AUS DEM PFARRVERBAND OBERGIESING - Heilig Kreuz Königin des Friedens Sankt Helena - Erzbistum München
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1. JUNI BIS 30. NOVEMBER 2022 AUS DEM PFARRVERBAND OBERGIESING Heilig Kreuz Königin des Friedens Sankt Helena
Worte V iele Hunderte, ja Tausende benützen wir jeden Tag: „Worte“. Sie sind das Thema dieser Ausgabe unseres Pfarr- verbandsbriefes. Worte sind machtvoll, denn sie können ebenso ermutigen und aufbauen wie kritisieren und vernichten. Worte sind ein wesentlicher Teil unserer Kommunikation und damit ein Träger unseres Miteinanders und sie gestalten dieses im Guten wie im Bösen. Kürzlich hatte ich die Gelegenheit eine Pflegeschule zu besuchen. In einem Übungsraum versuchten sich Schüler*innen in Lagerung und Körperhygiene. Die Schulleitung erzählte danach die Regeln zum Feed- back: Die Gruppe darf soviel Positives zurückmelden wie sie möchte, aber es dürfen nur zwei negative Feedbacks dabei sein, denn das Negative wiege viel schwerer, und die Lernenden sollten ja moti- viert weitermachen. Worte können aufbauen oder verstören, gar beschämen. Sie können auch Wahrheit transportieren oder Lüge. Gerade erleben wir, wie mit dem Krieg in der Ukraine die Propaganda ihre Stun- de feiert. Egal, von welcher Seite etwas behauptet wird, es ist mit Vorsicht zu genießen. Wie heißt es doch: Im Krieg stirbt die Wahr- heit zuallererst. Die Frage, was oder wem wir glauben können, ist eine ständige Begleiterin. Die Rede von Fake News, das Meinungsge- wirr in den sozialen Netzen und nun noch die Kriegspropaganda. Das alles ist geeignet die Menschen zu verunsichern, und im Zweifel ist ge- nau dies gewollt. Auch Worte des Glaubens haben stets Zweifel ausgelöst. Thomas ist der bekannteste Zeuge dafür. Mir hilft es, wenn ich Worte und Taten von Heute mit dem Leben Jesu in Verbindung bringe. Das gibt mir eine Ori- entierung, was richtig oder falsch, hilfreich oder behindernd für mein Menschsein ist. Ich kann es allen empfehlen, die an Worten gerade ihre Zweifel haben. Viel Freude bei der Lektüre unseres neuen TRIALOGs wünscht Msgr. Engelbert Dirnberger Pfarrverbandsleiter
PFARRVERBAND EINE ANNÄHERUNG AN DAS GEHEIMNIS UNSERER MENSCHWERDUNG Und das Wort ist Fleisch geworden Diesen Satz aus dem Johannesevangelium haben wir schon oft gehört. Aber wie kann aus einem Wort eine Wirklichkeit werden? Welches Wort ist hier gemeint? Was sagt das über Jesus Christus? Und was bedeutet es für uns? „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter Diesem Gott sind wir nicht egal, er will mit diesem uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit ge- Leben zu tun haben und gibt sich selbst hinein. Und schaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Va- in Jesus ist uns damit eine Zusage und ein Vorbild ter, voll Gnade und Wahrheit.“ So steht es im soge- gegeben: Dass es nämlich gelingen kann und wie es nannten Johannesprolog, dem Vorwort also zum gelingen kann, als Mensch aus Gottes Geist zu leben. Evangelium nach Johannes; und so hören wir es jedes Das ist in seiner Bedeutung weit mehr als eine histo- Jahr am Weihnachtsfeiertag. Im Vergleich zur Kind- rische biologische Unmöglichkeit, und deshalb wer- heitsgeschichte bei Lukas mit ihren vertrauten Bil- den wir der Geschichte nicht gerecht, wenn wir sie dern wirkt der Johannesprolog wie eine Theologie in auf ihre vermeintlich wörtliche Deutung reduzieren. Gedichtform. Beide Evangelienanfänge haben ge- meinsam, dass sie die Besonderheit von Jesus be- Johannes und das Fleisch gewordene Wort schreiben wollen. Johannes beginnt sein Evangelium mit einem Ge- dicht über das Wort, das im Anfang schon war und das Lukas und die Geburt aus dem Geist bei Gott war und das Gott war. Im griechischen Ori- Der Evangelist Lukas erzählt eine ausführliche Kind- ginal steht „Logos“. Das wird übersetzt mit Wort, heitsgeschichte, um zu charakterisieren, wer dieser Rede, Sinn. In der antiken Philosophie ist der Logos Jesus war. Es geht dabei um das Verhältnis von Jo- das, was die Welt bis ins Letzte durchwirkt. Für die hannes und Jesus, es geht um seine einfache Herkunft, jüdischen Hörer*innen klingt darin die Weisheit an, und das stärkste Bild für die Besonderheit ist die die an vielen Stellen im Alten Testament auftaucht, Schwangerschaft Marias ohne das Zutun eines und die als das erste Geschöpf Gottes gilt, das bereits Mannes: „Heiliger Geist wird über dich kommen“, so bei der Schöpfung mitwirkt: Der Geist Gottes, der heißt es bei Lukas. Ein Mensch, der aus dem Geist über dem Wasser schwebt, und der sich offenbart, Gottes geboren ist, der also das Menschliche und das wenn Gott spricht: Es werde Licht! Göttliche in sich vereint. Das Wort, von dem Johannes spricht, ist also nicht ir- Das ist eine doppelte Botschaft an uns Menschen: gendein Zauberwort, sondern es ist der Geist Gottes,
4 PFARRVERBAND TRIALOG sein Wille zum Heil. Die Besonderheit der christ- Gegenteil; aber es zeigt, was der Mensch sein kann: lichen Botschaft ist, dass dieser Geist Gottes in einem nämlich mehr als ein biologisches Wesen, Produkt sei- Menschen offenbar wird, Gestalt gewinnt, spürbar ner Umstände, gefangen in Herkunft und geltenden und lebendig wird. Das Diesseitige und das Jenseitige, Strukturen: in der poetischen Sprache des Johannes: das Greifbare und das Unbegreifbare werden eins. Die „Nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Flei- Theologie nennt das die „Inkarnation des prä-exis- sches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus tenten Logos“: der Logos, der Geist Gottes, der schon Gott geboren“. Wahrscheinlich trifft man mit dieser vor aller Welt war, wird inkarniert, wörtlich: einge- Denkfigur auch den Sinn der Erzählung von der fleischt: Der Geist Gottes verkörpert sich in Jesus Jungfräulichkeit Marias am besten. Christus. Johannes geht aber noch einen entscheidenden Schritt weiter: Nicht nur Jesus ist in einer viel größe- Der Mensch: mehr als seine Herkunft ren Wirklichkeit beheimatet: „Uns allen gab er Macht, Das verleugnet nicht, dass Jesus ganz Mensch war, im Kinder Gottes zu werden“. Uns allen ist es möglich, Foto: Bildarchiv der Dombauhütte Köln Auf alten Gemälden der Verkündigung der Geburt Christi findet sich neben dem Engel oft ein Lichtstrahl, hier ergänzt mit einer Taube. Damit wird der Geist Gottes dargestellt, aus dem Jesus geboren wird. Maria wird dabei oft mit einer Bibel gezeigt: Das verweist darauf, dass es ein Akt des Glaubens ist, den Geist Gottes in sich aufzunehmen und Fleisch werden zu lassen.
TRIALOG PFARRVERBAND 5 uns größeren Wirklichkeiten zu öffnen und uns nicht uns aufgehen lassen, ein Wort, einen Satz, eine Wahr- aus unserer Herkunft, sondern aus unserer möglichen heit mit uns herumtragen und blühen lassen, bis es Zukunft zu bestimmen. uns ganz durchwirkt. Das braucht Zeit und ist nicht immer einfach, so wie Was verkörperst du? auch das Entschlüsseln eines Textes manchmal mühe- Die eigene Vergangenheit verkörpert jeder Mensch: voll ist; der Heilswille Gottes will immer neu verstan- In unseren Genen tragen wir unsere Vergangenheit den und übersetzt werden, er will immer wieder le- mit, die uns prägt; unser Körper zeigt die Haltung, die bendig werden. Je mehr wir spüren, was bei uns klingt wir erworben haben, und er trägt die Narben aus und uns zum Schwingen bringt, desto mehr wird sich manchen Ereignissen; unsere Gedanken und unser zeigen, welche Facette des Heilswillens Gottes sich in Weltbild speisen sich aus unseren Erfahrungen; und uns verkörpern könnte. Und so können auch wir bei so manchem Menschen hat sich die übliche Ge- mehr und mehr ganz Mensch werden. Gerhard Wastl fühlslage in die Gesichtszüge eingegraben. Manche Menschen betreten einen Raum, und die Stimmung verändert sich; bei man- ΚΑΤΑ ΙΩΑΝΝΗΝ chen fragt man sich: Wes Geistes Kind bist du? Die Grundeinstellung zum Leben wird Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ damit erfragt, die Absichten und Motive. θεὸς ἦν ὁ λόγος. οὗτος ἦν ἐν ἀρχῇ πρὸς τὸν θεόν. πάντα Wenn Johannes über Jesus sagt, dass sich in δι’ αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ χωρὶς αὐτοῦ ἐγένετο οὐδὲ ἕν. ὃ ihm der Geist Gottes verkörpert hat, dann γέγονεν ἐν αὐτῷ ζωὴ ἦν, καὶ ἡ ζωὴ ἦν τὸ φῶς τῶν zeichnet er ihn als einen Menschen, der sich ἀνθρώπων·καὶ τὸ φῶς ἐν τῇ σκοτίᾳ φαίνει, καὶ ἡ σκοτία für Gott geöffnet hat und der sich von sei- αὐτὸ οὐ κατέλαβεν. Ἐγένετο ἄνθρωπος, ἀπεσταλμένος nem Geist hat verändern lassen. Mensch wer- παρὰ θεοῦ, ὄνομα αὐτῷ Ἰωάννης·οὗτος ἦλθεν εἰς den ist damit ein Prozess: die Bestimmungen μαρτυρίαν ἵνα μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός, ἵνα πάντες seiner Herkunft zu befragen, manches davon πιστεύσωσιν δι’ αὐτοῦ. οὐκ ἦν ἐκεῖνος τὸ φῶς, ἀλλ’ ἵνα hinter sich zu lassen, sich zu orientieren an μαρτυρήσῃ περὶ τοῦ φωτός. Ἦν τὸ φῶς τὸ ἀληθινόν, ὃ größeren Wirklichkeiten, sich inspirieren zu φωτίζει πάντα ἄνθρωπον, ἐρχόμενον εἰς τὸν κόσμον. ἐν lassen, sich immer wieder zu verändern. Und τῷ κόσμῳ ἦν, καὶ ὁ κόσμος δι’ αὐτοῦ ἐγένετο, καὶ ὁ damit mehr und mehr Veranwortung dafür zu κόσμος αὐτὸν οὐκ ἔγνω. εἰς τὰ ἴδια ἦλθεν, καὶ οἱ ἴδιοι übernehmen, was wir verkörpern wollen. αὐτὸν οὐ παρέλαβον. ὅσοι δὲ ἔλαβον αὐτόν, ἔδωκεν αὐτοῖς ἐξουσίαν τέκνα θεοῦ γενέσθαι, τοῖς πιστεύουσιν Teil des Heiles sein! εἰς τὸ ὄνομα αὐτοῦ, οἳ οὐκ ἐξ αἱμάτων οὐδὲ ἐκ θελήματος „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, σαρκὸς οὐδὲ ἐκ θελήματος ἀνδρὸς ἀλλ’ ἐκ θεοῦ Kinder Gottes zu werden“. Laut Johannes ist ἐγεννήθησαν. Καὶ ὁ λόγος σὰρξ ἐγένετο καὶ ἐσκήνωσεν der Weg dazu, „ihn aufzunehmen“, diesen ἐν ἡμῖν, καὶ ἐθεασάμεθα τὴν δόξαν αὐτοῦ, δόξαν ὡς Foto: freepik Logos, dieses ewige Wort Gottes. Wie das μονογενοῦς παρὰ πατρός, πλήρης χάριτος καὶ ἀληθείας. geht? Vielleicht wie bei einem Gedicht: Hö- ren und wirken lassen; immer wieder neu le- sen und wirken lassen. Spüren, was uns an- Das Vorwort des Johannesevangeliums in griechischer Schrift: spricht. Immer wieder spüren, ob aus dem, Hier wird deutlich, dass sich ein Text nicht gleich von selbst was uns anspricht, ein Anspruch wird an uns, erschließt, Übersetzen, Deuten und Verstehen braucht. Das eine Bewegung, eine Motivation. Etwas in Gleiche gilt für den Versuch, den Willen Gottes zu begreifen.
6 PFARRVERBAND TRIALOG DIE KATHOLISCHE TELEFONSEELSORGE IST IMMER ERREICHBAR Ganz Ohr sein für mein Gegenüber Es ist ein Gesprächsangebot, das immer gilt: anonym und kostenlos.Tag und Nacht. Über das Reden und das Schweigen, über Grenzen, Scham und Entlastungen durften wir mit Ulrike Dahme sprechen, der stellvertretenden Leiterin der Münchner Telefonseelsorge. Wie kamen Sie zur Telefon- sie möchten z. B. eine wichtige seelsorge? Was war Ihr Motiv? Entscheidung mit uns durch- Ich kam 2011 ziemlich spontan sprechen; andere begleiten wir zur katholischen Telefonseelsor- oft viele Jahre, etwa weil sie mit ge in München. Im Ausbildungs- psychischen Erkrankungen bela- zentrum für Pastoralassistent* stet sind und als austherapiert Foto: Felikss Francer, fotostudio-francer.de innen war ich ausgemustert wor- gelten. Einsamkeit ist sicher ein den und die Telefonseelsorge fiel Riesenthema. Oft passiert es, mir quasi vor die Füße. Ich dach- dass sich das eigentliche Thema te mir: Was ich bin und habe, oder Bedürfnis erst im Lauf des kann ich auch unabhängig von Gesprächs zeigt; im Schutz der gewohnten kirchlichen Struk- Anonymität erfahren wir auch turen leben. schambehaftete Dinge. Können Sie das verwirklichen? Was hilft den Menschen, die Vom ersten Moment an habe ich bei Ihnen anrufen? mich wie der Fisch im Wasser gefühlt. Ich war einige Ganz Ohr zu sein, in diesem Augenblick, bei diesem Jahre rein ehrenamtlich dabei, mittlerweile bin ich Ratsuchenden, zuzuhören, zu würdigen, wie ein Stellvertreterin des Leiters. Mensch trotz schwerster Schicksalsschläge sein Leben Wer darf bei Ihnen anrufen? durchträgt. Manchmal denke ich, Menschen möchten Grundsätzlich darf jeder Mensch unabhängig von sei- in ihrer Würde gesehen werden. Vieles ist in ihrem ner Religionszugehörigkeit oder den persönlichen Leben zerbrochen, in ihrer Mitte aber gibt es einen Überzeugungen mit jedem Thema bei uns anrufen, unverletzbaren Kern, die Seele, den Funken Gottes. Es chatten oder mailen. Wir hören erstmal zu und wer- sind die besonderen Momente, wenn jemand mich ten nicht. Allerdings darf auch jede*r Berater*in eige- unverstellt und ehrlich ins Herz schauen lässt. Und ne Grenzen ziehen, etwa bei aggressiven Ratsuchen- ich bin überzeugt, dass solche Begegnungen auch den oder wenn der/die Berater*in die eigene mich über die Jahre verändert haben. Verletzlichkeit wahrnimmt, etwa weil eigene biogra- Haben Sie dabei „Zauberworte“, die immer wie- fische Erfahrungen wachgerufen werden. der helfen? Mit welchen Anliegen wenden sich die Menschen Zum Glück nicht! Wenn ich mich dabei erwische, an Sie? dass ich in einer Telefonschicht zweimal den gleichen Auch hier gilt: Es gibt kein Thema, das es nicht gibt. „guten Gedanken“ verwende, verbiete ich ihn mir für Oft erzählen Menschen sehr berührende Geschich- die restlichen Kontakte. ten.Wir teilen Trauer und Angst, Hoffnung und Freu- Ganz schlimm sind Floskeln: „Das wird schon wieder de. Manche Menschen rufen nur ein einziges Mal an, …“
TRIALOG PFARRVERBAND 7 Welche Haltung ist für Ihre Arbeit hilfreich? Augenhöhe. Du bist ein Mensch wie ich. In der Ausbildung arbeiten wir grundsätzlich mit Selbsterfahrung. Viele von uns haben Krisen in ihrer Biografie, nicht anders als Ratsuchende.Vielleicht ha- ben wir einen guten Weg gefunden, damit umzuge- hen. Wie finden Sie einen Ausgleich? Und was tun Sie, wenn Ihnen Worte oder eine Geschichte nachge- hen? Die bundesweit kostenlose Rufnummer der Wir sind ein Team von Ehrenamtlichen und Haupt- Telefonseelsorge ist: amtlichen. Wir entlasten uns jederzeit gegenseitig, 0800 111 0 111 (evangelisch) aber wir haben ebenso monatliche Supervision. Nach 0800 111 0 222 (katholisch) der Arbeit kehre ich bewusst in mein eigenes Leben zurück. Ich pflege einige enge Freundschaften und Sie können die Telefonseelsorge auch per ich singe in einem Vokalensemble – das erdet unge- E-Mail oder Chat kontaktieren. mein. Unter online.telefonseelsorge.de können Sie Welche Kraft haben Worte? Was vermögen sie? sich kostenlos und anonym registrieren „… und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Sie interessieren sich für eine ehrenamtliche Zauberwort.“ Worte haben große Macht. Es kann Mitarbeit? sein, dass das richtige Wort im richtigen Moment Einen Infoflyer finden Sie unter plötzlich eine Tür öffnet oder umgekehrt zuwirft. Ich www.erzbistum-muenchen.de/telefonseelsorge würde aber sagen, dass genauso das Schweigen, das oder Sie wenden sich direkt an die Telefon- Nicht-Wort, vieles bewegt. Schweigen kann ratlos seelsorge unter: telefonseelsorge@eomuc.de sein, tiefe Verbundenheit oder „mit aushalten kön- nen“ bedeuten. Sie möchten spenden? Welche Worte geben Ihnen Kraft und Zuversicht TelefonSeelsorge® in Deutschland für Ihre Arbeit? Konto: 11101119 Das sind sehr oft Texte aus Motetten, die ich gerade Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank) singe und die mir in den Sinn kommen. Musik trö- IBAN: DE19 3506 0190 0011 1011 19 stet. Trost: was für ein schönes deutsches Wort. Zweck: TelefonSeelsorge® allgemein Ulrike Dahme Thema nächster Trialog Impressum: Pfarrverband Obergiesing, Sitz: Pfarramt Hl. Kreuz, Gietlstraße 2, 81541 München Resilienz Telefon: 69 36 58 80 E-Mail: hl-kreuz.giesing@ebmuc.de Internet: www.erzbistum-muenchen.de/pv-obergiesing (1. Dezember 2022 verantwortlich: Msgr. Engelbert Dirnberger, Pfarrverbandsleiter bis 31. Mai 2023) Konto des Pfarrverbands: LIGA Bank eG, IBAN: DE58 7509 0300 0202 1438 79 Redaktionsschluss Redaktion: Engelbert Dirnberger, Barbara Hellemann, Johanna Hörmannsdorfer, Barbara Riescher, 25. September 2022 Dr. Christian Ross, Gerhard Wastl, Erika Weinbrecht, Friederike Wittmann Gestaltung und Layout: Edigna Aubele Druck: Fa. Alfred Hintermaier, München Titelfoto: Redaktion
8 PFARRVERBAND TRIALOG DIE LUTHERKIRCHE HAT EIN NEUES GEMEINDEZENTRUM Das Ordnen von Raum Nach vielen Jahren Planen und Bauen ist das neue Gemeindehaus fertiggestellt. Die Räume aus dem früheren Pfarrzentrum in der Weinbauernstraße sind jetzt gemeinsam mit Kirche und Pfarrbüro in einem Haus vereint. Pfarrer Boerschmann erklärt uns das Konzept. Die neuen Gemeinderäume sind fertig. Stück Da ist etwas noch durcheinander und muss erst ge- für Stück wurden die Büroräume, die Pfarrwohnung, ordnet werden: Berge zu Bergen, Wasser zu Wasser, Gruppen- und Lagerräume, die Küche und Technik- Himmel nach oben, fester Boden nach unten und räume und nicht zuletzt der große Weinbauernsaal und und. Gott räumt auf, damit ein Lebensraum ent- bezogen. Auch ein Nebengebäude mit Müllhäuschen, steht, in dem der Mensch sich entfalten kann und Carport, Lager und Fahrradständern wird Stück für möglichst sicher lebt. Das Wasser bleibt im Meer, der Stück gefüllt. In den letzten Jahren wurden neue Himmel bleibt oben, die Tage hell, die Nächte dunkel. Räume gebaut. Am Anfang baute Gott Himmel und Erde. Wenn die Bibel zu Beginn schreibt: „Am Anfang Die Architektur und Baukunst wiederholt schuf Gott Himmel und Erde und die Erde war wüst schöpferisches Handeln, ordnet das Vorfindliche neu und leer“, dann hat man genau so eine Situation vor und schafft so Räume: Lebensraum, Arbeitsraum, Augen, wie wir sie mit Architekten, Planern, Bauleu- Schutzraum, Denkraum, heiligen Raum. Das Leben ten und Handwerkern die vergangenen Jahre hatten: und Arbeiten, das Denken und Feiern, das Schützen Foto: Micha Boerschmann
TRIALOG PFARRVERBAND 9 Foto: Gerhard Bumann und Bergen ist nun die Aufgabe der Kirchengemein- bauernsaal ist nicht direkt an die Kirche angebaut. de. Der Raum ist geschaffen. Der Inhalt ist frei. Der Das sonnendurchflutete Foyer zwischen den Räumen Architekt Bernhard Landbrecht, der mit seinem Büro wirkt wie eine Gasse von der Bergstraße zur Martin- den Um- und Neubau begleitet hat, meinte dazu: „Es Luther-Straße und bildet zwischen Kirche und Ge- ist wie mit einem Bücherregal. Da ist nun ein Platz meindesaal eine Schwelle, die beide Räume in ihrer für Bücher. Aber welche Bücher Sie in welcher Rei- Eigenständigkeit schützt und gleichzeitig verbindet. henfolge dort hineinstellen, das bleibt völlig Ihnen Die ehemaligen Außenwände von Kirche und Pfarr- überlassen. Der Inhalt ist nicht vorgegeben.“ haus bleiben in ihrer Gestaltung auch als Innenwände Das neue Gemeindehaus hat die alten Begeben- weiterhin ziegelrot und mit dem groben Außenputz heiten mit neuen Möglichkeiten verbunden und ge- versehen. Man erlebt, wie der Saal aus dem alten ordnet. Der Keller ist für Technik, Ver- und Entsor- Zwischenraum erwachsen ist und neu zugeordnet gung. Das Erdgeschoss gehört der Gemeindearbeit, wurde. das Obergeschoss dient der Verwaltung und im Dach- Wie ein leeres Bücherregal oder eine neue Welt geschoss ist die Pfarrwohnung untergebracht. Das sind die Räume bereit, nicht einfach vollgestellt zu klingt so klar und logisch, wie es sich nun auch an- werden, sondern belebt und bewohnt zu werden von fühlt, war aber der entscheidende Kniff der Maßnah- uns und unseren Plänen, aber auch von den nächsten me. Auch die Verbindung und gleichzeitige Differen- Träumen, Gedanken und Phantasien. Die neuen zierung von Kirchengebäude und Gemeindesaal ist Möglichkeiten sind vielversprechend. die gelungene Grundlage für das Gebäude. Der Wein- Pfarrer Micha Boerschmann
10 PFARRVERBAND TRIALOG GEMEINDEREFERENT MANFRED BUGL HAT DEN PFARRVERBAND VERLASSEN Wieder eine neue Herausforderung Nach über 13 Jahren in Heilig Kreuz und im Pfarrverband Obergiesing wurde Manfred Bugl zum Stiftungsdirektor von Bayerns ältester Einrichtung für den zweiten Bildungsweg ernannt. Er blickt auf eine abwechslungsreiche und erfüllende Tätigkeit zurück. Liebe Giasingerinnen und Giasinger, coronabedingt habe ich mich still und leise am Jahresende aus Giesing verabschiedet.Voll Freu- de und Dankbarkeit blicke ich auf Erstkommu- nion- und Firmvorbereitungen, Schulunter- richt und Pfarrfeste, Festgottesdienste und Andachten, Wort-Gottes-Feiern am Sonntag- vormittag in St. Helena und samstagabends in Königin des Friedens, etliche persönliche Ge- spräche und vieles mehr zurück. Mir bleiben die 9 Pastoral- und Gemeindeassistent*innen und die 19 Praktikant*innen, die ich in dieser Zeit begleiten durfte, ebenso im Gedächtnis wie die vielen wunderbaren Kolleg*innen im Seelsorgeteam, in den Pfarrbüros und den Kin- dergärten, mit denen ich zusammenarbeiten Foto: Fototeam Mair-Lohr durfte. Wenn ich alles zusammenzähle, war ich an der Einarbeitung bzw. Ausbildung von über 40 Mitarbeitenden in unserem Pfarrverband beteiligt. Mein ganzes Leben lang brauche ich ca. alle 4 bis 5 Jahre eine neue Herausforderung. Im September 2008 kam ich nach Heilig Kreuz. 2012 ten Bildungsweg Abitur machen kann. Zur Stiftung wechselte ich nach Königin des Friedens, war dort als gehören ein Kolleg, ein Gymnasium, eine FOS und pastoraler Ansprechpartner tätig und begann kurz da- ein kleines Wohnheim. Diese Aufgabe bereitet mir nach meine Ausbildung zum Organisationsberater in sehr viel Freude und bringt so manche neue Heraus- St.Virgil (Erzdiözese Salzburg). Seit 2018 bin ich mit forderung mit sich. Es ist mir ein großes Anliegen, einer 50 %-Stelle im Fachbereich Organisationsent- junge Menschen auf ihrem Ausbildungsweg zu be- wicklung und Gemeindeberatung im Erzbischöf- gleiten und zu unterstützen und ich freue mich sehr, lichen Ordinariat tätig. dies nun in dieser Funktion tun zu dürfen. Bitte be- Zum 1. Januar 2022 hat mich Kardinal Marx gleiten Sie mich und die mir anvertraute Einrichtung nun zum neuen Stiftungsdirektor von St. Matthias in und die Mitarbeitenden und Schüler*innen mit Ih- Wolfratshausen-Waldram ernannt, der ältesten Bil- rem Gebet. dungseinrichtung Bayerns, an der man auf dem zwei- Herzliche Grüße aus Waldram! Ihr Manfred Bugl
TRIALOG PFARRVERBAND 11 GEMEINDEREFERENTIN MONIKA KAUKAL WECHSELT IN DEN RUHESTAND Sieben Jahre Seelsorge mit Herzblut Das Dekanat Giesing hat seit 2014 eine eigene Fachstelle für die Seelsorge mit Menschen mit Behinderung. Seitdem hat Monika Kaukal diese Stelle mit Leben gefüllt. Mit Eindrü- cken von ihrer Arbeit verabschiedet sie sich von uns. Gleich in meiner ersten Arbeits- woche habe ich eine Trauerfeier im Münchner Förderzentrum (MFZ) ge- halten. Sterbebegleitung und Trauer- begleitung, das waren Hauptaufgaben für mich. Im MFZ habe ich damals zu hören bekommen: „Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung macht man mit Herzblut oder nur für kurze Zeit“. Dieser Satz hat mich in den letzten 7 Jahren begleitet und ich habe immer wieder – mit Bewunderung – feststellen können, wie zutreffend er ist, mit welch großem Engagement das Foto: Dr. Gabriele Riffert Pflegepersonal in den Heimen arbei- tet, mit wie viel Verständnis die Grup- penleiter für die Betreuten da waren, mit wie viel Liebe die Familien für ihren behinderten Angehörigen sor- gen, aber auch wie häufig die An- Als ich im Juli 2014 zum ersten Mal die Hele- sprechpartner ihre Stelle gewechselt haben. nenstube im Pfarrheim St. Helena besichtigt habe, Am 1. März 2022 begann mein Ruhestand, und stand fest: ich schaue voll Dankbarkeit auf die vergangenen Jah- 1. Ein großer Glücksfall, dass es im Dekanat Gie- re zurück. In Erinnerung werden mir die tatkräftige sing ein barrierefreies Büro gibt. Unterstützung durch die Pfarrei St. Helena, die groß- 2. Es würde nur für kurze Zeit mein Büro sein, artigen Projekte zusammen mit den Einrichtungen, ich sollte ja bald ins Pfarrhaus von Königin des Frie- die gemeinsamen Gottesdienste für Menschen mit dens umziehen. und ohne Behinderung, die Exerzitien im Alltag in Diese „kurze Zeit“ hat nun mehr als 7 Jahre ge- Leichter Sprache im Wohnheim Regens Wagner und dauert, und in Zukunft soll es eine Thematische im Marianum und die vielen Begegnungen in der Funktionsstelle für Behindertenpastoral „München- Caritas-Werkstatt für Menschen mit Behinderung St. Helena“ geben, die für den Sozialraum München- bleiben. Südost (Dekanate Giesing, Perlach, Ottobrunn) zu- Meine Hoffnung und mein Wunsch ist es, dass ständig ist. meine Stelle bald wieder besetzt wird. Monika Kaukal
12 PFARRVERBAND TRIALOG DIE NEUEN PFARRGEMEINDERÄTE Im März wurden die Pfarrgemeinderäte für die nächsten vier Jahre gewählt; in den ersten Sitzungen wurden noch Mitglieder nachberufen und die Vorstände bestimmt. Hier dürfen wir Ihnen die neuen Pfarrgemein- deräte vorstellen: MITGLIEDER DER PFARREI ST. HELENA Schriftführer Rösch Christine, 92 Appelt Florian, 41 Verwaltungsangestellte i. R. Projektleiter Gottesdienste, Gemeindeleben Kindergarten, Jugendarbeit Prof. Dr. med. Bäuml Josef, 69 Facharzt für Psychiatrie und Dr. Roß Christian, 59 Psychotherapie Entwicklungsingenieur Soziales, Caritas,Wort-Gottes-Feiern, Gemeindeleben,Theater Fortbildungsveranstaltungen, Jugendarbeit Bönning Odin, 80 Vorsitzende Lehrer i. R. Sturm Maria, 33 Sprache in der Liturgie, Soziales, Bachelor der Psychologie Über den Tellerrand schauen Familien im Allgemeinen & Besonderen, Familien in schwierigen Situationen Büttner Christine, 69 Weiß Sieglinde, 59 Innenarchitektin i. R. Betreuungshelferin Lektorin, Kirchenkaffee, Lektorin, Senior*innen, Gemeindeleben Gottesdienste für Menschen mit Herz Neff Hedwig, 66 Wittmann Friederike, 77 Versicherungsmathematikerin i. R. Verwaltungsangestellte i. R. Kirchenverwaltung, Lektorin, Liturgie, Wortgottesdienste,Vernetzung Gemeindeleben Punzmann Gabriele, 54 stellvertretender Vorsitzender Dipl. Chemieingenieurin Zafra Garcia Frank, 43 Wortgottesdienste, Gottesdienste für Controller Fotos: privat Menschen mit Herz, Umweltschutz Familie/Kinder/Feste
TRIALOG PFARRVERBAND 13 MITGLIEDER DER PFARREI HEILIG KREUZ Jungwirth Renate, 58 Bergmann Andrea, 56 Verwaltungsangestellte Erzieherin Kolpingsfamilie,Vinzenzkonferenz Kolpingsfamilie Senior*innen, Soziales und Caritatives, Familien mit Kindern Eine-Welt-Arbeit Fuchs Sabine, 53 Vorsitzende Sachbearbeiterin Klostermeier-Hupe Maria, 63 Kolpingsfamilie Geschäftsführerin der Kolpingsfamilie Ehe und Familie, Feste und Feiern, Liturgie und Gemeindeleben, Jugend Kinder und Familien Schriftführer Sajkiewicz Simona, 23 Grolik Christian, 45 angehende Sozialpädagogin Projektleiter (IHK) Kolpingsfamilie Kolpingsfamilie,Vinzenzkonferenz Jugend Erwachsenenbildung, Fortbildungen Haftmann Andreas, 50 Schmidbauer Andreas, 54 Informatiker Patentanwalt Kolpingsfamilie,Vinzenzkonferenz Kolpingsfamilie Gottesdienst und Liturgie, Mitwirken und Mithelfen im Erwachsenenbildung Gemeindeleben stellvertretender Vorsitzender Schröder Simon, 23 Haftmann Florian, 42 Auszubildender IT-Architekt, Systementwickler Kolpingsfamilie Kolpingsfamilie,Vinzenzkonferenz Jugend Eine-Welt-Arbeit, Gemeindeleben Stöger Barbara, 68 Hellemann Barbara, 48 Ärztin, Rentnerin Projektleiterin Kirchenchor, Gottesdienst und Liturgie, Kinder und Familien Senior*innen Hörmann Annemarie, 74 Wallmeier Lutz, 62 Rentnerin EDV-Mitarbeiter Klinikum München Frauengemeinschaft Mitwirken und Mithelfen im Fotos: privat Frauengemeinschaft, Senior*innen Gemeindeleben
14 PFARRVERBAND TRIALOG MITGLIEDER DER PFARREI KÖNIGIN DES FRIEDENS stellvertretender Vorsitzender Fellerer Emily, 18 Stolletzki Lukas, 22 Studentin Student Jugend Jugend, Ministranten Vorsitzender Schriftführerin Hebauer Günther, 63 Theuss Melanie, 36 Pensionist Technische Angestellte Liturgie, Lektorendienst, Öffentlichkeitsarbeit, Feste und Feiern Lektorendienst, Liturgie Hofmann Alexa, 36 Kathrin Mechs, 39 Hauswirtschaftliche Betriebsleitung Grundschullehrerin Festausschuss Kinder und Familien t Foto: priva Hofmann Thomas, 39 Dipl. Theologe Fotos: privat Festausschuss Liebe Pfarrgemeinde! zu hören war. Wir proben im- Die meisten haben mich wohl schon hörend ken- mer am Donnerstag um 19.30 nengelernt – bei meinen Orgeldiensten in Königin Uhr im Pfarrsaal von Königin des Friedens und bei „Zeit für mich“ in Heilig des Friedens.Wir freuen uns über alle Sänger*innen, Kreuz. Ich bin seit 1. Februar der neue Kirchenmu- die neu zu uns stoßen möchten. Wiederbeleben siker im Pfarrverband, bin hauptsächlich zuständig möchte ich auch den Kinder- bzw. Jugendchor. Ein für Königin des Friedens und mache somit das Team Chor I soll für die 7–11-Jährigen, und ein Chor II ab wieder komplett. Mein Name ist Christian Paukner, 12 Jahren ins Leben gerufen werden. Ich plane eine ich bin zusammen mit meiner Familie nach Mün- Neugründung ab dem nächsten Schuljahr. Der Hl. chen gezogen. Frühere kirchenmusikalische Stati- Ignatius von Loyola hat das Wort geprägt: „Alles zur onen waren u. a. 11 Jahre in der Stadtkirche Traun- größeren Ehre Gottes“ – so soll auch die Kirchen- stein und die letzten fast 10 Jahre im Pfarrverband musik als Teil der Verkündigung die Herzen zu Gott Markt Indersdorf. Bereits wiederbelebt habe ich den erheben und die Liturgie verschönern. In diesem Gaudete-Chor, der in der Osterzeit erstmals wieder Sinne werde ich mich die nächsten Jahre engagieren.
TRIALOG LEBENDIGE GEMEINDEN 15 LEBENDIGE GEMEINDEN KOLPINGJUGEND GIESING Ein Zeichen der Solidarität! Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind die Fenster der Heilig-Kreuz-Kirche durch das Technik-Team der Kolpingjugend in Blau und Gelb erleuchtet. Daneben beteiligen sich die Pfarreien an Hilfsaktionen und stellen Wohnraum zur Verfügung. Unterstützt werden sie dabei von der Caritas, die die Hilfsmaßnahmen koordiniert. Foto: Bernhard Jungwirth
16 LEBENDIGE GEMEINDEN TRIALOG ABSCHIED VON PFARRER KLAUS PFALLER Sechs Jahre gelebte Ökumene Die ökumenische Partnerschaft zwischen St. Helena und der Philippuskirche hat eine lange Tradition. Seit 2016 wurde sie von Pfarrer Klaus Pfaller mitgetragen und mitgestaltet. In einem ökumenischen Gottesdienst durften wir ihn in den Ruhestand verabschieden. Helena Gospel Spirit ist eine konstante Größe bei den ökumenischen Gottesdiensten. Die Bilder auf der rechten Seite zeigen Pfarrer Klaus Pfaller bei seiner letzten Predigt und beim gemeinsamen Gebet für den Frieden. Im Herbst 2016 wechselte Eintopfessen und Spenden für die 2022 zum letzten Mal Gottes- Pfarrer Klaus Pfaller aus dem baye- großen kirchlichen Fastenakti- dienst mit Pfarrer Pfaller. In den rischen Oberland nach München- onen „Brot für die Welt“ und Mittelpunkt des Gottesdienstes Obergiesing, noch einmal etwas „Misereor“ fortgesetzt werden und seiner Predigt stellte er die Neues beginnen, Großstadtluft sollte. Geschichte von Mose, dem Auf- schnuppern. Neben diesem Gottesdienst, bruch des Volkes Israel ins Gelobte Er übernahm die vakante der musikalisch immer von Hele- Land mit allen Plagen und Versu- Pfarrstelle in Philippus, es gab ein na Gospel Spirit gestaltet wurde, chungen bis zur Ankunft im Land, erstes Treffen verschiedener Eh- gab es mehrere ökumenische Kin- wo Milch und Honig fließen nach renamtlicher aus St. Helena mit derbibeltage, gemeinsame Schul- 40-jähriger Wanderschaft. ihm und schon bei diesem Treffen gottesdienste in der Fromund- Wir verabschiedeten Herrn waren wir uns einig, dass die Tradi- schule und ein engagiertes Pfarrer Pfaller mit vielen guten tion des ökumenischen Gottes- Miteinander für Flüchtlinge. Wünschen für seinen Ruhestand, dienstes am zweiten Fastensonntag Nach einer coronabedingten der ihm Zeit geben wird, alles zu mit anschließendem gemeinsamen Pause feierten wir am 13. März machen, was bisher zu kurz kam.
TRIALOG LEBENDIGE GEMEINDEN 17 Dazu überreichte ihm Pastoralre- te auch diesmal ausfallen, es gab Gottes reicher Segen, Ge- ferent Gerhard Wastl einen Gut- noch ein paar Gespräche und Sü- sundheit und Frieden mögen Sie schein für Sportartikel und ein ßigkeiten, und wie sollte es in die- durch die Jahre begleiten. Das buntes, aber leeres Büchlein, das er sen Wochen anders sein, die Verla- wünschen Ihnen die katholischen mit seinen zukünftigen Erlebnis- dung zahlreicher Spenden für die Nachbarn von St. Helena! sen füllen kann. Der Eintopf muss- Ukraine. Friederike Wittmann WORT-GOTTES-FEIER IN ST. HELENA Sonntag, 10.30 Uhr – geplant 28.08.22 Musik und Wort 05.06.22 Wortgottesdienst entfällt (Pfingsten) 04.09.22 Musik und Wort 12.06.22 Musik und Wort 11.09.22 Musik und Wort 19.06.22 Sehbehindertensonntag 18.09.22 26.06.22 Gottesdienst für Menschen mit und ohne 25.09.22 Menschen mit und ohne Behinderung Obdach, Kindergottesdienst (Kindergarten) 02.10.22 Kindergottesdienst (Erntedank) 03.07.22 Musik und Wort 09.10.22 Menschen mit Herz 10.07.22 Senioren 16.10.22 Kirchweih 17.07.22 Menschen mit und ohne Behinderung 23.10.22 Weltmission 24.07.22 Kindergottesdienst 30.10.22 Halloween 31.07.22 Musik und Wort 06.11.22 Musik und Wort 07.08.22 Musik und Wort 13.11.22 Sankt Martin 14.08.22 Musik und Wort 20.11.22 21.08.22 Musik und Wort 27.11.22 1. Advent
18 LEBENDIGE GEMEINDEN TRIALOG AUS DEM WISSENSSCHATZ EINES LANGJÄHRIGEN GEMEINDEMITGLIEDS Wenn Geschichte lebendig wird Herr Boguth, langjähriges Gemeindemitglied, hat sich viel mit der Geschichte von Königin des Friedens und der Innenarchitektur der Kirche befasst. Im Gespräch mit der Familie eröffneten sich viele Einblicke und Anekdoten. In den 60er-Jahren waren die Boguths als Pfarr- basis liefen und allein durch die Eltern einen vollen jugendleiter aktiv. Damals sollte die Kirche zum Pfarrsaal garantierten. Die Buben sammelten gleich- 25-jährigen Jubiläum neue Fenster bekommen. Eines zeitig Pfandflaschen aus dem Pfarreigebiet, die auf der davon, im Wert von 2.000 DM, sollte von der Jugend Pfarrwiese aufgetürmt wurden – „das hat ausg’schaut!“ finanziert werden. Frau Boguth berichtet davon aus –, außerdem Altpapier, Alteisen und Buntmetalle. erster Hand: Zu Weihnachten bekam die Jugend von Doch reichte der Erlös längst nicht. Der Hauptanteil Pfarrer Beer jedes Jahr 200 DM als Gabe für ihre Ak- der Summe kam erst zustande, als die Buben alte Ei- tionen. Dieses Mal war die Verwendung sonnenklar, senöfen aus den Wohnungen in der Umgebung hol- doch das Fenster in weiter Ferne. Pfiffige Ideen muss- ten und sie an einen Alteisenhändler verkauften. Und ten her. am Ende bekam Pfarrer Beer pünktlich zum Jubilä- Also stellten die zehn Mädchengruppen mit ins- um eine zweckentfremdete Zigarrenkiste für den gesamt 110 Mädchen in wochenlanger Probenarbeit „Baum des Lebens“ (Fenster ganz hinten rechts) drei „Bunte Abende“ auf die Beine, die auf Spenden- überreicht. Herr Boguth fing an, sich durch das Fotografie- ren vertieft mit der Innenarchitektur der Kirche zu beschäftigen. Jahrelang fotografierte er alle Feste und Hochfeste der Pfarrei, nachdem ihn Pfarrer Reupold gefragt hatte, denn aufdrängen wollte er sich nicht, wie seine Tochter erzählt. Seine Begabung zum Fotografieren kam außer- dem zum 50-jährigen Kirchenjubiläum zum Tragen: Für ein Quiz fotografierte er Details im Inneren der Kirche, wie z. B. das Vortragekreuz. Der zugehörige Gegenstand musste dann erraten werden. Das Altarfresko ist ein Werk des Malers Albert Burkart (1898–1982). Im Hauptteil ist Maria mit dem Das Fenster rechts hinten, das damals von der Jugend finanziert wurde. Es zeigt den „Baum des Lebens“. Sein Gegenüber auf der linken Seite zeigt den „Baum Foto: Herbert Boguth des Todes“. Viele andere wissenswerte Details zur Kirche und zu den restlichen Fenstern sind in der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum der Kirche zu finden.
TRIALOG LEBENDIGE GEMEINDEN 19 Kind dargestellt, die zwei kleineren Teile thematisie- tabernakel, sind jeweils vier medaillonförmige Dar- ren die Einweihung der Kirche und Krieg und Tod. stellungen in zwei Reihen angeordnet und mit Aus- Für die Einweihungsdarstellung hat der Maler u. a. sagen über Jesus Christus in lateinischer Sprache ver- die damaligen Erstkommunionkinder als Vorbilder sehen, wie z. B.: „EGO SUM LUX MUNDI“ – „Ich genommen, die auf diese Weise verewigt wurden. bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12) und „EGO SUM Auch Kardinal Faulhaber, und Pfarrer Beer sind da- VIA VERITAS VITA“ – „Ich bin der Weg, die Wahr- rauf zu finden und sogar der Künstler selbst. heit und das Leben“ (Joh 14,6). Jede Aussage wird Eine Besonderheit verbirgt sich auf der Empore. von einem passenden Symbol begleitet. Olofs ‚krönt‘ Dort befindet sich nicht nur die Hauptorgel der Fir- den Tabernakel mit einer ornamentalen Verarbeitung ma Zeilhuber aus dem Jahr 1948, sondern im Unter- des Marienzeichens, das die Innenausstattung der Kir- gehäuse in der Mitte, unter den sichtbaren Orgelpfei- che insgesamt begleitet. Schauen Sie sich dieses Werk fen, auch ein pneumatischer Notspieltisch. doch bei Gelegenheit in der Kirche genauer an. Es Notspieltische finden sich nahezu bei allen größeren lohnt sich – so wie alles andere auch. elektropneumatischen Orgeln dieser Zeit, in der Herzlichen Dank an Familie Boguth für das Ge- Stromausfälle häufiger waren als heute. Von ihm aus spräch und für all die Geschichten, die Sie mir sonst noch kann ein Teil des Haupt- und Positivwerkes und des erzählt haben! Pedals angesteuert werden. Früher konnte er mit PS: Wenn Herr Boguth zusammen mit Herrn einem Blasebalg betrieben gespielt werden, bis er so Rambau und Herrn Sarreiter bei diversen Festen an umgebaut wurde, dass er nicht mehr ohne Strom einem Tisch saß, wurden die besten Anekdoten und funktioniert. Geschichten erzählt, denn da war so etwas wie ein In der Nische hinten links wird jedes Jahr eine „KdF-Experten-Trio“ beieinander! Johanna Hörmannsdorfer große Krippe aufgebaut. Die Gewänder der Figuren sind selbstgenäht, erzählt Frau Boguth. Da sich so ein Gewand aber nicht so leicht nähen lässt, leitete damals eine gelernte Schneiderin nähfreudige Gemeinde- mitglieder an. So entstanden auch die hellen Gewän- der unserer Ministrant*innen, die besonders in Ad- vents- und Fastenzeit getragen werden. Zu den vielen gemeinsamen Aktivitäten, von denen mir berichtet wird, gehörte auch das Vorberei- ten der Blumenteppiche zu Fronleichnam: „In einem großen Miteinander“ wurden damals Blumen aus Gärten und Wald gepflückt und mit größter Sorgfalt und viel Liebe über Stunden auf dem Boden zu Foto: Redaktion einem Kunstwerk geformt. Der Tabernakel in Königin des Friedens ist in der Symbolik des brennenden Dornbuschs gestaltet und ein Werk von Max Olofs (1888–1969). Nachdem der ursprüngliche Tabernakel im Krieg zerstört wor- Hinter zwei Schranktüren verbirgt sich dieser Notspiel- den war, konnte durch Silberspenden der ganzen Ge- tisch. Das Pedal ist beweglich. Es lässt sich herauszie- meinde dieses Werk geschaffen werden. In der Au- hen, hochklappen und unter dem Spieltisch verstauen. ßenfront des unteren Schreins, dem Ziborium- So können die Schranktüren leicht geschlossen werden.
20 LEBENDIGE GEMEINDEN TRIALOG ZEHN JAHRE PARTNERSCHAFT MIT DEN PHILIPPINEN Hablondawani: Hoffnungszeichen Wie spricht man dieses Wort jetzt aus? Liegt die Betonung auf der ersten oder auf der letzten Silbe? Oder vielleicht auf gar keiner …? Ist eigentlich aber auch ziemlich egal, denn dieses Wort aus der Sprache der Bicol-Region auf den Philippinen steht für Schutz und Hoffnung für Mädchen und Frauen. Übersetzt heißt es Regenbogen und symbolisiert die große Hoff- nung auf einen Neuanfang. Das Leben auf den Philippi- längeren Zeitraum aufgenommen Osterkerze, durch die Teilnahme nen ist für viele nicht einfach. Die werden, mehr als 100 wenden sich am Missionsessen, den Kauf von große Armut zwingt Tausende zu jedes Jahr an das Zentrum. Flohmarktbüchern oder Ihrem einem Leben auf der Straße. Vor Seit zehn Jahren unterstützt Besuch des Pfarrfestes und vor allem Kinder, Mädchen und der Pfarrgemeinderat Heilig Kreuz allem durch Ihre großzügigen Frauen sind dort oft schutzlos dieses Projekt mit zahlreichen Ak- Spenden für die wir, im Namen großen Gefahren ausgesetzt. Seit tionen. Durch Osterkerzenverkauf, der Mädchen und Frauen, ganz 1993 gibt es das Schutzzentrum Pfarrfest, Missionsessen, St. Mar- herzlich „Vergelts Gott“ sagen. Hablondawani für missbrauchte tinsfest, Bücherflohmarkt, Ad- Für jede weitere Unterstüt- Mädchen und Frauen in Naga ventsbasar und Eine-Welt-Verkauf zung durch Sie sind wir sehr dank- City. Bei den Ordensschwestern konnten wir in den letzten fünf bar und hoffen, uns bald wieder vom Guten Hirten finden die oft Jahren dem Schutzzentrum über bei einer unserer Aktionen und traumatisierten Mädchen liebe- MISSIO International mehr als Veranstaltungen sehen zu können. volle Aufnahme, Therapie, Fürsor- 7.000 Euro zukommen lassen – Die Beschützten im Regen- ge und Gemeinschaft. 20 bis 30 und das vor allem dank Ihrer Mit- bogen-Haus in Naga City senden Mädchen können dort für einen hilfe. Ob durch den Kauf einer einen lieben, herzlichen Gruß. Maria Klostermeier-Hupe HELFEN SIE UNS ZU HELFEN! Aus den Erlösen unserer Feste und Aktionen unterstützen wir unser Partnerschaftsprojekt „Hablondawani“, das sich für benachteiligte Mädchen einsetzt. Nun sind diese Aktionen immer wieder ausgefallen, und damit die Erlöse. Damit die Hilfe für die Mädchen nicht darunter leidet, bitten wir Sie um Ihre Spende! Empfängerin: Pfarrei Hl. Kreuz Zweck: Hablondawani IBAN: DE67 7509 0300 0202 1438 79 HABLONDAWANI – REGENBOGEN DER HOFFNUNG
TRIALOG VIERTEL-STUNDE 21 VIERTEL-STUNDE PORTRÄT „Die Panne zum Freund machen“ Andreas Bachmann, Leiter der BR24 TV-Redaktion, Wahlexperte und Mitglied der Kirchenverwaltung von St. Helena über Transparenz, Authentizität und seinen persönlichen politischen Gänsehautmoment Foto: privat
22 VIERTEL-STUNDE TRIALOG Einen erst eher unscheinbaren Eindruck macht der wesentlich höheren Stellenwert im Journalismus hat. BR-Standort in Freimann auf mich und entpuppt Herr Bachmann, haben Sie trotz Routine Lam- sich schnell als riesiges Gelände, wo u. a. Schneideräu- penfieber? me, Redaktionen und Studios untergebracht sind, Das gibt es auch für ihn, wie etwa bei der Moderation wie mir die Reporterin erklärt, die mich abholt. Da- der ARD-Live-Übertragung der Urteilsverkündung vor zeigt sie mir die Büros der Redaktion und den im NSU-Prozess: „Da habe ich schon eine große An- Regieraum, wo hochkonzentriert gearbeitet wird spannung im Vorfeld gespürt.“ Oder am Wahlsonntag und lediglich klare Anweisungen vom Regisseur und bei der ersten Prognose: „[…], das muss sitzen, um dem Chef vom Dienst zu hören sind, denn genau zu Punkt 18 Uhr muss ich den ersten Balken zeigen und diesem Zeitpunkt werden gerade Nachrichten gesen- ich darf es aber auch nicht fünf Sekunden vorher ma- det. Einen kurzen Blick darf ich danach ins Studio chen, […], vor 18 Uhr darf keine Zahl raus.“ werfen, dann kann ich zu Herrn Bachmann, mit dem Was ist, wenn doch mal etwas schiefgeht? ich schnell ins Gespräch komme. Transparent machen, sich entschuldigen und „sich die Er kennt es, interviewt zu werden, insbesondere mit Panne zum Freund machen“, rät Bachmann. Fehler der Herausforderung, etwas in ca. 20 Sekunden für ein sog. Kamerainterview, das in Beiträge hineinge- Regie von rechts nach links: Chef vom Dienst; schnitten wird, auf den Punkt bringen zu müssen, was Regisseur, der die Kommandos gibt, z. B. für das Starten auch nicht immer beim ersten Mal gelingt. Gleich- von Beiträgen; Experte für den Bildschnitt, unterstützt zeitig mag er es, zum Beispiel in Schulklassen über von einem weiteren Techniker. Hinten: Neben dem seine Arbeit zu erzählen, um Transparenz zu schaffen, Monitor der Teleprompter, der manuell bedient wird die er sehr wichtig findet und die inzwischen einen und der Kameramann, der die vollautomatisierte Kamera im Studio steuert (nicht mehr im Bild). Foto: privat
TRIALOG VIERTEL-STUNDE 23 passieren, „gehören zum Geschäft dazu“ – und ma- richtenjournalist ist hier das Erklären. chen sympathisch. Und: „Wir sind keine Roboter.“ Gibt es Worte, die Sie berührt haben, die Sie an- Wie kam es überhaupt, dass Sie Journalist gewor- gesprochen haben? den sind, also beruflich mit Worten arbeiten? „Wo ich immer Gänsehaut kriege, ist Hans-Dietrich Für ihn fing es bei der Frankfurter Rundschau und Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft 1989, bei der Lokalzeitung in Aschaffenburg an, für die er als er den DDR-Flüchtlingen sagt, dass sie nach Artikel schrieb, die „eins zu eins“ abgedruckt wurden. Deutschland kommen und die dann in Jubel ausbre- Sein frühes politisches Interesse mündete schließlich chen. Da krieg ich selbst Gänsehaut, wenn ich das nur ins Politikwissenschaftsstudium. „Diese Grundidee, sage.“ – „Privat gibt es ganz viele Worte meiner Frau, das Grundinteresse für das Geschehen war da.“ Dazu die mich natürlich sehr berühren, und von meinen kam die Erkenntnis, dass „ich mit Worten ganz gut Kindern auch.“ umgehen kann“. Welche Art von Sprache tut Ihnen gut, welche Art Was macht eine gute Frage aus? von Sprache mögen Sie persönlich? „Sie überrascht mein Gegenüber.“ Das ist aus seiner Im Studio „versuche ich so zu sprechen, wie ich im Sicht gut, denn „die Antwort ist in der Regel authen- normalen Leben spreche.“, damit die Authentizität, tischer.“ Der Einstieg mit einer persönlichen Frage, die Glaubwürdigkeit nicht verloren geht, denn die ist etwa ‚Wie ging es Ihnen mit …‘, schafft eine aus seiner Sicht dasWichtigste für eine*n Moderator*in. „menschliche Ebene“ und „einen ganz anderen Ge- Wie ziehen Sie die Grenze zwischen Arbeit und sprächsbeginn.“ Feierabend? Haben Sie ein Ritual? Sind eigentlich die Fragen in Interviews abgespro- „Nein, das ist tatsächlich schwer.“ Er ist ein „Junkie“, chen? wie er sich selbst nennt. „Am Abendbrottisch, da hat Diese Frage wird Herrn Bachmann öfter gestellt. Sei- das Handy nichts zu suchen“, da ist er ganz klar. Um ne Haltung: Weil Politiker*innen „nicht immer alles den Kopf freizukriegen, hört er laute Musik und „mal parat haben können“, wissen sie vorher die Themen- nicht BR24 Radio“. Und ja, „es gibt ein Leben ne- bereiche, aber „natürlich nicht meine Fragestellung. ben dem Journalismus.“ – Es gab tatsächlich Nächte, Letztlich führt es auch dazu, dass ich Dinge erfahre, in denen er so „einen seligen Schlaf“ hatte, dass er die weil mein Gegenüber sich vorbereiten konnte. Mit Anrufe seines Chefredakteurs komplett überhörte Fakten einfach.“ – und es gehört zum „Gebot der und Ereignisse wie den Papstbesuch 2006, den er ver- Fairness“. passte, weil er als Trauzeuge seines besten Freundes Was können Worte, was können sie nicht? wesentlich dringender gebraucht wurde. „Worte können erklären. Worte können Emotionen Sie als engagierter Christ und kritischer Journa- hervorrufen. Worte können verletzen. Im Prinzip list: Was ist Ihre Botschaft an die Kirche? können Worte sehr viel. Ich überleg’ grad, was kön- Weil er sich eher zur Fraktion „Jetzt erst recht!“ zählt, nen Worte tatsächlich nicht? Worte können hinters würde er den Maßstab „Transparenz, Glaubwürdig- Licht führen, Worte können verschleiern. Gerade keit und Authentizität“, den er bei Journalisten anlegt, wenn man jetzt im Bereich Politik ist, dann kann man auch als Wunsch und Forderung an die Kirche stellen natürlich auch mit Formulierungen Dinge schönre- – und ihr nicht den Rücken zudrehen. den. Dann ist es eben auch unsere Aufgabe als Journa- Und Ihre Botschaft an die Trialogleser*innen? listen, das zu erkennen und den Finger in die Wunde „Dass sich noch ein paar mehr Menschen engagieren.“ zu legen. Und tatsächlich, was Worte nicht können, Denn „ohne dieses ehrenamtliche Engagement, ohne da fällt mir jetzt gerade nichts ein. Also würde ich das geht’s halt nicht.“ sagen, Worte können alles.“ Zentral für ihn als Nach- Johanna Hörmannsdorfer
24 VIERTEL-STUNDE TRIALOG CARLAMARIA HEIM – DAHEIM IM ECHTEN HAIDHAUSEN ben“ „ Wer wollt doch als genugsam sa- gen die Not kunnt zur Genüg mit Klagen mein Feder nit beschrei- Diese Worte der Schriftstellerin Lena Christ lesen wir auf dem Grabmal des Ehepaars Carlamaria Heim (1932–1984) und Joachim Hackethal (1924–2003) im Ostfriedhof (147-5-69). Ihr Ehe- mann war ebenfalls Schauspieler sowie Kabarettist und hat eng mit der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ zusammengearbeitet. Carlamaria Heim war Schauspielerin und Schrift- stellerin. Nach dem Schauspielunterricht und der Bühnenreifeprüfung (1956) trat sie auf Münchner Bühnen auf, u. a. im Platzl und in den Kammer- spielen. Auch in vielen volkstümlichen Sen- dungen des Bayerischen Rundfunks wirkte sie mit, so in der „Weißblauen Drehorgel“ oder im „Komödienstadel“. Wir sahen sie als Frau Bernba- cher in der Serie „Meister Eder und sein Pu- muckl“, als Köchin Babette in der Serie „Die Wiesingers“. einer Arbeit von drei Jahren herausgefiltert, u. a. Carlamaria Heim verfasste auch Hörspiele die der Prinzessin „Pilar von Bayern, die einer und Hörbilder für den Rundfunk, Geschichten Einödbäuerin, die einer Textil-Händlerin aus einer und Gedichte schrieb sie teils in Mundart. Sintifamilie …“ Ihr erstes Buch „Josefa Halbinger, Jahrgang Dieses Buch erschien 1984 posthum unter dem 1900“ erschien im August 1980. Es ist die Lebens- Titel „Aus der Jugendzeit“. Im Vorwort schrieb geschichte eines Münchner Arbeiterkindes, nach Joachim Hackethal: „Am 9. April dieses Jahres ver- Tonbandaufzeichnungen zusammengestellt und starb meine Frau Carlamaria Heim, von eigener niedergeschrieben, es ist die Geschichte ihrer Hand. […] In ihren letzten Lebensmonaten war Mutter. meine Frau zwar durch ihre viele Arbeit sehr er- Herbert Riehl-Heyse schrieb in der Süd- schöpft, zugleich aber auch durch ihren Erfolg, deutschen Zeitung: „… ein anrührendes, geschei- den „Tukanpreis der Stadt München“, die gute tes, humorvolles, ernstes, spannendes Buch“. Beurteilung, die ihre Funksendungen, ihre Ge- Auf die gleiche Weise arbeitete sie an ihrem dichte fanden, erfreut und zuversichtlich, so schien zweiten Buch. Neun Lebensgeschichten hat sie in es mir jedenfalls. […] Es kam für meine Frau der
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