ARBEITEN BEIM ÖFFENTLICHEN DIENST - An diese Stelle ...
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EINE ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG IN DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG 2 0 . 0 7. 2 0 2 1 R U R A R BE I T E N BE I M N ÖFFENTLICHEN D E D E DI E N S T T I S C H Seit Beginn der Corona-Krise zieht es viel mehr Menschen als früher zu den öffentlichen Arbeitgebern. Das ist schön, reicht aber nicht, um die künftigen Lücken zu schließen. Im Umgang mit der Werbetrommel muss Vater Staat noch furioser werden. EINSTIEG UMSTIEG AUFSTIEG Stadt, Land, Bund an Eine Werbeprämie Weiterkommen IT’ler: Wollt Ihr ewig gibt’s nicht. Aber nette mit Fairplay Warenkörbe pflegen? Kollegen (m/w/d). statt Ellenbogen.
2 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Jetzt erst recht CORONA GEHT, DER MANGEL BLEIBT Dem öffentlichen Dienst droht in den nächsten zehn Jahren eine empfindliche Personallücke. Ein Lichtblick: Sein Ansehen bei jungen Menschen ist in der Corona-Krise gestiegen. D ie Corona-Krise hat Recruiting, umso eher kommt der öffent- Foto: contrastwerkstatt_stock.adobe.com in Deutschland liche Dienst in eine Drucksituation, die vieles durcheinan- er nicht will“, warnt Professor Christoph der und im öffentli- chen Dienst man- Beck, Studiengangleiter Master of Sci- ence Human Resource Management an LIEBE LESERIN, ches in Bewegung gebracht, doch ein der Hochschule Koblenz. Die Corona-Krise erweist sich für LIEBER LESER, Problem ist geblieben: Der Mangel an ge- den öffentlichen Dienst jedoch nicht eignetem Nachwuchs belastet nicht nur nur als gewaltige Herausforderung im die Wirtschaft, sondern auch Arbeitgeber Gesundheitsbereich, sondern auch als die Corona-Krise hat die Stärken und Schwächen des öf- auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebe- Chance bei der Rekrutierung von fri- fentlichen Dienstes als Arbeitgeber deutlich aufgezeigt. ne. Sie benötigen nach einer aktuellen schem Personal. Die Wertvorstellungen Während von der Pandemie betroffene Unternehmen Einschätzung von dbb Beamtenbund und verändern sich, und Prioritäten werden ihre Belegschaften in Kurzarbeit schickten oder ganz frei- Tarifunion fast 330.000 Mitarbeiter. Al- neu gesetzt. „Der öffentliche Dienst hat stellten und viele Soloselbstständige um ihre Existenz lein in den Kommunalverwaltungen wer- bei den von uns untersuchten vier Ziel- bangten, standen im öffentlichen Dienst Beschäftigte re- den derzeit mehr als 145.000 neue Mitar- gruppen, also Schülern, Studierenden, lativ gut da – es sei denn, es warteten im Gesundheits- beiterinnen und Mitarbeiter für die Akademikern und Nichtakademikern bereich zahlreiche Überstunden auf sie. Auf der anderen allgemeine Verwaltung, die Ausländerbe- mit Berufserfahrung, deutlich an Attrak- Seite sind die am Gemeinwohl orientierten Aufgaben in- hörden, Bau- und Jugendämter, Kinderta- tivität hinzugewonnen“, sagt Robindro zwischen für viele ein großer Pluspunkt. Nicht zu verges- gesstätten und andere Einrichtungen ge- Ullah, Geschäftsführer von Trendence. sen die vielfältigen Tätigkeiten und der sichere Arbeits- braucht. Die Schulen suchen circa 38.000 Das Berliner Beratungs- und Marktfor- platz. Der öffentliche Dienst bietet dem Nachwuchs in Zukunft hervorragende Karrieremöglichkeiten. Lehrkräfte, Bundespolizei und Steuerver- schungsunternehmen für Talent Intelli- waltung benötigen jeweils 27.000 neue gence erhebt kontinuierlich Daten zum Freilich gibt es Bereiche, in denen Bund, Länder und Ge- Mitarbeiter und auf Landesebene fehlen 25.000 Polizisten. Personallücke von mehreren hunderttausend Mitarbeitern, Thema Arbeit. „Den höchsten Anstieg verzeichnen wir bei meinden als Arbeitgeber aufholen und besser werden „Der Bedarf wächst seit Jahren um rund zehn Prozent jähr- die bei Bund, Ländern und Kommunen fehlen werden. Er- den Akademikern mit Berufserfahrung. Von denen sagen müssen. Findigkeit bei der Personalbeschaffung und die lich“, sagt der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach. „Die de- schwerend kommt hinzu, dass der öffentliche Dienst mit 31,1 Prozent, dass sie den öffentlichen Dienst attraktiver Digitalisierung gehören dazu. Beides sind notwendige mografische Entwicklung treibt eine Abwärtsspirale an, ge- der Digitalisierung, dem ökologischen Umbau von Gesell- als vor der Krise finden“, erläutert Ullah. Bei Schülern und Voraussetzungen, um die Attraktivität des öffentlichen gen die die Kommunen, die Länder und der Bund viel zu schaft und Wirtschaft sowie der zunehmenden Aggression Nicht-Akademikern sieht es fast jeder Vierte so und bei Dienstes bei Berufsein- und -aufsteigern weiter zu erhö- wenig gegensteuern“, warnt Silberbach. und Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung vor ganz neuen den Studenten jeder Fünfte. hen. Wie es aktuell bestellt ist, lesen Sie in den nachste- Allein in diesem Jahr werden zwei Prozent des Per- Herausforderungen steht. Den Personalverantwortlichen Bei der Suche nach den Gründen für die gestiege- henden Beiträgen sowie den Auszügen aus der lebhaften sonals im öffentlichen Dienst in den Ruhestand gehen. In rennt schon allein aufgrund der steigenden Zahl an offenen ne Attraktivität ist die Forschungsgruppe bei Trendence Diskussionsrunde in der Panorama Lounge des Süddeut- den nächsten zehn Jahren scheiden weitere 1,27 Millionen Stellen die Zeit davon. „In den nächsten zehn Jahren verliert auf eine Reihe positiver Faktoren gestoßen, die junge Men- schen Verlages in München. Beschäftigte altersbedingt aus. Zieht man davon die zu er- der öffentliche Dienst etwa 30 Prozent seiner Mitarbeiter. schen beim öffentlichen Dienst stärker wahrnehmen als vor Karen Engelhardt wartenden Neueinstellungen ab, bleibt rechnerisch eine Je länger wir warten mit der Frage nach dem qualitativen der Pandemie. „Das Thema Systemrelevanz ist für die von Jacob Neuhauser uns untersuchten Zielgruppen viel wichtiger geworden und wird sehr stark mit dem öffentlichen Dienst in Verbindung gebracht“, sagt Ullah. Jeder zweite Befragte gab an, bei sei- ner nächsten Jobsuche vermehrt auf dieses Kriterium im Ar- beitsbereich oder bei der konkreten Tätigkeit zu achten. Dass der öffentliche Dienst darüber hinaus mit den Attributen SIE DISKUTIERTEN Der Puls unserer Stadt sichere Anstellung, gute Work-Life-Balance und attraktive Arbeitszeiten verbunden wird, spielt in Krisenzeiten natür- AM RUNDEN TISCH lich auch eine größere Rolle als in Phasen des konjunkturel- len Aufschwungs. Werner Albrecht Das gestiegene Ansehen macht sich bei Bund, Län- Stadtwerke München der und Gemeinden schon jetzt bemerkbar. Im ersten Kri- Geschäftsführer Personal, Immobilien, Bäder senjahr sind zum Beispiel bei kommunalen Arbeitgebern wesentlich mehr Bewerbungen auf ausgeschriebene Stel- Dr. Alexander Dietrich len eingegangen als vorher, berichtete das Fachmagazin Landeshauptstadt München Kommunal im März 2021. Dennoch bleibt der öffentliche Stadtrat und Personal- und Organisationsreferent Dienst nach Ansicht von Beck aufgrund des demographi- schen Wandels gefordert, seine Suchmethoden nach ge- Kerstin Dübner-Gee eigneten Kandidaten besser auf die Zielgruppen und de- Max-Planck-Gesellschaft ren Mediennutzungsverhalten auszurichten. Ein weiterer Leiterin Personalentwicklung & Chancen Ansatzpunkt sind für ihn die Arbeitsinhalte. „Viele kom- munale Arbeitgeber beklagen, dass potenziellen Mitarbei- Friederike Engert tern die Bandbreite der Tätigkeiten im öffentlichen Dienst Staatsministerium des Innern, für Sport gar nicht bewusst sei“, erläutert Beck. Dieses Wissensde- und Integration fizit seiner Zielgruppen zu beheben, sei in erster Linie eine Leiterin Sachgebiet Personal für akademisches Kommunikationsaufgabe. Personal in der allgemeinen inneren Verwaltung Das sieht Robindro Ullah genau so. „Jetzt ist die Zeit und der Verwaltungsgerichtsbarkeit besser geeignet denn je, für den öffentlichen Dienst zu rek- rutieren“, sagt der Trendence-Geschäftsführer. Diese Chan- Dr. Nicole Lang ce wird seiner Meinung nach nur von manchen Institutio- Staatsministerium der Finanzen und für Heimat nen wie der Bundeswehr oder Polizei aktiv genutzt. Viele Leiterin Abteilung II „Recht des öffentlichen Dienstes andere Einrichtungen, die dem breiten Spektrum des öffent- und Personalverwaltung“ lichen Dienstes zuzurechnen sind, treten dagegen trotz der günstigen Ausgangslage zu wenig in Erscheinung. „Diesen Harald Riedel Rückenwind nutzen leider gar nicht so viele“, bedauert Ul- Stadt Nürnberg lah. Für das Recruiting haben Bund, Länder und Gemeinden Stadtrat und Kämmerer also noch viel Luft nach oben. Dass der öffentliche Dienst bei der Nachwuchsrekru- Norbert Sauer tierung zu den Gewinnern der Corona-Krise zählt, bestätigt Bayerische Versorgungskammer auch die jüngste Studierendenstudie der Unternehmensbe- Leiter Personalmanagement ratung EY. 26 Prozent der jungen Menschen auf dem Weg in den Beruf halten ihn für die ideale Branche. Vor allem Frauen zieht es zu Vater Staat: 34 Prozent von ihnen finden VERTRETUNG DER den öffentlichen Dienst für den Karrierestart besonders at- SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG traktiv, bei den Männern sind es nur 19 Prozent. „Der Staat steht als Arbeitgeber in der Gunst der Studierenden ganz Arno Markowsky vorn“, bekräftigt Oliver Simon, Leiter der Personalabtei- Moderator lung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine Liebesbeziehung sei dies aber nicht unbedingt, so der Christine Tolksdorf Dr. Irina A., Softwareingenieurin Personalleiter, denn Branchen wie IT, Pharma, Maschinen- Unitleiterin Produktentwicklung und -management und Automobilbau würden allgemein als noch attraktiver Ich begleite München auf dem Weg zur Smart City. eingeschätzt. „Gerade in Krisenzeiten steht bei der Jobsu- Meine Entwicklungen gestalten die E-Mobilität che jedoch die Sicherheit an erster Stelle. Daher dürften Stu- dierende während der Corona-Krise eher rational ihren Ar- der Zukunft. Mehr erfahren auf swm.de/it beitgeber aussuchen“, sagt Simon. Doch eine Entscheidung mit Köpfchen ist bei der Berufswahl ja nicht die schlechtes- te Idee. JAC OB NEUHAU SER
3 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Jetzt erst recht MEHR START-UP-KULTUR FÜR DEN STAAT Allein für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes müsste der öffentliche Dienst sein IT-Personal verdoppeln. Es zu rekrutieren ist nicht nur eine Frage des Geldes. E nde vergangenen Jahres machte eine Mit Geld kann er Bewerber allerdings nicht überzeu- Nachricht des IT-Branchenverbandes Bit- gen, zu groß ist der Abstand bei den Gehältern im Vergleich kom die Runde, die so manchen Personal- zur Privatwirtschaft. „Der öffentliche Dienst macht es sich verantwortlichen im öffentlichen Dienst in dieser Hinsicht aber manchmal etwas zu leicht, wenn er Hoffnung schöpfen ließ: Eine Unterneh- die Schuld beim IT-Fachkräftemangel nur am fehlenden merbefragung hatte ergeben, dass sich Geld festmacht“, kritisiert Carsten Köppl. „Gerade im IT- der Mangel an IT-Experten in der freien Bereich schrecken die analogen und langwierigen Bewer- Wirtschaft unter dem Eindruck der Corona-Krise verringert bungsprozesse junge Talente ab.“ IT-Fachkräfte erwarten habe. Ende 2020 waren über alle Branchen verteilt rund zudem von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit, mobil oder 86.000 Stellen frei. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das von zu Hause zu arbeiten. Auch da hat der öffentliche Dienst Foto: Seventyfour_stock.adobe.com einem Rückgang um 31 Prozent. „Das bedeutet aber nicht, gegenüber Unternehmen im Wettbewerb um die klügsten dass durch die Corona-Krise auf einmal IT-Fachkräfte auf Köpfe oft das Nachsehen. Dritter Kritikpunkt des Agen- den Markt gekommen sind. Im Gegenteil, die Konkurrenz turchefs sind die zuweilen fehlenden Karriere- und Weiter- wird noch stärker, weil auch Bund, Länder und Kommunen bildungsmöglichkeiten. „Manche IT-Spezialisten wollen vermehrt nach diesen Leuten suchen“, erklärt Carsten durchaus Karriere machen, scheuen aber die damit einher- Köppl, Geschäftsführer der auf den öffentlichen Dienst spe- gehende Personalverantwortung, weil das nicht zu ihren zialisierten Beratungsagentur Next Public in Berlin. Stärken gehört“, erläutert Köppl. Fachkarrieren ohne Mit- Das liegt vor allem an der Umsetzung des Onlinezu- arbeiterführung sind bei Bund und Ländern bislang zu sel- gangsgesetzes. Es verpflichtet die öffentliche Hand, 575 Ver- ten möglich. waltungsleistungen bis Ende 2022 auch elektronisch über Am Geld allein liege es nicht, bestätigt Ferdinand Um junge IT-Fachkräfte zu gewinnen, muss der öffentliche Dienst bei Technik und Rahmenbedingungen moderner werden. Verwaltungsportale anzubieten. „Wir haben berechnet, dass Schuster. „Viele Start-ups können ihren Mitarbeitern auch allein für diese Aufgabe auf den einzelnen föderalen Ebenen nicht viel zahlen und sie trotzdem für sich begeistern“, gung der Cybersicherheit Deutschlands, die IT-Forensik Verfügung. „Dass die Digitalisierung in Deutschland glei- fast 50.000 IT-Fachkräfte benötigt werden“, sagt Ferdinand sagt der Institutsleiter. Dieses Manko machen sie mit einer bei der Klärung von Kriminalfällen oder die Verbesserung chermaßen schnell wie nachhaltig vorangetrieben werden Schuster, Geschäftsführer des Instituts für den öffentlichen Innovationskultur wett, die den Menschen kreative Frei- der digitalen Leistungen der öffentlichen Verwaltung sind muss, haben die Erfahrungen in der Pandemie deutlich vor Sektor in Berlin. Aktuell beschäftigen Bund, Länder und Ge- räume gibt und ihnen Spaß an der Arbeit vermittelt. Eine wesentlich spannender und sinnvoller als die ständige Wa- Augen geführt“, fordert Bitkom-Präsident Achim Berg. „Es meinden zusammen etwa 45.000 IT-Kräfte. Außer für die erstklassige technische Ausstattung und rasche Aufstiegs- renkorboptimierung für einen Onlineversanddienstleis- darf nicht sein, dass im Jahr 2021 etwa die Mitarbeiterinnen Entwicklung und Implementierung werden vor allem Spe- möglichkeiten sorgen ebenfalls dafür, dass IT-Kräfte lie- ter“, sagt Köppl. Es gibt also gute Gründe, warum IT-Fach- und Mitarbeiter von Gesundheitsämtern und Verwaltungen zialisten für den laufenden Betrieb gesucht, die Netzwerke ber bei Start-ups als beim Staat anheuern. „Der öffentli- kräfte sich gegen das große Geld und für den öffentlichen nicht durchgängig aus dem Homeoffice arbeiten können“, flächendeckend warten und aufrechterhalten. „Selbst wenn che Dienst sollte sich auf diesen Gebieten verbessern und Dienst entscheiden. sagt Berg. Er warnt jedoch davor, einfach bestehende, ana- man einen Teil der Aufgaben an externe Dienstleister out- seine Vorzüge, wie etwa eine sinnvolle Tätigkeit, geregel- Hoffnung gibt es zumindest auf eine modernere IT- loge Abläufe eins zu eins in die digitale Welt zu überführen. sourcen kann, wären drei Viertel der derzeitigen IT-Mitar- te Arbeitszeiten und Familienfreundlichkeit, noch besser Infrastruktur. Aus dem Corona-Hilfspaket der EU sollen Denn Digitalisierung, so der Bitkom-Präsident, sei mehr als beiter damit beschäftigt, dieses eine Gesetz umzusetzen“, hervorheben“, erklärt Schuster. Die vielen spannenden Pro- rund 26 Milliarden Euro nach Deutschland fließen. Mehr Hard- und Software, sie sei vor allem auch ein Mindset. Wel- erläutert Schuster. Der öffentliche Dienst benötigt für seine jekte, an denen man für Bundes- und Landesministerien als Hälfte davon stehen für Maßnahmen und Technolo- cher vernünftige IT-ler wollte da widersprechen? Digitalisierung also dringend Verstärkung. arbeiten kann, sind oft zu wenig bekannt. „Die Verteidi- gien zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung zur JACOB NEUHAUSER AUF GEHT’S! D as stärkste Pfund, mit dem Recruiter im öf- Foto: Schelenz GmbH fentlichen Dienst wuchern können, ist die Sicherheit der Arbeitsplätze: Sie wandern weder nach Fernost noch in die Cloud. Aber zieht das Argument auch bei Fach- und Führungskräften solcher Berufe, um die sich alle Arbeitgeber reißen? Bernhard Schelenz, Fachmann für Arbeitgeberkommunikation, rät den öffentlichen Arbeit- gebern zu mehr Mut beim Recruiting. Wie wichtig ist gesuchten Fachkräften, sagen wir: Informatikern und Ingenieuren, der sichere Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst oder bei einem kommunalen Unternehmen? Schelenz – Es mag Ausnahmen geben, aber für die meisten Bernhard Schelenz, Geschäftsführer der gleichnamigen Agentur für Arbeitgeberkommunikation in Großkarlbach. ist das Sicherheitsargument eher von geringer Bedeutung. 26)5 +)6)006',$*70-',)5 8*75$+ Wer als einigermaßen ausgeschlafener Absolvent eines MINT-Faches die Hochschule verlässt, hat quasi eine le- spiel Diversity: Wird das nur plakatiert oder tatsächlich ge- !8/82*7 +)67$07)2 benslange Beschäftigungsgarantie. Wenn nicht in Rosen- lebt? Oder zum Homeoffice: Ist das Standard oder wird hier heim, dann in Regensburg oder in München, in Wien oder nur verbal der Zeitgeist bedient? in Manila. Wer Logik und Zahlen beherrscht, ist weltweit $',,$07-+)6 -576',$*7)2 0$2+*5-67-+)6 )2/)2 82( willkommen. Was interessiert Jobsuchende sonst noch? )50"660-',/)-7 ,$&)2 6',32 -11)5 826)5 $2()02 -5 9)5)-2)2 #**)270-',5)',70-',) )5635+82+6 Schelenz – Sie wollen wissen, wie es im Unternehmen wirk- +)45"+7 $6 1$',7 826 =8 )876',0$2(6 811)5 )-25-',782+)2 *%5 &)58*667"2(-6',) 82( /31182$0) Wenn der sichere Arbeitsplatz kein Lockmittel ist: lich zugeht. Wie da gearbeitet wird, wie die Kultur ist, ob 827)5 ()2 07)569)5635+)52 07)569)5635+82+ 82( &)6',"*7-+)2 $06 13()52)6 -576',$*76827)52),1)2 ()6 #**)270-',)2 -)267)6 Womit winkt man als Recruiter dann? man seine Ellenbogen einsetzen muss oder ob, wenn von 2 $
4 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Der Runde Tisch „DIE CORONA-KRISE WIRD UNS EINEN SCHUB GEBEN“ Die Arbeit beim öffentlichen Dienst ist vielseitig, spannend und vor allem sinnstiftend. Doch die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Deshalb muss er die nachrückende Generation für sich begeistern. D unkle Gewitterwolken zogen über lich möglich ist. Die hat gezeigt, dass sich die Hälfte von Büroarbeitsplätze. Ähnlich wie in München gehen wir davon München auf, während hochrangi- ihnen vorstellen kann, künftig auf einen eigenen Büroar- aus, dass die Hälfte der Belegschaft, deren Arbeit im Home- 1 ge Vertreterinnen und Vertreter aus beitsplatz zu verzichten, wenn sie dafür öfter zu Hause office gemacht werden kann, dies künftig zwischen ein und Ministerien, Verwaltung und Wis- arbeiten können. Das ist immerhin ein Viertel unserer drei Tagen in der Woche tun möchte. Neben flexiblen Raum- senschaft am frühen Abend des 22. gesamten Belegschaft. konzepten kommt es dabei auf die mobile technische Aus- Juni in der Panorama Lounge des stattung an. Wir hatten vor Corona 400 Beschäftigte im Süddeutschen Verlages diskutier- Herr Riedel, neue Arbeitswelten ist ein Thema, Homeoffice. Innerhalb von vier Wochen nach Ausbruch der ten. Sie stehen sinnbildlich für die Gefahr, die dem Ar- mit dem Sie sich in Nürnberg ebenfalls schon län- Pandemie waren es 4200 und inzwischen sind es fast 5000. beitsmarkt und damit auch dem öffentlichen Dienst droht: ger beschäftigen. Wie sieht denn bei Ihnen Das sind zwei Drittel aller für das Homeoffice geeigneten In den nächsten zehn Jahren wird die Generation der Baby der Arbeitsplatz der Zukunft aus? Arbeitsplätze bei der Stadtverwaltung Nürnberg. Bis 2024 Boomer in den Ruhestand gehen und eine klaffende Lücke CORONA Harald Riedel – Auf jeden Fall anders als jetzt. Wir sind aktu- wollen wir das auf eine solide technische Basis stellen. bei Behörden und Instituten hinterlassen. Damit der UND DIE FOLGEN ell noch in der Vorbereitungsphase und arbeiten, wie ver- Das ist schon eine Revolution, auch wenn sie unspektakulär öffentliche Dienst mit heute mehr als fünf Millionen mutlich die meisten hier in der Runde, noch in Büros in In- abläuft. Beschäftigten seine vielfältigen Aufgaben auch in Zukunft nenstadtlagen. Das heißt in Gebäuden, die sehr unflexibel erfüllen kann, ist er dringend auf qualifizierten Nach- Herr Sauer, welche Erfahrung haben Sie mit der wuchs angewiesen. Um den buhlen allerdings auch die raschen Umstellung aufs Homeoffice gemacht? Unternehmen der Privatwirtschaft. Herr Dietrich, durch den Ausbruch der Corona- Norbert Sauer – Wir haben im Juli 2020 unsere Führungskräf- Die Pandemie hat die große gesellschaftliche Re- Pandemie ist der öffentliche Dienst über Nacht in te bezüglich ihrer Erfahrungen befragt. Insgesamt hat sich levanz, aber auch die Schwächen des öffentlichen Diens- eine neue Arbeitswelt katapultiert worden. „DIE HÄLFTE DER nach der Bewertung der Führungskräfte die Arbeitsqualität tes offenbart. Um als attraktiver Arbeitgeber Schüler und Welche Veränderungen werden über die Krise und Arbeitsquantität sowie die Qualität der internen Zu- Studierende, die demnächst von den Realschulen, Gym- hinaus Bestand haben? BELEGSCHAFT, DER EN sammenarbeit nicht verändert. Die Beurteilung der Arbeits- nasien, Fachhochschulen und Universitäten kommen, für Alexander Dietrich – Natürlich haben wir uns schon länger AR BEIT IM HOMEOFFICE form Homeoffice hingegen hat sich verbessert. Dies ist sich zu gewinnen, ist noch einiges zu tun: Die Umstellung mit Homeoffice und mobiler Arbeit beschäftigt und eine umso bemerkenswerter, als die Homeoffice-Bedingungen auf New Work, die Verbesserung der Rekrutierung und das entsprechende Dienstvereinbarung mit unserer Personal- GEMACHT WER DEN bei vielen Beschäftigten in der besonderen Pandemie-Situ- Aufholen bei der Digitalisierung gehören zu den drei wich- tigsten Aufgaben für Ministerien und Einrichtungen von vertretung abgeschlossen. Aber so richtig in Schwung ge- kommen sind diese Themen erst durch die Bewältigung K ANN, MÖCHTE DIES AN ation, zum Beispiel Störung durch Kinder oder keine opti- male Arbeitsplatzsituation, nicht dem normalen Standard Bund, Ländern und Gemeinden. Vor diesem Hintergrund der Corona-Krise, weil uns dafür ad hoc die technische BIS ZU DR EI TAGEN TUN.“ nach unserer Dienstvereinbarung entsprochen haben. diskutierten auf Einladung des Verlags der Süddeutschen Infrastruktur zur Verfügung gestellt wurde. Wir haben mit Zudem haben wir auch von unseren Kunden, also den Zeitung die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeit im Homeoffice sehr gute Erfahrungen gemacht. Versicherten und den Versorgungsempfängern, gutes Feed- rund zwei Stunden über bisherige Erfolge und notwendi- Das Thema ist durch Corona endgültig in der Welt des back erhalten. ge Schritte. öffentlichen Dienstes angekommen und wird dort auch Arno Makowsky, der viele Jahre als Ressortleiter bleiben. Wir stehen in München ja seit jeher vor der Her- sind, wenn es um die Einrichtung neuer Bürokonzepte geht. Frau Dübner-Gee, Sie repräsentieren mit der Max- für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet hat, moderierte ausforderung, genügend bezahlbare Büros und Arbeits- Mit der Anmietung eines ehemaligen Gebäudes von Quelle, Planck-Gesellschaft eine große Wissenschafts- den Runden Tisch zum Thema „Öffentlicher Dienst“. Auf plätze zu finden. Der Konsolidierungsdruck, der durch die das ein Investor für uns bis 2024 umbaut, haben wir die organisation. Welche Form wird bei Ihnen die den folgenden Seiten können Sie, leicht gekürzt, die an- Krise auf den öffentlichen Haushalten lastet, trägt seinen Chance, für vier Dienststellen mit circa 1200 Mitarbeitern Post-Corona-Arbeitswelt annehmen? geregte Diskussion über die Herausforderungen bei der Teil dazu bei, dass wir uns sehr viele Gedanken darüber eine aktivitätsbasierte Bürowelt zu schaffen. Damit holen Kerstin Dübner-Gee – Das wird ein sehr spannender Prozess. Schaffung moderner Arbeitswelten, der Personalgewin- machen, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht. Wir wir gegenüber der Privatwirtschaft, die uns darin zweifellos Meine Verantwortung für die Personalentwicklungsange- nung und der Digitalisierung für die öffentlichen Arbeit- haben im vergangenen Jahr eine Umfrage unter unseren voraus ist, ein gutes Stück auf. Wir starten mit einer Sharing- bote erstreckt sich über 86 verschiedene Institute im In- und geber verfolgen. Beschäftigten durchgeführt, für die Homeoffice grundsätz- Quote von 0,7, das heißt, auf 100 Mitarbeiter kommen 70 Ausland. Vor anderthalb Jahren haben wir die Planck
5 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Der Runde Tisch aus. Dann habe ich eingeräumt, dass es die falschen Bilder waren und ihnen unsere tatsächliche Planung gezeigt. Das hat die Vorurteile schlagartig ausgeräumt, weil sie gesehen ha- ben, dass wir in ganz anderen Kategorien denken. Es ist ganz wichtig, die Bilder in den Köpfen aufzubrechen und die Men- schen einzuladen, über die neue Arbeitswelt nachzudenken. Harald Riedel – Das ist bei uns gelungen, in dem wir in Nürn- berg Unternehmen der Privatwirtschaft besucht haben, die wir als Best-Practice-Beispiele ansehen. Zu diesen Führun- gen haben wir Kolleginnen und Kollegen mitgenommen, insbesondere auch aus dem Personalrat. Dadurch hat sich Stück für Stück die Sicht verändert. Friederike Engert – Es gibt zu dem Thema noch einen weite- ren wichtigen Aspekt. Als im Zuge der Corona-Krise die WERNER ALBRECHT Pflicht zum Homeoffice kam, ist das bei vielen Menschen auf gar nicht so große Begeisterung gestoßen. Es gibt näm- ist seit November 2013 Geschäftsführer lich durchaus eine Sehnsucht, die anderen im Büro zu Personal, Immobilien, Bäder bei den Stadt- sehen und miteinander zu arbeiten. Ich glaube nicht, dass werken München (SWM). Nach einer die Erfahrung mit Corona dazu führt, dass künftig alle nur Ausbildung in der Kommunalverwaltung noch im Homeoffice sitzen. Während der Krise haben sich arbeitete er fast 20 Jahre für die Gewerkschaft nämlich auch ganz klar die Schwächen dieses Systems ÖTV, später ver.di. 2003 ging er zu den SWM gezeigt, die unter anderem bei Menschen, die sehr lange in den Bereich Personalpolitische Grundsatz- zu Hause bleiben mussten, zu Vereinsamung geführt fragen. 2007 wechselte er in das Büro der haben. Das Homeoffice wird bleiben, aber viele Menschen Geschäftsführung, 2013 wurde er Leiter des haben auch wieder den Wert des Büros schätzen gelernt. Personalmanagements. Interessant finde ich, wie sich während der Krise die Besprechungskultur verändert hat. Das betrifft zum Beispiel die Bewerbungsgespräche, bei denen man virtuell Werner Albrecht, Geschäftsführer Personal, Immobilien, Bäder bei den Stadtwerken München, will mehr Kreativplätze schaffen. einen anderen Eindruck von den Leuten erhält als bei einem persönlichen Gespräch. Das gilt aber etwa auch für große Bund-Länder-Besprechungen mit vielen Beteiligten, Academy gegründet. Ihr Ziel ist es, Max-Planck-weit ziel- reitung von Meetings im Homeoffice oder am Coworking- die auf einmal viel schneller gingen. Allerdings kann man gruppenspezifische Programme für Weiterbildungen und Platz machen, ist ihre Sache. Als ich diese Smart Working- persönliche Gespräche nicht ganz ersetzen, weil sonst persönliche Karriereentwicklung anzubieten – sowohl für Flächen für verändertes Arbeiten geplant habe, hat viele einiges verloren geht. Die neuen Formen der Zusammen- die Mitarbeitenden im Wissenschafts- als auch im Wissen- Mitarbeiter die Sorge vor dem Großraumbüro umgetrieben. arbeit, etwa bei der Fortbildung mit Online-Schulungen schaftsmanagementbereich. Pandemiebedingt mussten wir Die neue Arbeitswelt ist aber viel kleinteiliger aufgebaut, als oder Vorträgen zum Gesundheitsmanagement, tragen gleich nach der Eröffnung alles ausschließlich digital auf- es die alten Begrifflichkeiten ausdrücken. Wenn wir mit dem dazu bei, Zeit, Nerven und Kosten zu sparen. Deshalb wer- bauen. Für den digitalen Teil der Academy war die Pande- Wort Großraumbüro heute Abend aufräumen können und den sie ganz sicher bleiben. mie sozusagen ein guter Rückenwind. Natürlich diskutieren aufzeigen, was die neuen Bürowelten tatsächlich für die Mit- auch wir, wie wir unsere Büros künftig nutzen. Dazu verhan- arbeiter und ihre Arbeit bedeuten, dann hätten wir schon ein Wenn es um Informationsaustausch geht, kann deln wir derzeit eine Pilotbetriebsvereinbarung, mit der wir wichtiges Ziel erreicht. man vieles virtuell machen. Aber läuft das auch in der Abteilung zwei Büros neu konzipieren und geteilte Norbert Sauer – Wir haben unseren Mitarbeitern Anima- bei Bewerbungsgesprächen, wo der persönliche DR. ALEXANDER DIETRICH Arbeitsplätze einrichten, um für die Generalverwaltung ein tionen gezeigt, wie unsere Planung für das neue Gebäude Eindruck zählt? ist seit Juli 2016 hauptberuflicher Stadtrat und neues Raumkonzept zu erproben. Wie sehr wir in der MPG aussieht. Da fiel als Reaktion bei einzelnen Beschäftigten Friederike Engert – Ja, das funktioniert auch bei virtuellen Personal- und Organisationsreferent der insgesamt künftig auf Homeoffice umstellen können, hängt ebenfalls der Begriff Großraumbüro. Die Angst davor ist Bewerbungsgesprächen. Man sollte allerdings einen großen Landeshauptstadt München. Nach dem stark von der Arbeit des jeweiligen Instituts und Bereichs ab. definitiv vorhanden, und einige können sich die Verän- Bildschirm haben. Es ist allein schon interessant, vor Jurastudium arbeitete er als Rechtsanwalt, Ein Laborarbeitsplatz mit Forschung an Tieren lässt sich derungen bisher nur schwer vorstellen. Andere hingegen welchen Hintergrund sich die Menschen setzen. Die einen als Staatsanwalt und Richter am Amtsgericht nicht zuhause einrichten. Als eine nicht zu unterschätzende freuen sich auf die neuen Arbeitswelten. sitzen am Schreibtisch und haben im Hintergrund lustige München sowie als Referatsleiter für Justiz Herausforderung hat sich für uns während der Corona-Krise Werner Albrecht – Dieses Problem habe ich auf spielerische Poster oder das Bild von der Freundin oder dem Freund, und öffentlichen Dienst bei der CSU- vor allem die Integration des ausländischen Personals Weise gelöst. Zuerst habe ich meinen Mitarbeitern die andere setzen sich mit Anzug bewusst vor eine weiße Wand, Landtagsfraktion. Von 2013 bis 2016 war herausgestellt, dessen Anteil bei mehr als 50 Prozent liegt. schlimmsten Bilder von Großraumbüros gezeigt und gesagt, die keinerlei Rückschlüsse auf das persönliche Umfeld er ehrenamtlicher Stadtrat der CSU. Insbesondere unser wissenschaftlicher Nachwuchs war von so wird es künftig aussehen. Die Reaktion fiel entsprechend zulässt. Allein dadurch erfährt man ja schon etwas. den Auswirkungen des Lockdowns stark betroffen. Die Iso- lation und der fehlende kollegiale und familiäre Austausch haben für vielfältige Belastungen gesorgt. Beispielsweise überlegten einige unserer internationalen Talente durchaus auch, in ihre Heimat zurückzukehren. Ohne Gegenmaßnah- men kann das für uns beim Recruiting ebenfalls zum Prob- lem werden. „ES GEHT BEI NEUEN AR BEITSWELTEN NICHT SO SEHR UM DAS THEMA KERSTIN DÜBNER-GEE ist seit März 2018 Leiterin der neuen Abtei- BÜROGRÖSSE, SONDER N lung Personalentwicklung & Chancen in der UM VER ÄNDERTES Generalverwaltung der Max-Planck-Gesell- schaft (MPG). Zuvor war sie unter anderem AR BEITEN.“ Leiterin des Munich Dual Career Office und Koordinatorin des Zukunftskonzepts Exzellenzinitiative der Technischen Universität München. Zuletzt verantwortete Herr Sauer, wird sich der Trend zu Großraumbüros sie das Geschäftsfeld Interne Angebote durch die jüngsten Erfahrungen umkehren und die der Fraunhofer Academy. Menschen wieder in Einzelbüros arbeiten? Norbert Sauer – Momentan arbeiten unsere Mitarbeiter fast Künftig wird es flexiblere Flächen und mehr Desksharing geben, sagte Norbert Sauer, Personalleiter bei der Bayerischen Versorgungskammer. durchweg in Büros für ein bis drei Personen. Unser neues Verwaltungsgebäude werden wir in etwa vier Jahren bezie- hen, und stellen dahin gehend entsprechende Überlegungen an. Dort werden wir flexiblere Flächen einrichten und gehen von einer Desksharing-Quote von mehr als 70 Prozent aus. Wenn man bedenkt, wie oft ein Arbeitsplatz aufgrund von Urlaub, Krankheit und Veranstaltungen nicht genutzt wird, dann ergibt sich allein daraus ein Potential von 20 Prozent. Wir werden also weniger Büroarbeitsplätze haben, dafür aber neue Arbeitswelten schaffen. Werner Albrecht – Ich denke, es geht nicht so sehr um das Thema Bürogröße, sondern um verändertes Arbeiten. Wenn FRIEDERIKE ENGERT die Mitarbeiter künftig drei Tage in der Woche im Home- office arbeiten, dann kommen sie zu uns, weil sie sich mit ist seit August 2014 Sachgebietsleiterin im ihren Kollegen austauschen wollen. Dafür benötigen wir Staatsministerium des Innern, für Sport und Kreativplätze, Besprechungsräume und andere Möglichkei- Integration. Sie leitet das Sachgebiet ten für ein dynamisches und motiviertes Miteinander. Da Personal für akademisches Personal in der brauche ich kein Büro und schon gar kein Großraumbüro, allgemeinen inneren Verwaltung und der denn das ist ein Ideenkiller. Vielmehr benötigen wir unter- Verwaltungsgerichtsbarkeit. Nach dem schiedliche Zonen und Besprechungsebenen. Deshalb Studium der Rechtswissenschaft an den haben wir vor zwei Jahren eines unserer fünf Gebäude groß- Universitäten Heidelberg und Bologna flächig umgebaut. Ich selbst arbeite dort und warte auf das arbeitete sie zwei Jahre als Rechtsanwältin in Ende der Pandemie und freue mich, wenn endlich wieder einer Münchner Großkanzlei, ehe sie 1999 in mehr Menschen dort miteinander arbeiten. Denn genau das Staatsministerium wechselte. dafür ist es eingerichtet worden. Für Telefonate gibt es Viele Mitarbeiter hätten während des Lockdowns den Wert des Büros schätzen gelernt, erläuterte Friederike Engert, Sachgebietsleiterin im Staatsminis- Rückzugsmöglichkeiten. Ob die Leute die Vor- und Nachbe- terium des Innern, für Sport und Integration.
6 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Der Runde Tisch Was kommt bei Ihnen besser an? Friederike Engert – Ich bevorzuge die weiße Wand, denn da lenkt nichts vom Menschen ab, um den es gerade geht. Mein Eindruck ist, dass mir beim Führen von virtuellen Bewer- bungsgesprächen nichts entgeht. Nicole Lang – Bei Einstellungsgesprächen, die wir in dieser Form ja ebenfalls durchführen, haben wir sehr positive Er- fahrungen gemacht. Aber bei Auswahlgesprächen für Füh- rungspositionen haben wir recht schnell gemerkt, also schon im April 2020, dass es nicht ideal funktioniert. Diese Gesprä- che muss man in Präsenz durchführen, weil sie am Ende über die Vergabe von zum Teil hochrangigen Positionen in- nerhalb der Verwaltung entscheiden. Dabei ist die Interak- tion zwischen den Bewerbern und der Auswahlkommission für die Entscheidung enorm wichtig. Wenn es bei Einstel- DR. NICOLE LANG lungen darum geht, aus einem größeren Pool eine Voraus- ist seit Mai 2018 Leiterin der Abteilung II wahl zu treffen, dann sind virtuelle Bewerbungsgespräche „Recht des öffentlichen Dienstes und gut geeignet. Auch unsere Ausbildung in der Verwaltung so- Personalverwaltung“ im Staatsministerium wie unsere dualen Studiengänge an der Hochschule für den der Finanzen und für Heimat. Nach dem öffentlichen Dienst haben wir kurzerhand und mit großem Studium der Rechtswissenschaft an der Engagement komplett umgestellt und in den virtuellen Universität Regensburg begann sie 1999 ihre Raum verlegt. Das klappt grundsätzlich gut, aber ohne den Karriere beim Staatsministerium der persönlichen Austausch kommt leider manches zu kurz. In Finanzen. 2007 wurde sie Büroleiterin des online veranstalteten Runden kommt eine lebendige Dis- Staatsministers, 2011 Referatsleiterin für kussion einfach schwieriger zustande. Der reine Austausch „Besoldung und Stellenpläne“. von Fachinformationen lässt sich leicht in den virtuellen Raum verlagern – dies wird vermutlich auch die Zahl der Dienstreisen reduzieren. Aber wenn es darüber hinaus geht, bleiben persönliche Treffen wichtig. Dennoch werden wir einige neue Formate, zu denen wir gutes Feedback erhalten haben, auch nach der Pandemie nutzen. Alexander Dietrich – Die veränderte Besprechungskultur birgt allerdings auch die Gefahr, dass man zu viele Gespräche an Die Rahmenbedingungen des öffentlichen Dienstes müssen sich verbessern, um Talente gewinnen und halten zu können, forderte Kerstin Dübner-Gee, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung & Chancen in der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft. einem Tag führt. Früher konnte man auf der Hin- und Rück- fahrt noch einmal über die Inhalte nachdenken. Nur weil man es technisch kann, sollte man sich nicht zu oft virtuell treffen. Dafür muss man die Führungskräfte sensibilisieren. Nicole Lang – Eine weitere Gefahr sehe ich in der Entgren- zung der Arbeit, weil sich im Homeoffice die Trennung von Arbeit und Freizeit auflöst. Es gehört zur Fürsorgepflicht der Führungskräfte, darauf zu achten, dass die Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende nicht ausufern und die Ausnah- me bleiben. Natürlich haben die Beschäftigten unterschied- liche Bedürfnisse. Es ist auch kein Problem, wenn jemand nach dem Homeschooling der Kinder noch abends etwas zu Ende bringt, was tagsüber liegen geblieben ist. Doch wenn das überhand nimmt, sollte man die Mitarbeiter darauf an- sprechen und nach Lösungen suchen. HARALD RIEDEL 2 ist seit 2008 Stadtrat und Kämmerer der Stadt Nürnberg. Aufgabenschwerpunkt ist die Schaffung einer modernen und leistungs- fähigen Verwaltung. Nach dem Studium der Volkswirtschaft begann er bei der Münchener Ingenieurberatungsgesellschaft Dorsch Consult in der Entwicklungsplanung. Von 1996 bis 2004 war er Geschäftsführer der Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion und von REKRUTIERUNG 2004 bis 2008 Referatsleiter in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit. Neben seiner Arbeit als Kämmerer ist er seit Mai 2017 auch für die Bereiche Personal und IT Durch die während der Krise angestoßenen Verän- verantwortlich. derungen erhält der öffentliche Dienst die Chance, sich als moderner Arbeitgeber zu etablieren. Was bedeutet das für die Rekrutierung? Werner Albrecht – Als Vertreter des größten kommunalen Unternehmens in Deutschland gehöre ich zwar nicht dem klassischen öffentlichen Dienst an, sondern stehe seit mehr als 20 Jahren in einem harten Wettbewerb mit privaten Gas- Nur weil man es technisch könne, sollte man nicht mehr virtuelle Treffen und Gespräche anberaumen, sagte Dr. Alexander Dietrich, hauptberuflicher und Stromanbietern. Trotzdem kämpfen wir immer noch Stadtrat und Personal- und Organisationsreferent der Landeshauptstadt München. gegen die typischen Klischees an, die sich hartnäckig halten. Dabei können nicht nur wir, sondern der gesamte öffent- den. Natürlich spielen auch die Standortqualität der Institu- Friederike Engert – Das Sicherheitsargument allein zieht nicht liche Dienst mit großem Selbstbewusstsein sagen, dass wir te, die Infrastruktur und die Willkommenskultur eine wich- mehr, denn das ist für diese qualifizierten Leute ohnehin da, vielerorts ein modernes Arbeitsumfeld bieten. Es kommen tige Rolle. Da arbeiten wir im Moment daran, auch diese und das wissen die auch. Heute stehen andere Themen auf heute auch ganz andere Menschen als noch vor 20 Jahren zu vermeintlich weichen Faktoren zu verbessern. Dazu gehört der Agenda, wie eine wertschätzende Führungskultur und uns. Damals war der Aspekt des sicheren Arbeitsplatzes viel auch die Dual Career, das heißt, die Arbeitsperspektiven für Teamatmosphäre. Das ist es, was junge Menschen suchen. wichtiger als heute. Heute geht es auch bei uns um die span- die Lebenspartnerin oder den Lebenspartner, da diese ja in Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zufriedene Mit- nenden Aufgaben, die Sinnhaftigkeit der Arbeit und um der Regel mit umziehen. Da sind Netzwerke in der jeweili- arbeiter das beste Werbemittel sind. Die erzählen im Freun- Selbstverwirklichung. Gerade, was modernes, mobileres des- und Bekanntenkreis, wie gut sie es bei uns finden. Arbeiten angeht, hat uns die Corona-Krise um Jahre nach Daher nehmen wir sie auch mit zu den Job- und Karriere- vorne gebracht, weil wir in kurzer Zeit Dinge umgesetzt Messen. Anstatt uns als Arbeitgeber in den Vordergrund zu haben, die sonst noch viel länger gebraucht hätten. Von „DIE GESELLSCHAFT- stellen, lassen wir Mitarbeiter, die seit ein oder zwei Jahren NORBERT SAUER meinen Mitarbeitern möchten fast 70 Prozent künftig drei, bei uns sind, von ihrer Tätigkeit und ihren Erfahrungen vier oder gar fünf Tage im Homeoffice arbeiten. Wobei ich LICHE R ELEVANZ DER berichten. Das ist viel authentischer, und erzielt eine gute ist seit Juli 2017 Leiter der Personalabteilung letzteres gar nicht möchte, weil wir auch weiterhin mitein- Wirkung. Mit Sicherheit allein bindet man heute niemanden bei der Bayerischen Versorgungskammer ander arbeiten und umgehen wollen. Wenn wir hier mutig AR BEIT DES ÖFFENT- mehr, entscheidend ist auch die Überzeugung von der (BVK). Nach einer Ausbildung zum Versiche- rungskaufmann studierte er Wirtschaftswis- sind, erreichen wir unser Ziel, in München zu den fünf LICHEN DIENSTES SPIELT gesellschaftlichen Relevanz der eigenen Tätigkeit. Das attraktivsten Arbeitgebern zu gehören. Unsere vielfältigen Innenministerium steht zum Beispiel unter anderem für senschaften an der Technischen Hochschule Aufgaben haben uns immerhin schon auf Platz sechs EINE WICHTIGE ROLLE, öffentliche Sicherheit und Ordnung, das ist sozusagen unser Nürnberg. Seine berufliche Laufbahn begann er als Controller im Rechnungswesen der gebracht, weil man bei uns eben einen Windpark bauen, einen U-Bahnhof konzipieren oder andere spannende Auf- UM BEWER BER ZU Markenkern. Aber auch Themen wie Migration und Integ- ration oder Sport sind bei uns angesiedelt. Das hilft uns, Quelle Versicherungen in Fürth. 1999 wechselte er als Revisor zur BVK und war gaben für Juristen und Ingenieure übernehmen kann. ÜBER ZEUGEN.“ denn immer mehr Bewerber legen Wert auf die Sinnhaftig- Kerstin Dübner-Gee – Bei der Rekrutierung hilft es, dass die keit ihrer Tätigkeit. jeweils fünf Jahre stellvertretender Revisions- Max-Planck-Gesellschaft eine bekannte und angesehene Nicole Lang – Die gesellschaftliche Relevanz der Arbeit des leiter und Leiter des Vorstandsreferats. Arbeitgebermarke ist, was durch die beiden jüngsten Nobel- öffentlichen Dienstes spielt auch für uns eine zunehmende preise weiter gestärkt wurde. Wir stehen allerdings in einem gen Region sehr wichtig. In München haben wir mit zwei Rolle, wenn es darum geht, Bewerber zu überzeugen. Wir weltweiten Wettkampf um junge Professorinnen und Pro- großen Universitäten, zahlreichen Instituten und Unterneh- haben schon zu Beginn der Pandemie gesehen, wie viele un- fessoren sowie die besten internationalen Talente. Da schei- men ein sehr gutes Umfeld. Aber es gibt auch Einrichtungen serer Beschäftigten sich bereit erklärt haben, in den tern wir oft an den Rahmenbedingungen des öffentlichen in strukturschwächeren Gebieten mit fehlenden Netzwerk- Gesundheitsämtern bei der Kontaktnachverfolgung mitzu- Dienstes, weil wir bestimmte Dinge nicht finanzieren dür- möglichkeiten, wo das ein sehr großes Problem ist. helfen. Auch in den vielen Gesprächen mit den Auszubilden- fen, wie etwa die internationale Schule für die Kinder oder den, die ich in dieser Zeit geführt habe, habe ich festgestellt, Unterstützung beim Umzug. Wir kämpfen zudem damit, Frau Engert, Sie stellen jedes Jahr 50 bis 100 Juris- wie bewusst diese sich für den öffentlichen Dienst entschie- dass uns Talente mittels besserer Angebote abgeworben wer- ten ein. Wie gelingt es Ihnen, diese Leute zu halten? den haben. Das Interesse an unserer Arbeit wurde meist im
7 — Arbeiten beim öffentlichen Dienst – Der Runde Tisch Grund, warum einige Digitalisierungsprojekte im öffent- lichen Dienst gescheitert sind. 3 Werner Albrecht – Die Stadtwerke sind mit Kraftwerken, Nah- verkehr und anderen Dienstleistungen ja eher ein Unter- nehmen, das aus einer analogen Geschichte kommt. Aber unsere Geschäftsfelder haben sich schon längst digitalisiert, nicht zuletzt für unsere Kundinnen und Kunden. So wird die Stromablesung auf Dauer digital erfolgen, also über elek- tronische Ableser, die in jedem Haushalt eingebaut werden. DIGITALISIERUNG Dadurch lässt sich dann auch der Stromverbrauch sehr genau messen. Bei Digitalisierungsprojekten schwingt immer die Angst der Mitarbeiter vor dem Arbeitsplatzver- lust mit. Dabei halten wir unsere Leute und versuchen, ihnen neue und interessantere Aufgaben zu bieten. Es ist für das Innenverhältnis jedoch sehr wichtig, rechtzeitig zu Bis Ende 2022 sollen Bund, Länder und Kommunen informieren und die Beschäftigten auf dem Veränderungs- ihre Verwaltungsleistungen auch online anbieten. prozess mitzunehmen. Welche Hürden müssen auf dem Weg dorthin noch Kerstin Dübner-Gee – Es ist schwierig, ein generelles Urteil überwunden werden? über den Stand der Digitalisierung im öffentlichen Dienst Alexander Dietrich – Es gibt noch einiges zu tun. Wir hinken zu fällen. Wenn ich an meine Arbeit für die Fraunhofer- der Entwicklung zum Teil noch hinterher, weil wir zu Gesellschaft, die TU München und die Max-Planck-Gesell- wenig Standards haben, das heißt jeder macht sein eigenes schaft denke, dann sind allein diese drei Organisationen Ding. Deshalb kooperieren wir bei der Digitalisierung mit hinsichtlich Prozessen und Digitalisierung sehr unter- Augsburg und Nürnberg. Uns hemmen aber auch die lang- schiedlich aufgestellt. Die bereits erwähnte Absicherungs- wierigen Vergabeverfahren, wenn wir neue Technologien kultur im öffentlichen Dienst behindert uns erheblich, denn einsetzen wollen. Da hat uns die Corona-Krise ein Stück die einzelnen Schritte potenzieren sich, sodass wir am Ende weit geholfen, weil das Vergaberecht vorübergehend ge- einfach zu langsam sind. lockert wurde, sodass man Dinge ohne europaweite Aus- Harald Riedel – Man muss allerdings auch bedenken, dass schreibung zügig beschaffen konnte. Zudem werden beim eine schnelle Umsetzung und die Freischaltung einer unfer- öffentlichen Dienst sehr hohe Anforderungen an den tigen Software Risiken birgt. Die Bürger erwarten vom Datenschutz und die IT-Sicherheit gestellt. Deshalb öffentlichen Dienst vor allem Sicherheit. Die Umsetzung Im öffentlichen Dienst zähle schon von Rechts wegen bei Einstellungen und Bewerbungen nicht die Herkunft einer Person, sondern deren Eignung, herrscht eine gewisse Risikovermeidungskultur, die wir der Corona-Warn-App ist ein gutes Beispiel, denn die wurde Befähigung und fachliche Leistung, betonte Dr. Nicole Lang, Abteilungsleiterin im Staatsministerium der Finanzen und für Heimat. ändern müssen, um Dienstleistungen agiler und schneller zwar relativ schnell gemacht, kam in der Öffentlichkeit aber zum Bürger zu bringen. schlecht an. Das Dilemma besteht für uns darin, dass wir Familien- und Bekanntenkreis geweckt, weil man dort posi- einer positiven Darstellung von der Tätigkeit, am Besten Harald Riedel – Die wesentliche Herausforderung bei der schneller werden müssen, ohne uns Fehler leisten zu tiv über uns gesprochen hat. Deshalb schicken auch wir durch Gleichaltrige, überzeugt werden. Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes besteht darin, ver- dürfen. vermehrt junge Beamte in die Schulen, um dort den Erst- Harald Riedel – Wir müssen uns beim Recruiting auch interkul- nünftige digitale Prozesse aufzusetzen und nicht einfach die kontakt herzustellen. Was wir jedoch noch mehr heraus- turell öffnen. Bislang stellen unsere Mitarbeitenden nicht alten Prozesse zu digitalisieren. Wir bieten als Stadt sehr Herr Sauer, in Deutschland fehlen laut einer streichen müssen, das sind die vielfältigen Gestaltungsmög- annähernd den Querschnitt der Bevölkerung dar. In dieser viele komplexe Leistungen. Ich hätte an einigen Stellen Studie allein dem öffentlichen Dienst rund 47.000 lichkeiten, die der öffentliche Dienst bietet. Wir arbeiten Hinsicht sind uns die viel gescholtenen USA, gerade auch mit IT-Kräfte. Wie viele benötigen allein Sie von nicht mehr in unflexiblen und starren Hierarchien, sondern Blick auf die Besetzung von Führungspositionen, ein gutes denen? sind moderne Arbeitgeber, bei denen auch junge Leute früh Stück voraus. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, den Norbert Sauer – In den nächsten Jahren etwa 100. Wenn man Verantwortung tragen. Gerade die Möglichkeit, früh Perso- Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in der Beleg- bedenkt, dass wir insgesamt etwas über 1400 Mitarbeiter nalverantwortung zu übernehmen, überzeugt viele unserer schaft zu steigern. Die Corona-Krise hat uns diesbezüglich ein „DIE KULTUR DER haben, dann ist das schon relativ viel. Bei uns werden eben- Nachwuchskräfte. Das gilt natürlich auch für die vielen Stück weit nach hinten geworfen, weil wir nicht mehr in den ABSICHERUNG IM falls viele Digitalisierungsprojekte vorangetrieben und wir Digitalisierungsprozesse, die wir gerade kräftig vorantrei- Schulen und Migrationsvereinen für uns werben konnten. investieren entsprechend in Manpower, aber auch in ben. Vielleicht hat Google immer noch das schickere Image Alexander Dietrich – Die Stadt München verfolgt ein ähnliches ÖFFENTLICHEN DIENST Womanpower. Wir versuchen gezielt auch weibliche Inter- als der öffentliche Dienst, aber wir können mindestens ge- nauso spannende Aufgaben mit Gestaltungsmöglichkeiten Ziel, wobei wir keine Quote, sondern eine Zielvorgabe ge- setzt haben. Unter Migranten ist der öffentliche Dienst als BEHINDERT UNS BEI DER essenten anzusprechen und es gelingt uns zunehmend, unsere Stellen entsprechend zu besetzen. Teilweise finden und gesellschaftlicher Bedeutung bieten. Arbeitgeber zu wenig bekannt. Das liegt zum Teil an der irr- DIGITALISIERUNG auch vermehrt Bewerberinnen mit Migrationshintergrund Alexander Dietrich – Die Gemeinwohlorientierung und die tümlichen Vorstellung, dass dafür die deutsche Staatsbür- zu uns. Das Problem bei der Digitalisierung besteht jedoch damit verbundene Frage, für wen ich arbeite, wird bei gerschaft zwingend nötig ist. Das ist aber nur bei Beamten ER HEBLICH.“ nicht nur darin, die richtigen Leute zu finden, sondern wir jungen Leuten immer wichtiger. Ungefähr die Hälfte der der Fall, nicht jedoch bei den vielen Angestellten. Unter dem machen uns auch bei der Vergabe an externe Dienstleister Juristinnen und Juristen, die wir einstellen, waren zuvor in Slogan „München arbeitet bunt“ lassen wir daher Mitarbei- das Leben schwer. Gerade die Vorschriften zum EU-Ver- Großkanzleien tätig. Da hört man in den Gesprächen oft das ter mit Migrationshintergrund über ihre Arbeit berichten, gabefahren sind kompliziert und für die potenziellen Argument, sie hätten bisher nur für Partikularinteressen um weitere Interessenten zu gewinnen. Dienstleister nicht verständlich. Oftmals erhalten wir nur gearbeitet. Natürlich verdienen sie dort sehr viel Geld, aber Nicole Lang – Für uns zählt bei Einstellungen und Beförderun- gerne etwas mehr Zeit, um mir die Frage zu stellen, wie ein sehr wenig oder keine Resonanz auf Ausschreibungsverfah- dafür sitzen sie auch oft bis spät abends in der Kanzlei. Den- gen nicht die Herkunft, sondern die Eignung, Befähigung und Start-up herangehen würde, um eine Kämmerei digital zu ren. Das zeigt, dass wir bei den Strukturen und Prozessen noch ist bei ihnen nicht die Work-Life-Balance der Grund fachliche Leistung – schon von Rechts wegen. Eine feste organisieren. Unter Zeitdruck laufen wir Gefahr, die Leis- ebenfalls flexibler werden müssen. für den Wechsel zur Stadt München, sondern die Arbeit für Quote hielte ich aus diesen Gründen für schwierig, es gilt das tungen zwar pünktlich zu digitalisieren, aber nicht unbe- die Gesellschaft. Deshalb setzen wir bei unserem Arbeitge- Leistungsprinzip. Wir können und wollen aber nicht auf dingt so, wie Digital Natives es gut finden. Im Bereich des Brauchen wir auf Dauer noch Bürgerämter, wenn bermarketing schon seit längerem darauf. Das hält und Menschen mit Migrationshintergrund als Teil unseres Teams Ausländerrechts haben wir beispielsweise schon viel alle Leistungen digital angeboten werden? bindet die Leute auch im und an den öffentlichen Dienst. verzichten, auch vor dem Hintergrund des Fachkräfteman- erreicht und können so die Mitarbeiter entlasten und Harald Riedel – Bei uns heißt es „digital first, but not only“. gels. Deshalb müssen wir gerade diesen Personenkreis noch Dienstleistungen beschleunigen. Die öffentliche Verwaltung wird auch künftig für die Bürger Herr Sauer, wie vermitteln Sie Ihren Bewerbern, besser, idealerweise schon in der Schule, über die Vorzüge der Alexander Dietrich – Deshalb verfolgen wir den Ansatz „Busi- direkt ansprechbar bleiben. Die Digitalisierung bietet uns dass eine Tätigkeit bei Ihnen etwas ist, das dem Beschäftigung im öffentlichen Dienst informieren. ness follows IT“. Die umgekehrte Vorgehensweise war der die Chance, die Mitarbeiter von Routinearbeit zu entlasten Gemeinwohl dient? und den demographischen Wandel aufzufangen. Das ist Norbert Sauer – Wir als Versorgungskammer kümmern uns nötig, weil wir für manche Aufgaben keine Leute mehr um Altersversorgung und das ist etwas Positives für die finden und diejenigen, die bei uns arbeiten, spannendere Gesellschaft, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann. Als Aufgaben erfüllen können. großer institutioneller Anleger sind wir außerdem Nachhal- JAC OB NEUHAU SER tigkeitsthemen verpflichtet. Sicher, sinnhaft, engagiert – so haben wir vor einiger Zeit unseren Markenkern definiert und tragen das zwar nicht wörtlich nach außen, aber es bildet den Hintergrund unserer Maßnahmen. Natürlich ver- „DIE GEMEIN WOHL- IMPRESSUM OR IENTIERUNG UND DIE Eine Sonderveröffentlichung in der Süddeutsche Zeitung GmbH Hultschiner Straße 8 DAMIT VER BUNDENE 81677 München GESCHÄFTSFÜHRER FR AGE, FÜR WEN ICH Stefan Hilscher, Dr. Karl Ulrich Telefon 089/2183-0 AR BEITE, WIR D BEI Sitz der Gesellschaft JUNGEN LEUTEN München REGISTERGERICHT IMMER WICHTIGER.“ Amtsgericht München HRB 73315 REDAKTION Karen Engelhardt und Jacob Neuhauser ANZEIGEN Hans-Georg Bechthold (verantwortlich) dienen beispielsweise Juristen in Großkanzleien mehr als OBJEKTLEITUNG Christine Tolksdorf (verantwortlich für den Inhalt, bei uns, dafür gestalten sie bei uns die sichere Altersversor- Anschrift wie Verlag) gung verschiedener Berufsgruppen – und somit deren FOTOS RUNDER TISCH Zukunft. Um die Sinnhaftigkeit unserer Arbeit zu vermit- The Point of View Photography teln, haben wir Bilder- und Sprachwelten für verschiedene TITELBILD: Zielgruppen von potenziellen Arbeitnehmern entwickelt InsideCreativeHouse (stock.adobe.com) und sprechen sie gezielt über Medien und Kanäle an, auf GESTALTUNG Klaus Dieter Krön denen sie erreichbar sind. Friederike Engert – Wir planen derzeit eine Reihe von Kurz- filmen, in denen wir junge Leute, die bei uns arbeiten, fünf Minuten von ihrer spannenden Arbeit berichten lassen. Die Mithilfe der Digitalisierung schneller zu werden, ohne dabei Fehler machen zu dürfen, sei das Dilemma des öffentlichen Dienstes, sagte Harald Riedel, nächste Generation ist stark visuell geprägt und muss mit Stadtrat und Kämmerer der Stadt Nürnberg.
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