Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung

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Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
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2   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
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Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
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Inhaltsverzeichnis
1. Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Einführung in das Thema Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3. Wohneigentumsbildung als Beitrag zur Wohnraumoffensive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

         3.1 Wohneigentumsbildung in Deutschland 2012 bis 2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

         3.2 Struktur der Wohneigentumsfinanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

         3.3 Umzugsmobilität und ihre Wirkungen auf lokale Wohnungsmärkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

         3.4 Diskussion im Plenum                                             . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   17

4. Instrumente der Wohneigentumsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

         4.1 Sachstand zur Umsetzung des Baukindergeldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

         4.2 Wohnungsbauprämie als Baustein der Eigenkapitalbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

         4.3 Erwartete Mengeneffekte der Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

         4.4 Diskussion im Plenum                                             . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   26

5. Zusammenfassung und Ausblick                                                           . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   28
Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
1. Hintergrund
Das Bundesministerium des Innern, für Bau
und Heimat lädt in regelmäßigen Abständen ­­­­­
die Akteure der Wohnungs- und Immobilienwirt-
schaft zum Immobilienwirtschaftlichen Dialog
ein. Der Dialog dient dem kontinuierlichen
Austausch zwischen den Partnerverbänden,
Fachkreisen und Verantwortlichen aus Politik und
Verwaltung zu aktuellen wohnungspolitischen
Entwicklungen, politischen Handlungsprozessen
und gemeinsamen Initiativen.

Das Werkstattgespräch am 24. Januar 2019 in
Berlin hatte zum Ziel, jüngere Entwicklungen der
Eigentumsbildung und Instrumente zur Wohn­
eigentumsförderung zu diskutieren. In einem
ersten Themenblock wurde die Struktur der
Eigentumsbildung in Deutschland und deren
Finanzierung beleuchtet. Anhand erster Ergebnisse
eines Forschungsprojektes des Bundesministeri-
ums des Innern, für Bau und Heimat und des
Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raum­
forschung wurde aufgezeigt, welche Effekte die
Wohneigentumsbildung über sogenannte
„Sickereffekte“ auf die Wohnraumversorgung im
preiswerten Wohnungsmarktsegment haben
kann. In einem zweiten Themenblock wurden
die Wirkungsweisen von Instrumenten zur
Förderung der Wohneigentumsbildung betrachtet.
Im Mittelpunkt standen das Baukindergeld und
die Wohnungsbauprämie.

                                                    Hintergrund   7
Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
2. Einführung in das Thema
Wohneigentumsförderung und
Eigentumsbildung
                                                                  Aufgrund mangelnder Anlagealternativen haben
                                                                  Wohnimmobilien sowohl für Selbstnutzer als auch
                                                                  für Kapitalanleger an Attraktivität gewonnen.
                                                                  Zudem sind die Rahmenbedingungen für die
                                                                  Eigentumsbildung seit einigen Jahren mit niedrigen
                                                                  Zinsen und steigenden Einkommen günstig. In
                                                                  Regionen mit Wohnungsengpässen können sich
                                                                  trotz guter Finanzierungsbedingungen Haushalte
                                                                  auch mit mittleren Einkommen Wohneigentum
                                                                  häufig nicht leisten. Gründe dafür sind die stark
Marco Wanderwitz MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim       gestiegenen Boden- und Immobilienpreise sowie
Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat / © empirica        stark gestiegene Bau- und Erwerbsnebenkosten.

Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in wach-                       Um die Wohneigentumsbildung in Deutschland
senden Städten und Gemeinden ist nach wie vor                     zu erleichtern, sieht der Koalitionsvertrag einen
groß. Die Regierungsparteien haben sich daher                     Mix von mehreren Instrumenten vor: die Unter-
zum Ziel gesetzt, dass in der laufenden Legislatur-               stützung der Ansparphase durch eine attraktivere
periode 1,5 Millionen neue Wohnungen geschaffen                   Wohnungsbauprämie, die Senkung der Finan­
werden. Mit der gemeinsamen Wohnraum­                             zierungsbelastung durch das Baukindergeld und
offensive haben Bund, Länder und Kommunen                         Erleichterungen bei der Finanzierung durch das
auf dem Wohngipfel am 21. September 2018 ein                      geplante KfW-Bürgschaftsprogramm.
umfassendes Maßnahmenpaket zur Ausweitung
des Wohnraumangebots vereinbart. Das Maß­                         Das Baukindergeld wurde zum 18. September 2018
nahmenpaket umfasst investive Impulse, Maß-                       eingeführt. Damit werden gezielt Familien mit
nahmen zur Sicherung der Bezahlbarkeit des                        Kindern bei der Bildung von selbstgenutztem
Wohnens, zur Baulandmobilisierung, zur Bau­                       Wohneigentum gefördert. Das Gesamtvolumen
kostensenkung sowie zur Fachkräftesicherung.                      des Programms beträgt 9,9 Milliarden Euro. Die
                                                                  Inanspruchnahme des Baukindergeldes ist zudem
Auch die Wohneigentumsbildung leistet einen                       mit dem KfW-Programm „Energieeffizient Bauen
Beitrag zur Wohnraumoffensive. Daher beginnen                     und Sanieren“ kombinierbar.
wir den Immobilienwirtschaftlichen Dialog in
dieser Legislaturperiode mit einem Werkstatt­                     Darüber hinaus ist ein KfW-Bürgschaftsprogramm
gespräch zum Thema „Wohneigentumsförderung                        für Privatpersonen gemäß Koalitionsvertrag der
und Eigentumsbildung“.                                            Regierungskoalition als weitere wohnungspoliti-
                                                                  sche Maßnahme in dieser Legislaturperiode
Das selbstgenutzte Wohneigentum ist mit einem                     geplant. Ziel des geplanten Bürgschaftsprogramms
Marktanteil von annähernd 46 % eine wichtige                      ist, das notwendige Eigenkapital für Haushalte
Säule des Wohnungsmarktes. Selbstgenutztes                        mit ausreichendem Einkommen, aber geringen
Wohneigentum besitzt in Deutschland einen                         Ersparnissen bereit zu stellen. Dem Vorhaben
hohen Stellenwert für die individuelle Vermögens-                 stehen noch regulative Hürden bei Umsetzung
bildung und die Altersvorsorge. Zugleich stärkt                   durch die KfW entgegen. Gegenwärtig werden
Wohneigentum die Verbundenheit mit der                            hierzu Gespräche mit der KfW und den beteiligten
Region und trägt zur Sicherung attraktiver und                    Ressorts geführt.
sozial ausgewogener Städte und Gemeinden bei.

8      Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Plenum der Veranstaltung / © empirica

Die Wohnungsbauprämie soll nach den Vorgaben          vereinbart. Ziel ist, die Vorbereitung und Durch-
des Koalitionsvertrages attraktiver gestaltet         führung von Beschlüssen der Wohnungs­eigen­
werden. Dazu sollen die Einkommensgrenzen an          tümer über bauliche Maßnahmen insbesondere
die allgemeine Preisentwicklung angepasst und         in den Bereichen Barrierefreiheit, energetische
der Prämiensatz erhöht werden. Derzeit wird die       Sanierung, Elektromobilität und Einbruchsschutz
Wohnungsbauprämie evaluiert.                          zu erleichtern.

Entsprechend der Vorgaben aus dem Koalitions-         In dem heutigen Werkstattgespräch möchten wir
vertrag prüft die Bundesregierung darüber hinaus      mit den Mitgliedern des Immobilienwirtschaft­
die Einführung eines Freibetrages bei der Grund­      lichen Dialogs und Experten aus der Wissenschaft
erwerbsteuer für den erstmaligen Erwerb von           und Praxis die Wohneigentumsbildung als Beitrag
Wohneigentum für Familien. Dafür ist allerdings       zur Wohnraumoffensive und verschiedene Instru-
die Mitwirkung der Länder notwendig.                  mente der Wohneigentumsförderung erörtern.

In Ballungsräumen ist der Erwerb von Wohneigen-
tum oftmals nur in der Rechtsform des Wohnungs-
eigentums nach dem Wohneigentumsgesetz
(WEG) möglich. Für diese Legislaturperiode haben
wir eine Reform des Wohnungseigentumsrechts

                                          Einführung in das Thema Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung   9
Werkstattgespräch Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
3. Wohneigentumsbildung als Beitrag zur
Wohnraumoffensive
3.1 Wohneigentumsbildung in
Deutschland 2012 bis 2017
Franziska Heilmann, Kantar

Aufgabenstellung und Untersuchungsdesign

Im Fokus der seit Ende der 1990er Jahre regelmäßig
durchgeführten Studien zur Wohneigentums­
bildung stehen folgende Fragestellungen: Welche
Immobilie wird wo für die Selbstnutzung er­
worben? Wer erwirbt das Wohneigentum und wie
wird der Kauf der selbst genutzten Immobilie                    Franziska Heilmann, Kantar / © empirica
finanziert?
                                                                als Bestandimmobilien (129 m²). Familien erwar-
In der aktuellen Befragung wurden in einem                      ben im Durchschnitt größere Objekte (147 m²).
mehrstufigen Verfahren etwa 20.000 Personen
telefonisch und 2.500 Personen persönlich                       Annähernd drei Viertel der Immobilien wurden
mündlich interviewt, die zwischen Januar 2012                   im Befragungszeitraum 2012 bis 2017 im Kern
und Dezember 2017 Wohneigentum erwarben.                        (36 %) beziehungsweise im Umland (38 %) erwor-
                                                                ben. Während der Anteil im Kern gegenüber der
Immobilienerwerb zur Selbstnutzung                              Jahrtausendwende leicht (5 %) sank, stieg der
                                                                Erwerb im Umland um fast 20 % an. In Regionen
In den Jahren 2012 bis 2017 erwarben jedes Jahr                 mit Verdichtungsansätzen gingen die Erwerbsfälle
im Durchschnitt rund 412.000 Haushalte eine                     von 25 % deutlich auf 14 % zurück, in den länd­
Wohnimmobilie zur Selbstnutzung, darunter                       lichen Regionen blieben sie nahezu konstant.
rund 193.000 Familien mit Kindern. In den
meisten Fällen wurde eine Bestandsimmobilie                     Wer erwirbt die selbst genutzten Immobilien?
erworben, 26 % kauften neu errichtetes Eigentum
und bei 16 % handelt es sich um eine Schenkung                  Der Erwerb fand im Durchschnitt im Alter von
oder ein Erbe. Im zeitlichen Vergleich von 1998 bis             43 Jahren statt, in 59 % der Haushalte lebten
2017 gewannen Bestandsimmobilen an Bedeu-                       Kinder, 82 % der Erwerbenden waren selbst im
tung, ihr Anteil stieg von 33 % auf heute 59 %.                 Wohneigentum groß geworden und 71 % haben
                                                                vor dem Erwerb zur Miete gewohnt.
In drei von vier Fällen (76 %) wurde ein Haus
erworben und bei jedem fünften Erwerb (21 %)                    Ein Wechsel des Regionstyps fand mit dem
handelte es sich um eine Eigentumswohnung. Die                  Erwerb nur in einem kleineren Umfang statt.
restlichen 3 % entfielen auf andere Wohnformen.                 75 % der Haushalte, die im Kerngebiet eine
Familien erwarben häufiger ein Haus als Eigen-                  Immobilie erwarben, lebten auch zuvor in diesem
heim (86 %).                                                    Gebietstyp. Für das Umland trifft dies auf 85 %
                                                                der Haushalte zu, für verdichtete Regionen auf
Für Neubauobjekte wurden durchschnittlich                       84 % und für ländliche Räume auf 86 % der
424.000 Euro investiert und für eine Bestand­                   Haushalte. Im Vergleich zur vorangegangenen
immobilie rund 283.000 Euro. Neue Immobilien                    Untersuchung zeichnete sich ein Trend zur
waren im Durchschnitt etwas größer (145 m²)                     Wanderung vom Kern in das Umland ab.

10   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Verortung der Wohneigentumsbildung im Zeitvergleich
                           1998-2000          2001-2003         2004-2007      2008-2011         2012-2017
                           (n= 1.431)         (n= 1.756)        (n= 1.327)     (n= 1.699)        (n= 2.099)

                                                                                 Regionen mit
        Kern                                 Umland                          Verdichtungsansätzen             Ländliche Regionen

41
                 38                                             38
      35   35         36                           35
                                                           33
                                             27
                                                                              25     25
                                        19
                                                                                            16   15      14    15         15   15
                                                                                                                     13             13

Quelle: Kantar

Finanzielle Situation der Haushalte                                           Der Anteil der Haushalte die voll finanzieren war
                                                                              bei allen Haushalten mit 19 % höher als bei
Immobilienerwerbende Haushalte verfügten im                                   Familien mit 12 %.
Durchschnitt über ein monatliches Haushalts­
nettoeinkommen in Höhe von knapp 4.000 Euro                                   Im Durchschnitt wurde knapp zehn Jahre auf
beziehungsweise ca. 1.700 Euro pro Kopf. Die                                  den Immobilienerwerb gespart. Dabei wurden
monatliche finanzielle Wohnkostenbelastung lag                                verschiedene Sparmaßnahmen genutzt und
nach dem Erwerb mit ca. 1.150 Euro bei rund 25 %                              durchschnittlich 641 Euro im Monat über alle
des Haushaltsnettoeinkommens. Im Vergleich zur                                Sparformen zurückgelegt.
vorherigen Mietwohnung stieg die absolute
Wohnkostenbelastung um 466 Euro pro Monat.                                    Als Geldanlage dienten Sparguthaben (56 %),
                                                                              Bausparverträge (47 %), Wertpapieranlagen (35 %)
Bei Familien betrug das monatliche Haushalts­                                 sowie Fest-, Termin- oder Tagesgelder (32 %).
nettoeinkommen rund 4.300 Euro beziehungs­                                    Sofern der Erwerb mit einem Bausparvertrag oder
weise 1.250 Euro pro Kopf. Die anteilige Wohn-                                -darlehen finanziert wurde, nahm ein Drittel
kostenbelastung bei Familien lag mit 26 % des                                 staatliche Förderungen während der Einzahlungs-
Haushaltsnettoeinkommens auf ähnlichem                                        phase in Anspruch, davon 18 % die Wohnungs-
Niveau wie bei allen Haushalten. Im Vergleich ­                               bauprämie und 15 % die Arbeitnehmerzulage.
zur früheren Mietwohnung stieg die finanzielle
Belastung allerdings stärker und zwar um                                      Nutzung von Fördermaßnahmen
635 Euro pro Monat.
                                                                              Beim Ersterwerb eines Neubauobjektes nutzte
Eigenkapital und Ansparverhalten                                              knapp ein Drittel (30 %) öffentliche Fördermaß-
                                                                              nahmen. Dieser Wert lag damit fast doppelt so
95 % aller Haushalte beziehungsweise 93 % der                                 hoch wie beim Erwerb von Wohneigentum
Familien mit Kindern setzten zur Finanzierung                                 insgesamt mit lediglich 17 %. Rund 5 % der zur
Eigenkapital ein. Dieses betrug im Durchschnitt                               Riester-Förderung Berechtigten nutzten auch
aller Haushalte 167.000 Euro, bei Familien mit                                Wohnriester.
Kindern lag es mit 183.000 Euro etwas höher.

                                                                               Wohneigentumsbildung als Beitrag zur Wohnraumoffensive    11
Dabei informierten sich Haushalte, die eine neue
Immobilie erwarben, häufiger über staatliche
Fördermittel und verbilligte Darlehen als der
durchschnittliche Erwerber von Wohneigentum.
Sie nutzten zudem auch vielfältigere Informati-
onsquellen.

Fazit

•    Durchschnittlich 412.000 Haushalte                            Thomas Hofer, vdpResearch / © empirica
     erwarben von 2012 bis 2017 pro Jahr eine
     Wohnimmobilie zur Selbstnutzung,                              stiegen die Wohnimmobilienpreise jedoch stärker
     darunter 193.000 Familien.                                    als die Einkommen der Privathaushalte.

•    Familien mit Kindern machten bei der                          Studiendesign
     Wohneigentumsbildung den größten Anteil
     aus – trotz schwierigerer Rahmenbedingun-                     vdpResearch führt im Abstand von zwei bis
     gen.                                                          vier Jahren regelmäßig Erhebungen unter den
                                                                   vdp-Mitgliedsbanken durch, die im Privat­
•    Wurde erstmalig eine Immobilie erworben,                      kundengeschäft aktiv sind. Die letzte Erhebung
     nutzte knapp ein Drittel der Erwerber öffent­                 erfolgte im Jahr 2017. Die Untersuchung geht
     liche Fördermaßnahmen.                                        vor dem Hintergrund der oben geschilderten
                                                                   Entwicklungen den Fragen nach: Werden Wohn­
                                                                   immobilien angesichts der anhaltenden Preis­
                                                                   steigerungen vermehrt über Kredite finanziert?
3.2 Struktur der                                                   Welche Konditionen werden dabei vereinbart?
                                                                   Wie hoch ist der Anteil am Einkommen, der
Wohneigentumsfinanzierung                                          für die Bedienung des Darlehens aufgewendet
Thomas Hofer, vdpResearch                                          wird? Gibt es wesentliche strukturelle Unter­
                                                                   schiede in der Wohneigentumsfinanzierung?
Entwicklung des Wohneigentumsmarkts
                                                                   Durch die Einbeziehung verschiedener Säulen
Seit 2009 haben die Auszahlungen von Wohn­                         der Kreditwirtschaft (Realkreditinstitute, Sparkas-
immobilienkrediten erheblich zugenommen.                           sen, Kreditgenossenschaften, Großbanken,
Darin spiegelt sich eine kräftige Nachfrage nach                   Direktbanken, Bausparkassen) bildet die Studie
Häusern und Wohnungen wider. Die Rahmen­                           einen Großteil der Geschäftsfelder ab. Pro Institut
bedingungen hierfür waren in den letzten Jahren                    werden 120 zufällig ausgewählte Beleihungsfälle
günstig, was nicht zuletzt auf eine durchgehend                    (60 Eigenheime und 60 Eigentumswohnungen)
positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung                         erhoben, so dass insgesamt eine Stichprobengröße
seit 2010 zurückzuführen ist. Hinzu kamen                          von 1.527 auswertbaren Finanzierungsfällen¹
fortwährend günstiger werdende Finanzierungs-                      vorliegt. Dabei entspricht die Struktur der erfass-
bedingungen. Die Preise für Wohneigentum                           ten Finanzierungsfälle im Hinblick auf die
sind in diesem Zeitraum kontinuierlich gestiegen.
Über mehrere Jahre ging dies mit einem nahezu
ebenso starken Anstieg der verfügbaren Einkom-                     1 793 Eigenheime, 446 selbst genutzte Eigentumswohnungen und
men der privaten Haushalte einher. Zuletzt                         288 vermietete Eigentumswohnungen.

12      Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Preise für Wohneigentum, Darlehnsauszahlungen, Einkommen und Zinsen 2009 – 2018
                      180                                                                                                                     5,0%

                      170                                                                                                                     4,5%

                      160                                                                                                                     4,0%

                      150                                                                                                                     3,5%
Index JD 2009 = 100

                      140                                                                                                                     3,0%

                      130                                                                                                                     2,5%

                      120                                                                                                                     2,0%

                      110                                                                                                                     1,5%

                      100                                                                                                                     1,0%

                      90                                                                                                                      0,5%
                            2009/1   2010/1     2011/1      2012/1      2013/1   2014/1      2015/1      2016/1      2017/1      2018/1

                      Darlehensauszahlungen (l.A.)                                              Preise für selbst genutztes Wohneigentum (l.A.)
                      verfügbares Einkommen der privaten Haushalte (l.A.)                       Zinsen für Wohnungsbaukredite (r.A.)

Quelle: vdpResearch, kreditwirtschaftliche Verbände, Deutsche Bundesbank, Statistisches Bundesamt

regionale Verteilung weitgehend der räumlichen                                            belastungsquote damit immer noch einen Wert
Struktur der Transaktionen und der Bautätigkeit.                                          unterhalb des Jahres 2009 aufweist.

                                                                                          Differenziert nach den siedlungsstrukturellen
Einkommen, Objektpreise und Struktur der                                                  Kreistypen2 ist das verfügbare Haushaltsnettoein-
Finanzierung                                                                              kommen in den Metropolkernen am höchsten
                                                                                          und nimmt mit der Siedlungsdichte ab. Vergleich-
Zwischen 2009 und 2017 nahmen die Einkommen                                               bar dazu verhalten sich die Objektpreise. Diese
der Privathaushalte und die Kaufpreise für selbst                                         sind auch in den Metropolkernen am höchsten
genutztes Wohneigentum deutlich zu, wobei                                                 und in dünn besiedelten ländlichen Kreisen am
letztere seit einigen Jahren deutlich stärkere                                            niedrigsten. Angesichts der ähnlichen regionalen
Steigerungsraten aufweisen. Die Ergebnisse der                                            Abstufung des Preis- bzw. Einkommensniveaus
Befragung zeigen, dass sich diese unterschiedlich                                         lassen sich in Bezug auf die Fremdmittelquote
stark ausgeprägten Entwicklungen auf die Finan-                                           oder die Kreditbelastungsquote keine systemati-
zierungsstruktur auswirken: Der Anteil der                                                schen regionalen Unterschiede erkennen.
eingesetzten Fremdmittel stieg leicht von 74 % in
2012 auf 78 % im Jahr 2017 an. Auch der Anteil der
Belastung aus den Darlehen an den verfügbaren                                             2 Metropolenkerne, kreisfreie Großstädte, Städtische Kreise, länd-
Einkommen ist geringfügig von 2012 bis 2017                                               liche Kreise mit Verdichtungsansatz und dünn besiedelte ländliche
                                                                                          Kreise
auf rund 25 % gestiegen, wenngleich die Kredit­

                                                                                          Wohneigentumsbildung als Beitrag zur Wohnraumoffensive          13
Finanzierung von Eigenheimen nach Einkommensgruppen 2017

Kaufpreise und Einkommen                                                          Fremdmitteleinsatz und Kreditbelastung

                Objektpreis (l.A.)   Haushaltsnettoeink. (monatl., r.A.)                  Fremdmittelquote (l.A.)   Kreditbelastungsquote (r.A.)

                                                                       5.000     85%

                                                                       4.500
                                                                                 80%

                                                                       4.000
                                                                                 75%
                                                                       3.500

                                                                                 70%
300.000

250.000                                                                                                                                            30,0%

200.000
                                                                                                                                                   25,0%

150.000
                                                                                                                                                   20,0%
100.000

                                                                                                                                                   15,0%
 50.000

     0                                                                                                                                             10,0%

             2009           2012         2015            2017                            2009          2012         2015           2017
Quelle: vdpResearch, kreditwirtschaftliche Verbände, Deutsche Bundesbank, Statistisches Bundesamt

Erhebliche Unterschiede bei der Finanzierungs-                                 Zinsbindung von ungefähr 10 Jahren auf ungefähr
struktur gibt es bei einer Differenzierung nach                                14 Jahre gestiegen. Dies führt dazu, dass die
Einkommensklassen. Diese fallen bei der Fremd-                                 durchschnittliche rechnerische Gesamtlaufzeit
kapitalquote allerdings weniger eindeutig aus                                  der Darlehen leicht zurückgeht.
als bei den Kreditbelastungsquoten, die mit
zunehmenden Einkommen deutlich sinken.                                         Fazit
Am höchsten ist die Kreditbelastungsquote mit
30 % bei Haushalten mit einem monatlichen                                      Da die Zinsen für Wohnungsbaukredite über
Haushaltsnettoeinkommen von bis zu 3.200 Euro,                                 einen langen Zeitraum zurückgegangen sind, ist
in den nächsten beiden Einkommensklassen                                       der Wohneigentumserwerb trotz steigender
(mehr als 3.200 bis 3.900 Euro und mehr als 3.900                              Preise erschwinglich geblieben. Seit 2015 bewegen
bis 5.000 Euro) fällt die Belastungsquote auf 26 %                             sich die Zinsen jedoch seitwärts und können
bzw. 25 % ab und ist mit 22 % in der Einkommens­                               somit den Anstieg der Immobilienpreise nicht
klasse mit mehr als 5.000 Euro monatlichem                                     mehr kompensieren. Gleichzeitig hält das Wachs-
Haushaltseinkommen am niedrigsten.                                             tum der verfügbaren Einkommen seit einigen
                                                                               Jahren nicht mehr mit der Immobilienpreisent-
Das niedrige Zinsniveau nutzen die Darlehens-                                  wicklung Schritt. Dies wirkt sich inzwischen auch
nehmer dazu, eine höhere Anfangstilgungsrate                                   auf die Finanzierungsstruktur aus.
sowie eine längere Zinsbindung zu vereinbaren.
So ist der Satz für die Anfangstilgung im Verlauf                              Die Untersuchungen belegen, dass Kreditnehmen-
der Zinssenkung von 1,85 % auf 3,32 %, die                                     de und Banken weiterhin sicherheitsorientiert

14        Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Entwicklungen der Objekt-Preis-Relation, der Fremdmittelquote und der Kreditbelastungsquote
1995 – 2017

                                              Objektpreis-Einkommens-Relation                                            Fremdmittelquote 1995 - 2017                                                  Kreditbelastungsquote 1995 - 2017
                                              1995 - 2017
                                        8,0                                                                       80                                                                            45

                                        7,5                                                                       75
Objektpreis als Vielfaches des jährl.

                                                                                                                                                                                                40
                                        7,0                                                                       70

                                                                                                                                                                        Kreditbelastungsquote
       Haushaltsnettoeink.

                                        6,5                                                                       65
                                                                                               Fremdmittelquote

                                                                                                                                                                                                35
                                        6,0                                                                       60

                                        5,5                                                                       55
                                                                                                                                                                                                30
                                        5,0                                                                       50

                                        4,5                                                                       45                                                                            25

                                        4,0                                                                       40

                                        3,5                                                                       35                                                                            20

                                              95 997 999 001 003 005 007 009 011 013 015 017                           95 997 999 001 003 005 007 009 011 013 015 017                                95 997 999 001 003 005 007 009 011 013 015 017
                                          19    1   1   2   2   2   2   2   2   2   2   2                          19    1   1   2   2   2   2   2   2   2   2   2                               19    1   1   2   2   2   2   2   2   2   2   2

Quelle: vdpResearch auf Grundlage von Angaben der vdp-Mitgliedsinstitute

agieren. Das lässt sich insbesondere daran feststel-                                                                                          deutlichen Verknappung des Angebots vor allem
len, dass im Vergleich zu 2015 nochmals längere                                                                                               im preisgünstigen Wohnungsmarktsegment.
Zinsbindungen sowie etwas höhere Anfangstil-                                                                                                  Neubauvorhaben werden tendenziell eher im
gungen vereinbart wurden.                                                                                                                     mittleren oder höherwertigen Marktsegment
                                                                                                                                              realisiert. Vielfach wird deshalb kritisiert, dass die
Die Entwicklung der Finanzierungsstruktur wird                                                                                                falschen Wohnungen gebaut würden. In der
weiter beobachtet, für Ende 2019 ist eine erneute                                                                                             Fachwelt und in der Öffentlichkeit ist umstritten,
Erhebung geplant. Dabei sollen auch Angaben zur                                                                                               ob und in welchem Umfang derartige Neubau-
Inanspruchnahme beziehungsweise zur Wirkung                                                                                                   maßnahmen über sogenannte „Sickereffekte“ zu
des Baukindergeldes erhoben werden.                                                                                                           einer Entlastung des preiswerten Wohnungs-
                                                                                                                                              marktsegments beitragen.

3.3 Umzugsmobilität                                                                                                                           Die Studie „Umzugsmobilität und ihre Wirkungen
                                                                                                                                              auf lokale Wohnungsmärkte“ untersucht, ob über
und ihre Wirkungen auf lokale                                                                                                                 Umzugsketten auch das preisgünstige Wohnungs-
Wohnungsmärkte                                                                                                                                marktsegment entlastet wird. Die Untersuchung
                                                                                                                                              findet in vier Fallstudienstädten statt.
Dr. Roland Busch, Institut für Raumforschung
und Immobilienwirtschaft,
Bernhard Faller, Quaestio — Forschung und
Beratung

Hintergründe zur Studie „Umzugsmobilität“

Die hohe Nachfrage nach Wohnraum führt in den
Großstädten und Ballungsgebieten zu einer

                                                                                                                                               Wohneigentumsbildung als Beitrag zur Wohnraumoffensive                                                 15
Bernhard Faller, Quaestio Forschung und Beratung / © empirica     Dr. Roland Busch, Institut für Raumforschung & Immobilienwirt-
                                                                  schaft / © empirica

Methodisches Vorgehen                                             Erste Ergebnisse

Auf Basis einer umfassenden empirischen Unter-                    In angespannten Wohnungsmärkten werden
suchung in den vier Großstädten Leipzig, Nürn-                    freiwerdende Wohnungen zügig wieder vermietet.
berg, Köln und Bremen wird das Umzugsgesche-                      Diese setzen Umzugsketten in Gang. Die ersten
hen in lokalen Wohnungsmärkten näher                              Auswertungen machen bereits deutlich, dass es
analysiert und Umzugsketten nachgezeichnet.                       Verflechtungen des hochpreisigen Mietwohnungs-
                                                                  neubausegments mit anderen und auch deutlich
Dazu werden mehrere Analysebausteine durchge-                     preiswerteren Mietwohnungssegmenten gibt.
führt:                                                            Die These, dass durch Neubau Versorgungseffekte
                                                                  in den preiswerteren Bestandsmärkten ausgelöst
•    Eine Befragung aller Haushalte, die im Jahr                  werden, scheint sich zu bestätigen. Nach den
     2017 umgezogen sind,                                         ersten Ergebnissen werden die neu gebauten
                                                                  Mietwohnungen in den vier betrachteten Städten
•    eine Befragung der Wohnungseigentümer der                    im Durchschnitt zu einer Miete von knapp über
     Wohnungen, die durch den Umzug in eine                       11 Euro/m² angeboten. Diese werden zu gut 35 %
     Neubauwohnung frei geworden sind,                            von Haushalten außerhalb der Stadt bezogen. Die
                                                                  restlichen Haushalte stammen fast gleichverteilt
•    eine Auswertung des Umzugsgeschehens auf                     aus dem gesamten Spektrum des lokalen Miet-
     der Grundlage des Einwohnermelderegisters                    wohnungsmarktes. Mehr als die Hälfte der Mieter
     und die Verschneidung dieser Ergebnisse                      der Neubauwohnungen, die aus dem lokalen
     mit Lage- und Gebäudemerkmalen sowie                         Wohnungsmarkt stammen, haben zuvor in einer
                                                                  Mietwohnung im unteren und mittleren Preis­
•    vertiefende Auswertungen in ausgewählten                     segment gewohnt. Dies ist ein Indiz dafür, dass ein
     Quartieren.                                                  Sickern durch die Marktsegmente erfolgt. Inwie-
                                                                  weit die frei werdenden Wohnungen bei der
Die Studie ist aktuell noch in Bearbeitung. Im                    Weitervermietung wieder zu einem bezahlbaren
Rahmen des IWD wurden erste ausgewählte                           Preis angeboten werden, soll über die Vermie­ter­
Ergebnisse vorgestellt.                                           befragung herausgefunden werden. Die Gesamt­
                                                                  ergebnisse der Studie liegen voraussichtlich im
                                                                  Sommer 2019 vor.

16     Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Verflechtungen des Mietwohnungs-Neubausegments mit anderen Mietwohnungssegmenten

Befragung der Umziehenden

    Verflechtungs-
       analyse
                                Beispiel: Verflechtung des Mietwohnungs-
                                Neubausegments mit anderen Mietwohnungssegmenten

                                                                                    12,60
                                                                                             Teuersten 20%
                                                                         12,0%       /m

                                                                                    10,03    20% bis 40%
                                                      11,12              12,4%       /m
                                Wohnungsneubau
                                                        /m
                                                                         11,7%      8,70
                                                                                     /m      40% bis 60%
                                                                         14,8%
                                                                                    7,53     60% bis 80%
                                                                                     /m
                                                                         13,4%
                                                                                    5,90
                                                                                     /m      Günstigsten 20%

                                                                         35,7%
             Stadtgrenze        Stadtgrenze

                                                                                             Zuzug von außerhalb des Stadtgebiets

Quelle: Institut für Raumforschung und & Immobilienwirtschaft, Quaestio — Forschung und Beratung
                                                                                                                                 5

3.4       Diskussion im Plenum                                         zum Beispiel um Vermögen aus einer Erbschaft
                                                                       oder einer Schenkung und beim Zweiterwerb
Eigenkapital und Ansparverhalten                                       häufig aus dem Erlös des Verkaufs der vorherigen
                                                                       Immobilie.
Aus dem Plenum wird vorgetragen, dass nach den
Ergebnissen der Befragung zur Eigentumsbildung                         Eigenkapital in Abhängigkeit des
immobilienerwerbende Haushalte über ein                                Befragtenkreises
eingesetztes Eigenkapital in Höhe von durch-
schnittlich 167.000 Euro verfügten. Dabei sparen                       Im Vergleich zwischen der Befragung von Haus-
diese Haushalte zehn Jahre im Durchschnitt rund                        halten durch Kantar und der Untersuchung über
641 Euro pro Monat, also knapp 77.000 Euro. Die                        die Finanzierungsinstitute gibt es erhebliche
Referentin der Studie zur Wohneigentumsbildung                         Unterschiede beim eingesetzten Eigenkapital der
bestätigt diese Differenz und verweist darauf, dass                    erwerbenden Haushalte. So beträgt zum Beispiel
sich ein Großteil des eingesetzten Eigenkapitals                       bei der Befragung der Haushalte die Eigenkapital-
aus anderen Quellen speist. Dabei handelt es sich                      quote ungefähr 50 %, während die Analyse der

                                                                        Wohneigentumsbildung als Beitrag zur Wohnraumoffensive       17
Struktur der Wohneigentumsfinanzierung                          Mieten und Sickereffekte
eine Eigenkapitalquote von ca. 20 % ausweist.
Diese unterschiedlichen Angaben basieren                        Ein Teilnehmer zeigte sich verwundert, dass die
nach Auskunft der Referierenden darauf, dass                    Mietobergrenze bei 60 % der umziehenden
von den befragten Haushalten einige Erwerber                    Haushalte bei 8,70 Euro/m²-Wohnfläche bezie-
den Kaufpreis vollständig mit Eigenkapital                      hungsweise bei 80 % der umziehenden Haushalte
finanzieren, während es sich bei der Befragung                  bei 10,30 Euro/m²-Wohnfläche liegt. Er geht
der Finanzierer ausschließlich um Haushalte                     davon aus, dass es nicht in allen untersuchten
handelt, die einen Kredit in Anspruch nehmen.                   Städten in diesem Preissegment noch ein Angebot
                                                                gibt. Die Referenten der Studie verwiesen darauf,
Differenzierung nach Erwerbskohorten und                        dass es sich zum einen um bislang vorläufige
Regionen                                                        Ergebnisse handelt und die Mietanalyse sich auf
                                                                den gesamten Pool der vier Städte bezieht.
In der weiteren Diskussion wurden zudem Fragen                  Zum anderen ergäben die bisherigen Analysen,
nach den Unterschieden der Erwerberkohorten                     dass es in diesen Teilsegmenten sehr wohl ein
aufgeworfen. Es wurde darauf verwiesen, dass                    Angebot gibt.
rund 82 % der Erwerbenden im Eigentum groß
geworden sind, und nachgefragt, ob es somit beim
Eigentumserwerb einen kausalen Zusammenhang
mit der Elterngeneration gibt. In die gleiche
Richtung zielte die Frage, ob Erwerberkohorten
identifiziert werden können, die eher weniger in
der Lage sind, Wohneigentum zu bilden. Auch
wurde angeregt, eine Differenzierung auf Bundes-
länderebene vorzunehmen.

Die Referentin erläuterte, dass aufgrund des
Stichprobenumfangs eine Kohortenanalyse
und eine regionale Analyse möglich seien, diese
bislang allerdings noch nicht durchgeführt
wurden. Die Auswertung der Befragung sei noch
nicht abgeschlossen. Momentan werde mit dem
Bundesbauministerium und dem BBSR abge-
stimmt, welche weiteren Analysen durchgeführt
werden. Die Vorlage des endgültigen Berichtes
ist für Sommer 2019 geplant.

18   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
4. Instrumente der
Wohneigentumsförderung
4.1 Sachstand zur Umsetzung                                            Abwicklung des Baukindergeldes über die KfW
des Baukindergeldes                                                    Grundlagen der Programmumsetzung durch das
Dr. Philipp Tilleßen, KfW Kreditanstalt für                            Bundesministerium des Innern, für Bau und
Wiederaufbau                                                           Heimat sind der Koalitionsvertrag zwischen CDU/
                                                                       CSU und SPD vom 12.03.2018, der Beschluss der
Baukindergeld                                                          Geschäftsführenden Vorstände der Koalitionsfrak-
                                                                       tionen vom 07./08.05.2018 sowie der Beschluss
Die KfW fördert im Auftrag des Bundesministeri-                        des Koalitionsausschusses vom 26.06.2018. Die
ums des Innern, für Bau und Heimat mit dem                             administrative Abwicklung erfolgt über die KfW
Baukindergeld den Ersterwerb von selbst genutz-                        Bankengruppe.
tem Wohneigentum für Familien. Der Antrags-
zeitraum ist zeitlich begrenzt vom 18.09.2018 bis                      Der Antrag auf Baukindergeld kann online im
31.12.2023. Ein Antrag kann erst nach Einzug                           KfW-Zuschussportal gestellt werden. Voraus­
gestellt werden. Als Fristen für den Erwerb von                        setzung für die Auszahlung der Zuschüsse ist das
Neu- und Bestandsgebäuden gilt das Datum des                           Hochladen aller Nachweise (Einkommensteuer-
notariellen Kaufvertrags, der zwischen dem                             bescheide, Meldebestätigung und Grundbuchaus-
01.01.2018 und 31.12.2020 unterzeichnet sein                           zug). Bereits seit 18.09.2018 können Anträge
muss. Neubauvorhaben sind förderfähig, wenn                            gestellt werden und seit März 2019 ist es möglich,
die Baugenehmigung zwischen dem 01.01.2018                             die Nachweise auf dem KfW-Zuschuss­portal
und dem 31.12.2020 erteilt wurde. Nach dem                             hochzuladen.
jeweiligen Landesbaurecht sind nur anzeige-
pflichtige Vorhaben förderfähig, wenn die zustän-                      Mit der Freischaltung des KfW-Zuschussportals
dige Gemeinde nach Maßgabe der jeweiligen                              für das Baukindergeld in der 38. Kalenderwoche
Landesbauordnung (LBauO) durch die Bauanzeige                          2018 wurden knapp 10.000 Anträge gestellt, rund
Kenntnis erlangt hat und mit der Ausführung des                        376.000 Visits auf der KfW-Homepage und mehr
Vorhabens frühestens zwischen dem 01.01.2018                           als 15.600 Anfragen im Infocenter gezählt.
und dem 31.12.2020 begonnen werden durfte.
                                                                       Im weiteren Jahresverlauf 2018 und bis Anfang
                                                                       2019 hat sich die wöchentliche Zahl der Anträge
                                                                       bei 2.000 bis 3.000, die der Visits auf 35.000 bis
                                                                       45.000 und die wöchentliche Zahl der Anfragen
                                                                       im Infocenter zwischen 25.000 und 37.000 einge-
                                                                       pendelt.

                                                                       Erfolgreicher Start eines neuen Förderprodukts

                                                                       Insgesamt ist die Nachfrage hoch: Bis Ende 2018
                                                                       lagen etwas mehr als 56.000 Anträge mit einem
                                                                       Fördervolumen von rund 1,2 Mrd. Euro vor.
                                                                       Damit entspricht die Zahl der Anträge in etwa
                                                                       den Erwartungen für das Jahr 2018.

                                                                       Bis Ende Mai 2019 betrug das Antragsvolumen
                                                                       insgesamt 2,1 Mrd. Euro. Auf Basis der bereits
                                                                       eingegangen Anträge in 2019 wird derzeit von
Dr. Philipp Tilleßen, KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau /© empirica   rund 120.000 Anträgen pro Jahr ausgegangen.

                                                                                    Instrumente der Wohneigentumsförderung   19
Baukindergeld 2018/2019: Visits, Anfragevolumen Infocenter, Anzahl Anträge
                                          376.483

                               400.000                                                                                                                                                                                                                                              12.000

                               350.000
                                          9.543                                                                                                                                                                                                                                     10.000              Visits
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Internet
                               300.000
Kontakt Internet, Infocenter

                                                                                                                                                                                                                                                                                    8.000
                               250.000

                                                                                                                                                                                                                                                                                            Anträge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Anfrage-
                               200.000                   5.433                                                                                                                                                                                                                      6.000               volumen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Infocenter
                                                                                                                                                                                                                              4.426
                               150.000
                                                                                                                                                                                                                 3.731
                                                                       3.549                                                                                                                                                                                                        4.000
                                                                                                                                                                                                   3.263
                                                         95.760

                                                                                    2.990                      2.913                                                                                                                        3.037
                                                                                                                                          2.796                         2.697         2.677                                                              2.675
                               100.000                                                           2.803
                                                                                                                             2.661                      2.650
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Anzahl
                                                                                                                                                                                                                                                                       2.252
                                                                       59.728

                                                                                                  58.983

                                                                                                               56.148
                                                                                    52.688

                                                                                                                                                                                                                                                                                    2.000
                                                                                                                                          43.492

                                                                                                                                                                                                                                                                       47.357
                                                                                                                             42.511

                                                                                                                                                       40.570

                                                                                                                                                                        41.421

                                                                                                                                                                                      37.797

                                                                                                                                                                                                   37.837

                                                                                                                                                                                                                 36.657

                                                                                                                                                                                                                              31.186

                                                                                                                                                                                                                                            31.443

                                                                                                                                                                                                                                                         32.432
                               50.000
                                                15.636

                                                              7.526

                                                                                                                                                                                                                                   4.605
                                                                                                                    4.516
                                                                                         4.277

                                                                                                       4.168
                                                                            4.093

                                                                                                                                                                3.831
                                                                                                                                               3.774

                                                                                                                                                                                                                      3.708
                                                                                                                                                                             3.544

                                                                                                                                                                                           3.492
                                                                                                                                  3.427

                                                                                                                                                                                                        3.371

                                                                                                                                                                                                                                                                            3.585
                                                                                                                                                                                                                                                              1.791
                                                                                                                                                                                                                                                 1.516

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Bitte beachten:
                                                                                                                                                                                                                                                                                        Zusagen aus KW 53 (Mo,
                                    0                                                                                                                                                                                                                                               0   31.12.) wurden in KW 01
                                         38/2018                      40/2018                    42/2018                    44/2018                    46/2018                       48/2018                    50/2018                    52/2018                    02/2019           überführt

     Quelle: KfW

Mehrzahl der Anträge aktuell für den                                                                                                                                                 Ein­wohner ­(Anträge je 100 Einwohner) verändern
Bestandserwerb                                                                                                                                                                       sich die Relationen: Nunmehr führt Niedersachen
                                                                                                                                                                                     gefolgt vom Saarland und von Brandenburg die
Annähernd 90 % der bisherigen Anträge wurden                                                                                                                                         Liste an, Berlin, Hamburg und Bayern befinden
für den Erwerb einer Bestandsimmobilie bis Ende                                                                                                                                      sich am Ende der Liste. Das Baukindergeld wird
2018 gestellt. Seit Beginn des Jahres 2019 wird das                                                                                                                                  gewährt, wenn das zu versteuernde Haushaltsein-
Baukindergeld zu 77 % für Bestandsbauten und zu                                                                                                                                      kommen von 90.000 Euro pro Jahr bei einem Kind
23 % für Neubauten beantragt. Dies ist nicht                                                                                                                                         sowie 15.000 Euro für jedes weitere Kind (Durch-
überraschend, da die Antragstellung erst nach                                                                                                                                        schnitt der letzten 2 Jahre vor Antragstellung)
Einzug erfolgt. Es ist davon auszugehen, dass sich                                                                                                                                   nicht überschritten wird. Zu vermuten ist, dass für
das Verhältnis von Bestand und Neubau im Laufe                                                                                                                                       Familien in Städten mit überdurchschnittlich
des Jahres 2019 weiter zugunsten der Neubauten                                                                                                                                       hohen Kaufpreisen, wie zum Beispiel in Berlin
verschiebt.                                                                                                                                                                          oder Hamburg, ein Eigentumserwerb auch mit
                                                                                                                                                                                     Förderung nur schwer umsetzbar ist.
Verteilung der Anträge nach Raum- und
Haushaltsstrukturen                                                                                                                                                                  Knapp 45 % der Anträge werden von Familien mit
                                                                                                                                                                                     einem Kind und rund 42 % der Anträge von
Absolut werden in den bevölkerungsstarken                                                                                                                                            Familien mit zwei Kindern gestellt. Rund 11 % der
Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-                                                                                                                                            Anträge entfallen auf Familien mit drei Kindern
Württemberg, Niedersachsen und Bayern die                                                                                                                                            und der Rest auf Familien mit vier und mehr
meisten Anträge gestellt. Bezogen auf die                                                                                                                                            Kindern.

 20                               Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Ausblick und weitere Schritte

•   Seit März 2019 können wie geplant die
    Dokumente zur Nachweisprüfung im KfW-
    Zuschussportal hochgeladen werden. Dazu
    werden die Kunden in Tranchen zur Ab­
    arbeitung der „Bugwelle“ nach Antragsdatum
    über die Upload-Möglichkeit informiert.

•   Nach dem Upload der Nachweise Ende März
    2019 erfolgt die Prüfung der Dokumente.
    Bei positiver Prüfung werden die Auszahlun-
    gen der ersten Zuschussraten angewiesen.         Dr. Claus Michelsen, DIW Deutsches Institut für Wirtschaft Berlin /
                                                     © empirica
•   Grundsätzlich bestehen weitere tech­­­­ni­­
    sche Auto­matisierungsmöglichkeiten.             Status Quo der Wohnungsbauprämie
    Diese sind allerdings in Anbetracht
    der begrenzten Programmlaufzeit auf              Bei Einhaltung der Einkommensgrenzen erhalten
    ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen.               die Sparenden einen jährlichen Zuschuss zur
                                                     Sparsumme bei einem maximal geförderten
                                                     Sparbetrag und Förderhöchstbeträgen. Die
                                                     Förderung ist an eine wohnungswirtschaftliche
4.2 Wohnungsbauprämie als                            Verwendung gekoppelt.
Baustein der Eigenkapitalbildung                     Aktuell gelten folgende Bedingungen für den
Dr. Claus Michelsen, DIW Deutsches Institut für      jährlichen Zuschuss zur Sparsumme von derzeit
Wirtschaft                                           8,8 %:

Wohnungsbauprämie und Wohneigentums­                 •   Einkommensgrenzen p. a.: 25.600 Euro
bildung                                                  beziehungsweise 51.200 Euro für Ehepaare,

Um Wohneigentum erwerben zu können, müssen           •   max. geförderter Sparbetrag p. a.: 512 Euro
zum einen die Finanzierungsraten monatlich               beziehungsweise 1.024 Euro für Ehepaare,
verlässlich bedient werden können. Dafür muss
das laufende Einkommen entsprechend hoch             •   Förderhöchstbeträge p. a.: 45,06 Euro
sein. Zum anderen muss im Vorfeld das notwen-            beziehungsweise 90,11 Euro für Ehepaare,
dige Eigenkapital angespart werden. Mit der
Wohnungsbauprämie wird die Eigenkapital­             •   wohnungswirtschaftliche Verwendung
bildung staatlich gefördert. Sie soll einen Anreiz       des gebildeten Kapitals.
darstellen, möglichst frühzeitig mit einem ziel­
gerichteten Sparen zum Zwecke der späteren
Wohneigentumsbildung zu beginnen. Die Woh-
nungsbauprämie wurde bereits 1952 eingeführt.

                                                                      Instrumente der Wohneigentumsförderung           21
Zentrale Fragestellungen bei der Evaluierung der                  Wirkungsanalyse stellt große methodische
Wohnungsbauprämie                                                 Herausforderungen

Im Rahmen einer Studie im gemeinsamen                             Als Datengrundlage verwendet das DIW das
Auftrag des Bundesfinanz- und des Bundesbau-                      sozioökonomische Panel (SOEP), in dem unter
ministeriums überprüft das DIW aktuell, ob mit                    anderem Informationen zum Haushalt,
der Wohnungsbauprämie beziehungsweise                             Einkommen und Bausparen enthalten sind.
der Bezuschussung des Bausparens die Eigen­                       Die Daten werden jährlich seit 1984 erhoben.
kapital­bildung signifikant verbessert wird und ob                Das SOEP umfasst etwa 30.000 Befragte in fast
durch die Wohnungsbauprämie mehr Haushalte                        11.000 Haushalten.
in die Lage versetzt werden, das notwendige
Eigenkapital anzusparen. Aus anderen Studien ist                  Mit der Regression-discontinuity-Methode
bekannt, dass in den unteren Einkommensklassen                    wurde untersucht, ob sich das Sparverhalten der
und in den unteren Altersklassen Bausparende                      Haushalte, die aufgrund der Einkommensgrenzen
über ein höheres Vermögen verfügen als Nicht-                     gerade noch die Wohnungsbauprämie erhalten,
Bausparende. Außerdem haben Bausparende                           vom Sparverhalten derjenigen Haushalte unter-
signifikant höhere Sparquoten und Querschnitts-                   scheidet, die gerade keine Wohnungsbauprämie
analysen lassen signifikant positive Zusammen-                    mehr erhalten. Es zeigt sich bei dieser Methode
hänge zwischen Wohnungsbauprämienförderung,                       eine schwache Evidenz für eine positive Anreiz­
Bausparen und Gesamtersparnis erkennen.                           wirkung der Wohnungsbauprämie für verhei­
Befragungen haben darüber hinaus gezeigt, dass                    ratete Haushalte vor der Reform im Jahr 1996.
die Wohnungsbauprämie bei der Entscheidung                        Für den Zeitraum nach der Reform sowie für
zum Sparen eine wichtige Rolle spielt.                            alleinstehende Haushalte im gesamten Zeitraum
                                                                  kommt die Regression-discontinuity-Methode zu
Zentral für die aktuelle Studie ist, ob die Wirkun-               keinen sinnvollen Ergebnissen.
gen kausal auf die Wohnungsbauprämie zurück-
zuführen sind. Drei Fragen stehen dabei im                        Bei der Difference-in-Differences-Methode
Mittelpunkt:                                                      wurden zwei Gruppen hinsichtlich ihres Sparver-
                                                                  haltens miteinander verglichen. Durch die
•    Hat die Wohnungsbauprämie zu einer höhe-                     Anpassung der Einkommensgrenzen zum Erhalt
     ren Bausparneigung geführt, d. h. zu einem                   der Wohnungsbauprämie 1996 gab es Haushalte,
     höheren Sparbetrag und mehr Vertrags-                        die nach 1996 erstmalig die Wohnungsbauprämie
     abschlüssen bzw. mehr Bausparenden?                          erhalten haben. In der Analyse wurden die
                                                                  Haushalte, die erstmalig die Wohnungsbauprämie
•    Hat die Wohnungsbauprämie die                                erhielten, mit den Haushalten verglichen, die
     Ansparphase verlängert?                                      schon vor 1996 Anspruch auf die Wohnungsbau-
                                                                  prämie hatten. Es zeigt sich, dass die Wohnungs-
•    Hat die Wohnungsbauprämie zu mehr                            bauprämie eine positive Anreizwirkung zur
     Ersparnisbildung geführt?                                    Bausparneigung der Haushalte aufweist. Diese
                                                                  positive Anreizwirkung der Wohnungsbauprämie
                                                                  gilt für alle Haushaltstypen.

22     Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Anteil der Familien, die zur Miete wohnen mit ausreichender Eigenkapitalausstattung 2007 und 2017

Quelle: empirica-Studie „Potential des Baukindergeldes“ im Auftrag der Bundesgeschäftsstelle der LBS

Schlussfolgerung                                                         4.3 Erwartete Mengeneffekte
Die bisherigen Ergebnisse der Analyse legen nahe,
                                                                         der Instrumente
dass die Wohnungsbauprämie einen schwach                                 Dr. Reiner Braun, empirica ag
positiven Einfluss auf die Bausparneigung unter-
schiedlicher Haushalte ausübt. Die Eigenkapital-                         Mengeneffekte der Instrumente Baukindergeld
bildung zur Wohneigentumsbildung wird durch                              und Wohnungsbauprämie
die Wohnungsbauprämie signifikant verbessert.
Weitere Analysen zur Wohnungsbauprämie                                   Zunächst einmal sollte Klarheit darüber bestehen,
werden aktuell durch das DIW durchgeführt. Die                           welche Mengeneffekte zur Bestimmung des
Ergebnisse der Studie werden im Sommer 2019                              Erfolgs von Maßnahmen zur Förderung der
erwartet.                                                                Wohneigentumsbildung relevant sind. Dabei geht
                                                                         es nicht um die Anzahl der Antragstellenden,
                                                                         die ausgezahlten Fördersummen oder die Anzahl
                                                                         der neu errichteten Wohnungen. Von Bedeutung

                                                                                          Instrumente der Wohneigentumsförderung   23
für die Wirksamkeit von Förderinstrumenten
zur Wohneigentumsbildung ist allein die Frage,
ob durch das jeweilige Instrument mehr Haushalte
in die Lage versetzt werden, Wohneigentum zu
bilden.

Seit 2007 ist in zahlreichen Regionen Deutsch-
lands der Anteil von Familien, die aktuell zur
Miete wohnen und über ausreichend Eigenkapital
zur Finanzierung einer selbst genutzten Immobilie
verfügen, gesunken.

Mengeneffekte der Wohnungsbauprämie

Die Wohnungsbauprämie leistet nachweislich –
wie der Vortrag des DIW bestätigt – einen nach-                 Dr. Reiner Braun, empirica ag / © empirica
haltigen Beitrag zur besseren Eigenkapitalausstat-
tung von jungen Haushalten und versetzt somit
mehr Haushalte und früher in die Lage, Wohn­
eigentum zu bilden. Die Einkommensgrenzen                       Mengeneffekte des Baukindergeldes
und der Prämiensatz wurden seit 1996 nicht
angepasst. Daher profitieren aktuell kaum noch                  Durch das Baukindergeld steigt die Eigenkapital-
Haushalte von der Wohnungsbauprämie. Die                        ausstattung der Familienhaushalte deutlich. Pro
Mehrheit der unter 40-jährigen Miethaushalte ist                Kind erhält eine anspruchsberechtigte Familie
bei den aktuell geltenden Förderbedingungen                     über einen Zeitraum von zehn Jahren 12.000 Euro.
nicht förderberechtigt.
                                                                Durch das Baukindergeld steigt die Anzahl der
Es besteht daher Reformbedarf bei der Wohnungs­                 Regionen mit Familien, die mit ausreichend
bauprämie. Bereits durch eine Erhöhung der                      Eigenkapital ausgestattet sind, deutlich. Insbeson-
Einkommensgrenze und des Maximalbetrags der                     dere in Regionen mit einem niedrigen Preisniveau
Sparförderung um die Inflationsrate seit 1996,                  für Wohnimmobilien werden Haushalte in die
was einer Anhebung um 34 % entspricht, und                      Lage versetzt, selbst genutztes Wohneigentum zu
eine Rückkehr zum Fördersatz von 10 %, würden                   bilden; es stellt dort einen nicht zu unterschätzen-
erheblich mehr Haushalte die Wohnungsbau­                       den Haltefaktor dar, der die Schwarmstädte
prämie erhalten und ihre Eigenkapitalausstattung                entlastet. In Regionen mit einem hohen Preis­
verbessern. Zudem würden die zusätzlich Begüns-                 niveau leistet das Baukindergeld einen entspre-
tigten mehr sparen als die bisherigen Bausparer,                chend geringeren Beitrag zur Verbesserung der
da sie einkommensstärker sind. Die Zahl der                     Eigenkapitalquote.
zusätzlich Anspruchsberechtigten wird auf
4,6 Millionen geschätzt. Bei einem Anteil von
30 %, die eine Wohnungsbauprämie tatsächlich in
Anspruch nehmen, entspräche dies ca. 1,4 Millio-
nen Bausparern.

24   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Einkommensverteilung unter 40-jähriger Miethaushalte, aktuelle Einkommens­grenzen (Status quo) und
inflationsbereinigte Einkommensgrenzen (Reform)

16%

                          Status quo
14%
                  40%
                              Reform
12%
                       60%
10%
                                             Status quo
  8%
                                    55%                                        Anteil ledige Haushalte
                                                      Reform
  6%                                                                           Anteil verheiratete Haushalte
                                                70%
  4%

  2%

  0%                                                                       Euro
          6.000
         12.000
         18.000
         24.000
         30.000
         36.000
         42.000
         48.000
         54.000
         60.000
         66.000
         72.000
         78.000
         84.000
         90.000
         96.000
        102.000
        108.000
        114.000
        120.000

Quelle: empirica, Simulation auf Basis EVS

Fazit und Schlussfolgerungen                                   Die Wohnungsbauprämie ist treffsicher. Sie sollte
                                                               daher beibehalten und attraktiver ausgestaltet
Das Baukindergeld leistet einen Beitrag zur                    werden. Die entsprechenden Vorgaben des
Verbesserung der Eigenkapitalausstattung von                   Koalitionsvertrags sind insoweit zielführend.
Familienhaushalten. Andere wohnungspolitische                  Bereits der dort vorgesehene Inflationsausgleich
Maßnahmen würden zusätzlich dazu beitragen,                    und die Anhebung des Prämiensatzes auf das
dass mehr Haushalte Wohneigentum bilden                        Niveau von 1996 würden erheblich zur Steigerung
können. Hierzu gehören auch eine Ausweitung                    der Eigenkapitalausstattung von Miethaushalten
des Baulandangebotes oder z. B. eine Senkung                   beitragen.
der Grunderwerbsteuer, für die allerdings die
Mitwirkung der Länder erforderlich ist.

                                                                           Instrumente der Wohneigentumsförderung   25
Regionale Potenziale zur Wohneigentumsbildung ohne und mit Baukindergeld 2017

Quelle: empirica-Studie „Potential des Baukindergeldes“ im Auftrag der Bundesgeschäftsstelle der LBS

26     Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Impressionen des Werkstattgesprächs / © empirica

4.4       Diskussion im Plenum                      Wirkung des Baukindergelds wird begrüßt

Wohneigentumsbildung politisch gewollt              Teilnehmende der Eigentümerverbände und
                                                    der Wohnungswirtschaft begrüßten das Baukin-
In der anschließenden Diskussion wurde die          dergeld und hoben den positiven Effekt des
grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob eine höhere    Baukindergeldes in ländlichen Regionen hervor.
Wohneigentumsquote angestrebt werden sollte.        Sie vertraten die Auffassung, dass die wohnungs-
Der Parlamentarische Staatssekretär Marco           politischen Herausforderungen nicht allein in
Wanderwitz betonte, dass dies politischer Kon-      den großen Städten bewältigt werden könnten.
sens sei und dass die Wohneigentumsbildung          Die ländlichen Räume könnten ebenfalls einen
auch im Hinblick auf die private Altersvorsorge     Beitrag zur Entlastung der angespannten Woh-
von besonderer Bedeutung ist. Dr. Claus Michelsen   nungsmärkte leisten. Staatssekretär Wanderwitz
hob hervor, dass es bei der Wohneigentumsbildung    verwies in diesem Zusammenhang auf die
auch um soziale Verteilungsfragen gehe, denn        Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“
Wohneigentum ist ein zentraler Schlüssel zur        und führte aus, dass neben dem Baukindergeld
Vermögensbildung.                                   weitere Maßnahmen ergriffen werden müssten,
                                                    um auch in der Fläche ein attraktives Wohnen
Darüber hinaus wurde die Frage aufgeworfen,         und Leben zu ermöglichen. Staatssekretärin
welche Haushalte gefördert werden sollten.          Kristina Herbst betonte, dass dazu auch die
Da einkommensstarke Haushalte keine Förderung       Infrastruktur im ländlichen Raum qualifiziert
bräuchten, sollten Instrumente zum Einsatz          werden müsse.
kommen, die gezielt einkommensschwächere
Haushalte unterstützen. Staatssekretärin Kristina
Herbst als Vertreterin der Bauministerkonferenz
hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die
höheren anteiligen Belastungen der unteren
Einkommensgruppen zeigen, dass insbesondere
diese Gruppen bei der Wohneigentumsbildung
zu fördern seien.

                                                                Instrumente der Wohneigentumsförderung   27
5. Zusammenfassung und Ausblick

Das Werkstattgespräch hat die hohe Bedeutung
der Wohneigentumsbildung als Beitrag zur
Wohnraumoffensive unterstrichen. Es ist erklär-
ter politischer Wille, die Wohneigentumsbildung
weiter Teile der Bevölkerung zu unterstützen und
mit passgenauen Instrumenten zu fördern. Die
Wohneigentumsbildung trägt zu einer besseren
Verteilung von Vermögen und zur privaten
Alters­vorsorge bei.

Das Baukindergeld als eine zentrale Maßnahme
der Wohnraumoffensive verdeutlicht diesen
Stellenwert. Auch die Anpassung der Wohnungs-
bauprämie wurde als eine wichtige Maßnahme in
der gemeinsamen Wohnraumoffensive von Bund,
Ländern und Kommunen genannt. Nach Vorlie-
gen der abschließenden Ergebnisse der Evaluation
werden zügig Reformvorschläge erarbeitet.

28   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
Zusammenfassung und Ausblick   29
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)
Alt-Moabit 140 · 10557 Berlin

Projektkonzeption und Begleitung
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), Berlin
Susanne Junge
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn
Karin Lorenz-Hennig

Projektbearbeitung
empirica ag, Kurfürstendamm 234, 10719 Berlin
Julia Kemper, Markus Schmidt

Gestaltung und Satz
Indivisual Berlin | Mia Sedding, Anna Gabriel

Bildnachweis
empirica ag

Druck
Laserline GmbH Berlin

Berlin, Juli 2019
31
www.bmi.bund.de

32   Werkstattgespräch – Wohneigentumsförderung und Eigentumsbildung
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