Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern - Update 2023
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Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 Prof. Dr. med. Thorsten Orlikowsky, Aachen Dr. med. Franziska Schaaff, Eckental Zertifizierung Landesärztekammer Hessen Kategorie D 2 CME-Punkte Mit freundlicher Unterstützung von Zusammenfassung Das Respiratorische Syncytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache von Bronchiolitis und Pneumonie (Infektionen der unteren Atemwege, LRTI) bei Säuglingen und Kleinkindern. Die vorliegende CME-Fortbildung beschreibt den Lebenszyklus des Respiratorischen Syncytial-Virus (RS-Virus) und stellt die Risikogruppen und Risiko- faktoren für einen schweren Verlauf vor. Ausführlich werden auch die aktuellen Ver- änderungen des RSV-Zyklus behandelt. Des Weiteren werden Hygienemaßnahmen zur Prävention und die Möglichkeit der passiven Immunisierung dargestellt sowie ein Ausblick auf aktuelle Entwicklungen (Eindosis-Prophylaxe, Impfschutz) gegeben. Durch Veränderungen im RSV-Zyklus (inkl. Virus-Virus-Interaktionen) und neue Zulassungen wird sich die Praxis der RSV-Prophylaxe in Zukunft verändern.
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 Das RS-Virus Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache von Bronchiolitis und Pneumonie (lower respiratory tract infections, LRTI) bei Säuglingen und Kleinkindern. RSV-Epidemien waren bis 2019 fast ausschließlich saisonal zu beob- achten mit einem deutlichen Gipfel in den Wintermonaten (Abb. 1) [1]. Unter anderem durch den massiven Einsatz nicht-pharmazeutischer Interventionen (NPIs) während der COVID-Pandemie hat sich das saisonale Auftreten verändert (siehe Kapitel „Epidemio- logische Lage im Winter 2022/2023“) [2]. Auch andere Faktoren wie der Klimawandel scheinen hier eine Rolle zu spielen. 30 25 20 15 10 5 0 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb März April Mai Juni Abb. 1: Schematischer saisonaler Verlauf der RSV-Infektionen in den Jahren vor 2020. Die RS-Viren gehören zur Familie der Paramyxoviridae und besitzen eine doppel- schichtige Lipidhülle. Sie werden durch Tröpfcheninfektion oder indirekt über kontami- nierte Hände, Gegenstände oder Oberflächen übertragen. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome beträgt 2 bis 8 Tage [3]. Die Spezies tritt in den zwei häufigsten Subtypen A und B sowie selteneren Typen auf. Symptome sind Rhinitis serosa, Typische Symptome sind Rhinitis serosa, Fieber, trockener „Krupp“-ähnlicher Hus- Fieber, trockener „Krupp“-ähn- ten und zunehmende Atemnot mit in- und exspiratorischem Wheezing. Zu den schwe- licher Husten und zunehmende ren Verläufen gehören die Bronchiolitis, die primäre (RSV-)Pneumonie, zu den mögli- Atemnot mit Giemen. chen Komplikationen bakterielle Superinfektionen wie Pneumonie oder Otitis. Es wird angenommen, dass eine Übertragung auch indirekt über kontaminierte Hände, Gegenstände und Oberflächen möglich ist. RSV kann in respiratorischem Sekret 20 Minuten auf Händen überleben, 45 Minuten auf Papierhandtüchern und Baumwoll- kitteln, bis zu mehreren Stunden auf Einmalhandschuhen und auf harten, nichtporösen Oberflächen kann diese Zeit > 24 Stunden betragen [4]. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 8 Tage (durchschnittlich 5) und Infizierte sind für 3 bis 8 Tage ansteckend. Plasma- Ödem Schleim- zelluläre Entzündung Hypersekretion und Aktivierung bronchiale Virus-infiziertes Epithel Reizempfindlichkeit neuronale Aktivierung Abb. 2: Schematische Darstellung einer RSV-induzierten Atemwegsentzündung. 2
Etwa 90 % der Kinder durchlaufen in den ersten zwei Lebensjahren eine RSV-Infek- 90 % der Kinder durchlaufen in tion, rund 50 % zwei und mehr RSV-Infektionen. Während immunkompetente ältere den ersten zwei Lebensjahren Kinder und Erwachsene in der Regel nur leichte, erkältungsähnliche Symptome in den eine RSV-Infektion. oberen Atemwegen entwickeln, können die Viren bei Risikopatienten leicht von den oberen auf die unteren Atemwege übergreifen und dort Entzündungsprozesse in den Endästen des Bronchialbaums (Bronchiolitis) und im Lungengewebe (Pneumonie) her- vorrufen. Besonders gefährdet sind unreif geborene Kinder, insbesondere solche mit mangelnder Ausreifung pulmonaler Strukturen, nach invasiver Beatmungstherapie, bei persistierender pulmonaler Hypertension und angeborenen Herzfehlern (Abb. 2) [3, 5]. Auch langfristig können RSV-Infektionen negative Auswirkungen auf die Gesund- heit von Kindern haben. In der postakuten Phase kann es zu einer erhöhten bronchialen Reizempfindlichkeit kommen [6], später zu Allergien [7] und Asthma [8]. Allgemeine Maßnahmen zur Prävention von RSV RS-Viren werden durch Tröpfcheninfektion und unmittelbarem Körperkontakt zu Infi- zierten, kontaminierten Oberflächen und Gegenständen übertragen (Abb. 3) [9]. Fakten zur RSV-Übertragung RSV wird durch Tröpfcheninfektion und Infizierte Personen sind in der Regel durch Berühren einer infizierten Person, für 3–8 Tage infektiös, bei immun- infizierter Oberflächen und Gegenstän- supprimierten Personen kann dieser de übertragen. Zeitraum bis zu 4 Wochen betragen. Die Überlebenszeit des RSV auf der Die Inkubationszeit beträgt 2–8 Tage, menschlichen Haut beträgt ca. 1 Stunde, durchschnittlich 5 Tage. auf harten, nichtporösen Oberflächen 2-8 Tage kann diese Zeit > 24 Stunden betragen. Abb. 3: Fakten zur RSV-Übertragung [9] Die im Rahmen der Corona-Pandemie etablierten AHA-Regeln (Abstand halten, Hygi- eneregeln beachten, Alltag mit Maske) schützen vor Corona-, Influenza- und RS-Viren gleichermaßen. Zu den allgemeinen Hygienemaßnahmen gehören [9]: • Hände häufig und gründlich mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife waschen oder desinfizieren • häufig berührte Oberflächen (z. B. Spielzeug, Bettgitter, Tische, Mobilgeräte) mit Wasser und Seife oder Desinfektionsmittel desinfizieren • Gläser, Tassen, Teller oder Besteck nicht mit anderen teilen • Kindern mit hohem Risiko nicht zu nahekommen, wenn erkältungsähnliche Symp- tome vorliegen • beim Husten oder Niesen Mund und Nase mit einem Taschentuch bedecken und das Taschentuch wegwerfen. Die Aufklärung der Eltern über die Kontagiosität von RSV und die Anleitung zur häusli- chen Hygiene sind ein wichtiger Baustein der RSV-Prävention. Da auch Pertussis und Influenza bei Neugeborenen und Säuglingen schwere bis le- bensbedrohliche Komplikationen auslösen können, wird zur Etablierung einer transpla- zentar vermittelten Immunität inzwischen die Impfung schwangerer Frauen gegen beide Erreger empfohlen. Die maternale Immunität sollte dem Säugling einen gewissen Schutz gegen diese Mikroorganismen bieten, aber auch dieser ist bei Ungeimpften durch die pandemiebedingten NPIs vermindert. Auch weitere Haushaltskontakte (Vater, Geschwister) sollten über einen aktuellen Impfstatus verfügen (Kokonschutz). Stillen reduziert das Infektionsrisiko im Allgemeinen, da Antikörper der Mutter auf den Säug- Eine RSV-Impfung ist noch ling übertragen werden. Anders als gegen Influenza und Pertussis ist eine Impfung ge- nicht verfügbar. Entsprechende gen RSV noch nicht verfügbar. Entsprechende Wirkstoffe werden aktuell in klinischen Wirkstoffe werden aktuell in Studien getestet. klinischen Studien getestet. 3
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 Prophylaxe durch passive Immunisierung Die effektivste Prophylaxe für Neugeborene ist bisher die passive Immunisierung. Seit 1998 dafür zugelassen ist Palivizumab. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikör- per der IgG1-Subklasse, der an das F-Protein von RSV bindet und eine neutralisierende und fusionsinhibitorische Aktivität gegenüber den beiden RSV-Untertypen A und B be- sitzt. Die vollständige Immunisierung schützt in cirka 78 % der Fälle. Die klinische Wirksamkeit der Die klinische Wirksamkeit wurde durch Studien sowohl im Rahmen der Zulassung RSV-Prophylaxe mit Palivi- als auch der Versorgungsforschung belegt. In der doppelblinden Impact-Studie wurden zumab wurde durch Studien 1.502 Frühgeborene (≤ 35 SSW) und / oder mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), ei- sowohl im Rahmen der Zulas- ner chronischen Lungenerkrankung des Frühgeborenen, an 139 Zentren in den USA, sung als auch der Versorgungs- Kanada und Großbritannien im Verhältnis 2:1 zu Palivizumab 15 mg/kg (fünf Injektionen) forschung belegt. oder Placebo randomisiert [10]. Primärer klinischer Endpunkt war die Hospitalisierung wegen RSV-Infektion, die um 55 % reduziert wurde (4,8 vs. 10,6 %). Die Subgruppenana- lyse ergab für die Hospitalisation folgende Ergebnisse (Tab. 1): Gruppe Rate % Absolute Relative Risiko Risiko p-Wert Plazebo Palivizumab reduktion % reduktion % alle Kinder 10,60 4,80 5,80 55,7 % 0,00004 Frühgeborene 8,10 1,80 6,30 77,8 %
RSV-Infektionen (n=8.453) 60 RSV 50 % positive Nachweise 40 30 20 10 0 Jul. 2017 Dez. 2017 Mai. 2018 Okt. 2018 Mär. 2019 Aug. 2019 Jan. 2020 Jun. 2020 Nov. 2020 Apr. 2021 Sep. 2021 Feb. 2022 2017/18 2018/19 2020 2020/21 2021/22 lange Saison lange Saison Lockdown Saison erstmalig historisch stark von November von November Schließung von komplett und ab Juli/August bis Mai/Juni bis Mai/Juni Schulen und KiGa ausgefallen sehr früh gestartet Abb. 4: RSV-Infektionen in den Jahren von 2017 bis 2022 [18] 12 10 8 ARE-Rate in % 6 4 2 0 40 44 48 52 3 7 11 15 19 23 27 31 35 39 Kalenderwoche 2017/18 2018/19 2019/20 2020/21 2021/22 2022/23 Abb. 5: ARE-Raten in den Jahren von 2017 bis 2023 [20] 600 500 Anzahl SARI-Fälle 400 300 200 100 0 40/2020 01/2021 20/2021 40/2021 01/2022 20/2022 40/2022 01/2023 Kalenderwoche 0 bis 4 Jahre 5 bis 14 Jahre 15 bis 34 Jahre 35 bis 59 Jahre 60 bis 79 Jahre 80 Jahre u. älter Abb. 6: Inzidenz der SARI-Fälle bis 1/2023 [20] 5
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 können aber auch noch mehrere Jahre nach den ersten NPIs auftreten [16]. Bleiben könnte dagegen die veränderte Saisonalität. Es wird prognostiziert, dass RSV-Zyklen unregelmäßiger werden und im Durchschnitt vielleicht über das ganze Jahr gehen und etwas abflachen. Dafür könnten die Klimaveränderungen verantwortlich sein. Die Übertragung des RSV hängt vom Wetter ab, Luftfeuchtigkeit und Regenfälle haben einen klaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen [21]. Mehrere Atemwegsviren Mehrere Atemwegsviren können gleichzeitig oder nacheinander die Atemwege infi- können gleichzeitig oder zieren und zu Virus-Virus-Wechselwirkungen (viral interference) führen. Die Infektion nacheinander die Atemwege durch ein erstes Virus könnte die Infektion und Replikation eines zweiten Virus verstär- infizieren und zu Virus-Virus- ken oder verringern, was zu einer positiven (additiven oder synergistischen) oder nega- Wechselwirkungen führen. tiven (antagonistischen) Wechselwirkung führt [22]. Dieser Effekt war in Deutschland während der Saison 2022/2023 gut zu beobachten. Identifizierung der frühgeborenen Kinder zur Prophylaxe Die Probleme der Frühgeburtlichkeit umfassen u. a. ein höheres Risiko für Atemweg- serkrankungen und Infekte sowie kardiovaskuläre und neurologische Komplikationen. Im Vergleich zu Reifgeborenen werden vor allem die unterbrochene und unvollständige Lungenentwicklung [23, 24], chronische Lungenerkrankungen wie BPD [23, 25], kardio- vaskuläre Pathologie [23, 26] sowie ein „unreifes Immunsystem“ berichtet, welches da- durch geprägt ist, dass sowohl eine erhöhte Infektanfälligkeit (Suszeptibilität) als auch eine veränderte Immunpathologie besteht [27]. Im Zusammenhang mit der RSV-Infektion spielt vor allem das immunologische De- fizit eine Rolle. Es resultiert einerseits aus dem (zu früh) unterbrochenen Transfer mater- naler Antikörper als auch auf der unreifen zellulären Immunität des Säuglings. Galt das Die Horn-Studie von 2003 Augenmerk zunächst den frühen Frühgeborenen (≤ 32. SSW), so zeigte spätestens die zeigte, dass auch späte Früh- Horn-Studie 2003 [28], dass auch sogenannte späte Frühchen (33.–35. SSW) schwer an chen (33.-35. SSW) schwer an RSV erkranken können. Die Hospitalisierungsrate war vergleichbar mit frühen Frühge- RSV erkranken können. borenen und die Autoren formulierten die Hypothese, dass die Beeinträchtigung durch die Geburt im alveolären Stadium der Lungenreifung hierfür maßgeblich verantwortlich ist. Derzeit gültige Empfehlungen zur Palivizumab-Gabe Empfehlung des Herstellers Laut Fachinformation [29] gilt die Zugehörigkeit zu folgenden Risikogruppen als Indika- tion für die Gabe: • Kinder, die in der 35. Schwangerschaftswoche oder früher geboren wurden und zu Beginn der RSV-Saison jünger als 6 Monate sind • Kinder unter 2 Jahren, die innerhalb der letzten 6 Monate wegen bronchopulmona- ler Dysplasie behandelt wurden • Kinder unter 2 Jahren mit hämodynamisch relevanten angeborenen Herzfehlern (z. B. Ventrikelseptumdefekt) Palivizumab führt in diesen Gruppen zu einer Reduktion der RSV-bedingten Hospitali- sierungen von durchschnittlich 45 %. Empfohlen sind fünf Dosen, beginnend zu Beginn der RSV-Saison und anschließend im monatlichen Abstand. Eine sechste Dosis kann aufgrund der epidemiologischen Situation nötig sein (Persistenz der RSV-Zirkulation). G-BA Richtlinie Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat 2008 „Empfehlungen zur wirtschaftli- chen Verordnungsweise“ für Palivizumab abgegeben, die in einigen Punkten von den Herstellerempfehlungen abweichen [30]: • Kinder (< 6 Monate), die als Frühgeborene ab der 29. bis zur vollendeten 35. Schwangerschaftswoche (35 + 6 Schwangerschaftswochen) geboren wurden, sollen nur nach individueller Abwägung weiterer Risikofaktoren, die für schwere Verläufe der RSV-Infektion disponieren, Palivizumab erhalten. Zu fordern sind mindestens zwei Risikofaktoren wie z. B. schwere neurologische Erkrankung, Vorhandensein von Geschwistern im Kindergarten- oder Schulalter, Entlassung aus der Neonatologie zwischen Oktober und Dezember. 6
• Zu den Risikogruppen für schwere Verlaufsformen zählen die Empfehlungen neben den Frühgeborenen und Kindern mit vorgeschädigter Lunge und/oder Herzfehler auch die Gruppe der immunsupprimierten Patienten. Allerdings würden valide Erkenntnisse bei Kindern unter Immunsuppression bzw. bei Kindern mit Immunde- fekten bislang ausstehen. AWMF-S2k-Leitlinie Basierend auf der Erkenntnis, dass über 60 % der schweren RSV-Verläufe keine Indika- In der AWMF-S2k-Leitlinie tion gemäß der Zulassung gehabt hätten [2], werden in der S2k-Leitlinie auch andere werden auch andere Grund- Grunderkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren RSV-Verlauf erkrankungen, die mit einem einhergehen, explizit angeführt, z. B. neuromuskuläre Erkrankungen, Chromosomen- erhöhten Risiko für einen anomalien wie Trisomie 21, Zwerchfellhernie oder schwere Immundefizienz. Weiterhin schweren RSV-Verlauf einher- werden Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie schwerer Herzin- gehen, explizit angeführt. suffizienz unter medikamentöser Therapie aufgeführt, die zu Beginn der RSV-Saison im zweiten Lebensjahr sind [31]. Die Leitlinie schreibt weiter wörtlich: „Eine wirksame RSV-Prävention könnte darü- ber hinaus auch Effekte auf die Spätfolgen, die nach RSV-Infektionen auftreten können, wie z. B. rezidivierende obstruktive Bronchitiden, haben. Die Prävention dieser poten- ziellen RSV-Folgeerkrankungen mittels Palivizumab ist nicht Teil der Zulassung und da- her auch nicht Teil der vorliegenden Empfehlungen“ [31]. Betreffend Palivizumab trifft die Leitlinie folgende Kernaussagen: • Palivizumab soll während der RSV-Saison in 4-Wochen-Intervallen (fünf Injektionen) i. m. appliziert werden. Die 4-Wochen-Intervalle sollen v. a. zum Prophylaxe-Beginn strikt eingehalten werden. • Folgende Kinder haben ein hohes Risiko einer schweren RSV-Erkrankung und sollen eine Palivizumab-Prophylaxe erhalten: • Frühgeborene im Alter von ≤ 24 Lebensmonaten zum Beginn der RSV-Saison, die wegen mittelschwerer oder schwerer bronchopulmonaler Dysplasie / chroni- scher Lungenerkrankung in den letzten 3 Monaten vor Beginn der RSV-Saison mit Sauerstoff behandelt oder beatmet wurden • Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie bei schwerer Herzinsuffizienz unter medikamentöser Therapie im Alter von < 6 Lebensmona- ten zum Beginn der RSV-Saison • Folgende Kinder haben ein mittleres Risiko einer schweren RSV-Erkrankung und können eine Palivizumab-Prophylaxe erhalten: • Frühgeborene mit einem Gestationsalter von ≤ 28 + 6 SSW im Alter von ≤ 6 Monaten zum Beginn der RSV-Saison • Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 29 + 0 bis 34 + 6 SSW im Alter von ≤ 6 Monaten zum Beginn der RSV-Saison mit mindestens zwei der folgenden Risikofaktoren: • Entlassung aus der neonatologischen Primärversorgung direkt vor oder während der RSV-Saison • Kinderkrippenbesuch oder Geschwister in externer Kinderbetreuung • schwere neurologische Grunderkrankung • Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie bei schwerer Herzinsuffizienz unter medikamentöser Therapie im Alter von 6–12 Monaten bei Beginn der RSV-Saison • Bei allen Kindern mit möglicher Indikation für eine RSV-Prophylaxe mit Palivizumab soll nach Aufklärung der Eltern eine individuelle gemeinsame Entscheidung gefällt werden. Kinder, die zu Beginn der RSV-Saison 2 Jahre und älter sind, sowie Kinder ohne erhöhtes Risiko einer schweren RSV-Erkrankung sollen keine Palivizumab- Prophylaxe erhalten. RSV-Risikofaktoren für Frühgeborene in den SSW 29–35 Frühgeborene haben bei der Geburt kleinere und engere Lungen, die Entwicklung der Alveolen ist bei ihnen noch nicht abgeschlossen [32, 33]. Dazu kommen eine für die Virusbekämpfung unzureichende zelluläre Immunität und der reduzierte maternofetale Antikörpertransport in den letzten Schwangerschaftswochen [34, 35]. Bei sehr frühgeborenen Kindern (< 29. SSW) ist evident, dass sie besonders anfällig für Infekte sind und bereits in der Klinik wird auf die Möglichkeit einer RSV-Prophylaxe hingewiesen. Bei den späten Frühgeborenen (29.–35. SSW) wird das Risiko hingegen 7
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 öfter unterschätzt. Allerdings haben auch späte Frühgeburten einen signifikant ge- ringeren Immunschutz durch Antikörper der Mutter. Bei in den SSW 32–35 Wochen geborenen Kindern werden nur knapp halb so viele maternale IgG-Antikörper gemes- sen wie bei Geburt nach SSW 37. Dazu kommt die unreife Architektur der Atemwege (verringertes Lungenvolumen, dickere Bronchialwand, erhöhte Mukusproduktion). Die Hospitalisierungsrate von Frühchen geboren zwischen der 33.–35. SSW ist vergleichbar mit der von frühen Frühgeborenen (geb. ≤ 32. SSW) [28]. Neben den beschriebenen Erkrankungen konnten auch unterschiedliche demogra- fische und umweltbedingte Faktoren identifiziert werden, die mit einem signifikanten Risiko für schwere untere Atemwegsinfektionen durch RSV einhergehen. Dazu gehören u. a. Rauchen in der Schwangerschaft und / oder, nach der Geburt, fehlendes Stillen sowie beengte Wohnverhältnisse. Saisonal bedingte Risiken Der größte Anteil an RSV-bedingt hospitalisierten Kindern lag in einer Studie bei Säug- lingen ≤ 2 Monaten, wie eine US-amerikanische Bevölkerungsstudie zeigen konnte [36]. Einer weiteren Studie zufolge scheint das chronologische Alter auch bei den Frühgebo- renen (35. SSW) eine Rolle zu spielen: Das Risiko einer RSV-bedingten Hospitalisierung Risikofaktoren ist bei 3 Monate alten Frühgeborenen 4-fach höher als bei Frühgeborenen ≥ 6 Monate • Entlassung aus der Klinik (HR 4,07; 95 %-KI: 1,57–10,6; p < 0,05) [37]. Oktober–Dezember Säuglinge, die in den kalten Monaten geboren oder aus der Neonatologie entlassen • Geburt bis zu 6 Wochen werden, haben ein erhöhtes Risiko, schwer an RSV zu erkranken und deshalb hospitali- nach Beginn der siert zu werden (OR 4,88; 95 %-KI: 2,57–9,29; p < 0,001) [38]. In den Jahren 2021 und 2022 RSV-Saison scheint erschwerend hinzuzukommen, dass die NPI während der COVID-19-Pandemie zu einer reduzierten RSV-Immunität der Mütter geführt haben [39]. Sozial bedingte Risiken Zu den Risiken für eine RSV-bedingte Hospitalisierung gehören Umstände, die Säug- linge einer erhöhten RSV-Exposition aussetzen können. Dazu gehört der Kontakt mit anderen Kindern. Nach einer kanadischen Auswertung haben Frühgeborene, die eine Kindertages- stätte besuchen, ein 12-fach erhöhtes Risiko, wegen einer RSV-Infektion hospitalisiert zu werden (OR 12,32; 95 %-KI: 2,56–59,34; p = 0,002) [38]. Innerhalb der Familie steigt das Risiko für Kinder < 1 Jahr, sich mit RSV anzustecken, mit der Anzahl an Geschwisterkin- dern (Tab. 2) [40]. Anzahl älterer Geschwister aRR (95 %-KI) 0 Ref. 1 1,79 (1,57–2,04) 2 2,31 (2,01–2,66) ≥4 2,83 (2,46–3,26) Tab. 2: Relatives Risiko (RR) einer RSV-Infektion in Abhängigkeit von der Anzahl der Geschwisterkin- der [35] Definition des Risikofaktors Risikobewertung Crowding-Index ≥ 2 (Anzahl der Personen im Haushalt geteilt durch Anzahl an Zimmern (exkl. aOR: 1,72 (p=0,024) Bäder, Flure, Abstellkammern)) ≥ 4 Hausbewohner (exkl. Frühgeborenes und aOR: 1,91 (95 %-KI: 1,19–3,07; P=0,0074) dessen Geschwister im Schulalter) > 5 Hausbewohner inkl. Frühgeborenes aOR: 1,79 (95 %-KI: 1,02–3,16; p=0,044) ≥ 2 teilen sich einen Raum mit dem Kind aRR: 4,0 (95 %-KI: 1,5–10,7; p=0,002) > 1 Person/19 m2 Wohnfläche RR:14,4 (95 %-KI: 1,9–109,6; p=0,002) Tab. 3: Relatives Risiko (RR) einer RSV-Infektion in Abhängigkeit von den Wohnverhältnissen [41] 8
Auch niedrige sozio-ökonomische familiäre Verhältnisse können diese Kinder aus viel- Risikofaktoren fältigen Gründen zusätzlich vorbelasten. Eine multivariate Analyse von insgesamt 20 • Besuch der KiTa Studien demonstrierte eine Korrelation von engen Wohnverhältnissen mit einer schwe- • Geschwister ren RSV-Infektion (Tab. 3) [41]. Im Zusammenhang mit dem Risiko einer RSV-Infektion • Enge Wohnverhältnisse spielt neben der Wohnsituation auch der Tabakkonsum der Eltern eine Rolle [41, 42]. • Niedriger sozialer Status • Unterernährung Schwere Vorerkrankungen Insbesondere Kinder mit multiplen Vorerkrankungen und Herzanomalien sind mit einem deutlich höheren Risiko belastet, schwer an RSV zu erkranken. Eine dänische Register- basierte Kohortenstudie identifizierte Erkrankungen, die ein erhöhtes RSV-Hospitalisie- rungsrisiko darstellen [43]. Neben anatomischen Fehlbildungen der Lunge stellen v. a. neuromuskuläre Erkran- kungen ein erhöhtes RSV-Hospitalisierungsrisiko dar. Zu den Faktoren, die einen schwe- ren Verlauf einer RSV-Erkrankung bei neuromuskulären Erkrankungen begünstigen, gehören die eingeschränkte Fähigkeit, Sekrete aus den Atemwegen zu entfernen und gastroösophageale Reflux- und Schluckstörungen, welche zu Aspiration führen [44]. Oft leiden solche Kinder an Skoliosen, welche die Therapie zusätzlich erschweren. Ein län- gerer Krankenhausaufenthalt hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität des Kindes und birgt das Risiko weiterer nosokomialer Infektionen [45]. Risikofaktoren Auch bei Säuglingen mit angeborenen und erworbenen Immundefekten (hämato- • Immunschwäche poetische Stammzelltransplantation, onkologische Erkrankungen, HIV-Infektion) treten • Immunsuppressive lebensbedrohliche RSV-LRTI sehr viel häufiger auf. Da sie aufgrund von Lymphozy- Therapie tendepletion nicht in der Lage sind, die virale Replikation wirksam zu neutralisieren, • Schwere neurologische können schwere und langwierige Atemwegsinfektionen die Folge sein [46]. Während Erkrankung eine hämatogene Ausbreitung von RSV bei immunkompetenten Personen noch nicht • Neuromuskuläre beschrieben wurde, konnte bei immungeschwächten Säuglingen eine extrapulmonale Erkrankung Ausbreitung von RSV auf Leber und Nieren beobachtet werden [47, 48]. Perinatale Einflüsse auf die RSV-Infektionsanfälligkeit Unter anderem der Anstieg an Mehrlingsschwangerschaften seit den 1980er-Jahren wird für den Anstieg der Zahl von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (definiert als < 2.500 g) verantwortlich gemacht [49]. Bei diesen Säuglingen mit niedrigem Ge- burtsgewicht ist die generelle Sterblichkeitsrate etwa 20-mal höher als bei schwereren Säuglingen [50]. Auch als Risikofaktor für schwere RSV-Infektionen (Aufnahme auf die Intensivsta- tion) wurde ein niedriges Geburtsgewicht beschrieben (OR 6,77; 95 %-KI: 1,28–35,71). Die Wahrscheinlichkeit ist höher als bei Kindern mit Normalgewicht. Frühgeborene Mehrlinge haben unabhängig vom Geburtsgewicht ein erhöhtes Risiko einer durch RSV-bedingten Hospitalisierung (RSV-Hospitalisierung OR 5,5; 95 %-KI: 1,4–21,0) [51]. Auch für termingerechte Säuglinge mit niedrigem Geburtsgewicht durch intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) konnte ein höheres Risiko gezeigt werden [52]. In den ersten Lebensmonaten werden Säuglinge durch plazentagängige mütterli- che IgG-Antikörper geschützt [53, 54]. Frühgeborene haben hier einen generellen Nach- teil [55]. Der fetomaternale Antikörpertransport fehlt, die Leihimmunität (Nestschutz) ist dadurch stark reduziert. Aber auch bei termingerechten Neugeborenen ist das Immun- system noch nicht voll ausgereift. Daher ist der fortgeführte Antikörpertransfer über die Muttermilch von hoher Bedeutung. Kinder, die über 6 Monate gestillt wurden, hatten bis zum 4. Lebensjahr weniger LRTI im Vergleich zu Kindern, die nie gestillt wurden (OR: 0,71; 95 %-KI: 0,51–0,98; p < 0,05) [56]. Kurzes (< 2 Monate) oder fehlendes Stillen ist ein weiterer Einflussfaktor für einen schweren Verlauf einer RSV-Infektion. Ein wichtiger Einfluss auf das Mikrobiom von Säuglingen ist die Art der Entbindung [57]. Bei einer vaginalen Entbindung wird der Säugling dem vaginalen und intestinalen Risikofaktoren Mikrobiom der Mutter ausgesetzt und kann schon früh ein gesundes neonatales Mi- • Niedriges Geburtsgewicht krobiom entwickeln. Kinder, die mit einem Kaiserschnitt geboren werden, weisen oft • Mehrlingsgeburt höhere Populationen von Bakterienstämmen der Haut auf [58]. Die dadurch bedingte • Stillen < 2 Monate Veränderung des Mikrobioms der Atemwege kann die RSV-Abwehr verlangsamen und • Kaiserschnitt den Schweregrad einer RSV-Erkrankung erhöhen [59, 60]. Umwelteinflüsse Es ist bekannt, dass Passivrauchen viele negative Einflüsse hat, auch auf die respira- torische Gesundheit eines Kindes. Bei Kindern aus Raucherhaushalten besteht dabei ein höheres Risiko für die Entwicklung von Atemwegserkrankungen im Vergleich zu 9
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 erwachsenen Nichtrauchern im selben Haushalt [61]. Zur objektiven Bestimmung der Passivrauch-Exposition bei Patienten können Cotinin-Werte im Urin als Marker dienen [62]. Studien zeigen, dass höhere Cotinin-Werte mit einem höheren Risiko für Atemweg- serkrankungen und einem höheren klinischen Schweregrad assoziiert sind [61, 63]. Auch die Exposition gegenüber Luftschadstoffen kann das Immunsystem über re- aktive Sauerstoffradikale (ROS) und erhöhte pro-inflammatorische Zytokine (IL-1β, IL-6, Risikofaktoren IL-8) modulieren und die Expression von Molekülen erhöhen, welche die Pathogenese • Luftschadstoffe von Atemwegsviren wie RSV begünstigen [64-66]. Tatsächlich konnte auch eine Asso- • Rauchen ziation zwischen einer erhöhten Feinstaubpartikelkonzentration und vermehrten RSV- Hospitalisierungen von Kindern hergestellt werden [67]. Geschlecht und familiäre Prädispositionen Während Frauen eher von Infektionen der oberen Atemwege betroffen sind, leiden Männer stärker unter Infektionen der unteren Atemwege [68]. Diese Unterschiede sind auch bei der Schwere einer RSV-bedingten Erkrankung zu sehen. Die relative Chance einer RSV-bedingten Hospitalisierung ist für männliche Säuglinge fast doppelt so hoch wie für weibliche (OR 1,91; p = 0,02) [69]. Als möglicher Grund gilt die Entwicklung des Immunsystems in utero. Weibliche Föten haben eine größere Anpassungsfähigkeit an intrauterinen Stress als männliche [70], und die Plazenta von männlichen Föten ist im Vergleich tendenziell häufiger chronisch entzündet. Das ist mit Überlebensvorteilen für weibliche Föten verbunden [71]. Das Risiko für die Entwicklung von Infektionen der unteren Atemwege im frühen Leben kann auch erhöht sein, wenn die Eltern an einer asthmatischen Erkrankung lei- den (Bronchiolitis-Risiko: HR 1,39; 95 %-KI: 1,30–1,48) [72, 73]. Das könnte an einer ge- netischen Prädisposition bei der postnatalen Reifung bestimmter T-Zell-Populationen Risikofaktoren liegen [72]. • Geschlecht männlich Noch zahlreicher sind die Hinweise auf eine Assoziation zwischen RSV-Bronchiolitis • Atopie in der Familie und der Entwicklung von Asthma in den darauffolgenden 7 bis 11 Jahren. Die relative • Asthma / Giemen in der Chance für Patienten, die an einer RSV-Bronchiolitis in der Kindheit erkrankt waren, Familie an Asthma zu erkranken, war im Schnitt um das Vierfache höher (OR: 4,03; 95 %-KI: 2,23–8,31; p < 0,001) [74]. Praxis der Prophylaxe mit Palivizumab Auch außerhalb der Saison geborene Risikopatienten sollten rechtzeitig in die Planung der Palivizumab-Applikation einbezogen werden. Wünschenswert ist in diesem Zusam- menhang die Information und Empfehlung seitens der Neonatologie im Entlassungs- brief, was besonders wichtig für die Wahrnehmung und Planung beim Erstkontakt in der Praxis ist. Bereits im ersten ärztlichen Gespräch muss den Eltern gegenüber die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Schutzes vor einer RSV-Infektion thematisiert werden. Am besten wird dies in ein Gesamtkonzept zur Prävention von Infektionskrank- heiten eingebettet (Expositionsprophylaxe, Hygiene, Kokonschutz, Impfungen, Immuni- sierung). Das erfordert sensible Kommunikation unter Berücksichtigung konkurrieren- der Informationsquellen (Internet, paramedizinische „Mitbehandler“, Peer-Group). Um in der kinderärztlichen Praxis möglichst alle betroffenen Patienten erfassen zu können, ist es hilfreich, für die einzelne Praxis abgestimmte Abläufe festzulegen und Zuständigkeiten klar zu definieren. Es sollten möglichst alle Patien- Zeitlich ausreichend vor Beginn der Saison sollten mittels Listen oder Suchfunktio- ten der betroffenen Risikogrup- nen in der Arztsoftware alle Patienten der betroffenen Risikogruppen (mit BPD, mit hä- pen identifiziert werden, die für modynamisch relevanten Herzfehlern, Frühgeborene) identifiziert werden, die für eine eine RSV-Prophylaxe infrage RSV-Prophylaxe infrage kommen könnten. Entsprechend der Leitlinie und des GBA-Be- kommen könnten. schlusses sollten dann die Kinder mit einer Indikation festgelegt werden. In diesem Prozess kommt besonders bei den späten Frühgeborenen die Kenntnis der Familien, ihren Gewohnheiten und ihren psychosozialen Lebensumständen für die Identifikation der Risikofaktoren eine hohe Bedeutung zu. Nach Einholen des Einverständnisses der Eltern muss entsprechend des Gewichts Palivizumab bestellt werden. Eine feste zuständige Mitarbeiterin sollte hier die Telefo- nate mit den Eltern zum Einholen der Gewichte, die Bestellung der Medikamente und die Terminvereinbarung übernehmen. Das Prozedere muss zu Beginn und jeweils im 4 Wochenrhythmus mit entsprechendem Vorlauf wiederholt und eingeplant werden (Recall-System). Nach Möglichkeit sollten die betreffenden Patienten jeweils terminlich so eingeplant 10
werden, dass Kontakte zu potenziell ansteckenden Kindern ausgeschlossen werden kön- nen, etwa in der sprechstundenfreien Mittagszeit. Um die fixen Zeitabstände zwischen den Palivizumab-Applikationen für die komplette Saison einhalten zu können, müssen Termine langfristig geplant sein und ggf. in Praxisurlaubszeiten durch eine Nachbar- praxis übernommen werden. Eine SOP (Standard Operation Procedure) Palivizumab- Prophylaxe sollte Bestandteil der Qualitätsmanagementunterlagen jeder Praxis sein. Die erste Gabe von Palivizumab sollte vor dem erwarteten Beginn der RSV-Saison erfolgen. Die Saison beginnt typischerweise im November und hält bis April an, kann aber, wie gerade die Erfahrungen der letzten beiden Jahre gezeigt haben, auch früher beginnen und / oder länger andauern. Hier erfolgte jeweils eine Empfehlung durch DGPI und GPP zum früheren Immunisierungsbeginn. Die übliche Dosierung beträgt 15 mg/kg Körpergewicht i. m., vorzugsweise in die anterolaterale Seite des Oberschenkels (Tab. 4). Injektionsvolumen > 1 ml sollten als geteilte Dosen verabreicht werden. Die Prophy- laxe mit Palivizumab kann zeitgleich mit aktiven Impfungen gegeben werden [31]. Gewicht des Kindes Dosis: 15 mg/kg KG bis 3,3 kg 50 mg bis 6,6 kg 100 mg bis 10 kg 150 mg bis 13,3 kg 200 mg Tab. 4: Dosierung von Palivizumab Palivizumab ist kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder weitere Bestandteile des Arzneimittels oder gegen andere humanisierte Antikör- per. Selten gibt es allergische Reaktionen auf Palivizumab, äußerst selten Anaphyla- xie. Bei Verabreichung sollten trotzdem Medikamente zur sofortigen Behandlung von schwerwiegenden Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich Anaphylaxie vorhan- den sein [29]. Bei erkrankten Kindern mit mäßig bis schweren akuten Infektionen oder fieberhaften Erkrankungen kann eine zeitlich verschobene Anwendung von Palivizumab gerechtfer- tigt sein. In den pädiatrischen Studien zur Prophylaxe traten sowohl in den Placebo- als auch in den Palivizumab-Gruppen vergleichbare Nebenwirkungen auf. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Fieber und Reaktionen an der Injektionsstelle, selten kam es zur Erhöhung der Transaminasen [29]. Durchbruchs-Infektionen sind selten, aber finden meist in den Intervallen zwischen Durchbruchs-Infektionen sind den ersten drei Injektionen statt, da sich die Antikörperspiegel erst aufbauen müssen selten, aber finden meist in den [75]. Ein Abstand von 28 Tagen gilt als sicher, um die als minimal erforderliche Serum- Intervallen zwischen den ersten konzentration von 40 mg/ml aufrecht zu erhalten. Daher ist es unabdingbar, spätestens drei Injektionen statt. nach 4 Wochen die nächste Dosis zu verabreichen (Abb. 7). 200 15 mg/kg KG alle 28 Tage 150 mg/l 100 50 40 mg/l 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Tage Abb. 7: Verlauf der mittleren Palivizumab Serum-Konzentration 11
Zertifizierte Fortbildung Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023 Im stationären Bereich ist Palivizumab als „Neue Untersuchungs- und Behandlungsme- thode“ (NUB) anerkannt und kann nach entsprechender Beantragung und Verhandlung mit den Kostenträgern zu deutlich günstigeren Konditionen im Krankenhaus verabreicht werden. Zudem ist die RSV-Immunprophylaxe bei RSV-Ausbrüchen eine erwägens- werte Maßnahme im Sinne einer Riegel-Immunisierung. In Praxen muss die Palivizumab-Applikation in einem gut strukturierten Setting nach frühzeitiger Detektion der Patienten, Sensibilisierung und Aufklärung der Eltern so erfolgen, dass auch zum Zeitpunkt der Medikamentengabe nach Möglichkeit der Kon- Milde virale Infektionen der takt zu anderen potenziell infektiösen Patienten vermieden wird. Die bei Säuglingen oberen Atemwege ohne Fieber besonders in der kühleren Jahreshälfte gehäuft auftretenden milden viralen Infektionen sind keine Kontraindikation. der oberen Atemwege sind, Fieberfreiheit vorausgesetzt, keine Kontraindikation. In die- sem Zusammenhang wird auf das Kapitel falsche Kontraindikationen in den STIKO- Empfehlungen verwiesen, welches analog zum Impf-Setting auch als Entscheidungs- hilfe im Rahmen der RSV-Prophylaxe herangezogen werden sollte. Aktuelle Entwicklungen Zukünftig könnte ein Nestschutz durch die Impfung Schwangerer Realität werden. In einer jüngst vorgestellten Studie konnte der Impfstoffkandidat „RSVpreF“ das relative Risiko für schwere RSV-Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen in den ers- ten 90 Lebenstagen zu fast 82 % reduzieren [76]. Es handelt sich um einen bivalenten proteinbasierten Impfstoff mit gentechnisch hergestelltem Prefusion RSV F-Protein der Virensubgruppen A und B als Antigenen. Extremfrühgeborene können so jedoch nicht ausreichend geschützt werden, da der maternofetale Antikörpertransport („Leihimmu- nität“) erst im dritten Trimenon einsetzt. Die Studie ist abgeschlossen, die Daten sind allerdings noch nicht abschließend publiziert. Aktuell sind erstmals wirksame RSV-Impfstoffe in greifbare Nähe gerückt. In den 2000er-Jahren hatte man entdeckt, dass das virale F-Protein kurz vor Eindringen des RSV in die Wirtszelle seine Konfiguration verändert (prefusion, pre-F → postfusion, post-F). Vor allem Antikörper gegen pre-F haben einen neutralisierenden Effekt gegen RSV. Inzwischen werden ca. 20 Impfstoffkandidaten gegen RSV klinisch geprüft, viele davon auf der Basis von pre-F ähnlichen Antigenen [77]. Weitere Impfstoffe befinden sich in der klinischen Entwicklung (Tab. 5). Zusammenfassung • Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache von Bronchiolitis und Pneumonie (lower respiratory tract infections, LRTI) bei Säuglingen und Kleinkindern. • Durch die Infektionsschutzmaßnahmen der vergangenen Jahre gab es weniger Im- munkontakte und dadurch eine reduzierte Herdenimmunität. Dieser Corona-Effekt wird sich zukünftig vermutlich wieder einpendeln. Bleiben könnte dagegen die veränderte Saisonalität. Es wird prognostiziert, dass RSV-Zyklen unregelmäßiger werden. • Mehrere Atemwegsviren können gleichzeitig oder nacheinander die Atemwege infizieren und zu Virus-Virus-Wechselwirkungen (viral interference) führen. Dieser Effekt war in Deutschland während der Saison 2022/2023 gut zu beobachten. • Bei den späten Frühgeborenen (29.–35. SSW) wird das Risiko öfter unterschätzt. Al- lerdings haben auch späte Frühgeburten einen signifikant geringeren Immunschutz durch Antikörper der Mutter und eine unreife Architektur der Atemwege. • Neben schweren Vorerkrankungen konnten unterschiedliche perinatale demografi- sche und umweltbedingte Faktoren identifiziert werden, die mit einem signifikanten Risiko für schwere untere Atemwegsinfektionen durch RSV einhergehen. • Die einfachste und effizienteste Methode zur Vorbeugung von RSV-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern sind Hygienemaßnahmen. Darüber hinaus hat sich die Prophylaxe mit Palivizumab als sicher und wirksam erwiesen. Als Eindosis-RSV- Prophylaxe ist zudem seit November 2022 Nirsevimab zugelassen und soll für die Saison 2023/2024 verfügbar sein. • Zukünftig könnte ein Nestschutz durch die Impfung Schwangerer Realität werden. Inzwischen werden ca. 20 Impfstoffkandidaten gegen RSV klinisch geprüft. 12
Unternehmen Name des Impfstoffs Impfstoff-Typ Zielgruppe, Entwicklungs-Status oder prophylaktischen weitere Erläuterung in der EU (1) Wirkstoffs GSK GSK-3844766A proteinbasierter Impf- für Menschen ab 60 im beschleunigten stoff mit gentechnisch Jahren Zulassungsverfahren hergestelltem Antigen- seit Oktober 2022 Protein und Adjuvans Novavax ResVax proteinbasierter für Schwangere, damit Phase III Impfstoff mit gentech- diese die gebildeten nisch hergestelltem Antikörper an ihre "stable prefusogenic Kinder weitergeben RSV F protein", verarbeitet zu virus-like particles, und Adjuvans Aluminiumphosphat Bavarian Nordic MVA-BN RSV Vektorimpfstoff, der für Menschen ab 60 Phase III zur Bildung von fünf Jahren Antigenen der Virus- subtypen A und B führt, darunter RSV F and RSV G Moderna mRNA-1345 mRNA-Impfstoff, der für Menschen ab 60 Phase III zur Bildung von Prefu- Jahren sion RSV F-Protein führt Pfizer (USA) PF-06928316 = RSVpreF proteinbasierter Impf- für Schwangere, damit Phase III stoff, bivalent, mit gen- diese die Antikörper an technisch hergestelltem ihre Kinder weiterge- Prefusion RSV F-Protein ben; und für Senioren der Virensubgruppen A und B als Antigenen Janssen (USA) Ad26.RSV.preF Vektorimpfstoff, der zur für Menschen ab 65 Phase III Bildung von Prefusion Jahren RSV F-Protein führt MSD (USA) Clesrovimab gentechnisch herge- für Säuglinge und Phase III stellter monoklonaler Kleinkinder bis 1 Jahr Antikörper; zur einmali- gen Injektion Tab. 5: RSV-Impfstoffe in der klinischen Erprobungs-Phase III oder im Zulassungsverfahren [78] 13
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