Auslandssemester an der KTH Stockholm - Erfahrungsbericht

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Auslandssemester an der KTH Stockholm - Erfahrungsbericht
Auslandssemester an der
KTH Stockholm –
Erfahrungsbericht
ERASMUS+ 2020
Lukas Theiner
18. Juni 2020
Inhaltsverzeichnis

1         Einleitung                                                     1

2         Vorbereitungen                                                 1
2.1       Wohnungssuche                                                  1
2.2       Kurswahl                                                       2
2.3       Anmeldung „International Reception“                            2

3         Anreise                                                        3

4         Die ersten Wochen                                              3

5         Kurse                                                          4
5.1       LS1502 – „Swedish A1 for Engineers“ (P3 + P4)                  4
5.2       DD2421 – „Machine Learning“ (P3)                               4
5.3       EL2450 – „Hybrid and Embedded Control Systems” (P3)            4
5.4       EL2520 – „Control Theory and Practice, Advanced Course“ (P4)   5
5.5       SD2231 – „Applied Vehicle Dynamics Control“ (P4)               5

6         Freizeitaktivitäten                                            5

7         Weitere praktische Tipps                                       6
7.1       „Personnummer“ / „T-number“                                    6
7.2       Währung und Zahlung                                            6
7.3       Internetzugang in der Wohnung                                  6
7.4       Studentenausweis                                               7
7.5       Nahverkehr                                                     7

8         Fazit                                                          7

Inhaltsverzeichnis                                                       i
1 Einleitung

Zu Beginn möchte ich schon einmal erwähnen, dass sich mein Auslandssemester an der KTH Stockholm
leider in eine andere Richtung entwickelt hat, als ich es mir vorgestellt habe.
Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Einleitung gerade schreibe, wollte ich eigentlich längst noch nicht
wieder zurück in Deutschland sein. Die aktuellen Umstände rund um die Verbreitung von COVID-19
haben aber dazu geführt, dass eine vorzeitige Rückreise für mich am sinnvollsten schien. Wie sich die
Lage in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, ist aktuell noch nicht absehbar. Zurzeit
finden alle Vorlesungen, Übungen, etc. nur noch aus der Distanz statt.
Dennoch habe ich in den ersten Monaten in Stockholm viele Erfahrungen gesammelt, die ich in diesem
Bericht teilen möchte.

2 Vorbereitungen

Was das Organisatorische an der TU Darmstadt betrifft, bleibt mir hier gar nicht so viel zu sagen.
Wichtige Informationen, die alle ERASMUS-Studenten betreffen, werden frühzeitig per E-Mail oder auf
Informationsveranstaltungen bekannt gegeben. Daher möchte ich vor allem auf Themen eingehen, die
Austauschstudenten in Stockholm betreffen.

2.1 Wohnungssuche

Wenn man nach einer Wohnung in Stockholm sucht, wird man schnell feststellen, dass es gar nicht so
einfach ist, eine passende zu finden. Zunächst aber erstmal das Wichtigste:

Nachdem ihr von der TU Darmstadt an der KTH nominiert worden seid, könnt ihr euch dann circa ein
halbes Jahr vor dem Beginn des Auslandsaufenthaltes über die Website der KTH formal dort bewerben.
Bei der Bewerbung könnt ihr angeben, ob ihr eine Wohnung von „KTH Accommodation“, dem
Wohnungsservice der KTH, haben wollt. Ich würde unbedingt dazu raten, dieses Angebot in Anspruch
zu nehmen.
Die meisten Wohnungen der KTH liegen entweder direkt auf dem Campus oder im mit der Metro ca. 35
Minuten entfernten Skärholmen. Untergebracht wird man entweder in Einzelappartements, in 2er- oder
3er-WGs oder mit vielen Leuten auf einem Korridor mit geteilter Küche, aber eigenem Bad.

Da die Wohnungen allerdings limitiert sind, gibt es keine Garantie, eine Wohnung zu erhalten. Ich hatte
jedoch Glück und habe ein Zimmer in einer 3er WG direkt auf dem Campus bekommen. Die Miete betrug
5500 SEK, was je nach aktuellem Umrechnungskurs zwischen 505 und 525 Euro waren. Mein Aufenthalt
in Stockholm war im Frühlingssemester, begann also im Januar. In dieser Zeit ist die Wohnungssituation
wohl etwas entspannter und nahezu jeder bekommt einen Platz in einem Wohnheim der KTH. Im Herbst
sieht das jedoch bedauerlicherweise angeblich ganz anders aus.

Da die Zusagen der Wohnungsvergabe der KTH auch leider erst relativ kurzfristig kommen (bei mir circa
sechs Wochen vorher), ist es natürlich ratsam, auch auf anderen Wegen nach Wohnungen zu suchen.
Ich war froh, dass ich als „Backup“ im Falle einer Absage vom Wohnungsservice der KTH bei dem Bruder
eines Bekannten hätte wohnen können.

Viele andere Studentenwohnungen werden über Wartelisten vergeben, bei denen man als Austausch-
student allerdings kaum eine Chance hat, denn die Wohnungen gehen meist an Studenten, die teilweise
schon über 400 bis 500 Wartetage gesammelt haben. Schaden kann es natürlich trotzdem nicht, sich
möglichst früh bei entsprechenden Warteschlangen zu registrieren. Die Studentenunionen in Stockholm
bieten ebenfalls circa 8000 Studentenwohnungen an, die über Wartelisten vergeben werden (sssb.se).

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Auf dem freien Wohnungsmarkt ist es eher schwierig, Angebote zu finden. Es wird oft vor Betrügern
gewarnt, die Anzahlungen oder Kautionen für Wohnungen haben wollen, die es womöglich gar nicht
gibt.

2.2 Kurswahl

Die KTH stellt online einen ausführlichen Katalog aller Kurse bereit, der sich auch nach
Unterrichtssprache filtern lässt. Module für Masterstudierende werden größtenteils auf Englisch
angeboten, während Bachelormodule meist auf Schwedisch sind. Für alle englischsprachigen Module
gibt es auch eine ausführliche englische Beschreibung über Inhalte und Prüfungsform.

Der jeweils erste Buchstabe der Kurs-Codes gibt Aufschluss darüber, welcher Fachbereich an der KTH
diesen Kurs anbietet. Die KTH sieht vor, dass mindestens 50% der CP am Fachbereich gewählt werden
müssen, dem man zugeordnet ist. Die erste Ziffer im Kurs-Code kennzeichnet, ob es sich um einen Kurs
auf Bachelor- (1), Master- (2) oder PhD-Niveau (3) handelt. Letztere können als Austauschstudent nicht
gewählt werden.

Zu erwähnen ist noch, dass sich ein schwedisches Semester noch einmal in zwei Abschnitte unterteilt,
sodass es dort insgesamt vier Abschnitte (P1 bis P4) pro Jahr gibt, wobei P1 und P2 im Herbstsemester
und P3 und P4 im Frühlingssemester stattfinden.

Nachdem man sich innerhalb der entsprechenden Frist formal bei der KTH beworben hat, erhält man
dann rechtzeitig eine E-Mail mit einem Link, um sich für Kurse zu registrieren. Für das Frühlingssemester
öffnet die Kurswahl am 1. November. Falls die Kurse allerdings noch nicht voll sind (einige Kurse haben
eine maximale Anzahl an Teilnehmern), ist es auch noch problemlos möglich, in den ersten zwei Wochen
vor Ort seine Kurswahl zu ändern.

Nachdem man am ersten Tag vor Ort seinen Zugang zum Online-Portal der Uni (Ladok) bekommen hat,
kann man sehen, ob man bei den gewählten Kursen akzeptiert wurde oder der Kurs zum Beispiel bereits
voll belegt war oder man die Voraussetzungen nicht erfüllt. Wenn man akzeptiert ist, kann man sich
dann in Ladok für die entsprechenden Kurse registrieren. Anschließend erhält man auch E-Mails zum
Kurs sowie Zugriff auf Materialien in der Lernplattform Canvas (ähnlich wie Moodle in Darmstadt).

2.3 Anmeldung „International Reception“

Wenige Wochen vor dem Semesterstart bekommt man eine E-Mail von THS, der Studentenunion der
KTH. Diese hat hauptsächlich zwei Aufgaben, nämlich zum einen die Studentenschaft gegenüber der
Uni im Hinblick auf die Weiterentwicklung und Verbesserung der Lehre zu vertreten und zum anderen
den Zusammenhalt und die Gemeinschaft unter den Studierenden zu fördern.
Dazu wird zu Beginn jedes Semesters unter anderem für die neuen internationalen Studierenden die
„International Reception“ veranstaltet, die so ein bisschen mit den von den Fachschaften der TU
veranstalteten Orientierungswochen zu vergleichen ist. Per Mail bekommt ihr einen Link, um euch zu
Veranstaltungen in den ersten Wochen anzumelden, von Kochabenden bis zu Kneipentouren und Partys
ist alles dabei. Da die Teilnehmeranzahl für viele Veranstaltungen begrenzt ist, sollte man sich möglichst
zügig anmelden, sobald die Anmeldung öffnet. Viele Angebote sind bereits am Nachmittag nach der
Freischaltung des Links voll. Einige sind kostenpflichtig, wenn nämlich zum Beispiel Essen oder Getränke
für alle besorgt wird. Die Kosten können am Tag der Anreise per Kartenzahlung – wie alles in Schweden
– an einem Stand in der Uni bezahlt werden.

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3 Anreise

Um schon einmal etwas Skandinavien zu sehen, habe ich mich entschieden, mit zwei weiteren
Austauschstudenten aus Darmstadt bereits einige Tage vorher aufzubrechen, um zunächst nach
Kopenhagen und Oslo zu reisen. Dazu haben wir einen 3-Tage-Interrail-Pass gekauft und sind zunächst
mit dem Zug über Hamburg nach Kopenhagen gefahren, eine absolut sehenswerte Stadt. Nach
dreitägigem Aufenthalt ging es für uns mit dem zweiten Reisetag des Interrail-Tickets weiter nach Oslo.
Das Highlight dort war für mich eine Wanderung in den noch verschneiten und vereisten Bergen über
der Stadt. Die letzte Etappe war dann nach weiteren drei Tagen die Zugfahrt nach Stockholm. Generell
kann man sagen, dass ich das Zugfahren als eine sehr angenehme Reisemöglichkeit empfand, gerade
weil es zu dritt auch bei etwas längeren Zugfahrten nicht langweilig wird.
Obwohl es im Januar im Norden natürlich sehr früh dunkel wird, und das Wetter nicht immer das Beste
ist, bin sehr froh, diese Reise schon zu Beginn unternommen zu haben, da dies später dann ja aufgrund
der Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht mehr möglich gewesen wäre.

4 Die ersten Wochen

Die ersten paar Tage in Stockholm haben wir in einem Hostel übernachtet, die Wohnungen der KTH
kann man nämlich erst ab dem Tag, an dem das Semester beginnt, oder wenn man Pech hat, erst am
Folgetag beziehen. Zunächst wurde natürlich die Stadt erkundet, wobei die Gruppe immer größer
wurde, je näher der Beginn des Semesters rückte.

Am offiziellen „Arrival Day“ gibt es eine Liste an Punkten, die man abarbeiten sollte. Dazu gehören zum
Beispiel die Aushändigung eines Codes zur Eröffnung des KTH Accounts und für alle, die von der KTH
eine Wohnung bekommen, die Unterzeichnung des Mietvertrages und die Schlüsselübergabe. Außerdem
bekommt man am ersten Tag ein Mittagessen im „Nymble“ umsonst, wenn man sich vorher dazu
angemeldet hat. Zu allen wichtigen Punkten wird man rechtzeitig per E-Mail informiert.

Keinesfalls verpassen sollte man die Willkommensveranstaltung seines Fachbereiches. Dort erhält man
alle wichtigen Informationen bezüglich der Lehre und außerdem auch eine Access-Card, mit der man
nicht nur nach 17 Uhr oder an Wochenenden Zugang zu einigen Gebäuden bekommt, sondern mit denen
man sich z.B. auch an Kopierern anmeldet, um auf sein Druck-Konto mit einem Freikontingent von bis
zu 200 Seiten zuzugreifen. Das Weiteren hat man bei dieser Veranstaltung auch die Möglichkeit,
Dokumente wie z.B. seine „Confirmation of Stay“ von den Auslandskoordinatoren unterschreiben zu
lassen.

Neben diesen offiziellen Terminen steht in den ersten Wochen aber vor allem eines im Mittelpunkt, die
oben schon einmal angesprochene „International Reception“. Bei uns ging es mit einem Brettspiel-Abend
los, am nächsten Tag gab es eine Campus-Schnitzeljagd und eine Kneipentour.
Doch das Highlight ist wohl das Event „Osquik“. Dabei fährt man abends mit ca. 80 anderen Austausch-
studierenden zu einer kleinen Hütte in der Nähe von Stockholm. Dort startet das Event mit einer
sogenannten „Gasque“, einem schwedischen Abendessen mit Unterhaltungsprogramm. Die Stimmung
dabei ist super. Später wird dann buchstäblich die ganze Nacht gefeiert. Die Hütte wird zur Tanzfläche,
es gibt Getränke, Lagerfeuer und eine Sauna. Nach dem Frühstück am nächsten Tag geht es dann wieder
mit dem Bus zurück.

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5 Kurse

Ich habe an der KTH die folgenden Kurse besucht, die jeweils 7.5 Credit Points geben. Die „Study Period“,
in der ich den Kurs besucht habe, ist jeweils in Klammern angegeben.

5.1 LS1502 – „Swedish A1 for Engineers“ (P3 + P4)

Zunächst sei erst einmal gesagt, dass man in Stockholm auch problemlos zurechtkommt, ohne ein Wort
Schwedisch zu sprechen, bzw. fast – ein höfliches „tack“ sollte dann schon mal drin sein. Dennoch wollte
ich die schwedische Sprache gerne wenigstens etwas kennenlernen. Dazu habe ich circa ein Jahr vorher
schon in Darmstadt einen Schwedisch-Kurs des Sprachenzentrums besucht, der im Elektrotechnik-
Studium übrigens auch als Studium Generale angerechnet wird. Trotzdem wollte ich vor Ort auf jeden
Fall meine Kenntnisse auffrischen. Wenn man sich bei der Kurswahl ca. zwei Monate vor Anreise für
einen Schwedisch-Kurs entscheidet, muss man online einen Einstufungstest absolvieren. Trotz meiner
vorherigen ersten Erfahrungen wurde ich knapp noch einmal dem Anfängerkurs zugeordnet, was vor
allem am fehlenden Vokabular lag. So war der Kurs dann aber relativ entspannt und lief ohne zu großen
Zeitaufwand nebenbei.
Der Kurs findet einmal pro Woche in Gruppen von 15 bis 20 Studierenden statt und bietet eine sehr
angenehme Lernatmosphäre. Nachdem die Universität dann Ende März wegen der Corona-Pandemie
geschlossen wurde, ging es stattdessen mit Video-Konferenzen über Zoom weiter.
Der Kurs baut auf dem Buch „Rivstart A1+A2“ auf, welches auch vom Schwedisch-Kurs in Darmstadt
verwendet wird. Es gibt keine Klausur am Ende, stattdessen muss man regelmäßig anwesend sein sowie
kurze Berichte oder Videos abgeben und Online-Tests ausfüllen.

5.2 DD2421 – „Machine Learning“ (P3)

Dieser Kurs bietet einen Einstieg in das Thema Machine Learning und war durchaus interessant. Zweimal
pro Woche finden gut besuchte Vorlesungen statt (mit schätzungsweise 300-400 Studenten), in denen
die absoluten Grundlagen von Machine Learning, wie Decision Trees, Support Vector Machines und
Artificial Neural Networks behandelt werden. Von den drei Professoren, die sich die Vorlesung
thematisch aufteilen, wird alles von Beginn an erklärt, Vorkenntnisse sind also nicht nötig. Für
Studenten, die noch keine Erfahrung mit Python haben, ist dieser Kurs vielleicht noch interessant, weil
die Beispiele, die in Python zu implementieren sind, eventuell einen guten Einstieg bieten. Jede der drei
Hausaufgaben muss in einem kurzen Gespräch einem der wissenschaftlichen Mitarbeiter vorgestellt
werden. Diese kurzen Kontrollen sind allerdings nicht sehr schwierig, sondern dienen eher dazu, sein
erworbenes Wissen für sich selber zu überprüfen. Wenn man eine Kontrolle nicht besteht, erhält man
eine zweite Chance. Die vierstündige Klausur am Ende ist ebenfalls relativ einfach, wenn man die
grundlegenden Konzepte verstanden hat.

5.3 EL2450 – „Hybrid and Embedded Control Systems” (P3)

Diesen Kurs habe ich eigentlich als Ersatz für einen anderen Kurs gewählt, bei dem ich die nötigen
Voraussetzungen nicht erfüllt habe. Es handelt sich hier eher um eine vertiefende Veranstaltung,
Vorkenntnisse in der Regelungstechnik sind zwingend erforderlich. Da es sich eben nicht um einen
Grundlagenkurs handelt, sind die Vorlesungen und Übungen mit nur ca. 40-70 Studenten etwas
überschaubarer. Ein Teil des Kurses behandelt Inhalte der Vorlesung „Digitale Regelungssysteme“, aber
andere Teile zu hybrider Regelung werden vermutlich in Darmstadt so nicht behandelt.
Am Schluss gibt es dann eine fünfstündige Klausur. Generell sind die Klausuren in Schweden eigentlich
immer länger als in Darmstadt, dafür allerdings zeitlich deutlich entspannter. Eine Klausur, die dort für
fünf Stunden konzipiert ist, würde in Darmstadt wohl eher in vier Stunden absolviert werden müssen.
Während des Semesters sind außerdem regelmäßig zu zweit MATLAB-Übungen abzugeben (MATLAB
bekommt man als KTH-Student kostenlos), bei denen 80% der Punkte erreicht werden müssen, um das
Fach zu bestehen. Wenn man über 40% erreicht, bekommt man aber die Chance, die Aufgaben zu

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verbessern und erneut abzugeben. So wird sichergestellt, dass Studenten frühzeitig erkennen, wenn sie
inhaltlich den Anschluss zu verlieren, um sich dann detaillierter mit den Themen auseinanderzusetzen.

5.4 EL2520 – „Control Theory and Practice, Advanced Course“ (P4)

Dieser Kurs behandelt weiterführende Methoden der Regelungstechnik. Inhaltlich kombiniert die
Veranstaltung wohl die Themen der Vorlesungen „Mehrgrößenreglerentwurf im Zustandsraum“ und
„Robuste Regelung“ in Darmstadt. Neben Vorlesung und Rechenübungen, die in diesem Jahr wegen der
Corona-Pandemie online stattfanden, stehen auch Übungen in MATLAB auf dem Programm, am Ende
muss man außerdem im Labor ein Mehrtanksystem mit den erlernten Methoden regeln. Dies fiel in
diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie jedoch aus, stattdessen wurden ein Programm zur
Verfügung gestellt, das den Versuchsaufbau simuliert.
Sowohl zu den Übungen als auch zu dem Versuch am Ende sind Berichte anzufertigen, aber auch hier
bekommt man im Falle einer unzureichenden Abgabe die Chance, seine Ausarbeitung zu verbessern und
erneut einzureichen. Auch in diesem Modul gibt es eine fünfstündige Klausur, in diesem Jahre per
Videokonferenz, bei der wir und unser Schreibtisch die ganze Zeit zu sehen sein mussten.

5.5 SD2231 – „Applied Vehicle Dynamics Control“ (P4)

Dies war auf jeden Fall der Kurs, der mir am meisten Spaß gemacht hat. Er besteht aus drei Projekten
zu Regelungstechnik im Automobil, die in Teams von zwei Personen absolviert werden. Im ersten ging
es um Regelung von ABS und Traktionskontrolle, im zweiten um den Entwurf eines Filters zur Schätzung
des Schräglaufwinkels und im letzten um die Regelung von aktiven Dämpfern. Verwendet wird dazu
MATLAB und Simulink, bei ersterem zusätzlich „IPG Carmaker“, eine in der Branche wohl verbreitete
Software zur möglichst realistischen Simulation der Fahrzeugdynamik. Da die Projekte aufgrund der
Corona-Pandemie nicht an den Rechnern des Instituts vor Ort absolviert werden konnten, konnte der
Professor glücklicherweise mit dem Hersteller eine Vereinbarung schließen, uns die Software
vorübergehend auch für unsere eigenen Rechner zur Verfügung zu stellen. Zu jedem Projekt ist ein
Bericht im Umfang von circa 20 bis 40 Seiten abzugeben.

6 Freizeitaktivitäten

Dass in den ersten Tagen vor allem die Erkundung der Stadt und ein Spaziergang durch „Gamla Stan“
auf dem Programm stand, habe ich ja bereits erwähnt. Durch meinen verkürzten Aufenthalt sind mir
allerdings leider sehr viele Sehenswürdigkeiten in der direkten Umgebung entgangen, da ich mir diese
eigentlich für die wärmeren Monate aufheben wollte.
Zu Beginn war ich wie bereits erwähnt ja in Kopenhagen und Oslo, beides kann in einigen Stunden
bequem von Stockholm aus per Schnellzug erreicht werden. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit,
andere Städte an der Ostsee, wie Helsinki, Riga, Tallinn oder auch Sankt Petersburg mit Fähren zu
erreichen oder mit Bus oder Zug Richtung Norden aufzubrechen, um Polarlichter zu sehen (zumindest
in den Wintermonaten).

An der KTH gibt es zudem zahlreiche Hochschulgruppen (meist als Untergruppen der Studentenunion
THS), die verschiedene Freizeitaktivitäten anbieten. Um diese kennenzulernen, gibt es in den ersten
Wochen den „Union-Day“, an dem sich die Gruppen mit Ständen im „Nymble“, dem Haus der
Studentenunion auf dem KTH-Campus, vorstellen.
Sportlich ist von verbreiteten Mannschaftssportarten bis zu Outdoorgruppen alles dabei. Gleichzeitig
gibt es aber auch einige Gruppen, in denen Studenten an interessanten Projekten arbeiten, zum Beispiel
an Modellraketen, Hyperloop-Kapseln oder an einem fahrerlosen Rennwagen.

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Für letzteres gibt es „KTH Formula Student“, vergleichbar mit DART Racing in Darmstadt. Nachdem ich
am Union-Day darauf aufmerksam wurde, bin ich dem Driverless-Team beigetreten. Die Arbeit dort
nimmt natürlich jede Woche sehr viel Zeit in Anspruch, jedoch nehme ich rückblickend auch am meisten
davon aus dem Auslandssemester mit, vor allem aufgrund der Arbeit im sehr internationalen Team. Im
August wäre das Team zu einem Wettkampf nach Hockenheim gereist und ich hätte mich sehr darauf
gefreut, dort viele der Mitglieder wieder zu sehen. Doch bedauerlicherweise wurde das Event aufgrund
der Corona-Pandemie in diesem Jahr abgesagt. Nach dem Höhepunkt im März, den ersten Tests mit dem
Fahrzeug außerhalb der Garage, musste die Arbeit vor Ort leider ab Ende März ebenfalls pausieren. Bis
heute unterstütze ich das Team weiterhin mit meiner Arbeit von zu Hause aus und nehme zweimal pro
Woche an den Meetings, die eben zurzeit online stattfinden, teil.

7 Weitere praktische Tipps

7.1 „Personnummer“ / „T-number“

Jede dauerhaft in Schweden lebende Person hat eine sogenannte „Personnummer“, die unter anderem
von Behörden, im Gesundheitswesen und eben auch von Universitäten als Matrikelnummer verwendet
wird. Sie besteht aus dem Geburtsdatum, sowie einer vierstelligen Nummer (yymmdd-xxxx). Als
Austauschstudent bekommt man innerhalb der Universität eine temporäre Nummer (T-number)
zugewiesen, mit der man jedoch außer als Matrikelnummer nicht viel anfangen kann.

7.2 Währung und Zahlung

In Schweden wird praktisch alles mit Kreditkarte gezahlt, ob beim Einkaufen oder in der Gastronomie.
Die einzigen zwei Situationen, in denen Bargeld nützlich war, waren an der Garderobe bei
Veranstaltungen und als ich für unsere WG einen gebrauchten Internetrouter gekauft habe.
Die Schweden nutzen zusätzlich oft ein Bezahlsystem mit dem Namen „Swish“, das jedoch nur mit
schwedischem Bankkonto nutzbar ist. Letzteres kann man allerdings nur mit einer dauerhaften
„Personnummer“ eröffnen und somit nicht als Austauschstudent.

Um unnötige Mehrkosten bei der Währungsumrechnung zu vermeiden, sollte man schon frühzeitig die
Bedingungen seiner Kreditkarte und seines Girokontos überprüfen. Ich habe mir eine Kreditkarte der
DKB besorgt. Als Aktivkunde (was im ersten Jahr jeder ist), fallen da bei Zahlung oder Geldabhebung in
Fremdwährung keine Gebühren an.

7.3 Internetzugang in der Wohnung

In einigen Studentenwohnheimen der KTH ist ein Internetzugang bereits mit inbegriffen, in den WGs im
„Teknikringen“ jedoch nicht. Ohne schwedischen Mitbewohner kann jedoch selbst der Vertragsabschluss
mit einem Internetprovider etwas komplizierter werden. Denn wie so oft in Schweden läuft auch hier
normalerweise alles über die „Personnummer“. Der Provider „Bredband2“ nimmt jedoch auch Kunden
ohne diese Nummer, ein Vertrag lässt sich jedoch dann nur umständlich per Telefongespräch mit einem
Mitarbeiter abschließen, nicht online. Um einen WiFi-Router muss man sich ebenfalls selbst kümmern.
Und man benötigt außerdem zwei LAN-Kabel, eines, um das im Sicherungskasten vorinstallierte Modem
mit einer Buchse zu verbinden, die das Signal in eines der Zimmer weiterleitet, und das andere, um dann
in einem Zimmer einen WiFi-Router oder Computer anzuschließen.
Die Rechnung muss per Banküberweisung gezahlt werden. Um die sehr hohen Gebühren unserer Banken
für Überweisungen in Fremdwährung zu vermeiden, haben wir die Überweisung über den Online-
Service „Transferwise“ abgewickelt. Bei uns hat das problemlos funktioniert.

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7.4 Studentenausweis

Den schwedischen Studentenausweis bekommt man nicht wie in Darmstadt als kleines Kärtchen,
sondern per App auf das Handy. Sobald man sich in Ladok für Kurse registriert hat (also in der ersten
Woche vor Ort), bekommt man an die in Ladok hinterlegte E-Mail-Adresse die nötigen Informationen,
um einen Account bei „Mecenat“ zu erstellen, der App, in der man dann den Studentenausweis abrufen
kann.

7.5 Nahverkehr

Das Nahverkehrssystem in Stockholm ist sehr gut. Neben Metros und Bussen gehören auch Pendelzüge
in die Vororte sowie einige Fähren zum Angebot. Es gibt nur noch eine Tarifzone für die gesamte Stadt.
Teurer wird es nur, wenn man den privaten „Arlanda-Express“ von und zum Flughafen nutzt oder mit
den normalen Pendelzügen am Flughafen ein- oder aussteigt.
Tickets kann man entweder an Automaten auf die SL-Access-Card laden, die man für wenige Euro kaufen
muss, oder in die SL-App aufs Handy.
Sobald man sich mit der Mecenat-App als Student einer Stockholmer Universität ausweisen kann, darf
man übrigens den ermäßigten Tarif im Stockholmer Nahverkehr benutzen.

8 Fazit

Abschließend kann ich generell sagen, dass sich das Auslandssemester trotz der ungewöhnlichen
Situation in diesem Jahr auf jeden Fall gelohnt hat. Auch wenn ich deshalb leider nicht so viel von der
Gegend gesehen habe, nehme ich trotzdem einiges aus den drei Monaten vor Ort mit:

Zum einen wäre da natürlich die Erfahrung im Umgang mit der englischen Sprache. Bereits vorher hätte
ich mein Lese- und Hörverständnis als gut bezeichnet, war allerdings sehr ungeübt, was das freie
Sprechen angeht. Bereits nach wenigen Wochen vor Ort, habe ich mich da schon sehr viel sicherer
gefühlt. Meine Ergebnisse im OLS-Sprachtest waren danach deutlich besser, auch wenn ich die
Aussagekraft dieser Test natürlich nicht einschätzen kann.

Des Weiteren fand ich es sehr hilfreich, ein anderes Bildungssystem und den Unialltag an einer anderen
Universität kennenzulernen, auch wenn die Unterschiede zugegeben nicht sehr groß sind. Einige Aspekte
sind in Schweden studentenfreundlicher, aber der Anspruch der Kurse ist meiner Meinung nach
vergleichbar.

Zudem hat mich vor allem die Arbeit im Formula-Student-Team sehr weiter gebracht, denn dort habe
ich nicht nur erstmals als Teil eines großen Teams an einem anspruchsvollen Projekt gearbeitet, sondern
eben auch die Arbeit in einem sehr internationalen Team auf Englisch kennengelernt.

Zuletzt sind es aber vor allem die Begegnungen mit anderen (Austausch-)Studenten, die das Auslands-
semester sehr angenehm machen. Wen man auch getroffen hat, ob auf der Reise zu Beginn, bei den
Willkommensveranstaltungen am Anfang, die Projektpartner in der Uni, die Mitbewohner in der WG
oder eben die Kollegen im Formula-Student-Team, die Atmosphäre war immer sehr angenehm und ich
habe die Begegnungen sehr genossen.

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