Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm 2022
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Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ...................................................................................................................2 2 Analyse der örtlichen Rahmenbedingungen ...........................................................3 2.1 Regionale Arbeitsmarktentwicklung .............................................................................3 2.2 Die Nachfrageseite auf dem regionalen Arbeitsmarkt ..................................................4 2.2.1 Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt (Nachfrageseite) ....................................4 2.2.2 Risiken auf dem regionalen Arbeitsmarkt (Nachfrageseite) ......................................5 2.2.3 Firmenansiedlungen .................................................................................................5 2.3 Die Angebotsseite auf dem regionalen Arbeitsmarkt ....................................................5 2.3.1 Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften ..................................................................6 2.3.2 Entwicklung der Kundenstruktur ...............................................................................7 3 Personelle und finanzielle Ausstattung des Jobcenters.........................................8 3.1 Personal ......................................................................................................................8 3.2 Budget .........................................................................................................................9 4 Performancepotential ................................................................................................9 4.1 Führung .......................................................................................................................9 4.2 Vorhaben für die Zukunft .............................................................................................9 4.3 Netzwerke.................................................................................................................. 10 4.4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ............................................................................... 10 5 Strategische Ausrichtung – operative Schwerpunkte und Maßnahmen .............. 11 5.1 Vermeidung und Verringerung von Langzeitleistungsbezug (LZB) ............................. 11 5.2 Arbeits- und Fachkräftesicherung .............................................................................. 11 5.3 Gleichstellung von Frauen und Männern.................................................................... 12 5.4 Sicherstellung der Qualität ......................................................................................... 12 5.5 Ökologisches Handeln im Blick .................................................................................. 12 6 Zielerreichung 2021 ................................................................................................. 13 6.1 Kommunale Ziele ....................................................................................................... 13 6.2 Bundesziele ............................................................................................................... 13 6.2.1 Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt (LLU)............................................... 13 6.2.2 Integrationsquote (IQ) ............................................................................................ 13 6.2.3 Bestand an Langzeitleistungsbeziehern (LZB) ....................................................... 13 7 Ziele 2022 ................................................................................................................. 14 7.1 Kommunale Ziele ....................................................................................................... 14 7.2 Bundesziele ............................................................................................................... 14 7.2.1 Integrationsquote (IQ) und Langzeitleistungsbezieher (LZB) .................................. 14 1
1 Einleitung Das vorliegende Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm beschreibt die geschäftspolitische Ausrichtung und die Handlungsfelder für das Jahr 2022. Es ist auf die definierten Ziele ausgerichtet, die sich aus dem Sozialgesetzbuch II und den Vereinbarungen mit den Trägern ergeben. Dabei beschreibt es die Struktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (im Folgenden ELB), die personellen und finanziellen Ressourcen des Jobcenters Kreis Rendsburg- Eckernförde basierend auf den Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt. Weiterhin legt es die Strategien zur Erreichung der definierten geschäftspolitischen Ziele unter Berücksichtigung der aktuellen Rahmenbedingungen fest. Die strategische Ausrichtung berücksichtigt die Herausforderungen, die durch eine zunehmende Anzahl ELB mit komplexen Problemlagen, vor dem Hintergrund der COVID-19- Maßnahmen, entstehen. Auch das Jahr 2021 war durch die Auswirkungen von COVID-19 weiter stark geprägt. Die volatilen unterjährigen Rahmenbedingungen machten es auch in diesem Jahr schwer, für Planungssicherheit zu sorgen und beeinflussten den Arbeitsmarkt sowie alle handelnden Akteure wiederum nachhaltig. Das Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde hat sowohl die Erreichbarkeit als auch die Digitalisierung aktiv vorangetrieben und war immer und durchgängig je nach pandemischer Lage in verschiedenen Formen (persönlich, telefonisch, digital, mit Walk & Talk oder Videoberatung) erreichbar. Hierbei hat sich auch die Einführung von Home-Office ausgezahlt, da der Dienstbetrieb durchgängig sichergestellt werden konnte. Die Videoberatung wurde auf alle Standorte ausgeweitet. Mit der „Online Terminierung“ wurde zum Sommer 2021 ein neues und zeitgemäßes Verfahren etabliert, um einerseits eine 24/7 – Erreichbarkeit zu schaffen, andererseits mit effektiver Kundensteuerung Bearbeitungsprozesse und Kundenanliegen schneller zu bearbeiten. Die schnelle und rechtssichere Leistungsgewährung konnte in 2021 durchgängig sichergestellt werden. Neue Beratungsformen wie „Walk & Talk“ wurden erfolgreich umgesetzt, ebenso in Einzelfällen „aufsuchende Beratung“ bei Kundinnen und Kunden vor der Haustür durchgeführt, zu denen der persönliche oder telefonische Kontakt nicht möglich oder abgebrochen war. Die Beschäftigten des Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde haben unter den schwierigen Rahmenbedingungen hohes persönliches Engagement und Einsatz gezeigt. Trotz Corona konnte das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde insgesamt im Jahre 2021 eine gute Zielerreichung realisieren: Die Anzahl der Langzeitleistungsbezieher wurde um 7% gesenkt und auch die Ziele zur Integrationsquote wurden erreicht. Das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde hat sich im „Kundenzufriedenheitsindex“ (KZI) von der Schulnote 2,23 auf 2,09 verbessern können. Im Index „Beratung“ konnte sogar im Mittelwert die Schulnote 1,91 erreicht werden. Die Eintrittsplanung konnte in 2021 nicht nur umgesetzt, sondern vielfach übertroffen werden. Hierbei wurden die Eintritte in „abschlussorientierte Qualifizierung“ sogar um 25 % zum Vorjahr gesteigert. 2
Zu den geschäftspolitischen Schwerpunkten 2022 zählen - wie im Vorjahr - die Reduzierung und Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit und des Langzeitleistungsbezuges sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt. Eine Änderung zu den Vorjahren gibt es jedoch: Die Bundesagentur für Arbeit hat mit dem BMAS vereinbart, ab 2022 die Integrationsquote (IQ) im SGB II nach Frauen und Männern getrennt zu prognostizieren, zu planen, zu vereinbaren und nachzuhalten. Der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt wird in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zukommen. Das Jobcenter wird vor diesem Hintergrund die internen Prozesse in der Beratungsarbeit prüfen und plant durch ein neues Kommunikationsformat die Gleichstellung zu fördern. Weiterhin wird in 2022 die Qualifizierung sowie eine bedarfsgerechte Bildungszielplanung, auch unter diesem Gesichtspunkt stärker in den Fokus genommen. 2 Analyse der örtlichen Rahmenbedingungen Die Analyse der örtlichen Rahmenbedingen umfasst die Entwicklung auf dem regionalen Arbeitsmarkt und unterscheidet zudem zwischen der Nachfrage- und der Angebotsseite. Es werden künftige Firmenansiedlungen, die Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften und auch die Veränderung in der Kundenstruktur dargestellt. 2.1 Regionale Arbeitsmarktentwicklung Die Erholung am lokalen Arbeitsmarkt setzt sich trotz anhaltender pandemischer Lage fort. Die Arbeitslosigkeit und die Unterbeschäftigung sinken weiter. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legt im Kreis Rendsburg-Eckernförde zu und die Zahl der gemeldeten offenen Stellen steigt weiter an. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt sind weiterhin beträchtlich: Branchen wie der Internethandel, Lager/ Logistik, das Gesundheitswesen, das Handwerk, die Industrie und der soziale Bereich boomen. Im Rahmen der ersten Öffnungsschritte im Sommer 2021 nimmt auch der lokale Tourismus, insbesondere in der Region Eckernförde, deutlich Fahrt auf. Nach Ende des Lockdowns und Wiedereröffnung der Gastronomie ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Hotel und Gaststättenbereich sehr hoch und wird auch für 2022 entsprechend so angenommen. Der lokale Einzelhandel (vor allem Bekleidung) und der öffentliche Personenverkehr zählen aktuell zu den „Verlierern“ der Pandemie. Es sind weitere Unwägbarkeiten vorhanden wie Verzögerungen in Lieferketten der Unternehmen, steigende Materialpreise und die anziehende Inflation, die die Kaufkraft in der Binnennachfrage entzieht. Eine abschließende Aussage über die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist ob der aktuellen pandemischen Lage und politischen Entscheidungen zu weiteren Öffnungsschritten weiterhin schwer zu prognostizieren. So sind einerseits nicht alle Auswirkungen des erleichterten Kurzarbeitergeld-Bezuges absehbar, andererseits wurde bis Ende 2022 der Kurzarbeitergeld– Bezug „unter erleichterten Bedingungen“ verlängert. Faktische Arbeitslosigkeit würde somit in diesen Einzelfällen erst in 2023 eintreten. Glaubt man einschlägigen Umfragen, so zeichnet sich gegenwärtig ein Trend ab, dass viele Firmen ihre Kurzarbeit demnächst beenden wollen und können. 3
2.2 Die Nachfrageseite auf dem regionalen Arbeitsmarkt Die Nachfrageseite auf dem regionalen Arbeitsmarkt birgt Chancen und Risiken für die Kundinnen und Kunden. Sie wird auch durch künftige Firmenansiedlungen beeinflusst. 2.2.1 Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt (Nachfrageseite) Im Bereich der Industrie, unter anderem bei einem lokalen Wohnwagenwerk, ist die Nachfrage ungebrochen. Das Unternehmen erlebt weiterhin ein überproportionales Wachstum bei Reisemobilen, Wohnwagen und Kastenwagen und hat Personalbedarf im Fachkräfte- und Helferbereich. Am Standort Büdelsdorf investiert ein Verpackungs-Produzent vier Millionen Euro und schafft dort bis zu 50 neue Arbeitsplätze in der Verpackungsindustrie. Die Verkehr- und Logistikbranche hat mit einem großen Logistikunternehmen in Borgstedt weiterhin steigenden Personalbedarf. Aktuell werden rund 200 Arbeitsplätze in Nützen (Kaltenkirchen) im Bereich Logistik gesucht. Der Ausbau des Standorts Nützen wird mit Arbeitskräften aus dem gesamten Kreisgebiet durch einen Bus-Shuttle aus Rendsburg gestärkt. Es werden regelmäßig Fahrerinnen und Fahrer (FS CE, aber auch C1E) und Lokführerinnen und Lokführer im gesamten Kreisgebiet gesucht, da ein weiterer Ausbau des Gewerbeparks an der A7 (Neumünster Nord) sowie des neuen Industriegebietes in Büdelsdorf ansteht. Auch seitens der Autokraft und Deutschen Bahn zeichnet sich weiterer Fachkräftebedarf angesichts des hohen Altersdurchschnittes und der kommenden Rentenwelle bei den Fahrerinnen und Fahrer ab. Im Handwerk werden Fach- und Hilfskräfte ebenso wie Auszubildende dringend benötigt. Dies wird unter anderem über die Stellenanzeigen beim gemeinsamen Arbeitgeberservice (gAGS) abgebildet. Im Sozialen- und Pflegebereich besteht starker Personalbedarf. Es fehlen sozial pädagogische Assistentinnen und Assistenten (SPA), Erzieherinnen und Erzieher sowie heilpädagogische Fachkräfte. Die Lage wird sich weiter verschärfen, wenn ab 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder umgesetzt wird. Daher gilt es in 2022 Ausbildungen anzustoßen, damit der Fachkräftemangel überwindbar wird. Alternative Angebote wie die Ausbildung zum kirchlich anerkannten Heimerzieher bzw. Heimerzieherin werden genutzt, da hier die Anerkennung des Landes Schleswig-Holstein besteht, als Zweitkraft im Elementarbereich zu arbeiten. Ebenso hat das Ministerium in Schleswig-Holstein im Rahmen der Fachkräfte Offensive eine weitere Möglichkeit geschaffen: Mit dem Erstem Schulabschluss (ESA) kann eine schulische SPA-Ausbildung in drei Jahren absolviert werden. Diese Möglichkeit wird in diesem Jahr bereits durch das BBZ Kiel angeboten. Der Bedarf an (ausgebildetem) Pflegepersonal sowie von Betreuungskräften ist weiterhin hoch. Es bleibt abzuwarten, ob die für Mitte März angekündigte Impflicht im Pflegesektor Auswirkungen haben wird. Die Zeitarbeit als Frühindikator für eine konjunkturelle Entwicklung bietet in den Bereichen Helfer verarbeitendes und produzierendes Gewerbe, Auslieferungs-/ Berufskraftfahrer und in der Reinigung aktuell zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten. Im Sicherheitsbereich besteht weiterhin ein großer Personalbedarf durch die Durchsetzung und Überwachung von Corona-Hygiene Auflagen unter anderem im Einzelhandel und durch das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung. Auch der Bereich der Gebäudereinigung, insbesondere Spezialreinigungsfirmen, erfährt durch die COVID-19-Maßnahmen einen Anstieg der Beschäftigten. 4
2.2.2 Risiken auf dem regionalen Arbeitsmarkt (Nachfrageseite) Die Materialknappheit in der Industrie und im Handwerk, gestiegene Erzeuger- und Energiepreise, extreme Verteuerung der Transportkosten von und nach Asien sowie eine Inflationsrate von knapp vier Prozent und die damit einhergehende sinkende Kaufkraft sind im Kontext der Corona-Krise als wirtschaftliche Hauptrisiken zu definieren. Die Situation des Gastgewerbes korrespondiert sehr stark mit den Umsatzzahlen im Tourismusbereich (insbesondere in Eckernförde und Umgebung) und wird hierbei maßgeblich von der weiteren Eindämmung der Pandemie und der Rückkehr zur Normalität mit 2 oder 3Gplus beeinflusst. Der aktuelle Bedarf an Mitarbeitern im gesamten Kreisgebiet ist hoch, da während des Lockdowns viele Mitarbeitende die Branche gewechselt haben. Zudem ist aufgrund der globalen Krise durch das Corona-Virus der Urlaub in „Deutschland“ immer beliebter und interessanter, obgleich hierdurch nicht alle bisherigen Verluste ausgeglichen werden konnten. Der Beherbergungsbereich scheint sich zu erholen, jedoch sind ca. 1/3 der Speisegastronomie (vor allem sogenannte „Landgasthöfe“) in ihrer Existenz bedroht; einige haben bereits angekündigt, nicht wieder zu eröffnen. Auch die Zukunft von Bars, Discotheken und des Eventbereiches steht in unmittelbarer Abhängigkeit mit dem weiteren Infektionsgeschehen. In der Landwirtschaft hält der Trend zu Lohnunternehmen weiter an. Allerdings schreitet die Extensivierung fort, einhergehend damit besteht weniger Personalbedarf. Dagegen entstehen auf der anderen Seite mehr Biohöfe, die aufgrund des geringeren Materialeinsatzes wieder mehr Personal benötigen. Hier kann eine Förderung des lokalen Tourismus in Form von Bauernmärkten, Erlebnis Landgut, Erdbeerhöfe einen Ausgleich schaffen. Arbeitsplätze entstehen hierbei in den Bereichen Verkauf und der Vermarktung von Bio-Produkten. Im Handel sind die Veränderungen vor allem durch Corona und damit einhergehend ein vermehrter Online-Handel und Lieferdienste ein Risiko für den lokalen Handel. Es bleibt zu hoffen, dass die Abwanderung bzw. Schließung von Firmen in der Rendsburger Innenstadt sich nicht fortsetzt. 2.2.3 Firmenansiedlungen In Eckernförde wird in 2022 der Ausbau des Marinestützpunkts erfolgen und somit der Bedarf an militärischem und zivilem Personal steigen. Die weitere Expansion eines Unternehmens zur Herstellung von Lüfterrädern im (geplanten) Gewerbegebiet Goosefeld lässt einen möglichen Stellenzuwachs erwarten. Zudem geht die geplante Erschließung eines Neubaugebiets mit 140 Grundstücken im Stadtgebiet in die konkrete Phase. Mitte 2021 hat in Kiel die Neueröffnung eines großen Möbelhauses stattgefunden und im Dezember 2022 wird die Regionalbahnstrecke Lüneburg – Lübeck – Kiel aufgenommen. In diesem Zusammenhang besteht ein Bedarf an etwa 35 Lokführerinnen und Lokführern. In Büdelsdorf werden bis zu 50 neue Arbeitsplätze bei einem Verpackungs-Produzenten entstehen. Ebenso entsteht aktuell eine Neuansiedlung auf dem Oktogon Gelände, damit verbundenen ca. 25 neuen Arbeitsplätze im Waggonbau. 2.3 Die Angebotsseite auf dem regionalen Arbeitsmarkt Der Fachkräftemangel hält weiterhin an. Er ist in allen Branchen spürbar, jedoch im sozialen Bereich, dem Handwerk und dem Gastgewerbe am höchsten. Es fehlen vor allem Erzieher, Lageristen, Elektroniker, Installateure aller Bereiche (Gas- und Wasser, Klimatechnik, etc.) und examinierte Pflegekräfte. 5
Die Entwicklung in der Kundenstruktur des Jobcenters Kreis Rendsburg-Eckernförde zeigt deutlich, dass Kundinnen und Kunden sowohl auf Helfer- als auch Fachkräfteniveau vielfach multiple Vermittlungshemmnisse haben und diese Problemlagen nicht kurzfristig behoben werden können. Erschwerend für die Ausgleichsprozesse am Arbeitsmarkt kommt hinzu, dass auch die Anforderungen von der Arbeitgeberseite bereits im Helferbereich anspruchsvoll sind. Es bleibt weiterhin eine große gesamtgesellschaftliche Herausforderung, dem Mangel an Personal aktiv entgegenzutreten. Die Bildungszielplanung für das Jahr 2022 des Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde ist wie bereits in den Vorjahren das Ergebnis eines intensiven Beratungs- und Abstimmungsprozesses. Dabei wurde Wert daraufgelegt, im Rahmen eines „bottom -up - Prozess“ konkrete Bedarfe und die Vorstellungen der einzelnen Teams einzubeziehen. Die Angebotspalette der Maßnahmen reicht von Präsenzangeboten in Gruppen- oder Individualform bis hin zu Angeboten in digitaler oder hybrider Form (Wechsel zwischen Präsenz und digital). Die Weiterbildungsangebote sind vielfältig und berücksichtigen die Bedürfnisse (zeitlich wie inhaltlich) und Erfordernisse der Teilnehmenden, so dass sowohl (Allein-) Erziehende, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen aber auch Personen mit geringerem Sprachniveau in der Lage sind, daran teilnehmen zu können. Das individuelle ggf. auch eingeschränkte Leistungsvermögen wird entsprechend berücksichtigt. Die frühzeitige Aktivierung von Kundinnen und Kunden in der Elternzeit (Kinder ab 1 Jahr) wird im Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde auch in 2022 fortgeführt. 2.3.1 Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften Zum Ende des Jahres 2021 liegt das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde im Kreisgebiet bei einem absoluten Tiefstwert von 6.221 Bedarfsgemeinschaften (BG`s). Gegenüber dem Vorjahr sind es 468 BG´s weniger und gegenüber den Spitzenwerten aus März und April 2021 sogar 645 BG´s weniger. Die Entwicklung bei den BG´s spiegelt auch die Entwicklung der pandemischen Lage wieder. Anfang des Jahres erfolgten zum Teil starke Anstiege (+128 im Februar), dann aber eine total rückläufige, teils drastische Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte (-152 im Juli). Der hohe Rückgang der Zahl der BG‘s in Eckernförde ist mit der guten Auslastung der Tourismusindustrie im Sommer 2021 zu erklären. Diese rückläufige Entwicklung (-9% im gesamten Jobcenter zum Jahresende) lässt sich auch auf die Anzahl der BG´s aus den Herkunftsländern von Geflüchteten übertragen. Umso bemerkenswerter ist diese Entwicklung vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der Neuanträge aus diesem Personenkreis mit 600 die höchste seit 2017 ist. Der Anteil der BG´s von Geflüchteten an der Gesamtzahl der BG´s bleibt daher auch unverändert bei 16%. Es ist weiterhin mit verzögerten Auswirkungen in 2022 zu rechnen, wenn es nicht gelingen sollte, Personen, die in 2021 durch die COVID-19-Maßnahmen ihre Arbeit verloren haben, innerhalb eines Jahres wieder zu integrieren. Ob und wie viele Personen von einem Rechtskreiswechsel in das SGB II betroffen sind, lässt sich nicht vorhersagen, da jeweils individuelle Anspruchsvoraussetzungen einen tatsächlichen Leistungsanspruch begründen und auch die Entwicklung des Arbeitsmarktes maßgeblich ist. 6
2.3.2 Entwicklung der Kundenstruktur Die nachfolgende Tabelle stellt die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (ELB) unterschieden in alle ELB und ELB im Alter von 15-24 Jahren im Bestand des Jobcenter sowie deren Integrationsprognose im September 2020 und 2021 dar. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte (ELB) im Bestand des Jobcenters und deren Integrationsprognose - gleitender Jahresdurchschnitt mit prozentualen Anteilen Integrationsprognose alle ELB darunter: Altersgruppe 15 bis 24 Jahre Sep % Sep % Sep % Sep 21 % 20 21 20 ELB Gesamt 9.557 100 9.170 100,0 1.872 100,0 1.730 100,0 marktnah 153 1,6 187 2,0 45 2,4 38 2,2 nicht marktnah 5.479 57,3 5.344 58,3 570 30,4 502 29,0 integriert aber hilfebedürftig (I) 1.268 13,3 1.191 13,0 62 3,3 58 3,4 keine Zuordnung erforderlich (Z) 2.657 27,8 2.448 26,7 1.196 63,9 1.132 65,4 und fehlende Werte darunter Flucht Asyl Gesamt 2.119 100,0 1.933 100,0 657 100,0 581 100,0 marktnah 19 0,9 22 1,2 11 1,6 11 1,9 nicht marktnah 1.155 54,5 1.048 54,2 192 29,2 149 25,6 integriert aber hilfebedürftig (I) 177 8,4 157 8,1 20 3,1 20 3,4 keine Zuordnung erforderlich (Z) 768 36,2 706 36,5 435 66,2 402 69,2 und fehlende Werte Quelle: SGB II-Cockpit, Datenstand Januar 2022 Begriffserklärung: „Marktnah“, wenn eine Integration innerhalb von 6 Monaten zu erwarten ist. Erkennbare Handlungsbedarfe, die innerhalb von 6 Monaten behoben werden können, schließen Marktnähe nicht aus. „Nicht marktnah“, wenn die Integration voraussichtlich erst nach mehr als 6 Monaten gelingt. „Integriert, aber hilfebedürftig“ steht für Kundinnen und Kunden aus dem Rechtskreis SGB II zur Verfügung, die bereits in Vollzeit auf dem 1. Arbeitsmarkt sozialversicherungspflichtig beschäftigt bzw. selbständig tätig sind oder unter Ausschöpfung ihrer individuellen Möglichkeiten erwerbstätig und weiterhin hilfebedürftig sind, da der Bedarf durch das erzielte Einkommen nicht bzw. nicht vollständig gedeckt werden kann. Die Aktivitäten zielen hier auf die weitere Reduzierung bzw. die Beendigung der Hilfebedürftigkeit ab. „keine Zuordnung erforderlich“, wenn ein Profiling aufgrund begründeter Ausnahmen entbehrlich ist: • wenn das Ende der Arbeitslosigkeit bzw. der Hilfebedürftigkeit bereits zu einem konkreten Zeitpunkt feststeht (i. d. R. innerhalb der nächsten 2 Monate), z. B. wegen Arbeitsaufnahme, Eintritt der Schutzfristen nach dem MuSchG, Rente, bei Wiedereinstellungszusage • bei Fällen nach § 145 SGB III • bei Kundinnen bzw. Kunden, die unter einen Tatbestand des § 10 SGB II fallen und bei denen absehbar ist, dass bis zum nächsten vereinbarten Beratungsgespräch, spätestens aber bis zum Ablauf von 6 Monaten, keine Integrationsfortschritte erzielbar sind. Die Tabelle bringt zum Ausdruck, dass die Anzahl der ELB im Vergleich zum Vorjahr erneut abgenommen hat; dieses bildet sich ebenso im U 25 - Bereich ab. Im Bereich ELB 15 bis 24 Jahre ist vor allem der Rückgang der „nicht marktnahen“ Kunden von 30,4% auf 29% auffällig. Ebenfalls erfolgt beim Anteil der ELB Flucht Asyl mit der Integrationsprognose nicht marktnah ein signifikanter Rückgang auf 25,6%. Auch hier lässt sich die gute Unterstützung und Förderung dieser Kundengruppe durch entsprechende arbeitsmarktpolitische Instrumente erklären. 7
Themen wie Kinderbetreuung und Mobilität sowie andere persönliche Rahmenbedingungen bleiben eine Herausforderung im Integrationsprozess. Hier ist die Unterstützung durch den kommunalen Partner unabdingbar. Die geplante Weiterentwicklung des Personennahverkehrs im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist ein guter und wichtiger Schritt zur Erhöhung der Mobilität. Aktuell sind 67,1% aller Kundinnen und Kunden im Langzeitleistungsbezug. Da die Vermittlungshemmnisse dieses Personenkreises immer multipler werden, bedarf es einer besonders intensiven Beratung und Netzwerkarbeit. Um sich diesem Thema zukünftig stärker zu widmen, wurde das Team der Fallmanagerinnen und Fallmanager in 2021 personell aufgestockt, zudem wurde die inhaltliche Ausrichtung stärker auf das Thema „Gesundheit“ ausgerichtet. Das Jobcenter konzentriert sich in 2022 stärker auf individuelle Maßnahmen, um die Potentiale der Kundinnen und Kunden besser zu berücksichtigen. Auch die Handlungsbedarfe werden auf diese Weise gezielter und schneller bearbeitet, da persönliche Rahmenbedingungen der Kundinnen und Kunden berücksichtigt werden. Die Bildungsträger haben sich zwischenzeitlich der Pandemiesituation angepasst und auch die fortschreitende Digitalisierung bei neuen Bildungsangeboten berücksichtigt. Die Vermittlung von Lerninhalten erfolgt sowohl in digitalen als auch Kleinstgruppen, so dass entsprechend der aktuellen Pandemielage reagiert werden kann. 20,6% der Kundinnen und Kunden des Jobcenters sind Menschen mit Fluchthintergrund. Ein Großteil dieser Personenkreis bietet aufgrund der häufig noch fehlenden Ausbildung ein Potential für (Teil-) Qualifizierungen, da sie mittlerweile über ein gutes Sprachniveau verfügen. Ein anderer Teil hat aufgrund der Pandemie Schulungsunterbrechungen in den Sprachkursen erfahren; der Bedarf an Sprachkursen ist weiterhin hoch. 3 Personelle und finanzielle Ausstattung des Jobcenters Im nachfolgenden Abschnitt wird personelle und finanzielle Situation des Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde dargestellt. 3.1 Personal Beide Träger stellen durch eine vorausschauende und rechtzeitige Stellenbewirtschaftung ausreichend Personalressourcen zur Verfügung. Das Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde fördert identifizierte Potentialträgerinnen und Potentialträger und entwickelt diese im Sinne des bestehenden Personalentwicklungskonzeptes weiter. Das bestehende Personalentwicklungskonzept wird aktuell weiterentwickelt. Die Themen Teamentwicklung, Potenzialgespräche und Beurteilungs- und Mitarbeitergespräche bekommen durch die Pandemie aber auch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, eine neue Wertung und entsprechende Ausrichtung. Der Gesundheits- und Arbeitsschutz haben auch weiterhin in der aktuellen Pandemie-Situation einen hohen Stellenwert, wobei das Öffnungskonzept laufend an das Infektionsgeschehen angepasst wird. Das Arbeiten im Homeoffice, als ein flexibles Arbeitszeitmodell, wird seitens des Jobcenters auch künftig angeboten. Hiermit ermöglicht das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde eine sichere und unkomplizierte Grundlage, auch hinsichtlich des Arbeits- und Infektionsschutzes, und fördert zugleich auch die Mitarbeiterbindung. 8
3.2 Budget Es erfolgt durch das BMAS eine Zuteilung für den Gesamt-Eingliederungshaushalt (EGT) in Höhe von 10.720.392 Euro. Dieses sind 893.592 Euro bzw. 6,18% weniger als im Vorjahr. Bedingt durch einen höheren notwendigen Umschichtungsbetrag in den Verwaltungskostenhaushalt stehen für arbeitsmarktpolitische Instrumente somit 18% weniger Mittel als im Vorjahr zur Verfügung. Vor dem Hintergrund der erwarteten Budgetentwicklung ist das Jobcenter geringere Verpflichtungsermächtigungen eingegangen, um trotz Mittelreduzierung das Budget für das Neugeschäft um rund 537 Tsd. € zu erhöhen. Das Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde hat bei der Bildungszielplanung für das Jahr 2022 mit Blick auf den geringeren EGT und dem Ziel einer bestmögliche Aktivierung und Förderung aller Kundinnen und Kunden das Maßnahmenportfolio sehr intensiv diskutiert und bewertet. Die interne Bewertung des Maßnahmenportfolios führt zu einer Reduzierung der Arbeitsgelegenheiten (AGH) und Anpassung der Aktivierungsmaßnahmen (MAT) sowie Gutschein-Maßnahmen (AVGS). Der Anteil der Förderung der beruflichen Weiterbildung wird auch vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung auf gleichem Niveau bleiben. Die Fortführung niederschwelliger Maßnahmen mit individuellem Coaching sowie Qualifizierungsmaßnahmen bilden den Schwerpunkt im Eingliederungshaushalt. Für die Maßnahmen nach dem Teilhabechancengesetz (§16e und §16i) sind für 2022 Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 1,5 Mio. € (Vorjahr: 1,8 Mio. €) gebunden. Der effiziente und effektive Mitteleinsatz sowohl im EGT als auch im Verwaltungshaushalt wird fortgesetzt. 4 Performancepotential Das Performancepotential beschreibt die Themen Führung, Vorhaben für die Zukunft, Netzwerke und Presse- & Öffentlichkeitsarbeit des Jobcenters Kreis Rendsburg – Eckernförde. 4.1 Führung Auch in 2021 hat sich durch die Corona Pandemie die Kommunikation in digitaler Form bewährt. Alle Beschäftigten wurden zur Nutzung von Skype4Business befähigt. Digitale Besprechungsformate haben sich etabliert und werden regelmäßig als Alternative zu Präsenzformate genutzt. Es hat sich aber auch gezeigt, dass mit der Pandemie dem Thema „Führung“ eine noch stärkere Bedeutung zukommt. Mit Einführung von Homeoffice und Verstärkung der Digitalisierung entsteht die Gefahr, dass Teamgefüge aber auch die Bindung zwischen Führungskraft und Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter leidet. Das Thema „Führung“ wurde daher bereits in 2021 durch die Geschäftsführung in regelmäßigen Austauschformaten mit den Führungskräften thematisiert und wird auch in 2022 weiterhin ein Fokus-Thema sein. 4.2 Vorhaben für die Zukunft Im Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde wurde im 4. Quartal 2021 ein Arbeitskreis zum Thema „Digitalisierung“ etabliert. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, eine langfristige digitale Strategie für das Jobcenter zu erarbeiten, um bestehende Arbeitsprozesse zu optimieren und die Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit zu erhöhen. 9
Zur Weiterentwicklung und Verstetigung der Qualitätsthemen und zugleich auch zur Nachhaltung der Prozesse im Geschäftsführungsbereich wird die Stelle eines „Fachexperten Qualitätsmanagement“ geschaffen. Darüber hinaus wird die Personalentwicklung unter Einbindung aller Führungskräfte weiter ausgebildet, um auch dadurch einen positiven Effekt auf die Mitarbeiterbindung zu erzielen. 4.3 Netzwerke Bestehende Netzwerke, die für die Integration unserer Kundinnen und Kunden erforderlich sind, sollen in 2022 verstetigt und erweitert werden. Auch die Netzwerkarbeit wurde in 2021 ebenfalls durch COVID-19 stark beeinflusst. Persönliche Arbeitskreistreffen und andere Austauschformate mussten weiterhin in digitaler Form erfolgen. Das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde arbeitet mit verschiedenen Netzwerkpartnern im Kreis und darüber hinaus zusammen. Der regelmäßige Austausch mit Jobcenter und Agenturen für Arbeit, dem Kreis Rendsburg – Eckernförde in verschiedenen Arbeitskreisen, den Bildungsträgern, den örtlichen Beratungsstellen, aber auch zu Verbänden führt zu einem kontinuierlichem und sich ständig weiterentwickelnden Angebot für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters. Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) hat für das Jahr 2022 den Fokus auf „Ausbildung in Teilzeit“ sowie auf „Frauen mit Migrationshintergrund“ gelegt. Hier sind gemeinsame Aktionen mit den BCA der Agentur und des Jobcenters Neumünster sowie der Agentur Kiel und des Jobcenters Kiel und Plön geplant. Die enge Zusammenarbeit der BCA mit dem QUIB - Team (Qualifizierung, Unterstützung, Integration, Beratung) des Jobcenter wird fortgesetzt. Gemeinsam mit Bildungsträgern werden familienfreundliche Maßnahmekonzepte weiterentwickelt. Weiterhin nutzt die BCA Netzwerke, um Frauen mit Fluchthintergrund zu erreichen und Einfluss auf die Kinderbetreuungssituation zu nehmen bzw. die Bedarfe des Jobcenters Kreis Rendsburg-Eckernförde den zuständigen Stellen zu spiegeln. Als Teil des bundesweiten Projektes „Langzeitarbeitslosen – Schwerpunktregion“ nutzt das Jobcenter das vorhandene Netzwerk als Ideengeber und steht selbst mit dem Projekt „JobImpuls“ als „Anschauungsraum“ zur Verfügung. 4.4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Jobcenter Kreis Rendsburg-Eckernförde hat sich in den letzten Jahren bewährt und soll weiterhin verstetigt werden. Durch die regelmäßige Berichterstattung in der „HALLO“ konnten Informationen und Dienstleistungen des Jobcenters ebenso gesetzliche Neuerungen und praktische Hinweise vorgestellt werden. Gemeinsame Veranstaltungen/ Aktionen mit anderen Jobcentern oder der Agentur für Arbeit werden gemeinsam beworben, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Auch auf die Angebote und Vorteile der „jobcenter.digital“ - Nutzung sowie von Online- Lösungen wird in Gesprächen hingewiesen. In 2022 wird die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zu Themen der Gleichstellung und Frauenförderung informieren; ab der zweiten Jahreshälfte ist zusätzlich ein weiterer Kommunikationskanal mittels Podcast geplant. 10
5 Strategische Ausrichtung – operative Schwerpunkte und Maßnahmen Im folgenden Abschnitt wird die strategische Ausrichtung mit den Operativen Schwerpunkten und den dazugehörigen Maßnahmen beschrieben. Alle folgenden Instrumente und Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktförderung werden durch die kommunalen Leistungen: Schuldnerberatung, Suchtberatung, psychosoziale Beratung und Kinderbetreuung flankiert. 5.1 Vermeidung und Verringerung von Langzeitleistungsbezug (LZB) Stand Dez. 2021 sind 67,1 Prozent aller Kundinnen und Kunden im Langzeitleistungsbezug. Die Zielrichtung des Fallmanagement wurde aufgrund der geänderten Kundenstruktur (vgl. 2.3.2 Entwicklung der Kundestruktur) und des geänderten Arbeitsmarktes (vgl. Analyse der örtlichen Rahmenbedingungen) angepasst. Damit trägt das Jobcenter Kreis Rendsburg– Eckernförde dieser Veränderung Rechnung, indem es die Aufgaben des bisherigen „beschäftigungsorientierten Fallmanagements“ (bFM) neu aufstellt. Das neue „gesundheitsorientierte Fallmanagement“ (gFM) hat das Ziel, mit verstärktem Ressourceneinsatz sich der Zielgruppe der gesundheitlich eingeschränkten Kundinnen und Kunden zu widmen, wobei physischen wie psychischen Einschränkungen die gleiche Aufmerksamkeit zu Teil wird. Es geht hierbei zunächst darum, die Selbstbestimmung sowie die Eigen- und Mitverantwortung der Kundinnen und Kunden zu erhalten und zu fördern sowie die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen und zu stärken. Perspektivisches Ziel bleibt stets die nachhaltige Integration in den Ersten Arbeitsmarkt sowie die Beseitigung der individuellen Hilfebedürftigkeit. Dies geschieht in einem ganzheitlichen Verfahren durch schrittweise Einbindung der Kundinnen und Kunden in die soziale Teilhabe durch zielführende Anbindung an die entsprechenden Hilfesysteme und Nutzung des kommunalen Unterstützungsnetzwerks. Die spezialisierte Beratung von Jugendlichen mit potenziellem Reha-Bedarf wurde 2021 implementiert. Ebenso wird durch einen regelmäßigen Austausch der Fachkräfte im U25 und Ü25-Bereich Fachwissen weiterentwickelt und verstetigt. Die bereits in 2021 eingeführte „Videokommunikation“ wird in allen Teams im Jobcenter und an allen Standorten durch mehrere Mitarbeiter genutzt. Zudem erhalten Formate wie „Walk & Talk“ eine größere Bedeutung, vor allem in Zeiten der Kontaktbeschränkungen, um weiterhin für die Kundinnen und Kunden ansprechbar zu sein. Auch die „aufsuchende Beratung“ hat sich in 2021 als probates Mittel erwiesen und wird in 2022 fortgeführt. 5.2 Arbeits- und Fachkräftesicherung Das QUIB-Team (Team Qualifizierung, Unterstützung, Information, Beratung) hat durch die Qualifizierungsberatung und ein hochwertiges Absolventenmanagement, Integration von marktnahen Kundinnen und Kunden, bedarfsgerechte Bildungszielplanung und die aktive Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Arbeitgeberservice im vergangenen Jahr gute Ergebnisse erzielt. Das Team wird seine Leistung in 2022 durch einen regelmäßigen Austausch an den unterschiedlichen Standorten und Teams weiter verfestigen. Für die Förderung der Selbstständigen wurde das bestehende Konzept weiterentwickelt. Für junge Menschen wird durch ein regionales Übergangsmanagement der bestmögliche Einstieg in das Berufsleben sichergestellt. In enger Abstimmung mit verschiedenen Kooperationspartnern ist die Weiterentwicklung in Form einer „digitalen Jugendberufsagentur“ als Meilenstein in der Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in 2022 geplant. 11
Durch die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit soll die "Hilfe aus einer Hand und unter einem digitalen Dach" erfolgen, um so lange Wege zu umgehen und schnelle Unterstützung anzubieten. Die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen mit und ohne Fluchthintergrund ist ein Querschnittsziel, mit dem alle originären Teams der Arbeitsvermittlung (M&I-Teams) und Sonderteams in Kooperation mit der Beauftragten für Chancengleichheit befasst sind. 5.3 Gleichstellung von Frauen und Männern Das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde hat seit September 2021 eine neue Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, die mit Beratungs-, Maßnahme Angeboten sowie Veranstaltungen für Erziehende und Alleinerziehende die besonderen Rahmenbedingungen (Kinderbetreuung, Mobilität usw.) aufgreift. Als Ansprechpartnerin unterstützt sie die Integrationsfachkräfte und Kundinnen bzw. Kunden bei Fragen zu persönlichen Rahmenbedingungen und anderen vereinbarkeitsrelevanten Fragestellungen. In den Gesprächen werden individuelle Lösungen bei der Schaffung ausreichender Kinderbetreuung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erarbeitet. Dieses Unterstützungsangebot soll auch durch Videoberatung erfolgen. Für geflüchtete Frauen, deren Rahmenbedingungen eine besondere Herausforderung darstellen, stehen ebenfalls Beratungsangebote zur Verfügung. Um diese Zielgruppe umfassend unterstützen zu können, werden in Zusammenarbeit mit externen Partnern stabile Netzwerke ausgebaut, die einerseits unterstützend für die Zielgruppe zur Verfügung stehen, andererseits gemeinsame Aktionen durchführen. Bei der Umsetzung des geschäftspolitischen Zieles der „gleichberechtigte und frühzeitige Förderung von Männern und Frauen“ kommt der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt eine besondere Rolle zu. 5.4 Sicherstellung der Qualität Um die Qualität nachhaltig zu verbessern, wurden in der Vergangenheit für den operativen Bereich sogenannte „Entwicklungsthemen“ erarbeitet. Diese Entwicklungsthemen werden regelmäßig im Rahmen der Fachaufsicht überprüft und befinden sich aktuell in einem Verstetigungsprozess. In 2022 wird das Thema „Qualitätsmanagement“ ergänzend mit einem Fachexperten bzw. einer Fachexpertin stärker in den Fokus genommen, damit laufende Prozess evaluiert und frühzeitige Handlungsbedarf aufzeigt werden können. Drei Inhouse Trainerinnen bzw. Trainer tragen durch Schulungsangebote zur stetigen Weiterentwicklung der Beschäftigten bei und stellen bereits bei neuen Beschäftigten die Weichen einer guten qualitativen Arbeitserledigung. „Jobcenter Digital“ wird zunehmend von den Kundinnen und den Kunden genutzt und die Möglichkeit der Online-Terminierung wurde geschaffen. Damit ist es den Kundinnen und Kunden möglich über das Online-Portal Termine im Leistungs- und Vermittlungsbereich zu buchen. Die Nutzung der Jobbörse wird seitens des Jobcenters Kreis Rendsburg-Eckernförde ebenso aktiv beworben. 5.5 Ökologisches Handeln im Blick Der Arbeitskreis „grünes Jobcenter“ ist mit der Umsetzung klimafreundlicher, ökologischer Maßnahmen im Jobcenter befasst. Hierzu zählen vielfältige Maßnahmen und Aktionen die bereits erfolgreich im Jobcenter umgesetzt wurden und die allesamt auf CO2-Einsparmöglichkeiten einzahlen. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz mit seiner Pflicht zur nachhaltigen Beschaffung durch die öffentliche Verwaltung (§ 45 Pflichten der öffentlichen Hand), das Klimaschutzgesetz des Bundes, und das daraus resultierende Ziel der klimaneutralen Verwaltung sollen im Arbeitskreis in 2022 aufgegriffen werden. 12
6 Zielerreichung 2021 In der Zielerreichung 2021 werden die kommunalen Ziele und Bundesziele dargestellt. 6.1 Kommunale Ziele Gemäß der Zielvorgabe für 2021 sollte für §22 SGBII Leistungen ein Betrag von 32,8 Mio. € nicht überschritten werden. Somit liegt zum Jahresende eine Unterschreitung des Richtwertes für Kosten der Unterkunft von EUR 32.826.998 um 10,42% (EUR 3.421.480) vor. Mit einer Gesamtausgabe von EUR 29.405.518 wurde erstmals zum Jahresende die Grenze von 30 Mio. EUR unterschritten. Dieses ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass es im 1. Halbjahr 2021 noch nicht danach aussah, dass eine so deutliche Unterschreitung am Jahresende vorliegen würde. Die pandemische Lage machte einmal mehr deutlich, dass der Planungsansatz des Jobcenters und des Kreises richtig war. Den nachfolgenden Übersichten ist der tatsächliche Finanzmittelabfluss für die erbrachten Leistungen für Unterkunft und Heizung für das Haushaltsjahr 2021 zu entnehmen. Tatsächliche Ausgaben 2021 (TEUR) als Jahresfortschrittswert (JFW) - Quelle ERP: Monat Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Soll 2021 - linear - JFW 2.736 5.471 8.207 10.942 13.678 16.413 19.149 21.885 24.620 27.356 30.091 32.827 IST 2021 JFW 2.505 5.127 7.719 10.246 12.754 15.219 17.631 20.011 22.371 24.685 27.034 29.406 SOLL-IST in % 8,44 6,29 5,95 6,36 6,76 7,27 7,93 8,56 9,13 9,76 10,16 10,16 6.2 Bundesziele Die Bundesziele werden in Leistungen zum Lebensunterhalt, Integrationsquote und Bestand an Langzeitleistungsbeziehern unterteilt. 6.2.1 Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt (LLU) Im Dezember 2021 beträgt die Summe der LLU 35,908 Mio. € (JFW). Der Vorjahreswert wurde um 299.000 € unterschritten. 6.2.2 Integrationsquote (IQ) Durch die Integration von 2.353 Kundinnen und Kunden hat das Jobcenter Kreis Rendsburg – Eckernförde eine Integrationsquote von 26,1 % erreicht und befindet sich auf Rang 11 von 23 im Vergleichstyp. (Stand: Dez. 2021) 63,7% der Integrationen sind nachhaltig und dauern über 6 Monate an. 6.2.3 Bestand an Langzeitleistungsbeziehern (LZB) Im Jahresdurchschnitt befanden sich im Dezember 6.015 Kundinnen und Kunden im Langzeitleistungsbezug. Dies sind -2,9% weniger, als mit dem Zielwert erwartet wurden. Damit belegt das Jobcenter Rang 9 von 23 im Vergleichstyp. 13
7 Ziele 2022 In diesem Abschnitt werden die kommunalen Ziele und die Bundesziele für 2022 beschrieben. 7.1 Kommunale Ziele Die Gesamtaufwendungen für laufende Kosten der Unterkunft und Heizung (§ 22 SGB II) werden den KdU-Richtwert von 30.437.631,77 EUR nicht überschreiten. Faktoren, die in 2022 den Ausgabewert beeinflussen könnten, sind neben Corona auch gestiegene Energiekosten. Personen, die bisher von ihrem Einkommen bzw. Wohngeld leben können, würden eventuell durch höhere Energiekosten einen Anspruch auf SGB-II-Leistungen realisieren können. Aufgrund des vorhandenen Einkommens würde der Anspruch zumeist aber nur auf Leistungen für Kosten der Unterkunft bestehen, da Einkommen zunächst auf die Regelleistung angerechnet wird. 7.2 Bundesziele Die geschäftspolitischen Handlungsfelder des Vorjahres bestehen weitestgehend in 2022 fort. Mit Veröffentlichung des Vorstandsbriefes und dem Anschreiben des BMAS zur Zielplanung 2021 begann der offizielle Planungsprozess 2022. Parallel wurden die Orientierungswerte für die einzelnen Jobcenter zur Verfügung gestellt. 7.2.1 Integrationsquote (IQ) und Langzeitleistungsbezieher (LZB) Die Zielnachhaltung erfolgt anhand der Kennzahl IQ Gesamt, IQ Frauen und IQ Männer. Die Ziele für das Jahr 2022 ergeben sich auf Basis der Zielerreichung im Dezember des Vorjahres. Dies gilt auch für die Kennzahl LZB. Ziele 2022 Zielwert Dezember 2022 Summe der Monatswerte im Dezember 2022 IQ Gesamt +6,9% IQ Gesamt JFW 27,3% IQ Frauen +4,2% IQ Frauen JFW 19,6% IQ Männer +8,9% IQ Männer JFW 36,7% Summe der Monatswerte im Durchschnitt im Dezember 2022 LZB -3,1% LZB JDW 5.829 JFW: Jahresfortschrittswert JDW: Jahresdurchschnittswert 14
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