Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...

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Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Altengerechtes und
generationenübergreifendes
Wohnen in Sangerhausen

                               Ein Werkstattgespräch im Rahmen der
  Internationalen Bauausstellung Stadtumbau 2010 in Sachsen-Anhalt
                                             am 24. November 2006
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Stadt Sangerhausen

                                                                                      Städtische Wohnungsbau-
                                                                                gesellschaft Sangerhausen mbH

                                                                                   Wohnungsbaugenossenschaft
                                                                                            Sangerhausen eG

                                                                                Stadtwerke Sangerhausen GmbH

                                                                                                MitBürger e.V.

Organisation, Moderation und Dokumentation                                        im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft
                                                                                Gemeinsam Handeln für Sangerhausen

Stephan Westermann, Stadt- und Landschaftsplaner   Büro Wallraf & Partner
Berlin / Magdeburg                                 Fichtenwalde / Dessau
Telefon: 030-2189447                               Telefon: 033206-4140
www.stephan-westermann.de                          www.wallraf-und-partner.de
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Inhalt .............................................Seite

Anlass des Werkstattgesprächs....................2
Der demografische Wandel in Sangerhausen ..3
IBA Stadtumbau in Sangerhausen.................4
Wie wollen wir leben, wenn wir alt sind?
  130 Sangerhäuser geben Auskunft ............5
Das Werkstattgespräch - drei Diskussionspro-
tokolle ...................................................8
  Arbeitsgruppe Wohnung ..........................8
  Arbeitsgruppe Haus ..............................12
  Arbeitsgruppe Quartier .........................14
Empfehlungen ........................................16
Teilnehmer ............................................19
Quellen und Weiterführendes ....................20

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Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Anlass des Werkstattgesprächs

Jeder 4. Sangerhäuser ist über 65 Jahre alt. In rund 10    Aber natürlich spielten auch die anderen beiden Krite-
Jahren wird es jeder 3. sein. Die Alterung der Bevölke-    rien des demografischen Wandels eine zentrale Rolle in
rung ist eines von drei Kriterien, die man heute unter     dem Werkstattgespräch...
dem Begriff des demografischen Wandels zusammen-
fasst.                                                     ... die grundsätzlich rückläufige Einwohnerzahl. Auf
Wie kann man mit diesem Befund umgehen?                    diese Tatsache reagieren die Stadt, die Städtische Woh-
1. Die Stadt auf die veränderten Bedürfnisse einer al-     nungsbaugesellschaft mbH, die Wohnungsbaugenossen-
    ternden Gesellschaft einstellen.                       schaft Sangerhausen eG sowie die Stadtwerke
2. Angebote unterbreiten, die die schwindende Zahl         Sangerhausen GmbH seit 8 Jahren mit einem koordinier-
    junger Menschen / junger Familien in der Stadt hält.   ten und abgestimmten Stadtumbau.

Diese beiden Handlungsoptionen unter dem Dach der          ... der soziale Wandel. In Sangerhausen wird er sich vor-
Internationalen Bauausstellung Stadtumbau 2010 in          dringlich durch immer kleinere Haushalte ausdrücken.
Sachsen-Anhalt für Sangerhausen auszuloten war Anlass      Klassische Familienstrukturen werden immer seltener.
für die Einladung an rund 30 lokale und regionale Ak-      Wir werden uns auf eine Gesellschaft einstellen müssen,
teure der Gemeinwesenarbeit, der Wohnungswirtschaft        die noch mehr als heute vereinzelt ist.
und der Stadtverwaltung.

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Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Der demografische Wandel in Sangerhausen...
...wir werden immer weniger                                               ... wir werden immer älter                                             ... wir leben immer vereinzelter

Vor allem durch den Kupferbergbau, aber auch durch                        Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland                   Die klassische Familie, der “Normalhaushalt”, wird zu-
die Ansiedlung wichtiger Industriebereiche erlebte San-                   steigt rapide an. Sie hat sich in den letzten 100 Jahren               nehmend selten. Jeder 3. Haushalt der Stadt besteht be-
gerhausen nach dem 2. Weltkrieg ein rasantes Wachs-                       rund verdoppelt und liegt heute für Neugeborene bei                    reits heute aus nur einer Person. 37% der Haushalte
tum. Fast 34.000 Menschen lebten Mitte der 1980er                         78 Jahren.                                                             umfassen zwei Personen und nur noch 29% mehr als
Jahre in der Stadt.                                                       Vor allem der medizinische Fortschritt, aber auch weni-                zwei.
Ende 2005 waren es noch knapp 23.000. Vorrangig die                       ger köperlich anstrengende Arbeitswelten und eine ge-                  Im Jahr 2020 werden nach den aktuellen Prognosen nur
Abwanderung in wirtschaftsstärkere Regionen, aber                         sündere Ernährung sind hier die Gründe.                                noch 18% aller Haushalte der Stadt mehr als zwei Per-
auch der Wegzug in die Umlandgemeinden waren hier                         Gleichzeitig waren und sind es vor allem die Jüngeren,                 sonen umfassen.
die Ursachen.                                                             die auf der Suche nach einem Arbeits- oder Ausbil-                     Dies ist nicht nur eine Konsequenz aus dem Alterungs-
Die Einwohnerzahl bleibt auch zukünftig rückläufig. Zu-                   dungsplatz die Region verlassen.                                       prozess, sondern hat auch etwas mit veränderten Le-
künftig werden vor allem die geringen Geburten einen                      In Folge dessen ist heute bereits jeder 4. Sangerhäuser                bensentwürfen zu tun. Z.B. gründen junge Menschen
weiteren Einwohnerrückgang verursachen. Es leben                          über 65 Jahre alt. 2020 wird es nahezu jeder 3. Bürger                 heute erst viel später Familien.
schlicht nicht mehr genug potentielle Eltern in der Stadt,                der Stadt sein.
um die Zahl altersbedingter Sterbefälle auszugleichen.
Heute gehen wir davon aus, das im Jahr 2020 weniger
als 17.000 Menschen in der Stadt leben.

Einwohnerentwicklung Sangerhausen vom 18. Jahrhundert bis
2005, Prognose der weiteren Entwicklung bis 2030 (Mittelung               Altersgruppenanteile in % an Gesamtbevölkerung im jeweiligen           Veränderung der Haushaltsanteile bis 2020 nach Trendprognose
der Szenarien)                                                            Jahr. Berechnung nach Trendszenario.
                                                          35.000
                                                          30.000 2020                                                                     2020
                                                          25.000
                                                                   2015                                                                   2015
                                                          20.000
                                                          15.000 2010                                                                     2010

                                                          10.000                                                                          2005
                                                                   2005
                                                          5.000
                                                                           0-9 Jahre   10-19 Jahre    20-39 Jahre    40-64 Jahre    >64 Jahre
  1800      1840      1890      1930      1970      2020 0

                                                                                                                                                                                                                3
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Dier IBA Stadtumbau in Sangerhausen
Mit der Bestätigung des IBA-Lenkungsausschusses im
Dezember 2006, dass der Stadtumbau in Sangerhausen
ein modellhaftes Vorgehen von “Internationaler Rele-
vanz” ist, geht Sangerhausen ins zweite IBA-Jahr. Das
spezifische Thema der Stadt ist die Kooperation von Ver-
mietern, Stadtwerken, Stadtverwaltung und Bürger-
schaft bei der Entwicklung dreier Handlungsansätze,
denen jeweils ein konkretes Projekt zugeordnet ist:

1. Profilierung der Stadtstruktur - Baulich-               2. Profilierung des Wohnungsbestands und der                  3. Profilierung der bürgerschaftlichen Mitge-
räumliche Qualifizierung der Quartiere.                    Unternehmensstruktur                                          staltung und Mitwirkung im Stadtumbau
Baulich umgesetzt werden soll dieses Thema durch die       Sangerhausen hat zwar zu viele Wohnungen - in be-             Der MitBürger e.V. möchte mit den jeweiligen Anwohnern
Sanierung des Bereichs Bergmann. Das denkmalge-            stimmten Segmenten aber auch zu wenige. Die Woh-              drei Plätze und öffentliche Treffpunkte in der Stadt ge-
schützte Herz der Westsiedlung soll durch eine breite      nungsbaugesellschaft und die Wohnungsbaugenossen-             stalten. Unter fachlicher Begleitung sollen die Bürger
Vielfalt an Wohnungen, neuen Dienstleistungs- und Ge-      schaft wollen ihr Angebot speziell für ältere Mieter erwei-   ihre Plätze entwerfen und auch weistestgehend selber
meinwesenangeboten sowie durch ein aufgewertetes           tern. Die Neubauvorhaben in der Alban-Hess-Straße und         bauen. Dieses Projekt der “Kumpelplätze” ist Modell-
grünes Umfeld ein moderner und für alle Generationen       in der Karl-Liebknecht-Straße sollen sich über das Bau-       vorhaben im Forschungsfeld "Innovationen für familien-
attraktiver Standort werden.                               grundstück hinaus positiv auf das Leben älterer Bürger        und altengerechte Stadtquartiere" des Bundesbaumini-
                                                           in der Südsiedlung und in der Südwestsiedlung auswir-         steriums.
                                                           ken.

                                                                                                                                                                                4
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Wie wollen wir leben, wenn wir alt sind? 130 Sangerhäuser geben Auskunft
Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft ‘Gemeinsam Han-               Können Sie sich vorstellen noch einmal umzu-                      Welche Wohnform bevorzugen Sie für sich im
deln für Sangerhausen’ wurden im November 2006 über              ziehen?                                                           Alter?
130 Mieter im Mindestalter von 55 Jahren zu ihren
Wohnwünschen befragt.                                            Gut die Hälfte der Befragten kann sich dies nicht vor-            Jeder Zweite favorisiert eine Wohnung in einer betreuten
                                                                 stellen. Ein knappes Drittel würde einen Umzug nicht              Wohnanlage. Weitere 30% möchten am liebsten in einer
                                                                 ausschließen und 17% der Befragten gehen sogar eher               “ganz normalen” Wohnung bleiben. 14% können sich
Sind Sie mit Ihrer jetzigen Wohnung bzw. Wohn-                   davon aus. Das dominierende Motiv bei denen, die sich             am besten eine Hausgemeinschaft vorstellen, in der man
umgebung zufrieden?                                              einen Umzug vorstellen können, ist der nicht altenge-             sich gegenseitig hilft.
                                                                 rechte Bau- und Ausstattungsgrad der aktuellen Woh-
Eine deutliche Mehrheit von 68 bzw. 70% der Sanger-              nung.                                                             Ins Altenheim (Zimmer in betreuter Wohnanlage) will
häuser Mieter ist zufrieden mit der aktuellen Wohnsitua-                                                                           kaum einer. Diese lokalen Äußerungen decken sich mit
tion. Zwischen der Wohnung und der Umgebung, dem                 Und hierin besteht die größte Herausforderung: Der                Erhebungen andernorts: “Laut einer Befragung der Al-
Quartier, gibt es dazu keine unterschiedlichen Einschät-         immer größer werdenden Zahl alter Menschen den Ver-               lianz geben die meisten Befragten über 25 Jahre an, im
zungen.                                                          bleib in ihrer jetzigen Wohnung zu ermöglichen. „Auch             Alter in der eigenen Wohnung betreut werden zu wollen.
                                                                 die zunehmende Zahl älterer Menschen, die nicht pfle-             71% können sich als Alternative ein Leben in einem
Nahezu der komplette Rest der Befragten kreuzte “teils-          gebedürftig sind, kann nicht mehrheitlich in Sonderfor-           Mehrgenerationenhaus vorstellen. Seniorenresidenzen
teils” als Antwort an. 27 bzw. 30% haben demnach Lob             men selbstständigen Wohnens untergebracht werden.                 fanden die geringste Zustimmung. “ Quelle: Berliner Mieter-
und Tadel gleichermaßen für die jetzige Wohnsituation.           Vielmehr müssen die ‘normalen’ Wohnungen, Wohnquar-               magazin
So richtig unzufrieden ist kaum einer, nur 3 bzw. 2% äu-         tiere und deren Versorgungsstrukturen an die Bedürf-
ßerten sich dem entsprechend.                                    nisse der älteren Menschen angepasst werden, damit
                                                                 man hier alt – und auch hochaltrig – werden kann.“
                                                                 Quelle: Bertelsmann-Stiftung

“Sind Sie mit Ihrer jetzigen Wohnung bzw. Wohnumgebung zufrie-   “Können Sie sich vorstellen, noch einmal umzuziehen?” (n= 133)    “Welche Wohnform bevorzugen Sie für sich im Alter?” (n= 125)
den?” (n = 132/134)

 Wohnumgebung

 Wohnung
                                                                                                                                  Zimmer in betreuter Wohnanlage      Wohnung in betreuter Wohnanlage
                                                                                                                                  Mit Kindern im selben Haus          Hausgemeinschaft mit gegenseitiger Hilfe
                                                                                                                                  Normale Mietwohnung                 Reihenhaus zur Miete

                                                                                                                                                                                                    5
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Auch der Umzug zu den Kindern wurde in der Sanger-                                                                                         schaftliche Netzwerk werden in Zukunft so nicht mehr
häuser Befragung von kaum jemandem favorisiert. Dies                        Wie wünschen Sie sich Ihre Nachbarschaft?                      verfügbar sein und müsste durch professionelle Hilfe er-
wird zukünftig auch für immer weniger Menschen eine                                                                                        setzt werden. Die Alternativ ist: nichtfamiliäre Hilfenetze
                                                                            Ein Viertel der befragten Sangerhäuser möchte mit kon-
Option sein: “Heute ist etwa jede zehnte 60-Jährige kin-                                                                                   auszubauen, die den Unterstützungsbedarf zumindest
                                                                            takftfreudigen, hilfsbereiten Nachbarn leben. 2/3 der
derlos, in 20 Jahren wird es jede Vierte sein, in 30 Jah-                                                                                  teilweise auffangen können.” Quelle: „Neue Wohnkonzepte
                                                                            Befragten sind auch bereit selbst Hilfestellung in der
ren jede Dritte. Die Abnahme familiärer Netze geht                                                                                         für das Alter und praktische Erfahrungen bei der Umsetzung – eine
                                                                            Nachbarschaft zu geben. Ein weiteres Viertel wünscht           Bestandsanalyse“
einher mit einer Individualisierung von Lebensformen
                                                                            sich vor allem ruhige Nachbarn haben. Familien mit Kin-
und einer deutlich steigenden Lebenserwartung.” Quelle:
„Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische Erfahrungen bei
                                                                            dern werden nur von 5% der Befragten explizit als
                                                                            Nachbarn gewünscht.                                            Wie wichtig sind Ihnen folgende Merkmale des
der Umsetzung – eine Bestandsanalyse“, Bertelsmann Stiftung
                                                                                                                                           Wohnumfeldes?
                                                                            Andererseits: vor die Wahl gestellt, ob im Haus nur alte
Alternative Wohnformen fürs Alter spielen heute noch                        Menschen oder gemischte Generationen wohnen sollen,            Nahe Einkaufsmöglichkeiten und eine ruhige Wohnsitua-
eine exotische Nischenrolle. Dies wird sich aber war-                       würden 2/3 der Befragten die Mischung vorziehen.               tion sind die wichtigsten Kriterien des Wohnumfeldes.
scheinlich ändern: 36% der Bundesbürger wünschen
                                                                                                                                           3/4 aller Befragten sahen hier eine klare Priorität. Die
sich, gemeinsam mit gleichaltrigen Freunden in einer Al-                    Der Nachbarschaft kommt möglicherweise zunehmend
                                                                                                                                           ärztliche Versorgung in der Nähe, eine gute Busanbin-
terswohngemeinschaft alt zu werden. Quelle: Emnid Befra-                    eine Ersatzrolle für wegbrechende Familienverbände zu:
                                                                                                                                           dung und Grünflächen am Haus folgten auf den Plätzen.
gung 2004, Altenbericht der Bundesregierung. 12% der                        „Institutionelle Hilfe durch Behörden, Vereine und Ver-
                                                                                                                                           Ähnliche Wohlfühlkriterien wurden auch andernorts ge-
Bundesbürger wollen in so genannten Mehr-Generatio-                         bände haben im Alltagsleben eine viel geringere Bedeu-
                                                                                                                                           äußert.
nen-Wohngemeinschaften wohnen. Quelle: Befragung der                        tung als die spontane Hilfsbereitschaft in den eigenen
BAT-Freizeitforschung Oktober 2005                                          vier Wänden, vor der Haustür oder um die Ecke“ Quelle:
                                                                                                                                           In welchem Stadtteil von Sangerhausen möchten
Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahre 2001 traf                            BAT Freizeit-Forschungsinstitut
                                                                                                                                           Sie am liebsten wohnen?
jeder vierte Befragte die Aussage : "Wenn ich die Wahl
hätte, allein oder in einer WG zu leben, würde ich eine                     “Gegenwärtig werden über 80 % der regelmäßig Hilfe-
                                                                            und Pflegebedürftigen zumeist durch Familienmitglieder         Der eindeutige Lieblingsstadtteil von Sangerhausen, der
Wohngemeinschaft vorziehen.„ Quelle: Forum Seniorenarbeit
NRW                                                                         unterstützt. (...) Familiäre oder soziale und nachbar-         diese Kriterien erfüllt, ist die Südwestsiedlung.
“Wie wünschen Sie sich Ihre Nachbarschaft?” (n = 398)                       “Wie wichtig sind Ihnen folgende Merkmale des Wohnumfeldes?”   “In welchem Stadtteil von Sangerhausen möchten Sie am liebsten woh-
                                                                               gute Busanbindung                                           nen?” ( offene Frage, Angaben in Zahl der Nennungen)

                                                                                    Arzt/Apotheke

                                                                             ruhige Wohnsituation

                                                                                Seniorenangebote

                                                                            Einkaufsmöglichkeiten
gute alte Bekannte                 ruhige Zeitgenossen
Leute, die sich nicht einmischen   Nachbarn aus der selben Generation       Grünanlagen am Haus
Familien mit Kindern

                                                                                                                                                                                                                 6
                                   kontaktfreudige und hilfsbereite Leute
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Wie wichtig sind Ihnen folgende Merkmale des                             Wie wichtig sind Ihnen folgende Merkmale der                        Wenn Sie vor die Wahl gestellt würde, wofür
     Wohnhauses?                                                              Wohnung?                                                            würden Sie sich entscheiden?

     Ein ordentlicher und sauberer Zustand des Hauses ist                     Ein guter Wohnungszuschnitt, ein Balkon und ein auf die             Unter den Sangerhäuser Mietern bevorzugt wird eine
     für ältere Mieter das wichtigste Kriterium bei der Bewer-                Bedürfnisse älterer abgestimmtes Badezimmer sind die                Wohnung mit separater Küche, großem Bad und Balkon
     tung des Wohnhauses. Unordnung, Vandalismusschäden                       wichtigsten Bewertungskriterien der Wohnung. Jeweils                - am Stadtrand in einem generationengemischten Haus.
     oder Grafitti sind für die meisten mehr als ästhetische                  rund 80% aller Befragten in Sangerhausen setzen hier
     Probleme. Viel mehr hängt von der Frage der Ordnung                      die Prioritäten.                                                    Den Vorrang bekommen wenige größere Zimmer vor
     und Sauberkeit das subjektive Gefühl der Sicherheit und                                                                                      mehrere kleinen. Im Zweifel ist die Dusche wichtiger als
     der Grad der sozialen Verbundenheit als Gemeinschaft                     Eine gute Schallisolierung und den Blick ins Grüne finden           die Badewanne, besser wäre aber beides zur Verfügung
     ab.                                                                      jeweils rund 70% der Befragten sehr wichtig.                        zu haben.
     Deutlich nachrangig werden in der Befragung der bar-                     Rund jeder zweite Befragte sieht einen behindertenge-
     rierefreie Zugang zum Haus und die Auswahl an Betreu-                    rechten Ausbauzustand der Wohnung und einen Fahr-
     ungsoptionen bewertet.                                                   stuhl als sehr wichtig an.
     Eine Gemeinschaftsraum - für viele Sangerhäuser Mieter
     auch nicht Bestandteil der Alltagswohnerfahrung - wird
     von den Wenigsten als wichtig bewertet.
     ”Wie wichtig sind Ihnen folgende Hausmerkmale?”, Angaben in %            ”Wie wichtig sind Ihnen folgende Wohnungsmerkmale?”,                ”Wenn Sie vor die Wahl gestellt würde, wofür würden Sie sich ent-
                                                                              Angaben in %                                                        scheiden?” Angaben in %
 Ordnung + Sauberkeit                                                      Behindertengerecht                                                wenige große Zimmer                               mehrere kleine Zimmer
                                                                                 Schallisolierung                                         große Küche mit Essplatz                             kleine Küche
    stufenfreier Zugang                                                         Terrasse/Garten
                                                                            altengerechtes Bad                                                     separate Küche                              Küche im Wohnzimmer
    Gemeinschaftsraum                                                         geräumige Küche                                                   Bad nur mit Wanne                              Bad nur mit Dusche
  Betreuungsangebote                                                 schwellenlose Durchgänge                                                          kleines Bad                             Bad mit Wanne und Dusche
                                                                                  Blick ins Grüne
gepflegtes Treppenhaus                                                                     Balkon                                                    Balkon im OG                              Terrasse im EG
                                                                                        Fahrstuhl                                             Wohnlage Innenstadt                              ruhige Wohnlage Stadtrand
      sanierte Fassade                                                                   Zuschnitt                                           Haus nur mit Senioren                             gemischte Generationen

                                                                                                                                                                                                                      7
Altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen in Sangerhausen - Ein Werkstattgespräch im Rahmen der Internationalen Bauausstellung ...
Das Werkstattgespräch - drei Diskussionsprotokolle
Arbeitsgruppe Wohnung
Wer braucht eine altengerechte Wohnung?                                                                               Altengerecht und barrierefrei:
Wer kann sie sich leisten?                                                                                            So gut es geht oder konsequent?

Die meisten wollen in der eigenen Wohnung alt werden.       künftig noch weiter auseinanderklafft, sodass sich ein    Werden bestehende Wohngebäude saniert, sind in Ab-
Aber 99 Prozent der heutigen Wohnungen sind „falsch         Großteil der älteren Haushalte mit der einfachen „Nor-    hängigkeit von den bautechnischen Gegebenheiten ei-
gebaut“, weil nicht barrierefrei und nicht behindertenge-   malwohnung“ begnügen muss, selbst wenn der Gesund-        nige Anforderungen an behindertengerechtes und
recht. Mit Siebzig überlegen viele noch einmal, ob man      heitszustand eine behindertengerechte bzw.                barrierefreies Wohnen recht leicht zu erfüllen, andere
in der bisherigen Wohnung bleiben oder doch noch mal        barrierefreie Wohnsituation erfordern würde. In diesem    nur mit einem sehr hohen Aufwand realisierbar. Was
umziehen sollte. Dann muss in der neuen Wohnung aber        Zusammenhang wurde die Frage aufgeworfen (aber            tun?
auch alles stimmen.                                         nicht ausdiskutiert), wie eine behindertengerechte bzw.
Auch wenn konzeptionelle Weitsicht und Kreativität in       barrierefreie Wohnung für einen einkommensschwachen       Sollte man, wie einige Diskutanten vorschlugen, auf ko-
der Ausführung die Chance bieten, sehr preiswert bar-       Haushalt aussehen müsste bzw. welche Minimalkriterien     stengünstige Lösungen orientieren, die manche Verbes-
rierefrei und behindertengerecht zu bauen – die heuti-      erfüllt sein sollten.                                     serungen bringen, aber nicht alle Anforderungen
gen Angebote in diesem Segment sind überdurch-                                                                        erfüllen? Oder wäre dies eine halbherzige Lösung und
schnittlich teuer. Welcher der großen Vermieter hat die     Andere Diskussionsteilnehmer glaubten, dass die künf-     letztlich rausgeschmissenes Geld, weil nur eine konse-
Investitionskraft, seine Bestände in der Breite zügig       tigen Wohnungsangebote notwendigerweise auf den de-       quente Umsetzung der Anforderungen an behinderten-
nach den gesetzten Normen umzugestalten? Welcher            mographischen Wandel reagieren müssen und der             gerechtes und barrierefreies Wohnen wirklich nachhaltig
Investor wagt es, angesichts der großen Wohnungsüber-       technische Fortschritt einen breitenwirksamen Quali-      ist und sich dauerhaft auf dem Wohnungsmarkt behaup-
hänge mit massiven Neubauvorhaben diese Marktnische         tätssprung im behindertengerechten und barrierefreien     ten wird?
zu besetzen? Und wie viele ältere Haushalte werden sich     Wohnen herbeiführt. Die bisherige Entwicklung des Woh-
solche Angebote leisten können?                             nens zeigt: Was früher noch Luxus war, ist heute schon
Manche in der Arbeitsgruppe hielten es für wahrschein-      selbstverständlich und wird morgen nicht mehr ausrei-
lich, dass die Schere bei Einkommen und Vermögen            chend sein.

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Wie soll die altengerechte und
                                                           barrierefreie Wohnung aussehen?

Manche meinten, dass die weitere Spreizung der kauf-       In der Arbeitsgruppe wurden mehrere idealtypische             Das Bad sollte so eingerichtet sein, dass alle Funk-
kräftigen Nachfrage für eine qualitative Differenzierung   Wohnungsgrundrisse entworfen und besprochen. Einig-           tionen unproblematisch mit dem Rollstuhl erreicht
der Angebote sorgen wird, sodass verschiedene Aus-         keit gab es hinsichtlich einiger baulicher Grundsätze, die    werden können. Eine ebene und rutschsichere Fuß-
stattungsgrade nebeneinander fortexistieren.               unbedingt beherzigt werden sollten: Die Wohnräume             bodengestaltung versteht sich von selbst.
                                                           sollten flexibel angeordnet und zugeschnitten sein, damit
Andere forderten, dass zumindest Neubauten konse-          sie unterschiedliche bzw. wechselnde Nutzungen erlau-         Voraussetzung ist der barrierefreie Zugang zur Woh-
quent behindertengerecht und barrierefrei errichtet        ben.                                                          nung (Rampe zum Hauseingang, Fahrstuhl zur
werden sollten. Dasselbe sollte für Modernisierungen                                                                     Etage, gute Beleuchtung im Treppenhaus).
mit öffentlicher Förderung gelten, da Steuermittel im         Idealerweise sollte eine zentral gelegene, geräumige
Wohnungsbau angesichts des sinkenden Gesamtbedarfs            und mithin rollstuhlgerechte Diele (Wenderadius E-         Wünschenswert wären Gemeinschaftsbereiche im
nur für Vorhaben nachhaltiger Entwicklung eingesetzt          Rolli: 1,6 m) den direkten Zugang zu allen Zimmern         Haus (Teeküche, Klubräume), Haushaltsservice und
werden sollten.                                               erlauben.                                                  soziale Betreuung.

                                                              Der ebenfalls rollstuhlrechte, d.h. breite Balkon sollte
                                                              nach Möglichkeit direkt sowohl mit dem Wohnzimmer
                                                              als auch mit dem Schlafzimmer verbunden sein.

                                                              Das Schlafzimmer sollte so geräumig sein, dass ein
                                                              Bett von allen Seiten frei zugänglich ist.

                                                                                                                                                                            9
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Arbeitsgruppe Haus
Wollen verschiedene Generationen unter einem              Wie könnte ein generationsübergreifendes Haus             Welche formalen oder organisatorischen Rah-
Dach wohnen?                                              aussehen?                                                 menbedingungen wären hilfreich?

Ja! Ältere Menschen möchten am Leben teilhaben. Sie       Unterschiedliche Wohnungsgrundrisse, Ausstattungs-        Die mögliche Bandbreite reicht von ...
möchten nicht nur anderen alten Menschen begegnen,        grade und Mietniveaus unterbreiten Haushalten in ihren    ... der Festlegung weniger Regeln des zusammen Woh-
sondern in einer altersgemischten Nachbarschaft leben.    jeweiligen Lebensphasen eine Bandbreite an Angebo-        nens und der freien Austarierung weiterer Vereinbarung
Eine Altersmischung ist mitunter auch erst die Voraus-    ten:                                                      je nach Situation...
setzung nachbarschaftlicher Hilfeleistung.                In den unteren Etagen wohnen Familien mit Kindern -       ... über die Formulierung einer Hausordnung, die ge-
                                                          kurze Wege in den Garten und raus zum spielen ohne        genseitige Hilfsleistungen als Grundverständnis der Ge-
Nein! Ältere Menschen legen vor allem Wert auf Ruhe       Aufzug.                                                   meinschaft festschreibt ...
und Ordnung. Das Leben mit Gleichaltrigen ist konflikt-   In den mittleren Etagen wohnen Singels sowie Familien     ... bis zur Gründung eines Mietervereins, mit der Orga-
freier. Z.B. passt lautstarkes Kinderspiel nicht zu den   ohne Kinder oder mit Jugendlichen.                        nisation des generationenübergreifenden Wohnens als
Ruhebedürfnissen älterer Menschen. Ausserdem besteht      In den oberen Etagen wohnen ältere Mieter - Aufzug        Vereinszweck.
zwischen den Generationen eher ein Desinteresse. Der      vorausgesetzt.                                            Unabhängig des jeweiligen Grads der Organisaton und
Austausch zwischen den Generationen kann besser in        Im Ergeschoss - mit Gartenbezug - befindet sich der Ge-   Verbindlichkeit ist die Benennung einer Vertrauensper-
Gemeinweseneinrichtungen organisiert werden (z.B.         meinschaftsraum. Hier können Hausversammlungen            son als Kontaktstelle zwischen Mietern und Vermietern
kombinierte Kita und Altenheim). Beim Wohnen steht die    statt finden, Kaffeekränzchen oder Skatrunden organi-     sowie als zentrale Ansprechperson bei hausinternen
Generationenmischung nur für einen Dauerkonflikt.         siert werden.                                             Themen günstig.

Noch nicht, aber das ändert sich! Neben der rein quan-    “Klassische” Konfliktfelder des Treppenhauses (Lage-      Generationenübergreifendes Wohnen muss aber nicht
titativen Änderung des Themas Alter wird sich auch das    rung von Schuhen, Pflanzen, Kinderwagen, Rädern ...)      auf eine Hausgemeinschaft beschränkt bleiben. Auch
Selbstverständnis ändern. Junge Alte, aktive Alte, ge-    werde durch bauliche Lösungen vermieden. (Fahrra-         die Ebene des Straßenzuges kann hier sinnvoll sein. Je
sunde Alte, vielfältige Alte.                             raum, eingebautes Schuhregal in der Diele, Kinderwa-      größer aber der räumliche Bezug des Themas ist, umso
                                                          gennische im Eingangsbereich, ...)                        formaler ist das Miteinander zu organisieren.

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Arbeitsgruppe “Quartier”

Was ist das „Wohnquartier“?                                 Barrierefreie Wege und Räume
Wie ist der Begriff des Quartiers für Sangerhausen zu in-   Angesichts der Fußläufigkeit als Definitionskriterium für   beit und den Wohnungsunternehmen Räumlichkeiten für
terpretieren? Grundsätzlich wurde das Quartier als          das Quartier ist auch ein funktionierendes Wegenetz von     derartige Treffen anzubieten und auch zu finanzieren.
räumliche Ebene zwischen dem Haus / der Hausgemein-         zentraler Bedeutung. Für ein altengerechtes und gene-       Oftmals bedarf es im Gemeinwesen eines Anstosses
schaft sowie dem im Zusammenhang geplanten Stadtteil        rationenübergreifendes Quartier gilt, dass diese Wege       durch professionelle Akteure. Bei einer Kontinuität der
verstanden. Ein wichtiges Kriterium für das Quartier ist    einen barrierefreien Ausbaustandard brauchen.               Teilnehmer wie der Räumlichkeiten können sich diese in-
die fußläufige Erreichbarkeit.                              Dies gilt ebenso für die Grün- und Freiflächen in ihrer     itiierten Treffen mit der Zeit verstetigen und als eigen-
Für Sangerhausen stellt sich allerdings bei den kleineren   Rolle als Treff- und Kommunikationsplätze für die Quar-     ständige Vereine oder Freizeitgruppen ohne größeren
Stadtteilen wie Ost und Nord die Frage, ob die Stadtteile   tiersbewohner. Im Rahmen der Wohnumfeldverbesse-            Betreuungsbedarf weiter bestehen. Befragungen helfen,
sich überhaupt in Quartiere unterteilen lassen. Einigkeit   rung müssen dabei die oft genormten Freiräume               auf die differenzierten Bewohnerinteressen ausgerich-
bestand jedoch darüber, dass es im Bereich Südwest /        “menschlich” gemacht werden. Statt bautechnischer           tete Projekte zu identifizieren.
West durchaus diese Zwischenebene gibt.                     Rahmenbedingungen müssen bei der zukünftigen Umge-
                                                            staltung die Ansprüche aller Bewohner an diese Flächen      Netzwerkarbeit und Information
                                                            den Maßstab bilden.                                         Oftmals finden Angebote und Interessenten durch man-
Was braucht das Wohnquartier?
                                                                                                                        gelnde Informationen nicht zusammen. Zwar gibt es be-
                                                            Raum für Begegnung                                          reits in vielen Quartieren Informationstafeln, aber noch
Gesicherte Nahversorgung
                                                            Die Quartiere benötigen soziale Stützpunkte, an denen       keine praktikablen Möglichkeiten dort auch aktuelle In-
Die wichtigsten Angebote eines Wohnquartiers sind Ein-
                                                            sich die Bewohner sowohl organisiert (etwa in Vereins-      formationen anzubringen. Statt der bisherigen Verfah-
kaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, eine Apo-
                                                            arbeit) als auch selbst initiiert (z.B. als Handarbeits-/   rensweise wäre die Stadtinformation ein denkbarer
theke sowie eine ausreichende medizinische
                                                            Heimwerkergruppen oder Kaffeekränzchen) treffen kön-        Ansprechpartner. Auch ehrenamtliche Paten für die ein-
Versorgung.
                                                            nen. Gerade in den mehrgeschossigen Wohnquartieren          zelnen Informationskästen kämen in Frage. Für die Her-
                                                            obliegt es der Stadt, den Trägern der Gemeinwesenar-        ausbildung einer Quartiersidentität sollten Schlüssel-
                                                                                                                        personen bei ihren Aktivitäten unterstützt werden.

                                                                                                                                                                                14
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Empfehlungen zur Qualifizierung der IBA-Projekte angesichts des demografischen Wandels
Aus den Befunden zum demografischen Wandel, den Er-         Baustein Vertrauensperson: Nach Möglichkeit wird in       ches. Neumieter werden insbesondere mit dem Label
gebnissen der Befragung älterer Sangerhäuser Mieter,        jedem Hausaufgang des Bergmanns ein Mieter als Ver-       der Gemeinschaft beworben: das Miteinander als Ver-
den Rechercheergebnissen nach bundesweiten For-             trauensperson benannt. Die Vertrauensperson ist Dele-     marktungsargument, das soziale Leben als weicher
schungsvorhaben zum Thema und der Diskussion der            gierter des Hauses und bietet sich als erster             Standortfaktor.
Befunde im Rahmen des Werkstattgsprächs lassen sich         Ansprechpartner bei Hausbelangen an.
für die Qualifizierung der Sangerhäuser IBA-Projekte fol-                                                             Aktivitäten des Vereins können sein:
gende Empfehlungen ableiten:                                Generationsübergreifendes Wohnen kann sich auf einen          Beratung der Bauherren bei den anstehenden Mo-
                                                            Hausaufgang beziehen, aber auch den Bereich Berg-             dernisierungen,
1. Soziale Dimension der Projekte stärken                   mann in Gänze meinen und generationsexklusive Haus-           die Organisation von Straßenfesten,
                                                            angebote unterbreiten. Auch die Kombination aus               die Pflege einer Informationsplattform (Wandzeitung,
Das IBA-Thema des gemeinsamen Handelns gewinnt              beiden Ansätzen kann sinnvoll sein.                           Schaufenster, Handzettel, Internet ...),
durch die Schaffung generationenübergreifender Wohn-                                                                      der Betrieb eines Stadtteilladens / Stadtteilcafés als
                                                            Baustein Straßenverein: Die Anwohner und Gewerbetrei-         Nachfolgenutzung des geplanten Infolades in der
angebote eine weitere Dimension: gemeinsam Wohnen /         benden des Bereiches Bergmanns werden unterstützt
gemeinsam Handeln auf Quartiers- und Bewohner-                                                                            Friedrich-Engels-Straße 1,
                                                            bei der Gründung eines Vereins. Der Verein hat den            die Organisation einer “Tauschbörse der Talente”
ebene.                                                      Zweck, Möglichkeiten und Grenzen des generationen-
Die Sanierung des Bereichs Bergmann und der “Kum-                                                                         (gegenseitige Hilfen),
                                                            übergreifenden Wohnens experimentell auszuloten.
pleplatz” bieten den Rahmen für ein experimentelles                                                                   Die Werbung und Vereinsgründung braucht Hilfestellung
Vorgehen, bei dem das Scheitern von Ideen oder Bau-         Der Vereinsbeitritt ist keine Pflicht oder Vorbedingung   und organisatorische Unterstützung von aussen. Die
steinen als “unschädliche” Option einkalkuliert ist. Der    für eine Wohnung im Bereich Bergmann, es gibt keine       Kumpelplatzinitiative, die IBA oder ggf. auch das Pro-
Sangerhäuser Wohnungsmarkt braucht nicht nur den            Repressionsmittel bei Anwohnern die sich nicht beteili-   gramm Soziale Stadt bieten hier organisatorische An-
Abbau struktuereller Überhänge, sondern auch mehr           gen wollen. Sinnvoll wären aber durchaus handfeste Vor-   sätze. Der Verein Bergmann fungiert als Rohmodell für
Vielfalt - baulich wie sozial.                              teile einer Mitgliedschaft. Z.B. eine geringfügig         eine stadtweite Initiative zur Stärkung der Identiät und
                                                            reduzierte Miete, eine besonderer Service oder ähnli-     des sozialen Miteinanders in den Quartieren.

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2. Räumlich-funktionale Einbindung verbessern.

Die Neubauprojekte Alban-Hess-Straße und Karl-Lieb-           Untersuchungsebene 1: Wie senioren- und behinder-       Im Ergebnis der Untersuchungen sollten Konzeptideen
knecht-Straße, deren Standortentscheidung anhand              tenfreundlich ist der Weg von dem jeweiligen Neubau-    und Maßnahmevorschläge auf 2 Zielebenen entwickelt
eines Kriterienkataloges zum Lage und Eignung geprüft         vorhaben …                                              werden:
wurden, dürfen nicht als isolierte Inseln in ein funktional   … zur nächsten ÖPNV-Haltestelle?
überholtes Umfeld entstehen. Vielmehr besteht die             … zur nächsten Kaufhalle / zum nächsten Handelsan-      1. Maßnahmen zur Qualifizierung des unmittelbaren
Chance, die Investitionen als Anstoss für die Qualifizie-         gebot?                                                 Wohnumfelds, die konsequent auf die Interessen und
rung der Quartiere unter dem Eindruck des demografi-          … zum nächsten sozialen und gesundheitsorientierten        Wünsche der Bewohner zugeschnitten sind. Es geht
schen Wandels vorzunehmen.                                        Dienstleistungsangebot?                                um eine senioren- und behindertengerechte Aufent-
                                                              … zur Altstadt?                                            halts- und Freiraumqualität, die den spezifischen Be-
Empfohlen wird zu prüfen, wie das Umfeld der Neubau-                                                                     dürfnissen der Bewohner an Ruhe, Kommunikation,
vorhaben auf die Zielgruppe ausgerichtet ist. Was kann        Welche Barrieren und Behinderungen sind abzubauen          Beschäftigung und Bewegung entspricht.
und sollte auch im Sinne der älteren Mieter im Umfeld         bzw. abzumildern? Welche gestalterischen Verbesserun-
der Neubauten verbessert werden? Welche Defizite be-          gen, welche Nutzungsangebote würden die Wege im         2. Konzeptionelle Ideen und Umsetzungsvorschläge für
stehen und welche Maßnahmen zur Behebung der De-              Sinne der Zielgruppen verbessern?                           die Entwicklung der Wohngebiete zu Quartieren, die
fizite können ergriffen werden? Die Prüfung sollte                                                                        das Zusammenleben der verschiedenen Generatio-
funktionale und baulich-räumliche Aspekte gleicherma-         Untersuchungsebene 2: Wie senioren- und behinder-           nen und Bewohnergruppen verbessern. Hier werden
ßen umfassen.                                                 tenfreundlich ist das weitere Umfeld der Neubauvorha-       Ideen zur funktional-räumlichen Ausgestaltung der
                                                              ben, was sollte in den Siedlungen Süd und Südwest           Gemeinwesen- und Freiraumstruktur erwartet, die
Vorgeschlagen werden zwei Untersuchungsebenen.                getan werden, um die Lebensqualität und das verträg-        potenziell konfliktträchtige Nutzungsansprüche sinn-
                                                              liche Miteinander der verschiedenen Bewohnergruppen         voll anordnet, aber auch Begegnungsangebote un-
                                                              zu verbessern?                                              terbreitet.

                                                                                                                                                                                 17
3. Zukunftsfähige Wohnungskonzepte erarbei-
                                                            ten

Die Ideen und Vorschläge müssen sich an den Qualitäts-      Es versteht von selbst, dass die Neubauten konsequent
und Innovationsansprüchen der IBA Stadtumbau mes-           an den baulichen Normen für behindertengerechtes und
sen lassen. Wir brauchen neue Leitbilder und Visionen       barrierefreies Wohnen ausgereichtet werden sollten.
für die Entwicklung von Stadtquartieren, in denen künftig
weniger Menschen leben werden, aber auf Grund der           Inzwischen liegen vielfältige Erfahrungen und Beispiele
demographischen und sozialen Entwicklung eine aus-          beim Bau von alten- und behindertengerechten sowie
geprägte Vielfalt an Nutzungsinteressen entsteht.           barrierefreien Wohnungen vor. Auf dem Workshop wur-
                                                            den einige essentielle Anforderungen zusammengetra-
                                                            gen. In der Literatur sind gute Beispiele ausführlich
                                                            beschrieben.

                                                            Eine frühzeitige Einbeziehung dieser Erkenntnisse in die
                                                            Ausführungsplanungen hilft nicht nur, wirkliche nachfra-
                                                            gegerechte Wohnangebote für die betreffenden Ziel-
                                                            gruppen zu entwickeln, sondern auch, Kosten zu
                                                            sparen.

                                                            Vorgeschlagen wird, im Planungsprozess schon früh-
                                                            zeitig mit den künftigen Bewohnern ins Gespräch zu
                                                            kommen, damit deren Wünsche und Befindlichkeiten,
                                                            von der Grundrissgestaltung bis zu Detailfragen der
                                                            Ausstattung, in die Planungen eingehen können.

                                                                                                                       18
Teilnehmer

Renate         Bindernagel   Am Rosengarten 25         06526 Sangerhausen
Ulrich         Franke        Ulrichstraße 24           06526 Sangerhausen    Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Sangerhausen
Amri           Gebser        Damaschkestr. 9           06526 Sangerhausen    Stadtseniorenrat
Christian      Görlich       W.-Koenen-Str. 73         06526 Sangerhausen
Monika         Harnisch      Mogkstraße 12             06526 Sangerhausen    Volkssolidarität
Edith          Hüttl         Karl-Liebknecht-Str. 33   06526 Sangerhausen    AWO Kreisverband Sangerhausen
Barbara        Jäckel        R-Breitscheid-Str.20/22   06526 Sangerhausen    Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragte
Beate          Joch          Mogkstr. 12               06526 Sangerhausen    Volkssolidarität e.V.
Anette         Karst         Grauengasse 1             06526 Sangerhausen    MitBürger e.V-
Dieter         Klein         Am Brunseborn 7           06528 Beyernaumburg   Projekt 3 e.V.
Peter          Krais         Klosterplatz 8            06526 Sangerhausen    Sachkundiger Einwohner im Stadtrat
Fritz-Dieter   Kupfernagel   Markt 1                   06526 Sangerhausen    Oberbürgermeister
Sebastian      Lopitz        Buchenweg 3               14547 Fichtenwalde    Büro Wallraf & Partner
Katja          Otte          Kornmarkt 6               06526 Sangerhausen    Architekturbüro Otte
Gabriele       Pfliegner                                                     Bürgerin
Sven           Pittner       Markt 7a                  06526 Sangerhausen    Stadtjugendpfleger
Günter         Prause        Darrweg 9                 06526 Sangerhausen    Wohnungsbaugenossenschaft Sangerhausen e.G.
Silvia         Reichwald     Markt 7a                  06526 Sangerhausen    Bauamt Sangerhausen
Elvira         Richter       Markt 7a                  06526 Sangerhausen    Stadtverwaltung Sangerhausen
Marion         Rohland       Grauengasse 1             06526 Sangerhausen    MitBürger e.V.
Herrmann       Schaurich     Ulrichstraße 24           06526 Sangerhausen    Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Sangerhausen
Torsten        Schweiger     Markt 7a                  06526 Sangerhausen    Bauamt Sangerhausen
Daniel         Becker        Kyselhäuser Str. 2        06526 Sangerhausen    Diakonie Soziale Dienste gGmbH
Dietrich       Wächter       Grauengasse 1             06526 Sangerhausen    MitBürger e.V.
Wolfram        Wallraf       Buchenweg 3               14547 Fichtenwalde    Büro Wallraf & Partner
Stephan        Westermann    Ansbacher Str. 11         10787 Berlin          Stadt- und Landschaftsplaner
Olaf           Wüstemann     Alban-Hess-Straße 29      06526 Sangerhausen    Stadtwerke Sangerhausen GmbH
Eberhard       Ziegler       Ulrichstraße 24           06526 Sangerhausen    Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Sangerhausen

                                                                                                                                   19
Quellen und Weiterführendes zum Thema

BAT-Freizeit-Forschungsinstitut                         „Der Generationenpakt. Das soziale Netz der Zukunft“                      Hamburg, 2004

Bertelsmann Stiftung                                    „NAIS - Neues Altern in der Stadt. Ein Pilotprojekt zur Neuorientierung   Gütersloh, Projektlaufzeit 2006-2008,
                                                        der kommunalen Seniorenpolitik“                                           www.bertelsmann-stiftung.de

Bertelsmann Stiftung                                    „Neue Wohnkonzepte für das Alter und praktische Erfahrun-                 Gütersloh 2005,
                                                        gen bei der Umsetzung – eine Bestandsanalyse“                             www.bertelsmann-stiftung.de

Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge   „Empfehlungen zur Gestaltung der sozialen Infrastruktur in den Kom-       Berlin, September 2006
e.V.                                                    munen mit einer älter werdenden Bevölkerung“

Kuratorium Deutsche Altershilfe in Kooperation          “Forum Seniorenarbeit NRW”                                                Köln, laufendes Projekt,
mit dem Diakonischen Werk im Rheinland                                                                                            www.forum-seniorenarbeit.

Landkreis Sangerhausen                                  “Wegweiser für Menschen mit Behinderungen, Angehörige und Helfer”         Sangerhausen April 2006

Schader Stiftung                                        “Wohnen - neues wagen. Dokumentation der Fachtagung zu                    Darmstadt, September 2006
                                                        neuen und wiederentdeckten Wohnformen für das Alter.”

Schader Stiftung                                        „Gewinne des Alterns - Die Suche nach ‚win-win-Situationen’ in einer      Darmstadt, laufendes Projekt
                                                        alternden Gesellschaft.”

                                                                                                                                                                          20
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