Alternative Therapieansätze im Glaukommanagement - Fakten und Mythen - CME ...

Die Seite wird erstellt Ulrich Kuhn
 
WEITER LESEN
Alternative Therapieansätze im Glaukommanagement - Fakten und Mythen - CME ...
12          SCHWERPUNKT

CME
      Alternative Therapieansätze im                                                                 In Kooperation mit:

      Glaukommanagement –
      Fakten und Mythen
      Anselm G. M. Jünemann

      Nach einer kurzen Darlegung wesentlicher Grundlagen der Glaukompathogenese geht der folgende
      Beitrag auf einige ausgewählte alternative Therapieansätze ein. Ziel ist es, auf dem Boden der Fakten
      die Mythen abzugrenzen. Aus der Vielzahl der in Diskussion befindlichen Ansätze kann an dieser Stelle
      der Fokus nur auf einige wenige gelegt werden.

      Die multifaktorielle Ätiologie der      Pathogenetische                       und Endothelin [20]. Die Ursache
      neurodegenerativen Glaukomer-           Mechanismen der                       einer verminderten Reaktion auf
      krankung ist bis heute im Detail        Glaukomerkrankung                     Endothel-abhängige Dilatatoren
      nicht geklärt. Als derzeit einzigem                                           ist in erster Linie auf die vermehrte
      Evidenz-basierten modifizierbaren       Endotheliale Dysfunktion und          Bildung reaktiver Sauerstoff-
      Risikofaktor für die Entstehung so-     vaskuläre Dysregulation stellen       spezies zurückzuführen. Freie Ra-
      wie die Progression der glaukoma-       ein Kontinuum dar                     dikale metabolisieren das vasodi-
      tösen Optikusatrophie steht die                                               latatorisch wirksame NO und füh-
      medikamentöse und chirurgische          Der Nachweis einer vaskulären         ren damit zu einer verminderten
      Senkung des intraokularen Drucks        Dysregulation mit Vasospasmen         vaskulären NO-Bioverfügbarkeit.
      (IOD) im Zentrum des therapeuti-        beziehungsweise gestörter Auto-       Die Folge sind vermehrte Aggre-
      schen Glaukom-Managements.              regulation bei Offenwinkelglau-       gation von Blutplättchen und da-
                                              komen [18] weist darauf hin, dass     mit auch Freisetzung von vaso-
      Zwar konnte in großen randomi-          der endothelialen Dysfunktion         konstriktorisch wirksamen Sub-
      sierten Studien ein therapeutischer     möglicherweise eine zentrale Rol-     stanzen, eine vermehrte Expressi-
      Nutzen der IOD-Senkung nachge-          le in der Pathogenese der glauko-     on von Adhäsionmolekülen in
      wiesen worden [1, 2, 3-7], jedoch       matösen Optikusatrophie zu-           Endothelzellen sowie eine ver-
      konnte der neuronale Zelltod bis-       kommt. Intakte vaskuläre Endo-        mehrte Proliferation von glatten
      lang nicht verhindert, sondern nur      thelzellen sind eine der Schlüssel-   Muskelzellen und damit eine Initi-
      verlangsamt werden [8, 9]. Daher        determinanten, welche die vasku-      ierung bzw. Beschleunigung des
      kann trotz Einhalten des Zieldruck-     läre Homöostase kontrollieren.        atherosklerotischen          Prozesses
      niveaus die Erkrankung langsam          Auch bei morphologisch norma-         [20]. Ein weiterer Hinweis auf die
      fortschreiten [10]. Es spielen somit    len Gefäßen ohne strukturelle         Bedeutung der endothelialen Dys-
      mehrere, bislang noch nicht beein-      Erkrankung führen funktionelle        funktion bei den alters-assoziier-
      flusste Faktoren in der Pathogene-      Veränderungen der Gefäßendo-          ten Erkrankungen ist der alters-
      se sowie der Progression der Glau-      thelien zu einer reduzierten Frei-    bezogene Zellverlust der vaskulä-
      komerkrankung eine wichtige Rol-        setzung bzw. Bioverfügbarkeit         ren Endothelzellen. Dieser Prozess
      le. Zu den zahlreichen Mechanis-        von Vasodilatatoren [19] und so zu    ist bei Vorhandensein kardiovas-
      men, die eine Rolle bei der Apopto-     einer vaskulären Dysregulation.       kulärer Risikofaktoren und damit
      se der retinalen Ganglienzellen                                               verbundenem erhöhtem oxidati-
      spielen können, zählen oxidativer       Die endotheliale Dysfunktion ist      vem Stress gesteigert.
      Stress [11], endotheliale Dysfunk-      charakterisiert durch eine vermin-
      tion [12], mitochondriale Dysfunk-      derte vaskuläre Bioverfügbarkeit      Eine endotheliale Dysfunktion
      tion [12], Hypoxie [13] Exzitotoxi-     von Nitritoxid (NO) und Prostazy-     kann    unterschiedlich stark
      zität [14], gliale Dysfunktion,         klin sowie durch eine erhöhte Bil-    ausgeprägt sein
      gestörter axonaler Transport [15],      dung reaktiver Sauerstoffspezies
      entzündliche Reaktionen [16] und        oder erhöhter Empfindlichkeit der     Die Ausprägung der endothelia-
      eine autoimmune Dysregulation           Gefäßwand gegenüber Vaso-             len Dysfunktion hängt neben der
      [17].                                   konstriktoren, wie Angiotensin II     genetischen Disposition von dem

      Concept Ophthalmologie         9/2019
Alternative Therapieansätze im Glaukommanagement - Fakten und Mythen - CME ...
SCHWERPUNKT                        13

                                                                                                                                   CME

                                                              arterielle
                                                              Hypotonie                           arterielle
                                                                                                  Hypotonie

                                                                                         OPD
                                      Diabetes
                                                                                                     OLD
                                                                        oxidativer   IOD Glaukom
                                                                          Stress
                                                                                                               Rauchen
                                                                          endotheliale
                                                        CVD               Dysfunction
                                                                    vaskuläre Dysregulation
                                                                        Artherosklerose
                                 Adipositas
                                                                    ?                    OSAS
    metabolisches Syndrom
    CVD: kardiovaskuläre Erkrankung                                                                        Koffein
    Glaukomerkrankung
    OPD: okulärer Perfusionsdruck,
    OLD: orbitaler Liquordruck                       Dyslipide-
    genetische Disposition                              mie
                                                                                     Hyper-Hcy
    OSAS: obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
    Risikofaktor

Abbildung 1: Die Risikofaktoren für eine endotheliale Dysfunktion                                               Quelle: Jünemann

Vorhandensein kardiovaskulärer                Oxidativer Stress und Mito-                 fach noch nicht abschließend
Risikofaktoren ab (Abb. 1). So               chondrienfunktion spielen eine              geklärt.
führen die klassischen Risikofak-             Schlüsselrolle
toren, arterielle Hypertonie [21],                                                        Im Gegensatz zum „adrenergen
Hypercholesterinämie [22], fami-              Oxidativer Stress, ein Begriff, der         Stress“ steht der oxidative Stress
liäre Disposition [23], Diabetes              erstmals vom deutschen Medizi-              unter der Kontrolle des sogenann-
mellitus [24] und chronisches Rau-            ner und Biochemiker Helmut Sies             ten Redox-Systems. Die Familie
chen [25] zu einer endothelialen              1985 eingeführt wurde, stellt ei-           der Antioxidantien umfasst eine
Dysfunktion. Dabei haben die                  nen physiologischen Adaptations-            Anzahl von Enzymen (Superoxid
Risikofaktoren exponentiell ne-               prozess zum Schutze biologischer            Dismutase SOD, Katalase, Peri-
gative Effekte auf die Endothel-              Systeme dar. Beim oxidativen                oxdase, Thioredoxine) und exo-
funktion. Die Kombination von                 Stress muss zwischen dem physio-            gene Faktoren (Vitamine und Vi-
mehreren Risikofaktoren (z. B.                logischen Eustress und einem pa-            tamin-ähnliche      Antioxidantien
Hypercholesterinämie und Rau-                 thologischen Dysstress unterschie-          wie Polyphenole, Spurenelemen-
chen) führt zu einer ausgepräg-               den werden. Oxidativer Dysstress            te) [28]. Neurone sind unter ande-
ten Verschlechterung der Endo-                stellt einen Gesundheitsrisiko-             rem auf Grund des vor allem aero-
thelzellfunktion [26]. Insofern               faktor dar, der mit frühem Altern           ben Stoffwechsels mit hoher Mito-
kann eine zusätzlich bestehende               und altersassoziierten Krankhei-            chondrien-Aktivität und somit ei-
Dyslipidämie bei Glaukomen die                ten wie der Glaukomerkrankung               ner ausgeprägten Generierung
Endothelzellfunktion weiter be-               assoziiert ist. Hierbei ist die Frage       von Sauerstoffradikalen (ROS, Re-
einträchtigen [27].                           nach der Henne und dem Ei viel-             active Oxidative Species) beson-

                                                                                      9/2019     Concept Ophthalmologie
14          SCHWERPUNKT

CME
      ders anfällig für oxidativen Stress.    destag am 19. Januar 2017 ein-        schon vorher nicht an warnenden
      Die Rolle der mitochondrialen           stimmig einen Gesetzentwurf der       Stimmen. So warnt Joachim Mül-
      Dysfunktion in der Pathogenese          Bundesregierung zur Änderung          ler-Jung in der FAZ vom
      der Glaukomerkrankung ist inzwi-        betäubungsmittelrechtlicher Vor-      10.3.2017, dass ein Rausch selten
      schen in zahlreichen großen Studi-      schriften angenommen, wonach          allein komme und Vivek Murphy,
      en belegt [29].                         künftig schwerkranke Patienten        Leiter des amerikanischen Ge-
                                              auf Kosten der gesetzlichen Kran-     sundheitsdienstes, forderte das
      Auch die für die Glaukomerkran-         kenversicherung (GKV) auch mit        Ende der Opioid-Epidemie. Denn
      kung typische reaktive Mikroglia        hochwertigen Cannabis-Arznei-         die Verschreibungswelle hat in
      (Astrozyten) ist mit einer ver-         mitteln versorgt werden können.       den Vereinigten Staaten zu zwei
      stärkten ROS-Bildung assoziiert.        Wie ideologischer Diskurs eine        Millionen Süchtigen und zwölf
      Der Circulus vitiosus aus ROS-          sinnvolle Anwendung von Canna-        Millionen Missbrauchsfällen auf-
      Produktion, ROS-bedingter Akti-         bis bisher verzögert oder verhin-     grund eigenmächtiger Verlänge-
      vierung von NFkB, subsequenter          dert hat, so scheint dieser nun den   rung und Weitergabe an Freun-
      Aktivierung von NADPH-Oxidase           Gesetzgeber ganz nach dem Mot-        de, Familienmitglieder und Be-
      und nachfolgender ROS-Pro-              to „in ebrietate sanitas“ beflügelt   kannte in der Schmerztherapie
      duktion ist in die Pathogenese          zu haben.                             geführt. Erfolgte die Verschrei-
      der Glaukomerkrankung einge-                                                  bung von Opioiden bisher von
      bunden.                                 Für den Einsatz Cannabinoid-hal-      Spezialisten zur Behandlung von
                                              tiger Zubereitungen (∆9-Tetra-        Schwerverletzten oder todkran-
      Die Glaukompathogenese bietet           hydrocannabinol, THC und Can-         ken Krebspatienten auf Palliativ-
      Ansätze für IOD-unabhängige             nabidiol, CBD) fehlt es jedoch        stationen, so erfolgt sie nun von
      adjuvante Therapien                     nach wie vor vielfach an Evidenz.     Hausärzten, Zahnärzten und
                                              Aber (Der Medizinalhanf über-         Psychiatern. Die Aussicht auf Lin-
      Auf dem Boden dieser Ausführun-         schätzt, Joachim Müller-Jung,         derung wurde mit Kosten des
      gen liegt es nahe, neben der            FAZ 18.1.2017) nach Auffassung        Opioid-Missbrauchs in den USA
      Augeninnendrucksenkung       das        der amerikanischen Nationalen         im Jahr 2016 von geschätzten 80
      Augenmerk auf adjuvante Thera-          Wissenschaftsakademie wird der        Milliarden Dollar erkauft.
      pieansätze zu richten, welche in        medizinische Nutzen von Canna-
      die Homöostase von oxidativem           bis und künstlich hergestellten       Cannabis kann prinzipiell den IOD
      Status und Endothelzellfunktion         Cannabinoiden überschätzt. So         senken – aber nur sehr kurz
      eingreifen können.                      weist der auf der Auswertung von
                                              knapp 107.000 wissenschaftli-         Hinsichtlich des Endocannabino-
      Cannabis                                chen Publikationen beruhende          idsystems (ECS) des Auges sowie
                                              Bericht „The Health Effects of        der Anwendung von Cannabis im
      Das Recht auf Rausch ist bisher         Cannabis and Cannabinoids: The        Hinblick auf die Glaukomerkran-
      nicht die Lösung                        Current State of Evidence and         kung ist unser Wissen allenfalls
                                              Recommendations for Research          lückenhaft. Bisher wurde nur ei-
      Allein die Aussicht auf Heilung         (2017)“ auf die enormen For-          ne Studie publiziert, welche die
      oder Linderung einer Erkrankung         schungslücken hinsichtlich Nut-       Endocannabinoidspiegel bei Pa-
      sollte entscheidend sein, ob eine       zen und Nebenwirkungen von            tienten mit Glaukomen unter-
      Therapiemethode rechtlich zuläs-        Cannabis sativa hin. Es liegen nur    sucht hat. Die Endocannabinoide
      sig und auch erstattungsfähig           für wenige Cannabinoide (∆9-          (2-AG/PEA) waren im Ziliarkörper
      durch die gesetzlichen Kranken-         Tetrahydrocannabinol, THC und         reduziert. THC senkt den IOD
      kassen ist. So liest sich eine          Cannabidiol, CBD) qualitativ ak-      durch Wirkung am CB1-Rezeptor
      Begründung in der Drucksache            zeptable Studien vor, aus denen       im Ziliarkörper. Bei oraler und in-
      18/10902 der Beschlussempfeh-           sich zuverlässige Wirkprofile ab-     travenöser Gabe sowie beim Rau-
      lung und Bericht des Ausschusses        leiten lassen [30].                   chen kann der IOD um ca. 25 %
      für Gesundheit zum Erwerb von                                                 bei etwa 60-65 % der Patienten
      Cannabis zur medizinischen An-          Bevor das „Recht auf medizini-        gesenkt werden. Die IOD-Sen-
      wendung (getrocknete Cannabis-          schen Rausch“ in der ophthalmo-       kung hält jedoch nur 3- 4 Stunden
      blüten und Cannabisextrakte) aus        logischen Welt überhaupt ange-        an. Das Ausmaß, nicht jedoch die
      der Apotheke. Und so hat der Bun-       kommen ist, mangelte es hierzu        Dauer der IOD-Senkung scheint

      Concept Ophthalmologie         9/2019
SCHWERPUNKT                    15

                                                                                                                    CME
dosisabhängig zu sein. Bei loka-      ne effektive IOD-Senkung ein sehr       einflussen die Augenoberflächen-
ler Applikation fällt der IOD-sen-    hohes Risiko einer Cannabis-            veränderungen bei trockenem Au-
kende Effekt geringer aus. Ein        Abhängigkeit mit Entwicklung            ge die Glaukomdiagnostik, insbe-
Blutdruck-senkender Effekt von        einer CUD mit körperlichem und          sondere die Augeninnendruck-
Cannabis kann ggf. den okulären       mentalem Schaden des Patienten          messung mit der Goldmann Appla-
Perfusionsdruck verringern und        birgt, ist allenfalls ein möglicher     nationstonometrie     und     die
sich so negativ auf die glaukoma-     Einsatz von Cannabis im Endsta-         Perimetrie. Und zu guter Letzt
töse Optikusatrophie auswirken.       dium der Glaukomerkrankung              reduzieren die inflammatorischen
Auf der anderen Seite soll Canna-     nach Ausschöpfung der medika-           Veränderungen des konjunktiva-
bis auch eine direkt neuroprotek-     mentösen und operativen Glau-           len und subkonjunktivalen Gewe-
tive Wirkung an den retinalen         komtherapie denkbar. Diese The-         bes, verstärkt durch den Einfluss
Ganglienzellen haben.                 rapie gehört dann jedoch in die         von Benzalkoniumchlorid, den
                                      Hände spezialisierter Glaukom-          Operationserfolg nach filtrieren-
Die    Nebenwirkungen      bei        zentren. Denn es ist noch viel For-     der Glaukomchirurgie.
Cannabis dürfen nicht aus dem         schung notwendig, bevor Canna-
Auge verloren werden                  bis sativa als eine effektive und       Ginkgo biloba
                                      sichere Therapieoption bei Glau-
Sowohl Cannabis-Missbrauch als        komen gelten kann.                      Ginkgo biloba hat neuropro-
auch       Cannabis-Abhängigkeit                                              tektive, durchblutungsfördernde
kann zum klinischen Bild der Can-     Der Joint fürs Auge – Cannabis-         und antioxidatve Wirkung
nabis Use Disorder (CUD) führen.      haltige Augentropfen
Langjährige und tägliche Canna-                                               Der Blätterextrakt des Ginkgo
biseinnahme weist ein hohes           Eine Lösung kann in Cannabis-hal-       biloba (GBE) wird seit 3.000 Jahren
Sucht-/Missbrauchspotential auf.      tigen Augentropfen bestehen. Die        AC in der traditionellen chinesi-
Dieses kann bei täglicher Einnah-     Arbeitsgruppe um Philipp Steven         schen Medizin verwendet [31]. In
me bei bis zu jedem Zweiten ein-      von der Universitätsaugenklinik         der Evidenz-basierten Medizin ist
treten. Da Glaukompatienten für       Köln entwickelt zusammen mit ei-        GBE indiziert bei der Therapie von
eine anhaltende IOD-Senkung 6- 8      nem      Heidelberger     Pharma-       kognitiven Störungen und De-
mal täglich Cannabis zuführen         unternehmen Tetrahydrocanna-            menz [32] sowie altersassoziierten
müssten, ist das Risiko für eine      binol-haltige Augentropfen zur          Erkrankungen wie vaskulären Er-
Cannabisabhängigkeit bei der          Behandlung von Patienten mit            krankungen, Tinnitis, Asthma und
chronischen Glaukomerkrankung         schmerzhaftem trockenem Auge.           erektiler Dysfunktion. Da die Glau-
sehr hoch. Ein weiteres Problem       Die schlechte Wasserlöslichkeit der     komerkrankung und Alzheimer-
der chronischen Einnahme stellt       Cannabinoide erschwert die Her-         Demenz zahlreiche Gemeinsam-
die Tachyphylaxie mit fortschrei-     stellung von Cannabis-haltigen          keiten aufweisen [33], ist GBE auch
tender Abnahme des IOD-senken-        Augentropfen.                           bei Behandlung der glaukomatö-
den Effekts dar. Das abrupte Ab-                                              sen Optikneuropathie angewandt
setzen von Cannabis kann beim         Der „Joint fürs Auge“ kann somit        worden. Die Wirkmechanismen
Cannabis-abhängigen Glaukom-          eine duale Therapie darstellen,         von GBE können prinzipiell zu der
patienten zum sogenannten             zum einen für die Neurodegenera-        Behandlung von IOD-unabhängi-
Cannabis Withdrawal Syndrome          tion, zum anderen für das mit           gen Risikofaktoren genutzt wer-
(CWS) mit Reizbarkeit, Schlaf-        einer Glaukomerkrankung assozi-         den [34]. Denn die wesentlichen
störungen, Appetitlosigkeit, Ge-      ierte trockene Auge. Das ist inso-      Wirkstoffe des GBE sind die Flavo-
wichtsverlust, Angststörung, De-      fern von Bedeutung, als die wech-       noide (Quercetin und Rutin) und
pression, Ruhelosigkeit und abdo-     selseitigen Veränderungen der           Terpene (Bilobalid und Ginkgoli-
minellen Schmerzen führen.            Augenoberfläche durch das tro-          de) [35, 36] mit neuroprotektiver,
                                      ckene Auge und die antiglauko-          durchblutungsfördernder und an-
Da die bisherige medikamentöse        matösen Augentropfen die okulä-         tioxidativer Wirkung. So kann GBE
und chirurgische Therapie der         ren und periokulären klinischen         durch Hemmung der Glutamat-
Cannabis-Therapie im Sinne der        Befunde verstärken und so die Ad-       freisetzung neuroprotektiv bei der
anhaltenden IOD-Senkung über-         härenz und Persistenz zur medika-       glaukomatösen Optikusatrophie
legen ist, gleichzeitig die notwen-   mentösen Glaukomtherapie redu-          wirken [37], durch Reduzierung
dige tägliche Cannabisdosis für ei-   zieren können. Darüber hinaus be-       der Blutviskosität den Blutfluss

                                                                            9/2019   Concept Ophthalmologie
16          SCHWERPUNKT

CME
      verbessern und durch Hemmung            Jahre verschrieben werden und ist       Citicolin hat einen positiven
      der Lipidperoxidation das vaskulä-      unter Glaukomspezialisten auch          Effekt auf die vordere und hintere
      re Endothel vor einem ROS-Scha-         gängige Praxis [51]. Orales GBE ist     Sehbahn
      den schützen [38].                      mit 120 mg täglich effektiv und
                                              sicher [42].                            Citicolin stimuliert das dopami-
      In einer randomisierten, prospek-                                               nerge System in der Sehbahn ein-
      tiven, doppel-blinden Cross-over-       Citicolin                               schließlich retinaler und postreti-
      Studie verbesserte orales GBE bei                                               naler Strukturen [60] und kann zu
      Normalprobanden den okulären            Citicolin hat neurprotektive und        einer Verbesserung von der Seh-
      Blutfluss ohne Einfluss auf Blut-       neuroregenerative Eigenschaften         schärfe, visuell evozierten Poten-
      druck, Herzfrequenz und IOD                                                     tialen (VEP), Kontrastsensitivität
      [39]. Bei Patienten mit Normal-         Citicolin,     auch     CDP-Cholin,     und Okklusionstherapie bei Am-
      druckglaukom führte orales GBE          CDPCho oder Cytidin-5´-Diphos-          blyopie führen [61]. In zahlrei-
      zu einer Verbesserung der Ge-           phocholin genannt, ist ein Vorläu-      chen in vitro und in vivo Studien
      sichtsfeldbefunde [40]. Dieser Ef-      fer des Neurotransmitters Acetyl-       einschließlich retinaler Zellkultu-
      fekt konnte in einer Studie mit         cholin und anderer neuronaler           ren, experimenteller Tiermodelle
      chinesischen Patienten mit Nor-         Zellmembrankomponenten wie              und klinischen Studien konnte
      maldruckglaukom nicht bestätigt         Phosphatidylcholin und Sphingo-         der positive Effekt von Citicolin
      werden [41]. Die kleine Fallzahl        myelin. Es ist eine sogenannte          auf die glaukomatöse Neurode-
      und kurze Verlaufsbeobachtung           nootrope Substanz, d. h. ein zen-       generation gezeigt werden. So
      limitieren jedoch die Aussage-          trales Stimulans („Gehirndoping-        zeigte sich unter 500 mg oralem
      kraft dieser Studien.                   Mittel“) und zählt zu den oralen        Citicolin 2 x / Tag (ca. 14 mg / kg
                                              Nahrungsergänzungsmitteln [52].         Körpergewicht / Tag) bei Glau-
      GBE sollte nicht bei einer Therapie     Citicolin spielt ein wichtige Rolle     kompatienten eine sigifikante
      mit Antikoagulantien gegeben            in der Biosynthese der Phospholi-       Verbesserung der visuell evozier-
      werden                                  pide und ihrer Vorläufer wie Phos-      ten Potentiale [62]. Zwei weitere
                                              phatidylcholin [53]. Aufgrund der       randomisierte Placebo-kontrol-
      GBE hat ein gutes Sicherheitsprofil     hohen Umsatzrate benötigen Zell-        lierte Studien konnten bei intra-
      [42]. Es kann zu Magen-Darm-            membranen eine ununterbroche-           muskulärer Injektion eine signifi-
      Beschwerden, Kopfschmerzen und          ne Zufuhr von Phospholipiden            kante Verbesserung von VEP und
      allergischem Juckreiz kommen.           und der Citicolinmetabolismus           Muster-ERG nachweisen [63, 64].
      GBE sollte jedoch nicht bei Patien-     stellt einen limitierenden Schritt in   Interessanterweise hielt dieser
      ten mit Antikoagulantientherapie        diesem Prozess dar [54].                Effekt nach der Auswaschphase
      gegeben werden [43], da es ein                                                  über die Nachbeobachtungszeit
      starker Inhibitor des platelet-acti-    Citicolin hat zahlreiche positive       von 8 Jahren an. Citicolin scheint
      vating Factor (PAF) [44, 45] ist und    Effekte auf die neuronale Funkti-       somit nicht nur zu einer Verbesse-
      mit Antikoagulantien und Throm-         on. So reduziert Citicolin die          rung der retinalen, sondern auch
      bozytenaggregationshemmern in-          Glutamatexcitotoxizität [55] und        der kortikalen bioelektrischen
      teragiert [46]. Unter GBE sind sub-     oxidativen Stress [56], steigert        Antworten bei Glaukompatien-
      arachnoidale [47, 48] und subdura-      Neurotrophinspiegel, verbessert         ten zu führen. Dies ist insofern
      le [49] Spontanblutungen sowie          den axonalen Transport [57], stei-      von großer Bedeutung, als die
      Hyphämata [50] beschrieben. Da-         gert die Mitochondrienfunktion          Glaukomerkrankung auch mit
      her sollte GBE vor (Augen-)Opera-       einschließlich der Cardiolipinsyn-      einer transsynaptischen Degene-
      tionen pausiert werden. Gegebe-         these [58] und stellt die Zellmem-      ration postretinaler Strukturen
      nenfalls kann nach Rücksprache          branintegrität wieder her [59]. Die     entlang der zentralen Sehbahn
      mit dem behandelnden Allge-             axonale und mitochondriale Zell-        verbunden ist [65].
      mein- oder Hausarzt eine ASS-The-       membranintegrität spielt eine
      rapie durch GBE ersetzt werden.         zentrale Rolle in der Neurodege-        Als Nahrungsergänzungsmittel
                                              neration. Citicolin ist somit auf-      ist Citolin im Prinzip frei von
      Trotz widersprüchlicher klinischen      grund neuroprotektiver und neu-         Nebenwirkungen
      Studien hinsichtlich eines neuro-       roregenerativer Eigenschaften ein
      protektiven Effekts kann GBE als        möglicher Kandidat für die Glau-        Citicolin wird nach oraler oder
      adjuvante Therapie über lange           komtherapie.                            parenteraler Aufnahme inner-

      Concept Ophthalmologie         9/2019
SCHWERPUNKT                     17

                                                                                                                   CME
halb von Minuten zu Pyramidin        Wie beim IOD jeder mmHg kann           grund ihres direkten Kontaktes zu
und Cholinderivaten, zwei wich-      beim Homocystein jedes µmol/l          dem Zielgewebe eine besondere
tigen bioaktiven und natürlich       zählen                                 Bedeutung zu. Sowohl beim POWG
vorkommenden Substanzen, me-                                                als auch beim PEXG fanden sich er-
tabolisiert [59]. Die Einnahme       Der Referenzbereich für Gesamt-        höhte Hcy-Spiegel im Kammerwas-
von Citicolin ist somit im Prinzip   homocystein beträgt 5-10 µmol / l      ser [80, 81] und in der Tränenflüs-
frei von Nebenwirkungen, auch        (Nüchternplasmaspiegel) [70]. In       sigkeit [75, 82]. Möglicherweise
wenn vereinzelt milde Verdau-        Populationen ohne Nachweis ei-         spielt Homocystein eine Rolle bei
ungsstörungen beschrieben wor-       nes nutritiven Defizits (Vitamin-      den mit dem PEX-Syndrom assozi-
den sind. Die therapeutische         mangel, Fehlernährung) wurde           ierten Veränderungen der Augen-
Dosis von Citicolin beträgt 500-     jedoch ein Referenzintervall zwi-      oberfläche einschließlich des tro-
2000 mg / Tag oder 7-29 mg / kg      schen 4,9-11,7 µmol / l ermittelt      ckenen Auges. Auch beim POWG
Körpergewicht pro Tag [59]. Auf      [71]. Schon eine milde Hyperho-        war der Homocysteinspiegel in der
dem Boden des derzeitigen            mocysteinämie mit Werten über          Tränenflüssigkeit bei Vorliegen
Kenntnisstands kann Citicolin als    12 µmol / l kann als Risikofaktor      einer Sicca signifikant höher [75].
adjuvante neuroprotektive und        von Bedeutung sein. So steigt bei
neuroregenerative        Therapie    kardiovaskulären Erkrankungen          Klinische Relevanz einer Hyper-
empfohlen werden.                    mit einer Erhöhung des Plasma-Ho-      Homocysteinämie bei Glaukom-
                                     mocysteinspiegels um 4-5 µmol / l      Erkrankung
Senkung des Homocystein-             das kardiovaskuläre Risiko zwi-
Serumspiegels                        schen 32 % und 60 % an [72].           Es stellt sich nun die Frage, ob die
                                                                            nachgewiesenen mittleren Homo-
Der „Steckbrief“ des Homo-           Die Glaukomerkrankung kann mit         cysteinspiegel und die Prävalen-
cysteins passt zur Glaukom-          einer   Hyper-Homocysteinämie          zen der Hyperhomocysteinämie,
Erkrankung                           einhergehen                            auch wenn sie im Vergleich zu den
                                                                            Kontrollgruppen signifikant sind,
Der „Steckbrief“ des Homocys-        In zahlreichen Studien wurde im        klinisch relevant sind. Bisher konn-
teins (Hcy) – Interaktion mit ex-    Plasma bei primärem Offenwin-          te gezeigt werden, dass bei höhe-
trazellulärer Matrix, vasotoxische   kelglaukom (POWG) sowie bei            ren Homocysteinspiegeln häufi-
und apoptotische Wirkung auf         sekundärem      Offenwinkelglau-       ger Defekte der retinalen Nerven-
Neurone – legt nahe, eine mögli-     kom bei Pseudoexfoliations-Syn-        faserschicht vorlagen [83]. Ver-
che Rolle bei der Glaukomerkran-     drom (PEXG) [73-75] ein erhöhter       laufsstudien im Sinne einer höhe-
kung zu untersuchen. Homocys-        Homocysteinspiegel nachgewie-          ren Progressionsrate in Abhängig-
tein kann ein „Missing Link“ in      sen. Die Ergebnisse zweier Meta-       keit vom Homocysteinspiegel
der Pathogenese und Progressi-       analysen ergaben, dass sowohl          liegen bisher jedoch nicht vor.
on der glaukomatösen Optikus-        das POWG [76] als auch das PEXG
atrophie und der damit verbun-       [77] mit einer Hyperhomocyste-         Therapeutische Optionen zur
denen Stoffwechselprozesse dar-      inämie assoziiert sind. Beim Nor-      Senkung des Homocysteinspiegels
stellen [66].                        maldruckglaukom (NDG) konnte
                                     nur in einer Studie ein erhöhter       Die Supplementierung mit Folsäu-
In tierexperimentellen Studien       Homocysteinspiegel nachgewie-          re, Vitamin B12 und Vitamin B6
kann Hcy dosisabhängig Trabekel-     sen werden [78]. Auch in einer ak-     zur Reduzierung des Homocys-
maschenwerkszellen via oxidati-      tuellen Metaanalyse konnte kein        teinspiegels ist in zahlreichen Stu-
ven Stress [67] schädigen und eine   Zusammenhang zwischen NDG              dien untersucht worden. In natio-
Apoptose retinaler Ganglienzel-      und erhöhten Homocysteinspie-          nalen prospektiven Kohortenstu-
len induzieren [68]. In eigenen      geln gefunden werden [79].             die NHANES mit einem Verlauf
Untersuchungen hat Hcy Dosis-                                               über 20 Jahre waren zwar die Ho-
abhängig zu Migration und ge-        Hyper-Hcy im Kammerwasser und          mocystein-Spiegel nicht bestimmt
steigerter metabolischer Aktivität   Tränenflüssigkeit bei POWG und         worden, aber die Nahrungsergän-
von prälaminaren Astrozyten im       PEXG                                   zung mit Folat war mit einem
Sinne von für die Glaukomerkran-                                            signifikant reduzierten Risiko für
kung typischen reaktiven Astrozy-    Den Analysen von Kammerwasser          ein PEXG verbunden [84]. Da eine
ten [69] geführt.                    und Tränenflüssigkeit kommt auf-       Vitamin-Supplementation        eine

                                                                          9/2019   Concept Ophthalmologie
18          SCHWERPUNKT

CME
      kosteneffiziente Therapie unter         tinaler Blutfluss, systemischer Blut-   tur finden, welche großteils auf
      Vermeidung von Nebenwirkun-             druck und IOD unverändert blie-         methodischen Unterschieden in
      gen darstellt, kann jedoch auch zu      ben [93]. Eine Cochrane Metaana-        den Assoziationsstudien beruhen
      diesem Zeitpunkt auf dem Boden          lyse kommt zu dem Schluss, dass         [27], so sind es vor allem zum
      der derzeitigen Datenlage bei           derzeit keine hinreichende Evi-         metabolischen Syndrom zählen-
      therapierefraktärer Glaukomer-          denz vorliegt, Akupunktur als ad-       de kardiovaskuläre Erkrankun-
      krankung eine Senkung des Hcy-          juvante Therapie bei der Glaukom-       gen, welche wie die Glaukom-
      Spiegels in Erwägung gezogen            erkrankung zu empfehlen [94].           erkrankung durch eine endothe-
      werden.                                                                         liale Dysfunktion charakterisiert
                                              Lebensstil                              sind. Stellvertretend für die zahl-
      Akupunktur                                                                      reichen Studien sei an dieser Stel-
                                              Nach Günter W. Maier und Man-           le nur die Studie von Erb und Wie-
      Akupunktur kann einen kurz-             fred Kirchgeorg (Gabler Wirt-           derholt zitiert, die bei 13.506 Pati-
      fristigen Effekt auf den IOD haben      schaftslexikon) ist Lebensstil eine     enten mit Offenwinkelglaukom
                                              „für eine Person oder eine Perso-       und 6.201 Kontrollen eine hoch-
      Der Effekt von Akupunktur auf das       nengruppe kennzeichnende Kom-           signifikante Assoziation zwi-
      Auge ist bisher in Tiermodellen         bination von Verhaltensweisen“.         schen Hypercholesterinämie, ar-
      und klinischen Studien mit kleinen      Ein Lebensstil kann soziokulturell,     terieller Hypertonie, Diabetes
      Fallzahlen untersucht worden. In        kulturell, individuell psychologisch    mellitus, Claudicatio intermittens
      diesen Studien wurde eine Sen-          oder medizinisch definiert wer-         und Gedächtnisstörungen und
      kung des IOD [85-91] und eine Ver-      den. Im Hinblick auf die Gesund-        der Glaukomerkrankung nach-
      besserung der zentralen Sehschär-       heit stellen sich Fragen nach Er-       weisen konnten [96].
      fe bzw. des Gesichtsfeldes beob-        nährung, Bewegung, Stressbewäl-
      achtet. Unterschiedliches Studien-      tigung oder Schlaf. Aber was be-        Die Assoziation der Glaukom-
      design und Akupunkturtechnik,           deutet „gesund“ im Hinblick auf         erkrankung mit diesen Systemer-
      letztere im Hinblick auf die Lokali-    die Glaukomerkrankung? Wel-             krankungen eröffnet Möglichkei-
      sation der Akupunktur-Punkte so-        chen Beitrag kann die „Lebensstil-      ten der Prävention wie bei den
      wie Intensität, Dauer und Häufig-       medizin“ zur Prävention und The-        kardiovaskulären Erkrankungen.
      keit der Stimulation machen eine        rapie der Glaukomerkrankung             Bei diesen können die meisten der
      wissenschaftliche Bewertung je-         bzw. ihrer Progression leisten?         Risikofaktoren primär durch eine
      doch schwierig. Ein weiteres Prob-      Welche Empfehlungen sind sinn-          Änderung des Lebensstils, wie
      lem in der Bewertung von Aku-           voll? Wie interdisziplinär mit Ein-     Gewichtsreduktion,      Modifizie-
      punktureffekten sind der Placebo-       bindung von Fachrichtungen wie          rungen der Ernährung und gestei-
      Effekt und der nicht-spezifische        Innere Medizin, Präventivmedizin,       gerte körperliche Aktivität, be-
      Akupunktureffekt. In einer pro-         Biologie, Psychologie, Ernährungs-      handelt, d.h. weitestgehend neu-
      spektiven, randomisierten, dop-         wissenschaften und Bewegungs-           tralisiert werden. So konnte durch
      pelt-maskierten Cross-over-Studie       wissenschaften sollte heute das         Therapie der assoziierten Risiko-
      führte eine Akupunktur mit Au-          Glaukom-Management sein?                faktoren die Inzidenz der korona-
      gen-spezifischen Triggerpunkten                                                 ren Herzerkrankung um 80 % [97]
      15 Minuten nach der ersten Be-          Der Lebensstil kann bei der             und ihre Mortalität in den letzten
      handlung zu einem leichten IOD-         Glaukomerkrankung präventive            20 Jahren um mehr als 50 % redu-
      Anstieg. Der systolische Blutdruck      Wirkung haben                           ziert werden [98]. Ein sogenann-
      zeigte einen leichten Abfall direkt                                             ter gesunder Lebensstil kann das
      nach der Akupunktur mit Augen-          Die vorliegende Literatur gibt          Risiko für Diabetes um 90 %, für
      unspezifischen Triggerpunkten.          hinreichende Evidenz, dass die          Herzinfarkt und Schlaganfall um
      Nach 12 Sitzungen zeigte sich kein      Glaukomerkrankung zahlreiche            75 % und für Darmkrebs um 60 %
      Effekt mehr auf den IOD, während        Komorbiditäten aufweisen kann.          senken [99].
      der Effekt auf den Blutdruck an-        Pache und Flammer formulierten
      hielt [92]. In einer anderen kleinen    diese pathogenetischen Zusam-           Ungesättigte Fettsäuren können
      Fallserie fand sich 10 Minuten nach     menhänge treffend als „A sick           den Glaukomverlauf beeinflussen
      Akupunktur ein signifikanter An-        eye in a sick body“ [95]. Auch
      stieg des pulsatilen okulären Blut-     wenn sich zum Teil widerspre-           Die zu den ungesättigten Fett-
      flusses, während parapapillärer re-     chende Ergebnisse in der Litera-        säuren (PUFA = Poly Unsaturated

      Concept Ophthalmologie         9/2019
SCHWERPUNKT                     19

                                                                                                                    CME
Fatty Acids) zählenden Omega-         ationssyndrom wurde der IOD            den [115]. In einer großen epide-
3- und Omega-6-Fettsäuren sind        nach 6 Monaten signifikant um          miologischen Studie konnte je-
essentielle Nahrungsbestandtei-       fast 3 mmHg gesenkt bei gleich-        doch kein Zusammenhang zwi-
le und durch ihren vorwiegen-         zeitiger signifikanter Zunahme         schen der Nahrungsaufnahme
den Einbau in Phospholipide           der sogenannten antioxidativen         von Omega-3-Fettsäuren und
wichtige strukturelle Bestandtei-     Gesamtkapazität im Blut. Mögli-        dem Glaukomrisiko gefunden
le von Zellmembranen [100].           cherweise erfolgt die Beeinflus-       werden [116]. Im Gegensatz dazu
Über ihre Beeinflussung von Zell-     sung des IOD über die Konzentra-       war ein höheres Verhältnis von
membraneigenschaften         wie      tion von endogenem Prostaglan-         Omega-3- / Omega-6-Fettsäuren
Flüssigkeitstransport, Permeabi-      din-F2 [109].                          mit einem höheren Glaukomrisi-
lität, membran-assoziierter En-                                              ko assoziiert [116].
zym- und Rezeptoraktivität [101]      Auch wenn man aus der derzeiti-
tragen sie wesentlich zur neuro-      gen Datenlage folgern kann, dass       Auf dem Boden der derzeitigen
nalen Membranintegrität und           Nahrungsfette einen Einfluss auf       Datenlage scheint die Nahrungs-
Funktion bei und beeinflussen         die Glaukomerkrankung haben            aufnahme von ungesättigten
wichtige     Hirnprozesse    wie      können, so ist noch unklar, wel-       Fettsäuren, insbesondere Omega-
synaptische Plastizität, Neuro-       che Komponenten einen positi-          3-Fettsäuren, sinnvoll zu sein. Eine
genese, Synaptogenese und             ven Effekt haben [110]. Bei einem      eindeutige Empfehlung für eine
Neuritenwachstum [100].               Vergleich von Patienten mit OHT        spezifische Ernährung mit einzel-
                                      und POWG konnte in einem mul-          nen Fettsäuren hinsichtlich der
Es gibt mehrere Gründe, warum         tivariaten Modell gezeigt wer-         Glaukomerkrankung kann jedoch
PUFA eine Rolle in der adjuvanten     den, dass eine vermehrte Nah-          nicht gegeben werden. Allgemein
Glaukomtherapie spielen können.       rungsaufnahme von Omega-3-             kann bei der Ernährung auf die so-
Omega-3-Fettsäuren haben einen        Fettsäuren mit einem geringeren        genannte antioxidative Kapazität
protektiven Effekt auf die Endo-      Glaukomrisiko assoziiert war           von Lebensmitteln geachtet wer-
thelzellen [102,103] und können       [111]. Auch in einer kleinen Fall-     den. Diese spiegelt sich in den
zu einer Verbesserung der Mikro-      Kontroll-Studie waren hohe Blut-       ORAC (Oxygen Radical Absorbing
zirkulation durch Reduzierung         spiegel von Omega-3-Fettsäuren         Capacity)-Einheiten       (µmolTE /
der Blutviskosität [105] aufgrund     mit einem reduzierten POWG-            100 g) wieder, wobei TE für Trolox
möglicherweise erhöhter Ver-          Risiko verbunden [112]. Auch die       Equivalent (Vitamin E Standard)
formbarkeit der Erythrozyten          Daten von mehr als 80 Millionen        steht. Dieser Wert kann um den
[104] führen. Des Weiteren haben      Teilnehmern des National Health        Faktor
20           SCHWERPUNKT

CME
      Mechanismen einen positiven Ef-           Nicht nur Alkohol kann aufgrund      Klassen unterteilt werden: einfa-
      fekt ausüben: Eine geringere              der Polyphenole eine protektive      che Phenolsäuren (z. B. Caffein,
      sportliche Aktivität war mit einem        Wirkung haben                        Vanillin), Stilbene (z. B. Resvera-
      niedrigeren okulären Perfusions-                                               trol), Cumarine und Flavinoide.
      druck korreliert [118]. Auch wenn         Epidemiologische Studien zum         Alle Pholyphenole weisen eine
      sowohl arterielle Hypertonie [119,        Alkoholkonsum         und      der   schlechte Bioverfügbarkeit auf-
      120, 121], als auch Hypotonie als         Glaukomerkrankung haben zu in-       grund geringer intestinaler Ab-
      Risikofaktor für die Glaukomer-           konsistenten Ergebnissen geführt.    sorption auf. Ihre antioxidative
      krankung beschrieben sind und ei-         Während es direkt nach der Alko-     Wirkung beruht auf der Induktion
      ne klare und direkte Beziehung            holaufnahme Dosis-abhängig zu        endogener Antioxidantien durch
      zwischen Blutdruckniveau und              einem transienten IOD-Abfall von     Hemmung von NFkB und Synthese
      Glaukomschaden nicht etabliert            1-3 Stunden kommt [129], ist in      von Nuclear factor erythroid-2-
      ist [122], so ist ein niedriger okulä-    Querschnittsstudien auch ein hö-     related factor 2 (NrF2) (57) sowie
      rer Perfusionsdruck, als Resultante       herer IOD bei höherem Alkohol-       insbesondere der Reduktion mito-
      von IOD und Blutdruck, als Risiko-        konsum gefunden worden (Lit          chondrialer ROS-Spezies. Polyphe-
      faktor für Prävalenz, Inzidenz und        Kang). In einer großen, prospekti-   nole können darüber hinaus auch
      Progression der Glaukomerkran-            ven Studie (Nurses´ Health Study     die Gefäßreaktivität durch Akti-
      kung in epidemiologischen Studi-          NHS mit 121.700 amerikanischen       vierung der endothelialen NO-
      en, wie der Barbados Eye Study            weiblichen Pflegekräften, Health     Synthetase regulieren. Insofern
      [123], Proyecto VER [124], Egna-          Professionals Follow-Up Study        können Schokolade, Tee und Rot-
      Neumarkt [119] und EMGT [10],             HPFS mit 51.529 amerikanischen       wein aufgrund ihres Polyphenol-
      nachgewiesen worden.                      männlichen Gesundheitsexper-         gehaltes einen positiven Effekt
                                                ten) fand sich kein Zusammen-        auf die Glaukomerkrankung ha-
      Sportliche Aktivität reduziert dar-       hang zwischen dem Glaukomrisi-       ben. Von dem abendlichen Glas
      über hinaus den IOD. Der IOD              ko und einem geringeren Alko-        Rotwein muss somit nicht abgera-
      kann bis zu 6 mmHg bei Gesunden           holkonsum (1-29 g Alkohol / Tag),    ten werden.
      [125] und bis zu 13 mmHg bei              während ein höherer Alkoholkon-
      Glaukompatienten [126] nach               sum (>30 g / Tag) mit einem nicht    Auf die Tasse Kaffee muss nicht
      sportlichen Aktivitäten, wie Lau-         signifikant reduzierten Glaukom-     verzichtet werden
      fen oder Fahrradfahren, sinken.           risiko einherging [129]. Diese Zu-
      Der IOD steigt nach 20 bis 60 Minu-       sammenhänge waren unabhän-           Im Kaffee wie in zahlreichen an-
      ten wieder auf das Ausgangs-              gig von der Art des Alkohols.        deren Getränken wie Tee oder
      niveau an, wobei bei Glaukompa-                                                Cola findet sich Caffein (1,3,7- Tri-
      tienten der Wiederanstieg bis zu          Aber treffen die Worte des deut-     methylxanthin), ein Alkaloid aus
      50 % verlängert sein kann [126].          schen Zeichners, Malers und          der Gruppe der Xanthine. Eine
      Aber auch normale tägliche kör-           Schriftstellers Wilhelm Busch        normale Tasse Kaffee (236 ml),
      perliche Bewegung, wie zügiges            „Rotwein ist für alte Knaben, eine   die 135-150 mg Caffeine enthält,
      Gehen über 20 Minuten, führte zu          von den besten Gaben“ aus            kann den IOD um 1 mmHg stei-
      einer Reduktion des IOD um etwa           „Abenteuer eines Junggesellen        gern [130]. In den meisten Studi-
      1.5 mmHg, über 20 Minuten da-             (Tobias Knopp)“ auch für den         en fand sich ein IOD-Anstieg von
      nach anhaltend [127].                     Glaukompatienten zu? Hinsicht-       2 mmHg für 2 Stunden [131]. In
                                                lich des Junggesellen möglicher-     der     großen       prospektiven
      Darüber hinaus hat sportliche Ak-         weise, da Ledige einen geringeren    NHANES-Studie über 20 Jahre
      tivität einen moderaten Effekt auf        BMI aufweisen als Verheiratete       fand sich kein Zusammenhang
      den Serumspiegel und die Funkti-          (24.6 vs 26.3; Microzensus 2013,     zwischen Caffein-Aufnahme und
      on von HDL-Cholesterin [128]. Die         Fragen zur Gesundheit, DESTATIS      dem Risiko für ein primäres Of-
      derzeitige Datenlage bezüglich            2013), hinsichtlich des Rotweins     fenwinkelglaukom [131]. Das Ri-
      eines potentiellen Einflusses von         möglicherweise aufgrund seines       siko war jedoch bei Patienten mit
      Sport auf den okulären Perfusi-           Polyphenolgehalts.                   positiver Familienanamnese für
      onsdruck, IOD und Lipidmetabo-                                                 Glaukom erhöht, welche mehr als
      lismus lässt einen positiven Ein-         Polyphenole sind organische Sub-     4 Tassen Kaffee pro Tag konsu-
      fluss auf die Glaukomerkrankung           stanzen, die in Abhängigkeit von     mierten. Im Gegensatz zum pri-
      als möglich erscheinen.                   der Anzahl der Phenolringe in vier   mären Offenwinkelglaukom war

      Concept Ophthalmologie           9/2019
SCHWERPUNKT                     21

                                                                                                                                                    CME
in derselben Studienkohorte die
                                                                                                               EVP                        EVP
Caffein-Aufnahme mit einem hö-
heren Risiko für ein PEXG assozi-                              Intrathorakaler Druck

iert [132]. Kann Kaffeetrinken auf                         Venöse kardiale Vorlast
der einen Seite zu einem Anstieg
                                                               Zentraler Venendruck
von      Homocystein-Plasmaspie-
geln führen, so fand sich auf der                       Orbitales venöses Blutvolumen                                      IOP
anderen Seite eine verringerte               Aderhautvolumen                             Episkleraler VD
allgemeine Mortalität [133].                                     Kammerwinkel
Moderater Kaffeekonsum kann
                                                                                        Abflusswiderstand
somit beibehalten werden. Bei
hohem Kaffekonsum und Glau-                                       Intraokularer Druck

komprogression, insbesondere
beim PEXG, sollte der Kaffeekon-        Abbildung 2: Einfluss der des orbitalen Blutflusses (Valsalva-Manöver) auf die okuläre
sum eingeschränkt werden.               Perfusion und den Augeninnendruck (IOD)                                      Quelle: Jünemann

Rauchen ist nicht nur für eine          Valsalva-Manöver sollten bei der                                     den. So konnten während des for-
Glaukomerkrankung schädlich             Glaukomerkrankung vermieden                                          cierten Spielens eines Hochwider-
                                        werden                                                               standblasinstrumentes IOD-Werte
Zahlreiche aktive Komponenten                                                                                von bis zu 42 mmHg gemessen
des Tabakrauchs schädigen auf-          Aufgrund der fehlenden Autore-                                       werden [141]. Der beim Trompe-
grund ischämischer und oxidativer       gulation der orbitalen Venen                                         tespielen stärker als der IOD an-
Mechanismen das Augengewebe             führt jede Zunahme des orbitalen                                     steigende zentrale retinale Ve-
[134]. Dennoch ist der Zusammen-        venösen Blutflusses zu einer Zu-                                     nendruck kann in Glaukomaugen
hang zwischen Glaukomerkran-            nahme des intraokularen Blutvo-                                      mit gestörter Autoregulation eine
kung und Rauchen nicht abschlie-        lumens. Aus dem erhöhten Ader-                                       größere Bedeutung für die retina-
ßend geklärt. Große Populations-        hautvolumen, der hierdurch be-                                       le Perfusion haben [142]. Auch der
studien wie die Beaver Dam Eye          dingten Einengung des Kammer-                                        Yoga-Kopfstand (Sirsasana), Ge-
Study, Proyecto VE-Studie, Los An-      winkels und des erhöhten episkle-                                    wichtheben und die relative Kom-
geles Latino Eye Study und die          ralen Venendrucks resultiert ein                                     pression der Jugularvenen bei
Rotterdam Study fanden keinen           Anstieg des IOD (Abb. 2). Selbst                                    engem Hemdkragen führen zu
Zusammenhang zwischen Rau-              im Liegen unter Ruhebedingun-                                        einem passageren IOD-Anstieg.
chen und Glaukomerkrankung. In          gen steigt der IOD bereits im Mit-                                   Die Kenntnis derartiger IOD-Stei-
einer 2018 publizierten großen          tel um 2 mmHg im Vergleich zum                                       gerungen ist für die Beratung
Populationsstudie (US National          Sitzen an. Somit ist jedes Valsalva-                                 essentiell.
Health and Nutrition Examination        Manöver mit einer mehr oder we-
Survey, NHANES) war starkes Rau-        niger ausgeprägten IOD-Steige-                                       Dosis facit venenum
chen (>32.9 pack-years, >12.000         rung verbunden, welche bei un-
Zigaretten) mit einem signifikant       verändertem mittleren Druck in                                       Diese Worte des Arztes, Alchimis-
höheren Glaukomrisiko assoziiert        der Arteria ophthalmica zu einem                                     ten, Astrologen, Theologen, Mysti-
[135]. In einer prospektiven Ko-        verminderten okulären Perfusi-                                       kers und Philosophen Theophras-
hortenstudie an 32.570 afroameri-       onsdruck führt [137-140].                                            tus Bombast von Hohenheim, all-
kanischen Frauen über 12 Jahre                                                                               gemein bekannt unter dem Na-
sind 366 POWG mittels Fragebö-          Dementsprechend kann das Spie-                                       men Paracelsus, waren immer und
gen (alle 2 Jahre) identifiziert wor-   len eines Hochwiderstandblas-                                        sind wieder von aktueller Bedeu-
den. Diabetes und Alkohol waren         instruments wie Oboe, Trompete,                                      tung: Studien der letzten Jahre ha-
hierbei unabhängige, Adipositas         Waldhorn und Fagott als Risiko-                                      ben gezeigt, dass Zusammenhän-
und Rauchen additive Risikofakto-       faktor für eine Glaukomerkran-                                       ge meist nicht linear- monoton
ren für das POWG [136]. Trotz der       kung angesehen werden. Der zur                                       sind, sondern einer U-Funktion fol-
widersprüchlichen Literatur sollte      Tonerzeugung beim Spielen die-                                       gen. So sinkt beim Diabetes melli-
bei Vorliegen einer Glaukom-            ser Blasinstrumente notwendige                                       tus die Mortalität unter Insulinthe-
erkrankung eine Nikotinkarenz           höhere Druck in den Atemwegen                                        rapie bis zu einem HbA1C von
empfohlen werden.                       ist mit einem höheren IOD verbun-                                    7.5 % und steigt bei weiter gesenk-

                                                                                                           9/2019    Concept Ophthalmologie
22          SCHWERPUNKT

CME
                                                                                   ventionsverhalten der Ärzte för-
        Fazit für die Praxis                                                       dern, weil davon auch die Gesund-
        *   Der IOD ist nach wie vor der entscheidende therapeutische              heit der Patienten profitieren
            Parameter.                                                             könnte“ (Frank). Wie wichtig ein
        *   Die Glaukomerkrankung benötigt jedoch ein interdisziplinäres           solches Vorhaben ist, zeigt die Vor-
            Management.                                                            bildfunktion des Arztes: 50 % trei-
        *   Komorbiditäten, insbesondere metabolisches Syndrom und                 ben keinen, 18 % zweimal wö-
            kardiovaskuläre Erkrankungen, müssen diagnostiziert sein und           chentlich Sport, 20 % sind Raucher,
            behandelt werden.                                                      38 % haben Übergewicht, ihr Al-
        *   Neben dem IOD ist der okuläre Perfusionsdruck entscheidend             kohol- / Drogenkonsum ist doppelt
            (24-Stunden-Blutdruckmessung).                                         so hoch und ihre Suidzidrate 5,7
        *   Bei Glaukomprogression trotz „optimalem“ IOD kann eine ad-             mal höher im Vergleich zu anderen
            juvante Therapie mit Ginkgo biloba und Citicolin empfohlen             Berufsgruppen. Die Änderung des
            werden.                                                                Lebensstils ist jedoch beschwerlich
        *   Bei Homocystein-Serumspiegeln über 12 mmol / l kann eine               und langwierig oder um mit Mark
            Senkung des Homocysteinspiegels mittels Methylfolat und                Twain zu sprechen: „Eine Gewohn-
            Vitaminen (B6, B12) angedacht werden.                                  heit kann man nicht einfach zum
        *   Eine Lebensstil-Beratung sollte fester Bestandteil des Glaukom-        Fenster hinauswerfen; man muss
            managements sein (ggf. Gewichtsreduktion, Omega-3-Fett-                sie Stufe für Stufe die Treppe
            säuren, Polyphenole, Nikotinkarenz, mäßiger Kaffee-Konsum,             hinunterlocken.“
            nicht exzessive, aerobe sportliche Aktivität).
                                                                                   Schlüsselwörter:          Glaukom-
                                                                                   management – Augeninnendruck
      tem HbA1C wieder signifikant an        somit eine moderate aerobe            (IOD) – Komorbiditäten – adjuvan-
      [143]. Dasselbe gilt für den tägli-    sportliche Aktivittä zu empfehlen.    te Glaukomtherapie – Cannabis –
      chen Salzkonsum. Nicht die salz-                                             Ginkgo biloba – Citolin – Homocys-
      freie Ernährung, sondern die Salz-     Schlussfolgerung                      tein – Lebensstil-Beratung
      aufnahme von 4-5 g pro Tag (ent-
      sprechend 2 Teelöffeln) ist mit der    Die zunehmend umfassenderen           Literatur:
      geringsten Rate an kardiovaskulä-      Kenntnisse hinsichtlich der Patho-    Die umfangreiche Literaturliste steht
      ren Ereignissen verbunden [144].       genese der glaukomatösen Neuro-       online zur Verfügung unter :
                                             degeneration sowie assoziierter       https://medizin.mgo-fachverlage.de/
      „Sport ist Mord“ gilt nur, wenn        pathogenetischer Mechanismen          ophthalmologie/concept-ophthalmo-
      der wöchentliche Kalorienver-          erweitern die therapeutischen An-     logie/concept-archiv.html
      brauch durch sportliche Aktivität      sätze im Rahmen des Glaukomma-        oder kann als PDF in der Redaktion
      4.000 Kalorien überschreitet. War      nagements. Auch wenn die Evi-         angefordert werden bei:
      die Rate für tödliche Herzinfarkte     denz in vielerlei Hinsicht weiter     s.wolters@mgo-fachverlage.de
      bei einem Kalorienverbrauch un-        verbessert werden muss, so kann
      ter 500 am höchsten, so war sie        schon heute der therapeutische        Korrespondenzadresse:
      zwischen 2.000 und 3.000 am            Ansatz der prophylaktischen IOD-      Prof. Dr. med.
      niedrigsten [145]. Dies muss auch      Senkung zur Vermeidung einer          Anselm G. M. Jünemann, FEBO
                                                                                   Schliemannstraße 38
      hinsichtlich der Empfehlung zu         Konversion oder Progression durch     18059 Rostock
      sportlicher Aktivität bei der Glau-    alternative neuroprotektive und       Tel.: 0381/4948501
      komerkrankung       berücksichtigt     antoxidative Therapien ergänzend      anselm.juenemann@outlook.de
      werden. Denn hier gilt nicht „je       unterstützt werden. Die Empfeh-
      mehr Sport, desto geringer das         lungen zum Lebensstil sollten nicht
      Glaukomrisiko“, da extensiver          dem „Alles-oder-nichts-Gesetz“
      Sport zu einer Akkummulation           folgen, sondern sollten unter Be-     Prof. Dr. med.
      freier Radikale führen kann. So        rücksichtigung der U-Funktion der     Anselm G. M.
      war das Glaukomrisiko bei tägli-       Zusammenhänge immer auf die in-       Jünemann
      cher im Vergleich zu wöchentlich       dividuellen Bedürfnisse und Mög-
      dreimaliger sportlichen Aktivität      lichkeiten angepasst sein. Und ein
      signifikant erhöht [146]. Es ist       letztes Wort: „Wir sollten das Prä-

      Concept Ophthalmologie        9/2019
ANHANG LITERATUR                                 1

Alternative Therapieansätze im                     on in the early manifest glaucoma               C et al. Endothelium-dependent
Glaukomanagement - Fakten und                      trail.   Ophthalmology         2007;            dilation in the systemic arteries of
                                                   114:1965-1972                                   asymptomatic subjects relates to
Mythen                                       11.   Izzotti A, Bagnis A, Saccà SC. The              coronary risk factors and their in-
                                                   role of oxidative stress in glauco-             teraction. J Am Coll Cardiol 1994;
Literatur:                                         ma. Mutat. Res. 2006; 612:                      24: 1468-1474
1. Kass MA, Heuer DK, Higginbo-                    105–114                                   24.   Calver A, Collier J, Vallance P. Inhi-
     tham EJ et al. The Ocular Hyper-        12.   Izzotti A, Saccà SC, Di Marco B,                bition and stimulation of nitric
     tension Treatment Study: a rand-              Penco S, Bassi AM. Antioxidant                  oxide synthesis in the human fo-
     omized trial determines that topi-            activity of timolol on endothelial              rearm arterial bed of patients
     cal ocular hypotensive medicati-              cells and its relevance for glauco-             with insulin-dependent diabetes.
     on delays or prevents the onset of            ma course. Eye 2008; 22:445–453                 J Clin Invest 1992; 90: 2548-2554
     primary open-angle glaucoma.            13.   Flammer J, Konieczka K. Retinal           25.   Celermajer DS, Sorensen KE, Ge-
     Arch Ophthalmol 2002; 120:701-                venous pressure: The role of en-                orgakopoulos D et al. Cigarette
     713                                           dothelin. Epma J 2015; 6: 21                    smoking is associated with dose-
2. Leske MC, Heijl A, Hyman L,               14.   Gauthier AC, Liu J. Neurodegene-                related and potentially reversible
     Bengtsson B. Early Manifest Glau-             ration and Neuroprotection in                   impairment of endothelium-de-
     coma Trial: design and baseline               Glaucoma. Yale J Biol Med 2016;                 pendent dilation in healthy
     data. Ophthalmology 1999;                     89: 73–79                                       young adults. Circulation 1993;
     106:2144-2153                           15.   Cooper ML, Collyer JW, Calkins                  88: 2149-2155
3. Heijl A, Leske MC, Bengtsson B et               DJ. Astrocyte remodelling wi-             26.   Heitzer T, Yla-Herttuala S, Luoma
     al. Reduction of intraocular pres-            thout gliosis precedes optic nerve              J et al. Cigarette smoking poten-
     sure and glaucoma progression:                Axonopathy. Acta Neuropathol                    tiates endothelial dysfunction of
     results from the Early Manifest               Commun 2018; 6:38                               forearm resistance vessels in pati-
     Glaucoma Trial. Arch Ophthalmol         16.   Russo R, Varano GP, Adornetto A,                ents with hypercholesterolemia.
     2002; 120:1268-1279                           Nucci C, Corasaniti MT, Bagetta G,              Role of oxidized LDL. Circulation
4. Musch DC, Gillespie BW, Lichter                 Morrone LA. Retinal ganglion cell               1996; 93: 1346-1353
     PR et al. Visual field progression in         death in glaucoma: Exploring the          27.   Jünemann AG, Huchzermeyer C,
     the Collaborative Initial Glauco-             role of neuroinflammation. Eur J                Rejdak R, Hohberger B. Dyslipida-
     ma Treatment Study the impact                 Pharmacol 2016; 787:134–142                     emia and glaucoma. Klin Monbl
     of treatment and other baseline         17.   Bell K, Gramlich OW, Von Thun                   Augenheilkd 2014; 231:1203-
     factors. Ophthalmology 2009;                  Und Hohenstein-Blaul N, Beck S,                 1214
     116:200-207                                   Funke S, Wilding C, Pfeiffer N,           28.   Cadenas E, Packer L, Traber MG.
5. Collaborative         Normal-Tension            Grus FH. Does autoimmunity play                 Antioxidants, oxidants and redox
     Glaucoma Study Group. The ef-                 a part in the pathogenesis of                   impacts on cell function—A tribu-
     fectiveness of intraocular pres-              glaucoma? Prog Retin Eye Res                    te to Helmut Sies. Arch. Biochem.
     sure reduction in the treatment               2013; 36:199–216                                Biophys 2016; 595: 94–99
     of normal-tension glaucoma. Am          18.   Flammer J, Konieczka K. The dis-          29.   Kong GY, Van Bergen NJ, Trounce
     J Ophthalmol 1998; 126:498-505                covery of the Flammer syndrome:                 IA, Crowston JG. Mitochondrial
6. The Advanced Glaucoma Inter-                    a historical and personal perspec-              dysfunction and glaucoma. J
     vention Study (AGIS) 4. Compari-              tive.EPMA J 2017; 8:75-9                        Glaucoma 2009; 18: 93–100
     son of treatment outcomes wit-          19.   Freiman PC, Mitchell GG, Heistad          30.   Hill KP. Medical Use of Cannabis
     hin race. Seven-year results. Oph-            DD et al. Atherosclerosis impairs               in 2019. JAMA 2019; doi:
     thalmology 1998; 105:1146-1164                endothelium-dependent vascu-                    10.1001/jama.2019.11868
7. The Advanced Glaucoma Inter-                    lar relaxation to acetylcholine           31.   Deng Q. Chinese medicine: The
     vention Study (AGIS) 7. The relati-           and thrombin in primates. Circ                  dawn, the founders and the first
     onship between control of intra-              Res 1986; 58: 783-7897                          pharmacopeia. Drug New Per-
     ocular pressure and visual field        20.   Münzel T. Endotheliale Dysfunk-                 spect 1988; 1:57–58
     deterioration. The AGIS Investi-              tion: Pathophysiologie, Diagnos-          32.   Birks J, Grimley Evans J. Ginkgo bi-
     gators. Am J Ophthalmol 2000;                 tik und prognostische Bedeutung                 loba for cognitive impairment
     130:429-440                                   Dtsch Med Wochenschr 2008;                      and dementia. Cochrane Databa-
8. Cockburn DM. Does reduction of                  133: 2465-2470                                  se Syst Rev 2009 21; 1:CD003120
     intraocular pressure (IOP) pre-         21.   Panza JA, Quyyumi AA, Brush JEJr          33.   Ghiso JA, Doudevski I, Ritch R,
     vent visual field loss in glaucoma?           et al. Abnormal endothelium-de-                 Rostagno AA. Alzheimer“s disea-
     Am J Optom Physiol Opt 1983;                  pendent vascular relaxation in                  se and glaucoma: Mechanistic si-
     60:705-711                                    patients with essential hyperten-               milarities and differences. J Glau-
9. Chauhan BC, Drance SM. The rela-                sion. N Engl J Med 1990; 323: 22-               coma 2013; 22 (Suppl. 5): S36–S38
     tionship between intraocular                  27                                        34.   Ritch R. Potential role for Ginkgo
     pressure and visual field progres-      22.   Vita JA, Treasure CB, Nabel EG et               biloba extract in the treatment of
     sion in glaucoma. Graefes Arch                al. Coronary vasomotor response                 glaucoma. Med Hypotheses 2000;
     Clin Exp Ophthalmol 1992;                     to acetylcholine relates to risk fac-           54:221–235
     230:521-526                                   tors for coronary artery disease.         35.   Huh H, Staba EJ. The botany and
10. Leske MC, Heijl A, Hyman L et al.              Circulation 1990; 81: 491-497                   chemistry of Ginkgo biloba L. J
     Predictors of long-term progressi-      23.   Celermajer DS, Sorensen KE, Bull                Herbs Spices Med Plants 1992;

                                                                                           9/2019     Concept Ophthalmologie
2          ANHANG LITERATUR

        1:92–124                                      ginkgo biloba with intracerebral               on and reducing oxidative stress.
    36. Sticher O. Quality of Ginkgo pre-             hemorrhage. Neurology 1998;                    Liver        Transplant         2018;
        parations. Planta Med 1993;                   50:1934                                        24:1070–1083
        59:2–11                                 48.   Vale S. Subarachnoid haemorrha-          59.   Yildirim T, Eylen A, Lule S, Erdener
    37. Weinreb RN, Levin LA. Is neurop-              ge associated with ginkgo biloba.              SE, Vural A, Karatas H, Ozveren
        rotection a viable therapy for                Lancet 1998; 352: 36                           MF, Dalkara T, Gursoy-Ozdemir Y.
        glaucoma? Arch Ophthalmol               49.   Rowin J, Lewis SL. Spontaneous                 Poloxamer-188 and citicoline pro-
        1999; 117:1540–1544                           bilateral subdural hematomas as-               vide neuronal membrane integri-
    38. Chen J X, Chen WZ, Huang HL.                  sociated with chronic Ginkgo bi-               ty and protect membrane stabili-
        Protective effects of Ginkgo bilo-            loba ingestion. Neurology 1996:                ty in cortical spreading depressi-
        ba extract against lysophosphati-             46:1775–1776                                   on. Int. J. Neurosci 2015;
        dylcholine induced vascular en-         50.   Rosenblatt M, Mindel J. Sponta-                125:941–946
        dothelial cell damage. Zhongguo               neous hyphema associated with            60.   Rejdak R, Toczolowski J, Solski J,
        Yao Li Xue Bao 1998; 19:359–363               ingestion of ginkgo biloba ext-                Duma D, Grieb P. Citicoline treat-
    39. Chung HS, Harris A, Kristinsson               ract. N Engl J Med 1997; 336:1108              ment increases retinal dopamine
        JK, Ciulla TA, Kagemann C, Ritch        51.   Cybulska-Heinrich AK, Mozaffa-                 content in rabbits. Ophthalmic
        R. Ginkgo biloba extract increases            rieh M, Flammer J. Ginkgo biloba:              Res 2022; 34:146–149
        ocular blood flow velocity. J Ocul            An adjuvant therapy for progres-         61.   Faiq MA, Wollstein G, Schuman
        Pharm 1999; 15:233–240                        sive normal and high tension                   JS, Chan KC. Cholinergic nervous
    40. Quaranta L, Bettelli S, Uva MG,               glaucoma.        Mol      Vis   2012;          system and glaucoma: From basic
        Semeraro F, Turano R, Gandolfo                18:390–402                                     science to clinical applications.
        E. Effect of Ginkgo biloba extract      52.   Colucci L, Bosco M, Rosario Ziello             Prog Retin Eye Res 2019;
        on preexisting visual eld damage              A, Rea R, Amenta F, Fasanaro AM.               72:100767. doi: 10.1016/j.pre-
        in normal tension glaucoma.                   Effectiveness of nootropic drugs               teyeres.2019.06.003
        Ophthalmology        2003;      110:          with cholinergic activity in treat-      62.   Rejdak R, Toczolowski J, Kurkow-
        359–362                                       ment of cognitive deficit: a re-               ski J, Kaminski ML, Rejdak K, Stel-
    41. Guo X, Kong X, Huang R, Jin L,                view. J. Exp. Pharmacol 2012;                  masiak Z, Grieb P. Oral citicoline
        Ding X, He M, Liu X, Patel MC,                4:163–172                                      treatment improves visual path-
        Congdon NG. Effect of Ginkgo bi-        53.   Grieb P. Neuroprotective proper-               way function in glaucoma. Med
        loba on visual eld and contrast               ties of citicoline: facts, doubts and          Sci Monit 2003; 9:PI24–28
        sensitivity in Chinese patients               unresolved issues. CNS Drugs             63.   Parisi, V. Electrophysiological as-
        with normal tension glaucoma: A               2014; 28:185–193                               sessment of glaucomatous visual
        randomized, crossover clinical tri-     54.   Jackowski S. Coordination of                   dysfunction during treatment
        al. Invest Ophthalmol Vis Sci.                membrane phospholipid synthe-                  with cytidine-5'-diphosphocholi-
        2014; 55:110–116                              sis with the cell cycle. J Biol Chem           ne (citicoline): a study of 8 years of
    42. Le Bars PL, Kastelan J. Efficacy and          1994; 269:3858–386                             follow-up. Doc. Ophthalmol
        safety of a Ginkgo biloba extract.      55.   Mir C, Clotet J, Aledo R, Durany N,            2005: 110:91–102
        Public     Health    Nutr      2000;          Argemi J, Lozano, R, Cervos-Na-          64.   Parisi V, Manni G, Colacino G, Buc-
        3:495–499                                     varro J, Casals N. CDP-choline pre-            ci MG. Cytidine-5'-diphosphocho-
    43. Kidd PM. A review of nutrients                vents glutamate-mediated cell                  line (citicoline) improves retinal
        and botanicals in the integrative             death in cerebellar granule neu-               and cortical responses in patients
        management of cognitive dys-                  rons. J Mol Neurosci 2003;                     with glaucoma. Ophthalmology
        function. Altern Med Rev 1999;                20:53–60                                       1999: 106:126–1134
        4:144–161                               56.   Qian K, Gu Y, Zhao Y, Li Z, Sun M.       65.   Gupta N, Ang LC, Noel de Tilly L,
    44. Braquet P. Proofs of involvement              Citicoline protects brain against              Bidaisee L, Yucel YH. Human
        of PAF-receptor in various immu-              closed head injury in rats through             glaucoma and neural degenerati-
        ne disorders using BN 52021                   suppressing oxidative stress and               on in intracranial optic nerve, la-
        (ginkgolide B): A powerful PAF-               calpain over-activation. Neuro-                teral geniculate nucleus, and visu-
        receptor antagonist isolated                  chem Res 2014; 39;1206–1218                    al cortex. Br J Ophthalmol 2006;
        from Ginkgo biloba. Adv Prost           57.   Grieb P, Junemann A, Rekas M,                  90:674–678
        Thromb       Leuk     Res      1986;          Rejdak R. Citicoline: a food bene-       66.   Jünemann A, Rejdak R, Hohber-
        16:179–198                                    ficial for patients suffering from             ger B. Significance of Homocystei-
    45. Soybir G, Koksoy F, Ekiz F, Yalçin            or threated with glaucoma. Front               ne in Glaucoma. Klin Monbl Au-
        O, Fincan K, Haklar G, Yüksel M.              Aging Neurosci 2016; 8:73                      genheilkd. 2018; 235:163-174
        The effects of free oxygen radical      58.   Zazueta C, Buelna-Chontal M,             67.   You ZP, Zhang YZ, Zhang YL, Shi
        scavenger and platelet-activating             Macias-Lopez A, Roman-Anguia-                  L, Shi K. Homocysteine induces
        factor antagonist agents in expe-             no NG, Gonzalez-Pacheco H, Pa-                 oxidative stress to damage trabe-
        rimental acute pancreatitis. Panc-            von N, Springall R, Aranda-Fraus-              cular meshwork cells. Exp Ther
        reas 1999; 19:143–149                         to A, Bojalil R, Silva-Palacios A, Ve-         Med 2018; 15:4379-4385
    46. Cupp, M.J. Herbal remedies: Ad-               lazquez-Espejel R, Galvan Arzate         68.   Moore P, El-sherbeny A, Roon P,
        verse effects and drug interacti-             S, Correa F. Cytidine-5'-Dipho-                Schoenlein PV, Ganapathy V,
        ons. Am. Fam. Phys. 1999, 59,                 sphocholine protects the liver                 Smith SB. Apoptotic cell death in
        1239–1245.                                    from ischemia/reperfusion injury               the mouse retinal ganglion cell la-
    47. Matthews MK Jr. Association of                preserving mitochondrial functi-               yer is induced in vivo by the exci-

    Concept Ophthalmologie             9/2019
Sie können auch lesen