Archäologie rund um den Wunnenstein bei Großbottwar Ein Forschungsprojekt mit Ehrenamtlichen und Freiwilligen im Landkreis Ludwigsburg
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Archäologie rund um den Wunnenstein bei Großbottwar Ein Forschungsprojekt mit Ehrenamtlichen und Freiwilligen im Landkreis Ludwigsburg Der Wunnenstein, zwischen Heilbronn und Ludwigsburg gelegen, ist ein be- liebtes Ausflugsziel der Region. Von ihm aus genießt man einen herrlichen Ausblick über die Landschaft der Neckarsenke bis zur Schwäbischen Alb am südlichen Horizont. Sagen und historische Quellen zeichnen ein lebhaftes Bild von der Nutzung des Berges im Mittelalter. Wenig bekannt ist dagegen über die vormittelalterliche Geschichte der Erhebung. Lesefunde weisen darauf hin, dass Menschen den Berg bereits in der mittleren Steinzeit und im Neolithikum sowie später in der Bronze-, Eisen- und Römerzeit aufsuchten. Derzeit steht der Wunnenstein im Zentrum eines generationsübergreifenden Projektes des Landesamtes für Denkmalpflege und der Gesellschaft für Archäologie in Würt- temberg und Hohenzollern e. V. zur Förderung des Ehrenamtes, dessen Ziel es ist, gemeinsam mit Freiwilligen die archäologische Vergangenheit des Berges zu erforschen. Neben Prospektionen lieferte insbesondere die 2020 begon- nene Ausgrabung am Fuß des Osthanges wichtige neue Erkenntnisse zu seiner Nutzung in der ausgehenden Eiszeit und Bronzezeit. Annkatrin Benz/ André Spatzier Bürgerschaftliches Engagement in der Archäologischen Denkmalpflege und -forschung Ein neues Konzept für die Zusammenarbeit und Einbindung von Freiwilligen und Ehrenamtlichen sowie die Verstetigung von Stellen zu deren Be- treuung und Ausbildung stehen schon lange im Fo- kus des Landesamtes für Denkmalpflege und wer- den immer wieder gefordert. Dank der Erbschaft von Heinz Adolf Vollmer aus Ludwigsburg, einem Freund der Archäologie, an das Landesamt für Denkmalpflege konnte nun das Projekt „Archäolo- gie rund um den Wunnenstein“ im Kreis Ludwigs- burg initiiert werden, dessen zentrales Anliegen neben der Schließung aktueller Forschungslücken die Förderung und die Einbindung ehrenamtlich Beauftragter und Freiwilliger in die archäologische Denkmalpflege und -forschung ist (Abb. 1; 3–4). Aufgrund seiner prominenten Lage, den zahlrei- chen Hinweisen auf eine lange Nutzung des Ber- ges und bislang fehlender archäologischer Unter- suchungen wurde der Wunnenstein als Forschungs- 1 Gruppenfoto von objekt für dieses Vorhaben ausgewählt. Auch die Teilnehmenden an einer günstigen Rahmenbedingungen vor Ort abseits Prospektion im Februar. von intensiv genutzten Wirtschaftsflächen verspra- 120 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021
2 Blick auf den Wunnen- stein mit den benach- barten Erhebungen des Köcherberges und des Forstbergs. chen, neue Erkenntnisse zu verschiedenen Zeit- ner Kirche und der Burg der Herren von Wunnen- horizonten von der Steinzeit bis zur Neuzeit zu ge- stein – geprägt wurde. Neben einem kurzen Durch- winnen. stich ganz im Osten teilen vor allem zwei tiefe und Im Projekt werden historische Aufzeichnungen lange Gräben das Areal in drei Bereiche: das rela- von Geländebeobachtungen und vorhandene Le- tiv flache „Hinterköpfle“ im Osten ohne sichtbare sefunde ausgewertet sowie durch Feldforschun- Bebauungsspuren, jedoch mit relativ geraden gen neue Erkenntnisse gewonnen. Die Vermitt- Außenkante, das zentral gelegene „Mittelköpfle“ lung umfangreicher Einblicke in die Arbeitsabläufe mit vermutlich noch erhaltenen Resten der ehe- und Methoden archäologischer Feldarbeit (Abb. 3) maligen Burg sowie das „Vorderköpfle“ im Wes- sind dabei ebenso wichtig wie der Erfahrungs- und ten, welches den höchsten Bereich der Anhöhe Meinungsaustausch mit und unter den Freiwilligen darstellt. Auf Letzterem befand sich neben der und ehrenamtlich Beauftragten. Letzteres dient zu- einstigen Kirche auch ein Friedhof, der bis 1737 gleich der Feststellung aktueller Bedürfnisse, Vor- von der Gemeinde Winzerhausen genutzt wurde. stellungen und Wünsche der Ehrenamtlichen. Heute steht hier der Aussichtsturm, der aus Resten Dank der regen Mitarbeit von insgesamt 70 Teil- des ehemaligen Kirchenbaus errichtet worden sein nehmenden im Alter von 15 bis über 70 Jahren wurden 2020 gezielte Prospektionen und Ausgra- bungen an neuen und bekannten Fundstellen auf dem Berg und im unmittelbaren Umfeld durchge- führt. 3 Gemeinsam werden das Grabungsplanum, die Ein geschichtsträchtiger Berg Schichten und Befunde dokumentiert. Der Wunnenstein bildet zusammen mit dem Forst- berg und dem Köchersberg ein die Landschaft prä- 4 Eine Teilnehmerin gendes Dreigespann am Westauslauf der Löwen- beim Vermessen mit dem steiner Berge (Abb. 2). Bekannt ist die markante Er- Tachymeter. hebung vor allem durch Erzählungen über die „Anna Susanna“ genannte Kirchturmsglocke oder den „gleißenden Wolf“, ein Ritter der Herren von Wunnenstein aus dem 14. Jahrhundert, dessen Be- kanntheit vor allem von den Gedichten Ludwig Uh- lands herrührt (Abb. 5). Im Laufe des 18.und 19. Jahrhunderts wurde der Wunnen- stein so zu einem wichtigen touristischen Ziel und Erinnerungsort „vaterländischer“ Geschichtsre- konstruktion, deren Fokus auf der historisch gut belegten Nutzung vom Mittelalter bis in die jün- gere Neuzeit lag. Der längliche, von Osten nach Westen verlaufende Bergrücken besitzt etwa mittig ein erhöhtes, rund 200 m langes und 50 bis 80 m breites Plateau, des- sen heutiges Erscheinungsbild maßgeblich durch mittelalterliche Bautätigkeiten – die Errichtung ei- Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021 121
5 Ausschnitt der Karte des Reichenberger Forsts gezeichnet von Georg Gadner, um 1600. Etwa mittig befindet sich der Wunnenstein (hier einge- tragen als Winshaimer Berg). 6 Zwei Geschossspitzen, soll. Im Norden und Westen begrenzt ein etwa 0,5 mischer Tempel gestanden haben könnte, in An- die während der Prospek- bis 1,5 m hoher Wall mit unbekanntem Entste- lehnung an die Befundsituation auf dem Mi- tionen auf dem Wun- hungszeitpunkt den Gipfelbereich. chaelsberg bei Cleebronn. Otto Schäfer legte des- nensteinplateau gefun- Der großen Anzahl mittelalterlicher Scherben vom wegen 1937 einen Nord-Süd-ausgerichteten Such- den wurden. Wunnenstein stehen bislang nur wenige römische schnitt 10 m westlich vom Aussichtsturm an, fand und kaum vorgeschichtliche Funde gegenüber. Die aber weder die erhofften römerzeitlichen Mauern ältesten sind die von Gustav Riek in der Nähe des noch die des ehemaligen Kirchengebäudes, son- Aussichtsturmes gefundenen Steinartefakte angeb- dern lediglich Knochen des einstigen Friedhofs. lich des Mesolithikums (9650–5500 v. Chr.), ein vor wenigen Jahren von Markus Pantle aufgelesenes, Das Wunnensteinplateau: neolithisches Grünsteinbeil (Datierung wahrschein- eine archäologische Herausforderung 7 LiDAR-Karte des lich ins 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr.) sowie eine von Wunnensteinplateaus. Das heutige Erschei- Hans Hartmann entdeckte Randscherbe der Ur- Die Voruntersuchungen und Prospektionen auf nungsbild wurde ver- nenfelderzeit (1300– 800 v. Chr.). Die römischen dem Wunnensteinplateau selbst waren aufgrund mutlich maßgeblich im Funde sowie die Überlieferung einer Michaelskir- der starken mittelalterlichen Überprägung heraus- Mittelalter und der Neu- che veranlassten Oscar Paret, zu der Annahme, fordernd. Der ehrenamtlich Beauftragte Markus zeit geprägt. dass auf dem Wunnenstein auch ein gallisch-rö- Pantle übermittelte seit Jahren der Landesdenkmal- pflege immer wieder neue Lesefunde. Für die römi- schen Funde erstellte er bereits eine Kartierung für das Plateau, in die er auch frühere Fundmeldun- gen mit einbezog. Seine Fundsammlung wurde ge- meinsam mit Dorothea Brenner und Uwe Gross vom Landesamt für Denkmalpflege nun komplett gesichtet und bestimmt. Die gute Dokumentation der Fundlage ermöglichte im Anschluss die Erstel- lung einer Verbreitungskarte aller repräsentierten Zeitstufen, die später um die Ergebnisse der neuen Prospektionen ergänzt wurden (Abb. 7). Insge- samt 45 Personen, darunter vom Landesamt für Denkmalpflege zertifizierte Sondengängerinnen und Sondengänger sowie Mitglieder der Gesell- schaft für Archäologie in Württemberg und Ho- henzollern e. V. nahmen an sechs Begehungen im Februar 2020 teil (Abb. 1). Neben zahlreichen Scherben, Ziegelfragmenten und Metallobjekten 122 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021
wurden einige mittelalterliche Geschossspitzen ge- funden (Abb. 6). Die Keramikfunde datieren zu- meist in das Hoch- und Spätmittelalter (12. bis 15. Jahrhundert), einige Stücke auch in das Früh- mittelalter (wohl 8. bis 10. Jahrhundert) und in die späte Römerzeit (wohl 3. bis 4. Jahrhundert). Zu- dem wurden mehrere Münzen gefunden, von de- nen Marcus Meyer drei in die Kaiserzeit einordnen kann. Eine 1 × 2 m große Sondage am Hang nörd- lich des Aussichtsturms offenbarte zudem Schutt eines Dachs aus Nonne-Mönch-Ziegeln, verein- zelte Fragmente spätmittelalterlicher Keramik und Flachglasbruchstücke. Nekropole am Fuß des Osthangs Auf den Hügelrücken zweier Ausläufer am Ost- hang des Wunnensteins, zwischen den Bergkegeln des Forstbergs und des Köchersbergs, beobachte- ten zwischen 1921 und 1923 die Heimatforscher Schäfer und ein Herr oder eine Frau Steiner zwei Gruppen von insgesamt sechs bis zehn kreisrun- zuvor ausgearbeiteten Hygienekonzept zur Ein- 8 Skizze der Grabhügel- den Grabhügeln (Abb. 8). Paret, damals Konser- haltung der geltenden Corona-Bestimmungen. gruppen, die im Bereich vator am Landesmuseum Stuttgart, besichtigte die Beide Hügel sind heute noch sichtbar, besonders des Gewann Jungvieh- Stelle in diesen Jahren mehrere Male, zuletzt 1949 deutlich der größere mit einer erhaltenen Höhe weide beobachtet wur- den. Die Notizen begin- nachdem 24 ha des Hofkammerwaldes für eine von bis zu 1,3 m und 12,9 bis15,5 m Durchmes- nen 1921. Die letzte öffentliche Jungviehweide – daher der heutige ser. Dagegen ist der kleinere nur als flache Auf- Bemerkung stammt von Name des Gewanns – sprenggerodet worden wa- wölbung, die fließend im Gelände ausläuft und da- Oscar Paret 1923. ren. Die Aufzeichnung von diesem Besuch berich- her in ihrer Ausdehnung schwer definiert werden ten, dass die nördliche Gruppe von „Farn über- kann, erhalten. Auf den Messbildern der schon ge- wachsen war und daher schwer erkennbar“ sei, nannten Prospektion mittels Georadar zeichneten „die südliche Gruppe (3 Hgl.) lag ganz frei und war sich jeweils ringförmige Anomalien von etwa überpflügt“. Auf der 1949 angefertigten Karte 4,5 m und 9,5 m Durchmesser ab. Um diese zu ve- sind neben sechs Hügeln der nördlichen Gruppe rifizieren und genauere Erkenntnisse zu Datierung auch die drei der südlichen Gruppe in einer Distanz und Aufbau der beiden Hügel zu erlangen, wur- von 150 m und getrennt durch eine Senke einge- den zwei kleine Grabungsflächen geöffnet. zeichnet. Die begonnenen Ausgrabungen erfassen etwa ein Heute sind von der nördlichen Gruppe noch alle Viertel des größeren Grabhügels, dabei wurde ein 9 Nördliche Grabhügel- sechs Hügel gut im Gelände erkennbar. Sie liegen über die gesamte Fläche verlaufender Steinkranz gruppe mit den beiden teils im Wald, teils auf einem Wiesenstück. Von der freigelegt. Die Sichtfront dieser ordentlich aus Grabungsschnitten. südlichen Gruppe ist lediglich die im Wald liegende und von Steiner 1923 mit einem „?“ gekennzeich- nete Erhebung obertätig sichtbar. Untersuchun- gen mittels Georadar durch die Firma Ostalb- Archäologie GbR lassen auf dem nach Osten aus- laufenden Höhenrücken deutlich drei kreisrunde Anomalien erkennen, die in Größe und Anord- nung mit den einst von Paret, Steiner und Schä- fer beschriebenen Hügeln der südlichen Gruppe übereinstimmen. Ausgrabungen an zwei Grabhügeln Am 22. Juni 2020 startete eine sechzehnwöchige Grabungskampagne zur Untersuchung zweier Hü- gel der nördlichen Grabhügelgruppe (Abb. 9; 12), bei der knapp 40 Freiwillige mitwirkten – in kleinen Gruppen von bis zu acht Personen und mit einem Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021 123
auf eine Datierung in die Mittelsteinzeit vor etwa 7500 bis 11 500 Jahren, insbesondere zwei so ge- nannte Mikrolithen. Die geborgenen Funde sind aus verschiedenen Gesteinsarten und umfassen Mikroklingen und Lamellen, mindestens ein da- raus hergestelltes kantenretuschiertes Artefakt und Abschläge, zudem zahlreiche Absplisse und Trümmerstücke. Wenige weisen feine Risse und Graufärbung, so genannte Krakelierung, infolge intensiver Hitzeeinwirkung auf. Diese offenbar sekundär verlagerten Silices lassen die von Riek im Bereich des Aussichtsturms gefun- denen angeblich mesolithischen und heute leider verschollenen Steinwerkzeuge in einem anderen Licht erscheinen. Eine detaillierte Untersuchung der Neufunde wird klären, ob sie die Anwesenheit 10 Eine Auswahl an Sandsteinen gesetzten Hügeleinfassung bilden von Jägern und Sammlern nach dem Ende der letz- Silexfunden aus den größere Steine mit gerader Außenkante, dahinter ten Eiszeit auf dem Wunnenstein und seinen Aus- Hügelschüttungen der sind meist kleinere Steine verbaut. Auffallend ist läufern belegen. beiden Grabhügel. eine größere Steinplatte im Süden, an der der Steinkranz scheinbar unterbrochen ist. Bislang Vermittlung an die Öffentlichkeit wurden nur die obersten Zentimeter des Hügels ausgegraben, datierende Funde oder für eine Al- Die Vermittlungsarbeit zur regionalen Archäologie tersbestimmung geeignetes Material dabei noch musste angesichts der Pandemiesituation des letz- nicht entdeckt. Allerdings sind Grabhügel mit ten Jahres weitgehend entfallen. Jedoch fanden Steinkränzen dieser Größe typisch für die Hügel- zwei Termine im Rahmen des Ferienprogramms gräberkultur der mittleren Bronzezeit (1650– Großbottwar sowie die Besichtigung der Arbeiten 1300 v. Chr.) sowie für die eisenzeitliche Hallstatt- durch eine Feriengruppe des CVJM Großbottwar kultur (800– 450 v. Chr.). Dadurch ergeben sich statt. Gemeinsam mit den jungen Besuchern wur- erste Hinweise für die zeitliche Einordnung der den archäologische Spuren im Gelände gesucht Nekropole am Ostfuß des Wunnensteins. und die laufenden Arbeiten beobachtet. Begeis- Die Grabung im Bereich des kleinen Hügels ergab, tern konnten die kleinen Steinwerkzeuge, die eige- dass für seine Errichtung zunächst wohl der Ober- ne feldarchäologische Betätigung bei einer nach- boden abgetragen und im Anschluss Erdmaterial, arrangierten Ausgrabung, das Durchsuchen von mutmaßlich aus der unmittelbaren Umgebung, gesiebtem Material (Abb. 11) sowie das Anfertigen 11 Kinder beim Durch- aufgeschüttet worden war. Nahe seinem Mittel- von „Grabbeigaben“ nach dem Verzierungsmus- suchen des gesiebten punkt befand sich im unteren Bereich der Auf- ter der sogenannten Alb-Hegau-Keramik der Hall- Materials. schüttung eine Grube mit einer ausgeprägten stattzeit. Holzkohlekonzentration, jedoch konnte vor Ort Im Rahmen der Denkmalreise 2020 besuchte Katrin kein Leichenbrand beobachtet werden. Die im Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirt- Block geborgenen Holzkohlestücke werden der- schaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württem- zeit freigelegt und bestimmt. Die Radiokarbonda- berg, die Ausgrabung im vergangenen September. tierung zweier zuvor schon entnommener und be- Sie lobte das Engagement der Teilnehmerinnen stimmter Holzkohlen deutet auf ein mittel- bis spät- und Teilnehmer und betonte die Bedeutung und bronzezeitliches Alter der Grube hin. Wichtigkeit des Ehrenamts für die Denkmalpflege Obwohl das geborgene Sediment aufwendig ge- (Kurzlink: Youtube https:/ /t1p.de/82rw). Bei der siebt wurde, fanden sich keinerlei Keramikscher- Führung über die Grabungsflächen und der Sich- ben, dafür aber eine größere Zahl kleinster Silex- tung der Funde sowie anhand der aufgestellten In- artefakte inner- und außerhalb der Aufschüttun- formationstafeln informierte sich Frau Schütz über gen beider Hügel (Abb. 10). Ziele und erste Ergebnisse des Projektes. Zudem brachten die Projektteilnehmenden auf farben- Verlagerte Steinzeitfunde frohen Ausdrucken die Beweggründe für ihr Enga- gement in der Archäologie oder ihre Projektteil- Die Entdeckung der Silices ist ein unerwartetes Er- nahme zum Ausdruck. Die gesammelten State- gebnis angesichts des Umstands, dass Grabhügel ments können auf der Homepage der Gesellschaft jener Art frühestens im dritten vorchristlichen Jahr- für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern tausend errichtet wurden. Die nur wenige Milli- e.V. im Archiv/ Lehrgrabungen nachgelesen wer- meter bis zentimeter großen Silexartefakte deuten den (Kurzlink: https://t1p.de/ qwd9). 124 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021
Ausblick Danksagung 12 Blick auf die 2020 angelegten Grabungs- Das Projekt zeigt einmal mehr, wie fruchtbar und Unser herzlicher Dank geht an: Markus Pantle, des- flächen. Deutlich erkenn- wichtig die Zusammenarbeit zwischen Freiwilligen sen langjähriges ehrenamtliches Engagement vor bar ist der Steinkranz des größeren Hügels. und der Landesdenkmalpflege ist. Bereits jetzt er- Ort eine wichtige Grundlage für das Projekt schuf; weitern die ersten Ergebnisse der realisierten Feld- Franz Hoffmann für Aufbau und Betreuung der forschungen unseren Wissensstand über Freiland- Projekt-Plattform als Kommunikationswerkzeug; fundstellen der mittleren Steinzeit und erbringen Wilhem Schmidbleicher, die Hofkammer des Hau- neue Erkenntnisse zur Bedeutung des Wunnen- ses Württemberg und die Stadt Großbottwar als steins während der Bronzezeit. Zudem deuten sich, Flächeneigner und -verwalter für die Genehmi- trotz der starken Überprägung in Mittelalter und gung und Unterstützung der Feldarbeiten; die Na- Neuzeit, mögliche Bereiche der vormittelalterli- turschutzbehörde des Landkreises Ludwigsburg. chen Nutzung des Wunnensteinplateaus an. Auch vor dem Hintergrund der coronabedingten Ein- Literatur schränkungen konnten zahlreiche Aktivitäten durchgeführt werden, die ohne die Hilfe der enga- Günther Wieland: Großbottwar-Winzerhausen, In: gierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen in diesem Vor- und Frühgeschichte im Kreis Ludwigsburg, Stutt- Umfang so nicht umsetzbar gewesen wären. Das gart 1932, S. 218– 219. Projekt zeigt zudem, wie wichtig der Austausch al- Hermann Ehmer: Der gleißende Wolf vom Wunnen- ler am Denkmalschutz Beteiligten ist und wie be- stein. Herkunft, Karriere und Nachleben eines spät- deutsam Räume sind, um neue Formen der Zu- mittelalterlichen Adeligen, Forschungen aus Würt- sammenarbeit auszuprobieren. tembergisch-Franken, Bd. 38, Sigmaringen 1991. Dies soll 2021 weiterverfolgt und intensiviert wer- Oskar Paret: Die Römer in Württemberg, Bd. 3: Die den. In Abhängigkeit von den Regelungen der si- Siedlungen, Stuttgart 1932, S. 174– 175. cher noch andauernden Pandemielage ist die Fort- setzung des Projektes geplant: Insbesondere sol- len die Ausgrabung des größeren Grabhügels abgeschlossen sowie kleinere Sondagen und Pro- Annkatrin Benz spektionen im Bereich des Wunnensteinplateaus Landesamt für Denkmalpflege erfolgen. Aktuelle Informationen sind auf den im Regierungspräsidium Stuttgart Webseiten der Gesellschaft für Archäologie in Dienstsitz Ludwigsburg Württemberg und Hohenzollern e. V. und der ei- gens geschaffenen Projektplattform zu finden. André Spatzier Interessierte Freiwillige sind herzlich eingeladen, Landesamt für Denkmalpflege im Projekt mitzuarbeiten und Kontakt aufzuneh- im Regierungspräsidium Stuttgart men. Dienstsitz Esslingen Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2 | 2021 125
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