Maritimes Papier 2018 - IHK Emden
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Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Inhalt Inhalt Vorbemerkung 3 Häfen in Ostfriesland und Papenburg 4-15 Seehafen Emden 6-9 Seehafen Leer 10-11 Seehafen Papenburg 12-13 Norddeich 14 Weitere Häfen – Inselversorgung und Tourismuswirtschaft 15 Reedereiwirtschaft an der Ems 16-17 Umweltschutz an der Ems 18-23 Green Shipping und Green Ports 18-19 Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) 20 Masterplan Ems 2050 21-22 Weltnaturerbe Wattenmeer/Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer 23 Forschung und Entwicklung 24-27 Forderungen der IHK 28-30 Was jetzt angepackt werden muss 31 Der Bezirk der IHK für Ostfriesland und Papenburg hat seit jeher dank der Nordsee und der Ems eine starke maritime Prägung. Impressum Herausgeber Industrie- und Handelskammer Fotos: Titelseite: Koos Boertjens | S. 3, 12 Meyer Werft | S. 4 Tobias Bruns | und Copyright: für Ostfriesland und Papenburg S. 6 Karlheinz Krämer | S. 10 Stadtwerke Leer | S. 14 Niedersachsen Ports / Ringstraße 4 | 26721 Emden Christian O. Bruch | S. 15, 20, 22 unten Ostfriesland Tourismus GmbH Postfach 1752 | 26697 Emden (www.ostfriesland.travel) | S.16 Briese Schiffahrts GmbH & Co.KG | Tel. 04921 8901-0 | Fax 04921 8901-33 S. 21 NLWKN-Forschungsstelle Küste, Norderney | S. 23 SKN | E-Mail: info@emden.ihk.de S. 24 Nautitec Leer | S. 26 AG Ems | S. 27 Reederei AG Norden-Frisia | Internet: www.ihk-emden.de Weitere Bilder: IHK Verantwortlich: Dr. Torsten Slink Grundlagen des Maritimen Papiers der IHK bilden zahlreiche Gespräche mit Unternehmen und Einrichtungen der maritimen Wirtschaft. Layout/Design: Werbeagentur PepperBee, Emden www.pepperbee.de Stand: August 2018 2
Vorbemerkung Vorbemerkung Das Maritime Papier der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg ist ein Positionspapier, welches die Leistungsfähigkeit und Bedeutung der regionalen mari- timen Wirtschaft an der Ems hervorhebt. Es stellt aber auch Forderungen an die Bundes-, Landes- und EU-Politik, die die Rahmenbedingungen für diese Branche weiterhin verbes- sern sollen. Dabei sind die folgenden Themenbereiche von besonderer Wichtigkeit: Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie Technologisch hoch anspruchsvoller Schiffbau auf der Meyer Werft in Papenburg – das neue Kreuzfahrtschiff AIDAnova wird mit LNG angetrieben. Die Wirtschaft und der Umweltschutz müssen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. In der Den notwendigen Infrastrukturvorhaben und dem Realität begrenzen die strengen Umweltschutzvorga- laufenden Betrieb der Häfen und Schifffahrt werden ben jedoch den Handlungsspielraum der Wirtschaft in durch Umweltverbände immer wieder Steine in den Weg hohem Maße. Wie sehr eine Balance zwischen Wirtschaft gelegt. Die Lebensgrundlage der Menschen ist aber eine und Ökologie benötigt wird, wird an vielen Stellen in der funktionierende Wirtschaft. Es muss daher das Ziel der Region deutlich. Hier seien nur einige Beispiele erwähnt: Politik sein, die Wirtschaft zu unterstützen und sie nicht • seit bereits 16 Jahren wird über die Fahrrinnen- durch überbordende und teils unsinnige Umweltaufla- anpassung der Außenems diskutiert, die vor dem gen zu schwächen. Hintergrund der Schiffsgrößenentwicklung und steigenden Tiefgängen existenziell wichtig für den Emder Hafen ist, von Umweltverbänden jedoch Planungsbeschleunigung abgelehnt wird Nicht nur der umfangreiche Umweltschutz schränkt die • das geplante Naturschutzgebiet im Emder Hafen Wirtschaft ein, auch der Bürokratieaufwand trägt erheb- könnte den Hafenbetrieb und die künftige Ausrich- lich dazu bei. Von der Planung bis zur Fertigstellung tung in vielerlei Hinsicht einschränken von Infrastrukturprojekten vergehen meist viele Jahre, • die geplante flexible Tidesteuerung im Rahmen des was vor allem den aufwendigen Planungs-, Genehmi- Masterplans Ems 2050 mit den geplanten regelmä- gungs- und Vergabeverfahren geschuldet ist. Dabei ist ßigen Schließungen des Sperrwerks Gandersum eine angemessene Infrastruktur die Grundlage für eine wird den See- und Binnenschiffsverkehr auf der Ems leistungsfähige Wirtschaft. Eine Beschleunigung der erheblich beeinträchtigen Verfahren würde die Möglichkeit einer zeitlich vorge- • hinzu kommt die anstehende Novellierung der zogenen Nutzung der neuen Infrastruktur eröffnen, Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die die wiederum die gesamte Produktivität in der Region unerreichbare Ziele enthält, insbesondere das abso- erhöhen könnte. Unsere Region hat ein großes Potential, lute Verschlechterungsverbot, das praktisch keine das nicht ungenutzt bleiben darf. Veränderung an der Ems zulässt und damit einen wirtschaftlichen Stillstand zur Folge hätte Nur wenn die Unterstützung durch die Politik vorhanden ist, kann sich die Region an der Ems erfolgreich weiterent- wickeln, Arbeitsplätze sichern und den Wohlstand in der Region steigern. Der Handlungsbedarf ist groß – die mari- time Wirtschaft erwartet Ergebnisse. 3
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Häfen in Ostfriesland Häfen in Ostfriesland und Papenburg und Papenburg Stapellauf der Symphony Provider auf der Werft Ferus Smit in Leer. Die Häfen im Nordwesten Deutschlands müssen mit der werden. Nur so können Arbeitsplätze und Wertschöpfung Konkurrenz im internationalen Wettbewerb, allen voran mit in der Region verbleiben und der Umschlagbetrieb und die den Häfen Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam und Antwer- Schifffahrt reibungslos funktionieren. Auch dem Unterhalt pen, mithalten können, um weiterhin als bedeutende Leis- kommt eine hohe Bedeutung zu: Für den Erhalt und Betrieb tungsträger in der Region zu agieren. Unsere Häfen sind als der landeseigenen niedersächsischen Häfen werden jährlich Bestandteil der Logistik- und Wertschöpfungskette und als mindestens 40 Millionen Euro benötigt. Schnittstelle zwischen Land- und Seeverkehr unverzichtbar. Schließlich ist die Ausrichtung der Häfen auf zukünftige Die Politik muss infolgedessen für gleiche und faire Wett- Entwicklungen zu planen. Eine Steigerung der Effizienz bewerbsbedingungen in den Häfen sorgen. Besonders und Produktivität in Häfen kann und muss mit dem derzeit der uneingeschränkte see- und landseitige Zugang zu den allgegenwärtigen Trend der Digitalisierung gelingen. Dafür Häfen muss verbessert werden. Die Seeverkehrsprognose sind eine flächendeckende Breitbandversorgung und die schätzt die jährliche Wachstumsrate der niedersächsischen Ausstattung von Häfen und Schiffen mit moderner Technik Seehäfen auf drei Prozent. Bis 2030 läge der Umschlag damit Grundvoraussetzung. Der Einsatz von LNG (Flüssigerdgas) bei ca. 80 Millionen Tonnen. Kapazitätsengpässe bei den und anderen alternativen Antriebssystemen ist voranzu- Hinterlandanbindungen müssen durch Straßen- und Schie- treiben. Auch sollte für die Schifffahrt die Nutzung von nenerweiterungen beseitigt werden. Die im Bundesver- Landstrom aus erneuerbaren Energien gefördert werden. kehrswegeplan 2030 aufgeführten Fahrrinnenanpassungen Entsprechend dieser Entwicklung werden Infrastrukturen in für Ems, Elbe und Weser müssen zudem zügig umgesetzt den Häfen benötigt. 4
An der Ems sind die Seehäfen Emden, Leer und Papenburg die wichtigsten Umschlagplätze. In 2017 zählten sie zu den Häfen mit den größten Umschlagzuwächsen in Niedersachsen. Im Seegüterumschlag konnten in Emden Zuwächse in Höhe von 17%, in Leer von 37% und in Papenburg von 16% verzeichnet werden. Seit 1990 entwickelten sich die Umschlagsmen- gen in den drei Häfen wie folgt: Güterumschlag in den Seehäfen an der Ems (in Tonnen) Jahr Emden Leer Papenburg Seeschiff Binnenschiff Seeschiff Binnenschiff Seeschiff Binnenschiff 1990 1.795.667 1.153.075 343.717 642.177 273.241 369.936 1995 2.185.049 1.181.516 355.616 985.587 351.953 381.259 2000 3.514.034 1.887.339 493.072 626.703 624.288 266.641 2005 3.521.761 1.941.358 145.661 522.460 432.210 446.467 2006 3.794.028 1.936.103 152.564 459.983 469.160 384.142 2007 4.133.322 2.091.673 117.348 434.218 525.739 385.228 2008 4.426.443 2.079.722 86.646 393.555 438.954 379.285 2009 3.634.000 1.808.706 99.326 438.305 441.413 347.364 2010 4.277.623 1.937.432 105.833 481.988 536.335 260.677 2011 4.472.439 1.822.972 114.713 507.944 542.065 287.716 2012 4.401.315 1.763.093 46.096 492.802 603.618 191.362 2013 4.380.162 1.693.666 45.664 468.647 584.786 143.032 2014 4.373.353 1.631.204 24.291 494.285 491.813 125.376 2015 4.296.254 1.620.508 38.524 307.441 586.827 112.657 2016 4.330.710 1.765.008 42.698 254.822 553.524 136.946 2017 5.080.175 2.079.293 58.594 313.002 647.217 205.241 Traditionell gibt es im maritimen Sektor eine gut entwi- Zuletzt hat die deutsch-niederländische Zusammenarbeit ckelte Zusammenarbeit mit den Niederlanden. Wenngleich im Rahmen von gemeinsamen Forschungs- und Entwick- die Wettbewerbssituation erhalten bleibt, so gibt es doch lungsprojekten zum Thema Green Shipping neue Impulse ausgeprägte Kontakte beispielsweise zwischen der Emder erhalten. Hafenwirtschaft und den Häfen Delfzijl und Eemshaven. Kontakte bestehen auch zwischen den Lotsen beiderseits der Grenzen, wobei hier noch weitere Potenziale in der Zusammenarbeit bestehen. Die Wasserschifffahrtsbehörden kooperieren bei den Befahrensregeln für die Außenems: Vor dem Hintergrund der Anpassung der Fahrrinne zwischen Eemshaven und Nordsee haben Rijkswaterstaat (Niederlande) und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) eine In Kurzform deutsch-niederländische Arbeitsgruppe eingerichtet, mit • Jährlich müssen stetig 40 Millionen Euro dem Auftrag, verkehrssteuernde Maßnahmen für ein Ver- für den Erhalt und Betrieb der niedersächsischen kehrsmanagement zu erarbeiten, denn: Für Verkehre, die auf Häfen bereit gestellt werden die vertiefte Fahrrinne angewiesen sind, ist ein Überholen • Hafeninfrastruktur auf neue Entwicklungen ausrichten oder Begegnen mit Fahrzeugen gleichen Tiefgangs nicht • Rahmenbedingungen für niedersächsische Häfen möglich. Das Vessel Traffic Management (VTM) soll dafür verbessern, damit diese im europäischen Wettbewerb sorgen, dass die Schiffsanläufe nach Eemshaven und Emden bestehen können möglichst effizient und gleichberechtigt erfolgen können. • Kooperationen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ausbauen 5
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Der Außenhafen Emden ist nach Zeebrügge und Bremerhaven der drittgrößte europäische Automobilumschlagsplatz. Seehafen Emden Nur 38 Seemeilen südöstlich der Emsmündung liegt der 2015 wurde ein Dalbenliegeplatz an der Emspier fertigge- Seehafen Emden. Mit einem Umschlag von 7,2 Millionen stellt, der den Umschlag von Automobilen auf Feederschiffe Tonnen in 2017 ist er ein bedeutender Wirtschaftsmotor ermöglicht. Für den Großschiffsliegeplatz zwischen Emskai in der Region. Der Hafen zählt rund 9.400 direkte sowie und Emspier, der maßgeblich zur Erreichung der geplanten indirekt vom Hafen abhängige Arbeitsplätze und ca. 70 Umschlagziele beitragen soll, hat das Planfeststellungsver- Unternehmen. Auch wenn in den 1960 und 1970er Jahren fahren begonnen und steht kurz vor dem Abschluss. größere Umschlagsvolumina mit dem Umschlag von Erzen, Kohle und Erdölprodukten erreicht wurden, ist heute mit Zu den Hauptumschlagsgütern zählt neben den Automo- hochwertigen Produkten wie Kfz, Projekt- und Stückgütern, bilen auch Projektladung in Form von Windkraftanlagen. Windenergieanlagen und flüssigen Gütern eine höhere Die Enercon GmbH verschifft Komponenten von Onshore- Wertschöpfung zu verzeichnen. Windkraftanlagen über Emden. Die hohe Nachfrage nach regenerativer Energie wirkt sich positiv auf die Entwicklung Emden hat sich im Zeitverlauf von einem reinen Massengut- des Windkraftanlagenumschlags im Emder Hafen aus. hafen zu einem Universalhafen entwickelt, der großes Allerdings zeigen die Vereinbarungen der Bundesregierung Potential hat, in den kommenden Jahren durch Investi- zur Deckelung des Zuwachses bei der Windenergie deutlich tionen in den Erhalt und Ausbau von Infrastruktur und Sup- bremsende Spuren. Die Vollversammlung der IHK fordert rastruktur weiter zu wachsen und das Umschlagsergebnis hier eine kurzfristige, aber spürbare Anhebung der Ausbau- kontinuierlich zu steigern. ziele für die On- und Offshore-Windenergie. Mit Blick auf die Offshore-Windparks nordwestlich von Borkum gibt es Der Umschlag von Automobilen ist im Hafen von außeror- eine starke Entwicklung im Bereich Service, Wartung und dentlicher Bedeutung und verfügt über ein starkes Wachs- Unterhaltung. Dafür verfügt der Hafen über gute Hallenka- tumspotential. In den letzten Jahren verzeichnete dieser pazitäten. Die Landemole Knock und die anschließenden Bereich einen fortwährenden Anstieg auf nunmehr 1,45 Mil- Logistikflächen liegen in einer strategisch günstigen Posi- lionen umgeschlagene Fahrzeuge in 2017 – damit ist Emden tion zu den Offshore-Windparks. Die Landemole ist schwer- drittgrößter Automobilumschlagplatz in Europa. Zudem lastfähig ausgelegt und bietet ideale Möglichkeiten zum bietet die Volkswagen AG, als nahezu alleiniger Automobil- Ladungsumschlag oder Crew-Transfer. Auch der Flugplatz exporteur im Emder Hafen (99,8%), ca. 8.800 Arbeitsplätze, Emden bietet gute Bedingungen für Serviceleistungen für die Emden als Wirtschaftsstandort stärken. Das VW-Werk die Offshore-Projekte. Mittlerweile haben sich dort bereits verfügt über einen eigenen Werksbahnhof mit Rangier- und sechs Offshore-Service-Unternehmen angesiedelt. Verladegleisen. 6
In 2017 konnte mit über einer Million Tonnen auch ein Diese Voraussetzungen beinhalten eine einwandfreie deutliches Plus beim Umschlag von Flüssigkreide verzeich- Funktionsfähigkeit der Hafenanlagen, beispielsweise der net werden. Der Umschlag von Zellulose ist nach einem Schleusen, Umschlagflächen oder Krane und eine barri- starken Rückgang, der dem vermehrten Umschlag in erefreie Anbindung an den Hafen, sowohl see- als auch Vlissingen (Niederlande) geschuldet war, seit 2016 wieder landseitig. Die Anbindungen an den Hafen sind mit der A31 stark angestiegen. Neben Flüssigkreide wird Zellulose zu in Richtung Süden durch das Emsland, dem Anschluss an einem erheblichen Teil für die Papierherstellung der UPM das Schienennetz der Deutschen Bahn und an das Bundes- Nordland Papierfabrik in Dörpen benötigt und in Emden wasserstraßennetz über die Ems vielfältig gegeben. Die umgeschlagen. erwarteten Steigerungen im Umschlag von Automobilen und der schon jetzt stark ausgelastete Schienenverkehr in Die Nachfrage nach Baustoffen war auch im Jahr 2017 groß, Emden machen die Notwendigkeit einer zweiten Eisen- was sich im Erfolg des Emder Hafens widerspiegelt. Auf- bahnklappbrücke über das Emder Fahrwasser im Binnenha- grund von Baustellen im hiesigen Raum waren in diesem fen deutlich. Segment erhebliche Zuwächse zu verzeichnen. Die Fahrrinnenanpassung der Außenems um einen Meter Im Ölhafen wurde 2015 eine neue Löschbrücke gebaut, die - die Planungen dazu wurden bereits 2002 aufgenommen die alte marode Löschbrücke aus den 1960er Jahren ersetzt. - wurde nach wie vor nicht umgesetzt, ist aber dringend Hier werden vornehmlich Güter in flüssiger Form wie Chlo- erforderlich, um der Schiffsgrößenentwicklung gerecht zu ride, Altfette, Biodiesel und Düngemittel umgeschlagen. werden. Eine größere Wassertiefe dient der Gewährleistung von Flexibilität bei Tideströmungen im Bereich des Außen- Unter optimalen Bedingungen kann Emden bis 2030 hafens, reduziert die Kosten durch Wartezeiten und sichert Umschlagsmengen in Höhe von insgesamt 10,9 Millionen dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Hafenstandorts Tonnen erzielen. Dieser Horizont ist auch im „Perspektiv- Emden. Mit der Fahrrinnenanpassung können Schiffe mit papier Seehafen Emden“ beschrieben, das Land und einem Tiefgang von bis zu 11,70 m den Hafen anlaufen. Hafenbetreiber NPorts im April 2017 veröffentlichten. Bis Dabei soll nicht die komplette Ems vertieft werden, sondern 2040 wird ein Gesamtpotenzial von 11,7 Millionen Tonnen nur eine stellenweise Beseitigung von Erhöhungen auf dem prognostiziert. Meeresboden der Fahrrinne auf einem Streckenabschnitt von 10 Kilometer erfolgen. Mit dieser Vertiefung würde die Fahrrinne der Größenentwicklung nicht nur der Auto-Carrier auf absehbare Zeit genügen, neuerliche Anpassungen sind nicht zu erwarten. Hafenumschlag in Emden 5.500.000 Seeschiff Binnenschiff 5.000.000 4.500.000 4.000.000 Tonnen 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Jahr 7
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Die Große Seeschleuse in Emden – eröffnet im Jahr 1913 – war seinerzeit die größte Schleuse weltweit. Sie verbindet den Außen- und den Binnenhafen und muss umfassend saniert werden , damit sie auch in den nächsten Jahrzehnten ihre für den Emder Hafen so wichtige Funktion erfüllen kann. Die seit Herbst 2006 gesperrte Nesserlander Schleuse wurde Der Wybelsumer Polder ist aufgrund seiner räumlichen erfreulicherweise im April 2018 nach einer Grundsanierung Nähe zum Außenhafen ein wichtiges Areal für die weitere wieder in Betrieb genommen. Ihr Ausfall hat die Große See- Hafenentwicklung. Für den überwiegenden Flächenbereich schleuse auf eine Belastungsprobe gestellt, da sie in diesem liegen hier rechtskräftige Bebauungspläne vor. Zeitraum mehr als doppelt so viele Schleusungen pro Jahr übernahm. Seit September 2016 gab es bei der Großen See- Für den Jarßumer Hafen ist im bereits erwähnten Perspek- schleuse eine umfassende Bauwerksprüfung zur Festlegung tivpapier die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie zur von Maßnahmen, die den dauerhaften Betrieb mittelfristig Schaffung einer rund 18 ha großen Ansiedlungsfläche durch sicherstellen sollen. Die Große Seeschleuse ist unentbehr- Verfüllung des Hafenbeckens und der Bau eines Ostkais lich für den Emder Hafen, denn der weit überwiegende angedacht. Anteil der im Binnenhafen umgeschlagenen Güter wird von großen Schiffen transportiert, die die kleinere Nesserlander Der Südkai wurde von 2015 bis 2016 saniert und vom frühe- Schleuse nicht passieren können. ren Massengutumschlagplatz zu einem Mehrzweckterminal umgebaut. Der nun vielfältig nutzbare Terminal ist eine Darüber hinaus bieten der Wybelsumer Polder und per- Bereicherung für den Emder Hafen und kann von den dort spektivisch auch der Rysumer Nacken große Flächen zur angesiedelten Unternehmen optimal genutzt werden. Ansiedlung hafenaffiner Unternehmen. Aktuell sind alle verfügbaren Hafenflächen und Hafenerweiterungsflächen Der Nordkai wurde vor kurzem mit neuen Mobilkranen europaweit ausgeschrieben. Der Rysumer Nacken als ausgestattet. Dies zeigt auch das Interesse auf privater Seite, Hafenentwicklungsgebiet versprach vor einigen Jahren ein in den Hafen zu investieren und die Möglichkeiten, die der ausgezeichneter Standort für die Windenergiebranche zu Standort bietet, voll auszunutzen. werden. Es wurden umfangreiche Untersuchungen für die technische Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit durch- geführt. Aufgrund nicht ausreichender Nachfrage in 2013 wurde ein umfangreicher Hafenbau hier zurückgestellt und auf kleinteilige Entwicklungen gesetzt. 8
Güterumschlag im Emder Hafen Analog der bundes- und europaweiten Entwicklung ist 8,0 die Bedeutung des Schiffsbaus in Emden in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Über einen lan- 7,0 gen Zeitraum war die Werft Nordseewerke mit ihrem 6,0 alles überragenden Bockkran eines der Wahrzeichen des 5,0 in Mio. t Emder Hafens. Mit der Einstellung des Schiffsbaus dort, der 4,0 Schließung der Cassens-Werft und dem drohenden Aus für den U-Bootbau bei Thyssen-Krupp-Marine-Systems (TKMS) 3,0 sind im laufenden Jahrzehnt tiefe Einschnitte zu verzeich- 2,0 nen. Schiffsbau und –reparatur ist jedoch für einen Hafen 1,0 wie Emden eine nicht zu vernachlässigende Funktion. Im 0,0 Interesse des Hafens liegt es deshalb, die noch vorhandenen 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Kapazitäten etwa bei der Emder Werft und Dock GmbH oder Jahr der Nordseewerke Emden Shipyard zu sichern und mög- lichst auszubauen. Sonstiges (u. a. Forst-, Eine ständige Aufgabe bleibt die Gewährleistung der Was- Agrar- und Projektladung) sertiefen im Außen- und Binnenhafen. Baustoffe Kreide Automobile In Kurzform • Erreichbarkeit des Hafens für größere Schiffe muss durch die Fahrrinnenanpassung der Außenems gewährleistet sein • Sanierung der Großen Seeschleuse zügig umsetzen • Zweite Eisenbahnklappbrücke zur Erreichung der Umschlagspotenziale erforderlich 9
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Auch in Leer befindet sich der Hafen mitten in der Stadt – neben ihm prägen die zahlreichen Reedereien, die Seefahrtschule und das Maritime Kompetenzzentrum das maritime Gesicht der Stadt. Seehafen Leer Leer hat einen kommunalen tideunabhängigen See- und Ölmühle durch den amerikanischen Biodieselhersteller Binnenhafen, der von den Stadtwerken Leer, einer Anstalt Archer Daniels Midland Company in 2008 wurde nur noch des öffentlichen Rechts, betrieben wird. Er hat Zugang zur Biodiesel produziert und in 2015 wurde der Betrieb gänzlich Nordsee über die Bundeswasserstraße Ems. Die industrielle eingestellt. Die Connemann-Gruppe hat die Ölmühle im Nutzung im Hafen findet östlich der Nesse statt, die urbane Jahr 2017 zurück gekauft. Bevor jedoch wieder dort gearbei- Nutzung (Bürogebäude, Dienstleistungserstellung und tet werden kann, muss in das Gelände investiert werden. Tourismus) im Handelshafen. Positiv entwickelt hat sich der Umschlag von Stahl. Auch der Der Umschlag per Binnenschiff stellt das Hauptgeschäft Umschlag per Bahn wirkt sich vorteilhaft auf das Umschlags- dar und konnte im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr um ergebnis aus. Mit der Bahn werden vor allem Baustoffe zu 37% ausgebaut werden. Zu den Hauptumschlagsgütern großen Mengen umgeschlagen. Der Hafenumschlag von zählen vor allem Massengüter, wie beispielsweise Baustoffe, Salz hat sich entgegen der Tendenz früherer Jahre mitt- Dünger, Getreide, Futtermittel, Kohle, Torf, Mineralöl, Eisen lerweile zu einem eher unbedeutenden Umschlagsgut und Stahl. Die Ursprünge und Destinationen der Gütertrans- entwickelt. porte liegen zu einem großen Teil in der Region, weshalb der Leeraner Hafen auch als wirtschaftliche Drehscheibe für Die trimodale Anbindung an das Straßen-, Schienen- und das regionale Umland bezeichnet wird. Wasserstraßennetz ist als Stärke des Hafens hervorzuheben. Der Hafen ist über die Bundesautobahnen A31 und A28, In den 1980er Jahren lag das Rekordumschlagvolumen das Schienennetz der Deutschen Bahn und die Binnen- und bei ca. 1,3 Millionen Tonnen, während in 2017 knapp die Seewasserstraßen optimal zu erreichen. Die in 2016 sanierte 500.000 Tonnen Marke verpasst wurde. Der Grund für das und erweiterte Hafenbahn der Stadtwerke Leer wird mithilfe gesunkene Umschlagsniveau liegt vor allem in dem Verkauf zweier Rangierlokomotiven auf einer Gleisstrecke von 6,7 km der Ölmühle Connemann. In der Ölmühle wurden früher betrieben. Schiffe können mit einem maximalen Tiefgang Ölsaaten und –früchte zu Futtermittel, Öl und Biodiesel von 5,50 m und einer Länge von höchstens 140 m den Hafen verarbeitet. Die importierten Ölsaaten und die exportierten erreichen. Der Hafen verfügt unter anderem über eine RoRo- Erzeugnisse ließen das Umschlagvolumen und die Schiffs- Anlage und diverse Krane. anläufe entsprechend hoch ausfallen. Nach dem Kauf der 10
Hafenumschlag in Leer Die räumlichen Erweiterungsmöglichkeiten 1.000.000 sind durch die Lage des Hafens in der Nähe des 900.000 Stadtzentrums und zu den Gleisanlagen der 800.000 Deutschen Bahn stark beschränkt. Darüber hin- 700.000 Tonnen aus befindet sich der Großteil der Hafenflächen 600.000 in Privatbesitz. Daher ist es in Leer, neben der 500.000 400.000 grundsätzlich beschränkten Flächenerweiterung, 300.000 schwierig, über Umsiedlungen oder Neusortie- 200.000 rung der Unternehmen zur effizienten Hafenflä- 100.000 chennutzung zu entscheiden. Allerdings verfügt 0 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 der Industriehafen über eine gewerblich nutzbare Fläche, die direkt am Wasser liegt. Jahr Die Seeschleuse ist Eigentum der Stadt, ist 192 m lang, Binnenschiff Seeschiff 26 m breit und besitzt eine Drempeltiefe von 7 m. Um die Betriebssicherheit der Schleuse und damit die Funktionsfä- higkeit des Hafens zu gewährleisten, wurden in den letzten Jahren erfolgreich Erneuerungen und technische Umrüstun- Weiterhin von Bedeutung für die maritime Wirtschaft sind gen vorgenommen. Weitere Modernisierungsmaßnahmen die Seefahrtschule der Hochschule Emden/Leer und das sind bereits ab 2018/19 geplant. Dabei sollen die Betonvor- Maritime Kompetenzzentrum (MARIKO). Die Seefahrt- satzschalen unter der fachlichen Betreuung der Stadtwerke schule sichert die Ausbildung von Nachwuchskräften für Leer erneuert werden. Diese Maßnahme soll auch Schleu- Arbeitsplätze auf See und an Land, während das „MARIKO“ sungen mit nur einem Tor ermöglichen, da mit der Abhän- maritime Projekte und die Forschungsarbeit, z.B. im Bereich gigkeit von der Tide auch Wartekosten entstehen. Unterhalb Green Shipping, fördert. der Schleuse soll ein weiterer Düker zur Verlegung zusätzli- cher EDV-Leitungen gebaut werden. Außerdem soll der Kolk Insgesamt kann man von einem guten Zustand im Leeraner nahe der Schleuse entfernt werden. Hafen sprechen. Zur Erhöhung der Umschlagzahlen kön- nen jedoch nur mehr hafenaffine Unternehmen beitragen. Aufgrund der Schleusungen bleibt auch der Emshafen Leer Außerdem werden für die grundlegende Instandhaltung der nicht von der Schlickproblematik verschont. Jedoch wurde Kai- und der Umschlaganlagen weitere Investitionen durch mit einem Bypass-Fluid-System eine gute und effiziente private und öffentliche Hand benötigt. Lösung für den Hafen gefunden. Das Arbeitsschiff „Krabbe“ lockert Schlick am Boden auf, den eine Pumpe anschließend Perspektivisch könnte das vom Landkreis Leer und der Stadt in die Leda befördert. Täglich dürfen bis zu 300 Tonnen betriebene Gewerbe- und Industriegebiet Leer-Nord, Flä- Schlick aus dem Hafen in die Leda transportiert werden. chen für wasserstraßen- und hafenaffine Betriebe bereitstel- Zum Ausgleich werden bis zu 6000 m³ Frischwasser aus der len. In Leer-Nord gibt es bereits einen privaten Ems-Anleger, Leda in den Hafen gepumpt. Das System wurde baulich der langfristig für den Zugang von tiefgehenden Schiffen optimiert und sorgt damit für einen reibungslosen Ablauf erweitert werden könnte. im Hafen. Von Zeit zu Zeit finden zusätzlich Unterhaltungs- baggerungen statt, um die Wassertiefe von 5,50 m im Hafenbecken zu garantieren. Leer ist als maritimer Standort vor allem durch die Vielzahl dort ansässiger Reedereien bekannt. Aber auch andere maritime Dienstleistungen, wie Logistik, Schifffahrt und In Kurzform Schiffbau lassen sich hier finden. Auf der früheren Jansen • Schlickproblematik nachhaltig lösen Werft werden wieder Frachtschiffe gebaut. Auch eine War- • Funktionsfähigkeit der Schleuse dauerhaft sichern tungs- und Reparaturwerft für kleinere Schiffe und Yachten • Industrie- und Gewerbeflächen im bestehenden ist im Leeraner Hafen ansässig. Hafengebiets sichern • Entwicklungsmöglichkeiten offen halten 11
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Der Papenburger Hafen ist der südlichste Seehafen Deutschlands und Standort der international bekannten Meyer Werft. Seehafen Papenburg Der Kommunalhafen Papenburg ist der südlichste Seehafen Papenburg ist der größte Torfumschlagplatz in Niedersach- Deutschlands. Der Hafen ist mit der See- und der Dock- sen. Es wird vor allem Torf aus dem Baltikum und aus Skan- schleuse an die Ems und damit an die Nordsee angebunden. dinavien importiert, aber auch aus Papenburg exportiert. Außerdem verbindet der Dortmund-Ems-Kanal Papenburg Strengere Auflagen zum Torfabbau in der Region werden mit dem Ruhrgebiet. Der Papenburger Hafen ist ein bedeu- voraussichtlich zu einem erhöhten Import von Torf führen. tender Umschlagplatz und trägt eine wichtige Funktion als Im Vergleich zum Vorjahr ist der Torfumschlag in 2017 um Drehscheibe für das regionale Umland, denn ein großer Teil etwa 80.000 Tonnen auf 240.000 Tonnen gestiegen. der Güter ist für den regionalen Markt bestimmt. Die wich- tigsten Umschlaggüter sind Dünger, Futtermittel, Schiffs- Im Hafen ist zudem ein Holzrecyclingwerk ansässig, das maschinenteile, Torf, Eisen, Gummiabfälle, Splitt/Schlacke, Altholz zu Spanplatten verarbeitet. Das Werk kooperiert Kies, Plastikschredder und Asche. Auch großdimensionierte mit dem nahe gelegenen Biomassekraftwerk, welches Maschinen- und Schiffsbauteile werden in der Regel mit unbrauchbares Altholz als Brennstoff verwendet. Entspre- Schiffen im Hafen umgeschlagen. Besonders der Betrieb der chend ist der Umschlag von Holz ein weiteres wichtiges Meyer Werft trägt durch die Material- und Bauteilelieferun- Umschlaggut. In 2017 ist der Umschlag im Vergleich zum gen zum guten Umschlagergebnis im Papenburger Hafen Vorjahr allerdings leicht gesunken. bei. Der Umschlag von Baustoffen hat sich aufgrund der vielen Der Hafen erzielte in 2017 einen Umschlag in Höhe von Aufträge zur Sanierung der Infrastruktur in 2017 sehr positiv 1,025 Millionen Tonnen, was einem Anstieg von 16% gegen- entwickelt. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Trend auch in über dem Vorjahr entspricht. Die zuverlässige Anbindung den folgenden Jahren bestehen bleibt. Ein Abnehmer von an die Nordsee ist unbedingt notwendig, da der größte Baustoffen ist ein großes Asphaltmischmerk. Ebenso stieg Anteil am Umschlagvolumen mit etwa zwei Dritteln auf den auch der Umschlag von Dünger, aufgrund von niedrigen Umschlag per Seeschiff zurückzuführen ist. Preisen und einer resultierenden hohen Nachfrage. 12
Hafenumschlag in Papenburg 700.000 Seeschiff 600.000 Binnenschiff 500.000 Tonnen 400.000 300.000 200.000 100.000 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Jahr Die Meyer Werft bietet direkt ca. 3.300 Menschen einen Das größte Projekt aus dem Hafenentwicklungskonzept Arbeitsplatz. Durch den großen Einflussbereich der Werft- stellt die geplante Industrie- und Hafenflächenerweiterung gruppe schafft sie aber auch indirekt viele regionale und am „Bokeler Bogen“ dar. Dazu soll die Kreisstraße 158 verlegt überregionale Arbeitsplätze. Es sollen zukünftig bis zu drei werden. Derzeit wird die Umsiedlung und Neuansiedlung Kreuzfahrtschiffe pro Jahr ausgeliefert werden, eine Stand- von Unternehmen geplant. Zukünftig sollen möglichst ortgarantie bis 2030 wurde vertraglich vereinbart. Damit nur direkt hafenabhängige Unternehmen unmittelbar am sichert die Werft auch den Fortbestand der Unternehmen, Hafenbecken angesiedelt werden. Andere Unternehmen die am Standort Papenburg für die Werft Material lagern, werden in den neu entstehenden Flächen des Bokeler umschlagen, weiterverarbeiten oder andere Dienstleistun- Bogen Platz finden. So wurde bereits der Bau eines Logistik- gen erbringen. Viele Unternehmen sind allein durch die zentrums der Meyer Werft in dem Gebiet beschlossen. Zusammenarbeit mit der Werft voll ausgelastet. Die maritimen Dienstleister in Papenburg verfügen über Die Hinterlandanbindung an den Papenburger Hafen ist eigene Schiffe, Lagerflächen und Umschlagausrüstung. Es gut ausgebaut. Es gibt eine Direktanbindung an die A31 können gesamte Logistikkonzepte kundenspezifisch erstellt in Richtung Ruhrgebiet, eine indirekte Anbindung an die werden. Um diesen Zustand weiter beibehalten zu kön- A28 Richtung Oldenburg und Bremen und an die A7 in die nen, müssen gute infrastrukturelle Rahmenbedingungen Niederlande. gegeben sein, sowohl innerhalb des Hafens als auch der Zugang zum Hafen via Ems, Straße oder Gleisanlagen. Auch Die Stadt Papenburg hat das Hafenentwicklungskonzept in Papenburg ist die Verschlickung des Hafenbeckens ein 2025 erarbeitet und treibt nun seine Umsetzung voran. Im zentrales Thema, das nachhaltig gelöst werden muss. Jahr 2014 wurde die Bahnspange freigegeben, die den Ver- kehr im Stadtzentrum entlastet und eine bessere Erreichbar- keit des Hafens ermöglicht. Ein vorrangiges Projekt ist die Grundinstandsetzung der Seeschleuse mit Erneuerung des Außen- und Innenhauptes und der Schleusenkammer. Dieses Bauvorhaben ist essen- tiell für die Erreichbarkeit des Papenburger Hafens. Die Grundinstandsetzung erfolgt in drei Abschnitten. Während der Umsetzung des ersten Projektabschnitts, dem Bau eines neuen Außenhaupts von 2019-2021, soll es eine nur In Kurzform tageweise Schließung der Schleuse geben, um die Hafen- • Zügige Sanierung der Seeschleuse mit wirtschaft möglichst wenig einzuschränken. geringstmöglicher Einschränkung der Schifffahrt • Tiefgang sichern – Verschlickung eindämmen • Entwicklung Bokeler Bogen vorantreiben 13
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Der Hafen Norddeich ist Fährhafen für die Schiffe nach Norderney und Juist und hat sich in den letzten Jahren auch zu einem Standort für Offshore-Service entwickelt. Hafen Norddeich Mit knapp 2,5 Millionen Personenbeförderungen und einem Die Aufrechterhaltung der benötigten Wassertiefen stellt Frachtumschlag von 535.000 Tonnen im Jahr 2017 ist der jedoch eine ständige Herausforderung dar. Aufgrund von niedersächsische Landeshafen Norddeich ein bedeutender Untiefen kam der Fährverkehr in der Vergangenheit oft zum Wirtschaftsfaktor in der Region. Norddeich ist vor allem Erliegen. Besonders der Hafen Juist ist von den unzureichen- ein Inselversorgungshafen und ein wichtiger Standort für den Wassertiefen betroffen und kann durch seine geomor- den Tourismus in Ostfriesland. Der Schiffsverkehr wird vom phologisch ungünstige Lage nur tideabhängig angelaufen Fähr- und Güterverkehr mit RoRo- und RoPax-Schiffen zu werden. Um den Hafen Norddeich gut erreichen zu können den Inseln Norderney und Juist dominiert. RoRo-Fähren sind werden regelmäßige Unterhaltungsbaggerungen durchge- Schiffe, die nur rollende Ladung transportieren, während führt und das Rezirkulationsverfahren angewandt, welches RoPax-Fähren sowohl rollende Ladung als auch Passagiere die Verfestigung von Schlick auf dem Fahrwasserboden befördern. Die Reederei Norden-Frisia bedient die Fährlinien verhindert. von Norddeich nach Norderney und Juist. Für die Zukunft ist der Rückbau des Wellenbrechers im Für die Fischerei mit ihren Muschel- und Fischkuttern ist der Norddeicher Hafen vorgesehen, da er seine Funktion durch Hafen Norddeich ein wichtiger Stützpunkt. den Bau eines Deiches verloren hat. Dadurch entsteht eine größere Wasserfläche im Hafen. Für eine gedeihliche Im Osthafen befindliche Energiekonzerne und Offshore- Perspektive ist eine sich nicht gegenseitig behindernde Dienstleister wie Ørsted und andere machen Norddeich Entwicklung der Offshore-Service-Aktivitäten, der Fischerei auch zu einem wesentlichen Offshore-Service-Hafen. Von sowie der Tourismus- und der Ver- und Entsorgungsverkehre hier aus werden - dank guter strategischer Lage zu den zu und von den Inseln wichtig. Standorten - viele Windparks in der Nordsee versorgt. Zurzeit wird die Nordost-Kaje im Osthafen erweitert, um zusätzliche Schiffsliegeplätze für den Crew-Transport zu den Windparks zu schaffen. Auf dem Norddeicher Flugplatz In Kurzform wurde ein Hubschrauber-Hangar errichtet, der die Möglich- • Norddeich als wichtigen Hafen keit zur Wartung der Windparks durch Helikoptereinsätze für touristische Verkehre stärken schafft. • Ausbau des Bereichs Offshore-Service • ausreichende Tiefgänge sicherstellen 14
den Ostfriesischen Inseln. In 2017 verzeichnete man etwa 16,3 Millionen touristische Übernachtungen. Die Tourismus- branche hat eine beachtliche wirtschaftliche Bedeutung im IHK-Bezirk. Im Jahr 2017 gab es in diesem Bereich ungefähr 50.000 Vollzeitarbeitsplatzäquivalente und es konnte ein Umsatz von mehr als 2,9 Milliarden Euro generiert werden. Zu den klassischen touristischen Aktivitäten in der Region gehören u.a. Ausflüge zu den Ostfriesischen Inseln und Küstenorten. Ostfriesische Küstenorte mit besonderer tou- ristischer Bedeutung sind Krummhörn/Greetsiel, Norden/ Norddeich, Dornum/Dornumersiel/Neßmersiel, Neuharlin- gersiel, Esens/Bensersiel und Carolinensiel/Harlesiel. In Emden prägen Hafenrundfahrten und Museumsschiffe das maritime Ambiente in der Innenstadt, das auch Tou- Die Fähre „Spiekeroog I“ verkehrt zwischen Neuharlingersiel und Spiekeroog. risten in die Region zieht. Vom Leeraner Hafen aus werden zahlreiche Ausflugsfahrten auf Leda und Ems angeboten. Weitere Häfen - Inselversorgung Die historische Altstadt direkt am Hafen wird oftmals mit und Tourismuswirtschaft einem Einkaufsbummel in der Fußgängerzone zugunsten Die Inselversorgungsfunktion der ostfriesischen Küsten- und des stationären Einzelhandels verbunden. Inselhäfen dient sowohl der Versorgung der Inselbevölke- rung als auch der Tourismuswirtschaft. Ohne die regelmäßi- In die Stadt Papenburg, deren Anziehungspunkt vor gen Fährverbindungen wäre der Tourismus auf den Inseln allem die Meyer Werft ist, kommen jährlich etwa 350.000 nicht möglich und die Attraktivität der Küstenorte unbe- Übernachtungsgäste – hinzu kommen etwa 2,5 Millionen deutend. Der Tourismus ist in vielen Orten die tragende Tagesgäste. Das Besucherzentrum der Werft (jährlich rund wirtschaftliche Aktivität. Industrie- und Gewerbeansiedlun- 250.000 Besucher) bietet öffentliche Werftführungen an und gen sind nur marginal vorhanden. Für die Inselbewohner zusätzlich locken die Überführungen der Kreuzfahrtschiffe sind die Fährverbindungen das Äquivalent zu Straße und mehrmals im Jahr weitere Menschen aus ganz Deutschland Schiene auf dem Festland. Dementsprechend muss die nach Papenburg. Dadurch wird zusätzliches Einkommen Erreichbarkeit der Küsten- und Inselhäfen, die maßgeblich in der örtlichen Hotel- und Gastronomiebranche sowie im vom Zustand der Fahrwasser abhängig ist, gewährleistet Einzelhandel generiert. werden. Um im maritimen Umfeld weitere Gäste für sich gewinnen Zusätzliche Belebung erfahren einige Insel- bzw. Inselver- zu können, muss die Region in neue Attraktionen investie- sorgungshäfen rund um die wirtschaftlichen Aktivitäten ren. Als Beispiel ist der „Masterplan Alte Werft“ zu nennen, hinsichtlich der Offshore-Windparks. Neben Norddeich der eine Umgestaltung des alten Werftgeländes in Papen- (vorhergehenden Abschnitt) sind das auch die Häfen auf burg im maritimen Stil vorsieht, damit Touristen und Ein- Norderney und Borkum, die neuerdings auch Versorger der wohnern ein attraktiver Erholungsort geboten werden kann. Offshore-Windparks beherbergen. In der gesamten Region in Ostfriesland und Papenburg hat die maritime Wirtschaft eine lange Tradition. Das maritime Flair lockt jedes Jahr Menschen aus ganz Deutschland an. Schifffahrt und Häfen haben damit nicht nur Verkehrsfunk- In Kurzform tion, sondern sind zugleich Anziehungspunkt für den Tou- • Ausbau der tideunabhängigen Erreichbarkeit rismus. Gleichzeitig hat der Tourismus eine tragende Rolle der Inseln in den Häfen von Küstenbadeorten wie Norddeich und auf • Verbesserung der Erreichbarkeit der Urlaubsorte • Stärkere Nutzung des maritimen Erbes für neue touristische Angebote 15
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Reedereiwirtschaft Reedereiwirtschaft an der Ems an der Ems Die „Monika“ transportiert Komponenten von Windenergieanlagen – sie gehört zur Flotte der Reederei Briese aus Leer. Das Emsrevier ist nach Hamburg der zweitgrößte Reederei- Das Tätigkeitsfeld der Reedereien liegt vor allem in der standort Deutschlands. Die meisten Reedereien sind mittel- Bereederung von Containerschiffen, Gastankern, Mehr- ständische Unternehmen, aber auch einige Großreedereien zweck- und Massengutfrachtern, aber auch im Betrieb von haben sich entlang der Ems in Emden, Leer und Haren ange- Forschungsschiffen. Die Flotte an der Ems ist deutlich hete- siedelt. Hier werden weit mehr als 400 Schiffe bereedert. rogener aufgestellt als in anderen Regionen. Die Stärke der regionalen Reedereien liegt insbesondere in der Qualität der Die Reedereien sind von besonderer Bedeutung für die angebotenen Dienstleistungen durch das hochqualifizierte Region, da sie zum einen viele Arbeitsplätze schaffen und Personal. Bei sich erholenden Märkten ist auch wieder von zum anderen als Bindeglied zwischen verschiedenen Akteu- einer Steigerung der Beschäftigungszahlen auszugehen. ren in der maritimen Wirtschaft fungieren. Sie steuern die Logistikketten und sind der Mittelpunkt im Netzwerk der maritimen Dienstleister, dem Schiffbau, der Schiffbauzulie- ferer, der Hafenwirtschaft und der Wissenschaft und Meeres- technik. Das Produktportfolio vieler Reedereien beinhaltet auch komplette Logistiklösungen mit vor- und nachgela- gerten Dienstleistungen respektive Full-Service-Angebote. Die Kooperation mit anderen maritimen Akteuren trägt zur Wertschöpfung in diesen Marktsegmenten bei. 16
Die Reedereien arbeiten derzeit an einer Flottenmodernisie- rung. Verschiedene Trockenfrachter und Gastanker sind im vergangenen Jahr sowohl neu bereedert als auch in Auftrag gegeben worden. Damit kann die Reedereiwirtschaft an der Ems auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben. Das Maritime Kompetenzzentrum in Leer schafft durch die Vernetzung der maritimen Wirtschaft mit Politik und Wissen- schaft in der Region grundlegende Rahmenbedingungen zur Förderung von Forschungsprojekten. Die Reedereien werden auch nach wie vor von hoher Bedeutung für die Region sein. Eine hohe Innovations- und Anpassungsfä- Tradition und Moderne Seit‘ an Seit‘: Die Seefahrtschule Leer (links) wurde 1854 gegründet, das Maritime Kompetenzzentrum entstand in 2009. higkeit ermöglicht ihr dauerhaftes Bestehen in der Region. Die Branche wird sich in Zukunft aufgrund von steigenden Umweltauflagen verstärkt mit dem Thema Green Shipping Die Seefahrtschule in Leer trägt entscheidend zur Bedeu- beschäftigen und in Kooperation mit der Seefahrtschule tung der maritimen Wirtschaft an der Ems bei. Sie sichert Leer die Wissenschaft und Forschung im maritimen Bereich die Ausbildung von qualifizierten Mitarbeitern direkt am voranbringen. Eine Erweiterung der technischen Ausrüs- Reedereistandort. Das Ausbildungsangebot umfasst neben tung von Hochschulen und weiteren Ausbildungseinrich- den Bachelorstudiengängen „Nautik und Seeverkehr“ und tungen ist dafür Voraussetzung. „Maritime Technology and Shipping Management“ den Masterstudiengang „Maritime Operations“ in Kooperation mit einer norwegischen Partnerhochschule. Der Bedarf an Akademikern und gut ausgebildeten Mitarbeitern ist in der Reedereiwirtschaft besonders hoch. Daher können Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter auch künftig den Wettbewerbsvorteil für die regionalen Reedereien sichern. Die praxisorientierte Ausbildung in Leer macht eine besondere Stärke des Standorts aus; ein Schiffs- führungssimulator rundet das Ausbildungsangebot ab. Deutschland braucht als exportorientiertes Land eine eigene Flotte, um unabhängig handeln zu können. Die Maßnahmen des Bundes zur Rückflaggung von Seeschiffen unter die deutsche Flagge zeigen nur langsam Erfolg, da die Kosten des Schiffsbetriebs unter den Flaggen anderer Länder wesentlich niedriger sind. In Kurzform • Emsrevier als Reedereistandort stärken • Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung vergrößern • Maritimen Arbeitsmarkt attraktiver machen • Image der Branche ausbauen 17
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Umweltschutz Umweltschutz an der Ems an der Ems Green Shipping und Green Ports • Das Nachhaltigkeitsprogramm hafen+, eine Richt- Unter dem Begriff Green Shipping werden die grund- linie, die der nachhaltigen Hafenbewirtschaftung sätzliche Verminderung von Umweltbelastungen und unter ökonomischen, sozialen und ökologischen ein verbessertes Umweltbewusstsein in der Schiff- Gesichtspunkten dient, wurde von Niedersachsen fahrtsbranche verstanden. Große Potentiale werden bei Ports (NPorts), Seaports of Niedersachsen und dem Treibhausgasen und Schadstoffen und bei der Entsor- Jade-Weser-Port (JWP) gemeinsam entwickelt. Das gung von Abwässern und Müll in das Meer gesehen. Programm beinhaltet u.a. ein effizientes Hafenmana- Die internationale Schifffahrt ist für 2,6% des globalen gement, die bewusste Nutzung von begrenzten Res- CO2-Ausstoßes verantwortlich. sourcen und die Verringerung von CO2-Emissionen. Die Prozesse in den Häfen werden digitalisiert und Die Nachhaltigkeit im ökologischen Sinn steht auf der Informationen auf den Plattformen nPortal und JWP- politischen Agenda ganz weit oben. In der hiesigen Portal bereitgestellt. Eine nachhaltige Logistik durch Region wird dazu schon viel gemacht: innovative Lösungen stellt einen Mehrwert für die Häfen dar, der über den einfachen Güterumschlag • Im Emder Hafengebiet soll laut Perspektivpapier für hinausgeht. den Seehafen Emden ein sogenannter Green-Tech- Industriepark entstehen, der den Vorteil bietet, dass Unternehmen mit energieintensiven Prozessen fast ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt werden können. Ein weiterer Ansatz aus dem Pers- pektivpapier sieht die Errichtung eines Batteriewerks vor, das Batterien für Elektrofahrzeuge durch die Nutzung von grünem Strom herstellt. Des Weiteren beteiligt sich Emden an dem europäischen Projekt „DUAL Ports“, das die Reduktion von CO2-Emissionen in der Hafenwirtschaft zum Ziel hat. Gemeinsam mit anderen europäischen Nordseehäfen sollen jeweils verschiedene klimafreundliche Maßnahmen zeit- weise getestet und dann in anderen Häfen installiert werden. Emden übernimmt dabei ein Projekt, bei dem die Beleuchtung eines Gleisfeldes durch LED Leuchtmittel ersetzt und eine intelligente bedarfsge- rechte Steuerung der Beleuchtung im Hafen betrie- ben wird. 18
• Pilotprojekt zur Schlickentnahme: Die verschiedenen Ansätze zum Umweltschutz an der Ems zielen vor allem auf die Beseitigung des Schlickeintrags und seiner Folgen. Während die bisherigen Maßnahmen kaum Wirkung zeigten, kommt aus den Niederlan- den der Anstoß zu einem aus Sicht der Wirtschaft vielversprechenden Verfahren. Dabei wird entge- gen der bisher auf deutscher Seite praktizierten Philosophie Schlick aus der Ems entnommen und zum „Reifen“ in Deponien eingebracht, damit das gewonnene Material später auf landwirtschaftliche Flächen zur Verbesserung der Bodenqualität aufge- Schlick in der Ems – ein Pilotprojekt könnte zeigen, bracht oder zum Deichbau verwendet werden kann. wie Abhilfe geschaffen werden kann. Das niederländische Pilotprojekt („Clay Ripening Pilot Project“) sollte nicht nur aufmerksam verfolgt • Das Kompetenzzentrum GreenShipping Nieder- werden, sondern durch entsprechende Projekte auf sachsen bringt an den Standorten Leer und Elsfleth deutscher Seite ergänzt werden. Aus dem Projekt fachliche Kompetenzen zusammen, die Lösun- könnten sich interessante Ansätze zur dauerhaften gen zum Thema Green Shipping entwickeln. Die Reduzierung des Schlickeintrags ergeben. Damit Schwierigkeit in der Lösungsfindung liegt in der könnte ein Weg zur nachhaltigen Verbesserung der Verbesserung der ökologischen Bilanz der Schifffahrt ökologischen Wasserqualität der Ems eingeschlagen unter wirtschaftlich umsetzbaren Bedingungen. werden. Das Kompetenzzentrum dient als Dialogforum und bietet eine Plattform für anwendungsorientierte For- schung. Somit können Unternehmen der maritimen Branche bei der Umsetzung der umweltfreundliche- ren Maßnahmen unterstützt werden. • Das Projekt „MariGreen“ wurde vom MARIKO in Leer initiiert. MariGreen besteht aus zwölf Teilpro- jekten, deren Ziel die Entwicklung innovativer und umweltfreundlicher Produkte und Verfahren ist. Die Teilprojekte behandeln u.a. die Themen LNG Markt, Windantrieb in der Handelsschifffahrt, Grüne Logistik und Ressourcenbewusstsein. Die Lösun- gen werden vor dem Hintergrund der langfristigen Sicherung der Wirtschaftlichkeit der Schifffahrt In Kurzform entwickelt und unterstützen die Unternehmen bei • Entwicklung wirtschaftlicher Lösungen der Erfüllung der strengen Umweltauflagen. zur Umsetzung ökologischer Ziele muss gefördert werden • Potenziale des Green Shippings müssen stärker gehoben werden • Pilotprojekt zur Schlickentnahme auf den Weg bringen 19
Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg Umweltschutz Umweltschutz an der Ems an der Ems Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie – nicht nur an der Ems eine Herausforderung. Die maritime Wirtschaft an der Ems hat in ihren Aktivitäten Rücksicht zu nehmen auf ausgeprägte Umweltstandards. Hierzu zählen vor allem: Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Im Jahr 2000 wurde die Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG Das absolute Verschlechterungsverbot erschwert Industrie- von der EU beschlossen. Sie sieht die Erreichung eines guten ansiedlungen und die Realisierung von Infrastrukturvorha- ökologischen und chemischen Zustands der Oberflächenge- ben, wie die Fahrrinnenanpassung von Elbe, Weser und Ems. wässer und Grundwasser bis spätestens 2027 vor. Der „gute Sie lässt selbst bei positiver Gesamtbilanz eines Maßnah- Zustand“ beschreibt jenen Zustand, der nur geringfügige menpakets keine Veränderungen der Wasserqualität zu, Abweichungen vom natürlichen Referenzzustand aufweist. die nicht für sich genommen als positiv zu bewerten sind. Bei der derzeit anstehenden Novellierung der Wasserrah- Die EU-Mitgliedstaaten entwickeln und überarbeiten im menrichtlinie darf es zu keiner weiteren Verschärfung der Abstand von sechs Jahren Bewirtschaftungspläne, die Aussa- Bestimmungen kommen. gen zu dem Zustand, den Belastungen, der Zielerreichung und den Maßnahmen für den Gewässerschutz beinhalten. Bis zum Ende der zweiten Bewirtschaftungsphase in 2021 können nur 18% der Oberflächengewässer die ökologischen Bewirtschaf- tungsziele erreichen. Die EU muss daher entweder die Anfor- derungen an die Mitgliedstaaten deutlich senken oder die Frist für die Zielumsetzung um einige Jahre verlängern. 20
Unter den verfolgten Maßnahmen verspricht die flexible Tidesteuerung die größte Wirkung gegen das Schlickpro- blem. Der hohe Sedimenteintrag aus der Nordsee in die Unterems resultiert u.a. aus einem Verlust von natürlichen Sedimentationsflächen, beispielsweise durch den Abschluss des Ijsselmeers. Die Flutströme sollen durch das Emssperr- werk in Gandersum kontrolliert werden. Diese sind durch Arbeiten an der Ems so stark geworden, dass sie mehr Schlick in die Unterems tragen als der schwache Ebbstrom wieder abtransportieren kann. Mit der Flexiblen Tidesteue- rung soll das Gleichgewicht zwischen Ebbe und Flut wieder- hergestellt und damit der Schlickgehalt nachhaltig gesenkt werden. Verschiedene Modellvarianten der flexiblen Tidesteuerung werden derzeit untersucht, um eine optimale Lösung zur maximalen Wirkung der Maßnahme bei gleichzeitig mini- maler Einschränkung der durchgängigen Schiffbarkeit der Ems zu finden. Neben einem Betriebsplan für das Ems- sperrwerk soll auch ein neues Verkehrsinformationssystem erarbeitet werden, das den Schiffsverkehr an der Jann- Berghaus-Brücke in Leer, an der Schleuse in Herbrum und Das Ems-Ästuar. D E Ä Di Die FFarbschattierung b h i zeigt i die di topographische hi h Höhe im Gewässerbereich. in Zukunft auch an der Friesenbrücke (Eisenbahnbrücke bei Weener) steuern soll. Eine Arbeitsgruppe des Wasser- straßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Emden berät mit den Masterplan Ems 2050 Nutzern der Ems über eine realistische Lösung. Die Maß- Das Problem der Verschlickung der Ems ist nicht nur ein nahme kann frühestens 2022 in Betrieb genommen werden. regionales Problem. Um einem Vertragsverletzungsverfah- Ein öffentlich-rechtliches Planfeststellungsverfahren ist ren der EU zu entgehen, hat die Landesregierung den Mas- dafür Voraussetzung. Das WSA Emden und der Niedersäch- terplan Ems 2050 ins Leben gerufen, der im Jahr 2015 von sische Landesbetrieb für Wasser-, Küsten- und Naturschutz den Vertragsparteien unterschrieben wurde. Das Land Nie- (NLWKN) übernehmen hierfür die Planung. dersachsen, der Bund, die Landkreise Emsland und Leer, die Stadt Emden, die Meyer Werft sowie die Umweltverbände BUND, NABU und WWF erklärten sich damit zur Kooperation und gleichwertigen Verfolgung ökonomischer und ökolo- gischer Ziele bereit. Der Masterplan Ems 2050 entstand aus dem Anspruch, natürliche Lebensräume in und an der Ems wiederherzustellen und gleichzeitig die Schiffbarkeit der Ems sicherzustellen. 21
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