Aktiv im Schöneberger Norden - Ehrenamt im Kiez - Eine Handreichung für Interessierte im Quartier - Das ...
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Inhalt Herausgeber (Projektträger) Interviews, Texte Dank Vorwort Quartiersrat Informationen zum Ehrenamt in Pestalozzi-Fröbel-Haus Marion Schütt Die Broschüre „Aktiv im Schöneberger 3 Jörn Oltmann, 20 Einführung Peter Pulm Schöneberg Nord Karl-Schrader-Str. 7-8 www.synopsisfilm.de Norden – Ehrenamt im Kiez“ wäre ohne Bezirksstadtrat Tempelhof- 22 Quartiersrätin 38 Stadtteilbüro 10781 Berlin die vielen offenen und motivierenden Schöneberg 23 Quartiersrat 39 Freiwilligenagentur Unbezahlbar www.pfh-berlin.de Layout, Grafik Gespräche nicht möglich gewesen. 40 Ehrenamtsbüro Rathaus Carola Bellach Schöneberg im Auftrag www.4mbh.com Danke an das Team des Quartiers- Jugendliche Senior*innen 41 VHS Schöneberg, Fortbildung des Quartiersmanagements manangements (QM) und an die 4 Einführung Hella Pergande 24 Einführung Christiane Ströhl Ehrenamt Schöneberger Norden Korrekturlektorat Mitarbeiter*innen des Bezirks und der 5 Peer Helperin 25 Hockergymnastik Doris Rode, Jürgen Fischer Einrichtungen Tempelhof-Schönebergs 6 Peer Helper 26 Seniorenvertretung Adressen und Kontakte Redaktion für die teils sehr persönlichen Begleit- 7 Kinder-und Jugendparlament Tempelhof-Schöneberg 42 Adressen Corinna Lippert Bildnachweis texte. Sie alle haben zum Gelingen der 8 Schularbeitshilfe 27 Spielkurse, Karten und 44 Förderung ehrenamtlicher Peter Pulm Foto privat (2) vorliegenden Broschüre beigetragen. 9 Aufbau- und Eventhelfer Brettspiele Initiativen Gerd Schmitt Foto QM, Alexander Meyer, Bewerbung und Infos zum (21), (23 klein) Ehrenamt Fotos © Foto Dagmar Jotzo, (10 klein rechts) Aktive Eltern Geflüchtete Marion Schütt 10 Einführung Hans Peter Föll 28 Einführung Hamad Nasser www.synopsisfilm.de 1. Auflage 2020 11 Einführung Nana Salzmann 29 Begleitung 12 Elternvertreterin 31 Tandempartnerin 13 Bildungsbotschafterin Nachbarschaft Engagement in der Diakonie 14 Einführung Hamad Nasser 32 Einführung Burkhard Bornemann 15 Lernpate 34 Suppenküche Gefördert durch die Europäische Gefördert durchGefördert Union, die Europäische die Union, Bundesrepublik Deutschland, die Bundesrepublik das Land Deutschland, das Berlin im Rahmen Land Berlin das im Rahmen der Zukunftsinitiative derim Stadtteil, Zukunftsinitiative Programm Stadtteil, Programm Sozialer Zusammenhalt Sozialer Zusammenhalt 16 Lernpatin 35 Kleiderkammer durch die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland, Land Berlin Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Programm Sozialer Zusammenhalt Gefördert Gefördert Gefördert durch durch durch diedie die Europäische Gefördert die durch Europäische Europäische Union, Union,die dieEuropäische Union, die Union, Bundesrepublik Bundesrepublik Bundesrepublik die Bundesrepublik Deutschland, Deutschland, Deutschland, das das das Land Berlin Land im Deutschland, Land Berlin Berlin Rahmen imim das Land Rahmen Rahmen der Berlin derder im Rahmen Zukunftsinitiative Zukunftsinitiative Zukunftsinitiative Stadtteil, der Zukunftsinitiative Stadtteil, Stadtteil, Programm Programm Programm Sozialer Stadtteil, Sozialer Sozialer Zusammenhalt Zusammenhalt Zusammenhalt 17 Lesepatin Programm Sozialer Zusammenhalt 36 Mittwochsinitiative Gefördert durch die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Programm Sozialer Zusammenhalt 18 Gärtner 19 Gärtnerin europäische europäische union union europäischer für europäische FondsFonds europäischer für union regionale europäische europäische europäische entwicklung union europäischer union Fonds für union europäische union regionale entwicklung regionale europäischer europäischer europäischer Fonds für Fonds für fürentwicklung Fonds europäischer Fonds für regionale regionale regionale entwicklung entwicklung entwicklung regionale entwicklung 1
Vorwort Liebe Nachbarinnen und Nachbarn im Schöneberger Norden! Jörn Oltmann Ich freue mich, Ihnen heute die Broschüre „Aktiv im Schöne- Besonders ist auch das vielfältige Engagement der Erwach- Die hier vorgestellten „Leuchttürme des Nordens“ stehen für berger Norden – Ehrenamt im Kiez“ überreichen zu können. senen aus dem Quartier: Seit vielen Jahren bringen sich Be- Hunderte von Menschen aus Ihrer Nachbarschaft, die mit ih- Sie erfahren nicht nur, wer hier aktiv im Quartier unterwegs wohnerinnen und Bewohner unterschiedlicher Herkünfte rem persönlichen Einsatz dazu beitragen, den Schöneberger ist, sondern auch, wohin Sie sich wenden können, wenn Sie in die Vergabejury und den Quartiersrat ein, gestalten die Norden weiterhin lebens-und liebenswert zu gestalten. selbst sich als Freiwillige*r engagieren wollen oder auch Un- Geschicke des Quartiers mit und kümmern sich um die Be- Das Projekt „Wir machen weiter!“, aus dem heraus diese Bro- terstützung für Ihre ehrenamtliche Arbeit benötigen. lange des Stadtteils. Eltern und Bildungsbotschafter*innen schüre entstanden ist, verabschiedet sich Ende 2020 genauso Denn Ehrenamt im Schöneberger Norden ist so vielfältig wie unterstützen sowohl andere Eltern ihrer Communities, aber wie das Team Quartiersmanagement – doch Sie bleiben da- das Quartier selbst: auch die Nachbarschaftstreffpunkte und Bildungseinrichtun- bei – dafür meinen herzlichen Dank! gen. Nachbar*innen gärtnern im Wohnumfeld und können Junge Menschen aus dem Quartier – mit und ohne Fluchter- anderen etwas beibringen. Und noch vieles mehr! Darüber Vielleicht werden auch Sie angeregt durch die Beiträge der fahrungen – engagieren sich sozial. Sie sind Peer Helper und hinaus steht das Bezirksamt mit dem Ehrenamtsbüro oder Ehrenamtlichen aus Ihrer Nachbarschaft, sich vor Ort zu en- unterstützen mit ihrem Know-how und ihrer Mehrsprachig- der Volkshochschule für Fortbildungen für Ehrenamtliche zur gagieren. Dazu möchte ich Sie herzlich einladen. keit andere Kinder, Schülerinnen und Schüler, Jugendliche Verfügung. Das Pestalozzi-Fröbel-Haus vermittelt Freiwillige. und junge Erwachsene z. B. in der Schule und in der Ausbil- Die Diakonie ist im Quartier tätig! Die Aufzählung ließe sich dungs- und Berufsfindung. Oder sie assistieren souverän immer weiter fortsetzen – doch jetzt schauen Sie selbst, lesen beim Klettern in der Boulderwand. Einige von ihnen wurden, Sie und lassen Sie sich anregen von ganz unterschiedlichen als sie Kinder waren, selbst auf dieselbe Art und Weise un- aktiven Menschen aus dem Schöneberger Norden. Es sind Ihr Jörn Oltmann terstützt. Alle eint, dass sie auch sich selbst gemeinsam mit kleine Geschichten, die berühren, die Mut machen, die zum Stellvertretender Bürgermeister und Stadtrat für Stadtent- anderen auf diesem Weg stärken und weiterqualifizieren. freiwilligen Engagement anregen, die wahre Schätze bergen! wicklung und Bauen vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg 2 3
Jugendliche Jugendliche geben sich die Ehre Hella Pergande, Outreach – Mobile Jugendarbeit Seit 2004 arbeite ich im Schöneberger Norden, anfangs mit Auch Geflüchtete lassen sich besonders gern auf ein Ehren- Kindern und jugendlichen Peer Helpern. Diese haben am amt ein. Sie möchten helfen, Teil der Gemeinschaft sein und, Kletterfelsen assistiert, mit den Kindern auf dem Spielplatz wie sie sagen, „ihr etwas zurückgeben“. gespielt und Gruppen bei Ausflügen begleitet. Immer wieder war ich fasziniert, welche sozialen Kompetenzen die Jugend- Wenn sich die jungen Menschen in ihrer Gesamtheit grund- lichen haben. Sie sind sehr kinderlieb und hilfsbereit, haben sätzlich wahrgenommen und gefragt fühlen – dann ist der ein untrügliches Gefühl für Gerechtigkeit und verfügen über Rest ein „Kinderspiel“, was mir sicher etliche Kolleg*innen aus sehr viel Kreativität. Außerdem beherrschen die meisten von dem Kiez bestätigen können. ihnen mehrere Sprachen; Interkulturalität ist für sie gelebter Alltag. Seit 2015 bietet outreach die Ausbildung zur/m Jugendleiter*in an und richtet sich direkt an solche Jugendliche. In vierzig Se- Jeden Freitag kochen wir im P12 und finden so Interessenten für In ihren Einsätzen in der sozialen Arbeit haben sie lernen kön- minarstunden lernen die jungen Menschen, wie man Grup- unser ehrenamtliches Engagement im Kiez. Anfangs waren wir nen, wie es sich anfühlt, etwas Gutes für sich und gleichzeitig pen pädagogisch anleitet, welche rechtlichen Grundlagen in hier zwei, drei Jugendliche, jetzt sind es schon 25, die mitmachen. für andere zu tun. der Jugendarbeit gelten, wie man geschlechtergerechte An- sätze anwendet, Gespräche führt und Konflikte konstruktiv Und auch in meiner Tätigkeit im P12 lerne ich viele Jugend- bearbeitet. Gemeinsam lernen sie Teambildung kennen und Jennifer K. ist 19 Jahre alt und in Berlin aufgewachsen. Sie ist Ein Erste-Hilfe-Kurs gehört ebenfalls dazu. Nach 40 Semi- liche kennen und erfahre eher „nebenbei“, was sie ansons- befassen sich mit politischer Bildung. polnische Roma, sie spricht Deutsch und Polnisch und hat die narstunden ist die Teilnahme erfolgreich beendet, und der ten und in der Freizeit so machen. Der eine repariert für die 10. Klasse mit dem MSA abgeschlossen. Beruflich will sie im Landesjugendring Berlin stellt die bundesweit anerkannte Kinder in der Nachbarschaft Fahrräder – weil er es kann. Ein Sie absolvieren diese Ausbildung mit Erfolg und sind mit Hotelbereich Fuß fassen. Jugendleiterausbildungsbescheinigung aus, die für drei Jah- anderer betreut den Fitnessraum im Treff 62. Eine junge Frau Recht stolz darauf, eine Jugendleiter*innen-Card (JuLeiCa) re gilt. Jennifer K. erzählt begeistert von ihrer Ausbildung engagiert sich im Fresh 30 und in der „Villa Schöneberg“. Am – ein bundesweit einheitlicher Ausweis für ehrenamtliche Als sie vor drei Jahren erfuhr, dass im P12 die Jugendleiter- zur Jugendleiterin. Beeindruckt war sie von den Workshops Kletterfelsen und in der Villa selbst helfen Jugendliche frei- Mitarbeiter*innen in der Jugendarbeit – ausgehändigt zu be- ausbildung (JuLeiCa) angeboten wird, erkundigte sie sich in zum Thema, wie man mit Kindern umgehen soll. Besonders willig, gern und engagiert dem Kletterlehrer. Man trifft sie kommen. dem Ladenbüro in der Pallasstraße 12. Voraussetzung für die interessant fand sie das Modul „Laisser Faire“, bei dem die auf den Straßenfesten. Einer bietet über das Netzwerk Jun- Ausbildung ist der 6-monatige ehrenamtliche Einsatz als Peer Kinder selbst bestimmen, was sie machen wollen. Nach der gensport in mehreren Einrichtungen Kicker-Tourniere an. Ein Ich hege eine große Hochachtung vor diesen Jugendlichen, Helperin auf den Spielplätzen im Schöneberger Norden. Ausbildung dürfen die Jugendleiter*innen bis zu acht Kinder junger Mann mit Trainer-C-Lizenz bietet für bwgt e. V. Kindern die trotz Zeitmangel und auch verschiedener persönlicher betreuen. Sie organisieren die Sommerferienschule, planen sportliche Aktivitäten an. Mir sind junge Menschen bekannt, Probleme einen Sinn für das Gemeinwesen haben und sich An der Jugendleiterausbildung können Jugendliche ab 16 Reisen in den Spreewald nach Kopenhagen und Prag. Die Rei- die im „Kaffeeklatsch“ ehrenamtlich tätig waren. Es gibt sie aktiv einbringen. Toll, dass es sie gibt! Jahren teilnehmen, die ihren Hauptwohnsitz in Berlin haben. sen werden von den Jugendleiter*innen bis ins kleinste Detail in den Nachbarschaftseinrichtungen, in Vereinen und Initia- Die Ausbildung besteht aus acht Modulen. Mit welchem Füh- vorbereitet. Sie arbeiten die Touren durch die Städte aus, be- tiven. Es sind viele. rungsstil leite ich eine Gruppe? Wie sieht die Kommunikation schäftigen sich mit der Kultur und den Menschen. Das alles aus, und welche rechtlichen Grundlagen muss ich b eachten? wird durch Feedbackgespräche vom P12 begleitet. P12 Perspektive.Beruf.Zukunft P12 Schöneberg Nord 4 Pallasstraße 12, 10781 Berlin, Tel. 030 3512 8626 Pallasstraße 12, 10781 Berlin, Tel. 0177 4626 531 Peer Helperin 5
Ehrenamt ist so eine Sache, die ich für mich mache und die Ich habe viel gelernt in der Zeit und supertolle Menschen anderen. Das hat mit dem, was ich später machen will, nicht kennengelernt; es ist schön, die eigene Umgebung unbedingt was zu tun. mitzugestalten, das ist diese Investition absolut wert. Abdul A. ist 22 Jahre alt. Geboren in der syrischen Haupt- Jugendleiterausbildung und der Mitarbeit im Projekt Peer Ida K. ist 16 Jahre alt, sie ist in Kreuzberg aufgewachsen und pelhof-Schöneberg half mir sehr, mich in der Bezirkspolitik stadt Damaskus, ist er als unbegleiteter Minderjähriger nach Education. Nach einem Jahr fragte ihn die Leitung, ob er sich lebte bis vor Kurzem mit ihren Eltern in Alt-Treptow. Sie be- und -verwaltung zu orientieren. Es gibt Anträge im Bereich Deutschland gekommen und lebt seit vier Jahren in Schö- vorstellen könnte, das Modul „Rechtliche Grundlagen“ der suchte das Robert Blum Gymnasium im Schöneberger Nor- Verkehr wie das Aufstellen von Mittelinseln und Ampeln und neberg. Er spricht Arabisch, Türkisch, Deutsch und bereitet Juleica (Jugendleiter*in Card)-Ausbildung für andere Jugend- den, ihre Lieblingsfächer sind Ethik, Chemie und Deutsch, wo- Anträge zum Thema Mobbing in den Schulen: Wie können sich gerade an der Hans-Litten-Schule auf sein Abitur mit den liche mitzugestalten. Abdul motiviert Mitschüler*innen und bei sie das von den jeweiligen Lehrkräften abhängig macht. wir zu einer Umgebung beitragen, wo so etwas einfach nicht Leistungskursen Wirtschaft und Mathematik vor. Seine beruf- Freunde fürs Ehrenamt: „Ich zeige ihnen, was im P12 außer passiert? Die Einführung einer Schuluniform steht für das KJP liche Zukunft sieht er in Richtung Wirtschaft oder Business- den Beratungen für tolle Aktionen stattfinden, da brauche ich In der 8. Klasse fing sie an, sich in der Jugendgruppe von zur Diskussion. Wenn einer der Anträge bei der BVV (Bezirks- management. ihnen nicht zwei Stunden vom Ehrenamt zu erzählen, son- Greenpeace zu engagieren. Seit einigen Jahren ist sie Klas- verordnetenversammlung) Zustimmung findet, wird er an dern werde eher gefragt: Was gibt es denn für Möglichkeiten sensprecherin an ihrer Schule und kam so mit dem Kinder- die zuständigen Gremien weitergeleitet, aber die Umsetzung Auf das P12 ist Abdul über die Beratung JOBMOBIL auf- für mich, was kann ich hier machen?“ und Jugendparlament Tempelhof-Schöneberg (KJP) in Berüh- dauert oft sehr lange: „Wenn ich heute ein Buch bestelle, ist merksam geworden. Im Programm vom P12 gab es eine Für Abdul fühlt sich der Schöneberger Norden gut an, ihm rung. Nach dem ersten Plenum mit 120 Parlamentarier*innen die Bestellung am nächsten Tag da.“ Sie nimmt sich für ihr eh- Gesprächsrunde für Politische Bildung, an der er teilnahm. gefällt die Vielfalt, mitten drin das Pallasseum und die Nähe stand ihr Entschluss fest: sie stellte sich zur Wahl und vertritt renamtliches Engagement sehr viel Zeit. Sie plant wöchentlich Erste Erfahrungen mit dem Ehrenamt machte er 2018 wäh- vom Nollendorfplatz. „Es ist spannend, dass hier alles funk- seit 2019 als Kinder-und Jugend-Parlamentarierin die Region circa zehn Stunden für Vorbereitung und Recherchen, für die rend der Europawahl. Er bastelte mit anderen Jugendlichen tioniert. Auch auf den Festen kommen Menschen aus aller Friedenau-Schöneberg. Für Ida K. ist es superspannend, die Zoom-Meetings des Vorstands und der Regionalen Arbeits- im P12 eine Wahlurne und führte in den Schöneberger Schu- Welt zusammen, da ist nichts zu spüren von Hass und Diskri- Bezirkspolitik näher kennenzulernen. Maike Hoffmann, die gruppe (RAG). Ihre Eltern ermutigen und beraten Ida K.; für len die Wahlen durch. Danach ging es für ihn los mit der minierung.“ Koordinatorin des Kinder- und Jugendparlaments von Tem- diese Unterstützung ist sie ihnen sehr dankbar. P12 Schöneberg Nord Jugendamt Tempelhof-Schöneberg 6 Peer Helper Pallasstraße 12, 10781 Berlin, Tel. 0177 4626 531 Strelitzstraße 15, 12105 Berlin, Tel. 030 90277 2286 Kinder- und Jugendparlament 7
Wenn ich das Ehrenamt nicht angenommen hätte, wäre ich Wir bieten den Jugendlichen an, uns ehrenamtlich bei den vermutlich ein anderer Mensch, eher fixiert auf Wirtschaft und Veranstaltungen im Park zu helfen. Das ist für Jugendliche auf Teufel komm raus alles rausholen, was man rausholen kann. gedacht, die was mit unserem Kiez zu tun haben. Ihsan A. ist 25 Jahre alt. Er ist in Schöneberg geboren, spricht die Kindesentwicklung. Ihsan A. hilft dem Stadtteilverein an Ibrahim O. ist heute 39 Jahre alt. Im Alter von zwei Wochen ist. Um sich zu organisieren gründete Ibo 2012 mit Freunden fließend Deutsch und Türkisch und besuchte das Robert drei Nachmittagen in der Woche für jeweils vier Stunden. kam er nach Berlin, da seine Eltern während der Intifada den Verein „Kulturelle Erben e. V.“, der ein Konzept entwickel- Blum Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Immobilien- Tagsüber geht er zur Uni oder arbeitet. In den Sommerferi- aus dem Libanon fliehen mussten. Ibo ist in Schöneberg te, wie junge Menschen legal Graffiti sprühen können, ohne projektmanagement, Gesundheitsmanagement und Wirt- en ist er die ganze Woche in der Crellestraße. Er organisiert aufgewachsen, er spricht Kurdisch, Arabisch, Türkisch und dass sie eine Anzeige bekommen. „Wir stellen Malpässe für schaftsingenieurswesen. für die Kinder und Jugendlichen das Sommerprogramm und Deutsch. Er besuchte hier die Grundschule und machte auf Interessierte aus, die sich so an der Hall of Fame im Park plant Ausflüge zur Bowlingbahn, Tischtennis- und Kickertur- dem Robert Blum Gymnasium sein Abitur. Anfangs studierte am Gleisdreieck legal verwirklichen können.“ Ein wichtiges Während der Oberschule konnte er das Angebot der Schular- niere oder einen Ausflug zum Schloss nach Potsdam. er Mathematik, dann Betriebswirtschaftslehre (BWL) bis zum Projekt der „Kulturellen Erben e. V“. ist seit 2015 „Kreativ im beitshilfe des Stadtteilvereins in der Crellestraße in Anspruch Abschluss mit Diplom. Kiez“. Hier geht es darum, die Jugendkultur auf der Straße zu nehmen. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen von da- Viele der Ehrenamtlichen waren schon als Jugendliche hier, lassen und dort abzuholen. Mit den vier Säulen des Hip-Hop: mals hätte er sein Abitur nicht bestanden. Nach den bestan- daher ist es nicht so schwer, sie zu überzeugen mitzuhelfen. Ibo entwickelte während des Studiums einen berührungs- Rap, Graffiti, DJing und Breakdance werden den Jugendlichen denen Prüfungen dachte er sich: „Wenn ich Hilfe bekomme, Ihsan A. musste man auch nicht überzeugen, als er nach dem empfindlichen Bildschirm und machte sich nach vier Jahren Wege aufgezeigt, sich kreativ auszudrücken. „Ehrenamtlich dann will ich sie auch irgendwann zurückgeben.“ Nun unter- bestandenen Abitur gefragt wurde, ob er Interesse hätte, in in der Digitalmedienbranche selbständig. Ein Freund bot ihm können sich Jugendliche bei den Straßenfesten und bei den stützt er seit fast acht Jahren den Stadtteilverein bei der Schul- der Crellestraße mitzumachen. Aktuell engagieren sich sechs 2013 einen Szeneladen für Hip-Hopper an, der schon seit Veranstaltungen im Park engagieren. Da brauchen die Kul- arbeitshilfe und der Gestaltung der Ausbildungssuche. Seiner Ehrenamtliche in der Crellestraße; es waren mehr, aber durch 1993 in der Schöneberger Yorckstraße existierte. Für Ibo war turelle Erben e. V. immer Unterstützung: beim Aufbau, beim Meinung nach haben viele Eltern die Vorstellung, die Kinder die Corona-Maßnahmen und Einschränkungen sind etliche es eine große Herausforderung, einen Laden mit so viel Tradi- Abbau, bei der Organisation und bei der Bewerbung der Ver- müssen immer Einser schreiben, vernachlässigen dabei aber Projekte ausgefallen. tion weiterzuführen. 1991 wussten ganz wenige, was Hip-Hop anstaltungen.“ Stadtteilverein Schöneberg e. V. Die Kulturellen Erben e. V. 8 Schularbeitshilfe Crellestraße 38, 10827 Berlin, Tel. 030 7870 4050 Yorckstraße 53, 10965 Berlin, Tel. 0160 9093 2349 Aufbau- und Eventhelfer 9
Aktive Eltern Das Ehrenamt in den Gremien kann ein sehr weitreichendes sein Man bringt sich natürlich auch ein, wenn man sagt: „Ihr seid auf dem Hans-Peter Föll, Schulleiter der Neumark-Grundschule richtigen Weg, macht weiter so.“ Nana Salzmann, Schulleiterin der Spreewald-Grundschule Die Neumark-Grundschule ist eine Ganztagsschule im Schö- jährlichen Gesamtkonferenz beteiligt, an der alle teilnehmen, Die Spreewald-Grundschule ist eine Ganztagsschule im Schö- und Schulpädagog*innen jeden Freitag von 11:30 bis 13:30 neberger Norden und zugleich zertifizierte musikalische die in der Schule unterrichten und erziehen. neberger Norden mit Schwerpunkt Theater. 300 Schülerin- Uhr zum Elterncafé ein; hier können sich die Eltern infor- Grundschule. In diesem Jahr gibt es 15 Regelklassen und zwei nen und Schüler besuchen die Schule, und in diesem Schul- mieren und austauschen. Vor Schulbeginn wird ein Schul- Willkommensklassen mit insgesamt 334 Schülerinnen und Für die Lehrer*innen und Erzieher*innen ist es sehr viel ein- jahr wurde auf Grund der steigenden Anmeldungen eine frühstück angeboten, das anteilig von Rewe und dem GEV- Schülern. Viele Eltern engagieren sich an der Neumark-Grund- facher, wenn eine Bildungsbotschafterin die Eltern, die sich zusätzliche 6. Schulanfangsklasse eingerichtet. Vorstand (Gesamtelternvertretung) unterstützt wird. Einmal schule ehrenamtlich. Sie sind Lesepaten, sie helfen bei der sprachlich noch nicht so ausdrücken können, zu Terminen im Jahr findet ein Sponsorenlauf mit Schüler*innen statt, und Einschulung, bei allen Schulfesten, und vier Mütter gründeten in die Schule begleitet. Fragen der Betreuung in den Ferien Die Schule kooperiert mit unterschiedlichen Trägern und Ver- demnächst ist ein Flohmarkt auf dem Schulgelände geplant. im Februar ein Schülercafé, das jeden Montag, Mittwoch und nach 16:00 Uhr oder der Antrag fürs Mittagessen sind schnell einen. Die Bürgerstiftung fördert die Schüler*innen im Bereich Freitag in der ersten großen Pause geöffnet ist. Dort gibt es geklärt. Die ehrenamtliche Unterstützung vereinfacht die Ver- Physik. Ingenieure, Chemiker und Physiker kommen zweimal Die starke Beteiligung der Eltern ist auch in allen Gremien für 50 Cent belegte Brötchen und freitags Waffeln. waltung, verkürzt die Wege und ist eine große Hilfe für die pro Woche, um mit den Schüler*innen physikalische und che- der Schule präsent. Viele Menschen aus dem Kiez bieten ihre Schule. Im Rahmen der Coronakrise haben bildungsnahe El- mische Versuche durchzuführen. Es gibt Kooperationen mit ehrenamtliche Unterstützung als Lesepaten an. Als kürzlich Das Ehrenamt in den Gremien kann ein sehr weitreichendes tern, darunter IT-affine Väter, vorgeschlagen, Videokonferen- dem Extavium Potsdam, der Gewobag, dem Jugendmuseum ein mehrseitiger Artikel in der Süddeutschen Zeitung und der sein, ganz nach Lust der Eltern, sich zu engagieren. Die eh- zen für eine Klasse aufzubauen. Die Initiative kam von den in der Hauptstraße und dem Verein für Berliner Lesepaten Berliner Morgenpost über die Spreewald-Grundschule er- renamtliche Elternvertretung ist zum einen für eine Klasse zu- Eltern, die Schule prüfte die rechtlichen Vorgaben und die (vbki). Die Eltern engagieren sich an der Schule in vielen Berei- schien, sind viele auf die Schule aufmerksam geworden, und ständig und zum anderen an der Schulkonferenz und in der Konferenzen konnten wöchentlich stattfinden. chen ehrenamtlich. So laden die Bildungsbotschafter*innen es wurde von allen Seiten gratuliert. Neumark-Grundschule Spreewald-Grundschule 10 Steinmetzstraße 46-50,10783 Berlin, Tel. 030 90277 7163 Pallasstraße 15, 10781 Berlin, Tel. 030 90277 7151 11
Unsere Kinder werden ja in den Schulen ausgebildet, und Stark zu sein habe ich von den Bildungsbotschafter*innen um diese Ausbildung so gut wie möglich für unsere Kinder zu gelernt. gewährleisten, müssen wir uns einsetzen. Nurten H. ist 46 Jahre alt und erzählt lachend, dass sie bereits gehörte zu den Ersten, die sich qualifizierten. Danach woll- Ayse K. ist 42 Jahre alt, sie hat zwei Kinder, einen Sohn und botschafterin werden!“ 2012 bekam sie nach einem halben dreifache Oma ist. Geboren ist sie in Berlin, wuchs aber die te sie sich weiter für Kinder und Eltern einsetzen. Sie selbst eine Tochter. Im Alter von einem Jahr kam sie mit ihren Eltern Jahr ihr Zertifikat als ehrenamtliche Bildungsbotschafterin. ersten Jahre bei ihrer Oma in Anatolien am Schwarzen Meer lernte in der Schulzeit viel von ihren Lehrer*innen und bekam nach Berlin, sie wuchs in Schöneberg auf und besuchte die Anfangs hat sie Eltern angesprochen, deren Kinder Proble- auf. Die Grund- und Oberschule besuchte sie in Berlin und menschliche Unterstützung, das wollte sie zurückgeben und Spreewald-Grundschule. Nach der Schule lernte sie Arzthel- me in der Schule hatten. Heute unterstützt sie Eltern, die sich begann nach der Mittleren Reife eine Lehre als MTA Labor- sich für die Schulen als Elternvertreterin engagieren. Sie en- ferin und arbeitete über zehn Jahre in ihrem Beruf in Steglitz. sprachlich noch nicht so gut ausdrücken können, bei Einzelge- assistentin am Letteverein. Sie wurde schwanger und musste gagiert sich seit Jahren an der Neumark-Grundschule. Dort ist sprächen mit Lehrer*innen oder an Elternabenden. Oft kom- die Ausbildung nach 1 1/2 Jahren abbrechen. Nurten H. hat sie Ansprechpartnerin und Vertrauensperson für die Eltern Auf die Bildungsbotschafter*innen wurde sie aufmerksam, men auch Eltern zu ihr, um etwas über Beratungsstellen für dann elf Jahre als Tagesmutter gearbeitet, so konnte sie Beruf und Mittlerin gegenüber der Schule und dem Klassenlehrer. als sie ihre Kinder im Nachbarschaftszentrum in der Stein- Familien zu erfahren, und sie recherchiert und vermittelt sie und Privatleben verbinden. Nach der Geburt ihres 4. Kindes Sie kann mit den Lehrer*innen Elternabende vorbereiten und metzstraße vom Gitarrenunterricht abholte. An dem Tag weiter. Ayse K. nimmt sich viel Zeit für das Ehrenamt, oftmals hörte sie auf zu arbeiten. nach Bedarf auch Elternabende nur für Eltern einberufen. trafen sich die Bildungsbotschafter*innen mit dem Dozenten zwei Stunden am Tag. In Coronazeiten hat sie die Schulaufga- Sie nimmt auch regelmäßig an den Klassen- und Schulkon- Heinz Bruland, der Ayse K. spontan einlud, zuzuhören. Sie ben an die Familien weitergeleitet, die kein Internet haben. Aufs Ehrenamt ist sie über eine Freundin aufmerksam gewor- ferenzen teil. Sie ist als Elternvertreterin für eine Klasse und hatte gerade im Kindergarten und der Grundschule Proble- Sie versteht sich als Mittlerin, die den Eltern hilft und Brücken den, die sagte: „Du kannst die Sprache, du kannst kommunizie- als Bildungsbotschafterin für die Eltern der gesamten Schule me mit ihren eigenen Kindern, und es beeindruckte sie, wie baut zwischen Eltern und Lehrer*innen sowie Kindern und ren, du kannst mit Menschen umgehen, warum sitzt du zu Hau- zuständig. Ziel der Elternvertretung ist es, ein gutes Ergebnis offen und ohne Scheu die Eltern dort miteinander sprachen. Lehrer*innen. se?“ Über sie lernte Nurten H. die Bildungsbotschafter*innen zu erreichen, und wenn man das als Team mit Eltern und Leh- Ayse K. war schüchtern und hatte Angst, etwas zu sagen, aber kennen, die 2008 gerade ihre Ausbildungskurse starteten. Sie rern erreicht, klappt das auch ganz gut. ihr Entschluss stand nach dem Treffen fest: „Ich will Bildungs- Video Bildungsbotschafterinnen 2019, 6 Min. Neumark-Grundschule Bildungsbotschafter*innen in Kita, Schule und Stadtteil 12 Elternvertreterin Steinmetzstraße 46-50,10783 Berlin, Tel. 030 90277 7163 Kiezstube, Steinmetzstr. 22, 10783 Berlin, 0177 5947 458 Bildungsbotschafterin 13
Nachbarschaft Freiwilliges Engagement in Schöneberg-Nord – gemeinsam unseren Stadtteil lebenswert gestalten Hamad Nasser, Leiter des Nachbarschaftszentrums Steinmetzstraße Ein wichtiger Grundsatz in der Stadtteilarbeit ist es, die Men- Kooperation zwischen Quartiersmanagement, Jugendamt schen einzuladen mitzugestalten. Herausfinden, was ihre Le- und Pestalozzi-Fröbel-Haus wurden im Rahmen des Pro- bensenergie ist. Was wollen sie? Jeder Mensch hat Erfahrun- gramms „Soziale Stadt“ zahlreiche Projekte, wie „Eltern als gen, Ressourcen und Talente. Es gilt darum, sie aufzuspüren Bildungsbotschafter*innen“, „Starke Eltern im Quartier“, und sie unterstützend für die Nachbarn, Familien, Kinder, Se- „Wachse, wachse und gedeihe“ und über 13 Stadtteilfeste nioren und Geflüchtete einzusetzen. allein in der Steinmetzstraße initiiert. So konnten wir auch negativen Konflikten, beispielsweise Gewalt, Böllerei und In der Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen zeigten viele Vandalismus, mit den engagierten Freiwilligen begegnen. Menschen hohe Bereitschaft für ein Engagement. Besonders Im Nachbarschaftszentrum schaffen die Freiwilligen das in Krisen – in diesem Jahr mit der Pandemie – zeigten sich Fundament der Bildungsarbeit. In zahlreichen Feldern brin- die Menschen besonders offen für die Unterstützung der gen sie sich ein. Ganz herausragend war die Beteiligung im Was mich echt getroffen hat, ist, dass andere Kinder auch Mitmenschen, weil sie sich der Dringlichkeit und Bedeutung Zusammenhang mit den Geflüchteten. Zusätzliche Projekte gerne zur Hausaufgabenbetreuung kommen würden, aber die ihrer Arbeit bewusst sind. Oder sie tun etwas, das ihnen Spaß zur Förderung der Integration wurden ins Leben gerufen wie Kapazität nicht da ist, weil es nicht genügend Lernpaten gibt. macht. In Zahlen ausgedrückt, engagiert sich jeder Dritte. Im Tandem-Projekte und „Starthilfe Ehrenamt“. Netzwerk der sozialen Einrichtungen sind die Älteren deut- lich die Mehrheit. Freiwillige sind in vielen Bereichen sichtbar. Im Netzwerk der Integration der neuen Schöneberger sind Christian N. ist 30 Jahre alt. Er zog 2001 nach Berlin, studierte Interesse am Fortkommen ihrer Kinder haben und die Kinder Ohne die Beteiligung der Freiwilligen wären viele Angebote nachhaltige Strukturen wie Sprechstunden für Geflüchtete, an der Universität der Künste Gesellschafts-und Wirtschafts- das auch mitbringen. nicht möglich. Darüber hinaus leistet freiwilliges Engagement Vereine oder auch Freundschaften entstanden. Im neuen kommunikation und gründete 2010 mit einem Freund eine Christian N. ist es wichtig, sich in seiner Freizeit sinnvoll zu einen enormen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusam- Ansatz konnten die Geflüchteten vom ersten Moment an In- Organisation, die im Bereich Energieeffizienz tätig ist. Da er engagieren. Oft ist es so, dass die Menschen ein Bedürfnis menhalt. spiration für die Beteiligung bekommen. Die Schaffung von im Schöneberger Norden wohnt, wollte er sich auch hier in haben, sich ehrenamtlich zu engagieren, ohne zu wissen wo. Beteiligungsstrukturen ist eine Grundlage für die Demokratie der Gegend engagieren. Er erkundigte sich bei der Freiwilli- Es hilft aber auch, wenn man Menschen im Bekannten- oder Die meisten Freiwilligen kommen im Netzwerk des Lernens, und für den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen. In der genagentur vom PFH und engagiert sich seitdem als Lernpate Freundeskreis kennt, die diesen Schritt gemacht haben. Es ist als Lern-und Lesepaten, Sprachpaten für Geflüchtete und im Begegnung in den Einrichtungen fühlen sich die Menschen im Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark. ja nicht so, sagt Christian N., „dass das Ehrenamt einem die Urban-Gardening-Projekt zum Einsatz. Sie leiten Sport- und sichtbar wohl. Die persönlichen Statements der Neuen und Tür einrennt, man muss sich da selber auf den Weg machen, Kulturangebote, initiieren neue Projekte in Eigeninitiative und Alteingesessenen geben Zeugnis über die fruchtbare Zusam- Seit über einem Jahr betreut er montags Hausaufgaben. Er um was Passendes zu finden.“ Manchmal sind es auch nur Selbsthilfe. Einige von ihnen haben sogar Vereine für ihre menarbeit, die uns bestärkt für die Gestaltung der Zukunft. arbeitet nach dem Lernpatenmodell mit zwei Jungen zusam- innere Barrieren, und es fehlt einem der richtige Schubs. Zielgruppen gegründet. men und unterstützt die Kinder zwei Stunden bei den Haus- aufgaben. Wenn er merkt, dass die Kinder groggy von der Für Christian N. ist „Lernpate“ ein Ehrenamt, bei dem alle, die Die Einrichtungen der Nachbarschaftsarbeit waren in Schule kommen, nimmt er sich auch die Freiheit zu sagen: Spaß und Freude daran haben, Wissen zu vermitteln, dies sei- der Lage, als Anlaufstellen für die Bewohner*innen im „Wir verknüpfen das Lernen mit dem Spiel“, und sie kicken ner Meinung nach auch tun sollten, wenn sie ein paar Stun- Bülowkiez den Herausforderungen zu begegnen. Durch die eine Runde im Garten. Schön ist, dass die Eltern ein starkes den Zeit in der Woche haben. Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße Nachbarschafts-und Familienzentrum Kurmark 14 Steinmetzstraße 68, 10783 Berlin, Tel. 030 2360 8688 Kurmärkische Straße1-3, 10783 Berlin, Tel. 030 2579 7538 Lernpate 15
Mir macht es unheimlich Spaß, mit den Kindern zu arbeiten, Wenn Menschen gerne ihre Zeit und ihr Wissen weitergeben und wenn Sie Zeit haben, würde ich es immer ausprobieren, möchten, haben sie als Lesepatin oder Lesepate die denn es ist ja ein Geben und Nehmen. Möglichkeit, dies optimal umzusetzen. Uta W. ist 59 Jahre alt. Sie ist in Rostock geboren, in der DDR schafts- und Familienzentrum Kurmark zu engagieren. Dort Monika R. ist 70 Jahre alt, sie ist geborene Lübeckerin und Beim Lesen erklärt Monika R. die Wörter und den Zusammen- aufgewachsen und studierte nach dem Abitur in Wismar Bau- unterstützt sie Kinder nach der Schule bei den Hausaufga- lebt seit den 70er Jahren in Berlin. Sie lernte Arzthelferin, hang, den das Kind möglicherweise nicht verstanden hat. Die ingenieurwesen. Sie stellte 1989 einen Ausreiseantrag und ben und lernt mit ihnen für verschiedene Unterrichtsfächer. machte ihr Abitur auf dem 2. Bildungsweg und arbeitete dann Kinder lernen so selbst lesen und zu verstehen, was sie lesen. reiste mit ihrem Mann und Kind nach Westberlin aus. Sie fand Wichtig ist, dass die Kinder merken, dass jemand Zeit für sie 22 Jahre bei den Berliner Wasserbetrieben. „Wir basteln mit ihnen und spielen im Leseclub ,Mensch ärge- den Einstieg in die Berliner Architekturbüros und half bei der hat. Die Lernpaten machen meistens Einzelfallbetreuung für re dich nicht‘ oder ,Memory‘. Die Kinder sind auch oft ausge- Ausführung verschiedener Bauprojekte. Heute arbeitet sie im Kinder zwischen 8 und 13 Jahren bis zur 6. Klasse. Seit 2016 Bevor sie in Rente ging, interessierte sie sich für das Ehrenamt powert, wenn sie von der Schule kommen, und wollen nicht Büro ihres Mannes. betreut sie einmal die Woche die 12-jährige Amina für zwei Lesepatin. Sie wollte etwas Sinnvolles mit Kindern machen. lesen. Dann spielen wir bei schönem Wetter draußen Ball, Stunden. Es braucht einen Moment, bis man den richtigen Über die Freiwilligenvermittlung in der Barbarossastraße, die Tischtennis oder Gummitwist.“ Mit den unterschiedlichen Uta W. arbeitet gerne mit Kindern; ursprünglich wollte sie Partner gefunden hat. Lesepaten suchte, kam sie in das Nachbarschaftszentrum in Kulturen kommt Monika R. gut klar, gleich, ob es ein türki- Lehrerin werden und träumte davon, nach Afrika zu gehen der Steinmetzstraße. Seit drei Jahren unterstützt sie einmal sches, italienisches oder arabisches Kind ist: „Die Kinder neh- und dort Kinder zu unterrichten. Es gibt aber auch hier in Ber- Als Lernpatin hat Uta W. die Möglichkeit, eine sehr persön- in der Woche zwei Stunden das Team. Bei Bedarf hilft sie bei men sich selbst gut an, sie machen keine Unterschiede.“ lin viele Kinder, die Unterstützung brauchen. Als sie anfing, liche Bindung aufzubauen. „Wenn wir es schaffen, die Kin- der Hausaufgabenbetreuung, momentan kümmert sie sich Auf die Frage, wie Monika R. Menschen motiviert, sich ehren- im Büro ihres Mannes zu arbeiten, hatte sie mehr Zeit, die sie der bei Laune zu halten, dann machen sie den größten Teil hauptsächlich um die kleineren Kinder im Leseclub. Aus dem amtlich zu engagieren, antwortet sie: „Wenn Menschen gerne sinnvoll nutzen wollte. Sie informierte sich bei Monika Fröh- selbst.“ Sie sieht ihren größten Einfluss darin, die Kinder zu großen Angebot von Märchenbüchern, Phantasiebüchern ihre Zeit und ihr Wissen weitergeben möchten, haben sie als lich (Freiwilligenagentur des Pestalozzi-Fröbel-Hauses) und motivieren, denn sie wollen ja lernen. und Bilderbüchern suchen sich die Kinder ein Buch aus. Im Lesepatin oder Lesepate die Möglichkeit, dies optimal umzu- fing 2016 an, sich als ehrenamtliche Lernpatin im Nachbar- Wechsel lesen das Kind und die Lesepatin je einen Absatz. setzen!“ Nachbarschafts-und Familienzentrum Kurmark Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße 16 Lernpatin Kurmärkische Straße1-3, 10783 Berlin, Tel. 030 2579 7538 Steinmetzstraße 68, 10783 Berlin, Tel. 030 2360 8688 Lesepatin 17
Ich war von Anfang an bei der grünen Sache. Ich mag Blumen; Beim Gießen, Jäten, Kompostieren, Aussäen und Ernten kommt deswegen muss ich immer ein Auge auf die Blumen haben, man wunderbar zusammen, auch wenn man sonst vielleicht damit sie nicht kaputtgehen. wenig Begegnungspunkte hat. Hassan F. ist 1946 in Palästina geboren. Seine Familie wurde der Stadtgärtnerei. Nach drei Jahren wechselte er zu einer Zuzanna G. ist in Polen geboren und in Westberlin aufge- ngagiert sie sich dafür zwei Nachmittage in der Woche und e 1949 infolge des arabisch-israelischen Krieges in den Libanon großen Berliner Baufirma, die ihn wesentlich besser bezahlte. wachsen; dem Schöneberger Kiez um den Nollendorfplatz jedes zweite Wochenende. Das Besondere an einem Garten vertrieben und kam nördlich von Tripolis im Flüchtlingslager Das Nachbarschaftszentrum im Schöneberger Norden kennt fühlt sie sich verbunden. Sie ging hier zur Schule, spielte im als Ort der Begegnung ist ja gerade, dass man über eine Be- Nahr el Bared unter. Das Leben war sehr arm, seine Eltern ar- er von der Vätergruppe, mit der er sich seit über vier Jahren Café Pink Theater und wohnt seit 2005 mit ihrem Mann und schäftigung zusammenkommt, die unabhängig von Herkunft beiteten bei Bauern in der Umgebung und die achtköpfige Fa- jeden Mittwoch trifft. Ehrenamtlich engagiert sich Hassan den zwei Kindern in der Nähe der Frobenstraße. In Potsdam und sozialer Zugehörigkeit funktioniert. Der Garten weicht milie lebte mehrere Jahre in einem Zelt. Hassan ging dort zur auch beim Aufbau von Veranstaltungen und kocht oft Essen studierte sie Literaturwissenschaften und an der FU promo- diese Grenzen auf, die man normalerweise mit sich herum- Schule, bis er 1965 nach Beirut zog, um Geld zu verdienen. für bis zu 40 Personen. Er nennt sich selbst die „Mutter für vierte sie über Nordamerikanische Literatur. Zuzanna G. und trägt, wenn man sich durch den Bezirk bewegt. Garteninte- Er fand Arbeit in einer Autowaschanlage, und allein von dem alle“. So kam es, dass er auch die „Blumen“ übernommen hat. ihr Mann arbeiten beide in Teilzeit, so schaffen sie sich mehr ressierte können zu einem Treffen kommen, sie lernen die Trinkgeld konnte er leben „wie ein Weltmeister“. Mit 22 Jah- Die Landschaftspflegerin Janine Fornaçon betreut im Rahmen Freiraum, und dazu gehört für Zuzanna G. auch der Gemein- Gruppe kennen und gärtnern mal einen Nachmittag ehren- ren heiratete er und sie bekamen zwei Töchter. 1973 ist er des Projektes „Wachse, wachse und gedeihe“ die Bepflanzung schaftsgarten in der Frobenstraße. amtlich mit. Am Ende unseres Gespräches bringt sie es noch mit seiner Familie wegen des Bürgerkriegs aus dem Libanon der verkehrsberuhigten Steinmetzstraße. „Sie hat was drauf, mal auf den Punkt: „Es geht mir und den anderen ja eben geflohen, seitdem lebt er in Berlin. und Geschmack hat sie auch“, sagt Hassan F. anerkennend. Er Auf einem Sommerfest im Kiez fiel ihr 2017 ein Flyer der nicht darum, allein zu gärtnern wie im Schrebergarten. Es ist verbringt viel Zeit mit seinen Blumen in der Steinmetzstraße, Gruppe F. in die Hände, die Interessierte für ein Gartenpro- ein tolles Gefühl, gemeinsam etwas wachsen zu lassen. Ich „Ich war von Anfang an bei der grünen Sache“, sagt Hassan F. im Sommer oft bis zu 15 Stunden in der Woche. Es kommen jekt suchte. Am 7. 09. 2018 wurde der Garten auf einem still- glaube, das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, ist hier lachend. Schon im Libanon pflanzte er Kartoffeln, Kürbis und sporadisch Nachbarn vorbei, die helfen, und Kinder, die mit- gelegten Parkplatz eröffnet, heute zählt er knapp 50 Aktive genauso wichtig wie die leckeren Tomaten. Der Garten ist so Tomaten an. So fand er im Bezirk Charlottenburg Arbeit bei machen und so lernen, was die Pflanzen brauchen. und Zuzanna G. ist mittlerweile im Vorstand. Durchschnittlich auch ein schönes Bild für Gesellschaft.” Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße Frobengarten, gegenüber Frobenstraße 6 18 Gärtner Steinmetzstraße 68, 10783 Berlin, Tel. 030 2360 8688 10783 Berlin-Schöneberg, frobengarten@gmail.com Gärtnerin 19
Quartiersrat Der Quartiersrat ist immer auf der Suche nach Menschen, die mitmachen Peter Pulm, Quartiersmanagement Schöneberger Norden Der Quartiersrat Schöneberger Norden besteht aus anerkannt und gehört. Das Gremium kennt sich in seinem Bewohner*innen des Schöneberger Nordens und aus Stadtteil gut aus und es hat viel Erfahrung mit den Themen, Vertreter*innen von Einrichtungen und Trägern im Quartier. die die Menschen hier beschäftigen. Der Quartiersrat ist gut Er wurde 2006 durch das Quartiersmanagement ins Leben vernetzt mit dem Bezirksamt und der Bezirksverordneten- gerufen. Bis 2018 hatte er die Aufgabe, über die Vergabe von versammlung Tempelhof-Schöneberg, mit den Einrichtungen Fördermitteln aus dem Programm Soziale Stadt mit zu ent- und Trägern im Quartier und mit vielen aktiven Menschen im scheiden. In dieser Zeit entwickelte er sich zu einer starken Stadtteil. Er arbeitet als unabhängiges Gremium auf Grundla- „Interessenvertretung für das Quartier“. ge einer selbst gegebenen Geschäftsordnung. Er trifft sich re- gelmäßig zu öffentlichen Sitzungen im Schöneberger Norden, Seit 2019 konzentriert sich der ehrenamtlich arbeitende zu denen er auch immer wieder Gäste zu den anstehenden Quartiersrat auf sein bürgerschaftliches Engagement für die Themen einlädt. Belange der Menschen im Schöneberger Norden. Zu seinen Themen gehörten bisher das Miteinanderleben im Quartier, Der Quartiersrat bietet damit eine tolle Möglichkeit für die Bildung der Menschen hier, die Gestaltung der Straßen, Bewohner*innen, Vereine und Einrichtungen aus dem Schö- Plätze und Parks im Stadtteil, das Mieten und Wohnen im neberger Norden, sich gemeinsam mit anderen für die Inte- Schöneberger Norden oder auch Fragen der Gesundheit und ressen ihres Stadtteils und seiner Bewohner*innen einzuset- der Umwelt. Es ging dabei um Neubauten, Hausverkäufe und zen. Mietenentwicklung, um den Erhalt von sozialen Einrichtun- Und die beste Nachricht: Der Quartiersrat ist immer auf der gen und der Stadtteilbibliothek, um die Umgestaltung von Suche nach Verbündeten und Menschen, die mitmachen. Straßen und die Situation von Fußgänger*innen. Also: Nehmen Sie Kontakt auf, gehen Sie zu einer öffentlichen Sitzung. Sie sind herzlich willkommen. Die Mischung im Quartiersrat ist recht bunt. Hier kommen ganz unterschiedliche Menschen aus allen Teilen des Schöne- berger Nordens zusammen, und sie kommen am Ende immer zu gemeinsamen Ergebnissen, mit und ohne Abstimmung. Der Quartiersrat wird unterstützt vom Bezirksamt Tempelhof Der Quartiersrat hat eine starke Stimme im Bezirk. Er wird Schöneberg und vom Projekt „Stadtteilkoordination“. Quartiersrat Schöneberger Norden, im Stadtteilbüro 20 Pallasstraße 5, 10781 Berlin, Tel. 0151 7278 3954
Ich sehe mich selbst als Projekt des Quartiersrates, denn hier Es ist besser, ich mache was, als wenn ich sage, ich schaffe das lernte ich streiten und diskutieren. Ich komme aus einer Kultur, nicht und lasse es ganz sein. die keine Streitkultur kennt. Güllü N. ist im Schöneberger Norden geboren, aufgewach- Im Quartiersrat waren die Schwestern herzlich willkommen, Moussa I. ist 1958 im Libanon geboren. 1976 kam er mit vertreter in der Neumark-Grundschule. Ihm war es wichtig, sen und sie besuchte die Neumark-Grundschule. Nach der da sie die guten und schlechten Seiten des Kiezes kannten. 18 Jahren als Flüchtling aus dem Libanon nach Deutschland. dass seine Kinder, die auf diese Schule gingen, sehen, wie die Mittleren Reife lernte sie Medizinische Fachangestellte und Die Sitzungen finden einmal im Monat abends statt und dau- Er hatte das Glück, dass er in Berlin und hier in Schöneberg Eltern sich engagieren. Er durfte nicht studieren, aber seine arbeitete bei einem Chirurgen und einem Allgemeinmedizi- ern drei bis vier Stunden. Güllü N. vertritt als Quartiersrätin landete. Die Menschen haben ihn hier schnell aufgenommen drei Kinder studieren heute. In der Schule wurde er 2007 ner mit Schwerpunkt Suchtprävention. Sie ist 38 Jahre alt, ist zusammen mit ihrer Schwester den Bülowkiez. Anfangs ver- und waren freundlich; aus dem Wohlfühlen entwickelte sich angesprochen, ob er Mitglied im Quartiersrat Schöneberger verheiratet und hat vier Söhne. Nach der Kinderpause will sie standen sie nichts. Güllü N. fühlte sich wie ins kalte Wasser eine Beziehung zu den Menschen in Schöneberg und somit Norden werden wollte. Er musste sich aber langsam an das wieder in ihren Beruf einsteigen. geworfen, doch nach kurzer Zeit diskutierte sie in der großen auch eine Liebe zu Berlin. Ehrenamt herantasten. Persönlich hat er sich für ein Schach- Runde engagiert mit. Projekte wie die Kiezstube in der Stein- projekt starkgemacht, da er leidenschaftlicher Schachspieler Güllü N. engagiert sich als Bildungsbotschafterin in den Schu- metzstraße, das Bildungsbotschafter*innenprojekt, das Mäd- Als Flüchtling und Staatenloser musste er in Berlin einen Asyl- ist. Er sieht sich selbst als Projekt des Quartiersrates, denn er len und den Kitas und als Quartiersrätin im Quartiersrat chensportprojekt und das Begrünen der Baumscheiben im antrag stellen; er durfte nicht studieren, ihm war nur erlaubt, lernte hier Streiten und Diskutieren. Er kommt aus einer Kul- Schönberger Norden. Als sie und ihre Schwester von Peter Kiez waren ihr wichtig. mit einer beschränkten Arbeitserlaubnis in Kneipen zu arbei- tur, die keine Streitkultur kennt. Die Frage, wie viel Zeit er auf Pulm vom Quartiersmanagement angesprochen wurden, ob ten. Von 1976 bis 1994 arbeitete er in der Gastronomie, von das Ehrenamt anwendet, beantwortet er: „Für mich spielt Zeit sie Interesse hätten, sich zur Wahl für den Quartiersrat aufzu- Auf die Frage, warum sie sich engagiert, antwortet sie: „Un- 1980 bis 1994 betrieb er das Café Nollendorf. 1986 bekam er keine Rolle, ich habe ja so viel vom Quartiersrat profitiert.“ stellen zu lassen, stimmten beide zu. Güllü N. dachte sich: „Ich sere Eltern waren eher zurückhaltend, ich wollte aber ein Teil endlich seine Aufenthaltserlaubnis und wurde 1992 eingebür- muss was tun, besonders in dem Gebiet, in dem wir wohnen der Gesellschaft sein und mich integrieren.“ gert. Nun konnte er eine Ausbildung zum Tischler machen. Abschied nach 21 Jahren und unsere Kinder großziehen, da mangelt es an jeder Ecke.“ Ehrenamtlich engagierte sich Moussa I. acht Jahre als Eltern- QM Schöneberger Norden, Video 3 Min. Quartiersrat Schöneberger Norden, im Stadtteilbüro Quartiersrat Schöneberger Norden, im Stadtteilbüro 22 Quartiersrätin Pallasstraße 5, 10781 Berlin, Tel. 0151 7278 3954 Pallasstraße 5, 10781 Berlin, Tel. 0151 7278 3954 Quartiersrat 23
Senior*innen Senior*innen engagieren sich Christiane Ströhl , Amt für Soziales – Seniorenarbeit Die Seniorenarbeit des Bezirks bietet sehr viele Möglichkei- Durch die nahe Anbindung der ehrenamtlich Tätigen an die ten für ehrenamtliches Engagement an. So unterschiedlich Mitarbeitenden der Seniorenarbeit und die Wertschätzung, Menschen sind, so vielfältig sind auch die Tätigkeitsfelder im die sie im Rahmen von Fortbildungen, Danke-Feiern, aber Ehrenamt: von Geburtstagsehrungen über Hilfe in Senioren- auch im täglichen Kontakt erfahren, kommen viele Interes- freizeitstätten und Nachbarschaftstreffpunkten bis hin zu Be- sierte auch durch „Mund-zu-Mund-Propaganda“ zu uns. suchen in Heimen, Mitwirken in der Seniorenvertretung oder Gerne schlagen wir „unsere“ besonders engagierten, lang- der Leitung von Freizeitgruppen für ältere Menschen. jährigen Ehrenamtlichen für Auszeichnungen wie die Ehren- Wichtig ist immer, dass für alle Interessierten auch das pas- amtskarte, die Verdienstmedaille des Bezirks oder die Berli- sende Ehrenamt gefunden wird, das ihnen Spaß bringt und ner Ehrennadel vor und begleiten diese dann zur Verleihung. keine Belastung darstellt! Diese besonderen Würdigungen ihrer Tätigkeiten im Rahmen von festlichen Veranstaltungen stellen nicht nur für die Be- Viele wollen was Sinnvolles tun, manche können Bücher Viele „unserer“ Ehrenamtlichen in Schöneberg-Nord sind vor troffenen eine besondere Wertschätzung dar. Da sind dann schreiben, manche können malen – hier in der Kiezaose bieten ihrem Engagement Kundinnen und Kunden des interkultu- auch die Mitarbeitenden der Seniorenarbeit sehr stolz auf die sich viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren. rellen Nachbarschaftstreffpunktes Huzur und können dann vielen tollen Menschen, die unsere Arbeit unterstützen und schon vorher einschätzen, ob das Ehrenamt zu ihnen passt. viele Angebote erst möglich machen! Die Tatsache, dass im Huzur Menschen aus vielen Nationen Jutta P. ist 70 Jahre alt, in Friedrichshain aufgewachsen und zwanzig Jahren an einer Gymnastikgruppe teil, sodass sie gut zusammenkommen, bildet sich dort auch in der Zusammen- gelernte Schlosserin. Nach der Geburt ihres Kindes arbei- im Training war. Als die Doktorandin mit dem zweiten Kind setzung der Ehrenamtlichen ab. tete sie 19 Jahre in den Elektro-Apparate-Werken Treptow, schwanger war, fragte sie Jutta P., ob sie die Gruppe über- Seniorinnen und Senioren, die an Veranstaltungen der Seni- unter anderem als Lehrausbilderin und Produktionsleiterin. nehmen will. So gibt sie seit 2014 für bis zu 10 Senior*innen orenarbeit – wie der Seniorenmesse, dem Seniorengesund- Im Zuge der Wende wurden alle entlassen, die sogenannte Hockergymnastik, immer montags von 10:00 bis 12:00 Uhr. heitstag oder der Vorruhestandsveranstaltung „Aktiver Un- Nullrunde. Jutta P. ging mit ihrer Freundin zwei Jahre lang put- Die Älteste ist 90 Jahre alt. „Wir machen Übungen im Sitzen Ruhestand“ – teilnehmen oder die Seniorenarbeit am Stand zen, bis sie eine Anzeige las, dass in Schöneberg ein Hauswart mit den Armen, mit den Schultern, mit Hanteln oder einem eines Stadtteilfestes besuchen, werden häufig durch Gesprä- gesucht wird. Jutta P. bewarb sich und bekam die Stelle, mit elastischen Band. Nur Corona hat uns aus der Bahn gewor- che auf die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, Wohnung und festem Arbeitsvertrag. 16 Jahre betreute sie in fen, da konnten wir uns zwei Monate nicht treffen; es fehlt die aufmerksam. Oft ist Einsamkeit nach dem Verlust eines na- Schöneberg 19 Häuser. Gymnastik und die Gruppe.“ hestehenden Menschen – oder auch im Übergang zur Rente – der Anlass, sich über Angebote im Bezirk zu informieren. Als Jutta P. in Rente ging, fiel sie in ein Loch und suchte nach Eine der Seniorinnen erzählt, wie sie durch ein Schild im Fens- Neben vielfältigen Freizeitangeboten können die Mitarbeiten- einer sinnvollen Tätigkeit. Durch Zufall kam sie „wie die ter auf den Kurs aufmerksam geworden ist: „Hockergymnas- den der Seniorenarbeit, wenn sie im Gespräch die Kundinnen Jungfrau zum Kind“ zu dem Ehrenamt: Hockergymnastik. tik, das such ich schon ’ne ganze Weile, ich kann nicht mehr und Kunden besser kennenlernen, auch ein mögliches Ehren- Ihre Vorgängerin in der Kiezoase schrieb eine Doktorarbeit runter auf die Erde, da sitz ich dann wie ein Maikäfer und amt vorschlagen. über Senior*innen und bot Gymnastik an. Jutta P. nahm seit komm nicht mehr hoch.“ Seniorenarbeit Tempelhof-Schöneberg Nachbarschafts-und Familienzentrum Kiezoase 24 Tempelhofer Damm 165, 12099 Berlin, Tel. 030 90277 8756 Barbarossastraße 65, 10781 Berlin, Tel. 030 27130 202 Hockergymnastik 25
Mein Ehrenamt macht mir Spaß, weil ich mit Menschen aus Kinder, Familien und alte Menschen brauchen ehrenamtliche vielen unterschiedlichen Kulturen zusammenkomme. Hilfe – das ist ein Feld, wo Freiwillige gesucht werden. Karin B. ist im Harz geboren und in Hannover aufgewachsen. Kurmark trifft sie sich mit der Arbeitsgruppe „Gut alt werden Claudia Q. lebt im Schöneberger Norden und engagiert sich Ehrenamtlich ist sie in mehreren Schöneberger Einrichtungen Sie lernte Tischlerin und spezialisierte sich auf Innenausstat- im Bezirk“. Themen wie: „Was mache ich, wenn ich allein lebe politisch und ehrenamtlich für die Region. Sie wuchs in Schö- tätig. Für Huzur gibt sie Sprachunterricht für Russen, die seit tung. Mit 19 Jahren ging sie nach Berlin und machte sich selb- und krank werde? Wen rufe ich an? Ist es wirklich die 112, neberg auf, besuchte die erste Ganztagsschule in Berlin, die dreißig Jahren in Deutschland leben und wenig Deutsch spre- ständig. Dann erfuhr sie, dass es die Möglichkeit gibt, mit ei- die ich im Notfall wählen muss?“ werden hier besprochen. In Waldorfschule in Zehlendorf. Nach dem Abitur lernte sie chen. Im Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark und nem Volksschulabschluss und Berufserfahrung zu studieren. Kirchengemeinden und Einrichtungen für Senior*innen or- Bibliothekarin und arbeitete 40 Jahre in der Fachabteilung im interkulturellen Nachbarschaftstreffpunkt Huzur bietet sie Sie entschloss sich, Linguistik an der Freien Universität und ganisiert sie im Bezirk mobile Sprechstunden der Senioren- Ost-Europa in der Staatsbibliothek. Wann immer sie konnte, Spielkurse für ältere Menschen an: Domino, Scrabble, Rommé Gender Studies an der Humboldt-Universität zu studieren. vertretung. In der Arbeitsgruppe „Armut im Alter“ engagiert reiste sie nach Russland; den Baikalsee hat sie mit der Trans- und „Mensch ärgere dich nicht“. Für die Senior*innen ist die Privat fotografiert sie, malt und schreibt Gedichte, die sie öf- sich Karin B. zu einem Thema, das ihr auf den Nägeln brennt. sibirischen Eisenbahn um die 35 Mal gesehen. Sie hat ihre Gesellschaft wichtig, denn die Vereinsamung in der Großstadt fentlich liest. Daraus entstanden ist die Broschüre „Kostenfreie Angebote Reisen fotografiert und plant demnächst eine Ausstellung mit ist groß und das Spielen ist eine Abwechslung. Claudia Q. für Senior*innen“ im Bezirk. Die Seniorenvertretung trifft sich den Porträts der Menschen, die sie dort traf. bietet die Spielkurse einmal in der Woche zwei Stunden an, Karin B. ist heute 68 Jahre und ist ehrenamtlich tätig bei der einmal im Monat. Alle 5 Jahre gibt es Neuwahlen für den Be- und sie sind gut besucht. Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg. Sie sieht hier die zirk Tempelhof-Schöneberg. 2022 ist der nächste Wahltermin, Claudia Q. ist heute 75 Jahre alt und engagiert sich seit 20 „Kinder, Familien, alte Menschen brauchen ehrenamtliche Chance, in dem Netzwerk Menschen kennenzulernen, die da- ein Jahr vorher können sich die Kandidat*innen persönlich Jahren für Senior*innen. Sie betreut alte Menschen, schreibt Hilfe, das ist ein Feld, wo Freiwillige gesucht werden“, sagt bei helfen, Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Sie engagiert sich vorstellen. Die 2 7 Kandidat*innen mit den meisten Stimmen Briefe an die Behörden und regelt Dinge wie die Zahlung von Claudia Q. Für sie ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen. Die in der Suppenküche und Kleiderkammer des Bezirks und hört stehen zur Wahl; die gewählten 17 Personen mit den meisten Taxiquittungen, Arztrechnungen und ist Ansprechpartnerin Menschen schätzen sie, und das ist für sie Anerkennung und den Menschen zu. Im Nachbarschafts- und Familienzentrum Stimmen werden berufen. für sonstige Probleme. Motivation. Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark 26 Seniorenvertreterin Tempelhofer Damm 165, 12099 Berlin, Tel. 030 90277 6848 Kurmärkische Straße 1-3, 10783 Berlin, Tel. 030 2579 7538 Spielkurse für Senior*innen 27
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