Aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeit - Statistik Arbeitsagentur
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Impressum Produktlinie/Reihe: Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt Titel: Aktuelle Entwicklungen in der Zeitarbeit Veröffentlichung: Juli 2018 Herausgeberin: Bundesagentur für Arbeit Statistik/Arbeitsmarktberichterstattung Rückfragen an: Ilona Mirtschin Nicole Fleischer Regensburger Straße 104 90478 Nürnberg E-Mail: arbeitsmarktberichterstattung@arbeitsagentur.de Telefon: 0911 179-1080 Fax: 0911 179-3632 Weiterführende Informationen: Internet: http://statistik.arbeitsagentur.de Zitierhinweis: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt – Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit, Nürnberg, Juli 2018 Nutzungsbedingungen: © Statistik der Bundesagentur für Arbeit Sie können Informationen speichern, (auch auszugsweise) mit Quellenangabe weiter- geben, vervielfältigen und verbreiten. Die Inhalte dürfen nicht verändert oder ver- fälscht werden. Eigene Berechnungen sind erlaubt, jedoch als solche kenntlich zu ma- chen. Im Falle einer Zugänglichmachung im Internet soll dies in Form einer Verlinkung auf die Homepage der Statistik der Bundesagentur für Arbeit erfolgen. Die Nutzung der Inhalte für gewerbliche Zwecke, ausgenommen Presse, Rundfunk und Fernsehen und wissenschaftliche Publikationen, bedarf der Genehmigung durch die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. 2
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Inhaltsverzeichnis Das Wichtigste in Kürze .................................................................................................................................................................. 4 1 Allgemeine Entwicklung ......................................................................................................................................................... 5 1.1 Gesetzliche Regelungen zur Zeitarbeit .............................................................................................................................. 5 1.2 Entwicklung der Leiharbeit................................................................................................................................................. 6 2 Zeitarbeitsunternehmen ......................................................................................................................................................... 7 3 Beschäftigung in der Zeitarbeit .............................................................................................................................................. 8 3.1 Beschäftigte in der Arbeitnehmerüberlassung ................................................................................................................... 8 3.2 Strukturen .......................................................................................................................................................................... 9 4 Zeitarbeit als flexible Beschäftigungsform ............................................................................................................................ 12 4.1 Dynamik: Begonnene und beendete Beschäftigungsverhältnisse ................................................................................... 12 4.2 Beschäftigungsdauern ..................................................................................................................................................... 13 4.3 Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung in der Zeitarbeit ..................................................................................... 13 4.4 Beschäftigungsaufnahmen in der Zeitarbeit aus Arbeitslosigkeit ..................................................................................... 15 5 Zeitarbeit und Gesamtbeschäftigung ................................................................................................................................... 17 5.1 Zeitarbeit als Frühindikator .............................................................................................................................................. 17 5.2 Wachstumsbeitrag der Zeitarbeit ..................................................................................................................................... 18 6 Entgelte in der Arbeitnehmerüberlassung ............................................................................................................................ 19 7 Arbeitskräftenachfrage ......................................................................................................................................................... 21 8 Schlussbemerkungen........................................................................................................................................................... 23 Übersicht der Datenquellen .......................................................................................................................................................... 24 3
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Das Wichtigste in Kürze Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und ist daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Anzahl der Leiharbeitnehmer ist im langfristigen Vergleich in der Tendenz mit hoher Dynamik gewach- sen. Zuletzt hat sie sich etwas abgeschwächt. Im Jahresdurchschnitt 2017 waren gut eine Million Leiharbeitnehmer in Deutschland sozialversicherungs- pflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt. Der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Gesamtbe- schäftigung liegt bei knapp drei Prozent. Leiharbeitnehmer arbeiten häufiger in Tätigkeiten, die mit einem niedrigen Anforderungsniveau verbunden sind. Mehr als jeder Zweite übt eine Helfertätigkeit aus (alle Beschäftigte: jeder Fünfte). Die Mehrzahl der Zeitarbeitnehmer ist männlich und jünger. Personen ohne Berufsabschluss sind anteilig deutlich häufiger vertreten als bei den Beschäftigten insgesamt. Auch der Ausländeranteil ist in der Zeitar- beit höher. Die hohe Dynamik der gesamten Zeitarbeitsbranche spiegelt sich auch in einem überdurchschnittlich ho- hen Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden. 15 Prozent der Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt und 19 Prozent der Beschäftigungsaufnahmen aus Arbeitslosigkeit erfolgen aus bzw. in die Zeitarbeitsbranche. Die Nachhaltigkeit von Beschäftigungsaufnahmen in der Zeitarbeit ist niedriger als im Durchschnitt über alle Branchen. Nach sechs und zwölf Monaten sind fast zwei Drittel der Arbeitslosen, die aus Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung in der Zeitarbeit aufgenommen haben, sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen deutlich unter den im Durchschnitt über alle Branchen er- zielten Entgelten. Strukturelle Unterschiede zu allen Beschäftigten dürften hierbei eine Rolle spielen. Die Zeitarbeitsbranche zeichnet sich durch einen nach wie vor hohen Arbeitskräftebedarf aus. Die Dynamik hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. 4
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 1 Allgemeine Entwicklung • die Einführung einer Lohnuntergrenze. 1.1 Gesetzliche Regelungen zur Die wichtigsten Änderungen sind in Abbildung 1 dargestellt. Zeitarbeit Seit dem 1. November 2012 sind sukzessive mehrere Tarif- Zeitarbeit bzw. Arbeitnehmerüberlassung oder istLeiharbeit1 verträge über Branchenzuschläge in der Arbeitnehmerüber- mittlerweile eine feste Größe am deutschen Arbeitsmarkt. lassung in Kraft getreten. Mit diesen Tarifverträgen wird für Sie ist gekennzeichnet durch ein Dreiecksverhältnis zwi- bestimmte Branchen (u.a. Metall- und Elektroindustrie, Che- schen einem Verleiher, einem Arbeitnehmer und einem Ent- mische Industrie, Schienenverkehr, Textil- und Bekleidungs- leiher. industrie sowie Papier, Pappe, Kunststoff) die Vergütung der Leiharbeitnehmer abhängig von der Dauer des ununterbro- Die Arbeitnehmerüberlassung ist in Deutschland seit 1972 chenen Einsatzes in einem Kundenbetrieb in mehreren Stu- gesetzlich geregelt. Allerdings wurde das Arbeitnehmerüber- fen dem regelmäßig gezahlten Stundenentgelt eines ver- lassungsgesetz seither mehrfach modifiziert. Die Änderun- gleichbaren Arbeitnehmers im Kundenbetrieb angepasst. Die gen betrafen unter anderem erste Stufe wird nach vier bzw. sechs Wochen erreicht, die • die Überlassungshöchstdauer, letzte Stufe nach neun Monaten ununterbrochenen Einsat- • die Befristungsregelungen, zes in einem Kundenbetrieb. Der Zuschlag kann in der letz- • die Frage der Synchronisation von Arbeitsvertrag ten Stufe bis zu 50 Prozent des tariflichen Stundenentgeltes (zwischen Verleiher und Arbeitnehmer) und Über- in der Zeitarbeit betragen. lassungsvertrag (zwischen Verleiher und Entleiher), • das Wiedereinstellungsverbot, Die zum 1. April 2017 in Kraft getreten Änderungen (siehe • das Verbot der Diskriminierung, Abbildung 1) haben auf die Entwicklung im zweiten Halbjahr • den Wiedereinsatz von kurz zuvor ausgeschiede- 2017 noch keinen Einfluss gehabt, da für die Anwendung nen Stamm-Mitarbeitern als Leiharbeitnehmer Verleihzeiten vor dem 1. April 2017 nicht berücksichtigt wer- (Drehtürklausel), den. Abbildung 1 Reformen und Änderungen im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung Datum des Inkrafttretens 1. Januar 1982 Verbot der Arbeitnehmerüberlassung im Bauhauptgewerbe Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 3 auf 6 Monate Verlängerung der Regelung zum 1. März 1990 bis 1. Januar 1985 31. Dezember 1995 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 6 auf 9 Monate Aufhebung des Synchronisationsverbots für von der BA 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 2000 zugewiesene schwer vermittelbare Arbeitslose Verlängerung der Zulassung der Synchronisation Erlaubnis einmaliger Wiederholte Zulassung lückenlos 1. Januar 1997 Überlassungshöchstdauer von Ersteinsatz und Arbeits- Befristung ohne aufeinander folgender Befristungen von 9 auf 12 Monate vertrag beim erstmaligen Verleih sachlichen Grund mit dem selben Leiharbeitnehmer 1. Januar 2002 Verlängerung der Überlassungshöchstdauer von 12 auf 24 Monate Gleichstellung nach 12 Monaten Wegfall des Synchronisations- und Wiederein- Einschränkung des Überlassungs- Gleichstellungsgrundsatz sofern keine 1. Januar 2003 stellungsverbots und der Überlassungshöchstdauer verbots im Baugewerbe abweichenden Tarifvereinbarungen Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität schafft gesetzlich die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Kurzarbeit in 1. Januar 2009 der Zeitarbeit (bis 31. Dezember 2011) 30. April 2011 Einführung der Drehtürklausel Schaffung der Möglichkeit für eine Lohnuntergrenze 1. Dezember 2011 Umsetzung der EU-Leiharbeitsrichtlinie (u.a. Schaffung des Anwendungsbereichs des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes) Einführung einer Lohnuntergrenze bis 31. Oktober 2013, ab 1. April 2014: Zweite Verordnung Lohnuntergrenze (bis zum 1. Januar 2012 31. Dezember 2016) Nach 9 Monaten für Leiharbeitnehmer grundsätzlich gleicher Lohn wie Stammpersonal 1. April 2017 Höchstüberlassungsdauer grundsätzlich maximal 18 Monate Datenquelle: 1 Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz verwendet die Begriffe Arbeitnehmer- ist in den letzten Jahren zunehmend der Begriff Zeitarbeit verbreitet. Die Be- überlassung, Leiharbeitnehmer und Leiharbeitsverhältnis. In der Öffentlichkeit griffe werden daher in dieser Broschüre synonym verwendet. 5
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Die neue Statistik zur Arbeitnehmerüberlassung: 1.2 Entwicklung der Leiharbeit Zu Beginn des Jahres 2016 wurde die Statistik zur Arbeit- Die Entwicklung der Zeitarbeitsbranche ist zum einen durch nehmerüberlassung der Bundesagentur für Arbeit auf ein die Konjunktur und zum anderen durch gesetzliche Änderun- neues Verfahren umgestellt und konnte dadurch in die Be- gen geprägt. So gab es in der Wirtschafts- und Finanzkrise schäftigungsstatistik integriert werden. Die halbjährliche 2008/2009 – trotz befristeter Möglichkeit der Gewährung von Statistik-Meldung der Verleihbetriebe als Grundlage für konjunkturellem Kurzarbeitergeld für Zeitarbeitsunternehmen die Statistik konnte entfallen. – einen Beschäftigungseinbruch. Deutliche Anstiege sind vor allem nach den Zeitpunkten der wichtigsten rechtlichen Än- Ausführliche Hintergrundinformationen zur Einführung der derungen zu beobachten. Insbesondere die umfangreichen neuen Erhebungsgrundlage wurden in einem Methoden- Deregulierungen der Zeitarbeit ab 1. Januar 2003 mit dem bericht zusammengefasst. Grundsätzlich basieren die An- Wegfall des Synchronisations- und Wiedereinstellungsverbo- gaben in dieser Broschüre auf dem neuen Verfahren. Ein- tes sowie der Höchstüberlassungsdauer haben zu einer Aus- zelne längere Zeitreihen nutzen weiterhin auch das alte weitung dieser Beschäftigungsform geführt (Abbildung 2). Verfahren, da die neue Statistik der Arbeitnehmerüberlas- sung erst ab Januar 2013 verfügbar ist. In diesen Fällen 1993 lag die Zahl der Leiharbeitnehmer bei jahresdurch- wird im Folgenden explizit darauf hingewiesen. schnittlich 114.000; bereits fünf Jahre später hatte sie sich Ein Teil des Anstiegs 2013 lässt sich mit der Umstellung verdoppelt. Im Zuge der rechtlichen Änderungen im Rahmen auf das neue statistische Verfahren erklären, da das Mel- der Hartz-Gesetze kam es zu einer weiteren Expansion der deverfahren zur Sozialversicherung einen höheren Abde- Branche. Im Jahresdurchschnitt 2017 gab es in Deutschland ckungsgrad als das alte Erhebungsverfahren hat. gut eine Million Leiharbeitnehmer. Abbildung 2 Entwicklung der Anzahl von Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern Bestand; Reformen der Arbeitnehmerüberlassung, Januar 1980 - Dezember 2017 1. April 1997 1. Mai 1985 1. Reform: 2. Reform: 3. Reform: 4. Reform: 5. Reform: 1. Januar 1994 1. Januar 2002 1. Januar 2003 1.032.000 814.000 Arbeitnehmerüberlassung Neue Statistik zur ab Januar 2013 282.000 288.000 181.000 103.000 42.000 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 6
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 2 Zeitarbeitsunternehmen Abbildung 3 Betriebe, die eine Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung haben, können aufgrund der Zuordnung zu ihrem wirtschaftli- Zahl der Verleihbetriebe chen Schwerpunkt unterschieden werden in „Betriebe mit nach Anzahl der Arbeitnehmer Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung“ und so genannte jeweils 31. Dezember Mischbetriebe. In letzteren liegt der wirtschaftliche Schwer- punkt in einer anderen Branche. 50.400 51.600 51.400 100 und mehr 5% 5% 5% Im Dezember 2017 gab es in Deutschland 51.400 Verleihbe- Arbeitnehmer triebe2. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihre Anzahl um 200 19% 19% 19% 10 bis 99 (-0,4 Prozent) gesunken. Von allen Verleihbetrieben hatten Arbeitnehmer 11.500 den Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung, 200 (+1 Prozent) mehr als im Vorjahresmonat. Gut drei Viertel aller Verleihbetriebe beschäftigten weniger als zehn Leiharbeitnehmer. In 19 Prozent der Betriebe arbei- 1 bis 9 teten 10 bis 99 Zeitarbeitnehmer und fünf Prozent beschäf- Arbeitnehmer 76% 76% 76% tigten 100 oder mehr Leiharbeitnehmer. Seit 2015 sind die Anteile der Betriebsgrößenklassen weitgehend konstant (Ab- bildung 3). Zwischen Betrieben mit und ohne Schwerpunkt Arbeitneh- merüberlassung bestehen deutliche Unterschiede hinsicht- 2015 2016 2017 lich der Zahl der beschäftigten Leiharbeitnehmer. So be- Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit schäftigen neun von zehn Betrieben ohne Schwerpunkt Ar- beitnehmerüberlassung weniger als zehn Leiharbeitnehmer. Dagegen haben gut zwei von fünf Verleihbetrieben mit Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung 50 oder mehr Leih- arbeitnehmer (42 Prozent). 2 Hierbei handelt es sich um die Zahl der Betriebe, die mindestens einen Leih- mit Verleiherlaubnis mehrere Betriebe in verschiedenen Regionen besitzen arbeitnehmer beschäftigen. Diese ist nicht identisch mit der Zahl der Arbeitge- kann. ber, die eine Verleiherlaubnis besitzen. Grund dafür ist, dass ein Arbeitgeber 7
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 3 Beschäftigung in der Zeitarbeit resdurchschnitt 2017 sozialversicherungspflichtig beschäf- 3.1 Beschäftigte in der Arbeitneh- tigt. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs ihre Zahl um 40.000 merüberlassung (+4 Prozent). Im Jahresdurchschnitt 2017 waren 1,03 Mio. Leiharbeitneh- Die meisten der sozialversicherungspflichtigen Beschäfti- mer in Deutschland entweder sozialversicherungspflichtig o- gungsverhältnisse in der Leiharbeit sind in Vollzeit: Im Jah- der ausschließlich geringfügig beschäftigt (Abbildung 4). Im resdurchschnitt 2017 waren 84 Prozent der sozialversiche- Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahm ihre Zahl um 41.000 rungspflichtigen Leiharbeitnehmer (807.000 Beschäftigte) (+4 Prozent) zu. vollzeitbeschäftigt und 16 Prozent (154.000) teilzeitbeschäf- tigt. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten ist bei Leiharbeitneh- Der Anteil der Zeitarbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigung mer höher als bei allen Beschäftigten (72 Prozent). Relativ (37,18 Millionen) beträgt nach wie vor weniger als drei Pro- gesehen wuchs die Zahl der teilzeitbeschäftigten Zeitarbeit- zent. Betrachtet man die Beschäftigungsformen separat, so nehmer stärker als die der Vollzeitbeschäftigten (+5 Prozent waren 3,0 Prozent der 32,23 Millionen sozialversicherungs- bzw. +4 Prozent). Dies entspricht dem Trend bei allen sozial- pflichtig Beschäftigten und 1,4 Prozent der 4,95 Millionen versicherungspflichtig Beschäftigten. ausschließlich geringfügig Beschäftigten als Zeitarbeitneh- mer beschäftigt. GERINGFÜGIGE BESCHÄFTIGUNG SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIGE Minijobs sind in der Arbeitnehmerüberlassung vergleichs- BESCHÄFTIGUNG weise wenig verbreitet. Im Jahresdurchschnitt waren 72.000 Leiharbeitnehmer ausschließlich geringfügig beschäf- Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist die domi- tigt. Das waren 1.000 mehr als im Vorjahreszeitraum nierende Beschäftigungsform in der Zeitarbeit. Mit 961.000 (+1 Prozent). Während insgesamt 13 Prozent aller Beschäf- waren mehr als neun von zehn Leiharbeitnehmern im Jah- tigten eine ausschließlich geringfügige Beschäftigung ausüb- ten, war es bei den Zeitarbeitnehmern nur sieben Prozent. Abbildung 4 Beschäftigungsformen Jahresdurchschnitt 2017 Beschäftigte insgesamt Leiharbeitnehmer 37,18 Mio ausschließlich geringfügig ausschließlich Beschäftigte geringfügig Beschäftigte Teilzeit 13% 7% 15% 87% 93% Teilzeit 24% Sozialver- Sozialver- sicherungspflichtig sicherungspflichtig Beschäftigte Beschäftigte 1,03 Mio Beschäftigte Leiharbeit- 78% insgesamt nehmer 63% Vollzeit Vollzeit Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 8
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Darüber hinaus gab es im Jahresdurchschnitt 2017 insge- Sicherheits- oder Reinigungsberufen. Jeweils gut zehn Pro- samt 41.000 Personen, die zusätzlich zu ihrer Hauptbeschäf- zent Leiharbeitnehmer übten einen Personenbezogenen tigung außerhalb der Zeitarbeit eine Nebenbeschäftigung als Dienstleistungsberuf (beispielsweise Gastgewerbe oder Ge- Leiharbeitnehmer hatten. Das waren vier Prozent der be- sundheitsberufe) oder einen Kaufmännischen Beruf (Handel schäftigten Leiharbeitnehmer. oder Unternehmensführung) aus. Der Anstieg der Leiharbeit- nehmer gegenüber dem Vorjahr um 41.000 geht auf fast alle Berufssektoren zurück. Vor allem die Sonstigen wirtschaftli- 3.2 Strukturen chen Dienstleistungsberufe (+21.000 bzw. +7 Prozent) sowie die Produktionsberufe (+13.000 bzw. +3 Prozent) verzeich- Längerfristig zeigt sich eine Änderung bei der Struktur der neten ein deutliches Plus. Bei den Kaufmännischen Berufen Einsatzbereiche der Leiharbeiternehmer, die auch aus dem gab es dagegen einen minimalen Rückgang (-200). Wandel zum tertiären Sektor resultiert: Rückläufig war seit Beginn des neuen Jahrtausends vor allem der Anteil der Leiharbeitnehmer, die in Produktionsberufen arbeiten. Hinge- QUALIFIKATION gen ist im langfristigen Trend die Zahl der Zeitarbeitnehmer, die in Dienstleistungsberufen tätig sind, zum Beispiel in Call Bei den Leiharbeitnehmern ist der Anteil der Personen ohne Centern, als Lager- und Transportarbeiter, aber auch in Ge- Berufsabschluss mit 28 Prozent deutlich höher als der ent- sundheits- und sozialen Berufen, gestiegen. sprechende Anteil von 16 Prozent bei allen Beschäftigten (Abbildung 6). Dagegen ist der Akademikeranteil in der Zeit- arbeit mit neun Prozent unterdurchschnittlich (insgesamt: AUSGEÜBTE TÄTIGKEITEN 16 Prozent). Die Anteile der Beschäftigten mit einem aner- kannten Berufsabschluss unterscheiden sich weniger (Leih- Gut vier von zehn Leiharbeitnehmern waren im Jahresdurch- arbeitnehmer: 63 Prozent; insgesamt: 68 Prozent). schnitt 2017 in Produktionsberufen3 tätig (Abbildung 5). Knapp jeder dritte Leiharbeitnehmer arbeitete in einem Wirt- schaftlichen Dienstleistungsberuf, zum Beispiel in Abbildung 5 Zeitarbeitskräfte nach Tätigkeitsfeldern Bestand (Anteil an Insgesamt); Jahresdurchschnitt 2017 Produktionsberufe 432.000 (42%) Sonstige wirtschaftliche 327.000 (32%) Dienstleistungsberufe Personenbezogene 132.000 (13%) Dienstleistungsberufe Kaufmännische und unternehmens- 118.000 (11%) bezogene Dienstleistungsberufe IT- und naturwissenschaftliche (2%) 23.000 Dienstleistungsberufe Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 3 Die Zuordnung von Berufen zu Berufssektoren kann dem Methodenbericht tur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Uebergreifend/Gene- „Berufssektoren und Berufssegmente auf der Grundlage der KldB 2010“, rische-Publikationen/Methodenbericht-Berufssektoren-und-Berufsseg- Nürnberg, April 2015 entnommen werden: https://statistik.arbeitsagen- mente.pdf 9
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 6 Beschäftigungsstruktur von Leiharbeitnehmern und Beschäftigten insgesamt Jahresdurchschnitt 2017; Anteile in Prozent Experte Helfer 55 Jahre und älter 22 33 unter 35 Jahre 12 20 Spezialist 13 47 12 5 4 55 Anfor- Alter derungs- Fachkraft niveau 35 bis unter 39 55 Jahre 45 36 57 Frauen Männer akademischer ohne Berufs- Ausländer Deutsche 48 52 Abschluss 16 16 abschluss 11 89 30 70 9 28 30 70 Staats- Ge- Quali- ange- schlecht fikation* hörigkeit 63 anerkannter Berufsabschluss 68 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit *ohne Berücksichtigung fehlender Angaben ANFORDERUNGSNIVEAU Leiharbeitnehmer stellen. Diese Berufe sind auch allgemein eher Männerdomänen. Den Qualifikationen entsprechend arbeiten Leiharbeitnehmer häufiger in Tätigkeiten, die mit einem niedrigeren Anforde- Im Jahresdurchschnitt 2017 gab es insgesamt 726.000 Leih- rungsniveau verbunden sind. Mehr als jeder Zweite übte im arbeitnehmer und 306.000 Leiharbeitnehmerinnen. Der An- Jahresdurchschnitt 2017 eine Helfertätigkeit aus, im Durch- stieg der Zeitarbeiter gegenüber dem Vorjahreszeitraum fiel schnitt über alle Branchen war es jeder Fünfte. Demgegen- bei den Männern (+33.000 bzw. +5 Prozent) stärker aus als über sind hochqualifizierte Tätigkeiten in der Zeitarbeitsbran- bei den Frauen (+8.000 bzw. +3 Prozent). che seltener vertreten: Während unter allen Beschäftigten je- weils zwölf Prozent eine Experten- oder eine Spezialistentä- Bei den Männern ist gut die Hälfte in Produktionsberufen tä- tigkeit ausübten, beliefen sich diese Anteile bei Leiharbeit- tig. Ein Drittel arbeitet in Sonstigen wirtschaftlichen Dienst- nehmern auf vier bzw. fünf Prozent. Gut ein Drittel der Leih- leistungsberufen (Abbildung 7). Bei den Frauen hingegen arbeitnehmer ist als Fachkraft tätig, bei den Beschäftigten spielen vor allem die Dienstleistungsberufe eine Rolle. Mit je- insgesamt sind es mehr als die Hälfte. Die Zeitarbeit kann so weils gut einem Viertel stehen die Personenbezogenen für Personen mit vergleichsweise niedrigen formalen Qualifi- Dienstleistungsberufe und die Sonstigen wirtschaftlichen kationen und für Menschen, die nach Phasen von Nichter- Dienstleistungsberufe an der Spitze. Ein knappes Viertel der werbstätigkeit gegebenenfalls an Arbeitsmarktnähe verloren Leiharbeitnehmerinnen arbeitet in Kaufmännischen und un- haben, eine Chance für den (Wieder-)Einstieg in Beschäfti- ternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen (Abbil- gung darstellen. dung 8). Die größten Zunahmen gab es bei sowohl bei Leih- arbeitnehmern als auch bei Leiharbeitnehmerinnen in den Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen (+17.000 GESCHLECHT bzw. +7 Prozent; +3.000 bzw. +4 Prozent). Männer stellen nach wie vor das Gros der Zeitarbeiter. Im 2017 waren 70 Prozent der beschäftigten Leiharbeitnehmer Männer. Dagegen ist das Geschlechterverhältnis bei den Be- schäftigten insgesamt nahezu ausgeglichen. Der hohe Män- neranteil bei Leiharbeitern hängt vor allem damit zusammen, dass Arbeitnehmer mit Produktionsberufen – trotz tendenziell abnehmender Bedeutung – weiterhin einen großen Teil der 10
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 8 ALTER Leiharbeitnehmerinnen nach Tätigkeitsfeldern Leiharbeitnehmer sind überwiegend jung. Während ein Drit- Bestand (Anteil an Insgesamt); Jahresdurchschnitt 2017 tel aller Beschäftigten jünger als 35 Jahre ist, findet sich fast die Hälfte der Zeitarbeitnehmer (47 Prozent) in dieser Alters- gruppe wieder. Dagegen ist nur jeder achte Leiharbeitneh- mer 55 Jahre oder älter. Bei allen Beschäftigten ist gut jeder Personenbezogene Dienstleistungsberufe 81.000 (27%) Fünfte so alt. Dies zeigt, dass Zeitarbeit auch eine Rolle beim Einstieg junger Arbeitnehmer in das Berufsleben spielt. Sonstige wirtschaftliche Abbildung 7 Dienstleistungsberufe 80.000 (26%) Leiharbeitnehmer nach Tätigkeitsfeldern Bestand (Anteil an Insgesamt); Jahresdurchschnitt 2017 Kaufmännische und unternehmensbezogene 74.000 (24%) Dienstleistungsberufe Produktionsberufe 367.000 (51%) Produktionsberufe 65.000 (21%) Sonstige wirtschaftliche IT- und 247.000 (34%) Dienstleistungsberufe naturwissenschaftliche 5.000 (2%) Dienstleistungsberufe Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Personenbezogene 50.000 (7%) Dienstleistungsberufe Dies gilt auch für geflüchtete Menschen. Nach Untersuchun- gen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat- Kaufmännische und unternehmensbezogene 44.000 (6%) ten im vierten Quartal 2016 rund 13 Prozent der Betriebe aus Dienstleistungsberufe der Zeitarbeitsbranche schon einen der seit 2014 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten eingestellt. Der IT- und Durchschnittswert für die Gesamtwirtschaft lag zu diesem naturwissenschaftliche 18.000 (2%) Zeitpunkt bei etwa 3,5 Prozent4. Dienstleistungsberufe Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Im Jahresdurchschnitt 2017 waren 21.000 Personen aus den Hauptasylzugangsländern5 als Zeitarbeiter sozialversiche- rungspflichtig beschäftigt. Gegenüber 2016 hat sich ihre Zahl STAATSANGEHÖRIGKEIT mehr als verdoppelt (+11.000 bzw. +124 Prozent). Der Anteil der Zeitarbeiter aus diesen Ländern an allen Zeitarbeitern Fast jeder dritte Leiharbeitnehmer (30 Prozent) hat einen beträgt aktuell gut zwei Prozent (zum Vergleich alle Beschäf- ausländischen Pass. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren tigte: 0,5 Prozent). gestiegen und fast dreimal so hoch wie bei den Beschäftig- ten insgesamt. Dort liegt der Ausländeranteil bei elf Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2017 waren zwei Prozent aller be- schäftigten Deutschen als Leiharbeitnehmer tätig. Dieser An- teil ist seit Jahren konstant. Dagegen hat sich der Anteil der Leiharbeitnehmer an allen beschäftigten Ausländern von 2013 um zwei Prozentpunkte auf aktuell gut sieben Prozent erhöht. Zeitarbeit bietet offenbar für Ausländer eine gute Ein- stiegsmöglichkeit in den deutschen Arbeitsmarkt. 4 Ausführlich siehe IAB-Kurzbericht 14/2017 http://doku.iab.de/kurz- 5 Die Hauptasylzugangsländer sind Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, ber/2017/kb1417.pdf Pakistan, Somalia und Syrien. 11
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 4 Zeitarbeit als flexible Beschäftigungsform Bei 33 Prozent – insgesamt 254.000 – der im zweiten Halb- 4.1 Dynamik: Begonnene und been- jahr 2017 neu eingegangenen Leiharbeitsverhältnisse dete Beschäftigungsverhält- schloss die Beschäftigung in der Zeitarbeit direkt an ein vor- heriges Arbeitsverhältnis an. Überwiegend handelte es sich nisse dabei um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (165.000). Die Arbeitnehmerüberlassung ist durch eine große Zahl be- gonnener und beendeter Beschäftigungsverhältnisse ge- Auch die zweite Stromgröße, die Zahl der beendeten Leihar- prägt. Im zweiten Halbjahr 2017 begründeten insgesamt beitsverhältnisse, ist im Vergleich zu den durchschnittlichen 764.000 Arbeitnehmer ein Arbeitsverhältnis mit einem Verlei- Bestandszahlen sehr hoch und spiegelt die hohe Dynamik in her. Das sind sieben Prozent mehr Beschäftigungsverhält- der Arbeitnehmerüberlassung wider: Den 764.000 im zwei- nisse als im zweiten Halbjahr 2016. ten Halbjahr 2017 neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhält- nissen stehen 783.000 beendete Leiharbeitsverhältnisse ge- Zeitarbeit stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeits- genüber; das sind sieben Prozent mehr als im zweiten Halb- lose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufsein- jahr 2016. steiger oder Berufsrückkehrer dar (Abbildung 9). 67 Prozent (511.000) der neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnisse im zweiten Halbjahr 2017 wurden mit Personen geschlossen, die direkt zuvor keine Beschäftigung ausübten bzw. noch nie beschäftigt waren. Überwiegend lag die letzte Beschäftigung des Zeitarbeitnehmers maximal ein Jahr zurück (334.000 neu begründete Beschäftigungsverhältnisse). Bei gut einem Drittel der vorher nicht Beschäftigten (177.000) endete die letzte Beschäftigung bereits vor mindestens einem Jahr oder sie waren zuvor noch nie beschäftigt. Abbildung 9 Begonnene Leiharbeitsverhältnisse nach dem vorangegangenen Beschäftigungsstatus 2. Halbjahr 2017 Begonnene 0 bis unter 1 Beschäftigungs- Monat verhältnisse 18% 764.000 33% unmittelbar vorher beschäftigt 67% unmittelbar vorher nicht beschäftigt 25% mehr als 1 23% 1 Monat bis Jahr bzw . unter 1 Jahr gar nicht Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 12
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 11 4.2 Beschäftigungsdauern Dauer der beendeten Beschäftigungsverhältnisse Statistisch kann die Länge der zwischen Verleihern und Leih- von Leiharbeitskräften 2. Halbjahr 2017; Anteile arbeitnehmern bestehenden Arbeitsverhältnisse ausgewertet beendete werden6. Dies erfolgt zum einen für die bisherige Dauer der 783.000 Beschäftigungs- verhältnisse bestehenden Beschäftigungsverhältnisse. Zum anderen wird ermittelt, wie lange beendete Zeitarbeitsverhältnisse bestan- 0 bis unter 1 den. Monat 30% Ende Dezember 2017 gab es 1,12 Millionen bestehende Be- schäftigungsverhältnisse zwischen Verleihern und Leihar- beitnehmern. Ein gutes Drittel von ihnen (402.000) bestan- 1 bis unter 3 22% den bereits seit mindestens 18 Monaten (Abbildung 10). Ein Monate Fünftel der Beschäftigungsverhältnisse (219.000) hatte eine bisherige Dauer von neun bis unter 18 Monaten. 3 bis unter 9 23% Abbildung 10 Monate Bisherige Dauer der Beschäftigungsverhältnisse 9 bis unter 18 Monate 11% von Leiharbeitskräften 31. Dezember 2017; Anteile 18 Monate und mehr 13% bestehende 1.119.000 Beschäftigungs- verhältnisse Statistik der Bundesagentur für Arbeit 0 bis unter 1 4% Datenquelle: Monat 1 bis unter 3 13% Monate vor scheinen Verleiher ihren Personalbestand somit mög- lichst elastisch ihrer Auftragslage anzupassen. 3 bis unter 9 27% Monate Leiharbeitnehmer finden nach der Beendigung des Beschäf- tigungsverhältnisses in der Zeitarbeit vielfach schnell wieder einen Arbeitsplatz. Von allen Leiharbeitnehmern, deren Be- 9 bis unter 18 20% schäftigung im zweiten Halbjahr 2017 endete, waren 61 Pro- Monate zent (475.000 Arbeitnehmer) 90 Tage nach Beendigung (er- neut) in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, und zwar mehrheitlich außerhalb der Zeitarbeit (260.000). 18 Monate und 36% mehr 4.3 Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Beschäftigung in der Zeitarbeit Zeitarbeit ist eine flexible Beschäftigungsform, die eine hö- Von den 783.000 im zweiten Halbjahr 2017 beendeten Zeit- here Fluktuation als andere Branchen aufweist. Dementspre- arbeitsverhältnissen dauerten 13 Prozent (106.000) mindes- chend birgt sie für Arbeitnehmer ein höheres individuelles Ri- tens 18 Monate (Abbildung 11). 11 Prozent (89.000) der be- siko eines Arbeitsplatzverlustes. Im Folgenden werden die endeten Beschäftigungsverhältnisse dauerten zwischen Zugänge in Arbeitslosigkeit aus dem gesamten Wirtschafts- neun bis zu 18 Monaten. Nach weniger als einem Monat en- zweig Arbeitnehmerüberlassung untersucht. Darunter fällt deten zuletzt 30 Prozent (237.000) aller Leiharbeitsverhält- neben den Leiharbeitnehmern auch das Stammpersonal der nisse, 22 Prozent (172.000) wurden in einem Zeitraum von Verleihbetriebe mit Schwerpunkt Arbeitnehmerüberlassung7. mindestens einem bis unter drei Monaten beendet. Nach wie 6 Aussagen zur Überlassungsdauer von Leiharbeitnehmern sind auf der 7 Im Rahmen der Arbeitslosenstatistik kann beim Abgang aus Arbeitslosigkeit Grundlage der Daten der BA nicht möglich. nur der Wirtschaftszweig, in dem die Beschäftigung aufgenommen wird, ermit- telt werden. Eine Unterscheidung zwischen Stammkräften und Leiharbeitneh- mern bei Verleihbetrieben erfolgt nicht. 13
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 12 Zugangsrisiko in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung jeweils gleitende Jahresdurchschnitte Dezember 2008 bis Dezember 2017; in Prozent Zugangsrisiko: Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt/ Ausbildung bezogen auf den Beschäftigungsstand des Vormonats 6,95 4,88 4,65 Arbeitnehmerüberlassung 4,44 4,19 4,22 3,98 3,72 3,44 3,06 Insgesamt 0,85 0,97 0,86 0,80 0,78 0,76 0,73 0,69 0,67 0,63 Dez 2008 Dez 2009 Dez 2010 Dez 2011 Dez 2012 Dez 2013 Dez 2014 Dez 2015 Dez 2016 Dez 2017 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit In der gleitenden Jahressumme von Mai 2017 bis April 2018 Zeitarbeit. Allerdings bleibt es in der Arbeitnehmerüberlas- wurden 2,4 Millionen Menschen arbeitslos, die zuvor eine sung weiterhin überdurchschnittlich hoch (Abbildung 12). Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt ausgeübt haben. Von Dieses Risiko lag in der Zeitarbeit im Jahresdurchschnitt diesen waren 93 Prozent (2,2 Millionen) zuvor sozialversi- 2017 bei durchschnittlich 3,06 Prozent. Es war damit fast cherungspflichtig beschäftigt. 316.000 dieser Zugänge in Ar- fünfmal so hoch wie das branchenübergreifende Gesamtri- beitslosigkeit sind der Arbeitnehmerüberlassung zuzuordnen. siko (0,63 Prozent). Das hohe Risiko spiegelt die überaus hohe Dynamik mit zahlreichen beendeten, aber auch sehr Damit gingen von Mai 2017 bis April 2018 14 Prozent der vielen neu begonnenen Beschäftigungsverhältnissen in der Zugänge in Arbeitslosigkeit auf eine Branche zurück, die we- Zeitarbeit wider. niger als drei Prozent der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten stellt (siehe auch Abschnitt 3.1). Einen ähnlich Bei längerfristiger Betrachtung wird darüber hinaus sichtbar, hohen Anteil an den Zugängen in Arbeitslosigkeit weisen nur dass die Zeitarbeit sehr stark auf Veränderungen der kon- die anderen Wirtschaftlichen Dienstleistungen (333.000 bzw. junkturellen Rahmenbedingungen reagiert (siehe Abschnitt 15 Prozent) und der Handel (308.000 bzw. 14 Prozent) auf. 5.1). Im Zuge der Wirtschaftskrise 2008/2009 war sowohl die Diese stellen gemeinsam aber auch 18 Prozent aller sozial- Zahl der Zugänge als auch das Risiko, aus Beschäftigung in versicherungspflichtig Beschäftigten8. Auch aus dem be- der Zeitarbeit heraus arbeitslos zu werden, stark angestie- schäftigungsstarken Verarbeitenden Gewerbe – 21 Prozent gen, ging danach aber wieder zurück. Seit 2011 bewegte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind hier tätig sich das Risiko mit geringfügigen Schwankungen um einen – – wurden mit zwölf Prozent aller Zugänge zahlreiche Men- im Vergleich zu einem Zugangsrisiko von über 7 Prozent im schen (261.000) arbeitslos. Krisenjahr 2009 – niedrigen Wert und ist seit 2012 rückläufig. Das Risiko9, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäfti- gung heraus arbeitslos zu werden, hat sich insbesondere in- folge der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den letzten Jahren weiter verringert. Das gilt auch für Beschäftigte in der 8 Beschäftigungsanteil im Dezember 2017 9 Das Zugangsrisiko in Arbeitslosigkeit errechnet sich aus der Zahl der Zugän- ge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt inklusive be- trieblicher oder außerbetrieblicher Ausbildung bezogen auf die Beschäftigten- zahl des Vormonats. 14
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 13 Zugänge in Arbeitslosigkeit und Beschäftigungsaufnahmen aus Arbeitslosigkeit Zugänge aus und Abgänge in Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt; nach Wirtschaftszweigen Gleitender Jahresdurchschnitt Mai 2017 bis April 2018; Anteile in Prozent Zugang aus Beschäftigung Beschäftigungsaufnahmen 14,9 Erbringung w irtsch. Dienstleist. (ohne ANÜ) 14,5 14,2 Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ) 18,6 13,8 Handel, Instandhaltung und Reparatur von KfZ 12,6 11,7 Verarbeitendes Gewerbe 9,9 8,2 Gesundheits- und Sozialw esen 9,5 8,2 Baugew erbe 7,4 8,1 Gastgew erbe 7,0 6,2 Verkehr und Lagerei 6,1 4,2 Kunst u. Unterhaltung, Sonst. Dienstl., Priv. Haush. 3,9 3,1 Information und Kommunikation 3,2 2,6 Erziehung und Unterricht 2,6 1,8 Öffentliche Verwaltung 2,2 1,1 Land- und Forstw irtschaft, Fischerei 1,0 1,0 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstl. 0,7 0,8 Bergbau, Energie-und Wasserversorg., Entsorgung 0,8 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Auch wenn fast zwei Drittel der Beschäftigungsaufnahmen 4.4 Beschäftigungsaufnahmen in aus Arbeitslosigkeit in der Zeitarbeit aus dem Rechtkreis der Zeitarbeit aus Arbeitslosig- SGB III erfolgten (213.000), spielt die Arbeitnehmerüberlas- sung für Beschäftigungsaufnahmen aus Arbeitslosigkeit im keit Rechtskreis SGB II eine besondere Rolle. Da sie zahlreiche Beschäftigungschancen im Helferbereich bietet, ist sie ge- Über eine integrierte Auswertung der Arbeitslosen- und der rade für geringqualifizierte erwerbsfähige Leistungsberech- Beschäftigungsstatistik kann für die Abgänge aus Arbeitslo- tigte aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende eine Mög- sigkeit in Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt ermittelt lichkeit, Arbeitsmarktnähe zu erhalten oder wieder herzustel- werden, in welchem Wirtschaftszweig die Beschäftigung auf- len. Im Zeitraum Mai 2017 bis April 2018 gab es 137.000 Ab- genommen wurde. Auch an dieser Stelle werden Leiharbeit- gänge aus Arbeitslosigkeit im SGB II in die Arbeitnehmer- nehmer und Stammpersonal der Verleihbetriebe mit Schwer- überlassung. Damit erfolgte gut jede vierte Beschäftigungs- punkt Arbeitnehmerüberlassung zusammen betrachtet.10 aufnahme von Arbeitslosen aus dem Rechtskreis SGB II in der Zeitarbeit (zum Vergleich im Rechtskreis SGB III: 16 Pro- In der gleitenden Jahressumme von Mai 2017 bis April 2018 zent). haben knapp 2,1 Millionen Arbeitslose eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufgenommen. Von diesen waren Zeitarbeit bietet auch Geflüchteten eine Einstiegsmöglichkeit 1,9 Millionen unmittelbar nach dem Abgang aus Arbeitslosig- in den deutschen Arbeitsmarkt: Im Zeitraum Mai 2017 bis keit sozialversicherungspflichtig beschäftigt, fast jeder Fünfte April 2018 gab es insgesamt 23.000 Beschäftigungsaufnah- (350.000) in der Zeitarbeit (Abbildung 13). Auch hier spiegelt men von Arbeitslosen aus den Hauptasylherkunftsländern in sich die überdurchschnittlich hohe Fluktuation der Branche der Arbeitnehmerüberlassung. Das war ein gutes Drittel aller wider. Sowohl bei den Zugängen aus Beschäftigung in Ar- Beschäftigungsaufnahmen von Arbeitslosen aus diesen Län- beitslosigkeit (siehe Abschnitt 4.3) als auch bei den Beschäf- dern. tigungsaufnahmen aus Arbeitslosigkeit hat die Zeitarbeit ei- nen hohen Anteil an der Gesamtsumme der Zu- bzw. Ab- gänge. 10 Siehe Fußnote 6 15
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Abbildung 14 Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Zeitarbeit und Verbleib Gleitende Jahressumme April 2016 bis März 2017 93.000 nicht an jedem Stichtag 127.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt 65.000 an jedem Stichtag sozialversicher- 363.000 98.000 ungspflichtig beschäftigt, aber nicht ausschließlich in der Zeitarbeit 206.000 138.000 an jedem Stichtag in der Zeitarbeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt unmittelbar nach Abgang nach 6 Monaten nach 6 und 12 Monaten Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Anhand einer integrierten Auswertung kann ermittelt werden, arbeitslos oder in Fördermaßnahmen. 58 Prozent der ob eine Beschäftigungsaufnahme aus Arbeitslosigkeit heraus 236.000 nach sechs und zwölf Monaten bestehenden Be- zu einer stabilen Eingliederung in Beschäftigung geführt hat. schäftigungsverhältnisse (138.000) waren an allen drei Stich- Hierfür werden die Stichtage – sechs und zwölf Monate nach tagen in der Zeitarbeit zu finden, 42 Prozent (98.000) teil- Abgang aus Arbeitslosigkeit – kumulativ ausgewertet.11 Es weise in einer anderen Branche. Offenkundig wechselt eine werden die Beschäftigungsaufnahmen aus dem Zeitraum nennenswerte Zahl von Personen aus der Arbeitnehmer- April 2016 bis März 2017 herangezogen, weil für diesen Zeit- überlassung zu einem anderen Arbeitgeber. Allerdings ist raum Ergebnisse für das Verbleibsintervall von zwölf Mona- nicht bekannt, ob hierbei ein „Klebeeffekt“ vorliegt oder die ten bereits zur Verfügung stehen. Beschäftigung außerhalb der Zeitarbeit anderweitig gefun- den wurde. In diesem Zeitraum beendeten 363.000 Personen ihre Ar- beitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungs- Die Nachhaltigkeit von Beschäftigungsaufnahmen in der pflichtigen Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung Zeitarbeit ist niedriger als im Durchschnitt über alle Bran- (Abbildung 14). Von diesen 363.000 Personen waren nach chen. Alles in allem liefern die Ergebnisse der Auswertung sechs Monaten fast drei Viertel (271.000) sozialversiche- aber Indizien dafür, dass die Eingliederung von Arbeitslosen rungspflichtig beschäftigt. Mit 206.000 war der weitaus in das Beschäftigungssystem über die Arbeitnehmerüberlas- größte Teil dieser nach sechs Monaten bestehenden Be- sung besser gelingt, als es die kurzen Beschäftigungsdauern schäftigungsverhältnisse der Arbeitnehmerüberlassung zu- bei Verleihunternehmen auf den ersten Blick nahelegen. zuordnen, 65.000 Arbeitnehmer waren in anderen Branchen tätig. 236.000 (65 Prozent) der 363.000 Personen, die in Zeitarbeit einmündeten, waren sowohl nach sechs als auch nach zwölf Monaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 127.000 Personen waren nicht zu allen Stichtagen sozialver- sicherungspflichtig beschäftigt, sondern teilweise z.B. 11 Die Betrachtung über Messung an Stichtagen ist näherungsweise: Die Ab- nach Abgang aus Arbeitslosigkeit. Zwischenzeitliche Unterbrechungen der Be- fragelogik umfasst die Messzeitpunkte unmittelbar, 6 Monate und 12 Monate schäftigung oder Wechsel sind also möglich. 16
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 5 Zeitarbeit und Gesamtbeschäftigung merzahlen kann auch eine wachsende Bereitschaft der Ent- 5.1 Zeitarbeit als Frühindikator leihbetriebe stehen, Leiharbeitnehmer zu übernehmen, oder Leiharbeitnehmern ergibt sich anderweitig die Möglichkeit, Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Ände- eine Beschäftigung außerhalb der Zeitarbeit aufzunehmen. rungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen. In Zeiten Gerade in Zeiten zunehmender Fachkräfteengpässe dürfte eines beginnenden konjunkturellen Aufschwungs steigt – ne- es eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, dass Unter- ben beispielsweise dem Aufbau von Überstunden – die Nut- nehmen Fachkräfte an sich binden bzw. dass es auch zeitar- zung von Leiharbeit zunächst an. Hält der Aufschwung an, beitsunternehmen schwerer fällt, Fachkräfte zu finden. Dane- steigt das Vertrauen der Unternehmen in die konjunkturelle ben können gesetzliche Änderungen die Beschäftigungsdy- Entwicklung und damit auch die Bereitschaft zu einer Erwei- namik der Zeitarbeit in die eine oder andere Richtung beein- terung des Stammpersonals. In einer Abschwungphase ist flussen. die Arbeitnehmerüberlassung hingegen der Sektor, in dem frühzeitig die Folgen der wirtschaftlichen Eintrübung sichtbar Deutlich wird der zeitliche Vorlauf der Zeitarbeit an der Ent- werden. Vor der Entlassung der Stammbelegschaft wird in wicklung während des konjunkturellen Abschwungs Unternehmen – neben beispielsweise Anpassungen der Ar- 2008/2009 und der anschließenden Erholung. Der Ab- beitszeit über Reduktion der Überstunden oder durch Kurzar- schwung zeigte frühzeitig Auswirkungen auf die Beschäfti- beit – in der Regel die Inanspruchnahme von Zeitarbeit redu- gung in der Zeitarbeitsbranche12. Deren saisonbereinigter ziert. Rückgang setzte bereits im Frühjahr 2008 ein (Abbildung 15). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insge- Aus einer rückläufigen sozialversicherungspflichtigen Be- samt hingegen sank saisonbereinigt erst ab Herbst des glei- schäftigung in der Zeitarbeit kann aber nicht automatisch auf chen Jahres. Auf der anderen Seite zeigte sich auch die po- einen bevorstehenden Beschäftigungsrückgang insgesamt sitive Beschäftigungsentwicklung der folgenden Monate zu- geschlossen werden. Hinter abnehmenden Leiharbeitneh- nächst in der Arbeitnehmerüberlassung. Abbildung 15 Zeitarbeit als Frühindikator – Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt und in der Zeitarbeit Januar 2004 bis April 2018 (saisonbereinigt, vorläufig hochgerechnete Werte ab Januar 2018) 35 Mio endgültige Werte 2,0 Mio v orläuf ige hochgerechnete Werte sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung insgesamt 30 Mio 1,5 Mio sozialversicherungs- pflichtige Beschäftigung in 25 Mio der Zeitarbeit 1,0 Mio 20 Mio 0,5 Mio zeitv ersetzter Zeitarbeit wächst allgemeiner Beschäf ti- Beschäf tigungs- Ende des dy namischen Wachstums trotz allgemeinem Beschäf tigungs- gungs- auf bau der Zeitarbeit bei allgemeinem Beschäf tigungsrückg. auf bau abbau Beschäf tigungsauf bau 15 Mio 0,0 Mio 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 12 Wirtschaftszweig Arbeitnehmerüberlassung (782,783): Alle sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten von Verleihbetrieben mit Schwerpunkt Arbeitneh- merüberlassung (Leiharbeitnehmer + Stammpersonal) 17
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit Nach Rückgängen im Jahr 2012 und einer Stagnation in der Entwicklung der Zeitarbeitsbranche gebremst. 2006 und ersten Jahreshälfte 2013 wächst die Beschäftigung in der 2007 war insgesamt ein Beschäftigungsaufbau zu verzeich- Zeitarbeit seit Mitte 2013 wieder tendenziell. Das Wachstum nen, zu dem auch die Zeitarbeit beitrug. Während 2006 noch ist allerdings geringer als bei der Gesamtbeschäftigung, die gut ein Drittel des Beschäftigungsaufbaus auf die Arbeitneh- seit 2010 einen ungebrochen deutlichen Aufwärtstrend auf- merüberlassung zurückging, waren es 2007 noch 14 Prozent weist. (Abbildung 16). Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2008/2009 zeigten sich bereits 2008 (siehe auch Abschnitt 5.1). Obwohl die Ge- 5.2 Wachstumsbeitrag der Zeitar- samtbeschäftigung noch zunahm, gab es in der Arbeitneh- beit merüberlassung bereits einen Beschäftigungsabbau. 2009 waren die Auswirkungen der Krise auch bei der Gesamtbe- Trotz des mit unter drei Prozent insgesamt geringen Ge- schäftigung sichtbar. Allerdings trafen diese Auswirkungen samtbeschäftigungsanteils wirken sich Wachstum bzw. die Zeitarbeit relativ stärker als die anderen Branchen. Gut Rückgang der Beschäftigtenzahlen in der Zeitarbeit deutlich ein Drittel des Rückgangs der Gesamtbeschäftigung ging auf auf die Entwicklung der Gesamtbeschäftigung aus. die Arbeitnehmerüberlassung zurück. Diese Beschäftigungs- verluste in der Zeitarbeit konnten 2010 aber wieder kompen- Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Gesamt- siert werden. Die Zeitarbeit trug damit zum Gesamtbeschäfti- beschäftigung und der sozialversicherungspflichtigen Be- gungsaufbau in den Jahren 2010 und 2011 bei. schäftigung im Wirtschaftszweig Arbeitnehmerüberlassung im Zeitablauf13 zeigt, dass die Beschäftigung in der Zeitarbeit Die deutsche Wirtschaft geriet 2012 in den Sog der europäi- im Jahr 2005, entgegen der allgemeinen Beschäftigungsent- schen Rezession. Die Folge war ein 2013 deutlich abge- wicklung, im Vorjahresvergleich zunahm. Die 2003 einge- schwächtes Plus bei der Gesamtbeschäftigung. Ein Beschäf- führten Deregulierungen der Zeitarbeit haben diese Entwick- tigungsabbau in der Zeitarbeit trat bereits 2012 ein. Seit lung vermutlich begünstigt. Der allgemeine Beschäftigungs- 2013 hat die Branche einen leicht positiven Einfluss. 2015 abbau in dieser Zeit wurde demnach durch die positive lag der Beitrag der Zeitarbeit noch bei sechs Prozent. Seit- dem ist er gesunken, auf nur noch vier Prozent im Jahr 2017. Abbildung 16 Wachstumsbeitrag der Zeitarbeit Veränderung zum Vorjahr; sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt und Zeitarbeitsbranche jeweils 31. Dezember 761.000 754.000 752.000 698.000 654.000 Insgesamt Zeitarbeit 523.000 513.000 482.000 434.000 405.000 356.000 189.000 143.000 93.000 68.000 44.000 43.000 38.000 31.000 22.000 17.000 -44.000 -45.000 -96.000 -68.000 -130.000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 13 siehe Fußnote 12 18
Aktuelle Entwicklungen der Zeitarbeit 6 Entgelte in der Arbeitnehmerüberlassung Die erzielten Bruttoarbeitsentgelte14 von vollzeitbeschäftigten Entgeltdifferenzen zeigen sich aber auch bei der Betrachtung Leiharbeitnehmern15 sind unterdurchschnittlich (Abbildung nach Anforderungsniveaus. Zeitarbeitnehmer, die eine Hel- 17). Sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte der fertätigkeit ausüben, verdienen mit 1.594 € durchschnittlich Kerngruppe erhielten im Jahr 2017 im Mittel (Median16) ein 27 Prozent weniger als Helfer im Durchschnitt über alle monatliches Bruttoarbeitsentgelt von 3.209 €. Der mittlere Branchen. Bei Tätigkeiten auf Fachkraft-Niveau ist die pro- Verdienst der Leiharbeitnehmer war mit 1.868 € um 42 Pro- zentuale Abweichung ähnlich hoch (-26 Prozent); bei Tätig- zent niedriger. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass keiten auf Spezialisten- und Experten-Niveau sind es immer sich die Beschäftigungsstruktur in der Arbeitnehmerüberlas- noch 15 bzw. 14 Prozent weniger. sung von der der Beschäftigten insgesamt merklich unter- scheidet. So übt in der Zeitarbeit mehr als die Hälfte aller Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) eine Helfertätig- keit aus (55 Prozent; nicht-Leiharbeitnehmer 11 Prozent), die generell mit einer niedrigeren Entlohnung verbunden ist. Die mit überdurchschnittlichen Verdiensten verbundenen Spezia- listen- und Expertentätigkeiten kommen in der Arbeitnehmer- überlassung hingegen vergleichsweise selten vor (6 bzw. 4 Prozent; nicht-Leiharbeitnehmer 16 bzw. 15 Prozent). Abbildung 17 Bruttoarbeitsentgelte in Euro insgesamt und von Leiharbeitnehmern (Vollzeitbeschäftigte, Median) 31. Dezember 2017 Insgesamt 3.209 € Insgesamt Leiharbeitnehmer 1.868 € 2.177 € Helfer 1.594 € 2.965 € Fachkraft 2.209 € 4.210 € Spezialist 3.579 € 5.302 € Experte 4.566 € Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 14 Einzelheiten zur Ermittlung der Bruttoentgelte können dem Methodenbe- dass die Beschäftigung eines Leiharbeitnehmers für den Entleihbetrieb weni- richt „Bruttoarbeitsentgelte von Beschäftigten nach der Revision 2014“ ent- ger Kosten verursacht als die direkte Beschäftigung eines Arbeitnehmers 16 Das Medianentgelt ist dadurch gekennzeichnet, dass jeweils 50 Prozent al- nommen werden https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grund- lagen/Methodenberichte/Beschaeftigungsstatistik/GenerischePublikatio- ler Entgelte unterhalb bzw. oberhalb dieses Wertes liegen. nen/Methodenbericht-Bruttomonatsentgelte-nach-Revision-2014.pdf 15 An dieser Stelle werden die Unterschiede in den Entgelten aus Arbeitneh- mersicht dargestellt. Aus Arbeitgebersicht bedeutet das nicht automatisch, 19
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