Altern in Brasilien Prof. Dr. Johannes Doll - Erziehungswissenschaftliche Fakultät
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Altern in Brasilien Prof. Dr. Johannes Doll Erziehungswissenschaftliche Fakultät Nukleus für Interdiszinplinäre Studien des Alterns Bundesuniversität von Rio Grande do Sul
Gliederung Brasilien – demographischer Wandel Erste Ansätze Geriatrie Altenarbeit Seniorenpolitik Gerontologie in Brasilien Einige Schlüsselkonzepte Grundversorgung älterer Menschen Altenarbeit Altenheime Gerontologische Ausbildung Perspektiven
Es begann 1960 1960 ist Brasilien noch ein junges Land Selbst im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern ist Brasilien noch ein bisschen jünger Brasilien Lateinamerika Geburtenrate 6.21 5.96 Lebenserwartung 51.64 54.69 Jünger als 15 43% 42,48% Älter als 60 4.70% 5.82% Datenquelle: Centro Latinoamericano de Demografia, Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística
Geburtenraterate 1950 - 2010 Fertility rate 7 6 5 4 Fertility rate 3 2 1 0 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010
Brasilianische Bevölkerung bis 1980 Hohe Geburtenrate 1960 – 6.21 Brazilian population 1980 1980 – 4.06 75-79 60-64 Hohe Kinder- sterblichkeit 45-49 homens 1960 – 121.08 ‰ mulheres 30-34 1980 – 69.10 ‰ 15-19 0- 4 Lebenserwartung -10.000.00 -5.000.000 0 5.000.000 10.000.000 1960 – 51.64 years 0 1980 – 61.76 years
Brasilianische Bevölkerung 1980 - 2000 Starke Reduzierung der Geburtenrate Brazilian population 2000 1990 – 2.79 2000 – 2.39 75-79 Reduzierung der Kinder- 60-64 sterblichkeit 45-49 homens 1990 – 47.00 ‰ mulheres 2000 – 30.10 ‰ 30-34 15-19 Weitere Erhöhung der Geburtenrate 0- 4 1990 – 66.57 -10.000.00 -5.000.000 0 5.000.000 10.000.000 0 2000 – 70.43
Prognosen für die Zukunft Brazilian population 2020 Brazilian population 2050 75-79 75-79 60-64 60-64 45-49 homens 45-49 homens mulheres 30-34 mulheres 30-34 15-19 15-19 0- 4 0- 4 -10.000. -5.000.0 0 5.000.00 10.000.0 15.000.0 000 00 0 00 00 -10.000.00 -5.000.000 0 5.000.000 10.000.000 0
Erste Ansätze - Geriatrie 1961 – Gründung der Brasilianischen Gesellschaft für Geriatrie 1965 – Einschluss der Gerontologie SBGG – Sociedade Brasileira de Geriatria e Gerontologia Hintergründe Krankenhaus Ältere Patienten verbleiben zu lange im Krankenhaus Notwendigkeit einer speziellen Behandlung älterer Patienten
Erste Ansätze - Geriatrie Interessant – 1961 zwei klassische Argumente für die Gründung der Gesellschaft (Lopes, 2000) Demografischer Wandel (obwohl in Brasilien noch nicht vorhanden) Wirtschaftliche Gründe (Bankrott der Rentenversicherung) Und ein Berufsfeldargument Kampf gegen “Scharlatane”, Ärzte, die die Armen ausbeuten (Altenheime), aber auch die Reichen (anti-aging) 1965 – erste Sektion ausserhalb von Rio de Janeiro => Rio Grande do Sul Medizinische Fakultät der UFRGS besitzt gute Kontakte mit Uruguay und Argentinien 1967 – erstes internationes Seminar der SBGG 1969 - SBGG wird Mitglied der IAG und der AMB
Erste Ansätze - Altenarbeit 1963 – erste Seniorengruppe (Rentner) des SESC (Servico Social do Comêrcio) in Sao Paulo Inspiriert durch ähnlich Gruppen in den USA und Europa Perspektive: Treffen und Aktivitäten um Einsamkeit im Alter zu bekämpfen Diese Gruppen werden von anderen SESC Einheiten übernommen In den 80er und 90er Jahren werden zahlreiche Seniorengruppen, “grupos de convivência”, gegründet
Seniorenpolitik 1976 - 4 Seminare, mit Unterstützung des Sozialministeriums zu Fragen des Alterns Diagnose über die Alternsfrage in Brasilien Ausarbeitung von Leitlinien für eine Seniorenpolitik Eines der Ergebnisse - PAI (programa de assistência ao idoso) 1985 – Gründung der ANG (Nationale Assoziation der Gerontologie)
Vorbereitung spezifischer Gesetzgebung 1989 – nach 3 nationalen Treffen, organisiert von der ANG, wird dem Minister des Sozialministeriums ein Vorschlag für eine Gesetzgebung vorgelegt 90er Jahre – Gründung von Altenräten, zunächst auf Landesebene, später auch auf Munizipalebene 1992 Rentnerbewegung “147%” 1994 Gesetz 8.842 (Gesetz einer Nationalen Politik für Ältere) 2003 Gesetz 10.741 (Estatuto do Idoso)
Gerontologie in Brasilien Zunächst – politischer Kampf für die Rechte der Älteren Seit den 60er Jahren – Arbeit des SESC „Grupos de convivência“ „Escolas abertas“ Wissenschaftliche Beschäftigung setzt erst in den 80er Jahren zögerlich ein 1982 – Erste Studiengruppe über das Altern an der Bundesuniversität von Santa Catarina 1984 – Nukleus an der Bundesuniversität von Santa Maria Veras RP, Ramos LR, Kalache A. Crescimento da população idosa no Brasil: transformações e conseqüências na sociedade. Rev Saúde Pública 1987
Gerontologie in Brasilien 80er Jahre – kleine, individuelle Studienprojekte Wissenschaftliche Ausbildung in USA und Europa Besonders interessante - Anthropologie 90er Jahre – erste größere Studien “Epidoso”, Medizinische Fakultät der UNIFESP, seit 1991 eine epidemiologische Längsschnittstudie mit Interviews (n=1.700) und klinischen Untersuchungen (n=600) “Os Idosos do RS”, 1993 - 1996, Arbeitsgruppe von 14 Universitäten in Rio Grande do Sul, Interviews zu Lebensbedingungen Älterer (n=7.821)
Gerontologie in Brasilien Wissenschaftliche Abschlussarbeiten (Master, Doktor) 1970er 1980er 1990er 2000-2002 Anzahl von Master- und 18 80 533 246 Doktorarbeiten Data from Center of Reference of UNATI-UERJ
Gerontologie in Brasilien “Handbooks” Papaleo, Gerontology, 2002 Freitas et al., Tratado da Geriatria e Gerontologia, 2002 Zeitschriften A Terceira Idade, since 1988, SESC-SP Kairós, since 1998, PUC-SP Estudos Interdisciplinares sobre o Envelhecimento, since 1999, UFRGS Revista Brasileira de Ciências do Envelhecimento Humano, since 2004, UPF
Grundversorgung Rentensystem Zentrale Rentenkasse Rente aufgrund Arbeitszeit (30 oder 35 Jahren) Alter (65 Männer, 60 Frauen, 5 Jahre früher für Arbeiter auf dem Land) Invalidität Rentenreform 1998 Erweiterung der Lebensarbeitszeit (48/53 – 60/65) Obergrenze der Rente (heute 2.400 Reais) Einführung eines Lebenserwartungsfaktors
Grundversorgung Sozialhilfe Behinderte Alte Menschen 65 Jahre (früher 70 Jahre) Bedürftig (Familieneinkommen nicht mehr als 87,50 Reais) Ein „salário mínimo“ (350 Reais)
Grundversorgung Spezifische Aspekte der Rente in Brasilien: - Inflation => Einkommensverluste - Defizit der Rentenkasse - Hoher Anteil von informeller Arbeit - Rente bedeutet in Brasilien nicht Ausstieg aus dem Arbeitsleben - 1977 – 4,5% der Arbeiter sind Ältere - 1997 – 9% der Arbeiter sind Ältere - Männer mit 60 Jahren – 65% - Männer mit 75 Jahren – 37% - Positive Aspekte der Rente für Landarbeiter
Offene Altenarbeit Grupos de convivência Vielfalt: Angebote von Privatpersonen, öffentlichen Institutionen (LBA) und privaten Institutionen Große Unterschiede in Organisation und Programm (von ausschiesslich Seniorenbällen bis hin zu eher inhaltlicher Arbeit – Vorbereitung auf gutes Altern) Aktivitätstheorie
Seniorenuniversitäten 1984 – Bundesuniversität Santa Catarina Kontext – Nukleus für Altersfragen Hintergrund – Krankenpflege Bildungsprogramme für Ältere 1984 – Bundesuniversität Santa Maria Kontext – Nukleus für Altersfragen Hintergrund – Sportwissenschaften Ältere integriert in reguläre Studiengänge In 90er Jahren – rasche Ausbreitung Heute über 200 Seniorenuniversitäten Erhebliche Unterschiede in der Arbeit Alfabetisierungsgruppen Spezielle Kurse Selbstorganisation
Altenheime Wurzeln: Aufbewahrungsort für heimatlose, verlassene Alte, alte Bettler Beispiel: Asilo de Mendicidade Padre Cacique Geringe Population Unterscheidung Soziale Altenheime Private Geriatrische Kliniken
Altenheime Gesetzliche Vorgaben, aber bis vor kurzem kaum beachtet Kaum Anmeldung der privaten Heime beim Gesundheitsamt Seit „Statut für Ältere“ mehr Kontrolle Soziale Altenheime dürfen normalerweise keine Pflegefälle aufnehmen Finanzielle Tragfähigkeit eines Heimes oft kaum gegeben
Gerontologische Ausbildung 1979 – erster Hinweis auf einen Kurs in Sozialer Gerontologie (Institut “Sede Sapientiae” in Sao Paulo) In den 90er Jahren – wachsende Zahl von Kursen in Gerontologie (Aufbaustudiengänge) Nur 3 Masterstudiengänge Gerontologie (UNICAMP, PUC-SP, Universidade Católica Brasília) und einen Studiengang Bio- medizinische Gerontologie Möglichkeit von Master und Doktor innerhalb der spezifischen Fächer (Psychologie, Krankenpflege, Sportwissenschaft, Erziehungswissenschaft, … ) Einen neuen Studiengang Grundstudium “Gerontologie” (USP) In den Studiengänge gewinnt das Thema “Altern” erst langsam Aufmerksamkeit
Perspektiven In letzten Jahrzehnten Aufbau einer gewissen Struktur von Altenarbeit für junge Alte (aktives Altern) Entwicklung der Gerontologie Herausforderungen für die Zukunft Hohes Alter Gesundheitssystem Ausweitung von Diensten Institutionelle Unterstützung
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