Bauen für den Mittelstand 6

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Bauen für den Mittelstand 6
www.industriebau-online.de                            ISSN 0935-2023                                        B 7509

                                                                                                 6 | 2018

                   Bauen für den Mittelstand
                   Dezentrale Energieerzeugung
                   Bodensysteme und Bodenbeläge
                   Schalung und Gerüstbau

                   Publikationsorgan der Arbeitsgemeinschaft Industriebau (AGI)   64. Jahrgang
Bauen für den Mittelstand 6
I N H A LT
ATP/Jantscher

                20           Hier ist die Luxusuhrenmarke
                             IWC zu Hause                                           62           Aufwendige Gerüstbauten im
                                                                                                 Atrium des Axel-Springer-Neubaus

                AUFTAK T                                                            40              SATTEL-LICHTBÄNDER

                6               ARCHITEKTENGEHÄLTER
                                                                                                    Kunst bei Tageslicht
                                Topverdiener arbeiten im Industriebau               42              NACHGEFÜHRTER SONNENSCHUTZ
                                                                                                    Bunt aufgefächert
                A R B EI TS GE ME IN S C H AFT I ND US T R I E B A U (A G I )
                                                                                    43              LICHTBANDTECHNIK
                8               AGI-REGIONALKREIS NORD+OST                                          Tageslichtsysteme können mehr
                                Standortwahl und Arbeitswelten
                8               Neue Geschäftsführerin bei der AGI                  M ESSE-PREVI EW

                9               AGI-ARBEITSKREIS STANDORTENTWICKLUNG
                                                                                    45              NEUHEITEN-TELEGRAMM

                                Standortentwicklungsplan bei BMW                                    Fokus Industriebau auf der BAU 2019

                9               AGI-ARBEITSKREIS STANDORTBEWIRTSCHAFTUNG            G EBÄ U D ED Ä M M U N G
                                Tagung auf dem Bauernhof                            50              SCHALLSCHUTZ BEI INDUSTRIEBAUTEN
                11              INSPIRING WORKING CONDITIONS                                        Lärm vermeiden nach innen und außen
                                Bosch Power Tools eröffnet                          52              REWE-FACHMARKTZENTRUM, NIEDERZIER
                                neues Bürogebäude                                                   Gebäudedämmung mit Leichtbeton
                B AUEN FÜ R D E N MIT T E LS TAN D                                  BO D EN SYSTEM E U N D BO D EN BEL Ä G E
                12              IWC MANUFAKTURZENTRUM SCHAFFHAUSEN, SCHWEIZ
                                                                                    54              CRADLE TO CRADLE
                                Wo Zeit luxuriös wird                                               Stoffkreisläufe in der Bauindustrie
                20              NEUBAU DER FILTERFABRIK FÜR B. BRAUN IN WILSDRUFF
                                                                                    60              INDUSTRIEBÖDEN MIT HOHER WASSEREINWIRKUNG
                                Auf Augenhöhe                                                       Grundlagen der zementären Abdichtung
                26              WALA LABORGEBÄUDE, BAD BOLL
                                Forschen in Kurven                                  SC H A L U N G U N D G ERÜ STBA U
                                                                                    62              AXEL-SPRINGER-NEUBAU, BERLIN
                KNO W-H OW: D E Z E N T R ALE E NE R G I E E R Z E UG UN G                          Komplexer Gerüst- und Schalungsbau
                32              ABWÄRMEKATASTER
                                                                                    64              GERÜSTBAU
                                Industrielle Abwärme in                                             Arbeits- und Absturzsicherheit im Fokus
                                Wärmenetzen nutzen
                34              INTERAKTIVES ONLINE-TOOL
                                Effizienzpotenziale in Gewerbegebieten               3           Editorial
                35              ECOPORT 813, WESEL                                   5           Auftakt
                                Abwärme für die Kühllogistik                        10           AGI-Baubarometer
                                                                                    11           AGI-Veranstaltungen
                36              HALLENHEIZUNG MIT SOLARTHERMIE
                                                                                    66           Recht
                                Strom und Wärme im Überfluss
                                                                                    68           Firmenverzeichnis
                TAG ESLIC H T S Y S T E ME                                          70           Vorschau/Impressum
                38              SYSTEME IM VERGLEICH
                                Rauchabzug und Rauchableitung                       Titel: IWC

                4                                                                                                             www.industrieBAU-online.de
Bauen für den Mittelstand 6
IWC MA N U FAK T U R ZEN TR U M,
                S C HA F F H A U S E N , SC H WEI Z

                Wo Zeit luxuriös wird
                Architekturikonen wie Mies van der
                Rohes Barcelona Pavillon standen Pate
                für das Manufakturzentrum des
                Schweizer Herstellers von Luxusuhren.
                Der Neubau von ATP Architekten
                Ingenieure unterstreicht den
                exklusiven Anspruch des Bauherrn
                und erlaubt Besuchern dennoch
                Einblick in die Fertigung der
                hochpreisigen Zeitmesser.
ATP/Jantscher
Bauen für den Mittelstand 6
BAUEN FÜR DEN MITTELSTAND

3 Seit der Amerikaner Florentine Ariosto
Jones die International Watch Company
1868 in Schaffhausen gegründet hat, sind
IWC und die Schweizer Stadt untrenn-
bar miteinander verbunden. Der amerika-
nische Uhrmacher-Pionier setzte auf die
Handwerkskunst der Schweizer Uhrma-
cher genauso wie auf moderne Techno-
logie. 1874/75 baute IWC eine Fabrik, die
bis heute als Headquarter dient. 2005 und
2008 erweiterte das Unternehmen den
Bau in der Schaffhauser Altstadt. Trotzdem
stieß IWC am Hauptsitz auf Kapazitäts-
grenzen und entschied, im 8 km ent-
fernt gelegenen Merishausertal ein neues
Manufakturzentrum zu schaffen.
  „Wir wollten nicht einfach eine funktio-
nale Fabrik bauen, sondern ein Gebäude,
das auch den Geist unserer Marke tref-
fend zum Ausdruck bringt”, erläutert IWC
Schaffhausen CEO Christoph Grainger-
Herr. Er ist selbst Architekt. Mit ATP Archi-
tekten Ingenieure (Zürich) fand er den pas-
senden Partner für die Integrale Planung
des Bauvorhabens. IWC vereint Hand-
werkskunst und technische Innovationen,
um Uhren der Sonderklasse zu fertigen.
Diese Kombination ist auch charakteris-
tisch für das neue Manufakturzentrum.

Expo-Pavillons zum Vorbild

  CEO Grainger-Herr hatte für die Neu-
bauplanung      die    Expo-Pavillons    der
Moderne vor Augen. Die Mischung aus
Galerie, Atelier und Leistungsschau des
Engineerings, in der auch schon zu Beginn
des 20. Jahrhunderts Länder ihre größ-
ten Errungenschaften ausstellten, schien
ihm ein passender architektonischer Rah-
men zu sein. Die Architekten und Ingeni-
eure bei ATP ließen sich im Gegenzug von
den eleganten Präzisionsstücken, die IWC
fertigt, inspirieren. „Das Gebäude wirkt so
schlicht, so filigran und so zeitgemäß wie
eine IWC-Portugieser-Uhr“, betont Archi-
tekt Jürgen Zipf, Gesamtprojektleiter bei
ATP Zürich für den Neubau. Es entstand
also kein herkömmliches Produktionsge-
bäude, sondern eine exquisite Manufaktur.
Die Arbeitsplätze finden sich in großen,
lichtdurchfluteten Hallen. Die geräumigen

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Bauen für den Mittelstand 6
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                                           Repräsentativ und
                                           reduziert: Ausge-
                                           wählte Materialien
                                           und Farben fassen die
                                           elegante Eingangs-
                                           halle. Ein überdimen-
                                           sionales Präzisionsuhr-
                                           werk dominiert hinter
                                           dem Empfangstresen.
IWC (4)

          Eingangskontrolle −
          die Farben Schwarz
          und Weiß kont-
          rastieren in den
          Innenräumen.

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                                     In der Werkteilfertigung sind
                                       alle Prozesse automatisiert.
ATP/ Jantscher

                                                                                                                         Eine Design-Holzwand dient der Besucher-
                                                                                                                         führung. Abgehängte Metalldecken über den
                                                                                                                         Hauptverkehrsflächen unterstützen dies.

                 Produktionsstätten erleichtern die Zusam-            mit minimalem Aufwand“, stellt Zipf fest.          Möblierung und Maschinenaufstellung zur
                 menarbeit und können für künftige Her-               Als maßgeblich für die Gestaltung des              Verfügung stehen und flexible Raumein-
                 ausforderungen in der Produktion auch                Gebäudes erwies sich auch der räum-                teilung zulassen. Nebenträger im Abstand
                 flexibel angepasst werden. „Das Gebäude              liche Kontext. „Lokale Gegebenheiten               von 2,25 m treffen immer wieder auf das
                 entspricht auch in dieser Hinsicht den Vor-          wie Wald und Fluss haben unsere Planung            Hauptraster von 1,50 m. Die Raumabfolge
                 gaben und Wünschen der IWC. Es könnte                beeinflusst. Und mit dem Hang haben wir            des 139 m langen Baus orientiert sich an
                 täglich anders genutzt werden – und das              gespielt“, erklärt Zipf.                           den Produktionsprozessen mit den unter-
                                                                                                                         schiedlichen Anforderungen der einzelnen
                                                                      Flexibles Raumprogramm                             Arbeitsschritte – von der offenen Produk-
                                                                                                                         tion über die Räume für chemische Galva-
                                                                        Bis   zu   400    Mitarbeitende     können       nikprozesse oder Qualitätssicherung bis
                                                                      zukünftig in den neuen Hallen arbeiten.            hin zum Sauberraum. Im Obergeschoss
                                                                      Diese sind räumlich flexibel. Die Flexibilität     finden sich Kantine und Dachterrasse. Dort
                                                                      basiert auf einem durchgehenden Konst-             können auch Besucher die Manufaktur als
                                                                      ruktionsraster von 13,5 m mal 13,5 m für           Showroom erleben und alle Produktions-
                                                                      die großen Produktionsflächen, die für             prozesse mitverfolgen.

                                                                          „Wir wollten nicht einfach eine funktionale Fabrik bauen, sondern ein Gebäude,
                                                                          das auch den Geist unserer Marke treffend zum Ausdruck bringt”, erläutert
                                                                          IWC Schaffhausen CEO ❈❤ristoph Grainger-Herr.

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Bauen für den Mittelstand 6
BAUEN FÜR DEN MITTELSTAND

                                Die Reinraumgarderobe besticht
                                      durch absolute Reduktion.
ATP/Jantscher

                                                                                                                      Das Material- und Farbkonzept zieht sich
                                                                                                                      durch bis in das Mitarbeiterrestaurant.

                Stringente Fassade                                Dort ist auch ein Teil der Zuluftanlagen            haben dabei keine Tragfunktion, sondern
                                                                  angebracht. Fassade und Innenausbau fol-            rein dekorativen Charakter.
                  ATP Architekten Ingenieure integrierten         gen konsequent dem Raster von 1,5 m mal
                das Corporate Design des Luxusuhren-              1,5 m. Die Pfosten-Riegel-Fassade kon-              Edles Interior
                herstellers in die Sprache der Gebäude-           zipierten die Planer mit einer Dreifach-
                hülle. Die Präzision, die für die Produktion      Verglasung und geschlossenen Brüstun-                 Unter dem 9 m ausladenden Vor-
                der Uhren eingesetzt wird, spiegelt sich in       gen. Weiße Alucobond-Platten prägen                 dach über dem Eingang führt eine impo-
                der präzisen Fügung der Fassade wider.            die Auskragungen, die für den pavillon-             sante, breite Betonfreitreppe nach oben.
                                                                  artigen Charakter verantwortlich sind.              Die Treppenelemente bestehen aus einem
                                                                  Sie wechseln mit schwarzen, geschlosse-             13 m mal 1,20 m großen Block, den die
                                                                  nen Flächen. Außen liegende, raumhohe               Planer in einem Guss fertigen ließen. Die
                                                                  Stoffstore übernehmen die Verschattung              Befestigung für die Glasgeländer ist dabei
                                                                  und führen auch über die geschlossenen              unsichtbar integriert. Im Innern fassen aus-
                                                                  Brüstungen. Das filigrane Vordach kragt             gewählte Materialien und Farben die ele-
                                                                  hier über 3 m frei aus. Die Edelstahlstützen        gante Eingangshalle. Ein überdimensionales

                                                                      „Unter diesem Dach vereinen wir unsere Kernprozesse und jene Fertigungsschritte,
                                                                      die in der Vergangenheit auf verschiedene Standorte verteilt waren“, erklärte Andreas Voll,
                                                                      Chief Operating Officer von IWC, anlässlich der Eröffnung Ende August 2018.
IWC (2)

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Bauen für den Mittelstand 6
BAUEN FÜR DEN MITTELSTAND

                                                                                                                                                ATP/ Jantscher
Präzisionsuhrwerk prangt als Kunstwerk        medämmenden           Maßnahmen     orientie-      den gesamten Planungsprozess mit Infor-
hinter dem Empfang. Glastrennwände sor-       ren sich am Schweizer Minergie-Standard.           mationen an. Das unterstützt eine bes-
gen für Transparenz und stehen im Kontrast    Das Dachwasser läuft zu 100 Prozent in             sere Planung, Ausführung und spätere
zu den massiven Betonkernen. Bodenplatte,     Retentionsflächen ab und fließt weiter in          Bewirtschaftung des Gebäudes. Bei ATP
tragende Wände und Treppenhauskerne           den Bach Durach. Auch das anfallende               plant man bereit seit 2012 durchgehend
bestehen aus Sichtbeton, das Haupt-           Umgebungsregenwasser wird nicht in                 mit BIM. Im Gegensatz zu herkömmlichen
tragwerk jedoch aus Stahl.                    die Kanalisation abgeleitet, sondern über          Planungsweisen kann die integrale Planung
  Eine Design-Holzwand dient der Besucher     die Schulter versickert. Das Gebäude ver-          die Vorteile von BIM zugunsten von Quali-
führung. Abgehängte Metalldecken über         fügt über ein intelligentes Abfall- und            tät und Nachhaltigkeit voll ausschöpfen. p
den Hauptverkehrsflächen unterstützen         Recyclingmanagement zur Wiederaufbe-
dies. Hellgraue Böden, schwarz lasierte       reitung des Produktionsabfalls.                    ATP ARCHITEKTEN INGENIEURE, REDAKTIONELLE
Beton- und Holzwände mit einer leicht ins                                                        BEARBEITUNG: KARIN KRONTHALER

Rötliche neigenden Farbigkeit und feiner,     Digitale Planung
dezenter Maserung ergänzen die edle
Materialwahl. Quadratische LED-Leuch-           ATP Zürich plante das IWC Manufaktur-
ten fügen sich schachbrettartig ins Gebäu-    zentrum mittels eines detaillierten digitalen
deraster ein. Das gilt auch für die Vertei-   Gebäudemodells mit BIM (Building Infor-
lung über die gesamte Produktionsfläche.      mation Modeling). Diesen digitalen Zwil-
Auf den Arbeitsflächen liefern die Leuchten   ling reichern alle Projektbeteiligten über
bis zu 900 Lux aus 5 m Höhe. Die gesamte
Lüftung folgt ebenfalls diesem quadrati-
schen Raster.
                                                  NAMEN UND DATEN
Ressourcenschonende
                                                  Objekt:                         IWC Manufakturzentrum, Schaffhausen, Schweiz
Haustechnik
                                                  Bauherr:                        IWC Schaffhausen, Branch of Richemont International SA
  Den Wunsch nach präziser Eleganz                Architekten:                    ATP Architekten Ingenieure, Zürich
kann man auch daran ablesen, dass die             Bruttogeschossfläche:           13.500 m²
komplexe Technik auf dem Dach kaum                Bruttorauminhalt:               75.000 m³
sichtbar ist. Weite Bereiche des Flach-           Sauberraumfläche:               2.223 m²
daches nimmt eine Photovoltaikanlage
ein, die einen großen Teil der benötig-
                                                  Baubeginn:                      Februar 2016
ten Energie bereitstellt. Der hohe Energie-
                                                  Fertigstellung:                 November 2017
bedarf wird weiter über Wärmerück-
                                                  Eröffnung:                      August 2018
gewinnung aus Luft und Wasser sowie
durch die Nutzung des Grundwassers für            Investition:                    42 Mio. CHF
Kühl- und Heizzwecke gedeckt. Alle wär-

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BAUEN FÜR DEN MITTELSTAND

                                                                                  Ansicht West

                                                                                  Ansicht Nord

                                                                                      Lageplan
Pläne: ATP Architekten Ingenieure (4)

                                                                              BIM – Perspektive

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IWC

           Das Manufakturzentrum bietet für die Mitarbeiter optimale Bedingungen                   In der Montage der Manufakturwerke ermöglichen die großen
                mit viel Tageslicht und ergonomisch eingerichteten Arbeitsplätzen.                        Glasfassaden den Mitarbeitern Sichtbezug nach außen.

      DA S PAS S I E R T H I N TER D ER FA SSA DE

      Hochpräzise Werkteilfertigung
      3 Wer die imposante, 9 m hohe Eingangslobby hinter sich lässt,                 diese weiter optimiert. Durch das Aufbrechen des Montageprozes-
      betritt die Werkteilfertigung. Hier werden rund 1.500 Teile pro-               ses in mehrere Abschnitte kann für jeden einzelnen Arbeitsschritt
      duziert – etwa Komponenten für die Automatikwerke, die Hand-                   ein Spezialist mit spezifischem Know-how eingesetzt werden.
      aufzugswerke sowie die Chronographenwerke. Fachkräfte stellen                    Bereits winzige Mengen Staub oder Schmutz können die Funk-
      dort komplexe Bauteile wie Werkplatten, Brücken oder Schwung-                  tion eines Uhrwerks beeinträchtigen. Die Montage findet deshalb
      massen, aber auch Kleinteile wie Schalthebel, Federn oder Rast-                in einer Sauberraum-Atmosphäre statt, wo ähnliche Bedingungen
      elemente her. Manche Teile sind so klein, dass sie mit bloßem Auge             wie bei der Herstellung von Computerchips herrschen. Pro Stunde
      kaum zu sehen sind. Mechanische Uhren sind filigrane Mechanis-                 werden dort 50.000 m³ Luft umgewälzt. Überdruck erschwert den
      men, in denen bis zu mehrere Hundert Einzelteile pausenlos in                  Eintritt von Staubpartikeln zusätzlich.
      Bewegung sind. Die Anforderungen an die Präzision sind deshalb
      extrem hoch, was die Automatisierung der meisten Bearbeitungs-                 Hohe Kompetenz in der Gehäusefertigung
      schritte in der Werkteilfertigung zur Folge hat. Nur computerge-
      steuerte Dreh- und Fräszentren der neuesten Generation sind in                   Im Untergeschoss des Manufakturzentrums ist die Gehäuseferti-
      der Lage, diese Teile in der geforderten Qualität herzustellen.                gung angesiedelt. Hier werden Uhrengehäuse aus Edelstahl, Titan,
        In der Galvanik erhalten Werkteile die gewünschten Oberflächen-              Platin, Rotgold, Weißgold und Bronze hergestellt. Die jüngste
      eigenschaften. Im Zentrum stehen dabei der Korrosionsschutz und                Material-Innovation aus Schaffhausen ist Ceratanium. „Dieses
      die Ästhetik.                                                                  bahnbrechende neue Gehäusematerial ist so robust und leicht wie
                                                                                     Titan und so hart und kratzfest wie Keramik“, erklärt Andreas Voll,
      Die Montage erfolgt in Handarbeit                                              Chief Operating Officer von IWC.
                                                                                       Die Spezialisten der Gehäusefertigung beherrschen auch eine
      Die Werkmontage schließt sich nahtlos an die Werkteilfertigung                 Reihe von besonders anspruchsvollen Bearbeitungstechniken. Ein
      an. Während bei der Herstellung der Werkteile der Automatisie-                 Beispiel ist das Diamantdrehen. Diese Zerspanungstechnik wird
      rungsgrad hoch ist, erfolgt die Montage der Manufakturwerke in                 primär bei Rotgold oder Bronze eingesetzt. Das Material wird mit
      aufwendiger Handarbeit. Keine Maschine wäre in der Lage, den                   einem speziell geschliffenen Diamanten abgetragen, der es beim
      komplexen Mechanismus zusammenzusetzen. Die fertigen Bau-                      Schneiden gleichzeitig verdichtet. So erhält beispielsweise das Rot-
      gruppen werden später mit Teilen aus dem Lager an die Montage-                 gold-Gehäuse für den Portugieser Chronograph seine einzigartige,
      linien weitergereicht.                                                         glänzende Oberfläche.                                                  p
        Für die Werkmontage entwickelte das Unternehmen ein Linien-
                                                                                     TEXT: IWC SCHAFFHAUSEN
      konzept, das auf der visionären Idee von F. A. Jones aufbaut und

      6/18 industrieBAU                                                                                                                                    19
BODENSYSTEME UND BODENBELÄGE
malp/stock.adobe.com

                             C R AD L E T O CR AD LE

                             Stoffkreisläufe in der Bauindustrie
                             „Häuser wie Bäume und Städte wie Wälder.“ Diese fast poetische Formulierung
                             bringt die Ziele des Cradle to Cradle-Prinzips für den Baubereich auf den Punkt.
                             Doch wie weit ist der Ansatz in der Praxis heute schon gekommen?
                             3 Eigentlich ist es ganz einfach: Das Cradle         geben und ein Stoffstrommanagement               sen Grundgedanken vereint C2C Umwelt-
                             to Cradle (C2C)-Designkonzept hat den                ermöglichen. So entstehen Bauwerke,              schutz und Wirtschaft durch eine echte
                             Kreislauf der Natur zum Vorbild, in dem es           die einen positiven Fußabdruck schaffen          Kreislaufwirtschaft. In der „Circular Eco-
                             keinen Abfall gibt. Es will Gebäude schaf-           und gleichzeitig die Gesundheit des Men-         nomy“ werden Produkte „von der Wiege
                             fen, die Nährstoffe an die Umwelt zurück-            schen in den Mittelpunkt stellen. Auf die-       zur Wiege“ so entworfen und hergestellt,
                                                                                                                                                                                           focus inder/stock.adobe.com
Interboden/HPP Architekten

                                                        Das Düsseldorfer Büro-Projekt „The Cradle“ des                                     Im Sinne der Circular Economy versteht der
                                              Projektentwicklers Interboden soll die erste recyclingfähige               Cradle to Cradle-Ansatz Gebäude als Speicher für Rohstoffe,
                                                         Büroimmobilie in Nordrhein-Westfalen werden.               die nach der Nutzung vollständig erneut genutzt werden können.
                                                              Die Planung stammt von HPP Architekten.                              In der Realität sieht das allerdings noch anders aus.

                             54                                                                                                                          www.industrieBAU-online.de
Messe BAU
                                                                                                                                                                         München
                                                                                                                                                                         Halle C2
                                                                                                                                                                         Stand 139
                                                                                                                                  Städtisches Sportzentrum, Genk (BE)

                                                                                                                 EPEA GmbH 2009
                                                                                                                                     TAGESLICHT- UND
                              Das Cradle-to-Cradle-Konzept basiert auf der Idee kontinuierlicher Kreisläufe,
                              in welchen die verwendeten Ressourcen in gleichbleibender Güte zirkulieren.                            RAUCHABZUGSYSTEME
                                                                                                                                      für Industrie-, Büro-, Gewerbe-
                                                                                                                                      oder Wohngebäude

          dass gesunde Materialien in technischen           Ressourcenhunger
          oder biologischen Kreisläufen vollstän-           der Bauindustrie
          dig immer wieder genutzt werden kön-
          nen. Ein kompostierbares T-Shirt oder               Noch ist es die Ausnahme, dass der
          ein zu 100 Prozent wiederverwertbarer             C2C-Designansatz den Weg in Bau-                                               Lichtkuppel               Lichtkuppel
          Schreibtischstuhl zirkulieren dann dau-           projekte und Architektur indet. Doch                                         essertop® eckig            essertop® rund
          erhaft in Stoff-Kreisläufen. Dabei gehe           gerade da täte er besonders not, gehört
          es nicht um Verzicht, sondern um ein              doch das Bauwesen zu den ressour-
          besseres Leben: „Wir können mit einem             cenintensivsten         Wirtschaftszweigen.
          positiven Fußabdruck die Welt verän-              Alleine in Deutschland werden jähr-
          dern und die Ketten konventioneller               lich 517 Mio. t mineralischer Rohstoffe
          Denkmuster sprengen“, betonte Jour-               verbaut. Das entspricht 90 Prozent                                          Flachdachfenster           Flachdachfenster
          nalist und Buchautor Dr. Franz Alt beim           der gesamten inländischen Entnahme.                                          essersky® eckig            essersky® rund
          fünften internationalen Cradle to Cradle          Nach Angaben des VDI Zentrums Res-
          Congress, der vom 14. bis 15. Septem-             sourcenefizienz        umfasst      der    deut-
          ber 2018 an der Leuphana Universität in           sche      Gebäudebestand            inzwischen
          Lüneburg stattgefunden hat.                       schätzungsweise 15 Mrd. t Material.

                                                                                                                                             Lichtband           Rauch- und Wärme-
                                                                                                                                             esserlux®             abzug fumilux®

                                                                                                                                             Passgenaue Komplettprodukte
                                                                                                                                             für Neubau und Sanierung im
                                                                                                                                             Bestand
                                                                                                                                             Höchste Energieeffizienz
                                                                                                                                             nach EN 1873:2014
                                                                                                                                             Planungssicherheit
                                                                                                                                             durch zertifizierte Systeme
                                                                                                                                             Professionelle Beratung,
                                                                                                                                             Montage und Wartung
Tarkett

                                              Mit „iD Revolution“ hat Tarkett den ersten Cradle to Cradle-
                                     Gold-zertiizierten Designboden vorgestellt. Er wird zu 83 Prozent aus
                               recycelten und biobasierten Materialien hergestellt, ist vollständig recycelbar
                                            und eignet sich beispielsweise für hoch frequentierte Bereiche.
                                                                                                                                      ESSERTEC GmbH, Neuss
                                                                                                                                      Telefon 02131 183-0
          6/18 industrieBAU                                                                                                           info@essertec.de     www.essertec.de
BODENSYSTEME UND BODENBELÄGE
Nora Systems

                                                                                                                                                                                 Lindner (2)
                Der Kautschuk-Bodenbelage Norament grano hat                                       Erkenntnisse aus der Ökobilanzierung des Produktionsstandortes und aus
                   mit weiteren Produkten von Nora Systems das                             der Umweltproduktdeklaration nach ISO 14025 bildeten beim Systemdoppelboden
                     Cradle to Cradle Zertiikat in Silber erhalten.                              „Nortec“ von Lindner die Basis für die Cradle to Cradle-Silber-Zertiizierung.

               Zugleich fallen jährlich 209 Mio. t Bau-               der Projektentwickler Interboden beim                von nicht recycelbaren Materialien wird
               und Abbruchabfälle an. Große Mengen                    neuen Düsseldorfer Büro-Projekt „The                 minimiert, der CO2-Ausstoß reduziert. Den
               davon werden den Stoffströmen für immer                Cradle“ folgen. Und sie erregen damit                Entwurf von HPP Architekten prägt die
               entzogen. Und beim Rest ist statt echten               bereits respektables Aufsehen: Schon vor             charakteristische Fassade mit der rautenför-
               Recyclings, wie es etwa bei Stahl möglich              dem Baustart wurde die „erste recycling-             migen Holzstruktur. Das Gebäude entsteht
               ist, oftmals nur ein Downcycling möglich,              fähige Büroimmobilie Nordrhein-Westfa-               auf einem 1.200 m² großen Grundstück
               also die Weiterverwendung in einer min-                lens“ durch den Rat für Formgebung mit               an der Speditionstraße im Düsseldorfer
               derwertigen Nutzung, weil beispielsweise               dem Iconic Award 2018 in der Katego-                 Medienhafen und soll 5.200 m² Bürolä-
               Stofffraktionen nicht mehr getrennt wer-               rie „Innovative Architecture“ ausgezeich-            che umfassen. Im Erdgeschoss sind 600 m²
               den können. Nicht zuletzt deshalb sei das              net. Auf der MIPIM im Frühjahr 2018 war              Fläche für gastronomische Nutzungen sowie
               C2C-Designkonzept die einzige Möglich-                 „The Cradle“ zuvor schon mit dem MIPIM               einen Mobilitäts-Hub vorgesehen.
               keit, „wenn wir vernünftig mit den Res-                Architectural Review Future Project Award
               sourcen [...] umgehen wollen“, betonte                 in der Kategorie Ofice geehrt worden.                Nische im nach-
               der niedersächsische Umweltminister Olaf               „Wir freuen uns sehr über die erneute                haltigen Bauen
               Lies als Schirmherr der Veranstaltung. Die-            Auszeichnung von „The Cradle“ in die-
               sen Worten will er plakative Taten folgen              ser frühen Projektphase. Sie unterstreicht             Im     Bau-     und     Innenausbaubereich
               lassen: So plant Lies, dass das in der Pla-            die große Bedeutung nachhaltiger Bau-                ist Cradle to Cradle bislang eher ein
               nung beindliche Partnerschaftszentrum                  konzepte und zeigt das wachsende Inter-              Nischenthema. Zwar gelten die Grund-
               Wattenmeer in Wilhelmshaven ein C2C-                   esse der Branche an diesem Thema“, sagte             prinzipien des nachhaltigen Bauens hier-
               inspiriertes Gebäude werden soll, das zei-             Vanja   Schneider,   Geschäftsführer       von       zulande fast schon als gesetzter Standard,
               gen soll, wie das Designkonzept im Baube-              Interboden Innovative Gewerbewelten.                 doch spielt gerade die vollständige Wie-
               reich funktioniert.                                      Das Bürogebäude „The Cradle“ soll                  derverwendbarkeit der verwendeten Bau-
                                                                      als Holzhybridhaus nach dem Cradle to                stoffe und Materialien dabei noch keine
               Recyclingfähige                                        Cradle-Prinzip entwickelt werden. Einzelne           dominante Rolle. Stärker im Fokus sind
               Büroimmobilie                                          Bauelemente können nach Gebrauch wie-                hier bislang Aspekte wie Schadstofffrei-
                                                                      derverwertet werden. Durch diese Art des             heit, Herstellungs- und Abbaubedingun-
                 Dem Grundgedanken der „Circular Eco-                 ressourcensparenden Bauens werden Pro-               gen, Energiebilanzen oder Transportket-
               nomy“ wollen auch HPP Architekten und                  duktionsprozesse optimiert, das Anfallen             ten. Diese Punkte werden beispielsweise

               56                                                                                                                               www.industrieBAU-online.de
Die „LMD Metalldecken“ von Lindner tragen ebenfalls das Cradle to Cradle-Zertiikat   ARE YOU ALREADY DAYLIGHTED?
                                   in Silber. Die weiß pulverbeschichteten Metalldeckenelemente
                         haben eine Akustikvlieseinlage und eine zugehörige Unterkonstruktion.     DISCOVER LIGHT, AIR AND DIMENSIONS

in    Umweltprodukterklärungen        (Envi-     optimierungsprozesse berücksichtigt, die
ronmental Produkt Declaration – EPD)             zeigen, dass Produkte und Herstellungs-                       Besuchen Sie uns auf der
beschrieben. Nichtsdestotrotz gibt es            verfahren auf dem Weg zu einer besse-                           MESSE BAU 2019
auch für das C2C-Modell ein Zertii-              ren Verträglichkeit für Mensch und Natur                        Halle C2 | Stand 321
zierungsverfahren, das seit 2010 vom             sind. Die Zertiizierung kann auf Pro-
Cradle to Cradle Products Innovation             dukte aus unterschiedlichen Industrie-
Institute, einer Non-Proit-Organisation          bereichen angewendet werden und                   LAMILUX CI-SYSTEM
mit Sitz in San Francisco, koordiniert           bewertet Produktmaterialien und Verar-
                                                                                                   LICHTBAND BENERGYSAVE –
wird. In Deutschland fungiert die EPEA           beitungsprozesse in fünf Kategorien:
Internationale Umweltforschung GmbH              • Materialgesundheit der                          IM PASSIVHAUS-STANDARD
von Dr. Michael Braungart als Zertiizie-           eingesetzten Inhaltsstoffe,
rungsstelle. Der Chemiker hatte Ende             • Kreislauffähigkeit des Produktes                SPAREN SIE ENERGIE
der 1990er-Jahre gemeinsam mit dem                 im technischen oder biologischen                dank herausragender Dämmung und
amerikanischen      Architekten     William        Kreislauf,                                      Luftdichtheit sowie marktführenden
McDonough das Cradle to Cradle-Kon-              • Nutzung von erneuerbaren Energien,              energetischen Werten
zept entworfen.                                  • verantwortungsvolles Wassermanage-
                                                   ment und                                        BAUEN SIE PASSIVHAUSZERTIFIZIERT
Zertifizierung für                               • Einhaltung sozialer Standards.                  mit dem ersten vom Passivhaus-Insitut
Produkte und Prozesse                                                                              Darmstadt als „phA+ - Advanced
                                                 Bodenbelagshersteller                             Component“ ausgezeichneten Lichtband
     Die „Cradle to Cradle Certiied“-            als Vorreiter
Zertiizierung mit den Graden „Basic,                                                               PLANEN SIE 3D
Bronze, Silber, Gold und Platin“ umfasst            Die Mehrzahl der C2C-zeritizierten
                                                                                                   mit virtuellen BIM-Objekten
bei der Bewertung von Produkten ver-             Produkte adressiert bislang den priva-
schiedene Faktoren und Ebenen der                ten Endverbraucher. Aber auch in der              LICHTKUPPELN | FLACHDACHFENSTER | LICHTBÄNDER
Herstellung, Nutzung und der Wieder-             Baubranche gibt es bereits einige Ange-           GLASDACHKONSTRUKTIONEN | RWA | GEBÄUDEAUTOMATION
verwertung. Im Zertiizierungsstandard            bote. Insbesondere der Bereich der
werden zudem kontinuierliche Produkt-            Bodenbeläge und Bodensysteme ist hier                              LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH
                                                                                                                         Postfach 15 40 | 95105 Rehau
6/18 industrieBAU                                                                                         Tel.: 0 92 83/5 95-0 | information@lamilux.de
                                                                                                                                      www.LAMILUX.de
BODENSYSTEME UND BODENBELÄGE

                                                             zu nennen. Als Pionier darf sich in diesem           tät“. Für dieses Engagement hat kürzlich
                                                             Segment der Bodenbelagshersteller Desso              das gesamte Standardsortiment der Kau-
                                                             fühlen, der sich bereits seit 2008 mit der           tschuk-Bodenbeläge aus der Norament-
                                                             Anwendung der C2C-Prinzipien befasst.                Reihe das Cradle to Cradle-Zertiikat in
                                                             Seit 2015 gehört Desso zum Bodenbe-                  Silber vom Cradle to Cradle Products
                                                             lagshersteller Tarkett, der selbst seit 2011         Innovation Institute erhalten. „Wir haben
                                                             an C2C-Produkten arbeitet. Das Ergebnis              unsere Produkte und Prozesse in den letz-
                                                             sind Produkte, die nach Herstellerangaben            ten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt,
                                                             nachweislich frei von schädlichen Substan-           um unseren Beitrag zu einer nachhalti-
                                                             zen sind und sogar helfen, Stoffe aus der            gen Wertschöpfung zu leisten. Das kon-
                                                             Luft zu iltern, die die Gesundheit beein-            stant hohe Engagement über alle Berei-
                                                             trächtigen können. So waren die Tarkett-             che hinweg hat sich nun ausgezahlt“, sagt
                                                             Linoleumbeläge die ersten am Markt, die              Dietmar Mävers, Business Development
                                                             mit dem Cradle to Cradle-Silber-Zertiikat            Manager bei Nora Systems. Mit Norament
                                                             ausgezeichnet wurden. Die Linoleum-                  926 (Noppe), Norament arago, Norament
                                                             Kollektion „Originale“ ist mit Cradle to             grano sowie Norament satura wurde das
                                                             Cradle-Gold ausgezeichnet, die Linoleum-             gesamte Standardsortiment der Produkt-
                                                             beläge Silencio weisen die Cradle to                 reihe zertiiziert. Die Zertiizierung wei-
                                                             Cradle-Bronze-Auszeichnung auf. Bei den              terer Produkte ist bereits eingeleitet. Im
                                                             homogenen Bodenbelägen erzielte Tarkett              Segment der Keramikliesen ist Mosa welt-
                                                             für das Produkt „iQ One“ eine Cradle To              weit der erste Hersteller, der eine Cradle
                                                             Cradle-Gold-Zertiizierung und der hetero-            to Cradle-Zertiizierung für fast seine kom-
                                                             gene Bodenbelag Evolay führt das Cradle              plette Fliesenkollektion erhalten hat.
                                                             to Cradle-Bronze-Zertiikat. Zudem sind
                                                             zahlreiche Desso-Teppichliesen mit dem               Zertifizierte Systemböden
                                                             bitumenfreien Rücken EcoBase ausgestat-
                                                             tet, welcher zu 100 Prozent recycelt wer-               Der Ausbauspezialist Lindner hat mit sei-
                                                             den kann und einen hohen Recyclinganteil             nem Systemboden Nortec ebenfalls eine
                                                             aufweist. Darüber hinaus verwendet Desso             C2C-Zertiizierung erreicht. Seine Calci-
                                                             Econyl als Garn, ein Nylon, das zu 100 Pro-          umsulfat-Trägerplatte wird im Werk Det-
                                                             zent aus wiederverwendetem Material                  telbach aus REA-Gips, Wasser und Zel-
                                                             hergestellt wird.                                    lulosefasern hergestellt. Auf Basis der
                                                                                                                  Erkenntnisse aus der Ökobilanzierung
                                                             Kautschuk-Bodenbeläge                                des Produktionsstandortes und der Erstel-
                                                             und Fliesen                                          lung einer Environmental Product Decla-
                                                                                                                  ration (EPD) nach ISO 14025 konnte der
                                                               Auch Nora Systems, nach eigenen                    Systemdoppelboden Nortec zum ersten
                                                             Angaben Weltmarktführer für Kautschuk-               Systemboden mit Cradle to Cradle-Silber-
Waldmann

                                                             Bodenbeläge, setzt bei seinen Produk-                Zertiizierung weiterentwickelt werden.
                                                             ten auf eine „nachhaltige Ökoeffektivi-              Lindner dokumentiert so die 100-prozentige
                 Die Stehleuchte „Lavigo“ von Waldmann
                 wurde als weltweit erste Büroleuchte mit
                      dem international gültigen Cradle to
                          Cradle- Zertiikat ausgezeichnet.
                                                                                                                                                                          Thermalex

                                                                                   Im Dämmstoffbereich hat der Hersteller Thermalex mit dem „ThermaSmart PRO“
                                                                                 als erster Anbieter eine Bronze-Zertiizierung für eine technische Isolierung erhalten.

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BODENSYSTEME UND BODENBELÄGE

Recyclingfähigkeit nach der Nutzungsphase, eine weltweite Rück-
nahmegarantie und einen sehr hohen Anteil von Recyclingmaterial
im Produkt. Alle Materialkomponenten sind baubiologisch geprüft
und emissionsarm und die Produktion erfolgt ressourcenschonend
mit geschlossenem Wasserkreislauf. Auch die „Floor and more
Hohlböden” sind mit Silber zertiiziert.

Fassaden, Trennwandsysteme,
Büroleuchten und Dämmstoffe

  Neben den Bodenbelägen gibt es mittlerweile auch in anderen
Bereichen des Bauens C2C-zeritizierte Produkte. Bei der Lindner
Gruppe sind beispielsweise die „Life Glastrennwände mit integ-
rierten Türen“ oder die „LMD Metalldecken“ ebenfalls jeweils mit
Silber zertiiziert. Bei Letzteren handelt es sich um Metalldecken-

                                                                                                                                            HGEsch
elemente inklusive weißer Pulverbeschichtung, Akustikvliesein-
lage und zugehöriger Unterkonstruktion. Mit dem „System 2000             Für die Teppichliesen-Serie Slo-Advantage denkt Carpet Concept
                                                                            nachhaltig und setzt auf umweltschonende Garn-Alternativen.
eco“ hat Strähle seit 2016 ein C2C-zertiiziertes Trennwandsystem       Mit dem Garnhersteller Aquail fand Carpet Concept einen Partner,
im Portfolio. Zertiiziert wurde das System als Vollwand und mit      der den nachhaltigen Gedanken schon bei der Herstellung aufnimmt.
                                                                               Denn der Rohstoff für das Garn von Slo-Advantage wird aus
frontbündiger Verglasung sowie die dazu passende Alurahmen-            alten Fischernetzen gewonnen, die im Meer eingesammelt werden.
tür. Für die Bürobeleuchtung gibt es beim Lichttechnik-Hersteller          In einem von Aquail speziell entwickelten Regenerationssystem
                                                                            wird der Nylon-Wertstoff aus den recycelten Fischernetzen neu
Waldmann mit der „Lavigo Pulse VTL“ die weltweit erste Büro-             gewonnen und zu Garn produziert. Aus jeder Tonne gesammelter
leuchte mit dem international gültigen C2C-Zertiikat. Die Biele-                   Netze werden rund 1.000 m² Teppichliesen hergestellt.

felder Schüco International KG verfügt über die weltweit ersten
Cradle to Cradle-zertiizierten Fenster- und Fassadensysteme. Im
Dämmstoffbereich hat der Hersteller Thermalex mit dem „Ther-
maSmart PRO“ als erster Anbieter eine Bronze-Zertiizierung für
eine technische Isolierung erhalten.

Cradle to Cradle-inspirierte Gebäude
                                                                                     Starke Retention
                                                                                     erfordert starke
  Langfristig gesehen sollen sich die C2C-Materialien zu Cradle
                                                                                     Notentwässerung
to Cradle-inspirierten Gebäuden zusammenfügen. Sie verwen-
den möglichst nur Materialien, die in biologischen oder tech-                      Hauptentwässerung          Notentwässerung
nischen Produktionskreisläufen zirkulieren können, somit als                         VARIOFIT                 VARIOFIT
Ressource dienen und deren Auswirkungen positiv für den Men-                        Retentions-             Notentwässe-
                                                                                      einheit               rungseinheit
schen und die Umwelt sind. Durch die Nutzung erneuerbarer
Energien sollen Gebäude langfristig mehr Energie liefern, als                    • große Wasserhöhe         • geringer Wasser-
                                                                                     auf dem Dach          anstieg auf dem Dach
sie selbst verbrauchen. Das ist das langfristige Ziel einer Part-                  • geringer Abfluss         • starker Abfluss
nerschaft zwischen der EPEA Internationale Umweltforschung                             vom Dach                   vom Dach
GmbH und Drees & Sommer. Die Implementierung von Cradle
to Cradle inspirierten Elementen ersetze dabei nicht die Gebäu-
dezertiizierung nach DGNB-, LEED- oder BREEAM-Standards.
Die Umsetzung von Cradle to Cradle-Prinzipien sei vielmehr
als Ergänzung zu einer umfassenden Gebäudeanalyse und
dem Nachweis der eingesetzten Materialien zu verstehen, um
Gebäude mit einem größtmöglichen positiven Fußabdruck zu
schaffen. Mit Partnern und Unternehmen aus der Architektur,
dem Fassaden- und Gebäudebau und Designern wollen EPEA                                              Bitte besuchen Sie
und Drees & Sommer so eine bebaute Umwelt schaffen, die so                                         unseren Messestand
                                                                                                    BAU München,
effektiv ist wie die Natur.                                     p                                Halle B2, Stand 310
                                          [ROBERT ALTMANNSHOFER]

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