Auszug aus: Abschluss 2021 NRW - Mittlerer Schulabschluss - School-Scout

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Auszug aus: Abschluss 2021 NRW - Mittlerer Schulabschluss - School-Scout
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

                                                         Auszug aus:
                   Abschluss 2021 NRW - Mittlerer Schulabschluss

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Inhaltsverzeichnis
Deutsch – Lösungen
Training
Leseverstehen                                                       Prüfungen
1. Ankreuzaufgaben........................................6         Prüfung 2015 – Prüfungsteil 1....................126
2. Grafiken/Skizzen erläutern und deuten.......6                    Prüfung 2015 – Prüfungsteil 2....................131
3. Informationen aus einem Text suchen                             Prüfung 2016 – Prüfungsteil 1....................135
    (Aspekte nennen).......................................8        Prüfung 2016 – Prüfungsteil 2....................137
4. Zitatgestützte Stellungnahme/                                   Prüfung 2017 – Prüfungsteil 1....................142
    Begründung................................................. 9
                                                                    Prüfung 2017 – Prüfungsteil 2....................145
Textarbeit
                                                                    Prüfung 2018 – Prüfungsteil 1....................150
1. Texte analysieren......................................13
                                                                    Prüfung 2018 – Prüfungsteil 2....................153
2. Einen informierenden Text verfassen.......25
                                                                    Prüfung 2019 – Prüfungsteil 1....................158
3. Auseinandersetzung mit kontinuier-
   lichen und diskontinuierlichen Texten.......27                   Prüfung 2019 – Prüfungsteil 2....................160
                                                                    Quickies
Prüfungen                                                           (Ergebnisse auf einen Blick).............................165
Prüfung 2015................................................30       Die Lösungswege in Mathematik orientieren sich am
Prüfung 2016................................................36       Bildungsplan des Mittleren Schulabschlusses in
                                                                     Nordrhein-Westfalen.
Prüfung 2017................................................41
Prüfung 2018................................................46
Prüfung 2019................................................52      Englisch – Lösungen
 Die Lösungsvorschläge in den Schreibaufgaben sind als              Training
 Orien­tierungs­hilfen gedacht. Andere Lösungen werden              A. Hörverstehen .......................................171
 dadurch keineswegs ausgeschlossen.
                                                                    B. Leseverstehen......................................172
                                                                    C. Schreiben..............................................173
Mathematik – Lösungen                                               D. Sprache
                                                                    I. Wortschatz.............................................180
Training
                                                                    II. Grammatik.............................................181
1. Grundlagen............................................ 59
2.	Gleichungen: lineare Gleichungen,
    quadratische Gleichungen..................... 61                Prüfungen
3.	Lineare Gleichungssysteme mit                                   Prüfung 2015..............................................182
    zwei Variablen........................................ 64       Prüfung 2016..............................................186
4. Zuordnungen......................................... 67          Prüfung 2017..............................................190
5. Prozent- und Zinsrechnung.................... 70                 Prüfung 2018..............................................194
6.	Tabellen, Graphen, Diagramme,                                   Prüfung 2019..............................................198
    Schaubilder: Anfertigung und                                    Hörverstehen Zusatzaufgaben....................202
    Interpretation......................................... 74
7. Lineare Funktionen................................ 78             Die Lösungsvorschläge im Teil „Schreiben” sind als Orien­
                                                                     tie­rungs­hilfen ge­­dacht. Andere Lösungen werden dadurch
8. Quadratische Funktionen....................... 82                 keinesfalls ausgeschlossen.
9. Berechnungen an Flächen .................... 92
10. Berechnungen an Körpern..................... 96
11. Wachstum und Zerfall ........................ 102
12.	Beschreibende Statistik und Wahr-
    scheinlichkeit....................................... 107
13. Komplexe Trainingsaufgaben ............ 112
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           Leseverstehen

           1. Ankreuzaufgaben

           1. Überschriften zuordnen

                    Überschrift                                                            passt zu Abschnitt
               a)   Wie das erste Weltbild eines Kindes entsteht                                    3
               b)   Der Abhängigkeit und Hilflosigkeit von kleinen Kindern begegnen                 0
               c)   Genaue Definition des Begriffs „Vorurteil”                                      2
               d)   Beispiel eines echten Vorurteils                                                5

           2. Richtige Antwort ankreuzen
              c)	eine besondere Verinnerlichung stattgefunden hat und es besonders schwierig ist, das
                  Vorurteil aufzuheben.

           3. Richtige Antwort ankreuzen
              d) Psychologie.

           4. Richtige Antwort ankreuzen
              c) die lächelnd einen Hund streichelt.

           5. Unterschiede nennen
              1. Die Frau beschäftigt sich lange mit dem Hund.
              2. Die Frau spricht mit der Besitzerin des Hundes.
              3. Die Frau lächelt, während sie den Hund streichelt.

           6. Sätze verbindende Konjunktion
              b) und

           2. Grafiken/Skizzen erläutern und deuten

           1. Warum man besser keine exotischen Haustiere halten sollte […]
              Das Foto zeigt zwei Wegweiser, von denen der in Richtung „Wildtierhandel“ durchgestrichen
              ist. So weist der Weg eindeutig in die andere Richtung, die mit „Tierschutz“ beschrieben ist.
              Das Bild verdeutlicht auf diese Weise, dass Wildtierhandel nicht mit Tierschutz vereinbar ist. Der
              Text beschreibt ebenso, dass beim illegalen Handel Tiere „aus ihrem natürlichen Lebensraum
              heraus an potente Käufer gehen“ und dass dieser unerlaubte Handel eine „massive Bedrohung
              für gefährdete Arten“ darstelle. Wer sich also dem Tierschutz verpflichtet fühlt, sollte sich auf
Training

              keinen Fall ein exotisches Tier anschaffen. Erstens weiß man oft nicht, ob es aus legalem oder
              illegalem Handel stammt. Und zweitens machen sich, wie in dem Artikel dargestellt, „die meis-
              ten Käufer keine Vorstellung davon […], was es bedeutet, für solch ein Tier zu sorgen“. Deshalb
              sollten potenzielle Tierhalter sich lieber für ein einheimisches Tier entscheiden, das einfacher zu
              halten ist und auch mit gutem Gewissen gekauft werden kann.
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Deutsch-Training

2. Weitreichende Folgen für Natur und Landschaft
   Die Karikatur zeigt einen Mann, der eine Idee vorstellt, wie sich der Klimawandel in Skigebieten
   angeblich erfolgreich bekämpfen lässt. Dabei bezieht sich die Grafik auf die Textstelle, in der
   davon die Rede ist, dass Beschneiungsanlagen als „eine Folge des Klimawandels zu betrachten“
   (Z. 9) sind. Anstatt also die Ursachen der Erderwärmung zu bekämpfen, erfindet der Mensch
   lieber einfachere „Lösungen“ wie zum Beispiel Schneekanonen. Auch die Entwicklung, „die
   wirtschaftliche Grundlage der Seilbahnbetriebe mit neuartigen Erlebnis-Einrichtungen für den
   Sommertourismus zu verbreitern“ (Z. 11f.), geht in eine ähnliche Richtung. Beide Maßnahmen
   führen zu weiteren „erheblichen Eingriffe[n] in Natur und Umwelt“ (Z. 11), die ja durch die
   Klimaerwärmung bereits ziemlich geschädigt sind. Die Grafik prangert dieses Verhalten auf
   ironische Art an.

3. Was man isst, das ist man
   In der Karikatur sieht man Rinder in einem Flugzeug sitzen, das „frische Steaks aus Argen­
   tinien“ transportiert. So wird auf humorvolle Weise veranschaulicht, dass jeder Einzelne bei der
   Wahl seiner Lebensmittel Einfluss darauf hat, „was und wie produziert wird“ (Z. 7f.): „Je gerin-
   ger der Aufwand für die Produktion unserer Ernährung ist, desto klimabewusster sind wir.“
   (Z. 8f.) Kauft man beispielsweise Steaks aus argentinischer Produktion, muss man sich darüber
   im Klaren sein, dass diese schon um die halbe Welt geflogen sind und damit CO2-Emissionen
   verursacht haben. Auch verbraucht die Produktion von Fleisch mehr Ressourcen wie Wasser
   und Futter als beispielsweise der Anbau von Getreide oder Gemüse.
   Dabei ist die Entscheidung, was nun das am klimafreundlichsten produzierte Nahrungsmittel
   ist, nicht immer leicht: „Beim Einkaufen von Nahrungsmitteln stellt sich uns die Frage, was
   ökologischer ist, das Gemüse aus dem Gewächshaus vom Bauernhof in der Nachbarschaft,
   aus Spanien importiertes Biogemüse oder ein tiefgefrorenes Produkt aus konventioneller
   Produktion?“ (Z. 10 – 14) Heutzutage spielen in der Erzeugung von Nahrungsmitteln viele
   Dinge eine Rolle. Man kann sicher nicht alles wissen, aber eines ist auf jeden Fall wichtig: das
   Wissen um die Klimawirksamkeit von Nahrungsmitteln.

4. Belgier machen Biosprit aus totem Pottwal
   Auf der Skizze ist ein toter Wal zu sehen: „Der Meeressäuger war diese Woche am Strand des
   Seebades Knokke-Heist angespült worden und verendet.“ (Z. 1f.) Vor ihm steht eine Person,
   vermutlich eine Frau, die sich die Haare fönt. Das Kabel des Föns führt direkt zum Walmaul.
   Dadurch wird verdeutlicht, dass das tote Tier in Strom verwandelt werden soll: „Ein gestran-
   deter Pottwal wird in Belgien zu Biosprit verwandelt.“ (Z. 1)
   „Ein auf organische Abfälle spezialisierter Energiehersteller im flämischen Ostende verarbeitet
   das Walfett nun zu Biotreibstoff, berichtet die belgische Nachrichtenagentur Belga.“ (Z. 2f.)
   Der Fön soll verdeutlichen, dass der Wal zur Lieferung von Strom genutzt werden soll, Strom,
   mit dem man Haushaltsgeräte betreibt, zum Beispiel den auf der Skizze dargestellten Fön:
   „Der tote Wal soll 50 000 Kilowattstunden Strom liefern, genug, um 14 Haushalte ein Jahr lang
   zu versorgen.“ (Z. 3f.)
                                                                                                      Training

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           5. Schulferien: Erholung statt Lernen angesagt
              In der Skizze ist ein Kalenderblatt zu sehen. Dieses Kalenderblatt bezieht sich auf die
              Sommerferien, denn es umfasst sechs Wochen und ist mit „Ferienkalender“ überschrieben.
              In den ersten drei Wochen steht das Wort „Lernfrei!“ quer über dem Kalenderblatt. In dem
              Artikel geht es darum, dass in den Schulferien die Erholung an erster Stelle stehen sollte:
              „Kinder sollen Ferien haben wie Erwachsene Urlaub. Ich halte nichts davon, sie arbeiten zu las-
              sen“ (Z. 7f.), so die Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde Dr. Ingrid Mayer aus Neuwied.
              Diese Ansicht vertritt auch Thomas Schmacke, Rektor des Martinus-Gymnasiums Linz: „Ferien
              sind eindeutig da, um sich zu erholen. Die Freizeit sollte im Vordergrund stehen.“ (Z. 17f.)
              Mindestens die Hälfte der Ferien sollte lernfrei sein, was in der Skizze durch die freien ers-
              ten drei Wochen dargestellt wird. Wenn ein Schüler schon lernen soll oder muss, rät der
              Schulleiter dazu, „einen Aktionsplan mit Schwerpunkten zu erstellen […]“ (Z. 22). Außerdem
              sollte man „sich Ziele setzen“ (Z. 25f.). Er empfiehlt, das Lernen in den Schulferien auf einen
              Tag in der Woche zu legen. Ein Aktionsplan könnte aber zum Beispiel auch aussehen wie die
              letzten drei Wochen in der Skizze, in denen jeden Tag 30 bis 60 Minuten gelernt wird, die ers-
              ten drei Wochen jedoch komplett lernfrei sind. Wichtig ist es laut dem Artikel, „Lehrer mit ins
              Boot zu nehmen und sich zu erkundigen, woran es liegt, dass das Kind Probleme in der Schule
              hat.“ (Z. 38ff.) Auf jeden Fall sollten Kinder in den Ferien nicht zu viel lernen, denn das kann
              sogar zu gesundheitlichen Beschwerden führen, wie im Text erläutert.

           6. Bleiberecht für Kinder!
              Die Skizze zeigt eine Schülerin mit einem Stapel Bücher auf dem Kopf, die vor einem Weg­
              weiser steht. Auf dem Buchrücken steht jeweils das Wort „Noten“. Durch diese Bücher
              wird die Last demonstriert, die die heranwachsenden Flüchtlinge zu tragen haben, der
              Notendruck: „… unabhängig von Noten und unklaren Qualitätsanforderungen. Diese erzeugen
              einen unmenschlichen Druck auf Kinder.“ (Z. 30ff) Der Wegweiser zeigt in zwei Richtungen:
              links geht es zur „Abschiebung“, rechts zum „Bleiberecht“. Das zeigt die Unsicherheit der
              Flüchtlinge, die nicht wissen, ob sie weiterhin nur geduldet werden, ob ihnen die Abschiebung
              droht oder ob sie ein Bleiberecht erhalten: „Tausend Flüchtlingskinder sind hierzulande von
              Abschiebung bedroht.“ (Z. 1f) Das Mädchen auf der Skizze trägt keine Schultasche, sondern
              einen kleinen Koffer. Auch dieser Koffer soll auf die drohende Ausreise hinweisen: „… obwohl
              sie und ihre Eltern von Abschiebung bedroht sind und unter schwierigen Bedingungen leben
              müssen.“ (Z. 8ff)

           3. Informationen aus einem Text suchen (Aspekte nennen)

           1. Literarischer Text
              a) Punkte, die Frau Römer mit Niklas besprechen möchte
                  Er macht seine Hausaufgaben unregelmäßig. (Z. 10f)
                  Er ist im Unterricht gedanklich abwesend. (Z. 11f)
                  Seine Noten sind nicht gut. (Z. 16f)
              b) Drei Gemeinheiten, die Karl Niklas antut
Training

                  Er schlägt ihn. (Z. 55f)
                  Er beleidigt ihn. (Z. 57ff)
                  Er bedroht ihn. (Z. 50f, Z. 57f)

  8
Deutsch-Training

   c) Veränderungen nach Karls Ankunft in der Klasse
       Niklas nimmt einen Bus früher. (Z. 1)
       Niklas hat bald danach keinen Sitznachbarn mehr in der Schule. (Z. 46f)
        (Außerdem: Niklas mag seine Lehrerin nicht mehr so wie früher.) (Z. 39)

2. Artikel
  a) 1. Stress
		 2. mangelnde Konfliktfähigkeit
		 3. Defizite (mangelnde Fähigkeiten) im sozialen Umgang
   b)	Bei der digitalen Kommunikation werden die Jugendlichen mit Reizen überflutet und so zum
       Mulitasking gezwungen. Darunter leidet die Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeitsspanne
       des Menschen wird immer kürzer, sie ist von zwölf Sekunden im Jahr 2000 auf acht
       Sekunden im Jahr 2013 gesunken.
  c) 1. d
         as Digitale verdrängt allmählich das Soziale: narzisstisch-egoistische Kommunikation,
        Mangel an mitfühlendem Verhalten, fehlende Konfliktfähigkeit
		 2. Stress und Überforderung

4. Zitatgestützte Stellungnahme/Begründung

1. Doppelter Espresso: vermittelnde Position
   Ich kann verstehen, dass Sonja der Idee kritisch gegenübersteht. Sie hat recht, wenn sie
   glaubt, dass es Menschen gibt, die diese Gelegenheit, einen Kaffee zu trinken, ohne dafür
   zu bezahlen, ausnutzen werden: „Der zweite ist für einen, der ihn sich nicht leisten kann. …,
   und Menschen, die gerade klamm sind, können dann jederzeit zu ihm ins Café kommen und
   gemütlich einen Frei-Espresso schlürfen.“ (Z. 3f.) Dennoch finde ich die Idee gut, denn die
   Vorteile überwiegen: „Alle freut´s: Der Wirt hat mehr Umsatz, der Gast ein besseres Gefühl
   und der Mittellose ein Stück gesellschaftliches Leben zurück. Und die Tasse Kaffee nicht zu
   vergessen!“ (Z. 4ff.) Was macht es schon, wenn der eine oder andere einen Frei-Kaffee trinkt,
   der eigentlich genug Geld hätte, seinen Kaffee selbst zu bezahlen: Ich glaube nicht, dass es
   viele sein werden – es ist doch auch peinlich, zugeben zu müssen, dass man sich nicht mal
   einen Kaffee leisten kann.

2. Referate in der Grundschule: zustimmende Position
   Ich stimme dieser Aussage zu. Es wird zwar zu Beginn des Textes gefragt, ob Referate in
   der Grundschule nicht eine Überforderung darstellen, aber dann wird die Wichtigkeit betont:
   „Sowohl in den Bildungsstandards als auch in den einzelnen Lehrplänen der Bundesländer
   spielt das Thema ,Referate halten und Inhalte präsentieren‘ eine wichtige Rolle.“ (Z. 8 – 11)
   Es wird der Nutzen für die Kinder beschrieben, zum Beispiel, dass sie lernen, „Relevantes aus
   der Flut der Informationen herauszufiltern und für ihre Mitschüler auf den Punkt zu bringen.
   Indem sie die Lerninhalte anderen erklären, durchdringen sie diese Inhalte, merken sie sich
   besser und lernen sie auch nachhaltiger.“ (Z. 20 – 24) Damit wird die Frage aber nicht wirklich
   beantwortet. Auch wenn der Vortrag vor der Lerngruppe geübt wird, gibt es sicher Kinder, die
                                                                                                     Training

   sich in der Situation überfordert fühlen, weil sie eher zurückhaltend und schüchtern auftre-
   ten. „Kindern, die damit Probleme haben, gibt die Lehrerin zusätzliche Zeit zum Üben. Zum
   Sprechen können schüchterne Kinder zum Beispiel auch ein Mikrofon nutzen.“ (Z. 47 – 50) Ich
   glaube nicht, dass ein Mikrofon ausreicht, um Kindern die Hemmungen zu nehmen, vor einer

                                                                                                       9
Deutsch-Training

              Gruppe zu sprechen und ich bezweifle auch, dass es immer genug Zeit oder gar zusätzliche
              Zeit zum Üben gibt. Daher bin ich auch der Meinung, dass der Text sehr einseitig ist und den
              Eindruck erweckt, dass Referate in der Grundschule absolut unproblematisch sind.

           3. Jungs nicht benachteiligt: ablehnende Position
              Ich bin nicht der Meinung, dass diese Aussage richtig ist. Die aktuelle Studie, von der die Rede
              ist, sagt, „(…), dass Jungen ebenso wenig wie Mädchen von einer Lehrkraft des eige­nen
              Geschlechts profitieren …“ (Z. 13ff.) Es wurde untersucht, ob das Geschlecht der Pädagogen
              den Bildungserfolg beeinflusst. Dass man festgestellt hat, „dass die Leseleistung von
              Mädchen und Jungen schlechter ist, wenn sie ihre gesamte Grundschulzeit von einem männ-
              lichen Deutschlehrer unterrichtet wurden“ (Z. 17 – 20), heißt ja nicht, dass Männer allgemein
              schlechtere Lehrer sind, sondern dass es womöglich nur im Fach Deutsch besser ist, eine
              Lehrerin zu haben. Vielleicht ist es in einem anderen Fach, z. B. Sport, ja genau umgekehrt.
              Ich finde daher, dass die Aussage der Lehrerin keine angemessene Schlussfolgerung für den
              Text über den Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und dem Geschlecht der Lehrkräfte
              darstellt.

           4. Schülerstreiks für den Klimaschutz – auch in Stuttgart: vermittelnde Position
              Die Aussage stellt die Schülerstreiks sehr negativ dar. Zunächst einmal wertet sie die Streiks
              als „Schulschwänzen“ und kritisiert sie damit ganz offensichtlich. Natürlich ist es richtig, dass
              die Teilnehmer an den Demonstrationen unter dem Motto „Fridays for Future“ die Schule
              schwänzen, doch tun sie das ja nicht, weil sie keine Lust auf Schule haben, sondern weil sie
              sich für ein wichtiges Ziel einsetzen: „Wir stehen da nicht, weil wir nicht in die Schule gehen
              wollen, sondern weil wir von der Klimakatastrophe betroffen sein werden. Und ohne Zukunft
              lohnt sich auch keine Bildung.“ (Z. 84 – 87)
              Und die Aufmerksamkeit ist auf jeden Fall größer, wenn dies während der Unterrichtszeit
              geschieht. Dass vielleicht tatsächlich ein paar Schüler nur deshalb dabei sind, „um nicht in
              den Unterricht zu müssen“ (Z. 70 f.), muss man wohl in Kauf nehmen. Allerdings muss man
              sich überlegen, wie es aussieht, wenn diese Demos über einen längeren Zeitraum stattfinden.
              Auch das Kultusministerium stuft die Teilnahme ja als „unentschuldigtes Fehlen“ (Z. 77) ein.
              Da finde ich den Kompromiss nicht schlecht, den die Tübinger Gymnasien gewählt haben. So
              können immer vier Schüler pro Klasse hingehen und sich abwechseln, damit nicht ständig alle
              Interessierten fehlen.
              In der Aussage werden die Aktionen der Schüler im Einsatz für den Klimaschutz außerdem
              als wenig sinnvoll bezeichnet: „in etwa so sinnvoll, wie mit dem Staubsauger durch die
              Sahara zu laufen“ (Z. 65 f.) und somit als unnötig angesehen. Meiner Ansicht nach sind diese
              Schülerdemos aber durchaus sinnvoll, auch wenn sie nicht direkt etwas für den Klimaschutz
              bewirken. Durch diese Bewegung rückt das Thema wieder verstärkt in den Vordergrund, was
              nach Ansicht von Nisha Toussaint-Teachout, einer der Organisatorinnen der Stuttgarter Demo,
              auch dringend nötig ist: „Wir haben eine Klimakatastrophe und trotzdem stehen mehr Artikel
              über Fußball in der Zeitung als darüber“ (Z. 26 ff.).
              Die Schüler haben recht mit ihrer Forderung, mehr für den Klimaschutz zu tun, weil vor allem
              sie von der Klimakatastrophe betroffen sind: „Es ist unsere Zukunft, die verspielt wird, wenn
              die Klimaschutzziele nicht erreicht werden.“ (Z. 49 f.) Daher ist es verständlich, dass die
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              Schüler von der Politik mehr Engagement für dieses Problem verlangen, weil bislang noch viel
              zu wenig passiert ist.

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Deutsch-Training

5. 14-Jähriger kandidiert für Amt des Gouverneurs in den USA: ablehnende Position
   Da kann ich der Mitschülerin nicht zustimmen. Laut Umfragen sind Sonneborns Chancen zwar
   „eher gering“ (Z. 18). Wenn er aber doch gewinnen würde, müsste er die Schule abbrechen
   und richtig arbeiten. Das Amt des Gouverneurs ist ein Vollzeitjob, das den Jugendlichen
   bestimmt schnell überfordern würde. Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass er zwar gewählt
   werden, aber nicht selbst wählen kann: „Er ist nicht alt genug, um zu wählen – aber alt genug,
   um Regierungschef zu werden.“ (Z. 4 f.) Das halte ich tatsächlich für eine Gesetzeslücke.
   Als Regierungschef müsste Sonneborn viele wichtige Entscheidungen treffen, für die ihm
   wahrscheinlich das Wissen und die Erfahrung fehlen. Außerdem denke ich, dass es für die
   Erwachsenen schwierig wäre, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil viele von ihnen sicherlich
   einen besseren Überblick und mehr politische Erfahrung haben. Sonneborn hätte vermutlich
   ein ziemliches Problem, zu überzeugen und sich durchzusetzen. Nicht umsonst hat der amtie-
   rende Gouverneur Phil Scott „hohe Chancen auf eine Wiederwahl“ (Z. 34 f.) – offensichtlich
   halten ihn die meisten Wähler für besser geeignet und das wahrscheinlich auch aufgrund
   seines Alters. Insgesamt finde ich Sonneborns Interesse an Politik gut, aber er muss ja nicht
   gleich Regierungschef eines amerikanischen Bundesstaates werden.

6. Rockstars sterben jung: zustimmende Position
   Ich bin auch der Meinung, dass Stars Vorbilder für viele junge Menschen sind und dass darin
   eine Gefahr liegt. Wenn junge Menschen ihre Vorbilder bewundern, machen sie ihnen auch
   vieles nach. Zu dem exzessiven Leben, das einige Popstars führen, gehören auch Drogen
   und Alkohol, und ein Missbrauch kann tödlich sein: „Mehr als ein Viertel der Todesursachen
   hingen mit Drogen- und Alkoholmissbrauch zusammen.“ (Z. 28f.) Durch Alkohol und Drogen
   bringen sich die jungen Menschen in Gefahr: Wie ihre Vorbilder könnten sie zu früh sterben:
   „Rock- und Popstars sterben doppelt so häufig einen frühen Tod wie unbekannte Menschen.“
   (Z. 1ff.) Die Stars sollten sich diese Verantwortung bewusst machen und ihren jugendlichen
   Fans ein gutes Vorbild sein. Damit in Zukunft tragische Todesfälle unter den Stars wieder eine
   Ausnahme sind und nicht die Regel! „Wie eine britische Studie zeigt, sind die tragischen
   Todesfälle unter den Stars nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.“ (Z. 10ff.)

7. Nicht Chicago. Nicht hier: ablehnende Position
   Das finde ich nicht. Es wird im Text sehr deutlich, dass Niklas das Treffen mit seiner Lehrerin
   unangenehm ist: „Niklas wird rot. Was soll man mit Lehrern reden.“ (Z. 7) Frau Römer lässt
   Niklas auch nicht wirklich Zeit zum Antworten und bedrängt ihn mit immer neuen Fragen:
   „,Niklas!‘, sagt Frau Römer. Dringlicher jetzt, ,Willst du nicht mit mir reden? Und dann ist da
   noch die andere Sache. Mit Karl. Was ist da eigentlich los zwischen euch? Kann man da denn
   gar nichts machen?‘“ (Z. 20 – 23) Niklas scheint die Erfahrung gemacht zu haben, dass seine
   Lehrerin ihm nicht glaubt: „Niklas schluckt. Warum fragt sie, wenn sie seine Erklärungen doch
   nie glaubt.“ (Z. 24f.) Dann ist es doch kein Wunder, dass er sich ihr auch jetzt im Bus nicht
   anvertrauen kann. Meiner Meinung nach war das keine gute Gelegenheit, sondern nur eine
   sehr unangenehme Situation für Niklas, da ihm seine Lehrerin nicht sehr einfühlsam begegnet.
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           8. Schule mal anders: zustimmende Position
              Ich bin ganz seiner Meinung. Wie man liest, ist die Methode schon sehr alt und wurde entwi-
              ckelt, um mehr Lebensnähe in die Schule zu bringen: „Erziehungswissenschaftler beklagten
              damals die einseitige ,Verkopfung’ von Schule und suchten nach Wegen, mehr Lebensnähe in
              den Unterricht zu bringen.“ (Z. 17 – 20)
              Da hat sich bis heute meiner Ansicht nach noch nicht viel verändert. Es macht Spaß zu lernen,
              wenn man weiß, wozu man das Gelernte brauchen kann. Die Schule hat die Aufgabe, junge
              Menschen auf das Leben vorzubereiten und nicht nur Lernstoff zu vermitteln: „Auch die
              Offenheit der Situation, die ein gemeinsames Entwickeln von Ideen und Plänen zum Erreichen
              des Ziels erfordert, gehört dazu; das entspricht der Aufgabe von Schule, Kinder zu demokrati-
              schen und kooperativen Verhaltensweisen zu erziehen.“ (Z. 49 – 53)
              So lernen wir, im Team zu arbeiten und haben manchmal auch jüngere oder ältere Schüler
              dabei, nicht nur die eigenen Klassenkameraden. Das und auch die anderen genannten Kenn­
              zeichen der Projektmethode „Fächerübergreifendes Arbeiten, altersgemischte Gruppen und
              praktisches Tun“ (Z. 47ff) sind meiner Meinung nach große Vorteile. Man lernt viele Dinge, die
              auf den Lehrplänen der einzelnen Fächer stehen, ohne es zu merken. Der größte Vorteil ist
              aber die hohe Motivation der Schüler und Schülerinnen. Wenn sie sich für die Themen inter-
              essieren, lernen sie viel besser: „Die Themen sollten aus dem Interessenbereich der Kinder
              stammen, damit deren Motivation möglichst hoch ist.“ (Z. 38ff) Und es ist besonders schön,
              wenn man nicht im Klassenraum sitzt, sondern an anderen Lernorten arbeiten und lernen darf:
              „Oftmals werden dabei Lernorte außerhalb der Schule aufgesucht, denn die Projektmethode
              fördert das Lernen fürs Leben.“ (Z. 57ff). Damit bringt man auf jeden Fall mehr Lebensnähe in
              den Unterricht.
              Ich finde, Großvater hat recht, wenn er sagt, dass es mehr Projektunterricht an den Schulen
              geben sollte, das ist zeitgemäß und hat wirklich viele Vorteile!

           9. Neunzehn Minuten: vermittelnde Position
              Es ist sicher eine sehr schwierige Situation für alle. Ich kann verstehen, dass Lacy nicht allei-
              ne mit dem Hund zum Tierarzt fahren will, um ihn einschläfern zu lassen. Ich habe aber auch
              Verständnis dafür, dass sich Joey und Peter unwohl in der Situation fühlen: „Joey nahm eine
              Sportzeitschrift vom Tisch und blätterte darin. Peter verschränkte die Arme und starrte an die
              Decke.“ (Z. 34ff) Lacy hat wenig Verständnis für die ablehnende Haltung ihrer Söhne: „,Ich
              versteh nicht, dass ihr euch nicht von einem Familienmitglied verabschieden wollt.‘“ (Z. 22ff)
              Sie scheint die engste Bindung zu dem Haustier zu haben: „…, aber es fiel ihr furchtbar
              schwer, den Hund gehen zu lassen. War es albern, ein Tier so zu lieben? War es töricht, sich
              einzugestehen, dass man einen Hund so lieben konnte wie die eigenen Kinder?“ (Z. 78 – 81) Es
              scheint, dass es ihr wichtig ist, in dieser Situation nicht alleine zu sein, dass sie die Unterstützung
              ihrer Familie braucht. Vielleicht hätte sie die Jungen nicht zwingen, sondern mit ihnen darüber
              sprechen sollen. Sie hätte erklären können, dass es ihr wichtig ist und warum, vielleicht wären
              Joey und Peter dann freiwillig mitgekommen. Stattdessen bestimmt sie einfach: „,Wir kom-
              men alle mit rein‘, sagte Lacy entschieden“ (Z. 55) und setzt die Jungen unter Druck, indem
              sie sich selbst mit dem Hund gleichsetzt: „Lacy stemmte die Hände in die Hüften. ,Der Tod
              gehört zum Leben dazu. Ich würde mir wünschen, dass Menschen, die ich liebe, bei mir sind,
              wenn ich abtreten muss.‘“ (Z. 26 – 29)
Training

              Andererseits hätten es sich Joey und Peter vielleicht ohne Druck zu einfach gemacht und
              wären nicht mitgekommen. Manchmal ist es besser, unangenehmen Situationen nicht auszu-
              weichen. Als Mutter weiß Lacy sicher am besten, was für ihre Söhne gut ist. Deswegen finde
              ich es nicht unbedingt blöd, dass sie die Jungen zwingt, aber vorher ein Gespräch darüber zu
              führen, wäre wahrscheinlich besser gewesen.
 12
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10. Über Frieden: zustimmende Position
   Ich finde, dass diese Aussage am Textende eine angemessene Schlussfolgerung darstellt und
   dass sie sehr gut zu der Überschrift „Über Frieden“ passt. Wenn man Frieden will, muss man
   meiner Meinung nach auf Gewalt verzichten und genau dieser Gewaltverzicht wird hier erklärt.
   Zwar war Schlagen als Erziehungsmittel in der damaligen Zeit normal: „Man hielt es für nötig,
   sie zu schlagen, denn sie sollten artig und gehorsam werden“ (Z. 6f), aber die Mutter ist über
   die Reaktion ihres kleinen Sohnes so geschockt, als er ihr einen Stein statt der Rute holt, dass
   ihr klar wird, dass sie ihr Kind niemals schlagen würde: „Ich schämte mich. Und ich nahm ihn
   in die Arme, wir weinten beide soviel wir konnten, und ich dachte bei mir, dass ich niemals,
   niemals mein Kind schlagen würde.“ (Z. 36 – 39)
   Die alte Dame erzählt zum Schluss noch, dass aus ihrem Sohn ein guter Mensch geworden
   sei und Astrid Lindgren beschließt, die Einstellung der Erzählerin zu übernehmen. In der
   Schlussbemerkung wird beschrieben, dass Gewalt in der Erziehung nicht nötig ist und aus den
   Kindern auch ohne Schläge gute Menschen wurden. Diese Bemerkung passt sehr gut und
   dass der Verzicht auf unnötige Gewalt in der Erziehung von Generation zu Generation weiter-
   gegeben wird, ist ein Beitrag zum Frieden.

Textarbeit

1. Texte analysieren

1.1 Nur ein Test: Kurzgeschichte analysieren
   In der Kurzgeschichte „Nur ein Test“ von Reinhold Ziegler, erschienen 2001, sitzt        Einleitungs­
   der Erzähler im Wartezimmer einer Arztpraxis und wartet auf die Testergebnisse           satz
   einer Blutuntersuchung, während er sich Gedanken über sein Leben und den Tod
   macht.
   Die erzählende Person befindet sich in einem Wartezimmer bei einem ihr schon
   seit Längerem bekannten Arzt. Zunächst weiß man nicht, warum sie beim Arzt
   ist, doch bald merkt man, dass bei der Person der Verdacht auf eine schlimme
   Krankheit vorliegen muss. Der Leser erfährt, dass er/sie vor einigen Tagen eine
   Blutuntersuchung gemacht hat und sich Sorgen um ein Virus macht, das sich
   möglicherweise im Körper befindet. Die Gedanken des Erzählers schweifen in die
   Vergangenheit ab. Die Urlaubsliebe könnte ihm/ihr dieses Andenken hinterlassen
   haben. Verzweifelt macht sich die erzählende Person unendliche Vorwürfe wegen
   ihres Leichtsinns und Gedanken über den Tod. Auch der Gedanke an Selbstmord
   keimt in ihr auf, als sie einen Fensterputzer beobachtet. Als der Arzt sie schließlich
   informiert, dass der Test „negativ“ ist, versteht der Erzähler das zunächst falsch
   und fängt an zu weinen und zu zittern, bis der Arzt erklärt, dass „negativ“ in dem       Ende der
   Fall „alles in Ordnung“ heißt. Wieder an der frischen Luft, nimmt der Erzähler           Zusammen­
   seine Umgebung bewusst wahr und versucht ein Lachen.                                     fassung

   Als der Ich-Erzähler, der dem Leser mit Namen, Alter und Geschlecht unbekannt            Beleuchten
   bleibt, eines Abends Nasenbluten bekommt, hat er die „Idee“, dass etwas nicht            der Ver­
                                                                                                            Training

   stimmen könnte, dass er das Virus vielleicht in sich trägt: „Am Freitagabend im          zweiflung und
                                                                                            Angst des
   Bad, als auf einmal meine Nase zu bluten begann, kam mir mit einem Mal beim              Erzählers
   Blick in meine trüben Augen die Idee, dass ich von meiner Urlaubsliebe noch
   andere Andenken als ein Säckchen voll betörend riechender Eukalyptuskapseln

                                                                                                             13
Deutsch-Training

              mitgebracht haben könnte.“ (Z. 15 – 20) Voller Verzweiflung tut er scheinbar
              alles, um diesen Verdacht zu bestätigen: „Ich habe das Internet durchsucht und
              Millionen von Hinweisen gefunden. Wie, wo, wann und wobei man sich ansteckt.
              Über Tests und Therapien, Selbsthilfegruppen und Medikamente.“ (Z. 39 – 42)
              Das ganze Wochenende macht er sich immer wieder Vorwürfe und steigert sich
              in seine Angst hinein. Er vertraut sich niemandem an und muss alleine mit diesem
              Gedanken leben, bis er endlich zum Arzt gehen kann: „… das ganze Wochenende
              hatte ich mir genug vorgeworfen. Zwei Tage und zwei Nächte lang, vom Moment
              der schrecklichen Idee bis zum Montagmorgen, als endlich die Praxis geöffnet
              wurde.“ (Z. 30 – 33) Der Versuch des Arztes, ihn zu beruhigen, z. B. „,Mach dich
              nicht verrückt, wir testen es. Komm am Donnerstag wieder, dann wissen wir
              mehr’“ (Z. 34f), scheint keine Wirkung zu haben. Der Erzähler beschäftigt sich
              unentwegt mit seinem bisherigen Leben und mit seiner Angst vor dem drohenden
              Tod: „In den drei Tagen, seit sie mir das Blut abgenommen haben, lief mein Leben
              tausendmal vor mir ab, tausendmal ein Film, immer bis zu diesem Moment im
              fahlen Abendlicht in den Dünen, für den ich mich wütend und verzweifelt tausend-
              mal angeschrien und geohrfeigt habe. Oft meinte ich das Virus schon in mir zu
              fühlen, meinte plötzlich zu spüren, dass ich todgeweiht bin.“ (Z. 8 – 14) Sprachlich
              wird die Verzweiflung durch die Wortwiederholungen deutlich, z. B. „Oft meinte           Sprachliche
              ich das Virus schon in mir zu fühlen, meinte plötzlich …“ (Z. 13f) oder „… lief          und formale
              mein Leben tausendmal vor mir ab, tausendmal ein Film, … für den ich mich …              Besonder­
                                                                                                       heiten
              tausendmal angeschrien …“ (Z. 9 – 12). Auch gleiche Satzanfänge sind zu finden:
              „Wahrscheinlich hatte er gemerkt …“ (Z. 28f), „Wahrscheinlich wusste er, …“
              (Z. 36) Auch die vielen Fragen, die der Erzähler sich selbst beim Nachdenken über
              den Tod stellt, machen deutlich, wie verzweifelt er ist. Er sitzt im Warte­zimmer
              und fragt sich: „Wie viele sind jetzt schon in mir? Hundert, tausend, Milli­onen?
              … Wo steht, wie man stirbt? Warum war mir mein Leben in diesem Moment so
              billig, dass ich es so kopflos riskieren konnte?“ (Z. 47 – 52) und „Kann man ster-
              ben, ohne dass es wehtut?“ (Z. 60) Zu diesem Zeitpunkt scheint er vollkommen
              davon überzeugt zu sein, dass er das Virus hat. Vermutlich handelt es sich bei der
              Krankheit, die er zu haben glaubt, um Aids.
              Gerade die Ungewissheit, das Warten auf das Testergebnis bringt die erzählende
              Person zum Verzweifeln. Als der Gedanke an Selbstmord aufkommt: „Die Praxis
              liegt im sechsten Stock, das würde reichen, würde schneller gehen als das, was
              mir bevorsteht“ (Z. 58f), ist der Höhepunkt der Verzweiflung erreicht und der Ich-
              Erzähler denkt gar nicht darüber nach, dass das Ergebnis negativ ausfallen könnte.
              Innerlich hat die Person sich darauf eingestellt, an einer tödlichen Krankheit zu
              leiden. Jegliche Hoffnung scheint erloschen.
              Daher ist es nicht verwunderlich, dass er den Arzt zunächst falsch versteht und bei      Verwirrung
              dem Ergebnis „Negativ“ zu weinen und zu zittern anfängt. In dem Moment löst              wird durch
              sich die ganze Anspannung. In dem Abschnitt wird die Verwirrung sprachlich durch         Wortgegen­
                                                                                                       sätze
              die häufige Wiederholung der Worte „Negativ“ und „alles in Ordnung“ deutlich             deutlich
              gemacht. Auch „natürlich“ wird zur Bekräftigung wiederholt: „,Was ist denn los,
              he? Negativ! Du hast es nicht! Negativ heißt, du hast das Virus nicht, es ist alles in
Training

              Ordnung.‘“ Er hat ,alles in Ordnung‘ gesagt. Natürlich, wenn man es hat, heißt es
              positiv. Negativ bedeutet, alles ist in Ordnung: Negativ ist in Ordnung, natürlich.“
              (Z. 69 – 74)
              Dadurch, dass der Erzähler anonym bleibt, wird eine Distanz aufgebaut. Diese
              absichtliche Distanz ermöglicht es dem Leser, sich in die Lage der handelnden
 14
Deutsch-Training

   Person hineinzuversetzen, er muss sich selbst ein Bild von der Person schaffen.
   Die Gedanken der erzählenden Person springen hin und her zwischen dem aktu-
   ellen Geschehen, das Warten im Wartezimmer des Arztes, und den Gedanken
   der letzten Tage. Diese sind meist in kurzen Sätzen wiedergegeben; viele Fragen
   werden gestellt, aber nicht beantwortet und sehr viele Wortwiederholungen bauen
   Spannung auf und geben die Verwirrung oder Verzweiflung wieder: „Nichts über
   Dummheit. Nichts über abgrundtiefe, sinnlose, unnötige Dummheit.“ (Z. 42f)
   „Wollen wir tauschen?, denke ich. Ich tausche alles gegen ein kleines Virus …“
   (Z. 45f)
   Am Ende der Kurzgeschichte, als der Erzähler sich benommen bei dem behandeln­           Unvollstän­
   den Arzt bedankt und das Haus verlässt, sind die Sätze unvollständig. „,Danke‘,         dige Sätze
   sage ich zu ihm (…), stolpere in den Gang, in den Aufzug, raus.“ (Z. 77ff) Die feh-     als Symbol
                                                                                           für Neu­
   lenden Worte vermitteln die Schnelligkeit, mit der das geschieht. An der frischen       anfang
   Luft symbolisiert der Sonnenstrahl Hoffnung: „Irgendwo sticht ein Sonnen­strahl
   durch die Wolken“ (Z. 80f) und der Ich-Erzähler beginnt mit einem versuchten
   Lachen einen Neuanfang.

1.2 Stellung nehmen
   Ich stimme Lena zu. Gerade, weil der Arzt den Patienten schon länger zu kennen
   scheint, z. B. „Dieses Wartezimmer hat so etwas Frohes, Lebensbejahendes, ich
   war schon als Kind hier“ (Z. 1f), ist es verwunderlich, dass er so wenig sagt. Zwar
   bleiben die erwarteten Vorwürfe aus, z. B. „,Warum machst du auch so was?‘,
   hatte der Arzt am Montag gefragt, aber das war auch das Einzige, was ich als
   Vorwurf hätte deuten können“ (Z. 26ff), aber ein Gespräch hätte dem Ich-Erzähler
   sicher gutgetan. Die Frage des Arztes klingt eher wie ein Kommentar. Dann ver-
   sucht der Arzt, seinen Patienten / seine Patientin aufzubauen, indem er ihn/sie mit
   den Worten „,Mach dich nicht verrückt‘“ (Z. 34) zu beruhigen versucht. Dass er
   seinen Patienten duzt, macht ebenfalls deutlich, dass er ihn schon lange kennt,
   und meiner Meinung nach könnte er dann auch wissen, dass dieser sich große
   Sorgen und Vorwürfe macht. Als er ihn dann auch noch selbst ins Krankenzimmer
   ruft, „Der Doktor steht selber unter der Tür“ (Z. 61), wächst die Spannung.
   Der Arzt wirkt routiniert und distanziert, als könne er sich die Verzweiflung und die
   Ängste des Patienten nicht vorstellen. Warum lächelt er ihm nicht zu oder nickt
   ermutigend, das finde ich seltsam. „Ich laufe hinter ihm her, setz mich auf den
   Stuhl, auf den seine Hand weist. Er setzt sich in seinen Bürosessel, zieht ein Blatt
   aus meiner Krankenakte. ,Hier, dein Test‘, sagt er. ,Negativ!‘“ (Z. 63 – 66) Erst bei
   der unerwarteten Reaktion seines Patienten geht er auf diesen ein: „Ich fang an zu
   zittern, weinen, er nimmt mich an den Schultern, schüttelt mich ein bisschen. ,Was
   ist denn los, he? Negativ! Du hast es nicht! Negativ heißt, du hast das Virus nicht,
   es ist alles in Ordnung.‘“ (Z. 67 – 71) Ich finde es seltsam, wenn ein Arzt sich so
   wenig mit den Ängsten eines Patienten auseinandersetzt, vor allem, wenn er ihn
   schon von Kind an kennt, und gebe Lena daher recht.
                                                                                                         Training

                                                                                                          15
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           2.1 Ein Tag im Juni: Kurzgeschichte analysieren
              In der Kurzgeschichte „Ein Tag im Juni“ von Sylvia Plath, erschienen 1994, erinnert Ein­leitungs­
              sich die Erzählerin an einen unvergesslichen Tag im Juni, als sie, während sie mit satz
              einer Freundin auf einem See paddelt, zwei Jungen kennenlernt.
              Die beiden Mädchen lassen sich auf ein Abenteuer mit den Jungen ein, die eben-
              falls in einem Boot sitzen. Sie nehmen Kontakt auf und flirten. Dann paddeln sie
              gemeinsam und die Mädchen führen die Jungen an der Nase herum. Sie lassen
              die Jungen für ihr Boot bezahlen und behaupten, kein Geld zu haben, was nicht
              stimmt. Als Linda, die Freundin der Erzählerin, gegen ihren Wunsch den Betrug
              an die Jungen verrät, beenden diese den Kontakt sehr schnell. Die Erzählerin ist      Ende der
              darüber traurig und unglücklich über das Ende dieser Begegnung. Sie bereut das        Zusammen­
                                                                                                    fas­sung
              Verhalten den Jungen, vor allem Buck gegenüber, in den sie sich verliebt hat.
              Der Tag wird für die Erzählerin zu einem besonderen Tag, einmal, weil sie sich in     Gründe,
              Buck verliebt, z. B. „Keiner der Jungs aus der Schule ist je so nett zu euch gewe-    warum
                                                                                                    dieser Tag
              sen. Du konzentrierst dich auf Buck“ (Z. 89f), und weil der Kontakt durch die Lüge
                                                                                                    im Juni ein
              sehr schnell beendet ist, denn die Jungen wenden sich ab, als sie von dem Betrug,     besonderer
              für den sie sich inzwischen schämt, erfahren: „Du nimmst wahr, dass die Jungen        Tag ist
              das Geld genommen haben und sich, kleiner und kleiner werdend, auf der Straße
              entfernen.“ (Z. 166ff)
              Die Erzählerin und ihre Freundin Linda wollen erproben, wie viel Macht sie über Erläu­terung
              die Jungen haben: „Warum nicht seine Macht erproben? Warum nicht?“ (Z. 107) der Gründe
              Zunächst flirten sie mit ihnen, paddeln mit ihnen gemeinsam. Dann kommen sie
              auf die Idee, die Jungen ihr Boot zahlen zu lassen und verstecken ihre Geldbörsen.
              Als die Erzählerin merkt, dass die Jungen darauf reinfallen, bekommt sie ein
              ungutes Gefühl. Sie würde die Situation am liebsten rückgängig machen, weiß
              aber nicht wie. Weil sie Buck nicht verlieren will, steigen ihr Tränen der Reue und
              des Zorns über die Situation auf: „Du siehst ihn an, innerlich schüttelt es dich,
              Glut hämmert in deinen Schläfen. Jetzt wird es ein wenig zu ungemütlich. Tränen
              verlegenen Zorns trüben heiß und nass deine Augen, salzig beißend. (…) Du fühlst
              dich mies, sehr klein und gemein angesichts solcher Großzügigkeit. Du möchtest
              sagen: ,Tut mir leid, es ist alles gelogen‘, aber die Worte kommen einfach nicht
              heraus. Er vertraut dir jetzt.“ (Z. 117 – 126) Für die Erzählerin ist bald klar, dass sie
              bei der Lüge bleiben will, zumal Buck ihr vertraut und so nett ist. Sonst wäre der
              schöne Anfang der Freundschaft gleich verdorben. Vor lauter Schamgefühl kann
              sie Buck nicht mehr ansehen, als sie den Bootssteg hinaufgehen. Deshalb ist sie
              auch verärgert, als Linda die Lüge aufklärt. Buck ist enttäuscht und sie ist sich
              bewusst, dass sie an diesem Junitag mit mehr als nur mit Geld betrogen hat: „Wie
              kannst du je erklären, dass du mit mehr betrogen hast als nur mit Geld.“ (Z. 175ff)
              Buck wendet sich endgültig von ihr ab, bevor die Freundschaft so richtig beginnen
              konnte.
              Bis zum jetzigen Tag kann die Erzählerin das für sie beschämende und verletzende Sprach­liche
              Erlebnis aus dem Gedächtnis abrufen. Das wird sehr deutlich, da sie das Erlebte in Mittel:
                                                                                                 Zeit­form
              der Zeitform des Präsens schildert.
Training

              Die Erzählerin ist eine der handelnden Personen und bleibt durchgehend in der Erzähl­
              Du-Perspektive, während sie ihr Erlebnis erzählt. Sie beginnt mit: „Du gehst mit perspektive
              Linda zum ersten Mal in dieser Jahreszeit zum See, um zu paddeln“ (Z. 6f) und

 16
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   schließt die Kurzgeschichte mit: „Du gehst weiter, sagst nichts.“ (Z. 178) Mit
   dieser fortdauernden direkten Anrede wird der Leser quasi zum Teilnehmer des
   geschilderten Erlebnisses gemacht. Verstärkt wird das noch durch gelegentli-
   che wörtliche Rede im Text: „,Soll ich?’“ (Z. 85), „,Und was hättet ihr gemacht,       Wört­liche
   wenn wir nicht vorbeigekommen wären?’“ (Z. 115f) oder „,Klar doch‘, sagt er.“          Rede
   (Z. 132) Die Emotionen der Erzählerin, die den Tag zu einem unvergessenen
   machen, werden durch Verwendung von poetischen Redewendungen wie „…
   blendende Sonnenpfeile, die vom tiefen gläsernen Blau des Wassers abprallen            Poetische
                                                                                          Redewen­
   …“ (Z. 23f) oder „du blinzelst in die Sonne und auf deinen Wimpern spannen sich        dungen
   Netze von Regenbögen. Eingelullt durch das gleichmäßige Lecken der Wellen
   am Kiel, das Schaukeln … das Gleiten … treibt ihr ans Ufer.“ (Z. 32 – 36) und          Sprach­bilder­
   auch durch Sprachbilder bei der Beschreibung der Natur und der Verwendung
   von Farben verdeutlicht, zum Beispiel „grüne Schatten, sich ins Gelb lichtend,
   ins Blau verdichtend … der strahlende Glanz, … die vom tiefen gläsernen Blau           Wirkung
   des Wassers abprallen … die tanzend wechselnden Farbsprenkel“ (Z. 20 – 27).            von Aus­
                                                                                          lassungs­
   Sätze, die durch Auslassungszeichen unterbrochen sind, durchziehen die gesamte         zeichen
   Erzählung. Dadurch erreicht die Autorin eine Verlangsamung des Leseflusses, die
   dem Leser Zeit für seine eigenen Fantasien gibt. Außerdem wird eine geheim-
   nisvolle, fast zauberhafte Stimmung erzeugt: „… das klare Leuchten der Tulpen
   im Garten; grüne Schatten, sich ins Gelb lichtend, ins Blau verdichtend … der
   strahlende Glanz … die heiße Berührung der Sonne auf deiner Haut … blendende
   Sonnenpfeile …“ (Z. 20 – 23)
   Insgesamt fällt die alltägliche Sprache auf, z. B. „Wackelig steigst du in den Bug“    Wortwahl
   (Z. 11), „Du paddelst zu einer Bucht“ (Z. 30), „du tust atemlos und kippst beinahe
   das Boot …“ (Z. 64f) sowie die fortdauernde direkte Anrede des Lesers mit „du“
   bzw. „ihr“.
   Außerdem verwendet die Autorin an mehreren Stellen gleiche Satzanfänge und
   Aufzählungen und verleiht so dem Gesagten Nachdruck, z. B. „Nimm den Geruch            Aufzäh­lung
   von frisch gewaschener Wäsche; von trocknendem Himmelstau nach einem                   und Satz­-
                                                                                          an­fänge
   Regen; nimm die huschenden Bewegungen des Sonnenlichts auf der Wiese; den
   kühlen Geschmack von Minze auf der Zunge; …“ (Z. 16 – 20) Durch diese vielen
   sprachlichen Mittel wird sehr deutlich, welche Besonderheit dieses unvergessliche
   Erlebnis für die Erzählerin hat.

2.2 Stellung nehmen
   Ich finde nicht, dass es vollkommen unnötig war, den Jungen die Wahrheit zu
   sagen. Denn es wird deutlich, dass auch Linda den Betrug bereut: „Du möchtest
   schreien, ihre reuige Stimme übertönen, als sie zu Buck und Don sagt: ,Wir haben
   nur Spaß gemacht, wir haben Geld dabei, und damit ihr seht, dass wir nicht ganz
   gemein sind, zahlen wir euch das jetzt zurück.‘“ (Z. 150 – 154) Aus Lindas Sicht ist
   die Situation damit geklärt und sie ist zufrieden, muss kein schlechtes Gewissen
   haben: „Linda seufzt mit Befriedigung. Sie hat getan, was nötig war, und betrach-
   tet den Vorfall also als erledigt.“ (Z. 172f) Dass das für die Freundin anders sein
   könnte, kommt ihr anscheinend nicht in den Sinn, sie scheint von den Gefühlen,
                                                                                                           Training

   die die Erzählerin hat, nichts zu ahnen, und davon, wie gerne diese den Kontakt
   fortsetzen möchte.
   Die Erzählerin will bei der Lüge bleiben, weil Buck ihr vertraut, „… aber die Worte
   kommen einfach nicht heraus. Er vertraut dir jetzt. Sein Gesicht ist freundlich

                                                                                                            17
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              und du kannst … willst … das nicht ändern, indem du ihm die Wahrheit sagst.“
              (Z. 125 – 128) Sie kann aber nicht verhindern, dass Linda die Lüge eingesteht:
              „,Nein‘, zischst du hitzig zurück. Wie kannst du ihr erklären, wie es steht … dass
              Buck dir vertraut? Alles würde verdorben … zerstört werden. Aber Linda hat sich
              schon umgedreht.“ (Z. 146 – 149) Für Linda ist es einfach, die Wahrheit zu sagen,
              und sie ist anschließend erleichtert. Der Erzählerin wird hingegen klar, dass sie
              nicht nur mit Geld betrogen hat, sondern auch Bucks Vertrauen missbraucht hat.
              Aber nichts zu sagen und eine Freundschaft auf so eine Situation aufzubauen, kann
              meiner Meinung nach nicht gut gehen. Dann hätten die Mädchen wahrscheinlich
              immer ein schlechtes Gewissen gehabt und dadurch wäre die Freundschaft zu
              den Jungen belastet. Ich halte es für richtig, einen Fehler einzugestehen und die
              Wahrheit zu sagen.

           3.1 Der erste graue Tag: Textauszug analysieren
              In dem Textauszug „Der erste graue Tag“ aus „Die blauen und die grauen Tage“ Einleitungs­
              von Monika Feth, erschienen 1999, wird beschrieben, wie das Verhalten der Oma, satz
              die vermutlich an Demenz leidet, sich langsam verändert und wie ihre Enkelin auf
              die Verschlechterung ihres Befindens reagiert.
              Die Großmutter lebt seit einiger Zeit in Evis Familie und Evi beobachtet sie mit
              Sorge. In einem Tagebuch hält sie fest, wie sich die Oma verhält und vermerkt,
              ob es sich um „blaue“ Tage handelt, also Tage, an denen es der Großmutter gut            Ende der
                                                                                                       Zusammen­
              geht und sie keine Gedächtnislücken hat. Die Tage, an denen es kleine Erinne­            fassung
              rungsprobleme gegeben hat, nennt sie „graublau“. An den sogenannten „grauen“
                                                                                                       Sprach­liche
              Tagen verhält sich die Großmutter merkwürdig und kann sich dann an gewisse               Mittel:
              Handlungen nicht mehr erinnern. Das sind schlechte Tage. In dem Textauszug               Wörtliche
              schildert Evi zwei graue Tage und ihre Unsicherheit, damit umzugehen.                    Rede
              Am ersten dieser grauen Tage sitzt die Oma barfuß auf der Treppe, als Evi von der
              Schule nach Hause kommt: „Oma hatte auf der Treppe vorm Haus in der Sonne
              gesessen, barfuß, hatte mit den Zehen gewackelt und Evi auf eine sonderbar aus-
              druckslose Weise angelächelt.“ (Z. 16 – 19) Sie stellt fest, dass sie zehn Zehen hat
              und fordert Evi auf, sie nachzuzählen: „,Zähl nach, wenn du mir nicht glaubst.‘“
              (Z. 22f) In ihrer Unsicherheit geht Evi nicht näher darauf ein: „Evi wusste nicht, was
              sie antworten sollte.“ (Z. 23f) Auch so etwas Alltägliches wie Schuhe anziehen
              ist für die Oma ein Problem: „Oma ging an den Schuhen vorbei, kehrte wieder
              um und schlüpfte hinein. Sie zog die Riemchen nicht über die Fersen, sodass die
              Schuhe ihr bei jedem Schritt nachschlappten.“ (Z. 30 – 33)
              Evi scheint über diese Vorfälle erschrocken und bemüht sich, leise und vorsichtig
              zu sein: „Evi war zumute, als müsse sie sich auf Zehenspitzen bewegen, um nur
              ja keine Erschütterung zu verursachen, die Oma erschrecken könnte. Vorsichtig
              schob sie sich auf ihren Platz.“ (Z. 35 – 38) Als die Oma etwas Essen auf die
              Tischdecke verschüttet, kümmert sie sich nicht darum: „Oma hob den Deckel vom
              Topf und füllte Evi auf. Sie verschüttete ein wenig, wischte es aber nicht weg“
              (Z. 39f), und auch Evi lässt das Verschüttete unberührt in die Tischdecke sickern
Training

              und unterhält sich beiläufig mit ihrer Oma.
              Am nächs­ten Tag zerreißt die Oma ein Schnittmuster, mit dem sie unzufrieden ist
              und fegt die Schnipsel auf den Boden: „,So geht´s nicht. Man muss es ganz anders
              anfangen.‘ Sie zerriss das Schnittmuster und fegte die Schnipsel mit dem Arm

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   vom Tisch.“ (Z. 56ff) Evi zögert, lässt die Schnipsel aber liegen: „Evi wusste nicht,
   was sie mit den Schnipseln tun sollte, und entschied sich, sie liegen zu lassen.“
   (Z. 62f) Später erinnert sich die Großmutter nicht mehr daran und fragt Evi: „,Was
   ist passiert, Evi?‘ – ,Du warst nicht zufrieden damit.‘ Oma richtete sich auf und
   drehte sich zu Evi um, die Hälfte der Schnipsel in der Hand. Sie brauchte es nicht
   auszusprechen – Evi sah, dass sie sich nicht erinnern konnte.“ (Z. 81 – 86) Danach
   zieht sich die Großmutter in ihr Zimmer zurück. Die geschilderten Ereignisse wirken
   durch den gelegentlichen Gebrauch von wörtlicher Rede lebendig, der Leser nimmt
   dadurch mehr an dem Geschehen teil. Manchmal sind es nur wenige Worte: „,Bist
   du hungrig?‘“ (Z. 28f), „,Schön‘“ (Z. 47), „,Hmm, Kaffee.‘“ (Z. 69)
   Die Erzählerin verwendet zu Beginn einen Gegensatz: „Und dann kam er, der erste         Gegensatz
   graue Tag. Dabei war der Himmel weit und blau wie lange nicht mehr, …“ (Z. 7f)
   Später benutzt sie einen Vergleich in ihren Beschreibungen, z. B. „In der Diele         Vergleich
   lagen ihre Schuhe, umgeknickt wie Vögel mit gebrochenen Flügeln.“ (Z. 27f)
   Diese sprachlichen Mittel deuten auf etwas Unheilvolles und unterstreichen
   die Verschlechterung, die im Gesundheitszustand der Großmutter stattfindet.
   De­tail­lierte Beschreibungen wirken teilweise bedrückend: „,Zehn‘, sagte sie und       Detaillierte
   betrachtete verwundert ihre Zehen. Die Nägel hatten schwarze Ränder und muss-           Beschrei­
   ten dringend geschnitten werden.“ (Z. 20ff) Auch das verschüttete Essen wird            bungen
   im Detail beschrieben: „Auf dem braunen Fleck, der zurückblieb, lagen vier graue
   Linsen, zwei zerkochte Kartoffelstückchen und ein schrumpeliger Lauchring.“
   (Z. 43ff) Dadurch gewinnt der Leser aber auch den Eindruck, dass Evi die
   Großmutter und alles, was geschieht, sehr genau beobachtet.

3.2 Stellung nehmen
   Ich finde es ebenfalls bewundernswert, wie genau Evi ihre Oma beobachtet und
   sich um sie kümmert. Da ist zum einen die Tatsache, dass sie sogar ein Tagebuch
   führt und notiert, ob es gute, mittelmäßige oder schlechte Tage waren: „Es hatte
   Anzeichen gegeben, und an den beiden Tagen zuvor hatte Evi vorm Schlafengehen
   in ihrem Tagebuch ,graublauer Tag‘ notiert.“ (Z. 10ff) Die Veränderungen, die sie
   im Verhalten ihrer Großmutter wahrnimmt, kommen ihr wie graue Wolken vor,
   daher nennt sie die schlechten Tage „graue Tage“. Auch nimmt sie sich Zeit für
   ihre Großmutter: „Evi war zu Hause geblieben, für alle Fälle“ (Z. 53) und bereitet
   Kaffee: „Als Evi mit Mathe fertig war, kochte sie Kaffee, schnitt zwei Stücke von
   dem Sandkuchen ab und trug das Kaffeegeschirr in den Garten hinaus.“ (Z. 66ff)
   Leider reagiert sie auf die Verschlechterungen im Befinden der Großmutter sehr
   verunsichert: „Evi wusste nicht, was sie antworten sollte.“ (Z. 23f), „Evi wusste
   nicht, was sie mit den Schnipseln tun sollte, …“ (Z. 62), „,Der Kaffee wird kalt‘,
   sagte Evi ausweichend …“ (Z. 78) Daher kann sie der Oma auch nicht wirklich
   helfen: „Evi sah, dass sie sich nicht erinnern konnte. ,Aber‘, Omas Stimme bettelte
   um Zustimmung, ,wir hatten eine ganze Reihe blauer Tage, nicht wahr?‘ Evi nickte
   und wandte sich ab. ,Viele blaue Tage‘, sagte Oma hinter ihr.“ (Z. 85 – 89)
   Trotzdem gebe ich Marvin recht, es ist bewundernswert, was Evi für ihre Oma tut.
                                                                                                          Training

                                                                                                           19
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