BANKEN - DIE NÄCHSTE KRISE? - Autor: Mag. Anton Sgaga | März 2023 - WKO
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BANKEN – DIE NÄCHSTE KRISE? Autor: Mag. Anton Sgaga | März 2023
Disclaimer: Der Verfasser dieses Fachbeitrages ist Mag. Anton Sgaga, Geschäftsleiter der ECOFIN Invest Consulting und Beteiligungs GmbH. Die Aussagen in diesem Fachbeitrag stellen ausschließlich die Privatmeinung des Autors dar. Weder der Autor noch die ECOFIN Invest Consulting und Beteiligungs GmbH übernehmen die Haftung für die Richtigkeit der Aussagen in diesem Fachbeitrag. Die Nutzung des Beitrages oder von Teilen davon für kommerzielle Zwecke ist untersagt. Keine der in diesem Beitrag getroffenen Aussagen stellt eine Aufforderung oder Empfehlung dar, Finanzinstrumente oder andere Formen der Veranlagung zu erwerben, zu veräußern oder zu halten. Weiters stellt keine der in diesem Beitrag getroffenen Aussagen eine Aufforderung oder Empfehlung dar, Veranlagungen nach einer bestimmten Strategie auszurichten oder eine bestimmte Strategie anzuwenden. Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen stellen keine Vermögensberatung im Sinne des Wertpapieraufsichtsgesetzes 2018 dar und können eine professionelle Anlageberatung nicht ersetzen! Weder der Autor noch die ECOFIN Invest Consulting und Beteiligungs GmbH übernehmen die Haftung für Transaktionen bzw. negative Erfolge, die natürliche oder juristische Personen auf Basis der in diesem Beitrag enthaltenen Informationen tätigen bzw. erzielen. Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen und Grafiken stellen keine Angabe von Wertentwicklungen von Finanzinstrumenten oder Indizes im Sinne des § 4 IIKV (Interessenskonflikte und Informationen für Kunden Verordnung) dar, ebenso keine Simulation früherer Wertentwicklung im Sinne des § 5 der genannten Verordnung. Für alle in diesem Beitrag enthaltenen Zahlenangaben und Informationen in Bezug auf die Wertentwicklung von Finanzinstrumenten, von sonstigen Veranlagungen oder von Indizes gilt die Warnung: Zahlenangaben beziehen sich auf die Vergangenheit und frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. 1
Ausfall von Kreditnehmern im hochriskanten 1. Banken – die nächste Kerngeschäft der Bank ins Aus befördert. Sie hatte auch Krise? bei weitem nicht alle Finanzmittel, die ihr zur Verfügung standen, in Form von Krediten vergeben. Stattdessen wurden umfangreiche Volumina in Staats- und andere Anleihen investiert. Dann kam die Bankenpleiten Zinswende, denn die US-Notenbank hatte die Wenn die sechzehnt-größte Bank der USA pleitegeht, Leitzinsen zur Bekämpfung der hochschießenden ist die Frage berechtigt, ob dieses Ereignis ähnliche Inflation entschlossen angehoben. Wenn Zinsen steigen, fallen die Kurse von Anleihen, das lernt jeder Schockwellen durch die Finanzwelt sendet wie Banker schon im Grundkurs. seinerzeit der Zusammenbruch der Lehman-Brothers. Und wenn dann im Gefolge auch noch die Credit Suisse Zum besseren Verständnis als auf Basis von ins Trudeln kommt, die zu jenen 30 weltweit Zeitungsberichten hier ganz kurz und stark vereinfacht systemrelevanten Banken zählt, die zu groß zum die Funktionsweise. Wenn die Zinsen steigen, werden „sterben lassen“ sind, schrillen die Alarmglocken. Wer neu herausgegebene Anleihen mit immer höheren glaubt da schon den Beteuerungen der Notenbanker, Zinssätzen ausgegeben. Anlagewillige Investoren der Bankenaufsicht und der Politiker, dass die Banken haben also die Wahl, Neuemissionen mit höheren heute viel stabiler sind als in der Finanzkrise 2008? Zinsen zu kaufen oder eben bereits am Markt Wird die Welt also durch die nächste Krise erschüttert? befindliche „alte“ Anleihen, die von der Verzinsung her deutlich weniger attraktiv sind. Eine Anleihe mit nur 2% Verzinsung und einer Restlaufzeit von einem Jahr wird also an der Börse so lange im Kurs fallen müssen, bis sie gleich attraktiv ist wie eine neu herauskommende Anleihe mit 4%. Anders gesagt: fällt sie auf 98% (Kurse von Anleihen werden in Prozent angegeben), dann erzielt ein Käufer nicht nur die Verzinsung von 2%, sondern auch einen sogenannten Tilgungsgewinn von zusätzlich 2%. Wer diese Anleihe im Nominale von 100.000,- Dollar kauft, bezahlt also nur 98.000,- Dollar, bekommt aber bei der Tilgung am Ende der Laufzeit 100.000, - Euro zurück. Also beträgt die Rendite 4%, denn sie besteht aus der Nominalverzinsung und dem Tilgungsgewinn. Was aber passiert, wenn die Ein Blick auf einen bekannten Aktienindex Europas Restlaufzeit der „alten“ Anleihe noch 5 Jahre beträgt? zeigt rasch, dass die wahre Katastrophe für die Wiederum gilt: sie muss für einen Käufer mindestens Bewertung von Banken schon in der Finanzkrise bis gleich attraktiv werden wie eine Neuemission, sonst 2009 stattfand. Von der seinerzeitigen Neubewertung würde sie niemand kaufen. Mit zwei Prozent pro Jahr des Sektors haben sich die Kurse nie mehr erholt. wird die Anleihe verzinst, und weitere zwei Prozent pro Dagegen nehmen sich die Kursverluste der letzten Tage Jahr müssen durch den Kurs geschaffen werden. Diese doch sehr bescheiden aus. Aber untersuchen wir Anleihe muss also um 10% fallen, um die fehlenden trotzdem, welche Faktoren dazu geführt haben, dass Renditenteile auszugleichen (2% x 5 Jahre). Anleihen Großbanken in Europa und jenseits des Atlantiks ins passen sich also im Kurs so lange an, bis deren Renditen Straucheln gekommen sind. dem allgemeinen Zinsniveau im zutreffenden Bei der Silicon Valley Bank waren es paradoxerweise Laufzeitsegment entsprechen. Also verfallen die Kurse die Anleihekurse, die den Tod der Bank letztlich länger laufender Anleihen deutlich stärker als besiegelt haben. Die Bank, die auf die Finanzierung von diejenigen, die etwa schon in einem Jahr auslaufen. Start-Ups spezialisiert war, wurde also nicht durch den Das gilt auch für die vermeintlich sicheren 1
Staatsanleihen, denn die durch Ratings ausgedrückte nicht erkannt. Der Abfluss von Kapital aus dem Sicherheit einer Anleihe bezieht sich nur auf die Frage, Bankensektor ist also wenig verwunderlich, denn den ob sie zurückgezahlt werden kann oder nicht. Das Beteuerungen der Notenbanker und Bankenaufseher, geschilderte Zinsänderungsrisiko besteht bei das Bankensystem sei ausgesprochen stabil, wird de Staatsanleihen aber gleich wie für jede andere Anleihe. facto wenig Glauben geschenkt. Also weisen auch die sichersten Staatsanleihen (AAA) Es gibt aber einen entscheidenden Faktor, der den erhebliche Kursrisken (Zinsänderungsrisiken) auf. großen Unterschied zur Finanzkrise 2008 ausmacht. Zurück zur SVB: diese hatte riesige Bestände an Damals waren die Bilanzen der Großbanken weltweit langlaufenden Anleihen im Bauch – also in der Bilanz. voll mit den toxischen Produkten, die einige US-Banken Also erlitt das Anleiheportfolio der Bank riesige im Ausmaß von Tausenden Milliarden US-Dollar in die Kursverluste. Und jetzt kommt die Überraschung! Finanzwelt exportierten. Es handelte sich um die zu Diese Kursverluste musste die Bank in der Bilanz gar komplexen Wertpapieren zusammengepackten nicht ausweisen, es handelte sich also um „stille“ Einfamilienhaus-Kredite, die im Rahmen des US- Kursverluste. Die Geldgeber der Bank bekamen jedoch Immobiliencrashs zusammenkrachten und großteils Wind von der riesigen Verlustposition und begannen, uneinbringlich wurden. Eine solche Belastung mit Geld von der SVB abzuziehen, und zwar in verlustbringenden Wertpapieren in den Großbanken dramatischem Ausmaß. Die Flucht aus der Bank war so der Welt gibt es aktuell nicht! Die SVB ist (war) also groß, dass das Institut zur Schaffung der für die zunächst ein singuläres Ereignis. Abflüsse notwendigen Liquidität gezwungen war, Das gegebene Misstrauen schaffte aber eine Anleihen zu verkaufen. Erst damit wurden die Verluste unheilvolle Verknüpfung zur Schweizer Bankenszene. von Buchverlusten zu tatsächlichen, realisierten Die zweitgrößte Bank des Landes, Credit Suisse, war Verlusten. Hätten die Investoren ihr Geld nicht allerdings schon geraume Zeit angeschlagen. Hier abgezogen, wären die Verluste im Laufe der Jahre zum hatten falsche Managemententscheidungen bereits zu Großteil wieder verschwunden, denn wie wir oben herben Reputationsschäden und Verlusten geführt, gesehen haben, werden die Anleihen mit 100% getilgt. etwa in Form von Geldwäscheskandalen und einer Durch Zinsveränderungen ausgelöste Kursverluste sind riesigen Hedge-Fonds-Pleite. Die Folge war, dass am Ende der Laufzeit somit wieder beseitigt. bereits im Jahr 2022 rund 8% der Gelder vom Institut Dass diese Kursverluste überhaupt entstehen konnten, abgezogen wurden. Die CS ist eine auf alle Formen des wird nun aber auch den Notenbanken angelastet. Vermögensmanagements spezialisierte Bank, und die Deren Nullzinspolitik hat die Zinsen nach unten Anzahl von 50.000 Mitarbeitern lässt erahnen, welch verzerrt, und zwar auf ein Niveau, dass in einem ein Riesentanker hier taumelt. Es war den Analysten normalen Marktumfeld niemals erreicht werden kann. (und damit den Investoren) jedoch seit geraumer Zeit Der Käufer einer Anleihe verborgt Geld, und dafür klar, dass die Bank nur überleben kann, wenn es ihr möchte er einen Inflationsausgleich und eine gelingt, den Kapitalabfluss zu stoppen. Leider war im Verdienstspanne für das übernommene Risiko haben. Gefolge der SVB das Gegenteil der Fall. Beide Banken Unter diesem Aspekt dürfte das Zinsniveau niemals auf gerieten also durch den Abfluss von Kapital in null gehen, und schon gar nicht in den negativen Schwierigkeiten. Die CS soll nun durch die größte Bereich. Der Zinsanstieg erfolgte also von einem durch schweizerische Bank UBS (Union Bank of Switzerland) die Notenbanken künstlich tief gedrückten Niveau aus übernommen werden. und war daher viel stärker ausgeprägt als bei normalen Marktbedingungen. Doch das ist wohl nur eine Teilwahrheit, denn das Risiken für Geldsystem und Versagen des Risiko- und Portfoliomanagements der Kapitalmärkte Bank liegt auf der Hand. Ein Versagen kann man auch der US-Bankenaufsicht anlasten, denn sie hat das Können Geldabflüsse im derzeitigen Umfeld nicht auch potentielle Scheitern einer solch großen Bank wohl weitere Banken treffen? Ist die Ansteckungsgefahr, die 2
von den Notenbanken und der Bankenaufsicht dementiert wird, vielleicht doch gegeben? Die Gefahr einer Massenansteckung ist tatsächlich deutlich geringer als 2008, denn es fehlen die riesigen Verlustbringer der Finanzkrise, die seinerzeit rund 3.000 Mrd. Dollar an Eigenkapital vernichteten. Andererseits ist der Markt aktuell sehr nervös und hat wenig Vertrauen in die Aufsichtsbehörden und in die Notenbanken. Ein breitgefächerter Run auf die Banken könnte also tatsächlich Schlimmeres auslösen. Aus derzeitiger Sicht ist unserer Einschätzung nach die Gefahr eines solchen Szenarios zwar existent, aber eben nicht besonders groß. Kommen wir schließlich zur strategischen Frage, wie man mit diesem Szenario als Inhaber eines großen Einzelaktienportfolios umgeht. Schließlich ist es doch Quelle: Kenneth Rogoff: Diesmal ist alles anders gerade die ECOFIN, die von einem angeschlagenen Geldsystem spricht und ihre Dienstleistung darin sieht, vom Investor erwirtschaftete Kaufkraft über ultimative Geht man von der Überschuldung insbesondere der Krisen hinweg langfristig zu retten. Tatsächlich sehen wenig stabilen und gefährdeten Staaten des Südens wir die laufenden Rezessionen und Kapitalmarktkrisen (allen voran Italien) als eine der wesentlichsten als Manifestation einer latent schon lange Bedrohungen der ökonomischen Stabilität aus, dann vorhandenen Schieflage im ökonomischen System. ist Zurückhaltung bei Finanzwerten mehr als angebracht. Schließlich kauft ein Investor die daraus Wesentlich ist die Erkenntnis, dass Banken und (in resultierenden Probleme indirekt mit. geringerem Ausmaß) Versicherungen im Verlauf der jüngsten Krisen (Finanzkrise, Staatsschuldenkrise Banken und Staaten bilden nämlich eine 1013) stets im Zentrum der Verwerfungen gestanden Schicksalsgemeinschaft. Der Zusammenbruch eines sind. Solche Szenarien sind keineswegs neu, denn wie Staatshaushaltes hat also immer auch den der US-Ökonom Kennet Rogoff in seiner mehr als Zusammenbruch der Bankensysteme dieses Staates hundert Jahre umfassenden Analyse von durch zur Folge, denn die wertlos gewordenen Überschuldung ausgelösten Zusammenbrüchen von Staatsanleihen befinden sich in den Bilanzen der Staatshaushalten (siehe folgende Grafik) zeigt, sind Banken, der Versicherungen und der Fonds der großen solche Krisen beinahe immer auch Bankenkrisen. Fondsgesellschaften. Umgekehrt hat der Zusammenbruch des Bankensystems auch verheerende Auswirkungen auf die Staatsfinanzen, da mit ihnen die mit Abstand größten Käufer der Staatsanleihen insolvent werden. Zugegeben: die Staaten haben mehr Handlungsspielraum bei der Rettung von Banken als umgekehrt. Und: strauchelnde Staaten „würgen“ in erster Linie ihre Staatsbürger, wenn es ums finanzielle Überleben geht. Sie erinnern sich vielleicht noch an die vom Bund in Auftrag gegebene Studie im Gefolge der Corona-Krise, in denen es um die Möglichkeit einer Teilenteignung deutscher Staatsbürger ging? 3
In Ihrem persönlichen Portfolio wirken daher einige entscheidenden Grundsatzentscheidungen, die unseren volkswirtschaftlichen Überzeugungen und unseren Zugang zum Thema Aktien kennzeichnen. • Wir investieren nicht in den Index und auch nicht in gemanagte Fonds , sondern in Einzelaktien. Dieser Ansatz basiert auf der Überzeugung, dass es in schwierigen Zeiten nicht sinnvoll ist, einen Entscheidungsträger zwischen Investor und dessen Kapital einzubauen. • Der in den Indizes teilweise üppig repräsentierte Banken- und Versicherungssektor ist also nicht Gegenstand unserer Investitionen am Aktienmarkt. • Wir haben Aktien aus dem Finanzsektor von vornherein weitgehend aus unseren Veranlagungen ausgeklammert. Die von ECOFIN betreuten Portfolios sind also dem speziellen Risiko der Finanzbranche nur in geringem Maße oder gar nicht ausgesetzt. Zusammenfassend könnte man also sagen: wir leben in einer latent vorhandenen Krise, die sich immer wieder durch ökonomische Verwerfungen und Kapitalmarktcrashs manifestiert. Die aktuelle Bankenkrise dürfte zwar als Einzelfaktor eher nicht der auslösende Faktor für eine weltumspannende Neuauflage einer Finanzkrise sein, spiegelt aber deutlich die Schwächen des Geldsystems wider und belegt damit das ökonomische Gesamt- Krankheitsbild der westlichen Welt. Mag. Anton Sgaga Sachverständiger für Wertpapiere und Vermögensberatung Geschäftsleiter ECOFIN Invest Consulting und Bet. Gmbh ECOFIN Invest Consulting und Beteiligungs GmbH Konzessioniertes Wertpapierdienstleistungsunternehmen A-9161 Maria Rain, Toppelsdorf 33 Firmenbuchgericht Klagenfurt FN 155501d Mob. 0664 5132907 Tel. 0043-4227/84966 Fax 0043-4227/84524 www.ecofin.at 4
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