ISEK - Stadt Bergen Landkreis Celle, Niedersachsen

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ISEK - Stadt Bergen Landkreis Celle, Niedersachsen
Stadt Bergen
                       Landkreis Celle, Niedersachsen

                            ISEK
  Integriertes städtisches
       Entwicklungs- und
      Wachstumskonzept
      für die Stadt Bergen

                                          Bearbeitung
GfL Planungs– und Ingenieurgesellschaft GmbH, Bremen
         NDL NILEG Dienstleistungen GmbH, Hannover
                      Dr. Steinröx Beratung, Hamburg
ISEK - Stadt Bergen Landkreis Celle, Niedersachsen
Stadt Bergen
Integriertes städtisches Entwicklungs-
und Wachstumskonzept

Erläuterungsbericht

im Auftrag der Stadt Bergen
Landkreis Celle
Niedersachsen

                              NDL
ISEK - Stadt Bergen Landkreis Celle, Niedersachsen
Impressum

Auftraggeber:           Stadt Bergen (Landkreis Celle, Niedersachsen)

Auftragnehmer:          GfL Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH
                        Friedrich-Mißler-Straße 42
                        28211 Bremen

Bearbeitung:            Horst Heinicke (GfL) / Projektleitung

                        Achim Holstein (NDL GmbH) / Finanzierung

                        Dr. Manfred Steinröx (Wirtschafts- und Kom-
                        munalberatung, Hamburg) / Wirtschaft

Bearbeitungszeitraum:   März 2007 bis Oktober 2007
ISEK - Stadt Bergen Landkreis Celle, Niedersachsen
Inhaltsverzeichnis

                                                                                    Seite

Vorwort                                                                              1

0             Zusammenfassung                                                        2

1             Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der
              zukünftigen Stadtentwicklung                                           8
1.1           Städtebauliche Rahmenbedingungen und Strukturen                        8
1.2           Bevölkerung und Wohnen                                                17
1.3           Wirtschaftsstandort                                                   21
1.4           Einzelhandelsstandort                                                 24
1.5           Kulturstandort                                                        27
1.6           Tourismusstandort                                                     28
1.7           Bildungsstandort und soziale Infrastruktur                            29
1.8           Britische Mitbürger in Bergen - ein Alleinstellungsmerkmal            30

2             Entwicklungsstrategien und –perspektiven                              36
2.1           Ableitung von Zielen und Handlungsansätzen für die Stadtentwicklung   36
2.2           Weitergehende Empfehlungen                                            39

3             Handlungskonzept                                                      41
3.1           Übersicht über die geplanten Maßnahmen und Investitionen              41
3.2           Abgrenzung des Fördergebietes                                         51
3.3           Abschätzung der regionalwirtschaftlichen Effekte der geplanten
              Investitionen                                                         52

Anhang                                                                              57

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Vorwort

                                                                                      Seite

Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1:   Karte Kernort Bergen                                                   8
Abbildung 2:   Auszug aus dem RROP des Landkreises Celle                              10
Abbildung 3:   Auszug aus dem Flächennutzungsplan Bergen (1982)                       11
Abbildung 4:   Bevölkerungsentwicklung 1990-2006                                      17
Abbildung 5:   Bevölkerungsentwicklung / -prognose 1990-2020                          18
Abbildung 6:   Entwicklung Wohnungen u. Wohngebäude in der Stadt Bergen seit 1990     20

Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1:     Übersicht über die aktuelle Wohnbauentwicklung für britische Bürger    31
Tabelle 2:     Übersicht über die Maßnahmen und Investitionen                         45
Tabelle 3:     Arbeitsmarkteffekte der geplanten Maßnahmen (Zahl der Beschäftigten)   54
Tabelle 4:     Auswirkungen des Fortzugs von Militärangehörigen                       56
Tabelle 5:     Abgleich mit den Qualitätskriterien der Förderrichtlinie               57

Verzeichnis der Themenkarten
Themenkarte 1: Bestand Raumnutzungen / -strukturen                                    16
Themenkarte 2: Problemanalyse                                                         35
Themenkarte 3: Maßnahmenübersicht                                                     49
Themenkarte 4: Maßnahmen / Detailplan Zentralbereich                                  50
Themenkarte 5: Abgrenzung des Fördergebietes                                          51

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Vorwort

Vorwort

Im Rahmen der anlaufenden EU-Förderperiode 2007 bis 2013 gewährt das Land Niedersachsen
Zuwendungen zur Förderung der Erneuerung und Entwicklung städtischer Gebiete aus dem Euro-
päischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) mit dem Schwerpunkt (S 3) „Überwindung
intraregionaler Disparitäten und Ausbau spezifischer Entwicklungspotentiale“.

In Niedersachsen1 werden diese Fördermittel auf der Grundlage von „Integrierten städtischen Ent-
wicklungs- und Wachstumskonzepten“ gewährt. Die vorrangigen Entwicklungsziele sind dabei
„Wachstum und Beschäftigung“ gemäß der Lissabon-Strategie der EU. Wesentliche Inhalte dieser
Konzepte sind die Darstellung der Ausgangssituation (Stärken und Schwächen), der Entwicklungs-
ziele und –strategien, die Beschreibung der geplanten Vorhaben und ihrer (regional-) wirtschaftli-
chen Effekte sowie eine Kosten- und Finanzierungsübersicht.

Gegenstand der Förderung sind Projekte der nachhaltigen Stadtentwicklung einschließlich der Ver-
besserung des Wohnumfeldes mit regionalwirtschaftlichen Effekten und die Bereitstellung von
wichtigen Infrastrukturen für die städtische oder regionale Entwicklung. Diese Impulsgeber sollen
gleichzeitig die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen gewährleisten.

Da der ehemalige Regierungsbezirk Lüneburg zum „Ziel 1 Gebiet“ erklärt worden ist, kann hier
mit einer Maßnahmenförderung aus EFRE-Mitteln in Höhe von 75 % gerechnet werden. Der
kommunale Kofinanzierungsanteil von 25 % kann ggf. noch durch private Anteile reduziert wer-
den.

Das vorliegende „Integrierte städtische Entwicklungs- und Wachstumskonzept“ für die Stadt Ber-
gen ist von der GfL Planungs- und Ingenieurgesellschaft GmbH, Bremen in Zusammenarbeit mit
dem Büro Dr. Steinröx, Hamburg sowie mit dem Bereichsleiter Stadtentwicklung der NILEG
Dienstleistungen, Herrn Holstein aus Hannover erarbeitet worden.

1
    Siehe „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Erneuerung und Entwicklung städtischer
     Gebiete“, RdErl. d. MS v. 10.08.2007

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Die Stadt Bergen hat aktuell 13.920 Einwohner (Stand 12/2006) und liegt im nordwestlichen Teil
des überwiegend ländlich strukturierten Landkreises Celle an der Bundesstraße B 3 zwischen den
Städten Soltau im Norden und Celle im Süden. Bergen hat die zentralörtliche Funktion eines
Grundzentrums und übernimmt darüber hinaus weitere wichtige Versorgungsfunktionen für die
Region. Das vorliegende Integrierte städtische Entwicklungs- und Wachstumskonzept konzentriert
sich auf den Kernort Bergen. Die zwölf Ortschaften der Kommune sind nicht Betrachtungsschwer-
punkt des Konzepts.

NATO-Truppenübungsplatz schafft besondere Rahmenbedingungen

Der westlich von Bergen im gemeindefreien Gebiet Lohheide gelegene NATO Truppenübungs-
platz Bergen-Hohne hat große Auswirkungen auf die Entwicklung von Bergen. Von den rund
4.000 Angehörigen der stationierten, überwiegend britischen Streitkräfte, leben ca. 1.500 im Camp
Hohne. Ehepaare und Familien mit Kindern leben in der Regel in Bergen. Dies beeinflusst u. a. die
Nachfrage nach Wohnraum sowie nach Einzelhandelsgütern und Dienstleistungen. Auch die Be-
deutung von Freizeit- und Kulturangeboten in der Stadt für die Integration dieser Mitbürger wird
immer wichtiger. Darüber hinaus ist der Truppenübungsplatz ein wichtiger Arbeit- und Auftragge-
ber in der Region. Davon profitieren Bevölkerung und Unternehmen aus Bergen. Die Arbeitsplätze
im Truppenübungsplatz haben gerade angesichts der Verluste von Beschäftigungsverhältnissen im
produzierenden Gewerbe eine wichtige Funktion für den lokalen Arbeitsmarkt, weil hier (noch)
viele angelernte Arbeitnehmer beschäftigt werden können. Als Besonderheit ist der ca. 1.500 m²
Verkaufsfläche große NAAFI-Shop im Lager Hohne zu nennen, der ausschließlich britischen Mili-
tärangehörigen zur Verfügung steht. Eine Sortimentsanpassung und Sortimentserweiterung der
Einzelhandelsbetrieben der Stadt könnte zu einer größeren Kaufkraftbindung führen. Für die Gast-
stätten in der Stadt sind britische Militärangehörige eine wichtige Zielgruppe. Da deren zahlenmä-
ßige Präsenz jedoch schwankend ist (Kriseneinsätze, Versetzungen und Verlegungen), ist auch der
Geschäftsverlauf oft sehr unterschiedlich.

Bevölkerung und Wohnen

Die Stadt Bergen verzeichnete in der ersten Hälfte der 90er Jahre eine besonders dynamisch positi-
ve und im Landkreis- und Landesvergleich überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung, die
vor allem auf einer starken Zunahme im Kernort beruht. Zurückzuführen ist dies auf den vermehr-
ten Zuzug von Familien, der begünstigt wurde durch den Abzug der niederländischen Streitkräfte
und das damit verbundene größere Angebot an freiem, günstigem Wohnraum. Während sich in der
zweiten Hälfte der 90er Jahre die Entwicklung leicht rückgängig zeigte, sind seit 1999 keine signi-
fikanten Veränderungen der Bevölkerungszahlen zu beobachten.

Die Prognose der Bertelsmann Stiftung sagt für die Stadt Bergen einen Rückgang der Einwohner-
zahl bis 2020 um 7,4 % zum Basisjahr 2005 voraus. Im Vergleich zum Landkreis bzw. Land ist

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dies ein besonders starker Bevölkerungsrückgang. Bergen hätte danach im Jahr 2020 etwa wieder
den Bevölkerungsstand von 1990 allerdings mit deutlich veränderter Altersstruktur. Während der
Anteil der unter 18-jährigen von 23,2 % auf 17,2 % zurückgehen wird, nimmt der Anteil der über
60-jährigen um 8,5 % zu. Darüber hinaus wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 40,7
auf 45,6 Jahre ansteigen.

Laut Demographiebericht der Bertelsmann-Stiftung sind in Bergen verschiedene soziale Problem-
felder vorhanden und quantifizierbar:

• der Anteil von Haushalten mit geringem Einkommen;

• die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss, an der deutlich wird, dass die Integrati-
  on ausländischer Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt in Bergen offensichtlich nur sehr begrenzt
  gelingt;

• eine Jugendarbeitslosigkeit auf hohem Niveau (20,5% in 2005)

Bei der Gesamtzahl der Wohnungen und Wohngebäude hat es in der Stadt Bergen seit 1990 trotz
der aktuell stagnierenden Bevölkerungsentwicklung einen kontinuierlichen Zuwachs gegeben. Als
Folge der aufgezeigten Bevölkerungsveränderungen muss für die Zukunft von einer sowohl quanti-
tativ als auch qualitativ veränderten Nachfrage in verschiedenen Bereichen des Wohnungsmarktes
ausgegangen werden:
    • Die Nachfrage nach größeren (familiengerechten) Wohnungen und Häusern wird insgesamt
      zurückgehen.
    • Die Nachvermietung bzw. der Verkauf größerer Einheiten wird daher schwieriger werden.
    • Die Bereitschaft, in Bergen Eigentum zu erwerben, wird gleichzeitig sinken.
    • Der qualitativ schlechte Zustand etlicher (früher) überwiegend von Angehörigen des Militär-
      standortes genutzter Wohnungen und Häuser birgt in sich das Problem der Konzentration
      sozialer Probleme und eines unwirtschaftlichen Leerstandes.

Wirtschaft und Arbeitsplätze

Das Niedersächsische Landesamt für Statistik erfasste (zuletzt 2001) insgesamt 400 umsatzsteuer-
pflichtige Unternehmen in der Stadt Bergen. Diese hatten damals rund 2.800 sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigte. Die durchschnittliche Betriebsgröße von 7 Mitarbeitern je Betrieb veran-
schaulicht eine kleinteilige Unternehmensstruktur, die auch heute den Wirtschaftsstandort prägt.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten reduzierte sich in den vergangenen 3 Jah-
ren von 2.715 (30.9.2003) auf 2.513 (30.9.2006). Der Bestand an Arbeitslosen erhöhte sich von
691 (12/2003) auf 796 (12/2006). Dem Rückgang bei den Arbeitsplätzen im gewerblichen Bereich
hat kein Zuwachs im Dienstleistungsbereich entsprochen. Dies hat sich insgesamt auf die Zahl der

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Beschäftigten und auch die gestiegene Zahl der Langzeitarbeitslosen und damit auf die Zahl der
Haushalte mit niedrigem Einkommen ausgewirkt.

Angesichts der Struktur der Qualifikation (ca. 25 % der ausländischen Schulabgänger sind ohne
Hauptschulabschluss) gilt es in Zukunft besonders, Qualifikationsmaßnahmen zu fördern und Ar-
beitsplätze für gering Qualifizierte bereitzustellen bzw. deren Existenz zu sichern.

Das Zentrum der Stadt Bergen ist vor allem durch das ungewöhnlich umfangreiche und attraktive
Textilangebot stark. Es hat dadurch einen ausgeprägt überregionalen Einzugsbereich. Andererseits
bestehen jedoch unverkennbare Probleme im Einzelhandelsbesatz. Sie werden sich im Zuge des
Generationenwandels (fehlende Betriebsnachfolger) eher verstärken.

Viele Betriebe bewegen sich offensichtlich in einer Umsatzgrößenordnung, die im unteren Bereich
der Wirtschaftlichkeit anzusiedeln ist und sich in einigen Fällen nur „rechnet“, weil die Flächen im
Eigentum der Betreiber sind. Dies wirkt sich allerdings auf die Bereitschaft und / oder Fähigkeit,
Investitionen zur Steigerung der Attraktivität der Läden vorzunehmen, negativ aus. In den nächsten
Jahren frei werdende Flächen werden tendenziell schwieriger als heute zu vermieten sein. Der Flä-
chenleerstand kann sich also ausweiten.

Fehlende „Kundenfrequenzbringer“ im Ortskern von Bergen, also leistungsstarke Betriebe mit
Sortimentsschwerpunkt im Bereich des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Drogeriewaren) und die
nicht koordinierten Ladenöffnungszeiten können das Problem schlecht vermietbarer Einzelhandels-
flächen im Kernbereich der Stadt künftig verstärken.

Problematisch für das Umfeld ist die große untergenutzte innerstädtische Fläche des ehemaligen
NAAFI-Standortes an der Celler Straße. Hier setzt eine Lösung (= Neubebauung) jedoch eine vor-
hergehende Lösung der Erschließungsfrage voraus, um dort wieder publikumsintensive Nutzungen
realisieren zu können.

Im Gastgewerbe der Stadt, das überwiegend von der örtlichen Nachfrage lebt, ist die Abhängigkeit
von der Nachfrage seitens der britischen Militärangehörigen deutlich; Veränderungen bei der örtli-
chen Präsenz wirken sich direkt auf den Geschäftsverlauf aus. Auffallend ist auch, dass die Betten-
auslastung der Hotels in Bergen ausgesprochen niedrig ist. Die Auslastung der Hotels in Bergen ist
seit Jahren rückläufig. Dies verdeutlicht das inzwischen vorhandene Problemniveau, das sich auch
in teilweise unterbliebenen Modernisierungsinvestitionen ausdrückt.

Tourismus, Kultur und Soziale Infrastruktur

Eine Stärkung der Funktion Bergens als Tourismusstandort setzt eine deutliche Attraktivitätssteige-
rung des Ortes sowie eine Verbesserung der Kultur- und Freizeitangebote sowie der Aufenthalts-
qualität für Besucher auch außerhalb der Geschäftszeiten voraus.

Kulturangebote, die sich an Besucher von außerhalb oder gezielt jüngere Bewohner wenden, sind
in Bergen – trotz des insgesamt umfangreichen Vereinslebens - insgesamt eher schwach vorhanden

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bzw. werden nur wenig von potenziellen Besuchern wahrgenommen („Römstedt Haus“). Vor allem
die Zielgruppe jüngerer Erwachsener (einschließlich britischer Soldaten) wird zu gering angespro-
chen. Neue Kulturangebote, attraktivere und besser beworbene Kultur-Veranstaltungen könnten
jedoch eine wichtige Rolle spielen, den Kernort Bergen für Besucher aus dem Umland und für
Touristen attraktiver zu machen. Das gilt auch für die Kombination Kultur und Einkauf. Kulturan-
gebote sind aber auch für die Integration von Ausländern und von Personen mit Migrationshin-
tergrund von hoher Bedeutung.

Das Angebot an sozialer Infrastruktur ist insgesamt quantitativ ausreichend, das heißt, einem Ort
der Größe Bergens angemessen. Die Konzentration der Bildungs-, Sozial- und Sportanlagen unter-
streicht die hohe zentrale Bedeutung des Hauptortes. Vor allem für die kleineren Schulen in den
Ortschaften Bergens wäre als Erfolg bereits das „Halten“ der aktuellen Angebote zu verzeichnen.

Angesichts des großen Einzugsgebietes könnten jedoch Trendsportangebote (z. B. Inline-Skating,
Beach-Volleyball) ausgebaut werden. Eine wirtschaftlich tragfähige Lösung setzt allerdings eine
schlüssige Kombination unterschiedlicher Angebote an einem attraktiven Standort voraus. Hier
sollte unter Umständen geprüft werden, inwieweit bessere Kulturangebote mit erweiterten Trend-
sportarten verknüpft werden können.

Städtebauliche Probleme und Missstände

Mit dem historischen Stadtkernbereich zwischen Rathaus, Standesamt, Markt- und Friedensplatz,
St. Lamberti Kirche und Stadthaus besitzt die Stadt ein großes Entwicklungspotenzial. Vorhandene
Grünstrukturen wie Bürgerpark und Berger Bach ergänzen das positive Bild.

Im Zentralbereich gibt es allerdings auch eine Reihe von Problemen, die sich negativ auf die städ-
tebauliche Situation auswirken: Erschließungsmängel im Straßensystem, Funktions- und Attraktivi-
tätsdefizite bzw. bauliche Mängel an einzelnen Gebäuden, (Geschäfts-) Leerstände und Unternut-
zungen (Ex NAAFI-Gebäude / Stadtpassage). Die stark befahrene Ortsdurchfahrt B 3 (Harburger
Straße / Celler Straße) mit stark frequentierten Knotenpunkten beeinträchtigt durch ihre Trennwir-
kung die Funktion des Zentralbereichs. Darüber hinaus fehlt eine direkte Verbindung von der Cel-
ler Straße in der Stadtmitte zum Bürgerpark.

Weitere städtebauliche Probleme wie Leerstände, bauliche Mängel und Wohnumfeldmängel gibt es
in einigen Wohnquartieren der Kernstadt. Hier sind vor allem die Bereiche mit mehrgeschossigem
Wohnungsbau zu nennen, die vor allem der Wohnversorgung der britischen Streitkräfte sowie de-
ren Angehöriger dienen (Mozartstraße, Danziger Straße). Aber auch in anderen Wohngebieten (z.
B. den Siedlungen aus den 50/60er Jahren zwischen Hagener Straße und Hermannsburger Straße)
gibt es zahlreiche Gebäude mit erkennbar hohem Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf
sowie Defizite im Bereich der Erschließungs- und Verkehrsanlagen. Hieraus können ohne gezielte
Gegensteuerung in absehbarer Zeit größere Problemlagen entstehen.

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An der Celler Straße (B 3) südlich der Stadtmitte gibt es eine Gewerbebrache (ehemaliges Beton-
werk), deren Entwicklung eines öffentlichen Anschubes bedarf.

Stadtleitbild Bergen 2020: Stadt des Friedens und der Internationalität

Im Jahr 2004 wurde unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein Leitbild für die Stadt Ber-
gen mit dem Titel „Bergen in der Südheide – Stadt des Friedens und der Internationalität“ entwi-
ckelt. Dieses Leitbild soll als Orientierungsrahmen für die weitere Entwicklung der Stadt dienen.
Im Leitbild werden folgende Handlungsschwerpunkte festgestellt:

    • Zukunft mit Vergangenheit

    • Gestaltung und Belebung des Stadtkerns zu einer attraktiven und atmosphärischen Innen-
      stadt

    • Hochwertiges Leben und Wohnen „Mitten im Norden“

    • Wirtschaftskraft nachhaltig stärken

Schwerpunktziele für die Stadtentwicklung

Aus den aktuellen Problemanalysen und dem Stadtleitbild Bergen 2020 lassen sich folgende
Schwerpunktziele für die Stadtentwicklung ableiten:

    •   Sicherung der Innenstadt als den zentralen Ort für die Erbringung von Versorgungsdienst-
        leistungen, weil in den Ortschaften bereits heute kaum mehr wohnstandortnahe Dienstleis-
        tungen erbracht werden
    •   Sicherung und Stabilisierung der Umsätze von Dienstleistungen und Einzelhandel durch
        eine entsprechende städtebauliche Entwicklung und Attraktivitätssteigerung vor allem im
        Stadtkern
    •   Konzentration auf die Entwicklung und Gestaltung einer attraktiven, lebendigen Stadtmitte
        als Schwerpunkt von Versorgung und Dienstleistungen, Kultur- und Freizeitangeboten
    •   Bergen als Wohnstandort aufwerten und den Bevölkerungsstand stabilisieren durch Ver-
        besserungen im Wohnumfeld und nachfragegerechten Wohnungsbau (bessere Wohnungen
        für britische Soldaten, kleinere Wohnungen für kleinere Familien und ältere Menschen)
    •   Kultur-, Freizeit- und Fortbildungsangebote stärker auf die jüngere Generation ausrichten,
        um verstärkt die jungen britischen Soldaten und ihre Familien anzusprechen und zu integ-
        rieren
    •   Mehr Kulturangebote und Begegnungsmöglichkeiten schaffen, die der Integration von
        Ausländern und sozial auffälligen bzw. nicht integrierten Jugendlichen dienen

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    •   Touristische Funktion der Stadt (für Tages-Besucher aus dem Umland) durch neue zeitge-
        mäße Angebote verbessern

Maßnahmenkatalog

Zur Umsetzung der Schwerpunktziele der künftigen Stadtentwicklung werden folgende Maßnah-
men vorgeschlagen:

• Stärkung der Stadtmitte

• Aufwertung des Historischen Ortskerns

• Ausbau und Anbindung des Bürgerparks

• Attraktivierung der „Einkaufsmeile Celler Straße“

• Aufwertung der Siedlungsbereiche der NATO-Angehörigen

• Ausbau der Sozialen Infrastruktur und Quartiersaufwertung

• Stadtbildgerechte Erneuerung/Umgestaltung zentraler Straßen

• Gewerbeentwicklung und Ausbau der technischen Infrastruktur

• Wohnumfeldverbesserung in weiteren Wohnquartieren

• Vertiefendes Gutachten zur Situation des Einzelhandels sowie eine Untersuchung zu Möglich-
  keiten der Verknüpfung der Gedenkstätte Bergen-Belsen mit der Stadt Bergen

Die Schwerpunktziele und Maßnahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungs- und
Wachstumskonzeptes liefern die notwendige und unverzichtbare Unterstützung im Bereich der
städtischen Infrastruktur und der Attraktivitätssteigerung des Versorgungszentrums in der Stadtmit-
te für die Bemühungen, Bergen nachhaltig als Wohnstandort, Versorgungszentrum und Arbeits-
platz für die Bürger der Stadt und ihrer Ortsteile, die britischen Mitbürger und die Region zu erhal-
ten und zu entwickeln.

Während der Umsetzung der geplanten Maßnahmen werden die Investitionen zur Sicherung von
rund 138 Arbeitsplätzen führen. Im Ergebnis der mit den Maßnahmen angestoßenen wirtschaftli-
chen Effekte kann in den darauf folgenden Jahren mit dem Entstehen von etwa 45 neuen Arbeits-
plätzen in Bergen gerechnet werden. Eine Verlagerung der Wohnbevölkerung der NATO-
Angehörigen an Standorte außerhalb der Stadt Bergen würde je 1.000 nicht mehr in Bergen woh-
nender Militärangehöriger zu einem mittelfristigen Arbeitsplatzverlust von etwa 76 Beschäfti-
gungsverhältnissen führen.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

1             Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Per-
              spektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

1.1           Städtebauliche Rahmenbedingungen und Strukturen

Abgrenzung und Lage des Untersuchungsgebietes

Die Stadt Bergen liegt im nordwestlichen Teil des überwiegend ländlich strukturierten Landkreis
Celle an der Bundesstraße B 3 zwischen den Städten Soltau im Norden und dem Oberzentrum Cel-
le im Süden. Die Entfernung zum nächstgelegenen Oberzentrum Hannover beträgt ca. 60 km. Zur
Stadt Bergen gehören die Ortsteile Becklingen, Belsen, Bleckmar, Diesten, Dohnsen, Eversen,
Hagen, Hassel, Nindorf, Offen, Sülze, Wardböhmen sowie der Haupt-/Kernort Bergen. Das Stadt-
gebiet Bergens ist Teil des Naturparks Südheide. Westlich an Bergen grenzt der gemeindefreie
Bezirk Lohheide, auf dem sich der NATO Truppenübungsplatz Bergen-Hohne befindet.

Abbildung 1: Karte Kernort Bergen

(Quelle: Topographische Karte)

Das Integrierte städtische Entwicklungs- und Wachstumskonzept konzentriert sich auf den Kernort
Bergen. Die zwölf Ortschaften der Kommune sind nicht Betrachtungsschwerpunkt des Konzepts.

Historische Entwicklung / Siedlungsentwicklung

Bergen wurde erstmals 1179 urkundlich erwähnt und hatte bereits im Mittelalter eine zentrale Be-
deutung als Marktort. Auch die nahe Saline Sülze förderte die wirtschaftliche Stärke des Ortes. Der

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Anschluss Bergens an die Bahnlinie Celle-Soltau und vor allem die Errichtung des Truppen-
übungsplatzes Bergen-Hohne im Jahr 1935 begünstigten im 20. Jahrhundert die Entwicklung Ber-
gens von einem überwiegend agrarisch geprägten Dorf hin zur heutigen Kleinstadt, in der Gewerbe
und Handel prägend sind.

1957 wurden Bergen die Stadtrechte verliehen. Mit der kommunalen Gebietsreform 1971 / 1973
kamen die vormals selbstständigen Gemeinden Becklingen, Belsen, Bleckmar, Diesten, Dohnsen,
Eversen, Hagen, Hassel, Nindorf, Offen, Sülze und Wardböhmen zur Stadt Bergen. Die Fläche der
Stadt vergrößerte sich so von 11 km² auf 163 km².

Der historische Grundriss des Kernortes Bergens ist der eines in sich geschlossenen Haufendorfes,
dessen Wegesystem bis heute auf den Ortsmittelpunkt (St. Lamberti-Kirche) ausgerichtet ist. Erste
Erweiterungen erfolgten in konzentrischen Kreisen um diesen Kern. Die Siedlungsentwicklung im
Kernort Bergen erlebte vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen sprunghaften Anstieg. Die
Aufnahme von Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und der Zuzug von
Angehörigen der NATO Streitkräfte erforderte die Bereitstellung von Wohnbauflächen. Die Aus-
dehnung der Stadt erfolgt dabei in West-Ost-Richtung. Während in der westlichen Kernstadt große
Neubausiedlungen mit Geschosswohnungsbau und hoher Bevölkerungsdichte für die Angehörigen
der Streitkräfte entstanden, überwiegt in der östlichen Kernstadt eine Bebauung mit Einfamilien-
häusern. In der jüngeren Vergangenheit erfolgte die Neubautätigkeit neben einer weiteren Entwick-
lung an den Ortsrändern (Norden, Osten) vor allem in Form der Nachverdichtung innerhalb des
Ortskernes.

Ziele der Raumordnung, Landes- und Regionalplanung

Nach dem Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Celle aus dem Jahr 2005
nimmt der Kernort Bergen die zentralörtliche Funktion eines Grundzentrums wahr. Demnach sind
zentrale Einrichtungen des allgemeinen täglichen Grundbedarfs in Bergen bereitzustellen.

Darüber hinaus wird für den Kernort Bergen die besondere Entwicklungsaufgabe Erholung festge-
legt. Die natürliche Eignung der umgebenden Landschaft für Freizeit und Erholung, die Umwelt-
qualität, die Ausstattung mit Erholungsinfrastruktur sowie das kulturelle Angebot sind zu sichern
und weiterzuentwickeln.

Zudem wird im RROP eine Trasse für die Ortsumgehung (B 3) Bergen dargestellt. Die Trasse ver-
läuft westlich vom Ortskern Bergen.

Weitere regionalplanerische Festsetzungen sind dem Auszug aus der zeichnerischen Darstellung
des Regionalen Raumordnungsprogramms zu entnehmen.

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                                   Grundzentrum

                                   Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung

                                   Hauptverkehrsstraße von überregionaler Bedeutung

Abbildung 2: Auszug aus dem RROP des Landkreises Celle

(Quelle: RROP LK Celle, 2005)

Bauleitplanung

Für die Stadt Bergen liegt ein gültiger Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1982 vor.

Gültige Bebauungspläne liegen für große Teile des Kernortes Bergen vor. So auch für den Zentral-
bereich um den historischen Ortskern. Ausgenommen davon sind jedoch die Bereiche südwestlich
der Celler Straße (zw. Friedensplatz und Kaisersweg) sowie für den Bereich südlich der Wiesen-
straße und Kärrnerstraße. Für die Quartiere Mozartstraße und Horstweg liegen städtebauliche Kon-
zepte für eine Neubebauung vor.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Abbildung 3: Auszug aus dem Flächennutzungsplan Bergen (1982)

(Quelle: FNP Bergen, 1982)

Grundstücks- und Nutzungsstrukturen

Folgende Grundstücks- und Nutzungsstrukturen sind im Kernort Bergen vorzufinden (vgl. Karte
1):

    • Der Zentralbereich Bergens ist der Bereich um den historischen Ortskern entlang der B 3.
      Neben dem Wohnen sind hier vorwiegend die Versorgungsfunktionen (Einzelhandel, private
      und öffentliche Dienstleistungen, Gastronomie) anzutreffen.

    • Durch Bergen verlaufen mehrere klassifizierte Straßen: die Bundesstraße B 3 (Celler Straße
      / Harburger Straße) erschließt den Ort von Nordwesten nach Süden durch die Stadtmitte; die
      Landesstraßen L 298 (Belsener Straße) und L 281 (Bahnhofstraße / Hermannsburger Straße)
      sowie die Kreisstraßen K 12 (Hagener Straße / An der Bahn), K 69 (Lange Straße) und
      K 75 (Sülzweg) führen den Verkehr von Westen / Südwesten bzw. Osten / Nordosten in
      Richtung Stadtmitte.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

    • Die eingleisige Bahnlinie Celle-Soltau durchquert Bergen von Osten nach Nordwesten. Auf
      der Strecke der Osthannoverschen Eisenbahn (OHE) findet momentan ausschließlich Güter-
      verkehr statt. Von der Strecke zweigt vor dem Bahnhof im Osten Bergens ein Bahngleis
      Richtung Westen ab, das von den NATO-Streitkräften des Truppenübungsplatzes genutzt
      wird.

    • Bei den Siedlungsbereichen im östlichen Teil des Ortes überwiegt die ein- bis zweigeschos-
      sige Einzelhausbebauung (vorwiegend Einfamilienhäuser). Im westlichen Teil Bergens sind
      dagegen drei Quartiere (Mozartstraße, Danziger Straße, Berliner Straße) mit mehrgeschossi-
      gem Wohnungsbau vorzufinden. Diese werden in der Regel von Angehörigen der britischen
      Streitkräfte bewohnt.

    • Die Gewerbebetriebe Bergens konzentrieren sich im Süden des Ortes. Auch die weitere Ge-
      werbeentwicklung wird sich hier vollziehen. Großflächiger Einzelhandel ist sowohl am
      nördlichen als auch am südlichen Ortseingang (B 3) sowie entlang der Bahnhofsstraße zu
      finden.

    • Größere zusammenhängende öffentliche Grünflächen finden sich im Westen Bergens an der
      Lange Straße sowie unmittelbar südlich der Ortsmitte.

Interkommunale Kooperation und Zugehörigkeit zu Planungsgemeinschaften / -regionen

Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen

Der Landkreis Celle ist Teil der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen, die ungefähr
ein Drittel der Fläche Niedersachsens umfasst und über vier Million Einwohner verfügt. Ziele der
Metropolregion sind die Stärkung des Wirtschaftswachstums und eine hohe Lebensqualität und
sowie eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Diese Ziele sollen vor allem durch Entwicklung von
Strategien und die Förderung und Durchführung von Projekten in der Metropolregion erreicht wer-
den.

Tourismus Region Celle

Die touristische Vermarktung Bergens erfolgt über die Tourismus Region Celle. Hier werden für
die Kommunen des Landkreises Celle zentrale Marketingdienstleistungen (Touristikinformation,
Reservierung, Öffentlichkeitsarbeit, …) erbracht. Daneben gibt es noch als örtlichen Verein den
„Tourismus Bergen e. V.“.

Interkommunale Kooperationen bei kommunalen Aufgaben

Die Stadt Bergen und die Gemeinde Hermannsburg haben sich zu einem Abwasserzweckverband
zusammengeschlossen und erledigen die Aufgaben der Abwasserbeseitigung gemeinsam. Außer-
dem strebt die Stadt Bergen in den Bereichen Bauamt und Bauhof die interkommunale Zusammen-
arbeit mit der Gemeinde Hermannsburg an. Für den westlich angrenzenden gemeindefreien Bezirk

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Lohheide übernimmt die Stadt Bergen unterschiedliche Aufgaben wie Standesamt, Schulen und
andere Verwaltungsbereiche.

Weitere aktuelle Planungen

Stadtleitbild Bergen 2020

Im Jahr 2004 wurde unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein Leitbild für die Stadt Ber-
gen mit dem Titel „Bergen in der Südheide – Stadt des Friedens und der Internationalität“ entwi-
ckelt. Dieses Leitbild soll als Orientierungsrahmen für die weitere Entwicklung der Stadt dienen.
Die zentralen Themen sind im Folgenden dargestellt:

    • Zukunft mit Vergangenheit
      (Bergen steht für Heimatverbundenheit, Internationalität und Frieden; Bergen benötigt ein
      positives Image; Bergen-Belsen gehört zu Bergen; Bergen ist ein Teil der Region Südheide)

    • Gestaltung und Belebung des Stadtkerns zu einer attraktiven und atmosphärischen Innen-
      stadt
      (Attraktive und sichere Stadtmitte schaffen; Attraktivität für den nichtmotorisierten Verkehr
      steigern)

    • Hochwertiges Leben und Wohnen „Mitten im Norden“
      (Miteinander stärken und alle sozialen Gruppen berücksichtigen; Wohn- und Lebensqualität
      steigern; Bergen muss sehr gut erreichbar sein)

    • Wirtschaftskraft nachhaltig stärken
      (Standortmarketing zur Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen deutlich stärken;
      Bergen als Zentrum für den Einzelhandel im Nordkreis stärken; Bergen als alternativen,
      verkehrsgünstig gelegenen Tourismusort entwickeln)

Zu diesen Themen wurden Maßnahmen und Projekte entwickelt, die zum Teil schon umgesetzt
worden sind.

Antrag Mittelzentrum (2007)

Die Stadt Bergen hat 2007 im Zuge der Novellierung des Landesraumordnungsprogramms Nieder-
sachsen die Aufstufung von Grund- zum Mittelzentrum in der zentralörtlichen Gliederung des Lan-
des beantragt. Durch die Aufstufung sollen der Bedeutung Bergens als regionaler Versorgungsmit-
telpunkt Rechnung getragen und die Entwicklung der Stadt nachhaltig gesichert und gestärkt wer-
den.

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Touristisches Zukunftskonzept Lüneburger Heide / Elbtalaue 2015 (2007)

Für die Region Lüneburger Heide / Elbtalaue liegt ein touristisches Entwicklungskonzeptes vor,
das als Handlungsbasis für die Neupositionierung des touristischen Angebotes in der Region dienen
soll.

AEP+ Kulturraum Oberes Örtzetal (2005)

Gemeinsam mit den Gemeinden Faßberg, Hermannsburg und Wietzendorf sowie der Stadt Munster
hat die Stadt Bergen 2005 eine Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung (AEP) vorgelegt. Diese
landwirtschaftliche Fachplanung, die querschnittsorientiert auch andere Felder wie Siedlungsent-
wicklung, Landschaft, Wirtschaft und Tourismus integriert, wurde in einem zweijährigen Prozess
unter Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen erstellt. Momentan werden im Rahmen der Planung
entwickelte Projekte umgesetzt.

Konzept „Neue Mitte Bergen“

Für die Stadtmitte Bergens (Bereich um die nicht mehr genutzten Einzelhandelsstandorte NAAFI-
Shop und Stadtpassage) besteht ein Konzept für eine Neubebauung („Neue Mitte Bergen“). Dieses
Konzept, das auch die Neuansiedlung von Einzelhandel vorsieht, ist bisher nicht realisiert worden.

Verkehrskonzept Bergen (2001)

Es liegt ein integratives Verkehrskonzept für Bergen aus dem Jahr 2001 vor. Das Konzept berück-
sichtigt auch mögliche Stadtentwicklungsoptionen und ist unter intensiver Einbeziehung der Öf-
fentlichkeit erstellt worden. Es werden Empfehlungen für verkehrliche Maßnahmen in allen Berei-
chen des Kernortes sowie für den ÖPNV und Radverkehr gegeben.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Besonderheiten

Truppenübungsplatz Bergen-Hohne

Der westlich von Bergen im gemeindefreien Gebiet Lohheide gelegene NATO Truppenübungs-
platz Bergen-Hohne hat große Auswirkungen auf die Entwicklung von Bergen (siehe dazu auch die
Ausführungen in Kapitel 1.8).

Gedenkstätte Bergen-Belsen

Nur wenige Kilometer von Bergen entfernt liegt auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefange-
nen- und Konzentrationslagers die Gedenkstätte Bergen-Belsen. Als zentrale Gedenkstätte in Nie-
dersachsen entwickelt, wird sie jährlich von etwa 300.000 Menschen besucht.

Vereins- und Kulturleben

Bergen zeichnet sich durch ein vielfältiges Vereins- und Kulturleben aus. Zu erwähnen sind vor
allem das Heimatmuseum „Römstedt Haus“, die „Anne-Frank-Friedenstage“ sowie der „Runde
Tisch Bergen 2000“, der sich um die Integration von Einwohnern mit Migrationshintergrund und
um das Zusammenleben der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bemüht.

Internationale Städtepartnerschaften

Internationaler Städtepartnerschaften gibt es mit:
    • Pembroke (Wales, seit 1977)
    • Srem (Polen, seit 1999)
    • Hendrik-Ido-Ambacht (Niederlande, seit 2004)

Darüber hinaus pflegt die Stadt Bergen partnerschaftliche Beziehungen zu den Städten Ottendorf-
Okrilla (Sachsen), Roznov (Tschechien), Szubin (Polen) und Pembroke (Malta).

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Themenkarte 1:            Bestand Raumnutzungen / -strukturen

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

1.2           Bevölkerung und Wohnen

Bevölkerungsentwicklung

Die Stadt Bergen hat aktuell 13.920 Einwohner (Stand 12/2006). Lebten 1990 erst 44% der gesam-
ten Bevölkerung im Kernort, so stieg deren Anteil inzwischen (2006) auf 47% (=6.510) der Ein-
wohner (Quelle: Stadtverwaltung).

Hinzu kommen rund 4.000 Angehörige der überwiegend britischen Streitkräfte, die in Bergen stati-
oniert sind und von der Bevölkerungsstatistik nicht erfasst werden. Von diesen leben ca. 1.500 im
Camp Hohne. Ehepaare und Familien mit Kindern leben in der Regel in Bergen.

      120%
                (1990 = 100 %)                                                      Kernort Bergen
      115%
                                                              Stadt Bergen           Niedersachsen
      110%                                                             t

      105%
                                                                                   LK Celle
      100%
          1990       1992       1994       1996       1998       2000       2002       2004       2006

Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung 1990-2006

(Quelle: Stadt Bergen, Nds. Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen)

Die Stadt Bergen verzeichnete in der ersten Hälfte der 90er Jahre eine besonders dynamisch positi-
ve und im Landkreis- und Landesvergleich überdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung, die
vor allem auf einer starken Zunahme im Kernort beruht (vgl. Abb. 1). Zurückzuführen ist dies auf
den vermehrten Zuzug von Familien, der begünstigt wurde durch den Abzug der niederländischen
Streitkräfte und das damit verbundene größere Angebot an freiem, günstigem Wohnraum. Während
sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre die Entwicklung leicht rückgängig zeigte, sind seit 1999
keine signifikanten Veränderungen der Bevölkerungszahlen zu beobachten. Insgesamt ist die Be-
völkerung zwischen 1990 und 2006 im Kernort Bergen um 14,9 % gewachsen, im gesamten Stadt-
gebiet dagegen nur um 8,1 %.

Auffallend ist der hohe Anteil Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsender im Kernort von Ber-
gen. 33,0 % der Bevölkerung sind unter 25 Jahren (LK Celle: 28,5 %, Niedersachsen: 28,0 %),
Demgegenüber ist der Anteil der über 65-jährigen Personen mit 17,7 % leicht unterdurchschnittlich

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

(LK Celle: 18,6 %, Niedersachsen: 18,0 %). Die Tendenz zur Alterung der Bevölkerung ist jedoch
schon zu beobachten. So ist der Anteil der unter 25-jährigen in den vergangenen zehn Jahren um
3,0 % gesunken.

Die Truppenstärke der auf dem Truppenübungsplatz Bergen stationierten Soldaten wird auf ca.
4.000 geschätzt. Dabei sind die Soldaten nur zum Teil in Bergen wohnhaft, zum anderen Teil woh-
nen sie auf dem Gelände des zum gemeindefreien Gebiet Lohheide gehörenden Truppenübungs-
platzes. Innerhalb Bergens sind die Soldaten z. T. mit ihren Lebenspartnern und Familien in Mehr-
familienhäusern in den Wohnquartieren um die Mozartstraße und die Danziger Straße unterge-
bracht, die von den britischen Streitkräften angemietet sind. Dabei kommt es oft zu Leerständen, da
die Belegung der Wohnungen von den wechselnden Einsatzorten der Soldaten bestimmt wird.

Zu erwähnen ist ferner der im Landkreis- und Landesvergleich mit 9,9 % hohe Anteil ausländischer
Einwohner im Kernort Bergens (LK Celle: 5,0 %, Niedersachsen: 6,7 %). Dies ist vor allem auf die
Einwohner kurdischer Abstammung zurückzuführen, die der yezidischen Religionsgemeinschaft
angehören und die in Bergen eine größere Gemeinde bilden. Darüber hinaus lebt in Bergen eine
hohe, statistisch nicht erfasste Anzahl deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund. Dies be-
deutet für die Stadt insgesamt eine große Aufgabe zu bewältigender integrativer Leistungen.

Zudem ist die durchschnittliche Haushaltsgröße im Kernort Bergen mit 1,7 Personen pro Haushalt
auffallend niedrig (Bundesdurchschnitt: 2,2 Personen/Haushalt).

                                                                Basisjahr Prognose
    115%
                 (1990 =
                 100 %)               Stadt Bergen
                                                                                    Niedersachsen
    110%

    105%
                                                                  LK Celle

    100%
        1990               1995            2000             2005           2010            2015           2020

Abbildung 5: Bevölkerungsentwicklung / -prognose 1990-2020

(Quellen: Stadt Bergen, Nds. Landesamt für Statistik, Bertelsmann-Stiftung, eigene Berechnungen; Basisjahr
der Prognose: 2005; vereinfachte Darstellung der Jahre 1990-2005)

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Die Prognose der Bertelsmann Stiftung sagt für die Stadt Bergen einen Rückgang Einwohnerzahl
bis 2020 um 7,4 % zum Basisjahr 2005 voraus. Bergen hätte danach im Jahr 2020 etwa wieder den
Bevölkerungsstand von 1990 (vgl. Abb. 2). Im Vergleich zum Landkreis bzw. Land wäre dies ein
besonders starker Bevölkerungsrückgang. Damit einhergehend wird sich auch die Verteilung der
Altersklassen ändern. Während nach der Prognose der Anteil der unter 18-jährigen von 23,2 % auf
17,2 % zurückgehen wird, nimmt der Anteil der über 60-jährigen um 8,5 % zu. Darüber hinaus
wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung von 40,7 auf 45,6 Jahre ansteigen.

Die Prognose des niedersächsischen Landesamts für Statistik geht im Gegensatz zur Prognose der
Bertelsmann Stiftung von einem Bevölkerungsrückgang von 2,2 % bis 2015 (Basisjahr 2005) aus.
Festzuhalten bleibt jedoch, dass bei unveränderten Rahmenbedingungen mit einem Rückgang der
Bevölkerungszahlen und einer Veränderung der Alterstruktur zuungunsten der jüngeren Bevölke-
rungsgruppen gerechnet werden muss.

Nicht eingerechnet in diese Entwicklung bzw. Prognose sind die Soldaten der britischen Streitkräf-
te sowie deren Angehörige. In den nächsten Jahren ist eine Aufstockung der britischen Truppe ge-
plant.

Soziale Lage

Laut „Demographiebericht Kommune Bergen“ (Bertelsmann-Stiftung) sind heute verschiedene
soziale Problemfelder vorhanden und quantifizierbar.

Hier ist zunächst der Anteil von Haushalten mit geringem Einkommen (= Einkommen < € 1.100,--
/Monat) zu nennen. Dieser Anteil betrug im Jahr 2003 in Bergen 32,3% gegenüber 23,4% im nie-
dersächsischen Landesdurchschnitt und 23.3% im Durchschnitt des Landkreises Celle.

Auffallend ist, dass nach der gleichen Quelle dieser Wert im darauf folgenden Jahr 2004 bereits
48,7% betrug. Die Vergleichswerte für Niedersachsen und den Kreis Celle veränderten sich hinge-
gen kaum (25,2% / 27,4%). Die Sozialhilfequote bewegte sich in den beiden Jahren 2003 und 2004
mit rund 4% auf dem Niveau des Landes Niedersachsen bzw. des Kreises Celle.

Auffallend sind die Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss. Von diesen waren (2003) 26,7%
Ausländer, 2004 bereits 51,8%, im Jahr 2005 immerhin noch 35,4%. Die Vergleichszahlen für das
Land Niedersachsen lauten 17,9 / 18,1 / 36,9 %. Im Kreis Celle waren 21,7 / 23,4% und 37,4 % der
Schulabgänger ohne Abschluss Ausländer. Die Schwankungen innerhalb der Zeitreihe der von der
Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Werte können derzeit nicht erklärt werden. Es wird aber auf
jeden Fall deutlich, dass die Integration ausländischer Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt in Ber-
gen offensichtlich nur sehr begrenzt gelingt.

Die Jugendarbeitslosigkeit bewegt sich mit (2005) 20,5% auf hohem Niveau, wenngleich nicht
wesentlich höher als im Durchschnitt des Landkreises Celle (18,9%) oder des Landes Niedersach-
sen (19,3%).

Wohnstandort

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Bei der Gesamtzahl der Wohnungen und Wohngebäude hat es in der Stadt Bergen seit 1990 trotz
der aktuell stagnierenden Bevölkerungsentwicklung einen kontinuierlichen Anstieg gegeben (vgl.
Abb. 3). Aktuell vollzieht sich die Neubautätigkeit im Kernort Bergen vor allem im Baugebiet
„Gartenstraße“. Gut angenommene Neubaugebiete werden derzeit im Bereich südlich der Bahnli-
nie und den Straßen „Deichend“, „Bahnhofstraße“ entwickelt. Die prognostizierte negative Ent-
wicklung und Alterung der Bevölkerung lässt für die Zukunft jedoch auf einen Rückgang der
Nachfrage nach Wohnungen und Wohngebäude schließen.

    120%
                  (1990 = 100 %)
    115%
                                                    Wohnungen
    110%
                                                                        Wohngebäude
    105%

    100%
        1990           1992         1994        1996        1998        2000        2002         2004

Abbildung 6: Entwicklung Wohnungen u. Wohngebäude in der Stadt Bergen seit 1990

(Quelle: Nds. Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen)

Zu- und Fortzüge von / nach Außerhalb haben sich sowohl für den Kernort als auch für die Ort-
schaften in den zurückliegenden Jahren die Waage gehalten. Gleichzeitig ist jedoch festzustellen,
dass aufgrund der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung bzw. deren Altersstruktur ein dauerhaft
wirkender Rückgang der Nachfrage nach (Miet-) Wohnungen bzw. Häusern erwartet werden muss.
Sowohl die Zahl der Kinder und Jugendlichen (- 5,2%) als auch die der Erwachsenen in der Fami-
liengründungsphase (26 – 45 Jahre, - 3.5%) hat sich zwischen 1996 und 2006 negativ verändert.

Mit Sicherung des britischen Militärstandortes „Lager Hohne“ haben die Re-Attraktivierung sowie
die Entwicklung neuer Wohnungsangebote von überwiegend durch britische Staatsbürger genutz-
ten Wohnquartieren an Bedeutung gewonnen. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass ein zunehmend
größerer Anteil der Militärangehörigen und deren Familien außerhalb des Lagers wohnt und damit
auch die Bedeutung von Freizeit- und Kulturangeboten in der Stadt für deren Integration wichtiger
wird.

Einige bestehende Wohnstandorte (z.B. Mozartstraße) sind heute nicht mehr attraktiv. Aufgrund
ihrer technischen Merkmale besteht grundsätzlich die Gefahr, dass sich hier soziale Problemfelder
entwickeln können.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Als Folge unter anderem der aufgezeigten Bevölkerungsveränderungen muss sowohl von einer
quantitativ als auch qualitativ veränderten Nachfrage in verschiedenen Bereichen des Wohnungs-
marktes ausgegangen werden:
    • Die Nachfrage nach größeren (familiengerechten) Wohnungen und Häusern wird insgesamt
      zurückgehen.
    • Die Nachvermietung bzw. der Verkauf größerer Einheiten wird daher schwieriger werden.
    • Die Bereitschaft, in Bergen Eigentum zu erwerben, wird gleichzeitig sinken.
    • Der qualitativ schlechte Zustand etlicher (früher) überwiegend von Angehörigen des Militär-
      standortes genutzter Wohnungen und Häuser birgt in sich das Problem der Konzentration
      sozialer Probleme und eines unwirtschaftlichen Leerstandes.

1.3     Wirtschaftsstandort

Unternehmen und Betriebsstrukturen allgemein

Das Niedersächsische Landesamt für Statistik erfasste (zuletzt 2001) insgesamt 400 umsatzsteuer-
pflichtige Unternehmen in der Stadt Bergen. Diese hatten damals rund 2.800 sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigte. Die durchschnittliche Betriebsgröße von 7 Mitarbeitern je Betrieb veran-
schaulicht eine kleinteilige Unternehmensstruktur, die auch heute den Wirtschaftsstandort prägt.

Nur wenige größere mittelständische Betriebe (Lochow-Petkus GmbH, Saatzucht, > 150 Beschäf-
tigte / Cornils GmbH, Stahlbau, > 120 Besch. / Wegner + Stapel GmbH, Fördertechnik, > 100
Besch.) haben ihren Sitz in Bergen. Neben diesen prägen kleinere Unternehmen aus Handwerk,
produzierendem Gewerbe, privaten Dienstleistungen, Einzelhandel und natürlich die Stadtverwal-
tung den Arbeitsmarkt.

Aufteilung der Beschäftigten im Jahr 2005:
    • Produzierendes Gewerbe                                   32%
    • Handel, Gastgewerbe, Verkehr                             31%
    • Öffentliche und private Dienstleistungen                 16%
    • Sonstige (Landwirtschaft, ohne Angabe)                   21%

Seit 1998 sank der Anteil der Beschäftigten des produzierenden Gewerbes um ¼. Die übrigen Be-
reiche wuchsen nicht in gleichem Umfang, was die rückläufige Zahl der Arbeitsplätze erklärt.

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1       Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Gastronomie & Hotellerie

Die insgesamt 14 Hotels in Bergen mit rund 200 Betten konzentrieren sich (2006) im Kernort. Wei-
tere 150 Betten (Daten nach amtl. Statistik, DEHOGA, eigene Recherchen) stehen in verschiede-
nen Häusern der umliegenden Ortschaften zur Verfügung.

Die Gaststätten in der Stadt bedienen überwiegend die örtliche Nachfrage. Für viele Anbieter sind
britische Militärangehörige eine wichtige Zielgruppe. Da deren zahlenmäßige Präsenz jedoch
schwankend ist (Kriseneinsätze, Versetzungen und Verlegungen), ist auch der Geschäftsverlauf oft
sehr unterschiedlich.

Auffallend ist, dass die Bettenauslastung der Hotels in Bergen ausgesprochen niedrig ist. Die in der
amtlichen Statistik (Betriebe ab 9 Betten) gelisteten Betten sind im Jahresdurchschnitt (2006) nur
zu 19,7% belegt. Dies ist auch im Vergleich zum Landkreis Celle (29,6%) und zum Land Nieder-
sachsen (35,2%) ein ausgesprochen niedriger Wert. Die Auslastung der Hotels in Bergen ist seit
Jahren rückläufig. Als betriebswirtschaftliche Mindestgröße für Hotel- bzw. Restaurantbetriebe
gelten Werte zwischen 40 und 50%. Dies verdeutlicht das inzwischen vorhandene Problemniveau,
das sich auch in teilweise unterbliebenen Modernisierungsinvestitionen ausdrückt.

Arbeitsmarkt

Die Daten der Agentur für Arbeit Celle (Sonderauswertung) spiegeln eine differenziert zu bewer-
tende Entwicklung des örtlichen Arbeitsmarktes (Stadt Bergen) wieder:
    • Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten reduzierte sich in den vergangenen
      3 Jahren von 2.715 (30.9.2003) auf 2.513 (30.9.2006).
      Hinzu kommen allerdings Selbständige, Beamte und mithelfende Familienangehörige in der
      Landwirtschaft, die von der amtl. Statistik nicht erfasst werden.
    • Der Bestand an Arbeitslosen erhöhte sich von 691 (12/2003) auf 796 (12/2006).
    • Die Zahl der weniger als 6 Monate Arbeitslosen blieb im gleichen Zeitraum mit rund 350
      nahezu konstant.
    • Die Zahl der mehr als 6 Monate Arbeitslosen stieg von 358 auf 471, was vor allem auf eine
      Erhöhung der Zahl der mehr als 2 Jahre Arbeitslosen zurückzuführen ist.

Die Gründe für diese Entwicklung können auch nach Rücksprache mit den zuständigen Arbeits-
vermittlern nicht eindeutig ausgemacht werden. Ein Zusammenhang mit der rückläufigen Zahl der
Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe liegt jedoch nahe.

Die Agentur für Arbeit ermittelt für die Stadt Bergen keine Arbeitslosenquote. Dieser Wert wird
nur für die Geschäftsstelle Hermannsburg (einschließlich der Stadt Bergen) ermittelt. Die Arbeits-
losenquoten (bezogen auf alle zivile Erwerbspersonen) für die Geschäftsstelle Hermannsburg be-
trug im Februar 2007 10,7% (Niedersachsen / Hauptagentur Celle: 9,9% / 10,3%), die entsprechen-
de Quote bei den Ausländern 27,3% (26,5% / 28,2%). In den vergangenen 2 Jahren sank die Zahl
der Arbeitslosen im Bereich der Hauptagentur Celle um ca. 10%.

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1          Bestandsaufnahme / Analyse des Status Quo und der Perspektiven der zukünftigen Stadtentwicklung

Bei der Arbeitslosenquote bewegt sich Bergen offenbar im Bereich des Durchschnitts der umlie-
genden Geschäftsstellen bzw. des Landes Niedersachsen. Dennoch sollten die Hinweise auf das
strukturelle (Arbeitsmarkt-) Problem von Ausländern (siehe „Wohnstandort „ Soziale Lage“) nicht
übersehen werden. Rechtzeitige Politikansätze, Vorschläge dazu im Bereich „Weitergehende Emp-
fehlungen“, können verhindern, dass sich ein bereits erkennbarer standortspezifischer Problemkreis
ausweitet und verfestigt.

Pendlerströme

Am Arbeitsort Bergen arbeiteten am 30.6.2006 2.391 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,
davon pendelten 981 ein. Die Zahl der Auspendler betrug insgesamt 2.820 (davon schätzungsweise
15% britische Zivilangestellte zum außerhalb der politischen Grenzen Bergens liegenden Truppen-
                                      2
übungsplatz im gemeindefreien Bezirk ).

Sondersituation: Wirtschafts- und Arbeitsmarktbedeutung des britischen Militärs

Der Arbeitsmarkt in Bergen wird nicht nur von den ortsansässigen Betrieben, sondern auch von
den britischen Streitkräften (bzw. deren Zulieferern und Zivilangehörigen) bestimmt. Die wirt-
schaftliche Bedeutung der Streitkräfte wird von deren Verbindungsoffizier (für die Region) jährlich
mit ca. € 12 Mio. an Aufträgen an deutsche Firmen, € 30 Mio. an Gehältern für deutsche Zivilange-
stellte und einer privaten Kaufkraft der Militärangehörigen von rund € 40 Mio. angegeben.

Genaue Zahlen für Bergen liegen nicht vor (siehe „Weitergehende Empfehlungen / Einzelhandel“).
Es kann aber unter Berücksichtigung der Truppenstärken und der Standorte der begünstigten deut-
schen Zulieferer davon ausgegangen werden, dass diese Summen jeweils zu mindestens einem
Drittel dem Standort Bergen zugute kommen.

Das für den Standort Bergen relevante Kaufkraftpotential aus Aufträgen an deutsche Firmen (bzw.
den davon ausgezahlten Löhnen), den Gehältern der deutschen Zivilangestellten und der britischen
Militärangehörigen beträgt damit jährlich rund € 25 – 30 Mio. Im Vergleich dazu beträgt die Kauf-
kraft aller 7.900 Haushalte in Bergen im Jahr 2007 auf Basis von Ermittlungen der Gesellschaft für
Konsumforschung (GfK) rund € 300 Mio. Hinzu kommen weitere Ausgaben, die direkt oder mit-
telbar die Wirtschaftskraft der Stadt Bergen beeinflussen, wie z. B. gezahlte Mieten oder Gebühren
für öffentlich erbrachte Dienstleistungen.

Eine detaillierte Ermittlung und regionale Zuordnung der wirtschaftlichen Bedeutung des britischen
Militärs kann derzeit nicht vorgenommen werden.

2
    Die Zahl der bei den deutschen Truppenteilen beschäftigten Zivilangestellten ist in diesen Zahlen noch nicht enthalten,
    sie wird von der Stadt Bergen derzeit ermittelt

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