Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020

                                                          edition seidengasse

Verzeichnis_Frühjahr 2020_Wien_01.indd 1                                   07.01.20 13:37
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Neuerscheinungen Frühjahr 2020
                                       edition seidengasse*
                                       Verlag Bibliothek der Provinz GmbH.
                                       A 1140 Wien, Rettichgasse 12, M 0043 991 942 47
                                       edition@seidengasse.at
                                       UID-Nr. ATU67603845
                                       café der provinz
                                       Kaffee Tee Bücher Waffeln Crêpes Salate
                                       A 1080 Wien, Maria-Treu-Gasse 3, T +43 (0) 1/944 22 72, www.cafederprovinz.at
                                       Öffnungszeiten: täglich 8–23 Uhr, Bio-Brunch: Sa, So und an den meisten Feiertagen 9–15 Uhr
                                       Verlagsauslieferung für Österreich und Südtirol:
                                       Mohr-Morawa Buchvertrieb GmbH., A 1230 Wien, Sulzengasse 2
                                       T +43 (0) 1/680 14, F +43 (0) 1/688 71-30
                                       Verlagsauslieferung für Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol:
                                       KNV Zeitfracht GmbH.
                                       D 70565 Stuttgart, Schockenriedstraße 37, T +49 (0) 711/78 60-0
                                       Verlagsauslieferung überallhin mit Post oder Bücherwagen:
                                       Verlag Bibliothek der Provinz T +43 (0) 2856/37 94, F +43 (0) 2856/37 92
                                       bestellung@bibliothekderprovinz.at
                                       www.bibliothekderprovinz.at
                                       Verkehrsnummer: VN 129018
                                       Ihr KNV Zeitfracht Bücherwagendienst 7510

                                       * edition seidengasse – edition für Wiener AutorInnen, KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen

                                       Auskünfte über Veranstaltungen wie Lesungen, Ausstellungen und Präsentationen
                                       direkt beim Verlag oder unter: w w w.bibliothekderprovinz.at
                                       Bei Bedarf erhältlich: Kinderbuch- und Kunstbuchprospekt; Frühjahrs- und/oder Herbstvorschauen, Plakate, Folder …
                                       Die Verkaufspreise einiger Titel, vor allem jener, die noch in Produktion sind, können sich noch ändern!
                                       Preisangaben daher wie bei der Wettervorhersage: Alle Angaben ohne Gewähr.
                                       Irrtümer, Änderungen und ähnliche Ärgernisse versuchen wir zu vermeiden.

                                       Die Bücher und Autoren der Bibliothek der Provinz sind mit Österreichischer Staatspreis, Schönste Bücher Österreichs,
                                       Büchner-Preis, Österreichischer Kunstpreis, Deutscher Jugendliteraturpreis für das Lebenswerk, Rauriser Literaturpreis,
                                       Bachmann-Preis, Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien, Landeskulturpreise, Literaturpreis der A und Kulturstiftung Berlin,
                                       Outstanding Artist Award, Österreichischer Förderungspreis für Kinder- & Jugendliteratur, Luchs-Preis der ZEIT, Kin-
                                       der- & Jugendbuchpreis der Stadt Wien, Premio Andersen, Josef Binder Award, Österreichischer Kinder- & Jugendbuch-
                                       preis, Printissimo, Beste Bücher für junge Leser u. dgl. m. ausgezeichnet.

                                       Die Bücher des Verlages Bibliothek der Provinz finden Sie in gut sortierten Buchhandlungen, naturgemäß in unserer
                                       Verlagsbuchhandlung in Großwolfgers, in den Ausstellungsräumen auf Schloss Raabs und auch im Internet, sowohl über
                                       unsere Webseite wie bei diversen Versanddiensten. – Wir würden uns freuen, Sie bei unseren Leseveranstaltungen und
                                       Ausstellungen begrüßen zu dürfen.

                   2                   edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz              Abb. Cover: Alfred Klinkan, aus dem Buch „Wasnichtsoallesrauskommt“

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Auersberg Ulrike                          wortatmen                                                   Seite 4
           Banauch Eugen                             Seitensprung nach Jerusalem                                 Seite 4
           Buch Gabriele                             Vier Frauen                                                 Seite 5
           Csokor Eva                                Athropozän                                                  Seite 5
           Farhang Maryam                            Me And The Persimmon Tree                                   Seite 6
           Franzobel                                 Lumpenhanni                                                 Seite 6
           Gornikiewicz Maria Schall und Rauch       Musik der Stille                                            Seite 7
           Haberl Klaus                              Warten                                                      Seite 7
           Hell Bodo                                 ÖTZI 1991991                                                Seite 8
           Kautzky Anna Erika                        Aus der Tiefe – de profundis                                Seite 8
           Klar Elisabeth                            Vernachlässigbare Veränderungen                             Seite 9
           Kraus Mara                                Mann mit Eigenschaften                                      Seite 9
           Lindermayr Andreas Ferdinand              Frankenstein, Faust und die vermeintliche Eroberung des …   Seite 10
           Nebehay Stefan                            Mondholz                                                    Seite 10
           Petrik Dine                               Traktate des Windes                                         Seite 11
           Sanders Eric                              Mord in München                                             Seite 11
           Sanders Eric                              Verschwörung in Wien                                         Seite 12
           Schmid Wolfgang                           Rosafarbene Faune                                            Seite 12
           Seidelmann Axel                           Musik der Stille                                             Seite 13
           Streibel Robert                           Widerstand in Griechenland und Stein/Krems                   Seite 13
           Streitler Nicole                          Kleeblatt                                                    Seite 14
           Wagner Robert                             Brasilianische Reisen                                        Seite 14
           Werner Christine                          Dann ziehe ich eben aus                                      Seite 15
           Wiesenthal Eva Maria                      Immer wieder jetzt                                           Seite 15

                      |                     |
           KUNST WISSENSCHAFT MUSIK REGIONALIA   |
           De Melo Leslie                            A Song in Praise of Beauty                                  Seite 16
           Deutsch Walter                            Kompositionen der Brüder Schrammel – Die Märsche            Seite 16
           Fabry Clemens                             ADRIA                                                       Seite 17
           Harsieber Heidi                           Brennen, nur darauf kommt es an                             Seite 17
           Heilingsetzer Semirah                     Drago Julius Prelog                                         Seite 18
           Holzer Reinhold                           Der (Meta)Islamdiskurs                                      Seite 18
           Klinkan Alfred                            Wasnichtsoallesrauskommt                                    Seite 19
           Oppenauer Markus                          Wiener Medizinische Fakultät und ihre Sammlungen, 1790-1835 Seite 19
           Pröller Ingrid                            menschlich – tierisch – malerisch                           Seite 20
           Rath Peter/Holey Joseph                   Möbel der Lüfte – Kristallluster in Europa                  Seite 20
           Scheidl Roman                             Die Welt ist nur ein Pinselstrich                           Seite 21
           Schönwald Rudolf                          Zecihnungen                                                 Seite 21
           Sotriffer Kristian                        Kunstkritiker, Verleger, Künstler, Fotograf                 Seite 22
           Szigety Ida                               chère ida                                                   Seite 22
           Üner Stefan                               Koloman Moser – Der fotografische Blick                     Seite 23
           Zobl Beatrix                              SOHO in Ottakring                                           Seite 23

                                                                   edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz    3

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Auersberg Ulrike                                     Banauch Eugen
           wortatmen                                            Seitensprung nach Jerusalem –
           Gedichte                                             Die Dämonen der schönen Lou
                                                                Roman
           13/21 cm, 64 Seiten, Broschur, 13 ¤
           ISBN 978-3-99028-916-7
                                                                13/21 cm, 256 Seiten, Broschur, 20 ¤
                                                                ISBN 978-3-99028-854-2
           tinnitus
                                                                23 episodenhafte Kapitel in Anlehnung an die Form eines
           es klimpert inwendig
                                                                Schubertschen Walzerzyklus
           der takt knackt in meinen knochen
           gänsehaut unter meinen fingernägeln
                                                                Der pensionierte Wiener Senatsrat Dieter Gambarus, vor-
           tinnitus in meinem herzen
                                                                dem in leitender Stellung, mit der dominanten Sozialpoliti-
                                                                kerin Willtraut unglücklich verheiratet, Vater einer psy-
           es flattert atemlos
                                                                chisch unheilbar kranken Tochter und dehalb depressiv,
           das ticken knickt meinen uhrzeigersinn
                                                                geht mit seiner um Jahrzehnte jüngeren Sekretärin, der aus
           echo unter meiner haut
                                                                Mannheim stammenden Kunsthistorikerin Lou Vogler, der
           tinnitus in meinem herzen
                                                                er zuvor seine Memoiren diktiert hat, eine Liebesbeziehung
                                                                ein. Auf Lous Wunsch – weil sie sich einbildet, beider Liebe
           ich scanne mein gehirn nach deinem bild
                                                                müsse sich angesichts „angeblich heiliger Stätten“ bewäh-
           es eilt als schatten stets eine attosekunde voraus
                                                                ren – unternimmt das Paar im Herbst eine Reise nach Jeru-
           und schwimmt als chimäre voran
                                                                salem und durch das umliegende Land. Eingetaucht in die
           ich kann das objekt der begierde nicht finden
                                                                dort herrschende Hitze und orientalische Atmosphäre,
                                                                umgeben von „Heiligtümern und Altertümern“, erleben die
           tinnitus an allen ecken
                                                                beiden einander in erotischem Taumel, bleiben sich aber
                                                                seelisch oder geistig fremd. Gambarus fällt immer wieder in
           meine netzhaut gibt dein bild nicht frei
                                                                seine Depressionen zurück, Lou wird von ihren sogenann-
           es fiebriert unter meinem wimpernschlag
                                                                ten Dämonen geplagt. Durch allerlei Inszenierungen versu-
           ich greife nach der gekräuselten oberfläche
                                                                chen sie ihre schwindende Zuneigung am Leben zu erhalten;
           es zerrinnt unter meinen Händen
                                                                in Wahrheit entfernen sie sich aber immer weiter voneinan-
                                                                der. Gambarus stirbt kurz nach seiner Heimkehr an Herz-
                                                                versagen.
                                                                … Er erwachte im Traum. Er war – ohne von dem Fall an
                                                                sich etwas mitbe-kommen zu haben – in sein graues Inneres
           woanders
                                                                abgestürzt, „zu Hause“, in den inneren Gängen seiner Unbe-
                                                                haustheit angekommen und gefangengesetzt. Ja, es war sein
           ich schaue hinauf
                                                                Zuhause und doch auch wieder nicht. Das eigentliche
           und laufe
                                                                Zuhause oder Daheim wäre eines seiner Büros gewesen, wie
           gefahr mich in den himmel zu verlieben
                                                                das in der Oberen Augartenstraße, das im Rathaus oder
                                                                sonst irgendeines in Wien. Oder auch ein Hotel- oder Kon-
           ich schaue hinauf
                                                                ferenzzimmer im Aus- oder Inland. Nun aber befand er sich
           und baue
                                                                hier, in der ausweglosen Unordnung seines Unhauses, das er
           mir meinen elfenbeinturm
                                                                vor langer, langer Zeit für sich und seine Familie gebaut und
                                                                beinahe vergessen hatte, nun überfiel ihn wieder, jedoch
           im himmel
                                                                noch bedrückender, jene unsäglich schwere, lähmende,
                                                                graue Müdigkeit von gestern abend – wo war er da gewesen?
                                                                Es fiel ihm nicht ein. Er wollte unbedingt Ordnung machen,
                                                                aber er lag auf dem Boden, im Schutt und von diesem teil-
                                                                weise bedeckt. Seine Glieder konnte er kaum bewegen. Mit
                                                                großer Mühe gelang es ihm, sich umzudrehen, sodass er, auf
                                                                dem Bauch liegend, eine kurze Strecke vorwärts kriechen
                                                                konnte, aus dem Schutt heraus. Dann jedoch musste er eine
                                                                Weile rasten, um neue Kräfte zu sammeln …

           4    L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0            edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Buch Gabriele                                                Csokor Eva
           Vier Frauen                                                  Anthropozän
           Zeichen die wir malen, wischen wir wieder weg                Gedichte

           13/21 cm, 108 Seiten, Broschur, 13 ¤                         13/21 cm, 88 Seiten, Broschur, 12 ¤
           ISBN 978-3-99028-822-1                                       ISBN 978-3-99028-824-5

           Liliane                                                      Vernetzt

           In einem sehr alten Haus.                                    Von allen Seiten,
           Nach dem Krieg.                                              aus allen Kanälen,
                                                                        Kabeln,
           Winters alles unter Schnee, sommers der Hof voll Blumen,     mit Wörtern,
           Gesang von Amseln zum Abend, Hähne zur Früh.                 schmerzenden Tönen,
                                                                        werde ich beleidigt
           Die Liebe wohnte dort nicht.                                 in meinem Empfinden.
           Aber der Mantel wärmt und der See ist dunkel und grün.
           Ertrunkene, sagen die Leute, gibt er nicht mehr heraus.
                                                                        Schlingerndes Wissen
                                                                        auf unrunden Spulen
           In die Algen sind sie versponnen, denkt das Kind, mögen
                                                                        versetzt mich in einen
           nicht mehr herauf.
                                                                        dämmrigen Zustand,
                                                                        aus dem ich lieber
           Böse Blicke für Städter haben die Bauern, wollen den
           Teppich,                                                     einträte in einen ruhigen Schlaf,
           das Klavier für Gemüse und Fleisch,                          quälen aber wollen
           die Sätze streng, die Gedanken kurz,                         die informativen Zeiten
           verwandt mit der Kirche sie alle.                            sogar noch mit Träumen.

           Niemand war froh im alten Haus.                              Die kurze Fahrt in der Tramway,
           Vaters Jüdische Frau wurde in ein Lager geschickt,           lesend in einem Buch,
           verließ das Haus, sah es nie wieder.                         ist meine tiefste Stille.

           Die Neue Frau war nicht froh, weil man das Schicksal der
           ersten nicht vergaß.
           Und das Kind?                                                S o m m e r fr i s c h e

           Ist allein im Garten mit sich und dem Teddy, den Gräsern,    lch möchte das Land sehen
           dem Wind, den Rosen.                                         und atmen den Ährenduft,
                                                                        ich möchte im Bach
           Niemand hört das Weinen im Haus.                             drin stehen
           Die Mutter will ins Wasser. Ihrem Mann war sie nicht         und Kind sein.
           genug,                                                       lch möchte ein früheres Leben leben
           sein heimliches Kind kam zur Welt, weit weg, niemand soll    und retten,
           es wissen.                                                   was jetzt im Vergehen.
           Die Oma ist blind, die Tante ist stumm, nur der Cognac hat
           Mitleid.

           Vom Leben erzählen dem Kind die Sterne, die Steine,
           das Moos, wenn es blüht
           .

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                                       L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   5

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Farhang Maryam                                             Franzobel
           Me And The Persimmon Tree                                  Lumpenhanni
           Gedichte und Bilder                                        Von der kleinen Leute Größe
                                                                      Symphonischer Monolog
           12/19 cm, 116 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 18 ¤
           ISBN 978-3-99028-910-5                                     12/19 cm, 60 Seiten, vierfg. Abb., Hardcover, 13 ¤
           deutsch, englisch, farsi                                   ISBN 978-3-99028-921-1

           1)                                                         Die gebeugte Schauspielerin in einem Kostüm aus großen
           Der Hahn                                                   Kitteln und Schürzen plagt sich mit einer Kiste.
           der Hof                                                    Getragene Musik War da etwas? Schatten sprechen nicht,
           schenken                                                   doch habe ich was gehört. Meine Ohren sind unerbitt-
           das Licht, die Hoffnung und den Persimonbaum.              lich. Vielleicht der Bürgermeister? Wenn jemand hundert
           Hahn der Morgenstunde                                      wird, kommt nicht der Tod, sondern der Gemeinderat und
           lässt das Licht und die Geburt in seinen Krähruf fließen   bringt Geschenkkörbe mit Sachen, die du nicht mehr essen
                                                                      kannst. Wenn eines hundert wird … Ahhhh. Haben Sie
           2)                                                         mich jetzt erschreckt. Sie sind aber nicht der Bürgermeister.
           Rosa Persimone                                             Was wollen Sie? Einbruch? Bei mir gibt es nichts. Schauen
           Persimone, gebürtig aus der Sonnenfarbe                    Sie sich um.
           heute ist sie rosig                                        Ob das ich bin auf dem Bild? Wer denn sonst? War ich jung.
                                                                      Ich sag nicht, dass ich hübsch war, aber hässlich auch nicht.
           3)                                                         Eine gute Partie hätt ich machen können, einen Partiefüh-
           Begegnung                                                  rer hab ich gekriegt. Einen Bauer hätt ich kriegen können,
           Ich und der Persimonbaum                                   einen Beamten, Geschäftsmann, aber der eine hat krumme
           ich sehe mich an                                           Beine gehabt, der andere rote Haar, der dritte einen Bläh-
           und ich grüße                                              hals. Mein Mann war ein Bild. Da gibt es nichts. Grobes
                                                                      Gesicht mit Zügen, hohe Backen, weiches Kinn, kein ver-
           4)                                                         brannter Nasenrücken. Eine Erscheinung. Wie ich ihn zum
           Mitternacht                                                ersten Mal gesehen hab, den Josef, steh ich im Arbeitskittel
           in der Tiefe der Nacht sitze ich am Stuhl                  und mit der Scheibtruhe auf dem Misthaufen. Eine Corona
           er beäugt mich hinterm Baum                                aus Fliegen um den Kopf, das Knarren der Stalltüre im Ge-
           ich spüre ihn                                              sicht, die Armut in den Händen. Ich war ja nur das Mensch.
           aber ich werfe ihm keinen Blick zu                         Und er? Frisches weißes Hemd, gebügelte Hose, geschnäuzt
                                                                      und gekampelt. Sie werden lachen, ich hätt ihn gefressen.
           5)                                                         Mitten im Krieg war das. Mir ist die Scheibtruhe aus der
           Gelber Winkel                                              Hand gefallen. Und dann kalbt die Kuh, die Fanny. Ich, das
           im Morgengrauen                                            Mensch, am Misthaufen mit der Scheibtruhe, dieses Bild
           er sitzt auf dem Stuhl im Winkel                           von Mann am Hof, und der Bauer schreit, schnell Hanni,
           ich spüre ihn                                              schnell, hol den Viehdoktor, mit der Fanny gibt’s Kompli-
           aber ich werfe ihm keinen Blick zu                         kationen. Eine Kuh war wichtiger als die Gefühlswallung
                                                                      einer Dirn. Hab ich mich aufs Rad schwingen und fahren
           6) Jagd auf Lila                                           müssen wie eine gesengte Sau, weil ich gewusst hab, diesen
           Die Blume erstrahlt im Haus                                Mann, ich könnt ihn fressen, den muss ich haben, ob er will
           ich durchstreife sie                                       oder nicht. Das dürfen Sie mir glauben, weil es wahr ist.
                                                                      Und wie ich zurück gekommen bin samt Doktor, war er
           7)                                                         weg. Die Fanny hat ihr Kalb gekriegt, aber das Bild von
           Einsamkeit                                                 Mann war nicht mehr da. Da waren Haselsträucher, der
           Winter                                                     Huflattich, Kuhfladen und Tränen im Gesicht. Doch, da war
           hüllenloser Persimonbaum                                   er. Und dann hat er sich zu mir gesetzt und hat gesagt, Du
           tanzender Sinnestaumel im Fensterrahmen                    willst es doch auch, dass ich neben Dir sitze. Ich hab mir
           berühren einander                                          nichts anmerken lassen. Aber das war gleich. Du bist also
           in der Stille                                              da das Mensch hat er gesagt, und dass ich mich einmal
           der gemeinsamen Einsamkeit                                 anschauen lassen soll. Dann hat er gesagt, eh sauber. Und
           nackt                                                      dass es mir gefällt, hat er gesagt. Mehr hat es nicht
           verschenke ich aus Liebe                                   gebraucht…

           6    L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0                  edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Gornikiewicz Maria                                               Haberl Klaus
           Schall und Rauch                                                 Warten
           12 Menschenskizzen                                               Gedichte

           12/19 cm, 164 Seiten, Broschur, 15 ¤                             13/21 cm, 80 Seiten, Broschur, 13 ¤
           ISBN 978-3-99028-825-2                                           ISBN 978-3-99028-857-3

           Nur eine Schreibmaschine klappert um sechs Uhr dreißig
           in den hohen Räumen des Kreisgerichtes St. Pölten.               Absehen
           Draußen ist es noch lange nicht hell.
           Wilhelm ist Frühaufsteher. Seine innere Kraft ist vor
           sieben am stärksten. Da entstehen Gedichte und andere            Da ist so ein Suchen in Taschen.
           Schriften.                                                       Ein Aufstehen und wieder die Hände vergraben,
           Wenn um acht die Beamten kommen, lässt sie nach. Dann            ein Kümmern. Ein Fortsehen und Knistern.
           fallen ihm auch keine genialen Formulierungen ein.               (Die kleinere Tasche wird mehrmals gefaltet).
           Er borgt sich täglich die Schreibmaschine von der Ober-
           huber. Sie weiß es, tut aber so, als würde sie es nicht bemer-   Da ist so ein Wegdrehen und warten,
           ken. Dafür sind ihre Bleistifte am sorgfältigsten gespitzt,      bis Zeit ist. Ein tieferes Tasten, begreifen.
           und er hat noch nie ein Poststück von ihr liegen lassen,         Und wie viele Dinge begleiten,
           auch wenn es erst nach fünfzehn Uhr fertig geworden ist.
           In der Staatsanwaltschaft sowie im ganzen Gerichts-              die schwierigen, handlichen, die voll Erinnerung
           gebäude endet der Posteinlauf um diese Zeit. Was später          sind. Ist ein Leichtes, zur Seite gerichtet.
           kommt, bleibt bis zum nächsten Tag liegen.                       Wie Hingebung, glaub ich
           Dann hat er eine Stunde Zeit zum Kuvertieren, Sortieren,
           Frankieren und Bündeln.
           Um sechzehn Uhr ist seine Dienstzeit zu Ende.                    SMS
           Manchmal, wenn er erfüllt ist von seiner Sendung, wenn           Jetzt Stephansplatz, ich mit Kappe und dunkelrot Jacke
           ein heiliger Zorn seinen Blutdruck hochhält, kommt er
           zurück, um noch heimlich, still und leise an seinem Werk         Man schreibt von einem Näherkommen
           zu feilen. Er schont sich nicht, ist selbstkritisch und strebt   und dass man bald hier wäre,
           nach Vollkommenheit.                                             noch unter ganz anderen Menschen.
           Sein bürgerlicher Platz ist die Registratur. Sein Werkzeug
           des Tages besteht aus Ablage- und Unterschriftsmappen,           Ich bin schon hier. Halb wartend, halb.
           aus dem großen Locher, aus braunen Archivumschlägen              Ein hochgefahrenes Cafe.
           und gemusterten Bändern. Wären die Bänder nicht so               Doch immer auch eine Absicht nach draußen.
           bunt, könnte er sie öfter als Schuhriemen nützen. Nur die
           braunweißen sind geeignet und auch so lang, dass er sie für      Mit Kappe und dunkelrot Jacke.
           die Bergschuhe verwenden kann.
           Sein oberstes Gebot ist Sparsamkeit, damit er seinen Stan-       Eine Hand sinkt in meine. Das Unechte wartet
           dard und seine Lebensqualität halten kann.                       nicht lange. Ein Gruß, eine leichte Drehung
           Das Wichtigste in seinem Instrumentarium ist natürlich           zur Seite.
           das Postbuch und die Frankiermaschine und der Bleistift-
           spitzer mit der Kurbel. Er hat alles seit vielen Jahren im
           Griff, was sehr geschätzt wird. Bei seiner Arbeit lässt er
           sich nichts nachsagen.
           Er ist eine große Stütze der Kanzlei.
           Und seine Umgebung glaubt, das sei alles. Niemand ahnt,
           wie er wirklich die Welt beherrscht.
           Zu Hause über seinem Bett hängen einige Zeilen von Dos-
           tojewski an der Wand: „Der Mensch ist unglücklich, weil
           er nicht weiß, dass er glücklich ist. Nur deshalb. Das ist
           alles. Wer das erkennt, der wird glücklich sein, sofort, im
           selben Augenblick.“
           Das ist eines seiner Geheimnisse, die er mit der Weltlite-
           ratur teilt …

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                                        L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   7

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Hell Bodo                                                    Kautzky Anna Erika
           ÖTZI 1991991                                                 Aus der Tiefe – de profundis
           eine Rekapitulation                                          Ein Werdegang – Gedichte

           15/21 cm, 128 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 18 ¤            13/21 cm, 88 Seiten, Broschur, 13 ¤
           ISBN 978-3-99028-858-0                                       ISBN 978-3-99028-923-5

           Interviews mit Hans Haid, Elmar Horrer, Heidi Tappeiner      Heraus aus dunklem Schatten
                                                                        erstrahlt ganz hell ein Licht,
           (1) des bin ich mir gewiß (und weiß mich zugleich dage-      es birgt in sich viel Wärme,
           gen machtlos): daß man mir nämlich selbst darin keinen       schenkt Trost …
           Glauben schenken wird, wenn ich meine eigene Version         Es ist Dein Angesicht.
           dieses derart weit zurückliegenden Geschehens einbräch-
           te (nämlich 5300 Jahre vor heute, samt finalem Pfeilschuß,   Mein Auge sucht dies Antlitz
           VornüberSturz und vermutetem Exitus durch Verbluten),        in mancher Dunkelheit.
           Vor- und Nachgeschichte dieses tödlichen Ereignisses auf     Bald ist es fern, dann wieder nah.
           dem Alpenpaß inbegriffen (3-2-1-0 Meter hoch)                Still, und ganz wunderbar.

           (2) und zwar einbrächte in die seit der Auffindung meiner    So wunderbar in seiner Güte
           unsterblichen Überreste im weglosen Gelände nicht ab-        so voll von Zärtlichkeit –
           reißende Diskussion um diesen Wust/Rest ungeklärter,         bald aber taucht es wieder ein
           vielleicht auch unklärbarer Tatsachen und Folgen/Folge-      in jene tiefe Dunkelheit.
           rungen, ganz gleich ob so ein dezidiertes Plädoyer aus dem
           Mund des Betroffenen/Getroffenen (also von mir selbst)       Ob aber Schatten, ob warmes Licht
           emotionslos oder mit gehöriger Emphase vorgetragen           – alles ist Gnade –,
           würde                                                        fürchte dich nicht.

           (3) sogar wenn die Details des Handlungsablaufs meiner-
           seits gewissenhaft wiedergegeben und die Gründe dazu
           plausibel erläutert würden, die Motivenkette des vermu-      Die Welt, die Zeit und ihre Räume,
           teten Verbrechens (samt Zufällen) der Reihe nach, Wort       sie wandern wie im Flug vorbei.
           für Wort und Satz für Satz, wiedergegeben wäre, explizit     Ein Blick zurück –
           in Verbal- und Körpersprache, am besten auch psycho-         schenkt Jugendträume
           dramatisch dargestellt, mag sein nachgestellt durch ein      für einen kurzen Augenblick.
           animiertes Double des sogenannten Eismanns (also mir),
           wie solches ton- und bildmedial inzwischen ohne weiters      Die Welt von gestern,
           einzubringen wäre (und bis in den hintersten Ausstrah-       wie schnell ist sie entschwunden.
           lungsWinkel hinein ohnedies schon gang und gäbe ist),        Nur Erinnerung bleibt wach
           fellbesetzt und zugleich fehlbesetzt                         und trägt in stillen Stunden
           Archeopark Animateurin:… ist schwierig da raufzukommen,      ein leises Glück dir nach.
           das haben die sicher alles nachgestellt
           (Titelansage kurz)
           Archeopark Fortsetzung: Mitmachprogramm heute arbeiten
           wir mit Lehm (italiano)                                      Abgesang
            (4) man würde mir nicht glauben: nicht einmal bei der
           Erwähnung der unschuldigen Tatsache aus dem damali-          Nun bin ich alt geworden.
           gen Alltagsgeschehen, daß etwa das Kochen in Birkenrin-      Mein Gang ist schwer.
           degefäßen zu meiner Zeit allgemein üblich war, genauer       Bald aber heben Seele sich und Geist,
           das Erwärmen der breiigen Speisen durch Einbringen           er hat mich berührt – mein Atem,
           heißer Steine in die gebundene Nahrungsmasse, wobei          himmelwärts.
           das Gefäß dicht gehalten hat
           Archeopark: Feuerschlagen: und dann hoffe ich, daß es auch   So sage ich Dank
           gelingt… und hier muß ich so lange schlagen…

           8    L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0                    edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Klar Elisabeth                                                    Kraus Mara
           Vernachlässigbare                                                 Ein Mann mit Eigenschaften
           Veränderungen                                                     Joe J. Heydecker’s autobiografische Aufzeichnungen
           Bild-Text-Korrespondenz                                           12/19 cm, 440 Seiten, mit Abb., Hardcover, 28 ¤
                                                                             ISBN 978-3-99028-828-3
           15/21 cm, 104 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 15 ¤
           ISBN 978-3-99028-860-3                                            Joe J. Heydecker wurde durch seine Fotos des Warschauer
                                                                             Ghettos und sein Buch über den Nürnberger Prozess be-
           Malerei, Zeichnung, Bildende Kunst, das ist das Reich der         kannt. Als er mit 16 Jahren während seiner Fotografen-
           Körper, auf einen Blick sind sie präsent. Prosa und Dichtung,     ausbildung sein erstes Buch schrieb, wurde ihm klar, dass
           hier ist der Platz für Geschichte und Geschichten; in der Lite-   er eigentlich Schriftsteller werden wollte. Zeit seines Le-
           ratur kann sich die Zeit von Buchstabe zu Buchstabe, von          bens verfasste er Reiseberichte, Tagebücher, Notizen und
           Wort zu Wort hanteln. Sicher begegnet uns ein Bild anders         andere Bücher. Die genauen Beschreibungen von Men-
           als ein Text, aber diese Vorstellung einer klaren Trennung        schen und Landschaften lassen das Auge des Fotografen
           zwischen Darstellung von Handlung in der Sprache und Dar-         erkennen, während der geschulte Journalist und kritische
           stellung von Körperlichkeit im Bild ist brüchig. Ganze Epo-       Zeitzeuge präzise Skizzen der kulturellen, politischen
           chen können in einer Zeichnung gelesen werden und die             und gesellschaftlichen Entwicklungen anfertigt. Manche
           fleischigsten, plastischsten Körper aus Büchern steigen.          Tagebucheintragungen, wie etwa die Schilderung des
           Elisabeth Klar und Kathrin Kloeckl unterhalten sich, die          Friedhofs Staglieno in Genua sind ein für sich selbst ste-
           eine schreibt, die andere zeichnet. Vernachlässigbare Ver-        hendes Essay. Nach Aufzeichnungen über die Kriegs- und
           änderungen denkt damit über die Ausdrucksmöglichkeiten            Nachkriegszeit und die Emigration nach Brasilien taucht
           und -grenzen von Wor t und Bild nach. Die Leserin kann            Heydecker im Alter – nicht ohne Wehmut – weit zurück in
           sich beobachten, wie sie die Zeichnungen und die Texte in         seine Kindheit und Jugend. „Du solltest nach meinem Tod
           Beziehung setzt, wo sie sich wie und wie lange aufhält. Die       über mich schreiben“, meinte einmal Joe. Meine Antwort
           Frage nach einer Übersetzung steht jedoch nicht im Vorder-        war nur ein lautes Lachen.Wahrscheinlich dachte er, ich
           grund. Die Zeichnungen illustrieren nicht die kurzen              lache ihn aus, nie wieder sprach er darüber. Ich hatte aber
           Geschichten und Szenen; und diese sind wiederum keine             über mich selbst gelacht, über den Gedanken, überhaupt
           Bildbeschreibungen. Das Buch ist ein Dialog, eine chrono-         imstande zu sein, so etwas zu tun.
           logisch niedergelegte Korrespondenz zwischen zwei                 Menschen werden rasch vergessen. Nach so vielen Jahren
           Frauen, die sich persönlich, intellektuell und künstlerisch       füge ich meine Anmerkungen über das Leben des deut-
           schätzen und sich etwas zu sagen haben. Am Anfang ihres           schen Fotografen, Schriftstellers, Sachbuchautors und
           Gesprächs steht ein vages, aber brodelndes Interesse: Die         Journalisten Julius Isaak Phillip Heydecker, bekannt als
           Darstellung, die Grenzen, die Auflösung, die Multiplizität        Joe J. Heydecker, seinen autobiografischen Schriften hinzu.
           des Körpers.                                                      Heydecker war, abgesehen von seinem erlernten Foto-
           Man sagt Identität, und es mischen sich die Zeiten, Kon-          grafenberuf und einer kurzen grafischen Ausbildung, in
           texte, Selbst- und Fremdbilder und nur mit Ach und Krach          allen anderen Tätigkeiten ein Autodidakt. Er bezeichnete
           rührt man das alles in einem Topf zusammen; und auch              sich gerne als „Homo ludens“, also als Dilettanten im be-
           immer nur zeitweise. Die Kunst – und im Übrigen auch die          sten Sinne des Wortes: ein Amateur, doch mit höchsten
           Wissenschaft – versucht auf unterschiedlichsten Wegen die         Ansprüchen an sich selbst. Er ist ein Beispiel, was man
           Vielheit des Ich herauszustreichen und zu begreifen. Der          alles in seinem Dasein leisten kann; unabhängig, selbstbe-
           Körper, dieses plumpe Ding zum Anfassen, wäre ein Trost           stimmt und mutig nach eigenen Überzeugungen zu leben.
           in dieser Verwirrung: Der Körper als Einheit, unmissver-          Seit frühester Jugend hat Heydecker seinen Tagesablauf in
           ständlich durch die Haut begrenzt, unter unserer Kontrolle.       Notizbüchern und Kalendern festgehalten. Später schrieb
           Aber auch diese Vorstellung ist brüchig. Er ist manchmal          er Tagebücher. Zwei Jahre vor seinem Tod, er war damals
           mehr, manchmal weniger als man will; manchmal zu starr            79, begann er mit der Niederschrift seiner Memoiren. Sie
           und unflexibel, manchmal zu flüchtig und undefiniert;             reichen nur bis zu seinem 18. Lebensjahr.
           manchmal zu nah an seiner Umwelt und an anderen Kör-              Allerdings gibt es zahlreiche belegte Fakten aus späteren
           pern, manchmal unzugänglich. Wie dann über den Körper             Jahren: im Tagebuch seiner Emigration nach Brasilien
           nachdenken? Da muss man schon einmal sehr nah an eine             sowie seinem Genealogischen Familien-Arbeitsbuch, in
           Ohrmuschel heran jede Falte und jeden Knorpel betasten.           dem er eine durchaus selbstironische Rolle spielt, und
           Da gibt es klare Raster und Linien, aber auch Wirbel ohne         durch die Erinnerungen in „Mein Krieg“.
           klaren Anfang und Ende. Da kann es romantisch werden,
           rosa, aber auch roh und beunruhigend.

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                                         L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   9

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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - edition seidengasse - Verlag Bibliothek der ...
Lindermayr Andreas Ferdinand                                   Nebehay Stefan
           Frankenstein, Faust und die                                    Mondholz
           vermeintliche Eroberung des                                    Gedichte und Paraphrasen
           Weltraums                                                      13/21 cm, 88 Seiten, vierfg. Abb., Broschur, 13 ¤
           ST/A/R-Kolumnen und mehr                                       ISBN 978-3-99028-924-2

           12/19 cm, 106 Seiten, Hardcover, 13 ¤                          DIE TÄNZERIN
           ISBN 978-3-99028-766-2
                                                                          Auf einem Seil, gespannt
           Selbstverständlich!, wenn nicht irgendwas anderes dazwi-       Zwischen Gestern und Morgen
           schen kommt, bin ich sonntags immer bei Fips und Hel-          Zwischen Erinnern und Erwarten
           ga, neuerdings in der Stiegengasse, feldenkraisen. Dieses      Zwischen Zeugung und Tod
           eminent sinnvolle Ritual besteht für mich schon seit mehr
           als drei Jahren. Angefangen hat es 2005, damals noch im        Tanzt sie
           Sitzungssaal der Agentur Goldfish am Stubenring. Wo üb-        Im Pulsschlag des Herzens
           licherweise werktags Köpfe rauchen, um irgendwelche            Im Rhythmus des Atems
           Werbestrategien auszuhecken, fing ich endlich an, nach         Im Takt der Gezeiten
           Möglichkeit sonntag abends immer, den Anweisungen von
           Fips (Philipp Ruthner) folgend, am Boden zu liegen und in      Tanzt sie
           schöner Regelmäßigkeit mein Körperschema durchzuge-            Zum Steigen und Fallen der Sonne
           hen. Der Mensch ist schließlich nicht nur Hirn!                Zum Wachsen und Schwinden des Mondes
           Meist augenzwinkernd mit dabei, mein Freund und Ge-            Zum kreisenden Gang der Gestirne
           genspieler M. Du Schu, dem ich diesen wertvollen Tipp
           verdanke.                                                      Tanzt sie
           Damals bei Goldfish, erinnere ich mich, saß Fips in der Re-    Vom Anfang dem Ende entgegen
           gel immer auf einem an die Wand gerückten Sitzungstisch,       Hier wiederfindend
           wo der junge Skater, Füße baumelnd, seine Anleitungen          Den Anfang
           gab.                                                           Die Poesie ist das Einzige mir noch verbliebene Glück.
           Man nahm sich eine von den übereinandergetürmten De-
           cken in einem Eck des Sitzungszimmers, so man nicht,
           stets gut gerüstet wie ManfreDu, im Besitz einer eigenen
           Matte war, breitete diese auf dem Parkett aus und leg-         TAGESLAUF
           te sich flach auf den Rücken. Man schloss die Augen und
           machte sich zunächst bewusst, wie man da liegt, wie die        Morgens
           linke Körperhälfte, die rechte Körperhälfte organisiert ist,   Messen wir Blutdruck
           ortete die Punkte, wo und wie die Wirbelsäule aufliegt usw.    Und erzählen einander von unseren Alpträumen
           Ab dem das Körperschema durchgegangen und in psy-
           chomentaler Hinsicht eine gewisse Ruhe eingetreten war,        Mittags
           konnte die eigentliche Stunde beginnen, die sich in der        Verzehren wir Kürbissuppe und Fisch
           Regel auf eine reduzierte Wechselbeziehung von Mus-            Und überlegen den Kauf neuer Winterreifen
           kelan- und -entspannung, Körperhaltung, Atmung und
           Vorstellung dessen, was man tut, beziehungsweise zu tun        Abends
           beabsichtigt, belief.                                          Reden wir beim Wein
           So versetzten wir uns eines Tages in das Säuglingsstadium      Von unseren Kindern und von Vergangenem
           und nuckelten in der Imagination an Mutters Brust, ganz
           auf taktile Empfindungen gerichtet, wie sie diesem frühen      Nachts
           Stadium entsprechen und eigentlich noch immer irgend-          Altern wir stumm
           wie wirksam sind. Und seltsam, was plötzlich für Erinne-       In unseren Betten
           rungen dämmerten! Ein anderes Mal machten wir uns erst
           im Uhrzeigersinn, dann gegenläufig, den Bereich um das
           Steißbein herum bewusst, beziehungsweise viel bewuss-
           ter, als das normalerweise der Fall ist…

           10     L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0                    edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Petrik Dine                                          Sanders Eric
          Traktate des Windes                                  Mord in München
          KLAGE / GETÖSE / FLUCHT                              Orient Express I – Drehbuch-Roman

          12/21 cm, 80 Seiten, Broschur, 12 ¤                  15/21 cm, 380 Seiten, Broschur, 28 ¤
          ISBN 978-3-99028-829-0                               ISBN 978-3-99028-906-8

          SOLON GEHT                                           Deutsche Fassung: Axel Ruoff. Lektorat: Erika Sieder.
                                                               Originaltitel: Mazes I: Murder in Munich, London 2017.
          Alles beredet und beschlossen
          mit den ältesten der polis nächtelang                Der Thriller wurde 2017 gemeinsam mit Band 2 – Mazes II:
          begossen, so manch ein ratskonsul bestochen          Conspiracy in Vienna bei der British Academy of Film and
          : meine thesen und traktate sind gesetz!             Television Arts (BAFTA), 195 Picadilly Circus, London prä-
          wenngleich auch noch auf schwachen beinen            sentiert.
          die – demokratie –
          ein neues wort für die elite wie die masse           „MORD IN MÜNCHEN – Orient-Express I“ ist ein Dreh-
                                                               buch-Roman, der vor dem Hintergrund des beginnenden
          Und plötzlich aus, zunichte                          Faschismus in Europa spielt. Der autobiographische Hinter-
          über nacht verwirrung: datenverwirrung!              grund zeigt den von politischen Machtkämpfen geprägten
          ohne codes nichts mehr im lot, nichts anklickbar     Alltag in Deutschland, Österreich, Ungarn und Holland.
          klagt er, nichts abrufbar und damit nicht genug
                                                               Die Fortsetzung in Band 2 „VERSCHWÖRUNG IN WIEN –
          : selbst unsere unterhosen sind jetzt schon
                                                               Orient-Express II“ macht die beklemmende Unmittelbarkeit
          made in sparta, ja sogar der unentbehrliche
                                                               des Zweiten Weltkriegs spürbar.
          aeolus weht nur mehr spartanisch
          : üble gerüche in athen!                             Die Nazis bezeichnen sich als demokratische Partei, doch
          meine traktate nehmen schaden                        ihre Führungsriege unterstützt die von ihren Mitgliedern
          klagt er, zornesfalten im gesicht                    ausgeübte Gewalt und das Chaos.
                                                               Ein Mordanschlag konnte vereitelt werden. Ob Ronald Burn-
          Eine plage mit den neuen, parasiten                  ley, der britische Geheimdienstagent, gemeinsam mit seinen
          nicht zu sagen dieses auseinanderfallen              europäischen Kollegen den nächsten verhindern kann?
          dieses werden was wir sind und wir nicht wollen      Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.
          dieses geifern um –
          das letzte wort, sage ich, habe – ich bin
          nicht länger euer interpret am platten teller
          alles abgekupfert, mir, satzzeichen „unten, oben“
          selber lernen, sage ich: demokratie!
          SOLON mein Name, ja! der name ist gesetz!
          und
          diese eingefahrene bahn athen –                      Eric Sanders
          SOLON geht, er blickt nicht mehr zurück              Geburtsdatum: 12. Dezember 1919
                                                               Geburtsort: Wien
                                                               Geburtsname: (Erich) Ignaz Schwarz
                                                               1930er Jahre: Freizeit, Sport, Kultur im Jüdischen Vereins-
                                                               haus Herklotzgasse; Skifahren, Eislaufen, Privatunter-
                                                               richt: Klavierspielen, Französisch
                                                               1938:Verlust der österrreichischen Staatsbürgerschaft, seit
                                                               1947 Großbritannien,
                                                               1933: Bar Mizwa
                                                               1944: Namensänderung auf Eric Ian Sanders
                                                               ab 2018 Doppelstaatsbürgerschaft Großbritannien-
                                                               Österreich

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                          L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   11

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Sanders Eric                                                  Schmid Wolfgang
           Verschwörung in Wien                                          rosafarbene faune
           Orient Express II – Drehbuch-Roman                            gedichte und kurzprosa

           15/21 cm, 462 Seiten, Broschur, 30 ¤                          13/21 cm,60 Seiten, Broschur, 8 ¤
           ISBN 978-3-99028-907-5                                        ISBN 978-3-99028-869-6

           Deutsche Fassung: Dr. Erika Sieder. Lektorat: Axel Ruoff.
                                                                         naive begeisterung oder
           Originaltitel: Mazes II: Conspiracy in Vienna, London 2017.
                                                                         wörtlich (miss-)verstandener pazifismus
           Der Thriller wurde 2017 gemeinsam mit Band 1 – Mazes
           I: Murder in Munich bei der British Academy of Film and
           Television Arts (BAFTA), 195 Picadilly Circus, London prä-
                                                                         die wörter kommen
           sentiert.
                                                                         rufen ÜBERFALL
           „VERSCHWÖRUNG IN WIEN – Orient Express II“ ist
                                                                         sicherheitshalber
           ein Drehbuch-Roman, dessen Handlung vor dem auto-
                                                                         hebe ich die hände
           biographischem Hintergrund in die Zeit des beginnen-
           den Faschismus in Europa führt und die in „MORD IN
                                                                         heiße sie freudig willkommen
           MÜNCHEN – Orient Express I“ begonnene Geschichte
                                                                         bringe sie gleich fesselnd zu papier
           zu Ende bringt.
           In Deutschland beherrschen politische Machtkämpfe den
                                                                         und bin
           Alltag.
                                                                         wieder sprachlos
           Ein Mordanschlag in Budapest konnte vereitelt werden.
           Wird Ronald Burnley, britischer Geheimdienst-Agent, ge-
           meinsam mit den europäischen Kollegen auch den nächs-
           ten verhindern können? Werden britische, französische,
                                                                         er war der vater. nichtsdestotrotz gehörte er der familie
           österreichische und ungarische Geheimdienstagenten den
                                                                         der löwen an. er brachte seinen sohn zur letzten ausfahrt.
           Wettlauf mit der Zeit gewinnen? Wie groß ist die Gefahr,
                                                                         doch sie wussten es nicht. in seinem herzen spielten zwei
           in welcher Ronald Burnley schwebt?
                                                                         kinder ball. in seinen augen konnte man eine schwarze
           Warum ist das Frühere, welches mit Rebekka Hertzbergs
                                                                         fahne im kahlen wind flattern sehen. tief hinten, an der
           glitzernden Augen, die wie ein Stern zwischen dahinzie-
                                                                         wand, die zum abgrund führte. so weit sah sein sohn nicht.
           henden Wolken immer wieder in seinem Gedächtnis auf-
                                                                         das licht in seinem herzen flackerte leise und verständnis-
           leuchten, nicht fassbar.                                      voll. es wies ihn an, zum ersten mal in seinem leben, den
                                                                         vater zum abschied zu küssen. er brachte ihn zum zug.
                                                                         diese letzte zärtlichkeit zwischen beiden – so hörte er spä-
                                                                         ter – nahm als einzige die fahne so schwarz wahr. so ent-
                                                                         standen die weißen punkte im dunkeln der nacht, dieser
                                                                         letzten nacht, in der der vater schwarzflatternd ver-
                                                                         schwand. mit der zärtlichkeit der weißen punkte. In seines
                                                                         herzen und in des sohnes herzen spielten zwei kinder mit
                                                                         zwei weißen fahnen. der ball rollte noch eine zeitlang auf
                                                                         und ab, bis er still lag, tief hinten an der wand, die zum
                                                                         abgrund führte. nun, das einzige, was er hätte sehen kön-
                                                                         nen, war weiß. das licht in seinem herzen flackerte leise
                                                                         und verständnisvoll. er war der vater. zum abschied zu
                                                                         küssen. mit der zärtlichkeit weißer punkte.

           12     L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0                   edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Seidelmann Axel                                              Streibel Robert/Mavrakis Nikos
           Die Musik der Stille                                         Widerstand in Griechenland
           Reisebilder
                                                                        und Stein/Krems
           12/19 cm, 334 Seiten, Broschur, 30 ¤                         Die Geschichte von Nikos Mavrakis
           ISBN 978-3-99028-831-3
                                                                        12/19 cm, 114 Seiten, mit Abb.,Hardcover, 22 ¤
           Ein Buch, das von Begegnungen und Erfahrungen des            ISBN 978-3-99028-867-2
           Autors an allerlei Orten der Welt erzählt: Die Brahmanin
           im Regen Nepals, der Sadhu in Varanassi, der ihn unter-      Übersetzung von Nina Bungarten
           richten wollte, seine Qin-Stunden in einem chinesischen      kommentiert und herausgegeben von Robert Streibel
           Teehaus, Menschenbilder aus dem widersprüchlichen
           Thailand und Auswandererschicksale im Pionierland            … Am 20.02.1915 kam ich als neuntes Kind in Iraklio auf die
           Israel, wo er selbst einem Anschlag entgangen ist dadurch,   Welt. 1918 wurde dann noch ein zehntes Kind geboren. Unsere
           dass er einen anderen Bus wählte.                            Familie war arm. Wir besaßen nur wenig Land und konnten
           Immer wieder sind spannende Episoden aus der Geschichte      nicht davon leben. Mein Vater arbeitete als Maurer, damit wir
           eingestreut, wie auch Bemerkungen zur Kultur: Das Rätsel     über die Runden kamen. Später erfuhr ich, dass er immer Auf-
           „Ägypten“, die ausgelöschten Pharaonen, der Nil. Die         träge hatte, aber seine Einkünfte nie die Bedürfnisse einer so
           rieselnden Brunnen der nächtlichen Alhambra und der          großen Familie deckten.
           erschütternde Untergang der letzten Emir-Familie. Die        Wir zogen von Gouves nach Iraklio, weil es für meinen Vater
           Traumwelt eines sinkenden Venedig, ein Markttreiben im       dort mehr Aufträge gab.
           wilden, einsamen Balkangebirge, die Faszination der          Damals lebten wir also in Iraklio, in Analipsi genauer gesagt,
           Wüste und die Gottsuche auf dem Berg Athos. Da sind          im heutigen Analipsi, früher hieß es Ak-Dabia, also Festung,
           auch die Erinnerungen an das London der Beatles-Zeit und     venezianische Festung. Dort wuchs ich auf. Damals, 1915,
           an die Winter in Ibiza, die Melancholie im herbstlichen      während des ersten Weltkrieges, gab es eine große Grippe-
           Paris und die Frage, warum wir so gern der Nostalgie ver-    welle, und es wurden die Menschen buchstäblich dahinge-
           fallen. Der Autor sinniert am Großglockner über das Berg-    rafft. Aus dieser Zeit wurde über mich berichtet, dass mein
           steigen und im Hamburger Hafen über den Mythos der           Organismus sehr widerstandsfähig war, ich kaum abnahm
           Schiffe.                                                     und überhaupt ein sehr gesundes, kräftiges Kind war. In unse-
           Es sind stimmungsstarke Bilder. Wenn etwa abends die         rer Familie wurde nachher erzählt, dass mein Großvater,
           Frauen des Dschungels aus dem Wald treten, um am Fluss       Dimitrios Mavrakis, oder auch Kapitän Skountis, der im Bür-
           Wasser zu schöpfen, oder wenn im sonnengedörrten             gerkrieg gegen die Türken kämpfte, in der Zeit des berühmten
           Dalmatien das tintenblaue Meer an den hellen Fels schlägt,   Daskalojanni, hier in Pediada aktiv war, genauer gesagt war
           während die Zikaden schrillen.                               sein Stützpunkt hier in der Nähe, wo jetzt die amerikanischen
           Heimat ist dem Autor überall, wo er erfüllte Stunden ver-    Radare sind, in Gouves. Also, damals waren Engländer hier,
           bringt, was letzten Endes den Gegensatz zwischen „auf        im Bezirk Iraklio. Die machten wohl scheinbar hier ihre Rund-
           Reisen sein“ und „zu Hause sein“ auflöst. Das Leben als      gänge und kamen auch an unserem Haus vorbei. Ich spielte
           Reise. So wird man noch Zeuge eines berührend stillen        wohl gerade im Matsch vor unserem Haus. Damals gab es
           Todes im Frühling und dann mit einem herbstlichen Bade-      weder Wege noch asphaltierte Straßen. Es war also sehr
           tag – dem letzten im Jahr – getröstet.                       schlammig, fast schon sumpfig, wo ich da spielte.
                                                                        Es machte ihnen Eindruck, dass es dort, an diesem schlammi-
           Musik der Stille bedeutet auch: Die Welt sehen wie ein       gen Ort, so ein Kind gab, und sie äußerten gleich am ersten
           Liebhaber!                                                   Abend, dass sie mich gern gegen Geld mitnehmen wollten.
                                                                        Mein Großvater, der mich gerade auf dem Arm hatte und mit
                                                                        mir spielte, fragte den Dolmetscher, was sie sagten.
                                                                        Er sagte: „Wenn ihr das Kind verkaufen wollt, dann gibt er
                                                                        euch so viel Geld, dass eure ganze Familie davon leben kann.“
                                                                        Da sagte mein Großvater: „ Aber wir sind zehn Personen.“
                                                                        Er: „Wir geben euch so viel Geld, dass ihr zu zehnt davon
                                                                        leben könnt. Gebt uns nur dieses Kind.“
                                                                        Meine Mutter, die das hörte, näherte sich und fragte: „Was
                                                                        sagen sie da?“
                                                                        Er: „Sie wollen Nikos mitnehmen und uns so viel Geld für ihn
                                                                        geben, dass die anderen von dem Geld überleben können.
                                                                        Sonst müssen sie sterben.“…

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                                  L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   13

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Streitler Nicole                                               Wagner Robert
           Kleeblatt                                                      Brasilianische Reisen
           Roman                                                          Eine Hochzeitsreise nach Rio de Janeiro,
                                                                          Forscher, Künstler, Diplomaten und der Kaiser von Brasilien
           12/19 cm, 212 Seiten, Hardcover, 20 ¤
           ISBN 978-3-99028-932-7                                         12/19 cm, 212 Seiten, vierfg. Abb., Hardcover, 20 ¤
                                                                          ISBN 978-3-99028-927-3
           Der Kleeblat-Roman kreist um vier Hauptfiguren: Kon-
           rad, Marie, Tobias und Adele. Konrad ist Scheidungsan-
           walt mit einem ausgeprägten Faible für Literatur, Marie        Es geht tatsächlich um Reisen nach und in Brasilien, eine
           Verlagslektorin, Tobias Literaturredakteur und Adele           ungewöhnliche Hochzeitsreise, um Forschungsreisen
           Deutschlehrerin an einer AHS. Diese vier Figuren, die sich     kreuz und quer durch Brasilien, um Künstlerreisen und
           während des Studiums kennen gelernt haben, bilden die          schwierige diplomatische Tätigkeiten über einen ganzen
           vier Klee-Blätter des Kleeblatt-Romans. Konrad und Ma-         Ozean hinweg. Ort und Zeit der Handlung ist Brasilien in
           rie sind verheiratet und haben eine Sohn Adrian. Tobias        der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo aus einer völlig
           lebt mit Susanne in einem gemeinsamen Haushalt und sie         verschlossenen und unzugänglichen portugiesischen Ko-
           haben zwei Kinder, Octavian und Philippa. Adele war frü-       lonie, das größte und bevölkerungsreichste unabhängige
           her die Partnerin Tobias‘, lebt jetzt aber mit Nikolaus, mit   Land Lateinamerikas wurde.
           dem sie eine gemeinsame Tochter Lena hat, in einer offe-       Meine persönlichen Forschungen begannen mit den Bra-
           nen Lebensgemeinschaft. Diese vier Figuren werden in all       silienaquarellen des Malers Thomas Ender, die ich im
           ihren Beziehungen zueinander gezeigt, die teilweise von        Auftrag der Wiener Akademie der bildenden Künste in
           der Gegenwart bis ins Jahr 2000 zurückreichen. Als Wien-       mehreren Ausstellungen in Rio de Janeiro, São Paulo und
           Roman spielt die Topografie der Stadt eine ganz wesent-        Wien zeigen konnte. Doch bald gingen meine Recherchen
           liche Rolle. Die Figuren werden immer wieder bei ihrer         weit über Thomas Ender hinaus, bis das vorliegende Buch
           Durchkreuzung der Stadt und an wesentlichen neuralgi-          mit seinen vielen Berichten und Ereignissen über ein heute
           schen Punkten gezeigt. Außerdem spielen kulturelle und         fast unbekanntes Brasilien zusammen kam. Das Buch ist
           politische Entwicklungen in Österreich und vor allem in        ein buntes Kaleidoskop an Geschichten, die manchmal
           Wien der Gegenwart und seit dem Jahr 2000 eine wesent-         nebeneinander stehen und dann wieder zusammenfinden.
           liche Rolle. So wird der Aufstieg der HPÖ (Hass-Partei) und    Mittelpunkt allen Geschehens ist das Schloss „Boa Vista“
           ihres Parteiobmanns Mache nachgezeichnet. Als die gros-        bei Rio de Janeiro, in dem Pedro und Leopoldine viele Jahre
           se Koalition an der Spitze des Staates zerbricht, fürchtet     lebten und das noch bis fast zum Ende des 19. Jahrhunderts
           die literarische Intelligenzia, dass die HPÖ die Neuwahlen     die Residenz des Kaisers von Brasilien war. In der Zeit der
           gewinnt und die Führung des Staates übernehmen könnte.         Republik wurde es zum Brasilianischen Nationalmuseum
           Dagegen formt sich jedoch eine Opposition, die aus dem         und es ist vor wenigen Monaten mit all seinen Sammlun-
           Kulturbereich stammt und schließlich Maches Aufstieg           gen bis auf seine Grundmauern niedergebrannt.
           zum Bundeskanzler verhindern kann. Federführend da-            Auch wenn manches fantastisch erscheint, so ist das Buch
           bei ist Tobias, der mit seiner Literaturbeilage Prisma ganz    durchwegs ein historischer Tatsachenbericht. Vieles habe
           wesentlich für die Durchsetzung der literarischen Avant-       ich aus Originalbriefen und Zeitungen aus der Zeit zusam-
           garde und deren politische Überzeugungen eintritt. Auch        men gestellt und ich habe auch einige, sonst nur einem wis-
           die anderen drei Kleeblätter sind an der Organisation          senschaftlichen Publikum zugängige Dissertationen und
           eines zweiten Lichtermeers beteiligt. Dessen Folge ist, dass   Diplomarbeiten zu Recherchen herangezogen. Eine Zeit-
           die HPÖ auf 8% der Stimmen abstürzt und eine Regierung         tafel, Quellen und Literatur runden die Arbeit ab. Trotz-
           zustande kommt, die die besten Köpfe des Landes versam-        dem habe ich mich bemüht, lebendig und unterhaltsam zu
           melt: Philosophen und Dichter bilden einen wesentlichen        schreiben.
           Teil der Regierungsmannschaft. Am Schluss des Romans           Am Anfang war die eher ungewöhnliche Hochzeit von Leo-
           kommen die Beziehungen der vier Hauptfiguren etwas ins         poldine, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.
           Wanken, doch Marie und Konrad treffen unabhängig von-          mit Pedro, dem Kronprinzen von Portugal, die statt in
           einander eine weise Entscheidung und verhindern damit          Lissabon in Rio de Janeiro stattfand. Die portugiesische
           einen Domino-Effekt, der sich angekündigt hatte.               Königsfamilie war 1808 vor Napoleon geflüchtet und leb-
                                                                          te seither in ihrer Kolonie Brasilien im Exil. Zugleich mit
                                                                          Leopoldine wurde auch eine Forschungsexpedition nach
                                                                          Brasilien geschickt, um für die kaiserlichen Gärten und
                                                                          Sammlungen exotische Pflanzen, fremde Tiere und selte-
                                                                          ne Mineralien, aber auch Schmuck, Waffen und merkwür-
                                                                          dige Gegenstände von unbekannten Völkern im Inneren
                                                                          von Brasilien, nach Europa zu bringen…

           14     L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0                    edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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Werner Christine                                              Wiesenthal Eva
           Dann ziehe ich eben aus                                       Immer wieder jetzt-Fortschritte
           Roman                                                         Kurzprosa

           12/19 cm, 364 Seiten, Hardcover, 28 ¤                         12/21 cm, 212 Seiten, Hardcover, 20 ¤
           ISBN 978-3-99028-868-9                                        ISBN 978-3-99028-832-0

           Lisa hat bereits vor Jahrzehnten mit ihrer Mutter, ihrem
           Stiefvater und ihrem leiblichen Vater den Kontakt abge-       Sperrangelweit offen
           brochen und versucht, das Vergangene hinter sich zu las-
           sen. Auf einmal meldet sich eine längst vergessene Tante,     Sperrangelweit offen steht die Tür vor mir. Schaue ich von
           um aus Sensationslust die Todesnachricht von Lisas Mut-       außen oder von innen? Den Flügel, in dem der Schlüs-
           ter zu überbringen. Die Tante spielt die ahnungslose, liebe   sel steckt, sehe ich so, wie er bei mir zuhause nach innen
           Verwandte, die sich bloß nirgends eingemischt hat und         führt, in meinen Ausdruck des inneren Raumes. Außen
           daher nichts von Lisas schwieriger Kindheit, geschweige       sehe ich vor mir, wie es Innen aussieht: farbig, vielseitig,
           denn vom Missbrauch durch den Stiefvater weiß. Tatsäch-       lebendig, hell stahlend. Das Dunkle läßt sich beleuchten,
           lich aber war sie bis zuletzt die Vertraute der Mutter.       lässt sich ansehen, ordnen, überblicken, immer weniger
           Lisa wird wieder von Erinnerungen heimgesucht, die wie        beängstigend störend undurchsichtig ist es. Viele Bilder,
           Blitzlichter alles überblenden. Eine Zeitreise. Heiteres,     viele Geschichten haften an jedem Stück, das widerspie-
           Komisches, Tragisches. Etwa dass Lisas Stiefvater sich wie    gelnd mich umgibt. So überreich ist das Äußere des Inne-
           Mutters Stiefvater benahm, wenn er nachts ins Zimmer          ren des Außen von Innen. Ich reduziere so umsichtig ich
           kam. Das nochmalige Erleben des Missbrauchs. Die Miss-        kann, Der Reichtum soll nicht verschwinden in der Reduk-
           brauchsgeschichte der Mutter in Episoden von Andeutun-        tion. Heller wird es in mir und um mich, strukturierter.
           gen der Mutter. Ein weiter Bogen über die gesamte Kind-       Viel gebe ich auf, um das Wesen klarer zum Ausdruck zu
           heit. Und später: Sex mit einem Fernfahrer, als Lisa von zu   bringen, das Wesentliche deutlicher sichtbar zu machen.
           Hause ausreißt, um ihren leiblichen Vater zu suchen. Als      So viele Bücher umgeben mich, so viele, die ich verschen-
           Erwachsene die Nachforschungen über Großvaters Ver-           ken kann. Bücher im Hause sind Spiegel. Bedarf es tausen-
           bleib und was sich rekonstruieren ließ: Das Lagerleben,       der Spiegel des Lichtes verschiedener Seelen, tausender
           der interne Widerstand, das Leben mit sadistischen SS-        Reflexionen, Reflexe, Perspektiven? Überreich ist, was ich
           Leuten und jenen mit zeitweise menschlichem Antlitz, die      selbst betrachten, erfahren, auf mich wirken lasse, erspü-
           überlieferte Kindheit der Mutter als „Halbjüdin“, die         ren kann.
           Erzählungen von Großmutter, die in der Not einen ari-         Immer tiefer blicke ich in mich. Hier finde ich meine eige-
           schen Bäckermeister heiratete und an ihm zerbrach. Der        nen Bilder, meine ureigenen Quellen. Ich horche.
           Versuch, durch das Aufrollen der Großvatergeschichte die      Vor einem offenen Tor, einem Ausgang und Eingang, stehe
           eigenen Erinnerungen zu übertönen.                            ich. Vor und hinter der Tür ist ununterscheidbar. Inein-
           Schließlich betreten ProtagonistInnen aus Lisas Kindheit      ander über gehen die Räume an dieser Schwelle. An Janus
           die Träume, um ein surreales Theaterstück aufzuführen.        denke mit dem Blick in die Ferne und in das eigene Reich,
           Als bemühten sie sich, endlich wieder verblassen zu kön-      in die Zukunft und in die Vergangenheit. Hier fast hinter
           nen. Als müssten die Einzelteile der Vergangenheit erst in    der Türe in einem gläsern hellen Bereich sehe ich meine
           der gesamten Wucht aufeinander treffen, um sich wieder        Mutter. Unerwartet steht sie vor mir. Nach einem kleinen
           auf ein erträgliches Maß zu verkleinern. Da sie lebensläng-   Paradeiser greift sie, den man ihr reicht. Auf einem ande-
           lich Wohnrecht im Kopf haben.                                 ren Tablett reicht man russische Eier wie meine Mutter
                                                                         sie servieren ließ. Die frische gesunde rote einfache Leben
           Die Schrecken des Holocaust wirken auf 3 Generationen         spendende saftige Frucht wählt meine Mutter. Verständi-
           Frauen und auf deren Männer nach. Wehrlosigkeit von           ger ist sie heute. In liebevollerem Licht sehe ich sie heute.
           Mädchen gegenüber männlicher Gewalt dominiert das             Eine Tochter ist ein kleines Mädchen, lese ich, das einmal
           Leben der Frauen. Sie kämpfen mit der Unfähigkeit, die        deine Freundin wird. Meine Tochter ergänzt: Ein wah-
           eigenen Töchter vor einer ähnlichen der Geschichte zu         rer Freund bleibt dir immer, auch wenn er lange Zeit sich
           bewahren.                                                     nicht blicken lässt, nicht hören lässt von sich. So bin ich
           Es wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven und        meiner Mutter Freundin heute wie mir meine Tochter in
           verschiedenen Perioden erzählt.                               der Ferne eine Freundin ist.

           edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz                                    L I T E R AT U R F R Ü H J A H R 2 0 2 0   15

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De Melo Leslie                                                Deutsch Walter
           A Song in Praise of Beauty                                    Die Kompositionen der
           Werke aus den Jahren 1995 – 2018                              Gebrüder Schrammel
                                                                         Märsche
           29/29 cm, 192 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 28 ¤
           ISBN 978-3-99028-853-5, deutsch, englisch
                                                                         21/30 cm, 400 Seiten, Hardcover, 38 ¤
                                                                         ISBN 978-3-99028-930-3; Summary in Englisch von
           Mit Beiträgen von | With contributions by: Angelica Bäu-
                                                                         Douglas Montjoue
           mer, Berthold Ecker, Karl A. Irsigler, Hartwig Knack &
           Michaela Nagl.                                                Den Anstoß für das vorliegende editorische Unternehmen
                                                                         gab 1965 die Begegnung mit dem Wiener Symphoniker
           Raum, Figur, plastisches Gestalten und perspektivische        Lois (Alois) Böck (1911 – 1989). Dessen Suche nach den
           Erfassung, wie sie seit der Frührenaissance entwickelt und    Handschriften der Brüder Johann und Josef Schrammel
           in der abendländischen Kultur gebräuchlich wurden, sind       führte zu bisher unbeachtet gebliebenen Quellen und zur
           in seiner Kunst einem neuen Diskurs unterworfen. Fläche,      Erstellung eines Verzeichnisses ihrer Kompositionen .
           formale Reduktion und ein sehr vitales Kolorit stehen im
           Vordergrund der Bildwirkung.                                  Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Wissen über das kom-
           Das malerische Werk behauptet sich gleichberechtigt           positorische Werk der Brüder Schrammel geprägt von den
           neben der Zeichnung und dem großen Bereich des plasti-        Klavierausgaben deutscher und österreichischer Musikver-
           schen Gestaltens, der selbst wieder in verschiedene Grup-     lage, von gedruckten Ausgaben für „Schrammelquartett“
           pierungen gegliedert ist, die materialbedingt vorgegeben      und von den zahlreichen handschriftlichen Quartett-
           sein mögen, aber auch in ihrer Intention variieren. Von der   Noten meist anonymer Schreiber. Erst durch das seit 1964
           Kleinplastik bis zur Monumentalskulptur und Installation      erwachende Interesse an den Handschriften der Brüder
           im öffentlichen Raum, von figurativer Abstraktion bis hin     Schrammel, verbunden mit der Suche nach bisher nicht
           zu rein figürlichen Darstellungen ist das gesamte Spektrum    beachteten Kompositionen und der klanglichen Wieder-
           der bildhauerischen Möglichkeiten erfasst. Ein ähnlicher      herstellung des originalen Satzbildes, beginnt die wissen-
           Befund gilt auch für die Zeichnung und die Malerei, wie       schaftliche Beschäftigung. Die Darstellung jeder einzelnen
           überhaupt sämtliche Medien inklusive der Fotografie und       Komposition erfolgt als individuelles Werk vor dem Hin-
           skripturaler Aspekte genutzt und partiell miteinander ver-    tergrund historischer Persönlichkeiten und Ereignisse,
           schränkt werden.                                              welche das geistige und materielle Umfeld der Brüder
                                                                         Schrammel bilden. Biographische, kulturelle, soziale und
                                                                         wirtschaftliche Dokumente und Berichte ergänzen jede
           (Berthold Ecker)
                                                                         einzelne Komposition, und sind gleichsam Maßstab ihrer
                                                                         Bedeutung im Musikleben der Wiener Gesellschaft.

                                                                         Die inhaltlichen und dokumentarischen Voraussetzungen
                                                                         für die Erstellung der vorliegenden Publikation liegen in
                                                                         den ersten Forschungsschritten von Lois Böck und seines
                                                                         Symphoniker-Kollegen und Freundes Anton Pürkner
                                                                         (1909 – 1991). Die Ergebnisse ihrer Spurensuche zum ori-
                                                                         ginalen Instrumentalsatz der Brüder Schrammel – um
                                                                         deren Werke im authentischen Klangstil aufführen zu kön-
                                                                         nen – bilden den Fundus der vorliegenden Dokumenta-
                                                                         tion. Was durch das Verlagswesen als „Schrammelquar-
                                                                         tett“ angeboten wird, bestehend aus zwei Violinen,
                                                                         Harmonika und Kontragitarre, ist nicht die Instrumental-
                                                                         besetzung der von den Zeitgenossen bejubelten „Schram-
                                                                         meln“. Ihren Ruhm haben sie sich von 1884 bis 1891 mit
                                                                         zwei Violinen,
                                                                         G-Klarinette und Kontragitarre erspielt. Da die Original-
                                                                         sätze der Brüder Schrammel nie gedruckt wurden, war die
                                                                         Suche nach den Autographen eine notwendige musikhisto-
                                                                         rische Aufgabe.

           16     KUNST | WISSENSCHAFT | MUSIK                              edition seidengasse Verlag Bibliothek der Provinz

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