Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen - regionale Unterschiede in der Versorgung von Menschen am Lebens ende anhand von ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen – regionale Unterschiede in der Versorgung von Menschen am Lebens ende anhand von Qualitätsindikatoren Katharina van Baal 1 • Stephanie Stiel 1 • Melissa Hemmerling 2 • Jona Theodor Stahmeyer 2 • Birgitt Wiese 1 • Nils Schneider 1 • Kambiz Afshar 1 1 Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin 2 AOK – Die Gesundheitskasse für Niedersachsen, Stabsbereich Versorgungsforschung DOI: 10.20364/VA-21.04 Abstract Hintergrund Die Mehrheit der Menschen mit Bedarf an Palliativversorgung (PV) kann im Rahmen der allgemeinen ambulanten PV (AAPV) betreut werden, während schätzungsweise 10 % bis 15 % spezialisierte ambu- lante PV (SAPV) benötigen. In Deutschland sind die Strukturen der PV regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Methodik In dieser Querschnittsanalyse wurden regionale Unterschiede in der ambulanten PV am Beispiel des Flächenlandes Niedersachsen exploriert. Daten der AOK Niedersachsen zu in den Jahren 2016 bis 2018 verstorbenen Versicherten (Alter ≥ 18 Jahre) mit mindestens einer chronisch progredienten Erkran- kung wurden anhand ausgewählter Qualitätsindikatoren analysiert. Diese beziehen sich auf den Anteil von Verstorbenen mit AAPV / SAPV im letzten Lebensjahr sowie den Abstand von der erstmaligen Initiierung bis zum Todeszeitpunkt. Sie wurden für die 38 Landkreise bzw. sieben kreisfreien Städte Niedersachsens deskriptiv dargestellt. Mögliche Einflussfaktoren wurden anhand von bi- und multi variaten Analysen untersucht. Ergebnisse Insgesamt wurden Daten von 96.287 Verstorbenen (54,2 % weiblich) analysiert. Das mittlere Alter zum Todeszeitpunkt betrug 80,1 Jahre. Der Anteil von Verstorbenen mit AAPV-Leistungen im letzten Lebensjahr betrug zwischen 16,5 % (Lüchow-Dannenberg) und 46,0 % (Friesland), wobei sich inner- halb Niedersachsens ein West-Ost-Gefälle zeigte. In Lüneburg (18,2 %) wurden die meisten SAPV- Verordnungen ausgestellt, während die Grafschaft Bentheim (2,6 %) den niedrigsten Wert aufwies. Der mediane Abstand von der ersten AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt lag zwischen 20,0 (Hameln- Pyrmont) und 130,0 Tagen (Friesland), während die Initiierung von SAPV zwischen 15,5 (Osterholz) und 44,0 Tagen (Wilhelmshaven) vor dem Todeszeitpunkt erfolgte. In Regionen mit höherer Bevölkerungs- dichte und höherem mittleren Alter der Verstorbenen wurde mehr AAPV abgerechnet, während in Regionen mit höherem Anteil männlicher Verstorbener mehr SAPV verordnet wurde. Korrespondierende Autorin: Katharina van Baal Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin Carl-Neuberg-Straße 1 – 30625 Hannover – Tel. 0511 532-4506 – E-Mail: vanbaal.katharina@mh-hannover.de Bericht Nr. 21/04, 22.04.2021 15/xx, veröffentlicht am xx.xx.2015
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Schlussfolgerung Übergeordnet zeigt sich eine heterogene ambulante PV in den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Niedersachsens. Die Ergebnisse weisen auf eine regional unzureichende bzw. uneinheitliche Bedarfs- und Flächendeckung hin. Die Bevölkerungsdichte, die Geschlechterverteilung, das Alter der Verstor- benen sowie die Anzahl von SAPV-Teams könnten einige Erklärungsansätze für die regionalen Unter- schiede der ambulanten PV bieten und sollten Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Schlagwörter AAPV, allgemeine ambulante Palliativversorgung, Niedersachsen, Palliativmedizin, Qualitätsindika toren, Querschnittsuntersuchung, SAPV, spezialisierte ambulante Palliativversorgung, Versorgung am Lebensende Zitierweise van Baal K, Stiel S, Hemmerling M, Stahmeyer JT, Wiese B, Schneider N, Afshar K. Ambulante Palliativver sorgung in Niedersachsen – regionale Unterschiede in der Versorgung von Menschen am Lebensende anhand von Qualitätsindikatoren. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/04. Berlin 2021. URL: https://doi.org/10.20364/VA-21.04 Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 2
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Abstract (English) Outpatient palliative care in Lower Saxony – regional differences in end-of-life care based on quality indicators Background The majority of people who are in need of palliative care (PC) can be treated within generalist outpatient PC (AAPV), while approximately 10 – 15 % is in need of specialist outpatient PC (SAPV). In Germany, PC provision is regionally very heterogeneous. Methods This cross-sectional analysis explores regional differences in outpatient PC in the federal state Lower Saxony. Data from the statutory health insurance AOK Lower Saxony pertaining to members who died between 2016 and 2018 (age ≥ 18 years) with at least one chronic progressive disease were analysed on the basis of quality indicators. These refer to the percentage of deceased members with AAPV / SAPV in the last year of life and their onset before death. Data is presented descriptively for the 38 counties and seven independent cities in Lower Saxony. Bi- and multivariate analyses were carried out to investigate potential influencing factors. Results Data for 96,287 deceased members (54.2 % female) were analysed. The mean age of death was 80.1 years. The percentage of deceased members with AAPV in the last year of life ranged from 16.5 % (Lüchow-Dannenberg) to 46.0 % (Friesland); a west-east-gradient was shown within Lower Saxony. The highest percentage of deceased members with SAPV was seen in Lüneburg (18.2 %), whereas the Grafschaft Bentheim (2.6 %) showed the lowest percentage. The median onset of AAPV before death varied between 20.0 (Hameln-Pyrmont) and 130.0 days (Friesland), while the initiation of SAPV happened between 15.5 (Osterholz) and 44.0 days (Wilhelmshaven) before death. More AAPV was seen in regions with higher population density and higher age of death, while more SAPV was provided in regions with a higher amount of men. Conclusion Above all, provision of outpatient PC varies considerably in the counties and independent cities of Lower Saxony. The results indicate that the needs are not met and area coverage is insufficient and inconsistent. The population density, the gender distribution, the age of the deceased and the number of SAPV teams could explain some of the regional differences in outpatient PC and should be subject of further studies. Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 3
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Kernaussagen • Es gibt erhebliche regionale Unterschiede in der ambulanten Palliativversorgung zwischen den Land- kreisen bzw. kreisfreien Städten Niedersachsens. • Der Anteil von Verstorbenen mit Leistungen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) im letzten Lebensjahr lag zwischen 16,5 % und 46,0 %, während zwischen 2,6 % und 18,2 % der Ver- storbenen im letzten Lebensjahr eine Verordnung für spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) erhalten haben. • Im Median lagen zwischen der ersten AAPV-Leistung und dem Todeszeitpunkt zwischen 20,0 und 130,0 Tage, wobei die Initiierung von SAPV zwischen 15,5 und 44,0 Tagen vor dem Todeszeitpunkt erfolgte. • Die Bevölkerungsdichte, die Geschlechterverteilung, das Alter der Verstorbenen sowie die Anzahl von SAPV-Teams könnten Erklärungsansätze für die regionalen Unterschiede bieten und sollten wei- ter untersucht werden. Hintergrund Radbruch et al. haben in Deutschland auf Basis von GKV-Routinedaten aus den Jahren 2010 bis Schätzungen legen nahe, dass ca. 75 % aller 2014 regionale Unterschiede in der Versorgung Menschen am Lebensende eine Palliativversor- am Lebensende mithilfe von Qualitätsindikato- gung (PV) benötigen [1, 2]. In Deutschland wird ren untersucht [12]. Diese und weitere Analy- im ambulanten Sektor üblicherweise zwischen sen haben eine insgesamt heterogene PV sowie allgemeiner und spezialisierter ambulanter PV einen Fokus auf kurativer Versorgung einher- (AAPV und SAPV) unterschieden [3]. In der SAPV gehend mit einer palliativen Unterversorgung kommen interdisziplinäre Palliativteams bei gezeigt [12, 13]. Zusätzlich wurde PV häufig erst Patientinnen und Patienten mit besonders kom- spät im Versorgungsverlauf bedacht [12, 14], plexen Symptomen und Problemen zum Einsatz obwohl die positiven Effekte einer frühzeitigen [4, 5]. Seit dem Jahr 2007 und der Einführung Initiierung vielfach aufgezeigt wurden [15 – 19]. des Wettbewerbsstärkungsgesetzes [6] für die Der Zugang zu PV ist von hoher Bedeutung [20], gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gibt es scheint jedoch zwischen verschiedenen Patien einen individuellen Leistungsanspruch für SAPV; tengruppen und geographischen Regionen die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen unterschiedlich ausgeprägt zu sein [14, 21, 22]. Bundesausschusses gibt hierbei den gesetzlichen So gibt es beispielsweise Hinweise auf eine ein- Rahmen vor [7]. Während etwa 10 % bis 15 % geschränkte PV in ländlichen Regionen [23, 24], aller Menschen am Lebensende eine SAPV benö- denen jedoch Analysen entgegenstehen, die tigen, kann die Mehrheit im Rahmen der AAPV keine systematischen Unterschiede zwischen betreut werden [3, 5]. AAPV wird in Deutschland Gebieten mit unterschiedlicher Bevölkerungs- hauptsächlich in der hausärztlichen Versorgung dichte gefunden haben [25, 26]. Es gibt derzeit von Patientinnen und Patienten mit geringer bis keine Analysen zu regionalen Unterschieden in mittlerer Symptomintensität erbracht [4, 5]. Seit der ambulanten PV auf Ebene der Landkreise 2013 kann die AAPV in Deutschland mit eigenen bzw. kreisfreien Städte Niedersachsens. Ziffern im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgerechnet werden [8]. Zusätzlich gibt Ziel dieser Arbeit ist es zu explorieren, inwiefern es seit dem Jahr 2017 die Versorgungsform der regionale Unterschiede in der ambulanten PV besonders qualifizierten und koordinierten pal- bestehen. Die Exploration erfolgt exemplarisch liativmedizinischen Versorgung (BQKPMV) für für das Flächenland Niedersachsen anhand aus- Menschen mit besonderem Versorgungsbedarf gewählter Qualitätsindikatoren für die Versor- aber ohne SAPV-Indikation. Die BQKMPV soll die gung am Lebensende. Kooperation zwischen den an der Versorgung beteiligten Professionen stärken [9]. Methodik Im Jahr 2015 wurden mit dem Hospiz- und Pallia- tivgesetz neue Regelungen eingeführt, die unter Studiendesign anderem zu einem Ausbau der AAPV und einer Die retrospektive Sekundärdatenanalyse von Regulierung der SAPV beitragen sollten [10, 11]. GKV-Daten wurde im Rahmen einer deskriptiven Inwiefern dies zu den gewünschten Veränderun- Querschnittsanalyse durchgeführt. Diese Ana- gen in der ambulanten PV beigetragen hat, ist lyse ist im Kontext des vom Innovationsfonds des bisher unklar. Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 4
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Interventionsprojektes „Optimale Versorgung der ICD-10-Codes wurde durch ein interdiszi- am Lebensende“ (OPAL) [27] entstanden, wel- plinäres Expertengremium so angepasst, dass ches die Weiterentwicklung der Versorgung am akute Diagnosen, Risikofaktoren, zu chronischer Lebensende in zwei Landkreisen Niedersachsens Erkrankung führende Zustände sowie Erkran- zum Ziel hat. Die Darstellung in dieser Arbeit kungen ohne potenziellen palliativen Bedarf aus folgt dem RECORD Statement (Reporting of stu- klinischer Perspektive ausgeschlossen wurden dies Conducted using Observational Routinely- (Tabelle 1). collected Data) [28]. Qualitätsindikatoren Setting Die Daten der Verstorbenen wurden auf Basis Im Mai 2020 lebten in Niedersachsen insgesamt anerkannter Qualitätsindikatoren für die Beurtei 7.993.933 Menschen [29]. Das Bundesland ist ein lung der ambulanten PV im letzten Lebensjahr Flächenland und weist analog zu vielen anderen analysiert, die bereits in nationaler und inter- Regionen Deutschlands eine gemischt städtisch- nationaler Literatur beschrieben worden sind ländliche Bevölkerungs- und Infrastruktur auf. [12, 37, 38]. Die gewählten Qualitätsindikato- Die Verwaltungseinheiten in Niedersachsen sind ren stammen vorwiegend aus den Analysen von in 38 Landkreise und sieben kreisfreie Städte auf- Radbruch et al. [12], wobei sich die vorliegende geteilt [30]. Im Jahr 2018 sind in Niedersachsen Analyse auf folgende Indikatoren zur ambulan- insgesamt 96.165 Menschen verstorben [31]. ten PV im letzten Lebensjahr fokussiert: Datenbasis und Studienpopulation • Anteil von Verstorbenen mit AAPV-Leistungen Die AOK Niedersachsen (AOK-N) ist mit mehr als (EBM-Ziffern 03370/04370, 03371/04371, 2,8 Millionen Versicherten (ca. 35 % der Gesamt- 03372/04372, 03373/04373) bevölkerung des Bundeslandes) die größte • Abstand von der ersten AAPV-Leistung bis gesetzliche Krankenversicherung in Niedersach- zum Todeszeitpunkt sen [32]. Für die vorliegende Studie wurden • Anteil von Verstorbenen mit SAPV-Verord Daten von in den Jahren 2016 bis 2018 verstor- nungen (EBM-Ziffern 01425 und 01426) benen Versicherten der AOK-N analysiert. Dies • Abstand von der ersten SAPV-Verordnung bis entspricht den zum Zeitpunkt der Analyse aktu- zum Todeszeitpunkt ellsten verfügbaren Daten. Folgende Einschluss- • Anteil von Verstorbenen mit SAPV, die diese kriterien wurden zugrunde gelegt: erstmals in den letzten drei Lebenstagen erhalten haben • durchgehende Versicherung bei der AOK-N mindestens im gesamten Kalenderjahr vor Der Anteil von Verstorbenen mit BQKPMV wurde dem Tod in dieser Analyse nur beispielhaft für im Jahr • Alter zum Todeszeitpunkt mindestens 18 Jahre 2018 Verstorbene betrachtet, da deren Abrech- • Vorliegen mindestens einer chronisch pro- nung erstmals im vierten Quartal 2017 auf Basis gredienten Erkrankung bzw. eines relevanten Diagnosecodes • Wohnsitz zum Todeszeitpunkt in Nieder- sachsen Tabelle 1: Diagnosecodes und Erkrankungsgruppen • Landkreiszuordnung des Wohnsitzes möglich gemäß ICD-10 Erkrankungen wurden über die Codes der Inter- ICD-10-Codes Erkrankungsgruppen national Statistical Classification of Diseases and B20 – B24 HIV / AIDS Related Health Problems – 10th Revision (ICD-10) C00 – C97 Maligne Neubildungen definiert. Im ambulanten Sektor musste eine I25, I27, I28, I31, I32, Herzerkrankungen gesicherte Diagnose in mindestens zwei von den I38, I42 – I52 fünf Quartalen vor dem Tod vorkommen (Quar- I60 – I64, I67 – I69 Zerebrovaskuläre tal des Todes und die vier vorherigen Quartale; Erkrankungen sogenanntes M2Q-Kriterium), um als Erkrankung N18, N28 Nierenerkrankungen zu gelten. Im Falle von Diagnosen aus dem sta- K70 – K77 Lebererkrankungen tionären Sektor (Haupt- und Nebendiagnosen) J41 – J45, J47, J96, E84 Atemwegserkrankungen reichte eine einmalige Diagnosestellung aus. G10, G12, G20, G23, Neurodegenerative Alle nicht chronischen Erkrankungen wurden G35, G71 Erkrankungen ausgeschlossen [33, 34]. Die Liste an Diagnosen wurde mithilfe der ICD-10 und auf Basis von frü- F00, F01, F03, G30, R54 Demenz, Alzheimer, heren Studien vordefiniert [35, 36]. Die Liste Senilität / Frailty Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 5
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen der entsprechenden Vereinbarung [9] möglich Aufspaltung der gesamten Stichprobe in Lern- war. Die Ergebnisse hierzu wurden übergeordnet und Teststichprobe k-mal ohne Überschneidung für das gesamte Bundesland dargestellt. durchgeführt wird. Für die Lernstichproben wer- den k Bäume erzeugt, die anhand der Teststich- Datenanalyse proben evaluiert werden und dann dazu dienen, Die Daten wurden deskriptiv analysiert. Zur Ein- den Baum der gesamten Stichprobe zu stutzen ordnung der Werte anhand von Kartendiagram- (pruning), sodass die Knoten wegfallen, die nur men wurden außerdem Gefälle beschrieben, wenige Informationen zur Aufspaltung beitra- die auf Basis grafischer Betrachtung entstanden gen. Als Einflussfaktoren (Prädiktoren) wurden sind. Zusätzlich wurden bivariate Analysen zur die Geschlechterverteilung, das mittlere Alter Untersuchung von potenziellen Zusammenhän- zum Todeszeitpunkt, der Anteil von Verstorbe- gen zwischen den Qualitätsindikatoren durch- nen mit onkologischen Erkrankungen sowie die geführt. Hierzu wurde Pearsons Korrelations Anzahl von Einwohnenden (EW) pro Quadrat koeffizient (r) als Maß genutzt. Die Interpretation kilometer und damit die Bevölkerungsdichte, die der Korrelation wurde in Anlehnung an die Richt- Anzahl von Hausärztinnen und Hausärzten pro linien von Cohen vorgenommen [39], wobei 100.000 EW sowie die Anzahl von SAPV-Teams Werte zwischen 0,10 und 0,29 als geringe, Werte berücksichtigt. Für den Qualitätsindikator zum zwischen 0,30 und 0,49 als moderate und solche Anteil der Verstorbenen mit SAPV, die diese erst- größer als 0,5 als starke Korrelation bewertet malig in den letzten drei Lebenstagen erhalten wurden. Um Untergruppen an Landkreisen bzw. haben, wurde keine CART-Analyse durchgeführt. kreisfreien Städten zu identifizieren, die sich hin- sichtlich der Qualitätsindikatoren unterscheiden, Die deskriptiven und bivariaten Analysen wur- wurde eine Classification and Regression Tree den mithilfe des Statistical Package for Social Analysis (CART-Analyse) durchgeführt. Die CART- Sciences Version 26 (SPSS Inc., Chicago, IL / USA) Analyse ermöglicht das Aufdecken von komple- durchgeführt, während für die CART-Analysen xen Interaktionen oder Mustern, was mittels das Programm CART® Version 8 genutzt wurde. klassischer statistischer Verfahren häufig nicht Die kartografische Darstellung erfolgte mit möglich ist [40]. Die CART-Analyse ist vertei- Microsoft Excel 2019. lungsfrei, d. h. es werden keine Annahmen über die zugrunde liegende Verteilung der Einfluss- Ethik und Datensicherheit faktoren gemacht. Da die Zielparameter stetig Das übergeordnete Forschungsprojekt OPAL sind, werden Regressionsbaumanalysen durch- wurde durch die Ethikkommission der Medizini- geführt. Das Ziel der Regressionsbaumanalyse schen Hochschule Hannover genehmigt (Ethik- ist es, anhand der Einflussfaktoren (Prädiktoren) votum Nr. 8038_BO_K_2018 vom 16.08.2018). möglichst disjunkte Untergruppen (Knoten) zu Die vorliegende Arbeit basiert auf routinemäßig finden, bei denen sich die Mittelwerte (Erwar- erfassten Daten, deren wissenschaftliche Nut- tungswerte) der Zielvariablen deutlich voneinan- zung durch das Landesgesetz geregelt ist. Der der unterscheiden, während die Streuung inner- Datensicherheitsbeauftragte der AOK-N hat die halb der Untergruppe möglichst klein sein soll. Erlaubnis für die Nutzung der Daten gegeben. Als Kriterium zur optimalen Aufspaltung wird das Least Squares-Verfahren angewandt, d. h. Die Daten wurden durch die AOK-N aufbereitet die Summe der quadratischen Abweichungen und anonymisiert zur Verfügung gestellt. Das der Beobachtungen zum Erwartungswert (SSE) Projektteam hat das Vorgehen zur Anonymisie- des jeweiligen Knotens soll minimiert werden. rung vorab diskutiert und festgelegt. So wurden Der Prädiktor bzw. Trennwert eines Prädiktors z. B. Altersgruppen so breit wie möglich gefasst, bei dem die SSE den minimalen Wert hat, wird damit eine Rückverfolgung von einzelnen Ver- als Trennpunkt ausgewählt. Der Prozess wird storbenen nicht möglich war. Die Zuordnung der iterativ fortgesetzt, bis die SSE nicht mehr um Verstorbenen zu den Landkreisen bzw. kreis- einen Mindestbetrag reduziert wird. Die Folge freien Städten wurde von der AOK-N vorgenom- der Aufspaltungen wird in Form eines binären men, um wiederum eine Rückverfolgbarkeit Baums dargestellt. Insbesondere Regressions- aufgrund kleiner Fallzahlen zu verhindern. Die baumanalysen können in sehr große Bäume mit Daten wurden auf einem passwortgeschützten vielen Endpunkten resultieren, was zum Pro institutionellen Server mit Zugriffsbeschrän- blem des sogenannten Overfittings führen kann. kung verwahrt, der nur dem OPAL-Studienteam Um die Komplexität des Baums, d. h. die Anzahl zugänglich war. der Endknoten zu limitieren wurde eine 10-fache Kreuzvalidierung angewandt. Die Grundidee der k-fachen Kreuzvalidierung besteht darin, dass die Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 6
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Ergebnisse Tabelle 2: Demografische Merkmale der Beschreibung der Stichprobe Verstorbenen Daten von insgesamt 96.287 verstorbenen Versicherten der AOK-N wurden in die Ana- Merkmal n % lyse einbezogen (2016: 32.400; 2017: 31.789; Geschlecht 2018: 32.098). Das mittlere Alter zum Todes- weiblich 52.203 54,2 zeitpunkt lag bei 80,1 Jahren (Standardabwei- männlich 44.084 45,8 chung, SD 11,9). Das mittlere Alter weiblicher Verstorbener lag bei 82,9 Jahren (SD 11,2) und Altersgruppe das der männlichen Verstorbenen bei 76,7 Jah- 18 – 50 1.950 2,0 ren (SD 11,9). Abbildung 1 zeigt den Ein- und Aus- 51 – 60 5.542 5,8 schluss von Verstorbenen. In Tabelle 2 sind die 61 – 70 10.836 11,3 demografischen Merkmale der Studienpopula- 71 – 80 22.563 23,4 tion dargestellt. 81 – 90 37.595 39,0 > 90 17.801 18,5 Qualitätsindikatoren zur allgemeinen Erkrankungsgruppe* ambulanten Palliativversorgung HIV / AIDS 82 0,1 In ganz Niedersachsen lag der Anteil von Ver- Maligne Neubildungen 33.336 34,6 storbenen mit AAPV-Leistungen im letzten Lebensjahr bei 27,3 % (n = 26.266 Verstorbene). Herzerkrankungen 71.339 74,1 Auf regionaler Ebene verzeichneten das Fries- Zerebrovaskuläre Erkrankungen 27.835 28,9 land (46,0 %), die Grafschaft Bentheim (40,2 %) Nierenerkrankungen 38.614 40,1 und die Wesermarsch (37,2 %) die höchsten und Lebererkrankungen 15.054 15,6 Lüchow-Dannenberg (16,5 %), Hameln-Pyrmont Atemwegserkrankungen 45.073 46,8 (18,7 %) und die Stadt Salzgitter (20,0 %) die Neurodegenerative Erkrankungen 6.172 6,4 niedrigsten Werte (Tabelle A-1). Der Anteil von Demenz, Alzheimer, Senilität / Frailty 47.224 49,0 Verstorbenen mit AAPV stellte sich im Westen Versterben im Krankenhaus Niedersachsens tendenziell höher dar, während ja 47.058 48,9 dieser im Osten mit wenigen Ausnahmen gerin- ger war (Abbildung 2A) nein 49.229 51,1 * mindestens eine valide Diagnose in dieser Gruppe N = 110.128 in 2016 bis 2018 verstorbene Versicherte der AOK Niedersachsen • 2016 n = 36.102 • 2017 n = 36.855 Ausgeschlossen (n = 13.841): • 2018 n = 37.171 • im Jahr vor dem Tod nicht durchgängig versichert (n = 1.709) • Alter zum Todeszeitpunkt < 18 Jahre (n = 529) • keine valide chronisch progrediente E rkrankung (n = 6.931) • Wohnort zum Todeszeitpunkt nicht in Niedersachsen (n = 4.587) N = 96.287 in 2016 bis 2018 verstorbene Versicherte • keine Landkreiszuordnung des Wohnsitzes der AOK Niedersachsen analysiert möglich (n = 85) • 2016 n = 32.400 • 2017 n = 31.789 • 2018 n = 32.098 Abbildung 1: Flussdiagramm für den Ein- und Ausschluss von in den Jahren 2016 bis 2018 verstorbenen Versicherten der AOK Niedersachsen Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 7
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen A: Anteil mit AAPV (%) B: AAPV Abstand zum Tod im Median (Tage) C: Anteil mit SAPV (%) D: SAPV Abstand zum Tod im Median (Tage) E: Anteil mit SAPV letzte 3 Tage (%) Abbildung 2: Anteil von Verstorbenen mit Leistungen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV) im letzten Lebensjahr (2A); Abstand von der ersten AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt (2B); Anteil von Verstorbenen mit Verordnungen für spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) im letzten Lebens- jahr (2C); Abstand von der ersten SAPV-Verordnung bis zum Todeszeitpunkt (2D); Anteil von Verstorbenen mit erstmaliger SAPV-Verordnung in den letzten drei Lebenstagen (2E) Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 8
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Der Abstand zwischen der ersten AAPV-Leistung Im Landesdurchschnitt erhielten 12,8 % und dem Todeszeitpunkt lag in Niedersachsen (n = 1.129) der Verstorbenen mit SAPV die Ver- im Median bei 47,0 Tagen (Interquartilbereich, ordnung erstmalig in den letzten drei Lebens- IQB 160,0) und im Mittel bei 104,7 Tagen tagen. Bezüglich der Initiierung von SAPV in (SD 118,5). Aufgrund der breiten Streuung wird den letzten drei Lebenstagen zeichneten sich auf regionaler Ebene lediglich der Median ange- die Städte Wilhelmshaven (1,7 %) und Emden geben. Den längsten Abstand von der ersten (6,3 %) sowie der Landkreis Peine (6,5 %) durch AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt gab es die geringsten Werte aus, während Lüneburg im Friesland (130 Tage), in der Stadt Osnabrück (19,4 %), Uelzen (19,3 %) und Harburg (18,1 %) (85 Tage) und der Wesermarsch (73 Tage), wäh- die höchsten Werte aufwiesen (Tabelle A-1). Ins- rend in Hameln-Pyrmont (20 Tage), Lüchow- gesamt zeigten der Nordosten sowie Westen Dannenberg (23,5 Tage) und Holzminden Niedersachsens hohe Anteile von Verstorbenen (28 Tage) der kürzeste Abstand zu verzeichnen mit erstmaliger SAPV in den letzten drei Lebens- war (Tabelle A-1). Der Abstand von der ersten tagen, während in der Mitte sowie südlich klei- AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt zeigte nere Werte auffielen (Abbildung 2E). innerhalb Niedersachsens im Median – analog zur Anzahl von AAPV-Leistungen – ein West-Ost- Besonders qualifizierte und koordinierte Gefälle (Abbildung 2B). Im Westen Niedersach- palliativmedizinische Versorgung sens bestand mit wenigen Ausnahmen ein län- Von allen im Jahr 2018 verstorbenen Versi- gerer Abstand von der ersten AAPV-Leistung bis cherten der AOK-N wurde bei 4,2 % im letzten zum Todeszeitpunkt, während dieser in Richtung Lebensjahr eine Ziffer für BQKPMV abgerech- Osten tendenziell abnimmt. net. In den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten reichte der Wert von 0,4 % in Vechta bis 13,2 % Qualitätsindikatoren zur spezialisierten ambu- im Friesland. lanten Palliativversorgung Insgesamt 9,2 % (n = 8.846) der Verstorbenen Bivariate Analysen in Niedersachsen erhielten im letzten Lebens- Zwischen dem Anteil von Verstorbenen mit jahr eine SAPV-Verordnung. Lüneburg (18,2 %), AAPV und dem Anteil von Verstorbenen mit Gifhorn (18,0 %) und Uelzen (15,8 %) wiesen die SAPV im letzten Lebensjahr zeigt sich eine höchsten Anteile von Verstorbenen mit SAPV auf. moderate negative Korrelation (r = ‒0,44; Abbil- In der Grafschaft Bentheim (2,6 %), dem Fries- dung 3). So wurden in Landkreisen bzw. kreis- land (3,2 %) und Hildesheim (4,5 %) bekamen freien Städten, in denen mehr AAPV-Leistungen die wenigsten Verstorbenen im letzten Lebens- abgerechnet wurden, zugleich weniger SAPV- jahr SAPV-Verordnungen (Tabelle A-1). Insgesamt Verordnungen ausgestellt. Zwischen dem Anteil zeigte sich im östlichen Niedersachsen sowie im von Verstorbenen mit AAPV und dem Abstand äußersten Westen ein höherer Anteil von Ver- von der ersten AAPV-Leistung bis zum Todeszeit- storbenen mit SAPV-Verordnungen im letzten punkt zeigte sich eine starke positive Korrelation Lebensjahr, während in der Mitte des Bundes- (r = 0,67; Abbildung 4). Ein größerer Anteil von landes sowie im Norden und Süden weniger ver- AAPV-Leistungen ging demnach mit einem län- ordnet wurde (Abbildung 2C). geren Abstand zum Todeszeitpunkt einher. Zwischen der ersten SAPV-Verordnung und dem CART-Analysen Todeszeitpunkt vergingen in Niedersachsen In Tabelle A-2 werden die untersuchten Einfluss- im Median 25,0 Tage (IQB 62,0) und im Mittel faktoren deskriptiv dargestellt. Bezüglich des 55,3 Tage (SD 74,7). Im Median zeigten die Stadt Anteils von Verstorbenen mit AAPV zeigt sich, Wilhelmshaven (44 Tage) sowie die Landkreise dass diese bei einer Bevölkerungsdichte von Peine (43 Tage) und Göttingen (36 Tage) den größ- ≤ 105 EW / km2 im Mittel 23,4 % der Verstor- ten Abstand von der ersten SAPV-Verordnung benen im letzten Lebensjahr erhalten haben. bis zum Todeszeitpunkt, während Osterholz Wenn die Bevölkerungsdichte > 105 EW / km2 (15,5 Tage), Uelzen (16,5 Tage) und der Landkreis und das mittlere Alter der Verstorbenen bei Oldenburg (17 Tage) den geringsten Abstand > 80,5 lag, haben mit 34,4 % deutlich mehr Ver- aufwiesen (Tabelle A-1). Bei dem Abstand von der storbene AAPV-Leistungen in Anspruch genom- ersten SAPV-Verordnung bis zum Todeszeitpunkt men (Abbildung 5A). Bei dem Anteil von Ver- war in der grafischen Betrachtung kein eindeu storbenen mit SAPV-Verordnungen stellt sich tiges Muster erkennbar (Abbildung 2D). heraus, dass im Falle eines Anteils männlicher Verstorbener von > 46,5 % im Mittel 12,0 % im letzten Lebensjahr SAPV-Verordnungen erhal- ten haben (Abbildung 5B). Der Abstand von der Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 9
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen 50,0 45,0 Anteil von Verstorbenen mit AAPV 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0 20,0 Anteil von Verstorbenen mit SAPV 1 Abbildung 3: Streudiagramm zur Korrelation zwischen dem Anteil von Verstorbenen mit allgemeiner und spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (AAPV und SAPV) im letzten Lebensjahr in Niedersachsen 50,0 Anteil von Verstorbenen mit AAPV 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 120,0 140,0 Abstand von erstmaliger AAPV bis zum Tod Abbildung 4: 1Streudiagramm zur Korrelation zwischen dem Anteil von Verstorbenen mit allgemeiner ambulan- ter Palliativversorgung (AAPV) und dem Abstand von der ersten AAPV-Leistung bis zum Tod in Niedersachsen A B Knoten 1 Knoten 1 MW = 27,7 MW = 9,6 SD = 6,0 SD = 3,8 N = 45 N = 45 Bevölkerungsdichte ≤ 105 Bevölkerungsdichte > 105 Anteil männlich ≤ 46,5 Anteil männlich > 46,5 Endknoten 1 Knoten 2 Endknoten 1 Endknoten 2 MW = 23,4 MW = 28,7 MW = 8,8 MW = 12,0 SD = 4,5 SD = 5,8 SD = 3,1 SD = 4,3 N=9 N = 36 N = 33 N = 12 Mittleres Alter ≤ 80,5 Mittleres Alter > 80,5 Endknoten 2 Endknoten 3 MW = 27,1 MW = 34,4 SD = 4,6 SD = 6,0 N = 28 N=8 Abbildung 5: CART-Analysen zur Anzahl von Verstorbenen mit Leistungen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung im letzten Lebensjahr (5A) und zur Anzahl von Verstorbenen mit Verordnungen für spezialisierte ambulante Palliativversorgung im letzten Lebensjahr (5B) MW, Mittelwert; N, Anzahl der Landkreise / kreisfreien Städte; SD, Standardabweichung Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 10
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen A B Knoten 1 Knoten 1 MW = 48,0 MW = 25,3 SD = 18,2 SD = 6,3 N = 45 N = 45 Anteil männlich ≤ 45,0 Anteil männlich > 45,0 Bevölkerungsdichte ≤ 180,0 Bevölkerungsdichte > 180,0 Endknoten 1 Knoten 2 Endknoten 1 Endknoten 2 MW = 39,1 MW = 52,1 MW = 23,5 MW = 29,0 SD = 6,4 SD = 20,3 SD = 5,0 SD = 6,9 N = 14 N = 31 N = 30 N = 15 Anzahl SAPV-Teams ≤ 1 Anzahl SAPV-Teams > 1 Endknoten 2 Endknoten 3 MW = 48,5 MW = 66,8 SD = 14,4 SD = 31,4 N = 25 N=6 Abbildung 6: CART-Analysen zum Abstand von der ersten Leistung der allgemeinen ambulanten Palliativver- sorgung bis zum Todeszeitpunkt (6A) und zum Abstand von der ersten Verordnung für spezialisierte ambulante Palliativversorgung bis zum Todeszeitpunkt (6B) MW, Mittelwert; N, Anzahl der Landkreise / kreisfreien Städte; SAPV, spezialisierte ambulante Palliativversorgung; SD, Standardabweichung ersten AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt Hauptergebnisse lag in Landkreisen bzw. kreisfreien Städten mit Der Vergleich der Landkreise bzw. kreisfreien einem Anteil männlicher Verstorbener ≤ 45,0 % Städte zeigt ein heterogenes Bild. Sowohl der bei im Mittel 39,1 Tagen. Wenn jedoch der Anteil von Verstorbenen mit AAPV im letzten Anteil männlicher Verstorbener > 45,0 % und Lebensjahr als auch der Abstand von der ersten die absolute Anzahl von SAPV-Teams > 1 war, AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt weist im wurde AAPV bereits im Mittel 66,8 Tage vor Vergleich der Landkreise bzw. kreisfreien Städte dem Todeszeitpunkt und damit deutlich früh- ein West-Ost-Gefälle innerhalb Niedersachsens zeitiger initiiert (Abbildung 6A). In Landkreisen auf. In Regionen, in denen viel AAPV erbracht bzw. kreisfreien Städten mit einer Bevölkerungs- wurde, wurde zugleich weniger SAPV verord- dichte > 180 EW / km² wurde SAPV mit im Mittel net. Mehr AAPV-Leistungen gingen mit einem 29,0 Tagen vor dem Todeszeitpunkt früher initi- längeren Abstand der AAPV zum Todeszeitpunkt iert (Abbildung 6B). einher. Im Osten und Westen Niedersachsens wurde mehr SAPV verordnet als im Norden und Insgesamt zeigen demnach die Bevölkerungs- Süden, wobei bei dem Abstand von der ersten dichte, die Geschlechterverteilung, das Alter der SAPV-Verordnung bis zum Todeszeitpunkt kein Verstorbenen sowie die Anzahl von SAPV-Teams eindeutiges Muster erkennbar war. Bei dem in den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Anteil von Verstorbenen mit SAPV und erst- einen Zusammenhang mit Qualitätsindikatoren maliger Initiierung in den letzten drei Lebens für die ambulante PV. Der Anteil von Menschen tagen ist ein Gefälle von Nordost in Richtung mit onkologischen Erkrankungen sowie die Süd erkennbar. Insbesondere die Bevölkerungs- Dichte von Hausärztinnen und Hausärzten wei- dichte, die Geschlechterverteilung, das Alter der sen hingegen keine relevanten Zusammenhänge Verstorbenen sowie die Anzahl von SAPV-Teams mit den Qualitätsindikatoren auf. zeigen Zusammenhänge mit den ausgewählten Qualitätsindikatoren. Diskussion Anteil von Verstorbenen mit allgemeiner ambulanter Palliativversorgung Diese Analyse exploriert erstmals anhand ausge- Insgesamt bleibt der Anteil von Verstorbenen wählter Qualitätsindikatoren für die Versorgung mit AAPV im letzten Lebensjahr in allen Regio am Lebensende das Ausmaß regionaler Unter- nen Niedersachsens hinter dem geschätzten schiede in der ambulanten PV im Flächenland Bedarf zurück [41, 42]. Eine wesentliche Barri- Niedersachsen. ere für die Erbringung von AAPV durch Hausärz tinnen und Hausärzte ist der große Aufwand Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 11
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen in der Versorgungspraxis [43], obwohl AAPV Die Unterschiede zwischen den Landkreisen bzw. gemäß Definition [44] Patientinnen und Patien- kreisfreien Städten in Bezug auf die SAPV könn- ten mit eher niedrigem bis mittlerem Versor- ten außerdem aufgrund von regionalen Beson- gungsbedarf adressiert. Der steigende Bedarf an derheiten, z. B. durch unterschiedliche Koopera- AAPV wird nach derzeitigem Stand nicht durch tionsbeziehungen, Strukturen und Prozesse der eine Zunahme an Arbeitskraft aufseiten des SAPV-Teams zustande kommen [53, 54]. Obwohl hausärztlichen Personals gedeckt und zeitliche es Musterverträge für SAPV gibt, handelt es sich Zwänge erschweren die hausärztliche Arbeit zum Teil lediglich um einen Rahmen, dessen tat- zusätzlich [43, 45, 46]. Obwohl die Gesamtzahl sächliche Ausgestaltung von den Krankenkassen der nieder gelassenen Ärztinnen und Ärzte in und dem jeweiligen SAPV-Team verhandelt wird Niedersachsen in den vergangenen Jahren ste- [55]. Zusätzlich kann das Geschlecht der Verstor- tig zugenommen hat, beschränkt sich dieser benen ein bedeutsamer Faktor für die Anzahl Zuwachs hauptsächlich auf die fachärztliche Ver- an SAPV-Verordnungen sein. Ein höherer Anteil sorgung, während die Zahlen im hausärztlichen von männlichen Verstorbenen in den Landkrei- Bereich rückläufig sind [47, 48]. In Niedersachsen sen bzw. kreisfreien Städten ging mit einem sind zahlreiche Hausarztsitze unbesetzt [48]. Für höheren Anteil von SAPV-Verordnungen einher. den ländlichen Raum stellt der drohende und Dies kann darin begründet sein, dass Männer teilweise bereits bestehende Mangel an haus- auch bei schwerer Krankheit häufiger bis zum ärztlicher Versorgung ein Problem dar, welches Lebensende von ihren Ehefrauen und / oder sich gemäß aktuellen Prognosen in den kom- (Schwieger-)Töchtern in der Häuslichkeit ver- menden Jahren weiter verstärken wird [47, 49, sorgt werden. Diese Annahme wird durch den 50]. Auch wenn die Hausarztdichte in der vorlie- höheren Anteil von in der Häuslichkeit verster- genden Analyse keinen empirischen Zusammen- benden Männern gestützt [56, 57]. hang mit den Qualitätsindikatoren zeigt, sollte diese in Zukunft nicht weiter abnehmen, um die Wechselspiel von allgemeiner und spezialisier- Versorgung am Lebensende nicht zu gefährden. ter ambulanter Palliativversorgung Die Bevölkerungsdichte scheint hingegen für die Die vorliegende Analyse deutet auf ein Wechsel Anzahl von AAPV-Leistungen bedeutsam zu sein, spiel zwischen AAPV und SAPV hin. In Regionen, da in Regionen mit geringerer Bevölkerungs- in denen mehr AAPV-Leistungen erbracht wur- dichte weniger AAPV-Leistungen erbracht wur- den, wurde zugleich weniger SAPV verordnet. den. Dies stützt die Annahme, dass besonders Obwohl AAPV und SAPV aufeinander aufbauen in strukturschwachen, ländlichen Regionen die sollen, stellt sich das Nebeneinander der Ver- Versorgung erschwert zu sein scheint und die sorgungsformen in der Praxis häufig als pro räumliche Fehlverteilung der Versorgungskapa- blembehaftet dar. SAPV kann sowohl entlastend zitäten eine Rolle spielt [51]. als auch konkurrierend von dem an der AAPV beteiligten Personal wahrgenommen werden Anteil von Verstorbenen mit spezialisierter und die unklaren Rollenverteilungen sowie die ambulanter Palliativversorgung Überschneidung der Tätigkeitsbereiche bergen In einigen Landkreisen bzw. kreisfreien Städten Konfliktpotenzial [55, 58 – 60]. Frühere Analysen stimmt der Anteil der Verstorbenen mit SAPV- legen nahe, dass die Entscheidungsfindung und Verordnungen im letzten Lebensjahr mit dem in die Abgrenzungsfrage AAPV / SAPV im ärztlichen Studien dargelegten geschätzten Bedarf über- Alltag durch verschiedenste Faktoren beein- ein [3, 5], in anderen jedoch nicht. Die starken flusst wird [61]. So spielen auf der einen Seite Schwankungen zwischen den Landkreisen bzw. patientenbezogene Faktoren, wie z. B. die Pro- kreisfreien Städten könnten durch die unter- gnose von Krankheitsverläufen oder schwierig schiedliche Verfügbarkeit von SAPV-Teams vorhersehbare Krisensituationen, und auf der beeinflusst sein. So gibt es in sechs Landkreisen anderen Seite prozessbezogene Probleme, wie bzw. kreisfreien Städten kein SAPV-Team [52], z. B. Informationsdefizite und Schwierigkeiten während einige Regionen Niedersachsens im bei der Kommunikation, eine Rolle [61]. Verhältnis zur Fläche und zur Bevölerungszahl ausreichend versorgt zu sein scheinen. Nichts- Verspätete ambulante Palliativversorgung destotrotz lässt sich in der CART-Analyse kein Die vorliegende Analyse zeigt, dass sowohl AAPV Zusammenhang zwischen den Qualitätsindika- als auch SAPV in fast allen Landkreisen bzw. toren zur SAPV und der Anzahl von SAPV-Teams kreisfreien Städten eher spät im Versorgungs- feststellen. verlauf und vor allem in den letzten Lebenswo- chen initiiert werden. Der Nutzen einer frühzeiti- gen Initiierung von PV im Hinblick auf zahlreiche wichtige Endpunkte wie die Lebensqualität oder Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 12
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen die Symptomlast ist hinreichend belegt [62 – 64]. bzw. kreisfreie Städte jedoch eine wichtige Limi- Nichtsdestotrotz empfinden es Ärztinnen und tation. Die Region Hannover beispielsweise ist Ärzte häufig als schwierig, den richtigen Zeit- mit einer Bevölkerungszahl von über einer Mil- punkt für die Initiierung von PV insbesondere lion eine überproportional große Region, die aufgrund prognostischer Unsicherheiten zu sowohl eine Großstadt als auch viele eher länd- erkennen [14, 65, 66]. lich geprägte Regionen mit einbezieht. Mög- licherweise sind die CART- Analysen aufgrund Die bivariaten Analysen legen nahe, dass ein dieser Gegebenheiten ungenau. Die Zahlen zur größerer Anteil von Verstorbenen mit AAPV mit BQKMPV werden der Vollständigkeit halber auf- einer frühzeitigeren Initiierung verbunden ist. geführt. Die entsprechenden Abrechnungszif- Dies könnte darauf hindeuten, dass eine stärkere fern wurden jedoch erst im Jahr 2017 eingeführt Sensibilisierung für palliative Bedarfe bei häufi- und konnten erstmalig im vierten Quartal 2017 gerer Abrechnung von AAPV zu einer frühzei abgerechnet werden [9]. Bei Betrachtung von im tigeren Initiierung führen kann. Für den Einfluss Jahr 2018 Verstorbenen kann das letzte Lebens- einer Sensibilisierung für palliative Bedürfnisse jahr jedoch weit in das Jahr 2017 hineinreichen, spricht außerdem, dass der Abstand von der weshalb die in dieser Arbeit dargestellten Zahlen ersten AAPV-Leistung bis zum Todeszeitpunkt zur BQKMPV lediglich erste Hinweise geben. in Regionen mit mehr als einem SAPV-Team grö- ßer ist. Es ist möglich, dass eine höhere Anzahl Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Darstel- von SAPV-Teams zu einer stärkeren Sensibili- lung der Qualitätsindikatoren zur ambulanten sierung beitragen kann und diese so den Zeit- PV in den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten punkt der Initiierung von AAPV beeinflusst. Bei ein Benchmarking ermöglicht. Dies erlaubt im der Ergründung von Ursachen für die regionalen Vergleich mit anderen Studien oder Folgeanaly- Unterschiede bei dem Zeitpunkt der Initiierung sen eine Überprüfung der Entwicklungen im zeit- sollten in Folgestudien neben der Anzahl von lichen Verlauf. Besonders hervorzuheben ist der SAPV-Teams auch die Geschlechterverteilung Neuigkeitswert der vorliegenden Analyse, in der sowie die Bevölkerungsdichte näher betrachtet erstmals regionale Unterschiede in der ambu- werden. lanten PV innerhalb Niedersachsens untersucht wurden. Stärken und Limitationen Die Analyse beruht auf Sekundärdaten, wes- halb weitere Angaben z. B. zum Zugang oder Schlussfolgerungen zur erlebten Qualität der Versorgung fehlen. Da die Daten primär zu Abrechnungszwecken Die heterogenen Ergebnisse legen nahe, dass die erhoben werden, ist es möglich, dass einzelne gesetzlichen Veränderungen der vergangenen Leistungen erbracht wurden, ohne dass es zu Jahre noch nicht zu einer flächendeckenden und einer Abrechnung gekommen ist. Des Weite- einer gemäß den Schätzungen bedarfsgerechten ren ist anzunehmen, dass in der Population von ambulanten PV in Niedersachsen geführt haben. Verstorbenen der AOK-N niedrige sozioökono- Auch mangelt es weithin an einer frühzeitigen mische Bevölkerungsgruppen tendenziell über- Initiierung von AAPV und SAPV, um den Anforde- repräsentiert sind, was in der Folge zu einer Ver- rungen an eine moderne, bedarfsgerechte PV zerrung der Ergebnisse geführt haben könnte gerecht zu werden. Zusammenhänge mit den [67]. Nichtsdestotrotz ist die AOK-N die größte Qualitätsindikatoren zeigen insbesondere die gesetzliche Krankenversicherung in Niedersach- Bevölkerungsdichte, die Geschlechterverteilung, sen, deren Population bezüglich Geschlecht und das Alter der Verstorbenen und die Anzahl von Alter vergleichbar mit der Gesamtbevölkerung SAPV-Teams in den verschiedenen niedersächsi- ist, womit eine zuverlässige Datenbasis für die schen Regionen. Diese Faktoren sollten Gegen- vorliegende Analyse gegeben ist [32, 68]. Eine stand weiterer Untersuchungen sein. wichtige Limitation des regionalen Vergleichs besteht darin, dass der Wohnort der Verstorbe- nen nicht zwangsläufig auch der Versorgungsort sein muss. Mithilfe der bi- und multivariaten Analysen konn- ten erste Hinweise auf Zusammenhänge und Ursachen der regionalen Unterschiede aufge- deckt werden. Hier bedingt die an Verwaltungs- einheiten orientierte Einteilung in 45 Landkreise Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 13
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen Abkürzungsverzeichnis 6. Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung. Bundesge- AAPV allgemeine ambulante Palliativversorgung setzblatt 2007; Teil I Nr. 11, S. 385 (30.03.2007). AOK-N AOK Niedersachsen BQKPMV besonders qualifizierte und koordinierte 7. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschus- palliativmedizinische Versorgung ses zur Verordnung von spezialisierter ambulan- CART Classification and Regression Tree ter Palliativversorgung. Gemeinsamer Bundes- EBM Einheitlicher Bewertungsmaßstab ausschuss, Bundesanzeiger 2007; Nr. 39, S. 911 EW Einwohnende (11.03.2008). GKV gesetzliche Krankenversicherung ICD-10 International Statistical Classification of 8. Kassenärztliche Bundesvereinigung. Vertrag zur Diseases and Related Health Problems – qualifizierten allgemeinen ambulanten Palliativ- 10th Revision versorgung von schwerstkranken und sterben- IQB Interquartilbereich den Menschen auf der Grundlage § 73 c SGB V. M Median URL: https://www.kbv.de/media/sp/aekoop_ OPAL Optimale Versorgung am Lebensende Eckpunkte_allg_Palliativversorgung.pdf [letzter PV Palliativversorgung Zugriff: 21.09.2020]. SAPV spezialisierte ambulante Palliativversorgung 9. Vereinbarung nach § 87 Abs. 1b SGB V zur beson- SD Standardabweichung ders qualifizierten und koordinierten palliativ- SPSS Statistical Package for Social Sciences medizinischen Versorgung. Kassenärztliche Bun- SSE Summe der quadratischen Abweichungen desvereinigung, GKV-Spitzenverband. Anlage 30 der Beobachtungen zum Erwartungswert zum Bundesmantelvertrag-Ärzte (29.11.2016). (sum of squared errors) 10. Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland (Hospiz- und Literaturverzeichnis Palliativgesetz – HPG). Bundesgesetzblatt 2015; Teil I Nr. 48, S. 2114 (07.12.2015). 1. Gomez-Batiste X, Martinez-Munoz M, Blay C, Espinosa J, Contel JC, Ledesma A. Identifying 11. Melching H. Neue gesetzliche Regelungen für needs and improving palliative care of chroni- die Palliativversorgung und ihre Implikationen cally ill patients: a community-oriented, popu- für Politik und Praxis. Bundesgesundheitsblatt lation-based, public-health approach. Curr Opin Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2017; Support Palliat Care 2012; 6: 371 – 8. 60: 4 – 10. 2. Etkind SN, Bone AE, Gomes B, et al. How many 12. Radbruch L, Andersohn F, Walker J. Faktencheck people will need palliative care in 2040? Past Gesundheit – Palliativversorgung Modul 3: Über- trends, future projections and implications for versorgung kurativ – Unterversorgung palliativ? services. BMC Med 2017; 15: 102. Analyse ausgewählter Behandlungen am Lebens- ende. URL: https://faktencheck-gesundheit.de/ 3. Nationale Akademie der Wissenschaften Leo- fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePubli- poldina, Union der deutschen Akademien der kationen/Studie_VV__FCG_Ueber-Unterversor- Wissenschaften. Palliativversorgung in Deutsch- gung-palliativ.pdf [letzter Zugriff: 21.09.2020]. land – Perspektiven für Praxis und Forschung. URL: https://www.leopoldina.org/uploads/tx_ 13. Melching H. Faktencheck Gesundheit – Palliativ- leopublication/2015_Palliativversorgung_LF_ versorgung Modul 2: Strukturen und regionale DE.pdf [letzter Zugriff: 12.04.2021]. Unterschiede in der Hospiz- und Palliativversor- gung. URL: https://faktencheck-gesundheit.de/ 4. Busse R, Blumel M, Knieps F, Barnighausen T. fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePubli- Statutory health insurance in Germany: a health kationen/Studie_VV__FCG_Versorgungsstruktu- system shaped by 135 years of solidarity, self- ren-palliativ.pdf [letzter Zugriff: 21.09.2020]. governance, and competition. Lancet 2017; 390: 882 – 97. 14. Kennedy C, Brooks-Young P, Brunton Gray C, et al. Diagnosing dying: an integrative litera- 5. Radbruch L, Payne S. Standards und Richtlinien ture review. BMJ Support Palliat Care 2014; 4: für Hospiz- und Palliativversorgung in Europa: 263 – 70. Teil 1. Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12: 216 – 27. Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 14
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen 15. Hui D, Kim SH, Roquemore J, Dev R, Chisholm G, 25. Heckel M, Stiel S, Frauendorf T, Hanke RM, Ost- Bruera E. Impact of timing and setting of pallia- gathe C. [Comparison of patients and their care tive care referral on quality of end-of-life care in in urban and rural specialised palliative home cancer patients. Cancer 2014; 120: 1743 – 9. care – a single service analysis]. Gesundheitswe- sen 2016; 78: 431 – 7. 16. Qureshi D, Tanuseputro P, Perez R, Pond GR, Seow HY. Early initiation of palliative care is 26. Walter J, Tufman A, Leidl R, Holle R, Schwarz- associated with reduced late-life acute-hos- kopf L. Rural versus urban differences in end- pital use: a population-based retrospective of-life care for lung cancer patients in Germany. cohort study. Palliat Med. 2019; 33: 150 – 9. Support Care Cancer 2018; 26: 2275 – 83. doi:10.1177/0269216318815794. 27. Afshar K, Müller-Mundt G, van Baal K, et al. 17. Slama O, Pochop L, Sedo J, et al. Effects of early Optimal care at the end of life (OPAL): study and systematic integration of specialist palliative protocol of a prospective interventional mixed- care in patients with advanced cancer: rando- methods study with pretest-posttest-design in a mized controlled trial PALINT. J Palliat Med 2020 primary health care setting considering the view May 8. doi: 10.1089/jpm.2019.0697. Epub ahead of general practitioners, relatives of deceased of print. patients and health care stakeholders. BMC Health Serv Res 2019; 19: 486. 18. Robbins SG, Hackstadt AJ, Martin S, Shinal MC Jr. Implications of palliative care consultation 28. Benchimol EI, Smeeth L, Guttmann A, et al. The timing among a cohort of hospice decedents. J REporting of studies Conducted using Observa- Palliat Med 2019; 22: 1129 – 32. tional Routinely-collected health Data (RECORD) statement [in German]. Z Evid Fortbild Qual 19. Thoonsen B, Groot M, Verhagen S, van Weel C, Gesundheitswes 2016; 115 – 116: 33 – 48. Vissers K, Engels Y. Timely identification of palli- ative patients and anticipatory care planning by 29. Landesamt für Statistik Niedersachsen. Bevölke- GPs: practical application of tools and a training rungsveränderungen in den kreisfreien Städten programme. BMC Palliat Care 2016; 15: 39. und Landkreisen im Mai 2020. URL: https:// www.statistik.niedersachsen.de/themenbe- 20. Ziegler LE, Craigs CL, West RM, et al. Is palliative reiche/bevoelkerung/themenbereich-bevoel- care support associated with better quality end- kerung---tabellen-87673.html [letzter Zugriff: of-life care indicators for patients with advanced 16.09.2020]. cancer? A retrospective cohort study. BMJ Open 2018; 8: e018284. 30. Land Niedersachsen, Niedersächsische Staats- kanzlei. Landkreise und Gemeinden in Nieder- 21. Lima LD, Pastrana T. Opportunities for palliative sachsen. URL: https://www.niedersachsen.de/ care in public health. Annu Rev Public Health land_leute/land/kreise_und_gemeinden/land- 2016; 37: 357 – 74. kreise-und-gemeinden-in-niedersachsen-20036. html [letzter Zugriff: 15.09.2020]. 22. Hughes-Hallett T, Craft A, Davies C, Mackay I, Nielsson T. Palliative care funding review. URL: 31. Landesamt für Statistik Niedersachsen. Gestor- https://assets.publishing.service.gov.uk/govern- bene 2007 bis 2020 nach Monaten in Nieder- ment/uploads/system/uploads/attachment_ sachsen. URL: https://www.statistik.nieder- data/file/215107/dh_133105.pdf [letzter Zugriff: sachsen.de/themenbereiche/bevoelkerung/ 21.09.2020]. themenbereich-bevoelkerung---tabellen-87673. html [letzter Zugriff: 15.09.2020]. 23. Tedder T, Elliott L, Lewis K. Analysis of common barriers to rural patients utilizing hospice and 32. AOK Niedersachsen. URL: https://niedersach- palliative care services: an integrated litera- sen.aok.de/inhalt/wir-versichern-niedersachsen ture review. J Am Assoc Nurse Pract 2017; 29: [letzter Zugriff: 26.08.2020). 356 – 62. 33. Schubert I, Ihle P, Köster I. Interne Validierung 24. Pugh A, Castleden H, Giesbrecht M, Davison C, von Diagnosen in GKV-Routinedaten: Konzeption Crooks V. Awareness as a dimension of health mit Beispielen und Falldefinition. Gesundheits- care access: exploring the case of rural palliative wesen 2010; 72: 316 – 22. care provision in Canada. J Health Serv Res Policy 2019; 24: 108 – 15. Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 15
Ambulante Palliativversorgung in Niedersachsen 34. Schubert I, Köster I. Krankheitsereignis: Operatio 44. Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebs- nalisierung und Falldefinition. In: Swart E, Ihle P, hilfe, AWMF. Erweiterte S3-Leitlinie Palliativ- Gothe H, Matusiewicz D, (Hg.): Routinedaten im medizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Gesundheitswesen: Handbuch Sekundärdaten- Krebserkrankung. URL: https://www.leitlini- analyse: Grundlagen, Methoden und Perspekti- enprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_ ven. Bern: Verlag Hans Huber 2014; 358 – 68. upload/Downloads/Leitlinien/Palliativmedizin/ Version_2/LL_Palliativmedizin_2.1_Langver- 35. Murtagh FE, Bausewein C, Verne J, Groene- sion.pdf [letzter Zugriff: 28.09.2020]. veld EI, Kaloki YE, Higginson IJ. How many people need palliative care? A study developing 45. Carey ML, Zucca AC, Freund MA, Bryant J, and comparing methods for population-based Herrmann A, Roberts BJ. Systematic review of estimates. Palliat Med 2014; 28: 49 – 58. barriers and enablers to the delivery of palliative care by primary care practitioners. Palliat Med 36. Rosenwax LK, McNamara B, Blackmore AM, 2019; 33: 1131 – 45. Holman CD. Estimating the size of a potential palliative care population. Palliat Med 2005; 19: 46. Josi R, De Pietro C. Skill mix in Swiss primary care 556 – 62. group practices – a nationwide online survey. BMC Fam Pract 2019; 20: 39. 37. De Roo ML, Leemans K, Claessen SJ, et al. Quality indicators for palliative care: update of a syste- 47. Kaduszkiewicz H, Teichert U, van den Bussche H. matic review. J Pain Symptom Manage 2013; 46: Ärztemangel in der hausärztlichen Versorgung 556 – 72. auf dem Lande und im Öffentlichen Gesund- heitsdienst. Bundesgesundheitsblatt Gesund- 38. De Schreye R, Houttekier D, Deliens L, Cohen J. heitsforschung Gesundheitsschutz 2018; 61: Developing indicators of appropriate and 187 – 94. inappropriate end-of-life care in people with Alzheimer’s disease, cancer or chronic obstruc 48. Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen tive pulmonary disease for population-level (KVN). Vertragsärztliche und vertragspsychothe- administrative databases: a RAND/UCLA appro- rapeutische Versorgung in Niedersachsen. URL: priateness study. Palliat Med 2017; 31: 932 – 45. https://www.kvn.de/internet_media/Mitglie- der/Zulassung/Bedarfsplanung/Bedarfsplanun 39. Cohen J. Statistical power analysis for the beha- g_+Versorgung+in+Niedersachsen-p-24035.pdf vioral sciences. Hillsdale: L. Erlbaum Associates [letzter Zugriff: 10.09.2020]. 1988. 49. Herrmann M, Ohlbrecht H, Seltrecht A. Haus 40. Breimann L, Friedmann J, Olshen R, Stone C. ärztemangel auf dem Land. Einblicke in die länd- Classification and Regression Trees. New York: liche Primärversorgung. Frankfurt am Main: Chapman & Hall (Wadsworth, Inc.) 1984. Mabuse-Verlag 2019. 41. Scholten N, Gunther AL, Pfaff H, Karbach U. The 50. Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen size of the population potentially in need of pal- (KVN). KV Niedersachsen stellt Arztzahlprognose liative care in Germany – an estimation based on für das Jahr 2035 vor. URL: https://www.kvn. death registration data. BMC Palliat Care 2016; de/%C3%9Cber+uns/Termine/KVN_Symposium 15: 29. _+%C3%84rztebedarf+in+Niedersachsen+2035- p-7799.html [letzter Zugriff: 28.09.2020]. 42. Murray SA, Firth A, Schneider N, et al. Promoting palliative care in the community: production of 51. Sachverständigenrat zur Begutachtung der Ent- the primary palliative care toolkit by the Euro- wicklung im Gesundheitswesen. Bedarfsgerechte pean Association of Palliative Care Taskforce in Versorgung – Perspektiven für ländliche Regio- primary palliative care. Palliat Med 2015; 29: nen und ausgewählte Leistungsbereiche. URL: 101 – 11. https://www.bdpk.de/fileadmin/user_upload/ BDPK /Ser vice/Studien/2011_ 2014/14117. 43. Ewertowski H, Hesse AK, Schneider N, Stiel S. Anlage_1_SVR-Gutachten_2014_Kurzfassung. Allgemeine Palliativversorgung in der hausärztli- pdf [letzter Zugriff: 12.0.4.2021] [letzter Zugriff: chen Praxis: Entwicklung von Strategien zur Ver- 28.09.2020]. besserung struktureller, rechtlicher und finanzi- eller Rahmenbedingungen. Z Evid Fortbild Qual Gesundheitswes 2019; 149: 32 – 9. Bericht Nr. 21/04, veröffentlicht am 22.04.2021 16
Sie können auch lesen