Auf takt - Hochschule für Musik und ...

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Zeitschrift der Hochschule für Musik und Theater München
                                                     für Hochschulangehörige, Freunde und Alumni

Auf takt
                       Foto: Georgi Gialamas
                       Foto: Steffen Leiprecht
                      Foto: Schoettger-Photography
                      Foto: Charles Tandy

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                                                                                                                Foto: Adrienne Meister

       Heft
Sommersemester 2015
Inhalt und Impressum

                                                                                        Inhalt
                                                                                        Zwischenruf:

                                                              Foto: Steffen Leiprecht
                                                                                        Welchen Wert hat Musik- und Theaterausbildung . . . . . . .                                   1

                                                                                        LEITBILD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        3

                                                                                        Qualitätsmanagement?
                                                                                        Die HMTM auf dem Weg zur Systemakkreditierung . . . .                                         4

                                                                                        Gute Lehre an Musikhochschulen
                                                                                        Erste Überlegungen zur systematischen Evaluation . . . . . .                                  6

                                                                                        Das neu eingerichtete Jazzarchiv
                                                                                        Münchner Jazzgeschichte wird für Studierende zugänglich
                                                                                        gemacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7

                                                                                        »Unser kleines Reich und unsere Gemeinschaft«
                                                                                        Der Studienalltag in der Ballett-Akademie . . . . . . . . . . . . .                           9

                                                                                        Die Professionalität einer Tänzerin
                                                                                        Der Übergang von der Ballett-Akademie in die
                                                                                        Junior Company . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

                                                                                        Ferienbetreuungsprogramm TUM / HMTM
                                                                                        Pilotprojekt und Wegweiser für die Zukunft . . . . . . . . . . . 13

                                                                                        Mehr als nur ein Überbrückungsjahr
                                                                                        FSJ Kultur an der Hochschule für Musik und
                                                                                        Theater München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

                                                                                        Förderer der Hochschule für Musik und
                                                                                        Theater München im Studienjahr 2014 / 15 . . . . . . . . . . . . 16

                                                                                        Meldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                                                                            Neue Gesichter in der Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . 17
                                                                                            International Summer School 2015
                                                                                            Filmporträts der Hochschule
                                                                                            Konzertsaal/Gasteig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

                                                                                        Einige ausgewählte Pressestimmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

                                                                                        Ausgewählte Veranstaltungen im Sommersemester 2015                                            21

                                                       Auftakt –                        Grafische Gestaltung: Kay Fretwurst, Spreeau
      Zeitschrift der Hochschule für Musik und Theater München                          Druck: Panta rhei-CM, Martinsried
                    für Hochschulangehörige, Freunde und Alumni                         Fotos soweit nicht anders angegeben:
                Herausgeber: Präsident Prof. Dr. Bernd Redmann                          Hochschule für Musik und Theater München
                               Redaktion: Dorothee Göbel M. A.                          Auflage: 3000
                                Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                       Erscheinungsweise: ein Mal jährlich, jeweils zu Beginn des Som-
                                                 Arcisstraße 12                         mersemesters
                                                80333 München                           Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbe-
                                     Tel. +49 (0)89 / 289 27 440                        dingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion wieder
                                     Fax +49 (0)89 / 289 27 449                         und erscheinen in der Verantwortung der Autoren.
                             E-Mail: dorothee.goebel@hmtm.de                            Redaktionsschluss: 17.2.2015
                            www.musikhochschule-muenchen.de

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Zwischenruf des Präsidenten

         Zwischenruf des Präsidenten
Welchen Wert hat Musik- und Theaterausbildung?

Bemerkenswert viele Hochschulmitglieder                                     Aufmerksamkeit zu vertiefen, die wir für
haben sich am Ende 2013 begonnenen                                          unsere Arbeit benötigen.
Leitbildprozess beteiligt und ihre Ideen in                                 Kunst und Kultur sind kein Luxuspro-
die verschiedenen Diskussionsforen einge-                                   dukt, das man sich leistet oder auf das
bracht. Am neuen Leitbild der Hochschu-                                     man verzichten kann. Eine ökonomisch
le – Sie finden es auf S. 3 abgedruckt – hat                                 reiche Gesellschaft verarmt ideell und
somit die breite Hochschulöffentlichkeit                                    sozial, wenn sie Kultur nicht angemes-
mitgedacht und mitgestaltet: Wer sind                                       sen fördert und zur Entfaltung bringt.
wir und wofür stehen wir? Welche Ziele                                      Das Bewusstsein dafür, dass Musik- und
für unsere weitere Entwicklung setzen                                       Theaterleben gesellschaftliche Identität
wir? Welche gemeinsamen Werte sind für                                      und Zusammenhang stiften, kann nur in
die Zusammenarbeit an der Hochschule                                        lebendiger öffentlicher Diskussion und
grundlegend? Auf diese Kernfragen gibt                                      Argumentation entstehen – Gleiches gilt
das Leitbild Antwort. Es beschreibt an-                                     übrigens für die Einsicht, dass Kulturför-
spruchsvolle Perspektiven für die Hochschulentwicklung      derung nicht nur, wie häufig unterstellt wird, Steuergelder
in den nächsten Jahren.                                     verschlingt, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung
Die Ergebnisse dieses intensiven Beteiligungsprozesses      einer Stadt oder Region nachhaltig belebt – in einer Kul-
finden breite Zustimmung. Einzelne vermissen mehr Kon-       turmetropole wie München allzumal.
kretion oder sähen gerne die Bedeutung einzelner Ausbil-
dungsfelder hervorgehoben. Ein Leitbild muss sich aber
auf Belange der Hochschule als Ganzes beziehen und die
Interessen aller Ausbildungsbereiche verantwortungsbe-      Nachhaltigkeit und eine klare Perspektive –
wusst ausbalancieren.                                       was die bauliche Infrastruktur angeht, fehlt
Der in vielem notwendigerweise abstrakt und übergrei-       der Hochschule im Augenblick beides.
fend formulierte Leitbildtext sollte im öffentlichen Er-
scheinungsbild der Hochschule ergänzt werden durch eine
neue Form von Transparenz: Zahlen, Daten und Fakten,
die unsere Arbeit dokumentieren, sollen zukünftig auf der   Nachhaltigkeit und eine klare Perspektive – was die bau-
Homepage zugänglich gemacht werden. Die Öffentlichkeit      liche Infrastruktur angeht, fehlt der Hochschule im Au-
kann sich dann ein differenziertes Bild davon machen, wie   genblick beides: Das Hauptgebäude in der Arcisstraße
wir unser Selbst-Leit-Bild in innovationsfreudige Ausbil-   ist – wir erleben es täglich – marode und hochgradig reno-
dungsqualität umsetzen. Sicherlich: Transparenz eröffnet    vierungsbedürftig. Nach der derzeitigen Planung werden
auch mehr Spielfläche für kritische Hinterfragung und        der Hochschule ab 2020 im Gasteig 1450 von 4000 m2
Diskussion. Aber ich meine, die Hochschule hat allen        dauerhaft verloren gehen. Während der umfangreichen,
Grund, sich nicht zu verstecken, sondern den Wert ihrer     mehrjährigen Baumaßnahmen wird der Gasteig als Gan-
Ausbildung für Kultur und Gesellschaft nach außen zu        zes nicht nutzbar sein.
tragen. Dies tun wir in fast 800 öffentlichen Veranstal-    Nach einem detaillierten Baugutachten der HIS hat die
tungen jährlich, dies sollten wir zukünftig noch mehr in    Hochschule bereits jetzt – legt man die derzeitige Studie-
der medialen Außendarstellung der Hochschule themati-       rendenzahl von ca. 1200 zugrunde – einen zusätzlichen
sieren und vermitteln, um die öffentliche Akzeptanz und     Raumbedarf von 5500 m2. Raumknappheit, insbeson-
                                                            dere der Mangel an Überäumen ist ein allgegenwärtiges
                                                            Problem. Wie hier durch zusätzliche Nutzflächen für Ent-
Eine ökonomisch reiche Gesellschaft                         spannung gesorgt werden kann, wann die Arcisstraßen-
verarmt ideell und sozial, wenn sie                         Sanierung kommt, wie die Zeitpläne für die Bautätigkeit
Kultur nicht angemessen fördert und zur                     in Arcisstraße und Gasteig koordiniert werden, welche
                                                            Ausweichquartiere die Hochschule in dieser Zeit nutzen
Entfaltung bringt.                                          kann: Hierfür bleibt die Politik die dringlich erwarteten

2015                                                                                                                     1
Zwischenruf des Präsidenten

    Antworten bislang schuldig. Es ist erforderlich, dass sich      und die damit verbundene Belebung der akademischen
    bei diesem Thema in den nächsten Monaten eine klare             Selbstverwaltung kann nur gelingen, wenn Lehrende und
    Perspektive herauskristallisiert.                               Studierende nachhaltige Mitwirkungsbereitschaft einbrin-
    Neben dem permanenten Bemühen um politisches Gehör              gen und entsprechende Verantwortlichkeiten wahrgenom-
    kann hier auch die öffentliche Aufmerksamkeit unterstüt-        men werden. Ich meine, die Chancen stehen gut, dass die-
    zend wirken. Es wäre gut, wenn alle Hochschulmitglieder         ser Schritt gelingen kann.
    im Rahmen ihres Wirkungskreises auf die missliche Lage
    aufmerksam machen würden. Ähnlich wie bei der aktu-             Mit Barbara Klöver, die sich auf S. 6 selbst vorstellt, ist
    ellen Konzertsaal-Debatte gilt: Viele vergleichbare Institu-    nun erstmals eine Mitarbeiterin für den Bereich Quali-
    tionen in Deutschland und Europa haben in den letzten           tätsentwicklung zuständig. Eine im letzten Semester neu
    Jahrzehnten ihre Raumausstattung verbessern können; es          eingerichtete »Steuerungsgruppe Akkreditierung« hat
    haben sich im Zuge dessen neue Standards herausgebildet.        unterschiedliche Handlungsfelder abgesteckt, die in den
    Es ist nicht einzusehen, warum gerade wir in München auf        nächsten Jahren mit dem Fernziel einer Systemakkre-
    diesem Gebiet die »rote Laterne« halten sollen, warum die       ditierung erschlossen werden sollen. Das wichtigste In-
    Hochschule in ihren Entwicklungsmöglichkeiten durch             strument, um Verbesserungsbedarf zu ermitteln, sind ge-
    die Raumsituation derart limitiert sein muss. Dies steht        zielte Befragungen und Evaluationen. Entscheidend für
    im krassen Widerspruch zum Erfolg und internationalen           die Akzeptanz und Beteiligungsbereitschaft ist, dass aus
    Renommee unseres Hauses als Spitzenausbildungsstätte            Befragungsergebnissen tatsächlich greifbare Problemlö-
    für Musik und Theaterberufe!                                    sungen abgeleitet und umgesetzt werden. Als eine erste
                                                                    operative Maßnahme wird ab Ende April eine umfas-
                                                                    sende Studienabschlussbefragung durchgeführt werden.
                                                                    Studierende in der Schlussphase ihres Studiums kennen
    Die wichtigste Neuerung besteht in künst-                       genau und aus eigener Anschauung die Vorzüge, aber
    lerischen, pädagogischen oder wissen-                           auch die Probleme ihres jeweiligen Studienbereichs. Un-
                                                                    ser gemeinsames Ziel sollte es sein, die Hochschule durch
    schaftlichen Einrichtungen (Instituten),
                                                                    aktives Feedback, konstruktive Kritik und Partizipation
    welche voraussichtlich mit dem Beginn des                       im Bereich Studien- und Arbeitsplatzqualität weiterzu-
    Studienjahres 2015 / 16 begründet werden                        entwickeln.
    und der Hochschule eine neue Gliederungs-                       Ich bin überzeugt, dass wir mit der Ausbildungsquali-
                                                                    tät an unserem Haus keine grundlegenden Probleme
    systematik ermöglichen.
                                                                    haben; im Gegenteil: Die lange gewachsene, positive
                                                                    Ausbildungstradition, zahlreiche aktuelle Erfolge von
                                                                    Studierenden – z. B. beim letzten ARD-Wettbewerb oder
    Voraussichtlich im April wird die neue Grundordnung im          beim Mendelssohn-Wettbewerb – und viele erfolgreiche
    Hochschulrat beschlossen werden – auch hier ging ein lan-       Karrieren, die Absolventen jüngst aus einem Studium
    ger und intensiver Diskussionsprozess voraus. Die Hoch-         an der HMTM heraus starten konnten, dokumentieren
    schule benötigt eine Struktur, die ihrer ausgeprägten Stu-      hohes Ausbildungsniveau und gute Berufsmarktorientie-
    dienvielfalt gerecht wird. Die wichtigste Neuerung besteht      rung. Wie stets in Kunst und Wissenschaft gilt jedoch
    in künstlerischen, pädagogischen oder wissenschaftlichen        auch hier: Gutes, ja selbst das Beste kann immer noch
    Einrichtungen (Instituten), welche voraussichtlich mit dem      verbessert werden – und gerade dies lohnt sich. Wichtig
    Beginn des Studienjahres 2015 / 16 begründet werden und         erscheint mir insbesondere, dass wir eigene Qualitäts-
    der Hochschule eine neue Gliederungssystematik ermög-           standards und -ziele entwickeln, die unserer spezifi schen
    lichen. In Instituten sollen Studiengänge bzw. homogene         Ausbildungsphilosophie entsprechen. Denn Qualitäts-
    Studienbereiche zusammengefasst werden. Grundidee ist           kriterien für Musik- und Theaterstudiengänge sind von
    die breitere Partizipation und Wahrnehmung von Verant-          außen kaum vorgegeben. Wir können sie für unser Haus
    wortung für den je eigenen Studienbereich. Dabei soll auch      aktiv und autonom defi nieren und uns hierbei an den
    die Zusammenarbeit mit den Fachgruppen, welche die Be-          höchsten erreichbaren Ansprüchen orientieren. Wenn
    lange ihres Fachs in den unterschiedlichen Studienkontex-       wir erwarten, dass der Wert unserer Arbeit von außen
    ten vertreten, intensiviert werden. Die beiden Studienkom-      wahrgenommen und anerkannt wird, sollten wir mög-
    missionen als Versammlungen der Fachvertreter bleiben           lichst klar vor Augen haben und immer wieder über-
    erhalten. Zusätzlich sollen in einer Institutsleiterkonferenz   denken, an welchen eigenen Wertmaßstäben wir unsere
    als neu geschaffenem Gremium instituts-, d. h. studienbe-       Ausbildungsarbeit ausrichten.
    reichsübergreifende Belange und Kooperationen erörtert
    werden. Der Schritt zu einer dezentraleren Organisation                                           Prof. Dr. Bernd Redmann

2                                                                                                                   Auftakt 19
Leitbild

                                                       Hochschule
                                                       für Musik und Theater
                                                       München

                                          LEITBILD
                                   Wir, die Mitglieder der Hochschule für Musik und Theater
                                   München (HMTM), haben uns auf folgendes Leitbild als
                                      gemeinsame Grundlage unseres Handelns geeinigt
                                 und setzen uns dafür ein, die Hochschule im Sinne dieser Ziele
                                            zu gestalten und weiter zu entwickeln.

ƒDie HMTM zählt zu den bedeutendsten und vielfältigsten                Veränderungen des Arbeitsmarkts. Um dies zu gewährleisten,
  Ausbildungsstätten für Musik, Tanz und Theater in Europa.             werden die Studienprofile kontinuierlich weiterentwickelt und
  Aufbauend auf einer traditionsreichen Geschichte versteht             optimiert.
  sie sich als innovativ und zukunftsorientiert.
                                                                     ƒPädagogische Aspekte haben in allen Studienangeboten der
ƒIndividuelle Förderung und Freiräume für persönliche Pro-            HMTM einen hohen Stellenwert; zeitgemäße Vermittlungs-
  filbildung bilden die Grundlage für professionelle Spitzen-           formen und zukunftsorientierte mediale Darstellungs- und
  ausbildung an der HMTM. Die Studienprofile gewährleisten              Präsentationsformen werden gefördert.
  die Ausgewogenheit künstlerischer, wissenschaftlicher
                                                                     ƒ
                                                                      Die HMTM sieht eine besondere Verantwortung für Kinder
  und pädagogischer Inhalte und fördern deren praxisbezo-
                                                                       und Jugendliche: Zum einen bei der Vermittlung künstle-
  gene Vernetzung. Die vielfältigen Ausbildungsangebote
                                                                       rischer und kultureller Werte durch Education-Projekte,
  der HMTM orientieren sich an international anerkannten
                                                                       zum anderen im Erkennen und Fördern besonders talen-
  Maßstäben hoher künstlerischer, wissenschaftlicher und
                                                                       tierter und begabter Jugendlicher im Rahmen der Jugend-
  pädagogischer Qualität.
                                                                       und Ballett-Akademie.
ƒDie Hochschule trägt durch ihre vielfältigen Veranstal-
  tungen wesentlich zum Musik- und Theaterleben der Kul-             ƒDie Umgangskultur an der HMTM zielt auf Diversität,
  turmetropole München bei. Sie kooperiert mit Kultur- und             gegenseitige Wertschätzung und offene persönliche Be-
  Forschungseinrichtungen auf regionaler, nationaler und               gegnung; Transparenz und Klarheit prägen die Kommu-
  internationaler Ebene.                                               nikation.

ƒDie Hochschule steht für kulturelle Offenheit, fachlichen          ƒ
                                                                      Die Hochschulangehörigen sind sich der gemeinsamen Ver-
  Dialog und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie greift ak-          antwortung für ein positives, motivierendes Studien- und
  tuelle künstlerische und wissenschaftliche Tendenzen auf,            Arbeitsumfeld bewusst, die Themen Gesundheit, Familie
  gibt experimentellen kulturellen Ausdrucksformen Raum                und Soziales werden in allen Teilen der Hochschule ernst
  und ermöglicht die Entfaltung kreativer Potentiale.                  genommen.

ƒDie Studienangebote der HMTM bereiten die Studierenden             ƒZiel aller Hochschulangehörigen ist es, die Hochschule aktiv
  konkret und mit realistischer Zielsetzung auf den Berufsein-         mit zu gestalten und zu Innovation und Erfolg beizutragen.
  stieg vor – unter Berücksichtigung vielfältiger Berufsbilder und

2015                                                                                                                                   3
Qualitätsmanagement

               Qualitätsmanagement?
    Die HMTM auf dem Weg zur Systemakkreditierung

    An der Hochschule für Musik und Theater                                                                                       auf nationalen und internationalen Büh-

                                                                                Photogenika – 80339 München, www.photogenika.de
    München sind mittlerweile die bisherigen                                                                                      nen sind messbare Parameter der Ausbil-
    Diplomstudiengänge mit wenigen Ausnah-                                                                                        dungsqualität.
    men auf das international vergleichbare Ba-                                                                                   Mit dem letzten Satz könnte dieser Beitrag
    chelor- / Mastersystem umgestellt worden.                                                                                     eigentlich abschließen, denn damit ist viel-
    Der diesen Strukturwandel begründende                                                                                         leicht nicht alles, aber mit Sicherheit schon
    sog. Bologna-Prozess ist damit aber nicht                                                                                     sehr viel gesagt. Wozu also Qualitätsma-
    abgeschlossen, sondern die Studiengänge                                                                                       nagement?
    müssen einzeln oder im Cluster durch ex-
    terne Agenturen akkreditiert werden. Al-                                           Der Beitrag über Qualitätsmanagement
    ternativ dazu hat sich in den letzten Jahren                                       findet an dieser Stelle deshalb keinen Ab-
    die Systemakkreditierung etabliert, die das                                        schluss, weil doch noch nicht alles gesagt
    gesamte auf Studium und Lehre bezogene                                             ist. Denn: Die Parameter, die dazu beitra-
    Qualitätsmanagements- und Steuerungs-                                              gen, dass das vermeintlich Selbstverständ-
    konzept einer Hochschule auf den Prüfstand stellt. Im Unter-     liche des ersten Abschnitts darstellbar wird, sind tatsäch-
    schied zur Programmakkreditierung liegt die Verantwortung        lich vielfältig, und sie enden eben nicht mit der Erfassung
    zur Überprüfung der Qualität der Studiengänge dann nicht         der Leistungen, Erfolge und Engagements der Studieren-
    mehr bei einer externen Akkreditierungsagentur, sondern bei      den am Ende ihres Ausbildungsweges an der Hochschule.
    der Hochschule selbst. Ist eine Hochschule systemakkreditiert,   Schon der Zugang zu einem Studiengang an einer Kunst-
    wird ihr durch eine externe Akkreditierungsagentur die Fähig-    bzw. Musikhochschule setzt das erfolgreiche Bestehen
    keit bescheinigt, die Qualitätsstandards ihrer Studiengänge      einer Eignungsprüfung oder eines Eignungsverfahrens
    und damit verbunden das Erreichen der Qualifikationsziele         voraus. Mit diesem ersten Anforderungsprofi l verbunden
    zu gewährleisten.                                                ist ein Qualitätsverständnis, das in den Qualifikationszie-
    Im folgenden Beitrag erläutert Dr. Christine Zimmermann,         len der Studiengänge von den Verantwortlichen formuliert
    Referentin für zentrale Studienangelegenheiten, die He-          und über die inhaltliche Ausgestaltung der Curricula »ge-
    rausforderung für die Hochschule, die für das Unterfangen        lehrt« wird. Damit ist der Anspruch verbunden, auf Stu-
    »Systemakkreditierung« relevanten Dimensionen aufzugrei-         diengangsebene das umzusetzen, was sich die Hochschule
    fen und in ein hochschulspezifisches Qualitätsmanagement-         mit Blick auf ihr Profi l als institutionelles Ziel gesetzt hat.
    system einfließen zu lassen.
                                                                     Rückt man nun die Rahmenbedingungen für Studium und
    Qualität und Exzellenz stehen an einer Kunst- bzw. Musik-        Lehre in den Fokus, dann wird der Qualitätsblickwinkel
    hochschule für das Gros der Studiengänge permanent im            um die Dimension des nicht-akademischen Bereichs der
    Fokus. Während angehende Absolventen eines geistes-,             Hochschule erweitert (lässt man die Infrastruktur an dieser
    natur- oder wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs           Stelle unberücksichtigt). Auf vielfältige Art und Weise wird
    sich ggf. doch noch in den Hörsaal oder die Bibliothek zu-       die zentrale Kernaufgabe der Hochschule, nämlich Studium
    rückziehen können, sind die Studierenden unserer Hoch-           und Lehre, durch die in der Verwaltung angesiedelten Auf-
    schule von Beginn an »Evaluationen« unterschiedlichster          gaben und Prozesse nicht nur unterstützt, sondern zum Teil
    Art ausgesetzt: in den Unterrichtsstunden beim Haupt-            auch erst ermöglicht. Das betrifft beispielsweise die Orga-
    fachlehrer, im Klassenvorspiel, bei öffentlichen oder nicht-     nisation und Durchführung der Eignungsprüfungswochen,
    öffentlichen Proben, Theater- und Ballettaufführungen,           die Prüfungsverwaltung, die Immatrikulation der Studie-
    bei der Einstudierung von Ensembles oder auch der öf-            renden oder auch die Raumvergabe, um nur einige wenige,
    fentlichen Präsentation von Geschäftsideen. Vor allem im         aber sehr prominente Beispiele zu nennen.
    Rahmen öffentlicher Aufführungen und Konzerte stehen
    künstlerische und pädagogische Exzellenz unter Beobach-          Nun könnte man einwenden, dass mit dem Gesagten noch
    tung und werden kritisch bewertet: von dem eigenen und           immer nicht viel Neues gesagt wurde. Doch mit der Ent-
    anderen Lehrern, dem Publikum, Kritikern der Medien.             scheidung, den Weg der Systemakkreditierung zu gehen,
    (Wettbewerbs-)Erfolge, Engagements, Konzerttätigkeiten           verändert sich etwas grundlegend: Die hier nur ansatzweise

4                                                                                                                                                                   Auftakt 19
Qualitätsmanagement

erläuterten »Qualitätsdimensionen« in und um das Kernge-       Nehmen Sie die Hochschule
schäft Studium und Lehre – im Gesamtsystem Hochschule –
werden im Rahmen der Systemakkreditierung systematisch         mit nach Hause …
und über nachvollziehbare, transparente Verfahren, Prozesse
und Strukturen in den Mittelpunkt eines internen Quali-
tätsmanagements der Hochschule gerückt. Und wiederum
im Zentrum des Kerngeschäfts steht der Studiengang, und
damit verbunden die Einrichtung, Durchführung und Wei-
terentwicklung sowie ggf. die Aufhebung.
                                                                                                                             Hochschul-
Welche Bedeutung Rückkopplungsprozesse im Kontext des                                                                        Tasse
Qualitätsmanagements, verstanden als systematische Qua-
litätssicherung und -entwicklung, einnehmen, lässt sich                                                                      2€
am Beispiel der Durchführung und Weiterentwicklung
unserer Studiengänge aufzeigen. In einem ersten Schritt
hin zu einer systematischen Erfassung von Studierenden-
meinungen wird im Sommersemester 2015 erstmals eine                       gewärmt,
Studienabschlussbefragung durchgeführt, die federführend
von unserer Referentin für Qualitätsmanagement, Barbara            © gekaskr – Fotolia.com
Klöver, geplant und betreut wird. Frau Klöver verstärkt seit
Januar 2015 als Referentin für Qualitätsmanagement unser
Team – in dieser Ausgabe des »Auftakt« stellt sie sich und
ihr Aufgabengebiet auf Seite 6 vor. Die Studienabschluss-
befragung gibt unseren Studierenden die Möglichkeit,
verschiedene Aspekte ihres Studiums zu beurteilen. Die                                                                       Hochschul-
beschworene Rückkopplung funktioniert aber nur dann,                                                                         Schirm
wenn die Ergebnisse dieser spezifischen, aber auch zukünf-
tiger Befragungen tatsächlich – und systematisch – in die                                                                    8€
inhaltliche Weiterentwicklung unserer Studiengänge oder
Maßnahmen zur Verbesserung der Studien- und Rahmen-
bedingungen an unserem Haus einfließen.
                                                                         beschirmt,
Über die hier vorgenommene Fokussierung auf Studium
                                                                   © Brian Jackson – Fotolia.com
und Lehre darf nicht aus den Augen verloren werden:
Qualitätsmanagement ist Aufgabe der Hochschule auf
der Ebene des Gesamtsystems und umfasst Evaluationen
und Befragungen ebenso wie Maßnahmen zur Personal-
entwicklung und -qualifi zierung oder die Dokumentation
von Zuständigkeiten in einem Organigramm.
                                                                                                                             Hochschul-
In der Summe geht es im Rahmen der Systemakkredi-                                                                            T-Shirt
tierung letztendlich darum, die für Studium und Lehre
relevanten Strukturen und Prozesse daraufhin zu über-
                                                                                                                             10 €
prüfen, ob sie die hohe Qualität der Ausbildung und
damit verbunden die Erreichung der Qualifi kationsziele
gewährleisten. Trotz aller Vorgaben, die von außen als                    umhüllt!
Anforderungen auf dem Weg zur Systemakkreditierung                                                                           S, M, L (Damen)
an die Hochschule herangetragen werden, gilt es, das (zu           © .shock – Fotolia.com                                    S, M, L, XL (Herren)
etablierende) interne Qualitätsmanagementsystem auf die
spezifischen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der
HMTM zuzuschneiden, zu leben und permanent zu ver-
bessern. Dabei messen wir uns auf allen Ebenen an dem          Erhältlich: Hochschule für Musik und Theater München
Anspruch, den wir selbst formulieren.                          Arcisstraße 12, Raum 209
                                                               und: Gasteig, Raum 4.111
                                Dr. Christine Zimmermann       Tel.: 089 / 289-27867 bzw. 089 / 48098-4500

2015                                                                                                                                         5
Gute Lehre an Musikhochschulen

                         Gute Lehre an Musikhochschulen
                         Erste Überlegungen zur systematischen Evaluation

                                                                            Foto: H. Kloever / laif.de
    Barbara Klöver ist seit dem 1. Januar 2015                                    ßerdem sollen die Absolventen beurteilen,
    als Referentin für Qualitätsmanagement                                        ob ihre Zielsetzungen und Erwartungen
    an der Hochschule für Musik und Theater                                       an das Studium erfüllt wurden und wie
    München tätig. Mit dem folgenden Beitrag                                      gut sie sich auf das Leben als Musiker,
    stellt sie sich der Hochschulöffentlichkeit                                   Tänzer, Musikpädagogen, Musikmanager
    vor – und gibt einen ersten Einblick in die                                   und -journalisten etc. vorbereitet fühlen,
    Aufgabenstellung.                                                             menschlich wie »technisch«.
                                                                                  Wenn der Anfang mit der Studienab-
    Schon in der Diplomarbeit meines Sozio-                                       schlussbefragung gemacht ist, werden
    logiestudiums in München habe ich mich                                        weitere Studierendengruppen und auch
    mit einem für meinen jetzigen Arbeits-                                        Absolventen mehrere Jahre nach ihrem
    schwerpunkt wichtigen bildungssoziolo-                                        Studium sowie die Lehrenden befragt
    gischen Thema auseinandergesetzt. Lehr-                                      werden. Die so erhobenen und quantitativ
    veranstaltungsevaluation war 1998 noch ein recht neues       wie qualitativ ausgewerteten Erfahrungen und Ansichten
    und kritisch beäugtes Thema an deutschen Hochschulen.        der Befragten sowie die Pläne der Hochschulleitung stel-
    Ich habe mich damit beschäftigt, was gute Lehre an Hoch-     len dann eine breite Basis für Weiterentwicklungen im Be-
    schulen bedeutet, und ob die Studierenden diese dann         reich der Lehre an der HMTM dar. Die Befragungen wer-
    auch tatsächlich bewerten. Anschließend habe ich in meh-     den im festzulegenden Turnus regelmäßig weitergeführt.
    reren beruflichen Stationen zahlreiche Evaluationsstudien     So wird die systematische Evaluation der Interessen aller
    im Bereich der öffentlichen Verwaltung und der Jugendhil-    an Studium und Lehre Beteiligter sichergestellt.
    fe sowie wissenschaftliche Begleitungen von Modellversu-     Insgesamt soll die neue Stelle der Referentin für Quali-
    chen im bayerischen Schulwesen durchgeführt. Fachliche       tätsmanagement dazu beitragen, ein gut funktionierendes
    Beratung und Konzepterstellung zur Umsetzung dieser Er-      Qualitätsmanagementsystem (QM-System) zu entwickeln,
    gebnisse sowie zur damit möglichen Qualitätsentwicklung      das den Anforderungen und Besonderheiten einer Mu-
    waren immer Bestandteil der Projekte. Neben freiberuf-       sikhochschule Rechnung trägt und durch die empirische
    licher Tätigkeit war ich seit meinem Studium am Institut     Fundierung zu einer weiteren Verbesserung der bestehen-
    für Praxisforschung und Projektberatung, dem Bayerischen     den Qualität der Lehre an der Hochschule führen kann.
    Landesjugendamt und dem Staatsinstitut für Schulqualität     Gleichzeitig muss das QM-System den Anforderungen für
    und Bildungsforschung angestellt.                            die Systemakkreditierung entsprechen, um so der Hoch-
    Zum 1. Januar 2015 habe ich die spannende Aufgabe der        schule in Zukunft weitreichende Möglichkeiten bei der
    Referentin für Qualitätsmanagement an der HMTM über-         Einrichtung und Weiterentwicklung ihrer Studiengänge
    nommen. Diesen neuen Arbeitsbereich hat die Hochschule       zu gewährleisten. So gelingt hoffentlich die Zukunftssi-
    eingerichtet, um sich systematisch mit Qualitätssicherung    cherung der Hochschule und ihrer Studierenden.
    und -entwicklung, vor allem im Bereich von Studium und       Um diesen Prozess sinnvoll zu gestalten, ist es hilfreich
    Lehre, zu beschäftigen. Meine ersten Schritte werden des-    und notwendig, alle Statusgruppen der Hochschule mög-
    halb in einer Ermittlung des Ist-Zustandes durch Befra-      lichst weitgehend zu beteiligen und so ihre Ideen und
    gungen der Studierenden und im Verlauf der Zeit auch der     Erfahrungen in das QM-System einspeisen zu können.
    Lehrenden liegen. So soll ein umfassendes Bild der vorhan-   Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit den
    denen Stärken, aber auch der Verbesserungspotentiale im      Akteuren der HMTM, der Hochschulleitung, den Pro-
    Bereich der Lehre an der HMTM gezeichnet werden.             fessoren und Dozenten, den Lehrbeauftragten, der Ver-
    Die erste Maßnahme der neuen Stelle wird deshalb eine        waltung und den Studierenden. Für Anregungen und
    sogenannte Studienabschlussbefragung sein, in der die        konstruktive Kritik bin ich immer dankbar, dafür haben
    Studierenden, die gerade ihren Abschluss erworben ha-        Sie eine offene Tür und ein offenes Ohr bei mir. Und ich
    ben, bzw. kurz vor dem Examen stehen rückblickend ihr        hoffe, dass Sie auch bereit sind, meine vielen, neugierigen
    Studium an der HMTM hinsichtlich Studienkonzepten            Fragen zu beantworten; bisher bin ich in der Hochschule
    und deren Umsetzung und Studierbarkeit, Rahmenbedin-         mehr als herzlich aufgenommen worden.
    gungen und Infrastruktur der Hochschule bewerten. Au-                                                    Barbara Klöver

6                                                                                                                 Auftakt 19
Das neu eingerichtete Jazzarchiv

                        Das neu eingerichtete Jazzarchiv
        Münchner Jazzgeschichte wird für Studierende zugänglich gemacht

Mit der Ausrichtung des Kurt Maas Jazz Awards, der 2015               an die brasilianische Musik und die Spielweise des brasilia-
zum zweiten Mal an der Hochschule für Musik und Theater               nischen Jazz heran. Viele Generationen von Münchner Jazz-
durchgeführt wurde, entstand zwischen Prof. Claus Reichstal-          musikern haben in den Bands der drei erwähnten Musiker
ler (Leiter des Jazz Instituts) und dem Stifter des Jazz Awards,      gespielt – und das in einer Zeit, zu der eine akademische
Camilo Dornier, die Idee, ein eigenes Jazzarchiv einzurichten         Ausbildung zum Jazzmusiker noch nicht möglich war.
und in die Bibliothek der Hochschule zu integrieren.                  Diese drei herausragenden Musikerpersönlichkeiten stan-
                                                                      den im Mittelpunkt eines Workshops, der zur Eröffnung
Das Jazzleben der Metropole München ist in den vergan-                des neuen Jazzarchivs des Jazz Instituts im Dezember
genen Jahrzehnten von vielen Musikerpersönlichkeiten                  2014 stattfand. Dabei wurden mit Studierenden und dem
geprägt worden. Einige davon waren Münchner, andere ka-               U.M.P.A. Jazz Orchestra der Hochschule Kompositionen
men aus anderen Teilen Deutschlands oder sogar aus dem                und Arrangements dieser drei »Jazz Giants« erarbeitet und
Ausland an die Stadt an der Isar und fanden dort eine neue            in drei Konzerten in der Black Box (Gasteig), dem Großen
Wirkungsstätte und musikalische Heimat. So kam der Pi-                Konzertsaal der Musikhochschule (Arcisstraße 12) sowie
anist, Komponist, Arrangeur und Jazzpädagoge Joe Haider               im renommierten Jazzclub Unterfahrt aufgeführt.
1960 aus Stuttgart als Student ans Richard-Strauss-Kon-               Alle drei Musiker haben für das neue Jazzarchiv, das in
servatorium und war bis zu seiner Berufung zum Direktor               die Hochschulbibliothek integriert ist und dessen Be-
der Swiss Jazz School in Bern eine der treibenden Kräfte              stand durch die Bibliothek erfasst wird, eine umfassende
der München Jazzszene. Der Trompeter, Komponist und                   Anzahl von Originalkompositionen und Arrangements
Arrangeur Dusko Goykovich lebt seit Ende der 60er Jahre               für verschiedenste Besetzungen gestiftet. Hinzu kamen
in München und ist bis heute eine tragende Säule der hie-             noch – auf Vermittlung der Sängerin Bibi Johns – 40 Big
sigen Jazzszene. Aus Rio de Janeiro kam der Trompeter Julio           Band-Arrangements aus dem Nachlass des holländischen
Barbosa und führt seit vielen Jahrzehnten mit seinen Kom-             Komponisten und Arrangeurs Rob Pronk, der seit den
positionen und zahlreichen Bands die einheimische Szene               70er Jahren in München lebte.

Prof. Claus Reichstaller, Julio Barbosa, Michael Keul, Joe Haider und Dusko Goykovich (v.l.n.r.)

                                                                                                                                          Foto: Maximilian Kühn

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Das neu eingerichtete Jazzarchiv

                                                                                                                                                         Foto: Ralf Dombrowski
    Das U.M.P.A. Jazz Orchestra unter der Leitung von Claus Reichstaller mit Solist Dusko Goykovich

    Erklärtes Ziel bei der Einrichtung des Archivs ist die                               aus Sicht der Musikwissenschaft und der Jazzforschung
    Sammlung und Bewahrung von originalem Notenmateri-                                   ist das neue Jazzarchiv eine wichtige Quelle für folgende
    al bedeutender Musikerpersönlichkeiten der hiesigen und                              Studienjahrgänge.
    bayerischen Jazzszene. Wichtig ist dabei der Aspekt, dass                            Innerhalb des Jazz Instituts ist Dozent Michael Keul für die
    diese Werke durch Studierende gespielt und aufgeführt                                Betreuung des Jazzarchivs zuständig. Mit der Einrichtung
    werden sollen und somit diese Musik, die einen großen                                dieses Jazzarchivs ist ein weiterer Schritt getan, das Jazz In-
    und wichtigen Teil der Jazzgeschichte Münchens doku-                                 stitut als wichtigen und integralen Bestandteil der Hoch-
    mentiert, in Erinnerung und lebendig bleibt. An die Ver-                             schule für Musik und Theater München darzustellen.
    wendung zu Studienzwecken in den Kompositions- und
    Arrangierklassen ist dabei ebenfalls gedacht. Aber auch                                                      Michael Keul / Prof. Claus Reichstaller

    Erfahrungen mit »Jazz Giants«                                                        listische Parameter wahrzunehmen und zu deuten. Insbesonde-
                                                                                         re die Arbeit mit Joe Haiders Werk Eleven war in dieser Hinsicht
    Bastien Rieser studiert Jazz-Trompete bei Prof. Claus Reichstal-                     sehr produktiv: Das Stück ist für eine kleinere Combo-Besetzung
    ler. Er berichtet von den Erfahrungen, die er beim Workshop mit                      geschrieben, was den Austausch mit dem Arrangeur noch inten-
    Joe Haider, Julio Barbosa und Dusko Goykovich gesammelt hat.                         siver ermöglichte als bei der Arbeit in der Big Band. Doch auch aus
                                                                                         der Arbeit in der großen Besetzung konnte man sehr viel mitneh-
    Der Workshop mit Joe Haider, Julio Barbosa und Dusko Gojkovich                       men: Julio Barbosas Big Band-Stücke sind sowohl technisch als
    im Dezember 2014 war für uns Studierende ein sehr prägendes                          auch rhythmisch sehr anspruchsvoll. Sie sind nur spielbar, wenn
    Erlebnis: Die charismatischen »Jazz Giants« vermittelten uns ein                     sich alle Musiker auf das spezielle Feeling des Latinjazz einlassen.
    großes Spektrum unterschiedlicher Stilistiken und damit verschie-                    Prof. Claus Reichstaller vermittelte hier sehr erfolgreich zwischen
    denste Arten, Musik zu schreiben und zu praktizieren. Wir alle                       Julio und der Band. Dusko Goykovichs Arrangements und Kom-
    haben aus der intensiven Arbeitsphase viel darüber gelernt, sti-                     positionen sind im Gegensatz dazu zwar leichter zugänglich, aber
                                                                                         deswegen nicht minder schwer zu spielen. Sein Fokus liegt auf
                                                                                         einer eher minimalistischen Spielweise, wodurch die Detailarbeit
    Die Solisten Dusko Goykovich und Claus Reichstaller
                                                                                         an Phrasierung und Satzspiel in den Vordergrund rückt. Damit
                                                                                         der treibend swingende Charakter seiner Arrangements zum Aus-
                                                                                         druck kommt, muss die Bigband eine Einheit bilden und sich ge-
                                                                 Foto: Ralf Dombrowski

                                                                                         meinsam auf die Pulsation der Musik einlassen.
                                                                                         Insgesamt empfanden wir Studierende den Workshop mit den
                                                                                         »Jazz Giants« als vollen Erfolg! Durch die anschließende Mög-
                                                                                         lichkeit, mit den Jazzstars drei gelungene Konzerte abzuliefern
                                                                                         und etliche Zuhörer in die Welt des Jazz zu entführen, wurde
                                                                                         das Erlebnis gebührend abgeschlossen.

                                                                                                                                             Bastien Rieser

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»Unser kleines Reich und unsere Gemeinschaft«

»Unser kleines Reich und unsere Gemeinschaft …«
     Der Studienalltag in der Ballett-Akademie

Anna Esser studiert im 6. Fachsemester Tanz in der Ballett-          Stück besser kennen zu lernen und bestimmte Tricks an-
Akademie der Hochschule für Musik und Theater München                wenden zu können.
und berichtet über den Studienalltag in diesem besonderen            Wir müssen viel für unseren Traum opfern. Aber es ist
Ausbildungsbereich der Hochschule.                                   unsere Leidenschaft. Egal welche Nationalität, Sprache
                                                                     oder Kultur. Tanz verbindet uns. Selbst wenn wir nicht
Natürlich ist es nicht einfach. Man geht täglich an seine            dieselbe Sprache sprechen. Die des Tanzes verstehen wir
Grenzen, vergleicht sich mit den anderen, ist deprimiert,            alle!
wenn etwas nicht klappt oder glücklich, wenn man den                 Wenn ich also morgens die Ballett-Akademie in der Wil-
Fortschritt merkt und ihn sieht. Doch dafür muss man                 helmstraße betrete, mich schnell umziehe, meine Was-
hart arbeiten. Vor allen Dingen, wenn es auf die Prüfung             serflasche auffülle und in den Saal gehe, um mich auf-
zugeht oder etwa auf eine Vorstellung. Dann ist es wich-             zuwärmen, grüßt mich schon eine meiner japanischen
tig, den eigenen Körper intelligent arbeiten zu lassen, da-          Kommilitoninnen. Man erkundigt sich nach dem Befin-
mit er zum richtigen Zeitpunkt funktionsfähig ist und die            den des jeweils anderen, fragt nach den Auswirkungen
geforderte Leistung bringen kann. Der Körper ist unser               des vorherigen Tages und stellt nicht selten fest, dass der
Instrument. Genau aus diesem Grund müssen wir ihm                    Muskelkater an denselben Stellen sitzt. Man dehnt sich,
auch ausreichend Regeneration gönnen. Dafür muss man                 massiert schmerzende Stellen, mobilisiert und aktiviert
Erfahrung sammeln, um sich im Laufe der Zeit Stück für               Muskulatur und geht währenddessen die Übungen vom

Anna Esser (Bildmitte, zweite Reihe, im hellen Shirt) im Kreis ihrer Mitstudentinnen und Mitstudenten

                                                                                                                                        Foto: Jan Broeckx

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»Unser kleines Reich und unsere Gemeinschaft«

     Tag zuvor, die eine Woche lang wiederholt werden, noch        Jetzt, wo ich als Studentin im letzten Jahr zum Vor-
     einmal mental durch. Es ist die Stille vor einem langen Ar-   tanzen gehen muss, um nach meinem Abschluss ein
     beitstag. Langsam füllt sich der Saal, bis schließlich auch   Engagement zu haben, fällt mir auf, wie geborgen und
     Pädagoge und Pianist eingetroffen sind. Man beginnt an        geschützt wir noch in der Akademie sind. Es ist unser
     der Stange, quasi als Warm up. Doch schon hier färbt sich     kleines Reich und unsere Gemeinschaft, auf die unsere
     der eine oder andere Kopf etwas rötlich. Es folgen in der     Lehrer achtgeben. Wahrscheinlich werde ich mich gerade
     Mitte noch Adageo, Tendues, Pirouetten und Sprünge.           an diese Kleinigkeiten, die alltäglichen Dinge erinnern,
     Nicht alles klappt auf Anhieb. Aber deshalb sind wir ja in    das Miteinander. Obwohl man nie viele Worte mitei-
     der Schule. Man übt und probiert aus, bis man die Koor-       nander gewechselt hat, scheint man sich trotzdem gut
     dination beherrscht und sie sicher abrufen kann.              zu kennen, weil man die gleiche gemeinsame Zeit durch-
     Danach gestaltet sich der Tag für jeden Bachelorjahrgang      lebt, sich täglich sieht und, nicht zu vergessen, auch ei-
     anders. Es geht entweder mit Repertoire, Pas de deux,         nen relativ starken Körperkontakt hat. Nicht nur, wenn
     Modern oder Charakter weiter. Und wenn wir Stücke             man mit einem Partner Pas de deux tanzt, sondern auch
     für eine Vorstellung vorbereiten, geht es anschließend        in den Improvisationsaufgaben unseres Modernlehrers.
     in die Proben. Man muss immer präsent und konzen-             Wir sind auch verbunden, weil wir alle an einem Strang
     triert sein. Unnötige Wiederholungen sind für jeden nur       ziehen müssen, wenn wir an einem Stück arbeiten, um
     nervig, dennoch oft notwendig. In den Pausen jedoch           hinterher ein gutes Resultat zu bekommen. Wir sammeln
     herrscht eine ausgelassene Atmosphäre, in der man auch        tolle Erfahrungen, die uns gut auf das Leben in der Ar-
     gerne ein paar Späße macht. Die Studenten der Ballett-        beitswelt vorbereiten. Es ist eine Zeit, die uns alle prägt
     Akademie sind wohl Hauptstammkunden des Super-                und die wir nie vergessen werden.
     marktes um die Ecke. Man muss auch zugeben, dass das
     Angebot der Salatbar immer abwechslungsreich und                                                             Anna Esser
     wohl bekömmlich ist …

     Probenarbeit in der Ballett-Akademie
     Foto: Jan Broeckx

10                                                                                                                 Auftakt 19
Die Professionalität einer Tänzerin

                     Die Professionalität einer Tänzerin
           Der Übergang von der Ballett-Akademie in die Junior Company

Isidora Markovic wurde nach Abschluss ihrer Ausbildung           Die Junior Company besteht aus 15 jungen Tänzerinnen
in der Ballett-Akademie im September 2014 in die Junior          und Tänzern im Alter von 18 bis 20 Jahren, alle kom-
Company des Bayerischen Staatsballetts, der Hochschule für       men direkt von der Ausbildung. Für uns bedeutet die
Musik und Theater München und der Heinz-Bosl-Stiftung            Aufnahme in die Junior Company eine tolle Möglichkeit,
aufgenommen. Sie beschreibt ihren neuen Alltag in der Junior     schwieriges Repertoire kennenzulernen, Verantwortung
Company.                                                         für die eigene Arbeit zu übernehmen und auch einen Teil
                                                                 des Repertoires des Staatsballetts als Mitglied des Corps
Ich schreibe diesen Text nach einem langen Arbeitstag mit        de ballet zu tanzen, wie beispielsweise die Premiere von
Training und Proben für meine nächste Aufführung. Ich            Alexej Ratmanskys Paquita.
bin seit Herbst 2014 Mitglied der Junior Company des Bay-        Mein Alltag unterscheidet sich sehr von dem in der Bal-
erischen Staatsballetts (auch Bayerisches Staatsballett II).     lett-Akademie im vergangenen Jahr. Wir haben täglich
Im Juli vergangenen Jahres beendete ich meine Ausbildung         Unterricht und Proben bis etwa 17.30 Uhr mit einer ein-
an der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und             stündigen Mittagspause. Wir reisen viel und treten auf
Theater München und ging im September gleich in dieses           vielen Bühnen in Deutschland, in der Schweiz, in Öster-
Engagement. Ich hatte Sorge, für den Berufsalltag nicht          reich und in weiteren Ländern Europas auf. Als nächstes
richtig vorbereitet zu sein – aber etwas Besseres als dieses     werden wir eine Woche in Cannes sein. Wir tanzen be-
Engagement hätte ich mir nie im Leben wünschen können.           deutende Werke des Repertoires von berühmten Choreo-

Isidora Markovic und Simon Jones in der Choreographie Love Therapy von David N. Russo

                                                                                                                           Foto: A. Milosavljevic

2015                                                                                                                                                11
Die Professionalität einer Tänzerin

     graphen wie George Balanchine, Hans van Manen, Nacho             Bei unserem nächsten Auftreten werde ich ein Debut in
     Duato und vielen anderen. Wir tanzen auch Stücke, die            Concertante von Hans van Manen haben und ich möchte
     für uns kreiert werden und bekommen so Gelegenheit,              so perfekt wie möglich tanzen, auch wenn das bedeutet,
     direkt mit Choreographen zusammenzuarbeiten und neue             nach den Proben noch weiter alleine im Ballettsaal zu ar-
     stilistische Richtungen kennenzulernen.                          beiten.
     Auch die Atmosphäre ist anders als in der Ballett-Aka-           Gelegentlich dürfen wir morgens mit der Kompagnie und
     demie. Ich verstehe mich immer noch sehr gut mit vielen          erfahreneren Tänzern trainieren, das gibt uns die Möglich-
     Freunden aus meinem Jahrgang dort; wir konnten uns un-           keit, viel von ihnen zu lernen. Auf einer eher praktischen
     tereinander messen und vergleichen – das finde ich wich-          Ebene entspricht das ein wenig dem Lernen in der Schu-
     tig; nun aber setzen wir uns vor allem mit uns selbst aus-       le. Wir müssen jetzt mehr Verantwortung für uns selbst
     einander und bemühen uns, unser Bestes zu geben, uns             übernehmen. Es braucht Zeit, all diese Veränderungen
     immer weiter zu verbessern. Da wir als Team arbeiten,            zu verstehen und manchmal ist das auch schwierig, aber
     bemühen wir uns um einen gemeinsamen Spirit.                     wenn man diszipliniert und hart arbeitet, dann sieht man
     Mein größter Fortschritt ist wohl ein größeres Selbstver-        auch das Ergebnis!
     trauen, das ich aus den vielen Auftritten auf unterschied-       Wir trainieren täglich und bemühen uns, das Publikum
     lichsten Bühnen gewonnen habe. Ich habe einfach mehr             in jeder Aufführung in den Bann zu ziehen – deshalb lade
     Erfahrung und weiß besser, wie es sich anfühlt, auf der          ich Sie, die Sie gerade diesen Beitrag lesen, herzlich dazu
     Bühne zu stehen. Das ist eine große Verantwortung und            ein, die Studierenden der Ballett-Akademie und der Junior
     ich nehme das sehr ernst – ich bemühe mich sehr, die             Company in einer unserer Matineen im Nationaltheater
     bestmögliche Aufführung zu geben. Das ist es wohl, was           im April dieses Jahres zu besuchen!
     Professionalität bedeutet.
                                                                                                                                    Isidora Markovic

     Isidora Markovic und Simon Jones in der Choreographie Love Therapy von David N. Russo

                                                                                                                      Die von Isidora Markovic
                                                                                                                      genannten Aufführungen
                                                                                                                      finden am 19. und 26.4.2015
                                                                                                                      im Nationaltheater statt,
                                                                                                                      tel. Vorverkauf nur über die
                                                                                                                      Heinz-Bosl-Stiftung, Herzog-
                                                                                                                      str. 3, Rgb., 80803 München,
                                                                                                                      Tel. 089 / 33 77 63.
                                                                                                                      Schriftliche Bestellungen
                                                                                                                      werden vorrangig bearbeitet:
                                                                                                                      Fax 089 / 33 77 65 oder tickets@
                                                                                                                      ballettstiftung-heinz-bosl.de
                                                                                             Foto: A. Milosavljevic

                                                                                                                                                   Foto: A. Milosavljevic

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Theater München
  Foto: Hochschule für Musik und                                                       Ferienbetreuungsprogramm
                                                                                     Wissenschaft                 TUM / HMTM
                                                                                                  und Praxis – lebensnahe Lehre

Die jungen Teilnehmer präsentieren ihren Eltern beim Abschlusskonzert die Ergebnisse der Workshops.

                                   Ferienbetreuungsprogramm TUM / HMTM
                                        Pilotprojekt und Wegweiser für die Zukunft

Die Projektgruppe »Kinderbetreuung und familienfreundliche            Büro, um die Projektwoche zu planen, Details abzustim-
Hochschule« der Hochschule für Musik und Theater München              men und über die praktische Umsetzung unserer Ideen zu
setzt sich seit ihrer Gründung 2012 erfolgreich für familienfreund-   sprechen. Dabei war Xenia Bühler, die uns mit ihrer en-
liche Strukturen innerhalb des Hochschulbetriebs ein. Studieren-      ormen praktischen Erfahrung viele wertvolle Tipps geben
den und Mitarbeitern soll es erleichtert werden, den Hochschul-       konnte, eine große Hilfe.
alltag mit der Gründung einer Familie oder der Wahrnehmung            Am Ende gelang es, in unserem Angebot einen kleinen –
familienbezogener Verpflichtungen zu vereinbaren.                      natürlich unvollständigen – Querschnitt durch das Hoch-
Eines der erklärten Ziele – eine Ferienbetreuung für Schul-           schulleben abzubilden. Wir sind sehr dankbar für das
kinder – ist seit 2013 durch eine Kooperation mit dem Famili-         außerordentlich große Engagement der Mitwirkenden aus
enservice der Technischen Universität umgesetzt worden.               allen Bereichen der Hochschule: Familie Novak-Wilming-
                                                                      ton (Dora, Danae, Dario) bot während der Projektwoche
Vom 11. bis 14. August 2014 fand nun erstmals in den Räu-             täglich ein reichhaltiges Programm mit Jazz Dance, Chor-
men der HMTM ein einwöchiges Workshop-Programm für                    singen und Flamenco an. Dabei wurden den Kindern zum
Schulkinder statt, das ab jetzt in ähnlicher Form jedes Jahr          Teil komplexe Choreographien vermittelt. Die Orgel im
zu Beginn der Sommerferien angeboten werden soll. Im                  Konzertsaal wurde den Kindern von Angela Metzger auf
Gegenzug dürfen die Kinder von Angehörigen der HMTM                   hochsympathische und anschauliche Art vorgeführt und
zu den üblichen Tarifen der Kooperationspartner an den                erklärt. Wolfram Winkel leitete einen beeindruckenden
bestehenden Programmen der TUM-Ferienbetreuung teil-                  und mitreißenden Percussion-Workshop. Waltraud Lehner
nehmen. Diese finden in den Oster-, Pfingst-, Sommer- und               und Doris Heinrichsen stellten virtuos und einfühlsam ein
Herbstferien statt. Unser Haus leistet also bisher nur einen          kleines Improvisationstheater auf die Beine. Um die Kinder
kleinen Beitrag, um an einem erfolgreichen, bereits etablier-         morgens wach zu machen, studierten Mark Pogolski und
ten Projekt partizipieren zu können. Im Zuge des erklärten            ich zu Beginn jedes Tages mit ihnen Gruppenimprovisati-
Ziels der Familienfreundlichkeit will sich die HMTM in                onen über Kinderlieder ein.
diesem Bereich zukünftig verstärkt engagieren.                        Am Abschluss unserer Woche stand ein kleines Konzert
Die Organisation der Projektwoche lag in den Händen                   vor den Eltern und Angehörigen der Kinder, bei dem die
von Stephanie Hartkopf (HMTM) und Xenia Bühler                        erarbeiteten Klang- und Tanz-Ergebnisse der einzelnen
(TUM.Family). Es sollte ein Ferienprogramm werden, das                Projekte zum Besten gegeben wurden.
dezidiert Themen in den Mittelpunkt stellt, die charakte-             Am Ende stand für uns fest: Ein Weniger darf es nicht
ristisch für unsere Hochschule sind. Da wir vorher keine              geben! Wir, die wir mitgewirkt haben, empfanden die Pro-
Erfahrung in diesem Bereich hatten, war die Planung recht             jektwoche als große Bereicherung. Die Möglichkeit, bei
zeitintensiv und aufwändig.                                           den Kindern vielleicht eine kleine musische Saat zum Blü-
Der harte Kern unserer Gruppe traf sich seit Anfang 2014              hen gebracht zu haben, trägt uns alle und macht auch in
circa einmal pro Monat frühmorgens in Frau Hartkopfs                  der Erinnerung diese Woche zu etwas Einzigartigem. Wir

2015                                                                                                                               13
Ferienbetreuungsprogramm TUM / HMTM

                                                                                                  Eine sehr nette und höchst lebendige Gruppe stellte mit un-
                                                                                                  serer Hilfe eine Woche lang die Hochschule auf den Kopf –
                                                                                                  großer Spaß für alle!
                                                                                                         Wolfram Winkel (Percussion-Workshop »RängDängDäng –

                                                                 Foto: Hochschule für Musik und
                                                                                                                            wir spielen unseren eigenen Groove!«)

                                                                                                  Die Bereitschaft unserer Professoren, Dozenten und Lehrbeauf-

                                                                 Theater München
                                                                                                  tragten, die Projektwoche inhaltlich zu unterstützen, war sehr
                                                                                                  groß. Das hat die Organisation enorm erleichtert. Am Ende
                                                                                                  war es schön zu sehen, wie begeistert die Kinder auf die Viel-
                                                                                                  falt der Angebote reagiert haben.
                                                                                                                                                Stephanie Hartkopf
     Beim Percussion-Workshop wird auch mal zu ungewöhn-                                                  (Organisation und Leitung Projektgruppe Kinderbetreuung)
     lichen Instrumenten gegriffen.
                                                                                                  Ich erinnere mich sehr gerne an die Augustwoche zurück!
                                                                                                  Es hat viel Spaß gemacht, mit den Kindern auf spielerische,
     freuen uns über alle KollegInnen, die bereit wären,                                          improvisatorische Weise Musik zu machen. Die Zusammen-
     sich beim nächsten oder übernächsten Mal gemein-                                             arbeit mit den Kollegen bei der Vorbereitung und Durchfüh-
     sam mit uns zu engagieren!                                                                   rung des Sommerkurses war auch äußerst angenehm und
                                   Prof. Markus Bellheim                                          bereichernd!
                                                                                                       Mark Pogolski (Organisation der Projektwoche und Workshop
     Bei der Orgelführung im Großen Konzertsaal herrschen keine                                                                »Improvisation, Singen, Musizieren«)
     Berührungsängste zwischen den Kindern und der »Königin
     der Instrumente«.                                                                            Super Organisation und tolle Kids, die vom Zaubergarten
                                                                                                  über die Jamsession, von Zirkusartisten über Slalom auf Kü-
                                                                           Theater München
                                                              Foto: Hochschule für Musik und

                                                                                                  chentüchern bis zum Ausrutschen auf der Bananenschale
                                                                                                  und dem Wettlauf der Tiere alles mit geballter Energie mit-
                                                                                                  gemacht haben.
                                                                                                                                          Prof. Waltraud Lehner
                                                                                                                        (Workshop »Impro-Musik-Theater für Kids«)

                                                                                                  Das vertraute Ambiente der Arcisstraße wurde durch die leb-
                                                                                                  haften Kinder ganz neu wahrgenommen. Die Arbeit mit ihnen
                                                                                                  hat großen Spaß gemacht und am Ende der Woche glänzten
                                                                                                  die jungen Teilnehmer mit einer wirklich beeindruckenden
                                                                                                  Show – ich freue mich schon auf das nächste Mal!
                                                                                                        Dora Novak-Wilmington (Dora Novak-Wilmington und ihre
                                                                                                    Kindern Danae [17] und Dario [15] leiteten Workshops im Bereich
                                                                                                                        Flamencotanz, Jazz Dance und Chorsingen.)

                                                                                                  Mein Sohn war bei der Teilnahme erst fünf, aber die musi-
                                                                                                  kalische Woche hat ihm so gut gefallen, dass er regelmäßig
                                                                                                  fragt, wann sie wieder stattfindet. Sowohl die Betreuung als
     Projektgruppe »Kinderbetreuung und                                                           auch das angebotene Programm haben mich so begeistert,
     Familienfreundliche Hochschule«                                                              dass ich sogar unseren Urlaub um das Angebot herumplanen
     Kontakt:                                                                                     würde. Ganz großes Lob an alle Beteiligten – mein Sohn hat
     Stephanie.Hartkopf@hmtm.de oder                                                              sich sehr wohlgefühlt.
     Kathrin.Zeitler@hmtm.de                                                                                                  (Mutter eines Workshop-Teilnehmers)
     Tel. 089 / 289-27441 oder -27412
     Weitere Informationen:                                                                       Am meisten gefreut habe ich mich über die schier unerschöpf-
     www.musikhochschule-muenchen.de / Hochschulpro-                                              liche Wissbegierde und Offenheit der Kinder. Nachdem ich
     fil / Kinderbetreuung                                                                         ihnen ein Scherzo auf der Orgel vorgespielt hatte, meinte ein
     Termine der Ferienbetreuung                                                                  Mädchen: »Das klingt ja gar nicht kirchlich!«
     www.diversity.tum.de / familie / ferienbetreuung / be-                                                  Angela Metzger (Orgelführung im Großen Konzertsaal)
     wegte-tum-ferien-muenchen /

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Mehr als nur ein Überbrückungsjahr

                   Mehr als nur ein Überbrückungsjahr
            FSJ Kultur an der Hochschule für Musik und Theater München

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein Freiwilligendienst,    Als FSJ-ler haben wir in Bayern außerdem Anspruch auf
den junge Menschen nach Vollendung ihrer Schulzeit ver-           25 sogenannte »Bildungstage«. Diese bestehen haupt-
richten können. Kulturell interessierte Freiwillige können sich   sächlich aus den vier FSJ-Seminaren. Zu diesen fahren
auch für ein FSJ Kultur entscheiden. Dabei arbeiten sie –         wir mit anderen Freiwilligen jeweils eine Woche in ein
anstatt in einer sozialen – in einer kulturellen Einrichtung.     Jugendheim, lernen uns gegenseitig besser kennen und
Ein FSJ Kultur dient nicht nur zur beruflichen Orientierung:       tauschen Erfahrungen aus. Auf den Seminaren setzen wir
Die Freiwilligen können sich ausprobieren, ihre Stärken und       uns neben Themen wie »Identität« oder »Heimat« auch
Schwächen eruieren und charakterlich wachsen. 2014 / 15           mit berufsnahen Inhalten wie »Projektmanagement« aus-
hat die Hochschule erstmals zwei Plätze angeboten, die an         einander.
Emily Selmeczi und Fabian Carl gingen. Fabian berichtet von       Wir freuen uns sehr, einen international angesehenen
den Erfahrungen im FSJ Kultur.                                    Kulturbetrieb wie die Hochschule für Musik und Theater
                                                                  sinnvoll personell ergänzen und unterstützen zu können.
Die Hochschule für Musik und Theater bietet in den                Viele Erlebnisse werden wir niemals vergessen. Sei es das
Standorten Arcisstraße und Gasteig jeweils eine FSJ-Stelle        Erstellen eines kleinen Imagefi lms als Projekt für das Insti-
an. Wir hatten das große Glück, für diese Stellen ausge-          tut für Kulturmanagement oder die Bauprobe für »Figaro«
wählt zu werden. Aber was genau machen wir als FSJ-ler            in der Reaktorhalle: An der Hochschule für Musik und
an der Musikhochschule eigentlich?                                Theater können wir ein beeindruckendes Maß an Kreati-
Das FSJ Kultur an der Musikhochschule besticht vor                vität nicht nur sehen, sondern auch aktiv miterleben.
allem durch die Bandbreite der Aufgaben, die uns FSJ-             Letzten Endes ist es aber die tägliche Arbeit mit unseren
lern übertragen werden. Zum Alltag gehören in beiden              Kolleginnen und Kollegen, den Studierenden und Do-
Einsatzstellen das Gestalten von Plakaten und das Set-            zenten, die uns antreibt und uns motiviert, jeden Tag neue
zen von Programmen. In der Arcisstraße kommen auch                Herausforderungen anzugehen.
noch Abenddienste in der Reaktorhalle und im Großen
Konzertsaal hinzu sowie die zeitweilige Betreuung der                                                               Fabian Carl
Abendkasse, Kartenverkauf, CD-Verkauf und Raumver-
mietungen. Die Arbeit im Gasteig ist primär durch die
Unterstützung der Studiengangskoordination des Master-            Emily Selmeczi und Fabian Carl, FSJ 2014 / 2015
studiengangs »Kultur- und Musikmanagement« geprägt.
Dazu zählen unter anderem die Aktualisierung der Home-
page und der Facebookseite sowie die Vorbereitung von
Lehrveranstaltungen.
Der Alltagstrott wird immer wieder angenehm aufgelo-
ckert: Mal unterstützt man das Jazz Institut bei Versand-
aktionen, dokumentiert ein Konzert fotografisch, hilft im
Tonstudio aus oder plant eine Exkursion der Studierenden.
Langweilig wird das FSJ an der Musikhochschule also nie.
Das FSJ Kultur ist eine Win-Win-Situation: Die Hochschu-
le profitiert von unserer Arbeitskraft und wir Freiwillige
erlernen viele neue Kompetenzen, die uns im Berufsleben
sicher hilfreich sein werden. Neben dem professionellen
Umgang mit Computerprogrammen gehören dazu auch
Selbstorganisation und effektive Teamarbeit.
Besonders spannend ist das FSJ-Projekt, das jeder Frei-
willige in Eigenregie selbstbestimmt durchführt. An der
Musikhochschule waren das bisher z. B. die Programmie-
rung eines neuen CD-Verwaltungs-Programms oder die
Betreuung der Kinderuni inklusive Organisation einer
Vorlesung.

2015                                                                                                                              15
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