Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung

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Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Das Magazin der Christoph Merian Stiftung

Basel im Winter
Winter in Basel
          Zeit zum Lesen

            Nr. 9 Dezember 2019
Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Editorial

Lesen                             Unter der Oberfläche                                                 Lesestoff für kalte Tage
heisst                                                                                                 Dieses RADAR gibt Einblick in das aktuelle Basler

eintauchen                       Es ist ja nicht so, dass heute zu wenig kommuniziert würde. Ganz      Literaturschaffen. Sechs junge Autorinnen und
                                                                                                       Autoren haben exklusiv für diese Ausgabe Ge-
                                 im Gegenteil, wahrscheinlich wurde noch nie so viel kommuni-          schichten verfasst. Das Thema ‹Winter in Basel –
                                                                                                       Basel im Winter› war vorgegeben, Form, Sprache
                                 ziert wie heute, am Handy, per E-Mail, SMS, WhatsApp, Facebook,       und Inhalt waren ihnen freigestellt. Alle Schrei-

                                 Twitter, Instagram usw. Und auf den herkömmlichen Wegen nach          benden haben einen engen Bezug zu einem von
                                                                                                       der CMS unterstützten Förderprojekt. So unter-
                                 wie vor. Dabei hat die Sprache Konkurrenz erhalten. Bilder, Fotos,    schiedlich die Projektpartner der CMS im Bereich
                                                                                                       Literatur sind, so verschieden sind auch die ent-
                                 Filme sagen oft mehr als tausend Worte. Liegt es an der Geschwin-     standenen Texte.

                                 digkeit der Bildkommunikation, an unserer immer stärkeren visu-
                                 ellen Empfänglichkeit, daran, dass Bilder Botschaften einfacher
                                 transportieren können? Ist die Sprache dadurch unter Druck
                                 geraten? Vielleicht nicht die Sprache selbst, sondern das, was
                                 unter der bildlichen und sprachlichen Oberfläche liegt: das reflek-
                                 tierte Sich-Ausdrücken, nicht das Rasche, Geschwinde, das
                                 Postulieren und hektische Replizieren. Texte und Bücher sind
                                 Gefässe für die Kunst der Langsamkeit. Sie brauchen Zeit, um
                                 geschrieben, produziert und gelesen zu werden. Ja, Lesen braucht
                                 Musse, ist zeitaufwendig, physisch und psychisch. Hören und
                                 Verstehen auch. Lesen heisst eintauchen, abtauchen, sich unter
                                 der Oberfläche aufhalten. Komponierte Sprache – Literatur lesen,
                                 Gelesenem zuhören – bedeutet Konzentration, bedeutet, sich auf
                                 jemand anderen einzulassen, sich manchmal auch zu verlieren
                                 und sich zu finden.
                                     Christoph Merian hat seiner Stiftung aufgetragen, sich für
                                 das «Wohl der Menschen» einzusetzen. Mit ihrer breiten Literatur-
                                 förderung und ihrem eigenen Verlag trägt die Christoph Merian
                                 Stiftung (CMS) zum Wohl der Menschen bei, indem sie die Ausein-       3        inter in Basel
                                                                                                               W
                                                                                                               Simon Morgenthaler
                                 andersetzung mit anderen Menschen, mit anderen Vorstellungen,
                                 mit Themen, Wissen, mit Kunst und Kultur und der Vergangen-           4       Basel im Winter
                                                                                                                Lucien Haug
                                 heit fördert, indem sie eine eigene Verortung in der Zeit und in
                                 der Gesellschaft ermöglicht, indem sie die Auseinandersetzung         5        wölf Tage im Basler Winter
                                                                                                               Z
                                                                                                               Caterina John
                                 mit der eigenen Identität fördert. Als der Christoph Merian Verlag
                                 1976 von der CMS gegründet wurde, konnte niemand ahnen, wie           6       Winterstaub und Wasserdampf
                                                                                                                 Sarah Altenaichinger
                                 wichtig er heute in einer ausgedünnten Verlagslandschaft und
                                 einer radikal veränderten Medienwelt werden würde. Denn mit           7        chnee in Basel
                                                                                                               S
                                 der immer kürzeren Halbwertszeit von Informationen, Werten                    Dominik Muheim

                                 und Gewissheiten sind Projekte und Institutionen, die Inhalte         8       Winterreise oder Als Dora
                                 fundiert aufbereiten und vermitteln, die Sprache gewichten und                  vor einem Pinguin stand
                                                                                                                 Gianna Molinari
                                 um werthaltigen Content ringen, bedeutender denn je.
                                     Deshalb widmet sich dieses RADAR ganz dem Thema Lesen und         9       Blühender Strauss
                                                                                                                Literaturförderung der CMS
                                 der Literaturförderung durch die CMS. Sechs Basler Autorinnen
                                 und Autoren haben exklusiv für dieses Heft je einen literarischen     10      In der Nische
                                 Text verfasst.                                                                 Christoph Merian Verlag

                                     ‹Winter in Basel – Basel im Winter›, geniessen Sie die Lektüre!   10       ehr als ein guter Tipp
                                                                                                               M
                                                                                                               Leseempfehlungen

                                  Dr. Beat von Wartburg                                                14       igital durch die Geschichte
                                                                                                               D
                                  Direktor der Christoph Merian Stiftung                                       der Stadt
                                                                                                               Basler Stadtbuch auf
                                                                                                               Social Media

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                                                                                                               A
Titelbild
                                                                                                               Literaturveranstaltungen
Ecke Hegenheimerstrasse Muespacherstrasse, Basel
Im Winter 2009                                                                                                 in Basel

                                                                      2
Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Basel im Winter

                                                                                           Nostalgisch wurde J. höchstens beim        Wenn J. mit dem Schimpfen begann,
                                                                                           Verzehr der letzten Büchsen                strahlte er eine gewisse Wärme
                                                                                           Ravioli, murmelte dann irgendetwas         aus. Ein monumentaler Professor, sagte
                                                                                           von «Italianità» und reifen Tomaten,       er, habe sich einmal so fürchterlich
                                                                                           «Paradeiser, Paradies», kalauerte          über die scheusslich steigende Wettstein-

Winter                                                                                     er und warf, nach kurzem, desinter-
                                                                                           essiertem Blättern, ein weiteres
                                                                                                                                      brücke enerviert, eine Brücke mit
                                                                                                                                      Gefälle, die für alle Zeiten das Stadt-

in Basel
                                                                                           Buch ins Feuer. Das Holz war alles         bild verschandeln würde. Schief
                                                                                           verbrannt oder aufgefressen von            sei sie jetzt, schön schief. Ein Schein-
                                                                                           den Würmern, die nach dem grossen          und Schattenleben, das er habe
                                                                                           Regen gekommen waren, kleine               führen müssen, immer nur oxen und
Basel … sieht mich übrigens so langweilig und philiströs an,                               weiche Wesen, die alles verschlangen,      oxen, wie er sagte, und die herzguten,
dass ich meinem Herrgott selbst für einen Winter in Berlin sehr dankbar bin.               Gewürm, das alles zum Einstürzen           langweiligen Menschen, mit denen
                                                                                           brachte, ganze Jahrhunderte,               er sich habe herumschlagen müssen.
Jacob Burckhardt an Gottfried und Johanna Kinkel, 11. September 1846                       nur um dann, als das Eis kam, selber       Die allgemeine Erkaltung sei
                                                                                           auszusterben. Bei einer der                schon einer Befreiung gleichgekom-
                                                                                           Exkursionen ins Trümmerfeld                men, zumindest nach dem grossen
                                                                                           gleich in der Nähe (wohl der               Sturm. Was erstarrt gewesen sei,
                                                                                           Rest eines linksrheinischen, gross-        sei tatsächlich erstarrt, sagte er, und
Lange bevor die Temperatur                  wonnenen Freiheit in den noch nicht            bürgerlichen Hauses) fand ich              die kühlen Leute seien zu Leichen
abgefallen sei (vor der allgemeinen         ganz zugefrorenen Fluss geworfen.              per Zufall einen angestossenen Buch-       erkaltet. In einer Welt von lauter
Erkaltung der Welt), habe man,              Kopfüber sei das Ding in einer                 rücken. Nach mühseligem Graben             Schemen habe er leben müssen, und
so J., gesagt, es gebe keinen Winter        losbrechenden Scholle stecken ge-              – ich erinnere mich, dass der              wenn er jetzt einem dieser ver-
in Basel. Es sei ein Scheissklima           blieben und sei dann kurz vor                  wieder herbeifantasierte rechte Ring-      eisten Schemen begegne, sehe er nicht
gewesen, sagte er, im Sommer                der Mittleren Brücke endgültig ver-            finger schmerzte, der mir unlängst         einmal mehr die Fratze, die doch
unerträglich, kaum atembar die Luft.        soffen. Da sitzt er jetzt am Boden,            abgefroren war – stiess ich auf            erst den Menschen daraus gemacht
Im Winter sei’s jeweils etwas besser        erstarrt, und starrt, den Kopf                 einen metallenen Kasten, vollgestopft      habe.
geworden, auch wenn es meistens             in nunmehr ewiger Schieflage, zu den           mit dicken Lexika, einigen
keinen echten Winter gegeben habe,          beiden halbeingestürzten Turm-                 Gesamtausgaben, Brennstoff. Das            Was soll’s, J. ist tot, und der letzte
wenigstens nicht die hirntötende            skeletten hinüber, die vom Schnee              Buchenholz unter den Büchern,              übriggebliebene Band – ich glaube,
Glut des Sommers. Sans rime ni raison       fast ganz verschluckt als Hügel                wie’s J. bezeichnete, nicht wie diese      es ist irgendeine viel zu dick ge-
hätten sich die Leute, so J., auch          erscheinen – «les roches pharma-               tannenähnlich knisternden                  ratene Ausgabe einer Korrespondenz
bei geringster Hitze die Kleider vom        comanes», hatte J. sie genannt.                Dünndruckausgaben der Werke                – wird mich auch nicht mehr lange
Leib gerissen und sich (vor Freude!),                                                      eines gewissen Dürrenmatt,                 wärmen. Den Registerband haben wir
manche schreiend, in den Rhein              Dass wir die Holzlatten der Sitzbank           die so beissenden Rauch geschlagen         dummerweise als Erstes verbrannt
gestürzt. Was den «gewickelten Fisch»       nicht verfeuerten, war ein unge-               hatten. Über Wochen haben wir              – und wer hat heute noch den Idealis-
(o. Ä.) anbelangt, über den er              schriebenes Gesetz, und als wir es             die Bücher in einem zum Schlitten          mus, ganze Bücher zu lesen;
sich ausführlich zu erregen pflegte –       doch taten, verloren wir kein                  umfunktionierten Einkaufswagen             überhaupt, das Lesen ist gefährlich
dieser sei Inbegriff der hiesigen           Wort darüber. Ich weiss nicht, was es          (ein verbogenes Geländer als Kufen)        für die Finger; der Ringfinger ist
Krähwinkelei, er sei das wasserdicht        mit dieser Bank auf sich hatte.                zum Bunker gezogen, den Ab-                mir so erfroren und abgefallen, bin
verpackte Basler Philisterio: nur           Imaginiere ich mir ein Basel, das noch         hang hinuntergelassen, bei der Bank        eingeschlafen, den Finger als
Luft in einer Hülle eigentlich, und         intakt war, so wie J. es mir schilderte,       vorbei, neben deren Gestell J. nun         Buchzeichen eingeklemmt in einem
Besitz, den man hier, auf die               scheint gerade dieser Ort nicht                steif und durchgefroren sitzt,             Wälzer, und ich glaube, es war
Gefahr hin, damit unterzugehen, mit         besonders idyllisch oder schön ge-             unter dem einen schräg angelehnten         nicht mal ein gutes Buch. J. ist tot und
sich in die Fluten getragen habe –,         wesen zu sein – und das war,                   Trümmerstück der Brücke hin-               der letzte Band liegt im Feuer, ich
so wusste man nie recht, um welche          wenn ich das richtig verstanden habe,          durch. Der Infanteriebunker A 2872         scharre mit dem Haken in der Glut,
Art Fisch es sich dabei eigentlich          das Konzept solcher Sitzgelegen-               für nordwärts gerichtete Maschinen-        ein verkohlter Fetzen erhebt
handelte.                                   heiten. Vielleicht war es genau diese          gewehre, wie J. erzählte, aus              sich in der warmen Luft, ich klaube
                                            Gegenteiligkeit, die J. suchte:                einem der Weltkriege: unsere Residenz.     ihn auf, klamm, lese: … selbst für
Es spielt ohnehin keine Rolle mehr.         Es war ihm unangenehm zuzugeben,                                                          einen Winter in Berlin sehr dankbar bin.
J. ist erfroren, vor einer Woche, einem     dass es ihm in seinem Domizil                  Wie er lachen konnte, und wie dumpf        Nein, unter diesen Geldbonzen
Monat, man weiss es nicht genau,            verhältnismässig gut gepasst hatte,            das Lachen im Bunker geklungen             hält es kein rechter Mensch aus! Rom!
es ist, als bleiche dieses Weiss oder       früher, vor der allgemeinen Er-                hat. Die Brücke, erzählte er, habe einer   Rom! Rom! – capisce? J. hat immer von
Grau von Schnee und Eis, diese              kaltung. Zuweilen hatte ich ohnehin            in die Luft gesprengt, die alten           Rom geschwärmt, man weiss
permanente dumpfe Blendung die              das Gefühl, dass J.s Philippika                Sprengsätze vom Militär seien doch         nicht mehr, warum. Und selbst ein
Erinnerung aus. Und schwimmen               eigentlich von eher allgemeiner Natur          noch dort gewesen; einer, der              Basler Bonze, oder sei’s ein Philister,
kann man im Rhein schon längst nicht        war, dass der Sermon über                      immer herumgeschrien habe, dass es         denkt es mir sans rime ni raison,
mehr. Ich habe J. noch rauf zu den          die selbstgenügsame Kleinheit und              kälter werde, immer kälter, dass           wär’ mir jetzt lieber als die Einsamkeit,
Überresten seiner Lieblingssitzbank         Enge der Stadt, über das gräuliche             das Eis komme, dem aber niemand            könnt’ ich mich doch wenigstens
auf einer kleinen Betonkanzel               Philistertum, im Grunde auf                    geglaubt habe; einer, der sich             darüber ärgern, dass ich nicht alleine
rechts der Wettsteinbrücke geschleppt       das Ganze, was man damals Schweiz              auf dem Barfüsserplatz ein Behältnis       bin. J. ist tot und vielleicht ist er
– ein Wahnsinn, wo ich doch jedes           genannt hat, zutrifft. Von Enge                mit Trockeneis über den Kopf zu            jetzt dort, wo die Paradeiser wachsen.
Quäntchen an Energie und Kraft fürs         ist jetzt nicht mehr viel übrig,               leeren drohte, der aber über-              Es ist Winter in Basel.
eigene Überleben gebrauchen                 die meisten Gebäude sind zerfallen             wältigt worden sei. Nur ein Hund,
konnte –, rechts jener Brücke also,         und von Eis bedeckt – Ödnis, offene            so erzählte J., sei damals durch
deren Ruine jetzt wie dieses                Ödnis.                                         das herabstürzende Behältnis umge-
groteske und zerfressene Gebiss,                                                           kommen – gelyncht hätten sie
das auf der längst leeren Zigaretten-                                                      den Mann deswegen beinahe, jene,
schachtel abgebildet ist, aus der                                                          die später gierig an den Knochen
Eisfläche des Rheins ragt. Die guss-                                                       ihrer Haustiere nagten, ganz
eiserne Skulptur – ein Mischwesen,                                                         egal, ob Hund oder Katz’. O Schilda,
wie J. erzählte, aus Gockel und                                                            mein Vaterland, deklamierte J.
Drachen, das auf dem Pedestal rechts                                                       mit frivolem Pathos, und ich verstand
der Treppe gestanden sei, die zur                                                          kein Wort.
Bank führte – habe damals, als durch
                                                                                                                                      Simon Morgenthaler (* 1981) liest und schreibt
die allgemeine Erkaltung alles
                                                                                                                                      zwischen Basel und Bern. Publikationen in
kollabiert sei, ein Mob demontiert                                                                                                    verschiedenen Zeitschriften und unter anderem
und als Zeichen der wiederge-                                                                                                         für den Literaturautomaten Basel.

                                                                                       3
Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Basel im Winter

Basel im Winter

Warten wir noch auf das Bellen der Hunde
Warten wir noch auf den nächtlichen Frost
Warten wir noch auf die Autos der Bullen
Warten wir noch auf die Winde aus Ost

Warten wir noch mit den tanzbaren Liedern
Warten wir noch mit dem Schliessen der Tür
Warten wir noch auf die guten Gedichte
Warten wir noch auf die Worte dafür

Warten wir noch mit dem Packen der Koffer
Warten wir noch auf die Brücke im Raum
Warten wir noch auf die offenen Häuser
Warten wir noch auf den eifrigen Traum

Warten wir noch mit dem gültigen Abschied
Warten wir noch mit dem besseren Scherz
Warten wir noch mit dem Laden der Akkus
Warten wir noch auf ein leichteres Herz

Warten wir noch mit gehaltenem Atem
Warten wir noch auf gehaltenes Wort
Warten wir noch auf die Siege der Liebe
Warten wir noch auf den Winter in Basel und dann sind
                                        Lucien Haug (* 1992), wohnhaft in Basel, Studium an der
                                        Hochschule der Künste in Bern. Von ihm sind diverse Theatertexte
                                        aufgeführt worden, so zum Beispiel am Jungen Theater Basel,
                                        am Schauspielhaus Zürich, in der Kaserne Basel, am Maxim-Gorki-
                                        Theater Berlin, an den Treibstoff-Theatertagen und beim Verein
                                        der Flaneure. Er kuratiert und moderiert Veranstaltungen für das
                                        Literaturfestival BuchBasel.

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Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Winter in Basel

   Zwölf Tage                                                                            wanderten wir durch die stattlichen
                                                                                         Stände des Weihnachtsmarkts.

   im Basler Winter
                                                                                         Angesteckt vom Virus der Feierlich-
                                                                                         keit, ausgecheckt vom Papst
                                                                                         Pius der Barmherzigkeit, haben wir
                                                                                         ahnungslos alles ausgeschleckt,
   Am ersten Weihnachtstag schenkte                                                      was uns die Winterzeit bereithält.
   mir meine wahre Liebe ein Leb-                                                        Anstatt das alles zu hinterfragen,
   kuchenherz mit unseren Initialen von                                                  tragen wir es mit uns herum – nach
   einem zuckersüss verzierten Chalet                                                    dem Warum wird hier schon lange
   am Weihnachtsmarkt auf dem              Hunde. Morgen würde kein guter Tag,           nicht mehr gesucht.                    Initialen. Geschenk um Geschenk
   Petersplatz. Der Duft von Rahmtäfeli,   so viel stand fest, denn Kopfschmer-                                                 landete in meinem Magen, meiner
   Beggeschmütz und Magebrot verur-        zen und Schnupfen hatten sich                 Am siebten Weihnachtstag               Leber, meiner Milz, in meiner Lunge.
   sachte leichte Übelkeit und der kurz    bereits angekündigt und mein verwahr-         schenkte mir meine wahre Liebe         Die überschwängerte Luft
   erhaschte Blick meines Spiegel-         loster Körper sehnte sich unter               sieben Schoggisamichläus.              tropfte nur so von Gerüchen und
   bildes im sich drehenden Karussell,     der schweren Last eines zugedröhnten                                                 Dämpfen und überall spürte ich
   das die Hand meines Freundes            Kopfes nach Bewegung.                         Am achten Weihnachtstag schenkte       Fett aus meinen Poren quellen. Meine
   hielt und mit glühenden Wangen von                                                    mir meine grosse Liebe acht            Ohren trieften vor Ohrenwürmern,
   einem Ohr zum anderen strahlte,         Am vierten Weihnachtstag schenkte             Beggeschmütz, die mir das Gesicht      die sich langsam ineinander ver-
   hätte mich als Passantin schlagartig    mir meine süsse Liebe seine                   verklebten. Am neunten Weih-           flochten und sich zu einem riesigen
   zur Insulinspritze greifen lassen.      letzten vier Zigaretten, während              nachtstag schenkte mir meine echte     Teppich des Kitsches bildeten,
   Doch der würzige Glühwein im Magen      wir fröstelnd über die Mittlere               Liebe neun Schoggibanane, obwohl       auf dem ich immer wieder stolperte.
   und das Lebkuchenherz in meiner         Brücke schlenderten, drei Liter Glüh-         ich Bananen gar nicht richtig
   Hand stimmten mich der feierlichen      wein gegen die beissende Kälte,               mag. Auf dem Petersplatz sitzend       Am elften Weihnachtstag schenkte
   Winterstimmung gegenüber gnädig.        zwei Grillwürste mit Senf vor der über-       stopfte ich alles in mich hinein       mir meine echte Liebe elf Raclette-
                                           füllten Tramhaltestelle und ein               und mein Freund erfreute sich an der   teller aus der Sennehütte, zehn Päckli
   Am zweiten Weihnachtstag                Lebkuchenherz mit unseren Initialen.          Freude, die er mir schenkte,           Magebrot vom Jonasch, neun
   schenkte mir meine echte Liebe zwei     Den Rauch einziehend stellte                  was wiederum mich erfreute. Das        Schoggibanane, acht Beggeschmütz,
   Grillwürste mit Senf. Wir assen         sich ein wohltuendes Schwindelgefühl          war also die winterliche positive      sieben Schoggisamichläus, sechs
   sie stehend bei der Tramhaltestelle     ein. Der Blick in das kalte Rhein-            Rückkoppelung, ein Phänomen, das       Portionen Fondue, fünf Flammen-
   am Barfüsserplatz und der Senf          wasser, in dem sich tausende Lichter          die Verkaufszahlen unnützer            kuchen, vier Zigaretten, drei Liter
   tropfte auf meinen dicken Wollman-      spiegelten und sanft bewegten,                Dinge in die Höhe schiessen liess.     Glühwein, zwei Grillwürste mit Senf
   tel, während die Nacht um uns           liess uns an den Sommer denken. Ja,           Mir selbst kam es so vor, als          und ein Lebkuchenherz mit unseren
   herum von farbigen Lichtern erfüllt     im Sommer, als wir schwimmen                  unterläge das ganze Fett, der ganze    Initialen. Und mein Inneres fing
   wurde. Das Fett spritzte aus der        gingen, in der Hängematte hingen              Zucker – kurz, die ganze Materie,      zu rumoren an, sich zu winden, sich
   Bratwurst, als ich zum zweiten Mal      und spätabends schon den neuen                die ich in den letzten Tagen in        zu bewegen, es fühlte sich wie
   hineinbiss, und ich dachte mir,         Tag anfingen.Wo Gedanken schranken-           mich hineingestopft hatte, anderen     fünfzig Tumoren an, alles um mich
   morgen, ja morgen werde ich Sport       los auf- und niedersanken, wir                physikalischen und biologischen        fing zu schwinden an, und als ich
   machen. Darauf fing mein Freund         schwankten, zankten und am Virus              Gesetzen, so als wäre der Aus-         mich erheben wollte und zu einem
   herzlich zu lachen an und in seinen     Freiheit erkrankten. Konformismus             dehnungskoeffizient durch die Kälte    Büschchen hinbegeben …
   entblössten Zähnen blitzten ver-        überwinden und unser Rebellen-                und die Jahreszeit gnädiger mit
   stohlen Wurstreste hervor.              tum neu erfinden. Geschissen haben            meiner Figur umgegangen und die        ... schenkte mir meine wahre Liebe
                                           wir auf Normen, geschissen auf                Schwerkraft, milde gestimmt            am zwölften Weihnachtstag zwölf
   Am dritten Weihnachtstag schenkte       Vorgaben und Formen, Traditionen              durch die Feierlichkeiten um uns       Küsse. Keine Schokoküsse,
   mir meine grosse Liebe drei Liter       und Bräuche, umstrittene Sitten               herum, weniger … schwer.               echte Küsse, doch er hatte vorher
   Glühwein. Schenken ist vielleicht der   und zusammenkittende Massenkle-                                                      einen Döner gegessen, und so kam es,
   falsche Begriff, denn die beissende     bemittel. Und nun liefen wir in               Am zehnten Weihnachtstag schenkte      dass ich elf Racletteteller aus der
   Kälte und der scharfe Wind auf dem      Basel Hand in Hand Kippen rauchend            mir meine wahre Liebe zehn             Sennhütte, zehn Päckli Magebrot vom
   Barfüsserplatz liessen uns keine        über dunkles Gewässer und liessen             Päckli Magebrot vom Jonasch, neun      Jonasch, neun Schoggibanane, obwohl
   andere Wahl. Angetrunken und noch       Worte aus rauen Lippen wie                    Schoggibanane, acht Beggeschmütz,      ich Bananen gar nicht mag, acht
   immer zitternd spazierten wir den       Rauch von uns steigen. Über Weih-             sieben Schoggisamichläus, sechs        Beggeschmütz, die alles verklebten,
   Weihnachtsständen entlang. Geblendet    nachtslicht und Mitternacht, die              Portionen Fondue mit Zwiebelchen       sieben Schoggisamichläus, sechs
   von Glitzergirlanden und benebelt       Absicht dahinter, alles wirres Gefasel        und Brot, fünf Flammenkuchen,          Portionen Fondue mit Zwiebelchen
   vom Wein und der geruchsschwangeren     auf einer Strasse in Basel im Winter.         vier letzte Kippen, drei Liter Glüh-   und Brot, fünf Flammenkuchen, vier
   Luft stolperten wir über das Kopf-                                                    wein, zwei Grillwürste mit Senf        letzte Zigaretten, drei Liter Glüh-
   steinpflaster, fremde Winterstiefel     Am fünften Weihnachtstag schenkte             und ein Lebkuchenherz mit unseren      wein und zwei Grillwürste mit Senf
   und in den Massen untergehende          mir meine wahre Liebe fünf Flammen-                                                  auf ein Lebkuchenherz mit unse-
                                           kuchen, vier letzte Zigaretten, drei                                                 ren Initialen und dem mit Kussmund
                                           schwere Liter Glühwein, zwei fettige                                                 zu mir gebeugten Gesicht heraus-
                                           Grillwürste und ein Lebkuchenherz                                                    kotzte. Merry Christmas, mein Lieber,
                                           mit unseren Initialen.                                                               schenken ist schön, beschenkt
                                                                                                                                werden auch, doch ohne Sinn macht
                                           Am sechsten Weihnachtstag schen-                                                     es eben einfach … nicht so viel Sinn.
                                           kte mir meine grosse Liebe sechs

wir fort
                                           Portionen Fondue mit Zwiebelchen
                                           und Brot aus dem Fonduestübli
                                           beim Münster. Sport hatte ich noch
                                                                                                                                Caterina John(* 2000) hat im Juni 2019 das
                                           immer keinen gemacht und                                                             Gymnasium in Liestal abgeschlossen. Seit 2013
                                           langsam fing ich an, mich scheisse zu                                                ist sie als Slam-Poetin auf verschiedenen
                                           fühlen. Als assimilierte Asoziale                                                    Bühnen in der Nordwestschweiz unterwegs und
                                                                                                                                hat 2018 den Titel U20-Basler-Meister*in
                                                                                                                                in Poetry Slam gewonnen. Im Zwischenjahr vor
                                                                                                                                dem Studium konzentriert sie sich auf das
                                                                                                                                Schreiben und Chillen.

                                                                                     5
Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Basel im Winter

                                                                                         Jeans und fragt einen Passanten
                                                                                         nach Feuer. Ziellos läuft er in der Stadt
                                                                                         umher. Um sich warmzuhalten,
                                                                                         will er in Bewegung bleiben. Erst auf
                                                                                         der Pfalz macht er eine Pause,

Winterstaub                                                                              ohne zu wissen, wie er genau hierher-
                                                                                         kam. Sein Kopf ist jeweils wie

und Wasserdampf
                                                                                         leergefegt, während ihn die Füsse
                                                                                         tragen. Hier ist er schon seit Ewigkei-
                                                                                         ten nicht mehr gewesen. Die heraus-
                                                                                         geputzte Münsterterrasse passt
Ich sitze im Café Huguenin und                                                           gar nicht zu ihm, dem schmuddeligen,
die Welt zieht vorbei wie ein rasender                                                   jungen Mann, dessen Zuhause
Lichtkasten. Die kräuselnden                                                             seit zwei Wintern auf der Strasse liegt.
Schwaden meiner heissen Schokolade,                                                      Nun schaut er über die gläsern
kleine Zweige aus Wasserluft, um-                                                        vereiste Stadt. Sein Herz plustert
wachsen meine Arme, ringeln sich um                                                      sich auf, als er seine milchige
meine Wangen, wabern in mein               ihr nur nach. Er ist nicht verärgert,         Geliebte so daliegen sieht. «Schön,         Seltsame Figuren scheinen daraus
zerzaustes Haar, wo sie tröpfchen-         seltsamerweise. In letzter Zeit sind          nicht», spricht ihn plötzlich ein           wie Wolkenbilder aufzusteigen.
weise verdampfen. Mit einem                seine Gefühle abgekühlt, ungewohnt            Mädchen an. Er hat sie gar nicht            Es wird allmählich kälter, und irgend-
Händeruck zerstäube ich die Gespen-        taub geworden. Das Gute daran                 gesehen, wie sie in einer Ecke              wann steht der Mann neben ihr
ster vor meinen Augen und schaue           sind die fehlenden Wutausbrüche, die          des Platzes auf der Steinkante, grau        auf. Er sagt etwas über die Notschlaf-
nach draussen. Wo sich im Sommer           ihn früher immer wie aus dem                  auf grau, hockt und raucht. Rona            stelle und dass er jetzt noch ein
Spatzen und Tauben um Krümel               Nichts überkamen. Doch zugleich fehlt         mustert den Mann. «Kalt ist es»,            bisschen Geld sammeln müsse. Sie
balgen, liegt nun eine dünne Schicht       ihm auch das kribbelige Gefühl,               antwortet der und bleibt auf seiner         langt wieder in ihre Jacke und lässt alle
Schnee. Kaum der Rede wert.                wenn er seinen Wagen aufklappt und            Seite stehen. Sie drückt ihre               Münzen, die sie finden kann, in
Staubschicht aus dem Himmel, die           die ersten Kastanien in seinen                Zigarette aus, erhebt sich, geht zu         seine Hand rieseln. Als Gegenleistung
ein Kleinkind wegpusten könnte.            Kesseln dampfen. Sie dampfen trotz-           ihm hin, an ihm vorbei, bis sie             verrät er ihr seinen Namen. Sie
Auf den Trottoirs und Strassen haben       dem bald, ganz ohne sein fühlendes            auf dem rechten Steinvorsprung              antwortet mit ihrem. Ihre kleine
Schuhspuren in den unterschied-            Zutun. Max starrt durch den Dampf             wieder zum Sitzen kommt. Doch nun           Abschiedszeremonie. Dann trottet
lichsten Grössen und Formen, dünne         nach draussen und summt einen                 wendet Rona sich dem Fremden                er davon, bis die langgezogenen
Velopneustreifen und breite Auto-          Winterblues vor sich hin. Während             zu und ihre Augen leuchten diebisch         Schatten der Nachmittagsdunkelheit
bänder Hieroglyphen in den                 ihm bald vor Wärme fast schwummrig            auf. «Wer zuerst eine Schneeflocke          ihn zunächst liebevoll umarmt
Papierboden gestempelt. Die dazuge-        wird – ein seltsames Klischee,                sieht, hat gewonnen!», ruft sie             und dann plötzlich ganz verschluckt
hörigen Schemen huschen darüber.           der frierende Marroni-Verkäufer               aus und, als er sie nur stutzig ansieht,    haben. Dieser Dunkelheit gewahr
Kaum zu erkennen, so schnell               – zählt er die Lämpchen der Weih-             zupft sie an seinem Jackenärmel             werdend, springt auch Rona auf. Ihre
sind sie auf und davon. Eines dieser       nachtsbeleuchtung, die sich über den          und er tritt zu ihr ans Steingeländer.      schwarzen, langen Haare schlenkern
Wesen ist Anna. Auf einem roten            Platz spannen wie Zahnspangen                 Heiser wendet er ein, dass es               über ihre Schultern, während
Fahrrad, das aber vor lauter Anna und      aus Strass. Wann sie diese wohl wieder        nicht nach Schnee aussehe. «Papper-         sie den Münsterberg hinuntereilt.
Riesenwinterjacke kaum zu                  abmontieren, fragt er sich, Weih-             lapapp», erwidert sie trotzig und           Sie kommt sich dabei wie ein Tage-
sehen ist, fährt sie am Café vorbei.       nachten liegt schon wieder in ihrem           zeigt auf die Konstellationen               dieb vor, gestohlene Sonnen-
Ein kleiner Punkt flitzt durch die         Rücken und damit auch seine                   der bauchigen Wolken, «der Mensch           strahlen hinter dem Ohr. Der Atem
Falknerstrasse und biegt zum Markt-        beste Verkaufszeit. Max seufzt und            hat es bisher noch nicht geschafft,         der Stadt in ihrem Nacken schmeckt
platz ab, verschwindet kurz im             schwenkt die Marroni in der Pfanne.           die Dinger wirklich zu verstehen.           nach Apfelsaft und Staub. Gerade
Menschengetümmel, um gleich wieder         Das Gelb der Frucht schielt                   Weshalb also sollte er wissen, wann         noch rechtzeitig erscheint sie im Café.
daraus hervorzuleuchten, zwängt            aus der eingeschnittenen, gerösteten          genau es schneit und wann nicht.            Der Chef wirft ihr nur einen vor-
sich am 36er und 33er Bus vorbei und       Schale. Ein wunderschönes Bild,               Hast du übrigens gewusst, dass eine         wurfsvollen Blick zu und delegiert
nimmt mit Schwung die Mittlere             da staunt er schon seit vierzig Jahren        Schneeflocke eigentlich nur aus             ihr die ersten Bestellungen.
Brücke in Angriff. Sie ist etwas zu spät   darüber. Jetzt muss er aufpassen.             einem Staubkorn mit einem Wasser-
aufgewacht und versucht nun die            Wenn er die feurigen Früchte in Papier-       tröpfchenmantel besteht?» Trium-            Ich habe noch eine Schokolade
verlorenen Minuten durch doppeltes         tüten füllt, kann es leicht passieren,        phierend schaut Rona den Mann               bestellt. Eine junge, feingliedrige Frau
Tempo wettzumachen. Sie möchte             dass ein vorwitziges Ding brandheiss          an und merkt an seinem Schweigen,           mit schwarzen Haaren bringt sie
nicht zu spät kommen. Die Band             zwischen seinen Fingern hängen                dass er es nicht gewusst und sie            mir verträumt und kassiert dann sou-
ist ihr wichtig und der Schlagzeuger       bleibt oder er sich die Haut an der           gewonnen hat. Sie schaut noch ein           verän ein. Ihr flüchtiges Lächeln
ihr Freund. Die Speichen surren,           Pfanne versengt. «Krieg ich eine              bisschen länger. Erst jetzt realisiert      verbindet sich mit neuen Wasserdampf-
Annas Herz hüpft und die Ohrenwär-         Tüte?», lässt ihn eine Stimme aus der         sie, dass die Jacke, die er trägt,          kringeln und steigt in Schnörkeln
mer rutschen ihr immer wieder auf          Konzentration auffahren. Die                  abgeschabt, die Schuhe verlottert,          in die Luft. Aus den Spiralen werden
die Schultern herab. Hastig stülpt sie     nervöse, schnarrende Stimme gehört            sein Gesicht unrasiert und müde             Rauchschwaden, kleine Marroni-
sich die wolligen Dinger zurück            Gregor, der sich ein paar Münzen              wirken. Kurzerhand greift sie in ihre       kugeln und ein Fahrrad, das wie ein
über die Ohren. Fast hätte sie deshalb     aus den Hosentaschen kramt. Es sind           Jackentasche, zieht zwei Zigaretten         silbernes Patronustier über meinem
einen Marroni-Verkäufer angefahren,        die paar, die er sich in der letzten          daraus hervor und sieht ihn fragend         Kopf kreiselt. Ich schaue hinaus
der seinen Wagen gerade in                 Stunde verdiente. Trotz Fäustlingen           an. Er nickt, und so drückt sie ihm         in den frühen Abend und halte einen
diesem Moment über die Strasse zu          sind seine Finger zwischenzeitlich            eine davon in die Hand, klemmt sich         Stift in den Händen. Die Weihnachts-
seinem Stammplatz vor der Clara-           kalt und taub geworden, und als               die andere zwischen die Lippen,             beleuchtung geht ein letztes Mal
kirche schieben möchte. Es gelingt         er den Wagen erblickte, kam es ihm            lässt ein Feuerzeug aufflammen und          an und im Licht der Laternen
ihr schlitternd, ihm um eine Haares-       wie eine Verheissung vor. Dieses              entzündet nacheinander ihrer beiden         schuppt sich der Himmel. Die erste
breite auszuweichen, und sie ent-          eine Mal nur will er sich sowas gönnen,       Zigarettenspitzen. Dann starren             Schneeflocke, die sehe ich!
schuldigt sich im Weiterfahren über-       ein verspätetes Weihnachtsgeschenk            sie abwechselnd in die Stadt oder ins
schwänglich bei ihm. Max schaut            sozusagen. Nun glühen die Kas-                Wasserfarbenmeer über ihnen
                                           tanien in seinen Händen. Er hält den          und wagen kaum zu blinzeln, um auch
                                           Schatz an seine Brust gedrückt                ja keinen ersten Schnee zu verpassen.
                                           und vertilgt die metaphorischen Gold-         Rauchschwaden umnebeln ihre
                                                                                                                                     Seit 2012 nennt Sarah Altenaichinger (* 1997)
                                           stückchen eins ums andere. Die                zusammengerückten Körper.                   Slam-Bühnen ihr zweites Zuhause. Daneben
                                           leere Tüte stopft er sich in den Ruck-                                                    gibt die Neubernerin Spoken-Word-Workshops
                                           sack, da das Papier noch zu ge-                                                           und veranstaltet die Lesebühne Bingoclub
                                                                                                                                     in Basel. Vervollständigt wird ihre Bühnenerfah-
                                           brauchen ist. Kaum sind seine Finger
                                                                                                                                     rung durch mehrere Theaterengagements.
                                           wieder frei, werden sie ruhelos.                                                          Seit 2016 studiert sie Germanistik und Psycho-
                                           Er zupft sich eine Zigarette aus der                                                      logie an der Universität Bern.

                                                                                     6
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Winter in Basel

Schnee in Basel                        d Schussfahrt über e Dreispitz
                                       zum Joggeli abe und im A2
                                       hinde, dere Partyarena, so rich-
                                       tig in Apres-Ski, wo mit Holdrios
                                       in de Händ, und Moonboots
                                       an de Scheiche zu de Kläng vom
                                       DJ Ötzi uf de Feschtbänk
S Bruederholz-Sässeli lauft            ummegstampft worde isch.              Alles verschwindet. Numme
zwar no, aber uf dene drei Plätz       Jetz isch s A2 zue. Si sy wäg, die    der Näbel nid. Dä blybt hüt stur.
näbe mir sitzt niemer. Das             Freerider, wo sich bis in die         Wenigschtens spuckt är jetz d
isch anderscht as uf dene Föteli       früehe Morgestunde Glüehwyy           Bärgstation us. Und mit der Bärg-
vo früener, wo unde in der             und Swizly und suure Moscht           station der Schorsch, wo in
Talstation bim Dreispitz an der        hinter d Rüschtig grömeret häi.       sym Kabinli hinter der Schyybe
Wand hänke. Uf dene Föteli             Die Freerider, wo näbe der            höcklet und die blau-rot-
hets nämmlig Turischte. E ganzi        Pyschte dur Gärte vom Brueder-        wyss gstreifti Chappe uf em
Schwetti Turischte. Und alli           holz gsaust sy und derby d Rega       Chopf het, wo «SKA CS»
gsehn si glücklig us. Wie si           regelmeessig mit Usflüg ver-          druf stoht. «Hoi Schorsch!», rüef
in ihre farbige Ski-Jagge und Ski-     sorgt häi, wils denn amme wiider      i und wink em. Aber der Schorsch
Helm und Ski-Stöck in dere             eine ume yygschneite Stewi            winkt nid zrugg, wil er
Schlange stönde und warte und          ummegwigglet het. Es sy alli wäg      schlooft.
in d Kamera strahle und in             und i sitz uf em Viererli und         Ich gleit mit mym Snowboard
d Kamera winke und eifach sau-         zmitz im Näbel erschyynt mer          vom Viererli zum Bänkli übere,
meessig guet druff sy. Und unter       der Roger Federer. Es Plakat          styg in d Bindig und lueg no-
dene Föteli stoht mit wysser           vom Roger Federer. Hangt am           mol zrugg: Eis leers Sässeli nach
Schrift an der Beton-Wand, ass         fünfte Mascht. Er grinst mi           em andere taucht uf, schwingt
«euses» Bruederholz-Sässeli            aa und bänglet derby mit sym          sich glychgültig Richtig Tal
pro Daag bis zu zwölftuusig settigi    Racket irgend e Schoggi-Chugele       und verschwindet im Nüt. Und au
Turischte cha ufe schuufle             dervo. Bald bini doobe.               ich rutsch jetz Richtig Pyschte,
und uf all dene Föteli vo früener      D Johanniter-Gondle häi si s          an dere Taafele verby, wo druf
schyynt immer d Sunne.                 letscht Johr zue do, der Spalebärg-   stoht, wie sich Basel 1976
Aber hüt isch näblig und hüt isch      Bügel lauft, wenns guet               höggscht motiviert für d Winter-
nümm früener und mys Viererli          chunnt, no knapp zwänzg Täg           spiil beworbe het. Mues e
ratteret einsam ame Mascht             pro Saison, und wil es dütsches       Highlight gsi sy für d Stadt. Isch
verby. Irgendneume unter mir           Päärli yybroche isch, isch            denn aber nüt worde drus.
isch d Basilisker-Pyschte.             au s Schlittschuefahre uf em          Vellicht duets jo no uf, dänk i und
Isch lang eini vo de beliebtischte     Rhy verbotte.                         fahr denn los, dur dä sulzig
Pyschte vo Basel gsi. E schwarzi       Das merksch der Stadt aa. Me          Schneekanone-Schnee und ver-
Pyschte, numme no wyss,                isch gstresst. Der Stolz schmilzt     schwind samt der Pyschte
dank de schneespeuende Schnee-         dervo. Der Schnee tropft              noodisnoo irgendwo im Näbel
kanone. Aber ich ghör keini            vo de Dächer uf d Chöpf vo de         vom Bruederholz.
Ski dur e Schnee karve, ghör keini     Ratrak-Fahrer, wo ihri alge-
Chind brüele, ghör numme               grüene Ratraks chönne in der
s Surre vom Sässeli-Lift. Derby        Garasch loo. D Langlauf-
ischs ame ei Lärm gsi do               Loipe vom Steinegrabe bis zum                  Dominik Muheim (* 1992) ist Gewinner des
                                                                                      Oltner Kabarettcastings 2015, Poetry-Slam-
unde, isch richtig abgange, isch       Badische hindere sy numme                      Schweizermeister 2017 und Kulturpreisträger des
                                                                                      Kantons Baselland. Er ist Teil des Morgenge-
e richtigi Druckete gsi. Vo            no Pfütze und d Iglu-Bauerinne                 schichten-Teams auf Radio SRF 1 und tourt mit
                                                                                      seinem zweiten Programm ‹Chunnt scho guet›
überall sy si cho und sy die Pyschte   vom Münschterplatz hocke uf                    durch die Schweiz. Er leitet Slam-Workshops
                                                                                      für das Wortstellwerk in Basel und moderiert
durab brätteret. Und noochhär          em Trochene.                                   diverse Anlässe. Er lebt in Liestal.

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Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Basel im Winter

Winterreise
oder Als Dora vor einem
Pinguin stand                                                                        Dora genoss die ersten Tage mit
                                                                                     Hans Hubert, weil er, wie sie meinte,
                                                                                     ein gemütlicher Typ war und sie
                                                                                     es mochte, mit ihm Tee zu trinken
                                                                                     und im Wohnzimmer in Wolldecken
                                                                                     gehüllt auf dem Sofa sitzend
                                                                                     stundenlang zu plaudern. Während
                                                                                     draussen Schneeregen kam und
                                                                                     Schnee und Wind und die Strassen
Auf den Friedhöfen wurden die            Hans Hubert richtete sich ein. Und          schwarzgeräumt und wieder                Während sie Hans Hubert zuschaute,
Begonien von den Gräbern entfernt        die Stadt bereitete sich vor: In der        weiss und wieder schwarzgeräumt          wie er ihre Vorratskammer aus-
und mit Callunapflanzen ersetzt,         Stadt wurde der sechsundvierzigste          wurden.                                  räumte, dachte sie an den kältesten
während im Naturhistorischen Muse-       von insgesamt sechsundfünfzig                                                        Winter, den sie jemals erlebt
um ein Pinguin das ganze Jahr            Streugutbehältern mit Streu gefüllt.        Während im Zoo der Wassergraben          hatte. Als der Rhein in jenem Winter
über unverändert stand. Und vor dem                                                                                           zu einer eisigen Ader gefroren
                                                                                     beim Bisongehege zufror und
Pinguin stand jetzt Dora, die ihn        Die Gärtnerinnen und Gärtner                                                         war, war sie noch ein Kind gewesen.
                                                                                     aufgepickelt werden musste und die
sehr genau betrachtete. Dora freute      der Stadtgärtnerei schnitten die Pla-                                                Sie war auf dieser Ader Schlittschuh
                                                                                     Besucherinnen von nun an Tag
sich auf den nahenden Winter.            tanenallee am Rheinweg zurück                                                        gelaufen und hatte dabei an die
                                                                                     für Tag pünktlich um elf Uhr auf den
Vermutlich hätte sich auch der Pinguin   und die Rosen auf sieben Augen he-                                                   Nordsee gedacht und sich gefragt, ob
                                                                                     Beginn des Pinguinenspaziergangs
darüber gefreut, wenn er sich            runter, damit sie unter der Schnee-                                                  der Winter genügend lang, genügend
noch hätte freuen können. Aber           last nicht brechen würden.                  warteten.                                kalt und bitter sein würde, um den
Freude war für einen ausgestopften                                                                                            Fluss bis dorthin erstarren zu lassen.
Pinguin keine Option mehr, so            Sie nahmen Laub zusammen, ent-              Die Stadt war auf den Winter
schien es Dora.                          fernten die mobilen Parkbänke aus           vorbereitet.                             Die Ader hatte sich ausgebreitet und
                                         den Parkanlagen, die mobilen                                                         Wasserkristalle waren Schulter
Bevor Dora im Naturhistorischen          Sonnenschirme von den Spielplätzen          Und Hans Hubert hatte sich               an Schulter weiter vorangerückt. Sie
Museum vor dem Pinguin stand,            und winterten sie ein.                      ausgebreitet. Das Gästezimmer            hatten zusammengehalten und
hatte sie durch eine Scheibe hindurch                                                war randvoll mit Hans Huberts Hab-       Dora hatte gedacht, dass die Wasser-
einen Frosch betrachtet. Über            Der Sommerflor wich dem                     seligkeiten. Immer mehr entnahm          kristalle gemeinsam Grosses
den Waldfrosch las sie, dass dieser      Wechselflor.                                                                         erreichen würden, vielleicht sogar
                                                                                     er seinem alten Lederkoffer und bald
auch Eisfrosch genannt wurde                                                                                                  das Meer.
                                                                                     war dort an Schlafen nicht mehr
und sich im Winter, um Energie zu        Die nicht winterharten Oleander-
                                                                                     zu denken. Auch einen Drittel des
sparen, bis zu einem Drittel ein-        pflanzen in den grossen Töpfen auf                                                   Während Hans Hubert auch nicht
                                                                                     Wohnzimmers hatte er bereits in
frieren konnte.                          dem Centralbahnplatz wurden                                                          vor den Einmachgläsern mit abgelau-
                                                                                     Beschlag genommen, und Dora dachte
                                         in das Gewächshaus gebracht, die                                                     fenem Datum Halt machte, dabei
Dora verliess das Museum. Auf            Brunnen der Stadt entleert und              an den zu einem Drittel eingefro-        grösser und grösser wurde und die
dem Weg zu ihrer Wohnung kaufte          abgestellt.                                 renen Waldfrosch.                        Wohnung nun auch für ihn selber
sie für sich und Hans Hubert ein,                                                                                             langsam eng, für Dora aber kaum noch
der seinen Besuch bereits vor einiger    Die Stadt fuhr ihre Heizungen hoch.         Dora erinnerte sich daran, dass          bewohnbar war, flüchtete Dora
Zeit angekündigt hatte.                  Die Heizungen pochten nun wie               das all die vergangenen Jahre auch so    nach draussen. Sie lief gegen Wind
                                         über neunzigtausend kleine Herzen           gewesen war, dass sie sich zuerst        und Wetter. Nicht bis an die Nord-
Auf seiner jährlichen Winterreise        in der ganzen Stadt verteilt.               freute, mit Hans Hubert Zeit zu ver-     see. Aber doch bis in den Zoo. Es war
machte er immer Halt bei ihr, und bis                                                bringen und Abende lang zu plaudern.     elf Uhr, und eine Besucherinnengruppe
zu ihrem Wiedersehen verging                                                         Aber irgendwann kippte das, und          versammelte sich bei der Pinguin-
stets ein Jahr. Eine sichere Zeitrech-                                                                                        anlage. Dort stand auch Dora, und der
                                                                                     Hans Huberts Anwesenheit wurde
nung. Und obwohl sie sein Kommen                                                                                              Pinguin, der jetzt vor ihr stand,
                                                                                     unangenehm. Wenn Hans Hubert
jedes Jahr erwartete, war Dora                                                                                                freute sich über den Winter. Zumin-
                                                                                     einen Raum betrat, wurde es kühl, und
dann doch überrascht, als es klingelte                                                                                        dest schien es Dora, als freue sich
                                                                                     sowohl der Wasserhahn im Bad
und da Hans Hubert vor ihrer                                                                                                  der Pinguin sehr.
                                                                                     als auch derjenige in der Küche froren
Wohnungstür stand, mit leicht gesenk-
tem Kopf und dünn. Auf jeden                                                         ein. Jeder Raum, den Hans Hubert
Fall dünner und sicher auch kleiner                                                  betrat, wurde dunkler. Vielleicht lag
als noch vor einem Jahr, dachte Dora.                                                das daran, dass Hans Hubert mit
Er hatte einen an den Ecken be-                                                      jedem Tag grösser wurde und mit sei-
schädigten Lederkoffer dabei. Sie                                                    ner Grösse dem Licht den Weg
kannte diesen Koffer. Sie kannte                                                     versperrte.
Hans Hubert.
                                                                                     Die Gemütlichkeit war vorbei und
Während Dora Hans Hubert in                                                          Dora war über Hans Huberts Beneh-
ihre Wohnung bat, knarrten die Dielen
                                                                                     men verärgert. Und über sich selber      Gianna Molinari (* 1988 in Basel) lebt
unter ihren Füssen und ein                                                                                                    in Zürich. Sie studierte Literarisches Schreiben
                                                                                     war sie wütend, dass sie jedes Jahr
eisiger Windhauch zog an ihr vorbei.                                                                                          in Biel und Neuere Deutsche Literatur in
                                                                                     aufs Neue denselben Fehler machte,       Lausanne. Ihr Debütroman ‹Hier ist noch alles
Im Gästezimmer packte er seinen
                                                                                     dass sie immer wieder darauf             möglich› (Aufbau Verlag, 2018) wurde mehr-
Koffer aus, der endlos gefüllt zu sein                                                                                        fach ausgezeichnet und war für den Schweizer
                                                                                     hereinfiel. Und am Ende durch seine
schien.                                                                                                                       und den Deutschen Buchpreis nominiert.
                                                                                     Platz einnehmende Art meinte, mehr       Sie war bereits einige Male im Literaturhaus
                                                                                     und mehr zu verschwinden.                Basel zu Gast.

                                                                                 8
Basel im Winter Winter in Basel - Zeit zum Lesen - Das Magazin der Christoph Merian Stiftung
Literaturförderung

Lesen, schreiben,
                                                                      Mitmachen und damit zur kulturellen Teilhabe animieren,
                                                                      sind uns wichtig. So haben etwa der Buchclub Die Welt
                                                                      lesen* oder die Veranstaltungen von Blasphemic Reading

performen                                                             Soirees* das Ziel, gemeinsam Texte zu lesen, sich über
                                                                      Literatur auszutauschen und ein Reden über gesellschaft-
                                                                      liche Themen zu lancieren. Hier werden wichtige Diskurs-
                                                                      und Teilhaberäume eröffnet.
  Lange fristete die Literatur im Basler Kulturleben ein
  Mauerblümchendasein. Im Mittelpunkt der Fördertätig-                Noch einen Schritt weiter gehen Literaturprojekte, in de-
  keit standen das Theater, das Sinfonieorchester und die             nen es darum geht, selbst kreativ zu werden, Geschichten
  Museen; die Mittel für Literaturprojekte flossen dagegen            zu erfinden, Erinnerungen aufzuschreiben, Bilder zu
  spärlich und die Literaten waren zerstritten. Doch 1998             gestalten und schliesslich ein Buch daraus zu machen.
  beschloss die Christoph Merian Stiftung (CMS), damals               Die Druckstelle ist eine offene Druck- und Buchwerkstatt
  noch im Bereich ‹Städtische Aufgaben›, neue kulturelle              mitten im lebendigen Klybeckquartier. Sie bietet jeweils
  Schwerpunkte zu setzen. Neben bildender Kunst und                   am Mittwochnachmittag und in den Ferien offene und
  Film/Video/Foto sollte auch die Literatur gefördert wer-            niederschwellig zugängliche Ateliers für Kinder. ‹Buch-
  den. Diese Schwerpunktbildung war gleichzeitig der                  kinder› funktioniert projektbezogener: Kinder im Alter von
  Startschuss für die Gründung eines Literaturhauses.                 7 bis 13 entwickeln in angeleiteten Workshops eigene
  Bereits im Jahr 2000 konnte es im neu entstandenen                  Geschichten, schreiben die Texte, malen Bilder für die
  Unternehmen Mitte eröffnet werden. Die Finanzierung                 Illustrationen und wirken in der Produktion der gebunde-
  der ersten Betriebsjahre übernahm vollumfänglich die                nen Bücher mit. Die ‹Basler Eule› bietet seit 1997 jedes
  CMS, später kam der Kanton Basel-Stadt hinzu. Insge-                Jahr einen Schreibwettbewerb für Kinder und Jugend-
  samt sind bislang über CHF 12 Mio. Fördergelder der CMS             liche, dessen beste Geschichten in einem Buch beim stif-
  in das Literaturhaus geflossen. Heute unterstützt die               tungseigenen Christoph Merian Verlag veröffentlicht
  CMS LiteraturBasel und das Festival BuchBasel über den              werden. Im Wortstellwerk, dem Literaturlabor für Jugend-
  Förderschwerpunkt ‹Partnerschaften› mit jährlich CHF                liche auf dem Dreispitz, coachen Autorinnen und Autoren
  460 000, ab 2021 mit CHF 360 000. Die Reduktion war not-            beim Entwickeln der eigenen Sprache, in Workshops mit
  wendig, um neue, ergänzende Literaturprojekte initiieren            Schulklassen entstehen richtige Schulhausromane.
  und fördern zu können, beispielsweise das Wortstellwerk.
  Die Unterstützung von BuchBasel und LiteraturBasel ist              Für Erwachsene bietet das Projekt Edition Unik Interes-
  jedoch unumstritten. Die Institution leistet hochkarätige           sierten die Möglichkeit, in 17 Wochen ein Buch zu verfas-
  Arbeit, bietet nationalen und internationalen Autorinnen            sen. Sie werden beim Schreiben begleitet, eine App hilft
  und Autoren eine Plattform und vermittelt aktuelle The-             bei der Strukturierung, und verschiedene Netzwerktreffen
  men und Entwicklungen.                                              ermöglichen den Austausch mit anderen Schreiberinnen
                                                                      und Schreibern.
  Lesungen und Literatur-Präsentationen mit lokalen und
  jungen Literaturschaffenden, die ein junges Publikum                Die Buchmesse I Never Read, Art Book Fair Basel versam-
  anziehen, sind der Abteilung Kultur der CMS ein zentrales           melt jedes Jahr während der Art Basel unabhängige und
  Anliegen. Mit der Jacqueline Spengler Stiftung, einer selbst-       eher kleine Kunstbuchverlage in der Kaserne und gibt
  ständigen, von der CMS im Mandat verwalteten Stiftung,              ihnen die Möglichkeit, ihr Schaffen und ihre Produkte
  hat sie eine ideale Partnerin für die Förderung weiterer            kunstaffinen Messebesuchern zu präsentieren.
  Projekte in diesem Bereich. Dabei geht es um das Aus-
  probieren von neuen Formaten oder um das Lesen im                   Schliesslich können sich professionelle Autorinnen und
  speziellen Ambiente: Der Verein Literaturautomat versorgt           Autoren aus der Triregio bei Atelier Mondial für dreimona-
  an ausgewählten Standorten durch umgebaute Zigaret-                 tige Stipendien in der Cité Internationale des Arts in Paris
  tenautomaten die Lesehungrigen mit Kurzgeschichten                  bewerben. Damit schafft die CMS für das professionelle
  und organisiert Lesungen. Das Od-Theater* organisiert               Literaturschaffen die Zeit, sich neuen Projekten und Tex-
  jährlich feine, ausgewählte Lyriklesungen. Verschiedene             ten zu widmen.
  Poetry-Slam-Veranstaltungen finden jeweils ein grosses,
  sehr junges Publikum, das dank Rhythmus, junger Spra-               Aus dem Mauerblümchen Literatur ist also ein blühender
  che, Witz und Tempo auf seine Kosten kommt. Das Projekt             Strauss von literarischen Angeboten geworden; ganz ver-
  ‹LeseLiebe› versuchte 2018 mit einer gross angelegten               schiedene Gattungen, welche die CMS auch weiterhin
  Social-Media-Kampagne, Veranstaltungen und spezifi-                 hegen und pflegen möchte. Denn das Ziel der CMS-Lite-
  schen Bibliothekszugängen Jugendliche an die klassische             raturförderung ist eine differenzierte, dem jeweiligen
  Literatur heranzuführen.                                            Zielpublikum angepasste, kreative Auseinandersetzung
                                                                      mit allem, was Sprache trägt: die Texte, das Schreiben
  Die Literaturförderung der CMS geht aber über dieses For-           und das Sprechen.
  mat von institutioneller und Vortrags- und Leseförderung
  hinaus. Auch Formate, die den Diskurs anregen oder zum              Nathalie Unternährer, Leiterin Abteilung Kultur

                                                                                                * unterstützt von der Jacqueline Spengler Stiftung

                                                                  9
Christoph Merian Verlag

                                                                                                                                            Sie haben die Stelle bekommen und sind dem
                                                                                                                                            Verlag treu geblieben, bis heute.
                                                                                                                                      Genau, zuerst im Vertrieb, dann in der Werbung und
                                                                                                                                      Medienarbeit, dann wurde ich Geschäftsführer und

«Wir sind zwar klein,
                                                                                                                                      schliesslich Verlagsleiter.

                                                                                                                                            Sie strahlen …
                                                                                                                                      Ja! Ich finde es wahnsinnig toll, Bücher zu machen.

aber agil und                                                                                                                         Bei jedem neuen Buch lerne ich spannende Menschen
                                                                                                                                      kennen und tauche in neue Lebenswelten und The-
                                                                                                                                      men ein. Es ist immer wieder ein ganz neues Erlebnis.

sehr gut vernetzt»                                                                                                                          Die Christoph Merian Stiftung (CMS) gibt
                                                                                                                                            es seit 1886, den Verlag erst seit 1976. Weshalb
                                                                                                                                            hat eine Stiftung wie die CMS überhaupt
                                                                                                                                            einen eigenen Verlag gegründet?
Gespräch mit Oliver Bolanz                                                                                                            Die Stiftung hat damals die Baseldeutsche Grammatik
                                                                                                                                      von Ruedi Suter initiiert und finanziert und das Basler
                                                                                                                                      Stadtbuch, welches der Verlag Helbing & Lichtenhahn
Der Christoph Merian Verlag (CMV) hat sich                             RADAR: Oliver Bolanz, Sie arbeiten schon                       herausgab. Er hat sein Programm auf Wirtschaft,
in den letzten Jahren vom regionalen Kleinverlag                       seit sechzehn Jahren im CMV, seit 2009 sind                    Steuer und Recht spezialisiert, Basiliensia passten da
für Bücher zu Basel zu einem international                             Sie Verlagsleiter. Wie kam das?                                nicht mehr rein. Die Stiftung entschied dann: Ok,
beachteten Experten für Kunst-, Medien- und                      Oliver Bolanz: Ich habe zuerst eine Lehre als Verlags-               gründen wir einen eigenen Verlag und geben das
Architekturpublikationen weiterentwickelt.                       kaufmann bei der ‹Badischen Zeitung› gemacht und                     Stadtbuch und die ‹Baseldeutsch-Grammatik› selber
Basel bleibt dabei ein wichtiger Bezugspunkt: Die                danach Soziologie und Wirtschaftswissenschaften in                   heraus. Das lief am Anfang auch sehr gut, mit Aufla-
Publikationen über Basels Geschichte, Kultur                     Freiburg im Breisgau studiert. Und dann sah ich ein                  gen des Stadtbuchs von mehreren tausend Exempla-
und Wirtschaft und gesellschaftspolitisch relevante              Inserat für eine Stelle beim Christoph Merian Verlag                 ren. Später kamen dann auch historische Publikatio-
Fragestellungen und Protagonisten weisen                         in Basel im Vertrieb und habe mich sofort beworben.                  nen dazu.
aber weit über Basel hinaus – und wagen auch mal                 Ich bin ja im Badischen aufgewachsen, habe in Basel
Ausflüge ins Quere und Unkonventionelle jen-                     aber schon während des Studiums ein Praktikum                              Der CMV will heute «eine Nische für
seits des Mainstreams. Verlagsleiter Oliver Bolanz               beim Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos                              besondere publizistische Vorhaben» sein.
gibt Auskunft.                                                   im Bereich Medienforschung gemacht. Und Basel                              Was heisst das?
                                                                 gefiel mir schon damals sehr.                                        Wir sind seither breiter geworden und haben einiges
                                                                                                                                      ausprobiert. Heute fokussieren wir auf die drei Kern-
                                                                                                                                      bereiche ‹Basel und Geschichte›, ‹Kultur und Gesell-
                                                                                                                                      schaft› und ‹Kunst und Architektur› – und dort vor
                                                                                                                                      allem auf ausstellungsbegleitende Publikationen mit

                                                      Oliver Bolanz (46) aus Freiburg im
                                                      Breisgau hat nach seiner Ausbildung              Roboterträume
                                                      zum Verlagskaufmann und einem
                                                      Soziologie- und Wirtschaftsstudium 2003                        Migros-Kulturprozent, Dominik Landwehr (Hg.)
                                                      beim Christoph Merian Verlag an-                               Machines and Robots
                                                      gefangen. Seit 2009 leitet er den Verlag.                      Edition Digital Culture 5
                                                                                                                     2018, 288 Seiten, 51 meist farbige Abbildungen

                                                                                                       Der automatische Griff in die Hosentasche und der Blick auf das Smartphone
                                                                                                       erfolgen täglich unzählige Male. Wie Roboter, Automaten und Computer
                                                                                                       immer mehr in unser Leben eindringen und unsere Lebensweise verändern, finde
                                                                                                       ich faszinierend und beängstigend zugleich. Werden wir in Zukunft durch
                                                                                                       intelligente Maschinen ersetzt? Es ist mir wichtig, die Digitalisierung kritisch zu
                                                                                                       hinterfragen: Was bedeutet sie für mich persönlich und für uns als Gesellschaft?
                                                                                                       Die vorgestellten Kunstwerke und der Bildessay im Buch zeigen die Viel-
                                                                                                       schichtigkeit und Komplexität dieser gesellschaftlichen Debatte auf. Roboter
                                                                                                       verändern nicht nur das Verhältnis von Mensch zu Maschine, sondern auch
                                                                                                       jenes von Mensch zu Mensch.

Der beste Guide für Basel-Besucher
              Dorothee Huber
              Architekturführer Basel. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Umgebung
              2014, 500 Seiten, 450 meist farbige Abbildungen

Basel wird gerne als DIE Schweizer Architekturstadt bezeichnet.
Dank dem Architekturführer von Dorothee Huber weiss ich auch, warum
das so ist: Es gibt wahrlich viel zu entdecken, quasi an jeder Ecke.
Im Führer werden aber nicht nur Bauten vom Mittelalter bis zur Gegenwart
beschrieben und im Bild gezeigt; es werden darüber hinaus auch Bezüge                                                                                          Annie Heine (29) ist in Bern aufgewachsen,
zur Baugeschichte der Stadt hergestellt und in einen Kontext gesetzt.                                                                                          hat in Basel Medienwissenschaften
Das Buch mag ich sehr, weil ich nun viel mehr über die Architektur und                                                                                         und Kunstgeschichte studiert und arbeitete
                                                                                                                                                               drei Jahre lang im Vermittlungsteam
Baugeschichte der Stadt weiss und mit diesem Wissen glänzen kann,
                                                                                                                                                               im HeK Haus der elektronischen Künste Basel.
wenn ich mit Besuch durch Basel schlendere. Auch schön: Es ist ein echter                                                                                      Seit September ist sie Praktikantin der
Longseller im Verlagsprogramm und verkauft sich nach wie vor sehr gut.                                                                                         Abteilung Kultur in der CMS.

                                                                                                  10
Christoph Merian Verlag

Museen und Institutionen sowie Medien- und zeitge-                 Welche Bücher waren ein Flop?                             Preis auch Qualität, Image und vor allem Vertriebs-
nössische Kunst. Das ist im Verlagsbusiness eine              Ich würde die Frage anders stellen: Wo haben wir eine          möglichkeiten im In- und Ausland eine Rolle. Andere
Nische. Ausserdem sind wir experimentierfreudig, ich          zu grosse Auflage riskiert? Das war zum Beispiel bei           Verlage haben auch Sponsoren, nur ist das weniger
denke zum Beispiel an das Buch ‹Rex, Roxy, Royal.             ‹On Air› von 2013 der Fall, über die Privatradioszene in       bekannt.
Eine Reise durch die Schweizer Kinolandschaft›. Das           der Schweiz. Das wurde zwar als eines der schönsten
haben die Autorinnen verschiedenen Verlagen ange-             deutschen Bücher ausgezeichnet, verkaufte sich aber                   Zum Beispiel?
boten. Wir waren interessiert an diesem Nischen-              schlecht.                                                      Es gibt Gönnervereine, Freundeskreise oder Einzelper-
thema – und es hat sich sehr gut verkauft, stiess auf                                                                        sonen, die einen Verlag unterstützen. Crowdfunding
breites Medienecho und hat auch einen Preis für                     Was machen Sie als Nischenverlag besser                  ist ein weiteres beliebtes Mittel, um konkrete Projekte
schöne Buchgestaltung gewonnen. Ein Erfolg auf                       als andere?                                             finanzieren zu können. Ein weiteres Beispiel ist der
allen Ebenen.                                                 Es ist sicher auch eine Preisfrage. Gute Gestalterin-          Kunstbuchverlag JRP|Ringier. Der wurde nach fünf-
                                                              nen und Gestalter, ein gutes Lektorat, wasserdichte            zehn Jahren kommerzieller Verlagstätigkeit kürzlich
      Was heisst «sehr gut verkauft»?                         Quellentauglichkeit – das alles können wir bieten, und         in eine Stiftung überführt. Das ist auch das transpa-
Knapp 1 200 Exemplare. Aber ‹gut› ist immer relativ,          das hat seinen Preis. Gute Qualität muss man sich              rentere Modell, schliesslich war das wunderbare Pro-
je nach Thema, gerade in Nischenbereichen. Die                leisten können. Da ist es sicher nützlich, dass wir ein        gramm von JRP wohl kommerziell nie selbstragend
‹Tagebücher aus dem Regenwald› von Bruno Manser               Teil der CMS sind und die Grundfinanzierung des Ver-           und wurde vom namensgebenden Mäzen schon
von 2004 zum Beispiel wurden in drei Auflagen über            lags sichergestellt ist.                                       immer alimentiert.
9 000-mal verkauft. Oder die Tierarztgeschichten aus
dem Zolli, die ein Bestseller wurden. Aber Erfolg misst             Diese Grundfinanzierung durch die Stiftung                    Wer ist Ihre grösste Konkurrenz?
sich nicht nur in Verkaufszahlen.                                   ist ein grosser Wettbewerbsvorteil …                     Je nach Thema ganz unterschiedliche Verlage. Mal
                                                              Sicherlich hilft es, aber so deutlich höre ich das in der      regionale wie Schwabe oder Reinhardt, aber auch
      Sondern?                                                Verlagsbranche nicht. Wir treten auch nicht so auf.            internationale wie Hatje Cantz, der sich wie wir auf
Erfolg ist für uns auch, wenn ein Thema, das uns und          Man kann sagen, dass wir ein vollwertiges und aner-            hochwertige Kunst-, Architektur-, Fotografie- und
der Stiftung sehr wichtig ist, breite Resonanz findet:        kanntes Mitglied in der Schweizer Verlagsfamilie sind.         Design-Bücher spezialisiert hat. In der Schweiz in die-
zum Beispiel unsere Publikation ‹Zuhause auf Zeit›, in        Ich selbst bin seit vielen Jahren Mitglied im Vorstand         sem Segment vor allem auch Scheidegger & Spiess
der die Geschichte des Bürgerlichen Waisenhauses in           des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands                aus Zürich.
Basel aufgearbeitet wird. Oder ‹Chemie und Pharma             und vertrete die Interessen der gesamten Verlags-
in Basel› – die bisher einzige unabhängige Publikation        branche.                                                             Engt Sie die Fokussierung speziell
über Basels Schlüsselindustrie. Das Buch hat die                                                                                   auch auf Basler Themen nicht ein?
Stiftung selber initiiert und finanziert. Oder diesen              Wirklich? Kein Neid von anderen Verlagen?                       Basel ist ja sehr klein.
Frühling ‹Diesseits der Grenze›, das zehn Schicksale          Nein, das spüre ich nicht. Wir gestalten ein unabhän-          Wir sind schon lange kein Verlag mehr, der nur regi-
zwischen 1925 und 1955 aus den Akten der Fremden-             giges Programm und machen auch keine Dumping-                  onale Themen verlegt. Ausserdem sind ‹Basler The-
polizei nachgezeichnet hat. Dieses Buch fand eine             preise. Und es ist überhaupt nicht so, dass wir immer          men› oft nur der Anlass für Publikationen, die weit
breite Medienresonanz, wurde für seine Gestaltung             zum Zug kommen! Bei Kooperationen mit Museen                   über Basel und die Region hinausweisen. Zum Bei-
ausgezeichnet UND ist erfolgreich im Buchhandel.              müssen auch wir Offerten eingeben und uns mit                  spiel unser Buch ‹Neue Schulräume. Architektur für
                                                              anderen Verlagen messen. Da spielen neben dem                  zeitgemässes Lernen›. Das interessiert Architektinnen

Karin Matt (39) ist in Chur aufgewachsen.
Nach einer Buchhändlerlehre und einigen                                                       Chemie und Pharma in Basel
       Jahren Arbeit in der Buchhandlung
 DomusHaus, Basel, arbeitet sie seit 2007                                                                   Georg Kreis, Beat von Wartburg (Hg.)
  im Christoph Merian Verlag, wo sie den                                                                    Chemie und Pharma in Basel
                          Vertrieb betreut.                                                                 768 Seiten, 212 Abbildungen, zwei Bände im Plexiglasschuber

                                                                                              Ich bin im Fricktal aufgewachsen, da gehörten Roche und die damalige Ciba-Geigy
                                                                                              als grosse Arbeitgeber und mit unübersehbaren Fabriken zum täglichen Leben.
                                                                                              Mein erster richtiger Ferienjob war am Fliessband bei der Medikamentenverpackung.
                                                                                              Mit dem Geschichtsstudium wuchs das Interesse an der Geschichte der Basler
                                                                                              Chemie. Deshalb ist die zweibändige Publikation ‹Chemie und Pharma in Basel› von
                                                                                              Mario König, Georg Kreis und vielen anderen mein absolutes absolutes Lieblingsbuch
                                                                                              im CMV. Es zeigt den Wandel der Basler Schlüsselindustrie auf, von den rauch-
                                                                                              enden Schloten des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Life-Sciences-Labors der heutigen
                                                                                              Weltkonzerne. Und wenn man sich gar nichts aus dieser Geschichte macht, dann
                                                                                              eignen sich die zwei Bände vorzüglich fürs Krafttraining!

Geheimnisvolle Schweiz
                  Catherine Iselin (Hg.), Kostas Maros
                  Hidden – Verborgene Orte in der Schweiz
                  2018, 192 Seiten, 113 farbige Abbildungen

In ‹Hidden› gehen der Fotograf Kostas Maros und die Kunsthistorikerin
Catherine Iselin der Frage nach, was die Faszination verborgener Orte ausmacht.
Gemeinsam haben sie 25 Orte in der Schweiz aufgesucht, die für die meisten
unzugänglich sind oder bisher im Verborgenen blieben. Kennen Sie das
geheime Sitzungszimmer des Bundesrats in Bern oder waren Sie schon einmal                                                                             Nathalie Unternährer (48) ist in
                                                                                                                                                      Laufenburg aufgewachsen und hat
in einem Halal-Schlachthof? Entstanden sind faszinierende Fotografien
                                                                                                                                                      in Basel Geschichte studiert. Seit
und spannende Texte, die aussergewöhnliche, manchmal unheimliche Einblicke                                                                            2014 leitet sie die Abteilung Kultur der
ermöglichen.                                                                                                                                          Christoph Merian Stiftung.

                                                                                         11
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