Auf ein Wort - Karsten Daugill im Gespräch mit Unternehmerinnen und Unternehmern - SAM Xlation
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Jede Zeit bringt für Unternehmerinnen und Unternehmer ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Als Unter- nehmer sind wir es gewohnt, unsere Unternehmen durch Unwägbarkeiten und Krisen zu steuern. Was aber, wenn etwas Unvorhersehbares eintritt? Etwas, womit niemand rechnen kann, weil es in modernen Zeiten nahezu ausgeschlossen scheint? Man könnte sogar von Disruption sprechen. Einem Einfluss von außen, der die Kraft hat Unternehmen ins Wanken zu bringen. Aber welche Auswirkungen hat eine solche massive Störung auf das Unternehmertum? Wie reagieren Unterneh- merinnen und Unternehmer, um ihre Unternehmen am Markt zu halten? Dabei geht es dem Autor nicht darum, welche akuten Maßnahmen im Sinne von „Feuer löschen“ gefunden werden. Vielmehr sind Unternehmer mehr denn je gefordert aktiv am, statt im Unternehmen zu arbeiten, d. h. strategisch die Geschicke des Unternehmens zu lenken und es überlegt durch die Krise und heraus zu führen. Wir dürfen wieder Unternehmer sein; und wir sind als Menschen gefordert, mehr denn je! Das Gespräch führt Karsten Daugill Leiter der Geschäftsstelle des BVMW Südhessen mit Sitz in Weiterstadt Selbständiger Repräsentant des BVMW
„Vertrauen und loslassen“
Zu Gast in dieser Ausgabe: Heike Klaum-Frenzel Geschäftsführerin SAM Xlation GmbH, Darmstadt KD: Frau Klaum-Frenzel, im Rückblick wissen, dass es sowohl technisch auf 2020, was hat sich für Sie durch die als auch von den Arbeitsabläufen Pandemie geändert? so prima funktionieren würde. Ich habe immer gedacht, dass ein wenig Klaum-Frenzel: Das Jahr 2020 Kontrolle im Arbeitsalltag notwen- bestärkte uns darin, ebenso wie viele dig sei. Die Pandemie aber hat mich andere Unternehmen, uns noch inten- gelehrt, dass es weniger um Kontrolle siver mit dem Thema Digitalisierung als um Vertrauen geht. Denn jeder zu beschäftigen. Unser Arbeitsalltag erledigt seine Arbeit von zu Hause ist, bezogen auf die Dienstleistun- aus vorbildlich, manchmal sogar noch gen, die wir anbieten, zwar bereits effektiver als im Büroalltag. Man lernt hochtechnisiert, aber das Arbeiten vom als Chefin, dass die Mitarbeiter sehr Homeoffice in Zeiten des Shut- bzw. gut allein laufen können, auch wenn Lockdowns erforderte ein Umdenken ich natürlich bei Fragen und Proble- © Heike Klaum-Frenzel, SAM Xlation z. B. im Miteinander. Sowohl zwischen men weiterhin jederzeit zur Verfügung den Kollegen und Kolleginnen als auch Distanzen zu keinem einschneidenden negativen oder weniger konstruktiven stehe. Die Mitarbeiter kontrollieren mit unseren Kunden und den Überset- sich außerdem irgendwie gegenseitig. zern, die weltweit für uns tätig sind. Arbeiten geführt. Ganz im Gegenteil. Der Austausch untereinander ist teil- Bei unseren digitalen Meetings bringt Um den persönlichen Kontakt aufrecht- sich jeder intensiv ein und berichtet zuerhalten und zu verstärken sowie die weise noch intensiver und innovativer geworden. Die Produktivität ist stellen- von seinen jeweiligen Projekten sowie örtliche Distanz zu überwinden, nutzen Erfahrungen und Erfolgen. Es werden wir seit dem ersten Lockdown im März weise sogar gestiegen. Tipps sowie Ratschläge eingeholt und 2020 zweimal in der Woche Skype für KD: Wie ist es als Vorgesetzte seine verteilt. Jeder sieht, dass wir trotz der unseren 1 bis 1,5 stündigen Team-Call. Angestellten dadurch privater kennen- Ferne als Team gut vorankommen und Hier findet ein reger persönlicher wie zulernen? alle ziehen ausnahmslos mit. Mittler- auch fachlicher Austausch statt. Dies weile haben wir uns als digitales Team machen wir nun ebenfalls mit einem Klaum-Frenzel: Nicht erst seit Corona sehr gut eingespielt. Teil unserer Kunden, da auch hier ein ist es für mich wichtig zu wissen, wie persönliches Treffen seit dem Beginn es meinen Mitarbeitern und Mitarbei- KD: Wie gestalten sich die Arbeitszei- der Pandemie nicht mehr möglich war. terinnen geht. Das gehört seit jeher zu ten? Haben die sich verschoben? Für mich ist der persönliche Kontakt - meinem Führungsstil dazu. Das hat zur neben der Topleistung aller, einer der Folge, dass man das eine oder andere Klaum-Frenzel: Definitiv. Manche der wichtigsten Faktoren in der Kundenbin- Private weiß. Das ist meines Erachtens Kolleginnen und Kollegen machen zu dung, wenn nicht sogar der Wichtigste. aber auch der Schlüssel zu dem wert- Hause keinen klaren Cut zwischen Diese Formen der Videokonferenzen schätzenden und positiven Miteinan- Privat- und Arbeitsleben. Sie fahren haben sich heute wie selbstverständ- der, das wir untereinander pflegen. den PC oft erst dann herunter, wenn lich in alle Formen unseres Arbeitsle- ein wichtiges Projekt vorbereitet oder bens integriert. geliefert ist, obwohl man zu normalen „Vertrauen und loslassen“ Bürozeiten schon nach Hause gegan- KD: Welche positiven Highlights gab es für Sie? gen wäre und am nächsten Tag weiter- gemacht hätte. Der Heimweg entfällt, Klaum-Frenzel: Trotz der Pandemie KD: Hat sich die Mitarbeiterführung Privates und Arbeit verschwimmen sind wir in der glücklichen Lage, 2020 dadurch verändert? oft unweigerlich. Dadurch angefallene als ein positives Jahr zu bezeichnen. Klaum-Frenzel: Dieses Jahr war Überstunden können zwar zu jedem Nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sehr lehrreich für mich. Ein Jahr des anderen Zeitpunkt abgefeiert wer- sondern auch der Fakt, dass in un- Vertrauens und des Loslassens. Vor ei- den, aber als Chefin muss ich darauf serem beruflichen wie auch privaten nem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass achten, dass diese auch genommen Umfeld niemand ernsthaft erkrankt ist, es möglich wäre, alle Mitarbeiter von werden, denn die Gesundheit der erfreut mich sehr. Das Arbeiten aus einem auf den anderen Tag für Monate Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mir dem Homeoffice hat trotz der örtlichen ins Homeoffice zu schicken und zu sehr wichtig.
KD: Wird von Ihnen als Führungskraft Sie sind für uns fast so etwas wie mehr erwartet? der Fels in der Brandung.“ Zum Dank für die gute Zusammenarbeit hat zu Klaum-Frenzel: Meine Mitarbeiter Beginn der Pandemie unsere Kollegin wissen, dass ich immer erreichbar bin. Olga Hepperle Alltagsmasken für Nicht als Kontrollorgan, sondern als alle SAM Kollegen/innen und unsere jemand, der ein offenes Ohr hat und Kunden genäht. Diese haben wir dann lösungsorientiert agiert. Somit sehe an unsere Kunden verschickt und sehr ich hier keinen großen Unterschied rührendes und überaus dankbares zum normalen Büroalltag. Allerdings Feedback erhalten. Uns finden Sie auf müssen durch die räumliche Distanz unserer Website unter andere Sinne geschärft werden. War es früher das ungezwungene Gespräch in http://www.sam-xlation.de/ue- der Kaffeeküche oder ein kurzes Plau- ber-sam-xlation/team/. dern auf dem Gang, ist es jetzt noch wichtiger geworden ein aufmerksamer Gegründet im Juni 1994 durch KD: Nutzen Sie das Momentum, um Zuhörer zu sein, um die Sorgen und Hans-Joachim Pajatsch hat es sich neue Märkte zu erschließen? Oder Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mit- SAM Xlation von Beginn an zur geschieht die Suche nach Alternativen arbeiter frühzeitig zu erkennen und zu Aufgabe gemacht, qualitativ hoch- eher in der Absicht Feuer zu löschen? verstehen. Es gilt außerdem, gezieltere wertige Übersetzungen in alle global Fragen zu stellen, um bestmögliche wirtschaftlich relevanten Sprachen im Klaum-Frenzel: Für uns galt und gilt Lösungen und Ideen gemeinsam oder Bereich Technische Dokumentation weiterhin der Spruch: Schuster, bleib allein zeitnah umzusetzen. für Industriekunden zu produzieren. bei deinen Leisten! Glücklicherwei- Das machen wir nun seit mehr als 25 se mussten wir uns 2020 nicht neu Jahren, mit derzeit 13 festangestellten erfinden. In unserem Betätigungsfeld Mitarbeiter/innen und weltweit mehr entwickeln wir uns natürlich kontinu- „Nähe trotz Distanz“ ierlich weiter, behalten dennoch den als 600 freiberuflichen Übersetzern, IT- und DTP-Spezialisten überaus erfolg- Fokus auf unserem Kerngeschäft. Als reich. Die Bedürfnisse und Wünsche Unternehmen sind wir gut aufgestellt. KD: Was bedeutet für Sie Unternehmer- unserer Kunden liegen uns schon Wir konnten sogar, entgegen dem aktu- tum? Gibt es eine Vorher-/Nachher-In- immer sehr am Herzen. Bei uns ist der ellen Trend auf dem Arbeitsmarkt, eine terpretation, also vor März 2020 und Kunde und sein Anliegen kein durch- Mitarbeiterin einstellen, was auch ein nach März 2020 bzw. November 2020? laufender Posten, sondern wir unter- gutes Zeichen für unser Team ist. Klaum-Frenzel: Unternehmertum stützen ihn mit unseren professionel- KD: Wie sind Sie die Planung für 2021 bedeutet für mich in Zeiten wie diesen, len Übersetzungen bei seinem Erfolg angegangen? Und auf welcher Grund- schnell aber durchdacht und nicht auf ausländischen Märkten, denn nur lage? überstürzt zu handeln. War es vor durch eine überzeugende Sprache und der Pandemie wichtig, regelmäßig den damit verbundenen Übersetzun- Klaum-Frenzel: Konkrete Planungen als Team zusammenzukommen oder gen hat der Kunde die Chance, sich auf sind nur anhand der vorhandenen Kunden zu besuchen, war es nun dem Zielmarkt mit seinen Produkten Aufträge und dem langjährigen Wissen notwendig geworden umzudenken, um positiv zu präsentieren und zu posi- um unsere Kunden, deren Marktlage jeglichen persönlichen Kontakt nicht zu tionieren. Die Übersetzungen leisten wir gut kennen, möglich. Ich beobachte verlieren und um weiterhin Nähe, trotz damit die perfekte Unterstützung, die den Markt und unsere Kunden sehr ge- der physischen Distanz, zu prakti- Umsatzzahlen im jeweiligen Zielland nau und frage mich in solchen Fällen: zieren. Wirtschaftlich hat sich unser zu steigern. Auch wenn viele von uns Welche Maßnahmen müssen ergriffen Unternehmen trotz Pandemie positiv andere Sprachen sehr gut beherr- werden und welche Auswirkungen hat entwickelt. Es gab keine negative schen, so haben Studien gezeigt, dass es für uns, sollte ein Kunde in Absatz- Umsatz- oder Projektentwicklung bei man z. B. eine Bedienungsanleitung schwierigkeiten geraten? Was können unseren Key-Kunden. Gerade in diesen am liebsten in der eigenen Mutterspra- wir noch tun, um unsere Kunden bei schwierigen Zeiten war es unseren che liest. ihrem Auslandsauftritt zusätzlich zu Kunden besonders wichtig, einen unterstützen? In diesem Jahr haben verlässlichen, stabilen und professio- wir zusätzlich ein neues Fachgebiet nellen Partner an ihrer Seite zu wissen. in unser Portfolio aufgenommen. Wir Ein Kunde formulierte es kürzlich so: konnten für diese neue Branche in „Auf SAM ist immer Verlass. Mit Ihnen SAM Xlation GmbH kurzer Zeit eine hervorragende Ex- an unserer Seite können wir uns auf Hilpertstraße 3, 64295 Darmstadt pertise auf- und ausbauen. Ich gehe unsere Geschäfte konzentrieren und Telefon: +49 61 51 91 21 0 davon aus, dass 2021 weitere Kunden geben die Übersetzungen vertrauens- Mail: sam@sam-xlation.de aus diesem Fachgebiet hinzukommen voll in Ihre Hände. Web: www.sam-xlation.de werden. Eine komplette
Neuaufstellung unseres Portfolios ist die Corona-Situation mich stark, auch Impressum somit nicht unser Ansatz. wenn 2020 rückblickend ein gutes Jahr KD: Wird es ein „Endlich - es ist vorbei, für uns war. Am Anfang der Pandemie Herausgeber: alles ist wieder wie früher.“ geben? wusste aber noch keiner, wie es sich IBONIC GmbH Wäre das gut oder heißt es: „hoffentlich für die einzelnen Unternehmen und Brunnenweg 11, 64331 Weiterstadt nicht!“? Branchen entwickeln würde. Wir hat- Geschäftsführer: Karsten Daugill ten das Glück, Kunden aus Branchen Klaum-Frenzel: Unternehmerisch war zu bedienen, die nicht in eine Schie- Karsten Daugill 2020 positiv und das war auch das flage geraten sind, wie beispielsweise Selbständiger Repräsentant des BVMW Ergebnis der hervorragenden Arbeit die Autoindustrie. Mitwettbewerber Bundesverband mittelständische aller Kolleginnen und Kollegen. Des- von uns sind unter anderem dadurch Wirtschaft eV. halb haben wir uns bei allen bedankt in Schwierigkeiten geraten, was uns und sowohl einen Corona Bonus als bei entsprechend anderer Kundschaft Leiter der BVMW Geschäftsstelle auch einen Bonus zu Weihnachten auch hätte passieren können. Südhessen ausbezahlt. So kann es gerne weiter- KD: Frau Klaum-Frenzel, ich danke gehen. Aber natürlich wünsche ich Ihnen für das offene Gespräch. Kontaktdaten: mir, dass wir Corona schnellstmöglich Telefon: +49 61 50 970 908 0 aus unserem Alltag verabschieden Mail: karsten.daugill@bvmw.de können und wir alle wieder ein norma- Web: suedhessen.bvmw.de les öffentliches Leben führen können. Es wird 2021 dennoch ein Umdenken geben müssen. Eine Frage wird sein, Bilder: inwieweit das Arbeiten vom Homeof- SAM Xlation, Darmstadt fice nach der Pandemie zum Regelfall werden wird oder werden soll? Bleiben „Auf ein Wort ...“, ein Format des alle weiterhin im Homeoffice, weil es BVMW Südhessen, porträtiert Unter- so gut funktioniert hat? Oder drücken nehmerinnen und Unternehmer der wir die Reset-Taste und schließen BVMW-Mitgliedsunternehmen. Der nahtlos an die Zeit vor der Pandemie Herausgeber übernimmt keine Haftung an? Wie verfahren wir mit den unge- für gemachte Angaben. Die dargestell- nutzten Büroräumen und den dafür te Meinung muss nicht der Meinung anfallenden Mietkosten? Ich könnte des Herausgebers entsprechen. mir vorstellen die Arbeitsform Homeof- fice nach der Pandemie auszubauen, Die in Teilen verwendete verkürzte aber nicht zu 100 %. Vielleicht etablie- Sprachform hat nur redaktionelle Grün- ren wir zukünftig ein bis zwei Tage pro de und beinhaltet keine Wertung. Woche im Büro bei den Vollzeitkräften? Meetings könnten weiterhin wie bisher Die Veröffentlichung oder Verbreitung zweimal die Woche über Skype statt- ist nur mit schriftlicher Zustimmung finden. Unsere digitalen Möglichkeiten des Herausgebers zulässig. könnten noch erweitert werden und Vieles mehr. Vor der Pandemie hat- © 2021 IBONIC GmbH, Weiterstadt ten bereits alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Option, einen Tag in der Woche vom Homeoffice zu arbeiten, was alle genutzt haben. Das weniger genutzte Büro könnte man teilweise untervermieten, statt es partiell leer stehen zu lassen. KD: Was sagen Sie hierzu? „Ich wurde als Unternehmerin richtig gefordert und das ist gut so. Dafür bin ich Unterneh- merin, das ist meine Aufgabe“. Zustim- mung oder Ablehnung? Klaum-Frenzel: Auch ohne Corona wird man als Unternehmerin tagtäglich gefordert. Jeder Tag bringt neue Auf- gaben mit sich. Natürlich forderte
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