Aus der vielfältigen Welt der Mäuse - Igelzentrum

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Aus der vielfältigen Welt der Mäuse - Igelzentrum
2020
                                                                                                                         2
Igelzentrum, Hagenholzstrasse 108b, 8050 Zürich, 044 362 02 03, info@igelzentrum.ch, PK 87-119136-3

                                                                                                                                  Foto: Rolf Müller
Die Waldmaus lebt entgegen ihrem Namen auch in Hecken im Landwirtschaftsgebiet, in Parks und an Ufern von Gewässern.

Aus der vielfältigen Welt der Mäuse
   Winzig, pelzig, mit schwarzen           Schwanz. Man trifft sie bis über die           Da die kleinen Nager keinen Win-
Knopfaugen und flinken Beinchen …          Waldgrenze hinaus in vielen Lebens-         terschlaf halten, verstecken sie für die
eine Maus! Doch nein! Nicht alles, was     räumen an. Die oben erwähnte Haus-          kalte Jahreszeit Nüsse und Samen un-
wie eine Maus aussieht, ist auch eine.     maus fühlt sich in menschlichen Sied-       ter Wurzeln von Bäumen oder unter
Manchmal gehören solch mausähn-            lungen wohl vor allem aber dort, wo         Steinen. So tragen sie auch zur Ver-
liche Kerlchen nicht einmal zu den         Feldwirtschaft betrieben und somit          breitung ihrer Futterpflanzen bei, denn
Nagetieren, sondern sind Insekten-         Vorräte angelegt werden.                    die Wintervorräte werden nie gänzlich
fresser.                                      Viele der meist nachtaktiven Lang-       aufgezehrt oder wiedergefunden.
   Was alle gemeinsam haben: Sie           schwanzmäuse turnen und klettern               Nackt, mit geschlossenen Augen
sind geniale Überlebenskünstler, de-       auf der Futtersuche in Wäldern und          und hilflos kommen sie auf die Welt
ren faszinierende Strategien einen         Hecken durchs Geäst. Geschickt set-         und bewohnen als Nesthocker ein
staunen lassen.                            zen sie dabei den langen Schwanz zur        mit Pflanzen ausgepolstertes, unter­
                                           Balance und die kräftigen Hinterbeine       irdisches oder oberirdisches Nest. Die
«Die Klassischen» –                        zum Springen ein – bei der Waldmaus         Zwergmaus flicht in nur einer Nacht
Langschwanzmäuse                           bis zu 80 Zentimeter weit.                  aus Blättern von Riedgräsern und Seg-
                                              Sie nutzen ein jahreszeitlich wech-      gen ein kunstvolles kugelförmiges
   Langschwanzmäuse gehören zu             selndes Angebot an Gras- und Kräut-         Nest, das bis 80 cm hoch an Halmen
den Nagetieren. Ursprünglich aus           ersamen, Knospen und Nüssen, mö-            von Riedgräsern befestigt wird.
Süd­ostasien stammend, haben sich ei-      gen aber auch Pilze und Insekten. Das
nige Arten wie etwa die Hausmaus im        nährstoffreiche Futter deckt den hohen      «Die Unterirdischen» –
Gefolge des Menschen weltweit aus-         Nahrungsbedarf der kleinen Tiere.           Wühlmäuse
gebreitet. In der Schweiz findet man       Diese haben nur einen geringen An-
sieben Arten, die das Aussehen einer       teil an Körperfett und ausserdem eine,        Wühlmäuse besiedeln die ganze
für uns typischen Maus aufweisen:          relativ gesehen, grosse Körperoberflä-      Nordhemisphäre und kommen in der
spitze Schnauze, grosse Augen und          che, wodurch sie bei kühlem Wetter          Schweiz mit neun Arten vor. Die Bi-
Ohren und einen langen, fast kahlen        viel Wärme verlieren.                       samratte wurde Anfang des 20. Jahr-
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                                                                                   dafür aber in praktisch unbeschränkten        Krankheiten beim Zusammenbruch des
                                                                                   Mengen verfügbar.                             Mäusebestandes?
                                                                                      Durch ihre Vorliebe für Wurzeln               Seit je versuchen Landwirte in Jah-
                                                                                   und Grünzeug verursachen Wühlmäu-             ren der Massenvermehrung, die Mäu-
                                                                                   se Schäden in der Landwirtschaft. Die         sepopulation einzudämmen. Zu Beginn
                                                                                   aufgeworfenen Erdhügel können die             des 20. Jahrhunderts wurde in einigen
                                                                                   Messer von Mähmaschinen beschädi-             Schweizer Gemeinden die sogenann-
                                                                                   gen. Und zu viel Erde im Heu verdirbt         te Schwanzprämie für getötete Mäuse
                                                                                   das Viehfutter. Auch werden in Auffor-        eingeführt. Bis heute gibt es Dörfer, in
                                                                                   stungen, in Obstkulturen, aber auch im        denen sich Kinder und Hobbymäuse-
                                                                                   Gemüseanbau durch die Wurzeln fres-           fänger so ihr Taschengeld aufbessern
Foto: Mike Lane / Alamy Stock Photo

                                                                                   senden Mäuse immer wieder Verluste            können. In der modernen Landwirt-
                                                                                   verzeichnet.                                  schaft werden neben mechanischen
                                                                                      Schilderungen über Mäuseplagen             Fallen auch Giftköder eingesetzt. Letz-
                                                                                   finden sich bereits in alten Kirchbü-         tere sind problematisch, weil auch an-
                                                                                   chern. Aber erst der Engländer Charles        dere Tierarten daran zugrunde gehen.
                                                                                   Elton befasste sich in den 1920er-Jah-        Ökologisch sinnvoller und ebenfalls ef-
                                                                                   ren wissenschaftlich mit dem Thema            fektiv ist die Förderung von natürlichen
                                                                                   und fand heraus, dass im Verlauf von          Feinden der Wühlmäuse.
                                      Die Zwergmaus flicht ein faustgrosses Nest   mehreren Jahren die Anzahl der Mäuse             Die kleinen Nager stehen näm-
                                      zwischen die Riedgrashalme.
                                                                                   stetig anwächst, um dann bei Feldmäu-         lich nicht nur auf dem Speiseplan des
                                                                                   sen alle drei, bei Schermäusen alle sie-      Fuchses, der täglich bis zu 20 von ih-
                                      hunderts von Nordamerika zu Jagd-            ben Jahre in einem sogenannten Mäu-           nen erbeuten kann. Auch für Greifvö-
                                      zwecken in Europa ausgesetzt und lebt        sejahr zu gipfeln. Danach bricht die          gel, Eulen, Marder, Dachs, Haus- und
                                      seit 1935 auch in der Schweiz. Sie ist       Population beinahe vollständig zusam-         Europäische Wildkatze, Hermelin und
                                      ans Wasser gebunden und vorwiegend           men, und nur wenige Tiere überleben.          Mauswiesel sind Mäuse eine wichtige
                                      dämmerungs- und nachtaktiv.                  Die Ursache dieses Phänomens und das          Beute. Letztere beide verfolgen ihre
                                         Wühlmäuse haben einen kom-                Zusammenspiel mit Beutegreifern wie           Opfer sogar bis in ihre unterirdischen
                                      pakten Körperbau, kleine Augen und           beispielsweise dem Fuchs sind noch            Gänge hinein.
                                      Ohren, eine stumpfe Schnauze, einen          immer unklar. Vermehren sich Letzte-             Die hohen Verluste durch Fressfeinde
                                      kurzen, behaarten Schwanz und kurze          re stärker wegen der grösseren Anzahl         machen die kleinen Nager durch eine
                                      Beine: das perfekte Äussere für die un-      Mäuse, oder ist es genau umgekehrt,           sensationelle Reproduktionsfähigkeit
                                      terirdischen Grabspezialisten. Für das       und die Anzahl der Mäuse hängt da-            wieder wett. Mit zwei Wochen werden
                                      Anlegen ihrer ausgedehnten Tunnels,          von ab, wie viele Räuber es momen-            Feldmausweibchen – während sie sel-
                                      Wohnhöhlen und Vorratskammern                tan gibt? Und welchen Einfluss haben          ber noch gesäugt werden – bereits ge-
                                      benötigen sie offenes Gelände wie
                                      Wiesen oder Äcker. Schermausbauten
                                      erreichen je nach Jahreszeit und Grup-
                                      pengrösse beachtliche Längen von
                                      5 bis 130 Metern. Im Sommerhalbjahr
                                      leben Wühlmäuse in der Wurzelzone
                                      ihrer Futterpflanzen, im Winter zwi-
                                      schen der Bodenoberfläche und der
                                      Schneedecke, wo die Tiere vor Frost
                                      und Fressfeinden sicher sind und wei-
                                      terhin grünes Gras vorfinden. Nach der
                                      Schneeschmelze im Frühjahr zeigen
                                      sich jeweils richtige «Mausstrassen»
                                      auf der noch kaum begrünten Boden-
                                      oberfläche.
                                         Wühlmäuse haben mehrere Wach-
                                                                                                                                                                                Foto: Milos Andera

                                      und Ruhephasen und graben sowohl
                                      tagsüber als auch nachts nach Wur-
                                      zeln oder grasen an der Oberfläche. Ihr
                                      Futter ist weniger energiereich als das      Die Feldmaus haust in weitverzweigten Erdbauen, die sie – nicht immer zur Freude der Land-
                                      ihrer langschwänzigen Verwandten,            wirte – besonders gerne in Äckern und Weiden anlegt.
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                                                Unterholz mit zahlreichen, sich über-        Insekten oder Raupen nach. Ist die Nah-
                                                lappenden Ästen, an denen die Hasel-         rung knapp oder nur saisonal verfügbar,
                                                maus entlangklettern kann. Ihre Füsse        weicht die Haselmaus einfach auf eine
                                                sind auf das Herumturnen in luftiger         andere Futterquelle aus.
                                                Höhe spezialisiert, und der dichte, bu-         Als typische Winterschläfer müssen
                                                schige Schwanz hält die Balance bei          sie im Herbst ihr Gewicht von 17 auf
                                                waghalsigen Sprüngen im Geäst. Da sie        30 Gramm erhöhen und sich dann für
                                                den Erdboden meiden, stellen für die         die kalte Jahreszeit in ein gut isoliertes
                                                flinken Kletterer bereits Distanzen von      Nest verkriechen. Dieses wird an einem
                                                wenigen Metern zwischen Sträuchern           kühlen, geschützten Platz am Boden un-
                                                oder nicht von Ästen überdachten We-         ter Laub, Reisig oder Wurzeln gebaut.
                                                gen unüberwindbare Hindernisse dar.          Die kugelförmigen Sommernester je-
                                                    Haselmäuse sind von allen Schläfern      doch baut die Haselmaus im Gegensatz
                                                am anpassungsfähigsten, was den Le-          zu den anderen heimischen Schläfer-
                                                bensraum betrifft, doch in Siedlungen        arten freistehend. Sie besitzt davon bis
                                                sind sie nicht zu finden – im Gegensatz      zu 12 Stück und bewohnt sie abwech-
                                                zu ihren grösseren Verwandten, die teil-     selnd, aber nur für maximal 32 Tage.
                                                weise zu Kulturfolgern geworden sind.        Ist das Wetter im Frühling oder Spät-
                                                    Die kleinste Schläferart Europas,        herbst schlecht oder das Nahrungsan-
«Mausstrassen» im Ober­engadin im Frühling      die in der Schweiz auf der Liste der         gebot knapp, verbringt die Haselmaus,
2020: Der Schneefall auf nicht gefrorenen Bo-
den im November begünstigte das winterliche     geschützten Tiere steht, vermehrt sich       zur Kugel zusammengerollt, in diesen
Leben der Feldmäuse.                            nicht so fleissig wie die Echten Mäuse.      Nestern kurze, höchstens 23 Stunden
                                                Als Einzelgänger, die nur hin und wie-       lange Schlafphasen, Torpor genannt,
                                                der ihre Nester gemeinsam nutzen, liegt      und senkt dabei die Körpertemperatur
schlechtsreif. Im Alter von fünf Wochen         ihre Populationsdichte auch in gün-          ab, um Energie zu sparen.
bringen sie den ersten eigenen Wurf zur         stigen Lebensräumen meistens unter              Fressfeinde der Haselmaus sind un-
Welt und sind gleich wieder empfäng-            zehn Tieren pro Hektar. Dafür können         ter anderem Eulen, Baummarder und
nisbereit, sodass die nächste Geburt wie-       Haselmäuse im besten Fall bis zu sechs       Wiesel. Um deren Griff zu entkommen,
derum nur drei Wochen später erfolgt.           Jahre alt werden.                            kann die Haselmaus einen Teil ihres
Da jeder Wurf vier bis zehn Jungtiere               Erwachsene Haselmäuse sind sehr          Schwanzes opfern. Dabei überlässt sie
hervorbringt und sich bis zu fünf Gene-         standorttreu und bewegen sich meist          die Schwanzhaut, die an einer vorge-
rationen Feldmäuse in einem Sommer              in einem Umkreis von wenigen 100             gebenen Bruchstelle reisst, dem Feind.
entwickeln, hat ein einziges Weibchen           Metern. Dort suchen sie nach ener-           Die nun nackte Schwanzwirbelsäu-
mehrere Tausend Nachkommen!                     giereicher, meist vegetarischer Nah-         le fällt später ab – ob sie eintrocknet
   Dieser rasanten Vermehrung steht             rung. Sie sammeln unter anderem              oder die Haselmaus sie abnagt, ist un-
neben der hohen Sterblichkeitsrate auch         Buchecker, Eicheln, Haselnüsse, Wild-        klar. Nachdem die Wunde verheilt ist,
die kurze Lebenserwartung gegenüber:            kirschen, Brombeeren und Weidenkätz-         spriessen aus dem Stummelschwanz
Mäuse leben selten länger als zwei Jahre.       chen. Manchmal stellen sie aber auch         neue Haare.

«Die Akrobatin unter den
Schläfern» – Haselmaus
   Die Haselmaus mit ihrem goldbrau-
nen Fell, den langen, schwarzen Tast-
haaren und den schwarzen Knopfaugen
ähnelt den Mäusen, gehört aber, trotz
des Namens, zur Familie der Schläfer.
Diese bilden eine der ältesten noch vor-
kommenden Nagetierfamilien, zu der
auch der Siebenschläfer, der Garten-
und der Baumschläfer zählen.
                                                                                                                                           Foto: Milos Andera

   Die nur daumengrosse, überwiegend
nachtaktive Haselmaus bewohnt ganz
unterschiedliche Lebensräume, wobei
ihr artenreiche Laub- und Mischwälder           Die nachtaktive Haselmaus turnt – wie der Name schon vermuten lässt – besonders gerne in
am liebsten sind. Wichtig ist dichtes           Haselsträuchern und Brombeerhecken herum.
Aus der vielfältigen Welt der Mäuse - Igelzentrum
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«Die Verwandten der Igel» –
Spitzmäuse

    Spitzmäuse sind keine Nagetiere,
sondern bilden die artenreichste Familie
innerhalb der Insektenfresser. Diese fast
weltweit verbreitete und etwa 30 Millio-
nen Jahre alte Familie ist also näher mit
dem Igel verwandt als mit den Echten
Mäusen. Mit einer Körperlänge unter
10 Zentimetern sind Spitzmäuse Winz-
linge, und zwischen 2,5 und 19 Gramm

                                                                                                                                              Foto: Milos Andera
leicht. Ihr dichtes Fell ist samtig und wie
beim Maulwurf ohne Haarstrich. Aus-
serdem verströmen die Tierchen einen
strengen Moschusgeruch.
                                              Die Waldspitzmaus stöbert im schattigen Waldboden oder in Feuchtwiesen nach Insekten oder
    In der Schweiz leben 10 Arten von         anderer tierischer Beute.
Spitzmäusen. Sie lieben es schattig und
feucht, weshalb man sie meist verbor-         entwickelt – einige Arten scheinen sich          Trotz diesen genialen Anpassungsstra-
gen unter Laub und niederen Sträuchern        sogar mittels Echoortung zu orientieren.      tegien werden Spitzmäuse kaum älter als
oder unterirdisch findet. Einige Arten wie    Die kleinen Augen hingegen sind nicht         12 bis 19 Monate. Die Konkurrenz um
die Hausspitzmaus entwickelten sich zu        besonders leistungsfähig und erlauben         Reviere mit einem ausreichenden Nah-
Kulturfolgern, die gerne in warmen, in-       nur das Schwarz-Weiss-Sehen.                  rungsangebot im Winter ist so gross, dass
sektenreichen Viehställen oder in Kom-           Spitzmäuse leben meist als Einzel-         die letztjährigen Tiere im Herbst ihres
posthaufen wohnen.                            gänger. Vor allem während der Fort-           zweiten Lebensjahres oft verhungern.
    Spitzmäuse fressen alles, was sie mit     pflanzungszeit verteidigen die Weibchen       Fressfeinde sind vor allem Schleiereulen,
der guten Nase und den langen Tasthaa-        ein Revier, in dem sie ihren Nachwuchs,       aber auch Greifvögel, Schlangen, Katzen
ren aufspüren können. Sie haben einen         der wie bei den Echten Mäusen als Nest-       und Marder. Dabei werden die winzigen
hohen Energiebedarf, sodass sie teilwei-      hocker zur Welt kommt, grossziehen.           Insektenfresser zwar häufig getötet, aber
se täglich das Doppelte ihres Körperge-       Da Spitzmausweibchen kurz nach der            wegen ihres intensiven Moschusgeruchs
wichts fressen müssen. Die räuberischen       Geburt eines Wurfes wieder begattet           oft nicht gefressen.
Zwerge jagen Insekten, Spinnen, Wür-          werden, können sie im Sommerhalbjahr             Alle hier beschriebenen Mäuse sind
mer, Schnecken, aber auch kleine Wir-         bis zu vier Würfe haben. Bei einer Stö-       zentrale Glieder in der Nahrungskette.
beltiere wie Eidechsen, kleine Frösche        rung des Nestes beisst sich ein Jungtier      Als Beute für andere Tiere wie als Ver-
und neugeborene Feldmäuse, welche             am Hinterteil des jeweils vorderen fest,      breiter von Samen und Nüssen. Beim
sie mit gezielten Bissen überwältigen.        sodass die Mutter ihren Nachwuchs als         Menschen beliebt als Haustiere oder ver-
Sind Beutetiere im Überfluss vorhan-          Karawane an einen sicheren Ort führen         hasst als Schädlinge sind sie mitten unter
den, legen die kleinen Räuber einen           kann.                                         uns. Ihre unterschiedlichen Lebenswei-
Vorrat an. Das trifft besonders auch auf         Spitzmäuse halten keinen Winter-           sen bieten allerlei Spannendes, das es
die Wasserspitzmaus zu. Sie taucht mehr       schlaf wie ihre Verwandten, die Igel. Sie     noch zu entdecken und zu erforschen
als 50 Zentimeter tief und kann bis zu        haben sich aber eine besondere Überle-        gibt. Wir bleiben dran.
20 Sekunden lang unter Wasser bleiben,        bensstrategie zugelegt: Sie schrumpfen!
um Wasserinsekten, Muschelkrebse oder         Um ihren Energiebedarf zu drosseln,            Quellen und weiterführende Literatur:

sogar Fische zu fangen. Letztere tötet sie    verkleinern sich in der kalten Jahreszeit      Annette Barkhausen (2010): Einheimische
                                                                                             Spitzmäuse. Wildtier Schweiz.
mit ihrem giftigen Speichel, der auch         ihr Schädel, ihre Wirbel und wichtige
beim Menschen Hautirritationen hervor-        innere Organe wie Niere, Leber und             Monica Marti-Moeckli (2004): Einheimische
                                                                                             Wühl- und Langschwanzmäuse. Wildtier
rufen kann.                                   Gehirn. Das Herz ist nicht betroffen von       Schweiz.
    Bei der Nahrungssuche wispern und         diesem Vorgang, der sich «Dehnel-Phä-
                                                                                             Stefan Bosch (2012): Die Haselmaus – der
trillern Spitzmäuse ständig. Die etwa         nomen» nennt – nach seinem Entdecker,          etwas andere Bilch. Wildtier Schweiz.
5 Zentimeter kleine Zwergspitzmaus            einem polnischen Zoologen.
                                                                                             Olaf Fülling (2008): Mit Zäunen, Fallen und
gilt mit 22 unterschiedlichen Lauten als         Wie Haselmäuse können Hausspitz-            natürlichen Gegenspielern gegen Wühlmäu-
wahre «Plaudertasche». Diese Laute rei-       mäuse in eine Tagesschlaflethargie fal-        se. Wildtier Schweiz.
chen vom aggressiven Zähnerattern und         len. Nach ein paar Stunden der Starre im       Sowie diverse andere von Wildtier Schweiz
Schnarren, über das Schnattern brutpfle-      Nest setzen sie die Nahrungssuche fort.        publizierte Studien.
gender Weibchen bis zum Trillern bei          So können sie Zeiten, in denen Beute-
Erregung. Das Gehör ist ebenfalls gut         tiere rar sind, besser überbrücken.           Text: Flavia Zangerle
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