Aufwertung des Fließgewässers Else im Siedlungsraum von Bünde - Tapper & Schroer 1979, 46 - Meier 1996, 6
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Tapper & Schroer 1979, 46 Aufwertung des Fließgewässers Else im Siedlungsraum von Bünde Meier 1996, 6
Aus Gründen einer besseren Lesbarkeit dieser Projektarbeit werden in den folgenden Beschreibungen die männlichen Begriffsformen verwendet. Es wird darauf hingewiesen, dass jegliche personen- bezogenen Bezeichnungen geschlechtsneutral zu verstehen sind.
Fakultät AuL Master Landschaftsarchitektur und Regionalentwicklung Projekt „Schwerpunktsetzung“ - WS 2017/18 - Betreuer: Prof. Dr. Henrik Schultz Alexandra Peitsch 778661 Stephanie Opp 603884
Hochwasserschutz und Gewässergüte jedoch nicht rechtzeitig erfüllen und ste- Bürgerforum, dass die Einwohner sich die spielen heutzutage bei der Stadt- und Frei- hen nun zunehmend unter Druck. Für die bessere Erlebbarkeit der Else wünschen raumplanung eine zentrale Rolle, da die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (Stadt Bünde 2017a). Zustände der Gewässer sich größtenteils wurde die Frist bis zum Jahr 2027 verlän- Diese Projektarbeit soll folglich den fol- in einem schlechten Zustand befinden. gert, was jedoch auch ein baldiges Han- genden Fragen nachgehen: Zur Verbesserung der Gewässerzustände deln erfordert (Das Europäische Parlament & und für die Minderung der Hochwasser- Der Rat der Europäischen Union 2000 & 2007). - Wie kann der Fluss Else im städtischen Be- risiken wurden dementsprechend zwei reich von Bünde aufgewertet werden? europäische Richtlinien verabschiedet Die Projektarbeit „Else Erleben – Aufwer- – zum einen die Wasserrahmenrichtlinie tung des Fließgewässers Else im Sied- - Welche Maßnahmen wären unter Be- (WRRL) und zum anderen die Hochwas- lungsraum von Bünde“ schließt an diese rücksichtigung der Europäischen Wasser- serrisikomanagement-Richtlinie (HWRM- Problematik an und hat die Entwicklung rahmen- und der Hochwasserrisikoma- RL) (Umweltbundesamt 2014). eines Konzepts zur ökologischen und ge- nagement-Richtlinie erfolgversprechend? stalterischen Aufwertung des genann- Die Umsetzung der Maßnahmen zur Erfül- ten Fließgewässers in Bünde zum Ziel. Als - Wie kann ein besseres Bewusstsein und lung dieser gesetzlichen Vorgaben sollte Untersuchungsgebiet wurde der Bereich eine erhöhte Wertschätzung für die Else bis zum Jahr 2015 erfolgen. Viele Kreise nahe des Stadtzentrums ausgewählt. Erst bei den Bürgern der Stadt Bünde geschaf- und Kommunen konnten die Vorgaben kürzlich (04.10.2017) ergab ein örtliches fen werden?
Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 4 3 Konzept 46 1.1 Untersuchungsgebiet 4 3.1 Typen 48 1.2 Zielsetzung 6 3.2 Maßnahmen 50 1.3 Interessen der Stadt Bünde und deren Bürger 7 3.3 Akteure 60 1.4 Gesetzliche Grundlagen 8 3.4 Umsetzung 64 2 Analyse 10 4 Fazit 74 2.1 Historie der Stadt Bünde 10 2.2 Flächennutzung 12 5 Literaturverzeichnis 78 2.3 Schutzgebiete 14 2.4 Lärm 16 2.5 Gewässersystem Else 18 2.5.1 Eigenschaften 18 2.5.2 Historie 20 2.5.3 Gewässerzustand und -struktur 24 2.5.4 Überschwemmungsgebiete 28 2.5.5 Querprofile 30 2.6 Atmosphäre 32 1
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Untersuchungsgebiet 5 Abb. 2: Bünde um 1880 (Meier 1996, 11) 10 Abb. 3: Zigarrenmacherinnen in der Filiale einer Bünder Firma (Tapper & Schroer 1979, 110) 10 Abb. 4: Tabakspeicher (Müller 2003, 20) 10 Abb. 5: Wappen (Meier 1996, 10) 11 Abb. 6: Flächennutzung im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 13 Abb. 7: Schutzgebiete im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 15 Abb. 8: Lärmpegel im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Kreis Herford 2014) 17 Abb. 9: Einzugsgebiet Weser inkl. Planungsgebiet (bearbeitet nach NordNordWest 2011) 19 Abb. 10: Unbegradigte Else (Tapper & Schroer 1979, 39) 20 Abb. 11: Historischer Verlauf der Else M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 21 Abb. 12: Historie der Else 22 Abb. 13: Überschwemmung 1928 (Tapper & Schroer 1979, 42) 23 Abb. 14: Arbeiten am Flussbett (Tapper & Schroer 1979, 42) 23 Abb. 15: Flussbadeanstalt Bünde - Ennigloh (Tapper & Schroer 1979, 47) 23 Abb. 16: Gewässerzustände in Bünde (bearbeitet nach Wittler 2017) 25 Abb. 17: Grad der Veränderungen der Else im urbanen Gebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 26 Abb. 18: Überschwemmungsgebiete M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 29 Abb. 19: Querprofil im Stadtgebiet 30 Abb. 20: Querprofil im Landschaftsschutzgebiet 31 Abb. 21: Querprofil im Naturschutzgebiet 31 Abb. 22-27: Impressionen der Vor-Ort-Begehungen in Bünde 33 Abb. 28: Erster Atmosphären-Abschnitt 34 Abb. 29-34: Impressionen des Landschaftsschutzgebiets 35 Abb. 35: Zweiter Atmosphären-Abschnitt 36 Abb. 36-41: Impressionen der Brücken zu den Schutzgebieten 37 Abb. 42: Dritter Atmosphären-Abschnitt 38 2
Abb. 43-48: Impressionen des urbanen Bereichs im Westen 39 Abb. 49: Vierter Atmosphären-Abschnitt 40 Abb. 50-55: Impressionen der Brücken im urbanen Bereich 41 Abb. 56: Fünfter Atmosphären-Abschnitt 42 Abb. 57-62: Impressionen des urbanen Bereichs im Osten 43 Abb. 63: Sechster Atmosphären-Abschnitt 44 Abb. 64-69: Impressionen zum Naturschutzgebiet im Osten 45 Abb. 70: Verortung der Typen M.: 1:10.000 49 Abb. 71: Flussweite 50 Abb. 72: Szenenwechsel 51 Abb. 73: „Berme“ in der Flussstadt 52 Abb. 74: Querprofil der „Berme“ 53 Abb. 75: Querprofil des „Flussstrands“ 54 Abb. 76: „Flussstrand“ 55 Abb. 77: Flusszone 56 Abb. 78: Stadtinseln 57 Abb. 79: Querprofil der Stadtinseln 57 Abb. 80: Umweltbilder 58 Abb. 81: Querprofil mit Kiesbänken 59 Abb. 82: Akteure 61 Abb. 83: Schema GEK (Flussgebiete NRW 2018) 65 Abb. 84-86: Impressionen von „ELSErleben“ 76 3
1 Einführung Einleitend sollen das Untersuchungsgebiet und die Zielsetzung dieser Projektarbeit kurz vorgestellt werden. Außerdem werden die Interessen der Stadt Bünde und deren Bürger sowie der rechtliche Rahmen erläutert. 1.1 Untersuchungsgebiet Als Standort wurde die Stadt Bünde gewisse Zugänglichkeit für Fußgänger ner näheren Umgebung. Innerhalb des (Westf.) ausgewählt. Dort leben derzeit und Fahrradfahrer wurde bereits in Form Untersuchungsgebiets lassen sich meh- rund 47 500 Einwohner (Stadt Bünde 2017b), von ufernahen Wegen geschaffen. Dies rere unterschiedliche Strukturen ausma- was den Ort zu einem urbanen Siedlungs- stellt eine wichtige Voraussetzung dar, chen. So ist beispielsweise ein Großteil raum macht, der im Rahmen dieser Pro- da der zeitliche Rahmen zur Bearbeitung der Else im Stadtzentrum stark begradigt, jektarbeit größenmäßig zu überblicken des Projekts begrenzt ist (Müller 2013, 13). während das Fließgewässer im Osten und zu analysieren ist. mäandrierend durch ein Naturschutz- Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich gebiet verläuft. Diese unterschiedlichen Mitten durch den Stadtkern verläuft der von der Überquerung der Levisonstraße räumlichen Strukturen, die sich dennoch Fluss Else, welcher sich durch eine Bifurka- über die Else im Westen bis einschließlich alle in der Nähe des Ortskerns befinden, tion nahe dem Ort Gesmold (Melle) von zur Elsemühle im Osten (Abb. 1). Im Fo- schaffen für die Bearbeitung des Gebiets dem Flusslauf der Hase abspaltet. Eine kus steht das Fließgewässer inklusive sei- einen zusätzlichen Reiz. 4
1.2 Zielsetzungen Die Projektarbeit „ELSErleben – Aufwer- - Wie kann der Fluss Else im städtischen Be- - Wie könnten gestalterische Impulse für tung des Fließgewässers Else im Siedlungs- reich von Bünde aufgewertet werden? den Uferbereich aussehen? raum von Bünde“ hat die Entwicklung eines Konzepts zur ökologischen und ge- - Welche Maßnahmen könnten einen Bei- - Welche Akteure spielen eine Rolle? stalterischen Aufwertung der ufernahen trag zur Verbesserung des ökologischen Bereiche im Untersuchungsgebiet zum Zustands der Else leisten? - Wie realistisch wäre die Umsetzung des Ziel. Hierzu sollen mehrere konzeptionelle erarbeiteten Konzepts? Maßnahmen entwickelt werden. Diese - Wie kann ein besseres Bewusstsein und sollen die Else für die Bürger erlebbarer eine erhöhte Wertschätzung für die Else - Welche Maßnahmen wären unter Be- gestalten. bei den Bürgern der Stadt Bünde geschaf- rücksichtigung der europäischen Richtlini- Generell soll in dieser Projektarbeit den fol- fen werden? en möglich? genden Fragen nachgegangen werden: 6
1.3 Interessen der Stadt Bünde und deren Bürger Um das Ergebnis dieser Projektarbeit mög- Die Ergebnisse der zwei Interviews bildeten fiziell zur Verfügung gestellt und sind für jeden lichst attraktiv und realistisch zu gestalten, schließlich die Basis für das entwickelte Kon- zugänglich (Stadt Bünde 2017a). sind die Interessen der Stadt Bünde und de- zept im Rahmen dieser Projektarbeit. ren Bürger zentral. Daher wurden unter an- In dieser Ergebnisdokumentation werden die derem zwei Interviews mit Mitarbeitern der Die Interessen der Einwohner Bündes konn- Wünsche der Bürger in Bezug auf die zukünf- kommunalen Behörde durchgeführt (Müller ten durch die Ergebnisse eines aktuellen Bür- tige städtische Entwicklung von Bünde auf- 2017, Wittler 2017). gerforums im Rahmen einer Neuaufstellung geführt. Die Ausgestaltung des Uferbereichs des Innenstadtkonzepts (ISEK) von Bünde er- der Else wird dabei des Öfteren aufgeführt. Zuvor wurde ein Fragenkatalog ausgearbei- fasst werden. Diese Veranstaltung fand am Allgemein ist auch davon die Rede, die „Else tet, der die verschiedensten Themenfelder 04.10.2017 statt und war für die Öffentlichkeit besser erlebbar [zu] machen“ (Stadt Bünde in Bezug auf diese Projektarbeit beinhaltete. zugänglich. Die Ergebnisse wurden später of- 2017a, 6). 7
1.4 Gesetzliche Grundlagen Für das Projekt, die Else erlebbarer zu gestal- Beide Richtlinien überschneiden sich teil- güter der Umwelt mit dem Schwerpunkt ten, müssen insbesondere folgende gesetz- weise und sind daher in gewisser Weise zu- Gewässer. Allerdings besitzt jede Richtlinie liche Rahmenbedingungen berücksichtigt sammenhängend zu verstehen. Daher fal- ihren eigenen Fokus (Das Europäische Parla- werden: zum einen die Europäische Wasser- len auch die terminlichen Fristen meistens ment & Der Rat der Europäischen Union 2000 & rahmenrichtlinie (WRRL) und zum anderen zusammen. Aktuell stehen die europäischen 2007). die Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie Staaten unter Druck, um die Fristen einzuhal- (HWRM-RL) (Das Europäische Parlament & Der ten. Diese wurden bereits bis zum Jahr 2027 Die WRRL geht von dem folgenden Grund- Rat der Europäischen Union 2000 & 2007). verlängert. Sowohl die WRRL, als auch die satz aus: HWRM-RL beziehen sich auf die Schutz- 8
„Wasser ist keine übliche Handelsware, 2000 verabschiedet. Sie beinhaltet vor mit potenziellen Hochwassern. Sie bietet sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, allem Aspekte in Bezug auf den Schutz „einen Rahmen für die Bewertung und verteidigt und entsprechend behandelt und der Verbesserung der europäischen das Management von Hochwasserrisiken werden muss“ (Das Europäische Parlament & Gewässerzustände. Jegliche Verschlech- zur Verringerung der hochwasserbeding- Der Rat der Europäischen Union 2000, 2). terungen schließt das Gesetz aus (Das Eu- ten nachteiligen Folgen auf die menschli- ropäische Parlament & Der Rat der Europäischen che Gesundheit, die Umwelt, das Kulturer- Diese Feststellung trat bereits Ende der Union 2000). be und wirtschaftliche Tätigkeiten in der 1980er Jahre in die Köpfe der Menschen. Gemeinschaft“ (Das Europäische Parlament Die WRRL wurde dennoch erst im Jahr Die HWRM-RL beschäftigt sich hingegen & der Rat der Europäischen Union 2007, 3). 9
2 Analyse Die Analyse bildet die Grundlage für die Erarbeitung des Konzepts. Daher sollen mehrere Aspekte wie zum Beispiel die Flächennut- zung oder die Atmosphäre des Untersuchungsgebiets detailliert betrachtet werden. 2.1 Historie der Stadt Bünde Aufgrund von fruchtbaren Böden haben König Ludwig dem Deutschen vom Bis- zucht (Abb. 2). Mit der Zeit siedelten sich sich schon früh Menschen im Bereich tum Osnabrück gelöst und der Reichsab- mehrere Webereibetriebe in dem Ort der heutigen Stadt Bünde angesiedelt. tei Herford geschenkt wurde (Meier 1996, an, die jedoch Mitte des 19. Jhd. unren- Die ersten urkundlichen Aufzeichnungen Werre-Wasserverband 2002). tabel wurden. Während der Industriali- stammen aus dem Jahr 853 n. Chr. und Ursprünglich war Bünde eine Ackerbür- sierung entwickelte sich Bünde als wich- bestätigen, dass die dortige Kirche von gerstadt mit viel Landwirtschaft und Vieh- tiger Standort der Zigarrenindustrie und Abb. 2: Bünde um 1880 (Meier 1996, 11) Abb. 3: Zigarrenmacherinnen in der Filiale Abb. 4: Tabakspeicher (Müller 2003, 20) einer Bünder Firma (Tapper & Schroer 1979, 110) 10
bot damit neue Verdienstmöglichkeiten nabrück und Löhne möglich. Dies führte maligen, leer stehenden Fabrikgebäude für die verarmte Bevölkerung (Meier 1996, schließlich dazu, dass sich bis zu 196 Zigar- abgerissen. Lediglich der Tabakspeicher Müller 2003a). renfabriken (1956) in Bünde angesiedelt (Abb. 4) ist bis heute erhalten geblieben hatten (Tapper & Schroer 1979, Meier 1996, (Meier 1996, Müller 2003a). In Bünde herrschten optimale Bedingun- Stadt Bünde o. J.). gen für die Zigarrenindustrie. Es gab en- Trotz dieser historischen Entwicklung gilt gagierte Arbeitskräfte, die gleichzeitig Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bünde nach wie vor als Zigarrenstadt. In- günstig waren und gute Fingerfertigkei- Zigarre allmählich von der Zigarette ab- zwischen haben sich genügend andere ten durch die Tätigkeiten in den Weberei- gelöst. Die Folge waren zahlreiche Indus- Industrie- und Gewerbebetriebe im Ort en mitbrachten (Abb. 3). Außerdem war trieruinen in der Stadt Bünde - vor allem niedergelassen, um der Bevölkerung Ar- eine günstige Rohtabakzulieferung durch im Bahnhofsviertel. Schließlich wurden beit zu geben (Tiemann 2003). die Eisenbahnverbindung zwischen Os- in den 1970er und 80er Jahren alle ehe- Historische Einwohnerzahlen: Sage um die Entstehung des Namens 1740: 466 „Bünde“: 1763: 481 Einst ersuchte der britische König Unter- 1783: 636 stützung bei den Stämmen der Angeln 1787: 616 und Sachsen für seinen Feldzug gegen 1819: 931 die Schotten. Er verhandelte dazu mit 2003: ca. 46 000 den zwei Herzögen Hengist und Horsa und bot ihnen Siedlungsmöglichkeiten (Meier 1996, 17) an. Die zwei Herzoge schlossen darauf- hin einen „Bund“ und gaben dem auser- wählten Ort diesen Namen. Nach dieser Sage wurde 1892 auch das Wappen der Stadt Bünde (Abb. 5) designt (Meier 1996, Stadt Bünde o. J.). Abb. 5: Wappen (Meier 1996, 10) 11
2.2 Flächennutzung Die Flächennutzung im Untersuchungsge- Westlich der Ortslage der Stadt Bünde die anliegenden Ortschaften dar. Die biet lässt sich grob in sechs verschiedene befindet sich eine ausgedehnte Wiesen- anliegende Bebauung rückt dicht an das Kategorien einteilen. Die Abb. 6 zeigt den landschaft mit angrenzenden landwirt- Gewässer heran. Weiterhin sind mehrere Flussverlauf der Else und die Lage der vor- schaftlich genutzten Flächen. An den Straßenzüge im Siedlungsbereich auszu- handenen Gebäude und Anlagen. Ufern im urbanen Gebiet lassen sich zu- machen, in denen sich vorrangig Einzel- sätzlich (potenzielle) Erholungsflächen handel angesiedelt hat. Die Auswirkungen auf die Qualität der ausmachen, die meistens in Form von Strukturgüte im Umfeld werden jedoch Grünflächen vorliegen (Werre-Wasserver- Generell bezieht sich ein Großteil der Flä- maßgeblich durch die Art und Intensität band 2002). chennutzung auf das Wohnen. Die Sied- der Nutzung bestimmt. Die direkte Umge- lungen liegen jedoch vermehrt in einem bung der Else besteht aus ausgewiese- Südlich der Else exisitiert ein größerer Be- gewissen Abstand zum Ufer. In direkter nen Schutzgebieten. Im östlichen Umland reich, der für Sport- und Freizeitaktivitä- Nähe herrscht vermehrt eine Freizeit- und (Naturschutzgebiet „Elseaue“) dominiert ten zur Verfügung steht. Einen weiteren Erhohlungsnutzung vor sowie extensive die extensive Grünlandbewirtschaftung. Schwerpunkt der Umfeldnutzung stellen Grünlandnutzung. 12
Wohnnutzung Sport/Freizeit Einzelhandel Schutzgebiete/Flussaue Erhohlungsflächen Landwirtschaft Abb. 6: Flächennutzung im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 13
2.3 Schutzgebiete Innerhalb des Untersuchungsgebiets las- Flussverlauf im urbanen Bereich und das ist das Vorkommen von zwei FFH-Arten sen sich insgesamt drei verschiedene unbebaute Gebiet im Südwesten (Wer- nach Anhang II der FFH-Richtlinie (Grop- Schutzgebiete ausmachen (Abb. 7). Im re-Wasserverband 2002). pen und Steinbeißer). Als vorrangiges Ziel nordwestichen Bereich des Kartenaus- wird die Optimierung der Lebensraum- schnitts befindet sich ein Wasserschutz- Geschützt werden sollen dabei insbeson- qualitäten für den Steinbeißer aufge- gebiet, das sich bis zum Bünder Bahnhof dere die artenreichen, naturnahen Berei- führt. Für diesen sind sandige bis feinkie- erstreckt. In diesem Gebiet befindet sich che der Laubwälder auf den Randstrei- sige Substrate als Habitat von Bedeutung hauptsächlich Wohnnutzung. fen der Siek- und Bachtäler, die feuchten (Werre-Wasserverband 2002). Brach- und Grünlandflächen sowie die Das Umland der Else westlich der Stadt Fließgewässer mit ihren Lebensgemein- Im Osten des Untersuchungsgebiets be- Bünde ist Teil des Landschaftsschutzge- schaften. Damit ist „[d]er Gewässerlauf findet sich das seit 1995 bestehende biets „Ravensberger Hügelland“. Der Be- der Else [...] im Rahmen der Flora-Fau- Naturschutzgebiet „Elseaue“. Dieses ori- reich im engeren Umfeld der Else gehört na-Habitat (FFH)-Richtlinie der EU als entiert sich am Flussverlauf der Else (ca. außerdem zum Teilschutzgebiet „Tal- und schutzwürdiges Gebiet in die Schutzge- 5 km der Laufstrecke) und schließt die Sieksystem des Ravensberger Hügel- bietsliste aufgenommen worden“ (Wer- größeren umliegenden Grünflächen mit landes“. Dies umfasst den kompletten re-Wasserverband 2002, 59). Grund hierfür ein. 14
Naturschutzgebiet Landschaftsschutzgebiet Wasserschutzgebiet Abb. 7: Schutzgebiete im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 15
2.4 Lärm Für die in Abb. 8 aufgezeigten Lärmpegel erhöhte Messwerte ausmachen (Kreis Her- überquerenden Brücken festgestellt. wurden diverse Messungen in bestimm- ford 2014). ten Gebieten durchgeführt und anschlie- Insgesamt wird deutlich, dass in Bezug ßend ausgewertet. Es fällt auf, dass vor In Bezug auf die Else lassen sich keine auf Lärm ein gewisses Verbesserungspo- allem Hauptstraßen- und Schienenwe- verallgemeinernden Zusammenhänge tenzial in der Stadt Bünde besteht. Dies ist ge die höchsten Lärmpegel aufweisen. zwischen dem Flussverlauf und ähnlicher vor allem auf die größeren Verkehrsinfra- Auch in der näheren Umgebung dieser Lärmpegel erkennen. Es wurden jedoch strukturelemente zu beziehen, aber auch Verkehrsinfrastrukturelemente lassen sich leicht erhöhte Werte im Bereich der fluss- für alle weiteren Stadtgebiete relevant. 16
> 55 db(A) > 65 db(A) > 75 db(A) Abb. 8: Lärmpegel im Untersuchungsgebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Kreis Herford 2014) 17
2.5 Gewässersystem Else Das Gewässersystem Else nimmt die zentrale Position in der Analyse ein. Daher sollen im Folgenden unter anderem die Eigenschaf- ten, die Gewässerstruktur und die Überschwemmungsgebiete der Else näher beleuchtet werden. 2.5.1 Eigenschaften Geographisch befindet sich die Else zwi- des Weserberglandes gehört zur Fließge- Aus der historischen Betrachtung der schen dem Teutoburger Wald und dem wässerlandschaft des schwach-karbo- Laufentwicklung geht hervor, dass ein zu- Wiehengebirge. Sie entspringt aus der natischen Deckgebirges. Dieses ist durch meist mäandrierender Verlauf im Bereich Else-Hase-Bifurkation nahe Gesmold und eine Vielzahl von mesozoischen Sedi- der durchgehend gefällearmen Else-Nie- fließt von Westen nach Osten. Nach etwa mentgesteinen geprägt (Werre-Wasserver- derung als natürliche Laufform festzustel- 35 km mündet die Else in die Werre und ist band 2002). len ist. Das Gefälle der Else liegt auf der dem Flusseinzugsgebiet der Weser (Abb. gesamten Strecke des Untersuchungsge- 9) zuzuordnen (Werre-Wasserverband 2002, Seit dem Jahr 2001 liegt für Nord- bietes bei ca. 1 %o. Die Else ist somit als Müller 2003b). rhein-Westfalen neben den Typologien kiesgeprägter Fluss des Deckgebirges für die kleinen und mittelgroßen Fließge- einzustufen. Dies entspricht der Charak- Die Else besitzt ein oberirdisches Einzugs- wässer auch eine landesweit gültige Fluss- terisierung nach LAWA (Bund/Länder Ar- gebiet von 412 km². 190 km² liegen hierbei typologie für die mittelgroßen bis großen beitsgemeinschaft Wasser) eines karbo- in Niedersachsen und 222 km² in Nord- Fließgewässer vor. Die Flusstypen werden natischen, fein- bis grobmaterialreichen rhein-Westfalen. Dabei kommt dem Kreis differenziert nach dem Sohlsubstrat, der Mittelgebirgsflusses (Werre-Wasserverband Herford ein sehr großer Flächenanteil zu. Hydrologie sowie unterschiedlichen Aus- 2002, ELWAS-WEB 2017). Das Gewässersystem der Else sowie das prägungen von Lauftyp und Windungs- gesamte Ravensberger Hügelland als Teil grad (Werre-Wasserverband 2002). Insgesamt gilt die Else als nahezu durch- 18
gehendes Staugewässer. Dies liegt an den zahlreich vorhandenen Stauwehren. Zwei davon befinden sich in Kirchlengern, eine ist die Elsemühle in Bünde (befindet sich im Naturschutzgebiet) und das Ni- enburger Wehr liegt westlich von Bünde (Werre-Wasserverband 2002, Wittler 2017). Der Rückstau der Elsemühle wirkt sich gravierend auf die Abflussverhältnisse und damit auf die gesamte natürliche Flussentfaltung im Oberlauf der Else aus. Somit wird die natürliche Dynamik des fließenden Wassers gebremst. Ein Fehlen des Stauwerks würde jedoch einen Ver- lust der Else bedeuten bzw. ein Schrump- fen dieser auf eine Breite von 1,20 m bis 1,80 m (Wittler 2017). Bei der Neuen Else handelt es sich um ein künstlich angelegtes Gewässer mit einer Länge von 2,65 km. Sie „zweigt unmittel- bar oberhalb des Anstaus durch das Ni- enburger Wehr [...] von der Else ab und mündet [im Westen des Untersuchungs- gebiets dieser Projektarbeit] wieder ein“ (Werre-Wasserverband 2002, 6). Sie wurde als Else-Umflut für die Nienburger Mühle Abb. 9: Einzugsgebiet Weser inkl. Planungsgebiet (bearbeitet nach geschaffen (Werre-Wasserverband 2002). NordNordWest 2011) 19
2.5.2 Historie Die Else-Werre-Niederung wurde vor al- renden Überschwemmungen in Bünde Kosten, die die Anwohner und Landwirte lem durch die letzte Eiszeit vor 10-12.000 (Abb. 13). Dies war zudem der Grund, tragen sollten (Tapper & Schroer 1979, Mei- Jahren beeinflusst. Zahlreiche Bäche und weshalb schon erstmals 1878 über diesen er 1996, Werre-Wasserverband 2002, Müller Flüsse strömten damals mit hohen Fließ- Eingriff nachgedacht wurde. Gescheitert 2003b). geschwindigkeiten in die Talaue und war der Entwurf schließlich an den hohen prägten dadurch den heutigen Gewäs- Im Rahmen der Arbeiten zur Elseregulie- serlauf (Werre-Wasserverband 2002). rung wurde das Fließgewässer begradigt und das Flussbett vertieft und verbrei- Eine Übersicht über den historischen Ver- tert (Abb. 14). Mit diesem Eingriff ver- lauf der Else ist in Abb. 11 dargestellt. Da- lor die Stadt Bünde das Steg-, Ufer- und bei handelt es sich nicht um den natürli- Fischrecht (Tapper & Schroer 1979, Meier chen Zustand, aber um einen nur gering 1996). beeinflussten Flussverlauf. Für den Hochwasserschutz wurde zudem Bevor die Else im Jahr 1928 reguliert wur- der Elsedamm in einem Teilabschnitt ge- Abb. 10: Unbegradigte Else (Tapper & de (Abb. 10), kam es häufig zu verhee- Schroer 1979, 39) baut. Dennoch kam es auch nach der El- 20
Abb. 11: Historischer Verlauf der Else M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 21
Naturschutz- gebiet unter Betreuung der Biologischen Sta- tion Ravensberg seit 1993 1995 Pläne aus Elseaue unter finanziellen Naturschutz Gründen auf- gestellt gegeben 1980er 1969/70 Begradigung Else östlich von Kirch- eines Teilstücks lengern bis zur Werre im Westen begradigt; letzte Teilstre- cke zwischen Bünde und 1934 Kirchlengern sollte folgen 1929 Stadt Bünde enteignete die Elsedamm wurde benötigten Flächen und be- als Promenade gann mit den Regulierungs- eingeweiht arbeiten 1928 Erste Pläne zur 1926 Regulierung Pläne lebten wieder auf, da die der Else Regulierungsarbeiten in Melle 1900 Bünde unter Zugzwang stellten Abb. 12: Historie der Else 22
seregulierung noch gelegentlich zu Über- Else existierten. Das erste Naturschwimm- schwemmungen in Bünde (Meier 1996, bad befand sich am sogenannten „Kuh- Werre-Wasserverband 2002). damm“ und verschwand im Rahmen der Elseregulierung (Tapper & Schroer 1979). Unter Umständen war dies die Folge der „massive[n] Laufverkürzung der Else um Im Jahr 1928 wurde „[b]eim Zusammen- über 6,5 km [als] Folge [d]er Vielzahl von fluss der Alten und Neuen Else [...] die wasserbaulichen Veränderungen“ (Wer- ‚Flussbadeanstalt Bünde - Ennigloh‘ ge- re-Wasserverband 2002, 22). gründet“ (Tapper & Schroer 1979, 45). Die- Abb. 14: Arbeiten am Flussbett (Tapper & se bot erneut die Möglichkeit, in der Else Eine weitere Begradigung eines Teilstücks Schroer 1979, 42) schwimmen zu können (Abb. 15). Auf- erfolgte im Jahr 1934. Der Eingriff in die grund eines Streits der beiden betreiben- letzte Teilstrecke wurde jedoch aus finan- Im Jahr 1995 wurde die Elseaue schließ- den Städte um die Kosten musste die ziellen Gründen nie durchgeführt (Wer- lich unter Naturschutz gestellt und befin- Badeanstalt jedoch wieder geschlossen re-Wasserverband 2002). werden (Tapper & Schroer 1979). det sich bis heute unter der Betreuung der Biologischen Station Ravensburg (Werre-Wasserverband 2002). Eine Überischt über die Historie der Else im vergangenen Jahrhundert ist in Abb. 12 zu finden. Weiterhin ist in der Geschichte von Bün- de auffällig, dass einst Badeanstalten mit Gelegenheiten zum Schwimmen in der Abb. 13: Überschwemmung 1928 (Tapper Abb. 15: Flussbadeanstalt Bünde - Ennig- & Schroer 1979, 42) loh (Tapper & Schroer 1979, 47) 23
2.5.3 Gewässerzustand und -struktur Die Zustände der Gewässer in Bünde In Abb. 16 ist deutlich zu erkennen, dass sehr deutlich. Dargestellt sind die Grade wurden im Rahmen einer umfangreichen alle Gewässer im Bünder Stadtgebiet der Veränderungen der Else im Vergleich Untersuchung letztmals im Jahr 2010 er- entweder kritisch oder mäßig belastet zum natürlichen und ursprünglichen Ver- fasst. Die Else hat ein großes Einzugsge- sind (II-III). Damit gelten die Gewässer lauf des Fließgewässers. Selbst innerhalb biet und nimmt direkt oder über ihre Zu- zwar nicht als stark verschmutzt, dennoch der Schutzgebiete im Osten und Westen flüsse die gereinigten Abwässer mehrerer liegt eine nicht zu vernachlässigende Be- von Bünde gibt es Teilabschnitte der Else, kommunaler Kläranlagen auf. Des Wei- lastung vor. die als übermäßig geschädigt eingestuft teren beeinflussen Abschwemmungen worden sind. Nahezu das gesamte Fließ- aus landwirtschaftlichen Nutzflächen die Wie stark die Else in ihrer Struktur im urba- gewässer im Untersuchungsgebiet gilt als Wasserqualität. nen Bereich wirklich über die Jahre hin- beeinträchtigt (Werre-Wasserverband 2002). weg geschädigt wurde, zeigt die Abb. 17 24
Else Abb. 16: Gewässerzustände im Bünder Stadtgebiet (bearbeitet nach Wittler 2017) 25
übermäßig geschädigt sehr stark geschädigt stark geschädigt deutlich geschädigt mäßig beeinträchtigt gering beeinträchtigt nicht bis sehr gering beeinträchtigt Abb. 17: Grad der Veränderungen der Else im urbanen Gebiet M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 26
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Zustände laut WRRL das Jahr 2027. die Else im urbanen Gebiet unter den die WRRL in Bünde Anwendung finden Gesichtspunkten der europäischen Richt- muss. Die Gewässerzustände liegen in ei- Unter Umständen könnte durch die Rea- linien aufzuwerten. Ausgewählte Maß- nem Bereich, der optimierungsfähig ist. lisierung der Ergebnisse dieser Projektar- nahmen könnten dazu führen, dass das Somit gilt auch für die betroffenen Ge- beit ein Beitrag zur Umsetzung der WRRL geschädigte Fließgewässer wieder in ei- wässer als Frist für die Verbesserung der geleistet werden. Das Ziel ist es nämlich, nen naturnäheren Zustand versetzt wird. 27
2.5.4 Überschwemmungsgebiete In der Abb. 18 sind die Überschwemmungs- Nördlich der Levisonstraße sind sowohl auf der Technik entsprechen. Die Krone hat kein gebiete des Untersuchungsraums darge- der nordöstlichen Seite Gebäude im un- einheitliches Niveau, um ein Extremereignis stellt. Die Darstellung zeigt die Situation des geschützten Vorland gefährdet, als auch abzuwehren. HQ100-Hochwassers. Der erste Abschnitt mit Gewerbeobjekte, die im Bereich Ernst-Reu- gefährdeten Objekten liegt gegenüber der ter-Straße, Tonstraße und Elsedamm liegen. Um die hochwertige Bebauung nördlich der Elsemühle im Bereich der Kläranlage. Das 100-jährige Hochwasser überflutet die Levisonstraße zu schützen, sollten der Else- Deiche und führt zu außerordentlichen Schä- damm und die daran angrenzende Sach- Im Bereich der Hauptstraße Wasserbreite den in den dahinter liegenden Bereichen. senstraße auf ein einheitliches, hochwasser- spiegelt sich der Hochwasserstand über ein freies Niveau gebracht werden. Einschließlich einmündendes Nebengewässer hinter der Si- Bei den vorhandenen Deichen handelt es Freibord sind Aufhöhungen zwischen 0,5 m cherheitslinie wider. Des Weiteren ist das Un- sich um alte Hochwasserschutzeinrichtun- und 1,1 m erforderlich (Werre-Wasserverband tergeschoss des Rathauses gefährdet. gen, die nicht mehr den anerkannten Regeln 2002). 28
te erbrei Wass Levisonstraße Abb. 18: Überschwemmungsgebiete M.: 1:10.000 (bearbeitet nach Wittler 2017) 29
2.5.5 Querprofile Innerhalb des Untersuchungsgebiets lassen Dies zeigt, dass besonders in diesem Teil des sich zusammenfassend drei verschiedene Gewässers größere Maßnahmen stattgefun- charakteristische Querprofile ausmachen. den haben, wodurch ein naturfernerer Zu- Dabei fällt auf, dass die Flusssohle im urbanen stand der Else herbeigeführt wurde (Wittler Bereich eine klare Trapezform besitzt (Abb. 2017). 19). Dichte Gewerbe- und Siedlungsstruk- turen erschweren eine Optimierung der Gewässeraue. Eine Einfassung des Ge- wässers in ein doppeltrapezförmiges Bett prägt das Bild der Else. Beidseitig davon befindet sich eine befestigte Uferprome- nade in Form von Deichbauwerken. Das Gewässer erreicht im Innenstadtbereich eine Breite von 20 – 30 m. Westlich vom Innenstadtraum am Landschaftsschutz- gebiet begrenzt der Elsedamm den Au- enbereich. Abb. 19: Querprofil im Stadtgebiet 30
Abb. 20: Querprofil im Landschaftsschutzgebiet C:\Users\Stephanie\Desktop\projekt\querprofile.dwg Die Querprofile in den westlicheren (Abb. 20) und östlicheren (Abb. 21) Bereichen sind im Vergleich zur Flusssohle im Innenstadtraum etwas naturbelassener. Besonders die Fluss- sohle im Naturschutzgebiet wurde vermehrt der natürlichen Entwicklung überlassen (Witt- ler 2017). Abb. 21: Querprofil im Naturschutzgebiet 31
2.6 Atmosphäre Der Begriff „Atmosphäre“ ist verschiedenen anschaulich darzustellen (Böhme 1995). meisten Vor-Ort-Begehungen fanden zu Be- Wissenschaften zuzuordnen, wobei er un- ginn dieser Projektarbeit statt, um die Atmo- terschiedliche Bedeutungen besitzt. So be- Es ist zu beachten, dass sämtliche atmo- sphäre noch ohne genauere Hintergrundin- schreibt die Atmosphäre in den Naturwissen- sphärische Wahrnehmungen nur subjektiv formationen über den Ort wahrzunehmen. schaften beispielsweise eine Gasschicht mit erfolgen können. Daher kann es kein allge- lebenswichtigen Funktionen, die die Erde meingültiges und objektives Analyseergebnis Aufgrund der Größe des Untersuchungsge- umgibt (Böhme 1995, Technische Universität Braun- für die Atmosphäre geben. Weiterhin beein- biets konnten mehrere verschiedene Atmo- schweig o. J.). flussen Aspekte wie die Wetterverhältnisse, sphären ausgemacht werden. Insgesamt Jahres- und Tageszeit die atmosphärische lassen sich alle ähnlichen Eindrücke großflä- Für diese Projektarbeit soll die Atmosphäre Wahrnehmung. chiger zusammenfassen. allerdings eher nach dem ästhetischen bzw. philosophischen Ansatz analysiert werden. Als Methode wurde die Vor-Ort-Begehung Um besser auf das Projektziel - nämlich die Hierbei liegt der Fokus auf den hervorgerufe- angewandt. Um ein möglichst umfassendes Else erlebbarer zu gestalten - hinzuarbeiten, nen Gefühle und Emotionen von Individuen Bild des Untersuchungsgebiets zu erhalten, werden die verschiedenen Atmosphären an bestimmten Orten. Es soll versucht wer- wurde der Uferbereich der Else inklusive sei- der sechs Abschnitte aus der Sicht des Flus- den, das Untersuchungsgebiet diesbezüglich ner näheren Umgebung mehrmals und zu ses beschrieben. zu analysieren und die Ergebnisse möglichst verschiedenen Tageszeiten besucht. Die 32
Abb. 22-27: Impressionen der Vor-Ort-Begehungen in Bünde 33
Abb. 28: Erster Atmosphären-Abschnitt Es ist still. Nicht einmal das Rauschen von flie- schmelzen kann. Gerne würde ich mich ihr liche Treiben und Fließen, doch manchmal ßendem Wasser erfüllt das umliegende Grün. noch weiter annähern, doch mein Flussbett sehne ich mich danach, meiner wilden See- Wenige Vögel zwitschern. Ich spüre, wie die gibt mir meinen Weg vor. Nur selten kann ich le freien Lauf lassen zu können. Das Wasser Birke ihr Geäst in mich hineinhält. Es ist ange- mich daraus befreien und das umliegende spielen zu lassen und meine Umwelt zu um- nehm, ein paar Bewegungen wahrzuneh- Grün mit meinem Wasser überfluten. garnen – so wie ich es möchte. Dennoch bin men. Gelegentlich bemerke ich, dass ein ich schon durch ungemütlichere Orte geflos- Tier sich anschleicht und den Kontakt zu mir Trotz der gelegentlichen Annäherungsversu- sen. Von daher möchte ich mich nicht be- sucht. Ich genieße diese Momente, in denen che diverser Lebewesen ist es sehr ruhig hier. schweren… ich mit meiner Umgebung agieren und ver- Zum einen mag ich die Ruhe und das gemüt- 34
Abb. 29-34: Impressionen des Landschaftsschutzgebiets 35
Abb. 35: Zweiter Atmosphären-Abschnitt Der Geräuschpegel verändert sich. Ich sehe, Obwohl ich mich hier nicht allzu wohl füh- bett nur mit einigen wenigen Wassertropfen dass ich mich einer Brücke nähere. Mit ei- le, fällt mir auf, dass ich endlich einen klei- vielleicht verlassen zu können, bereitet mir nem lauten Brummen passiert ein Auto das nen Zugang zu meiner Umgebung ergattern Freude. Bauwerk der Menschen. Mein Flussbett wird kann. Die Böschungen lösen sich für einen ein bisschen schmaler. kurzen Moment am Seitenrand auf und er- Schade, dass ich den Gedanken schnell wie- möglichen mir einen Blick auf das Festland. der verdrängen muss, da mich die Verände- Ich habe etwas Mühe, all mein Wasser dort Es sieht nicht unbedingt einladend aus, aber rung der Umgebung nun ablenkt und meine hindurchzuzwängen. Unter der Brücke wird die Vorstellung über diesen Weg Kontakt mit volle Aufmerksamkeit erhält. es dunkler und kühler. meiner Umwelt zu bekommen und das Fluss- 36
Abb. 36-41: Impressionen der Brücken zu den Schutzgebieten 37
Abb. 42: Dritter Atmosphären-Abschnitt Meine Umgebung hat sich mit einem Schlag mir das Gefühl geben, als ob ich eingesperrt Was wäre es schön, wenn die Menschen ei- komplett verändert. Die Verbindung zum wäre. Menschen schauen auf mich hinab. nen Kontakt zu mir aufbauen könnten. Dann Ufer lässt nach und entwickelt sich in die ge- Sie scheinen sich zu freuen, mich zu sehen. könnten wir uns gegenseitig besser kennen- genteilige Richtung. Auch ich bin ihnen nicht abgeneigt, nur lernen und ich würde mich nicht mehr so mag ich es nicht, mich eingezwängt zeigen einsam fühlen. Diese Möglichkeit bleibt mir Steile Böschungen engen mein Flussbett ein zu müssen. Ich wünschte mir, ich könnte mei- leider verwehrt. Stattdessen fließe ich pflicht- und geben mir kaum Luft zum Atmen. Am nen Charme spielen lassen und mich mehr gemäß die begradigte Strecke entlang und oberen Rand befinden sich Gemäuer, die als wilder Fluss präsentieren. kann nur auf baldige Veränderung hoffen. 38
Abb. 43-48: Impressionen des urbanen Bereichs im Westen 39
Abb. 49: Vierter Atmosphären-Abschnitt Während ich mich durch die Stadt Bünde es ist gerade noch ertragbar. Zum Glück lich jeder mal. Dennoch bin ich jedes Mal zwänge, unterfließe ich ab und zu eine Brü- sind die Brücken nicht allzu lang und ich bin froh, wenn ich wieder unter einer Brücke hin- cke. Alle diese Bauwerke werden von den schnell darunter hindurch. durch geflossen bin und die Sonne mich im Transportmitteln der Menschen genutzt. Da- Idealfall wieder begrüßt. Mit der neu gewon- durch wird es besonders an diesen Stellen Ein Vorteil bietet sich mir aber: Ich kann dann nenen Energie kann ich mich dann wieder immer etwas lauter. immer kurz durchatmen und mich vor den meinem Umfeld widmen und die zahlreichen neugierigen Blicken der Festlandbevölke- Lebewesen im Wasser und an den Ufern mit Das finde ich ziemlich unangenehm, aber rung verstecken. Eine Pause braucht schließ- meiner Anwesenheit erfreuen. 40
Abb. 50-55: Impressionen der Brücken im urbanen Bereich 41
Abb. 56: Fünfter Atmosphären-Abschnitt Mitten im Ort verschwinden die begrenzen- nen kurzen Augenblick wieder tief Luft holen Zugegebenermaßen ist auch das durch den den Mauern endlich und gehen in einen of- und durchatmen. Die grünen, flachen Ebe- Deich nur begrenzt möglich. Dennoch füh- fenen Uferweg über. Die Böschungen blei- nen neben meinem Flussbett fühlen sich so le ich mich hier wieder etwas wohler. Jetzt ben bestehen, bloß sind die Abhänge nicht nah an, als könnte ich sie an meinen besten müsste ich nur noch mehr mäandrieren und mehr allzu steil. Tagen einfach und schnell einnehmen. Ich mein Wasser wild spielen lassen, dann wäre liebe das Gefühl, das Flussbett zu verlassen dieser Ort wirklich gar nicht so schlecht für Dies gibt mir das Gefühl, als könnte ich für ei- und mich frei entfalten zu können. mich. 42
Abb. 57-62: Impressionen des urbanen Bereichs im Osten 43
Abb. 63: Sechster Atmosphären-Abschnitt Ich verlasse den engen Raum von Bünde nach links. Es macht Spaß, mich wieder frei- Ich habe das Gefühl, als könnte ich jeder- wieder und bin eigentlich ganz froh, mich er bewegen zu können. Es ist zwar recht ru- zeit in meine Umgebung steigen und fließen. auch mal vor den neugierigen Blicken der hig und auch einsam hier, aber auf meinem Dem ist zwar nicht ganz so, da mein Was- Menschen verstecken zu können. Endlich Weg begegne ich genügend Lebewesen, serstand ja vom Niederschlag abhängig ist, darf ich wieder durch die wilde Natur fließen. die mir den Tag versüßen. Des Öfteren muss aber dieses Gefühl beflügelt mich. Endlich ich sogar wachsam sein, da gelegentlich kann ich wieder mehr ich sein: die Else. Ich lenke nach links und rechts und wieder Äste und Totholz in mein Wasser ragen. 44
Abb. 64-69: Impressionen zum Naturschutzgebiet im Osten 45
3 Konzept Aufbauend auf der Analyse wurde ein Kon- Eine naturnahe Entwicklung im Innenstadt- Untergrund. Demnach bedeutet der Schutz zept entwickelt, das verschiedene Maßnah- bereich ist aufgrund des stetigen Nutzungs- eines ausreichenden Kieslückensystems die men innerhalb des Untersuchungsgebiets drucks schwierig. Zudem ist die Else aufgrund Sicherung dieser geschützten Art. Zudem beinhaltet. Diese Vorschläge sollen in die- eines geringen Eigengefälles von starken verringert ein zu hoher Sedimentaufbau die sem Kapitel näher erläutert und ausgeführt Sedimentationen geprägt. Dieser Effekt wird Wasseraufnahmekapazität im Hochwasser- werden. Thematisiert werden unter anderem durch die Elsemühle noch zusätzlich ver- fall. Eine naturnahe Entwicklung ist damit die Ideen zu den Maßnahmen und mögliche stärkt. Eine Öffnung bzw. Verbreiterung der nicht in dieser Form möglich, wie diese an Strategien zu deren Umsetzung. Auch die Ak- Fläche im Rahmen einer naturnahen Ent- Gewässern mit einer hohen Eigenströmung teure sollen in diesem Zusammenhang näher wicklung würde den Abfluss noch zusätzlich möglich wäre (Wittler 2017). beleuchtet werden. verlangsamen. Das Sediment setzt die kiesi- gen Hohlräume im Gewässergrund zu. Da- Die Deichbauwerke im Innenstadtbereich Das Konzept versucht alle betrachteten Fak- durch schwindet ein Habitat für die Kleinstle- bleiben demnach in dieser Form erhalten toren zu berücksichtigen und die best mögli- bewesen im Gewässerboden. wie sie zurzeit vertreten sind, um das Fließver- che Lösung für die Maßnahmen zur Aufwer- halten möglichst stabil halten zu können. tung der Else in Bünde zu finden. Auch der Steinbeißer benötigt den kiesigen 46
Der deutsche Rat für Landespflege geht je- Über den Strahlweg können biologische De- lichkeiten (Bayerisches Landesamt für Umwelt doch davon aus, dass auch optimierte Ge- fizite ausgeglichen werden. Die Ausdehnung 2011, Grünebaum et al. o. J.). wässerabschnitte als ein „Strahlursprung“ eines Strahlwegs ist bei der aktiven Migration dienen können, indem diese eine positive vor allem abhängig von dem artspezifischen Dieses Prinzip des deutschen Rats für Lan- Wirkung auf die benachbarten Gewässerab- Wanderungsverhalten der Organismen. Da- despflege wurde versucht in das erarbeite- schnitte haben. Diese Wirkung wird als Strahl- bei sind auch lokale Beeinträchtigungen aus- te Konzept zu integrieren. Unter Umständen wirkung bezeichnet (Kreis Herford 2012). schlaggebend, zum Beispiel Querbauwerke könnten die im Rahmen des Konzepts ent- oder betonierte Sohlen (Kreis Herford 2012). wickelten Maßnahmen als solche Strahlur- „Für die Erreichung des guten ökologischen sprünge fungieren. Dabei sollen die Strahlen Zustandes im Gesamtgewässer ist es nun- Eine Unterstützung der Strahlwirkung kann nicht nur der ökologischen Aufwertung die- mehr ausreichend, wenn das Gewässer aus über „Trittsteine“ erfolgen. Trittsteine kön- nen, sondern auch auf gestalterische Aspek- einer steten Abfolge von Strahlursprüngen nen beispielsweise verschiedene Strukturele- te ausgeweitet werden. Dadurch könnte die und Strahlwegen besteht“ (Kreis Herford 2012, mente mit guten Habitateigenschaften wie Strahlwirkung auch auf die Menschen über- 49). Totholz oder lokale Gewässeraufweitungen tragen werden, womit die Wertschätzung sein. Diese bieten Nahrungs- und Rastmög- der Else erhöht werden würde. 47
3.1 Typen Um sich dem Raum anzunähern, wurde Aus den erarbeiteten Maßnahmen wurden Flussweite: Landschaftsschutzgebiet im dieser im Rahmen der atmosphärischen charakteristische Bezeichnungen für die je- Südwesten Betrachtung in sechs verschiedene Typen weiligen Typen entwickelt. Die Namen sol- eingeteilt. Diese Einteilung blieb für die Erar- len dazu dienen, das Konzept einfacher Szenenwechsel: Brücken zwischen dem beitung der Maßnahmen erhalten. verständlich und greifbarer zu machen. Au- urbanen Bereich und den Schutzgebieten ßerdem soll eine Assoziation zwischen den Jeder Typ wurde nochmal separat be- Gebieten der Typen und den dazu ausge- Flussstadt: Urbaner Bereich im Kerngebiet trachtet und mitsamt der Analyseergebnis- wählten Maßnahmen hervorgerufen wer- se ausgewertet. Aus den gewonnenen Er- den. Teilweise sollen die Bezeichnungen der Flusszone: Innerstädtische Brücken kenntnissen wurden schließlich Maßnahmen Typen auch schon die Ziele der Eingriffe be- entwickelt (Kap. 3.2). Diese sollen als konzep- inhalten und verdeutlichen. Die Bezeichnun- Stadtinseln: Urbaner Bereich nahe der tionelle Vorschläge für die Aufwertung der gen/Namen der Typen - inklusive ihrer geo- Sport- und Erholungsanlagen Else in Bünde dienen. graphischen Einordnung - sind in Abb. 70 zu erkennen und lauten wie folgt: Umweltbilder: Naturschutzgebiet im Osten 48
Szenenwechsel Flusszone Flussstadt Stadtinseln Umweltbilder Szenenwechsel Flusszone Flussweite Abb. 70: Verortung der Typen M.: 1:10.000 49
3.2 Maßnahmen Flussweite Die Bezeichnung „Flussweite“ soll zum einen den Bezug zur Else herstellen und zum ande- ren die Bedeutung der großräumigen Grün- flächen herausstellen. Das Gefühl von Weite soll für den Betrachter/Nutzer an diesem Ort erhalten bleiben (Abb. 71). Das Landschaftsschutzgebiet bietet ausrei- chend Grünflächen zur Naherholung, die zur- zeit unter anderem von Hunden zusammen mit ihren Besitzern genutzt werden. Außer- dem existiert kein Nutzungsdruck in diesem Bereich, weshalb an dieser Stelle keine akti- ve Maßnahme im Fokus steht. Dieser Raum ist auch laut Wittler 2017 in dieser Form zufrie- Abb. 71: Flussweite 50
denstellend. Es erscheint jedoch sinnvoll, die Grünflächen möglichst selten zu mähen. Ins- besondere die Randstreifen an der Else sind von der Mahd auszusparen. „In Strahlursprüngen wird von einer Randstrei- fenbreite von ca. 10 m beidseitig ausgegan- gen. Im Bereich der schmaleren Bachober- läufe können aber auch bereits Randstreifen von ca. 5 m Breite ausreichend sein“ (Kreis Herford 2012, 49). Dieser Streifen soll der Eigenentwicklung des Gewässers dienen sowie als Pufferzone vor möglichem Stoffeintrag. Zudem kann die verstärkte Beschattung den Eutrophierungs- vorgang verringern bzw. einschränken. Eine zu starke Sauerstoffzehrung durch fehlende Abb. 72: Szenenwechsel Beschattung kann die Gewässergüte zusätz- lich vermindern (Reuvers 2011). Szenenwechsel Für die Brücken der Lettow-Vorbeck-Straße brachten Motive ein Bezug zur Else geschaf- Es können Raubäume und Totholz zugelassen und der Straße Am Brunnen ist an jeweils ei- fen werden. Gleichzeitig könnte der Raum werden. Diese schaffen strömungsberuhigte nem der Brückenpfeiler ein visueller Anreiz unterhalb der Brücke dadurch die Funktion Bereiche und erhöhen damit die Strömungs- vorgesehen, welcher auf die Else als stadt- als neuen Stadteingang bekommen und sei- varianz. Für den Betrachter/Nutzer besitzt die bildprägendes Merkmal einstimmen soll. Dies ne derzeitige Atmosphäre als verlassenen Fläche aber weiterhin die derzeitige Nutzung kann etwa in Form eines Graffiti umgesetzt Ort verlieren, der nur ungern von Menschen als „Hundewiese“. werden. In jedem Fall soll durch die ange- betreten wird. 51
Die Else zieht sich hinter diesen Brücken in Richtung der „Flussweite“ und der „Umwelt- bilder“ immer weiter aus dem Blickfeld des Betrachters zurück. Die Darstellung kann da- durch auf die dazwischenliegende Präsenz der Else im Innenstadtbereich aufmerksam machen und das Image des Flusses deutli- cher machen. Somit beginnt an diesen Stel- len die Präsenz der Else sowie der Stadt selbst. Es findet folglich ein „Szenenwechsel“ statt. In Abb. 72 ist exemplarisch eine historische Stadtsilhouette mit der Else als markantes Merkmal dargestellt. Hierbei handelt es sich lediglich um eine beispielhafte Darstellung. Sowohl das Motiv, als auch die Kunstform sind variabel. Die Entscheidung kann seitens der Stadt nach ihren Vorstellungen bespro- chen werden. Flussstadt Diese Maßnahme zielt auf eine Verbesse- rung der Fließgewässereigenschaften unter gleichzeitiger Aufwertung des Stadtbildes ab. Um dem innerstädtischen Charakter zu entsprechen, handelt es sich bei „Ber- Abb. 73: „Berme“ in der Flussstadt me“ um eine bauliche Maßnahme. Sie soll 52
den Zugang zum Wasser als ein deutlich er- wünschtes Handeln präsentieren. Um dem Bild der Kleinstadt und dem Anliegen nach mehr Naturnähe gerecht zu werden, soll die- ser Zugang nicht in Form einer bis zum Schluss ausgebauten Treppenanlage erfolgen (wie sie derzeit in vielen Städten praktiziert wird). Stattdessen sollen lediglich Sitzblöcke in den Hang des Deiches integriert werden, die ei- nen Zugang zum Wasser sowie zusätzliche Aufenthaltsqualität ermöglichen. Die Stadt erhält dadurch eine besondere Form der Ufertreppe. Der Zugang zum Wasser soll zu- sätzlich durch die Anlage einer Kiesberme erleichtert werden (Abb. 73). Abb. 74: Querprofil der „Berme“ Dieser „Ersatzauenraum“ kann zudem auch „Wenn aus hydraulischer Sicht eine Erhöhung nie verlaufen. Zusätzlich verengt die Berme viele der ökologischen Funktionen von Auen- der Rauhigkeit durch naturnahen Bewuchs den Wasserlauf an dieser Stelle und schafft räumen wieder aufnehmen. Darunter etwa im Gewässerprofil nicht oder nicht überall zu dadurch eine höhere Strömungsgeschwin- die Schaffung von Biotopen für auenspezifi- empfehlen ist, können die entstandenen Flä- digkeit und eine bewusste Veränderung der sche Arten durch die Erhöhung der Substrat- chen bei Niedrig- und Mittelwasser ebenso Strömungsvarianz der Else in diesem Bereich. vielfalt. Die Kiesberme zieht sich entlang der zum Zwecke der Naherholung für die Bevöl- Bermen können zudem als kleine Ersatzauen Else bis zum „Flussstrand“, um die derzeitig kerung als Zugang zum Wasser genutzt wer- dienen, indem sie etwa einen Teil des Sedi- wahrnehmbare Grenze des „naturnahen“ den“ (Werre-Wasserverband 2002, 79). ments halten und damit die Wasserqualität Bereichs nahe des Flussstrandes und dem ur- verbessern können. Das mögliche Querprofil banen Bereich mit der Elsemauer besser zu Zur Schaffung einer Flachwasserzone soll- ist in Abb. 74 dargestellt (Werre-Wasserver- verknüpfen und stärker als einen Raum wahr- te die Berme auf Höhe der Mittelwasserli- band 2002). nehmen zu können. 53
„Flussstrand“ beschreibt die Aufschüttung einer Sandbank auf das Deichvorland nahe der Bismarckbrücke (Abb. 75). Die Schaffung eines Strands an der Else soll ein Highlight bei der Aufwertung derselbigen sein. Der Strand soll dort platziert werden, wo derzeit die Altlastenfläche angrenzt (Abb. 76). Dies ist bewusst so gewählt, denn der Zugang zu dieser Fläche kann im Rahmen der Else-Auf- wertung geöffnet werden, um so den Fluss- strand auch als Teil der Else nutzen zu kön- nen. Zu prüfen wäre, inwieweit es möglich ist, mithilfe der Altlastenfläche einen flacheren Zugang zum Flussstrand zu schaffen und ei- nen Teil des Hangs bzw. der Hanghöhe über die Altlastenfläche zu öffnen. In diesem Zuge kann also zusätzlich die Altlastenfläche mit aufgewertet werden. Als mögliche Fläche wäre generell auch ein Bereich nahe dem Freibad denkbar, dort gäbe es aber nicht die Möglichkeit, die Höhe des angrenzen- den Deiches abzumildern. Der „Flussstrand“ soll an der Seite zur Bismark- brücke durch einige Gehölzpflanzungen (z. B. Eschen oder Weiden) vom angrenzen- Abb. 75: Querprofil des „Flussstrands“ den Verkehr lärmtechnisch und visuell ab- 54
geschirmt werden. Dabei ist darauf zu ach- ten, die Gehölze nicht zu nahe am Wasser zu pflanzen, um die Fließgeschwindigkeit der Else nicht durch Hindernisse im Flusslauf zu- sätzlich zu verlangsamen und den Hochwas- serschutz zu gefährden. Der Flussstrand dient für den Nutzer als Zu- gang zur Else, um diese für sich nutzbar zu machen. Dies soll die Wertschätzung für das städtische Fließgewässer erhöhen. Nach Wittler 2017 gibt es keine gesetzlichen Prob- leme für die Umsetzung dieser Maßnahme, die nicht im Zuge der Planung gelöst werden könnten. Sowohl die „Berme“, als auch der „Fluss- strand“ sollen die Else im Innenstadtbereich Abb. 76: „Flussstrand“ von Bünde mehr zugänglich und damit er- lebbarer gestalten. Um die Zentralität und für alle motorisierten Verkehrsteilnehmer. erhöhten Fußgängeraufkommen betroffen die Belebtheit dieses Kerngebiets herauszu- Denkbar wäre beispielsweise eine 20-Zone sein. Daher ist mit einem stärkeren Begeg- stellen, wurde die Bezeichnung „Flussstadt“ für die Brücken der „Flusszone“ (Abb. 77). nungsverkehr zu rechnen. zusammenfassend gewählt. Das vorrangige Ziel hierbei ist es, den Lärm zu reduzieren und einen möglichen Gefah- Der Flussraum der Else soll vermehrt als Erho- Flusszone renbereich abzumildern. Speziell die Bismar- lungsraum akzeptiert werden. Um dies zu er- Diese Maßnahme umfasst den Vorschlag ckbrücke könnte aufgrund der „Flussstadt“ reichen, ist eine Reduktion des Lärmpegels einer besonderen Geschwindigkeitszone mit dem nahegelegenen Strand von einem notwendig. Die Geschwindigkeitsbegren- 55
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