Ausgewählte Beiträge zur Schweizer Politik - Année politique ...

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Ausgewählte Beiträge zur
Schweizer Politik
  Suchabfrage           09.04.2020

  Thema                 Keine Einschränkung
  Schlagworte           Privat- und Regionalfernsehen
  Akteure               Keine Einschränkung
  Prozesstypen          Gesellschaftliche Debatte
  Datum                 01.01.1989 - 01.01.2019

ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK   01.01.89 - 01.01.19
Impressum
Herausgeber
Année Politique Suisse
Institut für Politikwissenschaft
Universität Bern
Fabrikstrasse 8
CH-3012 Bern
www.anneepolitique.swiss

Beiträge von
Clivaz, Romain
Debora, Scherrer
Ehrensperger, Elisabeth
Hirter, Hans
Mosimann, Andrea
Müller, Eva
Rinderknecht, Matthias
Schär, Suzanne
Zwahlen, Christiane

Bevorzugte Zitierweise

Clivaz, Romain; Debora, Scherrer; Ehrensperger, Elisabeth; Hirter, Hans; Mosimann,
Andrea; Müller, Eva; Rinderknecht, Matthias; Schär, Suzanne; Zwahlen, Christiane 2020.
Ausgewählte Beiträge zur Schweizer Politik: Privat- und Regionalfernsehen,
Gesellschaftliche Debatte, 1989 - 2011. Bern: Année Politique Suisse, Institut für
Politikwissenschaft, Universität Bern. www.anneepolitique.swiss, abgerufen am
09.04.2020.

ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK       01.01.89 - 01.01.19
Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Chronik                                                                    1
    Bildung, Kultur und Medien                                                        1
        Medien                                                                        1
          Radio und Fernsehen                                                         1
          Neue Medien                                                                12

ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK   01.01.89 - 01.01.19   I
Abkürzungsverzeichnis
UVEK             Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
                 Kommunikation
BAKOM            Bundesamt für Kommunikation
TCR              Télécinéromandie
SRG              Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft
RTVG             Bundesgesetz über Radio und Fernsehen
EVED             Eidgenössisches Verkerhrs- und Energiewirtschaftsdepartement
PTT              Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe
EBC              European Business Channel
IRI              Interessengemeinschaft Regionalfernsehen Innerschweiz
TSI              Televisione della Svizzera italiana (Fernsehen der italienischen Schweiz)

DETEC            Département fédéral de l'environnement, des transports, de l'énergie et
                 de la communication
OFCOM            Office fédéral de la communication
TCR              Télécinéromandie
SSR              Société suisse de radiodiffusion
LRTV             Loi fédérale sur la radio et la télévision
DFTCE            Département fédéral des transports, des communications et de l'énergie
PTT              Postes, téléphones, télégraphes
EBC              European Business Channel
IRI              Interessengemeinschaft Regionalfernsehen Innerschweiz (Association
                 des télévisions régionales de Suisse centrale)
TSI              Televisione della Svizzera italiana (Télévision de Suisse italienne)

ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK            01.01.89 - 01.01.19   II
Allgemeine Chronik
                            Bildung, Kultur und Medien
                            Medien
                            Radio und Fernsehen
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In der Innerschweiz haben sich die zwei Körperschaften, TV-Tell und die
DATUM: 13.11.1989
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Interessengemeinschaft Regionalfernsehen Innerschweiz (IRI), zu einer einzigen
                            Organisation vereint, welche über eine Stiftung regionale Fernsehprogramme für die
                            Innerschweiz produzieren will. Auch diese regionale Fernsehstation könnte Beiträge
                            oder sogenannte Fenster für ein zweites Schweizer Fernsehen von privaten oder
                            staatlichen Betreibern anbieten. Im Aargau konnte das "Zofinger Tagblatt" mit anderen
                            lokalen Veranstaltern im Oktober zum zweiten Mal einen dreitägigen Versuch starten.
                            Eine Beschwerde von der linksalternativen Lokalpartei "Läbigs Zofige", in der eine
                            publizistische    Vormachtstellung     des    Zofinger    Tagblatts    bei     diesem
                            Regionalfernsehversuch geltend gemacht wurde, ist vom EVED abgelehnt worden. 1

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Obwohl das private Wirtschaftsfernsehen European Business Channel (EBC) im März
DATUM: 28.06.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            des Berichtsjahres noch eine weitere Kapitalerhöhung vornahm und eine Bankgarantie
                            in der Höhe von 10 Mio Fr. erhalten hatte, hauptsächlich um sich um einen
                            Satellitensenderplatz bei Eutelsat II zu bewerben, konnte die Einstellung des Senders 18
                            Monate nach Betriebsaufnahme Ende Juni nicht mehr verhindert werden. Das Defizit
                            war in der Zwischenzeit auf 40 Mio Fr. angewachsen und die Gespräche um eine
                            Teilübernahme durch den amerikanischen Medienkonzern Time Warner waren vor allem
                            aus konzessionsrechtlichen Gründen gescheitert. Hauptgrund für das defizitäre
                            Unternehmen EBC war wohl das Konzept: Ein internationales Spartenprogramm für ganz
                            Europa war für die Werbung zu wenig interessant und somit nicht selbsttragend,
                            geschweige denn gewinnbringend. 2

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Ende des ersten privaten Satellitenfernsehens in der Schweiz hat eine allgemeine
DATUM: 29.06.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Ernüchterung unter den Promotoren eines privaten Zweiten Schweizer Fernsehens
                            ausgelöst; nicht eine vollständige Entmutigung, aber eine realistischere Einschätzung
                            der Möglichkeiten und des Zeitpunkts der Inbetriebnahme eines privaten Senders
                            kennzeichnete die nachfolgenden Diskussionen. 3

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Bei der Entwicklung der Lokalradios zeichnete sich im Berichtsjahr eine gewisse
DATUM: 29.08.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Sättigung ab. Die erlaubte Werbezeit konnte zum Teil nicht ausgeschöpft werden und
                            verschiedene Lokalradios wurden durch die Streichung von aufbereiteten
                            Nachrichtenbulletins, welche während rund einem Jahr von der Agentur SPK geliefert
                            worden waren, hart getroffen. Im Berichtsjahr konnten einige im letzten Jahr
                            konzessionierte Lokalradios auf Sendung gehen: Radio Argovia als erster Privatsender
                            auf Kantonsgebiet, das Solothurner Studio B, Radio Schwyz, Radio Rhône im Unter- und
                            Radio Rottu im Oberwallis sowie Radio Piz Corvatsch im Engadin. Zudem erteilte der
                            Bundesrat dem Betreiber von "Opus Radio", Roger Schawinsky, die Satellitenkonzession
                            zur Ausstrahlung des ersten Radiospartenprogramms in der Schweiz; der Klassiksender
                            nahm den Betrieb anfangs Januar 1991 auf. "Radio Viva" konnte als weiterer
                            Spartensender in Zürich einen einmonatigen Versuch mit einem volkstümlichen
                            Musikprogramm durchführen. Diesen neuen Sendern standen aber auch einige
                            Misserfolge gegenüber: das zur Edipress-Gruppe gehörende Radio L in Lausanne
                            musste den Betrieb aus finanziellen und technischen Gründen einstellen. Ebenso
                            konnte das schon konzessionierte Radio SOLA die für den Herbst geplante
                            Betriebsaufnahme nicht durchführen und der einzige Quartiersender, Radio Riesbach
                            (Zürich), gab die Einstellung des Betriebs auf März 1991 bekannt. 4

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK        01.01.89 - 01.01.19   1
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Dies spürte auch die PTT, als sie ihre Option auf einen Satellitenkanal von Eutelsat II, der
DATUM: 04.09.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Ende     August     ins  All     befördert    wurde,     mit     keinem    finanzkräftigen
                            Privatfernsehunternehmer besetzen konnte. Ursprünglich war der Satellitenkanal von
                            der PTT für die EBC freigehalten worden nachdem diese den Betrieb eingestellt hatte,
                            waren weder Alfred Fetscherin, TV-Projektleiter von "Tele 2", noch die Initiantin von
                            "Schweizer Fernsehen International", Margrit Trappe, willens oder in der Lage, den
                            Satellitenkanal zu übernehmen. 5

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Freisinnige Kreise regten die Revision des Bundesbeschlusses über Satellitenrundfunk
DATUM: 08.09.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            an, um die Ausstrahlung von schweizerischen Satellitenprogrammen mit internationaler
                            Ausrichtung zu erleichtern: Die Konzessionsbestimmungen sollten in dem Sinne
                            gelockert werden, dass die Veranstalter und das Aktienkapital nicht mehrheitlich
                            schweizerisch sein müssen. 6

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In Zusammenarbeit mit Fernsehen DRS plante die Stiftung Regionalfernsehen
DATUM: 28.11.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Zentralschweiz für das Jahr 1991 ein regionales Projekt "TV Tell" als sogenanntes
                            Fensterprogramm. Vorgesehen waren täglich 45 Minuten Sendezeit mit regionalen
                            Schwerpunkten während zehn Tagen. Der Bundesrat lehnte jedoch das
                            Konzessionsgesuch ab, weil das Versuchsprogramm mittels Werbung und Sponsoring
                            finanziert worden wäre. Dies hätte gegen die geltende Rundfunkverordnung verstossen.
                            Im Vorfeld der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft haben auch andere private
                            Gruppierungen      regionale     TV-Gesuche       eingereicht,   welche     ähnliche
                            Finanzierungsmodelle vorsahen; alle wurden aus demselben Grund abgelehnt. 7

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   An einer Tagung der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und
DATUM: 30.11.1990
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Medienwissenschaft zum Thema "Fernsehen in der Zukunft — Zukunft des Fernsehens"
                            herrschte die Meinung vor, dass einzig die Interessengemeinschaft Regionalfernsehen
                            in der Lage sein könnte, in Form von Fenstern mit der SRG zusammen ein zweites
                            Programm zu erarbeiten. Nach Meinung der Tagungsteilnehmer ist weder das Projekt TV
                            700 des Schweizer Fernsehen International (SFI) von Margrit Trappe noch jenes von
                            Alfred Fetscherin realistisch. Das Projekt TV 700 sieht ein internationales
                            Spartenprogramm vor, da seine Promotorin die Schweiz als zu kleines Zielgebiet für TV-
                            Werbung einschätzt. Andere Interessierte gaben sich hingegen überzeugt, dass das
                            Werbepotential für eine zweite Senderkette vorhanden sei, da in der Schweiz das
                            Fernsehen erst einen Anteil von ca. 4-6% am Gesamtwerbevolumen aller Medienträger
                            besitzt. 8

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die an Privatfernsehen interessierten Kreise haben ihre Pläne im Laufe der Zeit stark
DATUM: 23.04.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            redimensioniert. Dazu beigetragen hat das Beispiel des gescheiterten European
                            Business Channel (EBC), welches die Grenzen des bescheidenen schweizerischen
                            Marktes klar aufgezeigt hatte. Das Verlags- und Druckunternehmen Ringier schloss im
                            Berichtsjahr einen Kooperationsvertrag mit dem deutschen Privatsender SAT 1 ab.
                            Dieser sieht vor, dass Ringier in der Schweiz Werbung akquiriert und als Gegenleistung
                            von Zeit zu Zeit eigene Produktionen im Programm von Sat 1 plazieren kann. Das
                            Medienunternehmen Curti verhandelte seinerseits mit dem Privatsender RTL plus — mit
                            welchem es schon seit längerer Zeit eng verbunden ist — um in Zukunft ein
                            schweizerisches Sendefenster zu betreiben. 9

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die Bemühungen der SRG, durch eine Strukturreform mehr unternehmerische
DATUM: 25.06.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Qualitäten zu erreichen, wurden durch eine Gruppe von vierzehn schweizerischen
                            Unternehmern — unter anderem Nationalratspräsident Ulrich Bremi (fdp, ZH) —
                            unterstützt, indem diese ein gemischtwirtschaftliches Reformmodell mit der Schaffung
                            eines zweiten Programms in allen drei Sprachregionen vorschlug. Alle Mitglieder der
                            Unternehmergruppe waren im Laufe ihrer Überlegungen von der Idee der
                            privatwirtschaftlichen Konkurrenz zur SRG in der Form eines eigenen
                            Fernsehprogramms deutlich abgerückt. Gemäss ihren Vorstellungen sollen an der
                            zukünftigen Aktiengesellschaft SRG die drei bisherigen Regionalgesellschaften der SRG,
                            die öffentliche Hand sowie die Privatwirtschaft beteiligt werden. Das vorgesehene
                            zweite Programm soll, aufgeteilt in drei sprachregionale Sender mit einer reduzierten
                            Sendezeit, kulturelle, politische und wirtschaftliche sowie mehrsprachige Programme

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK           01.01.89 - 01.01.19   2
ausstrahlen können; auch grosse Sportereignisse oder ähnliche Anlässe würden auf
                            dem zweiten Kanal übertragen. Die Finanzierung sollte über eine Gebührenerhöhung
                            sowie durch Sponsoring und Werbung geschehen.

                            In eine ähnliche Richtung entwickelten sich die Ideen von Fernsehdirektor Schellenberg
                            bezüglich einer zweiten Fernsehkette, die gemäss dem Vertragsmodell im neuen RTVG
                            zum Teil mit privaten Fenstern ausgestattet werden könnte. Als vorrangig stuft jedoch
                            Schellenberg das Projekt eines DRS-Tagesprogramms ein. 10

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Rechtsbürgerliche Kreise haben ein Aktionskomitee "Schweiz ohne SRG-Monopol"
DATUM: 01.07.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            (SoSM) gegründet, um auf verschiedenen Ebenen — zum Teil mit andern Organisationen
                            zusammen — die Monopolstellung der SRG zu bekämpfen. Insbesondere stellte das
                            Komitee die Lancierung einer Volksinitiative für die Abschaffung der obligatorischen
                            Konzessionsgebühren für Radio und Fernshen in Aussicht. 11

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In einem Aufsichtsverfahren stellte das EVED beim neuen Satellitensender "Opus
DATUM: 05.07.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Radio" von Roger Schawinsky eine Konzessionsverletzung fest, da dieser entgegen den
                            Konzessionsvorschriften seine Sendungen mehrheitlich schweizerdeutsch moderieren
                            liess. Aufsehen erregte auch die Anzeige der Zürcher Stadtpolizei beim EVED gegen das
                            alternative Lokalradio "LoRa", dem Konzessionsverletzungen vorgeworfen wurde, weil
                            es im Zusammenhang mit Hausbesetzungen und Aktionen gegen den Golfkrieg
                            unbewilligte Demonstrationen angekündigt und zum Teil zur Teilnahme aufgerufen
                            habe. 12

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der    über    Abonnementsgebühren        finanzierte   terrestrische Privatsender
DATUM: 24.08.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Télécinéromandie (TCR) wechselte nach einem dreimonatigen Sendeunterbruch ein
                            weiteres Mal den Besitzer, nachdem sich seit Beginn des Unternehmens im Jahre 1983
                            ein Schuldenberg von 40 Mio Fr. angehäuft hatte. 13

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Bereich des Regionalfernsehens wurden im Berichtsjahr verschiedene Projekte
DATUM: 11.09.1991
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            realisiert oder weitergeführt, so in den Städten Zürich, Neuenburg und Genf, aber auch
                            in Schaffhausen und im Zürcher Unterland. Diese Regionalfernsehversuche umfassten
                            alle eine bis mehrere Sendestunden pro Woche und konnten über die lokalen
                            Kabelnetzanlagen übermittelt werden. Das von der Fernsehmacherin Margrit Trappe
                            geplante Jubiläumsprogramm "TV 700" kam jedoch nicht zustande. 14

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Berichtsjahr flammte erneut ein Streit um die Urheberrechtsgebühren auf, welche
DATUM: 30.03.1992
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            die Kabelfernsehgesellschaften zugunsten der sogenannten Verwertungsgesellschaften
                            wie Suissimage, Suisa und Pro Litteris über die Abonnementsgebühren einziehen
                            müssen. Die Vereinigung schweizerischer Gemeinschaftsantennen-Betriebe (VSGB)
                            beschwerte sich darüber, dass nur die verkabelten Haushalte eine Abgabe entrichten
                            müssen, nicht aber jene Haushalte, welche die Programme über eine Parabol-Antenne
                            empfangen. 15

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die Pläne von schweizerischen Kabelnetzbetreibern, auf dem Kanal des deutschen
DATUM: 16.10.1992
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Privatsenders "RTL plus" Werbung für das schweizerische Publikum zu plazieren,
                            mussten vorn BAKOM, gestützt auf das Europarat-Übereinkommen über das
                            grenzüberschreitende     Fernsehen,   toleriert  werden.     Ein   schweizerisches
                            Programmfenster, welches von "RTL plus" langfristig als Ziel angestrebt wird, kann
                            allerdings ohne eigene Konzession weder von den deutschen noch von den Schweizer
                            Behörden akzeptiert werden. 16

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK      01.01.89 - 01.01.19   3
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die Zürcher ZTV AG, an welcher die Tages-Anzeiger-Gruppe eine Mehrheitsbeteiligung
DATUM: 12.11.1992
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            hält, hat beim BAKOM ein Konzessionsgesuch für ein privates Zweites Schweizer
                            Fernsehen eingereicht. Vorgesehen ist der Betrieb eines Schweizer Programms von
                            täglich einer bis anderthalb Stunden im Rahmen des über Satelliten und Kabelnetz
                            verbreiteten deutschen Spielfilmkanals "Pro 7". Das Schweizerische Programmfenster
                            sieht Informations-, Magazin- und Unterhaltungselemente vor. Auch die "Neue Zürcher
                            Zeitung" gab Pläne zur Zusammenarbeit mit einem deutschen Privatsender bekannt; sie
                            will ein Nachrichtenmagazin beim 1993 den Betrieb aufnehmenden Sender "Vox"
                            plazieren. 17

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Margrit Trappe, welche sich schon als Promotorin eines erfolglosen Projekts "Schweizer
DATUM: 24.12.1992
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Fernsehen International" einen Namen gemacht hatte, reichte ein Konzessionsgesuch
                            für ein "Tell-TV" ein, welches vor allem nationale und regionale Information und
                            Unterhaltung im Programm vorsieht. Der Bundesrat konzessionierte "Tell-TV" als erstes
                            Privatfernsehen gegen Ende des Berichtsjahres. 18

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das unter der Leitung von Margrit Trappe projektierte "Tell-TV" der AG Schweizer
DATUM: 07.06.1993
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Fernsehen International (AG SFI) konnte wegen mangelnder Finanzierung nicht realisiert
                            werden. Verschiedene ausländische Investoren hielten ihre finanziellen Zusicherungen,
                            welche die entscheidende Voraussetzung für die Konzessionserteilung im Dezember
                            1992 gewesen war, nicht ein, nachdem sowohl das RTL Werbefenster als auch " S plus"
                            bewilligt resp. konzessioniert worden waren. Nachdem Trappe bis Mitte Mai die
                            Finanzierung ihres Privatfernseh-Projekts nicht klarstellen konnte, wurde ein
                            Konkursverfahren gegen die AG SFI eröffnet, worauf das EVED die im Dezember des
                            Vorjahres erteilte Konzession wieder entzog. 19

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Erstmals in der Schweiz wurde in der Stadt Bern — infolge einer entsprechenden
DATUM: 02.12.1993
MATTHIAS RINDERKNECHT
                            Auflage durch die Exekutive — eine differenzierte Abrechnung beim Konsum
                            verschiedener Fernsehkanäle möglich. Die Kabelgesellschaft Rediffusion schuf neben
                            dem Vollangebot aller auf dem Netz aufgeschalteten Sender die Möglichkeit, durch eine
                            Teilplombierung nur ein Minimalpaket von zehn Sendern für einen wesentlich
                            geringeren Preis zu empfangen. 20

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Westschweizer TV-Projekt Cinévision kommt definitiv nicht zustande. Der private
DATUM: 13.06.1994
EVA MÜLLER
                            Pay-TV-Sender hat keinen praktikablen Weg für eine Verteilung im ganzen europäischen
                            Bereich gefunden. Cinévision hätte sex-, gewalt- und werbefrei sein sollen und wäre
                            das einzige internationale Fernsehprogramm mit Sitz in der Schweiz gewesen. 21

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Nein des Bundesrates zum RTL-Fensterhat für alle im Wettbewerb um TV-Angebote
DATUM: 18.11.1994
EVA MÜLLER
                            Beteiligten eine neue Ausgangslage geschaffen. Die vier direkt betroffenen
                            Verlegergruppen forderten deshalb ein Moratorium für neue Konzessionen, bis die
                            Zukunft von S plus entschieden ist. Von dem Schritt erhofften sie sich einen Zeitgewinn
                            zum Entwickeln von Regional-TV-Projekten und wollten verhindern, dass der
                            Regionalsender "TeleZüri" von Roger Schawinski plangemäss auf Sendung gehen kann.
                            Das EVED erteilte TeleZüri jedoch im Juli die Sendekonzession, wenn auch für ein
                            kleineres Verbreitungsgebiet als beantragt. Begründet wurde der Entscheid mit dem
                            offensichtlichen Bedürfnis nach regionalen TV-Programmen. TeleZüri, welches rund
                            530 000 Haushalte erreicht, ist am 3. Oktober auf Sender gegangen. Die Belcom AG von
                            Schawinski, Ringier sowie die TA-Media AG, welche im letzten Moment dazugestossen
                            ist, beteiligen sich zu je einem Drittel. Im Oktober hat auch "Telebärn" eine zehnjährige
                            Konzession erhalten und wird am 1. März 1995 in der Region Bern zu senden beginnen.
                            Die Konzession schreibt vor, dass für die zweisprachige Region Biel innerhalb eines
                            Jahres ein Programmfenster in französischer Sprache entstehen muss. Als dritter
                            Sender hat "Tele M 1" eine Konzession erhalten, welche das aargauische Mittelland
                            sowie benachbarte Gebiete abdeckt. Weitere regionale Fernsehprogramme - etwa ein
                            "TV Léman" - sind im Aufbau. 22

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK         01.01.89 - 01.01.19   4
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Wie bei der Tagespresse und den Privatradios wird es nun auch beim
DATUM: 17.12.1994
EVA MÜLLER
                            Regionalfernsehen zu einem gemeinsamen Werbeangebot kommen: TeleZüri und
                            TeleBärn beschlossen, sich vom 1. März 1995 an zum Tele-Pool-Schweiz zu verbinden. 23

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Für ein in Norditalien empfangbares Schweizer TV-Programm wird auf Anfang 1995
DATUM: 31.12.1994
EVA MÜLLER
                            wieder das Tessiner Fernsehen (TSI) sorgen. Ein nach jahrelangen Verhandlungen
                            zustandegekommenes Abkommen zwischen der Telecom PTT und dem italienischen
                            Ministerium für Post und Telekommunikation sichert der TSI zwei geschützte
                            Sendefrequenzen in den benachbarten italienischen Grenzgebieten zu. Insgesamt zählt
                            das Einzugsgebiet gut vier Millionen Einwohner. Zwischen 1960 und 1976 hatte die TSI
                            problemlos in die Lombardei und weite Teile des Piemont senden können. Seit 1976
                            konnte TSI jedoch nur noch mit Spezialantennen empfangen werden, da seine
                            Frequenzen sukzessive von aufkommenden privaten TV-Stationen okkupiert wurden. 24

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Um im hartumkämpften Markt besser bestehen zu können, forderten die sechs TV-
DATUM: 23.03.1995
EVA MÜLLER
                            Veranstalter TeleZüri, TeleBärn, Tele M1, TeleTell, Hasli-TV und Stadtkanal Basel vom
                            Bundesrat bessere Rahmenbedingungen und "gleich lange Spiesse wie die SRG".
                            Insbesondere sollen gemäss den Regional-Veranstaltern die technischen
                            Verbreitungskosten wie für die SRG-Programme über Gebühren abgegolten werden.
                            Weiter verlangten sie die Lockerung von Werberichtlinien und die Aufhebung des
                            Verbots von Alkohol- und Tabakwerbung sowie von politischer Werbung. Gleichzeitig
                            wandten sich die Regionalfernsehen gegen neue Konkurrenz: So sollen Werbefenster
                            ausländischer TV-Sender und regionale Werbefenster der SRG verboten werden. Der
                            Einfluss der Kabelnetzbetreiber soll beschnitten werden, indem kabelgebundene und
                            terrestrisch verbreitete Programme gleich behandelt werden. 25

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Sendegebiet Zürich erhielt das erste Schweizer Regionalfernsehen "TeleZüri" im
DATUM: 03.04.1995
EVA MÜLLER
                            April Konkurrenz von "Züri 1", das bisher als "Forum Züri" bestand. "TeleZüri"-Direktor
                            Roger Schawinski hatte zuvor vergeblich versucht, mit Auflageforderungen den
                            Sendebeginn von "Züri 1" zu verzögern. Insgesamt 13 Magazine wie Eden-TV oder Taxi-
                            TV, die von unabhängigen Firmen produziert werden, sind unter dem Züri 1-Dach
                            zusammengefasst. Züri 1 setzte im ersten halben Jahr ganz auf Unterhaltung und baute
                            erst im Herbst auch einen Nachrichtenblock ein; Besitzer sind Rediffusion,
                            "ZüriWoche" und Radio Z. 26

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der Bundesrat erteilte dem einzigen Schweizer Pay-TV "Teleclub" eine Konzession für
DATUM: 05.04.1995
EVA MÜLLER
                            die nächsten zehn Jahre. Ein weiteres Konzessionsgesuch hat "Car TV" eingereicht, ein
                            ebenfalls nationales Spartenprogramm zum Thema Auto und Verkehr, dessen
                            Realisierung die Rediffusion AG unter anderem zusammen mit dem ACS anstrebt. 27

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In der Deutschschweiz kam es im Bereich Regionalfernsehen zu einem eigentlichen
DATUM: 18.05.1995
EVA MÜLLER
                            Medienfrühling. Am 6. Januar ging mit dem Aargauer "Tele M1" das zweite Schweizer
                            Regionalfernsehen auf Sendung. Bereits letztes Jahr war "TeleZüri" gestartet. Tele M1 ist
                            der professionelle Nachfolger des Badener Lokalsenders "Rüsler TV" und erreicht rund
                            270 000 Haushalte. Hauptbeteiligte am Sender ist die Badener Tagblatt Wanner AG. 28

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Auf Sendung ging am 1. März auch das Regionalfernsehen "TeleBärn", das in den
DATUM: 09.06.1995
EVA MÜLLER
                            Kantonen Bern und Solothurn sowie dem deutschen Teil des Kantons Freiburg von rund
                            400 000 Haushalten empfangen werden kann. Die Konzession schreibt vor, dass der
                            Sender innerhalb eines Jahres für den zweisprachigen Raum Biel ein Programmfenster
                            in französischer Sprache öffnen muss. "TeleBärn"-Initiantin ist die "Berner Zeitung",
                            Hauptaktionäre sind die Berner Tagblatt Medien, die Verlegerin der "Solothurner
                            Zeitung", Vogt-Schild, und die Rediffusion. Für die Werbeakquisition haben sich
                            TeleBärn, TeleZüri und Tele M1 zum Telepool zusammengeschlossen, der rund 1,2
                            Millionen Haushalte abdeckt. 29

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK         01.01.89 - 01.01.19   5
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Ein Versuch von Tele M1, politische Diskussionen vor den Nationalratswahlen von
DATUM: 10.08.1995
EVA MÜLLER
                            Parteien sponsern zu lassen, schlug fehl. Das BAKOM verbot dem Sender das
                            Politsponsoring, da es gegen das RTVG verstosse. 30

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der Bundesrat erteilte "Star TV", einem Fernsehprogramm mit Informationen über
DATUM: 24.08.1995
EVA MÜLLER
                            Kinofilme, eine Konzession und bewilligte damit das erste reine Spartenfernsehen in
                            der Schweiz. Der Sender, der seit Ende August aufgeschaltet ist und rund 900 000
                            Kabelhaushalte      erreicht,   muss    innerhalb    von    18   Monaten       auch ein
                            französischsprachiges Programm anbieten. Am Aktienkapital der Star TV AG sind die
                            Initiantin Reflection Film AG (51%) und die Rediffusion AG (49%) beteiligt. 31

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   DW-tv, Deutschlands weltweit empfangbares Auslandfernsehen, hat im Juli ein
DATUM: 25.08.1995
EVA MÜLLER
                            Schweizer Fenster geöffnet. Das Programmfenster, das von SF DRS gestaltet wird,
                            richtet sich an Auslandschweizer und Touristen und soll der Schweiz im Ausland
                            zusätzliche Präsenz bringen. 32

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der Zentralschweizer Lokalfernsehkanal Regio Text benannte sich in "TeleTell" um.
DATUM: 28.10.1995
EVA MÜLLER
                            Expansionsversuche über die bisher erreichten rund 140 000 Haushalte hinaus stiessen
                            unter anderem beim Nachbarsender Tele M1 auf Widerstand. Der Basler "Stadtkanal"
                            erhielt eine auf zehn Jahre befristete Konzession. Das auf die Nordwestschweiz
                            erweiterte Sendegebiet wird rund 220 000 Haushalte erreichen. In Genf wurde die TV
                            Léman SA gegründet, die mit TV Léman im Sommer 1996 auf Sendung gehen will. 33

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Verschiedene Schweizer Regionalfernsehen gründeten den Dachverband "Telesuisse".
DATUM: 24.11.1995
EVA MÜLLER
                            Dieser soll sich künftig für die medienpolitische, rechtliche und wirtschaftliche
                            Stärkung des Regionalfernsehens einsetzen und "zweite Kraft" neben der SRG
                            werden. 34

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Zürcher Regionalfernsehen Züri 1 musste nach nur elf Monaten den Sendebetrieb
DATUM: 02.02.1996
EVA MÜLLER
                            einstellen. Das mehrfach modifizierte Sendekonzept konnte nicht genügend
                            Zuschauerinnen und Zuschauer an das Programm binden, womit auch die nötigen
                            Werbeeinnahmen fehlten. Der Verband der schweizerischen Regionalfernsehen
                            Telesuisse kritisierte danach, dass die rechtlichen und wirtschaftlichen
                            Voraussetzungen für Regionalfernsehen in der Schweiz ungenügend seien. Telesuisse
                            forderte das BAKOM auf, den Schweizer Regionalfernsehstationen bessere
                            Entwicklungschancen zu verschaffen. Absolut dringend sei auch die Revision des Radio-
                            und Fernsehgesetzes, das in keiner Weise auf die Existenz von Regionalfernsehen
                            eingehe. 35

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die S Media Vision reichte beim BAKOM ein Gesuch für "Swiss-Hits", einen
DATUM: 17.06.1996
EVA MÜLLER
                            Deutschschweizer Musik- und Jugendkanal rund um die Uhr, ein. Als leitendes Organ
                            der S Media Vision zeichnete u.a. Denner-Chef Karl Schweri. 36

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Am 21. Oktober ging das Genfer Regionalfernsehen Léman bleu mit einem
DATUM: 22.10.1996
EVA MÜLLER
                            einstündigen, täglich mehrfach wiederholten Programm auf Sendung. Das Jahresbudget
                            beträgt 2,3 Mio Fr. Mit entsprechenden Antennen kann Léman bleu auch im
                            benachbarten Gebiet des Kantons Waadt und im umliegenden Frankreich empfangen
                            werden. 37

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK       01.01.89 - 01.01.19   6
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Am 1. September ging die neu regional funktionierende vierte Fernsehkette auf
DATUM: 01.09.1997
EVA MÜLLER
                            Sendung, in der Deutschschweiz als "SF 2", in der Westschweiz als "TSR 2" und in der
                            italienischen Schweiz als "TSI 2". Der Ergänzungskanal spricht ein jüngeres Publikum an,
                            ist aber insbesondere auch als Sportkette konzipiert. Daneben setzen die privaten
                            Anbieter, die als "Presse-TV" zusammengeschlossen sind, vorwiegend an den
                            Wochenenden Akzente. Bis Ende Jahr verzeichnete SF 2 sowohl im Hauptprogramm als
                            auch über 24 Stunden einen Marktanteil von 4,9%. 38

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   St. Gallen ist als einzige grössere Deutschschweizer Agglomeration immer noch
DATUM: 25.09.1997
EVA MÜLLER
                            regionalfernsehfrei. Zu Beginn des Jahres unterzeichneten das Regionalfernsehen St.
                            Gallen (rfs) und Tele Wil eine Absichtserklärung, das Regionalfernsehen Ostschweiz zu
                            realisieren. Nach einem Streit zog sich rfs aber von der Kooperation zurück. Beide
                            Sender reichten beim BAKOM danach ein eigenes Konzessionsgesuch ein. 39

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Juli scheiterte ein gemeinsames Projekt der TA Media AG und Tele-Züri-Chef Roger
DATUM: 03.10.1997
EVA MÜLLER
                            Schawinski für ein privates Deutschschweizer Fernsehen an der Frage der
                            Machtverteilung. Nur einen Monat später reichte Schawinski beim BAKOM ein
                            Konzessionsgesuch für Tele Swiss ein, das in einer ersten Phase in der Hauptsendezeit
                            ein einstündiges, eigenproduziertes Informations- und Unterhaltungsprogramm
                            anbieten will, das stündlich wiederholt würde. Beabsichtigt ist, das Programm auch in
                            einzelnen Regional-TV-Stationen einzuklinken. In der vom BAKOM durchgeführten
                            Vernehmlassung wehrten sich neben dem Verband Schweizer Lokalradios auch etwa
                            TeleBärn und TeleBasel, die alle eine Abwanderung von Werbegeldern befürchten,
                            gegen eine Konzessionierung. Die SRG gab sich dagegen gelassen. 40

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der Aargauer Sender Tele M1 und der Zentralschweizer Sender TeleTell schlossen sich
DATUM: 31.10.1997
EVA MÜLLER
                            auf Januar 1998 zu einer gemeinsamen Betriebsgesellschaft (Tele M1 70%, TeleTell 30%)
                            zusammen und werden damit hinter TeleZüri zum zweitgrössten Regionalsender. Beide
                            treten aber weiterhin unter eigenem Namen und mit eigenständigen Konzessionen auf.
                            Das neuformierte Sendegebiet umfasst rund 1,2 Mio Zuschauer. 41

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Als dritter Anwärter reichte der deutsche Privatsender SAT.1 ein Gesuch für ein
DATUM: 22.11.1997
EVA MÜLLER
                            Schweizer Programmfenster ein, das primär Fussballspiele übertragen würde. Später
                            sollen Unterhaltungssendungen dazukommen. 42

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Mitte Dezember reichten TeleBärn, Tele M1, TeleTell und die Metro Media AG, Partnerin
DATUM: 17.12.1997
EVA MÜLLER
                            von TeleBasel, ein eigenes Konzessionsgesuch für ein "nationales" Fernsehen unter
                            dem Namen CH 1 ein. Die Initianten wollen damit ein Gegengewicht zum
                            Fernsehprojekt Tele Swiss und der Dominanz Schawinskis schaffen. In einer ersten
                            Phase soll ein halbstündiges Programm realisiert werden, das mindestens dreimal
                            täglich ausgestrahlt wird. Während die Unterhaltungssendungen weitgehend von den
                            beteiligten Kanälen geliefert werden, soll CH 1 die Nachrichten in Eigenregie realisieren.
                            Ferner sollen sportliche, politische und kulturelle Veranstaltungen von überregionaler
                            Bedeutung direkt übertragen werden. 43

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Juli erteilte das EVED dem Bieler Telebielingue und damit dem ersten
DATUM: 31.12.1997
EVA MÜLLER
                            zweisprachigen Regionalfernsehen der Schweiz eine Konzession. Das EVED begründete
                            den Entscheid damit, dass das Sendegebiet einen selbständigen Wirtschafts- und
                            Kommunikationsraum bilde. Telebielingue, ein Projekt der drei Bieler
                            Medienunternehmen Gassmann, Büro Cortesi und Canal 3, will im Berner Jura ein
                            französischsprachiges und im Berner Seeland bis in die Region Grenchen (SO) ein
                            deutschsprachiges Programm senden (Sendegebiet von gut 200 000 Zuschauern). Mit
                            der Konzessionserteilung entfiel für TeleBärn die Verpflichtung, für die Region Biel ein
                            französischsprachiges      Programm        zu      produzieren.       TeleBärn,      das
                            Werbeeinnahmeverluste befürchtete, legte jedoch Beschwerde gegen Telebielingue
                            ein, da ihm seinerzeit bei der Konzessionierung Exklusivität in seinem Sendegebiet
                            zugesichert worden sei; diese Beschwerde war Ende Jahr noch hängig. Als Reaktion auf
                            Telebielingue reichten TVJB+ und TV Transjurane beim BAKOM ein Konzessionsgesuch

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK          01.01.89 - 01.01.19   7
für ein Regionalfernsehen für den gesamten Jura ein. 44

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Ende März ging der Spartensender der Wigra-Gruppe TopTV auf Sendung. Als
DATUM: 27.03.1998
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Hauptthemen des Wetterkanals waren nebst der Meteo auch Verkehr und Reisen
                            geplant. Das Projekt scheiterte jedoch nach rund zwei Monaten infolge Konkurses der
                            Zürcher Firma. Das UVEK entzog dem Sender Ende Jahr die bereits 1993 erteilte
                            Konzession. 45

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im September sendete Hasli TV als ältestes Lokalfernsehen der Schweiz zum letzten
DATUM: 21.09.1998
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Mal. Über den Zürcher Sender wurde nach einem langen Kampf ums Überleben der
                            Konkurs eröffnet. 46

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Auch im Bereich des Regionalfernsehens buhlten private Fernsehbetreiber um das
DATUM: 07.10.1998
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Fernsehpublikum. Insbesondere das noch hängige Gesuch von Schawinskis Tele 24 für
                            eigene Regionalfenster in Bern, Basel, der Inner- und der Ostschweiz stiess bei den
                            betroffenen Kantonen sowie lokalen Radio- und Fernsehstationen auf heftige
                            Opposition. Der Ostschweizer TV-Markt war gegen Ende Jahr von insgesamt drei
                            Projekten heiss umkämpft. Nebst dem Gesuch von Schawinskis Tele 24 für
                            Ostschweizer Regionalfenster und dem Verbundsprojekt Tele Ostschweiz, das sich aus
                            der Verlegergesellschaft Kafera ("St. Galler Tagblatt", Publicitas, Ostschweiz Druck +
                            Verlag AG), dem Verein für Regionalfernsehen St. Gallen (rfs), der Cablecom und der
                            Trägerschaft des ehemaligen Wiler Tele-Ostschweiz zusammensetzt, war ein Gesuch
                            von Winti TV für den Sender Tele Top hängig, der den Raum zwischen Zürich und St.
                            Gallen abdecken soll. 47

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Dem Sendestart etwas näher kam das zweisprachige Bieler Regionalfernsehen
DATUM: 24.11.1998
ELISABETH EHRENSPERGER
                            TeleBielingue, nachdem der Bundesrat die Beschwerden des Lysser Lokalsenders Loly
                            und von TeleBärn abgewiesen hatte. Diese fürchteten eine Beeinträchtigung ihrer
                            wirtschaftlichen und publizistischen Möglichkeiten im eigenen Einzugsgebiet. Die
                            definitive Bewilligung für das Bieler Fernsehen war mit der Auflage verbunden, bis
                            spätestens am 1. März 1999 auf Sendung zu gehen. Das UVEK gab grünes Licht für das
                            Projekt Interjura TV. Der von der TV Interjura AG lancierte Regionalsender für das
                            Gebiet Jura und Berner Jura sollte ein Gegengewicht zu TeleBielingue bilden. Gegen die
                            Erteilung der Konzession reichten allerdings die benachbarten Stationen Canal Alpha
                            Plus (NE) und TeleBilingue Beschwerde ein; diese waren Ende des Berichtsjahres noch
                            vor dem Bundesrat hängig. 48

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Verlegerfernsehen Presse-TV (PTV) und die SRG stellten ein Gesuch für die
DATUM: 04.12.1998
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Konzessionierung     eines   Schweizer     Nachrichtenkanals    in   Aussicht.  Die
                            Kanalgemeinschaft zwischen SRG und PTV, an dem die Basler Mediengruppe, die Neue
                            Zürcher Zeitung, Ringier sowie die deutsch-japanische TV-Produktionsfirma DCPT
                            beteiligt sind, hatte sich positiv entwickelt. Die sich in Gründung befindende VHF
                            Fernsehgesellschaft mbH ersuchte ihrerseits beim BAKOM um eine Konzession für ein
                            Schweizer Musikfernsehen. Nach wie vor hängig waren die Gesuche für SwissHits resp.
                            Schweizer Musik-Canal, den Denner-Chef Karl Schweri nach seinem Rückzug von
                            ersterem lanciert hatte. 49

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Die Erteilung einer Konzession an die S Media Vision AG für „Swizz“ – ursprünglich
DATUM: 24.02.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            „Swiss Hits“ – eröffnete ein neues Kapitel in der Schweizer Fernsehgeschichte. Der
                            erste reine Musikclip-Sender der Schweiz startete im Herbst seine täglich neu
                            aufgezeichnete Sendung mit ein bis zwei in Mundart präsentierten Live-Beiträgen.
                            Angesichts der harten Konkurrenz aus den ausländischen Häusern Viva und MTV
                            beschieden Skeptiker dem Produkt wenig Zukunft. 50

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK      01.01.89 - 01.01.19   8
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der private Tessiner Fernsehsender Tele Ticino, der seine Sendungen bis anhin über die
DATUM: 27.02.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            italienische Station Telecampione ausgestrahlt hatte, gewann dank der
                            Konzessionserteilung durch das UVEK direkten Zugang zum Schweizerischen Kabelnetz.
                            Als erste wirkliche Konkurrenz zum SRG-Sender RTSI nahm Tele Ticino diese Änderung
                            zum Anlass, einen grundlegenden Um- und Aufbau seines Programms anzukündigen. 51

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Auch das Schweizer Fenster von Pro 7 und RTL ging nach erfolgter Konzessionserteilung
DATUM: 15.03.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            durch den Bundesrat mit täglich 100 Minuten „Infomotion“ – einer Mischung aus
                            Emotionen und Information - auf Sendung. Hingegen wurde das Projekt Prime TV, das
                            als Sendegefäss für die wichtigsten Beiträge verschiedener Regionalsender geplant
                            worden war, auf Eis gelegt. Das Interesse am Projekt war noch ungenügend, hatten doch
                            mögliche „Prime TV“-Partner noch gar nicht ihren Betrieb aufgenommen. Das
                            entsprechende Konzessionsgesuch wurde beim BAKOM nicht mehr weiterbearbeitet.
                            Leer ging auch Schawinskis Projekt aus, eigene Regionalfenster im Programm von Tele
                            24 aufzustarten. Der Bundesrat lehnte ein entsprechendes Konzessionierungsgesuch
                            mit dem Hinweis auf eine zu starke Konkurrenzierung bestehender Regionalsender ab.
                            Der Medienkonzern Ringier stieg zu 50% bei dem deutschen Privatfernsehsender Sat. 1
                            Schweiz AG ein, welcher Fussballspiele der Schweizer Nationalliga überträgt. Mit der
                            neuen Partnerschaft war auch ein Ausbau des 1998 lancierten Schweizer
                            Programmfensters von Sat. 1 geplant. 52

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im März des Berichtsjahres ging TeleBielingue mit einem je halbstündigen Programm
DATUM: 17.03.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            auf Deutsch und Französisch auf Sendung. Dass das von der öffentlichen Hand
                            unterstützte Radio Canal 3 mit 16% am Aktienkapital von TeleBielingue beteiligt ist,
                            kommt einer indirekten Subventionierung des Privat-TV durch den Kanton Bern, die
                            Stadt Biel und 45 Gemeinden der Region gleich – ein Novum in der Schweiz. 53

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der Vormachtstellung der SRG wurde in der Ostschweiz endgültig ein Ende gesetzt. Im
DATUM: 01.04.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            August drang das erste private Fernsehen der Region aus St. Gallen auf den heiss
                            umkämpften TV-Markt; ihm folgte zwei Wochen später ein Bündner Produkt aus dem
                            Hause Gasser in Chur, und im Herbst stiess ein dritter Neuling aus Winterthur dazu. 54

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Als kleine Sensation wurde der Start von TeleOstschweiz gefeiert. Ihm war ein
DATUM: 15.11.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            jahrelanges Seilziehen mit der Eingabe von drei Konzessionsbegehren beim BAKOM
                            vorangegangen. Ein Gesuch hatte Nationalrat Weigelt (fdp, SG) initiiert. Die
                            Konzessionäre waren sich so lange im Wege gestanden, bis sich die St. Galler Tagblatt
                            AG, Herausgeberin des „St. Galler Tagblatts“ und zu 70% in der Hand der NZZ, zur
                            Investition von fünf Mio Fr. entschloss und damit die Einigung auf eine Konzession
                            ermöglichte. Mit dem neuen Sender baute die St. Galler Gesellschaft als alleinige
                            Aktionärin und massgeblich am St. Galler Lokalradio „Aktuell“ Beteiligte ihre
                            Monopolstellung im Grossraum St. Gallen aus. Um die Meinungsvielfalt und die
                            politische Ausgewogenheit des Programms zu gewährleisten, hatte das UVEK die
                            Konzessionserteilung für TeleOstschweiz an die Einsetzung einer unabhängigen
                            Programmkommission geknüpft und deren Zusammensetzung der Genehmigung durch
                            das UVEK unterstellt. Wenige Tage nach dem Start des St. Galler Produkts startete Tele
                            Südostschweiz zunächst mit einem halbstündigen Programm, das von der Churer
                            Herbstmesse Gehla über den Kanal von Schawinskis Tele 24 ausgestrahlt wurde. An Tele
                            Südostschweiz sind mehrere Firmen wie die Gasser-Gruppe, die Tele Rätia AG, Radio
                            Grischa und die Graubündner Kantonalbank beteiligt. Der Sender hatte vom Bundesrat
                            die Sendekonzession für ein Verbreitungsgebiet erhalten, das identisch mit jenem der
                            Tageszeitung „Die Südostschweiz“ ist und somit die Kantone Graubünden, Glarus,
                            Schwyz sowie Gebiete des Kantons St. Gallen umfasst. 55

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Nach erfolgter Konzessionierung sendete die Solothurner Lokalstation Intro TV
DATUM: 23.11.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            ihrerseits erstmals bewegte statt Standbilder. Dank einem Kooperationsvertrag mit dem
                            Baselbieter Sender Nordwest 5 konnte Intro TV auch im Baselbiet verbreitet werden.
                            Gegen beide Kanäle eröffnete das BAKOM aber im November ein Aufsichtsverfahren –
                            bei Intro TV wegen Überschreitung des eigenen Versorgungsgebiets und bei Nordwest 5
                            wegen Konzessionsverletzung aufgrund der Ausstrahlung eines nicht vorwiegend
                            eigenproduzierten Programms. 56

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK      01.01.89 - 01.01.19   9
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Ende Jahr übergab Marco Blaser das Amt des Regionaldirektors der Radio Televisione
DATUM: 30.12.1999
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Svizzera di Lingua Italiana (RTSI) sowie seinen Sitz in der SRG-Geschäftsleitung an den
                            Wirtschaftswissenschafter Remigio Ratti. Die Ernennung des Tessiner CVP-Nationalrats
                            war Ende April vom Regionalratsvorstand einstimmig entschieden worden. Die Wahl
                            stellte im langandauernden Seilziehen um Blasers Nachfolge eine Überraschung dar,
                            nachdem Ratti kurz zuvor noch als potenzieller Bundesrat gehandelt worden war. 57

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im Frühjahr gab das Schweizer Programmfenster von RTL / Pro 7 die sofortige
DATUM: 13.04.2000
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Schliessung des Programmfensters bekannt. Nach nur sieben Monaten Sendezeit
                            begründete der Verwaltungsrat der Betriebsfirma den Entscheid mit dem fehlenden
                            Interesse des Deutschschweizer Publikums und bezeichnete die Gesamtidee des
                            Fensters als falsch konzipiert. Statt der angepeilten 30% Marktanteile war RTL/Pro 7
                            unter 10% geblieben und hatte nur ein Drittel der erwarteten Werbegelder akquirieren
                            können. Kritisiert wurde der Schliessungsentscheid insbesondere von Seiten der
                            Gewerkschaften, welche sich über die rein wirtschaftlich begründeten Entlassungen
                            empörten; seitens der SRG wurde die Anlaufzeit von einem halben Jahr für die
                            Beurteilung des neuen Projekts als sehr kurz eingestuft. 58

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Auf dem Ostschweizer Fernsehmarkt war der Konkurrenzkampf zwischen den drei
DATUM: 18.10.2000
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Privatunternehmen Tele Ostschweiz, Tele Südostschweiz und Tele Top in vollem Gang.
                            Im April erhielt der in St. Gallen domizilierte Sender Tele Ostschweiz vom UVEK eine
                            Konzession zur Ausdehnung seines Sendegebietes in den Raum Wil sowie ins obere
                            Rheintal. Leer ging auch Tele Top nicht aus. Da die Zulassung von Tele Top die
                            Medienvielfalt stärke, erlaubte das Departement die Vergrösserung dessen
                            Sendegebiets bis in die Region St. Gallen, Rorschach und Appenzell. Für drei
                            Veranstalter sei der St. Galler Markt aber wiederum zu klein, weshalb Tele
                            Südostschweiz zwar die Erlaubnis erteilt wurde, sein Programm im unteren Rheintal,
                            nicht aber bis in die Stadt St. Gallen zu verbreiten. Mit der Absicht, die
                            Gebietsausdehnung nach Süden und Westen voranzutreiben, reichte Tele Ostschweiz
                            beim BAKOM ein neues Konzessionsgesuch für die gesamte Region Ostschweiz ein –
                            also auch für den Kanton Thurgau und die angrenzenden Gebiete bis gegen
                            Winterthur. 59

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Neun Lokal-TV-Stationen und „Tele 24“ schlossen sich zum Werbepool
DATUM: 18.11.2000
ELISABETH EHRENSPERGER
                            „TeleNewsCombi“ zusammen und planten ab Frühjahr 2001 die Produktion
                            gemeinsamer Sendungen. Zum Verbund gehören „Tele Bärn“, „Tele M1“ (Aargau), „Tele
                            Tell“ (Luzern), „Tele Basel“, „Tele Top“ (Winterthur/Thurgau), „Tele Ostschweiz“, „Tele
                            Südostschweiz“, „Schaffhauser TV“ und die beiden Zürcher Sender „Tele 24“ und „Tele
                            Züri“. 60

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Aus sowohl für Tele24 als auch für TV3 heizte die Diskussionen über die
DATUM: 05.07.2001
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Realisierbarkeit von Privatfernsehen in der Schweiz erneut an. Noch vor Schliessung
                            der beiden Sender war seitens der Privaten harsche Kritik an der Politik des Bundes
                            geübt worden. Roger Schawinski, Albert Stäheli (Tele Bärn) und Peter Wanner (Tele M1,
                            Tele Tell) hatten zum Frontalangriff gegen die Schweizer Medienordnung ausgeholt und
                            an einer Pressekonferenz die möglichst rasche Liberalisierung der Werberegelungen
                            sowie einen massiven Zugriff auf die Gebührengelder gefordert. Es herrsche eine krasse
                            Benachteiligung der privaten Anbieter gegenüber der SRG; die unfairen
                            Wettbewerbsbedingungen müssten mit der Zuleitung von mindestens 10% der
                            erhobenen Gebühren an die Privaten korrigiert werden. 61

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Ende August musste Tele24-Besitzer Roger Schawinski die Einstellung des nationalen
DATUM: 03.12.2001
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Privatsenders Tele24 auf November des Berichtsjahres sowie den Verkauf von Radio24
                            und TeleZüri für 92 Mio Fr. an die Tamedia AG bekanntgeben. Gegen einen Kauf von
                            Tele24 entschied sich die Tamedia – Besitzerin des bislang ebenfalls defizitären
                            Senders TV3 – aus wirtschaftlichen Gründen, glaubte man doch nicht, dass Tele24
                            schwarze Zahlen schreiben könne. Schon anfangs August waren wegen zu tiefer
                            Werbeeinnahmen und zu hohen Kosten massive Entlassungen bei Schawinskis
                            Vermarktungsgesellschaft Belcom ins Auge gefasst worden, die nun zu 100% an die
                            Tamedia überging. Um es nicht bis zur Pleite kommen zu lassen, schritt der

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK       01.01.89 - 01.01.19   10
Medienpionier dann zum Verkauf – nicht ohne schwere Vorwürfe an die staatliche
                            Medienpolitik zu äussern, die gemäss Schawinski für private Anbieter nur unfaire
                            Chancen biete. Ende November ging Tele24 zum letzten mal auf Sendung. Im Dezember
                            musste die Tamedia ihrerseits das definitive Ende von TV3 verkünden. Zusehends hatte
                            sich der Sender zum Sorgenkind der Zürcher Mediengruppe entwickelt – einerseits, weil
                            sich das Experimentieren mit dem Medium Fernsehen als äusserst kostspielig erwies,
                            andererseits weil TV3 seinen Inhalten wegen das Image des Unternehmens belastete.
                            (siehe dazu auch hier) 62

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   La chaîne musicale allemande Viva a repris entièrement le canal suisse Viva-Swizz. Afin
DATUM: 30.08.2002
ROMAIN CLIVAZ
                            d’être concurrentielle, elle a adopté, avec la nouvelle programmation d’automne, une
                            politique de proximité mettant l’accent sur la production indigène. 63

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Das Projekt Interjura TV für ein interjurassisches Lokalfernsehen scheiterte endgültig,
DATUM: 13.03.2003
ELISABETH EHRENSPERGER
                            nachdem dessen Konzession bereits zweimal verlängert worden war. Der
                            Lokalradiounternehmer Pierre Streulet fand nach dem Ausstieg seiner Hauptpartner,
                            zweier Zeitungsverleger, keine neuen Geldgeber. Interjura TV wäre im Jura, im Berner
                            Jura und in den Neuenburger Städten Le Locle sowie La Chaux-de-Fonds ausgestrahlt
                            worden. 64

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Nachdem dem Regionalsender Tele Ostschweiz eine Erweiterung seines Sendegebiets
DATUM: 26.06.2003
ELISABETH EHRENSPERGER
                            2001 durch den Bundesrat verweigert worden war und daraufhin die angestrebte
                            Verbreiterung der Trägerschaft nicht zustande kam, entschloss sich die Besitzerin, die
                            St. Galler Tagblatt AG, für eine Integration von Tele Ostschweiz in die Tagblatt AG und
                            die Weiterführung des Senders als selbständiges Geschäftsfeld. Mit dieser
                            Eingliederung des mittlerweile in St. Gallen, beiden Appenzell und im Thurgau täglich
                            rund 100'000 Zuschauer erreichenden Senders erhoffte sich die Geschäftsleitung,
                            Synergien in den Bereichen Verkauf, Informatik, Personaldienst, Finanz- und
                            Rechnungswesen nutzen zu können. 65

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In akuten Finanzsorgen befand sich der Solothurner Regionalfernsehsender Intro TV.
DATUM: 12.11.2003
ELISABETH EHRENSPERGER
                            Gegen Ende des Berichtsjahres war der Sender nur noch in Solothurn, Grenchen und
                            Langenthal aufgeschaltet, nachdem die Swisscom die Zubringerleitungen von Intro TV
                            zwangsweise abgeschaltet hatte. Die Fernsehstation schuldete dem Unternehmen über
                            70'000 Franken und sah sich nach einer neuen Eigentümerschaft um. 66

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Der private Sender U1, der im Vorjahr vom Bundesrat die Konzession für die
DATUM: 02.03.2004
HANS HIRTER
                            Deutschschweiz erhalten hatte, nahm anfangs März seinen regulären Betrieb auf; sein
                            Programmangebot hielt sich allerdings in äusserst bescheidenem Rahmen. 67

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In Genf war die Übernahme des lokalen Fernsehsenders „Léman Bleu“ von einem
DATUM: 01.07.2005
CHRISTIANE ZWAHLEN
                            harten Kampf gekennzeichnet. Die französische Gruppe Hersant stand beim Aktienkauf
                            in Konkurrenz zu der Westschweizer Edipresse. Die Stadt Genf, die einen Anteil von 12%
                            besitzt, hatte ebenfalls Mitspracherecht. Sie machte zunächst ihre Präferenz für
                            Edipresse deutlich, während der Verwaltungsrat des Senders die Offerte von Hersant
                            bevorzugte. In einer Kehrtwende sprach sich dann die Stadtregierung dennoch für
                            Hersant aus. Letztendlich wurde die Stadt Genf Mehrheitsaktionär bei einer
                            Minderheitsbeteiligung der Hersant Gruppe. 68

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   In der Westschweiz brachte die Aussicht auf eine beschränkte Zahl von Konzessionen
DATUM: 17.03.2006
ANDREA MOSIMANN
                            bereits Bewegung in die Fernsehlandschaft. „TV Région Lausannoise“, „Ici-TV“ (Vevey,
                            VD), „Canal Nord Vaudois“ (Yverdon, VD) und „Téléreseau de la région nyonnaise“ haben
                            sich unter der Beteiligung des grossen Verlagshauses Edipresse zum „Vaud-TV“
                            zusammengeschlossen, um damit voraussichtlich eine der Westschweizer Konzessionen
                            zu ergattern. 69

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK       01.01.89 - 01.01.19   11
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Im September des Berichtsjahres startete „TV3+“ als neuer nationaler Privatsender. Mit
DATUM: 31.08.2006
ANDREA MOSIMANN
                            seinem Programm setzt er vorwiegend auf Unterhaltung und Interaktion. 70

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Anfang Jahr verkaufte Martin Wagner den Basler Lokalsender Radio Basilisk an die
DATUM: 01.02.2010
SUZANNE SCHÄR
                            Familie Hagemann. In der Nachfolge von Tele Tell ging das Privatfernsehen Tele 1 auf
                            Sendung. Das Unternehmen der LZ Medienholding AG, die zu 81% von der NZZ
                            Mediengruppe kontrolliert wird, sendet in der Zentralschweiz. 71

GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   Ende des Berichtsjahrs wurde das private Berner Lokalradio Capital FM, das bis dahin
DATUM: 13.12.2011
SCHERRER DEBORA
                            der Berner Espace Media AG gehörte, von der Zürichsee Medien AG übernommen. Die
                            Genehmigung des Konzessionsübergangs stand noch aus. Radio 24 wurde nach acht
                            Monaten Ungewissheit von Peter Wanner (Mehrheitsbesitzer der AZ-Medien)
                            übernommen. Dieser hatte bereits im August die privaten Fernsehsender TeleZüri und
                            TeleBärn gekauft und damit die zweitgrösste TV-Sendegruppe in der Schweiz errichtet.
                            Weil Wanner jedoch bereits zwei Radiosender, Radio Argovia und Radio 32, besitzt und
                            der Besitz einer dritten Radiostation Verlegern gesetzlich untersagt ist, suchte er einen
                            Käufer für seine Mehrheitsbeteiligung an Radio 32. 72

                            Neue Medien
GESELLSCHAFTLICHE DEBATTE   „Swissregio TV“ ging als erstes internetgestütztes Regionalfernsehen online und
DATUM: 07.11.2005
CHRISTIANE ZWAHLEN
                            bedient die Regionen St. Gallen, Fürstenland und Toggenburg. Prinzip dieses
                            Internetfernsehens ist die Möglichkeit für den Konsumenten, sich kostenlos sein
                            eigenes Programm herunter zu laden. Noch ein weiteres internetgestütztes Projekt, das
                            „Buureradio“, ging auf Sendung. Dieses von Nationalrat Toni Brunner (svp, SG) ins Leben
                            gerufene Projekt will ein ländliches Publikum ansprechen und sich auf
                            Landwirtschaftsthemen konzentrieren. 73

                            1) LNN, 14.4.89; Vat., 13.11.89; AT, 10.6.89.
                            2) TA, 10.3.90; Presse vom 28.6.90; WoZ, 29.6.90; Ww, 5.7.90; Klartext, 1990, Nr. 3 und 4; SJUnews, 1990, September; Bilanz,
                            1990, Nr. 11.
                            3) SVP ja, 1990, Nr. 3; Presse vom 29.6.90.
                            4) BBI, III, 1990, S. 436ff.; Werbung, SPK: AT, 5.6.90; Bund, 23.10.90; Klartext, 1990, Nr. 1. Sendebeginn: AT, 2.5.90; SZ, 2.11.90;
                            LNN, 7.11.90; NF, 12.11. und 26.11.90; BüZ, 4.12.90. Einstellungen: 24 Heures, 28.3.90 (Radio L). BaZ, 31.8.90 (Radio SOLA). TA,
                            7.1 1.90 (Radio Riesbach). Opus Radio: BBI, III, S. 436 ff.; NZZ, 30.8. und 28.12.90; Radio Viva: NZZ, 7.12.90. Siehe auch den
                            Überblick zu den nicht-kommerziellen Lokalradios in WoZ, 6.4.90.
                            5) SN, 14.8.90; NZZ, 21.8. und 4.9.90.
                            6) NZZ, 8.9.90.
                            7) Vat., 30.8.90; LNN, 28.11.90
                            8) TA, 30.11.90; BZ, 17.8.90; BaZ, 22.8.90; NZZ, 15.8.90; Ww, 10.5.90; Politik und Wirtschaft, 1990, Nr. 4; TA, 30.11.90.
                            9) Vat., 23.4.91.
                            10) NZZ. 17.12.91; Presse vom 25.6.91; Klartext,1991, Nr. 5.
                            11) Presse vom 1.7.91.
                            12) Presse vom 21.2.91; Klartext, 1991, Nr. 2.; Presse vom 5.7.91.
                            13) NZZ, 26.4.91; Suisse, 24.8.91; Klartext, 1991, Nr. 5.
                            14) NZZ, 8.2.91; TA, 5.3.91; Express, 11.9.91; Suisse, 2.3.91; SN, 7.3.91; Bund, 8.2.91 (TV 700).
                            15) NZZ, 28.3.92; TA, 30.3.92
                            16) AT, 7.8.92; NZZ, 10.10.92; Presse vom 16.10.92.
                            17) ZTV: NZZ, 8.10.92; TA, 9.10.92. Vox: Blick, 12.11.92.
                            18) BBI, I, 1993, S. 156ff.; TA, 28.4.92; NZZ, 8.9. und 31.10.92; SHZ, 5.11.92; Klartext, 1992, Nr. 3.; TA, 24.12.92.
                            19) Amt. Bull. NR, 1993, S. 1028; BBI, III, 1993, S. 271; Bund, 11.8. und 19.8.93. BZ, 24.2.93; TA, 5.5.93; Presse vom 22.7.93;
                            Klartext, 1993, Nr. 4, S. 29 f.; Telex, 1993, Nr. 3, S. 16 f.
                            20) SGT, 2.12.93.
                            21) 24 Heures, 13.8.94.
                            22) TA, 2.5.94; SoZ, 8.5.94; Presse vom 21.7.94 (Moratorium); TA, 20.8. (TeleZüri), 18.10. (TeleBärn) und 18.11.94 (Tele M 1)
                            23) BZ, 17.12.94
                            24) CdT, 1.12.94; 24 Heures, 31.12.94; NZZ, 4.1.95.33
                            25) TA, 14.8.95; NZZ, 16.8.95.
                            26) TA, 9.2. und 29.3.95; BaZ, 3.4.95.; Presse vom 31.1.96
                            27) BBI, I, 1995, S. 962ff.; NZZ, 24.8.95.
                            28) AT, 5.1.95; LNN, 6.1.95.; NZZ, 31.3.95.; Bund, 18.5.95.
                            29) BZ, 2.3. und 9.6.95. Telepool: NZZ, 28.2.95.
                            30) AT, 10.8.95; Link, Magazin des Publikumsrates DRS, 1995, Nr. 9, S. 10 f.39
                            31) BBI, III, 1995, S. 582ff.; TA, 4.5.95; NZZ, 24.8.95.
                            32) NZZ, 16.6.95; TA, 25.8.95.
                            33) TeleTell: LZ, 18.2. und 21.6.95; AT, 24.6.95. Basler Stadtkanal: BaZ, 28.10.95.
                            34) NZZ, 24.11.95.
                            35) Presse vom 31.1.96.; NZZ, 2.2.96.
                            36) AT, 17.6.96.
                            37) JdG, 29.5., 19.10. und 22.10.96.
                            38) BBI, II, 1997, S. 877f.; Presse vom 14.5. und 2.9.97.
                            39) SGT, 11.7. und 25.9.97.

                            ANNÉE POLITIQUE SUISSE — AUSGEWÄHLTE BEITRÄGE DER SCHWEIZER POLITIK                                              01.01.89 - 01.01.19   12
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