BANK - Die Alternative Blog

 
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                    BANK
                        BETRIEBSAUSSCHUSS: Liebkind
                        oder Mittel • ÖGB-FRAUEN: Vom
                        Denken zum Tun

                                          Juni 2013
                                          Einzelheft: 1,50 Euro, Abonnement: 15 Euro
                                          P.b.b., Verlagspostamt 1040
    Herausgegeben von                     02 Z 031 242 M, Kd.-Nr: 0 021 012 558
AutorInnen dieser Ausgabe:
                             Beate neUnteUFel-
                             zechneR
                                                  Termine
                             Vorsitzende der
                             Ugöd

                                                   Einladung zur
                             FRitz SchilleR
                             arbeiterkammer-
                             rat der aUge/Ug in
                                                   KONFERENZ DER
                             wien

                             ingo hacKl
                             Mitglied der göd-
                             Bundeskonferenz
                                                   im Rahmen des 18. ÖGB-Bundeskongresses

                                                     Dienstag, 18. Juni 2013, 9–16.30 Uhr
                                                     Austria Center Vienna, Bruno Kreisky-Platz 1, 1220 Wien

                             heRBeRt oRSolitS      Vorläufige tagesordnung
                             Bundessekretär          9 Uhr Referat und Diskussion
                             der Ug Vida            „eURopäiSche“ antwoRten aUF die FinanzKRiSe Und ihRe aUSwiRKUngen aUF
                                                     die aRBeitnehMeRinnen, Mag. dR. chRiStoph heRMann, FoRBa
                                                     in Folge der Finanzkrise hat eine Reihe von eU-Mitgliedsländern Sparpakete
                                                   verabschiedet. diese beinhalten nicht nur Kürzungen von Staatsausgaben,
                             heRMann               sondern weit reichende einschnie in das sozialstaatliche gefüge und in die
                             dwoRczaK              arbeitsbeziehungen. es werden Sparpakete in neun ausgewählten ländern und
                             aktivist im           die Folgen für öffentliche Beschäigung, löhne, arbeitsmärkte, Kollektiv-
                             austrian Social       verträge und pensionen beleuchtet.
                             Forum.                  Ab zirka 11 Uhr Generalversammlung der Unabhängigen Gewerkschafter-
                                                   Innen im ÖGB mit Berichten, antragsbehandlung, wahlen des Vorstandes und
                             KlaUdia paiha         der Rechnungsprüferinnen und Bestellung unserer Mitglieder für die ögB-
                                                   gremien. antragsschluss: Spätestens dienstag, 4. Juni 2013, e-Mail: ug@oegb.at.
                             Bundessprecherin
                             der aUge/Ug             Ab 14 Uhr Vorbereitung des ÖGB-Kongresses, unseres Auftretens und unserer
                                                   Wortmeldungen
                                                     17 Uhr Eröffnung des 18. ÖGB-Bundeskongresses

                                                   Interessierte sind willkommen. Anmeldungen bitte über
                             KURt tRolp            Deine UG-Säule oder direkt an ug@oegb.at.
                             Mitarbeiter der
                             ig .el

                             MaRKUS Koza                                                            der dritte und letzte teil der
                             Ug -Vorsitzender,                                                      aUge/Ug-Film-interview-Serie
                             im ögB-Vorstand                                                        „gegen den Strom“ ist fertig und
                             und Mitarbeiter                                                        wird am
                             der aUge/Ug
                                                                                                    Freitag, den 7. Juni
                                                                                                    von 16 bis zirka 18.30 Uhr
                             RoBeRt Kana                                                            im AUGE/UG-Lokal,
                             Mitarbeiter der                                                        Belvederegasse 10/1,
                             ig .el                                                                 1040 Wien, präsentiert.

                                                                                                    die Film-dVd aller drei teile
                                                                                                    „gegen den Strom“ wird in Kür-
                                                                                                    ze in der aUge/Ug um 15 euro
                             Ulli Stein                                                             erhältlich sein. Bestellungen sind
                             Mitglied der                                                           sofort möglich.
                             Bundesleitung der
                             Ugöd
IM   JUNI

                                                                                                               editorial
                                                                                                               von Renate Vodnek

      thema                                                                                       SchluSS mit wenig –
                                                                                                  her mit mehr
      Das Bankgeheimnis & die ÖVP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 4                   Bald ist wieder Kongresszeit – vom
                                                                                                  18. bis 20. Juni findet der ÖgB-
                                                                                                  Bundeskongress statt. Auch die
      gewerkschaft & Betrieb                                                                      unabhängigen gewerkschafter-
                                                                                                  innen konferieren – zum thema
      Finance-Kollektivvertrag: Ergebnis unbefriedigend . . Seite 8                               „europäische“ Antworten auf die
      Vermögensverteilung: Eine Frage der „Klasse“ . . . . . . Seite 11                           Finanzkrise und ihre Auswirkun-
      Betriebsausschuss: Liebkind oder Mittel . . . . . . . . . . . Seite 14                      gen auf die Arbeitnehmerinnen.
      UG: Zugewinne bei der Bahn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16                  Auswirkungen sind vielfach
      Fachhochschulen: Outsourcing oder Raub?. . . . . . . . . Seite 17                           spürbar. Zum Beispiel Abbau von
      ÖGB-Frauenkongress: Vom Denken zum Tun . . . . . . Seite 18                                 einkommen, Pensionen und sozia-
                                                                                                  len rechten. Oder schwache lohn-
                                                                                                  abschlüsse – wie das Beispiel des
      Magazin                                                                                     Finance-Kollektivvertrages zeigt.
                                                                                                    um mehr ging es auch am
      „Anschluss“: Vergessen nein, verzeihen ja! . . . . . . . . . Seite 21                       Frauenkongress des ÖgB: mehr
      Weltsozialforum: La lucha sigue . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22                an gerechter Verteilung, mehr an
                                                                                                  geteilter Arbeit und Führung, mehr
                                                                                                  an Demokratie waren die Positio-
      Much-Spezial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12   nen der unabhängigen gewerk-
                                                                                                  schafterinnen.
                                                                                                    Von „null Bock auf nulllohn-
                                                                                                  runden“ zu „her mit mehr!“ –
                                                                                                  unser motto beim diesjährigen
                                                                                                  infotisch zum 1. mai.
                                                                                                    es braucht wirkungsvolle
                                                                                                  mindestlöhne und eine offensive,
                                                                                                  gewerkschaftliche lohnpolitik.
                                                                                                  Außerdem eine umfassende Ar-
                                                                                                  beitszeitverkürzung mit einem ent-
IMPRESSUM Medieninhaber, Verleger: alternative und grüne gewerk-
                                                                                                  sprechendem lohn- und Beschäfti-
schafterinnen (aUge/Ug) Herausgeberin: Unabhängige gewerkschafterinnen                            gungsausgleich. Damit den steigen-
im ögB (Ug/ögB) Redaktion: Renate Vodnek. Layout: Franz wohlkönig.                                den wirtschaftlichen ungleichge-
Alle: 1040 wien, Belvederegasse 10/1, telefon: (01) 505 19 52-0, Fax: (01) 505 19 52-22,          wichten ein ende gesetzt wird. und
e-Mail für abonnement: auge@ug-oegb.at, Redaktion: alternative@ug-oegb.at,                        die bezahlte und unbezahlte Arbeit
internet: www.ug-oegb.at, Bankverbindung: (14 000) Kto.-nr. 00 110 228 775,                       gerechter verteilt wird.
Bic: Bawaatww, iBan: at30 1400 0001 1022 8 775.                                                     mehr Stimmen und mandate
Dass namentlich gezeichnete Beiträge nicht unbedingt der Meinung der
Redaktion oder des herausgebers entsprechen müssen, versteht sich von selbst. titel
                                                                                                  erzielten wir bei den Betriebsrats-
und zwischentitel fallen in die Verantwortung der Redaktion, cartoons in die                      wahlen in teilbetrieben der ÖBB!
Freiheit der Kunst. textnachdruck mit Quellenangabe gestattet, das copyright der
Much-cartoons liegt beim Künstler.                      dVR 05 57 021. iSSn 1023-2702

                                                                  Seite 3 • alteRnatiVe 6/2013
Thema

                                  österreich ist unter druck. im zuge des
                „Steueroasen-outings“ steht wieder einmal das Bankgeheimnis zur disposition.
                                             Von markus Koza.

 DAS             BANKGEHEIMNIS
                   & DIE ÖVP
          ene länder, deren Bürgerinnen „steuerschonend“           zumindest gegenüber den Finanzbehörden. go behüte!
          zuflucht in Steueroasen suchen, wollen‘s wissen:          da warnen die Konservativen schon einmal vor dem all-
          wer, wie viele, wo geparkt hat. auch in österreich.      mächtigen „Schnüffelstaat“, der in den Schlafgemächern
          „automatischer informationsaustausch“ heißt das          und unter Matratzen nach Schmuck, geld und sonstigem
          zauberwort: österreich soll künig den Finanz-           Vermögen zu schnöden Besteuerungszwecken suche. da
    behörden der anleger Veranlagungserträge ihrer Steuer-         sorgt sich der Schwarze ums Bürgerrecht. nicht allen ist
    pflichtigen melden müssen. So wollen es zumindest die           alles zumutbar, wenn manche gleicher als die anderen sind.
    eU-partnerländer. während Steuer-, europarechtlerinnen            der ausgesprochen eigenwillige und selektive zugang zu
    und wirtschasforscherinnen dem Bankgeheimnis ein              Bürgerinnenrechten wiederholt sich nun einmal mehr bei
    ohnehin überfälliges, baldiges ende voraussagen, Sozial-       der diskussion rund um die abschaffung des Bankgeheim-
    demokratinnen herumeiern, und Fpö, Bzö und team                nisses. auch diesmal gilt es, die „privatsphäre“ – dieses
    Stronach eben Fpö, Bzö und team Stronach sind, stemmt          Mal jene der „braven“ Sparerinnen – gegen den bösen
    sich besonders eine partei dagegen: die österreichische        Schnüffelstaat zu verteidigen.
    Volkspartei. Und wenn sich die öVp für was besonders              den Staat ginge es schlichtweg nichts an, was seine
    einsetzt, ist bekannt, wem‘s nützt: den Reichen und Reichs-    Bürgerinnen auf den Sparkonten liegen häen. Unterstüt-
    ten in diesem land.                                            zung kommt für die öVp von ihr nahestehenden Banken-
                                                                   vertreterinnen, die etwa, wie der geschäsführer Franz
                                                                   Rudorfer von der Bundessparte Bank und Versicherung
        Die Volkspartei                                            der österreichischen wirtschaskammer, davor warnen,
        und die Privatsphäre                                      „das Vertrauen der Sparer neuerlich durch die aktuellen
                                                                   diskussionen rund um das Bankgeheimnis einem unnö-
      nun, die österreichische Volkspartei ist ja nicht unbe-      tigen Stresstest zu unterziehen.“ als ob es die diskussion
    dingt als Bürgerrechtspartei bekannt, welcher der Schutz       um das Bankgeheimnis dazu gebraucht häe …
    der privatsphäre als oberstes gebot gilt. wann immer es
    darum geht, möglichst viele daten über möglichst viele
    Menschen zu sammeln, und das alles möglichst ohne allzu         Wie das Bankgeheimnis
    viel demokratische Kontrolle – die Volkspartei ist dabei.       Steuerungerechtigkeit zementiert …
    wenn es um den Bezug von Sozialleistungen geht, kann‘s
    der öVp auch nicht transparent genug zugehen – „Sozial-         zinsen stellen einkommen dar. wie löhne und gehälter
    betrug“ gilt Konservativen schließlich als Volkssport der     auch. zinseinkommen sind personen zuordenbar. wer das
    armen. wer immer Mindestsicherung beantragt hat, ist          entsprechende Bankkonto, Sparbuch hält, bekommt die
    gezwungen einen einkommens- und Vermögensstriptease           dazugehörigen zinsen. im gegensatz zum lohn weiß
    hinzulegen, alles offen zu legen.. die „Bedürigkeit“ ist      allerdings das Finanzamt nicht, wer wie viel an zinsen
    darzulegen, nach punkt und Beistrich. privatsphäre? die       bekommt. wie viel eine arbeiterin, eine angestellte, eine
    zählt nicht viel bei denen „ganz unten“.                      Beamtin verdient, weiß das Finanzamt, weiß die Sozial-
      ganz anders verhält es sich bei denen „ganz oben“. da       versicherung. entsprechend der höhe, der „leistungsfähig-
    erwacht in der öVp der Beschützerinstinkt. was bei Min-       keit“ wird unterschiedlich hoch besteuert, entsprechende
    destsicherungsbezieherinnen gut ist, ist den Reichen und
    Reichsten längst nicht billig. Vermögenssteuern? das wür-
    de ja bedeuten, die Vermögensverhältnisse offen zu legen.                                         Bitte auf Seite 6 weiterlesen

                                                 Seite 4 • alteRnatiVe 6/2013
warum der „Oma mit

dem Sparbuch“ das

Bankgeheimnis

nichts nützt

                     Seite 5 • alteRnatiVe 6/2013
abgaben einbehalten. Für zinseinkommen gilt das alles         eine Meldepflicht: angespartes, auf Konten liegendes pri-
 nicht. Und da wird‘s ungerecht.                               vates geldvermögen muss den zuständigen Finanzämtern
   warum sind zinseinkommen gegenüber lohneinkom-              gemeldet werden. auf freiwillige „Meldung“ sollten wir
 men steuerlich begünstigt? tatsächlich unterliegen ja löh-    uns nicht verlassen … Bleibt das Bankgeheimnis, wird die
 ne und gehälter der progressiv verlaufenden einkommens-       Besteuerung von hohen geldvermögen somit schwierig bis
 beziehungsweise lohnsteuer. also: Mit wachsendem ein-         unmöglich – insbesondere auch dann, wenn kleine und
 kommen steigt die Steuerbelastung, bis zum höchsten           milere Vermögen weitgehend geschont bleiben sollen.
„grenzsteuersatz“ von fünfzig prozent, der für einkom-         das ist nämlich das tatsächlich absurde: Bliebe das Bank-
 mensbestandteile über der Bemessungsgrundlage von             geheimnis erhalten, müsste auch eine auf geldvermögen
 sechzigtausend euro zu entrichten ist. das Finanzamt weiß     eingehobene Vermögenssteuer in Form einer „Flat-tax“
 also genau, wie hoch der Verdienst ist, in welcher progres-   umgesetzt werden. das würde tatsächlich auch kleinere
 sionsstufe der jeweilige teil des Verdienstes liegt. die      und milere ersparnisse im Vergleich zu hohen Vermögen
 lohnsteuer wird Monat für Monat entrichtet. Stellt sich       unverhältnismäßig stärker belasten.
 heraus, dass ich übers Jahr mehr verdient habe, ist dieses       damit Freibeträge wirken können, muss es ausreichend
 Mehreinkommen zu versteuern. Rücke ich in eine höhere         informationen über das gesamtvermögen einer person
 progressionsstufe habe ich entsprechend mehr zu entrich-      geben – etwa über alle Sparbücher und entsprechenden
 ten. Keine chance zu entrinnen. wer „leistungsfähiger“ ist,   einlagen, die dieser person beziehungsweise einem haus-
 wer „mehr“ auf seinen Schultern lasten kann, zahlt halt       halt zugeordnet werden können. ohne Meldepflicht aller
 auch entsprechend mehr. eigentlich nur gerecht. nicht so      Banken geht das nicht. das Bankgeheimnis steht dieser
 bei zinsen.                                                   Meldepflicht logischerweise entgegen und damit auch der
   wer zinsen bekommt, hat‘s gut. zumindest was die            Möglichkeit, einen Überblick über die gesamte Vermögens-
 steuerliche Belastung betri. der zahlt nämlich immer nur     situation einer person/eines haushalts zu gewinnen. Bleibt
 25 prozent vom zinsertrag, egal ob er 15, 15.000 oder         das Bankgeheimnis für inländerinnen aufrecht, bliebe die
 150.000 euro an zinsen bezieht. nicht zuletzt, weil es das    Besteuerung von Vermögen tatsächlich im wesentlichen
 Bankgeheimnis gibt. eigentlich wäre es ja nur logisch, dass   auf grund und Boden, auf immobilien, Vermögenszuwäch-
 zinseinkommen normal einkommensteuerpflichtig wären,           se und entsprechende Übertragungen – sprich erbschaen
 so wie einkommen aus unselbständiger und selbständiger        und Schenkungen – beschränkt. ein wesentlicher Vermö-
 arbeit oder aus Vermietung und Verpachtung, also genau-       gensbestandteil – der insbesondere auch aus regulatori-
 so der Steuerprogression unterlägen: Je höher das zins-       schen gründen (abschöpfen von Spekulationsmasse, Stabi-
 einkommen, desto höher die abzuliefernden Steuern. alle       lisierung der Finanzmärkte) einer Besteuerung unterzogen
 einkommen werden zusammengezählt und entsprechend             werden müsste – bliebe weitgehend ausgeklammert.
 besteuert. wie es auch ist, wenn einkommen aus zwei oder         dabei wäre die budgetäre Bedeutung des geldvermögens
 drei Jobs zu versteuern sind, ein anstellungsverhältnis und   enorm. es macht rund die häle des gesamtvermögens
 ein werkvertrag, usw.                                         aus und lag 2011 bei rund fünundertneun Milliarden
   ist aber nicht so, weil eben das Bankgeheimnis davor        euro und ist seit 2001 (dreihundertelf Milliarden euro)
 schützt. das Finanzamt weiß schlichtweg nicht, wie viel       deutlich gewachsen. geldvermögen umfasst dabei – neben
 jeder einzelne an zinsen bezieht. es wird ja nichts gemel-    aktien, investmentfonds, Beteiligungen an gmbh, anlei-
 det, weil „geheim“. d‘rum gilt für zinseinkommen eine         hen und Bargeld – eben auch Spareinlagen, Sparbücher.
 Flat-tax von 25 prozent. das führt dann dazu, dass ausge-
 sprochen wohlhabende Sparer, die für ihr erspartes zinsen
 von zum Beispiel dreitausend euro beziehen, eben nur            Wie sich Spareinlagen verteilen
 750 euro dafür an Steuern zahlen, angestellte mit einem
 Bruolohneinkommen von ebenfalls dreitausend euro               Vorerst ein paar Kenndaten aus einer Studie der öster-
 dagegen insgesamt 1094 euro an Steuern und abgaben            reichischen nationalbank zu „Spareinlagen in österreich“
 abliefern müssen – knapp 36,5 prozent des einkommens.         (andreasch / Fessler / Schürz) aus dem zweiten artal
 in österreich wird nicht jedes einkommen gleich behan-        2012. also doch ziemlich aktuell:
 delt. einkommen aus geldvermögen sind gegenüber lohn-         • Bargeld und Spareinlagen machten 2011 rund 46 prozent
 einkommen begünstigt. Und das ist auch noch durch ent-        des gesamten geldvermögens privater haushalte aus. auf
 sprechende Regelungen in Verfassungsrang geschützt!           Sparkonten lagen rund 157 Milliarden euro – knapp über
                                                               dreißig prozent des gesamten geldvermögens.
                                                               • die ersparnisse privater machen dabei 95 prozent des
  … und warum die Besteuerung von Vermögen mit                 Volumens der Spareinlagen aus. Für Unternehmen und die
  einem Bankgeheimnis nicht zusammengeht                       öffentliche hand spielen Spareinlagen nur eine unter-
                                                               geordnete Rolle.
  was allerdings, wenn es um „Steuergerechtigkeit“ geht,       • insgesamt bestehen in österreich rund 23 Millionen
noch bedeutender ist: Bankgeheimnis und Vermögens-             Sparkonten – bei 8,4 Millionen einwohnerinnen und
steuern gehen einfach nicht zusammen. warum?                   3,7 Millionen haushalten ergibt das damit 2,7 Konten pro
  ganz einfach: es können nur Vermögen besteuert wer-          person und rund sechs Konten pro haushalt, wobei insbe-
den, die dem Finanzamt bekannt sind, die „deklariert“ sind.    sondere „reiche“ personen ihr Vermögen auf eine Vielzahl
Soll eine Vermögenssteuer „umfassend“ sein, braucht es         von Konten, Sparbüchern und Banken verteilen.

                                              Seite 6 • alteRnatiVe 6/2013
• laut aktueller Vermögensstudie der österreichischen            Bei den Sparkonten stellt sich die Situation wie folgt dar:
nationalbank (hFcS-austria 2010) halten 99 prozent der         • der „Medianwert“ bei den Sparkonten liegt bei zwölf-
haushalte girokonten, 87 prozent Sparkonten, 54,7 pro-         tausend euro.
zent verfügen über Bausparverträge, 38 prozent über            • der „Mielwert“ bei den Sparkonten liegt bei („der
lebensversicherungen, aber nur 5,3 beziehungsweise             durchschniliche haushalt besitzt Sparkonten im wert
3,5 prozent über aktien beziehungsweise anleihen.              von …“) dreißigtausend euro.
  was lässt sich nun über die Verteilung der Spareinlagen        Sparkonten sind damit zwar – aufgrund der Streuung –
sagen?                                                        „gleicher“ verteilt als andere Vermögensbestandteile wie
• auf mehr als achtzig prozent der Sparkonten liegen           etwa aktien oder anleihen, aber eben doch auch „ungleich“
weniger als zehntausend euro.                                  – liegt der „Mielwert“ doch um zweifache über dem
• Rund 95 prozent der Sparkonten weisen einlagen von           „Medianwert“.
unter zwanzigtausend euro aus.
• auf lediglich zwei prozent der Konten liegen Spar-
einlagen von über fünfzigtausend euro.                           Warum der „Oma mit dem Sparbuch“ das
• auf weniger als 0,6 prozent der Konten sind Beträge von        Bankgeheimnis nicht nützt
über hunderausend euro angelegt.
• auf nur 0,3 prozent der Sparkonten liegen Beträge über          dass die inzwischen berühmt-berüchtigte und rauf und
fünunderausend euro.                                         runter zitierte „oma mit dem Sparbuch“ von der abschaf-
• auf 1856 Konten liegen einlagen von einer Million bis        fung des Bankengeheimnisses besonders negativ betroffen
drei Millionen euro.                                           wäre und entsprechend dringenden Schutzes bedürfe, ent-
• auf 366 Konten solche von über drei Millionen euro.          puppt sich damit als pure propaganda. Müssen sich omas
  die Studienautoren: „einer großen anzahl niedrig             vor Steuergerechtigkeit fürchten? Vor dem zugriff des
dotierter Spareinlagen steht eine kleine anzahl hoch           Finanzamts auf ihr erspartes? Vor Vermögenssteuern? Bei
dotierter Spareinlagen gegenüber.“ interessant sind dabei      den immer wieder kolportierten Freigrenzen von jenen, die
die Veränderungen in den einzelnen Kategorien. während         Vermögens- und erbschassteuern wieder einführen wol-
der anteil der Sparkonten in der Kategorie zwanzig- bis        len, sicher nicht. es werden sich vermutlich nur wenige
fünfzigtausend euro von 2002 bis 2011 etwa nur um ein         „omas“ unter den top-10 prozent jener Sparerinnen finden,
prozent gestiegen ist, ist jener der Kategorie hundert- bis    die über hunderausend euro an erspartem verfügen.
fünfhunderausend euro um rund achtzehn prozent, jener         noch geringer wird der „omama“-anteil bei jenen 1,3 pro-
der höchsten Kategorie (über drei Millionen euro) um           zent haushalten mit mehr als fünunderausend euro
mehr als hundert prozent gestiegen.                            sein. einem ersparten, ab dem Vermögenssteuern nach
  Über die Verteilung der Spareinlagen auf die haushalte       den meisten Modellen überhaupt erst greifen würden.
beziehungsweise personen lassen sich aus dieser erhebung          den gralshüterinnen des Bankgeheimnisses ist das alle-
allerdings nur eingeschränkt Schlüsse ziehen – da haus-        mal egal: Stehen omas und opas sonst – gerade bei Kon-
halte beziehungsweise personen über mehrere Sparbücher         servativen – eher in Verdacht mit ihren pensionen die
verfügen können. Feststellbar ist – wie bereits erwähnt –      Staatshaushalte und „steuerzahlenden leistungsträger“
ein ansteigen der „hohen“ Kategorien, die vermuten lassen,     über gebühr zu strapazieren, sind sie als „kleine, brave
dass Sparkonten – gerade in Krisenzeiten – auch für wohl-      Sparerinnen“, die vermeintlicher weise vor dem zugriff
habende an araktivität gewinnen.                              der Finanz zu reen sind, herzlich willkommen. es ist das
  Mehr auskun über die Verteilung der geldvermögen            ewig gleiche, miese Spiel, das wir bereits aus der Vermö-
(und damit auch der Sparkonten) gibt die schon erwähnte        gens- und erbschassteuerdebae kennen. die sonst so
Vermögenserhebung der österreichischen nationalbank            verachteten „kleinen leute“ werden vor den Vorhang
(hFcS-austria):                                                gezerrt und deren Befürchtungen und ängste hemmungs-
• So halten etwa „nur“ 79 prozent der „unteren“ 50 prozent     los für die interessen der „großen“ Reichen und Reichsten
der haushalte Sparkonten, aber 97,3 prozent der top-5          instrumentalisiert – einmal als „kleiner häuslbauer“, ein-
prozent. im „Sozialbericht 2011 bis 2012“ des Bundesminis-     mal als „oma mit kleinem Sparbuch“. Und – bedauerlicher-
teriums für arbeit, Soziales und Konsumentenschutz heißt       weise – immer wieder auch durchaus erfolgreich.
es entsprechend, dass Sparkonten keineswegs die „typische         die Fakten sprechen jedenfalls eine andere Sprache.
Sparvariante der unteren häle der Vermögensverteilung“        abgesehen von Steuerhinterziehung, Schwarzgeldparken
seien, sondern „in ihrer Bedeutung entsprechend der höhe       und dubiosen geschäen profitieren beinahe ausschließ-
des neovermögens der haushalte“ sogar noch steigen.           lich jene vom Bankgeheimnis, die über große Sparvermö-
• der Medianwert bei den geld- beziehungsweise Finanz-         gen verfügen. Sie wären es, die von einer möglichen Mel-
vermögen (fünfzig prozent besitzen mehr, fünfzig prozent       depflicht an die Finanzämter und einer Vermögensbesteue-
weniger) liegt bei vierzehntausend euro.                       rung betroffen wären, weil der Fiskus entsprechende infor-
• Bei drei Viertel der haushalte liegt das geldvermögen        mationen und zugriffsmöglichkeiten häe. wer für das
unter fünfzigtausend euro.                                     Bankgeheimnis ist, ist daher tatsächlich gegen mehr Steu-
• zehn prozent der haushalte halten ein geldvermögen           ergerechtigkeit. wer wirklich Vermögenssteuern will, darf
von über hunderausend euro .                                  beim Bankgeheimnis nicht herumeiern. es gehört einfach
• 1,3 prozent der haushalte verfügen über ein Finanz-          abgescha. gerade auch für inländerinnen. z
vermögen von fünunderausend euro.

                                                Seite 7 • alteRnatiVe 6/2013
Gewerkschaft & Betrieb

                                          ende März 2013 schlossen
                          Bankenverband und die gewerkschaft der privatangestellten
                              den Finance-Kollektivvertrag ab. Von Fritz Schiller.

        ERGEBNIS
     UNBEFRIEDIGEND
            er Finance-Kollektivvertrag umfasst unter             wertpapiere, zurück. diese positive entwicklung wurde
            anderem die Kollektivverträge der Banken, der         durch höhere Risikovorsorgen für notleidende Kredite
            Sparkassen, der landeshypotheken-, der Raiff-          gedämp.
            eisen- und der Volksbanken. das ergebnis ist für         die erträge aus dem eigentlichen Bankgeschä erhöhten
            die arbeitnehmerinnen und arbeitnehmer dieser         sich geringfügig, das Betriebsergebnis beziehungsweise das
    Branche als absolut unbefriedigend zu bewerten.               Jahresergebnis wurde durch auflösung von Risikovorsor-
      nach vier Verhandlungsrunden kam es zu folgendem            gen beziehungsweise Bewertungsgewinnen deutlich
    abschluss:                                                    verbessert. erträge aus Vorjahren wurden somit in diesem
    • die Kollektivvertrags-gehälter steigen ab 1. april 2013     Jahr realisiert.
    um 2,4 prozent und 3,50 euro, jedoch bis zu einem Maxi-          die internationalen Umweltbedingungen sind insgesamt
    malbetrag von höchstens 109,55 euro pro Verwendungs-,         für die Bankenwirtscha nicht gerade rosig. nach der
    Beschäigungsgruppe, in die die angestellte eingereiht ist.   lehman-pleite in 2008 sieht sich die Finanzindustrie vor
    • die lehrlingsentschädigungen steigen um 2,6 prozent         deutlichen strukturellen Veränderungen. die zinsspanne
    • und die Kinderzulagen um jeweils zwei euro.                 ist seit geraumer zeit rückläufig, ebenso werden die staat-
    • im durchschni ergibt das einen anstieg der Kollektiv-      lichen Regulierungen in Folge der Finanzmarktkrise
    vertrags-gehälter von 2,55 prozent.                           schriweise verschär.
    • die laufzeit beträgt zwölf Monate.                             die nationalen probleme wie zum Beispiel
                                                                  • der hypo alpe adria,
                                                                  • der österreichischen Volksbanken-ag als Spitzen-
      Die Ertragslage der                                         instituts des Volksbankensektors sowie
      österreichischen Banken 2012                                • der Kommunalkredit
                                                                     sind verursacht durch die internationale Finanzmarkt-
      wie war es um die ertragssituation der österreichischen     krise und durch hausgemachte Managementfehler sowie
    Banken 2012 bestellt? laut einer presseaussendung der         Betrugsdelikte. wie ist nun der Kollektivvertrags-
    österreichischen nationalbank vom 20. März erzielten die      abschluss zu bewerten? wie immer gibt es zwei evaluie-
    österreichischen Banken einen höheren gewinn als im           rungsebenen: eine relative zu anderen zeitnahen Kollektiv-
    Vorjahr.1) auf einer konsolidierten Basis haen sich die      vertrags-abschlüssen anderer Branchen und zum anderen
    Betriebserträge um 1,3 prozent auf 37,7 Milliarden euro       eine nach der produktivitätsorientierten lohnpolitik.
    erhöht und die Betriebsaufwendungen dagegen um
    4,7 prozent auf 25,6 Milliarden euro reduziert.
      das daraus resultierende Betriebsergebnis stieg von            Relativer Vergleich
    10,4 Milliarden auf 12,1 Milliarden euro (16,7 prozent).
    das konsolidierte Jahresergebnis nach Steuern und                 im Vergleich zu anderen zeitnahen, das heißt abschlüs-
    Minderheitenanteile verdreifachte sich von 711 Millionen       sen seit anfang 2013, ist der Finance-abschluss am unters-
    auf 2,97 Milliarden euro.                                      ten ende zu finden. im Vergleich von dreißig Kollektivver-
      die österreichische nationalbank führt dieses positive       trags-abschlüssen einer repräsentativen auswahl von
    ergebnis insgesamt auf Sondereffekte wie dem Rückkauf           Kollektivvertrags-abschlüssen mit gültigkeit 1. Jänner
    von hybridkapital und langfristigem nachrangigem               2013 ist Folgendes feststellbar: die erhöhungen der Kollek-
    Kapital, geringere abschreibungen von Firmenwerten von         tivvertrags- beziehungsweise Mindestlöhne mit der durch-
    tochterunternehmen sowie bei der Risikovorsorge für            schnilichen erhöhung sind bedingt vergleichbar.

                                                  Seite 8 • alteRnatiVe 6/2013
Die geringsten Kollektivvertrags-Abschlüsse gab es
                               • in der Sozialversicherung (2,30 prozent),
                               • bei der telekom (2,55 prozent) und
                               • bei den Sozialberufen (2,75 prozent),

                                 die höchsten Kollektivvertrags-Abschlüsse gab es
                               • in der Mineralölindustrie,
                               • im Metallgewerbe und
                               • bei der Münze österreich (je 3,40 prozent).
                                 die geringste durchschniliche erhöhung wurde im
                               Finance-Bereich mit 2,55 prozent erzielt.
                                 eindeutig ist, dass der diesjährige Finance-abschluss zu
                               den geringsten Kollektivvertragsabschlüssen seit Jahres-
                               beginn gehört.

                                 Der Finanz-Abschluss gemessen an der
                                 Produktivitätsorientierten Gehaltspolitik
                                  wie ist es der Finance-abschluss nun mit den eigenen
                               lohn- und gehaltsleitlinien, der produktivitätsorientierten
                               lohn- und gehaltspolitik zu vergleichen? hier fällt das
   es gab keine                Urteil gerade so zufriedenstellend aus.
                                  auch wenn die produktivitätsorientierte lohn- und
                               gehaltspolitik in etlichen Resolutionen des österreichi-
                               schen gewerkschasbundes und der gewerkscha der
  unterschriftenliste,         privatangestellten, druck, Journalismus, papier (gpa-djp)
                               beschlossen wurden, in der tatsächlichen Umsetzung
                               beziehungsweise als strategische zielgröße bei den Kollek-
                               tivvertrags-Verhandlungen wird sie in der Regel vergessen.
  Demonstrationen und             was verwundert, braucht es offensichtlich renommierter
                               ausländischer experten, die diese Forderung den heimi-
                               schen gewerkschaerinnen wieder in erinnerung bringen.
                               zuletzt zum Beispiel durch professor gustav horn vom
 Streikbeschlüsse. Diese       institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der
                               deutschen gewerkschasnahen hans-Böckler-Stiftung, der
                               in seinem Referat am 4. april vor der gpa-djp-Konferenz
                               zum ema „geld ist genug da“ schlussfolgerte: „die
 maßnahmen wären
                               (realen) löhne müssen auf dauer der produktivitäts-
                               entwicklung folgen“.2)
                                  in den Statements der arbeitnehmer-Verhandlerinnen
                               zu den Finance-Verhandlungen gab es keinen hinweis auf
 noch im „Köcher“ der
                               die durchaus vorhandene produktivitätsteigerung. in einer
                               Reaktion auf die ablehnung der arbeitgeberseite der gpa-
                               djp-Forderung stellten die arbeitnehmer-Verhandlerinnen
taktischen maßnahmen           fest, dass sie einen Reallohnverlust nicht akzeptieren
                               würden. das bedeutete nichts anderes, als das akzeptieren
                               einer erhöhung nur um die inflationsrate.
                                  Von einer Forderung nach der einbeziehung der produk-
gewesen, es hätte nur          tivität (der gesamtwirtschalichen oder der Bankenbran-
                               che bezogenen), war nicht die Rede.
                                  im zeitraum von 2000 bis 2012 betrug die gesamtwirt-
                               schaliche produktivitätssteigerung zu preisen von 2005
auf sie zugriffen              laut eurostat im durchschni ein prozent. im Jahr 2012 fiel
                               sie um 0,6 prozent und soll laut der prognose des eurostat
                               und auch des österreichischen instituts für wirtschas-
                               forschung für 2013 0,1 prozent betragen. die inflationsrate
werden müssen.                 für 2012 (2,4 prozent) und der anstieg der produktivität

                                                                            Bitte umblättern

                  Seite 9 • alteRnatiVe 6/2013
ergibt somit einen verteilungsneutralen Spielraum von          Der Verlauf der
2,5 prozent.
                                                               Kollektivvertragsverhandlungen
  das bedeutet, dass die erreichte durchschniliche
erhöhung des Finance-abschlusses auf die Kollektiv-            insgesamt benötigten die Verhandlerinnen vier Ver-
vertrags-gehälter mit 2,55 prozent geringfügig über dem      handlungsrunden, um den abschluss zu erzielen. die
erfordernis des verteilungsneutralen Spielraums zu liegen    arbeiter-Verhandlerinnen waren mit einer Forderung von
kommt3). der abschluss erfüllt somit diese anforderungen,    einer linearen erhöhung von 3,7 prozent in die erste Ver-
jedoch ist das mehr dem zufall geschuldet als einer          handlungsrunde gegangen. Man war im Vorfeld mit den
bewussten Strategie.                                         arbeitgebern übereingekommen, nach drei Verhandlungs-
                                                             runden einen abschluss erzielen zu wollen. das machte
                                                             Sinn, wollte man doch den Verhandlungsmarathon vom
  Kinderzulagen                                              letzten Jahr vermeiden.
  und Deckelung                                                Von anfang an setzte die arbeitgeberseite die gpa-djp
                                                             Verhandlerinnen massiv unter druck. die gegenmaßnah-
  anders verhält es sich mit zwei anderen teilergebnissen:   men sind schnell aufgezählt: es gab eine österreichweite
• die Kinderzulagen wurden nur um zwei euro pro Kind         Betriebsrätinnenkonferenzen, eine woche darauf wurden
erhöht. das entspricht einer erhöhung für ein Kind um        Betriebsversammlungen mit über zehntausend teilneh-
1,7 prozent, für jedes weitere Kind verringert sich, durch   merinnen zur Unterstützung der arbeitnehmer-Verhand-
fixen Betrag von zwei euro, die erhöhung. im Vorjahr          lerinnen abgehalten. Und das wars.
wurden die Kinderzulagen noch mit dem durchschni              es gab keine Unterschrienliste zur Unterstützung der
(3,47 prozent) der Kollektivvertrags-erhöhung erhöht. ein    arbeitnehmerinnen-Verhandlerinnen, es gab keine de-
Sündenfall, den die arbeitnehmer-Verhandlerinnen, wie        monstrationen und es gab keine Streikbeschlüsse wie im
sie selbst erklärten, vermeiden wollten.                     Vorjahr. all diese Maßnahmen wären noch im „Köcher“
• ein absolut unbefriedigendes ergebnis ist die deckelung    der taktischen Maßnahmen gewesen, es häe nur auf sie
der Kollektivvertrags-erhöhung. zunächst gibt es zum         zugriffen werden müssen. die arbeitnehmerinnen-Ver-
zweiten Mal hintereinander eine deckelung. zudem gibt es     handlerinnen waren sich offensichtlich der Unterstützung
keine absolute grenze, wie letztes Jahr, als sie hundert-    ihrer Kolleginnen nicht sicher. was verwundert, da diese
fünfzig euro betrug, sondern diesmal betri es jede          bereits im Vorjahr schon bis zum taktischen Miel des
einzelne Verwendungsgruppe separat. ist zum Beispiel         Streikbeschlusses gekommen waren. die arbeitnehmer-
eine angestellte im Bankenkollektivvertrag in der gruppe     Verhandlerinnen häen mehr Mut beweisen sollen. au-
der Verwendungsgruppe d in Stufe 9 (der letzten) einge-      ßerdem wäre eine Urabstimmung über den Kollektivver-
reiht, so beträgt der maximale anstieg nur 72,77 euro.       trags-abschluss, wie im vielen deutschen Branchen üblich,
der größte anstieg über alle unterschiedlichen Kollektiv-    ein wichtiger gradmesser des eigenen erfolgs gewesen.
verträge ist mit 109,66 euro gedeckelt.                        insgesamt bleibt festzustellen, dass dieser abschluss, wie
  die deckelung gilt auch bei Überzahlungen, insofern        schon im Vorjahr, schlichtweg unbefriedigend ist. es ist
bedeutet sie automatisch auch eine deckelung der ist-        aufgabe der Verhandlungsführung der arbeitnehmer-Ver-
gehälter. die deckelung tri zum zweiten Mal die Miel-      treterinnen, sich schon jetzt für die kommende Verhand-
bis Besserverdienenden. dadurch akzeptieren die arbeit-      lungsrunde strategisch vorzubereiten. die arbeitgeber
nehmer-Verhandlerinnen die Spaltung der angestellten im      werden nicht nachlassen und ihren druck weiter aufrecht-
Finance-Bereich. es wird für die zukünigen Kollektivver-    erhalten beziehungsweise erhöhen. ein weiteres nach-
trags-Verhandlungen sehr schwer werden, diese gruppen        geben könnte der autorität der gewerkscha im Finance-
in eine gemeinsame Solidaritätsfront zu integrieren.         bereich einen nachhaltigen Schaden zufügen. z

                                                             Ausführliche Informationen und Tabellen zum Vergleich der
                                                             Kollektivvertrags-Abschlüsse und der Produktivitätsentwick-
                                                             lung sind unter http://diealternative.org/finance/ zu finden.

                                            Seite 10 • alteRnatiVe 6/2013
Gewerkschaft & Betrieb

                                                                                        fünfzig prozent besitzen mehr, fünfzig
EINE FRAGE DER „KLASSE“                                                                 prozent besitzen weniger):
                                                                                        • Selbständigenhaushalte verfügen in
                                                                                          deutschland über ein Vermögen
                                                                                          von 210.450 euro.
                                                                                        • Beamte besitzen schon deutlich
                                                                                          weniger – allerdings immer noch
    Und: Vermögen verteilt sich auch            Vermögen sind ungleich                    128.020 euro.
    nach zugehörigkeit zu sozialen grup-                                                • angestellte halten schon nur noch
    pen. wer in der richtigen „Klasse“ ist,     verteilt. In ganz Europa.                 weniger als ein driel der Selbstän-
    besitzt mehr. deutlich mehr. nun lie-       In Österreich dabei noch                  digen – nämlich ein Vermögen von
    gen auch die eU-weiten daten zur                                                      62.140 euro.
    Vermögensverteilung vor. die aktuel-        ungleicher.                             • Bei den arbeiterinnen stellt sich die
    le Studie der europäischen zentral-                                                   Vermögenssituation noch schlechter
    bank bestätigt dabei einmal mehr
    die massive Ungleichverteilung
    bei den Vermögen quer über
    europa. die reichsten fünf pro-
    zent der haushalte in der euro-
    zone besitzen im durchschni
    37 prozent des gesamten neo-
    vermögens, die „untersten“ fünf-
    zig prozent – also die „ärmere“
    häle der europäischen Bevölke-
    rung im euroraum – dagegen nur
    über sechs prozent.

      Selbständige doppelt so reich wie
      Arbeitnehmerinnen
      die daten der europäischen
    zentralbank weisen zusätzliche
                                                                          lasse“ ist,
    deutliche Unterschiede bei der
                                                      d er r ic htigen „K hr.
    Vermögensverteilung zwischen              wer in                tlich me
                                                         ehr. deu
    den „sozialen“ gruppen aus, etwa          besitzt m
    das Vermögen von arbeitnehmer-
    innen und von Selbständigen.
    Selbständige halten innerhalb der
    europäischen Union ein Realvermö-         die „untersten“ fünfzig prozent zu-         dar (sie nennen ein neovermögen
    gen (zum Beispiel immobilienbesitz)       sammen über weniger als vier prozent        von gerade einmal 26.950 euro ihr
    von 276.400 euro (Medianwert).            an Vermögen verfügen. österreich            eigen) ein Siebtel der Selbständigen.
      arbeitnehmerinnen dagegen von           weist in der europäischen Union die       • deutsche pensionistinnenhaushalte
    nur 134.600 euro. Bei den Finanz-         zweitgrößte Ungleichverteilung bei          besitzen immerhin 74.610 euro.
    vermögen stellt sich das Bild nicht       den Vermögen aus. Und wird dabei          • geradezu desaströs (aber zu erwar-
    wesentlich anders dar: Selbständige       nur noch von deutschland getoppt.           ten, hartz iV lässt grüßen) die Ver-
    verfügen über ein geldvermögen –            was für österreich fehlt: die             mögenssituation in arbeitslosen-
    darunter auch Sparkonten – von            Vermögensverteilung nach sozialen           haushalten. Sie besitzen abzüglich
    22.600 euro (Medianwert), arbeitneh-      gruppen. dafür, wie die allerdings          Schulden gerade einmal ein neo-
    merinnen von 11.500 euro. Selbständi-     annäherungsweise auch in alpen-             vermögen von 210 euro.
    ge besitzen also doppelt so viel wie      republik ausschauen könnte, gibt die      die Vermögenssituation hängt also
    arbeitnehmerinnen.                        Vermögensstudie der deutschen             nicht zuletzt von der zugehörigkeit zu
                                              Bundesbank anhaltspunkte.                 einer sozialen gruppe, sprich „Klasse“
      eu ist ungleich, Österreich ist                                                   ab. Jedenfalls machen nicht zuletzt
      ungleicher                                Vermögen? eine Frage der „Klasse“       diese zahlen „verständlicher“, warum
      ist die Vermögensverteilung inner-        Und diese Studie hat es in sich,        die österreichische Volkspartei so ve-
    halb der europäischen Union auch          gliedert sie doch den Vermögensbesitz     hement für Bankgeheimnis und gegen
    ungleich, in österreich ist sie noch      nach einzelnen sozialen gruppen auf       Vermögenssteuern kämp. Sie weiß ja
    ungleicher. hier erfreuen sich die        – darunter Selbständige, arbeiter-        genau, wen‘s treffen würde … z
    top-5 prozent – also die reichsten        innen und angestellte.
    haushalte – gleich über fünfundvier-        die ergebnisse (neovermögen,
    zig prozent des Vermögens, während        haushalt, jeweils Medianvermögen,

                                                  Seite 11 • alteRnatiVe 6/2013
Seite 12 • alteRnatiVe 6/2013
Seite 13 • alteRnatiVe 6/2013
Gewerkschaft & Betrieb

                   Braucht es neben personalvertretung und Betriebsrätinnen
             eine weitere Vertretung für dienststellen und Betriebe? Von ingo hackl.

                         GEWERKSCHAFTLICHER BETRIEBSAUSSCHUSS:

           LIEBKIND
        *)ODER MITTEL*)

                                                     DiE FrAGE „Braucht es neben personalvertre-
                                                     tung1) und Betriebsrätinnen eine weitere Vertre-
                                                     tung für dienststellen und Betriebe?“ kann von mir
                                                     mit einem klaren, eindeutigen „Ja“ beantwortet
                                                     werden. denn die personalvertretung beziehungs-
                                                     weise der Betriebsrat nimmt „lediglich“ die Vertre-
                                                     tung der dienstnehmerinnen und dienstnehmer
                                                     nach innen (= innerbetrieblich) wahr, basierend auf
                                                     den gesetzlichen Vorgaben und Möglichkeiten.
                                                        eine Vertretung der dienstnehmerinnen nach
                                                     außen kann und darf nur im Rahmen gewerk-
                                                     schalicher tätigkeit wahrgenommen werden. es
                                                     ist die gewerkscha, die – angefangen von der
                                                     ebene „dienststelle, Betrieb“ bis hin zur Regie-
                                                     rungsebene – alle Kolleginnen und Kollegen
                                                     vertreten kann und darf.
                                                        der gewerkschaliche Betriebsausschuss ist
                                                     nach den Statuten des österreichischen gewerk-
                                                     schasbundes die unterste organisationsebene der
                                                     gewerkschaen. er entsendet die delegierten in
                                                     die nächsthöheren organe (landes- und Bundes-
                                                     vertretungen). er ist auch ansprechpartner für alle
                                                     gewerkschasbezogenen Fragen auf Betriebs-
                                                     beziehungsweise dienststellenebene.
                                                        interessanterweise kommt es hier aber zu einer
                                                     Überschneidung, genauer gesagt zu einer diskre-
                                                     panz mit dem paragraph 76 des arbeitsverfassungs-
                                                     gesetzes2), der besagt, dass sich ein Betriebsaus-
                                                     schuss aus der gesamtheit der Mitglieder der
                                                     gruppe der arbeiterinnen und arbeiter und der
                                                     gruppe der angestellten zusammensetzt.

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Unterstützungen, Kostenbeiträge, Versicherungen,
  Der Gewerkschaftliche Betriebsausschuss in der              Bildungsförderungen etc.),
  Gewerkschaft Öffentlicher Dienst                            • legt Vorschläge und anträge an die landes(sektions)-
  Definition                                                      leitung vor,
  der gewerkschaliche Betriebsaus-                              • ist der landes- und Bundessektionsleitung für die
schuss ist die Basisorganisation der                                            ordnungsgemäße geschäsführung
gewerkscha. die zusammenfassung                                                verantwortlich und
der gewerkschasmitglieder einer oder                                          • versucht lösungen zu finden, wo die
mehrerer dienststellen erfolgt durch                                           Möglichkeiten der personalvertretung
den Betriebsausschuss im Rahmen der                                            erschöp sind.
zuständigen Vertretung.3)                                                        anhand der vorstehend angeführten
                                                                             aufgaben ist klar zu erkennen, dass es das
   Zusammensetzung                                                            eine oder andere Mal recht gut sein kann,
   eoretisch finden zum zeitpunkt der per-                              einen gut funktionierenden gewerkschalichen
sonalvertretungs-, beziehungsweise Betriebsrat-                  Betriebsausschuss zu haben; denn dieser ermöglicht
wahlen auch die wahlen zum gewerkscha-                          sowohl die Umsetzung als auch die Unterstützung auf
lichen Betriebsausschuss sta. wahlberechtigt                     gewerkschalicher Seite. es wird damit aber auch klar,
sind ausschließlich gewerkschasmitglie-                             warum dieser gewählt werden sollte und unabhän-
der. zumeist wird dies – „aufwands-                                     gig von Fraktionen agieren können muss. z
minimierend“ – so gelöst, dass die
gewerkscha im Umlageverfahren die                                       *) zur (ENT)Demokratisierung des ÖGB
größe des gewerkschalichen Betriebs-
ausschusses festlegt.                                                   1) Es gibt die Unterscheidung in die Personalvertre-
   das bedeutet, dass die wählerinnen einen wahlzeel         tung in Gemeinden und Ländern (mit der Zuständigkeit der
                                                              Gewerkschaft der Gemeindebediensteten), die Personalvertre-
weniger ausfüllen „müssen“. es bedeutet aber zwangsläufig
                                                              tung im Post- und Fernmeldebereich (mit der Zuständigkeit der
auch, dass die demokratische und freie willensbildung         Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten) und die
beziehungsweise wahl dadurch nicht gegeben ist. denn          Personalvertretung im Bund (mit der Zuständigkeit der
damit werden Mitglieder des gewerkschalichen Betriebs-       Gewerkschaft öffentlicher Dienst):
ausschusses durch die in die personalvertretung, den          http://www.betriebsraete.at/servlet/ContentServer?page
Betriebsrat gewählten Fraktionen festgelegt.                  name=ANV/Page/Index&n=ANV_703.9
   die anzahl der zu wählenden Mitglieder des gewerk-         2) In Betrieben, welche die Voraussetzungen für eine Betriebs-
schalichen Betriebsausschusses richtet sich nach der         ratswahl sowohl für die Gruppe der Arbeiter als auch für die
                                                              Gruppe der Angestellten erfüllen, sind folgende Organe zu
anzahl der gewerkschasmitglieder und reicht
                                                              bilden: a) die Betriebshauptversammlung; b) die Gruppenver-
• von drei Mitgliedern ab zwanzig gewerkschas-               sammlungen der Arbeiter und der Angestellten; c) die Wahl-
mitglieder im Betrieb                                         vorstände für die Betriebsratswahl; d) die Betriebsräte der
• bis zu sechs Mitgliedern bei dreihundert.                   Arbeiter und der Angestellten; e) der Betriebsausschuss;
• ab vierhundert gewerkschasmitgliedern in einem             f) die Rechnungsprüfer.
Betrieb erhöht sich die anzahl der delegierten des            3) Gemäß Paragraph 76 Arbeitsverfassungsgesetz ist die Aufga-
gewerkschalichen Betriebsausschusses um einen.               be des Betriebsausschusses die Wahrnehmung gemeinsamer
• in dienststellen mit mehr als tausend vertretungs-          Angelegenheiten der Gruppe der ArbeiterInnen und der Gruppe
                                                              der Angestellten. Insbesondere ist der Betriebsausschuss für die
zugehörigen gewerkschasmitgliedern kommt für je
                                                              Ausübung der wirtschaftlichen Mitwirkungsrechte und für den
weitere vierhundert vertretungszugehörige gewerk-             Abschluss, die Abänderung oder Aufhebung von Betriebsverein-
schasmitglieder ein ausschussmitglied hinzu.4)               barungen zuständig, deren Geltungsbereich alle Arbeitnehmer-
                                                              Innen des Betriebes erfasst. Soweit die Interessen aller Arbeit-
  Aufgaben                                                    nehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen sind, stehen dem
  der gewerkschaliche Betriebsausschuss                      Betriebsausschuss auch Überwachungs-, Interventions- und
• vertri die beruflichen, wirtschalichen, sozialen, kultu-   Informationsrechte sowie das Recht zur Mitwirkung an be-
rellen und gesundheitlichen interessen der gewerkschas-      triebs- und unternehmenseigenen Schulungs-, Bildungs- und
mitglieder der dienststelle. die Vertretung dieser interes-   Wohlfahrtseinrichtungen zu. Der Betriebsausschuss hat der
                                                              Betriebshauptversammlung auch regelmäßig über seine
sen ist ähnlich dem paragraph 2, Bundes-personalvertre-       Tätigkeit zu berichten.
tungsgesetz 1967,                                             4) Sinngemäß aus dem Infofolder der Gewerkschaft
• beru Mitgliederversammlungen ein und führt sie durch,      öffentlicher Dienst
• verfasst informationsschrien,
• bringt aktuelle emen ins gespräch (zum Beispiel
haltung des österreichischen gewerkschasbundes zu den
einsparungen bei den arbeitnehmern, Urabstimmung,
Sozialversicherungsverband etc.),
• bietet die Serviceleistungen des ögB beziehungsweise
der gewerkscha öffentlicher dienst an (Rechtschutz,

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Gewerkschaft & Betrieb

                                                                                      herbert orsolits, Bundessekretär
ZUGEWINNE BEI DER ÖBB                                                               der Ug/Vida und selbst wiederge-
                                                                                    wählter Betriebsrat bei den öBB SSc:
                                                                                   „das ergebnis der Ug/Vida bekommt
                                                                                    umso mehr gewicht, wenn man
                                                                                    bedenkt, dass in mehr als achtzig pro-
                                                                                    zent der wahlkreise die FSg alleine
    Die von 3. bis 5. April in den ÖBB-     Die Unabhängigen Eisen-                 kandidierte. in den elf wahlkreisen
    absatzgesellschaen (technisches                                                mit Ug-Vida-Kandidaturen erreichten
    werk, Rca, personenverkehr, pro-        bahnerInnen gewinnen bei                die Ug-listen durchschnilich rund
    duktion & holding) abgehaltenen         den Betriebsratswahlen                  22prozent der Stimmen – und das in
    Betriebsratswahlen brachten für die                                             einer öBB, in der die FSg üblicher-
    Unabhängigen gewerkschaerinnen         Stimmen und Mandate.                    weise wahlergebnisse deutlich an die
    in der gewerkscha Vida deutliche                                               93 prozent feierte. damit gelang doch
    Stimmen- und Mandatszuwächse: So
                                            Von herbert Orsolits.                      eine klitzekleine Überraschung.
    konnten sich die listen der Ug von                                                 wenn sich auch nicht wirklich
    3,17 prozent der Stimmen im Jahr                                                   etwas an der dominanz der FSg
    2009 auf nunmehr 5,7 prozent stei-                                                 mit über 89 prozent geändert hat,
    gern, bei den Betriebsratsmandaten                                                  ist anzumerken, dass dies das
    von elf auf sechzehn (in den absatz-                                                schlechteste wahlergebnis für die
    gesellschaen). „wir gratulieren                                                     FSg seit über zwölf Jahren ist“.
    unseren Kolleginnen bei den öBB zu
    diesem wahlerfolg. die Ug/Vida hat    Stimmen gelang der einzug in den           ug hat in ÖBB-Betriebsräten und in
    damit ihren platz zwei in der Beleg-  Betriebsrat der lokführer in Vorarl-       der Vida ihren fixen Platz
    schasvertretung der öBB nicht nur    berg. in tirol erreichten die Unabhän-     orsolits abschließend: „eines hat
    klar bestätigt, sondern auch noch     gigen lokführerinnen mit 34 prozent      sich jedenfalls klar gezeigt: eine
    ausgebaut. das stärkt die Unabhängi-  der Stimmen drei von acht Mandaten,      überparteiliche, parteiunabhängige
    gen gewerkschaerinnen in der Vida, in Salzburg legte die Ug/Vida in der       gewerkschasgruppierung hat
    das stärkt die Ug im ögB insgesamt,“ „produktion Fahrbereich“ auf 38 pro-      inzwischen sowohl in den öBB-
    freut sich Markus Koza, Vorsitzender  zent zu, von einem auf drei Betriebs-    Betriebsräten als auch in der gewerk-
    der Unabhängigen gewerkschaer-       ratsmandate.                             scha Vida ihren fixen platz. wir
    innen im österreichischen gewerk-       im personenverkehr oberösterreich      danken allen Kolleginnen, die für die
    schasbund.                           hält die Ug-liste bei 25 prozent und     Ug/Vida kandidierten und selbstver-
                                          zwei Mandaten, bei lokführerinnen        ständlich auch den wählerinnen für
      Deutliche Zugewinne in Vorarlberg,  des Bereichs wien west/St. pölten bei    das ausgesprochene Vertrauen.“ z
      tirol und Salzburg                  28 prozent und zwei Betriebsräten, im
      teilweise sensationelle ergebnisse  Bereich oberösterreich anang-puch-      Eine Aufstellung des Gesamtergebnisses
    gab es dabei im westen österreichs.   heim/wels bei 32 prozent und zwei        ist unter www.ug-vida.at zu finden.
    erstmals, mit knapp 17 prozent der    Mandaten.

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Gewerkschaft & Betrieb

                                                                                        Das „recht der Stärkeren“
OUTSOURCING ODER RAUB?                                                                  wird zum gesetz
                                                                                        10.448 nebenberuflich lehrende an
                                                                                      Fachhochschulen sind somit rechtlich
                                                                                      vereinzelt, aber immer pünktlich am
                                                                                      arbeitsplatz. Mitsprache in den Kolle-
                                                                                      gien scheint eher zufall denn System
    Es gibt in Österreich 21 Fachhoch-         Ein Sittenbild der                     zu sein. ein arbeitsrechtlich relevantes
    schulen. hinter jeder Fachhochschule                                             „zusammentun“ der nebenberuflich
    steckt ein anderer erhalter: einmal ist    Fachhochschulen.                       lehrenden wird vertraglich verhin-
    es eine wirtschaskammer, einmal           Von robert Kana                        dert. Jede nebenberuflich lehrende
    eine gemeinde, dann wieder ein Bun-                                               wird zur schutzlosen einzelkämpferin.
    desland oder auch eine gewerkscha.        und Kurt trolp.                        es entsteht eine Situation, in der die
       alle Fachhochschulen haben
    eine eigene Rechtspersönlichkeit,
    zu 76 prozent sind es gewinnori-
    entierte gmbhs, die restlichen
    sind Vereine oder privatstiungen.
       die von der gesetzgebung
    gewünschte „autonomie der
    hochschulen“ lässt den einzelnen
    erhaltern freien Spielraum in der
    gestaltung ihrer dienstverträge
    und der Verwendung ihrer finan-
    ziellen Miel. gesetzliche Mit-
    bestimmungsrechte der dienst-
    nehmerinnen sind nur für fix
    angestellte gewahrt. nebenberuf-
    lich lehrende sind durch die Kon-
    struktion der freien dienstverträ-
    ge arbeitsrechtlich von jeder Mit-
    bestimmung bewusst ausgegrenzt.
    dadurch haben sie keinen Rechts-
    anspruch auf eine Mitgestaltungs-
    möglichkeit ihrer dienstverträge
    und arbeitsbedingungen.

       Das System
       Fachhochschulen
       wie wird das gemacht? Fachhoch-     chischen druck, die Mehrheit der           gesetzeslage das „Recht der Stärkeren“
    schulen in österreich profitieren von   Belegscha wird damit ganz bewusst         unterstützt.
   „akademischen leiharbeiterinnen“. der „ruhig gestellt“. wer aufmuckt, erhält          eine Mitbestimmung der haupt-
    Bericht des wissenschasrates 2012     keinen neuen Vertrag – basta!              bezugsgruppe der Fachhochschulen
    verzeichnet nahezu 86 prozent der         der paragraph 10 des Fachhoch-          ist vorderhand sichtlich nicht er-
    lehrenden an Fachhochschulen als       schul-Studiengesetzes 2012 schreibt        wünscht. Mitbestimmung birgt offen-
    betriebsfremdes personal. Betriebs-    zwar vor, dass sechs lehrende in den       bar Risiken. dabei ist häufig von
    fremdes personal hat arbeitsrechtlich  Kollegien vertreten sein müssen,          „wildwuchs“ die Rede. es ist notwen-
    keine Mitbestimmungsrechte und ist     gleichzeitig wird aber dem outge-          dig darum zu kämpfen, wenn die
    vom aktiven und passiven wahlrecht     sourcten personal kein Fixplatz darin      Fachhochschulen weiter blühen sollen.
    zur personalvertretung grundsätzlich   garantiert. der effekt ist, dass 86 pro-    Bisher wird die gruppe an personen,
    ausgeschlossen. obwohl jede Fach-      zent der lehrenden nur vereinzelt in       die Fachhochschulinhalte mit leben
    hochschule eine eigene Rechtspersön- den 21 Fachhochschul-Kollegien               füllen, von jedem Mitbestimmungs-
    lichkeit ist, handeln alle nach dem    vertreten sind. die interessen der         recht ausgeschlossen. z
    gleichen prinzip: Verträge gibt es für externen lehrenden werden (angeb-
    86 prozent der lehrenden nur semes-    lich) auch von internen lehrenden
    terweise. Keine Fachhochschule muss    wahrgenommen, meistens aber gar
    im darauffolgenden Semester einen       nicht. durch dieses Rechtsvakuum
    neuerlichen Vertrag ausstellen. es     werden zwei Klassen von lehrenden
    besteht kein Rechtsanspruch. dieses    geschaffen. ein permanenter interes-
    System erzeugt einen enormen psy-      senskonflikt entsteht.

                                                Seite 17 • alteRnatiVe 6/2013
Gewerkschaft & Betrieb

                              Von 10.–11. april fand der 17. ögB-Frauenkongress
                      statt, an dem wir mit sieben engagierten delegierten teilnahmen.
                                 Von Beate neunteufel-Zechner und ulli Stein.

                 VOM DENKEN
                   ZUM TUN
     Ambitioniertes Arbeitsprogramm                            soziale aufwertung. die Situation von Frauen verbessert
      aber: Über Vermögenssteuern wurde lange genug nach-      sich, den nutzen daraus genießen pflegebedürige Män-
    gedacht, wir müssen vom denken ins tun kommen!             ner und Frauen gleichermaßen. Mehr Frauen (und natür-
      der passus über Vermögenssteuern im – durchaus am-       lich auch Männer) könnten aus unbezahlter arbeit bezahl-
    bitionierten – arbeitsprogramm, das sich die ögB-Frauen    te machen und erzielen ein existenzsicherndes einkom-
    auf dem Kongress vorgenommen haben, ist aus unserer        men. gleichzeitig fließen Steuern, erhöht sich die gesamt-
    Sicht leider sehr schwach ausgefallen. die Formulierung    gesellschaliche produktivität, werden nulllohnrunden
   „einen intensiven nachdenkprozess über Vermögenssteu-       überflüssig! gleiches gilt für Bereiche wie Bildung und
    ern zu starten“ erweckt den eindruck, dass die ögB-Frau-   Kultur, gesundheit, Soziales und andere, gesellschalich
    en hinter den Stand der aktuellen debae zurückfallen.     notwendige, sozialen Mehrwert schaffende infrastruktur.
      dass gerade Vermögenssteuern eine positive Vertei-       Vorausgesetzt diese infrastruktur bleibt als öffentliche
    lungswirkung nach unten haben und dass dies gerade aus     dienstleistung erhalten.“
    Frauensicht wichtig ist, wird inzwischen nicht mal mehr       Für uns als Unabhängige gewerkschaerinnen im ögB
    von den gegnerinnen einer Besteuerung wirklich laut        ist ein „nachdenken“ über Umverteilung miels Besteue-
    bestrien. Unsere position dazu:                           rung von hohem Vermögen und einkommen zu wenig.
     „wenn hohe Vermögen und einkom-
    men, primär von Männern erzielt, ent-
    sprechend höher besteuert werden,
    können zum Beispiel mehr pflegeein-
    richtungen errichtet werden. damit
    wird bisher unbezahlte oder unter
    prekären Bedingungen erbrachte
    Frauenarbeit in die wertschöpfungs-
    kee einbezogen und erfährt einen

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