AUSSTELLUNGSKATALOG ZIRBENLAND & ZUKUNFTSGEIST - ERLEBNISAUSSTELLUNG IM HOLZINNOVATIONSZENTRUM 5. MAI BIS 28. OKTOBER 2007

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AUSSTELLUNGSKATALOG ZIRBENLAND & ZUKUNFTSGEIST - ERLEBNISAUSSTELLUNG IM HOLZINNOVATIONSZENTRUM 5. MAI BIS 28. OKTOBER 2007
Ausstellungskatalog
        ZirbenLand & ZukunftsGeist
                                        Erlebnisausstellung im
                                       Holzinnovationszentrum
                                       5. Mai bis 28. Oktober 2007

                                  © Carina Pfandl, Grafikerei

                                            Ausstellung „ZirbenLand & ZukunftsGeist“,
                                       c/o Holzinnovationszentrum, Forstweg, 8740 Zeltweg
                                                         Tel: 0664/5358490
                                                     info@zirbenausstellung.at

Dieses Projekt wird gefördert aus Mitteln des LEADER+ Programms der Holzwelt   Generalsponsor der Ausstellung   Hauptsponsoren der Ausstellung
Inhaltsverzeichnis:

   1. Regionalgeschichte

      1.1: Franzosen im Aichfeld                                     2
      1.2: Revolution, Bauernbefreiung                               2
      1.3: Bau der Kronprinz Rudolf-Bahn                             3
      1.4: Die Juden in der Region Aichfeld Murboden                 3
      1.5: Pfrimer-Putsch                                            4

   2. Land

      2.1: Die Anfänge des alpinen Fremdenverkehrs                   4
      2.2: Beginnender Tourismus am Zirbitz                          5
      2.3: Ski- und Wandertourenparadies                             5
      2.4: Wallfahrten                                               6

   3. Baum

      3.1: Die Zirbe – ein Baum als Überlebungskünstler              6
      3.2: Bezeichnung                                               7
      3.3: Vorkommen                                                 7
      3.4: Wurzeln                                                   7
      3.5: Wuchsform                                                 8
      3.9: Nadeln                                                    8
      3.7: Alter                                                     9
      3.8: Holz                                                      9
      3.9: Die Zirbe als Erfolgsstory des Naturschutzes              9
      3.10: Die Zirbe als „Geschichtsbuch“ des Klimas               10
      3.11: Die Zirbe – ein bedeutender Baum des Schutzwaldes       10
      3.12: Die Zirbe hat einen „Vogel“                             10

   4. Volksmedizin und Gesundheit

      4.1: Volksmedizinisches Wissen rund um die Zirbenlandforum    12
      4.2: Nüsse                                                    12
      4.3: Öl                                                       13
      4.4: Schnaps                                                  13
      4.5: Räuchern                                                 14
      4.6: Harz                                                     14
      4.7: Gesundheitsstudie                                        14
      4.8: Zirbentruhe                                              15
      4.9: Zirbenstube                                              16

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1. Regionalgeschichte:
       1.1: 1797: Franzosen im Aichfeld

Im Jahr 1797 bekam auch die Region Aichfeld-Murboden den Krieg zwischen den
Habsburgern und Napoleon unmittelbar zu spüren. Im Frühjahr dieses Jahres drangen
französische republikanische Truppen unter ihrem Oberbefehlshaber General Napoleon
Bonaparte von Oberitalien über Kärnten in die Steiermark vor. Das ganze Murtal entlang
wälzte sich ein Flüchtlingsstrom in Richtung Osten. Unter ständigen Kämpfen erreichten die
rasch vordringenden französischen Truppen Anfang April 1797 die Stadt Judenburg. Auch
auf den Straßen nach Weißkirchen, Knittelfeld und bei Authal kam es dabei zu
Scharmützeln. Im Pfarrhof von Judenburg schlug General Bonaparte sein Hauptquartier auf.
Hier wurde der Waffenstillstand zum Vorfrieden von Leoben geschlossen und von hier aus
schrieb er an Venedig und verkündete der Dogenrepublik das Ende ihrer Selbständigkeit.

Hatten schon die Vorbereitungen zu diesem Krieg eine Unmenge von Geld verschlungen,
das durch immer neue Steuervorschreibungen von der Bevölkerung aufgebracht werden
musste, so waren es nun die Kontributionen, die Zwangseintreibungen von Lebensmitteln
und Bekleidungsstücken, die die Franzosen der Bevölkerung abforderten. Die Region um
Judenburg musste damals für die Versorgung von vier Divisionen mit etwa 70.000 Soldaten
aufkommen. Binnen kurzer Zeit mussten fürs erste 30.000 Rationen Brot, 1000 Rationen
Wein und 60 Schlachtochsen sowie 100 Säcke Hülsenfrüchte abgeliefert werden. Auf Befehl
Bonapartes hatten in der Stadt Judenburg binnen zwei Tagen fünf Backöfen erbaut zu
werden. Auch für das französische Militärspital, das im ehemaligen Jesuitenkloster
untergebracht war, sollten die Bürger Hemden, Leintücher und andere Textilien, Heu, Stroh
und Brennholz abliefern.

Wegen der übermäßigen Ablieferungen wurde das Getreide knapp und teuer, Saatgetreide
war kaum noch vorhanden. Die Gegend um Judenburg glich damals einem großen
Feldlager, in dem, nachdem die Franzosen Ende April abgezogen waren, sogar die Bauern
der Region nach Lebensmitteln suchten.

       1.2: 1848: Revolution, Bauernbefreiung

Bereits unter der Herrschaft Maria Theresias (1740-1780) und ihres Sohnes Kaiser Joseph II.
(1780-1790) gab es Bemühungen, die rechtliche und soziale Lage der Bauern zu verbessern
und sie aus ihrer jahrhundertelangen feudalen Abhängigkeit zu befreien. Erst die Revolution
des Jahres 1848 befreite den bäuerlichen Besitz von den drückenden grundherrschaftlichen
Lasten. Bis dahin waren die Bauern nämlich nicht freie Eigentümer der von ihnen
bewirtschafteten Höfe. Grund und Boden, Haus und Hof gehörten bis zur so genannten
Bauernbefreiung im Jahr 1848 den Grundherrschaften. Die Bauern hatten nur ein
unterschiedlich günstiges Nutzungsrecht an den Gehöften. Nun wurden die Bauern
persönlich freie Staatsbürger und erstmals auch freie Eigentümer der von ihnen
bewirtschafteten Liegenschaften. An die Stelle der bisher von den Bauern an den
Grundherrn und an den Landesfürsten zu leistenden Abgaben trat eine einheitliche
Staatssteuer. Das feudale Rechtssystem wurde von staatlichen Institutionen (Bezirksgericht,
Kreisgericht, Landesgericht) abgelöst und die lokale Verwaltung, die bisher zum Großteil von
den Grundherrschaften versehen wurde, übernahm nunmehr die autonome Ortsgemeinde
und die Bezirksbehörden (Bezirkshauptmannschaft, Bezirksamt).

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1.3: 1868: Bau der Kronprinz Rudolf-Bahn, Industrialisierung

Die Kronprinz Rudolf-Bahn sollte in erster Linie die Eisen- und Kohlebergwerke von
Oberösterreich, der Steiermark und Kärntens verbinden. Die Kohlengruben von Fohnsdorf
und Seegraben sollten ebenso an diesen Verkehrsweg angeschlossen werden wie die
zahlreichen Hochofenstandorte entlang der geplanten Strecke.

Der Bau der Bahn begann im Frühjahr 1867 und war innerhalb von eineinhalb Jahren
abgeschlossen. Die Eröffnung der Strecke St. Michael-Villach erfolgte am 19. Oktober 1868.
Eine Marmortafel am Judenburger Bahnhof erinnert an dieses festliche Ereignis.

Ein Touristenführer aus dem Jahr 1871 berichtet: „Von Zeltweg kommend zieht sich
ungemein malerisch und romantisch die Trasse hoch über dem linken Ufer der Mur gegen
Judenburg fort, beschattet von hohen Tannen, deren Grün die Wellen widerspiegeln, bis
nach einer Wendung rechts der Anblick der Stadt Judenburg hoch am Berge überrascht, die
Restauration aber allen Anforderungen des Comforts und der Billigkeit entspricht. –
Judenburg – 30 Minuten Aufenthalt –: um hinaufzugehen, freilich zu kurz, aber um sich
bequem zu stärken, gerade recht und das schöne Landschaftsbild in sich aufzunehmen...“

Der Bau der Eisenbahn hat die sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen der Städte radikal
verändert. Der Anschluss an das Verkehrsnetz war eine wichtige Voraussetzung für die
Ansiedlung von Industriebetrieben in der Region Aichfeld-Murboden. So wandelten sich die
Städte Knittelfeld und Judenburg binnen weniger Jahrzehnte von lokalen Handwerks- und
Handelszentren in industriell geprägte, mehrheitlich von Arbeitern bewohnte Städte.

       1.4: 1870: Verdrängte und vergessene Geschichte:
       Die Juden in der Region Aichfeld-Murboden

Während der Zeit des Spätmittelalters existierte in Judenburg eine blühende jüdische
Gemeinde. Sie besaß eine Synagoge in der heutigen Heiligengeistgasse und einen
Judenfriedhof, der in der Nähe des Schlosses Weyer lag. Die mittelalterlichen Juden in
Judenburg waren, da ihnen das zünftisch organisierte Handwerk weitgehend verschlossen
blieb, vor allem im Geldverleih tätig. Ebenso wie die durchziehenden italienischen Kaufleute
haben sie den Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft, also die Entwicklung
moderner Wirtschaftsformen entscheidend mitgestaltet. Der Konkurrenzneid christlicher
Händler und Kaufleute und die tief verwurzelte christlich-antijüdische Tradition führten am
Ende des Mittelalters zur Austreibung der Juden aus der ganzen Steiermark.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, also mehr als dreieinhalb Jahrhunderte nach ihrer
Vertreibung, siedelten sich wieder Juden in unserer Region an. Es waren insbesondere
Kleinhändler und Kaufleute, die in Knittelfeld, Zeltweg, Fohnsdorf, Judenburg und in
Obdach ihre Geschäfte betrieben. In Knittelfeld und Judenburg wurden auch jüdische
Friedhöfe errichtet. In Judenburg gab es auch einen Betsaal.

Die Juden waren weitgehend in das gesellschaftliche Leben integriert. Sie nahmen, soweit
es die latent antisemitische Grundstimmung zuließ, aktiv am politischen und am kulturellen
Leben teil: In Judenburg etwa die Kaufmannsfamilien Gottlieb, Dachinger, Gruber, Jaul,
Kiesel, Rößler, Posamentier und Teicher, in Fohnsdorf die Familie Benedek, in Obdach der
Kaufmann Zucker und in Knittelfeld die Familien Bergoffen, Rosenberger, Löwy, Bibring,
Klein und Bauernfreund.

Im Jahr 1938, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde sämtlicher
jüdischer Besitz, darunter die jüdischen Geschäfte und Liegenschaften, „arisiert“, d.h.
zwangsenteignet und die Juden in der Region gezwungen, in Sammelquartiere nach Wien

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zu ziehen. Nur wenigen Juden gelang die Flucht ins Ausland. Die meisten wurden in den
Konzentrationslagern der Nazis ermordet.

       1.5: 1931: Pfrimer-Putsch

Die politische Kultur der Zwischenkriegszeit war geprägt durch zahlreiche gewaltsame
Auseinandersetzungen. Verantwortlich dafür waren die nur geringe Akzeptanz
demokratischer Institutionen, der verbreitete ideologische Fundamentalismus und der damit
verbunde politische Radikalismus. Sichtbarer Ausdruck dieses geringen Vertrauens in die
noch junge österreichische Demokratie waren die paramilitärischen, d.h. die bewaffneten
Organisationen der beiden großen Parteien: die christlichsoziale Heimwehr und der
sozialdemokratische Schutzbund.

Ein groß angelegter Versuch, die erste junge Demokratie in Österreich gewaltsam
abzuschaffen, war der Pfrimer-Putsch, benannt nach dem Judenburger Rechtsanwalt und
Politiker Dr. Walter Pfrimer. Pfrimer wurde 1928 2. Bundesführer der Heimwehren und lenkte
den von ihm geführten Steirischen Heimatschutz in eine eindeutig nationalsozialistische
Richtung.

Am 12. September 1931 versuchte der Steirische Heimatschutz unter Führung von
Walter Pfrimer einen Staatsstreich. In der Obersteiermark wurden Verkehrswege
blockiert, Bezirkshauptmannschaften und zahlreiche Ortschaften besetzt und
Bürgermeister verhaftet. Pfrimer ließ sich selbst zum Staatsführer ausrufen und
proklamierte die Machtübernahme in Bund und Ländern. Der Putsch wurde aber
weder von anderen Heimwehrverbänden noch von der Bevölkerung unterstützt und
brach bereits am 13. September nach Eingreifen des Bundesheeres ohne größere
Kämpfe zusammen. Pfrimer flüchtete ins Ausland, kehrte später jedoch nach
Österreich zurück. Bei dem anschließenden Gerichtsprozess, der im Grunde nichts
anderes als eine Farce unparteiischer Rechtssprechung darstellte, wurde Dr. Pfrimer
freigesprochen.

2. Land
     2.1: Die Anfänge des alpinen Fremdenverkehrs

Das Phänomen des Fremdenverkehrs in den Alpen entstand bereits im 18.
Jahrhundert, als einige visionäre Pioniere die ersten Gipfel erstiegen. Die Entdeckung
der Ostalpen begann erst im frühen 19. Jahrhundert.

Das Interesse auswärtiger Besucher an den steirischen Bergen hielt sich im Vergleich zu
anderen Regionen anfangs noch in Grenzen. Dennoch wurden in der Steiermark bereits um
die Mitte des 19. Jahrhunderts Initiativen gesetzt, um den Tourismus auch hier zu
verbreiten. Die bedeutendste Vereinigung dieser Art war der Steirische Gebirgsverein, der
älteste alpine Verein der Steiermark. Er wurde am 4. Mai 1869 in Graz gegründet. Er setzte
sich unter anderem die „restlose Erschließung der Berge zugunsten der steirischen
Landsleute und ihrer Gäste“ zum Ziel. In der Obersteiermark wurden jedoch vor allem der
Österreichische Alpenverein, der Österreichische Touristenklub sowie lokale Vereine aktiv.
Quelle: Lidl, Karin: Früher Fremdenverkehr in der Steiermark – Vom Beginn des Alpinismus
bis zu den alpinen Vereinen als Wegbereiter. Diplomarbeit Universität Graz 1990.

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2.2: Beginnender Tourismus am Zirbitz

Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert zählte der Zirbitz zu den gerne bestiegenen
Gipfeln, wie alte Besucherchroniken belegen.

Bereits im Jahre 1879 eröffnete feierlich das vom Österreichischen Touristenklub erbaute
Schutzhaus auf dem Zirbitzkogel. Es ist somit die älteste Schutzhütte der Steiermark.
Gleichzeitig ist dieses Schutzhaus auf einer Höhe von 2376m auch das höchst gelegene
Schutzhaus der Steiermark.
Die Tätigkeit der fünf Jahre später gegründeten Judenburger Sektion des Österreichischen
Touristenklubs bestand hauptsächlich darin, dieses Schutzhaus instand zu halten und den
Anforderungen der Touristen entsprechend einzurichten. Des weiteren arbeitete man an der
systematischen Erschließung von Wegen, der Anbringung von Orientierungstafeln sowie an
der Ausbildung von konzessionierten Bergführern.
Akribisch wurde über alle Arbeiten am Haus, die Probleme der Instandhaltung sowie über
die Besucherzahlen Buch geführt: 1885 frequentieren 150 Personen das Schutzhaus, zwei
Jahre später waren es bereits mehr als 300 Personen.
Da sich die Kosten der Instandhaltung immer stärker verteuerten, ging man bald dazu über,
den beschwerlichen Neubau des Schutzhauses am Zirbitzkogel zu planen. Am 16. August
1896 war es schließlich so weit, das dem Erzherzog Franz Ferdinand gewidmete neue
Schutzhaus wurde feierlich eröffnet.
Aus dem Dankschreiben Erzherzogs Franz Ferdinand: „Zugleich wünscht Seine kaiserliche
Hoheit dem neuen, höchstseinen Namen führenden Schutzhaus, welches dank der
Bemühungen Ihres Vereins nunmehr der Benützung übergeben werden soll, alles Gute!“
Quellen: Chroniken des Oesterreichischen Touristen-Club, Jahrgänge 1883-89.

       2.3: Ski- und Wandertourenparadies

Der Zirbitz zählt zu den populärsten Bergen der Ostalpen. Er ist ein Winter- und
Sommergipfel und wird daher das ganze Jahr über häufig besucht. Wegen der
zahlreichen Möglichkeiten, Auf- und Abstiegsrouten zu kombinieren, zählt er zu den
bekanntesten Skitourengipfeln.

Ohne Übertreibung können die Seetaler Alpen als Skitourenparadies mit Tradition
bezeichnet werden. Die winterliche Erstbesteigung mit Skiern fand bereits am 8. Jänner
1904 statt.
Selten finden sich in einem Gebiet so viele Kombinationsmöglichkeiten und unterschiedliche
Angebote. Von Skitouren für Einsteiger mit präparierter Abfahrt (Hohe Rannach) über
Geheimtipps wie den Oberen Schlaferkogel oder die Oberberger Almrunde bis hin zu den
klassischen Touren auf den Zirbitzkogel oder das Scharfe Eck wird viel Abwechslung
geboten. Aller Popularität zum Trotz gibt es auch einsame Touren, etwa vom Fuchskogel
hinauf zum Zirbitzkogel. Als einziger Gipfel Österreichs ist das Schutzhaus am Zirbitzkogel
auch im Winter geöffnet.
Was die Skitouren im Winter, ist das Wandern im Sommer. Verschiedene leichte bis
mittelschwere Routen führen auf die verschiedenen Gipfel der Seeltaler Alpen, die für ihre
herrliche Aussicht bis zu den höchsten Bergen Österreichs berühmt sind. Berühmt ist die
Region für das dichte Netz an tollen Hütten und Einkehrmöglichkeiten.

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2.4: Wallfahrten

Wallfahrten haben in der Region eine lange und tief verwurzelte Tradition. Neben
Wallfahrten zu traditionellen Orten wie Maria Waitschach, Maria Lankowitz oder Maria
Buch gibt es auch noch kleinere Wallfahrten etwa nach Kathal.

Die im frühen 15. Jahrhundert erstmals vollzogene Dank- und Bittprozession der
Judenburger nach Maria Waitschach findet noch heute alle drei Jahre am Freitag vor dem
vierten Sonntag nach Fronleichnam statt. Die Stadt Judenburg wurde mehrmals in ihrer
Geschichte von Bränden heimgesucht – so geschehen in den Jahren 1414, 1504, 1759,
1797 und 1805. Darüber hinaus bestand Gefahr durch die Einfälle der Türken und Seuchen.
Jedesmal schrieb man das Überstehen der Notsituationen bzw. deren relativ milden
Ausgang der Hilfe der Gottesmutter Maria zu. Daher legte man das Gelöbnis ab, vor dem
Waitschacher „Gnadenthron“ regelmäßig ein Dankopfer abzustatten.
Die Routenführung blieb über die Jahrhunderte den alten Überlieferungen treu: Ausgehend
von der Stadtpfarrkirche Judenburg über Oberweg nach St. Wolfgang; dann über die Almen
zum Streitwiesen-Kreuz, schließlich von St. Martin am Silberberg weiter nach Maria
Waitschach, wo der Gelöbnisgottesdienst abgehalten wird. 76 km und über 2000
Höhenmeter werden bei der mehrtägigen Wallfahrt von Judenburg nach Waitschach
zurückgelegt.
Quelle: Schweighofer, Bernhard: Mehrtägige Wallfahrten. Seminarbeit Universität Graz
1998.
Foto: Historisches Foto vom Judenburger Waitschacher Gnadenbild

Auch von St. Wolfgang aus wallfahrtet man nach Waitschach – einmal jährlich wird
unabhängig von den Judenburgern eine zweitägige Wallfahrt durchgeführt. Aus St. Anna
gibt es eine dreitägige Wallfahrt über Maria Hilf nach Waitschach. Sie findet einmal jährlich
statt und beginnt traditionell am Herz Jesu-Freitag.

Seit 1690 pilgern die Obdacher jedes Jahr an einem Samstag Ende Juni zur Gnadenmutter
von Lankowitz. Wahrscheinlich haben etliche Missernten diese Tradition entstehen lassen.
Um 3h in der Früh beginnt der Marsch über die Stubalm in das 42 km entfernte Lankowitz,
mehr als 1000 Höhenmeter werden überwunden. Rund um diese Wallfahrt haben sich
bereits einige Legenden gebildet: So heißt es, dass man, um einen guten Ehepartner zu
bekommen, mindestens siebenmal die gesamte Wallfahrt mitmachen muss.

3.Baum
       3.1: Die Zirbe – ein Baum als Überlebenskünstler

Wo auch immer man sich in den Alpen bewegt, der Übergang vom Bergwald zur waldfreien
Zone ist eine der wichtigsten Lebensraumgrenzen. In der Fachsprache wird er als
„Kampfzone“ bezeichnet. Höher als alle anderen Baumarten steigt in den Innenalpen die
Zirbe. Sie wagt sich in Bereiche vor, in denen andere Gehölze kaum mehr
Überlebenschancen haben.

Charakteristisch für das raue Klima sind die großen Unterschiede zwischen winterlichen und
sommerlichen Extremtemperatur. Die Zirbe ist hervorragend an diesen unwirtlichen
Lebensraum angepasst: Als frosthärtester Baum der Alpen kann sie während des Winters
bis zu -43°C ertragen, im Sommer übersteht Frosteinbrüche bis -10°C ohne Schaden.

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Zudem hält sie extrem tiefe Jahres-Mitteltemperaturen aus: Eine mittlere Jahrestemperatur
um die 0°C genügt.

Ebenfalls typisch für die Kampfzone sind die kurzen Vegetationsperioden: Die Zirbe benötigt
nur 70 frostfreie Tagen um zu Überleben. Bereits bei Temperaturen um den Gefrierpunkt
erzielt sie eine positive Stoffbilanz. Möglich ist dies aufgrund einer außergewöhnlichen
Eigenschaft: Die Zirbe kann den Gefrierpunkt, an dem Wasser in ihrem Gewebe einfriert,
nach unten verschieben: Durch die Einlagerung von Stärke, Zucker und Salzen in ihren
Zellen kann sie bei Außentemperaturen bis zu -4°C Wasser verdampfen.

       3.2: Bezeichnung

Das Wort Zirbe (Abkürzung für Zirbelkiefer) ist nur in Österreich und Bayern gebräuchlich.
Bis ins 16. Jahrhundert bezog sich diese Bezeichnung nur auf die Zapfen, erst dann wurde
sie auf den ganzen Baum ausgeweitet. Zirbe leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort
„zirben“ ab, das mit „wirbeln“ oder „sich im Kreise drehen“ übersetzt wird. Die botanische
Bezeichnung lautet pinus cembra. Pinus steht für Kiefer. Der Zusatz „cembra“ geht
vermutlich auf das keltische „cio-mbra“ zurück und bedeutet Gebirgstal. In der Schweiz
wird die Zirbe „Arve“ genannt. Weitere Bezeichnungen im alpinen Raum sind Zirm, Zirbern,
Ziam, Zierme, Zirzen, Zirlein, Zirlinbaum, Zirlipaum.

       3.3: Vorkommen

Die Zirbe wächst in unserer Region im so genannten „Lärchen-Zirbenwald-Gürtel“ in 1700
bis 1900 m Seehöhe. Die Lärche ist eine Pionierpflanze, welche schwer besiedelbare
Gebiete in hohen Lagen zuerst nutzen kann. Die Zirbe kommt nach und verdrängt dann die
lichtbedürftigere Lärche. Generell steigt die Zirbe höher als alle anderen Baumarten hinauf,
sie ist damit eine „Schlussbaumart“. Im Westen wagt sie sich bis über 2500m, im Osten
über 1800m.

Je nach Bodenbeschaffenheit und Höhenlage ist die Zirbe gemischt mit Lärchen, Latschen,
Grauerlen und Fichten. In unserer Region stehen die Zirben meist alleine da, in ihrer Nähe
finden sich Almrausch und Schwarzbeeren.

Die Verbreitung der Zirbe beschränkt sich heute auf drei Areale:
1) Sibirien: flächenmäßig am größten, klimatisch deutlich abweichend, dort kommt die
„Sibirische Zirbe“ vor
2) Hohe Tatra sowie Süd- und Ostkarpaten: kleinere Vorkommen der alpinen Zirbe
3) Alpen: Schwerpunkte im Ötztal, Zillertal, Engadin und Wallis
        Westgrenze: nördliche Seealpen, Dauphinée
        Ostgrenze: Gamsstein in den Niederen Tauern
        Südgrenze: Monte Viso, Monte Baldo und der Zirbitzkogel

Während der Eiszeit und der damit verbundenen Vergletscherung der Alpen hatte die Zirbe
sogar Standorte im Wiener Becken und der Ungarischen Tiefebene besiedelt. Mit dem
Abschmelzen des Eises zog sie sich wieder ins Gebirge zurück.

       3.4: Wurzeln

Die bei der Zirbe anfangs vorhandene Hauptwurzel bleibt aufgrund des zumeist sehr
geschiebereichen Bodens rasch hinter den sich kräftiger entwickelnden Senkerwurzeln
zurück. Sie verkümmert zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr vollständig.

Die Zirbe besitzt daher im Unterschied zu den anderen Kieferarten keine richtige
Pfahlwurzel, sondern aus den kräftigen Senkerwurzeln entsteht ein dichtes Netz an starken

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Seitenwurzeln. Diese können bis zu 9 m lang werden. Sie erreichen Armdicke und verankern
sich sogar in Felsspalten. Diesem Netz an Seitenwurzeln verdankt die Zirbe ihre große
Standfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die stärksten Stürme. Sie übertrifft in dieser
Hinsicht jedes andere hochstämmige Nadelholz.

Bei den Wurzeln kann man Lang- und Kurztriebe unterscheiden: Die Langwurzeln sind mit
den herkömmlichen Wurzelhaaren versehen. Sie dienen der Aufnahme des Wassers und der
darin gelösten Nährsalze. Die fein verzweigten Kurzwurzeln sind zum größten Teil als
Pilzwurzeln ausgestaltet: Sie dienen vermutlich der Verarbeitung des Stickstoffs. In höheren
Lagen sind Zirben ohne diese Symbiose mit Pilzen kaum überlebensfähig.

       3.5: Wuchsform

Die Zirbe hat eine charakteristische, äußerst regelmäßige Wuchsform in ihrer Jugend. Die
Äste reichen sehr tief. Die Krone besitzt eine ausgeglichene Kegelform. Sie ist ausladend,
sehr dicht und nach innen geschichtet. Die Zirbe kann dadurch mehr Regenwasser
auffangen als andere alpine Bäume. Mit zunehmendem Alter verändert sich diese
Wuchsform häufig: Je geschützter und tiefer die Lage ist, umso länger bleibt die jugendliche
Wuchsform erhalten.

Bricht der Leittrieb, also der Hauptstamm, im Laufe der Zeit ab, kommt es zur so genannten
„Zwieselbildung“. Darunter versteht man die Gabelung eines Stammes in etwa zwei gleich
starke Arme. Das mindert zwar den Holzertrag, steigert aber die geheimnisvolle Aura des
Baumes. Abgestorbene Teile der Zirbe bleiben neben lebenden Teilen stehen.

Im Alter ist die Krone gleichmäßig abgewölbt. Die Zirbe besitzt viele, in ununterbrochener
Reihenfolge weit nach unten reichende, dicht benadelte Äste, die Enden sind häufig
aufwärts gekrümmt. Da die Nadeln starken Schatten ertragen, werden auch die unteren
Äste nicht abgestoßen.

Die typische Form freistehender Zirben sehr hohen Alters ist die „Kandelaberform“: Wie bei
einem Kerzenständer sind die unteren Äste mehr oder weniger steil aufwärts gerichtet. Der
Hauptstamm tritt zugunsten mehrerer aufwärts gerichteter Äste zurück.

In ausgesetzten Lagen wird die Krone häufig unregelmäßig. Dadurch entsteht die so
genannte Form der „Wetterzirbe“. Während andere Bäume wie Lärche und Fichte bei
Wetterschäden zu verkümmern beginnen, können Schäden durch Stürme, Blitzschläge oder
Schneebruch der Zirbe nichts anhaben. Grund dafür ist der Harzreichtum der Zirbe: Er sorgt
für ein überdurchschnittlich gutes Ausheilungsvermögen. Außerdem sind im Holz Gerb- und
Farbstoffe eingelagert, die holzzerstörende Pilze nur langsam vorankommen lassen.

Die Wetterseite der Zirben lässt sich in exponierten Lagen sehr leicht bestimmen: Auf der
dem Wind zugekehrten Seite verleihen zahlreiche abgestorbene und nachwachsende Triebe
dem Baum ein fast struppiges Aussehen. Sie sind zudem deutlich kürzer, als die vom Wind
abgekehrten Triebe. Da dadurch die Belastung des Stammes einseitig wird, nimmt er häufig
eine schiefe Wuchsrichtung ein. Besonders häufig sind derartige „Windzirben“ auf
vorspringenden Felsen oder Graten zu sehen.

An Lebenskraft und Reproduktionsfähigkeit kann sich keine andere Kiefernart mit der Zirbe
messen, sogar der tote Stamm vermag noch jahrzehntelang Sturm und Wetter zu trotzen.

       3.6: Nadeln

Da die Äste der Zirbe nur sehr langsam wachsen, sind sie äußerst dicht benadelt. An einem
Trieb befinden sich fünf relativ schmale Nadeln, die 5 bis 12 cm lang werden können. Sie

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sind bläulich grün gefärbt, dreikantig und leicht zugespitzt. Im Unterschied zu anderen
Kiefern sind die Nadeln der Zirbe biegsam und stechen daher nicht. Zirbennadeln bleiben im
Normalfall fünf Jahre, in Extremfällen sogar 12 Jahre am Baum. Die Wachsstreifen auf der
Nadelunterseite verleihen dem Kronendach der Bäume den charakteristischen Silberglanz.

       3.7: Alter

Die Zirbe ist der Methusalem unter den Bergpflanzen. Angesichts des unwirtlichen
Lebensraums ist das sehr bemerkenswert. Unter günstigen Bedingungen wird sie
durchschnittlich 700 Jahre alt. Mit einer Lebensdauer im Idealfall von bis zu 1200 Jahren
zählt die Zirbe zu den Baumarten, die am ältesten werden. Sie wird nur noch von der Eibe
und Eiche an Jahren übertroffen.

       3.8: Holz

Die Zirbe ist ein Kernholzbaum. Der schmale Splint ist gelblich, das Kernholz rötlich und
stark nachdunkelnd. Das Holz ist harzreich, weich, zäh, sehr dauerhaft. Charakteristisch für
die Zirbe sind die fest verwachsenen rot- bis dunkelbraunen Äste.

Tischler schätzen bei der Verarbeitung seinen aufgrund des langsamen Wachstums
gleichmäßig dichten, anatomischen Aufbau. Mit einer Darrdichte von rund 400 kg/m³ ist die
Zirbe die leichteste heimische Nadelholzart. Beim Einbau zeichnet sich das Holz zusätzlich
durch das geringste Quell- und Schwindverhalten aller heimischen Hölzer aus. Es ist daher
für den Bade- oder Saunabereich sehr interessant, da kaum Risse und Verdrehung
auftreten.

Zirbenholz gilt seit jeher als besonders energetisch und entspannend. Seine enorme
Widerstandsfähigkeit beruht auf seinem Harzreichtum und der Tatsache, dass es unter
widrigsten Umständen (steiniger Boden und raues Klima) aufwächst. Man spricht sogar
davon, dass das Holz umso edler werde, je steiniger der Boden sei. Aufgrund des hohen
Gehalts an Harz behält es noch für Jahrzehnte seinen charakteristischen Duft.

Das Holz der Zirbe war traditionell eines der begehrtesten alpinen Hölzer. Es wurde vor
allem für die Herstellung von Dachschindeln und Milchgefäßen, Wasserradschaufeln (da es
den Wechsel von Nässe und Trockenheit sehr gut verträgt), für Schnitzereien und Möbel
verwendet.

       3.9: Die Zirbe als Erfolgsstory des Naturschutzes

Vor dem Mittelalter und der landwirtschaftlichen Erschließung der Alpentäler bildeten die
Zirben in den hohen Lagen der Alpen ausgedehnte Wälder. Der dramatische Rückgang der
großen Zirbenwälder ist zurückzuführen auf:
1) Übernutzung in der Vergangenheit: Die gegen Feuer besonders empfindliche Zirbe wurde
durch Brandrodung (um gefährliche Raubtiere aus den Wäldern zu vertreiben) stark
verringert. Später wurde die Zirbe durch großflächige Nutzung für Bergbau (Holzkohle) und
aufgrund des Brennholzbedarfs für Almen, Sennereien, Metallschmelzen und Salinen auf
kleine Reste ihres ursprünglichen Lebensraumes zurückgedrängt.
2) Absenkung der Waldgrenze: Durch die Abkühlung rund um die Kleine Eiszeit Mitte des
19. Jahrhunderts ging die Reproduktion der Zirbe stark zurück.
3) Waldweide: Für die Viehhaltung auf den Almen wurde die Zirbe geschwendet (zurück
geschnitten). Da die Zirbe zudem auf reinen Grasflächen nicht keimen kann, fielen diese für
die Wiederbesiedelung aus. Zugleich verhinderten hohe Wildbestände in ganzen Regionen
das Aufkommen der Zirben.

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In der heutigen Zeit wachsen die Zirben wieder in höheren Regionen. Der Hauptgrund liegt
vor allem in der veränderten Weidewirtschaft – immer mehr Almen werden aufgegeben,
weshalb die jungen, nachwachsenden Zirben nicht mehr „geschwendet“ (abgeschnitten)
werden.

Trotz ihres breiten Einsatzbereiches hat die Zirbe als Nutzholz in den letzen Jahrzehnten
kontinuierlich an Bedeutung verloren. Häufiger Grund ist, dass sie als zu rustikal gilt. Nur
15% des jährlichen Zuwachses werden momentan genutzt.

       3.10: Die Zirbe als „Geschichtsbuch“ des Klimas

Zirben eignen sich ideal als Maßstab für das Klima. Da die alpine Waldgrenze ein extremer
Standort ist, wirken sich klimatische Veränderungen direkt auf den jährlichen Holzzuwachs
aus. Dieser ist leicht erkennbar an der Jahresringbreite. Bei den Analysen des Instituts für
Botanik der Universität Innsbruck konnte festgestellt werden, dass parallel zu den Phasen
der globalen Klimaerwärmung deutliche Wachstumsschübe erfolgt sind.

Auch Naturkatastrophen mit klimatischen Folgen lassen sich im Geschichtsbuch Zirbe
nachlesen, zum Beispiel das Jahr 1816: Im so genannten „Jahr ohne Sommer“ und den
Folgejahren sind die Jahresringbreiten dramatisch geringer. Dies ist auf die klimatischen
Auswirkungen des Vulkanausbruchs Tambora in Indonesien im Jahr 1815 zurückzuführen.

Wie reagieren die Zirben an der Waldgrenze auf die veränderten klimatischen Bedingungen?
Die Studien der Mitarbeiter des Institutes für Geographie der Universität Innsbruck zeigen,
dass erwachsene Bäume und Jungwuchs während der letzten 150 Jahre höher hinauf
wachsen. Speziell der Zirbenjungwuchs reagiert unmittelbar auf die veränderten
Klimabedingungen.      Unter     der     Voraussetzung,     dass     die     gegenwärtigen
Temperaturverhältnisse andauern, wird sich in den Zentralalpen eine neue Waldgrenze rund
100 bis 150 Höhenmeter über jener von 1850 einstellen.

       3.11: Die Zirbe – ein bedeutender Baum des Schutzwaldes

Gerade in den hochalpinen Lagen sind die ökologischen Funktionen der Zirbe von
herausragender Bedeutung. Aufgrund ihrer Robustheit spielt sie eine wichtige Rolle im
Lawinen- und Erosionsschutz. So wie ein Dach das Haus, schützt sie als erstes Hindernis
für Schnee- und Geröllmassen den Wald und das Tal vor den Folgen extremer
Witterungsbedingungen. Zudem kann sie ausgleichend auf den Wasserhaushalt des
Bodens wirken. Die Quellschutzwälder der Stadt Wien auf der Rax wurden daher teilweise
mit Zirben aufgeforstet.

       3.12: Die Zirbe hat einen Vogel!
Zirbelnüsse als Hähernahrung:
Der Tannenhäher ernährt sich in der Zirbenregion ganzjährig fast ausschließlich von
Zirbennüssen, womit er auch seine Jungen füttert. Ein Tannenhäherpaar benötigt
etwa 6 bis 10ha Zirbenwald um jährlich durchschnittlich zwei Jungvögel groß zu
ziehen. Die Vorratslager legen sie vor allem am Rand erhöhten Felskuppen oder
unter schützenden Baumkronen an, damit sie in schneereichen Wintern leichter
erreichbar sind. In einem Vorratslager werden meist drei bis vier Nüsse, selten bis zu
25 aufbewahrt. Die große Anzahl versteckter Samen ermöglicht es ihnen, in
samenarmen Jahren und in Jahre mit wenigen Nahrungsinsekten zu überleben.

Gedächtniskünstler mit 14.000 Verstecken:

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Ein Häher muss die unglaubliche Aufgabe meistern, sich bis zu 14.000 Verstecke zu
merken.
Beim Eingraben der Samen nehmen die Vögel eine ähnliche Stellung ein wie beim
Ausgraben. Daraus wird gefolgert, dass sich die Vögel bestimmte Winkel zu
Horizonten und Bäumen sowie gegenüber den Feldlinien des Erdmagnetfeldes
merken können. Experimente zeigten, dass sich die Tannenhäher mit 99 %iger
Genauigkeit Verstecke aber auch die Menge der in Depots vergrabenen Nüsse
merken und sogar das Fehlen einer einzigen Nuss mit einer nachträglichen
Ergänzung beantworten. Einzelne Tannenhäher merken sich sogar, ob in einzelnen
Verstecken mehr oder weniger Nüsse von Mäusen geraubt werden und reagieren
darauf im nächsten Jahr indem sie verlustreiche Stellen meiden.

Häher-freundliche Zirben
Die Zirben sind an ihre Pflanzvögel ideal angepasst. Die Zirbe bietet seine
wohlschmeckenden Zirbelnüsse den Tannenhähern als Nahrungsgrundlage an, um
dadurch im rauhen Gebirgsklima über die Vorratsverstecke der Häher bestens
verbreitet zu werden. 1 Kilo Zirbelnüsse birgt 5750 kcal. Die kalorienreichen
Zirbensamen decken den Grundnahrungsbedarf der Vögel des ganzen Jahreslaufes
ab. Die Nussschalen sind relativ dünnwandig und auch die Orte an denen die Zapfen
an den Bäumen wachsen, bevorteilen deren Erreichbarkeit durch die Tannenhäher.
In ungünstigen Jahren müssen die Häher die Zirbelnüsse von weit her holen. Die
Elterntiere können in ihrem speziell ausgebildeten Kehlsack bis zu 60 Nüsse aus bis
zu 15 km Entfernung und durch Überwindung von 700 Höhenmetern heranschaffen.
Die Häher tragen die Samen auch bergauf, wohin sie von selbst nicht fallen
könnten. Selbst in nussarmen Jahren „vergessen“ die Tannenhäher rund ein Fünftel
der versteckten Nüsse, sodass daraus zahlreiche Zirben keimen können.

Schädlich und doch nützlich?
Die Beziehung des Tannenhähers zu den Zirben wird forstwirtschaftlich mitunter
noch unterschiedlich bewertet: Einerseits gelten gehäuft auftretende Tannenhäher
kurzfristig als schädlich gierige Nussräuber, andererseits langfristig als fördernde
Nützlinge……..

Werden Zirben und Tannenhäher Gewinner des Klimawandels sein?
Die befürchteten Temperaturanstiege verschieben die mögliche Baumgrenze in den
nächsten Jahrzehnten möglicherweise um bis zu 300 m höher. Da die Tannenhäher
die Zirbelnüsse auch oberhalb der Waldgrenze verstecken, werden die Zirben jene
Bäume sein, die sich bei Anstieg der Durchschnittstemperaturen am raschesten
bergaufwärts verbreiten könnten. Auch an Lawinenhängen und in durch
Überalterung absterbenden Wäldern kann der Tannenhäher zur besseren
Verbreitung der Zirben beitragen.

Der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes L.)
Der Tannenhäher könnte eigentlich Zirbenhäher heißen. Er bewohnt die
Mittelgebirgs- und Gebirgsregionen der Alpen, vor allem den an Zirben reichen
obersten      Waldgürtel. Darunter auch mit Haseln durchsetzte           montane
Fichtenwälder. In der Steiermark ist er in allen Berg- und Gebirgsregionen
verbreitet, fehlt aber im südlichen Hügelland. Zirbelnüsse sind ganzjährig seine
Hauptnahrung, gefolgt von sonstigen Nadelbaumsamen (auch der Tanne; Name!)
und Haselnüssen und im Sommer erbeutet er vor allem zur Jungenaufzucht kleine
Wirbeltiere (Mäuse, Singvögel und deren Eier) und Insekten. Tannenhäher brüten bei
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uns ab Anfang Mai, die ersten flüggen Jungvögel gibt es zwischen Ende Mai und bis
in den August hinein.

4. Volksmedizin und Gesundheit
       4.1: Volksmedizinisches Wissen rund um die Zirbe

Die außergewöhnliche Heilkraft der Zirbe ist am Land seit jeher bekannt. Da sie unter
extremen Bedingungen heranwächst, gilt die Zirbe als Inbegriff von Ausdauer und Stärke.
Die besonders kräftigende und reinigende Wirkung ihres Duftes auf den gesamten
Organismus wird in alten Schriften immer wieder hervorgehoben. Der tägliche Spaziergang
im Zirbenwald galt als wohltuend und sollte sogar böse Gedanken vertreiben.

Im oberen Murtal besteht eine lange Tradition der Herstellung von Heilmitteln und
Gesundheitspräparaten aus den Pflanzen, Kräutern und Bäumen der Region. Besonders
genutzt werden beispielsweise Salbei, Speik, Ringelblumen, Lärchpech, Arnika, aber auch
die Zirbe. Aus den pflanzlichen Rohstoffen werden verschiedenste Extrakte, Tees, Schnäpse
und Aufgüsse hergestellt.

Die Zirbe wird bei uns in der Region gerne verwendet bei:
Magenverstimmungen: Dagegen wird ein alkoholischer Auszug (=Zirbenschnaps) getrunken
(„Die Pockerl werden zerquetscht, zerstampft und in Schnaps angesetzt“)
Entzündungen, Wunden: Dagegen wird das Harz der Zirbe aufgelegt („Das Harz wird
aufgelegt, wenn man sich geschnitten hat“)
Erkältungs-/Atemwegskrankheiten: Gegen Husten kann ein Sirup aus Zirben verabreicht
werden („Die jungen Triebe werden im Frühjahr gesammelt, mit Zucker versetzt und in die
Sonne gestellt, woraus ein Sirup entsteht.“)
Heil- und Zugsalbe: Bestehend aus Gemsenfett, wenig Olivenöl, Bienenwachs und
Zirbenpech („Das Harz wird auch in Mischungen für Heil- und Zugsalben verwendet.“)
Venenleiden: Salbe aus Ringelblumen (Blüten), Johanniskraut (Kraut), Schafgarbe (Kraut),
Propolis und Zirbenpech

Zusätzlich kann die Zirbe verwendet werden als
Mottenmittel: Zapfen, Äste oder Öl („Man kann sie unzerkleinert als Mottenmittel
verwenden. Ebenso werden auch die jungen Äste verwendet.“)
Einreibung oder für Inhalation: Zapfen in Öl ansetzen („Reife Zapfen, in Öl angesetzt, werden
einerseits als Einreibung, andererseits für Inhalationen verwendet.“)

Weitere bekannte Anwendungen sind:
Innerlich: Entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, gut bei Erkältung, Rheuma,
Verschleimung der Lungen und Bronchien
Äußerlich: Einreibungen bei Muskelschmerzen und Rheuma, Umschläge bei Neuralgien
(Nervenschmerzen)
Wirkung auf die Seele: Die Zirbe hilft bei Antriebslosigkeit und Schlafstörungen, sie gibt
Kraft und Ausdauer
Reinigung der Raumluft

       4.2: Nüsse

Von den etwa 100 Kiefernarten liefern in Europa nur die alpine Zirbe (Pinus cembra =
Zirbelkiefer) und die Pinie (Pinus pinea) essbare Samen (Kerne).
Nach der Bestäubung entwickeln sich über sehr komplexe und lange Entwicklungsstadien
zunächst die Zapfen. Unter ihren spiralförmig angeordneten Schuppen reifen schließlich die

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Samen heran, die von Natur aus von einer sehr harten Schale umgeben sind. Ausgelöst
ähneln die Zirbelnüsse den Pinienkernen, unausgelöst sehen sie Bucheckern ähnlich.
Zirbelnüsse zeichnen sich durch einen hohen Eiweiß- und niedrigen Fettgehalt aus. Bei den
Fetten handelt es sich um hochwertige ungesättigte Fettsäuren. Zudem herauszuheben ist
der hohe Gehalt an Mineralstoffen (Kalium, Kalzium, Magnesium), Spurenelementen (v. a.
Mangan, Zink, Eisen) und B-Vitaminen.
Zeitlich und lokal begrenzt hatten die so genannten Zirbelnüsse immer wieder besondere
Bedeutung in der Heilkunde. Bereits 1831 wird im „Handbuch der Forstwirtschaft im
Hochgebirge“ berichtet: „Bereitet man aus den Kernen eine Art der Mandelmilch, so erhält
man ein für hektische Übel sehr heilsames Mittel. Kocht man sie in Ziegenmilch, so
verschafft es bei Harnverhaltung Linderung.“
Weitere Anwendungen werden beispielsweise gegen Lungenleiden beschrieben:
4 Teile Zirbelnüsse werden fein zerschnitten und mit 3 Teilen Klettenwurzeln (Arctium lappa)
mit frisch gekochter Ziegenmilch abgebrüht. Milch samt Inhalt wird in 1 bis 2 Partien
untertags eingenommen.
Um zu Kräften zu kommen, sollen Zirbelnüsse zerstoßen, in süßem Wein einmal kurz
aufgekocht, nach ½ Stunde Ziehen abgeseiht und eingenommen werden.
In ihrem Artikel „Naturkundliche Streifzüge zum Zirbitzkogel“ beschreibt Maria Köle 1932,
dass Zirbennüsse für Bäckereien und als Kaffee-Ersatz sowie in noch manch anderer Weise
genützt werden.

       4.3: Öl

Beim Zirbenöl handelt es sich im regionalen Sprachgebrauch meist um das durch
Destillation gewonnene ätherische Öl. Aus rund 100 kg Nadeln, Zweigspitzen und jungen
Ästen entsteht 1 Liter ätherisches Öl. Die enthaltenen Wirkstoffe sind: a-Pinen, Cineol, b-
Phellandren, Limonen, b-Pinen, Terpinolen, Bornylacetat.
Die Eigenschaften eines Öles leiten sich von den Inhaltsstoffen ab, die vom Charakter des
Baumes bestimmt werden. Nadelhölzer gelten generell als reinigend und klärend. Da die
Zirbe unter äußerst schwierigen Bedingungen wächst, werden ihr Ausdauer, Kraft und
Beständigkeit zugeschrieben.

Das     ätherische   Zirbenöl     hilft  bei   Inhalationen   gegen    Erkältungen     und
Nebenhöhlenentzündungen. Die Atemwege werden freier, die Nasenatmung verbessert, bei
Husten wird der Schleim gelöst. Da die Zirbe eine vertiefte Atmung fördert und zudem
durchblutungsfördernd wirkt, hilft es auch bei Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit und
mentaler Erschöpfung. Außerdem wirkt das Öl entzündungshemmend, harnabsondernd und
blutreinigend.
Zirbenöl hat in der Duftlampe stark reinigende Wirkung und kann Räume von
unangenehmen Gerüchen befreien. Zudem wirkt es wie alle Nadelholz-Öle stark
antibakteriell. Das bedeutet, dass das Zirbenöl im Krankenzimmer die Ausbreitung von
Krankheitskeimen einschränken kann.

Zirbenöl wird auch in Getreidemühlen zur Abwehr von Mehlmotten und Kornkäfern
eingesetzt. Gegen Ameisenbefall können Tür- und Fensterrahmen mit in Öl getränkten
Wattestäbchen bestrichen werden. Auch für Seifen, Saunaaufgussöl, Sonnenöl,
Möbelpolitur und als natürlicher Duftstoff bei Naturfarben wird Zirbenöl eingesetzt.

       4.4: Schnaps

Weniger bekannt ist, dass auch der Zirbenschnaps für vielfältige medizinische Zwecke
eingesetzt werden kann. Insbesondere hilft er bei Magenverstimmung und Übelkeit,
Nervenschwäche und allgemeinem Schwächezustand. Eine sehr gute Heilwirkung wird dem
Zirbenschnaps auch bei Asthma-Leiden nachgesagt.

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Einige Anwendungen mit Zirbenschnaps:
Zirbenschnaps wird zum Kurieren der Grippe in den Tee gegeben.
Die Einreibung mit ungezuckertem Zirbenschnaps fördert die Durchblutung der Haut und ist
gegen Rheumatismus und Gelenksbeschwerden wirksam. Kurzfristiges Riechen am
Zirbenschnaps oder das Einreiben unter der verstopften Nase öffnet diese.
Zirbensprossenschnaps: Eine einfache Form an den reichen Vitamin C-Gehalt der Sprossen
heranzukommen, ist es, die frischen grünen Triebe und Nadeln im Frühjahr in Alkohol
einzulegen. Dieser Schnaps wirkt blutreinigend und gegen Nervosität.

       4.5: Räuchern

Das Räuchern von Kiefern, unter anderem auch der Zirbe, geht auf den Baumkult der
Germanen zurück. Der balsamisch-warme, leicht zitronige, harzige Duft beim Verbrennen
des Kiefernharzes sollte vor magischen, krankmachenden Praktiken schützen. Die Dämpfe
des Kiefernharzes wurden auch dazu verwendet, um die Lungen zu stärken und um
schwächliche Kinder energetisch aufzuladen.
Die Zirbelkiefer wächst in den höchsten Höhen der Berge und trotzt dem härtesten Winter.
Ihr Rauch vermittelt Energie und Stärke in stressigen und hektischen Zeiten. Er reinigt die
Luft und wirkt daher vorbeugend gegen Krankheiten. Auch kann sich der Rauch positiv auf
die biomagnetischen Energiefelder des Körpers auswirken und so schwächliche Menschen
energetisch aufladen.
Inhaltsstoffe des Rauchs sind Harze, Gerbstoffe und ätherisches Öl.

       4.6: Harz

Baumharz gilt seit Urzeiten als begehrtes Handelsobjekt. Bereits 4000 v. Chr. balsamierten
die Ägypter ihre Mumien damit ein. Während der Feudalherrschaft besaß die
Grundherrschaft, meist Adelige oder Klöster, das alleinige Nutzungsrecht am Harz. Es
wurde in Fässer abgefüllt und je nach Qualität zu pharmazeutischen Produkten, Firnissen,
Lacken oder Wagenschmiere weiter verarbeitet. Ein weiterer Verarbeitungszweig waren die
Rußbrennereien, die das begehrte Ausgangsmaterial für Tusche, Buchdruckerschwärze und
schwarze Ölfarbe erzeugten. Dabei wurde das stark verkiente Holz verbrannt, der Rauch
wurde in einem speziellen Abgang gesammelt, der Ruß schlug sich darin als grober
gewöhnlicher Ruß sowie als der begehrte Feinruß nieder. Mit der Zeit verdrängte jedoch der
Steinkohlenteer das alte Kienprodukt.
Aus Rindeneinschnitten liefert die Zirbe den gewürzhaft, wacholder-ähnlich riechenden
Karpathenbalsam (Balsamum carpathica). Es wird vor allem für Wunden sowie für Heil- und
Zugsalben eingesetzt. Hinweise auf seine Nutzung finden sich auch in den Schriften der Hl.
Hildegard. In ihrer Zeit war besonders die desinfizierende, fäulnishemmende, keimtötende
und geruchsbindende Wirkung des Harzes von besonderer Bedeutung. Üblich und sehr
effektiv waren Kiefernharz-Räucherungen in Ställen, der Speisekammer und
Krankenzimmern.

       4.7: Gesundheitsstudie

Schon unsere Großeltern wussten über die beruhigende Wirkung des Zirbenholzes
Bescheid. Hitzige Debatten wurden in Zirbenstuben ausgetragen. Und Kleinkinder, die in
Wiegen aus Zirbenholz lagen, schrieen weniger oft. Diese Beobachtungen dienten dem
Forschungsinstitut Joanneum Research als Ausgangspunkt der Studie über die
Auswirkungen der Zirbe auf die Gesundheit.

30 Erwachsene wurden über Monate hindurch ausgetestet. Dazu wurden körperliche und
mentale Belastungstests abwechselnd in Zirbenzimmern und Räumen mit Holzdekor
durchgeführt. Mit Hilfe hoch auflösender EKG-Rekorder wurden Herzfrequenz, vegetative

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Parameter und die Erholung untersucht. Die Ergebnisse waren selbst für die Wissenschafter
überraschend.

Die Personen, die in Zirbenzimmern trainierten, konnten sich viel schneller erholen.
Zirbenholz bewirkt demnach bei körperlichen und mentalen Belastungen niedrigere
Herzfrequenzraten. Die Herzfrequenz ist die wichtigste Größe eines komplexen
Zusammenspiels an dem Herz, Kreislauf, Atmung, Temperatur, Stoffwechsel und
psychomentale Einflüsse beteiligt sind. Durch Zirbenholz wird der Erholungsprozess des
vegetativen Systems wesentlich beschleunigt. Dieses autonome System reguliert
Funktionen, auf die wir nur bedingt Einfluss haben: Herztätigkeit, Blutdruck und Verteilung
der Blutströme, Atemtiefe und -frequenz, die Wärmeregulation oder die Drüsensekretion
(Speichel, Verdauungssäfte…).

Noch deutlicher fielen die Ergebnisse der Schlafstudie aus: Im Zirbenholzbett wurde eine
wesentlich bessere Schlafqualität gemessen. Die bessere Erholung während der Nacht
senkte die Herzfrequenz (um im Mittel bis zu 9 Schläge pro Minute). Die Gründe dafür sind
einfach: Man kann sich im Zirbenbett von Beginn der Nachtruhe an gut erholen. Das
bedeutet, die notwendige Entspannung tritt rascher ein. Dadurch verläuft der Schlaf
günstiger mit einem größeren Tiefschlafanteil und weniger Wachphasen. Zudem dauert der
für die Schlafqualität besonders wichtige erste Schlafzyklus im Zirbenbett deutlich länger.
Diese positive Wirkung der Nachtruhe im Zirbenbett bleibt auch tagsüber bemerkbar: Die
Herzfrequenz bleibt niedriger. Die durchschnittliche Ersparnis beträgt 3500 Herzschläge pro
Tag, was etwa einer Stunde Herzarbeit entspricht.

Der Grund dafür liegt im Zirbeninhaltsstoff Pinosylvin, der den Puls senkt. Schläft man in
einem Bett aus Zirbenholz, gleicht sich der Herzschlag schneller der Atmung an. Dieses
Mitschwingen des Herzens mit der Atmung bedeutet einen wichtigen Schutzfaktor für das
Herz. Man weiß heute, dass man vor einem Herzinfarkt besser geschützt ist, wenn das Herz
mit der Atmung mitschwingt.

An der Universität Salzburg wurden Ahorn, Buche, Fichte, Pappel, Zirbe auf ihre
antibakterielle Wirkung getestet. Dazu wurde eine genau festgelegte Menge von Bakterien
(Escherichia coli K12) auf desinfizierte Holz-Schnittflächen aufgebracht. Nach einiger Zeit in
feuchter bzw. trockener Umgebung wurde die Entwicklung untersucht.
Auf dem Zirbenholz konnten kaum lebensfähigen Bakterien nachgewiesen werden.
Zirbenholz ist somit wesentlich hygienischer als Kunststoff! Diese starke Wirkung gegenüber
Schadorganismen wie Pilzen und Bakterien kann auf das im Zirbenholz eingelagerte
Pinosylvin zurückgeführt werden. Zirbenholz verfügt über die stärkste antibakterielle
Wirkung aller heimischen Holzarten.

       4 . 8 : Zirbentruhe

Warum lagerten unsere Vorfahren ihre Aussteuer und andere wertvolle Kleidung in kunstvoll
geschnitzten Zirbentruhen? Warum wurde auch für Getreidemühlen und -truhen Zirbenholz
häufig eingesetzt?

In einer vergleichenden Untersuchung verschiedener Holzarten des Instituts für Genetik und
allgemeine Biologie der Universität Salzburg wurde die Entwicklung der Kleidermotte
(Tineola bisselliella) untersucht. In regelmäßigen Abständen wurden die Körpergröße der
Larven sowie ihre Anzahl kontrolliert.

Das erstaunliche Ergebnis: Zirbenholz behindert die Entwicklung der Kleidermotte deutlich
stärker als alle anderen getesteten Holzarten:

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Larvenanzahl nach 15 Wochen
             Zirbe (mit Zirbenölbehandlung): - 65 %
             Zirbe (ohne Zirbenölbehandlung): - 48 %
             Fichte: - 36 %
             Birke: - 9 %
             Spanplatte - 8 %

Auch die Fresslust der Mottenlarven ist bei Zirbenholz deutlich geringer. Die Zirbe verfügt
somit über die stärkste schädlingsabwehrende Wirkung aller heimischen Holzarten.
Verantwortlich dafür ist das im Zirbenholz enthaltene a-Pinen.

       4.9: Zirbenstube

Das Material der Wohnungseinrichtung hat einen viel größeren Einfluss auf unser
Wohlbefinden als bisher bekannt. Eine Studie des Forschungsinstituts Joanneum Research
belegt die positiven Auswirkungen des Zirbenholzes auf die Gesundheit der Menschen.

Verschiedene Versuchspersonen hielten sich abwechselnd in Zirbenzimmern und in
Holzdekorzimmern auf. Übereinstimmend wurden besseres Allgemeinbefinden sowie
größere Geselligkeit festgestellt: Man war im Zirbenzimmer deutlich kontaktfreudiger,
mitteilsamer und ungehemmter.

Das scheinen auch schon die Alten gewusst zu haben: In unserer Region wurden die Stuben
früher häufig mit Zirbenholz verkleidet, wahrscheinlich um die Gesprächigkeit und
Kontaktfreudigkeit unter den Gästen zu fördern.

Verantwortlich dafür ist das in Holz, Harz und Nadeln der Zirbe eingelagerte Pinosylvin.
Dieser Wirkstoff findet sich in der Zirbe in relativ hoher Konzentration (bis zu 0,5%) und
unterstützt Wohlbefinden und Gesundheit. Er trägt zum typischen Duft bei, der sich
besonders bei Zirbenmöbeln voll entfaltet. Doch Pinosylvin kann noch viel mehr!

So konnte auch nachgewiesen werden, dass Zirbenholz Mikrowellen- und Handystrahlen
abschirmt. Auch Schlaflosigkeit und Wetterfühligkeit treten in Zirbenzimmern viel weniger
stark auf.

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