Ausstellungsführer Dauerausstellung - Deutsch - Musée Courbet

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Ausstellungsführer Dauerausstellung - Deutsch - Musée Courbet
Ausstellungsführer
Dauerausstellung

     Deutsch
Ausstellungsführer Dauerausstellung - Deutsch - Musée Courbet
Das Musée Courbet

Herzlich willkommen im Gustave Courbets Museum !

Das Museum wurde im Juli 2011, nach einer dreijährigen Umbaupause, wieder
eröffnet. Es setzt sich aus drei angrenzenden Gebäudeteilen zusammen,
darunter befindet sich auch das Hôtel Hébert, wo der Meister des Realismus
einen Teil seiner Kindheit verbrachte.

Mit der Renovierung des Museums wurde die Architektin Christine Edeikins
betraut. Ziel des Architekturprojekts war es, das Museum in der Stadt Ornans
zu verankern, es mittels zahlreicher Öffnungen und Transparenzen auf die
Landschaften Courbets zu öffnen und das Alte mit dem Modernen zu
verbinden.

Der Wille, die enge und dauerhafte Beziehung zwischen dem Maler und seiner
„Heimat“ neu entstehen zu lassen, zeigt sich insbesondere durch einzigartige
Ausblicke auf die Loue und die Stadt von Ornans dank verglaster Galerie,
Fußboden und Beobachtungsposten.
Ausstellungsführer Dauerausstellung - Deutsch - Musée Courbet
Saal 1: Die ersten Lehrmeister

Gustave Courbet wird am 10. Juni 1819 in Ornans als Sohn einer wohlhabenden
Familie von Großgrundbesitzern geboren. Sein Vater, Régis Courbet, besitzt
zahlreiche Ländereien sowie einen Bauernhof in Flagey, einem Dorf des
Amancey- Plateaus, oberhalb von Ornans.

Seine Mutter, Sylvie Oudot, stammt aus einer in Ornans ansässigen
republikanischen Familie. Das Leben Courbets spaltet sich somit zwischen dem
landwirtschaftlich geprägten Dorf und den urbanen Akzenten der Stadt.
Courbet beginnt seine Schulzeit am Kleinen Seminar von Ornans, wo er die
künstlerische Erziehung des Paters Beau genießt, der mit seinen Schülern in der
freien Natur zeichnet. Am königlichen Collège von Besançon, in das er 1837
eintritt, nimmt er später Zeichenunterricht beim Maler Charles-Antoine
Flajoulot, einem ehemaligen Schüler Davids. In dieser Zeit produziert Courbet
seine ersten Werke, die vor allem seine Heimatstadt abbilden.

               Claude-Antoine Beau, Blick auf Ornans,
               die Malstunde, um 1835, Öl auf Leinwand,
               Musée Gustave Courbet, Depot der Stadt Ornans

               Claude-Antoine Beau, Blick auf Ornans, um 1835,
               Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Depot der Stadt
               Ornans

Diese beiden Gemälde sind ein wertvolles Zeugnis der Landschaft von Ornans
zu Beginn des 19. Jahrhunderts und des Unterrichts von Pater Beau, der seine
Schüler, gegen die gängige akademische Praxis, zur Freiluftmalerei ermutigte.
Trotz des naiven Stils ist bereits die Liebe zum Detail zu erkennen, die Courbet
schon früh beeinflusst.
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Claude-Antoine Beau, Gustave Courbet als St. Vernier, um 1835,
             Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Depot der Stadt
             Ornans
             Claude-Antoine Beau verleiht seinem heiligen Vernier, dem
             Schutzpatron der Winzer, die Züge des jungen Courbet. Dieser ist
             aufrecht stehend bei der Weinlese dargestellt und verfügt über
             die traditionellen Attribute: Hippe, Rebstock, Hacke, kleines
             Weinfass. Im Hintergrund erkennt man den Glockenturm und das
„Schloss“ von Ornans.

              Gustave Courbet, Die Brücke von Nahin, um 1837, Öl auf Papier,
              aufgezogen auf Leinwand, Musée Gustave Courbet

              Gustave Courbet, Die Loue bei Ornans, 1838,
              Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Karton, Leihgabe des Institut
              Gustave Courbet, Association des amis de Gustave Courbet

                Diese beiden Kleinformate gehören zu den frühesten Werken
Courbets und zählen zu seinen ersten Landschaftsbildern. Er stellt hier die
älteste Brücke der Stadt Ornans dar, die sich im Nahin-Viertel befindet. Der
Einfluss Claude-Antoine Beaus, seinem ersten Lehrer, der vom
neoklassizistischen Maler Jean-Baptiste Regnault ausgebildet wurde, ist
spürbar.
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Saal 2: Die Ausbildung in Paris

Gustave Courbet ist zwanzig Jahre alt, als er nach Paris geht, wo er von der
Familie seines Cousins, dem Rechtsprofessor Jules Oudot, aufgenommen wird.
Sein Vater sieht für ihn eine Laufbahn als Rechtsanwalt vor, doch Courbet
wendet sich schon bald von seinem Studium ab, um sich ausschließlich der
Malerei zu widmen.

Ohne jegliche akademische Ausbildung schreibt er sich in mehreren privaten
Ateliers ein wie in das von Charles de Steuben und Nicolas Auguste Hesse,
beide Historienmaler. Auf Anraten seines Malerfreundes François Bonvin
kopiert er im Louvre die Alten Meister. Er hegt aber auch großes Interesse für
seine Zeitgenossen, sowohl für Delacroix als auch für Ingres, wie es seine Kopie
von „Roger befreit Angelika“ beweist, die man auf der Rückseite seines
Selbstporträts des Musée des Beaux-Arts von Besançon entdeckte. 1841
präsentiert er der Jury des Salons die beiden Porträts seiner Freunde aus der
Franche-Comté, Urbain Cuénot und Adolphe Marlet, die beide abgelehnt
werden. Erst im Jahr 1844 darf er zum ersten Mal mit dem „Selbstbildnis mit
schwarzem Hund“ an der Ausstellung im Salon teilnehmen, das sich heute im
Musée du Petit Palais in Paris befindet.

           Gustave Courbet, Porträt von Urbain Cuenot (1820-1867), um 1847,
           Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
           Urbain Cuenot ist der beste Freund Courbets, sein treuer Begleiter
           bei Jagd- und Abendgesellschaften. Mit ihm bereist der Maler im
           Jahre 1841 erstmals die Küste der Normandie. Cuénot stammt aus
           dem Bürgertum, er ist Musiker und Begründer eines Chores in
Ornans. Kurz vor seinem Tod schreibt Courbet: „Mein bester Freund liegt im
Sterben und möchte mich sehen. Er folgte mit überall in meinem Leben.“
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Saal 3: Studium und erste Aufträge

Courbet schult seine Fähigkeiten, indem er die alten italienischen, spanischen
und flämischen Meister kopiert, wie dies sein Erwachen des Heiligen
Hieronymus zeigt, das dem Werk von Il Guercino nachempfunden wurde,
welches sich im Musée du Louvre befindet.

Im Jahre 1847 erhält er seinen ersten Auftrag: ein Bild des Heiligen Nikolaus für
die Kirche in Saules, ein Dorf in der Nähe von Ornans. Später skizziert er auf
Wunsch seiner frommen Schwester Juliette einen Jesus mit Kelch, der den Altar
der Fronleichnamsprozession von Ornans schmücken sollte. Diese drei
Gemälde gehören zu den seltenen religiösen Werken Courbets, die heute
erhalten sind.

            Gustave Courbet, Jesus vor dem Kelch, um 1847, Öl auf Leinwand,
            Musée Gustave Courbet
           Dieses Gemälde, in dem Courbet die Ikonografie von Jesus im
           Ölgarten aufgreift, ist nur skizzenhaft ausgeführt und unvollendet.
           Es wurde von Juliette, der Schwester des Malers, in Auftrag
           gegeben und schmückte einen Prozessionsaltar. Die schnell
ausgeführten Konturen sind direkt auf der unbehandelten Leinwand
aufgetragen, was belegt, dass Courbet hier sehr zügig gearbeitet hat.

           Gustave Courbet, Der Heilige Nikolaus, die kleinen Kinder
           erweckend, 1847, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Depot
           der Gemeinde von Saules
           Der Heilige Nikolaus trägt hier die Züge von Urbain Cuenot, einem
           engen Freund des Künstlers. Die Darstellung schildert die Legende,
           nach welcher der Heilige drei verlorene Kinder wieder zum Leben
           erweckte, die bei einem Metzger Unterschlupf fanden, der sie
           jedoch in Stücke zerteilte und ins Pökelfass steckte. Dieses Gemälde
           war der erste offizielle Auftrag Courbets und schmückte den
Hauptaltar der Kirche von Saules, bis es in den Besitz des Museums überging.
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Gustave Courbet, Das Erwachen des Heiligen Hieronymus, um
              1840, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
              Courbet fertigt im Musée du Louvre diese Kopie der „Vision des
              Heiligen Hieronymus“ an, ein Werk aus dem 17. Jahrhundert des
italienischen Malers Il Guercino. Die Szene besticht durch ihren typisch
caravaggistischen Hell-Dunkel-Kontrast und illustriert die Worte des Heiligen
aus einem seiner Briefe: „Ich mag wachen oder schlafen, immer tönt in meinen
Ohren die Posaune des Gerichts.“

              Gustave Courbet, Der Kesselflicker, 1842, Öl auf Leinwand,
              Leihgabe des Institut Gustave Courbet, Association des amis de
              Gustave Courbet
                Diese von nordischen Genreszenen inspirierte Skizze zeigt einen
Kesselflicker, der den Boden eines Topfes repariert, indem er eine Zinnschicht
aufträgt. An seiner Seite erkennt man einen gesattelten Esel, mit dem er seine
tragbare Schmiede von Dorf zu Dorf transportiert. Courbet würdigt diesen
fahrenden Berufsstand, der heute nicht mehr existiert, ab dem Mittelalter in
Frankreich jedoch weit verbreitet war.
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Das Hôtel Hébert

Gustave Courbet ist das älteste unter den fünf Geschwistern: Clarisse, 1821
geboren und mit erst 13 Jahren verstorben, Zoé (1824-1905), die
gesundheitlich schwache Zélie (1828-1875) und Juliette (1831-1919), die
Jüngste.

Nach dem Brand im Bauernhof der Familie in Flagey am 2. August 1827 finden
Régis Courbet und seine Familie von 1829 bis 1834 hier im Hôtel Hébert
Zuflucht. Der genaue Geburtsort Gustave Courbets ist bis heute ungeklärt, man
weiß jedoch, dass Juliette 1831 hier auf die Welt kam. Das Leben bei den
Courbets ist einfach und angenehm, wie Jules Castagnary, Kunstkritiker und
Freund des Malers bezeugt: „Es ist ein Haushalt des ländlichen Bürgertums, der
trotz der Sorgen und Härte des Landlebens sämtliche intellektuellen
Beschäftigungen nicht aufgegeben hat. Man hatte einander sehr lieb […] Wenn
man genug geredet und Vater Régis Courbet brillant seine Partie Dame
gewonnen hatte, wurde musiziert. Gustaves Schwestern sangen tongenau von
Gefühlen und begleiteten sich dabei am Klavier.“

Gustave Courbet fühlt sich seiner Familie, der er sein Leben lang sehr nah
bleibt, eng verbunden. Seine Schwestern und seine Mutter sind ihm völlig
ergeben. Zoé, Zélie und Juliette sind charakterlich ganz unterschiedlich,
unterstützen alle drei aber ihren Bruder bei seiner Karriere. Aufgrund von
Meinungsverschiedenheiten kommt es in den 1870er Jahren schließlich zum
Bruch von Zoé und ihrem Ehemann mit dem Rest der Familie Courbet.
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Saal 5 und 6: Courbet und Ornans –
           eine turbulente Beziehung

Die kleine Stadt Ornans und ihre Landschaften haben Courbet stets inspiriert,
er hat seine Heimat durch die Malerei in der ganzen Welt bekannt gemacht.
Eine enge und dauerhafte Bande vereinte den Maler mit seinem „Land“, diese
Beziehung verlief jedoch nicht immer reibungslos. Die Geschichte vom
Groppenfischer ist ein lebendiger Beweis dafür.

Courbet realisiert im Jahre 1860 die Skulptur vom Groppenfischer, die er der
Stadt Ornans schenkt, um den Springbrunnen der Place des Iles-Basses zu
schmücken. Die Statue, „ein 12-jähriges Kind“, mit den Worten Courbets, ist in
ihrer ersten Version vollkommen unbekleidet beim Fischen von sogenannten
Groppen, ein Süßwasserfisch, der damals recht häufig in der Loue zu finden
war, dargestellt. Diese Nacktheit schockiert das Publikum. Unter moralischem
Vorwand lässt man eine Petition herumgehen, in der man die Rücknahme des
unschuldigen Fischerjungen fordert, dies bleibt jedoch ohne Erfolg.

Nach der Beteiligung Courbets an den Ereignissen der Kommune wird die
Statue, als Zeichen der Missbilligung seines politischen Engagements,
verstümmelt. Der Bürgermeister der Stadt, ein überzeugter Bonapartist,
veranlasst am 28. Mai 1871 ihre Entfernung vom Springbrunnen und übergibt
sie zurück an die Familie des Malers. Courbet ist schockiert von dieser
Ablehnung und schreibt: „Ich werde diesem Haufen Schurken beibringen, dass
sie nicht berechtigt sind, irgendetwas zu verurteilen, bevor sie es kennen, trotz
ihres Unvermögens, ihres Neides und ihrer niederen Politik.“

Er schenkt dieses Original seinem Freund Alexis Chopard, einem Bierbrauer aus
Morteau. Erst 1882, als sich der Ruf Courbets wieder rehabilitiert, ehrt die
Stadt Ornans ihren Maler, indem sie den zweiten Abguss des kleinen
Groppenfischers, der von Juliette Courbet sorgsam aufbewahrt wurde, auf dem
Brunnen anbringt. Dieses Exemplar, das erneut beschädigt wird, platziert man
schließlich im Rathaus von Ornans und ersetzt es durch einen modernen
Abguss.
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Gustave Courbet, Der Groppenfischer, 1862, Gips, Musée
Gustave Courbet, Depot der Stadt Ornans
Courbet stellt hier eine Alltagsszene dar, wie sie früher im
Loue-Tal häufig zu beobachten war: Ein Junge fischt im flachen
Flusswasser nach Groppen (Süßwasserfisch). Dieses
Originalmodell aus Gips wird im Lehratelier, das der Maler in
der Rue Notre-Dame-des-Champs in Paris eröffnet, hergestellt.
Es dient später für den Abguss des Springbrunnens der Place
des Iles-Basses in Ornans. Es handelt sich hierbei um die erste
Skulptur Courbets, er schreibt: „Meine Kühnheit und mein
Erfolg haben alle gar sehr überrascht.
Saal 7: Ornans und Courbets Umfeld

Courbet kehrt regelmäßig nach Ornans zurück, um seine Familie zu besuchen:
seine Eltern und Schwestern, seine Großeltern mütterlicherseits, die Oudots,
sie wohnen an der Place des Iles-basses (die heutige Place Courbet), aber auch
Freunde aus Kindheitstagen, darunter seine treuen Anhänger Urbain Cuenot,
Adolphe Marlet, Edouard Ordinaire, Alphonse Promayet und Max Buchon
sowie später Lydie Joliclerc.

Seine Besuche in der Heimatstadt geben Anlass für Feste, Jagdausflüge,
Spaziergänge in der Natur und Studien für seine Kunst, weit entfernt vom Lärm
der Pariser Großstadt. So gelingen Courbet zahlreiche Porträts seiner
Angehörigen, die seine tiefe Zuneigung bezeugen.

            Max Claudet (1840-1893), Büste von Max Buchon (1818-1869), um
            1850, Gips, Musée Gustave Courbet
           Der Dichter und Schriftsteller Max Buchon, Cousin und enger
           Vertrauter Courbets, gehört zum Kreis der Realisten, die sich in
           Paris in der Brasserie Andler zusammenfinden. Die Schriften
           Buchons ermöglichten die Wiederentdeckung der volkstümlichen
           Gesänge und Traditionen der Franche-Comté. Als Begründer des
Démocrate Salinois, einer sozialistischen und aktivistischen Zeitung, muss er
nach dem Staatsstreich von Louis-Napoléon Bonaparte im Jahre 1851 ins Exil.

              Gustave Courbet, Porträt der Madame Max Buchon, 1864, Gips,
              Musée Gustave Courbet
               Am 8. Dezember 1864 schreibt Courbet an seinen Freund
               Proudhon: „Ich bin derzeit in Salins bei Buchon, wo ich
               massenhaft Porträts und Landschaften anfertige sowie das
               Gipsmedaillon von Buchon und seiner Frau.“ Nach einem
               längeren Exil in der Schweiz, zu dem er aufgrund seiner
republikanischen Ansichten gezwungen ist, kehrt Max Buchon 1856 nach
Frankreich zurück und heiratet 1862 Félicie Dizien. Eine Marmornachbildung
dieses Reliefs schmückt das Grab der Madame Buchon auf dem Friedhof von
Salins.
Gustave Courbet, Angebliches Porträt eines jungen Mädchens
               aus Ornans, 1842, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
               Dieses Gemälde zählt zu den schönsten Frauenbildnissen
               Courbets. Obwohl es sich hierbei um ein Frühwerk handelt, zeugt
               es bereits vom technischen Können des Künstlers. Das in
               Gedanken versunkene junge Mädchen in traditioneller Kleidung
strahlt ein Gefühl von bewegender Sanftmut aus.

             Gustave Courbet, Porträt des Großvaters Oudot (1768-1848), um
             1847, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
            Der Weinbergbesitzer und Weinhändler von Ornans, Jean-Antoine
            Oudot, ist Courbets Großvater mütterlicherseits. Als antiklerikaler
            Revolutionär von 1789 lehrt er seinem Enkel: „Schreie laut und
            gehe aufrecht.“ Als Zeichen seiner Bewunderung und
Verbundenheit greift Courbet das Bildnis seines Großvaters in Ein Begräbnis in
Ornans wieder auf.

             Gustave Courbet, Porträt eines jungen Mädchens aus Salins,
             1860, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
             Courbet malt dieses Porträt vermutlich während eines
             Aufenthalts in Salins-les-Bains, wo er des Öfteren seinen Cousin
             und Freund, den Schriftsteller Max Buchon, sowie den Bildhauer
Max Claudet besucht.

             Gustave Courbet, Porträt von Lydie Joliclerc (1840-1897), um
             1869, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
             Lydie Joliclerc ist eine Freundin und Vertraute Courbets. Sie ist
             mit dem Maler Charles Joliclerc verheiratet und lebt in Pontarlier,
             von wo aus sie Courbet bei der Ausreise in die Schweiz, am 23.
             Juli 1873, hilft. Sie hält ihm bis zu seinem Tod die Treue.
Gustave Courbet, Dörflerin mit Zicklein,1860, Öl auf Leinwand,
             Musée Gustave Courbet
             Courbet nannte dieses Bild auch „Die kleine Bacchantin“. Er malt
             es in seinem Atelier in Ornans. Es gehört zu den 135 Werken, die
             er 1867 im Rahmen seiner großen Privatausstellung am Pont de
             l’Alma präsentierte.

                 Gustave Courbet, Blick auf Ornans oder Der Spiegel von
                 Ornans, um 1872, Öl auf Leinwand, Depot MNR
                 Nach seiner Haftstrafe kehrt Courbet wieder nach Ornans
                 zurück und widmet sich erneut der Freilichtmalerei. Das
                 Gemälde zeigt hier die Ufer der Loue, unterhalb seines Ateliers,
                 an der Straße nach Besançon. Das kristallklare, ruhige Wasser,
in dem sich die Häuser Ornans spiegeln, verleiht diesem Ort, den der Maler so
liebte, einen zeitlosen Charakter.
Saal 8: Heimat – Landschaften

Courbets Landschaftsbilder machen zwei Drittel seines Lebenswerkes aus. Sie
prägen seine gesamte Laufbahn, von den ersten Ansichten Ornans bis hin zu
den Schweizer Landschaften im Exil.

Über seine Landschaften erzählt Courbet sein Leben und seine Welt, seine
Reisen nach Montpellier, in die Normandie oder die Saintonge.
Und doch ist es seine Heimat, die er zum absoluten Vorbild erhebt. Er sagt:
„Um eine Landschaft zu malen, muss man sie kennen. Ich kenne meine Heimat,
und ich male sie.“

Courbets Beziehung zu seiner natürlichen Umgebung ist zugleich emotional
und physisch. Er taucht geradezu in sie ein, wird selbst zum Fuchs in der Falle,
zum Hirsch, der ins Unterholz entschwindet oder zum Jägersmann, der von der
Jagd heimkehrt…
In dieser Symbiose zwischen dem Maler und seinem Motiv liegt die ganze Kraft
seiner Kunst.

                Gustave Courbet, Die Loue in Scey-en-Varais, um 1860, Öl auf
                Leinwand, Leihgabe des Institut Gustave Courbet, Association
                des amis de Gustave Courbet
                Der sogenannte „Spiegel“ der Loue in Scey-en-Varais ist ein
                Ort, den Courbet des Öfteren malt. Er befindet sich bei
                Maisières, wo die Familie Ordinaire ansässig ist, durch die der
Künstler langjährige Unterstützung erfährt. Dieses Gemälde entspricht der
neuen Landschaftsgestaltung, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts
entwickelt und dem Motiv seine volle Berechtigung verleiht.
Gustave Courbet, Verschneite Quellgrotte, um 1866,
                           Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                           Dieses Landschaftsbild zeigt die Sarrasine-Grotte,
                           unweit der Quelle des Lison, den Courbet mehrmals
                           abbildet. Im Winter 1866 – 1867 kehrt der Maler in
                           die Franche-Comté zurück, um einige Landschaften
                           zu malen, die er in seinem „Pavillon des Realismus“
ausstellen möchte.

                           Gustave Courbet, Schneelandschaft, um 1876, Öl
                           auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                           Landschaft des Loue-Tals mit schneebedeckten
                           Felsen. Dieses Bild erinnert an das Gedicht von
                           Pierre Dupont, einem Freund Courbets, mit dem
                           Titel „Die Kälte“: „(…) An die Schutzwälle des
                           ewigen Eises… Fügt der Frost seine Spitze und
                           tausend bestickte Launen hinzu.“

                     Louis-Joseph Leboeuf (1823-1867), Porträt von Gustave
                     Courbet, 1860, Gips, Musée Gustave Courbet
                  Louis-Joseph Leboeuf ist Bildhauer und Befürworter des
                  sozialistischen Realismus. Er trifft Courbet um 1845 in
                  Paris. Diese Statuette zeigt den Meister aus Ornans als
                  unermüdlichen Wandersmann, mit seinem Wanderstock,
                  dem Hut in der Hand und die Pfeife in der Tasche. Laut
                  Etienne Baudry, ein Freund des Malers aus der Saintonge,
gelingt Leboeuf hier „ ein lebensechtes, ehrliches und lebhaftes Abbild
Courbets.
Saal 9

         Louis-Edmond Cougny (1831-1900), Courbet sitzend, die Palette in
         der Hand, um 1855, Terrakotta, Musée Gustave Courbet
         Der aus Nevers stammende Schüler Jouffroys, Louis-Edmond Cougny,
         gestaltete auch eine Büste Courbets, die derzeit im Museum des
         Schlosses von Versailles aufbewahrt wird.

           Dominique Emilien Fasanino (1851-1910), Die rechte Hand
           Courbets, 1. Januar 1878, Gips, Musée Gustave Courbet, Depot der
           Stadt Nizza
           Fasanino fertigt den Abguss der rechten Hand Courbets einen Tag
nach dem Tod des Malers an. Der Schweizer Bildhauer ist damals für die
Gestaltung von Wohnräumen und Hotels rund um den Genfer See sehr gefragt.

               Louis Niquet, Totenmaske Gustave Courbets, 1. Januar 1878,
               Gips, Depot der Stadt Besançon
               Dieser Gipsabdruck wurde am Tag nach dem Tod des Malers
               von Louis Niquet, einem befreundeten Bildhauer Courbets, der
               ebenfalls aufgrund seiner Beteiligung an der Pariser Kommune
               nach Genf auswanderte, in La-Tour-de-Peilz angefertigt. Das
Gesicht des Malers ist von zwei Lorbeerzweigen eingefasst. Sie symbolisieren
den Frieden aber auch den Triumph Courbets über die Demütigungen, die er
am Ende seines Lebens erdulden musste.
Saal 10: Ein Manifest in Bildern

Mit den Werken, die Courbet ab 1849 in den Salon schickt, verändert er die
Kunstszene und den Lauf der Kunstgeschichte unwiderruflich. Zu diesen
Gemälden zählen zunächst Nach dem Essen in Ornans sowie die Trilogie,
bestehend aus den Steinklopfern, den Bauern von Flagey bei der Rückkehr vom
Markt und Ein Begräbnis in Ornans. Diese Werke sind ein wahrhaftiges
Manifest, sie brechen mit der überlieferten Bildtradition und lösen einen
regelrechten Krieg unter den Kunstkritikern aus.

Courbets Zeitgeist ist so stark und durchschlagend, dass Castagnary bemerkt:
„Gestern kannte noch niemand seinen Namen, und heute ist er in aller
Munde.“ Der vom Fourierismus geprägte Journalist François Sabatier erkennt
ebenfalls die ganze Neuartigkeit seiner Kunst, im Gegensatz zu anderen
vernichtenden Kritiken schreibt er: „Es ist nicht mehr an der Zeit, die Reichen
zu malen, die Zukunft gehört einer sozialistischen Kunst. Ich für meinen Teil
unterstütze es, dass Monsieur Courbet, ohne der Gewöhnlichkeit und dem
Materialismus zu verfallen, sein Sujet so weit wie dies möglich war idealisiert
und stilisiert hat, um ergreifend und echt zu bleiben…Dies ist die Demokratie in
der Kunst.“
Saal 11: Courbets Werke in der Welt
Courbet ist heute auf der ganzen Welt präsent: vom Puschkin-Museum in
Moskau über das Kunstmuseum von Sao Paulo bis hin zum Murauchi Art
Museum in Tokyo. In diesem Bereich zeigen wir einige der bedeutendsten
Werke des Malers.

               Gustave Courbet, Der Ursprung der Welt, 1866, Öl auf
               Leinwand, Paris, Musée d’Orsay

                1866 Courbet malt Den Ursprung der Welt für den türkischen
Diplomaten Khalil-Bey, der Anfang der 1860er Jahre in der Rue Taitbout in Paris
lebt. Als kultivierter Geist und Kunstkenner besitzt er hunderte zumeist
erotische Bilder wie Das türkische Bad von Ingres und Der Schlaf von Courbet.
Der Ursprung der Welt war als Pendant zu Venus und Psyche gedacht, ein
anderes Gemälde Courbets, das eine lesbische Liebesszene zeigt.
In seiner Pariser Wohnung platziert Khalil-Bey Den Ursprung der Welt in seinem
Waschzimmer, hinter einem Vorhang, vor neugierigen Blicken geschützt. Das
Werk wird von seinen diversen Besitzern vor der Öffentlichkeit versteckt, bis es
ein Jahrhundert später, im Jahre 1988, im Brooklyn Museum zum ersten Mal
ausgestellt und einem Publikum zugänglich gemacht wird.

1878 sieht der Kritiker Maxime Du Camps das Werk bei Khalil-Bey und
beschreibt es wie folgt:
„Um einem überaus reichen Muselmann zu gefallen, welcher seine eigenen
Fantasien mit Gold aufwiegen lässt und der in Paris für einige Zeit, aufgrund
seiner Verschwendungssucht, einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, malte
Courbet, derselbe Mann, der die überschwängliche Absicht äußerte, die
französische Malerei zu erneuern, ein Frauenbildnis, das nur schwerlich zu
beschreiben ist. Im Waschzimmer dieser von mir genannten ausländischen
Person sah man ein kleines Bild, verborgen hinter einem grünen Vorhang.
Schob man den Vorhang zur Seite, so erblickte man verblüfft eine Frau in
Lebensgröße und Vorderansicht, außerordentlich erregt und sich windend,
bemerkenswert gemalt, con amore, wie die Italiener zu sagen pflegen und mit
Blick auf das neueste Lager des Realismus. Jedoch hatte es der Meister, der
sein Modell sonst naturgetreu abbildete, durch unbegreifliche Vergesslichkeit
versäumt, Füße, Beine, Schenkel, Bauch, Hüfte, Brust, Hände, Arme, Schultern,
Hals und Kopf auszuführen. Es gibt ein Wort, das Menschen beschreibt, welche
zu derlei Unrat fähig sind, würdig die Werke des Marquis de Sade zu
illustrieren. Ich kann dieses Wort jedoch nicht vor dem Leser hervorbringen, da
es nur im Fleischerhandwerk gebräuchlich ist.“

Es ist ungewiss, zu welchem Zeitpunkt sich Khalil-Bey von dem Bild trennt, 1889
taucht es zumindest in der Galerie des Pariser Kunsthändlers Antoine de La
Narde wieder auf. Edmond de Goncourt entdeckt es, versteckt hinter einem
anderen Gemälde Courbets, dem Schloss von Blonay, das auf 1875 datiert wird.

Am 26. November 1912 erwirbt die Galerie Bernheim-Jeune das Bild von einer
gewissen Madame Vial, möglicherweise eine Erbin des Wissenschaftlers und
Sammlers Émile Vial.
1913 kauft es der Baron Herzog, ein ungarischer Sammler. Er behält allerdings
nur dessen Versteck, Das Schloss von Blonay, und überlässt den Akt seinem
Landsmann und Freund Ference Hatvany, der selbst Maler, reicher Erbe und
vor allem Kunstsammler ist.

Während des Krieges wird die Sammlung von Hatvany 1945 von der
sowjetischen Armee geplündert, es gelingt ihm jedoch, einen Teil der
Sammlung zurückzukaufen, darunter auch Der Ursprung der Welt, bevor das
Bild Ungarn verlässt.
Um 1955 kaufen Jacques Lacan und seine Frau Sylvia Bataille das Gemälde. Der
berühmte        Psychoanalytiker bittet damals seinen Schwager, den
surrealistischen Maler André Masson, ein neues Versteck für das Bild
anzufertigen. Masson entwirft eine seltsame, anthropomorphe Landschaft.
Im Jahr 1988 wird das Gemälde Courbets erstmals im Brooklyn Museum und
vier Jahre später, 1992, im Musée Courbet in Ornans ausgestellt.
Nach dem Tod Lacans (1981) und Sylvia Batailles (1993) geht Der Ursprung der
Welt (ohne die Tafel von André Masson) 1995 durch Schenkung in die
Sammlung des Musée d’Orsay über, wo sich das Gemälde auch heute noch
befindet.
Saal 13: Die Kommune
                  und das Schweizer Exil

Nach der Niederlage Frankreichs gegen Preußen im September 1870 und dem
Sturz des zweiten Kaiserreichs wird eine Regierung der nationalen
Verteidigung, unter der Leitung Adolphe Thiers, errichtet. Courbet betraut man
damals offiziell mit dem Schutz des künstlerischen Erbes der von den Preußen
belagerten Pariser Hauptstadt.

Die Stadt Paris lehnt die von Thiers ausgehandelte Kapitulation Frankreichs ab,
rebelliert und bildet, ab März 1871, eine unabhängige Kommune, die
sogenannte „Pariser Kommune“. Courbet beteiligt sich aktiv als Stadtrat und
Vorsitzender des Künstlerbundes. Seit dem Sturz des Kaiserreichs hatte er
vorgeschlagen, die Vendôme-Säule, das Symbol der napoleonischen Macht, zu
versetzen. Die Kommunarden beschließen jedoch – gegen den Willen des
Künstlers – die Zerstörung der Säule.

Ende Mai übernimmt die Thiers-Regierung erneut Paris und unterdrückt die
Pariser Bewegung mit blutiger Gewalt. Courbet wird am 7. Juni 1871 verhaftet.
Nach seiner Inhaftierung und mehreren Prozessen, die ihn der Zerstörung der
Säule bezichtigen, wird er dazu verurteilt, die Kosten für den Wiederaufbau der
Säule zu tragen. Man beschlagnahmt seine Güter und so muss Courbet, am 23.
Juli 1873, in die Schweiz auswandern, um den Gläubigern zu entkommen.
Er wird nicht mehr nach Frankreich zurückkehren und stirbt am 31. Dezember
1877 in La Tour-de-Peilz.

                 Gustave Courbet, Selbstbildnis in Sainte-Pélagie, um 1872, Öl
                 auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Depot der Stadt
                 Ornans
                 Courbet ist in seiner Zelle im Pariser Gefängnis Sainte-Pélagie
                 dargestellt, wo er aufgrund seiner Beteiligung an der
                 Kommune einsitzt. Es ist nicht überliefert, ob das Werk
                 während seiner Haft oder nach seiner Freilassung angefertigt
                 wurde. Der Maler trägt die Kleidung eines gemeinrechtlich
                 Verurteilten wie alle Kommunarden, denen man den Status
des politischen Gefangenen verweigert.
Gustave Courbet, Blumen, 1871, Öl auf Holz, Depot der Fonds
               National d’Art Contemporain
               Dieses Gemälde fertigt Courbet während seiner Haft im Pariser
               Gefängnis Sainte-Pélagie an. Er erhält nur mit großer Mühe
               eine Malerlaubnis vom Gefängnisdirektor. Im Laufe dieses
schmerzvollen Lebensabschnitts, in dem er, wie er sagt: „ohne Licht noch
Modell“ ist, komponiert er zahlreiche Stillleben mit Blumen und Früchten, die
ihm seine Schwester beschafft.

                Gustave Courbet, Das Schloss Chillon, 1874, Öl auf Leinwand,
                Musée Gustave Courbet, Depot der Stadt Ornans
                Das Schloss Chillon zählt zur romantischen Bildsymbolik und
                inspirierte auch Lord Byron und Delacroix. Bereits zu jener Zeit
                war das Schloss ein touristischer Anziehungspunkt, was die
umfangreiche Serie erklärt, die Courbet aus wirtschaftlichen Gründen von ihm
anfertigt. Mit diesen Bildern begleicht er seine Schulden, nachdem er zur
Finanzierung des Wiederaufbaus der zerstörten Vendôme-Säule verurteilt wird.

               Gustave Courbet Helvetia oder Die Freiheit, um 1875, Gips,
               Musée Gustave Courbet
               Die Idee, eine die Freiheit symbolisierende Büste zu fertigen,
               kommt Courbet im Schweizer Exil, im Jahre 1875. Zum Dank
               für die Gastfreundschaft schenkt er ein Bronze-Exemplar der
               Stadt La Tour-de-Peilz für die Place du Temple sowie ein
               weiteres Exemplar der Stadt Martigny für die Place de la
               Liberté. Auch heute noch kann man seine Werke dort
bewundern. Einzig das Schweizerkreuz der Bronzebüsten wurde durch einen
Stern ersetzt.
Saal 14: Nachahmer

Ab den 1860er Jahren umgibt sich Courbet mit Malern, die ihm bei der
Vorbereitung seiner Gemälde helfen. Zu den bekanntesten unter ihnen zählen
Chérubino Pata, Marcel Ordinaire, François-Louis Français und Alexandre
Rapin.

Sie bilden eine Art Werkstatt um ihn herum, aus der eine Malschule der
Franche-Comté hervorgeht. Es sind vor allem Landschaftsmaler, die Courbets
bevorzugte Motive aufgreifen wie die Loue-Ufer und die Jurafelsen. Diese
Schule setzt sich mit den Malern Antonin Fanart, Nestor Bavoux und Victor
Jeanneney sowie in der nachfolgenden Generation um die Gruppe der Gründer
des Salon des Annonciades in Pontarlier (1928), darunter Robert Fernier, André
Charigny und Roland Gaudillière, fort.

Während seines Aufenthalts in der westfranzösischen Provinz Saintonge 1862
lehrt Courbet junge Maler, Louis-Augustin Auguin und Hippolyte Pradelles,
seine Maltechnik und seine Kunstanschauung und initiiert somit eine Schule
der Landschaftsmalerei der Saintonge.

              François-Louis Français (1814-1897), Courbet beim Angeln, um
              1861, Öl auf Leinwand, Leihgabe des Institut Gustave Courbet,
              Association des amis de Gustave Courbet
              François-Louis Français wird 1814 in Plombières geboren. Er ist
              Schüler Corots und trifft Courbet 1851 in Paris. Er bewundert
              seine Arbeit und wird an seiner Seite zu einem renommierten
              Landschaftsmaler. 1861 malt er diese intimistische Szene, die
den Meister von Ornans beim Angeln zeigt.

                 Marcel Ordinaire (1848-1896), Der Bach des Puits-Noir, um
                 1872, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Depot der
                 Stadt Ornans
                 Marcel Ordinaire, Sohn von Edouard Ordinaire aus Maisières,
                 ist ein Schüler Courbets, der die Malerei „hautnah“ in der
                 Umgebung von Ornans erlernt. Der Puits Noir ist ein
bevorzugtes Motiv des Meisters, das er unweit seines Ateliers des Öfteren
festhält. Der unberührte und entlegene Ort entspricht genau seiner Vorliebe
für ungewöhnliche Kompositionen. Er wird hier in einem eng gefassten
Bildausschnitt präsentiert.

                    Émile Isenbart (1846 – 1921), Morgennebel im Bélieu, Öl
                    auf Leinwand, Musée Gustave Courbet, Stiftung der Herren
                    Christian und Jean-Paul Barbier, 2014.
                    Das Interesse dieses Malers der Frache-Comté gilt
                    insbesondere den Landschaften seiner Region. Wir
verdanken ihm zahlreiche Landschaftsansichten. Da er viele Themen und
Motive Courbets aufgreift, wird er als einer seiner „Anhänger“ betrachtet.
Isenbart schöpft einen Großteil seiner Inspiration aus der Dorfgemeinde Bélieu
(bei Morteau), wo er die üppige Natur auf dem Lande festhält. Er versteht es,
die ganz eigenen Stimmungen seiner Region zum Ausdruck zu bringen und
beherrscht, vor allem in diesem Bild, auf ganz vorzügliche Weise die
Darstellung der Nebelschwaden.

                   Louis-Augustin Auguin (1824-1904), Die letzten schönen
                   Tage in Bussac, vor 1882, Öl auf Leinwand, Musée Gustave
                   Courbet
                   Der Schüler von Coignet und Corot, Louis-Augustin Auguin,
                   nähert sich Courbet 1862 in der Saintonge an. Gemeinsam
                   erleben sie mit Corot und Pradelles eine fruchtbare
Schaffensperiode voller künstlerischem Wetteifer, die Auguin dazu veranlasst,
sein eigenes Atelier in Bordeaux zu eröffnen. Er wird zu einem anerkannten
Künstler im französischen Südwesten, die geografische Distanz zu Paris
verhindert jedoch, dass er einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt.
Saal 15: Meeresbilder

Anlässlich der längeren Aufenthalte an der normannischen Küste zwischen
1865 und 1869 wird das Meer zu einem wiederkehrenden Motiv im Werk
Courbets.

In seinen „Meereslandschaften“, wie er sie selbst nennt, versucht der Maler
seine Vision des Meeres in dessen Unendlichkeit und Macht auszudrücken.

Die Meeresbilder vom Anfang der 1860er Jahre haben eine schlichte Struktur
und bewahren das Frontalitäts- und Horizontprinzip, wobei sie dem Himmel
einen riesigen Raum bieten. Die menschenlosen Bilder stellen die Schönheit der
Natur und ihrer Wandlungen dar, die sich am Himmel und an den Gezeiten
zeigen. Champfleury sagt diesbezüglich über Courbet: „Wer unter den
modernen Malern hat es vermocht, ohne Überraschung und falsche
Malerhaftigkeit leeren Stränden, dem Meer, dem Wolkenschauspiel eine
poetischere Ansicht zu verleihen? Kein Boot, kein Fischer. Allein das Drama der
unendlichen Weiten.“

Während seiner diversen Reisen in die Normandie, insbesondere der 1865 nach
Trouville und der 1866 nach Deauville, verkehrt Courbet mit den Malern James
Whistler, Eugène Boudin und Claude Monet. Diese Künstlertreffen sind
wichtige Momente des Austauschs. Sie erlauben, die Maltechnik
weiterzuentwickeln und die Malerei durch Hinführung zum Impressionismus zu
modernisieren. Der Kontakt zu Boudin bewegt Courbet dazu, seine Palette
aufzuhellen. Whistler hingegen lobt den Wagemut des Meisters aus der
Franche-Comté für seine Darstellungen der Küstengebiete.
Gustave Courbet, Der Strand von Saint-Aubin, 1872,
                         Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                         Während sich Courbet 1872 in der Klinik des Doktor
                         Duval in Neuilly befindet, malt der rekonvaleszente,
                         in Erinnerungen schwelgende Gefangene auf
                         Bewährung sehnsüchtig den Strand von Saint-Aubin,
                         wo er 1867 mit seiner Schwester Zélie verweilte.

                         Gustave Courbet, Der Strand von Trouville, um 1865,
                         Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                         Diese „Meerlandschaft“, die der Maler mit der
                         Pinselspitze direkt auf der noch feuchten Farbe
                         signiert hat, setzt sich aus breiten, ebenen Flächen
                         zusammen, die sich an der Grenze der Abstraktion
                         befinden und die Arbeit des Künstlers erahnen lassen.
Courbet spielt hier mit der Variation von Farben und Materien, er liefert uns
ein schönes Beispiel malerischer Improvisation, das den Impressionismus
ankündigt.

                       Gustave Courbet, Der Strand von Étretat, 1872, Öl
                       auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                       Während Courbet im Krankenhaus in Neuilly
                       behandelt wird, erinnert er sich an die Landschaften
                       der Normandie und malt Seestücke aus dem
                       Gedächtnis. Voller Nostalgie erschafft er seine
                       „Meerlandschaften“, die denen gleichen, die er
                       vielfach bei seinen Aufenthalten an der
normannischen Küste angefertigt hatte. Hier verewigt Courbet die berühmten
Felsen von Étretat.
Gustave Courbet, Seestück, Öl auf Leinwand,
                            Leihgabe aus einer Privatsammlung
                            Courbet malt sein erstes Seestück 1854 in
                            Montpellier. Die Entdeckung der Küstenlandschaft
                            veranlasst den Künstler dazu, mehrere Bildserien
                            in Angriff zu nehmen, die das Meer in Szene
                            setzen, insbesondere während seines Aufenthalts
in der Normandie in den Jahren 1865-1866. In diesem Seestück wird der
Horizont beträchtlich herabgesetzt, was dem Himmel eine besondere Intensität
verleiht. Meer und Ufer füllen den verbleibenden Platz aus. Der sichere und
lebhafte Pinselduktus des Malers lässt seine Pinselstriche deutlich
hervortreten. Hier stehen Schatten und Licht im Dialog.

                            Gustave Courbet, Der Sonnenuntergang, 1875,
                            Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                            Vom schweizerischen Ufer des Genfer Sees
                            beobachtet Courbet die vom Sonnenuntergang
                            entfachten Berge des Juragebirges. Der Maler,
                            der hier sein Leben beschließt – verbannt,
                            erniedrigt, ruiniert und weit entfernt von seiner
Heimat und den Angehörigen –, genießt die Schönheit dieser Gegend: „Ich bin
hier an einem bezaubernden Ort, dem schönsten der Welt, am Genfer See, den
gigantische Berge umgeben.“
Saal 16
                   Gustave Courbet, Die Eiche von Flagey auch Die Eiche des
                   Vercingetorix, das Lager Cäsars bei Alésia genannt, 1864,
                   Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                   1867 fügt Courbet seinem Werk einen Untertitel hinzu
                   und bezieht sich dabei auf die beiden Dörfer Alaise
                   (Doubs) und Alise Sainte-Reine (Côte-d’Or), die sich um
                   den Austragungsort der Schlacht von Alésia streiten. Das
Duell Alaise/Alésia steht stellvertretend für ideologische Konflikte:
Vercingetorix gegen Cäsar, Demokratie gegen Imperialismus, regionale
Unabhängigkeit gegen die Zentralisierung der Macht, Courbet gegen Napoleon
III.

                   Gustave Courbet, Rast der Rehe, Öl auf Leinwand, Leihgabe
                   aus einer Privatsammlung
                   Courbet behandelt sehr häufig das Thema der Rast, den
                   Rückzugsort der Tiere. Das bekannteste Werk unter ihnen ist
                   die Rast der Rehe am Bach von Plaisir-Fontaine, das er im
Salon 1866 präsentiert. Courbet zeigt in diesen zahlreichen Bildern wildlebende
Tiere. Hier sind es Rehe, die gelassen inmitten der typischen Landschaft des
Jura-Massivs ruhen.

                    Gustave Courbet, Rückkehr von der Jagd oder Die
                    naturverbundenen Jäger, 1857, Öl auf Leinwand, Musée
                    Gustave Courbet, Depot der Stadt Ornans
                    In dieser Darstellung ländlicher Jäger greift der Maler,
                    anders als bei der Hetzjagd, die beiden Reiterfiguren
                    wieder auf, die bereits in seinem berühmten Werk „Die
Bauern von Flagey bei der Rückkehr vom Markt“ vorkommen, das sich heute im
Museum von Besançon befindet. Die Person rechts trägt die Züge von Régis
Courbet, dem Vater des Künstlers. Etienne Baudry, ein Freund des Malers aus
der Saintonge, schenkt dieses Bild 1906 der Stadt Ornans.
Gustave Courbet, Der Fuchs in der Falle, um 1860, Öl auf
                   Leinwand, Musée Gustave Courbet
                   Ab 1857 widmet sich Courbet den Jagdszenen. Vermutlich
                   profitiert er vom Erfolg, den diese Bildgattung im Salon
                   erfährt, gleichzeitig passt er das Thema aber seiner
persönlichen Sichtweise an. Hier stellt der Maler den Fuchs nicht als Raubtier,
sondern als Märtyrer dar und verleiht einer einfachen Jagdszene somit
dramatische Intensität.

                          Gustave Courbet, Der Sommer, die kleine Schäferin,
                          um 1872, Öl auf Leinwand, Musée Gustave Courbet
                          Dieses Bild gehörte bis 1890 dem in der Franche-
                          Comté ansässigen Möbelfabrikanten Paul Mazaroz,
                          der sich im Zweiten Kaiserreich einen Namen macht
                          und mit Courbet befreundet ist. Es wurde nach der
                          Inhaftierung des Künstlers gemalt, als er nach Ornans
zurückkehrt. Courbet brilliert in der Stofflichkeit, mit der er die in seiner Heimat
so charakteristischen Felsen und Bäume wiedergibt.

                      Gustave Courbet, Das Kalb, um 1873, Öl auf Leinwand,
                      Musée Gustave Courbet
                      Laut Courbets Neffen, dem Sohn seiner Schwester Zoé,
                      soll er dieses Bild in Chassagne, einem kleinen sechs
                      Kilometer von Ornans entfernten Dorf, gemalt haben. Es
                      existieren zwei Versionen dieser ländlichen Szene, in der
ein Kalb prominent im Zentrum steht. Dieses Bild wird als die erste der beiden
Versionen betrachtet, da die Landschaft im Hintergrund weniger ausgearbeitet
ist als in der auf 1873 datierten Version, die sich in einer amerikanischen
Privatsammlung befindet.
Chronologie
1819: Gustave Courbet wird am 10. Juni als Sohn einer Familie von
Grundbesitzern in Ornans geboren.

1833-1838: Courbet erhält seine erste künstlerische Ausbildung bei Claude-
Antoine Beau im Kleinen Seminar von Ornans und bei Charles Antoine Flajoulot
am königlichen Collège in Besançon. Seine ersten Landschaftsbilder
entstammen dieser Zeit, darunter Die Brücke von Nahin von 1837 (Musée
Gustave Courbet, Ornans). 1834 stirbt seine jüngere Schwester Clarisse im Alter
von 13 Jahren.

1839: Courbet geht nach Paris, um Rechtswissenschaften zu studieren, gemäß
dem Willen seines Vaters. Dort verkehrt er regelmäßig mit der Familie seines
Cousins väterlicherseits, dem Juraprofessor Julien François Oudot. Ermutigt
durch seine Kunstprofessoren Carl August Von Steuben und später Nicolas
Auguste Hesse bricht er schon bald sein Studium ab. Trotz seiner Karriere in
Paris, kehrt er fast jeden Sommer nach Ornans und Flagey zurück, um seine
Angehörigen zu besuchen.

1840: Courbet fertigt seine ersten Kopien im Louvre an (Das Erwachen des
Heiligen Hieronymus nach Il Guercino, Musée Gustave Courbet, Ornans).

1841: Er wohnt in der 4 Rue Saint-Germain-des-Prés in Paris, zusammen mit
seinen Freunden aus der Franche-Comté, Adolphe Marlet und Urbain Cuenot,
deren Porträts er dem Pariser Salon anbietet. Beide werden jedoch abgelehnt.

1842: Courbet zieht in die 28 Rue de Buci, anschließend in die 89 Rue de la
Harpe.

1844: Erste Teilnahme am Salon mit Selbstbildnis des Künstlers auch Courbet
mit schwarzem Hund genannt (Petit Palais, Paris).

1845: Courbet schreibt seinen Eltern: „In fünf Jahren muss ich mir in Paris einen
Namen gemacht haben.“ Er besucht regelmäßig die Brasserie Andler und die
Boheme der Pariser Kunstszene, er freundet sich mit Champfleury und
Baudelaire an.
1846: Er reist nach Belgien und in die Niederlande und entdeckt die Malerei der
flämischen Meister, die ihn tief beeindruckt.

1847: Er trifft Pierre-Joseph Proudhon, dessen Philosophie er bewundert und
mit dem er sich befreundet. Ein Kind entsteht aus der Liaison mit seinem
Modell Virginie Binet. Er malt im Auftrag der Kirche von Saules den Heiligen
Nikolaus, die kleinen Kinder erweckend (Musée Gustave Courbet, Ornans). Tod
seiner Großmutter mütterlicherseits, Thérèse Joseph Oudot.

1848: Februar, Sturz der Julimonarchie, Courbet beteiligt sich friedlich an den
Revolutionstagen im Juni mit seinen Freunden Promayet, Baudelaire, Toubin
und dem Kritiker Champfleury. Er zeichnet das Titelblatt der Zeitung Le salut
public.
Tod seines Großvaters väterlicherseits, Jean-Antoine Oudot, dem er sehr
nahestand.

1849: Er zieht in die 32 Rue Hautefeuille in Paris, wo sein Atelier sein wird, bis
er ins Schweizer Exil geht. Begegnung mit Francis Wey.
Er schickt Nach dem Essen in Ornans (Palais des Beaux-Arts, Lille) in den Salon,
ein Bild, das durch seine Neuartigkeit Aufsehen erregt und für das er mit seiner
zweiten Goldmedaille ausgezeichnet wird. Das Bild wird unverzüglich vom Staat
für das Musée de Lille erworben.

1850: Er malt in seinem ersten Atelier in Ornans Ein Begräbnis in Ornans
(Musée d'Orsay, Paris), für das die Einwohner der Stadt Modell stehen. Courbet
präsentiert es im Salon, wo das Bild einen Skandal und noch größeres
Erstaunen als Nach dem Essen in Ornans verursacht. Der Realismus des
täglichen Lebens ist in einer Größe dargestellt, die bis dahin nur den „noblen“
Thematiken (religiöse, historische, mythologische Szenen) vorbehalten waren.
Im Salon erscheinen ebenfalls Die Steinklopfer (zerstört) und Die Bauern von
Flagey bei der Rückkehr vom Markt (Musée des Beaux-Arts, Besançon). Diese
drei Werke rufen durch ihre ungekünstelte Darstellung der Wirklichkeit heftige
Reaktionen hervor.

1852: Er malt Die Badenden, was aus denselben Gründen erneut zum Skandal
führt. Seine Geliebte Virginie Binet verlässt Paris und geht mit ihrem
gemeinsamen Sohn, Alfred Emile, nach Dieppe. Courbet schreibt Champfleury:
„Mein kleiner Junge fehlt mir sehr.“ Dieser kleine Junge erscheint in mehreren
Bildern Courbets wie in Die Kornsieberinnen oder Das Atelier.
1853-54: Er trifft in Paris den Bankier und Kunstliebhaber Alfred Bruyas aus
Montpellier. Bruyas wird zum Mäzen und Freund des Malers, der ihn im
Sommer 1854 in Montpellier besucht. Er malt Die Begegnung und seine ersten
Ansichten des Mittelmeers. Er beginnt mit der Umsetzung seines Bildes Das
Atelier.

1855: Courbet beschließt, mit Hilfe von Bruyas eine Einzelausstellung zu
organisieren, für die er, unweit des offiziellen Salons, einen Pavillon errichten
lässt, den er zum Pavillon des Realismus erklärt. Dort präsentiert er sein Bild
Das Atelier, das er als „(...) reale Allegorie, die sieben Jahre meines
künstlerischen Lebens bestimmte.“ definiert.

1856: Er malt Junge Damen am Ufer der Seine (Petit Palais, Paris), das er im
Folgejahr im Salon ausstellt. Die träge Pose der beiden „jungen Damen“
schockiert erneut die allgemeine Öffentlichkeit.

1858-60: Er erwirbt ein Grundstück am westlichen Stadtausgang von Ornans
sowie eine alte Gießerei, um sich ein Atelier zu bauen, das möglichst naturnah
gelegen sein soll. Aufenthalt in Brüssel, Frankfurt und Le Havre. Er beginnt
seine Serie von Jagdszenen.

1860: Begegnung mit Jules Castagnary, ein Kunstkritiker, der ihn bis an sein
Lebensende unterstützt. Ausstellung seiner Werke in Montpellier, wo er sich
zahlreiche Freunde macht, insbesondere unter den Fouriéristen um den
Kritiker François Sabatier.

1861: Reise nach Ostende, Brügge und Brüssel. Eröffnung seines Ateliers in der
Rue Notre-Dame-des-Champs bis zum März 1862.

1862: Courbet realisiert den Groppenfischer, eine Skulptur, die er der Stadt
Ornans für den Brunnen auf der Place des Iles-Basses (heute Place Courbet)
schenkt. Der Maler hält sich in der Nähe von Saintes bei seinem Freund Etienne
Baudry auf. Er malt in erster Linie Die Rückkehr von der Konferenz, das vom
Salon wegen Verstoßes gegen die religiöse Moral zurückgewiesen wird.

1863: Endgültiger Bruch mit Champfleury. Beide Männer beschuldigen sich
gegenseitig, sich von der Regierung bestechen lassen zu haben. In
Zusammenarbeit mit Courbet beginnt Proudhon die Ausarbeitung für Das
Prinzip der Kunst und seine soziale Bestimmung.

1865: Nach dem Tod des Philosophen Proudhon, am 19. Januar, malt Courbet
in 36 Tagen sein Porträt, um es im Salon zu präsentieren.
Ausstellungen in Bordeaux, Besançon und Toulouse. Im Herbst hält sich der
Maler in Trouville auf, wo er die mondäne Gesellschaft frequentiert. Dort trifft
er auch auf den amerikanischen Maler James Whistler und seine
Lebensgefährtin Joanna Hiffernan, von der er mehrere Porträts anfertigt.

1866: Aufenthalt in Deauville beim Grafen von Choiseul, mit den Malern
Eugène Boudin und Claude Monet. Er malt für den türkischen Diplomaten Khalil
Bey das Bild Der Ursprung der Welt (Paris, Musée d'Orsay).

1870: Am 19. Juni erklärt Frankreich Preußen den Krieg. Courbet wird zum
Ritter der Ehrenlegion ernannt, er lehnt den Titel jedoch ab. Am 6. September,
vier Tage nach der französischen Niederlage in Sedan und dem Sturz des
Kaiserreichs, belagern die Preußen Paris. Courbet wird zum Präsidenten des
Künstlerbundes gewählt und mit dem Schutz der Pariser Kunstwerke
beauftragt.

1871: Im Januar kapituliert Paris, im März wird die Pariser Kommune errichtet.
Man ernennt Courbet zum Stadtrat des 6. Arrondissements und zum
Beauftragten der schönen Künste. Im Mai beschließt eine Verordnung den
Abriss der Vendôme-Säule, in Abwesenheit Courbets, der lediglich die
Umsetzung des Monuments befürwortete. Am 6. Juni wird Courbet infolge der
„blutigen Woche“ und der Zerschlagung der Kommune verhaftet und zu sechs
Monaten Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 500 Francs verurteilt. Drei Tage
vorher stirbt seine Mutter in Ornans. Er wird im September in das Gefängnis
Sainte-Pélagie verlegt (Selbstbildnis in Sainte-Pélagie, Musée départemental
Gustave Courbet, Ornans) und kommt Ende Dezember aufgrund
gesundheitlicher Probleme in die Klinik des Doktor Duval in Neuilly. Am 30. Mai
wird die Statue des Groppenfischers vom Springbrunnen der Iles-Basses in
Ornans entfernt.

1872: Courbet wird im April aus der Klinik entlassen und kehrt nach Ornans
zurück. Aufgrund der hohen Nachfrage eröffnet er ein Atelier in
Zusammenarbeit mit jungen Malern wie Cherubino Pata und Marcel Ordinaire.
Er malt zahlreiche Landschaften in der näheren Umgebung sowie Repliken
seiner normannischen Seestücke. Der frühzeitige Tod seins fünfundzwanzig
Jahre alten Sohnes erschüttert ihn tief.

1873: Für seine Tätigkeit während der Kommune verfolgt, wandert Courbet mit
Hilfe seiner Freunde in Pontarlier, den Joliclercs, in die Schweiz aus. Er lässt sich
in einer Pension in La Tour-de-Peilz nieder, wo ihn Cherubino Pata besucht. Er
beginnt die Serie vom Schloss Chillon, von der sich ein Exemplar in der
Sammlung des Gustave Courbet-Departementmuseums in Ornans befindet.

1875: Tod seiner Schwester Zélie im Mai. Im Juli zieht der Maler in ein Haus in
Bon-Port, mit Blick über den Hafen von La Tour-de-Peilz. Als Würdigung der
Schweiz fertigt er die Büste Die Freiheit auch Helvétia genannt.

1877: Am 4. Mai wird Courbet vom Pariser Zivilgericht dazu verurteilt, die
Kosten in Höhe von 323 091,668 Francs für den Wiederaufbau der Säule zu
übernehmen. Im Herbst verschlechtert sich der Gesundheitszustand des Malers
beträchtlich. Am 31. Dezember stirbt er in Bon-Port.
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                   Bis bald im Musée Courbet

  Bringen Sie bitte den Ausstellungsführer an
             die Rezeption zurück.

© Musée Courbet / Photo : Pierre Guenat
Sauf salle 11, © RMN Grand Palais (Musée d’Orsay), photo : Hervé Lewandowski
Musée Courbet, 2020
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