Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern - Update 2023

 
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Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern - Update 2023
Zertifizierte Fortbildung

                            Atemwegserkrankungen und
                            RSV-Prophylaxe bei Kindern –
                            Update 2023
                            Prof. Dr. med. Thorsten Orlikowsky, Aachen
                            Dr. med. Franziska Schaaff, Eckental

Zertifizierung
Landesärztekammer Hessen
Kategorie D
2 CME-Punkte

Mit freundlicher
Unterstützung von
                            Zusammenfassung

                            Das Respiratorische Syncytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache von
                            Bronchiolitis und Pneumonie (Infektionen der unteren Atemwege, LRTI) bei Säuglingen
                            und Kleinkindern. Die vorliegende CME-Fortbildung beschreibt den Lebenszyklus des
                            Respiratorischen Syncytial-Virus (RS-Virus) und stellt die Risikogruppen und Risiko-
                            faktoren für einen schweren Verlauf vor. Ausführlich werden auch die aktuellen Ver-
                            änderungen des RSV-Zyklus behandelt. Des Weiteren werden Hygienemaßnahmen
                            zur Prävention und die Möglichkeit der passiven Immunisierung dargestellt sowie ein
                            Ausblick auf aktuelle Entwicklungen (Eindosis-Prophylaxe, Impfschutz) gegeben. Durch
                            Veränderungen im RSV-Zyklus (inkl. Virus-Virus-Interaktionen) und neue Zulassungen
                            wird sich die Praxis der RSV-Prophylaxe in Zukunft verändern.
Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern - Update 2023
Zertifizierte Fortbildung          Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                   Das RS-Virus
                                   Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache von
                                   Bronchiolitis und Pneumonie (lower respiratory tract infections, LRTI) bei Säuglingen
                                   und Kleinkindern. RSV-Epidemien waren bis 2019 fast ausschließlich saisonal zu beob-
                                   achten mit einem deutlichen Gipfel in den Wintermonaten (Abb. 1) [1]. Unter anderem
                                   durch den massiven Einsatz nicht-pharmazeutischer Interventionen (NPIs) während der
                                   COVID-Pandemie hat sich das saisonale Auftreten verändert (siehe Kapitel „Epidemio-
                                   logische Lage im Winter 2022/2023“) [2]. Auch andere Faktoren wie der Klimawandel
                                   scheinen hier eine Rolle zu spielen.

                                    30

                                    25

                                    20

                                    15

                                    10

                                       5

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                                           Juli   Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan.      Feb März April Mai         Juni

                                   Abb. 1: Schematischer saisonaler Verlauf der RSV-Infektionen in den Jahren vor 2020.

                                         Die RS-Viren gehören zur Familie der Paramyxoviridae und besitzen eine doppel-
                                   schichtige Lipidhülle. Sie werden durch Tröpfcheninfektion oder indirekt über kontami-
                                   nierte Hände, Gegenstände oder Oberflächen übertragen. Die Zeit von der Infektion bis
                                   zum Auftreten erster Symptome beträgt 2 bis 8 Tage [3]. Die Spezies tritt in den zwei
                                   häufigsten Subtypen A und B sowie selteneren Typen auf.
Symptome sind Rhinitis serosa,          Typische Symptome sind Rhinitis serosa, Fieber, trockener „Krupp“-ähnlicher Hus-
 Fieber, trockener „Krupp“-ähn-    ten und zunehmende Atemnot mit in- und exspiratorischem Wheezing. Zu den schwe-
licher Husten und zunehmende       ren Verläufen gehören die Bronchiolitis, die primäre (RSV-)Pneumonie, zu den mögli-
           Atemnot mit Giemen.     chen Komplikationen bakterielle Superinfektionen wie Pneumonie oder Otitis.
                                        Es wird angenommen, dass eine Übertragung auch indirekt über kontaminierte
                                   Hände, Gegenstände und Oberflächen möglich ist. RSV kann in respiratorischem Sekret
                                   20 Minuten auf Händen überleben, 45 Minuten auf Papierhandtüchern und Baumwoll-
                                   kitteln, bis zu mehreren Stunden auf Einmalhandschuhen und auf harten, nichtporösen
                                   Oberflächen kann diese Zeit > 24 Stunden betragen [4]. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis
                                   8 Tage (durchschnittlich 5) und Infizierte sind für 3 bis 8 Tage ansteckend.

                                                            Plasma-
                                                            Ödem

                        Schleim-                                                                            zelluläre Entzündung
                      Hypersekretion                                                                          und Aktivierung

                        bronchiale                           Virus-infiziertes Epithel
                    Reizempfindlichkeit                                                                     neuronale Aktivierung

                                   Abb. 2: Schematische Darstellung einer RSV-induzierten Atemwegsentzündung.

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Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern - Update 2023
Etwa 90 % der Kinder durchlaufen in den ersten zwei Lebensjahren eine RSV-Infek-      90 % der Kinder durchlaufen in
tion, rund 50 % zwei und mehr RSV-Infektionen. Während immunkompetente ältere              den ersten zwei Lebensjahren
Kinder und Erwachsene in der Regel nur leichte, erkältungsähnliche Symptome in den         eine RSV-Infektion.
oberen Atemwegen entwickeln, können die Viren bei Risikopatienten leicht von den
oberen auf die unteren Atemwege übergreifen und dort Entzündungsprozesse in den
Endästen des Bronchialbaums (Bronchiolitis) und im Lungengewebe (Pneumonie) her-
vorrufen. Besonders gefährdet sind unreif geborene Kinder, insbesondere solche mit
mangelnder Ausreifung pulmonaler Strukturen, nach invasiver Beatmungstherapie, bei
persistierender pulmonaler Hypertension und angeborenen Herzfehlern (Abb. 2) [3, 5].
     Auch langfristig können RSV-Infektionen negative Auswirkungen auf die Gesund-
heit von Kindern haben. In der postakuten Phase kann es zu einer erhöhten bronchialen
Reizempfindlichkeit kommen [6], später zu Allergien [7] und Asthma [8].

Allgemeine Maßnahmen zur Prävention von RSV
RS-Viren werden durch Tröpfcheninfektion und unmittelbarem Körperkontakt zu Infi-
zierten, kontaminierten Oberflächen und Gegenständen übertragen (Abb. 3) [9].

                      Fakten zur RSV-Übertragung

                      RSV wird durch Tröpfcheninfektion und                    Infizierte Personen sind in der Regel
                      durch Berühren einer infizierten Person,                 für 3–8 Tage infektiös, bei immun-
                      infizierter Oberflächen und Gegenstän-                   supprimierten Personen kann dieser
                      de übertragen.                                           Zeitraum bis zu 4 Wochen betragen.

                                                                               Die Überlebenszeit des RSV auf der
                      Die Inkubationszeit beträgt 2–8 Tage,                    menschlichen Haut beträgt ca. 1 Stunde,
                      durchschnittlich 5 Tage.                                 auf harten, nichtporösen Oberflächen
    2-8 Tage                                                                   kann diese Zeit > 24 Stunden betragen.

Abb. 3: Fakten zur RSV-Übertragung [9]

Die im Rahmen der Corona-Pandemie etablierten AHA-Regeln (Abstand halten, Hygi-
eneregeln beachten, Alltag mit Maske) schützen vor Corona-, Influenza- und RS-Viren
gleichermaßen. Zu den allgemeinen Hygienemaßnahmen gehören [9]:
• Hände häufig und gründlich mindestens 20 Sekunden lang mit Wasser und Seife
   waschen oder desinfizieren
• häufig berührte Oberflächen (z. B. Spielzeug, Bettgitter, Tische, Mobilgeräte) mit
   Wasser und Seife oder Desinfektionsmittel desinfizieren
• Gläser, Tassen, Teller oder Besteck nicht mit anderen teilen
• Kindern mit hohem Risiko nicht zu nahekommen, wenn erkältungsähnliche Symp-
   tome vorliegen
• beim Husten oder Niesen Mund und Nase mit einem Taschentuch bedecken und
   das Taschentuch wegwerfen.

Die Aufklärung der Eltern über die Kontagiosität von RSV und die Anleitung zur häusli-
chen Hygiene sind ein wichtiger Baustein der RSV-Prävention.
     Da auch Pertussis und Influenza bei Neugeborenen und Säuglingen schwere bis le-
bensbedrohliche Komplikationen auslösen können, wird zur Etablierung einer transpla-
zentar vermittelten Immunität inzwischen die Impfung schwangerer Frauen gegen beide
Erreger empfohlen. Die maternale Immunität sollte dem Säugling einen gewissen
Schutz gegen diese Mikroorganismen bieten, aber auch dieser ist bei Ungeimpften
durch die pandemiebedingten NPIs vermindert. Auch weitere Haushaltskontakte (Vater,
Geschwister) sollten über einen aktuellen Impfstatus verfügen (Kokonschutz). Stillen
reduziert das Infektionsrisiko im Allgemeinen, da Antikörper der Mutter auf den Säug-      Eine RSV-Impfung ist noch
ling übertragen werden. Anders als gegen Influenza und Pertussis ist eine Impfung ge-      nicht verfügbar. Entsprechende
gen RSV noch nicht verfügbar. Entsprechende Wirkstoffe werden aktuell in klinischen        Wirkstoffe werden aktuell in
Studien getestet.                                                                          klinischen Studien getestet.

                                                                                                                            3
Zertifizierte Fortbildung         Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                  Prophylaxe durch passive Immunisierung
                                  Die effektivste Prophylaxe für Neugeborene ist bisher die passive Immunisierung. Seit
                                  1998 dafür zugelassen ist Palivizumab. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikör-
                                  per der IgG1-Subklasse, der an das F-Protein von RSV bindet und eine neutralisierende
                                  und fusionsinhibitorische Aktivität gegenüber den beiden RSV-Untertypen A und B be-
                                  sitzt. Die vollständige Immunisierung schützt in cirka 78 % der Fälle.
  Die klinische Wirksamkeit der        Die klinische Wirksamkeit wurde durch Studien sowohl im Rahmen der Zulassung
     RSV-Prophylaxe mit Palivi-   als auch der Versorgungsforschung belegt. In der doppelblinden Impact-Studie wurden
   zumab wurde durch Studien      1.502 Frühgeborene (≤ 35 SSW) und / oder mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), ei-
  sowohl im Rahmen der Zulas-     ner chronischen Lungenerkrankung des Frühgeborenen, an 139 Zentren in den USA,
sung als auch der Versorgungs-    Kanada und Großbritannien im Verhältnis 2:1 zu Palivizumab 15 mg/kg (fünf Injektionen)
              forschung belegt.   oder Placebo randomisiert [10]. Primärer klinischer Endpunkt war die Hospitalisierung
                                  wegen RSV-Infektion, die um 55 % reduziert wurde (4,8 vs. 10,6 %). Die Subgruppenana-
                                  lyse ergab für die Hospitalisation folgende Ergebnisse (Tab. 1):

                                   Gruppe                        Rate %              Absolute      Relative
                                                                                     Risiko­       Risiko­       p-Wert
                                                       Plazebo        Palivizumab    reduktion %   reduktion %

                                   alle Kinder         10,60          4,80           5,80          55,7 %        0,00004
                                   Frühgeborene
                                                       8,10           1,80           6,30          77,8 %
RSV-Infektionen (n=8.453)
                       60
                                                                                                                                                                                             RSV
                       50
% positive Nachweise

                       40

                       30

                       20

                       10

                        0
                            Jul. 2017

                                           Dez. 2017

                                                              Mai. 2018

                                                                                Okt. 2018

                                                                                              Mär. 2019

                                                                                                                    Aug. 2019

                                                                                                                                  Jan. 2020

                                                                                                                                                     Jun. 2020

                                                                                                                                                                        Nov. 2020

                                                                                                                                                                                         Apr. 2021

                                                                                                                                                                                                               Sep. 2021

                                                                                                                                                                                                                             Feb. 2022
                                                           2017/18                                        2018/19                             2020                      2020/21                          2021/22
                                                          lange Saison                           lange Saison                        Lockdown                      Saison erstmalig                   historisch stark
                                                         von November                           von November                       Schließung von                      komplett                      und ab Juli/August
                                                           bis Mai/Juni                           bis Mai/Juni                    Schulen und KiGa                   ausgefallen                     sehr früh gestartet

Abb. 4: RSV-Infektionen in den Jahren von 2017 bis 2022 [18]

                       12

                       10

                       8
ARE-Rate in %

                       6

                       4

                       2

                       0
                                 40       44             48               52            3     7              11    15                   19           23            27               31         35             39
                                                                                                          Kalenderwoche
                                        2017/18                           2018/19             2019/20                           2020/21                          2021/22                  2022/23

Abb. 5: ARE-Raten in den Jahren von 2017 bis 2023 [20]

                       600

                       500
Anzahl SARI-Fälle

                       400

                       300

                       200

                       100

                            0
                                40/2020                01/2021                      20/2021                     40/2021              01/2022                        20/2022                               40/2022          01/2023
                                                                                                                     Kalenderwoche
                            0 bis 4 Jahre                     5 bis 14 Jahre                  15 bis 34 Jahre                     35 bis 59 Jahre                       60 bis 79 Jahre                       80 Jahre u. älter

Abb. 6: Inzidenz der SARI-Fälle bis 1/2023 [20]

                                                                                                                                                                                                                                         5
Zertifizierte Fortbildung            Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                     können aber auch noch mehrere Jahre nach den ersten NPIs auftreten [16].
                                          Bleiben könnte dagegen die veränderte Saisonalität. Es wird prognostiziert, dass
                                     RSV-Zyklen unregelmäßiger werden und im Durchschnitt vielleicht über das ganze Jahr
                                     gehen und etwas abflachen. Dafür könnten die Klimaveränderungen verantwortlich
                                     sein. Die Übertragung des RSV hängt vom Wetter ab, Luftfeuchtigkeit und Regenfälle
                                     haben einen klaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen [21].
         Mehrere Atemwegsviren            Mehrere Atemwegsviren können gleichzeitig oder nacheinander die Atemwege infi-
         können gleichzeitig oder    zieren und zu Virus-Virus-Wechselwirkungen (viral interference) führen. Die Infektion
     nacheinander die Atemwege       durch ein erstes Virus könnte die Infektion und Replikation eines zweiten Virus verstär-
    infizieren und zu Virus-Virus-   ken oder verringern, was zu einer positiven (additiven oder synergistischen) oder nega-
      Wechselwirkungen führen.       tiven (antagonistischen) Wechselwirkung führt [22]. Dieser Effekt war in Deutschland
                                     während der Saison 2022/2023 gut zu beobachten.

                                     Identifizierung der frühgeborenen Kinder zur
                                     Prophylaxe
                                     Die Probleme der Frühgeburtlichkeit umfassen u. a. ein höheres Risiko für Atemweg-
                                     serkrankungen und Infekte sowie kardiovaskuläre und neurologische Komplikationen.
                                     Im Vergleich zu Reifgeborenen werden vor allem die unterbrochene und unvollständige
                                     Lungenentwicklung [23, 24], chronische Lungenerkrankungen wie BPD [23, 25], kardio-
                                     vaskuläre Pathologie [23, 26] sowie ein „unreifes Immunsystem“ berichtet, welches da-
                                     durch geprägt ist, dass sowohl eine erhöhte Infektanfälligkeit (Suszeptibilität) als auch
                                     eine veränderte Immunpathologie besteht [27].
                                           Im Zusammenhang mit der RSV-Infektion spielt vor allem das immunologische De-
                                     fizit eine Rolle. Es resultiert einerseits aus dem (zu früh) unterbrochenen Transfer mater-
                                     naler Antikörper als auch auf der unreifen zellulären Immunität des Säuglings. Galt das
       Die Horn-Studie von 2003      Augenmerk zunächst den frühen Frühgeborenen (≤ 32. SSW), so zeigte spätestens die
    zeigte, dass auch späte Früh-    Horn-Studie 2003 [28], dass auch sogenannte späte Frühchen (33.–35. SSW) schwer an
    chen (33.-35. SSW) schwer an     RSV erkranken können. Die Hospitalisierungsrate war vergleichbar mit frühen Frühge-
          RSV erkranken können.      borenen und die Autoren formulierten die Hypothese, dass die Beeinträchtigung durch
                                     die Geburt im alveolären Stadium der Lungenreifung hierfür maßgeblich verantwortlich
                                     ist.

                                     Derzeit gültige Empfehlungen zur Palivizumab-Gabe
                                     Empfehlung des Herstellers
                                     Laut Fachinformation [29] gilt die Zugehörigkeit zu folgenden Risikogruppen als Indika-
                                     tion für die Gabe:
                                     • Kinder, die in der 35. Schwangerschaftswoche oder früher geboren wurden und zu
                                        Beginn der RSV-Saison jünger als 6 Monate sind
                                     • Kinder unter 2 Jahren, die innerhalb der letzten 6 Monate wegen bronchopulmona-
                                        ler Dysplasie behandelt wurden
                                     • Kinder unter 2 Jahren mit hämodynamisch relevanten angeborenen Herzfehlern (z.
                                        B. Ventrikelseptumdefekt)

                                     Palivizumab führt in diesen Gruppen zu einer Reduktion der RSV-bedingten Hospitali-
                                     sierungen von durchschnittlich 45 %. Empfohlen sind fünf Dosen, beginnend zu Beginn
                                     der RSV-Saison und anschließend im monatlichen Abstand. Eine sechste Dosis kann
                                     aufgrund der epidemiologischen Situation nötig sein (Persistenz der RSV-Zirkulation).

                                     G-BA Richtlinie
                                     Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat 2008 „Empfehlungen zur wirtschaftli-
                                     chen Verordnungsweise“ für Palivizumab abgegeben, die in einigen Punkten von den
                                     Herstellerempfehlungen abweichen [30]:
                                     • Kinder (< 6 Monate), die als Frühgeborene ab der 29. bis zur vollendeten 35.
                                        Schwangerschaftswoche (35 + 6 Schwangerschaftswochen) geboren wurden,
                                        sollen nur nach individueller Abwägung weiterer Risikofaktoren, die für schwere
                                        Verläufe der RSV-Infektion disponieren, Palivizumab erhalten. Zu fordern sind
                                        mindestens zwei Risikofaktoren wie z. B. schwere neurologische Erkrankung,
                                        Vorhandensein von Geschwistern im Kindergarten- oder Schulalter, Entlassung aus
                                        der Neonatologie zwischen Oktober und Dezember.

6
•   Zu den Risikogruppen für schwere Verlaufsformen zählen die Empfehlungen neben
    den Frühgeborenen und Kindern mit vorgeschädigter Lunge und/oder Herzfehler
    auch die Gruppe der immunsupprimierten Patienten. Allerdings würden valide
    Erkenntnisse bei Kindern unter Immunsuppression bzw. bei Kindern mit Immunde-
    fekten bislang ausstehen.

AWMF-S2k-Leitlinie
Basierend auf der Erkenntnis, dass über 60 % der schweren RSV-Verläufe keine Indika-       In der AWMF-S2k-Leitlinie
tion gemäß der Zulassung gehabt hätten [2], werden in der S2k-Leitlinie auch andere        werden auch andere Grund-
Grunderkrankungen, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren RSV-Verlauf            erkrankungen, die mit einem
einhergehen, explizit angeführt, z. B. neuromuskuläre Erkrankungen, Chromosomen-           erhöhten Risiko für einen
anomalien wie Trisomie 21, Zwerchfellhernie oder schwere Immundefizienz. Weiterhin         schweren RSV-Verlauf einher-
werden Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie schwerer Herzin-           gehen, explizit angeführt.
suffizienz unter medikamentöser Therapie aufgeführt, die zu Beginn der RSV-Saison im
zweiten Lebensjahr sind [31].
      Die Leitlinie schreibt weiter wörtlich: „Eine wirksame RSV-Prävention könnte darü-
ber hinaus auch Effekte auf die Spätfolgen, die nach RSV-Infektionen auftreten können,
wie z. B. rezidivierende obstruktive Bronchitiden, haben. Die Prävention dieser poten-
ziellen RSV-Folgeerkrankungen mittels Palivizumab ist nicht Teil der Zulassung und da-
her auch nicht Teil der vorliegenden Empfehlungen“ [31]. Betreffend Palivizumab trifft
die Leitlinie folgende Kernaussagen:
• Palivizumab soll während der RSV-Saison in 4-Wochen-Intervallen (fünf Injektionen)
    i. m. appliziert werden. Die 4-Wochen-Intervalle sollen v. a. zum Prophylaxe-Beginn
    strikt eingehalten werden.
• Folgende Kinder haben ein hohes Risiko einer schweren RSV-Erkrankung und sollen
    eine Palivizumab-Prophylaxe erhalten:
    • Frühgeborene im Alter von ≤ 24 Lebensmonaten zum Beginn der RSV-Saison,
        die wegen mittelschwerer oder schwerer bronchopulmonaler Dysplasie / chroni-
        scher Lungenerkrankung in den letzten 3 Monaten vor Beginn der RSV-Saison
        mit Sauerstoff behandelt oder beatmet wurden
    • Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie bei schwerer
        Herzinsuffizienz unter medikamentöser Therapie im Alter von < 6 Lebensmona-
		 ten zum Beginn der RSV-Saison
• Folgende Kinder haben ein mittleres Risiko einer schweren RSV-Erkrankung und
    können eine Palivizumab-Prophylaxe erhalten:
    • Frühgeborene mit einem Gestationsalter von ≤ 28 + 6 SSW im Alter von ≤ 6
        Monaten zum Beginn der RSV-Saison
    • Frühgeborene mit einem Gestationsalter von 29 + 0 bis 34 + 6 SSW im Alter
        von ≤ 6 Monaten zum Beginn der RSV-Saison mit mindestens zwei der folgenden
        Risikofaktoren:
        • Entlassung aus der neonatologischen Primärversorgung direkt vor oder
    		 während der RSV-Saison
        • Kinderkrippenbesuch oder Geschwister in externer Kinderbetreuung
        • schwere neurologische Grunderkrankung
    • Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung sowie bei schwerer
        Herzinsuffizienz unter medikamentöser Therapie im Alter von 6–12 Monaten bei
        Beginn der RSV-Saison
• Bei allen Kindern mit möglicher Indikation für eine RSV-Prophylaxe mit Palivizumab
    soll nach Aufklärung der Eltern eine individuelle gemeinsame Entscheidung gefällt
    werden. Kinder, die zu Beginn der RSV-Saison 2 Jahre und älter sind, sowie Kinder
    ohne erhöhtes Risiko einer schweren RSV-Erkrankung sollen keine Palivizumab-
    Prophylaxe erhalten.

RSV-Risikofaktoren für Frühgeborene in den SSW 29–35
Frühgeborene haben bei der Geburt kleinere und engere Lungen, die Entwicklung der
Alveolen ist bei ihnen noch nicht abgeschlossen [32, 33]. Dazu kommen eine für die
Virusbekämpfung unzureichende zelluläre Immunität und der reduzierte maternofetale
Antikörpertransport in den letzten Schwangerschaftswochen [34, 35].
     Bei sehr frühgeborenen Kindern (< 29. SSW) ist evident, dass sie besonders anfällig
für Infekte sind und bereits in der Klinik wird auf die Möglichkeit einer RSV-Prophylaxe
hingewiesen. Bei den späten Frühgeborenen (29.–35. SSW) wird das Risiko hingegen

                                                                                                                          7
Zertifizierte Fortbildung         Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                  öfter unterschätzt. Allerdings haben auch späte Frühgeburten einen signifikant ge-
                                  ringeren Immunschutz durch Antikörper der Mutter. Bei in den SSW 32–35 Wochen
                                  geborenen Kindern werden nur knapp halb so viele maternale IgG-Antikörper gemes-
                                  sen wie bei Geburt nach SSW 37. Dazu kommt die unreife Architektur der Atemwege
                                  (verringertes Lungenvolumen, dickere Bronchialwand, erhöhte Mukusproduktion). Die
                                  Hospitalisierungsrate von Frühchen geboren zwischen der 33.–35. SSW ist vergleichbar
                                  mit der von frühen Frühgeborenen (geb. ≤ 32. SSW) [28].
                                      Neben den beschriebenen Erkrankungen konnten auch unterschiedliche demogra-
                                  fische und umweltbedingte Faktoren identifiziert werden, die mit einem signifikanten
                                  Risiko für schwere untere Atemwegsinfektionen durch RSV einhergehen. Dazu gehören
                                  u. a. Rauchen in der Schwangerschaft und / oder, nach der Geburt, fehlendes Stillen
                                  sowie beengte Wohnverhältnisse.

                                  Saisonal bedingte Risiken
                                  Der größte Anteil an RSV-bedingt hospitalisierten Kindern lag in einer Studie bei Säug-
                                  lingen ≤ 2 Monaten, wie eine US-amerikanische Bevölkerungsstudie zeigen konnte [36].
                                  Einer weiteren Studie zufolge scheint das chronologische Alter auch bei den Frühgebo-
                                  renen (35. SSW) eine Rolle zu spielen: Das Risiko einer RSV-bedingten Hospitalisierung
    Risikofaktoren                ist bei 3 Monate alten Frühgeborenen 4-fach höher als bei Frühgeborenen ≥ 6 Monate
    • Entlassung aus der Klinik   (HR 4,07; 95 %-KI: 1,57–10,6; p < 0,05) [37].
       Oktober–Dezember                Säuglinge, die in den kalten Monaten geboren oder aus der Neonatologie entlassen
    • Geburt bis zu 6 Wochen      werden, haben ein erhöhtes Risiko, schwer an RSV zu erkranken und deshalb hospitali-
       nach Beginn der            siert zu werden (OR 4,88; 95 %-KI: 2,57–9,29; p < 0,001) [38]. In den Jahren 2021 und 2022
       RSV-Saison                 scheint erschwerend hinzuzukommen, dass die NPI während der COVID-19-Pandemie
                                  zu einer reduzierten RSV-Immunität der Mütter geführt haben [39].

                                  Sozial bedingte Risiken
                                  Zu den Risiken für eine RSV-bedingte Hospitalisierung gehören Umstände, die Säug-
                                  linge einer erhöhten RSV-Exposition aussetzen können. Dazu gehört der Kontakt mit
                                  anderen Kindern.
                                      Nach einer kanadischen Auswertung haben Frühgeborene, die eine Kindertages-
                                  stätte besuchen, ein 12-fach erhöhtes Risiko, wegen einer RSV-Infektion hospitalisiert zu
                                  werden (OR 12,32; 95 %-KI: 2,56–59,34; p = 0,002) [38]. Innerhalb der Familie steigt das
                                  Risiko für Kinder < 1 Jahr, sich mit RSV anzustecken, mit der Anzahl an Geschwisterkin-
                                  dern (Tab. 2) [40].

                                   Anzahl älterer Geschwister        aRR (95 %-KI)

                                   0                                 Ref.

                                   1                                 1,79 (1,57–2,04)

                                   2                                 2,31 (2,01–2,66)

                                   ≥4                                2,83 (2,46–3,26)

                                  Tab. 2: Relatives Risiko (RR) einer RSV-Infektion in Abhängigkeit von der Anzahl der Geschwisterkin-
                                  der [35]

                                   Definition des Risikofaktors                          Risikobewertung

                                   Crowding-Index ≥ 2 (Anzahl der Personen im
                                   Haushalt geteilt durch Anzahl an Zimmern (exkl.       aOR: 1,72 (p=0,024)
                                   Bäder, Flure, Abstellkammern))

                                   ≥ 4 Hausbewohner (exkl. Frühgeborenes und
                                                                                         aOR: 1,91 (95 %-KI: 1,19–3,07; P=0,0074)
                                   dessen Geschwister im Schulalter)

                                   > 5 Hausbewohner inkl. Frühgeborenes                  aOR: 1,79 (95 %-KI: 1,02–3,16; p=0,044)

                                   ≥ 2 teilen sich einen Raum mit dem Kind               aRR: 4,0 (95 %-KI: 1,5–10,7; p=0,002)

                                   > 1 Person/19 m2 Wohnfläche                           RR:14,4 (95 %-KI: 1,9–109,6; p=0,002)

                                  Tab. 3: Relatives Risiko (RR) einer RSV-Infektion in Abhängigkeit von den Wohnverhältnissen [41]

8
Auch niedrige sozio-ökonomische familiäre Verhältnisse können diese Kinder aus viel-           Risikofaktoren
fältigen Gründen zusätzlich vorbelasten. Eine multivariate Analyse von insgesamt 20            • Besuch der KiTa
Studien demonstrierte eine Korrelation von engen Wohnverhältnissen mit einer schwe-            • Geschwister
ren RSV-Infektion (Tab. 3) [41]. Im Zusammenhang mit dem Risiko einer RSV-Infektion            • Enge Wohnverhältnisse
spielt neben der Wohnsituation auch der Tabakkonsum der Eltern eine Rolle [41, 42].            • Niedriger sozialer Status
                                                                                               • Unterernährung
Schwere Vorerkrankungen
Insbesondere Kinder mit multiplen Vorerkrankungen und Herzanomalien sind mit einem
deutlich höheren Risiko belastet, schwer an RSV zu erkranken. Eine dänische Register-
basierte Kohortenstudie identifizierte Erkrankungen, die ein erhöhtes RSV-Hospitalisie-
rungsrisiko darstellen [43].
    Neben anatomischen Fehlbildungen der Lunge stellen v. a. neuromuskuläre Erkran-
kungen ein erhöhtes RSV-Hospitalisierungsrisiko dar. Zu den Faktoren, die einen schwe-
ren Verlauf einer RSV-Erkrankung bei neuromuskulären Erkrankungen begünstigen,
gehören die eingeschränkte Fähigkeit, Sekrete aus den Atemwegen zu entfernen und
gastroösophageale Reflux- und Schluckstörungen, welche zu Aspiration führen [44]. Oft
leiden solche Kinder an Skoliosen, welche die Therapie zusätzlich erschweren. Ein län-
gerer Krankenhausaufenthalt hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität des
Kindes und birgt das Risiko weiterer nosokomialer Infektionen [45].                            Risikofaktoren
    Auch bei Säuglingen mit angeborenen und erworbenen Immundefekten (hämato-                  • Immunschwäche
poetische Stammzelltransplantation, onkologische Erkrankungen, HIV-Infektion) treten           • Immunsuppressive
lebensbedrohliche RSV-LRTI sehr viel häufiger auf. Da sie aufgrund von Lymphozy-                  Therapie
tendepletion nicht in der Lage sind, die virale Replikation wirksam zu neutralisieren,         • Schwere neurologische
können schwere und langwierige Atemwegsinfektionen die Folge sein [46]. Während                   Erkrankung
eine hämatogene Ausbreitung von RSV bei immunkompetenten Personen noch nicht                   • Neuromuskuläre
beschrieben wurde, konnte bei immungeschwächten Säuglingen eine extrapulmonale                    Erkrankung
Ausbreitung von RSV auf Leber und Nieren beobachtet werden [47, 48].

Perinatale Einflüsse auf die RSV-Infektionsanfälligkeit
Unter anderem der Anstieg an Mehrlingsschwangerschaften seit den 1980er-Jahren
wird für den Anstieg der Zahl von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (definiert
als < 2.500 g) verantwortlich gemacht [49]. Bei diesen Säuglingen mit niedrigem Ge-
burtsgewicht ist die generelle Sterblichkeitsrate etwa 20-mal höher als bei schwereren
Säuglingen [50].
      Auch als Risikofaktor für schwere RSV-Infektionen (Aufnahme auf die Intensivsta-
tion) wurde ein niedriges Geburtsgewicht beschrieben (OR 6,77; 95 %-KI: 1,28–35,71).
Die Wahrscheinlichkeit ist höher als bei Kindern mit Normalgewicht. Frühgeborene
Mehrlinge haben unabhängig vom Geburtsgewicht ein erhöhtes Risiko einer durch
RSV-bedingten Hospitalisierung (RSV-Hospitalisierung OR 5,5; 95 %-KI: 1,4–21,0) [51].
Auch für termingerechte Säuglinge mit niedrigem Geburtsgewicht durch intrauterine
Wachstumsretardierung (IUGR) konnte ein höheres Risiko gezeigt werden [52].
      In den ersten Lebensmonaten werden Säuglinge durch plazentagängige mütterli-
che IgG-Antikörper geschützt [53, 54]. Frühgeborene haben hier einen generellen Nach-
teil [55]. Der fetomaternale Antikörpertransport fehlt, die Leihimmunität (Nestschutz) ist
dadurch stark reduziert. Aber auch bei termingerechten Neugeborenen ist das Immun-
system noch nicht voll ausgereift. Daher ist der fortgeführte Antikörpertransfer über die
Muttermilch von hoher Bedeutung. Kinder, die über 6 Monate gestillt wurden, hatten
bis zum 4. Lebensjahr weniger LRTI im Vergleich zu Kindern, die nie gestillt wurden (OR:
0,71; 95 %-KI: 0,51–0,98; p < 0,05) [56]. Kurzes (< 2 Monate) oder fehlendes Stillen ist ein
weiterer Einflussfaktor für einen schweren Verlauf einer RSV-Infektion.
      Ein wichtiger Einfluss auf das Mikrobiom von Säuglingen ist die Art der Entbindung
[57]. Bei einer vaginalen Entbindung wird der Säugling dem vaginalen und intestinalen          Risikofaktoren
Mikrobiom der Mutter ausgesetzt und kann schon früh ein gesundes neonatales Mi-                • Niedriges Geburtsgewicht
krobiom entwickeln. Kinder, die mit einem Kaiserschnitt geboren werden, weisen oft             • Mehrlingsgeburt
höhere Populationen von Bakterienstämmen der Haut auf [58]. Die dadurch bedingte               • Stillen < 2 Monate
Veränderung des Mikrobioms der Atemwege kann die RSV-Abwehr verlangsamen und                   • Kaiserschnitt
den Schweregrad einer RSV-Erkrankung erhöhen [59, 60].

Umwelteinflüsse
Es ist bekannt, dass Passivrauchen viele negative Einflüsse hat, auch auf die respira-
torische Gesundheit eines Kindes. Bei Kindern aus Raucherhaushalten besteht dabei
ein höheres Risiko für die Entwicklung von Atemwegserkrankungen im Vergleich zu

                                                                                                                             9
Zertifizierte Fortbildung           Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                    erwachsenen Nichtrauchern im selben Haushalt [61]. Zur objektiven Bestimmung der
                                    Passivrauch-Exposition bei Patienten können Cotinin-Werte im Urin als Marker dienen
                                    [62]. Studien zeigen, dass höhere Cotinin-Werte mit einem höheren Risiko für Atemweg-
                                    serkrankungen und einem höheren klinischen Schweregrad assoziiert sind [61, 63].
                                         Auch die Exposition gegenüber Luftschadstoffen kann das Immunsystem über re-
                                    aktive Sauerstoffradikale (ROS) und erhöhte pro-inflammatorische Zytokine (IL-1β, IL-6,
 Risikofaktoren                     IL-8) modulieren und die Expression von Molekülen erhöhen, welche die Pathogenese
 • Luftschadstoffe                  von Atemwegsviren wie RSV begünstigen [64-66]. Tatsächlich konnte auch eine Asso-
 • Rauchen                          ziation zwischen einer erhöhten Feinstaubpartikelkonzentration und vermehrten RSV-
                                    Hospitalisierungen von Kindern hergestellt werden [67].

                                    Geschlecht und familiäre Prädispositionen
                                    Während Frauen eher von Infektionen der oberen Atemwege betroffen sind, leiden
                                    Männer stärker unter Infektionen der unteren Atemwege [68]. Diese Unterschiede sind
                                    auch bei der Schwere einer RSV-bedingten Erkrankung zu sehen. Die relative Chance
                                    einer RSV-bedingten Hospitalisierung ist für männliche Säuglinge fast doppelt so hoch
                                    wie für weibliche (OR 1,91; p = 0,02) [69]. Als möglicher Grund gilt die Entwicklung des
                                    Immunsystems in utero. Weibliche Föten haben eine größere Anpassungsfähigkeit an
                                    intrauterinen Stress als männliche [70], und die Plazenta von männlichen Föten ist im
                                    Vergleich tendenziell häufiger chronisch entzündet. Das ist mit Überlebensvorteilen für
                                    weibliche Föten verbunden [71].
                                         Das Risiko für die Entwicklung von Infektionen der unteren Atemwege im frühen
                                    Leben kann auch erhöht sein, wenn die Eltern an einer asthmatischen Erkrankung lei-
                                    den (Bronchiolitis-Risiko: HR 1,39; 95 %-KI: 1,30–1,48) [72, 73]. Das könnte an einer ge-
                                    netischen Prädisposition bei der postnatalen Reifung bestimmter T-Zell-Populationen
 Risikofaktoren                     liegen [72].
 • Geschlecht männlich                   Noch zahlreicher sind die Hinweise auf eine Assoziation zwischen RSV-Bronchiolitis
 • Atopie in der Familie            und der Entwicklung von Asthma in den darauffolgenden 7 bis 11 Jahren. Die relative
 • Asthma / Giemen in der           Chance für Patienten, die an einer RSV-Bronchiolitis in der Kindheit erkrankt waren,
    Familie                         an Asthma zu erkranken, war im Schnitt um das Vierfache höher (OR: 4,03; 95 %-KI:
                                    2,23–8,31; p < 0,001) [74].

                                    Praxis der Prophylaxe mit Palivizumab
                                    Auch außerhalb der Saison geborene Risikopatienten sollten rechtzeitig in die Planung
                                    der Palivizumab-Applikation einbezogen werden. Wünschenswert ist in diesem Zusam-
                                    menhang die Information und Empfehlung seitens der Neonatologie im Entlassungs-
                                    brief, was besonders wichtig für die Wahrnehmung und Planung beim Erstkontakt in
                                    der Praxis ist. Bereits im ersten ärztlichen Gespräch muss den Eltern gegenüber die
                                    Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Schutzes vor einer RSV-Infektion thematisiert
                                    werden. Am besten wird dies in ein Gesamtkonzept zur Prävention von Infektionskrank-
                                    heiten eingebettet (Expositionsprophylaxe, Hygiene, Kokonschutz, Impfungen, Immuni-
                                    sierung). Das erfordert sensible Kommunikation unter Berücksichtigung konkurrieren-
                                    der Informationsquellen (Internet, paramedizinische „Mitbehandler“, Peer-Group).
                                         Um in der kinderärztlichen Praxis möglichst alle betroffenen Patienten erfassen zu
                                    können, ist es hilfreich, für die einzelne Praxis abgestimmte Abläufe festzulegen und
                                    Zuständigkeiten klar zu definieren.
Es sollten möglichst alle Patien-        Zeitlich ausreichend vor Beginn der Saison sollten mittels Listen oder Suchfunktio-
ten der betroffenen Risikogrup-     nen in der Arztsoftware alle Patienten der betroffenen Risikogruppen (mit BPD, mit hä-
pen identifiziert werden, die für   modynamisch relevanten Herzfehlern, Frühgeborene) identifiziert werden, die für eine
   eine RSV-Prophylaxe infrage      RSV-Prophylaxe infrage kommen könnten. Entsprechend der Leitlinie und des GBA-Be-
              kommen könnten.       schlusses sollten dann die Kinder mit einer Indikation festgelegt werden. In diesem
                                    Prozess kommt besonders bei den späten Frühgeborenen die Kenntnis der Familien,
                                    ihren Gewohnheiten und ihren psychosozialen Lebensumständen für die Identifikation
                                    der Risikofaktoren eine hohe Bedeutung zu.
                                         Nach Einholen des Einverständnisses der Eltern muss entsprechend des Gewichts
                                    Palivizumab bestellt werden. Eine feste zuständige Mitarbeiterin sollte hier die Telefo-
                                    nate mit den Eltern zum Einholen der Gewichte, die Bestellung der Medikamente und
                                    die Terminvereinbarung übernehmen. Das Prozedere muss zu Beginn und jeweils im
                                    4 Wochenrhythmus mit entsprechendem Vorlauf wiederholt und eingeplant werden
                                    (Recall-System).
                                         Nach Möglichkeit sollten die betreffenden Patienten jeweils terminlich so eingeplant

10
werden, dass Kontakte zu potenziell ansteckenden Kindern ausgeschlossen werden kön-
nen, etwa in der sprechstundenfreien Mittagszeit. Um die fixen Zeitabstände zwischen
den Palivizumab-Applikationen für die komplette Saison einhalten zu können, müssen
Termine langfristig geplant sein und ggf. in Praxisurlaubszeiten durch eine Nachbar-
praxis übernommen werden. Eine SOP (Standard Operation Procedure) Palivizumab-
Prophylaxe sollte Bestandteil der Qualitätsmanagementunterlagen jeder Praxis sein.
     Die erste Gabe von Palivizumab sollte vor dem erwarteten Beginn der RSV-Saison
erfolgen. Die Saison beginnt typischerweise im November und hält bis April an, kann
aber, wie gerade die Erfahrungen der letzten beiden Jahre gezeigt haben, auch früher
beginnen und / oder länger andauern. Hier erfolgte jeweils eine Empfehlung durch DGPI
und GPP zum früheren Immunisierungsbeginn. Die übliche Dosierung beträgt 15 mg/kg
Körpergewicht i. m., vorzugsweise in die anterolaterale Seite des Oberschenkels (Tab.
4). Injektionsvolumen > 1 ml sollten als geteilte Dosen verabreicht werden. Die Prophy-
laxe mit Palivizumab kann zeitgleich mit aktiven Impfungen gegeben werden [31].

   Gewicht des Kindes                             Dosis: 15 mg/kg KG

  bis 3,3 kg                                      50 mg

  bis 6,6 kg                                      100 mg

  bis 10 kg                                       150 mg

  bis 13,3 kg                                     200 mg

Tab. 4: Dosierung von Palivizumab

Palivizumab ist kontraindiziert bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
oder weitere Bestandteile des Arzneimittels oder gegen andere humanisierte Antikör-
per. Selten gibt es allergische Reaktionen auf Palivizumab, äußerst selten Anaphyla-
xie. Bei Verabreichung sollten trotzdem Medikamente zur sofortigen Behandlung von
schwerwiegenden Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich Anaphylaxie vorhan-
den sein [29].
     Bei erkrankten Kindern mit mäßig bis schweren akuten Infektionen oder fieberhaften
Erkrankungen kann eine zeitlich verschobene Anwendung von Palivizumab gerechtfer-
tigt sein. In den pädiatrischen Studien zur Prophylaxe traten sowohl in den Placebo- als
auch in den Palivizumab-Gruppen vergleichbare Nebenwirkungen auf. Die häufigsten
Nebenwirkungen waren Fieber und Reaktionen an der Injektionsstelle, selten kam es zur
Erhöhung der Transaminasen [29].
     Durchbruchs-Infektionen sind selten, aber finden meist in den Intervallen zwischen    Durchbruchs-Infektionen sind
den ersten drei Injektionen statt, da sich die Antikörperspiegel erst aufbauen müssen      selten, aber finden meist in den
[75]. Ein Abstand von 28 Tagen gilt als sicher, um die als minimal erforderliche Serum-    Intervallen zwischen den ersten
konzentration von 40 mg/ml aufrecht zu erhalten. Daher ist es unabdingbar, spätestens      drei Injektionen statt.
nach 4 Wochen die nächste Dosis zu verabreichen (Abb. 7).

       200
                               15 mg/kg KG alle 28 Tage

       150
mg/l

       100

        50                                                 40 mg/l

         0
             0   5   10   15    20   25   30     35   40   45   50   55   60
                                          Tage

Abb. 7: Verlauf der mittleren Palivizumab Serum-Konzentration

                                                                                                                        11
Zertifizierte Fortbildung          Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

                                   Im stationären Bereich ist Palivizumab als „Neue Untersuchungs- und Behandlungsme-
                                   thode“ (NUB) anerkannt und kann nach entsprechender Beantragung und Verhandlung
                                   mit den Kostenträgern zu deutlich günstigeren Konditionen im Krankenhaus verabreicht
                                   werden. Zudem ist die RSV-Immunprophylaxe bei RSV-Ausbrüchen eine erwägens-
                                   werte Maßnahme im Sinne einer Riegel-Immunisierung.
                                        In Praxen muss die Palivizumab-Applikation in einem gut strukturierten Setting
                                   nach frühzeitiger Detektion der Patienten, Sensibilisierung und Aufklärung der Eltern so
                                   erfolgen, dass auch zum Zeitpunkt der Medikamentengabe nach Möglichkeit der Kon-
    Milde virale Infektionen der   takt zu anderen potenziell infektiösen Patienten vermieden wird. Die bei Säuglingen
 oberen Atemwege ohne Fieber       besonders in der kühleren Jahreshälfte gehäuft auftretenden milden viralen Infektionen
   sind keine Kontraindikation.    der oberen Atemwege sind, Fieberfreiheit vorausgesetzt, keine Kontraindikation. In die-
                                   sem Zusammenhang wird auf das Kapitel falsche Kontraindikationen in den STIKO-
                                   Empfehlungen verwiesen, welches analog zum Impf-Setting auch als Entscheidungs-
                                   hilfe im Rahmen der RSV-Prophylaxe herangezogen werden sollte.

                                   Aktuelle Entwicklungen
                                   Zukünftig könnte ein Nestschutz durch die Impfung Schwangerer Realität werden. In
                                   einer jüngst vorgestellten Studie konnte der Impfstoffkandidat „RSVpreF“ das relative
                                   Risiko für schwere RSV-Infektionen der unteren Atemwege bei Säuglingen in den ers-
                                   ten 90 Lebenstagen zu fast 82 % reduzieren [76]. Es handelt sich um einen bivalenten
                                   proteinbasierten Impfstoff mit gentechnisch hergestelltem Prefusion RSV F-Protein der
                                   Virensubgruppen A und B als Antigenen. Extremfrühgeborene können so jedoch nicht
                                   ausreichend geschützt werden, da der maternofetale Antikörpertransport („Leihimmu-
                                   nität“) erst im dritten Trimenon einsetzt. Die Studie ist abgeschlossen, die Daten sind
                                   allerdings noch nicht abschließend publiziert.
                                        Aktuell sind erstmals wirksame RSV-Impfstoffe in greifbare Nähe gerückt. In den
                                   2000er-Jahren hatte man entdeckt, dass das virale F-Protein kurz vor Eindringen des
                                   RSV in die Wirtszelle seine Konfiguration verändert (prefusion, pre-F → postfusion,
                                   post-F). Vor allem Antikörper gegen pre-F haben einen neutralisierenden Effekt gegen
                                   RSV. Inzwischen werden ca. 20 Impfstoffkandidaten gegen RSV klinisch geprüft, viele
                                   davon auf der Basis von pre-F ähnlichen Antigenen [77]. Weitere Impfstoffe befinden
                                   sich in der klinischen Entwicklung (Tab. 5).

                                   Zusammenfassung
                                   •   Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus) ist die weltweit häufigste Ursache
                                       von Bronchiolitis und Pneumonie (lower respiratory tract infections, LRTI) bei
                                       Säuglingen und Kleinkindern.
                                   •   Durch die Infektionsschutzmaßnahmen der vergangenen Jahre gab es weniger Im-
                                       munkontakte und dadurch eine reduzierte Herdenimmunität. Dieser Corona-Effekt
                                       wird sich zukünftig vermutlich wieder einpendeln. Bleiben könnte dagegen die
                                       veränderte Saisonalität. Es wird prognostiziert, dass RSV-Zyklen unregelmäßiger
                                       werden.
                                   •   Mehrere Atemwegsviren können gleichzeitig oder nacheinander die Atemwege
                                       infizieren und zu Virus-Virus-Wechselwirkungen (viral interference) führen. Dieser
                                       Effekt war in Deutschland während der Saison 2022/2023 gut zu beobachten.
                                   •   Bei den späten Frühgeborenen (29.–35. SSW) wird das Risiko öfter unterschätzt. Al-
                                       lerdings haben auch späte Frühgeburten einen signifikant geringeren Immunschutz
                                       durch Antikörper der Mutter und eine unreife Architektur der Atemwege.
                                   •   Neben schweren Vorerkrankungen konnten unterschiedliche perinatale demografi-
                                       sche und umweltbedingte Faktoren identifiziert werden, die mit einem signifikanten
                                       Risiko für schwere untere Atemwegsinfektionen durch RSV einhergehen.
                                   •   Die einfachste und effizienteste Methode zur Vorbeugung von RSV-Infektionen bei
                                       Säuglingen und Kleinkindern sind Hygienemaßnahmen. Darüber hinaus hat sich
                                       die Prophylaxe mit Palivizumab als sicher und wirksam erwiesen. Als Eindosis-RSV-
                                       Prophylaxe ist zudem seit November 2022 Nirsevimab zugelassen und soll für die
                                       Saison 2023/2024 verfügbar sein.
                                   •   Zukünftig könnte ein Nestschutz durch die Impfung Schwangerer Realität werden.
                                       Inzwischen werden ca. 20 Impfstoffkandidaten gegen RSV klinisch geprüft.

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Unternehmen                  Name des Impfstoffs         Impfstoff-Typ                Zielgruppe,               Entwicklungs-Status
                              oder prophylaktischen                                    weitere Erläuterung       in der EU (1)
                              Wirkstoffs

 GSK                          GSK-3844766A                proteinbasierter Impf-       für Menschen ab 60        im beschleunigten
                                                          stoff mit gentechnisch       Jahren                    Zulassungsverfahren
                                                          hergestelltem Antigen-                                 seit Oktober 2022
                                                          Protein und Adjuvans

 Novavax                      ResVax                      proteinbasierter             für Schwangere, damit     Phase III
                                                          Impfstoff mit gentech-       diese die gebildeten
                                                          nisch hergestelltem          Antikörper an ihre
                                                          "stable prefusogenic         Kinder weitergeben
                                                          RSV F protein",
                                                          verarbeitet zu virus-like
                                                          particles, und Adjuvans
                                                          Aluminiumphosphat

 Bavarian Nordic              MVA-BN RSV                  Vektorimpfstoff, der         für Menschen ab 60        Phase III
                                                          zur Bildung von fünf         Jahren
                                                          Antigenen der Virus-
                                                          subtypen A und B führt,
                                                          darunter RSV F and
                                                          RSV G

 Moderna                      mRNA-1345                   mRNA-Impfstoff, der          für Menschen ab 60        Phase III
                                                          zur Bildung von Prefu-       Jahren
                                                          sion RSV F-Protein führt

 Pfizer (USA)                 PF-06928316 = RSVpreF       proteinbasierter Impf-       für Schwangere, damit     Phase III
                                                          stoff, bivalent, mit gen-    diese die Antikörper an
                                                          technisch hergestelltem      ihre Kinder weiterge-
                                                          Prefusion RSV F-Protein      ben; und für Senioren
                                                          der Virensubgruppen A
                                                          und B als Antigenen

 Janssen (USA)                Ad26.RSV.preF               Vektorimpfstoff, der zur     für Menschen ab 65        Phase III
                                                          Bildung von Prefusion        Jahren
                                                          RSV F-Protein führt

 MSD (USA)                    Clesrovimab                 gentechnisch herge-          für Säuglinge und         Phase III
                                                          stellter monoklonaler        Kleinkinder bis 1 Jahr
                                                          Antikörper; zur einmali-
                                                          gen Injektion

Tab. 5: RSV-Impfstoffe in der klinischen Erprobungs-Phase III oder im Zulassungsverfahren [78]

                                                                                                                                       13
Zertifizierte Fortbildung   Atemwegserkrankungen und RSV-Prophylaxe bei Kindern – Update 2023

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