BÉLA BARTÓK BIOGRAPHISCHE SCHWERPUNKTE UND ENTSTEHUNGSGESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE DES KONZERTS FÜR ORCHESTER - STD CHRISTOPH WAGNER, FACHBERATER ...

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Béla Bartók

       Biographische Schwerpunkte
                   und
entstehungsgeschichtliche Hintergründe des
          Konzerts für Orchester

(StD Christoph Wagner, Fachberater am Regierungspräsidium Stuttgart)
1. Herkunft - Kindheit

2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
1. Herkunft - Kindheit

2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
Österreich-Ungarische Monarchie 1815 - 1919

Kernland Österreich

                               Von Habsburger Monarchie beherrschte Gebiete
Österreich-Ungarische Monarchie 1815 - 1919

                   - Landwirtschaftlich geprägtes Dorf
                     mit ca. 9000 Einwohner
                   - Viele Nationalitäten und Sprachen:
                     Ungarn, Deutschsprachige, Rumänen, Serben

Nagyszentmiklós
(„Großsanktnikolaus“)
Der Vater: Béla Bartók
- Direktor der Landwirtschaftsschule
- Publizist, Redakteur an Lokalzeitung
- leidenschaftlicher Amateurmusiker
      - spielt auf dem Klavier Polkas
         u. Walzer
      - komponiert zum Tanz
      - organisiert ein Amateurorchester
      - tritt als Cellist auf
                                              Straße, in der Bartók aufwuchs
Die Mutter: Paula Bartók, geb. Voit
- Lehrerin aus Bratislava
                                              Landwirtschaftsschule des Vaters
- Ausbildung im Klavierspiel
- spielt Salonstücke und
  populäre Werke

  landwirtschaftlich-dörfliches Milieu
  Multisprachliches und
   multikulturelles Umfeld
   musikalisch gebildetes Elternhaus
   enger Kontakt zur Popular- u. Kunstmusik
Kindheit

* 25. März 1881

Musikalität
• spielt mit 4 Jahren Melodien auf dem Klavier nach
• entwickelt ästhetisches Empfinden („Schau, Mama,
die hören diesem schönen Stück gar nicht zu!“)
• mit 5 Jahren erste Klavierstunde

Weitere Charaktereigenschaften
• erste Jahre körperliche Leiden: Ekzeme und
ständiges Jucken; Eltern verbergen ihn vor der
Öffentlichkeit    Bartók zieht sich oft zurück.
• entwickelt Akribie im Sammeln (Käfer, Insekten)

                                                      Béla Bartók im Alter von fünf Jahren
    Musikalisierung und die Vorliebe für
    Sammeln und Systematisierung werden
    bestimmend für sein ganzes Leben.
1. Herkunft
2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
Die ersten Lehrer
                          • Frühe Entdeckung des Talents in Budapest durch Prof.
                            Károly Aggházy (Schüler Liszts und Bruckners), aber
                            Mutter verweigert eine allzu frühe Ausbildung zum
                            Pianisten.

• In Nagyvárad (Siebenbürgen) Unterricht bei
  Domkapellmeister Kersch Ferenc; Besuch des
  dortigen Internats mit Gymnasium
• mit 11 Jahren erster öffentlicher Auftritt, auch schon
  mit eigener Komposition
• Umsiedlung nach Bratislava (Preßburg) zur
  bestmöglichen Förderung Bélas.

      Aneignung eines großen Repertoires,
      Kennenlernen der „Klassiker“ (z.B. Bach,
      Mozart, Beethoven, Schubert)
Bedeutung des Klaviers für Bartók

Grundlage des kompositorischen
Schaffens
• Vor allem Klavierkompositionen
• Wichtige Ausprägungen:
    − Klavierminiaturen, mit bewusst
      differenziertem Schwierigkeitsgrad
    − Volksliedbearbeitungen
    − Virtuose Klaviermusik
      (Klavierkonzerte)
                                           Pianistische Tätigkeit als
                                            Existenzgrundlage
                                               − Zahlreiche Konzertengagements
                                               − Konzertreisen führen durch Europa
                                                 und USA
                                               − Ab 1939 gemeinsame Auftritte mit
                                                 Pianistin u. 2. Ehefrau Ditta
                                                 Pásztory

                                           • Klavierlehrer
                                               − u. a. Professur in Budapest
                                               − Klavierschulen
Konzertreisen Bartóks
1. Herkunft
2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
Lehrertätigkeit
- u. a. fast 30 Jahre Professor für Klavier in Budapest
- weigert sich Komposition zu unterrichten (befürchtet, dass dies sein eigenes Schaffen
  beeinträchtigen könnte)
- Vermittlung der klassischen Musikkultur

     Seine Schülerin Júlia Székely über für Bartók wichtige Komponisten:

     o Bach
         „Bartók war der einzige, der [Bach] in so puritanischer Schlichtheit vortrug, als
         musizierte er nicht im Lehrsaal […], sondern in der Thomaskirche.“ „[Bach war] das
         Fundament und der Ausgangspunkt des Musizierens. Wer gelernt hatte, Bach zu
         spielen, der konnte von sich sagen, dass er vom Musizieren etwas verstand.“

    o Mozart
        „Die ‚heitere‘, ‚graziöse‘ Mozartmusik und das daran geknüpfte falsche Bild
        zerrannen unter Bartóks Händen.“ „Durch Bartók lernten wir einen neuen Mozart,
        den wahren, kennen. Ein hartes, beinahe pochendes forte, kein verfeinertes,
        sondern ein gleichmäßig sprechendes piano, ein unangreifbarer, geschlossener
        Aufbau, nirgends Rührseligkeit, keine Effekthascherei und erst recht kein virtuoses
        Brillieren.“

    o Beethoven
        „Beethovens Werke [waren] für Bartóks kompositorisches Schaffen von
        entscheidender Bedeutung. [… ] Bartók setzte in seinen Konzerten fast immer eine
        Sonate von Beethoven aufs Programm und hatte damit den größten Erfolg. […]
        Musikkritiker haben Bartók als den authentischsten Interpreten Beethovens
        bezeichnet. Kein lebender Pianist konnte Beethoven so spielen wie Bartók, er war
        schließlich der direkte [Schüler-]Nachfahre von Beethoven.“
Béla Bartók u. Joseph Szigeti: Beethoven, Kreutzer-Sonate (Live-Aufnahme, 1940)
o Chopin
   „Chopins Werke machten einen beträchtlichen Teil des verbindlichen Lernstoffs
   aus. […] Nur sehr selten setzte Bartók Werke von Chopin auf seine
   Konzertprogramme. […] Dem Publikum gefiel es nicht, es gab saure Mienen und
   spärlichen Beifall. Seine Interpretation der romantischen Klavierwerke entsprach
   nicht der damals verbreiteten Auffassung. […]“

o Liszt
    „Liszt gehörte nicht zum Pflichtlernstoff, seine Werke standen nur als empfohlene
    Vortragsstücke auf dem Lehrplan. Bartók mochte Liszt sehr, jedoch nicht seine
    virtuosen Klavierwerke. Aus ihnen spricht nicht der wahre Liszt…. […]“

o Debussy
   „Von Debussy konnte ich soviel in den Unterricht bringen, wie ich wollte. Es wurde
   ihm nicht zuviel. […] Wer […] Bartóks und Kodálys Werke spielen wollte, musste
   auch den Weg zurücklegen, der zu ihnen führt. Und eine Station dieses Weges ist
   eben Debussy.“

  Hochschätzung des musikkulturellen Erbes;
  Bartóks Interpretation ist autonom, unabhängig von Strömungen und
  streng am Urtext ausgerichtet;
  Bartók steht zur und in der Tradition der Musikentwicklung.
Wechselwirkung von Lehr- und Kompositionstätigkeit

Mehrere Kompositionen mit methodisch-didaktischer Konzeption

z. B.:

- „Für Kinder“ - Klavierschule (1909)

- „Die erste Zeit am Klavier“ (1913)

- 44 Duos für 2 Violinen (1931), basierend auf diversen osteuropäischen
Volksliedern und nach technischem Schwierigkeitsgrad geordnet

- „Mikrokosmos“ - Klaviermusik vom allerersten Anfang in 6 Bänden (1926 – 1939)

   Ziel (neben der Ausbildung pianistischer Fähigkeiten):

                         Vermittlung einer neuen Ästhetik
Bartóks Sohn Peter erinnert sich an seinen Vater als Klavierlehrer

Während der Zeit, die ich mit meinem Vater verbrachte, nahm er gewöhnlich nur
fortgeschrittene Klavierschüler an. Er entschied sich dann aber doch, und zwar als ich
ungefähr 9 Jahre alt war (1933), mich als Anfangsschüler zu akzeptieren.
Sein Lehrprogramm folgte durchaus nicht der bewährten Methode irgendeiner
„Klavierschule". Zu Beginn musste ich nur singen. Später wurden Übungen improvisiert, die
zum Teil die unabhängige Kontrolle der Finger zum Ziel hatten. Manchmal bat er mich im
Verlauf unserer Klavierstunde zu warten, während er sich an seinen Schreibtisch setzte, und
ich nur das Kratzen seiner Feder vernahm. Ein paar Minuten später brachte er mir dann
gewöhnlich eine Übung oder ein kurzes Stück, das ich sogleich entziffern und später für die
nächste Stunde einstudieren musste.
Auf diese Weise entstanden einige der leichteren Stücke in diesen Bänden. Mein Vater
schrieb jedoch zusätzliche Stücke schneller als ich sie lernen konnte. Er schrieb die kleinen
Kompositionen nieder, sobald ihm die Idee dafür gekommen war. Bald stand eine
ausgiebige Sammlung von Stücken zur Wahl, und ich konnte die, die mir zum Lernen
aufgegeben wurden, mit einer recht guten Kopie des Manuskripts einstudieren.
Später stellte mein Vater die Stücke in einer progressiven Ordnung zusammen, um sie zu
veröffentlichen. (Peter Bartók im Vorwort zu „Mikrokosmos“, 1987)

     Ineinandergreifen verschiedener Disziplinen:
     singen, spielen, improvisieren – schließlich: komponieren
     Unterrichten und komponieren stehen in Wechselwirkung
     zueinander, geschehen „gleichzeitig“
1. Herkunft
2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
Bartóks Schülerin Júlia Székely über Bartóks Liebe zur
Volksmusikforschung

Bartók: „Die Zeit, die ich mit dem Sammeln von Volksliedern verbracht habe, war die
schönste Zeit meines Lebens, und ich würde sie für nichts anderes hingeben.“

Die Volksmusikforschung und der Aufenthalt in den Dörfern bedeuteten für ihn ein Glück,
wie es seine Kollegen auf vergleichbare Weise nicht kannten.

Die größte Befriedigung fand er in der Beschäftigung mit der Volksmusik und in der
wissenschaftlichen Arbeit. Im Vergleich dazu konnte der Klavierunterricht höchstens an
vierter Stelle stehen. (Den zweiten Platz nahm das Komponieren ein, den dritten die eigene
pianistische Tätigkeit.)
[Székely 42]

Der Komponist Jenö Takács erinnert sich:

[Er sammelte] auch Käfer, Insekten, Pflanzen, Mineralien, Töpfereien und Stickereien
sammelt er, kurzum alles, was natürlich und einfach war. […] Er sah das alles als
Offenbarungen der Natur, und auch von der Volksmusik soll er als einer Art
Naturerscheinung gesprochen haben.
[Takács 23]
Phonograph, 1877 von Thomas
Edison erfunden.

Wachsrollen, die als
Speichermedium fungierten.
•   1904: erste Notation von Bauernmelodien
•   1906: erste Sammlerreise, zunächst nur in Ungarn.
•   Unterstützer und Freund: Zoltán Kodály
•   Ab 1912: Ausdehnung auf andere osteuropäische Länder, insbesondere Rumänien
    und die Slowakei.
• Zahlreiche Vorträge und
  Veröffentlichungen

• 1913: Reise nach Algerien
  (neben Lieder- und
  Instrumentensammlung
  auch z.B. Käfer-
  sammlung).

• Reisen nach Ägypten und
  in die Türkei (1936, letzte
  Forschungsreise)
Von seiner Türkeireise berichtet Bartók:

„Nach Landessitte zogen wir die Schuhe aus und ließen
uns nach türkischer Art auf den Matten nieder, während
unser Wirt Feuer machte. Es gab weder Kamin noch
Fenster, innerhalb weniger Minuten war der Raum voll
stickigen Rauches... Langsam füllte sich das Haus mit
Nachbarsleuten, mit denen wir uns bis gegen sieben
Uhr auf das freundschaftlichste unterhielten. Allem
Anschein nach hatte unser Führer noch gar nicht er-
wähnt, was uns hergeführt hatte, und ich saß wie auf
Kohlen. Schließlich hörte ich ihn etwas wie «türki, türk
halk musiki» sagen und von Volksliedern sprechen. Ich
hoffte, das Eis würde nun bald gebrochen sein, und tat-
sächlich sang ein Fünfzehnjähriger ohne Scheu und Zö-
gern das erste Lied. Die Melodie klang wieder ganz un-
garisch. Rasch bereitete ich meine auf dem Boden ver-
streuten Instrumente vor und schrieb beim Schein des
Holzfeuers das Lied nieder. So, dachte ich, und jetzt der
Phonograph! Das war aber nicht so einfach. Mein guter
Sänger fürchtete, er verlöre die Stimme, wenn er in die
Maschine sänge, die offenbar vom Teufel betrieben
wurde. Er dachte, sie würde seine Stimme nicht nur
auf-, sondern ganz abnehmen. Es dauerte eine ganze
Weile, bis ich seine Bedenken zerstreut hatte. Dann         Auf der letzten Volksliedersammelreise in
                                                            der Türkei, nahe der syrischen Grenze
arbeiteten wir ununterbrochen und ungestört bis gegen
                                                            (November 1936)
Mitternacht!“
Bartók sammelt slowakische Volkslieder im Dorf Darázs mit dem Phonographen, 1908
Bartóks Forschertätigkeit

  Aufnahme,
  Sammlung

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Transkribieren
Bartóks Forschertätigkeit

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  Niederschrift,
  Korrekturen

Systematisierung,
 Katalogisierung,
   Publikation,
    Vorträge

 Aus der Studie „Die Volkmusik der
 Magyaren und der benachbarten Völker“,
 1934
Bartóks Forschertätigkeit

   Aufnahme,
   Sammlung

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  Niederschrift,
  Korrekturen

Systematisierung,
 Katalogisierung,
   Publikation,
    Vorträge

  Komposition

                            Hélène Grimaud spielt „Rumänische Volkstänze“ Nr. 1 (Sz. 56)
Kulturgeschichtlicher Ausgangspunkt der Volksmusikforschung

- Ende 19./Anfang 20. Jh. starke patriotisch-nationale Bewegung als oppositionelle Haltung zur
  habsburgisch dominierten Doppelmonarchie.
- Bartók wurde als junger Mann glühender Verehrer dieser Bewegung.
- Ziel: Schaffung einer originär ungarischen Musik.

                                     Aber: was ist ungarisch?

Bis Bartók galt in Ungarn die Ansicht: ungarisch = „Musik der Zigeuner“

Franz Liszt:   „Die Musik der Zigeuner in Ungarn“ (1859)
               These Liszts: Zigeuner sind Begründer der ungarischen Volksmusik. Die Musik der
               Bauern hingegen ist eine „grobe Verfälschung der ihnen weit überlegenen
               Zigeunermusik“

Bartók bewies durch seine Forschung das Gegenteil:

     „Das, was man (auch in Ungarn) ‚Zigeunermusik‘ nennt, ist keine Zigeunermusik, sondern
     ungarische Musik; es ist nicht alte Volksmusik, sondern eine verhältnismäßig neue Art
     ungarischer Unterhaltungsmusik, die fast ausnahmslos von Ungarn des besseren
     Mittelstandes komponiert wird. […] Nach Ansicht des Vortragenden darf man Liszt nur zum
     Teil für seinen Irrtum tadeln. Sein Irrtum ist eher den Verhältnissen des 19. Jahrhunderts
     zuzuschreiben: den völlig falschen Grundbegriffen im Bereich der Musikfolklore; der
     romantischen Neigung zur Überladenheit, zu Schwulst und Pathos; dem Verzicht auf
     klassische Einfachheit.“
Bedeutung für den Komponisten Bartók

„Das Studium all dieser Bauernmusik war deshalb von entscheidender
Bedeutung für mich, weil sie mich auf die Möglichkeit einer vollständigen
Emanzipation von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur- und Moll-Systems
brachte. […] der weitaus überwiegende und gerade wertvolle Teil des
gewonnenen Melodienschatzes […] zeigt außerdem mannigfaltigste und
freieste rhythmische Gebilde und Taktwechsel sowohl im Rubato- als auch im
Tempo-giusto-Vortrag.
Es erwies sich, dass die alten, in unserer Kunstmusik nicht mehr gebrauchten
Tonleitern ihre Lebensfähigkeit durchaus nicht verloren haben. Die Anwendung
derselben ermöglichte auch neuartige harmonische Kombinationen. Diese
Behandlung der diatonischen Tonreihe führte zur Befreiung von der erstarrten
Dur-Moll-Skala und, als letzte Konsequenz, zur vollkommen freien Verfügung
über jeden einzelnen Ton unseres chromatischen Zwölftonsystems.“

    Erforschung alter Traditionen und Musiksysteme ermöglicht einen neuen
    Weg in der Musik.
    Innovation als logische Konsequenz aus der Tradition
1. Herkunft
2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
1. a)   Scherzo für Klavier (1897)     Typischer spätromantischer Duktus:
                                       - ausladende, chromatisch geprägte Melodik;
  b)    Intermezzo (1898)              - tonale, aber komplexe Harmonik, überreich
                                         an Modulationen;
                                       - Klaviersatz: begleitende Arpeggien,
                                         z. Tl. oktavierende Melodieführung;
                                       - klare formale Strukturierung;
                                       - Vorbilder: Schumann, Brahms, Strauss.

2. a)   Nr. 2 aus 14 Bagatellen (1908) Radikale Abkehr, antiromantische Haltung:
   b)   Nr. 5    (“)                   - Zentralklänge ersetzen Dur-Moll-System;
   c)   Nr. 11   (“)                   - Dissonanzen und scharfe Artikulation als
                                         Mittel des Ausdrucks;
                                       - freie, oft ausgeprägt vitale Rhythmik
                                         („Vitalismus“);
                                       - Einbindung von Volksmelodien.

3. a)   „Abend auf dem Lande“          Verbindung von Innovation und Tradition:
        aus: „Im Freien“ (1926)        - Übernahme klassischer Formen;
  b)    Divertimento, 3. Satz (1939)   - Melodik greift auf diatonische Muster zurück;
                                       - Verbindung Dur-Moll-Harmonik und Modi
                                         osteuropäischer Volksmusik.
3 Schaffensperioden (nach Zieliński):
                                            Typischer spätromantischer Duktus:
1.) Bis 1907 Romantische Phase              - ausladende, chromatisch geprägte Melodik;
                                            - tonale, aber komplexe Harmonik, überreich
                                              an Modulationen;
                                            - Klaviersatz: begleitende Arpeggien,
                                              z. Tl. oktavierende Melodieführung;
                                            - klare formale Strukturierung;
                                            - Vorbilder: Schumann, Brahms, Strauss.

2.) Bis 1925 Expressiv-antiromantische Radikale Abkehr, antiromantische Haltung:
                 Phase                          - Zentralklänge ersetzen Dur-Moll-System;
                                                - Dissonanzen und scharfe Artikulation als
(Mit Unterbrechungen: 1913 – 1917: tiefe Krise,   Mittel des Ausdrucks;
kaum Anerkennung, beendet vorübergehend das
Komponieren)
                                                - freie, oft ausgeprägt vitale Rhythmik
                                                  („Vitalismus“);
                                                - Einbindung von Volksmelodien.

3.) Ab 1926    Art „Neoklassizimus“         Verbindung von Innovation und Tradition:
                                            - Übernahme klassischer Formen;
                                            - Melodik greift auf diatonische Muster zurück;
                                            - Verbindung Dur-Moll-Harmonik und Modi
                                              osteuropäischer Volksmusik.
Klassisch-
romantisches Erbe:                  Einflüsse u.a. von:
Bach, Beethoven,                    Igor Stravinsky,
Brahms, Strauss                     Debussy, Schönberg

T                    Pianist    Kom-                         I
R                              ponist                        N
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D                                                            V
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O                     Lehrer   Forscher                      O
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      Lehrtätigkeit,
      Publikationen,                      Erforschung v.a.
      Vorträge,                           osteuropäischer
      Unterrichtswerke                    Volkskultur
1. Herkunft
2. Tätigkeiten
   a. Pianist
   b. Lehrer
   c. Forscher
   d. Komponist

3. Konzert für Orchester -
   entstehungsgeschichtliche
   Hintergründe
Lebensumstände Bartóks im Vorfeld
                  des „Konzerts für Orchester“

1.) Emigration in die   2.) Wirtschaftliche Sor-   3.) Zunehmende
USA als Folge feh-      gen wegen mangeln-         gesundheitliche
lender Anerkennung in   dem     Interesse    an    Beeinträchtigung
Ungarn und des sich     Werk     und     Person    durch Leukämie
ausbreitenden Natio-    Bartóks in den USA
nalsozialismus in Eu-
ropa
1.) Bartóks Situation in Ungarn in den 20er u. 30er Jahren

• Wachsende Anerkennung im Ausland              wenig bis keine Anerkennung in Ungarn;
                                                 (keine Aufführung eines Bartókschen
                                                 Bühnenwerks in Budapest)
• Erfolg lediglich als Pianist des klassischen Repertoires, vor allem auch als Begleiter
  berühmter Künstler;
• Kaum Resonanz seiner volksmusikkundlichen Arbeiten;

• Zunehmender Nationalismus verhindert wissenschaftliches Arbeiten;
      „Die ideologischen Spannungen unserer Zeit begünstigen leider das Umsichgreifen der
      krankhaftesten Einseitigkeiten anstatt des Vorherrschens einer objektiven Betrachtung“
      (Bartók im Artikel „Volkliedforschung und Nationalismus“, 1937)

• Ausbreitung von Faschismus und Nationalsozialismus in Europa;
      „Ja, das war auch für uns eine fürchterliche Zeit – jene Tage, an welchen Österreich
      überrumpelt wurde. […] Es ist nämlich die immanente Gefahr, dass sich auch Ungarn
      diesem Räuber- und Mördersystem ergibt. Die Frage ist nur. Wann, wie? Wie ich dann in
      so einem Lande weiter leben oder – was dasselbe bedeutet – weiter arbeiten kann, ist gar
      nicht vorstellbar. Ich hätte eigentlich die Pflicht, auszuwandern, solange es noch möglich
      ist.“ (Brief an Fr. Müller-Widmann vom 13.4.1938)

      „Wenn jemand hierbleibt, obwohl er wegfahren könnte, so stimmt er stillschweigend
      alledem zu, was hier geschieht […] wer nur kann, der reise fort […] „
      (Brief an Fr. Székely v. Jan. 1939)
1.) Bartóks Situation in Ungarn in den 20er u. 30er Jahren

• 19. Dez. 1939: Tod der Mutter   letzte Bindung an Ungarn

  März 1940: Ausreise in die USA, (endgültig ab Oktober 1940).

                        An Bord der „Escalibur“, Oktober 1940
2.) Situation Bartóks in den USA

Trotz Ernennung zum Ehrendoktor (Columbia-Universität) und Konzertreise
Verschlechterung der materiellen Lage.

Unsere Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag. Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich noch
nie in meinem Leben […] in einer so entsetzlichen Lage war, wie ich wahrscheinlich sehr bald
sein werde. Entsetzlich, das ist vielleicht übertrieben, aber nicht sehr übertrieben. […] Ich bin
ziemlich pessimistisch, ich habe all mein Vertrauen zu Menschen, zu Ländern, zu allem
verloren.“ (Brief an seine ehemalige Schülerin Wilhelmine Creel , Jan. 1942)

„Das Schlimmste von allem ist, dass wir nicht genug Engagements haben, und das erschwert
uns das Leben beträchtlich. Mein Gehalt an der Columbia-Universität wird kaum für drei
Personen reichen, wegen der hohen Steuern und anderer lästiger Ausgaben aller Art. Meine
Frau würde gern Unterricht geben, um unsere Lage zu bessern. Aber wir wissen nicht, wie wir
das anfangen sollen, was man machen muss, um Schüler oder eine Beschäftigung zu
bekommen.“ (Brief an Dorothy Parrish vom 4.3.1942)

„Meine Laufbahn als Komponist ist sozusagen beendet; der Quasi-Boykott meiner Werke
seitens der führenden Orchester geht weiter, weder meine alten noch meine neuen Werke
werden gespielt. Eine große Schande – natürlich nicht für mich.“
(Brief an Wilhemine Creel v. 31.12.1942)
3.) Erkrankung

Seit April 1942 deutliche Anzeichen ernsthafter Erkrankung: allabendliches hohes
Fieber, chronische Erschöpfung, Schwächeanfälle.

Diagnose (vor Bartók bis zuletzt verheimlicht): Leukämie

                                    Bartók 1943 – sichtbar von Krankheit gezeichnet
Bartók erfährt Unterstützung

• Hilfsangebot der American society of Composers für einen Sanatoriumsaufenthalt
• Dirigent Fritz Reiner und der Geiger Joseph Szigeti
  bewirken einen Kompositionsauftrag bei Sergeij
  Kussewitzky und seiner Kussewitzky-Stiftung für
  ein Orchesterstück.

                                                      Sergeij Kussewitzky im Jahre 1943
             Deutliche Verbesserung von Bartóks Gesundheitszustand

                    Komposition des „Concerto for Orchestra“
                       in 55 Tagen (15.8. – 8.10.1943),
                          „sozusagen Tag und Nacht“

                           Aufführung am 1. Dez. 1944:
          begeisterte Aufnahme des Konzerts bei Musikern und Publikum.
Bartók erfährt Unterstützung

• Hilfsangebot der American society of Composers für einen Sanatoriumsaufenthalt
• Dirigent Fritz Reiner und der Geiger Joseph Szigeti
  bewirken einen Kompositionsauftrag bei Sergeij
  Kussewitzky und seiner Kussewitzky-Stiftung für
  ein Orchesterstück

                                                                Sergeij Kussewitzky im Jahre 1943
             Deutliche Verbesserung von Bartóks Gesundheitszustand

          Durchführung der Komposition in 55 Tagen (15.8. – 8.10.1943),
                          „sozusagen Tag und Nacht.“

                           Aufführung am 1. Dez. 1944:
          begeisterte Aufnahme des Konzerts bei Musikern und Publikum.

                 Programmzettel der New Yorker Erstaufführung (10. Jan. 1945)
Bartók erfährt Unterstützung

• Hilfsangebot der American society of Composers für einen Sanatoriumsaufenthalt
• Dirigent Fritz Reiner und der Geiger Joseph Szigeti
  bewirken einen Kompositionsauftrag bei Sergeij
  Kussewitzky und seiner Kussewitzky-Stiftung für
  ein Orchesterstück.

                                                      Sergeij Kussewitzky im Jahre 1943
             Deutliche Verbesserung von Bartóks Gesundheitszustand

                    Komposition des „Concerto for Orchestra“
                       in 55 Tagen (15.8. – 8.10.1943),
                          „sozusagen Tag und Nacht“

                           Aufführung am 1. Dez. 1944:
          begeisterte Aufnahme des Konzerts bei Musikern und Publikum.

         Art Wiederentdeckung Bartóks in den USA mit gewinnbringenden
                            Kompositionsaufträgen
Tod Bartóks

26. September 1945 erliegt Béla
Bartók in New York seiner schweren
Erkrankung.

      „Ich möchte heimkehren,
            aber endgültig“
(Bartók in einem seiner letzten Briefe)

                Bartóks Grab in New York;
      1988 Überführung nach Budapest mit
                   einem Staatsbegräbnis
•   Schriftquellen:
     – Bónis, Ferenc: Béla Bartóks Leben in Bildern. Bonn 1964
     – Demény, János: Béla Bartók – Briefe (2 Bd.). Budapest 1973
     – Lindlar, Heinrich: Lübbes Bartók-Lexikon. Bergisch Gladbach 1984
     – Székely, Júlia: Mein Lehrer Béla Bartók. München 1995
     – Takács, Jenö: Erinnerungen an Béla Bartók. Wien-München 1982
     – Zielinski, Tadeusz A.: Bartók. Lebe, Werk, Klangwelt. München 1989 (Originalausgabe: Krakau 1969)

•   Bildquellen Internet:
     – http://hu.wikipedia.org/wiki/Aggh%C3%A1zy_K%C3%A1roly
     – http://www.chicagoontheaisle.com/wp-content/uploads/2013/03/Bela-Bartok-at-the-piano-credit-
         rodosto.hu_.jpg

•   Tonquellen:
     – https://www.youtube.com/watch?v=rxb0kugFbCU (H. Grimaud am 14.06.2011 in Baden-Baden)
     – https://open.spotify.com/album/0GDOtZe1emtnYgGNJawjtF (Jeno Jando, Klavier. Bartók: Piano
        Pieces Vol. 7, Naxos)
     – https://open.spotify.com/album/2Pf1BUk42sM2BRYTAwmobx (Andreas Bach, Klavier. Bartók:
        Complete Works for Piano Solo, Vol. 1 – The Mature Bartók. Hänssler Classic)
     – https://open.spotify.com/album/0JTfjySP0Fd2bOLhKyZAUC (Norwegian Chamber Orchestra, Dir.:
        Jona Brown, Chandos)
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