Bäuerliches Unternehmertum - Landjugend Österreich
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Bäuerliches Unternehmertum Foto-Credits: CNH Industrial Österreich GmbH • WUGGL GmbH www.landjugend.at MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LÄNDERN UND EUROPÄISCHER UNION Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M I N H A LT Foto-Credit: Bernhard Rogen Bäuerliches Unternehmertum „Zusammen halten – 03 Wusstest du, dass ... Land gestalten“ Junge Landwirtschaft hat Zukunft 03 Vorwort von Bundesminister Andrä Rupprechter Aktuelle Herausforderungen für die Betriebsführung, wie die zunehmenden Preisschwankungen auf den freien Märkten, sinkendes Einkommen, zugleich aber 04–05 Unternehmertum in der Land- und Forstwirtschaft eine steigende Erwartungshaltung in der Gesellschaft erfordern von uns JunglandwirtInnen innovative Lö- sungen sowie Handlungsbereitschaft. Unternehme- 06–07 „Mit der richtigen Strategie wird Erfolg planbar” risches Denken und Handeln ist dabei unerlässlich, um auch in Zukunft am Markt bestehen und nach- haltig erfolgreich sein zu können. Jeder von uns 08–09 Zusammenarbeit hat viele Gesichter – sollte das Potential auf seinem Betrieb erkennen und Formen von Kooperation und ihr Nutzen nutzen. Effizienzsteigerung und Innovation sind dabei zwei Zahnräder, die den Antrieb stärken können! In Österreich werden mehr als 90 Prozent aller Bau- 10–11 Heute für Morgen – Innovation Landwirtschaft ernhöfe als Familienbetriebe geführt, hier lebt und arbeitet die ganze Familie zusammen. Das heißt, BetriebsführerIn bzw. BewirtschafterIn planen, or- 12–13 Start-Up: Landwirtschaft ganisieren, leiten und realisieren die Tätigkeiten in Haus, Hof, Feld, Wald und Stall gemeinsam mit deren Familienmitgliedern. So bilderbuchhaft diese 14–15 Neue und innovative Technologien in der Landwirtschaft Vorstellung auch sein mag, gestaltet sich eine inner- familiäre Betriebsnachfolge heutzutage aufgrund der vorherrschenden Rahmenbedingungen immer schwie- 16 Für die Zukunft gerüstet – Landwirtschaftliches Praktikum riger. Trotz aller Herausforderungen, denen sich die Bäuerinnen und Bauern tagtäglich stellen, ist Öster- reichs Land- und Forstwirtschaft ein Sektor mit Zu- kunft und Mehrwert für die Gesellschaft: Wir alle wissen, dass wir von den Leistungen der Landwirt- schaft abhängig sind und eine engagierte „Junge Landwirtschaft“ brauchen. IMPRESSUM: Diese Broschüre informiert über die vielen möglichen Herausgeber, Verleger: Landjugend Österreich; Aspekte des bäuerlichen Unternehmertums und soll Schauflergasse 6, 1015 Wien, Tel. 01/53441-8560, Fax DW 8569, E-Mail: oelj@landjugend.at, euch als Inspiration und Motivation dienen, gestärkt www.landjugend.at, ZVR-Zahl: 288233040 und voller Elan am eigenen Betrieb durchzustarten. Für den Inhalt verantwortlich: Landjugend Österreich Foto-Credits Titelseite: CNH Industrial Österreich GmbH, Wir JunglandwirtInnen haben die nötige Ausbildung, WUGGL GmbH Kompetenz und Vielfalt an Ideen – machen wir etwas Layout, Reinzeichnung und Gesamtproduktion: , www.mgf.at, 3100 St. Pölten aus unseren Chancen, denn die Zukunft liegt in un- seren Händen! Eure Bundesleitung powered by ISABELLE RIEDL & MARTIN STIEGLBAUER 2 | www.landjugend.at
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Wusstest du, dass ... Foto-Credit: Alexander Haiden … durch die Landwirtschaft 530.000 Arbeitsplätze geschaffen werden? Bäuerliches Unternehmertum … österreichische Milchbauern Milch für als Erfolgsgarant McDonald’s Eis liefern, das in allen Filialen in Das Motto der Landjugend Österreich ist „Zusammen Österreich und in weiteren 13 europäischen halten – Land gestalten“ und der landwirtschaftliche Ländern, u.a. in Italien, Griechenland, Malta Schwerpunkt lautet heuer „Bäuerliches Unterneh- oder in Slowenien genossen wird? mertum“. Mit vielen jungen, engagierten Landwir- tinnen und Landwirten ist der heimische Agrarsektor gut aufgestellt. Dank dem überdurchschnittlich hohen … Österreichs 166.000 Land- und Forstwirte Anteil an jungen Betriebsleiterinnen und Betriebs- 87% der Landesfläche bewirtschaften, pflegen leitern zählen wir sogar zu den „jüngsten“ Agrarna- tionen der Europäischen Union. Österreichs Land- und erhalten? Das sind 6,1 Mio. ha wirtschaft zeichnet sich auch durch ihre große Vielfalt Kulturfläche, davon 2,7 Mio. ha Acker- und aus. Unsere Bäuerinnen und Bauern begannen früh Grünland und 3,4 Mio. ha Wald. zu diversifizieren und einzigartige, qualitativ hoch- wertige Produkte zu kreieren. Bäuerliche Familien- betriebe bilden seit jeher das Rückgrat dieser vielsei- … von den 414.000 in der Land- und Forst- tigen Landwirtschaft. Immer wieder haben sie es wirtschaft tätigen Arbeitskräften in Österreich geschafft, die steigenden Ansprüche der Gesellschaft zu erfüllen. Heute sind die Anforderungen besonders rund 46% Frauen sind? Sie sind das Rückgrat hoch: Die instabile Lage auf dem Weltmarkt sowie des bäuerlichen Familienbetriebes und Dreh- die unberechenbaren Folgen des Klimawandels ma- und Angelpunkt zwischen Betrieb und Familie. chen Entscheidungen, Erneuerungen und Verände- rungen notwendig, die oft nicht einfach sind. Große Herausforderungen bringen aber auch neue Chancen. Umso wichtiger ist eine praxisnahe Unterstützung … Invekos (Integriertes Verwaltung- und für land- und forstwirtschaftliche Unternehmerinnen und Unternehmer. Dabei setzen wir einerseits auf Kontrollsystem) ein durch die EU schrittweise die Jungübernehmerförderung in der neuen GAP- eingeführtes System zur Durchsetzung einer Periode und andererseits auf informative Veranstal- einheitlichen Gemeinsamen Agrarpolitik tungen wie den Bäuerlichen Jungunternehmertag. Die vorliegende Broschüre konzentriert sich auf jene (GAP) in den EU-Mitgliedstaaten ist? Themen, die junge Landwirtinnen und Landwirte be- sonders beschäftigen: von neuen Technologien in der Landwirtschaft über Kooperationsformen oder Un- … bundesweit 526.689 ha (19,7%) der ternehmensberatung, bis zu erfolgreichen Start-ups landwirtschaftlich genutzten Fläche biologisch im landwirtschaftlichen Bereich. bewirtschaftet wird? In der Europäischen Ich wünsche der Landjugend viel Erfolg mit ihrem Union sind es rund 10 Mio. ha (5,8%) der Jahresschwerpunktthema 2016. landwirtschaftlich genutzten Fläche, die Euer ANDRÄ RUPPRECHTER Biobauern bestellen. Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Bezugsquellen: Landwirtschaftskammer Österreich (2015), Qualität ist unsere Kraft. Österreichs Land- und Forstwirtschaft – Daten und Fakten 2014/15 www.bmlfuw.gv.at (Invekos) www.landjugend.at | 3
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M UNTERNEHMERTUM in der Land- und Forstwirtschaft Autoren: Thomas Pichler / Florian Herzog, LKÖ, Abteilung Ländliche Entwicklung, Bildung und Beratung Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern handeln in einem stetig dynamischer werdenden Umfeld, das laufend Anpassungen der betrieblichen Ausrichtung erfordert. Nach einer ersten Vorschätzung der Statistik Austria (Landwirtschaft- liche Gesamtrechnung) ergibt sich im Jahr 2015 das 5. Jahr in Folge ein Einkom- mensrückgang von diesmal rund 2,6%. Um diesem Trend entgegenzuwirken soll ein Bewusstsein für das unternehmerische Denken in der Landwirtschaft geschaf- fen werden. Die Landwirtschaftskammern und das BMLFUW stehen den Land- wirtinnen und Landwirten mit vielfältigen Angeboten tatkräftig zur Seite. Foto-Credit: (Bild unten) Stinglmayr Die Gründe für die negative Einkom- mensentwicklung im Jahr 2015 sind vor allem die extrem niedrigen Milch- und Schweinepreise sowie die durch die Dürre verursachten Einbußen bei der Ernte im Pflanzenbau. Weiters brachte das neue Förderprogramm 4 | www.landjugend.at
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Ländliche Entwicklung 2014-2020 laut GAP 2020 Veränderungen, z.B. bei steuerlichen Rahmenbedingungen, Stichwort Einheitswert neu. Zusätzlich bringen Klimawandel und politische wie wirtschaftliche Krisen Planungs- unsicherheiten. Andererseits verändern sich auch die Verhältnisse in den bäu- erlichen Familien und deren Betrieben. Die heimische Landwirtschaft im EU- Vergleich ist klein bis mittelbäuerlich strukturiert, wenngleich sich der Trend zu größeren Betrieben bei gleichzeitiger Abnahme der Anzahl der Arbeitskräfte je Betrieb ungebrochen fortsetzt. Im In- vekos wurden 2015 in Summe 117.400 Betriebe erfasst. Wurde 2003 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamt- fläche von 39,0 ha bewirtschaftet, so waren es 2015 bereits 44,2 ha. Ähnlich die Entwicklung bei der landwirtschaft- mendem Maße das Vorhandensein un- bis 2020 dar, um die unternehmerische lich genutzten Fläche mit einer Steige- ternehmerischer Kompetenz voraus. Kompetenz und Innovationskapazität rung von 18,4 ha auf 18,8 ha. Zum Eine realistische Sicht der eigenen Si- von Bäuerinnen und Bauern zu stei- Vergleich beträgt die durchschnittliche tuation und Möglichkeiten, der wahr- gern. landwirtschaftlich genutzte Fläche in scheinlichen Entwicklungen, das Um- Durch Angebote für verschiedene Ziel- Frankreich 55 ha, in Deutschland 56 setzen von Strategien, die Planung und gruppen (Haupt- und Nebenerwerbsbe- ha, in der Slowakei knapp 80 ha und Steuerung mit Hilfe betriebswirtschaft- triebe) und für verschiedene Phasen der in Tschechien 154 ha. licher Planungsinstrumente und eines Unternehmensführung (Analyse der (Quelle: Grüner Bericht, eigene Berechnungen) adäquaten Geschäftsplan sollten Grund- Ausgangssituation bis zur Planung, voraussetzungen für ein wirtschaftlich Entscheidung, Umsetzung und Erfolgs- Angesichts dieser Voraussetzungen be- erfolgreiches „Unternehmen Landwirt- kontrolle von Veränderungsprojekten) darf es für eine künftige Wettbewerbs- schaftlicher Betrieb“ sein. werden die unternehmerischen Kompe- fähigkeit der österreichischen Landwir- Um die zunehmende Komplexität in tenzen der Bäuerinnen und Bauern ge- tinnen und Landwirte einer hohen der land- und forstwirtschaftlichen stärkt, um den Betriebserfolg zu sichern unternehmerischen Kompetenz, klarer Unternehmensführung besser zu ma- und die Lebensqualität der bäuerlichen Unternehmensziele, marktfähiger Pro- nagen, leisten Bildung und Beratung Familien zu verbessern. dukte und Dienstleistungen, sowie einer einen wesentlichen Beitrag. Um Un- kontinuierlichen Betriebsentwicklung. ternehmertum als Grundprinzip in der Die Kampagne umfasst bewährte Bil- Entscheidend ist dabei, Änderungsschritte österreichischen Land- und Forstwirt- dungs- und Beratungsprodukte, wie Be- rechtzeitig einzuleiten. Erfolgreiches un- schaft nachhaltig zu verankern, bieten triebsplanung und Betriebskonzept, die ternehmerisches Handeln setzt in zuneh- die österreichischen Landwirtschafts- MeisterInnenausbildung, Bildungs- und kammern und Ländlichen Fortbil- Orientierungsberatung, der Waldwirt- dungsinstitute ein umfassendes Bera- schaftsplan und die Arbeitskreisberatung, tungs- und Bildungsangebot im sowie neue Angebote wie die Bildungs- Bereich der Unternehmensführung an. und Beratungslandkarte (www.lfi.at/blk) Die im Auftrag des BMLFUW ent- zur Erkundung des gesamten LFI-Bil- wickelte Initiative „Mein Betrieb – dungs- und LK-Beratungsangebotes und Meine Zukunft“ stellt ein Schlüssel- die erneuerte Internet-Anwendung Self- projekt im landwirtschaftlichen Bil- Check (www.selfcheck.at) zur Abfrage der dungs- und Informationsprogramm eigenen unternehmerischen Kompetenz. www.landjugend.at | 5
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M „Mit der richtigen Strategie Autor: Benno Steiner, Unternehmensberater Fast jeder will „Erfolg“ haben. Doch wie definieren Sie Erfolg und wie merken Sie, dass Sie erfolgreich sind? Messen Sie den Erfolg an der Größe des Traktors, am Bankkonto, oder spielen auch andere Dinge eine Rolle, wie zum Beispiel die Freude an der Arbeit, das Glück in der Familie und die eigene Gesundheit? Die Definition von Erfolg ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Das „Erfolgreich-Gefühl“ haben wir dann, wenn wir eine Herausforderung gemeistert haben. Wenn wir etwas „geschafft“ haben. Erfolg ist damit eigentlich ein Prozess. Was sind Ihre Ziele für den Betrieb, für Ihre Familie, für Sie persönlich? Welchen Erfolg wollen Sie? Eine schwierige Frage. Wichtig ist schon mal sich zu vergegenwärtigen, dass es der. Es lohnt sich daher, die Ziele zu überprüfen. Ist es eine Vielzahl von Faktoren gibt, die unseren Erfolg beein- dieser Erfolg Wert, dass meine Kinder, meine Frau und oft flussen, die wir aber nicht ändern können. auch meine Gesundheit darunter leiden? Wir sollten uns daher auf Dinge beschränken, die wir steu- ern können und das sind die Produktionsfaktoren: Kapital • Fläche Heute sind Finanzierungen unter einem Prozent Zins mög- • Arbeit lich. Geld kostet nichts mehr. Viele vergessen aber, dass • Kapital Darlehen auch getilgt werden müssen. Bei den ohnehin zu • Management langen Kapitalrückgewinnungszeiten mit denen wir in der Landwirtschaft rechnen, sind die Kredite unter Umständen Fläche noch nicht getilgt, bis die Zinsbindung ausläuft. Was dann? Fläche beeinflusst maßgeblich unseren betrieblichen Erfolg. Ist mein Ziel dann noch richtig? Viele geben für eine ver- Je mehr, desto besser – meinen viele und haben damit meintliche Rentabilität zuerst die Liquidität eines Betriebes nicht ganz Unrecht. Der größere Betrieb frisst den kleineren. und dann die Sicherheit des Unternehmens auf. Ein sehr Stimmt, aber es frisst auch der Schnellere den Langsamen. hoher Einsatz für das bisschen möglichen Erfolg. Das heißt, Sie können die Produktionsfaktoren unterein- ander austauschen. Wenn Sie zum Beispiel weniger Fläche Das Vermögensdreieck haben, können Sie das durch ein besseres Ma- nagement ausgleichen. Arbeit Bei neuen Zielen stellt sich oft die Frage, wer die Arbeit machen soll. Häufig wird dann der Opa oder die Oma eingeplant. Wenn das nicht reicht, Rentabilität der Maschinenring und dann stimmt die Arbeits- verteilung – auf dem Papier. In der Praxis fällt die "ältere Generation" schneller aus als man denkt, weil die „jungen Alten“ noch was vom Leben ha- ben wollen und mehr unterwegs sind als die frü- heren Generationen. In Spitzenzeiten können auch Vermögen beim Maschinenring Fachkräfte knapp werden. Die Arbeitsbelastung geht auch zu Lasten der Kin- Sicherheit Liquidität 6 | www.landjugend.at
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M wird Erfolg planbar“ Webtip p: www.ste iners- agrarex perten.d e Management Was können Sie sonst noch tun, Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich meistens durch die um Erfolg zu haben, um Ihre Ziele folgenden Managementeigenschaften aus: zu erreichen? • Sie geben nicht auf bei etwas, das sie sich in den Kopf Es gibt verschiedene betriebliche Strategien: gesetzt haben und lassen sich nicht von Fehlern oder • Wachsen und investieren Rückschlägen entmutigen. • Besser werden und Effizienz steigern • Sie fokussieren sich auf das, was sie tun und konzentrie- • Diversifizieren und mehrere Standbeine aufbauen ren sich auf den Moment, auf das was, sie gerade machen. • Gemeinsam Stärke aufbauen oder • Sie bemühen sich um eine positive Stimmung und bleiben • Aufhören und das Ganze stoppen auch bei einem Rückschlag trotzdem neugierig und po- sitiv ausgerichtet. • Sie sind bereit einen Preis zu zahlen. Sie müssen mehr ar- beiten, ein höheres Risiko eingehen, besser oder/und anders Was zu Ihnen, Ihrem Unternehmen und Ihrer Familie passt, sein als der Wettbewerber. Nur wenn sie bereit sind, sich ist so vielfältig und so individuell, dass es kein Patentrezept das selbst abzuverlangen werden sie erfolgreich sein. gibt. Nur eins ist sicher, wer nur der Herde folgt, sieht nur • Sie prüfen, welchen Sinn es hat, das zu tun was sie tun die Hintern der vorhergehenden. Wenn Sie etwas ändern und wie sie es tun und werden damit in dem was sie tun wollen, ändern Sie ihr Denken und Handeln und Sie werden immer besser. andere Resultate bekommen. Also packen Sie es an, tun • Sie übernehmen 100 Prozent Verantwortung für das, was Sie was, während Sie auf den Erfolg warten. sie erleben und machen niemanden für Rückschläge und Probleme verantwortlich. Meckern hilft nicht und wenn sie mal gefallen sind: Aufstehen, Krone zurechtrücken Zur Person: Foto-Credit: catgrig/Fotolia und weitermachen. Benno Steiner ist Geschäftsführer der „Agrarexperten" aus • Sie sind dankbar für das, was sie haben und vergleichen Flintsbach in Bayern. Seit 30 Jahren berät er land- und sich nicht. Es gibt immer jemanden der mehr Geld hat, forstwirtschaftliche Unternehmen und Betriebe in vor- und der „mehr Erfolg“ hat. Diesen Wettlauf können sie niemals nachgelagerten Bereichen. gewinnen. www.landjugend.at | 7
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Zusammenarbeit hat viele Gesichter Formen von Kooperationen und ihr Nutzen Autor: DI Gerald Biedermann, LK Niederösterreich, Berater für Betriebswirtschaft Was verstehen Sie unter einer „Kooperation“? Viele denken sofort an die Vollfusion von Betrieben, doch Zusammenarbeit im landwirtschaftlichen Bereich hat auch andere Formen. verändert nach Dr. Eva-Maria Schmidtlein Gemeinschaftsarbeiten Gemeinsame Bewirtschaftung • Nachbarschaftshilfe • Bewirtschaftungsverträge im Ackerbau • Regelmäßige Auftragsvergabe bzw. Auftragsannahme • … von Betriebszweigen bei landwirtschaftlichen Arbeiten • … eines landwirtschaftlichen Betriebes • Regelmäßige Auftragsvergabe bzw. -annahme für (Betriebsgemeinschaft) landwirtschaftliche Produktionsverfahren • … eines Verarbeitungs-/Vermarktungsbetriebes (Kalbinnenaufzucht, Ackerbau) (z.B. Direktvermarktung) Gemeinsame Nutzung von Gemeinsame Nutzung von Produktionsfaktoren Bezugs- und Absatzsystemen • Maschinen • Mitgliedschaft in Einkaufsgemeinschaften • Dienstleistungen • Mitgliedschaft in Erzeugergemeinschaften • Anlagen für die Produktaufbereitung, Trocknung, … • Vertragsproduktion • Maschinen- und Lagerhallen Gemeinschaftsarbeiten Gemeinsame Nutzung von Nachbarschaftshilfe und Aushilfe in besonderen betrieb- Produktionsfaktoren lichen Situationen ist wohl die häufigste Form von Zu- Klassische Maschinengemeinschaften haben das Ziel, die sammenarbeit. Sie ist unkompliziert und spart Lohnko- Produktionskosten zu senken. Hier kommt die sogenannte sten. Ebenso dienen die Auftragsvergabe und die „Fixkostendegression“ zum Tragen. Das Einsparungspoten- Auftragsannahme bei land- und forstwirtschaftlichen Ar- tial nimmt mit der Tiefe der Kooperation zu, allerdings beiten der Kostensenkung. steigt auch der Organisations- und Regelungsbedarf an. Eine Traktorgemeinschaft hat größeres Einsparungspotential Die arbeitsteilige Viehhaltung soll den Produktionsumfang als beispielsweise die gemeinsame Nutzung eines Holzspal- bei begrenzten Flächen- und Arbeitskapazitäten erhöhen. ters. Gerade im Bereich der Bodenbearbeitung gibt es viele Ein konkretes Beispiel dazu ist die Auslagerung der Kal- gut laufende Traktor- und Maschinengemeinschaften. Im binnenaufzucht in der Milchproduktion an einen Part- Vergleich mit schlecht ausgelasteten Traktoren in Eigen- nerbetrieb. Sie ermöglicht eine größere Spezialisierung mechanisierung lassen sich mit einem Gemeinschaftstraktor am Einzelbetrieb, der milcherzeugende Betrieb kann aus bis zu 50% der Maschinenkosten einsparen. Ein großer der Futter- und der Arbeitszeiteinsparung die Milchpro- Vorteil dieser Form der Zusammenarbeit ist, dass der Zeit- duktion um ca. 30% steigern. bedarf je produzierter Einheit abnimmt, also Arbeitszeit frei wird und anderwärtig genutzt werden kann. 8 | www.landjugend.at
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Gemeinsame Bewirtschaftung kann. So sind beispielsweise Molkereigenossenschaften eine Die gemeinsame Bewirtschaftung ist eine relativ enge Form Zusammenarbeit vieler Milchbauern. der Zusammenarbeit. Neben einzelnen Produktionszweigen Fast jeder landwirtschaftliche Betrieb kooperiert in irgend- wie z.B. Ackerbau oder Schweinemast, können auch ganze einer Form mit anderen Betrieben. Dies ist auch gut so, Betriebe gemeinsam bewirtschaftet werden. Bei der Vollfu- denn zusammen geht nicht nur vieles einfacher, sondern sion verschmelzen eigenständige Betriebe zu einem größe- ist auch vieles wirtschaftlicher. Aktive BetriebsführerInnen, ren Gesamtbetrieb. Neben wirtschaftlichen Aspekten sind die auf Optimierung von Einkommen und Arbeitswirtschaft häufig Erwartungen an Verbesserungen bei der arbeitswirt- achten, prüfen daher laufend, wie und mit wem sie koope- schaftlichen Situation Gründe für diese Form der Koopera- rieren können. tion. Ein großer Vorteil von Kooperationen in der Milch- produktion ist etwa die Möglichkeit freier Wochenenden ! und die Vertretung im Krankheitsfall. In diesem Zusam- menhang ist aber auch zu erwähnen, dass viele Koopera- Erfolgsfaktoren tionen in dieser Form nicht den erwarteten Nutzen gebracht für Zusammenarbeit haben und die ehemaligen Kooperationspartner heute wie- • Es darf keine Verlierer geben der eigene Wege gehen. • Kooperationspartner müssen „zusammenpassen“ – ähnliche Vorstellungen Gemeinsame Nutzung von • Rechtliche Absicherung mittels Gemeinschaftsvertrag ist Bezugs- und Absatzsystemen wichtig Beispiele für die gemeinsame Nutzung von Bezugssystemen • Nutzen der Kooperation muss für alle Partner jederzeit sind Einkaufsgemeinschaften. Durch die Abnahme einer ersichtlich sein größeren Stückzahl erreicht der einzelne einen besseren • Verantwortungsbereiche klar regeln Preis. Aber auch Erzeugergemeinschaften sind Kooperatio- • Blauäugige Herangehensweise führt mittelfristig zum nen, wobei durch gemeinsamen Marktauftritt und gemein- Scheitern – Freundschaften zerbrechen sames Marketing die Wertschöpfung gesteigert werden • Geregelter Ausstieg muss möglich sein Foto-Credit: LK NÖ/Weinfranz www.landjugend.at | 9
HEUTE FÜR MORGEN – In B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Autor: Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Michael Kirchmair, BSc, Innovationsmanager, Landwirtschaftskammer Tirol Gleich vorweg, eines haben alle Innovationen gemeinsam – der Glaube an die Idee und der konsequente Wille, diese Idee umzusetzen sind wichtige und grundlegende Erfolgsfaktoren. Innovation als Schlagwort ist heutzutage in unserem Wortgebrauch kaum mehr wegzudenken. Doch nur darüber zu reden, ist zu wenig. Innovation muss gelebt werden. Wie schon im Einleitungssatz kurz angedeutet, steckt hinter Warum brauchen wir Innovation in dem Wort „Innovation“ viel mehr als nur das Verwenden der Land- und Forstwirtschaft? im Sprachgebrauch. Innovation bedeutet Leidenschaft, Mo- Innovation wird gebraucht … tivation, Freude, Strategie, Generationendenken und vieles ... um die nachhaltige Sicherung der bäuerlichen Familien- mehr. Aber es bedeutet auch Risiko, Frust oder Angst. betriebe zu gewährleisten. ... um sich an die rasant technische und vor allem gesell- Doch mit der richtigen Portion Mut, den richtigen Partnern schaftliche verändernde Zeit anzupassen. und sorgfältiger Planung kann durch die Umsetzung kreativer ... um Alt bewährtes mit Neuem zu verbinden. Ideen ein Mehrwert geschaffen werden, der es den Bäuerinnen ... und vieles mehr … und Bauern erlaubt sehr positiv in die Zukunft zu schauen. Wie wird nun Innovation definiert? Innovation wird oft als eine neue Idee beschrieben, die sich in der Praxis als (wirtschaftlich) erfolgreich erweist. Echte Innovationen müssen sich auch am Markt durchsetzen und sowohl einen Mehrwert für den bäuerlichen Betrieb, aber auch für den Konsumenten generieren. Es muss aber zwangsläufig nicht immer der Gewinn gesteigert werden, es kann auch eine Steigerung der Lebensqualität durch Innovation stattfinden. Neben der klas- sischen Produktinnovation gibt es auch noch Innovationen im Bereich der Prozesse, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle und Betriebskooperationen. „Wenn man nicht hier und da auf die Nase fällt, ist das ein Zeichen, dass man Foto-Credit: Sunny studio/Fotolia nichts wirklich Innovatives tut.“ (Woody Allen) 10 | www.landjugend.at
“ novation Landwirtschaft B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Wie kam es zur Stabstelle der Innovation in der Landwirtschafts- „Der beste Weg, kammer Tirol? Unter dem Leitmotiv – Tirol braucht eine Landwirtschaft, die Zukunft voraus- die nachhaltig und kreislauforientiert materielle und im- materielle Bedürfnisse der Tiroler Gesellschaft qualitativ zusagen, ist, sie selbst hochwertig und effizient erfüllt – startete im Jahr 2012 ein Diskussionsprozess zu den „Zukunftsstrategien der Tiroler zu gestalten.“ Landwirtschaft 2020“. Eines von drei konkreten Aktions- (Willy Brandt) feldern war und ist die Innovation. Die Maßnahme dazu war die Schaffung einer neuen Stelle in diesem Bereich. Diese wurde im Februar 2014 als Stabstelle der Kammerdi- rektion in der Landwirtschaftskammer Tirol eingerichtet. Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung und zur Erhöhung Wie ist das Innovationsmanagement der Innovationskraft im Land. In der Beratung begleiten definiert und welche Bereiche wir die Bäuerinnen und Bauern bei der Umsetzung ihrer umfasst es? Idee. Dabei fungiert der Innovationsmanager als Schnitt- Das Innovationsmanagement umfasst neben der Innovati- stelle zwischen dem Innovator und den handelnden Perso- onsberatung auch noch die Bereiche der Innovationspro- nen. Der „Tiroler Gemeinschaftsgarten“ ist ein konkretes jektabwicklung (die Ideen kommen hier aus den unter- Projekt, welches aus der Beratung entstanden ist. Weitere schiedlichsten Bereichen) und Themen wie Bildung und Infos zu diesem Projekt gibt’s auf Seite 13. Fünf Tipps für das Gelingen einer Innovation 1 Mit offenen Augen durchs Leben gehen – man muss nicht immer alles neu erfinden! 2 Von bestehenden Innovatoren & umgesetzten Ideen lernen! 3 Innovation durch Kooperation – Foto-Credits: LK Tirol, Archiv; LK Tirol, Michael Kirchmair Gemeinsam kann oft viel mehr Rondellhühnerstall und Verkauf von Eiern direkt im Wohn- erreicht werden! gebiet. 4 Gespräche suchen mit Konsumentin- nen und Konsumenten und einfach nur mal zuhören um herauszufinden was der Markt braucht! 5 Und zum Schluss: nie die Freude verlieren an dem was man tut! www.landjugend.at | 11
Start-up: Lan B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Interview: Claudia Lampersberger, BEd, Landjugend Österreich Der Begriff Start-up ist in aller Munde. Wir haben uns nach einer Definition umgeschaut und zwei erfolgreichen Start-up Gründern sechs Fragen rund um ihre Erfahrungen mit ihrem Unternehmen gestellt. wuggl Name des Start-up Unternehmes technische Lösung gesprochen. Letzt- kaum machbar. Ein oder zwei Jahre in WUGGL = endlich haben wir uns entschlossen die die Zukunft blicken zu können, wäre Schweine wiegen leicht gemacht Idee konkret weiter zu verfolgen. schon toll. Zunächst möchten wir in die- sem Jahr mit unserem Messgerät Name der Unternehmer Was waren die größten „WUGGL One” auf den Markt kommen Marcus Schweinzger, Alois Temmel Herausforderungen, die Ihr auf eurem und freuen uns schon, wenn die ersten Gründungsweg überwinden musstet? LandwirtInnen es benützen können. Wir Zunächst mussten wir einmal herausfin- präsentieren es den österreichischen den wie wir unsere Idee technisch reali- LandwirtInnen, wobei wir von Beginn sieren konnten und ob es überhaupt an eine Internationalisierung unseres möglich ist. Wichtig ist, dass man als Produkts vorgesehen haben. Start-up GründerIn immer wieder Lö- sungen findet und den Weg weitergeht. Wenn ihr GründerInnen einen Tipp Für ein Startup ist natürlich auch die geben könntet, welcher wäre das? Frage der Finanzierung entscheidend, Ein Start-up zu gründen und zu führen Was genau macht euer Start-up und denn ohne Förderung oder Geld von In- ist nicht ganz einfach, da es auf vielen was ist das Besondere an der vestoren, kann man ein unternehmeri- Ebenen hoch dynamisch abläuft. Auf Geschäftsidee? sches Vorhaben letztendlich nur schwer Erfolge oder Lösungen von Problemen, Mit dem Messgerät „WUGGL One” er- realisieren. können unmittelbar neue und noch grö- mitteln LandwirtInnen das Gewicht von ßere Herausforderungen folgen, die es Schweinen einfach und schnell, egal wo. Was macht für euch Erfolg aus? zu lösen gilt. Dementsprechend braucht Eine Tierwaage wird nicht mehr benö- Das Team aus unterschiedlichen Exper- man als GründerIn und Team auch tigt. Man macht ein Bild vom Körper tInnen und Charakteren. Wir sind bereit Durchhaltevermögen und die Bereit- des Tieres und sofort wird das Gewicht zusammen Wege zu gehen und auch schaft auch mühsame Wege zu gehen. am Display des Messgeräts angezeigt. diese immer wieder zu ändern. Diese neue Form des Wiegens ist eine Arbeitserleichterung für LandwirtInnen Und wo geht es hin – und eine Stressreduktion für die Tiere. Wo seht ihr euch in 5 Jahren? fos: Eine realistische Einschätzung von un- Mehr In Wie seid ihr auf serem Start-up in 5 Jahren zu treffen ist m uggl.co diese Geschäftsidee gekommen? www.w Die Idee zur „digitalen Waage in der Hosentasche“ kam bei einem Familien- essen. Mein Kollege Alois Temmel wusste, dass ich schon länger vor hatte ein Start-up zu gründen und nach der passenden Idee suchte. Als Schweine- Foto-Credits: Nick Albert tierarzt erklärte er mir, dass es interes- sant wäre, wenn man das Gewicht von Schweinen mit einem Foto bestimmen könnte. Dann haben wir über mögliche Nutzen für LandwirtInnen durch diese 12 | www.landjugend.at
dwirtschaft B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Die Wissenschaft und die Praxis kennen viele unterschiedliche Definitionen für den Begriff Start-up. Diese vielen Begriffsbestimmungen haben jedoch einige Gemeinsamkeiten: Start- up kommt aus dem Englischen und bezeichnet eine Firma, welche sich in der ersten Phase des Lebenszyklus eines Unternehmens befindet. Ein Start-up ist durch eine innovative Geschäftsidee gekennzeichnet und wird mit dem Ziel gegründet, schnell zu wachsen und einen hohen Wert zu erreichen. Tiroler Landschaftsgarten Name des Start-up Unternehmes: Tiroler Gemeinschaftsgarten Name des Unternehmers: Berthold Schwan Was genau macht das Start-Up Unternehmen und was ist das Besondere an der Geschäftsidee? Es wird ein Acker in der Größe von einem halben Hektar angemietet. Dieser Acker wird von einem Biobauer vorbereitet und Mehr In mit ca. 25 verschiedenen Biogemüsesor- www.ge fo s: ten bepflanzt und besät. Anschließend meinsch aftsgarte wird dieser Acker in einzelne Parzellen n.tirol aufgeteilt und verpachtet. Die Pachtko- sten für eine Parzelle in der Größe von 50 m2 betragen 150,- Euro pro Saison. Wie bist du auf diese Geschäftsidee gekommen? Die Pächter übernehmen im Mai „ihren“ Zufällig durch Recherchen im Internet, Und wo geht es hin – fertig bestellten Parzellengarten (50 m2) ähnliche Projekte gibt es bereits in an- Wo siehst du dich in 5 Jahren? mit 25 verschiedenen Gemüsearten und deren Ländern. Das Tiroler Gemeinschaftsgartenprojekt jäten, pflegen, gießen und ernten das Ge- Was waren die größten startete 2015 mit einem Pilotfeld in Neu- müse. Die Pächter haben zusätzlich zur Herausforderungen, die du auf dem Rum und wird in den kommenden Jahren fertig bestellten Parzelle die Möglichkeit, Gründungsweg überwinden musstest? stetig ausgebaut werden. D.h. es kommen selber eigenes Gemüse anzubauen. Nach Der Start. Die ersten Schritte von der Idee weitere Gemeinschaftsgärten in verschie- der Ernte im Herbst geht die Fläche wie- bis zur Umsetzung. Im Laufe der Zeit be- denen Gemeinden dazu. Ziel könnte es der zurück und die Pacht ist zu Ende. merkte ich, dass ich nicht alles so um- sein, dass es in 5 Jahren über 20 Tiroler setzen konnte, wie ich anfangs dachte. Gemeinschaftsgärten in Tirol gibt. Zusätzlich wird gärtnerisches Know-how Es waren dann immer Anpassungen not- durch den Bauern angeboten, sodass die wendig. Es ist immer noch ein Prozess, Wenn du GründerInnen einen Tipp Foto-Credits: Berthold Schwan neuen Gemüsegärtner professionell durch der sich ständig verändert! geben könntest, welcher wäre das? die Saison begleitet werden. Einfach anfangen und sich nicht von Dieses Projekt lebt von der Kooperation Was macht für dich Erfolg aus? Kleinigkeiten abhalten lassen. Wenn man des Organisators/Vermarkters und dem Wenn ich sehe, dass die beteiligten Per- sich alles ganz genau durchdenkt und jeweiligen beteiligten Bauern. Jeder sonen eine richtige Freude mit meinem alle Risiken miteinplanen möchte, fängt macht das, was er am besten kann. Projekt haben. man wahrscheinlich gar nicht erst an. www.landjugend.at | 13
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M Neue und innovative Technologien in der Landwirtschaft Parallelfahrsysteme erleichtern die Arbeit Autoren: Heinrich Prankl und Manfred Nadlinger, HBLFA Francisco Josephinum, BLT Wieselburg Die Landwirtschaft erbringt enorme Leistungen, sowohl für die Gesellschaft, als auch für die Umwelt. Obwohl die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten 40 Jahren auf die Hälfte geschrumpft ist, steigt der Produktionswert ständig an. Warum? Durch neue innovative Technologien! Betrachtet man statistische Kennzahlen schaft im letzten Jahrzehnt deutlich an- Jahren vor allem Elektronik und Auto- ̈ sterreich GmbH der Landwirtschaft, so erkennt man ei- gestiegen ist. Wurden im Jahr 2000 matisierungstechnik Einzug gehalten. nen besorgniserregenden Trend. Wäh- noch Waren im Wert von 5,5 Mrd. € Moderne Traktoren sind ab einer be- rend im Jahr 1970 noch über 360.000 hergestellt, so waren es 2013 bereits 7,0 stimmten Leistung mit einem Bedienter- Foto-Credit: CNH Industrial O Betriebe die österreichischen Ackerflä- Mrd. € (Quelle: Grüner Bericht 2015). minal mit Farbdisplay und Touchscreen chen, Wiesen und Almen bewirtschaf- Dies ist nur durch innovative und ausgestattet, womit alle Traktorfunktio- teten, so waren es im Jahr 2013 nur schlagkräftige Technik möglich. nen eingestellt und abgerufen werden mehr knapp 166.000. Deshalb ist es können. Verfügt der Traktor auch über umso beachtenswerter, dass der Pro- Waren früher Landmaschinen noch eher einen ISOBUS, kann auch das Anbau- duktionswert der Land- und Forstwirt- einfache Geräte, so hat in den letzten gerät bedient, Daten aufgezeichnet oder 14 | www.landjugend.at
B Ä U E R L I C H E S U N T E R N E H M E R T U M sogar ein Kamerasignal angezeigt wer- den. Mit Spurführungs- oder Parallel- fahrsystem können Präzision und Kom- fort deutlich erhöht werden. Mit einem RTK-Korrektursignal kann der Traktor bis auf 2 cm genau lenken und sogar Wendemanöver automatisch durchfüh- ren. Damit sind auch moderne Anbau- verfahren wie z.B. Strip-Till (Streifen- frässaat) präzise möglich. Automatische Dokumentation der Feldarbeit Ein GPS-Signal ist aber auch für die mittels Smartphone © Farmdok sogenannte Präzisionslandwirtschaft (precision farming) zur ortsspezifischen Steuerung von Gerätefunktionen not- Das Datenmanagement ist derzeit ein beim Melkvorgang die Keimzahl, Tem- wendig. So kann die Düngerausbring- vieldiskutiertes Thema. Durch die Auf- peratur und Milchmenge. Die Technik menge in Abhängigkeit vom Stickstoff- zeichnungspflicht (z.B. N aus dem sorgt für Arbeitserleichterung und Qua- bedarf (über einen N-Sensor oder eine Aktionsprogramm Nitrat oder Pflanzen- litätsverbesserung. Düngekarte) variiert werden. Bei un- schutzmittel), aber auch aus betriebs- gleichförmigen oder konischen Feldfor- wirtschaftlicher Sicht besteht Interesse Die neuen Technologien, vor allem die men kann die Sämaschine oder Pflan- an der automatischen Dokumentation. Verwendung intelligenter, vernetzter zenschutzspritze in der Breite Dazu stehen viele Softwareprogramme oder digitaler Technik wird auch unter reihenweise ab- oder zugeschaltet wer- zur Verfügung. Die Traktorhersteller bie- dem Begriff „smart farming“ zusam- den („section control“), um Überlap- ten über Portale einen Zugang zu den mengefasst. Das ist aber nicht Selbst- pungen zu vermeiden. Moderne Ernte- Daten, die über ISOBUS/Task-Controller zweck, sondern muss Qualität und maschinen (Mähdrescher, Feldhäcksler) vom Traktor automatisch aufgezeichnet Schlagkraft erhöhen und auch leistbar mit integrierten Telemetriesystemen werden. Ackerschlagkarteien oder Apps sein. Neue und innovative Technologien können mittlerweile über das Internet gibt es dazu in jeder Ausführung von sollen auch zukünftig die landwirt- mit einer Servicezentrale kommunizie- verschiedenen Herstellern. schaftliche Produktion, unter bester ren und dabei Maschinenfunktionen Schonung der Umwelt und in höchster oder die momentane Position und Flä- Auch in der Tierhaltung hat die Elek- Qualität sicherstellen. chenleistung übermitteln. Eine kom- tronik längst Einzug gehalten, beispiels- plexe Sensortechnik erfasst die Ernte- weise bei Tieridentifikation mittels menge oder z.B. mittels NIR-Sensor, die Transponder, automatischer Fütterung Eine gute Übersicht liefert die Qualität des Erntegutes. oder Melkroboter. Sensoren erfassen Ackerschlagkartei © Farmdok www.landjugend.at | 15
B Ä U E R L I C H E S Für die Zukunft gerüstet Mit diesen Impressionen sind Prakti- kantInnen der letzten Jahre vom Prak- tikum aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern und Übersee- Ländern zurückgekehrt. Eine Auslands- „ U N T E R N E H M E R T U M Autorin: Mag.a Barbara Sterkl, Landjugend Österreich, Projektleitung Internationales „Locker bleiben und offen sein.“ „Genügend Arbeitskleidung mitnehmen.” „Keine Angst vor dem Nachfragen haben.“ „Keine Gelegenheit verpassen neue Kontakte zu knüpfen.“ „Teilweise harte Arbeit, aber unvergessliche Zeit bei lieben Menschen.“ „Ich werde versuchen die schonende Tierhaltung am eigenen Betrieb umzusetzen.“ mark vernetzt. Für ein Praktikum in Europa ist es auch möglich sich für die Erasmus+ Förderung zu bewerben. Im Jahr 2015 erhielten 250 Europa- Praktikanten eine Erasmus+ Förderung. 18.000 km entfernt. Wem das zu weit weg ist, dem stehen die Türen zum rund 6.000 km entfernten Kanada offen. Statement einer Praktikantin in Neuseeland: „Hier in Neuseeland erwartete mich der Sommer, 12 Stunden Zeitunterschied, Linksverkehr uvm. Nach ca. einem Mo- nat Aufenthalt kaufte ich mir ein Auto, um etwas mobiler und flexibler zu sein. Die Menschen hier sind sehr entspannt und hilfsbereit, das macht das Leben erfahrung ist einerseits bei Bewerbun- Das beliebteste europäische Land für hier noch viel angenehmer.“ gen ein Plus-Punkt im Lebenslauf und ein Praktikum war Irland (121 Prakti- kann andererseits eine richtungswei- kanten), danach folgt Norwegen mit 45 Kontakt zum Thema: sende Erfahrung für zukünftige Hof- Praktikanten. 38 junge Erwachsene ha- Mag.a Barbara Sterkl übernehmerInnen sein. ben sich für ein Übersee-Land entschie- Tel.: 050 259 26305 Ein Praktikum in einem anderen Land den. Das beliebteste Übersee-Land im barbara.sterkl@lk-noe.at gibt dir die Möglichkeit, deinen per- Jahr 2015 war Neuseeland und ist rund www.landjugend.at/praktikum sönlichen Horizont zu erweitern und macht dir auch Lust auf zukünftige Reisen. Du lernst das Land nicht als typischer Tourist kennen, sondern lebst im Arbeits- und Freizeitalltag einer Gastfamilie mit. Sofern dein Praktikum in einem englischsprachigen Land war, wirst du mit einem viel besseren Eng- lischlevel zurückkehren. 4 Übersee-Länder und 7 europäische Länder Die Landjugend Österreich arbeitet in Ka- nada, USA, Neuseeland und Australien mit Partnerorganisationen zusammen Foto-Credits: LJ NÖ und vermittelt so landwirtschaftliche Be- triebe. In Europa ist die Landjugend mit Deutschland, Schweiz, Niederlande, Ir- land, Norwegen, Frankreich und Däne- 16 | www.landjugend.at
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