Alle können mitmachen - Hafencity

 
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Alle können mitmachen - Hafencity
Juli 2022 Ausgabe 67

      Alle können
      mitmachen

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Grundschüler:innen begrüßen das künftige Gemeinschaftshaus im Baakenpark mit selbst gemalten Plakaten für den Bauzaun (Foto: Miguel Ferraz)

In der kontinuierlich wachsenden HafenCity entstehen in Parks, auf Plätzen und Promenaden neue öffentliche Begegnungsorte.
Der jüngste entsteht am Strandhöft in bester Wasserlage. Zudem baut die HafenCity Hamburg GmbH zwei Gemeinschaftshäuser

„Hängt es so gerade?“ Die neunjährige Karlotta                  Nahbar und offen                                                  Zeh. Bauherrin ist jeweils die HafenCity Hamburg
hält kurz mit dem Akkuschrauber inne, bevor sie die                                                                               GmbH.
nächste Schraube in das knallig gelbe und violette              Leuchtend rot wird das Gemeinschaftshaus künftig                     Nicht nur die Schulkinder freuen sich auf diese
Bild eindreht, das sie zusammen mit ihren Klassen-              nahe dem Himmelsberg über dem Wasser des Baa-                     neuen Orte, an denen nachbarschaftliches Enga-
kameradinnen Marlene und Luca gemalt hat. Auf drei              kenhafens hervorstechen und „als nahbare, offene                  gement stattfinden und generationenübegreifende
Leinwänden, die sich zu einem großen Bild zusam-                und emphatische Architektur zur Identifikation“                   sowie interkulturelle Begegnungen gelebt werden
menfügen, prangen eine riesige Torte, viel buntes               einladen, wie der Architekt Matthias Hoffmann von                 können. Der Nachbarschaftsverein Netzwerk e. V.
Konfetti und Luftballons. Die Mädchen bringen es                ARGE Hoffmann, Schlüter, Zeh aus Köln sagt. Zwei-                 und andere Akteur:innen haben an der Konzeption
an einer Bretterwand im Baakenpark an, hinter der               geschossig bietet es dann auf insgesamt 580  Qua-                 mitgewirkt.
bis Frühjahr 2023 ein Gemeinschaftshaus für das                 dratmetern zwei Mehrzweckräume mit Küche, ein                     „Mit dem Baustart wird ein Meilenstein in einem lan-
Quartier entsteht. „Wir wollen uns dort mit Freun-              Café, Co-Working-Spaces, Werkstatträume, eine                     gen Prozess erreicht. Jetzt müssen sich alle Betei-
dinnen und Freunden treffen, Geburtstage und Par-               öffentliche Toilette und Lagerräume. Das Haus liegt               ligten ihre Siebenmeilenstiefel anziehen, um die ent-
tys feiern“, erzählen die Mädchen. Sie wohnen in der            im künftig bevölkerungsreichsten Wohnquartier mit                 stehende Hülle mit Leben zu füllen“, sagt Sebastian
HafenCity und gehen in der Katharinenschule in die              insgesamt 2400 Wohnungen. Das zweite, diesmal                     Baller, Vorsitzender des Netzwerks HafenCity e. V.
dritte Klasse. Fachkundig angeleitet durch Margot               knallgelbe Gemeinschaftshaus im Grasbrookpark
Reinig vom „Kl!ck Kindermuseum“ hat die ganze Klas-             im Westen ist ebenfalls bereits im Bau, der Entwurf
se Bilder gemalt, die nun den Bauzaun verschönern.              stammt auch von der ARGE Hoffmann, Schlüter,                                        Fortsetzung auf Seite 2 →

#unüberseebar                                                                                       Zwischen den Welten
Das Westfield Hamburg-                                                                              Künstler:innen beleben das
Überseequartier wächst rasch                                                                        Quartier Baakenhafen
seiner Eröffnung entgegen

Seite 5–7                                                                                           Seite 8–9

                                                                                                                                               Mai 2019 | News 55 | HafenCity
Alle können mitmachen - Hafencity
Räume für Gemeinschaft                                                                                                                                                                 Räume für Gemeinschaft

                                                                                                                          einer „Home Opera“ eingeweiht werden. Die expe-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Editorial
                                                                                                                          rimentelle Veranstaltung mit Musik und Film, ver-
                                                                                                                          fremdetem Operngesang und besonderen Licht-
                                                                                                                          effekten wurde im Haus nebenan komponiert: Dort
                                                                                                                          ist die künstlerische Baugemeinschaft „Kammer-
                                                                                                                          kombinat“ eingezogen, die es sich auf die Fahnen
                                                                                                                          geschrieben hat, Nachbarschaft aktiv mitzuge-
                                                                                                                          stalten. Die Proben zur Home Opera haben bereits
                                                                                                                          begonnen, die Premiere ist für den 8. Juli geplant.

                                                                                                                          Text: Andrea Bittelmeyer

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Endlich Sommer, endlich mal wieder mit den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Nachbar:innen die neuesten Nachrichten im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Quartier austauschen, mit den Kids eine Runde
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         kicken, zum Geburtstag spontan die liebe Ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         wandtschaft und Freund:innen versammeln: Dass

                                                                                                                                                                                           „Start a Revolution: Get to                                                                                                   diese und viele andere Kleinigkeiten unseren All-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         tag lebenswert machen, haben wir alle in den

                                                                                                                                                                                           know your Neighbour!“                                                                                                         vergangenen Jahren (wieder) schätzen gelernt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Umso schöner ist es, dass solche Gelegenheiten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         zumindest temporär zurückkehren – mit Stra-
                                                                                                                                                                                       ↑                                                                                                                                 ßenfesten, Nachbarschaftsinitiativen, dem tra-
                                                                                                                                                                                       Auf dem Bolzplatz im Lohsepark kicken am Sonntag die Herren (Foto: Miguel Ferraz)                                                 ditionellen HafenCity-Run und vielen kreativen
↑
Auf dem Strandhöft entsteht ein neuer öffentlicher Freiraum am Wasser – inklusive einer kleinen Bühne an der Spitze
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Ideen zur Nutzung der öffentlichen Räume in der
(Visualisierung: EMTB)
                                                                                                                                                                                       In den Projektgebieten der HafenCity Hamburg GmbH engagieren sich die                                                             HafenCity und den weiteren Entwicklungsgebie-
Kulturort für alle – mit Blick auf die Elphi                       Moritz Schmitz. Der 22-jährige Student wohnt am                                                                     verschiedensten Initiativen – ein (unvollständiger) Überblick                                                                     ten. Wir freuen uns und sind dankbar, dass so vie-
                                                                   Kaiserkai und steht wie die meisten seiner Mitstrei-                                                                                                                                                                                                  le zivilgesellschaftliche Akteur:innen diesen Pro-
Ein Freiraum mit besten Voraussetzungen, um                        ter nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei                                                                    Das Netzwerk HafenCity e. V. vertritt die Interessen              Altstadt für Alle! versteht sich als „zivilgesell-              zess aktiv mitgestalten und dabei ganz gezielt
Identifikation und Gemeinschaft zu stiften, ent-                   Wind, Regen oder Schnee auf dem Platz. „Wir spie-                                                                   der Menschen, die in der HafenCity leben und arbei-               schaftlicher Ideengeber und Projektentwickler für               auch die neuen Nachbar:innen, die durch Flucht
steht unterdessen auf einer der letzten Freiflächen                len wirklich bei jedem Wetter und zu jeder Jahres-                                                                  ten, und setzt sich „für ein nachhaltiges, lebenswer-             eine ,koproduktive Stadt‘ auf Augenhöhe mit Politik             und Krieg zu uns kommen, einbinden.
im Westen des neuen Stadtteils: Wo der Strandkai                   zeit“, so Schmitz.                                                                                                  tes, lebendiges, gemeinwohlorientiertes und sozia-                und Verwaltung“. Im Zentrum steht der Stadtraum                   Und so zieht sich, wie ein roter Faden, das The-
zwischen Elbe und Grasbrookhafen auf seine Spitze                                                                                                                                      les Großstadtquartier ein“.                                       vom Nordosten der HafenCity bis zur Innenstadt.                 ma von Teilhabe, Aneignung und persönlicher
zuläuft, wurden die letzten 90 Meter frei gehalten.                Home Opera                                                                                                          netzwerk-hafencity.de                                             altstadtfueralle.de                                             Inspiration durch die aktuelle Ausgabe unseres
Noch ist das Strandhöft nicht zu erreichen, da der                                                                                                                                                                                                                                                                       Newsletters. Zum Beispiel in der Reportage über
Zugang über die Baustelle für die Gebäude mit rund                 Raum für Austausch und Aktivitäten von Nach-                                                                        Der Verein Spielhaus HafenCity e. V. betreibt den                                                                                 junge Künstler:innen, die mithilfe der Hamburg
500 Wohnungen führt, die aktuell hinter dem Mar-                   bar:innen und Anwohnenden findet sich aber auch                                                                     Bolzplatz am Lohsepark. Auch Urban Gardening ge-                  Treffpunkt von mikropol auf einer Kreuzung in Rothenburgsort    Kreativ Gesellschaft leer stehende Räume mit
                                                                                                                                                                                                                                                         (Foto: ART OFF Hamburg).
co Polo Tower emporwachsen. Künftig jedoch wird                    in verschiedenen privaten Bauvorhaben, insbe-                                                                       hört zum Programm.                                                                                                                ihren Arbeiten füllen. Oder in dem Interview mit
                                                                                                                                                                                                                                                         ↓
an beiden Seiten hier eine öffentliche Promenade                   sondere bei den Baugenossenschaften und -ge-           ↑                                                            spielhaus-hafencity.de                                                                                                            dem scheidenden Leiter der Stiftung Hamburger
                                                                                                                          Barbara Schwöppe entwickelt bei der HafenCity Hamburg GmbH
zu dem Platz führen, der an drei Seiten von Was-                   meinschaften. Vom Kaiserkai im Westen über die                                                                                                                                                                                                        Gedenkstätten und Lernorte, Prof. Detlef Garbe,
                                                                                                                          Freiräume – aber auch die Gemeinschaftshäuser
ser umgeben, mit bestem Blick auf Elbphilharmonie                  Shanghaiallee im Zentrum setzt sich diese Traditi-     (Foto: Miguel Ferraz)                                        Ein ehemaliges Toilettenhäuschen in Rothenburg-                                                                                   über den Umgang der Freien und Hansestadt mit
und Hafen, liegt. „Wir haben das Strandhöft schon                  on nun auch am Baakenhafen fort, zum Beispiel im                                                                    sort dient seit 2019 als selbst organisiertes Stadt-                                                                              dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialis-
lange als wichtigen sozialen Begegnungsort gese-                   fast vollendeten Gebäude der „Halbinsulaner“ oder                                                                   teilzentrum für den Stadtteil, auf dem sich die Ent-                                                                              mus. Ganz wörtlich zu nehmen ist die Aneignung
hen und es deshalb für öffentliche Nutzungen frei                  künftig im WeHouse. Für Mitglieder der jeweiligen                                                                   wicklung des Stadteingangs Elbbrücken und des                                                                                     von öffentlichen Räumen im Rahmen unseres
gehalten“, berichtet Barbara Schwöppe, die bei der                 Hausgemeinschaft, aber auch für öffentliche Ver-                                                                    Billebogens erstreckt. Das Projekt von mikropol                                                                                   Veranstaltungsprogramms „elbsommer“, das den
HafenCity Hamburg GmbH als Senior Projektma-                       anstaltungen stehen diese Räume zur Verfügung.         home opera #4 „The Beautician – Fran Drescher                wurde mit dem Hamburger Stadtteilkulturprozess                                                                                    beliebten „Sommer in der HafenCity“ beerbt und
nagerin für die Freiraumgestaltung zuständig ist.                  In den vergangenen zwei Jahren hat die Corona-         Studies IV“ von Michael Maierhof                             2022 ausgezeichnet. Leitspruch: „Start a Revolu-                                                                                  mit zahlreichen Veranstaltungen an spannenden
Der Platz wie auch die Promenaden werden von der                   pandemie solche Nutzungen oftmals erschwert,                                                                        tion: Get to know your Neighbour!“                                                                                                Orten erweitert. Ich bin mir sicher, dass auch der
HafenCity Hamburg GmbH gebaut. Neben Grünflä-                      doch nun kehrt das Leben zurück. Zum Beispiel bei      8./9. Juli 2022 um 21 Uhr,                                   mikropol.de                                                                                                                       neue Platz am Strandhöft ein Ort der Aneignung
chen entsteht bis November 2023 auch eine kleine                   Festland, dem gemeinnützigen Wohnprojekt von           Baakenallee 58, 20457 Hamburg                                                                                                                                                                  wird, denn erstmals entsteht hier eine kleine Frei-
runde Bühne mit 62 Sitzplätzen. „Gedacht ist die-                  Hamburg Leuchtfeuer für junge chronisch kranke                                                                      Die Initiative „Bahrenfeld auf Trab“ setzt sich mit                                                                               lichtbühne in der HafenCity für geplante, aber
se für Kulturveranstaltungen, die organisiert, aber                Menschen an der Baakenallee. Im Juli soll der groß-    Eintritt € 10                                                den Veränderungen in Bahrenfeld durch die Ent-                                                                                    auch spontane Kulturereignisse.
auch spontan stattfinden können“, so Schwöppe. In                  zügige Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, der           Tickets: home-opera@mail.de                                  wicklung der Science City auseinander: „Viele Men-                                                                                   Die Kräne über dem Westfield Hamburg-
einem der angrenzenden Gebäude soll sogar tech-                    unter anderem eine barrierefreie Küche enthält, mit                                                                 schen aus Bahrenfeld möchten mehr über die Ver-                                                                                   Überseequartier zeugen von der enormen Bau-
nische Ausrüstung für Licht und Ton zum Leihen be-                                                                                                                                     änderungen wissen und dabei mitmachen.“                                                                                           leistung auf einer der größten innerstädtischen
reitgestellt werden.                                              Entwurf des Gemeinschaftshauses im Baakenpark                                                                        bahrenfeldauftrab.de                                                                                                              Baustellen Europas. Entstehen wird ein vielfäl-
                                                                  (Visualisierung: ARGE Hoffmann Schlüter Zeh)                                                                                                                                                                                                           tiges Quartier mit urbaner Stadtqualität, das
                                                                  ↓
„Ganz gemischt“                                                                                                                                                                                                                                                                                                          deutlich über das Thema „Shopping“ hinaus-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         gehen wird und aufzeigt, wie attraktive und ab-
Wie gelebte Nachbarschaft schon jetzt in der                                                                                                                                                                                                                                                                             wechslungsreiche Innenstadtkonzepte aussehen
Praxis aussieht, zeigt sich in der HafenCity jeden                                                                                                                                                                                                                                                                       können. Dabei begleitet mich die Überzeugung,
Sonntagvormittag auf dem temporären Bolzplatz
am Lohsepark. Von 10 bis 12 Uhr spielen hier die
                                                                                                                                                                                                                                               Hier wird gefeiert!                                                       dass dies zur Bereicherung des innerstädtischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Angebots in der Hamburger City führt und damit
Herren, die aus den verschiedenen Quartieren des                                                                                                                                                                                               3. 7. Stadtteilfest Bahrenfeld                                            auch die Hamburger Innenstadt gestärkt wird. Ich
neuen Stadtteils zusammenkommen, pro Mann-                                                                                                                                                                                                     An drei verschiedenen Standorten, unter anderem im                        freue mich schon auf den Tag, an dem die Tango-
schaft mit jeweils fünf Spielern. „Auch vom Alter                                                                                                                                                                                              frisch eröffneten InfoCenter der Science City Hamburg                     Tänzer:innen des „elbsommers“ die Wasserpro-
sind die Teams ganz gemischt – von Jugendlichen                                                                                                                                                                                                Bahrenfeld GmbH.                                                          menaden im Überseequartier einweihen werden!
über Studierende bis hin zu Familienvätern“, erklärt                                                                                                                                                                                           11–16 Uhr, Trabrennbahn, Juno23 (Notkestr. 23),                              Doch zunächst einmal liegt der Sommer 2022
Sabine Thomsen. Gemeinsam mit ihrem Mann Mar-                                                                                                                                                                                                  InfoCenter Science City (Albert-Einstein-Ring 8–10)                       vor uns, hoffentlich allen weltpolitischen Ent-
co gehört sie bereits seit Jahren zum Vorstand des                                                                                                                                                                                                                                                                       wicklungen zum Trotz mit so manchem unbe-
Spielhaus HafenCity e. V., der sich für den Bolzplatz                                                                                                                                                                                          20. 8. Nachbarschaftsfest Rothenburgsort                                  schwerten Moment, der uns Gemeinschaft – ob
starkgemacht und unter anderem Spendengelder                                                                                                                                                                                                   Zusammenkommen und feiern mit allen Generationen,                         im Kleinen oder im Großen – als Quelle für Inspi-
für den hochwertigen Kunstrasen gesammelt hat.                                                                                                                                                                                                 Nationalitäten und Glaubensrichtungen – erstmals                          ration und Energie erleben lässt.
Entstanden war die Initiative für den Bolzplatz in                                                                                                                                                                                             seit 2020.
den Anfangsjahren der HafenCity, weil es damals                                                                                                                                        ↑                                                       15–20 Uhr, Marktplatz Rothenburgsort                                      Herzliche Grüße
                                                                                                                                                                                       Feiern wird in diesem Sommer in den Stadt-
für die Kinder keine Möglichkeit zum Fußballspie-                                                                                                                                      teilen groß geschrieben und soll auch in den                                                                                      Ihr
len gab. Dies hat sich seitdem geändert. Der Platz                                                                                                                                     Gemeinschaftshäusern der HafenCity möglich              27. 8. Nachbarschaftsfest HafenCity
                                                                                                                                                                                       werden (Foto: Miguel Ferraz)
musste aufgrund der Bautätigkeit in der Hafen-                                                                                                                                                                                                 „Mach mit – gestalte Dein Quartier“, lautet das Motto.                    Andreas Kleinau
City zwischenzeitlich schon mehrfach umziehen                                                                                                                                                                                                  14–21 Uhr, Lohsepark                                                      Vorsitzender der Geschäftsführung der
und ist aus Sicht von Kritiker:innen zu klein, aber im-                                                                                                                                                                                                                                                                  HafenCity Hamburg GmbH
merhin: Montags, dienstags und mittwochs werden                                                                                                                                                                                                27. 8. Nachbarschaftsfest Veddel
von sechs ehrenamtlichen Trainern hier insgesamt                                                                                                                                                                                               Musik, Kultur und Begegnung im interkulturellen Stadtteil.
60 Kinder trainiert. Das Kicken am Sonntag steht                                                                                                                                                                                               14–18 Uhr an vielen Orten auf der Veddel
jedem offen. „Bei uns kann jeder mitmachen. Unter-
schiedliche Könnensstufen gleichen wir aus“, erklärt
Alle können mitmachen - Hafencity
Impressionen                                                                                                                                                   Reportage

„Wir brauchen nicht nur
 mehr Lebensräume für
   Tiere und Pflanzen,
                                                                                                       „Wenn das soziale Engagement in
                                                                                                      der HafenCity von seinen Bürgerin-
                                                                                                      nen und Bürgern lebt, dann gerade
                                                                                                                                                Wo Wände durch die
                                                                                                                                                Luft schweben
sondern auch für unsere                                                                                auch hier in dem Beteiligungspro-
 eigenen Erfahrungen.“                                                                                jekt Biodiversität. Mit viel Herzblut
                                                                                                       und großem Engagement wurden
Antje Stokmann, Professorin für                                                                        viele interessante Ideen zu Papier
    Landschaftsarchitektur
                                                                                                        gebracht, die nun zeitnah umge-

                                      6
                                                                                                      setzt und mit Leben erfüllt werden
                                                                                                      müssen. Ziel muss es sein, dass die
                                                           n
                                                    unge
                                       n   s talt                                                      Bürgerinnen und Bürger dies auch                Bis Herbst 2023 entsteht mit dem Westfield Hamburg-
                                  Vera
                                                                                                      bald schon in der HafenCity sehen                Überseequartier der dichteste und am vielfältigsten
                                                             „Der Prozess wurde sehr schnell                   und erleben können.“                    genutzte Stadtraum der HafenCity. Aktuell drehen sich
                                                           aufgesetzt und war auch technisch                                                           27 Kräne über dem rasant wachsenden Areal
                                                              für manchen Laien etwas an-                    Jens Winterberg, Anwohner

                                                           spruchsvoll. Aber endlich findet ein
                                                           Dialog statt. Wichtig ist, dass man
                                                            jetzt nicht zu klein denkt – also in
                                                            einzelnen Maßnahmen. Man muss
                                                             die Frage, wie wir Biodiversität in
                                                            der HafenCity am besten stärken,
                                                                 ganzheitlich betrachten.“

                                                                          Iris Neitmann,

      50
                                                               Anwohnerin, HafenCity Netzwerk e. V.

     Meter Plakat
                    wand

                                                                                                                                                ↑
                                                                                                                                                Blick auf das Westfield Hamburg-Überseequartier vom Buenos-Aires-Kai, im Hintergrund die Containerbrücken des Hafens (Foto: Miguel Ferraz)

                                                                                                                                                Die Containerbrücken des Hamburger Hafens se-                    sam heran, die Kolonnen unten im Rohbau manöv-                   Einer von 27 Kränen schwenkt eine Schalung für die Betonwände
                                                                                                                                                hen plötzlich klein aus, wenn man auf der Terrasse               rieren sie an die endgültige Position. Wenn alles be-            heran (Foto: Miguel Ferraz)

                                                                                                                       130
                                                            „Ökologische Fragestellungen und                                                    der Baubüros für das Westfield Hamburg-Über-                     reit ist, wird der Beton mit einer langen Pumpe rund
                                                                                                                                                                                                                                                                                  ↓

                                                           Ideen wurden gemeinsam mit gro-                                                      seequartier steht. Rund um die Aussichtsplatt-                   um den vorbereiteten Bewehrungsstahl in die Form
                                                             ßem Engagement diskutiert. Ein                                                     form schießen mächtige Kräne in den Himmel und                   gefüllt.
                                                                                                                                                verändern die Maßstäbe. Bis Herbst 2023 entste-                     Von den rund 700 Arbeiter:innen auf der Baustel-
                                                           darauf aufbauender Maßnahmen-                                   Hinwe
                                                                                                                                   ise          hen hier auf einer Fläche von rund zehn Fußballfel-              le sind daher aktuell die meisten Betonbauer:innen
                                                           katalog ist nun der nächste Schritt.                                                 dern 14 Gebäude. An der Überseeallee etwa ist der                und Tischler:innen (die Schalungen bestehen aus
                                                              Natürlich gab und gibt es Rei-                                                    Block „Eleven Decks“, der größtenteils Wohnungen                 Holzrahmen, die anschließend außen beschichtet
                                                                                                                                                beinhaltet, bereits im siebten Stock angekommen.                 werden). Wenn im kommenden Jahr der Innenaus-
                                                           bungspunkte. Die Vielfalt an Pers-                                                   Der Rohbau lässt die prägnante Terrassenbauwei-                  bau beginnt, werden es bis zu 2000 sein. In den
                                                            pektiven und Interessen aufzuzei-                                                   se erahnen, mit der die Fassade dynamisch vor- und               Untergeschossen hat der Ausbau und die Verle-
                                                           gen, ist dennoch bereits ein großer                                                  zurückspringt (Entwurf: Carsten Roth Architekt).                 gung der Haustechnik unterdessen bereits begon-
                                                                                                                                                Vom Buenos-Aires-Kai am Magdeburger Hafen                        nen. Denn von außen unsichtbar gibt es unten im
                                                                         Gewinn.“                                                               aus erblickt man die ersten Abschnitte des Arka-                 Boden eine zweite Großbaustelle: Das Westfield
                                                                                                           Im Frühsommer 2022 setzten sich      dengangs, die dem lang gestreckten Gebäude „The                  Hamburg-Überseequartier kommt auf drei Unter-
                                                                      Matthias Borscheid,                                                       Yard“ Leichtigkeit und Eleganz verleihen (Entwurf:               geschosse. Die Bodenplatte setzt in rund 14 Metern
                                                                                                           Expert:innen und Nachbar:innen mit
                                                                   HafenCity Hamburg GmbH                                                       Lederer Ragnarsdóttir Oei).                                      Tiefe auf.
                                                                                                           den Grün-Qualitäten der HafenCity
                                                                                                           auseinander. Ziel ist es, der Ham-   Häuserwände schweben durch die Luft                              CO2-armer Zement und Recyclingstahl
                                                                                                           burgischen Bürgerschaft und dem
                                                                                                                                                „Sobald die Gebäude aus dem Boden raus sind,                     Als eines der größten Bauprojekte Hamburgs be-
                                                                                                           Senat der Freien und Hansestadt
                                                                                                                                                wirkt ihr Fortschritt doppelt so schnell“, weiß Dirk             nötigt das neu entstehende Quartier fraglos viel
                                                                                                           Hamburg einen Katalog an Maß-        Hünerbein. Als Director of Development Austria &                 Material, zum Beispiel allein 280.000 Kubikmeter

                                                                     Forum
                                                                                                           nahmen zu präsentieren, durch die    Germany beim Bauherren Unibail-Rodamco-West-                     Beton für die Struktur. Dennoch schreibe man nach-
                                                                                                           Biodiversität im Stadtteil kurz-,    field (URW) ist er für die Entwicklung des Quartiers             haltiges Bauen groß, betont Hünerbein. „Wir nutzen
                                                                                                                                                zuständig und hat dabei auch ein genaues Auge auf                ausschließlich kohlenstoffarmen Zement, der die
                                                                                                           mittel- und langfristig weiter
                                                                                                                                                das Baugeschehen. „Im Moment werden hier vor al-                 CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem
                                                                                                           gestärkt werden kann.                lem die Schalungen für die Betonwände gestellt“,                 Zement um die Hälfte senkt. Das Betonwerk haben

                                                                     Biodiversität
                                                                                                                                                erklärt der studierte Architekt und deutet auf die               wir an den Elbbrücken eingerichtet und profitieren
                                                                                                                                                Ladungen der Kräne: Was wie einzelne Häuserwände                 somit von kurzen Wegen. Für die Bewehrung set-
                                                                                                                                                aussieht, die am Haken der Ausleger durch die Luft               zen wir auf recycelten Stahl“, erklärt er. Wo immer
                                                                                                                                                segeln, sind tatsächlich Gussformen für den Beton.               es möglich ist, sollen Dächer und Fassaden später
                                                                                                                                                Die Kranführer in luftiger Höhe steuern sie behut-               begrünt werden.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Fortsetzung auf Seite 6 →
Alle können mitmachen - Hafencity
Reportage                                                                                                                                                                                             Reportage

URW lässt sich hierzu eigens von einer promovier-
ten Biologin für die geeignetste Auswahl und Kom-
bination der Pflanzen beraten. Zudem gibt man über
sogenannte „Green Leases“ die Verpflichtung zur
                                                                                                                                                                                                                                                              Steckbrief
Nachhaltigkeit an die Mieter:innen weiter. Wer hier                                                                                                                                                                                                           Gesamtfläche
künftig beispielsweise ein Geschäft, eine Gastro-                                                                                                                                                                                                             419.000 qm
nomie oder ein Hotel betreibt, muss sich vertraglich
auf viele ressourcenschonende Maßnahmen für den                                                                                                                                                                                                               Nutzungen
Betrieb verpflichten, z. B. den Einsatz von regenera-                                                                                                                                                                                                         - 579 Wohnungen
tiver Energie und sparsamer LED-Technik.                                                                                                                                                                                                                      - rd. 200 Flächen für Einzelhandel & Gastronomie und Freizeit
   Auch das Mobilitätskonzept des Überseequar-                                                                                                                                                                                                                - Multiplex-Kino, LEGOLAND® Discovery Centre, immersives Digital-Art-Center
tiers baute von Anfang an stark auf den ÖPNV. Im                                                                                                                                                                                                                 Port des Lumières
Zentrum steht eine eigene U-Bahn-Station der U4.                                                                                                                                                                                                              - 3 Hotels mit rund 830 Zimmern
Hinzu kommen 3500 Fahrradstellplätze und 200 E-
Ladesäulen. In Zusammenarbeit mit den Initiativen                                                                                                                                                                                                             Verkehr
zero waste Hamburg e. V. und Plastikfreie Stadt wird                                                                                                                                                                                                          - U-Bahn-Station Überseequartier (U 4) und Busse
an einem innovativen Mehrwegsystems für den Au-                                                                                                                                                                                                               - 3500 Fahrradstellplätze, davon 1400 in einer eigenen Fahrradgarage
ßer-Haus-Verkauf der künftig hier ansässigen Gas-                                                                                                                                                                                                             - 2500 Parkplätze
tronomien gearbeitet. „Die Menschen, die später
hierherkommen, werden sehr genau darauf achten,                                                                                                                                                                                                               Städtebau/Architektur
wie Nachhaltigkeit tatsächlich umgesetzt wird. Das                                                                                                                                                                                                            - 14 Gebäude von namenhaften Architekten aus Deutschland
ist kein kurzlebiger Trend, sondern Teil eines neuen                                                                                                                                                                                                             und Europa (z. B. Christian de Portzamparc, Carsten Roth Architekt,
Selbstverständnisses, dem wir Rechnung tragen                                                                                                                                                                                                                    Lederer Ragnarsdóttir Oei)
müssen und vor allem auch möchten“, so Hünerbein.                                                                                                                                                                                                             - O ffene städtebauliche Struktur, teilweise überdacht (Glasdach: Sobek Design)

LEGOLAND kann kommen                                                                                                                                                                                                                                          www.ueberseequartier.de
                                                        ↑
                                                        Großzügige öffentliche Räume werden das Quartier künftig prägen, hier die Elbpromenade
Dass der Ansatz nicht abschreckt, beweist die Lis-
                                                        (Visualisierung: Kreaction/Unibail-Rodamco-Westfield)
te der Mieter:innen in den Schwerpunkten Einzel-
handel, Gastronomie und Entertainment, die inzwi-       Dirk Hünerbein, Director of Development Austria & Germany                   Auf der oberirdischen Großbaustelle ist der Rohbau in
schen für das Westfield Hamburg-Überseequartier         beim Bauherren Unibail-Rodamco-Westfield                                    vollem Gang. Darunter beginnt bereits der Ausbau der
                                                        (Foto: Miguel Ferraz)                                                                   drei Untergeschosse (Foto: Miguel Ferraz)
feststehen. Sie reicht von neuen Einzelhandelsmar-      ↓                                                                                                                              ↓
ken für Norddeutschland wie der Premium-Depart-
ment-Store Breuninger bis hin zu angestammten
Akteuren mit jeweils besonderen Konzepten wie
eine REWE-Markthalle oder Flagship-Stores der
Drogeriekette Budnikowski und des Moderiesen
ZARA. Für den Erlebnischarakter sorgen das erste
LEGOLAND Discovery Centre in Norddeutschland
und das immersive Digital-Art-Center Port des Lu-
mières aus Paris. Seit in der Hamburger Innenstadt
rund um die Mönckebergstraße immer mehr Kauf-
häuser schließen, reißen die Gerüchte um weitere
Neuzugänge nicht ab. „Es gibt wenige, die nicht das
Gespräch mit uns suchen“, bilanziert Hünerbein zu-
frieden, ohne ins Detail zu gehen. Er legt Wert da­
rauf, dass das Westfield Hamburg-Überseequartier
nie darauf ausgelegt war, das bestehende Angebot
der City zu ersetzen, sondern vor allem neue und
weiterführende Angebote für eine attraktive Innen-
stadt zu schaffen. Auch mit Blick auf die Trends,
die sich nach der akuten Pandemie-Phase dafür
abzeichnen, sieht er das Quartier gut aufgestellt:
„Viele Menschen haben Sehnsucht danach, wieder
etwas zu erleben und andere zu treffen. Sie legen                                                                                                                                                                                            ↑
                                                                                                                                                                                                                                             Das Westfield Hamburg-Überseequartier ist als Erweiterung der Hamburger City konzipiert, von der es nur wenige Gehminuten entfernt liegt
zugleich aber Wert auf großzügige Räume, mög-                                                                                                                                                                                                (Visualisierung: moka-studio/Unibail-Rodamco-Westfield)
lichst an der frischen Luft. Genau das bringen wir
zusammen“, sagt er.

Öffentlicher Raum am Wasser für alle

Tatsächlich wirkt die Baustelle erstaunlich weit und
offen. Immer wieder schwenkt der Überseebou-
                                                        „Ein echter Magnet“                                              Gebäude an der Mönckebergstraße oder einer neu-
                                                                                                                         en Skulpturen-Ausstellung im öffentlichen Raum in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     #unueberseebar
levard leicht und öffnet sich in Plätze und Quer-       Offensichtlich besänftigt die Mischung inzwischen                eine ähnliche Richtung.                                                                                                                                                                     Bauzaun als Kunstwerk
straßen. In der Blickachse nach Norden präsentiert      sogar die langjährige Kritik, die aus der gewachse-                Insgesamt sieht Engler die Perspektiven für den
sich die Hamburger Innenstadt, nach Süden erahnt        nen Hamburger Innenstadt zu hören war. „Das West-                Einzelhandel in Hamburg positiv. „Wir bewegen uns
man hinter der schweren Baugeräten das Wasser.          field Hamburg-Überseequartier wird das Profil des                langsam wieder in Richtung des Niveaus von 2019“,                                                                                                                                           Das Künstlerkollektiv Mentalgassi hat 33 Men-
Obwohl rundherum allein überirdisch in den Ge-          Einzelhandelsstandorts Hamburg deutlich schär-                   berichtet sie. „Insgesamt wird es allerdings zu einer                                                                                                                                       schen aus der HafenCity portraitiert. Dabei ist
bäuden rund 270.000 Quadtratmeter Nutzfläche            fen. Es wird ein echter Magnet werden, von dem wir               Umverteilung kommen. Alle Standorte in Hamburg                                                                                                                                              mit einer Länge von 385 Metern das längste ku-
entstehen, zeigt sich der öffentliche Raum damit        alle profitieren“, sagt die City Managerin Brigitte              werden merken, dass es ein neues Quartier gibt“,                                                                                                                                            ratierte Kunstwerk Norddeutschlands entstan-
sehr präsent. Er wird später in zentralen Bereichen     Engler. Insbesondere für Gäste aus der Metropolre-               prophezeit sie. Für die Integration mit der City sei                                                                                                                                        den, welches die Baustelle des Westfield Ham-
überdacht. Das spektakuläre Glasdach stammt von         gion sowie aus dem Ausland – Skandinavien gehört                 es wichtig, die fußläufige Verbindung zu stärken.                                                                                                                                           burg-Überseequartiers effektvoll einrahmt. Zu
Werner Sobek, der für seine innovative und nach-        zu den Spitzenreitern – werde das Angebot attrak-                „Der Weg über die sogenannte „Domachse“ muss                                                                                                                                                jedem der Porträts ist digital ein Interview ab-
haltige Architektur insbesondere von Tragwerken         tiv sein, sodass mehr Tagesgäste zu erwarten seien.              attraktiv und einladend gestaltet werden“, fordert                                                                                                                                          rufbar. „Mich fasziniert besonders das Licht, die
im April das Bundesverdienstkreuz erhielt. Nicht zu-    Ein wichtiger Faktor ist dafür nicht das Shopping-               sie. Ein wenig Zeit bleibt dafür noch: Die Eröffnung                                                                                                                                        Weite und der Bezug zum Wasser“, sagt etwa die
letzt entsteht auf der Südseite eine große Promena-     Angebot allein. „Das Stadtbild wird immer wichti-                des Westfield Hamburg-Überseequartiers ist für                                                                                                                                              Künstlerin Fulya Celik, die seit Dezember 2021 in
de an der Elbe, Premiumblick auf Kreuzfahrtschiffe      ger, besonders seit der Coronapandemie. Auch da                  Herbst 2023 vorgesehen.                                                                                                                                                                     der HafenCity arbeitet (vgl. S. 8–9).
inklusive: Als weitere Attraktion wird ein komplettes   wartet die HafenCity mit hoher Qualität auf. Zudem
Kreuzfahrtterminal in das Quartier integriert. Auch     ist die Kombination mit gastronomischen und kul-                 Text: Henrike Thomsen                                                                                                                                                                       www.ueberseequartier.de/unueberseebar
hier wurde auf die Ökobilanz geachtet: Während der      turellen Angeboten wegweisend“, so Engler. In der
Liegezeit werden die Schiffe von einer Landstrom-       Innenstadt geht der Trend mit Ausstellungen wie
anlage mit grünem Strom versorgt.                       „The Mystery of Banksy“ im ehemaligen Kaufhof-

                                                                                                                                                                                            ↑
                                                                                                                                                                                            Gesichter und Geschichten säumen die Baustelle (Foto: Miguel Ferraz)
Alle können mitmachen - Hafencity
Reportage                                                                                                                                                                           Reportage

Freiraum für
                                                                                                                                                                                                15 Werkstätten, Ateliers und Galerien, die in der       in einem Schlauchboot. Der Titel: „Das Boot ist
                                                                                                                                                                                                Versmannstraße 42 unter einem Dach zusammen-            voll!“ In Deutschland habe er schließlich Sicher-                    www.kreativgesellschaft.org
                                                                                                                                                                                                kommen. Zu den Kreativschaffenden, deren Ein-           heit und ein neues Zuhause gefunden, aber auch
                                                                                                                                                                                                zug bereits feststeht, gehört Frank Pressentin mit      einen Alltag, der mitunter kompliziert und schwer                    www. fulyacelik.com
                                                                                                                                                                                                seiner Manufaktur „Elbwood“. „Im Prinzip arbeite        verständlich sei. Auch das macht er zum Thema

Kreative
                                                                                                                                                                                                ich wie ein Maßschneider, übertragen auf Schreib-       seiner Kunst. „Für mich ist es ein neues Zeital-                     www.marktplatz-der-manufakturen.de
                                                                                                                                                                                                geräte“, so der 45-Jährige. Sogar das Holz schlägt      ter“, sagt er. Vielleicht ist die HafenCity nicht der
                                                                                                                                                                                                und lagert er teilweise selbst, ehe er – in insgesamt   schlechteste Ort, um da hineinzustarten.                             www.faisallog.de
                                                                                                                                                                                                400  Arbeitsschritten – einen individuellen Füller
                                                                                                                                                                                                oder Kugelschreiber fertiggestellt hat.                 Text: Gunnar Herbst

                                                                                                                                                                                                Von Kabul nach Pinneberg
Im Quartier Baakenhafen finden immer mehr Kunst-
                                                                                                                                                                                                Im Dezember 2021 stellte der Künstler Faisal Log
schaffende eine Heimat, oftmals vermittelt durch die
                                                                                                                                                                                                seine Werke und die anderer Künster:innen in der
Hamburg Kreativ Gesellschaft.                                                                                                                                                                   Baakenallee 25 aus. Für den 22-jährigen gebürtigen
                                                                                                                                                                                                Afghanen ist seine Biografie eine zentrale Quelle
Man kann sich in den Bildern verlieren – diesen                                                                                                                                                 seiner Kunst: Als er ein Jahr alt war, musste seine
großflächigen Gemälden mit den organischen For-                                                                                                                                                 Familie vor den Taliban nach Pakistan fliehen, er-
men, die Farbe zentimeterdick aufgetragen. Helle,                                                                                                                                               zählt er in einem Café am Überseeboulevard. Als
abstrakte Welten, die umso stärker wirken, je länger                                                                                                                                            die Familie 2009 zurück nach Kabul zog, entdeck-
man sie anschaut. Die Bilder hängen in einem licht-                                                                                                                                             te ein Lehrer Faisals künstlerische Begabung. Der
durchfluteten Raum mit hohen weißen Wänden in                                                                                                                                                   damals Elfjährige begann, am Ghulam Mohammad
der Versmannstraße 18, wo die Künstlerin Fulya Ce-                                                                                                                                              Maimanagi Art Center zu studieren, der führenden
lik bis Ende 2022 eine temporären Galerie betreibt.                                                                                                                                             Kunsthochschule des Landes. Da er noch keinen
   Fulya Celik, 27, ist Autodidaktin. Früher arbeitete                                                                                                                                          Schulabschluss hatte, musste er um eine Ausnah-
sie im Marketing und in der Unternehmensberatung.                                                                                                                                               megenehmigung kämpfen.
„Vor anderthalb Jahren habe ich den Sprung ge-                                                                                                                                                    Nur eine Woche nach dem Studienabschluss
wagt und mich entschieden, mich Vollzeit der Kunst                                                                                                                                              musste Faisal 2014 mit seiner Familie erneut fliehen,
zu widmen“, sagt die gebürtige Bremerin. Dass sie                                                                                                                                               berichtet er. Die Reise dauerte ein halbes Jahr; sie
den 74 Quadratmeter großen Raum beziehen konn-                                                                                                                                                  führte ihn, seine Eltern und Geschwister über sieben
te, verdankt sie dem Förderprogramm „Frei_Fläche:                                                                                                                                               Länder nach Deutschland: „Wir hatten Todesangst,
Raum für kreative Zwischennutzung“ der Hamburg                                                                                                                                                  drohten zu verhungern und zu erfrieren. Wir muss-
Kreativ Gesellschaft. „Es ist eine tolle Möglichkeit,                                                                                                                                           ten uns verstecken, viele Nächte im Freien in Wäl-
sich zu zeigen und Räume zu testen“, sagt Celik.                                                                                                                                                dern verbringen, immer in der Gefahr, entdeckt zu
Die HafenCity sei ein guter Nährboden für Kultur,                                                                                                                                               werden.“ Seit 2014 wohnt er nun in Pinneberg, an der
weil sich hier gerade alles erst entwickele. „Alles ist                                                                                                                                         Bismarckschule Elmshorn machte er Abitur. Heu-
sehr weitläufig und das Licht ist wahnsinnig schön.                                                                                                                                             te studiert er Kommunikationsdesign an der De-
Die Bewohner:innen haben ein großes Interesse an                                                                                                                                                sign Factory International im Schanzenviertel. Der
Kunst und freuen sich total, dass hier kulturell etwas                                                                                                                                          Hamburger Künstler Sönke Nissen-Knaack gehört
Neues geschaffen wird“, erklärt sie.                                                                                                                                                            zu seinen Mentor:innen. „In meinen Bildern kann ich
                                                                                                                                                                                                meine Vergangenheit erzählen“, sagt Faisal. Es sind
Jungwiealt meets Infintive Jest                                                                                                                                                                 Werke, die tief berühren. Sie zeigen ein abgemager-
                                                                                                                                                                                                tes Kamel, das tagelang durch die Wüste gewandert
Neben Fulya Celik haben auch andere Kreativ-                                                                                                                                                    ist, auf dem Hals sitzt kein Kopf, sondern ein La-
schaffende am Baakenhafen im Gebäudekomplex                                                                                                                                                     byrinth. Sechs Mitglieder einer Familie, die bergauf    ↑
                                                                                                                                                                                                                                                        Ausstellung von Faisal Log in der Baakenallee (Foto: Elias Sahabi)
„Panorama“ eine temporäre Heimat gefunden, im                                                                                                                                                   gehen und aussehen wie Schatten. Und Menschen
Warftgeschoss zur Promenaden- und Wassersei-
te hin. Die Illustrator:innen des Labels „Jungwiealt“
etwa entwerfen und verkaufen Karten, Poster, Sti-
cker, Spiele und Lifestyle-Produkte, nachhaltig her-
gestellt aus umweltfreundlichen Materialien. Das
Künstler:innenkollektiv „Infinite Jest“ belebt mit Le-               ↑
sungen, Installationen und Performances ihre Flä-                    In seiner Kunst verarbeitet Faisal Log seine Fluchterfahrung und das Ankommen in Deutschland (Foto: Elias Sahabi)

che. Im Studio in der Versmannstraße 16 zeigt die
Künstlerin Alice Peragine ihre Werke. In der westli-                 Räume und Kreative zusammenbringen                                 mat verschaffen: Das ist das Konzept der Hamburg
chen HafenCity schließlich präsentierte Lars Krüger
am Sandtorpark 2 sein fotografisches Langzeitpro-                    Leer stehende Einzelhandels- und Gastroflächen
                                                                                                                                        Kreativ Gesellschaft mit ihrem Förderprogramm.
                                                                                                                                        Wer den Zuschlag bekommt, zahlt 1,50 Euro pro
                                                                                                                                                                                                „How to live in the echo of other places“:
                                                                                                                                                                                                Kunstinstallation am Baakenhöft
                                                                                                                                                                                                                                                 „How to live in the echo of other places“
                                                                                                                                                                                                (Foto: Helge Mundt)
jekt „#diversityofmankind“, es folgt ein Projekt zu                  im Hamburger Stadtgebiet beleben und zugleich                      Quadratmeter, Vermietende bekommen Betriebs-
                                                                                                                                                                                                ↓
Möbeldesign.                                                         Kreativen eine – zumindest zeitweise – neue Hei-                   und Nebenkosten ersetzt. „Wir haben ein Förder-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Die Sound- und Videoinstallation von
                                                                                                                                        volumen von rund neun Millionen Euro“, erzählt Ce-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Annika Kahrs setzt den Kakaospeicher auf
                                                                                                                                        lina Behn, Projektmanagerin Frei_Fläche. „Aus dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              dem Baakenhöft in Szene. Im Inneren und
                                                                                                                                        Programm finanzieren wir Betriebs- und Nebenkos-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              an der Fassade aktiviert das Projekt per-
                                                                                                                                        ten, Kautionen und bauliche Maßnahmen, die not-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              sönliche Erfahrungen und Erinnerungswel-
                                                                                                                                        wendig sind, um die Zwischennutzung durchführen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ten.
                                                                                                                                        zu können.“ Bislang wurden stadtweit 47 Zwischen-
                                                                                                                                        nutzungen realisiert. „Es ist wichtig, dass die Krea-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bis 4. 9.
                                                                                                                                        tivschaffenden eine Vision für den Raum haben und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Videoprojektion: Do–So ab Sonnenunter-
                                                                                                                                        ihn sich zu eigen machen“, sagt Behn. „Ihre Arbeiten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              gang bis Sonnenaufgang
                                                                                                                                        sollten eine Außenwirkung entfalten und öffentlich
                                                                                                                                        zugänglich sein.“ Im Quartier Baakenhafen sei das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Soundinstallation: Do & Fr 17–20 Uhr/
                                                                                                                                        Potenzial für Zwischennutzungen noch längst nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Sa und So 14 bis 20 Uhr
                                                                                                                                        ausgeschöpft, weil die Gebäude erst im Entstehen
                                                                                                                                        sind. Auch mit der HafenCity Hamburg GmbH pflegt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Schuppen 29, Baakenhöft,
                                                                                                                                        die Hamburg Kreativ Gesellschaft eine intensive
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              20457 Hamburg
                                                                                                                                        Kooperation. Die beiden städtischen Gesellschaf-
                                                                                                                                        ten entwickelten beispielsweise das Nutzungskon-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Eintritt frei
                                                                                                                                        zept für das Oberhafenquartier in Abstimmung mit
                                                                                                                                        den bereits ansässigen Kreativschaffenden.

                                                                                                                                        Marktplatz der Manufakturen

                                                                                                                                        Doch auch ohne Förderprogramm hat das Quartier
                                                                                                                                        Baakenhafen zunehmend Kunst und Kreativwirt-
↑
                                                                                                                                        schaft zu bieten. In unmittelbarer Nähe von Fulya
Fulya Celik in ihrer Galerie in der Versmannstraße (Foto: Miguel Ferraz)                                                                Celik eröffnet demnächst das „Manufakturwerk“:
Alle können mitmachen - Hafencity
Porträt                                                                                                                                                                             Porträt

„Schwierige Themen                                                                                                                                                                                                                                                                                                               „Detlef Garbe war ein echter

bahnen sich ihren Weg“
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Glücksfall. Die Betroffenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 waren ja anfangs sehr miss-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  trauisch und er musste sich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    als städtischer Vertreter
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  das Vertrauen erst erarbei-
Als langjähriger Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat Prof. Detlef Garbe die öffentliche Auseinandersetzung                                                                                                                                                                                                                 ten. Das ist ihm gelungen. Er
mit Hamburgs NS-Vergangenheit vorangebracht. Nun geht er in den Ruhestand                                                                                                                                                                                                                                                        hatte stets Respekt vor den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Erfahrungen der Zeitzeugen.
Wie stand es 1989, als Sie die Leitung der KZ-                                                                                                                                        ↑                                                                                                                                            Er bewahrte die Ruhe und
                                                                                                                                                                                      Die erste Ausstellung zur Geschichte der NS-Deportationen in Hamburg eröffnete 2009. Die seit 1980 bestehende Gedenkstätte für
Gedenkstätte Neuengamme übernahmen, um die                                                                                                                                                                                                                                                                                          konnte gut zuhören. Man
                                                                                                                                                                                      die „Kinder vom Bullenhuser Damm“ erhielt 2011 eine neue Ausstellung (Foto: Miguel Ferraz)
Gedenkkultur in Hamburg?
Damals hat man um die NS-Geschichte, genauer                                                                                                                                          sich sehr unterschiedlich. Soweit ich es aber beur-              uns kommen. Die Eltern werden da manchmal eher                             kann sich mit ihm durchaus
gesagt um die Tätergeschichte noch einen Bogen                                                                                                                                        teilen kann, hilft es schon, wenn man auf die Verhal-            durch die Kinder zu einem Besuch motiviert.                                  streiten, aber diese Dis-
gemacht. In Hamburg war vor allem die Erinnerung                                                                                                                                      tensregeln hinweist, wie zum Beispiel auf den später                                                                                         pute sind seinerseits stets
an die Bombenangriffe sehr präsent. Die Darstel-                                                                                                                                      installierten Schildern. Ein ganz wichtiges Element              Inzwischen wird immer stärker das koloniale Erbe
lung der jüngsten Vergangenheit war in den Museen                                                                                                                                     sind natürlich die Namenstafeln. Wer sie durchliest,             Hamburgs thematisiert.                                                     von großer Sachkunde und
– und die Gedenkstätte war zunächst eine Außen-                                                                                                                                       erfährt schon einiges über die Hintergründe und                  Ja, da können wir uns als Historikerinnen und Histo-                       Empathie für die Betroffe-
stelle des Museums für Hamburgische Geschichte  –                                                                                                                                     die Schicksale der Opfer. Zum Beispiel, dass ganze               riker auch einbringen. Es gab enge Verflechtungen                          nen und ihre Nachkommen
seinerzeit noch kein Teil der Dauerausstellungen. In                                                                                                                                  Familien deportiert wurden, die nach der alphabe-                des Nationalsozialismus mit der Kolonialbewegung
denen ging es noch viel um Volks- und Landeskunde,                                                                                                                                    tischen Reihenfolge der Nachnamen genannt wer-                   – sowohl ideologisch als auch strukturell. Allein die                        geprägt. Ein besonnener,
um die Entwicklung der Hanse und des Hafens, weit                                                                                                                                     den. Die Geburtsdaten zeigen, dass vom Kleinkind                 Unterscheidung zwischen „Herrenmenschen“ und                              glaubwürdiger Mensch ,ohne
weniger um Gesellschaftsgeschichte. Doch schritt-                                                                                                                                     bis zur Greisin alle unterschiedslos deportiert wur-             „Untermenschen“ ist ja etwas, das in der Kolonial-                          doppelten Boden‘, der sich
weise hat man sich im Laufe der 1970er und 1980er                                                                                                                                     den. Für Angehörige ist es natürlich ein besonders               ära stark gewachsen ist. Man darf die Parallelen al-
Jahre stärker mit Zeitgeschichte und dann auch mit                                                                                                                                    emotionaler Ort. Dennoch würde ich nicht so weit                 lerdings meiner Meinung nach aber nicht überstra-                           genauestens auskannte –
der unbequemen Erinnerung an die NS-Zeit befasst.                                                                                                                                     gehen, dass dies eine Art Friedhof ist. Der ehema-               pazieren.                                                                   bis hin zu den Schicksalen
                                                                                                                                                                                      lige Bahnsteig ist ein Ort, der als historisches Zitat              Zum Glück wird heute eine diverse, vielschichti-                         Einzelner – und der zuließ,
Was waren die Gründe für diese neue Haltung?                                                                                                                                          funktioniert, er markiert das Geschehen, lässt aber              ge Gesellschaft von viel mehr Menschen als Berei-
Sicher schuf die Studentenbewegung eine wichtige                                                                                                                                      zugleich einen offeneren Umgang zu.                              cherung empfunden. Viele haben begriffen, dass es                           dass sich die Dinge entwi-
Voraussetzung dafür. Der ging es vor allem darum,                                                                                                                                                                                                      eine globale Welt ist, in der wir leben und für die wir                   ckeln: So haben wir ihn ken-
verkrustete Strukturen aufzubrechen, und dafür                                                                                                                                        Welche Formate können helfen, damit das Thema                    eine gemeinsame Verantwortung tragen – wie im-                              nen und schätzen gelernt.“
war die NS-Zeit natürlich ein wichtiges Themenfeld.                                                                                                                                   auch junge Menschen erreicht?                                    mer man das sieht. Ich hoffe und denke, dass die
Die 1950er Jahre waren eine Zeit der Verdrängung                                                                                                                                      Ich selbst bin kein großer Freund der schnellen me-              Aufarbeitung der NS-Vergangenheit dazu etwas
oder des „Muff von 1000 Jahren“, wie es auf dem                                                                                                                                       dialen Vermittlung, das gebe ich gerne zu. Aber wir              beigetragen und eben auch die Bereitschaft geför-                                  Helma Obens,
                                                                                                                                                                (Foto: Felix Amsel)
bekannten Protestbanner der Hamburger Studie-                                                                                                                                         setzen sie in unserer Arbeit erfolgreich ein. Wir ha-            dert hat, sich auch mit anderen historischen Kapi-                       Auschwitz-Komitee Deutschland e. V.
renden hieß.                                                                                                                                                                          ben sogar ein Format für TikTok entwickelt. So etwas             teln kritischer auseinanderzusetzen.
                                                                 Detlef Garbe, geboren 1956 in Göttingen, studierte Geschichte, Religion und Erziehungswissenschaften                 zieht Jugendliche definitiv an. Wir erleben tatsäch-
In den 1950ern wurde die Reste des Hannoverschen                 an der Universität Hamburg. Seine Promotion zur Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ gilt                lich, dass 12- bis 14-Jährige auf eigene Initiative zu           Interview: Henrike Thomsen
Bahnhofs auf dem heutigen Gebiet der HafenCity                   als Standardwerk zur Verfolgungsgeschichte religiöser Minderheiten. 2019 verlieh ihm der Hamburgische
abgerissen – der Bahnhof, von dem aus die Na-                    Senat den Ehrentitel Professor. Seit 2020 stand Prof. Garbe der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und
tionalsozialisten mehr als 8000 Juden, Sinti und                 Lernorte vor. Sein Nachfolger wird Dr. Oliver von Wrochem.

                                                                                                                                                                                      Job: Starthelfer
Roma in die Vernichtungslager deportierten.
Auf dem Gelände des ehemaligen KZs Neuengam-
                                                                                                                                                                                                                                                                  Wie belebt man ein Quartier? Tamino Kuhlmann ist bei der
me wurde über 50 Jahre lang eine Strafvollzugsan-                Wie kamen Sie dazu, sich dieses Bewusstsein zu           Sein Großvater Max Mendel wurde im Juli 1942 mit                                                                                        HafenCity Hamburg GmbH für Nutzungen im Erdgeschoss zuständig
stalt betrieben. In der Schule am Bullenhuser Damm,              Ihrer Lebensaufgabe zu machen?                           einem der Deportationszüge hier vom Hannover-
in der die SS zur Vertuschung medizinischer Versu-               Ich habe mich als Schüler bereits in Gremienarbeit       schen Bahnhof in das Getto Theresienstadt ge-                                                                                Die positive Entwicklung des Gewebes liegt Kuhl-                auch um Anfragen von Gewerbetreibenden, die sich
che kurz vor Kriegsende 20 jüdische Kinder erhäng-               engagiert, im Schülerrat usw. Ich habe einen sechs       schickt. 15 Jahre zuvor war er ein hoch angesehener                                                                          mann von Berufs wegen am Herzen. Seit März 2022                 erweitern oder Werbeanlagen gestalten möchten.
te, wurde bis 1985 unterrichtet, ohne dass über die              Jahre älteren Bruder, sodass ich vielleicht früher als   Politiker, von 1925 bis 1929 Hamburger Senator. Er                                                                           ist er bei der HafenCity Hamburg GmbH dafür zu-                 Die HafenCity Hamburg GmbH vermietet selbst
Morde aufgeklärt wurde. Auch der Masterplan für                  andere in ein politisiertes Umfeld hineinkam. Nach       starb, wie so viele andere, nur weil er Jude war. Wenn                                                                       ständig. Zuvor hat der 27-Jährige nach einem Ba-                keine Flächen, achtet aber darauf, dass die mit den
die HafenCity sah am ehemaligen Hannoverschen                    dem Abitur lernte ich im Zivildienst die früheren        ich ein wenig suche, finde ich seinen Namen hier auf                                                                         chelor in Geografie seinen Master in Stadtplanung               Eigentümer:innen geschlossenen Vereinbarungen
Bahnhof ursprünglich keinen Gedenkort, sondern                   Konzentrationslager Stutthof und Auschwitz ken-          den Tafeln.                                                                                                                  an der HafenCity Universität gemacht und bei ei-                für Gebäude und Nutzungen eingehalten werden.
eine Bebauung vor. Das Bewusstsein, dass dies so                 nen. Nach meinem Studium habe ich mich auf die                                                                                                                                        nem Beratungsunternehmen Flächenkonzepte für                    Zum Beispiel schreibt der Bebauungsplan Erdge-
nicht geht, wuchs erst später im Rahmen eines Dia­               Stellenausschreibung des Museums für Hamburgi-           Wie haben Sie sich bei der Einweihung der Gedenk-                                                                            Kommunen und Regierungen entwickelt. „Jetzt bin                 schosslagen mit fünf Meter hohen Decken vor, die
logs, der die Stadt, Stadtplaner, Betroffene und uns             sche Geschichte beworben. Mein erster Vorgesetz-         stätte am 16. Mai 2017 gefühlt?                                                                                              ich auch bei der Umsetzung dabei“, freut er sich.               – wie auch die Warftgeschosse entlang der Prome-
Historiker zusammenbrachte.                                      ter, Prof. Ulrich Bauche, kam aus einer Familie, die     Ein Gefühl des persönlichen Triumphs war das si-                                                                                                                                             naden – publikumsbezogen genutzt werden müssen.
                                                                 in der NS-Diktion als „halbjüdisch“ gegolten hätte.      cher nicht, wenn Sie das meinen. Ich war ja nur ein                                                                          „Differenzierte Nutzung zahlt sich aus“                         In den Kaufverträgen finden sich weitere Auflagen.
                                                                                                                          Teil eines Prozesses, den viele andere ebenso mit-                                                                                                                                           Kuhlmann: „Da kommt es auch auf eine stringente
                                                                                                                          gestaltet haben. Eine ganz entscheidende Rolle kam                                                                           Die für seine Tätigkeit zentralen Erdgeschosslagen              Qualitätssicherung an, damit die Vereinbarungen
                                                                                                                          den Verbänden zu, die die Opfer und Hinterbliebe-                                                                            liest Kuhlmann als Schaufenster eines Stadtteils.               am Ende auch umgesetzt werden.“
                                                                                                                          nen vertreten, also den Jüdischen Gemeinden, dem                                                                             Je vielfältiger das Angebot ist und je mehr Grup-                 Konzeptionell arbeitet Tamino Kuhlmann zudem
                                                                                                                          Landesverband der Sinti und Roma, der Rom und                                                                                pen sich darin wiederfinden – Besucher:innen, Be-               an der Planung für die benachbarten Projektge-
                                                                                                                          Cinti Union sowie dem Auschwitz-Komitee.                                                                                     schäftigte oder Bewohner:innen –, desto besser für              biete. „Auf dem Grasbrook haben wir zum zweiten
                                                                                                                                                                                                                                                       den öffentlichen Raum: „Wir halten uns gern in ei-              Mal die Chance, einen Stadtteil neu zu entwickeln,
                                                                                                                          Aber Sie hatten in diesem Prozess doch ein Ziel.                                                                             nem Stadtteil auf, wo etwas los ist, wo Begegnung               und können aus den Erfahrungen in der HafenCity
                                                                                                                          Was war das?                                                ↑                                                                stattfindet.“ In gewachsenen Quartieren wird das                lernen“, begeistert er sich. Eine wichtige Erkenntnis
                                                                                                                                                                                      Tamino Kuhlmann (Foto: Miguel Ferraz)
                                                                                                                          Dass es uns gelingt, öffentlich über dieses Thema                                                                            als selbstverständlich wahrgenommen – ist es aber               zum Beispiel: „Man kann nicht davon ausgehen, dass
                                                                                                                          zu sprechen, ihm seinen Raum im Stadtgedächtnis                                                                              nicht, weiß er: „Damit die ,Stadt der kurzen Wege‘              verschiedene Stadtteile gleich frequentiert wer-
                                                                                                                          zu geben. Ich würde das auch allen anderen Städ-            Tamino Kuhlmann steht auf dem Überseeboule-                      aufgeht, müssen wir als Entwicklungsgesellschaft                den. Selbst verschiedene Quartiere innerhalb eines
                                                                                                                          ten dringend empfehlen. Schwierige oder unange-             vard. Cafés und inhabergeführte Geschäfte, aber                  Starthilfe leisten – und zwar über einen längeren               Stadtteils funktionieren unterschiedlich.“ Man müs-
                                                                                                                          nehme Themen können nicht unterdrückt werden.               auch Friseure, ein Kosmetikstudio und ein Fitness-               Zeitraum. Die Initialphase eines Stadtteils dauert              se sich bei der Entwicklung der Erdgeschosslagen
                                                                                                                          Sie bahnen sich doch den Weg nach oben, und dann            center befinden sich rundherum. Bunte Boden-                     gut und gerne 20 Jahre.“                                        daher ganz genau anschauen, wie sich Menschen
                                                                                                                          ist die Position, um mit ihnen umzugehen, eine viel         aufkleber weisen den Weg zu einem Supermarkt,                       Es ist Kuhlmanns Aufgabe, zwischen den In-                   tatsächlich durch ein Quartier bewegen. Stadtent-
                                                                                                                          schlechtere.                                                der nach langer Sanierungszeit wieder öffnet. Am                 teressen der Stadt, der Betreiber:innen und                     wicklung sozusagen am „lebenden Objekt“ – das ist
                                                                                                                                                                                      Südende des Boulevards ragen die Baukräne über                   Bauherr:innen zu vermitteln. „Man muss immer                    genau seine Sache.
                                                                                                                          Sind Sie zufrieden damit, wie der Gedenkort heute           dem Westfield Hamburg-Überseequartier auf. „Mit                  wieder dafür sensibilisieren, dass sich eine diffe-
                                                                                                                          genutzt wird?                                               der Fertigstellung wird sich die Passantenfrequenz               renzierte Nutzungsgestaltung am Ende für das ge-                Text: Andrea Bittelmeyer
                                                                                                                          Ich war immer ein starker Verfechter der offenen            auch auf dem Boulevard noch einmal deutlich erhö-                samte Quartier auszahlt. Das ist ein zentraler An-
↑                                                                                                                         Lage im Stadtraum. Das führt dazu, dass viel mehr           hen. Davon erhoffen wir uns einen positiven Effekt               spruch von uns als Entwicklungsgesellschaft“, sagt
Alte Gleisanlage auf dem Gelände des „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ (Foto: Felix Amsel)                                 Menschen vorbeikommen. Natürlich verhalten die              für den gesamten Stadtteil“, erklärt er (vgl. S. 5–7).           er. Im Tagesgeschäft kümmert er sich unterdessen
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Kultur und Termine

     Auf in den elbsommer!
↑
Auch durchwachsenes Wetter konnte den Antrang beim „Tango Argentino“ auf dem Amerigo-Vespucci-Platz nicht bremsen (Foto: Miguel Ferraz)

Die beliebte Veranstaltungsreihe „Sommer in der HafenCity“ trägt nicht nur einen neuen Namen – sie ist in diesem Jahr
auch so vielfältig wie nie zuvor

Seit 2006 lockt der „Sommer in der HafenCity“ mit               „elbsommer“ eine tolle Gelegenheit, diesen Geist                Kostenfrei für Groß und Klein
einer bunten Mischung aus Kultur, Sport und Frei-               nun stärker zum Leben zu erwecken“, sagt Philipp
zeitangeboten Menschen aus Hamburgs Metropol-                   Strunk von Hamburg Leuchtfeuer.                                 Ganz leicht hingegen das zu veranschlagende Bud-
region in den Stadtteil an der Elbe. Nun erweitert                                                                              get für den „elbsommer“: Außer Lust und Zeit müs-
sich die sommerliche Event-Reihe, nach pande-                   Kinder Kinder!                                                  sen Besucher:innen nichts weiter mitbringen, die
miebedingt kleiner Auflage in 2020 und 2021, und                                                                                Teilnahme ist für Groß und Klein kostenfrei.
nimmt erstmals auch Spielorte und Akteur:innen                  Neben vielen neuen Programmpunkten hat der „elb-                   Die Veranstaltungen finden vom 4. Juni bis zum
aus Rothenburgsort mit ins Programm.                            sommer“ natürlich auch Altbekanntes im Angebot:                 28. August immer am Wochenende statt und sind,
  So lud das „Naje-Festival“ vom 24. bis 26. Juni zu            Sportbegeisterte kommen beim Outdoorworkout                     mit Ausnahme des „Sommer Klassik Konzerts“, bar-
einem interkulturellem Programm mit Konzerten,                  „Sports Clock“ ins Schwitzen, Tanz-Fans können                  rierefrei zugänglich.
Tanz und Talks zur Annäherung zwischen afrikani-                beim „Latino Sommer“ auf dem Amerigo-Vespuc-
scher und deutscher Kultur ein. Ebenfalls das erste             ci-Platz die Hüften schwingen. Die weitere Auswahl              Text: Melanie Kausch
Mal mit dabei ist das gemeinnützige Unternehmen                 an zahlreichen Kultur- und Unterhaltungsformaten
Hamburg Leuchtfeuer. Die Organisation betreibt                  reicht von Poetry-Slam über Lesungen bis zu Thea-               11.–22. 7. 2022 Kinderstadt
im Quartier Baakenhafen das Wohnprojekt „Fest-                  tervorstellungen. Von Familien besonders gern be-               täglich 10–16 Uhr, Lohsepark (Stockmeyerstr. 25)
land“ für junge chronisch kranke Menschen. Mit                  sucht sind Veranstaltungen wie „Bau Traum“ vom                  Anmeldung und Information:
einem Sommerfest und einer Fotoausstellung, die                 Verein KinderKinder e. V., Fußballturniere und Tanz-            https://kinderstadt.hamburg
Bewohner:innen und Klient:innen unterschiedlicher               kurse – da fällt die Entscheidung schwer. Ganz un-
Hamburg Leuchtfeuer-Bereiche porträtiert, wol-                  abhängig vom „elbsommer“ kommt übrigens vom
len die Organisator:innen zum Dialog einladen: „Im              11. bis 22. Juli im Lohsepark eine weitere Attrakti-
Quartier Baakenhafen der HafenCity haben wir mit                on hinzu: In der „Kinderstadt“ können täglich bis zu
unseren Bereichen „Aufwind“ und „Festland“ ein                  500 Kinder und Jugendliche spielerisch ihr eigenes
neues Zuhause gefunden. Wir möchten Betroffenen                 Stadtleben in all seinen Facetten gestalten. Das
                                                                                                                                     Das gesamte Programm unter: elbsommer.com
einen geschützten Raum geben und gleichzeitig ein               Projekt wird von der Patriotischen Gesellschaft mit
                                                                                                                                     und der „elbsommer“-Facebook-Seite
offenes Haus sein, für Gemeinschaft und Nachbar-                zahlreichen Partner:innen, darunter die HafenCity
schaft. Nach zwei Jahren Corona-Pause bietet der                Hamburg GmbH, gestaltet.

Ausgezeichnet                                                                                                                   Prof. Jürgen Bruns-Berentelg erhält von Finn Warncke den Preis
                                                                                                                                für Baukultur des BDA Hamburg (Foto: Bina Engel)
                                                                                                                                ↓

Prof. Jürgen Bruns-Berentelg hat für sein Wirken                hörten die Umstellung der Grundstücksvergabe von
als Vorsitzender der HafenCity Hamburg GmbH                     einem Festpreis- auf ein Konzeptgebot, die Ent-
von 2003 bis 2021 den Preis für Baukultur des BDA               scheidung für den U-Bahn-Bau, die Überarbeitung
Hamburg erhalten. Er habe entscheidend dazu bei-                des Masterplans für die östliche HafenCity 2010
getragen, die Stadt schöner und gemeinschaftlicher              sowie die Entkoppelung des Sondervermögen Stadt
zu gestalten, so der 1. Vorsitzende Finn Warncke.               und Hafen, das die HafenCity Hamburg GmbH ver-
Wie er die komplexen verschiedenen Bereiche und                 waltet, von der Refinanzierung von Hafenerweite-
Akteur:innen der Stadtentwicklung zusammenge-                   rungsprojekten. Er dankte der anwesenden Senato-
bracht hat, sei „ziemlich einzigartig“. Oberbaudirek-           rin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dr. Dorothee
tor Franz-Josef Höing attestierte Bruns-Berentelg               Stapelfeldt, dafür, dass man niemals „Abstriche
„einen unglaublich langen Atem und eine unbändi-                an der Qualität“ gemacht habe. Der Erfolg der
ge Neugier“. Jedes Gebäude habe er daraufhin ge-                HafenCity sei ein gemeinschaftlicher, insbeson-
prüft, welchen Beitrag es zur „komplexen, sozialen              dere auch dank seines Kollegen in der Geschäfts-
und schönen Stadt“ leiste. Bruns-Berentelg rief in              führung Giselher Schultz-Berndt. In diesem Sinne:
seiner Erwiderung einige „kritische Momente“ bei                Herzlichen Glückwunsch!
der HafenCity-Entwicklung in Erinnerung. Dazu ge-

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newsletter@hafencity.com                    Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer,
                                            Gunnar Herbst, Anika Lütjen,                         67. Ausgabe, Hamburg, Juli 2022
                                            Henrike Thomsen                                      © 2022 All rights reserved
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