag als Landwirt & Landwirtin: leicht ein. Die Karte unten zeigt den Grad der - Etablierung Südtirols als Forschungsstandort Südtiroler Landwirtschaft „Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Naturentfernung und drückt damit einer- für die Landwirtschaft im Berggebiet - Stärkung des Instituts für Pflanzengesund- recht haben könnte.“ Offenheit und Neu- seits die Natürlichkeit (Grad des menschlichen - Ausbau der Grundlagen- und angewandten heit am Versuchszentrum Laimburg gierde sind die Grundvoraussetzung für Einflusses auf einen Lebensraum) sowie ande- Forschung - Etablierung und Ausbau des Kompetenzzen- einen aufrichtigen und fairen Dialog. Wenn rerseits die räumliche Distanz zu natürlichen - Verstärkte Suche nach Alternativen zu che- trums für Pflanzengesundheit an der Freien wir Aufrichtigkeit und Fairness mitbringen, Habitaten eines bestimmten Gebiets aus. Die misch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln Universität Bozen (u. a. durch Berufung von haben wir die Möglichkeit, sie bei verschie- Grafik hingegen veranschaulicht die Arten- - Moderne Züchtungsmethoden (CIS-Genetik, 2 Juniorprofessorinnen bzw. -professoren denen Formaten, Debatten und Projekten vielfalt je 100 Quadratmeter (siehe gegen- Genom-Editierung) für die Entwicklung von und Finanzierung von 5 Forschungsstellen) einzubringen. Die dafür ausgearbeiteten überliegende Seite) je nach Sektor bildlich. resistenten und robusten Sorten - Erforschung abiotischer und biotischer Kommunikationshilfen unterstützen uns - Kriterien für das Tierwohl und dessen Ver Stressfaktoren der Pflanze und Ausarbeitung dabei. besserung biologischer und technologischer Lösungs- - Begleitforschung zu verschiedenen Maß ansätze, u. a. Big-Data-Management an der 2. AUSBAU nahmen Freien Universität Bozen DER FORSCHUNG - Forschung zu Smart-Farming-Technologien - Neuauflage des Aktionsplans für die Berg- MIT GUTEM landwirtschaft BEISPIEL VORAN Der Green Deal der Europäischen Kommission Konkrete Maßnahmen: - Züchtung standortangepasster und resisten- sieht eine drastische Reduzierung von Dün- - Mitentwicklung und Testung neuer Techno- ter Sorten mit neuesten Technologien und Kommunikation in Bildern ge- und Pflanzenschutzmitteln vor, womit logien im digitalen Freiluftlabor für Obst- und Prüfung widerstandsfähiger Saatgutmischun- Der Spruch „Ein Bild sagt mehr als tausend eine Ökologisierung in der Landwirtschaft Weinbau „LIDO“ am Versuchszentrum Laimburg gen am Versuchszentrum Laimburg Worte“ gilt auch für Karten und Grafiken. Sie erreicht werden soll. Um eine ressourcenef- (z. B. Drohneneinsatz beim Pflanzenschutz) - Ausbau des Forschungsnetzwerks vermitteln komplexe Sachverhalte anschaulich fiziente Landwirtschaft zu gewährleisten, ist der Ausbau der Forschung in diesem Bereich Artenreiche Wiesen & Weiden essenziell. Eine maßgebliche Rolle spielt die Almen Forschung in den Bereichen der Tier-, Pflan- zen- und Bodengesundheit, der Biodiversität, der Züchtung neuer Sorten, der Entwicklung nachhaltiger Anbau- und Bewirtschaftungs- methoden sowie bei der Einführung zukunfts- weisender Technologien und der Kreislaufwirt- Wiesen schaft (EU Circular Economy Action Plan). Eine & Weiden Obstbauflächen Vernetzung der Informations- und Kommu- nikationstechnologien in der Landwirtschaft (Smart Farming) soll zudem eine ressourcen- effiziente Landwirtschaft unterstützen und fördern. Darüber hinaus kann eine präzise Sammlung von Daten (Big Data) effiziente Maß- Weinbauflächen nahmen entwickeln und quantifizierbare Ziele setzen. Dafür braucht es eine starke und un- Quelle: Rüdisser, J., Tasser, E., Tappeiner, U. (2012) Distance abhängige Forschung, die mit den Bäuerinnen to nature - a new biodiversity relevant environmental indicator Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus dem Biodiversitätsmonitoring Südtirol der ersten zwei Erhebungsjahre. set at the landscape level. Ecological Indicators 15/1, 208–216. und Bauern eng zusammenarbeitet. *: Durchschnittswerte; Pflanzenarten auf einer Fläche von 100 m², Schmetterlingsarten auf einem Transekt von 50 m und Vogelarten in einem Umkreis von 100 m. 30 Begleitmaßnahmen NUMMER 1/2021 31
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