BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker

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BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
BACKPAPIER    Echtes Handwerk. Echter Genuss.

          Alte
     Getreidesorten
      neu entdeckt
      Schwarzer Emmer,
    Einkorn, Champagner­
       roggen und die
         Waldstaude

  kids-corner                                         Was
mit Spielen &                                     spricht fürs
Informationen                                    handwerkliche
 Praktische Tipps                                   Backen?
vom Bäcker für die                               Hochwertige Inhalts­
  ganze Familie                                     stoffe sowie die
                                                  ­Teigführung sind
                                                     entscheidend

 HANDWERK
 ALS BERUFUNG
  Lust auf regionale Vielfalt & echte Handwerkskunst
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
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2 Bäckerzeitung 05/2020             Inhalt
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
Vorwort                                   5    REGIONALES
Landesinnungsmeister
                                               Alte Getreidesorten neu entdeckt
Johann Ehrenberger
                                               Schwarzer Emmer, Einkorn, Champagner-
                                               roggen und die Waldstaude.           20
Short Stories                             6
Österreicher sind Brotesser.
                                               Rezept: Waldviertler Mohnzelten            22
Echt. Gut. Vom Bäcker.
Brot richtig lagern.                           Der Geschmack des Waldviertels
                                               Mohnbauer Ringl-Hof aus dem ­
TRADITION                                      Waldviertel.                                23

Bäcker lieben ihren Beruf
                                               Brot backen als gemeinsames Erlebnis
Über ihre Liebe zu Teig & Beruf.          10
                                               in der Ersten Waldviertler
                                               Bio-Backschule.                     24
„Bäcker – ein Beruf mit Zukunft“
Zwei junge Bäckerinnen geben                   Rezept: Roggenschrotbrot mit Joghurt 25
einen Einblick in ihre Ausbildungszeit.   12

Rezept: Landbrot mit Sauerteig            13
                                               GESUNDHEIT
                                               Das einzigartige »tut gut«-Weckerl
Brot und Musik                                 Ein Gebäck für die Gesundheit,
                                               das b
                                                   ­ esten Geschmack garantiert.          28
Beeinflusst Musikbeschallung
während des Herstellungs­prozesses
                                               Warum gehen Sie zum Bäcker?
den Geschmack des Brotes?                 14
                                               BACKPAPIER hat nachgefragt,
                                               wann am liebsten Brot gegessen wird.       29
„Ins Gai foan“
Neben ihrem Geschäft fahren unsere             Im Brot sind viele Vitalstoffe
Bäckerinnen und Bäcker häufig von Haus         Ernährungswissenschafterin
zu Haus, um ältere Menschen mit frischem       Larissa Grünwald beleuchtet die
Brot zu beliefern.                      15     Kriterien des Grahambrotes.                30

Die hohe Kunst des Aufbackens                  Rezept: Dinkelvollkornbrot                  31
Frische Produkte vom Bäcker lassen sich
auch hervorragend einfrieren und wieder        „Geschmack benötigt Zeit“
aufbacken.                              16     Seit vielen Jahren beschäftigt sich
                                               Prof. Michael Kleinert in Zürich mit allen
Wenn‘s drauf ankommt ...                       Fragen rund ums Brotaroma.                 32
... sind die NÖ-Bäcker für Sie da!
Sie halten auch zu Krisenzeiten ihre           kids-corner                                35
G
­ eschäfte offen.                         17   Bau deinen eigenen Weizen an!
                                               Sauerteig – was ist das?
Rezept: Dreikornbrot                      17   Kinder fragen, Bäcker antworten.

                                                                          Bäckerzeitung 05/2020 3
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
4 Bäckerzeitung 05/2020
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
Liebe Kundinnen und Kunden                                                       er
                                                                        hrenberg
                                                                Johann E            r
der niederösterreichischen                                               ungsme te
                                                                               is
                                                                Landesinn
Bäckerinnen und Bäcker,

aus unzähligen Gesprächen mit uns wissen            verständlich ist auch Ihnen als Kundinnen und
Sie sicherlich: Wir NÖ-Bäcker haben immer           Kunden zu danken, indem Sie den Bäckern die
etwas zu erzählen. Sei es über unsere Liebe         Treue gehalten haben.
zu ­unserem Handwerksberuf, über die ge-
sundheitlichen Vorzüge und den Genuss von           Über unser Brot gibt es ebenfalls vieles zu er-
­unseren Produkten oder über unsere regionale       zählen. Mit dem vorliegenden Magazin möch-
 Verankerung. Denn wir beziehen unsere Zu-          ten wir Ihnen, liebe Kundinnen und Kunden
 taten nicht nur aus der unmittelbaren Nachbar-     der NÖ-Bäckereien, viel Wissenswertes rund
 schaft von verschiedenen Zulieferbetrieben, wir    um unseren Handwerksberuf berichten. Einige
 sind selbst ein bedeutender Nahversorger und       ­Bäcker haben auch ihre alten Backbücher ge-
 in manchen Regionen auch besonders wichtig          öffnet und uns ihre Rezepte fürs Nachbacken
 als Arbeitgeber.                                    zur Verfügung gestellt. Ein besonderes Service,
                                                     wie Sie es auch beim täglichen Einkauf bei
Als zu Beginn dieses Jahres die Welt aus den         Ihrem Lieblingsbäcker erfahren können.
Angeln gehoben wurde und nichts mehr so zu
sein schien, wie es einmal war, da bewiesen         Blicken wir alle gemeinsam hoffnungsvoll in die
unsere Bäckerinnen und Bäcker, dass sie auch        Zukunft. Es sind manchmal die kleinen Dinge
in Krisenzeiten für Sie da sind. Sie hielten ihre   des Lebens, die einen erfreuen. Da gehört ein
Geschäfte offen und arbeiteten unermüdlich          Stück Brot mit einer knusprigen Rinde und
für die Grundversorgung. Sie buken jede Nacht       einer kräftig-würzigen Krume sicherlich dazu.
frisches Brot und Gebäck. Damit Sie als Kunde       Freuen Sie sich aufs morgige Frühstück, denn
auf die hohe Qualität beim Brotkauf nicht ver-      wir liefern Ihnen dafür nicht nur Köstliches für
zichten müssen. Viele Bäcker haben auch auf         den Magen, sondern mit „BACKPAPIER“ nun
ein Lieferservice umgestellt. So konnten viele      auch eine genüssliche Lektüre.
ihr Brot und Gebäck vor ihrer Haustüre ohne
direkten Kontakt empfangen.
                                                    Herzlichst
                                                    Ihr Johann Ehrenberger
Dafür gilt es, DANKE zu sagen an alle Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter, die mit ihrer täglichen
Arbeit einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung
des Lebensmittelkreislaufes leisteten. Selbst-

                                                                                    Bäckerzeitung 05/2020 5
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
Österreicher
                                                          sind Brotesser
                                                          Während für Asiaten der Reis als Grundnahrungs-
                                                          mittel eine große Bedeutung besitzt, greifen Öster-
                                                          reicher eher zum Brot. Das beliebte Nahrungsmittel
                                                          weist eine Reichweite von 98 Prozent auf, wobei bei
                                                          uns knapp drei Kilogramm Brot monatlich gegessen
                                                          werden. Über 300 verschiedene Brotsorten stehen
                                                          dafür zur Verfügung. Die heimischen Brotesser be-
                                                          vorzugen dunkles Brot gegenüber dem Weißbrot.
                                                          Zudem gibt es Altersunterschiede: ältere Menschen
                                                          genießen ihre klassischen Brot-Mahl­zeiten morgens
                                                          und abends, während die Jüngeren auch zwischen-
                                                          durch mal zu einem Weckerl oder einem Semmerl
                                                          greifen. Immerhin essen sieben von zehn Öster­
                                                          reichern mindestens einmal pro Tag Brot und Ge-
                                                          bäck. Und noch ein Detail: zunehmend wird wieder
                                                          mehr Wert auf die Qualität gelegt. Diese finden Sie
                                                          in den Backstuben der niederösterreichischen Hand-
                                                          werksbäckereien.

    O R I S C H E S
HIST
   Das Bäckerschupfen
   Bis ins Jahr 1773 gab es den Brauch des Bäcker-        Bestrafungsform als eine Art Volksfest. Diese Ehren-
   schupfens, auch Bäckertaufe genannt. Bäcker, die       strafe für Bäcker war damals in vielen europäischen
   Brot mit zu geringem Gewicht oder von minder-          ­Städten üblich und wurde beispielsweise in Wien am
   wertiger Qualität herstellten, wurden im Mittelalter    Donaukanal vollstreckt.
   bestraft. Dafür wurden sie in einen geschlossenen       Glücklicherweise ist trotz dieses lange Zeit gepfleg-
   Schandkorb (Schupfe) gesperrt und mittels einer         ten Brauchtums der Handwerks­beruf des Bäckers
   Wippe mehrmals ins Wasser oder in Unrat getaucht.       nicht ausgestorben. Gut, die nieder­österreichischen
   Die schadenfrohen Zuschauer, die den Bäcker oft-        Bäckerinnen und Bäcker liefern dafür auch gar
   mals auch noch mit Steinen bewarfen, feierten diese     ­keinen Anlass.

6 Bäckerzeitung 05/2020
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
Echt. Gut.
                                                             Vom Bäcker
                                                             www.echtgutbaecker.at

                                                             Der Webauftritt der niederösterreichischen
                                                             ­Bäckereien bietet viel Wissenswertes rund
                                                              ums Handwerk und den Brot-Genuss. Neben
                                                              aktuellen Neuigkeiten und Informationen
                                                              rund um die Lehrlingsausbildung finden sich
                                                              auch zahlreiche Porträts von Bäckerinnen
                                                              und ­Bäckern aus dem ganzen Bundes­land.
                                                              ­Neugierig? Dann suchen Sie einfach ­Ihren
                                                               Bäckereibetrieb in Ihrer Nähe. Immerhin
                                                               ­stehen mehr als 300 zur Auswahl, die nach
                                                                traditionellen Rezepten backen, auf natürliche
                                                                Rohstoffe setzen und mit ihrem handwerk-
                                                                lichen Geschick großartige Köstlichkeiten
                                                                ­herstellen.

Brot richtig lagern
Brotalterung entsteht dadurch, dass die Stärke
das beim Backprozess gebundene Wasser wieder
abgibt. Dieses dringt aus der Krume zur Kruste
und verdunstet. Deshalb ist die Brotlagerung im
Kühlschrank oder im Plastiksack keine gute Idee
(Stichwort Schimmelbildung). Bäcker empfehlen
deshalb Leinenbeutel, die vor Luftzug Schutz bie-
ten. Dieser trägt ebenfalls zur Brottrocknung bei.     Wichtig: den Brottopf einmal pro Woche mit Essig-
Die ­Lagerung soll auf der Schnittfläche erfolgen,     wasser auswaschen, um eventuelle Schimmelsporen
weil aus der ­Krume am raschesten Wasser ab-           zu beseitigen. Tipp des Bäckers: die erste Scheibe
gegeben wird. Ebenso sind Brottöpfe aus Keramik        des scheinbar alten Brotes abschneiden. Die nächs-
eine hervor­ragende Lagermöglichkeit, da sie durch     te Scheibe schmeckt fast wie frisch. Oder zwei bis
Luft­zirkulation vor Trocknung schützen. Die offenen   drei ­Scheiben in hochwertigen Frischhaltebeutel
Poren nehmen überschüssige Feuchtigkeit auf und        einfrieren, damit sie bei Bedarf aus dem Gefrierfach
geben diese wieder an das Brot zurück.                 entnommen werden können.

                                                                                        Bäckerzeitung 05/2020 7
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
8 Bäckerzeitung 05/2020
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
TRADITION
Der Beruf des Bäckers zählt zu den traditionellsten Handwerks­
berufen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich in ihrem Broterwerb
einiges geändert. Denn aus dem einfachen Broterzeuger
­wurden vielfach vielbeschäftigte Unternehmer. Nicht geändert
 hat sich, dass Bäcker kreativ und innovativ sind und unverän­
 dert ist auch, dass der Beruf des Bäckers bei jungen Menschen
 immer noch zu den Beliebtesten zählt.

                                                          Bäckerzeitung 05/2020 9
BACKPAPIER - Echt Gut Bäcker
Bäcker lieben ihren Beruf
   Das Brot backen zählt zum traditionellen Handwerk. Neben einer
   großen Sortenvielfalt überzeugen die niederösterreichischen
   ­Bäckerinnen und Bäcker mit viel Erfahrung, enormem Wissen
    und einer Portion Kreativität. Damit füllen sie jedes Körberl mit
    den besten Produkten.

   Wenn der Bäcker Klaus aus dem westlichen Nieder-        Handwerk bedeutet Erfahrung und Wissen
   österreich gegen halb zwei Uhr morgens in seine         Das Mischen der Zutaten erfolgt mittlerweile me-
   Backstube geht, dann freut er sich, denn das Brot       chanisch. Dafür benötigt es viel Erfahrung. Wie fühlt
   backen ist für ihn Beruf und Hobby zugleich. Seine      sich der Teig an? Benötigt er mehr Mehl? Benötigt
   Rezepturen für die verschiedensten Brote hat er         er mehr Wasser? Muss er wegen seiner Konsistenz
   längst zusammengestellt, die Backzettel für den Tag     noch ein paar Minuten länger gemischt werden?
   liegen für all seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
   bereit. Die Zusammenstellung unterscheidet sich         Ein Teig muss nicht nur wegen der Luftfeuchte täg-
   von Tag zu Tag. „Arbeiten nach Plan“ nennt er es.       lich anders behandelt werden. Wenn beispielsweise
   Sechs Mal in der Woche trifft er mitten in der Nacht    die neue Getreideernte von der verarbeitenden
   seine Kollegen. Das Bäckerhandwerk stellt immer         Mühle als Mehl angeliefert wurde, dann dauern das
   noch eine Teamarbeit dar.                               Mischen und die Teigführung ein wenig länger. Das
                                                           sind Erkenntnisse, die über die Jahre reiften, schließ-
   Zugegeben, durch die maschinelle Entwicklung            lich sollte das Lieblingsbrot den Kunden immer
   trat im Laufe der Jahre eine Arbeitserleichterung       gleich schmecken. Manche Bäcker erkennen bereits
   ein. Auch deshalb finden sich heutzutage vermehrt       am Klatschen des Teiges in der Maschine, wie viel
   Bäckerinnen in den Backstuben wieder. Früher wa-        Zeit er noch benötigt.
   ren Bäcker immer „g’standene Männer“, wie es in
   den ländlichen Regionen so treffend heißt. Denn         Auch im nördlichsten Teil Niederösterreichs hat
   das Handwerk war vor einigen Jahrzehnten noch           Bäcker Erich seine Backstube längst aufgesucht,
   Schwerstarbeit. Mehlsäcke von rund 80 Kilogramm         um das wichtigste Grundnahrungsmittel für viele
   mussten in den Speicher getragen werden, der sich       Menschen des Nächtens zu erzeugen. „Handwerk
   meist in den Obergeschoßen der Bäckereien befand.       bedeutet Wissen“ gilt als eine seiner Philosophien.
   Von dort rieselte das Mehl in die gewaltigen Bottiche   Hochintelligent und kreativ sei sein Beruf mit der
   in die Backstuben. Im Untergeschoss war dann das        Möglichkeit, jeden Tag etwas anderes zu machen.
   Anrühren und Umrühren von zähen Weizenteigen            Mehr als 135 verschiedene Sorten Brot umfasst s­ eine
   kräfteraubend.                                          Rezeptsammlung, wofür er auch 20 verschiedene

10 Bäckerzeitung 05/2020
Nachts hergestellt, frühmorgens im Regal
                                                       In den Backstuben haben die Brot- und Semmel­
                                                       teige mittlerweile ihre erste Ruhephase hinter sich
Sauerteigkulturen pflegt. Denn diese Mikroorganis-     gebracht. Aus der großen Masse wurden sie porti-
men sind Leben und sie reagieren auf Kälte und auf     onsweise aufgeteilt und nun beginnt mit dem Wirken
Wärme. Die Menschen sollen sich fragen, welchen        das aufwendige Handwerk. Zwei geformte „Kugeln“
Wert hat mein Brot für mich, meint er. Gerade bei      werden beidseits mit den Händen bearbeitet, damit
den Sauerteigbroten würde jeder Brotliebhaber          der Kern des Brotes gleichmäßige, feine Poren er-
einen entscheidenden Unterschied merken.               hält. Maschinen würden den Teig zu fest machen,
                                                       worunter wiederum der Geschmack leide. So stehen
Regionale Brot-Unterschiede                            die Bäcker nun in den Backstuben im Wettlauf mit
Der Kreislauf der Brotherstellung hat sich kaum        der Zeit. Der Tagesbedarf an Brot und Gebäck will
verändert. Vom bäuerlichen Betrieb kommt das Ge-       erzeugt sein und die Teige wollen im Simperl vor
treide zum Müller und von diesem werden die in der     dem Backvorgang nochmals rasten.
Mühle verarbeiteten Körner als Mehl zum Bäcker
transportiert. Bäcker wissen, dass Brot besser be-     Mittlerweile ist es kurz nach fünf. Das köstlich
kömmlich ist, je feiner die Körndl vermahlen wurden.   ­duftende Brot erfüllt den Raum und wurde bereits
Sie wissen aber auch, dass das Erschaffen des Bro-     aus dem Ofen geholt, um für die Lieferung in die
tes früher auch nicht anders war. Die Produkte mö-     Geschäfte, Schulen oder Wirtshäuser aufgeteilt zu
gen vielleicht kleiner, kompakter und dadurch auch     werden. Auch die Regale in der Bäckerei sind längst
geschmacksvoller gewesen sein, obwohl die Vor-         bestückt. Wer meint, der Ofen würde morgens ge-
fahren in den Familienbetrieben auch nur mit Mehl,     gen sechs Uhr abgedreht, irrt. An Tagen mit starker
Salz und Wasser werkten. Aber damals hatten sie        Nachfrage wird ab dem späten Vormittag nochmals
noch etwas Entscheidendes. Sie hatten Unmengen         gebacken.
an Zeit.
                                                       Während das Verkaufspersonal die Produktdaten-
Der Faktor Zeit scheint für einen einzigartigen Ge-    bank auf ihren Tablets durchschaut, um über die
schmack entscheidend zu sein. Deshalb haben sich       Allergene sowie Inhaltsstoffe der angebotenen
einige Bäcker landesweit der „Slow food“-Bewegung      Brote Bescheid zu wissen, setzen sich die Bäcker
verschrieben. Sie geben ihren Teigen viel Zeit zum     frühmorgens zur gemeinsamen Jause zusammen.
Reifen. Sie setzen auf bewussten Genuss und sie        Sie sind meist die ersten, die die Arbeit einer Nacht
schwören auf ihre Region mit den landwirtschaft-       ­probieren. „Brot bedeutet Leben“, sagt Bäcker Klaus
lichen Betrieben samt der kurzen Lieferwege. So        im vertrauten Kreis. Er erinnert beispielsweise an
gibt es beim Brot gebietsmäßige Unterschiede. Das      die Agape, bei der Menschen zusammenstehen,
Roggenbrot hat im Waldviertel bereits Tradition. Es    mit­einander reden und bei der immer noch Brot ge-
bleibt saftiger und wird nach zwei bis drei Tagen      reicht wird. „Brot verbindet!“, lautet sein Resümee
sogar besser. Das wissen die Kunden, die sich beim     und das lässt sich auch an den ringsum zufriedenen
Brotgenuss nur eines wünschen: Qualität.               Gesichtern ablesen.

                                                                                       Bäckerzeitung 05/2020 11
„Bäcker – ein Beruf
                            mit Zukunft“
                                Während Sophie Hintsteiner noch ihre Lehre absolviert,
                                steht Anna Mitsch mittlerweile voll im Berufsleben.
                 sch            Beide sind mit ihrer Berufswahl äußerst zufrieden und
         Anna Mit
                                geben einen Einblick in ihre Ausbildungszeit.

   „Anfangs dachte ich mir, das ist ein Supertraining,    Mittlerweile hat sie ihre dreijährige Ausbildung ab-
   um mich auf meine Lehrabschlussprüfung vorzu-          geschlossen und steht bereits im Berufsleben. Dass
   bereiten. Dass ich gewinne, kam sehr überraschend“,    sie sich für eine Bäckerlehre entschied, lag an einer
   erzählt Anna Mitsch. Ihr Lehrbetrieb, die Bäckerei     Schnupperwoche während ihrer Schulzeit. „Ich durf-
   Koll in Kirchschlag in der Buckligen Welt, hatte sie   te eine Woche lang in der Bäckerei Koll mitwirken.
   zum Landeslehrlingswettbewerb 2019 angemeldet.         Das Arbeitsklima war toll und die Kollegen alle sehr
   Dort musste sie in knapp sechs Stunden vom Brot        nett. Das hat mir sehr gut gefallen“, erzählt sie. Anna
   wirken über das Semmelteig herstellen bis zum          Mitsch hat das Backen immer schon interessiert,
   Brioche-Striezel machen ihr handwerkliches Können      auch wenn sie derzeit als Konditorin arbeitet. „Ich
   vor einer Fachjury zeigen.                             kann eine Bäckerlehre auf jeden Fall jedem nur emp-
                                                          fehlen, weil das Bäckerhandwerk ein schöner Beruf
   „Am Schönsten war der Plunderteig, weil das meine      mit Zukunft ist. Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen
   absolute Lieblingsarbeit ist“, erzählt Niederöster-    und Mitarbeiter in der Lebensmittelbranche werden
   reichs beste Lehrlings­bäckerin Mitsch.                immer gesucht“, bemerkt sie.

12 Bäckerzeitung 05/2020
T E R G E N USS
                                                              ECH
                                                                                T
                                                                L ANDBROEIG
                                                                 I T S A U E RT
                                                               M

                                                          ZUTATEN für 2 Brote
                                                          mit einem Teiggewicht von je 1,15 kg:
                                                          Sauerteig: 60 g Grundsauerteig (vom Bäcker)
                                                                     310 g Roggenmehl (Typ R 960)
                                                                     310 g Wasser (28 °C)

                                                          Brotteig:   680 g   Sauerteig
                                                                      630 g   Wasser
                                                                      700 g   Roggenmehl (Typ 960)
                                                                      240 g   Weizenmehl (Typ 1600)
          intsteiner
  Sophie H                                                             10 g   Brotgewürz
                                                                       10 g   Hefe
                                                                       30 g   Salz
Kreativität und Fingerspitzengefühl
Bereits mit zehn Jahren stand Sophie Hintsteiner in
                                                          ZUBEREITUNG:
der Küche ihres elterlichen Bauernhofs. „Mir hat das
                                                          Sauerteig: Am Vortag alle Zutaten kurz verrüh-
Backen voll getaugt. Da konnte ich viel selber ma-
                                                          ren. Den Sauerteig abgedeckt 15 bis 20 Stunden
chen und kreativ sein“, erzählt sie. Die junge Nieder-
                                                          bei Raumtemperatur rasten lassen.
österreicherin befindet sich im zweiten Lehrjahr und
findet ebenfalls, dass sie einen schönen Beruf mit        Teig: Alle Zutaten rund zehn Minuten lang lang-
Zukunft ergriffen hat. Sie lernt in der Bäckerei Kirch-   sam zu einem mittelfesten Brotteig kneten. An-
dorfer in Ulmerfeld eine Doppellehre als Bäckerin         schließend zugedeckt 40 Min. stehen lassen.
und Konditorin. In ihrer Ausbildung eignet sie sich       Danach wird der Brotteig in zwei gleich große
einiges Wissen rund um die Themen Nährstoffe und          Stücke geteilt und in die gewünschte Form ge-
Gesundheit an, aber erfährt auch viel Neues über          bracht. Nochmals rund 30 Min. rasten lassen.
Zutaten wie das Mehl.                                     Das Backrohr auf 250 °C vorheizen und die Brote
                                                          unter Beigabe von etwas Wasser ca. 50 Min.
„Für dieses Handwerk benötigen alle Fingerfertigkeit      ­backen – dabei die Temperatur fallend auf 180 °C
und Fingerspitzengefühl. Wenn ich eine Torte ver-          einstellen.
ziere und die Besteller verteilen dann Komplimente,
dann finde ich das eine großartige Anerkennung für        EMPFEHLUNG: ein würziges Landbrot
meine Arbeitsleistung“, berichtet Sophie Hintsteiner.     schmeckt natürlich am besten zu Produkten wie
„Das stellt wirklich eine schöne Seite dieses Berufs      Schinken, Speck und Käse direkt vom Bauern
dar.“                                                     oder Fleischer.

                                                                                 Bäckerzeitung 05/2020 13
Brot und Musik
   Beeinflusst Musikbeschallung während des Herstellungs­
   prozesses den Geschmack des Brotes? Zumindest zwei Bäcker­
   meister ­praktizieren diese kreative Produktionsform.

   In der Reifekammer ist die Kälte merklich auf der       Brot mit klassischer Musik, beispielsweise auch mit
   Haut spürbar. Bereits nach wenigen Minuten. Nur         der „kleinen Nachtmusik“ von Mozart, weil er meint,
   das Surren der Motoren für die Kühlaggregate lässt      dass dezente Beschallung dem Brot während des
   sich vernehmen. Es brennt kein Licht. Dunkelheit        Reifeprozesses gut tut.
   herrscht vor. Mehrere hundert Stück Brot, Gebäck
   und ­Striezel lagern in den fünf Kammern für 24, 48     Positive Wirkung von Musik
   oder 72 ­Stunden. Eine Zeit, die die fertig geformten   Mediziner sind sich einig: Musik, egal welcher Rich-
   Teige zum R ­ eifen benötigen, um bekömmlicher zu       tung, macht fröhlich und entspannt den Körper.
   werden. Plötzlich ertönt leise Musik. Die Träumereien   Glückshormone werden ausgeschüttet, Erinnerun-
   von R­ obert Schumann übertönen die Geräuschkulis-      gen und Emotionen geweckt. Insofern gilt die Musik-
   se der Kälteanlage. Der Mensch fühlt sich blitzartig    therapie als anerkannte Heilmethode zur Wiederher-
   wohler, obwohl sich an der Reifekammertemperatur        stellung der Gesundheit. Das machte sich auch der
   nichts verändert hat und es immer noch stockdunkel      deutsche Bäckermeister Axel Schmitt zunutze.
   ist.
                                                           Der „Metalbaker“ aus Frankenwinheim kam
   Fermentation spielt wichtige Rolle                      ­während seiner Ausbildung zum Brotsommelier auf
   „Im Sauerteig befinden sich Mikroorganismen, die         die Idee, die Auswirkungen von Schallwellen auf
   für den Prozess der Fermentation verantwortlich          die Aromabildung von Sauerteig zu untersuchen. In
   sind. Dieser dient dazu, um Lebensmittel haltbar zu      Zusammenarbeit mit Experten der Lebensmittel-
   machen, aber auch dafür, damit sich die Aroma­stoffe      forschung wurden zahlreiche Versuche im haus-
   entwickeln können“, erzählt Bäckermeister Erich           eigenen Geschmacksstudio durchgeführt. Diese
   Kasses aus Thaya. Für ihn sind Mikroorganismen            bestätigten, dass sich bis zu 300 Aromen im Sauer-
   ­Leben, die dem menschlichen Körper Gutes tun.            teig be­einflussen lassen. Mittlerweile präsentiert
    Fast liebevoll nennt er sie seine „Haustiere“.          ­Bäckermeister Schmitt seine beiden Musikbrote:
                                                             den ­Roggen-Dinkel-Rocker und das Ruchbrot Klas-
   Und genau deshalb hat er seine Reifekammer mit          sik. Bliebe nur noch die Frage, ob sich nicht auch
   einer Musikanlage ausgestattet. Er beschallt sein       Hör­bücher auf die Sauerteige positiv auswirken?

14 Bäckerzeitung 05/2020
„Ins Gai foan“
Bäckerinnen und Bäcker erfüllen als Nahversorger eine wichtige Auf­
gabe für die ländliche Region. Neben ihrem Geschäft fahren sie häufig
von Haus zu Haus, um ältere Menschen mit frischem Brot zu beliefern.

„Hob’s ka Brot von gestern? Das verschneid‘ sich         ­ elikatessengeschäfte oder Feinkostabteilungen
                                                         D
net so“, fragte seinerzeit der Bauer seinen Bäcker,      in Supermärkten. Knappe zwei Stunden Fahrzeit in
der mit einem Leiterwagen und seinen zwei Arbeits-       eine Richtung müssen dafür aufgebracht werden.
hunden, meist Bernhardiner, auslieferte. Rund 400 kg     Dies stellt für den Bäckermeister aus einer Markt-
Brot und knapp 1.000 Semmeln lagen auf dem Fuhr-         gemeinde mit etwas mehr als 1.300 Einwohnern
werk. Denn es kam schon vor, dass auf entlegenen         inzwischen ein durchaus wichtiges, wirtschaftliches
Bauernhöfen 14 Leut‘ acht Laib Brot täglich verspeis-    Standbein dar.
ten und der Bauer wusste, dass vom frischen Brot
viel mehr in kürzerer Zeit gegessen wurde.               Längst entwickelte sich aus dem „einfachen“ Dorfbä-
                                                         cker ein Unternehmer, der in der Region langfristige
Solche Geschehnisse liegen schon mehr als zwei           Arbeitsplätze schafft. Seine Ware bringt er auch in
Generationen zurück, aber noch immer liefern Bä-         Pflegeheime, Wirtshäuser oder Hotels. Auch Unter-
cker in der ländlichen Region ihre Waren zu den          nehmen profitieren von dieser zur Schau gestellten
Kundinnen und Kunden. Immer noch sprechen sie            Mobilität und so kommt es vor, dass die Vormittags-
vom „ins Gai foan“, also ins ländliche Gebiet fahren.    jause für die komplette Belegschaft frisch vom Bä-
Sie meinen damit ihre Hauszustellung von frischem        cker kommt.
Brot und Semmeln in aller Herrgottsfrüh. Geändert
hat sich nur, dass sie heutzutage täglich mit einem      Vielfach haben die Bäcker am Land mit ihren klei-
kleinen Transporter in die umliegenden Ortschaften       nen Stuben und ein paar Tischchen das Dorfwirts-
von Haus zu Haus steuern. Aber immer noch kennen         haus als Kommunikationszentrum für den täglichen
sie die Vorlieben ihrer brotessenden Kundschaft.         Tratsch abgelöst. Leider sind Greißler ebenfalls aus
                                                         den Ortsbildern verschwunden. Deshalb übernah-
Brotprodukte aus dem Waldviertel für ganz Wien           men die Bäcker auch die Aufgabe als Nahversorger
Manche Bäcker wie Erich Kasses aus dem Wald-             und bieten Süßigkeiten, Milchprodukte, Getränke
viertel liefern ihre Produkte auch in die Wiener Groß-   oder Zeitungen an, womit sich ein täglicher Besuch
stadt und deren Märkte wie dem Naschmarkt oder           im Geschäft, das nach frischem Brot und Gebäck
dem Kutschkermarkt und sie bestücken kleinere            duftet, wirklich lohnt.

                                                                                         Bäckerzeitung 05/2020 15
Die hohe Kunst
   des Aufbackens
   Durch die Coronakrise gibt es Handelsprodukte, die stark nach­
   gefragt sind. Brotbackautomaten erzielten in kürzester Zeit
   ­Steigerungsraten von 400 Prozent. Doch es lassen sich auch
    ­frische Produkte vom Bäcker hervorragend einfrieren und wieder
     aufbacken. Sie schmecken dann wie eben erst gekauft, voraus­
     gesetzt, der Ofenbäcker macht alles richtig.

   Wissenschafter versuchen seit Jahren, viele Fragen                                                  Die Brotliebhaber, die nun umgehend zum Brot­
   zu beantworten. So auch jene, wie Brot zu Hause                                                     messer greifen, müssen sich allerdings noch gedul-
   richtig aufgebacken wird. Manche frieren das frisch                                                 den, denn noch ist das Brot nicht komplett aufgetaut.
   gekaufte Brot ein und lassen es vor dem späteren                                                    Es enthält in der Mitte noch einen rund 4 cm großen,
   Aufbacken in der Küche liegend auftauen. Dieser                                                     gefrorenen Kern. Dieser gibt nun beim weiteren Auf-
   entscheidende Fehler geht zu Lasten der Brot­                                                       tauen beispielsweise auf einem Holzbrett bei Raum-
   qualität.                                                                                           temperatur (rund 30 Minuten) langsam die Feuchtig-
                                                                                                       keit ab. Das sorgt für eine saftige Krume und eine
   Während Umluft das Brot zu sehr austrocknet, wird                                                   knusprige Kruste.
   das Vorheizen des Haushaltsofens mit Ober- und
   Unterhitze bei 180 °C empfohlen. Das aus dem Ge-                                                    Selbstverständlich sind Temperaturen und Zeiten
   frierfach entnommene Brot wird auf ein Gitter in die                                                auch von den Rohstoffen (Weizen, Dinkel, Roggen)
   Mitte des vorgeheizten Ofens gelegt und abhängig                                                    abhängig. Wesentlich ist, dass beim Aufbackprozess
   von der Größe etwa 20 bis 25 Minuten gebacken.                                                      der ursprüngliche Charakter des Gebäcks nicht
   Diese Aufback-Empfehlung gilt für Brotgewichte                                                      ­verändert wird, betonen die Wissenschafter.
   zwischen 600 und 800 Gramm.                                                                          Guten Appetit!

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   Seite 4 & 5: iStock.com/demaerre, WKNÖ Seite 6: iStock.com/bernardbodo, iStock.com/DenPotisev Seite 7: Screen echtgutbaecker.at, iStock.com/undefined Seite 8 & 9: iStock.com/master1305
   Seite 10 & 11: iStock.com/dusanpetkovic, iStock.com/D-Keine Seite 12 & 13: iStock.com/Deklofenak, M3 Fotostudio, Porträt folgt, iStock.com/Alhontess Seite 14: iStock.com/Nadasaki, iStock.com/
   mrzazaz Seite 15: iStock.com/monkeybusiness­images Seite 16: iStock.com/fizkes, iStock.com/Lobro78 Seite 17: iStock.com/Petar Chernaev, istock/PicturePartners Seite 18 & 19: iStock.com/Ross-
   Helen Seite 20 & 21: iStock.com/BasieB Seite 22 & 23: Edmund Ringl, iStock.com/kaanates, Hintsteiner Seite 24 & 25: Bio-Backschule, Bio-Backschule/Andrea Peller, iStock.com/Alhontess
   Seite 26 & 27: iStock.com/fcafotodigital Seite 28: Rita Newman Seite 29: Kirner, Zintl, Kirner, Gregor Lohfink Seite 30 & 31: iStock.com/katerinasergeevna, Guido Karp, iStock.com/Alhontess
   Seite 32 & 33: Foto Tevy im Auftrag ZHAW, ZHAW, Wädenswill/Frank B   ­ rüderli Seite 34 & 35: iStock.com/Tetiana Soares Seite 36 & 37: iStock.com/Yana Tatevosian, iStock.com/sabelskaya
   Seite 38: iStock.com/sabelskaya Seite 39: iStock.com/Aluna1, iStock.com/Gleb Kosarenko Seite 40: iStock.com/Floortje

   Aus Gründen der Lesbarkeit wurde darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden.
   Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.

16 Bäckerzeitung 05/2020
                 03/2020
Wenn‘s drauf ankommt ...
               ... sind die NÖ-Bäcker für Sie da! Sie halten auch
                   zu Krisenzeiten ihre Geschäfte offen.

     Die NÖ-Bäckerinnen und Bäcker leisten immer            vor die Haustüre bekommen. Mit einem Anruf oder
     schon einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des        einem Mail waren Bestellungen möglich und direk-
     Lebensmittelkreislaufes. Dieser Verantwortung als      te Kontakte vermeidbar. Denn die Gesundheit aller
     Nahversorger sind sie sich sehr bewusst. Mit ein       stand für die Bäcker im Vordergrund.
     Grund, warum viele von ihnen die Zutaten für ihre
     Backwaren von regionalen Betrieben beziehen.           Als ein Rückgrat der Lebensmittel-Wirtschaft waren
     Besonders in Krisenzeiten sind sie bestrebt, rasche    die Bäcker sehr bemüht, die Versorgung auch über
     Lösungen zu finden. Das gewährleistet eine landes-     einen längeren Zeitraum zu sichern. Im Dienste der
     weite Versorgung. So haben die Bäcker zu Zeiten        Gemeinschaft zählte, sich gegenseitig zu helfen. Da-
     des Coronavirus rasch auf Lieferservice umgestellt.    für haben die Betriebe samt ihren Mitarbeitern volle
     Damit ältere Menschen ihr frisches Brot und Gebäck     Einsatzbereitschaft für alle Kunden gezeigt.

       R G E N U SS
ECHT E
     K O R N B R OT                                  ZUBEREITUNG:

DREI                                                 Sauerteig: Am Vortag alle Zutaten kurz verrühren. Den Sauer-
                                                     teig abgedeckt 15 bis 24 Stunden bei Raumtemperatur stehen
ZUTATEN für 2 Brote:                                 lassen.
Sauerteig: 17 g Grundsauerteig (vom Bäcker)          Brühstück: Alle Zutaten langsam miteinander verrühren und
           70 g Roggenmehl (Typ R 960)               zugedeckt mindestens vier Stunden stehen lassen. Besser wäre
           80 g Wasser (28 °C)                       es, das Brühstück ebenfalls am Tag davor zu mischen und über
Brühstück: 90 g   Roggenschrot (mittel)              Nacht rasten zu lassen.
           20 g   Leinsamen
                                                     Teig: Alle Zutaten zu einem mittelfesten Teig kneten (Teighaken
           10 g   Kürbiskerne (gehackt)
                                                     verwenden) und anschließend nochmals 40 Min. rasten lassen.
           20 g   Sonnenblumenkerne
                                                     Danach werden zwei Teige zu je 595 g ausgewogen und in die
          150 g   Wasser (80 °C)
                                                     gewünschte Form gebracht. Wiederum rund 30 Min. rasten
 167 g
Brotteig:         Sauerteig                          lassen. Das Backrohr auf 250 °C vorheizen und die Brote unter
 290 g            Brühstück                          Beigabe von etwas Wasser ca. 40 Min. backen. Dabei soll die
 270 g            Wasser                             Temperatur schrittweise auf 180 °C reduziert werden.
 240 g            Roggenmehl (Typ 960)
 190 g            Weizenmehl (Typ 700)               TIPP: Bei Unverträglichkeiten kann das Weizenmehl durch
  10 g            Schweineschmalz                    ­Dinkelmehl ersetzt werden.
		                oder pflanzliche Margarine
  10 g            Hefe                               EMPFEHLUNG: Jedes Mehrkornbrot gilt ernährungsphysio-
  14 g            Salz                               logisch als sehr wertvoll. Da das Dreikornbrot sehr sättigend ist,
		                Gewürze nach Wunsch                empfehlen sich Schinken (mager) oder leichte Kräuteraufstriche.

                                                                                             Bäckerzeitung 05/2020 17
18 Bäckerzeitung 05/2020
REGIONALES
Niederösterreich mit seinen vier Vierteln ist ein Land mit großer
Vielfalt. Beispielsweise werden im Waldviertel wieder öfters
alte Getreidesorten angebaut, um daraus köstliches Brot zu
backen. Aber auch der Mohnanbau hat in nördlichsten Landes­
teilen eine lange Tradition. Auch deshalb treffen sich Brotbe­
geisterte zu gemeinsamen Backkursen, um das Handwerk bes­
ser k
    ­ ennenzulernen.

                                                            Bäckerzeitung 05/2020 19
Alte Getreidesorten
        neu entdeckt
        Schwarzer Emmer, Einkorn, Champagnerroggen oder die Wald­
        staude: die alten Getreidearten erobern langsam die Backstuben,
        da sie als besonders geschmackvoll gelten und mit zahlreichen
        wichtigen Inhaltsstoffen überzeugen.

        In den letzten Jahren wurden vor allem im nörd-   Nährstoffe aus dem Boden auf. Die alten Arten
        lichen Waldviertel zunehmend alte Getreidesor-    gelten als besonders bekömmlich und gesund,
        ten wie der Schwarze Emmer, der C ­ hampagner-    da sie viel Eiweiß, Mineralstoffe, B-Vitamine
        oder Waldstaudenroggen wiederentdeckt.            aber auch rund 50 Prozent mehr Ballaststoffe
        Diese bis zu zwei Meter hoch wachsenden,          enthalten. Das fördert die Verdauung und stärkt
        tiefwurzelnden Urgetreide nehmen andere           die ­Darmflora.

                      EMM                      ER
        SCHWA R Z E R                                                     EINKORN

                                                              Der Vorläufer von Emmer gilt als lokale
                                                              Spezialität, denn das Einkorn wird ­heute nur
        Der Emmer, auch Zweikorn genannt,
                                                              mehr im Piemont, in der Provinz ­Brescia, in
        zählt zu den ältesten, kultivierten Weizen-­
                                                              der Schweiz und der Türkei sowie im nörd-
        Getreidearten. Sein Ursprung liegt im
                                                              lichen Niederösterreich angebaut. Obwohl
        ­Nahen Osten, wo er bereits vor rund 10.000
                                                              die Weizenart sehr resistent gegenüber
         Jahren angebaut wurde. Deshalb wird er
                                                              Schädlingen ist, ergibt die Anpflanzung
         auch als „alter Herr aus der Kornkammer
                                                              lediglich geringe Erträge. Einkorn enthält
         der Frühzeit“ bezeichnet. Da das Getreide
                                                              mehr Mineralstoffe und Aminosäuren als
         als sehr winterhart gilt und Temperaturen
                                                              der Saat-Weizen, wobei ein hoher Gelbpig-
         bis zu minus 20 Grad aushält, eignet sich
                                                              mentgehalt an Beta-Carotin dem Einkorn-
         das Waldviertel ausgezeichnet für den An-
                                                              Mehl eine gelbliche Färbung gibt. Bereits
         bau. Der Emmer enthält besonders viele
                                                              7.000 Jahre v. Chr. erfolgte die Ernte des Ur-
         Eiweiß- und Mineralstoffe, insbesonders
                                                              Getreides und so verwundert es nicht, dass
         Magnesium und Zink, und er verleiht dem
                                                              auch im Magen der Gletschermumie „Ötzi“
         Brot einen herzhaften, leicht nussigen Ge-
                                                              Reste von Einkorn gefunden wurden. Ein
         schmack.
                                                              Brot mit Einkorn-Mehl schmeckt besonders
                                                              kräftig und gilt als reinigend.

20 Bäckerzeitung 05/2020
E R ROGG                     EN                   TAUDE
     PAG N                                            WA L DS
CHAM
                                               Das Waldstaudekorn, eine Urform des
 Der Champagnerroggen wurde im frühen          Roggens, ist etwas kleiner. Der Anbau
 19. Jahrhundert aus der Champagne Frank-      ­startet um Johannis (24. Juni), deshalb
 reichs eingeführt. Die Winterroggensorte       wird sie auch in einigen Gegenden als
 eignet sich hervorragend zum Anbau auf         ­Johannisroggen bezeichnet. Das Grün wird
 armen Sandböden mit wenig Wasser-               im Herbst geschnitten und die Pflanzen
 angebot. Auch deshalb benötigt das als          treiben neu aus. Erst im zweiten Jahr wird
 anspruchslos geltende Getreide keine            das Korn geerntet, womit die Waldstaude
 chemischen Mineraldünger und eignet sich        für „Entschleunigung“ steht. Die dunklen
 hervorragend für eine biologische Produkti-     Körner gelten als gehaltvoller und fruch-
 onsweise. Trotzdem wird der Champagner­         tiger im Geschmack. Dem Brot geben sie
 roggen bis zu zwei Meter hoch. Seine            ein intensives, kräftiges Aroma und sorgen
 Inhaltsstoffe kommen beim Backen be-            für eine längere Frische. Die süßliche Note
 sonders zum Ausdruck und spenden dem            ­eignet sich auch zum Backen von Leb­
 Brot einen roggentypischen, allerdings sehr      kuchen. Die Waldstaude enthält im Ver-
 milden Geschmack sowie eine leicht glän-         gleich zum Roggen um 50 Prozent mehr
 zende Oberfläche.                                Ballaststoffe und viele Vitamine, Mineral-
                                                  stoffe sowie pflanzliche Fette.

                                                                           Bäckerzeitung 05/2020 21
R   G E N  U SS
   ECHTE
       D V I E R T L ER
   WAL
                                                          ZUBEREITUNG:

             E LTEN
                                                          Fülle: Die Milch mit der Butter und dem Zucker

   M O H N Z                                              (Feinkristall + Vanille) kurz aufkochen. Topf von der
                                                          Herdplatte nehmen und mit dem Mohn vermischen
                                                          sowie mit dem Rum verfeinern. Anschließend die
    ZUTATEN FÜR 15 STÜCK                                  Masse abkühlen lassen und im gekühlten Zustand
    Teig:  350 g mehlige Erdäpfel                         aus der Fülle 15 Kugeln formen. Diese mit den Teig-
           500 g glattes Mehl (Typ 700)                   scheiben umhüllen und auf ein mit Backpapier be-
           200 g weiche Butter                            legtes Backblech legen. Mit der Hand flachdrücken,
               1 Ei                                       mit dem verquirlten Ei bestreichen und mit einer
                                                          Gabel mehrmals einstechen.
    Fülle:    300 g    frisch gemahlener Graumohn
             150 ml    Milch                              Im vorgeheizten Backrohr (180 °C) 15 bis 20 Minuten
                70 g   Butter                             backen, bis die Mohnzelten eine schöne, leicht brau-
              100 g    Feinkristallzucker                 ne Farbe bekommen.
              1 Pkg.   Vanillezucker
             150 ml    Rum                                TIPP: Zur Fülle kann auch ein wenig Zimt beige-
                   1   Ei zum Bestreichen                 geben werden. Ein Teil des Feinkristallzuckers kann
                                                          auch durch Honig ersetzt werden.
    ZUBEREITUNG:
    Teig: Die Erdäpfel weich kochen, schälen und noch     EMPFEHLUNG: Mohn wird nicht nur für Kuchen
    warm durch eine Presse drücken. Die Masse mit         und Süßspeisen verwendet, sondern findet auch
    dem Mehl, der Butter, dem Ei und einer Prise Salz     bei Brot und Gebäck (Mohnflesserl) seinen Einsatz.
    zu einem Teig verkneten. Den fertigen Teig zu einer   Viele Vitamine und Nährstoffe befinden sich in den
    Rolle formen und die 15 Scheiben (fingerdick) her-    kleinen Samen, wobei Mohn als guter Lieferant für
    unterschneiden.                                       Ballaststoffe, Eiweiß als auch Fett gilt.

22 Bäckerzeitung 05/2020
Der Geschmack
des Waldviertels
Kleine Betriebe wie der Ringl-Hof aus der Gemeinde
                                                                                                      ingl
­Waldkirchen an der Thaya beliefern mit selbst ange­bautem                                Edmund R olz
                                                                                                    R a pp
 Graumohn die Bäckereien in der näheren Umgebung. Durch                                  Ringl-Hof,
 seine vielen Vitamine gilt diese typische Waldviertler Mohn­
 sorte als besonders nährstoffreich.

„Jeder, der im Waldviertel war und keinen Mohn­zelten    das Bodengewächs noch entwickelt. Immer noch
gegessen hat, war nicht im Waldviertel“, sagt der        wird es mit Hackgerät oder teilweise mit der Hand
Volksmund. Zugegeben, es gibt für den kulinarischen      unkrautfrei gehalten.
Genuss ebenfalls die Waldviertler Mohntorte sowie
den klassischen Mohnstriezel, denn im Waldviertel        Rund minus zehn Grad ohne schützende Schnee-
wird der „Mogn“, wie sie ihn in der Region nennen,       decke halten die Pflanzen im Winter aus. „Sollte der
seit Jahrhunderten als Zier- und Ölpflanze angebaut.     Wintermohn sich nicht entwickeln oder abfrieren,
                                                         dann muss ich halt schlimmstenfalls ein zweites Mal
„Die Mohnblüte ist eine besondere Augenweide und         im Frühjahr den Sommermohn anbauen“, offenbart
ein attraktives Farbspiel in der Natur“, erzählt Bauer   Landwirt Ringl bauernschlau. Nach den Blüten bil-
Edmund Ringl, der sich mit seinem landwirtschaft-        den sich die Kapseln als Botschaft der Natur, dass in
lichen Betrieb vor fast 30 Jahren auf Sonderkulturen     rund sechs Woche zu ernten wäre. Dies erfolgt meist
spezialisierte. So baut er seither den im Waldviertel    im Juli mit einem eigens umgebauten Mähdrescher
typischen Graumohn ebenso an wie auch Kümmel,            schonend und behutsam.
Ginkgo, Getreide oder Kulturheidelbeeren. Bis zu ein
Siebtel seiner Anbaufläche widmet er alljährlich dem     Im Jahr 2009 erhielt der Ringl-Hof das „Gutes vom
Graumohn, der im Waldviertel seinen geschützten          Bauernhof“-Gütesiegel. „Diese Anerkennung er-
Ursprung besitzt.                                        halten all jene, die die gesetzlichen Hygienevor-
                                                         schriften beachten sowie Produktstandards wie die
„Vor zwei Jahren haben wir auch wegen des zuneh-         Ursprungs- oder Verarbeitungsgarantie erfüllen und
menden Klimawandels von Sommer- auf Winter-              diese auch kontrollieren lassen“, berichtet Bauer
mohn umgestellt. Dadurch können wir die Winter-          Ringl. Das nahmen auch regionale Bäckerinnen und
feuchte am Feld besser ausnutzen und die Pflanzen        Bäcker wohlwollend zur Kenntnis, die auf die hohe
werden auch von den Schädlingen weniger befallen“,       Qualität lokaler Betriebe setzen. Schließlich garan-
berichtet Ringl über seine „Ackerblume“. Er baut         tiert die nachbarschaftliche Nähe auch kurze An-
nunmehr Mitte September in Reihen an, damit sich         fahrtswege und rasche Lieferungen.

                                                                                         Bäckerzeitung 05/2020 23
Brot backen als
   gemeinsames Erlebnis
    In der Ersten Waldviertler Bio-Backschule lernen Brot-Liebhaber
    unter Anleitung von Bäckerinnen und Bäckern das Handwerk des
    Brotbackens näher kennen.

    „Mir ist es schon sehr wichtig, den Menschen zu          Gaby Thaller erklären, wie sich jeder Brot backen
    zeigen, dass Brotbacken ein wertvolles Handwerk          kann. Bäckermeister Thomas Linsbauer vermittelt
    darstellt“, erzählt Elisabeth Ruckser, Betreiberin der   sein Fachwissen und gibt Tipps zum Falten einer
    Ersten Waldviertler Bio-Backschule. In ihren Kursen      S
                                                             ­ emmel.
    vermittelt sie Grundlagenwissen zu Semmel oder
    Sauerteig, zeigt den Weg des Getreides vom Acker         „Viele erkennen erst in der Königsdisziplin, dem
    bis zum Körberl und legt dabei größten Wert auf          Semmel schlagen und formen, den tatsächlichen
    regionale Produkte. Dass mit fertigen Vorteigen ge-      Arbeitsaufwand. Schließlich benötigt man ungefähr
    wirkt wird, ist der Zeit geschuldet. „Anders ginge       1.000 Stück, bis man es wirklich beherrscht“, berich-
    sich der Workshop an einem Tag gar nicht aus“, so        tet die Bio-Backschul-Betreiberin Ruckser mit einem
    Ruckser.                                                 Schmunzeln. „Ich lade jeden ein, es einfach auszu-
                                                             probieren!“
    Bevor die Genussethikexpertin und Autorin im Jahr
    2016 ihre Bio-Backschule gründete, schrieb sie ein       Backkurse in ganz Niederösterreich
    Brot-Lesebuch, das zahlreiche Rezepte beinhaltete.       Neben den Kursen für Erwachsene finden zeitweise
    Dabei erinnerte sie sich an die eigene Familienge-       auch Kinderkurse statt. Beim Probieren des frisch
    schichte, als noch ihre Urgroßoma für die elfköpfige     gebackenen Brotes wird bei der gemeinsamen Jause
    Familie das Brot selbst buk. Sie startete mobil, indem   ebenfalls auf regionale Köstlichkeiten gesetzt. ­„Jeder,
    sie Profi-Backstuben im Waldviertel besuchte und in      der ein gutes Brot einmal selbst gebacken hat, lernt
    den Betrieben zusammen mit den Bäckermeistern            diese Arbeit zu schätzen und weiß, dass dieses
    ganztägige Workshops abhielt.                            Handwerksprodukt auch seinen Preis haben darf“,
                                                             bringt Bio-Backschulleiterin Elisabeth Ruckser ihre
    Lernen von den Bäckermeistern                            Wertschätzung zum Ausdruck.
    Heutzutage finden bis zu vier Back-Workshops
    pro Monat in den historischen Räumen des Alten           Informieren Sie sich!
    ­Bürgerspitals in Drosendorf statt. Gemeinsam mit        In ganz Niederösterreich gibt es zahl­reiche
     den Bäckermeisterinnen wie Denise Pölzelbauer aus       ­Bäckerinnen und Bäcker, die ebenfalls E­ inblicke
     Brunn an der Pitten oder Lena Kasses aus Thaya          in ihr Handwerk ermöglichen und ­regelmäßig
     werden alle Fragen rund ums Brotbacken be­ant­           ­informative Backkurse abhalten. Fragen Sie in Ihrem
     wortet. Auch Bäuerinnen wie Brotbotschafterin           Meister­bäcker­betrieb!

24 Bäckerzeitung 05/2020
R G E N U SS
       ECHTE                T
                 R O T B R O
              CH
     ROGGENSOGHURT
        MIT J
ZUTATEN:
Brotteig: 275 ml Wasser
           15 g Hefe
          200 g Joghurt

             250 g    Weizenmehl
             250 g    Roggenmehl
              15 g    Salz
             250 g    Natursauerteig

Sauerteig:   100 g Natursauerteig
             100 g grober Roggenschrot
             100 ml Wasser

ZUBEREITUNG:
Sauerteig: Am Vortag 100 Gramm Natursauerteig (vom Bäcker)
mit 100 Gramm Champagnerroggenschrot, 100 ml Wasser (35 °C)
in der Küchenmaschine auf langsamer Stufe mischen. Den Sauer-
teig abgedeckt 15 bis 20 Stunden bei Zimmertemperatur reifen
lassen.

Teig: Am darauffolgenden Tag den selbst angesetzten Sauerteig
mit lauwarmem Wasser, aufgelöster Hefe, Joghurt, Weizen- und
Champagnerroggenschrot in der Küchenmaschine (auf langsamer
Stufe) 5 Minuten kneten, Salz dazugeben und weitere 5 Minuten
fertig mischen.

Teigruhe: Den fertigen Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche ge-
ben und 30 Minuten gehen lassen.

Aufarbeiten: Den ganzen Teig in zwei gleiche Teile teilen, rund
oder oval formen, mit Wasser bestreichen und mit feinem Rog-
genschrot bestreuen. Auf ein Backblech mit Butterpapier legen.

Gare: Die Brotlaibe 20 bis 30 Minuten bei Zimmertemperatur
­gehen lassen.

Backen: In der Zwischenzeit das Backrohr auf 250 °C vorheizen.
Für dieses Brot KEIN mit Wasser benetztes Blech miterhitzen.
Das Brot in den heißen Ofen schieben und die Temperatur auf
200 °C herunterregeln. Das Brot 45 Minuten knusprig backen.

VARIANTE: Die Laibe mit Schrot und Kümmelsamen bestreuen.

TIPP: Dieser Teig ist sehr weich und klebrig. Damit er sich besser
rundwirken lässt, verwenden Sie eine Silikonbackmatte als Unter-
lage, um den Teig zu falten oder Sie verwenden eine Backform.

EMPFEHLUNG: passt zu den verschiedensten Aufstrichen, Lachs
und Schinken

                                       Bäckerzeitung 05/2020 25
26 Bäckerzeitung 05/2020
GESUNDHEIT
Brot stellt ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel dar. Auch
weil es immer noch allseits sehr beliebt ist. Mit einer schier
unbegrenzten Sortenvielfalt rückte Brot vermehrt auch in den
Fokus der Ernährungsexperten, die sich mit Gesundheitsfragen
und Inhaltsstoffen beschäftigen. Doch wohin entwickelt sich
unsere Brot-Esskultur? Darauf versuchen Wissenschafter um­
fassende Antworten zu finden.

                                                          Bäckerzeitung 05/2020 27
Das einzigartige
                »tut gut«-Weckerl
                                                       Ein Gebäck für die Gesundheit, das

                SS
                                                       ­besten Geschmack garantiert, gibt’s nur

     E R G E N U
ECHT
                                                        von den NÖ-Bäckerinnen und Bäckern.
                                                        Das »tut gut«-Weckerl ist bei ausge­
                                                        wählten Bäckereien erhältlich.
JAUSEN-TIPP SÜSS-PIKANT                                „Für die Herstellung des »tut gut«-Weckerls wird ein
                                                       Vollkornteig geknetet. Der geringe Hefeeinsatz und
ZUTATEN:
       80 g Frischkäse
                                                       eine lange Teigführung bewirken einen besonders
 2 Scheiben Gouda
                                                       guten Geschmack. Dieses bekömmliche Vollkorn-
      100 g Gurkenscheiben
                                                       weckerl, oben mit Sesam-Leinsamen und unten mit
      100 g Birnenscheiben
                                                       Sonnenblumenkernen bestreut, versorgt den Körper
		Petersilie
                                                       mit wertvollen Nähr- und Mineralstoffen“, erzählt
                                                       Landesinnungsmeister und Bäcker Johann Ehren-
ZUBEREITUNG: Weckerl halbieren und mit
                                                       berger aus Gars am Kamp.
Frischkäse bestreichen. Mit 2 Scheiben Gouda,
Gurken- und Birnenscheiben belegen und mit
                                                       Erstmals wurde das »tut gut«- Weckerl zum interna-
Petersilienblättern garnieren.
                                                       tionalen Tag des Brotes, bzw. zum Welternährungs-
                                                       tag im Oktober letzten Jahres von den niederöster-
                                                       reichischen Bäckerinnen und Bäckern gemeinsam
 HERBSTLICHER AUFSTRICH                                mit der Initiative »Tut gut!« präsentiert. Die Rezeptur
                                                       des wohltuenden Gebäcks stammt vom Bäcker­
 ZUTATEN:            100 g Erdäpfel                    meister Erich Kasses aus Thaya im Waldviertel. Er
                     100 g Kürbis                      hatte auch die Idee einer symbolischen Vier-Teilung,
                  1 kleine Zwiebel                     die die vier Viertel in Niederösterreich darstellen
                      2 EL Sauerrahm                   soll. Somit ist das Vollkornweckerl bestens zum mit­
                      1 EL Leinöl                      einander Teilen geeignet.
         Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Petersilie
                                                       „Mit dem Weckerl-Kauf unterstützt jeder unsere
 ZUBEREITUNG: Kürbis und Erdäpfel schälen, in          ­regionalen, niederösterreichischen Bäckereibetriebe
 Würfel schneiden und in leicht gesalzenem Wasser       und damit die niederösterreichische Wirtschaft!“,
 weichkochen. Abseihen und mit der Gabel zerdrü-        erklärte Landesrat Martin Eichtinger bei der Präsen-
 cken. Zwiebel und Petersilie fein schneiden und mit    tation. Mehr als 20 Bäckerbetriebe in allen Vierteln
 Leinöl, Sauerrahm und den Gewürzen unter das           Niederösterreichs haben das »tut gut«-Weckerl so-
 Gemüse rühren.                                         fort in ihr Sortiment aufgenommen.

28 Bäckerzeitung 05/2020
ge hen
Warum äcker?
Sie zum B                                                          r Brot und
                                                                                Ge b ä c k  lieber bei
                                                                                                         der
                                                                                                    die riesig
                                                                                                               e
                                                       a u  fe n ih                  n  e in fa c h
                                               den k                          liebe                         Jeder
                                     Viele Kun        ih  r e m  B äcker. Sie         c he   B e dienung.
                                               ode  r                      persön   li                     APIER
                                     ­Bäckerin         u a  lität und die                e c k t. BACKP
                                               die  Q                             e n td
                                     Auswahl,                           für sich             gessen w
                                                                                                          ird.
                                                e  L ie b  lingssorte          n  Br o t g e
                                     hat so sein       t , wann am
                                                                       liebste
                                              ge fra g
                                     hat nach

                                                                                                          l
                             r, Stockera
                                        u                                                    g/Schwarzata
             Sabine K
                      irne
                                                                           Z intl, Wimpassin
                                                                   A   nna
„Ich gehe gerne in die Bäckerei, da ich den Duft             „Für mich ist Brot ein absolutes Genussmittel. Ich
 von frischem Brot und Gebäck liebe. Mir gefällt              zähle es auch zu meiner Grund­nahrung. Am liebs-
 auch, wie das Brot in den Regalen präsentiert                ten esse ich ein Butterbrot bereits zum Frühstück
 wird. Nach jedem Auslandsurlaub führt mich mein              sowie als Dessert nach dem Mittag­essen. Ich esse
 erster Weg zum Lieblingsbäcker, weil es nirgends             Butterbrote zudem zwischendurch, einfach weil
 so ein gutes Brot wie in Österreich gibt. Lieblings-         unsere Bäckerin ein so herrliches Brot macht, das
 brot habe ich eigentlich keines, ich genieße die             so richtig nach „Brot“ schmeckt. Außerdem bäckt
 Abwechslung und Vielfalt.“                                   sie die besten Striezel und Krapfen weltweit!“

                                  rau                                                                  dorf
                       er, Stocke                                                  hfin k , Prinzers
             Anna Kirn                                                    Georg Lo
„Bei jedem Einkauf gehört der Bäckereibesuch                 „Wir haben bei uns im Ort leider keinen Bäcker,
 einfach dazu, da ich frisches Brot sowie die große           also fahre ich immer in den Nachbarort nach
 Auswahl mag und die persönliche Bedienung                    Loosdorf. Dort schätze ich das persönliche Ge-
 samt Beratung bevorzuge. Ich bin immer wieder                spräch und die herausragende Qualität. Vor allem
 überrascht, wie viele spezielle Sorten die Bäcker            den frischen Germteig-Guglhupf kann ich nur
 im Angebot haben, auch wenn ich meist dunk-                  empfehlen. Ich kaufe aber auch dunkles Voll-
 les Brot ohne Gewürze und Körner kaufe. Gerne                kornbrot und das gut gewürzte Tiroler Roggen-
 esse ich auch ein Hausbrot oder ein Stück vom                brot, das ich jeden Tag abends zu Wurst oder
 ‚g’staubten Wecken‘ als kleines Abendessen oder              Käse esse. Morgens bevorzuge ich ein Rosinen­
 als Jause für unterwegs.“                                    laibchen.“

                                                                                            Bäckerzeitung 05/2020 29
Im Brot sind
                                            viele Vitalstoffe
                    rünwald
          Larissa G       hafterin
                swissensc
      Ernährung

    Was spricht fürs handwerkliche Backen? Ernährungswissenschafterin
    Larissa Grünwald beleuchtet die Kriterien und trägt auch zur Wieder­
    entdeckung des Grahambrotes bei.

    „Für eine leichtere Verdaulichkeit des Brotes sind   tung der Lebensmittel ab. So kann beispielsweise
    zwei Merkmale entscheidend, nämlich die Ver­         das ganze Korn gelegentlich zu Blähungen führen.
    wendung hochwertiger Inhaltsstoffe sowie die         Auch hier gilt eine Faustregel: je feiner vermahlen,
    ­Teigführung. Je länger die Teigruhe dauert, umso    desto leichter verträglich“, klärt Larissa Grünwald
     höher die Verträglichkeit“, erklärt Ernährungs­     auf, die sich auf Nährstoff- und Vitalstofftherapie
     wissenschafterin Larissa Grünwald aus Maria         spezialisiert hat.
     ­Gugging. Somit sei auch normales Weizengebäck
      für jeden bekömmlich, wenn der Teig mindestens     Persönlich befürwortet die Ernährungswissenschaf-
      vier Stunden geruht hat.                           terin ein Grahambrot, das aufgrund des hohen Voll-
                                                         kornanteils als gesundheitsfördernd gilt. Das Mehr
    Dabei verweist die studierte Ernährungsexpertin      an Eiweiß, Mineralien und Ballaststoffen reiche aus,
    auf neueste Forschungserkenntnisse. So sind Ver­     um mit 100 Gramm rund ein Fünftel des täglichen
    dauungsbeschwerden beim Genuss von Weizen-           Bedarfs an Vitamin B1 abzudecken. Das fördert die
    gebäck nicht immer auf Gluten zurückzuführen.        Verdauung und stärkt die Darmflora. Aber auch der
    Vielmehr sei auch hier die Länge der Teigführung     Eisen- und Magnesium-Bedarf würden durch das
    entscheidend. „Vieles hängt eben von der Verarbei-   säurearme Grahambrot gut abgedeckt.

30 Bäckerzeitung 05/2020
R G E N USS
                                                            ECHT E
                                                               DINKEL- OT
                                                                L KO R N B R
                                                            VOL
                                                        ZUTATEN:
                                                        Vorteig: 600 g Wasser
                                                                 400 g Dinkelvollkornmehl

                                                        Teig:      600 g   Dinkelvollkornmehl
                                                                   280 g   Wasser
                                                                    40 g   Hefe
                                                                  1000 g   Vorteig

                                                                    30 g Salz

                                                        ZUBEREITUNG:
                                                        Kochstück: 600 g Wasser kochen und 400 g
                                                        Dinkelvollkornmehl und Salz mit dem Kochlöffel
                                                        einrühren. Das Kochstück mit einer Folie ab-
Brot ist kein Dickmacher
                                                        decken und 24 Stunden bei Zimmertemperatur
Generell sei Vollkornbrot mit Gemüse als Mahlzeit
                                                        reifen lassen.
immer eine Empfehlung und besitze einen hohen
Nährwert. Aber auch dünn aufgetragene Butter mit        Teig: Das Kochstück und die restlichen Zutaten
Schnittlauch oder ein wenig Gervais-Frischkäse          10 Minuten langsam zu einem Teig mischen.
­seien eine gute Alternative zu Leberkäse oder ande-
                                                        Aufarbeiten: 200 Gramm schwere Teiglinge
 ren Wurstprodukten als Brotbeläge. Letztere seien
                                                        rustikal rundwirken und je zwei Stück in gefettete
 nämlich für die zu hohe Kalorienzufuhr verantwort-
                                                        (Pflanzenöl) Kastenform, mit der rustikalen Seite
 lich. Ein Tomatenschnittbrot, ein Bärlauchweckerl
                                                        nach oben, mit Dinkelvollkornmehl bestaubt,
 oder Brote mit Kräutern können jederzeit reinen Ge-
                                                        ­legen.
 wissens genossen werden, zumal sie auch wichtige,
 sekundäre Pflanzenstoffe liefern.                      Backen: Das Backrohr auf 220 °C vorheizen und
                                                        5 Minuten vor dem Einschieben eine Schüssel
Überhaupt seien im Inneren des Brotes viele Vital-      mit heißem Wasser für die Dampfbildung in den
stoffe zu finden, denn der Backprozess hätte den        Ofen schieben. Nach einer 15-minutigen Gare 60
Vorteil, dass die Inhaltsstoffe nur getrocknet und      Minuten bei fallender Hitze (180 °C) ausbacken.
nicht ausgekocht werden. „Während im Weizenmehl
mehr B-Vitamine vorhanden sind, die der Haut die-       TIPP: Zum Schwaden kann man Steine auf das
nen und die Leistungs- bzw. Konzentrationsfähig-        unterste Backblech legen. Dann schiebt man
keit steigern, sind im Roggenmehl mehr Elektrolyte      das Brot ein und stellt ein Metallgefäß mit ca.
zu finden. Diese unterstützen die Muskeltätigkeit       100 ml Wasser dazu. Nach 10 Minuten Back-
und helfen bei Entgiftungsprozessen, indem sie den      zeit das Backrohr einen Spalt öffnen, damit der
­Wasserhaushalt regeln“, gibt die Expertin Einblicke    Schwaden wieder abzieht.
 in ihre Gesundheitsseminare.
                                                        EMPFEHLUNG: Zu diesem Brot passt feiner
Für Menschen mit Verdauungsproblemen hat sie            Schinken.
noch einen ganz speziellen Tipp parat: „Hochwer-
tiges Brot aus der traditionellen Bäckerei hält sich
sehr lange frisch. Insofern kann ein älteres Brot von
gestern oder vorgestern ebenfalls besser verträglich
sein.“

                                                                                Bäckerzeitung 05/2020 31
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